FAQ Häufigsten Fragen zum Rechtleitung und Irreführung

1 Wenn man einen Menschen weh getan hat bzw. verletzt hat und man diese Person um Vergebung bittet kann diese Person einem überhaupt vergeben oder sollte man nur Allah um Vergebung dafür bitten ?

es gibt sowohl das Menschenrecht (Kul Hakki) als auch das Gottesrecht. Dies bedeutet, dass wir sowohl den Menschen den wir verletzt oder gekränkt haben als auch Allah um Vergebung bitten sollten. Entschuldigen wir uns bei der Person und sie vergibt uns, so sind wir mit ihr im reinen. Das heißt, dass wir ihr gegenüber keine Gewissenbisse mehr haben müssen. Entschuldigen wir uns bei Allah für unser menschliches Versagen, so wird Er uns diesen Fehler insaAllah (so Gott will) ebenfalls verzeihen.


Es heißt dass Allah alle Sünden verzeihen könnte, aber das Unrecht was zwischen zwei Menschen stattgefunden hat muss zwischen diesen beiden Menschen ausgemacht werden. Das bedeutet, wenn ich einem Menschen Unrecht an tue (z.B.: ich beklaue ihn), dann kann Allah mir diese Tat nicht vergeben ehe dieser von mir beklaute Mensch mir nicht verziehen hat, weil es hier um das Menschenrecht geht. Einer Überlieferung nach sagt Allah zu den Gläubigen (Menschen):


" Kommt zu Mir mit allen Sünden die ihr habt (die kann Ich euch verzeihen), aber kommt Mir nicht mit Menschenrechtsverletzung (die kann ich euch nicht verzeihen)." [Buhari]


In Angesicht der Tatsache das Allah der Allgerechte ist, kann und darf Er nicht über Zwischenmenschlich begangenes Unrecht hinwegsehen und der Unrecht begehenden Person (so fromm sie auch sein mag) einfach vergeben. Das wäre Widersprüchlich und würde gegen seine Gerechtigkeit sprechen. ER wäre als erhabener Schöpfer in Seiner Vollkommenheit nicht mehr authentisch. Wir als Muslime sollten stets bemüht sein niemandem Unrecht an zu tun.

2 Ist die künstliche Befruchtung im Islam erlaubt?

diese Frage können wir nicht mit einem einfachen „Ja“ oder einem schlichten „Nein“ beantworten. Wir möchten lediglich Argumente und Denkanstöße herbeiführen.

• Wenn die eigenen Samen- und Eizellen auf normalem Weg nicht fruchten, warum sollten sie dann bei einer künstlichen Befruchtung miteinander verschmelzen?

Eine künstliche Befruchtung im Islam wäre zulässig, wenn dass gespendete Spermium und die gestellte Eizelle auch den tatsächlichen und geehelichten Eltern gehören würde. Hierbei stellt sich die Frage, warum wir Menschen eine künstliche Befruchtung befürworten, wenn Samen und Eizelle im Mutterleib nicht verschmelzen wollen, aber genau dieselben dann im Reagenzglas auf einmal doch verschmelzen? Ein weiterer Aspekt wäre der ungeduldige Kinderwunsch, der nicht auf sich warten lassen will, weil es auf natürlichem Weg nicht möglich oder nicht sofort möglich ist!

Nahezu alle muslimischen Gelehrten betrachten die künstliche Befruchtung der mütterlichen Eizelle mit dem väterlichen Sperma als zulässig. Die Bedingung ist, dass die Samen- und Eizellenspender, also die Eltern, miteinander nach islamischem Recht verheiratet sein müssen. Darüber hinaus muss es zu 100% ausgeschlossen sein, dass sowohl die Eizellen als auch die Samenzellen nicht von einer dritten (fremden) Person stammen. Das wiederum ist nahezu ausgeschlossen, denn wenn der Mann oder die Frau, oder sogar beide Unfruchtbar sind, wessen Samen- oder Eizellen werden dann benutzt um den Kinderwunsch gegen viel Geld auch zu erfüllen? In solch einem Fall ist es nicht zulässig sich einer künstlichen Befruchtung zu unterziehen, denn das daraus entstehende Kind wäre ein uneheliches Kind.

Es ist eine der Grundprinzipien der islamischen Religion, das ein Kind von miteinander geehelichten Eltern (Imam Nikah) abstammen sollte. Bei der Einfügung von fremden Sperma oder einer fremden Eizelle ist die Bedingung der Ehe nach islamischer Sicht nicht (mehr) gewährleistet und das daraus sich entwickelnde Kind wäre somit nicht das leibeigene und unehelich. Zusätzlich wäre der Stammbaum unterbrochen und der Familienbaum gefällt.

Eine andere kritische Betrachtungsweise ist die folgende: Bei der künstlichen Befruchtung werden in der Regel immer mehrere Eizellen befruchtet, um die Trefferwahrscheinlichkeit zu erhöhen. Nun gibt es auch eine ganze Reihe von religiösen Geistlichen und Wissenschaftler, die das Menschenleben ab dem Zeitpunkt der Befruchtung auch als solches betrachten und ihm sämtliche Rechte zuschreiben. Somit auch das Recht auf Leben, was durch die Tötung der anderen befruchteten Eizellen dann u. a. gegen die ethische und moralische Vorstellung der Menschenrechte verstoßen würde. Die Zerstörung der anderen befruchteten Eizellen (Zygoten) kommt einer Abtreibung gleich, was wiederum im Islam absolut verboten ist. Allgemein können wir sagen, dass die Inanspruchnahme einer künstlichen Befruchtung der Natur widerspricht und nicht zu empfehlen ist, weil sehr wahrscheinlich und unumgänglich doch fremdes Erbgut zur Erfüllung des Kinderwunsches benutzt wird.

3 Wer oder was ist ein Heuchler? Und wie ist solchen Leuten zu begegnen?

zu Beginn möchten wir auf die wunderbaren und weisen Worte des ehrenwerten Propheten Muhammad (s.a.s.) hinweisen, die er bezüglich der Heuchler äußerte: „Die Zeichen eines Heuchlers sind drei: Wenn er spricht, dann lügt er, wenn er etwas verspricht, dann hält er es nicht ein, und wenn ihm etwas anvertraut wird, so handelt er treulos.“ – „Der schlimmste Mensch ist der Mensch mit zwei Gesichtern. Er begegnet dem Einen mit einem Gesicht und begegnet dem Anderen mit einem anderen Gesicht.“ (Hadith, Bukhari)

Ein Heuchler ist Jemand, der sich als engelsfrommer Gläubiger ausgibt, der in Wirklichkeit aber keinen Gottesglauben im Herzen trägt und somit überhaupt nicht religiös ist. (1) Die Heuchelei stellt somit einen Betrug am Glauben dar (Glaubensschwindelei). Ein Heuchler gleicht einem Chamäleon, das sich äußerlich immer seiner Umgebung anpasst, um nicht erkannt zu werden. (2) Ein Heuchler ist wie die Fahne im Wind, welche sich nach dem Wind einstellt. In welche Richtung auch der Wind bläst, in dieselbe Richtung richtet sich dann auch die Fahne aus. Das Religions- und Glaubensverständnis eines Heuchlers gilt seinem individuellen Vorteil. Sein profitgieriges Denken dominiert sein Religions- und Glaubensverständnis. (3) Der Heuchler ist wie ein kleiner weißer Stein in einer Tüte Reis, ehe man nicht auf ihn gebissen hat bleibt er unerkannt. Genau so ist auch ein Heuchler nicht zu erkennen bis er einen Schaden angerichtet hat. Es gibt generell zwei Hauptursachen, die einen Menschen in die Heuchelei treiben:

1. Um von den islamischen Wohltaten, den materiellen Gaben des Islam zu profitieren, oder um
2. die Muslime von innen heraus zu zerstören und den Islam dadurch in die Knie zu zwingen, d. h. aktiv am Untergang des Islam mitzuwirken.

Wenn die Heuchler innerhalb einer muslimischen Gesellschaft in Unterzahl sind, so sagen sie: „Wir sind auch Muslime“ und versuchen so ihre missliche Lage zu überstehen. Durch ihre äußerliche Ähnlichkeit mit den Muslimen, versuchen sie diese heimlich auszuhorchen und ihre Geheimnisse zu ergattern, um diese leichter vernichten zu können. Ihre Intention liegt darin die Burg von innen her zu zerstören, zu verletzen, damit man sie von außen leichter angreifen kann. Die Heuchler möchten innerhalb der islamischen Gemeinde Zwietracht sähen, das sich gleich einem Virus überall verteilt und ausdehnt.

Im Koran sind bezüglich der Heuchler sehr viele Verse, in denen diese Erwähnt sind. Zweifellos ist das nicht ohne Grund so. Denn wenn man seinen Feind nicht erkennt, kann dieser noch größeren Schaden anrichten. So lange der Feind innerhalb einer Gemeinschaft noch lauert, ist die Gefahr nicht gebannt und es herrscht höchste Alarmbereitschaft. Ein unsichtbarer und weiterhin lauernder Feind ist sehr viel gefährlicher als viele sichtbare Feinde. (4) Der allgerechte Gott gibt gegenüber solch einer schädlichen Volksschicht folgende Anweisung, wie in den nachstehenden Versen zu lesen ist:

„O Prophet, streite gegen die Ungläubigen und die Heuchler*. Und sei streng mit ihnen. Ihr Aufenthalt ist die Hölle, und schlimm ist die Bestimmung!“ (*Bezieht sich auf den Kriegszustand - Sure Taubah, Vers 73)

„O Prophet! Streite wider die Ungläubigen und die Heuchler; und sei streng gegen sie. Ihr Aufenthalt ist die Hölle, und eine üble Bestimmung ist das!“ (Sure Tahrim, Vers 10)

Der Prophet Muhammad (s.a.s.) hat gegenüber den Heuchlern jedoch keine Waffe gezogen, sondern deren Bekämpfung (Djihad) geschah in Form von Überzeugungsarbeit und Aufklärung, sowie Abschreckung und Ermahnung vor der bevorstehenden Höllenpein für Ungläubige und Heuchler. (5)

Der Koran beschreibt die Heuchler ohne ihre Namen zu nennen. Der Koran skizziert einen Rahmen, worin die Heuchelei und die Heuchler samt ihrer Merkmale definiert sind. Dieser Rahmen birgt sämtliche Erkennungsmerkmale der Heuchelei und der Heuchler, die zu jeder Zeit mit den Eigenschaften dieser unsympathischen Menschen bis aufs Detail übereinstimmen. Es ist als eine immerwährende und universelle Formel zur Erkennung von Heuchlern zu betrachten.

Der Prophet (s.a.s.) hat trotz seines Bescheidwissens über die Heuchler, niemals einen dieser samt Namen zur Schau (veröffentlicht) gestellt und entblößt. Solange eine Verschwörung nicht publiziert ist, d. h. im Stillen stattfindet, wird diese sehr wahrscheinlich nach einer Zeit verglühen und der Verursacher dieser Auflehnung wird alles Mögliche daran setzen dieses auch Geheim zu halten. Wenn jedoch die Auflehnung offensichtlich ist und es wird nichts dagegen unternommen, so wächst diese rasch an und wird unverschämter Weise in höchstem Ausmaß (nach dem Motto, wo kein Kläger da kein Richter) ausgeführt, (6).

In der Heuchelei gibt es ebenfalls wie im Glauben, als auch Unglauben unterschiedliche Ebenen der Entwicklung, bzw. der Vertiefung in die Materie. Denn einige der Heuchler leben alleine für sich, passiv und gleichgültig. Solche sollten auf ihre Situation hingewiesen und zum Glauben motiviert und gefördert werden, damit der Glaube von ihren Zungen (ihrem Munde) in ihre Herzen rutscht und dort gesichert wird. Andere jedoch wirken aktiv gegen den Islam, obwohl sie sich als Muslime ausgeben. Auf solche sollte man Acht geben und die anderen Gläubigen vor diesen ebenfalls warnen. Studiert man die sämtlichen Verse des edlen Qur´an, die es bezüglich der Heuchler gibt, so wird es einem Menschen leicht fallen solche auch zu erkennen.

„Und wenn Wir es wollten, Wir könnten sie dir zeigen, so daß du sie an ihren Merkmalen erkennen würdest. Und du sollst sie gewiss am Klang der Rede erkennen. Und Allah kennt euer Tun.“ (Sure Muhammad, Vers 31)

Wie dem Vers zu entnehmen ist verrät sich ein Heuchler selbst durch seine Worte. Wer Acht gibt wird keine Mühe haben einen Heuchler, dessen Worte nicht mit seinen Taten übereinstimmen, zu erkennen. Einem herzensreinen Gläubigen bleibt ein Heuchler samt seinem verfälschten Zustand nicht unerkannt, denn solche seelengute Gläubige „schauen mit dem Licht Gottes“, (7) womit die unverwechselbar hässliche Seele eines Heuchlers schon von weitem wahrzunehmen ist. Blicken wir auf den folgenden Vers und wir werden verstehen wie schwer es tatsächlich ist einen Heuchler zu identifizieren:

„Unter den Wüstenarabern, die um euch wohnen, gibt es auch Heuchler, wie unter dem Volk von Medina. Sie sind verstockt in der Heuchelei. Du kennst sie nicht; Wir aber kennen sie. Wir werden sie zwiefach (doppelt) strafen; dann sollen sie einer schweren Pein überantwortet werden.“ (Sure Taubah, Vers 101)

Die städtischen Heuchler sind in ihrer Heuchelei sehr starrsinnig, sie sind förmlich mit ihr verschmolzen. Sie wissen ihre Erkennungsmerkmale zu verstecken. Sie legen sich wie eine hauchdünne Schicht (klares) Öl auf das Wasser. Sie sind so sehr assimiliert, das sogar der Prophet (s.a.s.) sie nicht hätte erkennen können, wenn da nicht die Eingebung Gottes gewesen wäre. (8) Die Koranverse, welche die Heuchler beschreiben, trugen zu Zeiten des Propheten (s.a.s.) mit dazu bei, dass viele Heuchler einsichtig und im Nachhinein sogar zu ehrenhaften Muslimen wurden.

„Unter den Gläubigen sind Leute, die dem Bündnis, das sie mit Allah geschlossen, die Treue hielten. Es sind welche unter ihnen, die ihr Gelübde erfüllt haben, und welche, die noch warten, und sie haben sich nicht im Geringsten verändert;

Daß Allah die Wahrhaftigen belohne für ihre Wahrhaftigkeit und die Heuchler bestrafe, wenn es Ihm gefällt, oder Sich ihnen zuwende in Barmherzigkeit. Wahrlich, Allah ist allverzeihend, barmherzig.“ (Sure Ahzab, Vers 24-25)

In diesen Versen werden die ihren Worten loyal seienden Gläubigen gelobt. Den in ihrem Herzen erkrankten und abtrünnigen Heuchlern hingegen wird neben der angedrohten Strafe verkündet, dass Allah alles zu vergeben im Stande ist und es nicht zu spät ist bei Allah (einsichtiger Weise) zuflucht zu suchen und Busse zu tun. Dieser Vers bietet, den einsichtigen Heuchlern, einen Weg zur Rettung, und spendet ihnen neue Hoffnung und neuen Mut. Am meisten jedoch Grund zur Freude bietet die Tatsache, das der Vers mit den Eigennamen, der Allvergebende - der Allverzeihende - der Allbarmherzige endet, wodurch sehr viele den Weg zur Buße fanden und vollkommene Hoffnung erlangten.

„Unter den Leuten sind solche, die sagen: „Wir glauben an Allah und an den Jüngsten Tag“, und sind gar nicht Gläubige. Sie möchten Allah betrügen und diejenigen, die gläubig sind; doch sie betrügen nur sich selbst; allein sie begreifen es nicht.“ (Sure Baqarah, Vers 9-10)

 

Qullen:
1-Sadik Kiliç, Kur'an'a Göre Nifak, Furkan Yay., Ist.,1982, s.,27
2-Ibnu Manzur, IV, 358-359
3-Kiliç, s. 54
4-Nursi, Isaratu'l-I'caz, s., 82-83
5-Razi, XVI, 135; Ibnu Kesir, IV, 119; Beydavi, I, 412; Yazir, IV, 2591
6-Nursi, Isaratu'l-I'caz, s.,83-84
7-Acluni, I, 41-42
8-Yazir, IV, 2611
9-Beydavi, II, 243

 

4 Was sagt der Kur´an über Polygamie ? Wie ist die Polygamie in unserer Zeit zu verstehen ?

der Islam spricht sich eindeutig für die gegenseitige Symphatie von Mann und Frau im ehelichen Rahmen aus. Diese Liebe sollte jedoch nicht irdisch begrenzt sein, sondern auch für die Ewigkeit andauern. Dazu sollte man seinen Partner im Namen Gottes lieben und man sollte sich daher auch vor Augen halten, welche Barmherzigkeit Gott in die Partnerschaft gelegt hat.

Als erstes muss man sich bewusst werden, dass der Islam die vorherherrschende Tradition der polytheistischen Araber, welche theoretisch hunderte von Frauen ehelichen konnten, auf vier Ehefrauen begrenzte. Es handelt sich also um keine Erweiterung, sondern um eine Einschränkung.

Auch diese Erlaubnis maximal vier Frauen heiraten zu dürfen ist stark eingeschränkt und nur dann erlaubt, wenn man gewisse Vorraussetzungen und Bedinungungen erfüllen kann.

Dazu gehören z.B. die gerechte Behandlung seiner Frauen, die finanzielle Möglichkeit all seiner Frauen eine eigene Unterkunft zu beschaffen, ihnen die notwendige Kleidung und Nahrung bereitzustellen usw.

Mit anderen Worten muss dieser Mann, je nach seinem Ermessen, alle Bedürfnisse seiner Frauen befriedigen können, damit die Polygamie für ihn erlaubt wird. ( Da viele muslimische Männer nicht einmal ihre eine einzige Ehefrau gerecht behandeln, kann keine Rede von einer Mehrehe sein)

Sollte er dies nicht können, so sollte er davon Abstand nehmen, da er im Jenseits von Gott für die Unterlassung seiner ehelichen Pflichten zur Rechenschaft gezogen wird und dies dann katastrophal für ihn enden kann.

Daher können wir festhalten, dass eine Mehrehe in solchen Fällen nicht erlaubt ist.
Ein Ausspruch des Propheten verdeutlicht dies:

Jemand, der zwei Ehefrauen hat und sich aber nur einer zuwendet und die andere stark vernachlässigt, wird am jüngsten Tag mit einer gelähmten Seite auferweckt werden (İbn-i Mace, Nikah, 47; Mişkâtü’l-mesabih, 2/196)

Die Polygamie

Gab es Polygamie  in den früheren Völkern? War der Islam die einzige Religion, die die Polygamie (unter bestimmten Vorraussetzungen) erlaubte?

