Ist die künstliche Befruchtung im Islam erlaubt?

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Ist die künstliche Befruchtung im Islam erlaubt?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Frage können wir nicht mit einem einfachen „Ja“ oder einem schlichten „Nein“ beantworten. Wir möchten lediglich Argumente und Denkanstöße herbeiführen.

• Wenn die eigenen Samen- und Eizellen auf normalem Weg nicht fruchten, warum sollten sie dann bei einer künstlichen Befruchtung miteinander verschmelzen?

Eine künstliche Befruchtung im Islam wäre zulässig, wenn dass gespendete Spermium und die gestellte Eizelle auch den tatsächlichen und geehelichten Eltern gehören würde. Hierbei stellt sich die Frage, warum wir Menschen eine künstliche Befruchtung befürworten, wenn Samen und Eizelle im Mutterleib nicht verschmelzen wollen, aber genau dieselben dann im Reagenzglas auf einmal doch verschmelzen? Ein weiterer Aspekt wäre der ungeduldige Kinderwunsch, der nicht auf sich warten lassen will, weil es auf natürlichem Weg nicht möglich oder nicht sofort möglich ist!

Nahezu alle muslimischen Gelehrten betrachten die künstliche Befruchtung der mütterlichen Eizelle mit dem väterlichen Sperma als zulässig. Die Bedingung ist, dass die Samen- und Eizellenspender, also die Eltern, miteinander nach islamischem Recht verheiratet sein müssen. Darüber hinaus muss es zu 100% ausgeschlossen sein, dass sowohl die Eizellen als auch die Samenzellen nicht von einer dritten (fremden) Person stammen. Das wiederum ist nahezu ausgeschlossen, denn wenn der Mann oder die Frau, oder sogar beide Unfruchtbar sind, wessen Samen- oder Eizellen werden dann benutzt um den Kinderwunsch gegen viel Geld auch zu erfüllen? In solch einem Fall ist es nicht zulässig sich einer künstlichen Befruchtung zu unterziehen, denn das daraus entstehende Kind wäre ein uneheliches Kind.

Es ist eine der Grundprinzipien der islamischen Religion, das ein Kind von miteinander geehelichten Eltern (Imam Nikah) abstammen sollte. Bei der Einfügung von fremden Sperma oder einer fremden Eizelle ist die Bedingung der Ehe nach islamischer Sicht nicht (mehr) gewährleistet und das daraus sich entwickelnde Kind wäre somit nicht das leibeigene und unehelich. Zusätzlich wäre der Stammbaum unterbrochen und der Familienbaum gefällt.

Eine andere kritische Betrachtungsweise ist die folgende: Bei der künstlichen Befruchtung werden in der Regel immer mehrere Eizellen befruchtet, um die Trefferwahrscheinlichkeit zu erhöhen. Nun gibt es auch eine ganze Reihe von religiösen Geistlichen und Wissenschaftler, die das Menschenleben ab dem Zeitpunkt der Befruchtung auch als solches betrachten und ihm sämtliche Rechte zuschreiben. Somit auch das Recht auf Leben, was durch die Tötung der anderen befruchteten Eizellen dann u. a. gegen die ethische und moralische Vorstellung der Menschenrechte verstoßen würde. Die Zerstörung der anderen befruchteten Eizellen (Zygoten) kommt einer Abtreibung gleich, was wiederum im Islam absolut verboten ist. Allgemein können wir sagen, dass die Inanspruchnahme einer künstlichen Befruchtung der Natur widerspricht und nicht zu empfehlen ist, weil sehr wahrscheinlich und unumgänglich doch fremdes Erbgut zur Erfüllung des Kinderwunsches benutzt wird.

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