Wenn wir unseren Sinnen vertrauen, warum sollten wir dann an Wunder glauben?

Details der Frage

Viele Wunder werden als Ereignisse definiert, die den Naturgesetzen widersprechen. Aber wir nehmen die Wirklichkeit mit unseren Sinnen und unserem Verstand wahr. Wenn Gott von uns erwartet, durch den Verstand zu glauben, warum sollten wir dann an Wunder glauben, die unseren Sinnen widersprechen?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

zunächst möchten wir betonen: Sowohl die Naturgesetze als auch das, was infolge dieser Gesetze geschieht, werden von Allah erschaffen. Ein Gesetz oder eine Regel kann aus sich selbst heraus nichts tun, es hat keine eigene Handlungskraft. Aus diesem Grund gehören auch die sogenannten Naturgesetze Allah – sie werden auch als Adattullah (Gewohnheiten Gottes) oder Sunnatullah (göttliche Ordnung) bezeichnet.

Es ist wissenschaftlich und faktisch belegt, dass unsere Sinnesorgane häufig irren und die Wahrheit nicht immer richtig sehen oder hören. Gerade das Auge, das hauptsächlich dem Sehen dient, macht am häufigsten Fehler. Dass es Dinge in der Ferne oder Nähe verwechselt oder Farben falsch erkennt, ist wissenschaftlich bewiesen. Diese Irrtümer gelten auch für andere Sinnesorgane.

Das bedeutet: Unsere Sinnesorgane zeigen die Wirklichkeit nicht immer so, wie sie ist. Auch der Verstand hat seine Grenzen – es ist wissenschaftlich und im praktischen Leben erwiesen, dass er über ein gewisses Feld hinaus nicht mehr zu Wissen gelangen kann.

Sowohl ein intelligenter und mitfühlender Mensch, der sich davor scheut, eine Ameise zu zertreten, als auch ein Mörder, der Dutzende Menschen tötet, haben beide Verstand und Gewissen. Das zeigt, dass Verstand und Gedanken, wenn sie nicht durch göttliche Offenbarung (Wahiy) erleuchtet und erzogen werden, nicht immer die Wahrheit finden können. Inmitten der vielen Formen des Unglaubens – wie sie sich in atheistischen und deistischen Gedankensystemen zeigen – was außer dem Koran könnte diese Menschen noch retten?

Darüber hinaus ist alles, was erschaffen wurde, ein Wunder. Nur weil wir es gewohnt sind und es ständig auf dieselbe Weise sehen, empfinden wir es nicht als ungewöhnlich. Dass aus einem kleinen Feigensamen, den man in die Erde legt, ein großer Baum wächst, der Tonnen von Früchten trägt – das ist ebenfalls ein Wunder. Doch weil wir diese „Wunder der Gewohnheit“ ständig erleben, erscheint es uns als etwas Normales. Nur wenige erkennen in diesen Ereignissen das Wunderbare.

Nun: Wenn Allah, der einem Samenkorn in der Hand der Erde so viel Fruchtbarkeit verleiht, dem gesegneten Propheten (s.a.s.) ein wenig Nahrung in die Hand legt und diese Nahrung so segnet, dass sie Dutzende Menschen sättigt – dann mögen manche dies seltsam finden, weil sie es nicht gewohnt sind oder nicht selbst gesehen haben. Dabei ist auch das ein Wunder.

Das bedeutet: Derselbe Gott, der aus einem Samenkorn in der Erde tonnenweise Bäume und Früchte erschafft, kann auch aus einem kleinen Bissen in der Hand seines geliebten Dieners Nahrung für viele Menschen machen – und Er tut es auch.Beide Vorgänge sind Werke Gottes, beide sind Ausdruck Seiner Kunst und Seiner Schöpfung. Beide sind Wunder. Wer sieht und akzeptiert, dass aus einem Samen ein Baum wächst, sollte – dem Verstand, dem Gewissen und der Gerechtigkeit entsprechend – auch das andere akzeptieren.

 

 

Fragen an den islam

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