Der Islam lehnte selten gängige Praktiken ab, sondern befreite sie von gewalttätigen und blasphemischen Aspekten. So nahm der Islam Rücksicht auf traditionelle Gewohnheiten in allen Bereichen. Es gab aber auch Bräuche die komplett verboten wurden. Dazu gehörten z.B. die Tötung der neugeborenen Töchter bei den vorislamischen Arabern oder die Zwangsheirat.

Wir wissen wir aus historischen Quellen, dass z.B. im alten Ägypten die Mehrehe erlaubt und gesellschaftlich anerkannt war.

Im damaligen Babylon konnte ein Mann, sofern seine Frau ,,unfruchtbar'' war oder an einer schweren Krankheit litt, eine weitere Frau ehelichen.

In China konnten wohlhabende Menschen ebenfalls eine zweite Frau heiraten.
Die Kinder dieser zweiten Ehe wurden der ersten Frau zugeschrieben.

Bei den alten Brahmanen konnte ein Mann, seiner Klasse gemäß, die Polygamie praktizieren (überliefert in ,,Vichnou ''). Laut dem ,,Apastamba'' jedoch war es dem Mann verboten eine zweite Frau zu heiraten, sofern sie Kinder, inbesondere Jungs, gebären konnte. In ähnlichen Traditionen musste die erste Frau der Klasse gemäß geheiratet werden, die zweite jedoch konnte auch von niedrigeren Ständen sein.

Auch im alten Persien war die Polygamie gängige Praxis.

Die alten Römer konnten sich Konkubinen nehmen und mit ihnen außerehelich verkehren.

Auch im mosaischen Glauben war die Mehrehe erlaubt. Im alten Testament wird überliefert, dass der Prophet David sehr viele Frauen heiratete, auch an vielen anderen Stellen wird die Polygamie erwähnt.

Im neuen Testament wird die Einehe nicht ausdrücklich vorgeschrieben, sondern lediglich empfohlen. Auch in christlichen Ländern war die Mehrehe bis zum 16.Jahrhundert erlaubt.

Die Mehrehe im Islam

Allah (c.c.) sagt:


Und wenn ihr befürchtet, nicht gerecht hinsichtlich der Waisen zu handeln, dann heiratet, was euch an Frauen gut scheint, zwei, drei oder vier. Wenn ihr aber befürchtet, nicht gerecht zu handeln, dann (nur) eine oder was eure rechte Hand besitzt. Das ist eher geeignet, daß ihr nicht ungerecht seid. (4/3)

Hier sieht man ganz klar, dass die Mehrehe lediglich eine Erlaubnis ist und von einer Pflicht nicht die Rede sein kann. Auch kann man hiervon ableiten, dass die Einehe aufgrund der Verpflichtungen einer Mehrehe vorgezogen wird, da, wie bereits erwähnt, die Unterlassung der ehelichen Verpflichtungen vor Gott eine gewaltige Sünde ist.

Islamische Prinzipien bei der Mehrehe zusammengefasst:

1) Wie bereits erwähnt ist die islamische Mehrehe keine Erweiterung, sondern eine Einschränkung auf vier Frauen. Als der obrige Vers herabgesandt wurde, kam ein Mann zum Propheten Muammad und teilte ihm mit, dass er zehn Frauen geehelicht hatte. Der Prophet wies ihn an sich vier seiner zehn Gattinen auszusuchen und sich von den Restlichen zu scheiden.

2) Die gerechte und gleichberechtigte Behandlung seiner Ehefrauen: Die körperlichen (wie z.B. Unterkunft, Nahrungsbeschaffung, Kleidung ect.) und seelischen Bedürfnisse müssen gleichberechtigt sichergestellt sein. Jedoch ist hier anzumerken, dass es fast unmöglich ist, unterschiedliche Personen, gleichmäßig zu lieben. Jede Frau hat physisch und psychisch unterschiedliche Eigenschaften und diese werden Unterschiede hervorrufen. Egal wie sehr sich der Mann bemüht, er wird die gleichmäßige Behandlung nicht leisten können.

Allah (c.c.) sagt:


Und ihr werdet zwischen den Frauen nicht gerecht handeln können, auch wenn ihr danach trachtet. Aber neigt nicht gänzlich (von einer weg zu der anderen), so daß ihr sie gleichsam in der Schwebe laßt. Und wenn ihr (es) wiedergutmacht und gottesfürchtig seid, gewiß, so ist Allah Allvergebend und Barmherzig. Und wenn die beiden sich trennen, wird Allah jeden aus Seiner Fülle bereichern. Allah ist Allumfassend und Allweise. (4/129,130)

Dieser Vers teilt uns mit, dass Allah (c.c.) den Menschen hinsichtlich seines Herzens und seiner Gefühle seinen Gattinnen gegenüber verzeiht, dieser muss aber sein Möglichstes versuchen, um gerecht zu sein. Wie eben erwähnt ist die absolute Abwendung verboten worden.

Dies meint auch der Ausspruch des Propheten:

Jemand, der zwei Ehefrauen hat und sich aber nur einer zuwendet und die andere stark vernachlässigt, wird am jüngsten Tag mit einer gelähmten Seite auferweckt werden (İbn-i Mace, Nikah, 47; Mişkâtü’l-mesabih, 2/196)

Der natürliche Wille der Frau ist es, ihren Ehemann mit keiner weiteren Frau teilen zu wollen. Genauso möchte eine unverheiratete Frau auch keine Ehe mit einem bereits verheirateten Mann. Daher muss eine Muslima zwar die Erlaubnis Gottes für die Polygamie annehmen, aber keine muslimische Frau kann dazu gedrängt werden.

Auch würde kein gläubiger Vater wollen, dass sein Schwiegersohn weitere Frauen ehelicht. Die Eifersucht der Ehefrau und die Barmherzigkeit des Schwiegervaters (ihrer Tochter gegenüber) würden dem entgegenstehen.

Ein Beispiel vom Propheten Muḥammad
:

 Fāṭima, die Tochter des Propheten war mit dem späteren zweiten Kalifen ʿĀlī verheiratet.

Als ʿĀlī nun eine weitere Ehe eingehen wollte, stellte sich Fāṭima dagegen. 

Die Tatsache, dass sich Fāṭima, die in der Erziehung des Gesandten Gottes aufwuchs, gegen die Entscheidung Alis stellte, zeigt ganz deutlich ihr Recht in solchen Fällen.

Als Fāṭima den Propheten benachrichtigte wurde dieser sehr zornig und verteidigte sie mit den Worten, dass ʿĀlī sich erst von ihr scheiden müsse, um eine andere Ehe einzugehen.

ʿĀlī sah daraufhin von seinen Plänen ab

Daher hat die Ehefrau bzw. der Schwiegervater ein gewisses ,,Veto-Recht", wenn es um die Polygamie geht.

Letzter Merksatz:
Der Islam verbietet die Mehrehe nicht, befürwortet sie aber auch nicht.
Es ist lediglich eine Erlaubnis, die in bestimmten Fällen erteilt wird.

Quellen:
1) Mehmet Dikmen ,,Das Recht der Frau im Islam"(Auf türkisch)
2) Elmalili, Quranerläuterung/Tafsir

 

5 Was ist eigentlich ein verborgener Shirk??

Schirk bedeutet dass man sich auf eine Stufe mit Allah stellt oder dass man sich Eigenschaften und Kräfte zuspricht die nur Allah allein besitzt. Dies kann in offensichtlicher oder verborgener Form geschehen. Die offensichtliche Form ist der Schirk der uns allen bekannt ist. Der Glauben an 3 Gottheiten oder eine Verehrung von Götzen die man auf eine Ebene mit Allah stellt, weil man von ihnen Erlösung erwartet, fällt in diese Kategorie. 

Den verborgenen Schirk teilt man wiederum in zwei grundlegende Kategorien ein. Die eine ist, das Vergessen des Wohlwollens Allah's, zugunsten von Popularität und Anerkennung oder wenn man die Befriedigung seiner eigenen Triebseele (nefs) in den Vordergrund stellt. Die andere ist, dass man den Schöpfungen, die eine Aufgabe bei der Enstehung von gewissen Dingen besitzt eine zu große Bedeutung beimisst.

Hinzu kommt noch dass der verborgene Schirk in einer Stufe nochmal verschleiert auftritt jedoch nicht im materiellen Sinne sondern in der Gefühlswelt eines Menschen. Je weiter der Mensch gedanklich und emotional kommt, desto mehr wird dieser Schirk verschleiert.

Einem Grund oder einer Ursache (die in der Kette bei der Enstehung einer Sache  ihren Platz haben) zu viel Bedeutung zuzusprechen ist auch ein verborgener Schirk. Während bei der Materialisierung/Realisierung einer Sache, das Recht oder die Wirkung eines Grundes bei 1 liegt, schreiben die Menschen diesem Grund eine Bedeutung von 100 zu, 99 davon fallen bereits in den Bereich des Schirkes. Ein zu großes Vertrauen in die Eigeninitiative (in diesem Sinne auch des nefs) oder dass man alle Schönheiten auch hinsichtlich ihrer Kontrolle sich selbst zuschreibt, ist auch ein verborgener Schirk.

Dazu ein Beispiel: Größe und Macht sowie Glanz und Anerkennung können nur Allah zugeschrieben werden. Falls ein Mensch nun, ihm die von Allah gespendete Mittel wie etwa Macht oder Wissen nutzt, um andere Menschen zu unterdrücken, so will er offensichtlich, die Macht, Größe, Glanz und Anerkennung Allah's nachahmen, somit befindet er sich in einem verborgenen Schirk.

Unser Prophet Rasulûllah (asm.) berichtet über „Felak“; „Ein Kerker der Hölle indem Menschen die nach Macht und Glanz strebten gefangen sein werden und die Hölle selbst, sucht hiervon Schutz und Obhut bei Allah.“ Wie interessant es doch ist, dass etwas was selbst die Hölle beängstigt und zur Flucht verleitet, unsere Triebseele aber in Wallung Sehnsucht stimmt. Allein das, reicht um zu visualisieren, dass unsere Triebseele (nefs) deutlich gefährlicher als die Hölle selbst ist. Wieder ist es jedoch die Triebseele, die uns von dem Verständnis dieser wichtigen Lehre abhält.

Ein anderer Hadith: 

„Der, der den Islam als Religion angenommen hat und eine Person aufgrund seines Reichtums Respekt zollt, verliert zwei drittel seiner Religion.“

Im Islam ist das wahre Fundament die Liebe zu Allah. Eine Person zu lieben die ihre Almosensteuer zahlt oder vielerlei schöne Taten verrichtet, ist eine Liebe für Allah, mit dem Wohlwollen Allah's, diese Art von Liebe, würde nicht unter den Radius dieser Hadith fallen. Die Art Liebe, die hier verboten ist, ist ungeachtet von Allah, den Menschen auf eine verachtende oder erniedrigende Weise zu lieben.
 

Der Islam ist eine monotheistische Religion. Der Besitzer und Schöpfer dieses Universums ist eins. Jede Wohltat kann nur aus seinem Schatz kommen. Islam lehrt dass man wegen dem Licht, nicht der Sonne, wegen dem Korn, nicht dem Kornfeld und wegen dem Reichtum nicht den Reichen gebühren bzw. sich diesen Dingen schuldig fühlen soll. Alles und Jeder ist nur ein Anlaß bzw. ein Grund. Jeder Segen kommt vom Schöpfer der Erde und des Himmels.

Ein armer Gläubiger dem diese Lehre zuteil wurde, würde wenn er eine Reiche Person auf sein Reichtum reduzieren, ihn also nur deswegen liebt als ob er es ist, der ihn versorgt, wird ein Problem mit dem Grundsatz der Einheit Allah's sehen. Ob Arm oder Reich, jeder Mensch ist der Liebe nur würdig wenn er gewisse Tugenden mit bringt wie etwa, Glauben,  Ethik, Wissen und Ehrlichkeit. Reichtum allein kann kein ausreichendes Kriterium für Liebe sein.

Und wenn eine reiche Person diese Hadithe liest, sollte er keine Person unter seine Schuld fallen lassen. Er sollte für seine guten Taten und Wohltaten keine besondere Ehrung erwarten. Anderenfalls, sollte es gewiss sein, dass er neben der Würde und Ehre auch mit der Religion seines Gegenüber spielt.

6 Ist es falsch Horoskope zu lesen und sich Horoskope zeigen und erklären zu lassen? Inwiefern stimmt was Wahrsager und ähnliches sagen?

heutzutage findet man an in diversen "Ecken und Enden" in nahezu jeder Nachbarschaft, Wahrsager die sich selbst und ihre "Berufung", auf eine vollkommen unangemessene Weise, mit Titeln wie etwa "modern" schmücken. Falls wir sagen würden dass, "nichts den menschlichen Verstand und die menschlichen Emotionen so sehr missbraucht wie die Wahrsagerei" würden wir damit nicht übertreiben.

Zu dieser Thematik hat sich unser Prophet (s.a.s.) mit nur einem Satz geäußert: "Hellseher sind nichts und nichtig." (Müslim, Selam 123) Die Worte derer, die behaupten etwas über die Zukunft zu wissen, sind nur leere Phrasen und dementsprechend bedeutungslos.

Aus der Sicht des Glaubens und der Religion, ist das Aufsuchen von Hellsehern und Horoskopen so abergläubisch und gefährlich, dass Allah bewahre, man den Glauben dadurch verlieren könnte.

Unser Prophet (a.s.m) berichtet uns, zu diesem Thema, mit vielen Hadithen bezüglich der Leute die an Wahrsagerei glauben dass: "Sie, dass was zu Muhammed gesandt wurde, abstreiten, dass sie nicht in den Himmel kommen, und dass sie, obwohl sie nicht daran glauben, es trotzdem taten und deswegen ihr Gebet für 40 Tage nicht akzeptiert wird."

Obwohl diese Hadithe, klar auf die Gefahr hindeuten, ist es dennoch gegeben und schlimm und bedauernswert dass es Menschen gibt, die trotz ihrer Religion und ihrem ständigem Gebet, auf Wahrsagerei setzen und sich an ihren Türen herumtreiben.

Hellseher versuchen über das Unbekannte und die Zukunft sowie den Charakter des Menschen und seine Erwartungen ein Urteil zu fällen. Der Qur`an sagt folgendes dazu: "Er verfugt über die Schlüssel des Verborgenen; niemand kennt sie außer Ihm." (en`am, 6:59)

" Sprich: "Niemand in den Himmeln und auf Erden kennt das Verborgene außer Allah." (Neml, 27:65)

"Sprich: 'Ich sage nicht zu euch: »Bei mir sind Allahs Schätze«, noch kenne ich das Verborgene; auch sage ich nicht zu euch: »Ich bin ein Engel«; ich folge nur dem, was mir offenbart wurde.'" (En´am, 6:50)

Auf die Frage von Cebrail, (a.s.m) "wann das jüngste Gericht stattfinden wird" antwortete unser Prophet (a.s.m) mit folgenden Worten: "Zu diesem Thema, weiß der Befragte nicht mehr als der Fragende." Über das wichtigste Ereignis der Zukunft, das jüngste Gericht, hat unser Prophet (a.s.m) sich so klar ausgedrückt. (Buhari, iman 37)

Da das Wissen über das Unbekannte und die Zukunft einzig bei Allah liegt, dass nicht einmal seine Gesandten hierüber etwas, ohne die Eingebung Allah`s wissen können und da islamische Gelehrte nicht über das Unbekannte und die Zukunft reden werden, sollte man sich die Frage stellen, wo ich einen Wahrsager positionieren kann. Kann ich seiner "Arbeit" überhaupt irgendein Maß an Glaubwürdigkeit zuschreiben?

Die Aussage, "Aber manchmal hat der Wahrsager mit seinen Aussagen Recht" wird von Zeit zu Zeit vernommen. Die selbe Aussage hat seiner Zeit ein Gefährte des Propheten (sahabe) getroffen, aber unser Prophet (a.s.m) hat ihn mit einer schönen Antwort, einen Weg aufgetan. "Dieser Satz gehört den Dschinns an. Ein Dschin schnappt eine Information auf und erzählt sie seinem Freund weiter, wie das Geckakere eines Huhns. Auf diese Weise vermischt er die Information mit hunderten von Lügen."

Ob alle Wahrsager und ähnliches eine Verbindung zu Dschinns haben, ist ein anderes Thema, aber da Wahrsagerei nicht mit der Religion und dem Glauben konform ist und unser Prophet (a.s.m) es ganz klar ablehnt, hat hat es ohne Zweifel einen teuflischen Ansatz.

Dass der Teufel auch ein Dschinn und dementsprechend das Unbekannte sehen und davon berichten kann, ist eine Aussage von Wahrsagern, die damit über das Unbekannte berichten wollen und dabei allem Anschein nach, Spielzeuge in den Händen des Teufels geworden sind.

Die Hadithe geben eine klare Richtlinie vor. Seien es Seher oder Wahrsager, Kartenleger oder selbst Leser von Horoskopen, ungeachtet dessen, welche Namen sie sich geben, reden sie über etwas, was seitens der Religion verboten ist und falls sie Urteile aussprechen, fallen sie alle in die selbe Kategorie. Selbst wenn ihre Aussagen manchmal zutreffen sollte, so geschieht dies einmal, mit hunderten Lügen, die dem zuvor kommen. Hierbei überhaupt von "richtig" zu sprechen ist, degradiert die Bedeutung des Wortes. Es gefährdet den Praktizierenden, den daran Glaubenden und den Konsumierer solcher Praktiken gleichermaßen.

Diese Praktiken, die nichts weiteres als Aberglauben und Märchen sind, haben trotz des Verbotes im Islam, geschichtlich gesehen immer wieder Anklang bei den Menschen gefunden, dabei ist egal ob Osten oder Westen, leider konnten die Menschen, sich dieser schlechten Gewohnheit nicht entledigen.

In der Zeit des Unwissens, also vor der Zeit des Islams, gab es Formen der Hellseherei. Es gab hellseherische Praktiken wie etwa das Zeichnen und Lesen von Linien auf dem Sand, dies hieß "hattü`rreml". Daneben gab es vielerlei Praktiken wie etwa astrologische Wahrsagerei, Wahrsagerei mit Tieropfern, das Lesen von Händen, Teetassen und ähnlichem und noch viele andere rituelle Praktiken.

Wissenschaftler beschreiben Wahrsagerei auch als eine Quelle der Unglücklichkeit. Speziell in interfamliären Problemen oder gar Konflikten, fungiert Wahrsagerei als Anfang diesr Probleme.

Psychologe Prof. Dr. İlhan Yargıç sag z.B.:

"Wahrsager benutzen generell die selben oder ähnliche Aussgen. Die Frau hat Probleme mit ihrem Mann, durch Kommunikation könnte man die Probleme eigentlich beseitigen. Allerdings sagt der Wahrsager dann, dass die Frau verzaubert oder verflucht wurde. Daraufhin hegt die Frau Feindseligkeit gegenüber ihrer ganzen Familie. Obwohl dies eigentlich gar nicht gegeben ist, bewahrheitet sich die Prophezeiung daraufhin und die familiären Bände reißen."

