Was ist Shirk? Welche Arten von Shirk gibt es?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

das Wort Schirk (širk) bedeutet soviel wie Beigesellung oder Teilhabe und stellt das Gegenteil zum Wort Tauḥīd (etwa Monotheismus) dar. Der Begriff šarīk (pl. šurakā) kann mit Partner oder Teilhaber übersetzt werden. Im gnadenreichen Koran werden die Menschen dazu aufgerufen, sich zu der Einheit Gottes, also zum Tauḥīd zu bekennen. So ist es dem Menschen sowohl untersagt Gott in seinem Wesen, seinen Eigenschaften und seinen Handlungen etwas beizugesellen, einen Partner neben ihm zu denken, als auch mit Blick auf gottesdienstliche Aspekte (ʿIbāda) etwas anderes anzubeten als ihn.

So wird der Schirk im Koran als ein „gewaltiges Unrecht“  (Sure Luqmān, 13) beschrieben und klargestellt, dass Allah „gewiss nicht vergibt, dass man ihm etwas beigesellt“ (Schirk), während Er alle anderen Sünden - wem Er will - vergibt. (Sure an-Nisāʾ , 48)
Denn Gott hat den Menschen als Sachwalter auf Erden bestimmt und alles auf der Erde ihm anvertraut (Vgl. 2:29-30;). Wenn dem so ist, wie kann es dann sein, dass der Mensch anstelle von Gott, dem Schöpfer allen Seins, sich Dinge zu Götzen beziehungsweise Göttern nimmt und anbetet, obwohl diese - wie er selbst auch - von Allah erschaffen sind und zusätzlich dazu auch für den menschlichen Nutzen da sind?

Da der Schirk also den Menschen derart erniedrigen würde und ein Hindernis für die Verbindung zu Allah darstellen würde sowie auch für den Zugang zu der - für den Menschen im Eigentlichen vorgesehenen - ehrenvollen Stellung unter den Geschöpfen, gilt der Schirk als die größte aller Sünden. So teilt Gott uns mit, dass er jenen, die ihm etwas beigesellen, also Schrik begehen, niemals vergeben wird.

Schirk hat viele Varianten:

Širk al-İstiqlāl:

Diese Art des Schirk bezeichnet die Vergötterung und Anbetung von Gestirnen, Himmelswesen, Naturphänomenen, Lebewesen oder Dingen. Da man auf diese Weise Allah Dinge beigesellt beziehungsweise seine Göttlichkeit leugnet - sei es mit einem oder mehreren Gottesvorstellungen - wird dies als „Şirk-i İstiklâlî“ bezeichnet.
Hierzu zählen unter anderem auch dualistische Gottesvorstellungen wie innerhalb des Zoroastrismus, des Manichäismus oder des Daoismus.

Širk al-Tabʿī:

Hierbei geht es um die Vorstellung, dass mehreren Entitäten Göttlichkeit zuzuschreiben ist beziehungsweise die Wesenseinheit Gottes sich aus mehreren Personen oder Dingen zusammensetzt. Die im Christentum später eingeführte (ab 325 n. Chr.) Trinität wird dieser Kategorie zugeordnet. Die Trinitätslehre geht von einer Dreifaltigkeit Gottes aus, der zufolge Gott der Vater, Jesus Christus der Sohn und der Heilige Geist (Geist Gottes den Maria empfing) als drei voneinander verschiedene Personen oder Hypostasen die eine Wesenseinheit Gottes darstellen sollen.

Širk al-Taqrīb:

Bei dieser Art des Schirk werden neben dem Glauben an einen Gott als universellen Schöpfer, Götzen und Abgötter verehrt und angebetet. Auf diese Weise erhoffen sich die Menschen dieser paganen Glaubensrichtung die Fürsprache dieser Götzen bei Gott und sehen diese als Mittel um dem Schöpfergott näher zu kommen. Diese Art des Götzendienstes war während des Aufkommens des Islam stark verbreitet und wird im Koran an vielen Stellen stark kritisiert. (Vgl. 6:71; 6:136-139; 7:132; 7:191; 7:195; 14:30; 22:12-13; 25:3; 29:25;)

Dass Menschen innerhalb mancher Gruppen und Gesellschaften ihr Oberhaupt oder einen für sie besonderen Menschen sich zum Herren nehmen, ihre Anweisungen und Wünsche blind befolgen und diese über die Normen Allahs stellen, ist ebenfalls eine Variante des Schirk. So werden die Juden und die Christen im Koran kritisiert, da sie die eigenständigen Gebote und Verbote ihrer Rabbiner und Priester über die normativen Bestimmungen Gottes (aus ihren Offenbarungsschriften) gestellt haben. (Vgl. 9:31)

So wird in folgendem Vers auf diese Arten des Schirk hingewiesen:

„dass wir Allah (c.c.) allein dienen, Ihm nichts beigesellen und sich nicht die einen von uns die anderen zu Herren nehmen neben Allah.“ (Sure 3:64)

Der Koran weist auch auf eine verdeckte, nicht offenkundige Art des Schirk hin, wonach die blinde, unersättliche und willkürliche Befolgung seiner Triebe und Gelüste ebenfalls in den Bereich des Schirk geht. So heisst es im gnadenreichen Koran:


„Hast du den gesehen, der sich seine Neigung zu seinem Gott nimmt?" (Sure 25:43)

Daher sollte sich von jeder offenkundigen und verdeckten Art des Schirk ferngehalten werden, denn nur so kann der wahrhaftige Tauḥīd erreicht werden.

Alle Arten der Beigesellung wie unter anderem in polytheistischen Glaubensrichtungen, dualistischen Vorstellungen oder die Aufteilung eines göttlichen Wesens in mehrere Manifestationen (z.B. Trinitätslehre im Christentum) werden im Koran stark kritisiert und abgelehnt. Somit kann der wahre Gehorsam und die einzige Anbetung nur Allah gegenüber stattfinden, da er als Schöpfer allen Seins der einzig Anbetungswürdige ist. Hierbei sollte auch beachtet werden, dass blinder und absoluter Gehorsam gegenüber anderen Menschen oder den eigenen Begierden eine Art des Schirk darstellen kann. All diese Aspekte werden im Koran an zahlreichen Stellen thematisiert. (Vgl. Ali Arslan Aydın, İslam İnançları, (Tevhid ve İlm-i Kelam), Gonca Yayınları: S.289-291)

 

Fragen an den islam

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