Wie betrachtet der Qur´an das Volk der Schrift? Was meint er mit dem Vers „Nehmet nicht die Juden und die Christen zu Freunden?

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Wie betrachtet der Qur´an das Volk der Schrift? Was meint er mit dem Vers „Nehmet nicht die Juden und die Christen zu Freunden?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie in allen Fällen möchten wir auch diesen Vers im Ganzen betrachten und nicht nur einzelne Passagen. In der Sure Ma´edah Vers 52 heißt es wie folgt:

„O die ihr glaubt! Nehmet nicht die Juden und die Christen zu Freunden. Sie sind Freunde gegeneinander*. Und wer von euch sie zu Freunden nimmt, der gehört fürwahr zu ihnen. Wahrlich, Allah weist nicht dem Volk der Ungerechten den Weg.“ (*Vgl. Verse 58, 59 und 60)

„O die ihr glaubt, nehmt euch nicht die zu Freunden – unter jenen, denen vor euch die Schrift gegeben ward, und den Ungläubigen -, die mit eurem Glauben Spott und Scherz treiben. Und fürchtet Allah, wenn ihr Gläubige seid; (Sure Ma´edah, Vers 58)

„Die es als Spott und Scherz nehmen, wenn ihr zum Gebet ruft. Dies, weil sie Leute sind, die nicht begreifen.“ (Sure Ma´edah, Vers 59)

„Sprich: „O Volk der Schrift, ihr tadelt uns nur deswegen, weil wir glauben an Allah und an das, was zu uns herabgesandt ward und was schon vorher herabgesandt wurde, oder weil die meisten von euch Empörer sind.“ (Sure Ma´edah, Vers 60)

Der Islam ist eine Quelle der Barmherzigkeit, der Glückseligkeit und der Eintracht für die gesamte Menschheit und er kann sowohl den individuellen als auch einen gesellschaftlichen Frieden herbeiführen und garantieren. Seine Flügel der Zärtlichkeit und Güte, sowie seine große Nachsicht umfassen alle Erdenbürger und inspirieren auch solche die nicht dem Islam angehören. Angehörige anderer Religionen finden im Islam die Behaglichkeit (Geistesfrieden), die sie bedauerlicherweise in ihrer eigenen Konfession nicht gefunden haben. Es ist oft zu lesen, dass Juden und Christen ihr ganzes Leben in muslimischen Ortschaften, frei von jedweder Beklommenheit, verbracht haben. Die Muslime haben in diesen Angelegenheiten die göttlichen Gebote strengstens beachtet und umgesetzt. Im Vers 46 der Sure Ankabut ist folgendes verkündet:

„Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift, es sei denn in der besten Art; doch (streitet überhaupt nicht) mit denen von ihnen, die ungerecht sind. Und sprecht: „Wir glauben an das, was zu uns herab gesandt ward und was zu euch herab gesandt ward; und unser Gott und euer Gott ist Einer; und Ihm sind wir ergeben.“

Die beiden folgenden Verse beleuchten die zuvor genannten folgendermaßen:

„Allah verbietet euch nicht, gegen die gütig und gerecht zu sein, die euch nicht wegen eueres Glaubens bekämpft oder euch aus eueren Häusern vertrieben haben. Allah liebt fürwahr die gerecht Handelnden.“
„Allah verbietet euch nur, mit denen Freundschaft zu schließen, die euch des Glaubens wegen bekämpft oder euch aus eueren Wohnungen vertrieben oder bei euerer Vertreibung geholfen haben. Wer mit ihnen Freundschaft schließt, tut Unrecht.“ (Sure Mumtahanah, Vers 8 und 9)

Es gibt eine ganze Reihe von Versen und Hadithen, in denen den Muslimen der gute Umgang mit den Leuten aus dem Volk der Schrift offensichtlich aufgetragen wird. Unsere Religion, der Islam, hat zu keiner Zeit die Juden und Christen (Volk der Schrift) als Ungläubige betitelt und angeordnet diese außer Acht zu lassen und jeglichen Kontakt mit ihnen zu meiden oder zu unterbrechen. Gegenteiliger Weise ist es sogar gestattet in weltlichen Angelegenheiten Vereinbarungen zu treffen und gemeinsame Aktionen zu verrichten. Jeglicher Kontakt dieser Art widerspricht nicht dem erst genannten Vers. Die in diesem Vers verbotene Sympathie gilt nicht dem einzelnen Christen oder Juden, sondern dem nachträglich von Menschenhand veränderten Elementen dieser Religionen, die vom Propheten Jesus weder geäußert noch vorgelebt wurden.