Die Bekenntnisse eines "Mediums" sind sehr interessant:

"Als Hellseheri populär wurde, haben die, die dies als Hobby taten, angefangen es als lukrative Arbeit zu verrichten. Es gibt keinen Unterschied zwischen Gut und Schlecht. Die geistliche Gesundheit des Gesellschaft ist in ernsthafter Gefahr. Denn die Personen von denen man sich Hilfe verspricht, sind oftmals selbst, mit Problemen behaftet. Viele Menschen, die sich mit Wahrsagerei beschäftigen, haben psyschiche Störungen." 

Wahrsagerei hat ihren Ursprung im Aberglauben und hat daher absolut nichts mit dem Qur´an oder dem Islam zu tun.

Ein gläubiger Mensch, sollte seine Gedanken, sein Herz und seinen Glauben, mit der Hingabe zu solchen Themen nicht gefährden, sondern daran glauben dass alles in der Kontrolle Allah´s ist, er sollte seinen Schöpfer vertrauen, stets beten, ihn anflehen und seinen Glauben an das Schicksal festigen und stabil halten.

7 Darf man sich ins Schlafzimmer Suren und oder Verse aus dem Qur´an als Bild an die Wand hängen?

das Aufhängen von Schrifttafeln, Postern, Bildern usw. mit Versen aus dem edlen Qur´an im Schlafzimmer ist islamisch zulässig und demgemäß auch keine Sünde. Man sollte allerdings aus Respekt gründen nicht seine Füße in die Richtung dieser Suren oder Verse entgegenstrecken. Ebenso ist es islamisch zulässig Tafeln und oder Bilder mit den Namen des Allmächtigen Gottes an Wände in der Wohnung anzubringen. Darüber hinaus gibt es den Qur´an in Miniaturform zum Aufhängen im Auto und oder ebenfalls im Haus. Es ist ebenfalls gestattet diese Aufzuhängen, allerdings sollte man nicht seine Füße den heiligen Schriften entgegenstrecken, zum Beispiel, wenn man sich im selben Zimmer hinlegt. Darüber hinaus gilt es weiterhin, dass man die Verse ohne rituelle Waschung (Vudu, Abdest) nicht berühren darf. Das gegenteilige Handeln (d.h. das Berühren ohne der rituellen Waschung) ist verboten (haram). Es heißt, dass man ohne die Waschung nicht einmal ein Blatt (Tafel, Schild) anfassen darf, wo auch nur ein einziger Vers oder nur Abschnitte (Suren) aus dem Qur´an niedergeschrieben sind. (Ömer Nasuhi Bilmen, Büyük Islam ilmihali, 2.Kitap, 137)

Wir empfehlen besonders aus gründen der Hochachtung gegenüber dem Wort Gottes so etwas nicht zu machen, insbesondere im Schlafzimmer, weil dort nicht immer nur geschlafen wird. Wenn man sich sicher ist in direkter Gegenwart solcher Heiligkeiten keinerlei Unbeherrschtheiten zu begehen, dann kann man sie anbringen. Sollte man dieses aber nicht garantieren können, dann sollte man davon absehen. Mit Unbeherrschtheiten sind natürliche Bedürfnisse und Abläufe gemeint, wie sich hinlegen, sich an und ausziehen (Nackt sein, die Genitalien unverhüllt halten usw.), Geschlechtsverkehr, Blähen und alles andere was so in einem durchschnittlichen Schlafzimmer stattfinden kann. Bedenken wir, dass alleine die Füße in Richtung der Verse/Suren strecken eine Geringschätzung darstellt, so werden wir einsehen, dass so manche Natürlichkeiten eine noch größere Respektlosigkeit darstellen würden. Und manchmal begehen wir ganz unbewusst solche Natürlichkeiten, wie zum Beispiel sich hinlegen usw..

Aus der Liebe zum Islam und insbesondere aus der Liebe zum wahrhaftigen Qur´an entsteht innerlich das Bedürfnis die Wahrheit verkündenden Verse, welche neben ihrer Sonderbarkeit auch noch sehr ansehnlich (Kunstvoll) sind überall anzubringen. Jedoch bedarf es der Besonnenheit diese heiligen Schriften immerwährend zu respektieren, weil sie das Wort Gottes sind. Unseres Wissens nach hatte der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) bei Qur´an Rezitationen respektvoll auf seinen Unterschenkeln gesessen und aufmerksam zugehört und niemals gelegen.

 

8 Warum ist der Teufel dem Menschen ein Feind?

die Begierde (im Original „Nafs“ = Trieb, Ego, Gier, selbstsüchtiger Antrieb im Menschen) ist gegenüber den Einflüsterungen des Teufels/Satans ein sensibler Adressat.
In einer Äußerung des Propheten Muhammed (s.a.s.) wird erwähnt, dass im Herzen des Menschen sowohl ein Zentrum für engelhafte Eingebungen als auch eins für die Einflüsterungen des Teufels vorhanden ist. (1)

Im Qur`an ist geschrieben “Satan ist wirklich euer Feind. So betrachtet ihn auch als Feind. Er lädt ja seine Anhänger dazu ein, Gefährten der Feuersglut zu werden“. Sure(35)Al-Fatir, 6
Die Feindseeligkeit des Teufels begann schon beim Propheten Adam. Weil er sich vor Adam nicht verbeugen wollte, wurde ihm die Barmherzigkeit Gottes verwehrt. Deshalb wurde er zum Erzfeind von Adam und seinen Nachkommen. Da das Leben dem Menschen als Prüfung auferlegt wurde, damit er seiner Bestimmung nach seine Fähigkeiten entfalten kann, wurde ihm (dem Teufel) die Erlaubnis gegeben ihn vom rechten Pfad Allahs zu verleiten.
Der Teufel sprach:

"Wie Du mich in die Irre gehen ließest, werde ich ihnen auf Deinem geraden Weg auflauern. Dann will ich von vorn und von hinten, von ihrer Rechten und von ihrer Linken über sie kommen, und Du wirst die Mehrzahl von ihnen undankbar finden." Sure(7)A`raf ,16-17

Zur Gewährleistung der Vormachtstellung gegenüber den Menschen ist dem Teufel jeder Weg und jegliche Einflüsterung rechtens. (2)
Einige werden durch ein Angstgefühl getrieben in seinen Bann gezogen, andere wiederum durch leere Phantasien und der Verblendung das Rechte zu tun in die Irre geleitet oder in einem geistigen Schlafzustand der Unachtsamkeit getäuscht sowie durch Sinnlichkeit verführt.
In einer Hadith (Aussage des Propheten) wurde die Beeinflussung wie folgt beschrieben "So wie das Blutin den Adern des Menschen ständig in Bewegung ist, kann sein Zutragen am menschlichen Körper verglichen werden“. (3)
Gleich zu setzen mit einer Festung, die an ihrer schwachen Stelle erobert wird, versucht der Teufel die Menschen durch ihre Schwächen zu unterwerfen.

Diejenigen, welche sich den Einflüsterungen des Teufels hingeben und seinen Weg folgen, werden zu gehorsamen Sklaven und beauftragten Gefährten des Satans(4) anstatt zu hingebungsvollen Dienern Gottes.
Um das zu verhindern erteilt der alles Wahre umfassende Herrgott den Menschen folgende Ermahnung: „folgt nicht den Fußstapfen Satans; siehe, er ist euch ein offenkundiger Feind. Er empfiehlt euch nur Übles und Schändliches und dass ihr über Allah aussagt, was ihr nicht wisst. "Sure(2)Baqara, 168-169

Quellen:
1-Tirmizi, Tefsir, 2/35
2-Bkz. Beydavi, I, 576
3-Buhari, Bed'ül-halk, 11; Ebu Davud, Savm, 78; Ibnu Mace, Siyam, 65
4-Yazir, I, 584

9 Ist im Islam das Tragen eines Barts Pflicht?

das Tragen des Bartes ist eine wichtige und bedeutende "Sunna"(arabisch: Gewohnheit, bekannte Handlungsweise) des Propheten Muhammeds (s.a.s.).
Jedoch hat kein Gelehrter es als Farz (religiöse Pflicht) ausgelegt und somit die Nichtausübung dieser Handlungsweise als das Verlassen eines Farz expliziert. Imam Ebu Hanefe und Imam Schafi'i vertreten dies bezüglich verschiedene Meinungen. Nach Schafi'i ist der Bart eine Sunna und er bewertet das Rasieren als „tenzihen mekruh“(d.h. verpönt/rituell unerwünscht, aber nicht als verboten eingestuft wird).
Die anderen Rechtsschulen sowie Imam Abu Hanifa bewerten das Rasieren nachdem man einen Bart wachsen ließ als „tahriman makruh“(d.h. schlecht, widerlich und eher dem Verbotenem einzuordnen bzw. dem Verwehrten nahe ist).

10 Wie werden Selbstmordattentater aus Islamischer Sicht betrachtet?

im Allgemeinen bedeutet der Selbstmord sich voreilig das Leben zu nehmen. Dieses Thema wirft in der Regel sehr viele Fragen auf, wie zum Beispiel: Sind wir Menschen überhaupt berechtigt unserem Leben vorzeitig ein Ende zu setzen? Hat der Erschaffer und Eigentümer uns Menschen auch die Erlaubnis gegeben das uns anvertraute Leben samt Körper durch Selbstmord zu vernichten? Besteht für die Menschen überhaupt eine Ermächtigung sein eigenes oder das Leben eines anderen zu zerstören? Die Antwort dieser Fragen ist sehr bedeutsam. Wenn über diese Antwort nicht nachgedacht wird, wird es nicht klar, warum überhaupt der Selbstmord generell im Islam strengstens verboten ist.

Gott, der Herr hat unsere feinfühlende und glasklare Seele in einem menschlichen Körper auf die Erde gesandt. Dieser gesandte Körper ist uns Menschen ein von Gott anvertrautes Gut. Unsere Seele ist gewissermaßen zu Gast in unserem Körper, was zu bedeuten hat, daß unser Körper nicht unser Besitztum ist. Wenn wir Menschen die Eigentümer unserer Körper wären, so hätten wir auch die Berechtigung damit anzustellen was wir wollten, weil es ja unser Gut wäre. Da wir nicht die Eigentümer sind, sind wir verpflichtet diese Leihgabe mit allen Mitteln zu waren und zu beschützen. Wir sind folglich nicht autorisiert unseren Körper zu vernichten, geschweige denn ihm einen Kratzer zuzufügen.

Der Körper ist der Seele eine Herberge, die zum Schutze dient. Demzufolge können und dürfen wir nicht beliebige Aktionen starten, die dieses göttliche Kunstwerkwunder auch nur im Geringsten schädigen oder zerstören würden. Wir können und dürfen einfach nicht durch Falschbezeichnungen, wie „sich zu Tode fasten“, oder durch Hungerstreik am Zerfall unseres Körpers mitwirken. Aufgrund wirtschaftlicher und oder gesellschaftlicher Unannehmlichkeiten können und dürfen wir nicht in die Hoffnungslosigkeit verfallen und uns dem Selbstmord hingeben. Wir können nicht einfach unseren Körper als eine lebende Bombe in die Luft sprengen und andere unschuldige Menschen mit in den Tod zerren.

Da unser Körper samt Organe, mit Händen und Füßen, sowie Augen und Ohren nicht das Produkt unserer eigenen Kunstfertigkeit ist, versteht sich, dass dieses Kunstwerkwunder von einem Gott erschaffen ist und uns zur Nutzung bewilligt wird. Es ist erlaubt dieses Kunstwerk zu reparieren, aber es ist definitiv verboten diesen, geschweige denn andere Körper, zu vernichten. Aufgrund dieser Tatsachen ist im Islam der Selbstmord, jeglicher Art, verboten. Einigen Gelehrten zufolge, wird der Leichnam solcher Selbstmörder ohne Bestattungszeremonie und ohne Bittgebet beigelegt, weil sie das Bauwerk Gottes demoliert haben. Ein bedeutungsvoller Gelehrter der heutigen islamischen Welt, "Bediüzzaman" Said Nursi (1876 – 1960), schreibt dass der Körper selbst und dessen Versorgung nicht uns überlassen sei. Lesen wir einen kurzen Abschnitt der sinngemäßen Übersetzung:

„Oh Mensch, wisse das der dir von Gott gegebene Körper, das Leib samt seinen Organen, ein dir anvertrautes Gut ist und nicht dein Eigen. Der Allgerechte Gott hat Sein Eigentum freigiebig in deine Hand gelegt, damit du einen Nutzen davon hast. Nachdem das dir gegebene Leben samt seinen Zugehörigkeiten nicht dein Eigentum ist, sondern eine Leihgabe zum Vollbringen deiner Pflichten und zur Versorgung deiner Bedürfnisse, gehe sorgfältig damit um.“ (Barla Lahikasi, 250.Brief)

11 Wie beurteilt der Islam die Selbstmordanschläge?

im Allgemeinen bedeutet der Selbstmord sich voreilig das Leben zu nehmen. Dieses Thema wirft in der Regel sehr viele Fragen auf, wie zum Beispiel: Sind wir Menschen überhaupt berechtigt unserem Leben vorzeitig ein Ende zu setzen? Hat der Erschaffer und Eigentümer uns Menschen auch die Erlaubnis gegeben das uns anvertraute Leben samt Körper durch Selbstmord zu vernichten? Besteht für die Menschen überhaupt eine Ermächtigung sein eigenes oder das Leben eines anderen zu zerstören? Die Antwort dieser Fragen ist sehr bedeutsam. Wenn über diese Antwort nicht nachgedacht wird, wird es nicht klar, warum überhaupt der Selbstmord generell im Islam strengstens verboten ist.

Gott, der Herr hat unsere feinfühlende und glasklare Seele in einem menschlichen Körper auf die Erde gesandt. Dieser gesandte Körper ist uns Menschen ein von Gott anvertrautes Gut. Unsere Seele ist gewissermaßen zu Gast in unserem Körper, was zu bedeuten hat, daß unser Körper nicht unser Besitztum ist. Wenn wir Menschen die Eigentümer unserer Körper wären, so hätten wir auch die Berechtigung damit anzustellen was wir wollten, weil es ja unser Gut wäre. Da wir nicht die Eigentümer sind, (was nun mal der Wahrheit entspricht) sind wir verpflichtet diese Leihgabe mit allen Mitteln zu waren und zu beschützen. Wir sind folglich nicht autorisiert unseren Körper zu vernichten, geschweige denn ihm einen Kratzer zuzufügen.

Der Körper ist der Seele eine Herberge, die zum Schutze dient. Demzufolge können und dürfen wir nicht beliebige Aktionen starten, die dieses göttliche Kunstwerkwunder auch nur im Geringsten schädigen oder zerstören würden. Wir können und dürfen einfach nicht durch Falschbezeichnungen, wie „sich zu Tode fasten“, oder durch Hungerstreik am Zerfall unseres Körpers mitwirken. Aufgrund wirtschaftlicher und oder gesellschaftlicher Unannehmlichkeiten können und dürfen wir nicht in die Hoffnungslosigkeit verfallen und uns dem Selbstmord hingeben. Wir können nicht einfach unseren Körper als eine lebende Bombe in die Luft sprengen und andere unschuldige Menschen mit in den Tod zerren.

Da unser Körper samt Organe, mit Händen und Füßen, sowie Augen und Ohren nicht das Produkt unserer eigenen Kunstfertigkeit ist, versteht sich, dass dieses Kunstwerkwunder von einem Gott erschaffen ist und uns zur Nutzung bewilligt wird. Es ist erlaubt dieses Kunstwerk zu reparieren, aber es ist definitiv verboten diesen, geschweige denn andere Körper, zu vernichten. Aufgrund dieser Tatsachen ist im Islam der Selbstmord, jeglicher Art, verboten. Einigen Gelehrten zufolge, wird der Leichnam solcher Selbstmörder ohne Bestattungszeremonie und ohne Bittgebet beigelegt, weil sie das Bauwerk Gottes demoliert haben. Einer der bedeutungsvollsten Gelehrten der heutigen islamischen Welt, Bediuzzaman Said Nursi (1876 – 1960), schreibt dass der Körper selbst und dessen Versorgung nicht uns überlassen sei. Lesen wir einen kurzen Abschnitt der sinngemäßen Übersetzung:

„Oh Mensch, wisse das der dir von Gott gegebene Körper, das Leib samt seinen Organen, ein dir anvertrautes Gut ist und nicht dein Eigen. Der Allgerechte Gott hat Sein Eigentum freigiebig in deine Hand gelegt, damit du einen Nutzen davon hast. Nachdem das dir gegebene Leben samt seinen Zugehörigkeiten nicht dein Eigentum ist, sondern eine Leihgabe zum Vollbringen deiner Pflichten und zur Versorgung deiner Bedürfnisse, gehe sorgfältig damit um.“ (Barla Lahika, 250.Brief)

12 Wie sollte der Kleidungsstil einer muslimischen Frau aussehen?

das eigentliche Maß am Kleidungsstil der muslimischen Frau ist das Wahren der Bedeckung. Außer dem Gesicht und den Händen, wird der gesamte Körper verdeckt und nicht entblößt. Damit das jeweilige Kleidungsstück dem Maß der Bedeckung entspricht muss es dicht genug sein, um das darunter liegende nicht zu entblößen und lang genug sein um die Genitalbereiche abzudecken. Daher wird die Bedeckung mit einem Kleidungsstück, welches so transparent ist, dass man das darunter liegende sehen kann, nicht akzeptiert.

Bis auf das Gesicht und die Hände ist der Körper der Frau eine Schamzone. Das Gesicht sowie die Hände sind während und außerhalb des Gebets keine Schamzonen, außer es besteht (durch deren Entblößung) Furcht vor Versuchung ("Fitna"). Man ist sich nicht gänzlich einig, ob die Füße zu den Schamzonen gehören oder nicht. Nach der mehrheitlich anerkannten Auffassung, sind die Füße keine Schamzonen. Nach einer anderen Auffassung sind die Füße einer Frau, wenn auch nicht im Gebet, aber außerhalb des Gebets Schamzonen. Um sich vor dieser Veruschung zu schützen, wäre es empfehlenswert, dass die Füße bedeckt werden. Nach mehrheitlicher Auffassung gehören die Arme, die Ohren und die offen herunterragenden Haare  zu den Schamzonen.

Die Überlieferungen die als Basis zu dieser Sachlage dienen, sind folgende:

Nach Überlieferung der Prophetengattin ʿĀʾiša (r.a.), suchte ihre Schwester ʾAsmaʾ die Audienz des Propheten (S.A.S) auf. Sie trug ein dünnes Gewand, wodurch ihr Unterkörper sichtbar war. Als der Prophet (S.A.S.) sie sah, wandte er sein Gesicht ab und predigte folgendes: Oh ʾAsmaʾ, wenn eine Frau die Geschlechtsreife erreicht ist es – bis auf das Gesicht und die Hände – nicht richtig wenn andere Körperteile sichtbar sind. (Ebû Dâvud, Libas 31)

Der Prophet (S.A.S.) schildert laut den Prophetengefährten (und Überlieferer einer Großzahl an Ḥadīṯ) Abū Huraira, dass Frauen die trotz Bekleidung unbedeckt sind, mit dünnen und transparenten Kleidern auftreten, der Hölle geweiht sind und nicht einmal den Duft des Himmels vernehmen werden können. (Müslim, Libas,125)

Ḥafṣah, die Tochter von ʿAbd ar-Raḥman suchte, obwohl sie ein dünnes Kopftuch trug, welches ihre Haare offen legte, die Audienz von ʿĀʾiša (r.a.) auf. ʿĀʾiša (r.a.) nahm daraufhin ihr das Kopftuch ab und faltete es zweifach, um es dicker zu machen. (Muvatta', Libas:4)

Der Prophetengefährte und zweiter Kalif  ʿUmar b. Al-Ḫaṭṭāb (r.a.) hat die Gläubigen gewarnt, hinsichtlich den Bekleiden von Frauen mit Kleidern die, auch wenn sie nicht transparent wie Glas sind, so durchsichtig sind, dass das darunter liegende deutlich zu sehen ist. (Beyhaki, Sünen, 2/235)

Imām Serahsī hat nach dieser Überlieferung eine Erklärung abgegeben, die besagt dass auch wenn das Kleid der Frau sehr dünn/transparent ist, das Urteil gleich bleibt. Danach notiert er eine Überlieferung mit der Bedeutung einer Frau (bzw. ihre Schamzonen) die trotz Bedeckung offen ist und besagt folgendes: Solch ein Kleid ist wie eine Art Netz, es sichert nicht die Bedeckung. Daher ist es fremden Männern nicht erlaubt ("Ḥarām") eine Frau, die so gekleidet ist anzusehen. (el-Mebsût, 10/155)

Das Maß welches bei der Transparenz der Kleidung zu beachten ist, ist ob es die Hautfarbe der Person offen legt. Wenn man bei einer Betrachtung von außen die Hautfarbe der Person erkennen kann, ist die Bedeckung mit solch einem Gewand nicht gewährleistet, egal ob das Gewand dabei dünn oder dick gestrikt ist. Dies wird im Werk "Halebî-i Sağir" folgendermaßen erläutert: Wenn die Bekleidung so dünn ist, dass die Hautfarbe und die darunter liegenden Körperteile offen legt, ist die Bedeckung der Schamzonen damit nicht gewährleistet.  Wenn die Bekleidung, obwohl sie dick genug ist, an den Rundungen des Körpers anliegt (und diese somit erkennbar sind) ist die Verhüllung in dem Rahmen noch gegeben. Man dürfte das Gebet somit noch verrichten.(Halebî-i Sağır, S.141)


Die Rechtsschulen sagen hierzu folgendes:


Malikitische Rechtschule;

Wenn das Gewand transparent ist, die Hautfarbe somit sofort erkennbar wird, genügt sie als Bedeckung nicht. Wenn man mit so einem Gewand das Gebet verrichtet, so muss dieses Gebet wiederholt werden. Das Tragen eines Gewands, welches dünn und eng anliegend ist, wodurch die Form (Rundungen und Kurven) der Körperteile erkennbar sind, ist verpöhnt ("makrūh"). Dies wird als charakterlos angesehen und man widerspricht somit den, von den ersten maßgebenden Gelehrten empfohlenem Kleidungsstil. (Menânü'l-Celü, 1/156)

 

Hanbalitische Rechtsschule:

die zwingende Bedeckung ist eine Bedeckung, die die Hautfarbe nicht erkennbar macht.
Wenn die Bekleidung so dünn ist, dass die Hautfarbe, die blaßen und erröteten Stellen somit deutlich werden, ist das Gebet damit nicht mehr zu verrichten. Denn die Bedeckung ist somit nicht mehr erfüllt. Wenn die Bekleidung nun zwar die Hautfarbe bedeckt aber die Form bzw. das Volumen preisgibt, so ist das Gebet damit erlaubt. Denn auch wenn die Frau bedeckt ist, ist es nicht zu vermeiden, dass die Form bzw. das Volumen irgendwie erkennbar wird.  (İbni Kudâme. El-Muğnî, 1/337)

 

Shafitische Rechtsschule:

Es ist erforderlich Gewänder anzuziehen, die die Hautfarbe verbergen. Das Anziehen von Kleidung die so dünn ist, dass die Hautfarbe deutlich wird, ist nicht gestattet. Denn mit solch einer Bekleidung wird die Bedeckung nicht erfüllt. Ein Kleid das also so dünn ist, dass die Bläße oder Röte der Haut sichtbar wird, ist für die Bedeckung unzureichend. Wenn nun die Bekleidung zwar dick gestrickt ist, aber aufgrund der Struktur der Naht die darunter liegenden Schamzonen teilweise sichtbar werden, ist die Bedeckung auch nicht erfüllt. Das Gebet mit einer Bekleidung, welches die Form/Volumen z.B. der Knie bzw. der Beine erkennbar macht, ist akzeptabel, da hier die Bedeckung noch gewährleistet wird. Es wird allerdings empfohlen, eine Bedeckung zu tragen, die die Körperteile nicht erkennbar macht. (el-Mecmû, 3/170-172)

Aus all diesen Überlieferungen kann man folgende Schlüsse ziehen:

Eine Bekleidung einer heiratsfähigen Frau, die sich unter heiratsfähigen Männern befindet, die aufgrund ihrer dünnen Naht, die Hautfarbe erkennbar macht, ist nicht gestattet, da diese Bekledeidung nicht ausreichend ist für die Bedeckung. So wie dies ein Kleid, ein Rock, eine Bluse usw. miteinbezieht, bezieht sich dies auch auf das Kopftuch und die Socken.  
 

Daher gibt es für die Bedeckung manche Grundbedingungen, es gilt diese entsprechend zu beachten:

Die Bekleidung soll nicht so dünn sein, dass sie den Körper der Frau offen darlegt.

Die Bekleidung sollte nicht so dekoriert und bunt sein, dass sie die Blicke auf sich zieht

Die Bekleidung sollte nicht so eng sein, dass sie die Kurven der Frau deutlich macht.

Enge Hosen und Blusen, die am Körper so eng anliegen, dass die Körperteile/Kurven sehr deutlich sichtbar macht, sind auch wenn das Gebet damit noch verrichtet werden kann, aufgrund der Tatsache, dass sie die Blicke und Gemüter/Gelüste erregen kann, aus religiös sittlicher Sicht nicht erlaubt. Der ehrenwerte Ibn Ābidin weist in seinem Werk auch auf diese Tatsache hin. (Reddü'l-Muhtar, 5/238)

Auf der anderen Seite müssen die Frauen, so wie es ihnen auch obliegt sich zu bedecken, auch von Blicken, Gesprächen und Gangarten zurückscheuen, die die Blicke/Aufmerksamkeit der Männer erregen.  


Und sag zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham hüten, ihren Schmuck nicht offen zeigen, außer dem, was (sonst) sichtbar ist. Und sie sollen ihre Kopftücher auf den Brustschlitz ihres Gewandes schlagen und ihren Schmuck nicht offen zeigen, außer ihren Ehegatten, ihren Vätern, den Vätern ihrer Ehegatten, ihren Söhnen, den Söhnen ihrer Ehegatten, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder und den Söhnen ihrer Schwestern, ihren Frauen, denen, die ihre rechte Hand besitzt, den männlichen Gefolgsleuten, die keinen (Geschlechts)trieb (mehr) haben, den Kindern, die auf die Blöße der Frauen (noch) nicht aufmerksam geworden sind. Und sie sollen ihre Füße nicht aneinanderschlagen, damit (nicht) bekannt wird, was sie von ihrem Schmuck verborgen tragen. Wendet euch alle reumütig Allah zu, ihr Gläubigen, auf daß es euch wohl ergehen möge! (Sura an-Nūr 31)

so wie es äußerst wichtig für die Beibehaltung der Scham und der Würde der freien Frau und für den guten Umgang ist, dass sie ihren Schmuck außer den genannten Ausnahmen, niemanden zeigt, so ist dies auch äußerst wichtig, um fremde Männer nicht zu beeinflussen, sie nicht zur Sünde zu verleiten und die Würde sowie den Anstand zu wahren. Um vor allem auch zum Nachdenken über diese Punkte und den Radius des Gebots der Bedeckung nochmals zu erinnern, wird sogar zur Gangart (der Frau) folgendes besagt: sie sollen mit ihren Schuhen nicht besonders auf den Boden auftreten, um auf ihren verborgenen Schmuck aufmerksam zu machen, sie sollen also nachdem sie sich bedeckt haben, dies auch beim Gehen berücksichtigen und mit Würde und Anstand gehen. Sie sollen sich nicht lasziv oder besonders auffällig bewegen, um auf ihren Schmuck oder sich selbst aufmerksam zu machen. Denn dies provoziert Männer und erregt Zweifel (über die Frau). Man darf allerdings nicht vergessen, dass dem Erfolg der Frauen in dieser Hinsicht, die Würde und der Anstand der Männer, das aufmerksame Beachten ihrer gesellschaftlicher Aufgaben sowie der Eifer und die Aufmerksamkeit aller Funktionsträger in der Gesellschaft vorhergeht und dies kann mit Gottes Hilfe aufrecht erhalten werden. Daher adressiert der Prophet (S.A.S.) alle Muslime, schließt dabei Männer und Frauen ein und gebietet folgendermaßen:

und oh ihr Gläubigen! Tut allesamt Buße bei Gott, damit ihr Erlösung findet.

Also gibt es in einer degenerierten Gesellschaft keine Hoffnung auf Erlösung und dieser Verfall der Gesellschaft resultiert noch vor den Fehltritten der Frauen, primär aus den Fehltritten und Makel der Männer. Daher müssen, ob weiblich oder männlich, alle Gläubigen und allem vorran die Männer von den Makeln und Fehltritten, die dem Glauben schädigen und von einem Unwissen zeugen, Buße tun, bei Gott Obhut suchen und Gottes Gebote einhalten und beachten, damit man gesamtgesellschaftlich Erlösung finden kann. In dieser Hinsicht müssten die Arbeitnehmer und entsprechend betroffene Personen, um Erlösung zu finden, diese Gebote beachten. ("Elmalili" Muhammed Hamdi Yazir, Tafsīr, basierend auf der Sura an-Nūr 31)

 

13 Manche Leute behaupten dass die nicht Verrichtung des Pflichtgebetes Gotteslästerung(shirk) gleich kommt und man somit Ungläubig wird. Inwiefern ist das richtig?

anstatt jemanden der sein Gebet nicht verrichtet der Gotteslästerung und Blasphemie zu beschuldigen, sollten man statt dessen in einem angenehmen Gespräch die Bedeutung und Bewandtnis des Gebetes erläutern. Es sollte erläutert werden, dass wenn jemand sein Gebet verrichtet, er zu der Gegenwart seines Schöpfers aufsteigt der ihn zuvor aus dem Nichts erschaffen hat, und zu seinem Gesprächspartner wird. Darüber hinaus sollte erläutert werden dass die Erlangung des Wohlwollens unseres Schöpfers ausschließlich durch die Verrichtung des Gebets erzielt werden kann. Unser Prophet, seine Gefährten und andere Große Persönlichkeiten haben die Menschen immer mit Milde, Sanftheit und Guten Taten zum Gebet ermutigt. Sie haben Abstand davor gehalten die Menschen in Panik zu versetzen und zu beängstigen.

Nach dem Glauben ist die Verrichtung des Pflichtgebetes der aller wichtigste Grundsatz.  Aus diesem Grund wird an knapp hundert Stellen im Kuran das Gebet erwähnt. Keinem anderen Gottesdienst wird solch eine große Bedeutung beigemessen. Denn das Gebet ist zwischen dem Gläubigen und seinem Schöpfer
das aller stärkste Band, und der Moment in dem der Gläubige seinem Schöpfer am nahesten ist. Die grosse Gefahr besteht darin, dass jemand der sein Gebet nicht verrichtet dieses Band schwächt, und sich dann inmitten seiner Feinde wie der triebhaften Begierde und den Teufel wiederfindet.

In jedem Vers der vom Gebet handelt, wird der Mensch zur Verrichtung des Gebetes angespornt. Im nachfolgenden die ungefähre Bedeutung einiger Verse: "Die da glauben an das Ungesehene und das Gebet verrichten", "Nur den
wahrlich Gottesfürchtigen fällt das Gebet nicht schwer", "Und die streng auf ihre Gebete achten", "Das Gebet schützt den Menschen vor schlechten Taten und bewahrt ihn davor schlechtes zu sagen", "Sag meinen gläubigen Dienern dass sie ihr Gebet verrichten sollen".

Den selben Tenor kann man auch in den Überlieferungen des Propheten wieder erkennen. Wenn man die Überlieferungen betrachtet die vom Gebet handeln so wird man sehen, dass in diesen immer vom großen Nutzen und Segen des Gebets erzählt wird. Aber was die Drohung in solch Überlieferungen wie "Zwischen dem Menschen und dem Unglauben befindet sich die Unterlassung des Gebets", "Was uns von den Heuchlern trennt ist das Gebet." betrifft, so bezieht sich diese Aussage auf Personen die leugnen dass das Gebet zu den religiösen Pflichten gehört bzw. die Nichtverrichtung des Gebets nicht als Sünde betrachten. Doch für jemanden der anerkennt dass das Gebet zu den uns von Gott auferlegten Pflichten gehört, aber aus Faulheit diese nicht verrichtet, gilt dies nicht als Gotteslästerung bzw. Blasphemie.

In dem Werk 'Reddü'l-Muhtar' von Ibni Abidin steht in dem Kapitel über das Gebet folgendes: "Wer leugnet dass das 5-mal tägliche Gebet Pflicht ist, verlässt den Kreis der Gläubigen. Wer sie hingegen als Pflicht anerkennt, sie aber aus Faulheit nicht verrichtet ist ein Sünder.

D.h. die Nichtverrichtung der Gebete ist eine der großen Sünden. Man sollte jedoch vor Augen haben, dass wer dauerhaft seine Gebete nicht verrichtet, seinen Glauben verschiedenen Risiken aussetzt.

 

14 Wer oder was ist der Teufel? Wen sucht er auf und was suggeriert er wem?

der Teufel ist eine niederträchtige und heimliche Kraft. Wir können uns ihn als sehr schlechte Seele vorstellen. Mit „Teufel“ bezeichnet man die unsichtbaren Seelen, sowie die bösen Kräfte und vor allem aber, den Urvater dieser Art, Satan (Iblis) persönlich. Der Teufel ist aus der Gattung der Dämonen.

Der Qur´an erwähnt die Ausdrücke der „menschlichen Teufel“ und der „dämonischen Teufel“. Menschen, die Zwietracht sähen und andere auf Abwege bringen, verrichten einen teuflischen Dienst. (sie erweisen dem Teufel ihren Dienst) In folgenden Versen berichtet der Qur´an von solchen teuflischen Menschen:

„Und wenn sie mit denen zusammentreffen, die glauben, sagen sie:<< Wir glauben >>; sind sie jedoch allein mit ihren Bonzen, sagen sie:<< Gewiss sind wir mit euch, wir treiben nur Spott >>“ (2; 15)
„Also hatten Wir die Teufel unter den Menschen und den Dschinn jedem Propheten zum Feind gemacht. Sie geben einander prunkende Rede zum Trug…“ (6; 113)

Qur´an Exegeten sind sich darüber einig, dass es neben den dämonischen Teufeln, ebenfalls auch menschliche Teufel gibt.

Der Teufel sucht primär die folgende Art Menschen auf:
• Individuen, die sich selbst und ihre Werke als makellos und Schön betrachten. (8; 49)
• Leugner und Heuchler, welche sich als Gläubige ausgeben, aber dennoch keine Gläubigen sind. (59; 17)
• Personen, die verbotenes genießen. (2; 169)
• Diejenigen Menschen, die bewusst unrecht begehen und sich dabei die Unterstützung vom Teufel erhoffen. (8; 49)
• Hellseher, Wahrsager, Spiritisten und welche, die keine Zuflucht bei Allah ersuchen vor dem Teufel. (15; 18-19)
• Solche, die beherzt sündigen, zur Lüge und üblen Nachrede neigen. (26; 22-23)
• Menschen, die Sonne, Mond, Sterne und andere Naturkräfte vergöttern und anbeten. (27; 75)
• Die, die sich Allah und Seinen Gesandten zum Feind gemacht haben.
• Und solche, die ihren Erschaffer vergessen haben und den uns mit allen mitteln versorgenden Beschützer nicht dienen. (58; 20-21)
• Am liebsten besucht der Teufel die, die Allah in Abrede stellen, sich Ihm gegenüber auflehnend und aufsässig verhalten.

Er wird die Menschen weiterhin überreden in ihrer perversen Sorglosigkeit Tag und Nacht zu verweilen. Er wird bis zu ihrem Tod nicht davon ablassen, sie von der Rechtleitung fernzuhalten.

„Und wenn die Sache entschieden ist, dann wird Satan sprechen:<< Allah verhieß euch eine Verheißung der Wahrheit, ich aber verhieß euch und hielt es euch nicht. Und ich hatte keine Macht über euch, außer dass ich euch rief und ihr gehorchtet mir. So tadelt nicht mich, sondern tadelt euch selber. Ich kann euch nicht helfen, noch könnt ihr mir helfen. Ich habe es schon von mir gewiesen, dass ihr mich (Gott) zur Seite stelltet. >> Den Missetätern wird wahrlich schmerzliche Strafe.“ ( 14; 23)

 

15 Wie kann ich den Islam anderen Menschen / Freunden erzählen?

vorerst einmal sollte man über die Existenz Gottes sprechen. Wenn jemand nicht an einen Gott glaubt, so macht es keinen Sinn, ihnen von Engeln oder vom Schicksal zu erzählen. Man sollte dabei mit genügend Empathie versuchen, eine gemeinsame Basis zur Diskussion zu errichten und sich so auf Augenhöhe begeben. Das schließt viele Faktoren ein, wie z.B. Mimik, Gestik, Wortwahl etc. Desweiteren, kann man solch tiefgehende Diskurse kaum in größeren Runden erörten, besser wäre es mit jenen Personen privat zu sprechen oder zumindest in kleinen Kreisen. Wenn man nun sichergestellt hat, dass der Gesprächspartner ehrlich zuhört und man ihm auf Augenhöhe begegnet so kann man diese Thematik systematisch angehen. Zunächst sollte man die Notwendigkeit eines Gottesglaubens behandeln, dann die notwendige Einheit Gottes erklären und zuletzt schildern, dass wir Menschen einen Propheten und ein Buch brauchen, um den Willen Gottes zu erfahren und ein Medium zu haben, womit wir Gottes Willen erfahren und befragen können. Dies sind die wichtigsten Elemente des islamischen Glaubens, sofern man dies erklären konnte, kann man die Diskussion konkretisieren und auf spezifische Elemente bzw. den Islam im Genauerem betrachten. Anderenfalls, würden die Argumente die man in die Diskussion will unlogisch erscheinen, da diese Elemente wie eine Art Blaukötze aufeinander bauen und sich so stützen.   