„Die Juden sagen, Esra sei Allahs Sohn, und die Christen sagen, der Messias sei Allahs Sohn. Das ist das Wort ihres Mundes. Sie ahmen die Rede derer nach, die vordem ungläubig waren. Allahs Fluch über sie! Wie sind sie irregeleitet!“ (30.Vers der Sure Taubah). Einem Muslim ist es untersagt, diese und ähnliche Denkweisen dieser beiden Religionen sich anzueignen, also deren Irrglauben keinerlei Freundschaft und Aufmerksamkeit zu widmen. Diese Zurückweisung gilt den aus islamischer Sicht im Judentum und im Christentum praktizierten Unglauben. Der Islam begrüßt das Gute zu erlernen und es sich anzueignen und weist darauf hin vom Schlechten Abstand zuhalten. Es ist vernünftig die Tugenden wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Strebsamkeit zu adoptieren, aber von den schlechten Gewohnheit abzusehen. Bedüizzaman Said Nursi schreibt zu diesem Thema folgende interessante Worte:

„Nicht jede Eigenschaft eines Muslims stimmt immer mit dem Wesen des Islam überein. Ähnlich ist es auch, dass nicht jede Eigenschaft eines Ungläubigen/Atheisten dem Unglauben entspricht. Warum sollte es verwehrt sein, eine wahrhaftige (gottgefällige) Eigenschaft oder eine wahrhaftige Tätigkeiten zu wahren, sie aufrecht zu halten und diese gutheißend sich anzueignen?“ Andererseits, „Anhand der Freundschaft zu ihnen kann man ihr zivilisiertes Gesellschaftsleben und ihre technischen Errungenschaften als etwas schönes betrachten und es von ihnen lernen und es sich ebenfalls aneignen. Es gilt jedes irdische Element, dass das Leben/Zusammenleben erleichtert, zur Glückseligkeit und zum Frieden beiträgt, zu wahren und zu schützen.“ Weil, „Die ethische und moralische (religiöse) Überzeugung eines Individuum sollte nicht in die Zwischenmenschlichen Beziehungen beigemischt werden.“ (Münazarat von Said Nursi)

Das heißt, das die religiöse Überzeugung einem Jedem selbst zu überlassen und nicht in die Zwischenmenschliche Beziehung einzubringen ist, weil es dem nicht Bedarf. Es ist gegeben, das ein Muslim mit Angehörigen anderer Religionen und sogar mit Menschen ohne Glauben zusammentrifft und im Kollektiv arbeitet (Arbeitsplatz o. ä.) oder bürgerliche Beziehungen (Nachbarschaft) pflegt. Es ist ganz selbstverständlich, das die in der gleichen Welt lebenden Menschen unterschiedlicher Herkunft und Überzeugung irgendwie und irgendwann aufeinander treffen und ihre Gedanken austauschen werden. Gleich dem Informations- und Gedankenaustausch der zwischen den Staaten stattfindet, sollte dieser ja auch zwischen den einzelnen Menschen unterschiedlicher Herkunft stattfinden.

Der Islam erlaubt es in keiner Weise nicht muslimische Menschen als oppositionelle oder gar als Feinde zu betrachten. Der Islam steht für einen einheitlichen Weltfrieden, und begrüßt sogar die Ehelichung einer Frau aus dem Volk der Schrift. Des Weiteren ist es ebenfalls geboten deren Essen zu speisen und in Krankheitsfällen auch den jüdischen oder christlichen Nachbarn und Bekannten zu besuchen und nach seinem Wohlbefinden zu fragen. Der Islam befiehlt die Nachbarschaft, sei es mit wem auch immer, zu hegen und zu pflegen. Das alles sind Gebote des Islam und es ist jedem Muslimen eine auferlegte Pflicht diese auch einzuhalten und umzusetzen. Der Prophet Muhammad (a.s.m.) sagt:

„Wer den Nicht-Muslimen zu Unrecht Unheil antut oder widerfahren lässt, dessen Feind bin dann ich“

Mit dieser Aussage fordert der Prophet (a.s.m.) alle Muslime auf, die Rechte der (in ihrer Heimat lebenden) Nicht-Muslime, also voran die Juden und Christen, zu wahren und ihnen keinerlei Unbequemlichkeiten widerfahren zu lassen. Das Volk der Schrift soll zu jeder Zeit auf islamischen Boden ihre Religiosität in Frieden ausleben können. Ebenfalls sollen sie sämtliche Freiheiten bezüglich ihrer Glaubens- und Gottesdienste genießen. Dieser Toleranz wurde große Bedeutung beigemessen und sie wurde umfangreich umgesetzt. Der folgende Vers verkündet offensichtlich die Friedensintention des Islam:


„Heute sind euch alle guten Dinge erlaubt. Und die Speise derer, denen die Schrift gegeben wurde, ist euch erlaubt, wie auch eure Speise ihnen erlaubt ist. Und keusche Frauen der Gläubigen und keusche Frauen derer, denen vor euch die Schrift gegeben wurde, wenn ihr ihnen ihre Morgengabe gebt, nur in richtiger Ehe und nicht in Unzucht, noch daß ihr heimlich Buhlweiber nehmt. Und wer den Glauben verleugnet, dessen Werk ist sonder Zweifel zunichte geworden, und im Jenseits wird er unter den Verlierenden sein.“ (Sure Ma´edah, Vers 6)

 

Fragen an den islam

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