Hier einige Links zum Thema

http://www.fragenandenislam.com/icerik/gibt-es-beweise-f%C3%BCr-allahs-existenz

http://www.fragenandenislam.com/soru/k%C3%B6nnen-wir-das-wesen-gottes-mit-unserem-verstand-begreifen

 

16 Warum bzw. wie lassen wir Menschen uns in Glaubensangelegenheiten täuschen?

schon seit Anbeginn der Menschheit existieren zwei zueinander gegensätzliche Wege (Geisteshaltungen), die sich bis heute unvereinbar konträr weiter entwickelt haben. Es nahm seinen Anfang mit dem ersten Menschen Adam (a.s.) und wird bis zum jüngsten Tag so seinen Verlauf haben. Eines dieser Wege ist der rechtgeleitete Glaubensweg, wo hingegen der andere Weg ein Weg des Unglaubens und der Verwirrung ist. Betrachten wir diese Geisteshaltungen mal ganz Objektiv, also ehrlich und gewissenhaft, so werden wir feststellen, dass alle Schönheiten, das Gute und die Tadellosigkeit, sowie Wohlbehagen und Glückseligkeit auf dem Glaubensweg vorzufinden sind. Während hingegen Scheußlichkeit, Schlechtigkeit, Zerstörung, Unrecht und Missbrauch auf dem Pfad des Unglaubens anzutreffen sind.

Diese in der Außenwelt vorhandene Polarisierung und Gegensätzlichkeit, kommt ebenfalls auch in der Gefühlswelt der Menschen in Form emotionaler Kontroversen zum Vorschein. Während das Herz, der Verstand und das Gewissen eines Menschen ihn zum Glauben (an den Einen Gott) anspornen, wird dieser wiederum von seinem Ego, seinen Gefühlen, Begierden und Wahn zur Leugnung dessen getrieben. Die Innenwelt (Psyche, Seele) des Menschen ist somit eine immerwährende Bühne dieser Meinungsverschiedenheiten. Je nach dem, welcher dieser Sinnesrichtungen dominiert, wendet sich der Mensch dieser zu und beginnt dessen Weg zu bewandern. Nachstehend werden die relevantesten Gründe erwähnt, die einen Menschen zur mentalen Abart anhalten und im Weiteren verlauf zum Unglauben führen.

1. Unwissenheit

Seit der Historie bis zum heutigen Tage ist die Unwissenheit an oberster Stelle der Ursächlichkeiten die einen Menschen zum Unglauben führen. Selbst bei einem Wissenschaftler, der nicht an die Existenz seines Schöpfers glaubt, ist die Unwissenheit der Hauptgrund für seine Gottlosigkeit. Die hier gemeinte Unwissenheit bezieht sich primär auf die beschränkte und oberflächliche Denkweise, in der das tiefgründige Nachsinnen über die Entstehung der Materie ausbleibt. Eines der Gründe für die Unwissenheit ist die unüberlegte Ahnentreue und blinde Nachahmung der Stammväter. Diese unbedachte Ahnentreue samt den irrsinnigen Glaubensansichten der Vorfahren innerhalb der Volksgemeinschaften, stellten für die Gesandten Gottes nahezu unbezwingbare Hindernisse dar. Fast jeder Prophet hatte bei seiner Berufung, seine Volksgemeinschaft zum Glauben an den Einen Gott einzuladen, mit solchen mächtigen Beeinflussungen zu kämpfen. Im edlen Qur´an ist dieser Sachverhalt ausgedehnt thematisiert und deren Falschheit betont.
„Und wahrlich, dem Abraham gewährten Wir bereits zuvor Rechtleitung; denn Wir kannten ihn wohl. Als er zu seinem Vater und seinem Volke sprach: "Was sind das für Bildnisse, die ihr da verehrt?", Sagten sie: "Wir fanden, dass bereits unsere Väter sie verehrten." Er sprach: "In der Tat, ihr und euere Väter seid in offenkundigem Irrtum." (21,52-54)
„Ihre Gesandten sprachen: "Gibt es etwa einen Zweifel an Allah, dem Schöpfer der Himmel und der Erde? Er ruft euch (in der Absicht), euch eure Sünden zu vergeben und euch bis zu einem bestimmten Termin Aufschub zu gewähren." Sie aber antworteten: "Ihr seid nur Menschen wie wir. Ihr wollt uns von dem abwendig machen, was unsere Väter verehrten. Bringt uns einen deutlichen Beweis!" (14,10)


2. Selbstherrlichkeit und Stolz (Hochmut)

Der zweitwichtigste Grund dafür, dass die Menschen nicht zum Glauben finden ist die Überheblichkeit. Dieser schlechte Charakter hatte bereits den Satan zu jener Zeit vom rechten Weg in die Irre geleitet und ihn somit von der Barmherzigkeit Gottes ausgeschlossen. Stolz ist Vermessenheit und das Gefühl sich anderen gegenüber zu erhöhen. Das Gefühl von Stolz und ihr eigentlicher Platz gehören dem Gläubigen, der im Namen Gottes allen Ungläubigen und Leugnern gegenüber erhaben, stark und sicher ist. Dem Gottgläubigen, der bemüht ist die Ehre und die Achtung des Glaubens und des Gläubigen zu wahren und (außer vor Allah) sich vor niemanden beugt.

Jedoch aus Unachtsamkeit und Sorglosigkeitsgründen (Falschanwendung) kann dieses Gefühl die Menschen vom rechten Weg abbringen und zum offenkundigen Feind Gottes und Seines Propheten (sav) erklären. König Nimrod und der Pharao waren so voller Stolz und Selbstherrlichkeit, dass ihre Überheblichkeit sie dazu angehalten hatte sich als Gott verehren zu lassen, wodurch sie sich mit Allah gleichsetzten, bzw. sich Ihm gegenüber überlegen dachten. Genauso auch die Anmaßung von Ebu Cehil (Abu Djehl), dem Onkel des ehrenwerten Propheten Muhammad (sav), die ihn antrieb zu denken, dass er etwas Besseres sei als sein Neffe (sav). Die Geschichte lehrt uns abermals wozu diese schlechten Tugenden führen und wie sie letztlich enden.

3. Fehldeutung der Gefühle

Ein weiterer bedeutsamer Grund, der einen Menschen in die Irre und folglich zum Unglauben führen kann, ist die Fehleinschätzung von Emotionen. Das Interpretieren von Gefühlen ist mit der Lichtbrechung durch Wasser zu vergleichen. So, wie die Lichtstrahlen beim auftreten auf die Wasseroberfläche gebrochen und ab- und umgelenkt werden und dadurch Gegenstände im Wasser unscharf und oder versetzt wahrgenommen werden, genauso ist das auch mit den Empfindungen. Dementsprechend zu urteilen und zu handeln wäre nicht rational. Es gibt sehr viele Gründe, die einen Menschen zur Abkehr von Gott und somit zum Unglauben führen. Einige der wichtigsten sind nachfolgend aufgelistet:

a) Sich immerwährend mit materiellen (weltlichen) Angelegenheiten zu Beschäftigen entfernt einen Menschen von der Spiritualität und führt dazu, dass dieser im Verlauf gegenüber Glaubenswahrheiten kein Verständnis mehr hervorbringen kann.

b) Gott mit seinen erschaffenen Geschöpfen zu vergleichen ist ein weiterer wichtiger Grund, der zur Täuschung und somit zur Leugnung führt. Gott ist der Erschaffer des Universums. Wir alle und alles seiende sind seine Geschöpfe und sein Eigentum. So wie ein Künstler niemals seinem Kunstwerk gleicht, genauso auch entspricht keinesfalls der Allmächtige Gott als Meister dieses Universums irgendeinem seiner erschaffenen Geschöpfe.

c) Aufgrund der Komplexität und der Unbegreifbarkeit einiger Bereiche des Glaubens diesen zu verneinen. Das Wissen um die Existenz eines Objektes oder Gegenstandes besagt nicht, dass man das Objekt oder den Gegenstand und seine Beschaffenheit kennt. Im Universum gibt es sehr viele Dinge, um deren Existenz wir bescheid wissen, aber dessen Wesen und Beschaffenheit uns noch fremd sind. So wie unsere Unkenntnis keinen Grund darstellt diese existierenden Objekte zu Leugnen, genauso ist es auch für uns kein Anlass aufgrund unserer Unkenntnis die Existenz Gottes, der Seiner Engel, die des Paradieses und der Hölle zu dementieren.

d) Des Weiteren sind die Ungläubigen in der Überzahl. Obendrein sind viele Ungläubige im Geiste Verbündet, weil ihre Argumente gegen Gott und den Glauben fast identisch sind. Viele Menschen orientieren sich nach der Mehrheit (Herdenverhalten), obwohl die Richtigkeit und die Bedeutung einer Sache nicht in der Vielzahl liegt. Jeder weiß zwischen Qualität und Quantität zu unterscheiden mit Lehrsprüchen, wie z.B.: „Klasse statt Masse“. Wenn die Herrschaft nach der Mehrheit gelten würde, dann müssten die Tiere das Sagen haben weil sie im Vergleich zum Menschen in der Mehrzahl sind. Die Realität lehrt uns, dass der Mensch über allen anderen Lebewesen steht und das bestimmt nicht wegen ihrer Mehrzahl.

e) Ein weiterer Grund ist der Stolz, der einen nicht erlaubt einen Wissenden zu kontaktieren. Bei einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung bezüglich einer Thematik besitzt die Meinung von Leuten die nicht vom Fachbereich sind überhaupt keine Wertigkeit. Also ersucht man Hilfe bei einem Experten, der in der Materie sehr bewandert ist. z.B.: Ein Ingenieur und ein Naturwissenschaftler debattieren über ein medizinisches Problem. Da beide nicht vom Fach sind besitzen ihre Urteile diesbezüglich keine Wertigkeit, auch wenn sie in ihren Fachbereichen sehr professionell sind. Sie sind gezwungen einen Mediziner zu konsultieren, sei es auch nur ein Medizin Student. Die Aussage, bzw. Diagnose des Medizin Studenten hat im Hinblick auf diese Angelegenheit mehr gewicht, als die des Ingenieurs und des Naturwissenschaftlers. Dieses Beispiel gilt ebenfalls für die mentale Welt. Demgemäß ist die Aussagekraft eines permanent weltlich orientierten Gottvergessenen Menschen in Bezug auf die Existenz Gottes ungenügender als die eines spirituellen Gottgläubigen frommen Menschen. In der Regel gibt es sehr wenige Menschen, die sich ausgiebig mit dem Glauben/Religion auseinandergesetzt haben und schlussendlich nicht gläubig sind. Die Meisten Leute, die die Gegenwart Gottes dementieren, haben nie nach Gott gesucht, bzw. Ihn nie in form von Gebeten gerufen. Somit können wir sagen, dass die Leugnung Gottes seitens Ungläubiger, also Menschen ohne Glaubenspraxis, in Angesicht der Wirklichkeit überhaupt keine Gewichtung besitzt und somit keine Orientierung bietet. Laut islamischen Quellen gab es seit Anbeginn der Menschheit etwa 124 Tausend Propheten und Abermillionen glaubensgelehrte Heilige und Geistliche, die in Glaubensthemen sehr bewandert waren und noch sind. In Glaubensangelegenheiten gelten deren Erklärungen.

4. Den Sünden untertänig sein

Jede begangene Sünde lädiert das Herz und die Seele eines Menschen, wodurch diese verkrusten und das Glaubenslicht eintrübt. Beharrt ein Mensch auf seinen Sünden, so schwärzt und verhärtet sich sein Herz und seine Seele so enorm, dass gar kein Glaubenslicht mehr vom Herzen und der Seele aufgenommen, bzw. reflektiert werden kann. Aus dieser Sicht beinhaltet jede Sünde ein Pfad zur Verdammnis. Wenn die begangenen Sünden nicht umgehend durch Aussöhnung geläutert werden, wird das Herz und die Seele ganz umschwärzt und ummantelt, somit wird jeder mögliche Weg zur Rechtleitung/Gottglauben ausradiert.

17 Wird das beten ungültig wenn man unabsichtlich andere Gedanken im Gebet hat oder sollte man das Gebet deshalb wiederholen?

nein, das Gebet wird nicht ungültig. Diese sind Einflüsterungen vom Teufel, welche genau das Ziel verfolgen den aufrichtigen in die Irre zu leiten.

Said Nursi gibt hierzu folgendes Beispiel:

So wie eine Schlange, welche zu uns durch einen Spiegel abgebildet wird, nicht beissen kann, genau so können diese Gedanken (ungewollt) einem Menschen nichts anhaben.

Siehe auch:


http://www.fragenandenislam.com/soru/was-ist-der-sinn-der-einfl%C3%BCsterungen-vom-teufel

http://www.fragenandenislam.com/soru/warum-bzw-wie-lassen-wir-menschen-uns-glaubensangelegenheiten-t%C3%A4uschen

 

18 Wie können wir unser niederes Ego (Nefs) mäßigen? Wie können wir den verführerischen Überlistungen des Teufels widerstehen?

es ist unverkennbar, dass das niedere Ego (Nafs) der Erziehung bedarf um nicht in Irrtümer zu verfallen. Das Wichtigste in der Selbsterziehung ist immerwährend gegen sein niederes Ego entgegenzuarbeiten. Mawlana Djalaladdin Rumi äußerte folgende Worte bezüglich dieser Thematik:„Lasst uns demonstrieren und es verjagen, dieses dunkle Angesicht, dieses schlechtartige Ego, lasst es uns zerstören! Jedoch ist dieser Kampf sehr schwierig; denn eine Götzenfigur zu zerbrechen ist einfach, das Ego zu erziehen hingegen als ein leichtes zu betrachten ist Unwissenheit in größter Form.“

Aus diesem Grund ist es auch erforderlich einen gesunden und beständigen Willen zu besitzen, um einen lebenslangen und niemals endenden Widerstand gegen das Ego überhaupt führen und bestenfalls gewinnen zu können. Um eine mögliche und realistische Chance gegenüber seinem niedern Ego zu haben, bedingt es die Folgenden Punkte zu beachten:

1. Nichtbeachtung seines niederen Egos (Nafs)
Das Nafs ist das niedere Ego, welches einen Menschen zu jeglichen Verruchtheiten verleitet und anregt das Unrichtige zu tun. Es wird oft und gerne als die rechte Hand des Teufels im Menschenwesen gesehen. Um sein niederes Ego disziplinieren zu können ist es strengstens erforderlich nicht auf dessen Verlangen zu reagieren. Dies ist die schnellste und effektivste Art sich von den Schlechtigkeiten seines Egos zu wahren und Es zu erziehen. Mevlana empfiehlt von dessen Gelüsten abzusehen und dessen Begierden auszublenden, um nicht in Sünden zu versinken. Somit sei laut Mevlana vielen Widerwärtigkeiten vorgebeugt.

2. Den Willen festigen
Ein Mensch sollte den trügerischen Begehrlichkeiten seines niederen Egos entgegenwirken. Um dessen Unheil bringende Begehre abzubremsen, bedarf es einem starken Willen. Des Weiteren sollte man sein niederes Ego nicht unterstützen, in dem man auf seine Verlange blind folge leistet. Man sollte drauf beharren das Schlechte zu unterlassen. Mevlana vergleicht das Eigenbewusstsein eines Menschen mit einer Kerze, die es vor den vielen Naturgewalten mit einem Schutzwall (starken Willen) zu beschützen gilt. Das Ego verleitet Einen zum Falschen und manchmal weiß man nicht mehr zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. In solchen Situationen sollte man nicht auf seine Triebe (welche einen vom Rechten Weg abbringen könnten) Acht geben, sondern sich zum ehrlichen und aufrichtigem Handeln bemühen. Man sollte sich stets fordern das Richtige zu akzeptieren und sich vorschreiben das Gute zu befolgen, was einen letztendlich vor den meisten Falschheiten bewahren wird. Ein Mensch, der sich selbst nicht erzieht und seinen Willen nicht aktiv zur Abwehr von Schlechtigkeiten trimmt, der begibt sich in einen Teufelskreis der Irrtümer, in dem er dann zum darin verweilen verdammt ist.

„…wenn im Inneren keine Akzeptanz und Einsicht besteht, nutzen tausend mahnende Worte nichts. Wenn zum Beispiel ein Baum von Innen nicht mehr feucht ist, dann nützt es ebenfalls nichts, wenn man ihn von Außen mit tausenden Litern Wasser übergießt…wenn die gesamte Welt mit Licht durchflutet wäre, aber im geistigen Auge des Betrachters keine Erleuchtung ist, wird er zu keiner Zeit das Licht zu sehen bekommen…“

3. Geduldig sein
Um sich nicht durch die Zuflüsterungen seines Egos vom Rechten Pfad zu entfernen bedarf es der Geduld während seiner Erziehung. Mevlana sagt: „Es beansprucht die Geduld auf diesem Weg, welche die Erschwernis erdulden muss.“ Denn Geduld ist ein Balsam das Abhilfe schafft. Sie ist der Schlüssel zur Größe. Eine Tugend, die einen schnell an seine ersehnten Ziele führt. „Wenn Du bei jeder Strapaze, bei jeder Mühsal erzürnst und hasst, wie willst Du dann glänzen und reflektieren?“, äußert sich Mevlana und betont sich als Mensch unbeirrt auf das Gute, Schöne und Richtige zu konzentrieren. Es gebietet die Geduld zu wahren, sich daraufhin fortzubilden und dahinzureifen. Mevlana sagt, „Resolute (Willensstarke) Menschen schmachten nach Geduld, sie mögen es Geduld geduldig zu sein.“ Damit meint Mevlana, dass das niedere Ego (Nafs) hastig ist und ununterbrochen alles Genüssliche sofort erhaschen will. Gegenteilige Charaktereigenschaften, die das Gute begründen sind Geduld, Bedachtsamkeit und Weitsichtigkeit. Erst das Ignorieren der Eigenwilligkeiten seines niederen Egos ermöglicht einem Menschen Tugenden wie die Weitherzigkeit, Toleranz und Sanftmut in seinem Wesen zu entdecken und zu fördern. Geduld ist die elementarste Grundlage dieser Charaktereigenschaften, welche einen Menschen noch authentischer, liebenswürdiger und nachahmenswerter machen. Strenge, Verständnislosigkeit und Widerspenstigkeit sind hingegen fast allen Menschen ein Groll.

4. Sich von seiner Ichbezogenheit lösen
Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel bei der Zurechtweisung seines niederen Egos ist die Aufgabe seiner Selbstverherrlichung. Abstand nehmen vom Stolz und der Strebsamkeit sich in den Vordergrund zu drängen. Des Weiteren gilt es etwas von seinem hochgestochenen Selbstvertrauen aufzuopfern und dieses in Gottvertrauen umzuwandeln, also Allah in seinem Vorhabe nicht außen vor zu lassen. Mevlana sagt, dass es eine falsche Bescheidenheit ist, wenn Gebildete Menschen das ständige Bestreben haben sich behaupten und präsentieren zu müssen. Sie geraten dadurch nur in unnötige Ablenkungen, die sie in ihrer Selbstsucht bestätigen und vertiefen, wodurch ihnen keine Zeit bleibt für die Selbstkritik und die Selbsterkenntnis. Sie rauben sich selber ihre wertvolle Zeit und empfinden ihre eigenen Fehler als Standartabeichungen, wohingegen die Fehler anderer als anormal angesehen werden.

5. Selbstprüfungen durchführen, sich selbst zur Rechenschaft ziehen
Das aller wichtigste bei der Belehrung seines niederen Egos und der Abwehr von Irrtümern ist die Selbstkontrolle. Das sich selbst befragen, ob man etwas falsch gemacht hat oder jemandem Unrecht zugefügt hat, sei es durch ein unüberlegtes Wort und oder einer Tat. Die regelmäßige Selbstbeobachtung, ob man sich vielleicht doch in die falsche Richtung entwickelt, als man es sich ursprünglich vorgenommen hatte. Das Bemühen seine Fehler zu erkennen und rechtzeitig zu beheben, bevor diese zu einer Gewohnheit und somit auch zu einer unablässigen Geisteshaltung werden. Sein niederes Ego (Nafs) vor der Wahrheit zu beugen und Es ihr anzugleichen. Diese und ähnliche Verhalten kombiniert mit einer Portion Geduld wehren Schlechtigkeiten ab und führen einen direkt auf den geraden Weg zum Guten, Besseren und Gottesfürchtigeren Leben, was den wirklichen und immerwährenden Erfolg ausmacht. Sich selbst vor sich selber öffnen und sich selber anhören, also seinen Verstand zur Kontrolle und Beobachtung seines Selbst nutzen, ist der Anbeginn zum wirklich Guten. Es ist nichts Verwerfliches seine Geheimnisse vor Anderen zu wahren, allerdings ist es schon verwunderlich, dass man es sogar vor sich selbst verheimlicht. Bevor wir andere Leute um ihre Fehler und Sündhaftigkeiten bemitleiden, sollten wir zunächst uns selbst um unsere Untugenden und Laster bedauern. „O du mein andere Leute beweinendes Auge, komm’ und weile einen Augenblick und trauere um deiner selbst.“ Die Erziehung seines niederen Egos beginnt mit der Erkenntnis seiner eigenen Untugenden.

6. Geisteskraft
Zu der Erziehung seines niederen Egos gehört ebenfalls das Wissen, dass seinerseits überwiegend Schlechtigkeiten herrühren. Damit man die Wahrheiten und die Weisheiten Gottes erkennen kann, sollte man laut der Philosophie Mevlana’s seine eigene Geisteskraft erkennen und entwickeln. Gegenüber den Verleitungen seines niederen Egos überlegen sein zu können sollte man sich regelmäßig mit seinem gesamten Wesen Allah zuwenden und Ihn um Seine Unterstützung bitten. Jemand der ernsthaft Allah anfleht und Ihn aufrichtig um Schutz vor den Einflüsterungen des Teufels und der seines niederen Egos bittet wird ganz gewiss Hilfe bekommen. Allah wird ihn in Seine Obhut nehmen, ihn beschützen und ihn kräftigen, so dass Beschwerlichkeiten ihm leichter vorkommen.

Der Mensch ist täglich sehr vielen Unwahrheiten und Täuschungen gegenübergestellt. Grundsätzlich ist fast jeder Mensch sich seiner Fehler, Untugenden und Laster im groben bewusst. Das Wesentliche jedoch ist es diese Fehler nach ihrer Erkennung zu korrigieren. Um diesen seelischen Heilungsprozess überhaupt Angehen zu können ist es unabdingbar sein niederes Ego (Nafs) und dessen Genusslust zu beherrschen. Mit dem Begriff „Genusslust“ ist nicht nur das Speisen von Leckereien gemeint, sondern auch das Genießen von Unsittlichkeiten, sowie seelischen und oder körperlichen Hartherzigkeiten. Daher ist es für jeden einzelnen Gottgläubigen Menschen notwendig sich und sein Ego kennen zu lernen und es heranzubilden. Der kürzeste Weg hierbei ist es seiner Begierde und seinen Lüsternheiten zu widerstehen und nicht auf sein niederes Ego hereinzufallen. Eine Abgewöhnung seiner verderblichen Leidenschaften und die Einordnung von förderlichen Regsamkeiten. Die Erziehung seines niederen Egos ist sehr langwierig und umfangreich, was wirklich sehr viel Geduld und Kraft anfordert. Das niedere Ego ist zu vergleichen mit einem Kleinkind, dass alles was es sieht haben will, ohne zu wissen und ohne zu überlegen ob es gut oder schlecht für einen ist. Weil es nicht vorausschauend ist, kann es die Resultate und die möglichen Konsequenzen seiner Maßlosigkeit nicht ersehen und begreifen. Genauso wie ein Kleinkind Werte und Normen beigebracht bekommen sollte, so sollte jeder Gläubige (Mensch) auch seinem niederen Ego Werte und Normen beibringen. Daher ist die Schulung seines niederen Egos (Nafs) mindestens genauso notwendig, wie die Anlernung von kleinen Kindern, damit ihre Zwanglosigkeit (Natürlichkeit) sie selbst und andere nicht in unwiderrufbare Unglücke stürzt, sowohl im Dies- als auch im Jenseits.

„Wer sich selbst nicht erziehen kann, der vermag keineswegs andere zu erziehen.“
(Bediuzzaman Said Nursi)


Quellen:
Mevlânâ, Macâlis-i Seb’a (Yedi Meclis), , Konya, 1965, s. 54; Mevlânâ, Mesnevî, , M.E.B. Yay., Istanbul, 1991, C. i, s.62, B.778) Mevlânâ, Dîvân, C. VII, s. 626, B. 8336; Mevlânâ, Dîvân, C. V, s. 408, B. 5425.; Mevlânâ, Fîhi Mâ Fîh, s. 88-89.; Mevlânâ, Mesnevî, C. IV, s. 38, B. 466.; Mevlânâ, a.g.e. , C. II, s. 391, B. 4913; C. I, s. 150-151, B. 1841. 1846, ;1854.; Mevlânâ, a.g.e. C. I, s. 290, B. 2980.; Mevlânâ, a.g.e. C. I, s. 128, B. 1601.; Mevlânâ, Fîhi Mâ Fîh, s. 9.; Fîhi Mâ Fîh, s. 28-29.; Fîhi Mâ Fîh, s. 37.; Mevlânâ, a.g.e. C. II, s. 37, B. 479.;

 

 

19 Darf man mit dem Gebet (namaz/sala) schon anfangen, während der Ezan*1 (Gebetsruf) vorgetragen wird?

selbstverständlich ist es am idealsten, wenn bis zum Ende des Ezan gewartet wird. Dennoch kann das Gebet schon angefangen werden, bevor der Ezan beendet wurde.
Das Wichtigste ist, dass die jeweilige Gebetszeit begonnen hat.
Sobald die zeitliche Bedingung erfüllt ist, kann das Gebet ohne Ezan oder während es noch vorgetragen wird, durchgeführt werden.


*Der Begriff Ezan bezeichnet den islamischen Gebetsruf. Durch den Ezan werden die Muslime fünfmal täglich zum Gebet (namaz/sala) gerufen.

 

20 Wer ist Muhiyddin Ibn Arabi und welchen Stellenwert hat er für die Ahlus Sunnah wal Jamaah?

Muhiddin-i-Arabi ist ein großer islamischer Gelehrter und ein Sufi, Said Nursi beschreibt ihn als ein „Wunder der islamischen Wissenschaft“

Wir wollen nun die Position Said Nursis die er seinem Buche Blitze vertritt nutzen um in dieser Frage, so Allah will, Klarheit zu schaffen.

!Muhyiddin war in der Tat für sich selbst recht geleitet und anerkannt, jedoch können nicht alle seine Bücher Führer und Lehrer sein. Denn er schritt zwischen den Tatsachen oft ohne Balance voran, was den Grundsätzen der Leute der Sunna widerspricht. Ja, in einigen seiner Äußerungen scheint er sogar einem Irrtum Ausdruck zu geben. Doch er selbst ist frei von Irrtümern. Manchmal klingt ein Wort wie Unglaube, doch sein Besitzer ist kein Ungläubiger."

Danach gib Said Nursi eine Empfehlung wie mit den Werken von Muhyiddin-i Arabî umgegangen werden sollte indem er niemand anderen als Muhyiddin-i Arabî selbst zitiert:

Unsere Bücher zu lesen ist denen, die nicht zu uns gehören, verboten“

Dieses Zitat wird dann so von Said Nursi kommentiert:

"Das heißt: »Diejenigen, welche nicht zu uns gehören und unseren Rang nicht kennen, sollten unsere Bücher nicht lesen, denn es könnte ihnen schaden.«“

Dies bedeutet:

Muhyiddin-i Arabi ist ein Mu'min, allerdings sind sind einige seiner Aussagen in ihrer augenscheinlichen Bedeutung nach dem Unglauben nahe und erfordern eine Interpretation.

Darum ist besser seine Bücher nicht zu lesen, wenn man nicht zum Kreise derer zählt deren Wissen einen Umgang mit Muhyiddin-i Arabi´s Werken erlauben.
 

Somit sind die Bücher von Muhyiddin-i Arabi auch aus dieser Perspektive zu bewerten.
Bedingt durch den dadurch verursachbaren Schaden haben Laut Ibn-i Abidin manche der osmanischen Sultane das Lesen seiner Bücher verboten. An dieser Stelle möchten wir auch das Filh Urteil von Ibn-i Abidin angeben:


„Sein Füsusu´l-Hikem heißendes Buch zu verbreiten ist haram. Den dieses Buch beinhaltet einige Angelegenheiten deren Inhalte Kufr ist. Denn einige Juden welche versuchen das Licht des Islams zum erlöschen zu bringen haben diesem Buch einige Dinge beigefügt.“
 

Verwunderlich ist das Füsusu´l-Hikem vor 1950 vom materialistischen türkischem Bildungsminister Hasan Ali Yücel übersetzt und veröffentlich wurde. In diesen Tagen wurden einige Quellen als „Klassiker des Ostens“ übersetzt. Die Übersetzung wurde allerdings so formuliert, dass eine Fehlinterpretation leicht möglich ist. Die muslimische Bevölkerung ist auf diesem Weg in den Aspekten des Lebens und des Glaubens zweifeln und Ungewissheiten ausgesetzt worden.

(A.d.Ü. Hierbei handelt es sich um Ereignisse in der Türkei)


Quelle: Blitze S. 542

21 Was ist Idjtihad, wer sind Mudjtehids, was sind die "Tore des Idjtihad" und sind diese offen oder geschlossen?

IǧtihādSeine ganze Kraft aufbieten. In einer Rechtsfrage zu der kein eindeutiges Urteil besteht, unter Heranziehen der Rechtsquellen (Qurʾān und Sunna des Propheten (s.a.s.) ein Urteil herbeizuführen.

Iǧtihād, Disziplin und Anstrengung aufbieten. In einer Sache seine Kraft und Ausdauer verwenden. Wird in der Rechtslehre auch beschrieben als das Bemühen und Arbeiten um der 'Istinbāṭ al-Aḥkām' willen, sprich aus den Versen des Qurʾān und den Überlieferungen des Propheten (s.a.s.) verborgene Gesetze, Urteile und Weisheiten zu entschlüsseln. Personen die das hierfür nötige Wissen erlangt haben und mit diesem göttlichen Geschenk ausgestattet sind, werden als Muǧtahid bezeichnet.

Istinbāṭ, bedeutet unter Anstrengung einem Brunnen Wasser zu entnehmen.
Sowie das Buch der Schöpfung das Werk Allāh's ist, so ist auch der Qurʾān sein Erlass und Dekret. Ein jeder ist sich solcher Dinge aus dem Buch der Schöpfung wie Wasser, Luft und Erde mehr oder weniger bewusst und zieht seinen Nutzen aus diesem. Im selben Buch der Schöpfung gibt es aber darüber hinaus eine Vielzahl von verborgenen Dingen wie z.B. Physik, Naturgesetze, elektromagnetische Wellen, Atome und Gene die der Erforschung durch Wissenschaftler überlassen sind. Diese haben den endlosen Schatz des Wissens unter großer Anstrengung unermüdlich erforscht und im Zuge dessen eine Vielzahl von faszinierenden Entdeckungen gemacht.

Eine ähnliche Situation ist auch in Bezug auf den weisen Qurʾān gültig. Die grundlegenden Richtlinien sind im weisen Qurʾān für jedermann kenntlich gemacht und diese fundamentalen Themen werden durch „Bediüzzaman“ Said Nursi  als 'diamantene Pfeiler' bezeichnet und umfassen 90% der Šarīʿa. Die Erschließung von Urteilen die im Vergleich zu den oben genannten als Detail zu betrachten wären, wird in dem Feld der Rechtslehre, der Disziplin und Anstrengung von qualifizierten Gelehrten überlassen.

Und so steht im Band 'Briefe' folgendes geschrieben:
"Jede qualifizierte Person kann für sich selbst, sprich Subjektiv, Iǧtihād betreiben, dies aber nicht als allgemein gültiges Gesetz verkünden". D.h. das befugte Personen um in einer Angelegenheit das rechte Urteil zu finden und nach diesem zu leben Iǧtihād betreiben. Ein Urteil, zu welchem diese gekommen sind, können sie aber nicht als einzige Wahrheit darstellen indem sie sagen: "Dies allein ist die Wahrheit und die Šarīʿa gilt so wie ich sie verstehe"

Aus nachfolgendem Vers im Qurʾān wird deutlich, dass Allah erwartet das die dazu qualifizierten Gelehrten Iǧtihād betreiben, und die anderen Menschen sich an diesen orientieren:

Und wenn zu ihnen etwas durchdringt, das Sicherheit oder Angst hervorruft, verbreiten sie es. Würden sie es aber vor den Gesandten und die Zuständigen unter ihnen bringen, so würden es diejenigen von ihnen, die es herauszubekommen verstehen, (zu beurteilen) wissen.  (4/83)

Mit der Erlaubnis die dieser Vers erteilt, hat der Prophet (s.a.s.), bei Sachverhalten zu denen im Qurʾān kein eindeutiges Urteil geschrieben steht, Iǧtihād betrieben. Des weiteren haben Gelehrte unter den Gefährten des Propheten (s.a.s.) ebenfalls Iǧtihād betrieben.

Da kein Urteil existiert welches den Iǧtihād für die Zeit nach der glorreichen Zeit verbietet, haben verschiedene 'Muǧtahid' (s.o.) bei neuen Sachverhalten Iǧtihād betrieben und durch die Zunahme derer die sich diesen untergeordnet haben bzw. die diesen gefolgt sind, haben sich die verschiedenen Rechtsschulen (Maḏhab) gebildet.

(übersetzt aus dem 27. Wort von Said Nursi)

Das Tor der Iǧtihād ist zwar offen, aber es gibt in dieser Zeit 'sechs Hindernisse' um hindurch zu gehen.

Erstens: So wie im Winter, einer Zeit heftiger Stürme, auch die kleinsten Löcher abgedichtet werden, wäre es keineswegs vernünftig, neue Tore zu öffnen. Ferner bestünde die Gefahr, zu ertrinken, schlüge man Löcher in die Wände, während draußen eine gewaltige Sturmflut wütet, um sie zu reparieren. Genauso ist es ein Verbrechen am Islam, in dieser Zeit, wo die Gebote Gottes unbeachtet bleiben, in der Ära, wo unislamische Gebräuche eindringen, in der Periode, wo abzulehnende Erneuerungen im Übermaß auftreten und Irrlehren Zerstörungen anrichten, unter der Bezeichnung 'Iǧtihād' aus dem Schloss 'Islam' heraus neue Tore nach draußen zu öffnen, und in seine Wände Löcher zu schlagen, die den Zerstörern Einlass gewähren.

Zweitens: Was die beiden unabänderlichen Rechtsquellen (Qurʾān und Sunna) im Glauben betrifft, so kann die Iǧtihād sie nicht berühren. Denn sie sind endgültig und festgesetzt. Ferner sind die Grundlagen lebensnotwendig wie Nahrungsmittel und Nährstoffe. Sie bleiben heute unbeachtet und werden erschüttert. Man soll heute die ganze Begeisterung und Anstrengung für deren Aufrichtung und Belebung aufwenden. Darüber hinaus sind die Lehrmeinungen aus den beiden anderen Rechtsquellen (Iǧmāʿ und Qiyās = Übereinstimmung der islamischen Gemeinde und Analogieschluss der Rechtsgelehrten) des Islam bekannt, die die vorherigen Rechtsgelehrten durch ihre reine und aufrichtige Iǧtihād erstellt hatten und die für die Bedürfnisse jeder Zeit nicht begrenzt sind. Sie zu übersehen und sich nach Lust und Laune neue Iǧtihād zu bilden, ist ein ketzerisches Verbrechen.

Drittens: Je nach Jahreszeit ist auf dem Markt das Verlangen nach einer bestimmten Sache groß. Von Zeit zu Zeit wird je eine Ware marktgängig. Genauso findet in dem Ausstellungsort der Welt, auf dem Markt des gesellschaftlichen Lebens und der Zivilisation der Menschen in jedem Jahrhundert je eine Sache ihren Anklang. Auf den Straßen, das heißt, auf den Märkten werden diese Dinge ausgestellt und das Interesse daran geweckt. Die Augen wenden sich ihnen zu und die Gedanken beschäftigen sich mit ihnen. Zum Beispiel stehen in dieser Zeit politische Dinge, die Absicherung des weltlichen Lebens und das Interesse für Naturwissenschaft und Philosophie im Vordergrund. In dem vorausgegangenen Zeitalter der 'Reinen' ( as-Salafu s-Ṣāliḥīn = die erste und zweite Schülergeneration) und auf dem Markt jener Zeit war die beliebteste Sache das, womit der Schöpfer der Himmel und der Erde mit uns zufrieden wird, und was Er von uns verlangt, aus Seinen Worten herauszufinden und die Mittel zu beschaffen, die die ewige Glückseligkeit in der jenseitigen Welt erwerben lassen, welche durch das Licht des Prophetentums und des Qurʾān dermaßen weit geöffnet wurden, um sie niemals mehr wieder zu schließen.

Da in jener Zeit die Gedanken, Herzen und Gemüter mit all ihrer Kraft daraufhin ausgerichtet waren, Wünsche des Herrn der Erde und des Himmels zu erkennen, waren auch die Unterhaltungen, Gespräche, Geschehnisse und Zustände im Alltagsleben der Menschen dementsprechend. Und da alle Dinge in dieser Richtung ihren Lauf nahmen, konnte jeder, der dafür empfänglich war, auf schönste Weise in seinem Herzen und seiner Natur entsprechend von jedem Ding unbewusst eine Lehre, die ihm Erkenntnis brachte, empfangen. Er bildete sich durch die Zustände, Ereignisse und Gespräche, die in jener Zeit abliefen. Als wäre jedes Ding ein Lehrer für ihn, dient alles durch seine Beschaffenheit und seine Natur als Vorbereitung für seine Iǧtihād. Dieser natürliche Unterricht war sogar ein solches Licht, dass jeder fast ohne Anstrengung die Fähigkeit zu seiner Iǧtihād besaß, gleich einem Licht, das sich beinahe wie von selbst entzündete.

So erlebte, wer dafür empfänglich war und auf diese Weise einen natürlichen Unterricht empfangen hatte, das Geheimnis des 'Licht über Licht' und konnte schnell und in kurzer Zeit einen eigenen Kommentar finden, sobald er begann, sich seine Iǧtihād zu erarbeiten, da seine Fähigkeiten schon gleichsam der Bereitschaft eines Streichholzes entsprach.

In dieser Zeit sind aber infolge der Vorherrschaft der europäischen Kultur, ihrer Naturwissenschaften mit ihrer Aufdringlichkeit und die erschwerten Lebensbedingungen auf Erden die Herzen und Gedanken (der Menschen) zerstreut, ihre Opferbereitschaft und Güte gespalten. Der spirituelle Bereich ist in ihrer Gedankenwelt zu einem Fremdkörper geworden.

Aus diesem Grund braucht jemand in unserer Zeit zehnfach mehr Zeit, um zu seiner Iǧtihād zu gelangen, als zum Beispiel Sufyān ibn ʿUyayna, ein Exeget, der schon in seinem vierten Lebensjahr den ganzen Qurʾān auswendig konnte und mit Gelehrten wissenschaftliche Dispute führte, und das selbst bei einer in etwa vergleichbaren Intelligenz! Benötigte also Sufyān noch zehn Jahre, um zu seiner Iǧtihād zu gelangen, so benötigt dieser Mann nun hundert Jahre, um (die gleiche innere Reife) zu erlangen. Denn für Sufyān begann der Prozess der Selbstfindung ganz natürlich bereits im frühesten Alter der Selbstentdeckung. Allmählich entwickelten sich seine Fähigkeiten, entfaltete sich ein inneres Licht, begann er von all überall seine Lehren zu empfangen und (in der steten Bereitschaft und Entflammbarkeit seines Geistes) einem Streichholz gleich zu werden.

Was aber seinen Vetter in heutiger Zeit betrifft, so ertrinken seine Gedanken in der Philosophie, verliert sich sein Verstand in der Politik, berauscht sich sein Herz im irdischen Leben und er verliert die natürliche Fähigkeit zur Iǧtihād. Er hat im Grade seiner intensiven Beschäftigung mit den modernen Wissenschaftler mit Sicherheit die Fähigkeit zu der Iǧtihād, Gesetze (aus dem Qurʾān ableiten zu können) verloren und bleibt im Grade seiner vielseitigen Bildung in den weltlichen Wissenschaften hinter der Annahme der Iǧtihād (eines aus dem Qurʾān abgeleiteten Gesetzes) zurück. Deswegen kann er nicht sagen: „Ich bin genauso klug wie er. Warum sollte ich ihm nicht gleich sein.“ Er hat kein Recht so zu sagen und er kann ihm auch nicht gleich kommen.

Viertens: Jedem Ding wohnt eine Tendenz inne, sich zu entfalten, damit es wachsen und gedeihen kann. Diese Tendenz, sich zu entfalteten, dient, da sie von innen heraus wächst, der Vervollkommnung dieses Dinges und seiner Anlagen. Wenn aber diese Tendenz, sich zu entfalten, von außen angreifen würde, so hieße das, die Haut des Körpers zu zerreißen und zu zerstören und wäre dies keine Entfaltung. Ebenso entspricht es der Vervollkommnung, ist es Vollkommenheit, wenn solche, die, die wie die as-Salafu s-Ṣāliḥīn durch die Türe der vollkommenen Gottesfurcht und auf dem Weg der Befolgung Pflichten des Glaubens in das Gebäude des Islam eingetreten sind, die Neigung in sich verspüren, sich zu entfalten und den Willen zur Iǧtihād haben.


Wenn aber anderenfalls dieses Bedürfnis, sich zu entfalten und dieser Wille, seinen eigenen Platz (im Leben) zu finden, von Leuten kommt, die aufgegeben haben, ihren Verpflichtungen nachzukommen, die das irdische Leben dem jenseitigen Leben vorziehen und von der materialistischen Philosophie besudelt sind, so heißt das, den Islamkörper zu zerstören und ist ein Mittel, die Kette des Gesetzes von ihrem Hals zu streifen.

Fünftens: Die drei (nachstehenden) Standpunkte verkehren die Iǧtihād in heutiger Zeit ins Irdische, lösen sie aus ihrer himmlischen (Verankerung) heraus. Es ist aber die Scharia vom Himmel (herabgekommen) und auch die Iǧtihād des Gesetzes ist im Himmel (verankert), da sie die verborgenen Gesetze des Himmels entschleiert.

Erstens: Die Weisheit hinter einer Bestimmung ist das eine, ihre Begründung das andere. Was die Weisheit und Zweckmäßigkeit betrifft, so begründen sie die Prioritäten, sind aber nicht der eigentliche Anlass zu einem Tun oder einem Unterlassen. Was aber die Begründung betrifft, so ist sie der eigentliche Anlass zu der Inkraftsetzung dieser Prioritäten. Zum Beispiel wird das Gebet auf Reisen gekürzt und werden nur zwei Raqāt verrichtet. Die Begründung für diese Erlaubnis im Gesetz ist die Reise, die Weisheit dahinter aber liegt in den Anstrengungen (der Reise). Wird eine Reise unternommen und ist diese mit gar keiner Anstrengung verbunden, wird trotzdem das Gebet verkürzt. Denn die Begründung dafür ist gegeben. Wird jedoch keine Reise unternommen, sind aber hundertlei Anstrengungen gegeben, fehlt eine Begründung für die Verkürzung des Gebetes. Nun stellt die Betrachtungsweise dieser Zeit aber, im Gegensatz zu dieser Tatsache, Zweckmäßigkeit und Weisheit an die Stelle einer (stichhaltigen) Begründung und bestimmt dementsprechend. Eine solche Iǧtihād entspringt mit Sicherheit einer diesseitigen (weltlichen Gesinnung) und ist nicht jenseitig (himmlisch begründet).

Zweitens: Das Auge unserer Zeit ist hauptsächlich und vor allem auf irdisches Glück gerichtet. Auf dieses hin sind die Gesetze (unserer Zeit) ausgerichtet. Was hingegen das Auge der Šarīʿa betrifft, so ist es hauptsächlich und vor allem auf das jenseitigen Glück gerichtet. Erst in zweiter Linie betrachtet es das irdische Glück und zwar als Mittel zum jenseitigen Glück. Das heißt, dass der Geist der Scharia dem Auge dieser Zeit fremd ist. Weil dies aber so ist, kann (sein Blick) nicht im Namen der Šarīʿa zu einer Iǧtihād hin führen.

Drittens: Folgender Grundsatz: »Eine Zwangslage hebt, was Ḥarām ist, auf die Stufe des Ḥalāl.« Dieser Grundsatz ist aber nicht allgemeingültig. Wenn eine Zwangslage nicht durch einen verbotenen (Ḥarām) Weg zu Stande gekommen ist, so kann sie der Grund dazu sein, etwas Ḥalāl zu machen, was Ḥarām ist. Wenn eine Zwangslage aber durch den Missbrauch der Handlungsfreiheit, durch (islamisch) illegale Gründe zu Stande gekommen ist, kann sie, was Ḥarām ist, nicht Ḥalāl machen. Sie kann nicht zum Anlass dafür dienen, etwas rechtlich zu genehmigen, eine Entschuldigung darzustellen. Wenn zum Beispiel ein Mann seine Handlungsfreiheit missbraucht und sich in verbotener (Ḥarām) Weise betrinkt, so wird ihm alles Schlechte,
das er in diesem Zustand begeht, nach (Meinung) der islamischen Rechtsgelehrten zur Last gelegt. Er wird
nicht entschuldigt. Wenn er sich (in diesem Zustand) scheidet, gilt diese Scheidung und wenn er ein Verbrechen begeht, so wird er bestraft. Aber wenn sein Rauschzustand nicht durch den Missbrauch seiner Handlungsfreiheit zu Stande gekommen ist, so wird die Scheidung nicht rechtskräftig, bzw. er wird nicht bestraft.

Zum Beispiel kann einer, der von der Trunksucht befallen ist, nicht sagen »Es ist eine Zwangslage, es ist mir
gebilligt,« auch wenn er im Grade einer Zwangslage davon abhängig ist. So gibt es denn in heutiger Zeit viele Situationen, die bereits den Grad einer Zwangslage erreicht zu haben scheinen, in der die Menschen gefangen sind und ihnen wie ein allgemeines Unglück vorkommen. Da diese durch den Missbrauch der Entscheidungsfreiheit aus (im Islam) nicht erlaubten Neigungen und aus verbotenen  Handlungen (Ḥarām) herrühren, können sie kein Anlass zur Billigung (der Ausnahmezustände im islamischen Gesetz) sein und das Verbotene (Ḥarām) nicht als Erlaubtes (Ḥalāl) geltend machen. Weil aber dahingegen die Leute (Ahl al-Iǧtihād) ihre Zwangslage zur Basis (ihrer Auslegung) der islamischen Gesetze machen, ist ihre Iǧtihād erdgebunden, willkürlich, philosophisch, kann nicht himmlischen (Ursprungs) sein und entspricht nicht
dem islamischen Recht. Indessen handelt es sich in Wirklichkeit um die Verfügung über die Gesetze Gottes,
des Schöpfers der Himmel und der Erde und um eine Einmischung in Glaube und Gottesdienst Seiner Anbeter. Dergleichen Verfügungen und Einmischungen sind abzulehnen, insoweit es dazu keine vom Schöpfer autorisierte Erlaubnis gibt.

Aus zwei Gründen halten es manche Gottvergessenen für schön, wenn einige Kennzeichen des Islam, wie die Freitagspredigt (Ḫuṭba) vom Arabischen gelöst und in der Sprache jedes Volkes gehalten wird.

Erster Grund: »Durch diese Weise soll die heutige Politik auch dem muslimischen Volk verständlich gemacht  werden.« Was aber die heutige Politik betrifft, so ist in sie so viel Lug und Trug und Teufelswerk hineingeraten, dass sie bereits als Einflüsterung des Teufels gelten kann. Weil jedoch die Kanzel („Minbar“) in der Tat ein Platz (Maqām) ist, welcher der Verkündigung der göttlichen Offenbarungen (= Qurʾān) geweiht ist, haben jene Einflüsterungen der Politiker kein Recht, zu diesen hohen Maqām emporzusteigen.

Zweiter Grund: »Die Freitagspredigt (Ḫuṭba) ist dazu da, aus einigen Qurʾānischen Suren Rat zu geben und
auszulegen.« Wenn das islamische Volk In der Tat die Pflichten, die allgemein bekannten Gesetze und Gebote des Islam in Mehrheit befolgt und in die Praxis umgesetzt hätte, dann könnte man vielleicht die Ḫuṭba in der geläufigen Sprache halten und die Übersetzungen der Qurʾānischen Suren (wenn es möglich wäre*) gutheißen, sodass die Theorien in der islamischen Gesetzgebung und die feinsinnigen Themen und verborgenen Ratschläge (noch besser) verstanden würden.

Aber heutzutage werden Pflichten, wie das Gebet (Ṣalā bzw. Namaz), die Almosensteuer (Zakāt), und das Fasten und Verbote wie Mord, Unzucht und Alkohol, die allbekannten feststehenden Gesetze des Islam, vernachlässigt. Das einfache Volk braucht keinen Unterrichtet über die Gebote und Verbote (Gottes). Es braucht vielmehr die Ermunterung und Ermahnung, die sie an diese heiligen Gesetze wieder erinnert. Die Menschen haben eine Ader für den Islam und ein Gefühl für den Glauben und bedürfen der Anregung, der Erinnerung und der Ermunterung zu ihrer Beobachtung. Ein ungebildeter Mensch kann, wie unwissend er auch sein mag, aus dem Qurʾān und der arabisch gehaltenen Predigt folgende kurze Bedeutung entnehmen. »Der Prediger und der Ḫāfiẓ (Qurʾān-Rezitator) gemahnt an die Pfeiler des Glaubens und die Grundlagen des Islam, welche allen und so auch mir bekannt sind, unterrichtet sie uns und trägt sie uns vor.« So sagt er und es entsteht in seinem Herzen eine Begeisterung für sie. Welche Worte gibt es etwa im Kosmos, die den wunderbaren und allgemeinverständlichen Ermahnungen, Wiederholungen und Ermunterungen des Weisen
Qurʾān, der von dem gewaltigen Thron Gottes herabgekommen
ist, gleichwertig sein könnten?

Sechstens: Die großen Exegeten unter den as-Salafu s-Ṣāliḥīn lebten noch kurz nach dem Zeitalter der Gefährten des Propheten Muḥ ammad (S.A.S.), dem Zeitalter des Lichtes und dem Zeitalter der Wahrheit, konnten reines Licht empfangen und sich in Aufrichtigkeit ihre Iǧtihād bilden. Was die Leute (Ahl al-Iǧtihād) heutiger Zeit betrifft, so schauen sie hinter dermaßen vielen Schleiern und aus einer weiten Entfernung in das Buch der Wahrheit, sodass sie selbst noch den am deutlichsten (sichtbaren) Buchstaben kaum mehr erkennen können.

Wenn du sagst: Die Prophetengefährten sind auch nur Menschen und können nicht frei von Fehlern und Gegensätzen sein. Die Quelle ihrer Iǧtihād und der Urteile über die islamischen Gesetze sind die Rechtschaffenheit und Aufrichtigkeit der Gefährten des Propheten, sodass die Umma (islamische Gemeinde) übereinstimmend sagt: »Die Prophetengefährten sind in allen Dingen rechtschaffen und sprechen die Wahrheit.«

Antwort: In der Tat liebten die Prophetengefährten in vollkommener Übereinstimmung das Recht, verlangten nach Aufrichtigkeit und sehnten sich nach Gerechtigkeit. Denn die Hässlichkeit allen Luges und Truges wurde in all ihrer Hässlichkeit und die Schönheit der Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in all ihrer Schönheit so deutlich gezeigt, dass die Entfernung zwischen ihnen so groß war wie die zwischen dem Thron Gottes und der Erde. Zwischen ihnen erkannte man einen so großen Unterschied wie den, welcher zwischen der Stufe eines Musaylima al-Kaḏḏāb (diese Person ging in die islamische Literatur als Nachahmer des Propheten, Lügner und falscher Prophet ein), jener aller untersten Stufe (Asfal as-Sāfilīn) und der Stufe der Aufrichtigkeit des verehrten Propheten, mit dem Friede und Segen sei, jener höchsten Stufe besteht. In der Tat war das, was Musaylima zum Niedrigsten aller Niedrigen hinab stürzen ließ, die Lüge, wohingegen die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit Mohammeds den Vertrauten, mit dem Friede und Segen sei, zum Ehrenwertesten aller Ehrenwerten emporsteigen ließ.

So ist es denn sicher und gewiss, zwangsläufig und ohne Zweifel, dass die Prophetengefährten in der Erhabenheit ihrer
Gefühle und ihrer Hochachtung ethischer Schönheit, erleuchtet durch die lichtvolle Unterhaltung mit der Sonne des Prophetentums, ihre Hände bewusst nicht nach dem Müllhandel mit der Lüge und Musaylimas Täuschung ausstreckten, welche so hässlich und der Grund zu seinem Sturz war. Sie schreckten vor der Lüge, einem Freund des Unglaubens, zurück, so wie sie vor dem Unglauben zurückschreckten und verlangten mit Bestimmtheit nach Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Rechtmäßigkeit, die so schön sind, (ein Grundstein) für Stolz und Ruhm und eine Leiter, um darauf emporzusteigen, fortzuschreiten, und die unter den hohen Schätzen, die der Stolz des Prophetentums sind, am meisten gefragt sind und durch den Glanz ihrer Schönheit dem menschlichen Zusammenleben ihr Licht verleihen, insbesondere bei der Überlieferung
und Verkündigung der Bestimmungen der islamischen Gesetzgebung. Daran hielten sie sich von ganzem
Herzen. Im Gegensatz dazu hat sich der Abstand zwischen Lüge und Recht in dieser Zeit so sehr verkürzt,
dass sie nun sozusagen Schulter an Schulter stehen. Man geht ganz leicht von der Wahrheit zur Unwahrheit

hinüber. Selbst in der Politik gibt man einer verlogenen Propaganda vor der Aufrichtigkeit den Vorzug. Wenn also nun in einem Laden minderwertige Ware zusammen mit erlesenstem Schmuck zum selben Preis verkauft wird, so wird sicherlich der Brillant der Aufrichtigkeit und Rechtmäßigkeit, ein Juwel der Wahrheit von sehr hohem Wert, im Vertrauen auf die Kenntnis und das Wort des Verkäufers blindlings nicht gekauft.

22 Und wenn man noch nie vom Islam gehört hat? Kommt dann etwa auch in die Hölle?

*Wir wollen in einigen kurzen Sätzen erläutern was der Begriff „Ehli fetret“ bedeutet: Unter Ehli fetret versteht man meist die Gruppe von Menschen, die in der Zeit zwischen zwei Propheten lebten. Dies könnte man als eine Art Pause oder Unterbrechung (der Offenbarung) sehen. Somit lebten diese Menschen zu einer Zeit wo die göttliche Offenbarung nicht offenkundig und eindeutig fixiert wurde. Wir werden im Text fortwährend den Begriff „Zwischenzeit“ hierfür verwenden.

Diese Information finden sie in dem Buch „Faysalü’t-Tefrika Beyne’l-İslâm ve’z-Zendeka“ unter dem Abschnitt „Toleranz im Islam“ übersetzt von Süleyman Uludağ, auf den Seiten 60 und 61.

Was geschieht mit denen die den Islam nicht kennen bzw. noch nie etwas darüber gehört haben? Was genau versteht man unter „den Islam nicht kennen“?

Bevor wir mit dem eigentlichen Thema beginnen, halten wir es für sinnvoll an folgende Wahrheit zu erinnern. Jemanden zur Rechenschaft zu ziehen ist ganz allein Gott vorbehalten. Die Schöpfung hat kein Recht Ihn Fragen zu stellen oder Ihn zu Rechenschaft zu ziehen.

Der einzige Eigentümer und Richter des ganzen Besitzes ist Gott der Allmächtige. Der König von Ewigkeit zu Ewigkeit kann sein Reich so verwalten wie er es vorsieht. Doch da Er ja der Allweise, Gerechte und der Allbarmherzige ist, verwaltet er sein Reich mit Weisheit, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Niemand außer Ihm selbst ist zu seinen Geschöpfen Barmherziger. Die Person die von den Fragestellern oben bemitleidet, aber in Wirklichkeit als Entschuldigung für ihre eigenen Sünden vorgeführt wird, ist ein Diener Gottes. Wir beziehen uns hier nur auf den Menschen. Derjenige, der ihn in der Gebärmutter als er noch ein Tropfen war, mit seiner Barmherzigkeit und seiner Gnade zum Menschen formte, der ihm ein Verstand gab und die nötigen Utensilien um in dieser Welt seinen Nutzen zu ziehen, ist einzig und allein Gott der Allmächtige. Wenn das aber so ist, dann ist niemand gütiger zu ihm als sein barmherziger Schöpfer.

Wenn man sich mit Themen wie dem Schicksal und der Gerechtigkeit befasst, darf man diese Wahrheit nicht außer Acht lassen. Jeder Mensch auf diesem Planeten, hat seine eigene kleine Welt, in Bezug auf seine Lebensbedingungen, seinem familiären Umfeld, den Herausforderungen bei der Sicherstellung seines Lebensunterhaltes und der Gesellschaft in der er sich befindet. Die vollkommene Weisheit die da hinter steckt wissen wir nicht, doch haben wir keinerlei Zweifel dass unser Schöpfer der „Gerechte“ ist und dass die Resultate aus diesem Leben uns im Jenseits zur Schau gestellt werden. Der folgende Vers gibt uns kund davon.

Wer nun im Gewicht eines Stäubchens Gutes tut, wird es sehen. Und wer im Gewicht eines Stäubchens Böses tut, wird es sehen. (Sura az-Zilzāl 8)

Viele Umstände (Reichtum, Macht, Gesundheit usw...) die wir hier auf der Erde für nützlich halten, werden für viele, auf der anderen Seite zu Last, denn sie tragen eine große Bürde. Und viele Umstände (Armut, Krankheit usw...) die wir hier für eine Last und Bürde halten, werden ein Grund „unter der Bedingung das wir Geduldig sind“ zur Vergebung unserer Sünden.

Am Auferstehungsplatz werden alle ihr zustehendes Recht bekommen. Sogar zwischen Tier und Mensch oder aber auch die Tiere untereinander. Selbst ein Ungläubiger wird, falls ihn ein Muslim sein Recht beraubt hat, sein Recht bekommen. So ein oberster Gerichtshof wartet auf uns. Der absolut Gerechte der selbst die kleinsten Rechte zwischen den Tieren mit einer empfindlichen Waage, deren Art wir nicht kennen, wiegt, wird selbstverständlich auch über den Menschen mit seiner absoluten Gerechtigkeit urteilen.

Die Einflüsterungen in Hinsicht auf das Schicksal und die göttliche Gerechtigkeit, die einige Menschen plagen, entsteht aus der Außerachtlassung jenes Tages des Obersten Gerichtes.
Ohne Berücksichtigung dieses Tages ist es sicherlich unmöglich zu begreifen wie sich die göttliche Gerechtigkeit in dieser irdischen Prüfung offenbart.

Man sollte nicht vergessen dass an jenem Tag an dem selbst das geringste Übel berücksichtigt werden wird, auch jene die Gottes Gerechtigkeit verleugnet haben, zur Rechenschaft gezogen werden. Die Weisheit erfordert es, die Themen die man nicht versteht zu lernen und zu erforschen, anstatt gegen sie Einwände zu erheben. Außerdem sind sie eine Form des Gottesdienstes. Ein Beispiel: Das Medizinische Niveau auf dem wir uns heute befinden ist eine Folge dessen, das wir wissen, dass der ewige Verwalter den Menschen und all seine Körperteile mit vollkommener Weisheit erschaffen hat. Jedes einzelne Körperteil hat seine Funktion. Ein Arzt der behaupten würde, dass ein Körperteil bei dem er nicht weiß was für einen Zweck er erfüllt, wäre sinnlos, würde somit lediglich seine eigene Unwissenheit zur Schau stellen. Seine Unwissenheit ist kein Beweis dafür, dass der Körperteil unnütz ist. Genauso ist derjenige der Zeugnis für die absolute Gerechtigkeit Gottes abgegeben hat, zum Glauben verpflichtet, dass sich in allen Geschehnissen die göttliche Gerechtigkeit vollzieht. Man sollte die Antworten auf die sich ergebenden Fragen unter diesem Verständnis suchen. Gott der Allmächtige sagt im heiligen Qurʾān: 

Gott erlegt keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag. (Sura al-Baqara 286) 

Somit mach Gott deutlich, dass Er seinen Dienern keine Lasten auferlegen wird, die sie nicht tragen können. Sowie es Lasten gibt die der Körper nicht tragen kann, so gibt es auch Wahrheiten die der Verstand alleine nicht erreichen kann. [….]
Lassen sie uns das Thema mit einigen Beispielen erklären:

– Einer der so Krank ist, das er nicht mehr auf den Beinen stehen kann, verrichtet das Gebet sitzend.
– Jemand der nicht sitzen kann oder nicht in der Lage ist sich zu bewegen kann sein Gebet zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
– Jemand der während der Fastenzeit versehentlich was isst, muss nicht erneut fasten.
– Jemand dem man unter Zwang etwas verbotenes zu Essen gegeben hat, wird dafür nicht haftbar gemacht.
– Ein armer Muslim muss weder die Pilgerfahrt vollziehen, noch die Almosensteuer entrichten.

Es gibt noch viele weitere Beispiele die man hier aufführen könnte.
Dies sind alles Beweise dafür, dass Gott der absolut Gerechte ist und seinen Dienern keine Lasten aufträgt die sie nicht tragen können. Gott hat mit seiner absoluten Gerechtigkeit die Verantwortung des Menschen sowohl durch seine körperlichen und materiellen Gegebenheiten als auch durch seinen Grad an Verständnis der Glaubenswahrheiten und der islamischen Bestimmungen eingeschränkt. Das heißt, auch dem Verstand trägt Gott keine Lasten auf die er nicht tragen kann. Auch ist es erforderlich diese Wahrheit zu kennen:

Da des Menschen eigentliche Aufgabe in dieser Welt der Glaube an Gott und der Gehorsam ihm gegenüber ist, hat der freigiebige Schöpfer auch dem am niedrigsten entwickelten Verstand die Fähigkeit gegeben seine Existenz zu erkennen. Obwohl man mit wenig Verstand zwar die weltlichen Angelegenheiten nur schwerlich zu tun vermag, kann man trotzdem erkennen dass dieses Universum einen Schöpfer haben muss. Andererseits, wenn jemand der nur eine Hand hat und damit seine weltlichen Angelegenheiten nur zum Teil bewerkstelligen kann, auch noch die andere Hand und seine beiden Beine verliert, schränkt ihn das nicht im geringsten darin ein Gott zu erkennen und sich seiner Existenz bewusst zu sein. Nachdem sein Verstand realisiert hat, dass es einen Schöpfer für dieses Universum gibt, verrichtet er seine Gottesdienste in dem Grade in dem es sein Körper zulässt.

Gott der absolut Gerechte hat jedem genug Verstand verliehen um diese Prüfung auf der Erde zu bestehen. Psychisch Kranke oder diejenigen die die Pubertät nicht erreicht haben sind von der Prüfung befreit.

Nach diesen Erläuterungen kommen wir zu den vorhandenen Deklarationen zum Thema Zwischenzeit

Die Frage lautet: Wie wird die Gerechtigkeit bei der Prüfung zweier Personen gewahrt, wenn der eine an irgendeinem abgelegenen Ort der Welt oder in Gefangenschaft auf die Welt kommt und der andere in einem islamischen Land geboren wird und dort lebt? Dazu müssen wir erst einmal folgendes sagen: Gemäß Maturidi, einem Gelehrten der hanafitischen Rechtschule, ist eine wie oben beschriebene Person lediglich damit betraut zu erkennen und zu wissen das er selbst und diese Welt einen Erschaffer hat. Da er die anderen Glaubenswahrheiten und islamischen Bestimmungen mit seinem Verstand nicht zu erreichen vermag, ist er für diese nicht haftbar. Nach der Anschauung des Gelehrten Eschari, dem auch die meisten Anhänger der schafiitischen Rechtschule folgen, gehört so eine Person selbst wenn sie nicht an Gott glaubt zu den Erretteten. Doch folgen die meisten Gelehrten der Ansicht von Maturidi.

Der verstorbene Gelehrte Ömer Nasuhi Bilmen sagte zu diesen Thema folgendes:

Diejenigen die in der Zwischenzeit Zeit leben und die auch von Propheten nichts gehört haben, sind dennoch verpflichtet Zeugnis für Gottes Existenz abzulegen. Denn die Fähigkeit des Denkens und die Natur des Menschen führt ihn zu Gott und zur Einheit Gottes.

Jedoch sind sie befreit von anderen religiösen Verpflichtungen. Denn wenn diese nicht von einem Propheten verkündet wurden, vermag man diese nicht mit seinem Verstand zu ergründen.“

Zwischenzeit bedeutet so was wie Unterbrechung, eine Zeit zu der keine Propheten gesandt wurden und es eine Unterbrechung der göttlichen Offenbarung gab. Insbesondere wird der Ausdruck  für die Zeit zwischen den Propheten Isa (as) und dem Propheten Muhammed (s.a.s.) verwendet. Zu diesen Menschen sagt man das sie in der Epoche der Zwischenzeit gelebt haben. Diejenigen die nach unseren Propheten zur Welt kamen, auf einem Berg lebend oder an einem abgelegenen Teil der Erde und die auch nichts vom Islam gehört haben, gelten ebenfalls als Personen der Zwischenzeit.“

„Da sie in dieser Hinsicht als entschuldigt gelten sind sie nicht mit den göttlichen Geboten bzw. Beschlüssen wie das Fasten oder das rituelle Gebet verpflichtet. Lediglich in Bezug auf die Verpflichtung an die Existenz Gottes  zu glauben, gibt es Meinungsverschiedenheiten. Nach der Ansicht von dem Gelehrten Aschari reicht es nicht aus Gottes Existenz nur mit den Verstand wahrzunehmen. Er ist der Meinung, die Verpflichtung an Gott zu glauben muss mit der Religion gefestigt werden. Ungläubige aus der Zeit der Zwischenregierung würden daher nicht mit dem Feuer der Hölle bestraft werden.  Folgender Vers bestätigt das:

„Wir strafen nicht eher, bis Wir einen Gesandten geschickt haben.“ (Sura al-Isrāʾ 15)

Jedoch sagen die meisten Gelehrten und Anhänger von Maturidi, an Gott dem Allmächtigen zu glauben ist eine Notwendigkeit. Jeder kann die Einheit Gottes mit seinen Verstand begreifen…
Egal wo auf der Welt und in was für einer Zeit sich ein Mensch befindet, es kann nicht zulässig sein, dass er gemäß seiner Vernunft die Existenz Gottes nicht schlussfolgern kann, wo doch fortwährend zu tausenden immer wieder die Pracht des Erschaffenen bzw. der Geschöpfe dem Menschen ins Auge stoßen und Zeugnis ablegen für den der alles aus dem Nichts erschafft.… Die in dem obigen Vers erwähnte Strafe, die nicht verhängt wird, bezieht sich auf das Diesseits nicht auf das Jenseits. Oder aber die in dem Vers nicht verhangene Strafe bezieht sich auf religiöse Handlungen und Verpflichtungen die nicht ausgeführt wurden, weil deren Verständnis für den Verstand unmöglich war. Wissen über unseren Schöpfer welches man mit seinem Verstand hätte erwerben können, aber nicht getan hat, umfasst es jedoch nicht.“

„Deswegen ist niemand mit einen Gesunden Verstand entschuldigt Gott nicht zu finden. Einigen Gelehrten zufolge gibt es drei Arten von Menschen die in dieser Zwischenregierung gelebt haben.

1. Diejenigen die obwohl sie in der Zwischenregierung gelebt haben, Gott und seine Einheit mit ihren Verstand gefunden haben. Diese Menschen werden ins Paradies eingeladen.
2. Menschen die Gott jemand (im Sinne eines Götzen) beigesellen. Sie werden in die Hölle verbannt.
3. Diejenigen die ihr ganzes Leben in Achtlosigkeit gelebt haben und ihren Geist und Verstand nicht beschäftigt haben Gott zu finden. Bzgl. dieser Gruppe gibt es unterschiedliche Auffassungen.


„Bediüzzaman“ Said Nursi sagt über die Menschen in der Zwischenregierung folgendes:

Doch nach dem Geheimnis der Ayah sind die Menschen, die in einer Zeit zwischen den Propheten (saman-i fetret) leben, gerettet. Und es wird allgemein bestätigt, dass sie für ihre kleineren Fehler nicht bestraft werden. Nach Imam Schafi und Imam Asch’ari sind sie selbst wenn sie dem Unglauben verfallen sind und sich nicht an die Grundlagen des Glaubens halten, dennoch gerettet. Denn die Verantwortung vor Gott erfolgt aus der Sendung (eines Propheten). Aus der Sendung erfolgt die Verantwortung durch die Erkenntnis. Da Gottvergessenheit und der Ablauf der Zeit den Glauben der vorhergegangenen Propheten verdunkelt hatte, war er für diese Menschen der Zwischenzeit nicht mehr beweiskräftig genug. Wenn sie dennoch gehorchen, empfangen sie ihren Lohn, falls nicht, werden sie doch nicht bestraft. Denn da (ihnen ihr Glaube) verborgen blieb, konnte er ihnen auch nicht als Beweis dienen. (28.Brief)

Hier könnte eine Frage in denn Sinn kommen.

„Was passiert mit den Menschen die den Namen unseren Propheten (s.a.s.) zwar gehört haben, aber jedoch immer mit negativer Propaganda?“

Diese Frage beantworten wir, indem wir aufzeigen wie der Gelehrte al-Ghazālī die Menschen klassifiziert. In dieser Klassifizierung nimmt der Gelehrte die Situation der in jener Zeit lebenden Christen und zu dem Zeitpunkt noch Nichtmuslimischen Türken zu Hand. Er sagt folgendes:

Nach meiner Überzeugung, wird Gott der Allmächtige insallah viele der zu unserer Zeit lebenden Griechen, Christen und Türken seine Barmherzigkeit zuteil werden lassen. Gemeint sind hierbei die in fernen Ländern lebenden Griechen und Türken, die noch nicht zum Islam eingeladen wurden. Wir unterteilen sie in drei Gruppen:

a. Die die noch nie den Namen unseres Propheten (s.a.s.) gehört haben.

b. Die Menschen die unseren Propheten (s.a.s.) sowie von seinen Eigenschaften und Wundern gehört haben. Dies sind Menschen aus benachbarten Regionen eines islamischen Landes, oder unter Muslimen lebende Menschen. Dies waren Ungläubige.

c. Die Menschen die sich zwischen diesen zwei Gruppen befinden. Auch wenn sie von unseren Propheten (s.a.s.) gehört haben, so haben sie nichts über seine Eigenschaften und Besonderheiten gehört. Genauer gesagt haben sie von Kindheit  an nur schlechtes über unseren Propheten (s.a.s.) gehört wie z.B.: „Es ist >>Gott bewahre<< nur ein Lügner namens Muhammed der ein Anspruch auf ein Prophetentum will.“ Ganz wie in unserer Kinderzeit „el-Mukaffa“ der sich als Prophet ausgegeben hat. Nach meinen Befinden. Denn sie haben den Namen des Propheten (s.a.s.) stets im Zusammenhang mit dem Gegenteil seiner tatsächlichen Eigenschaften gehört. Dies wiederum verleitet den Menschen nicht dazu darüber nachzudenken und nach der Wahrheit zu forschen Toleranz im Islam, [übersetzt von Süleyman Uludag]

Heutzutage ist es möglich sowohl in christlichen wie auch in kommunistischen Ländern, auf Leute, wie sie der Gelehrte al-Ghazālī in der dritten Gruppe klassifiziert hat, anzutreffen. So wie es Menschen gibt, die in christlichen Ländern fern abgelegen von jeglicher Zivilisation und Möglichkeit die Wahrheit über die Religion zu finden, leben, so findet man auch Menschen die in kommunistischen Ländern in Gefangenschaft leben und fern davon sind je zu wissen was eine freie Welt bedeutet. Es ist offenkundig wie schwer es unter solchen Voraussetzungen ist den Islam, welcher die Religion der Wahrhaftigkeit ist, zu finden. Der Allweise Schöpfer in seiner endlosen Weisheit und mit seiner allumfassenden Barmherzigkeit wird diese Menschen natürlich den Bedingungen entsprechend behandeln.
Und es ist offensichtlich, dass die Verantwortung eines Komitees der Aufruhr und Defätismus, welches hinter dem Vorhang eines Regimes mit den Zweck des absoluten Unglaubens gegen die Religion, den Glauben und speziell den Islam Intrigen/Komplotte plant, nicht gleich zu setzen ist mit den vergessenden/unachtsamen und unterdrückten/leidtragenden.

In diesem Zusammenhang möchten wir „Bediüzzaman“ Said Nursi nochmal zitieren, der folgendes über unschuldige bzw. unter Tyrannei leidende Christen sagt.

Denn in dieser Endzeit hat sich ja zudem auch noch ein Vorhang der Gleichgültigkeit, eine Art Zwischenzustand (fetret) über die Religion (din) im allgemeinen und die Religion des Propheten (Din-i Mohammedi), über dem Friede und Gottes Segen sei, herabgesenkt. Doch wird in dieser Endzeit der wahre Glaube Jesu, mit dem Friede sei, wiederhergestellt werden, sodass sich mit Sicherheit sagen lässt, dass die z.Zt. noch im Dunkel dieses Zwischenzustandes (fetret) verharrenden Christen, welche unschuldig mit ins Unglück hineingezogen worden sind, Schulter an Schulter mit den Muslimen auch eine Art von Märtyrern genannt werden können. Besonders die Alten, vom Unglück geplagten, die Armen und Schwachen litten unter der Macht und Gewalt der großen Diktatoren und ihrer Grausamkeit. Sowie deren erlittenes Leid eine Sühne sein wird für die Sünden die herrühren aus ihrer der Kultur entsprungenen Wollust und dem Unglauben der fehlgeleiteten Philosophie, so wird es für sie ein hundertfacher Gewinn sein. Wenn nun aber diejenigen, welche unter dieser Katastrophe leiden, den Unterdrückten zu Hilfe eilen und sich für den Frieden der Menschheit, die Erhaltung der Grundlagen des Glaubens und all dessen, was dem Menschen hoch und heilig ist, und die Achtung der Menschenrechte einsetzen, dann ist das Ergebnis eines solchen opferbereiten Einsatzes für das innerliche Leben und im Jenseits umso größer. Das hat zur Folge, dass diese Katastrophe (musibet) für sie zu einem Grund wird, auf den sie stolz sein können (medar-ı şeref) und worüber sie sich freuen dürfen. (Bediüzzaman Said Nursi, Briefe aus Kastamonu, S.103)

Die obigen Aussagen sind eine kurze Zusammenfassung über die Ansichten der Gelehrten, der sunnitischen Gemeinde. Wir fanden die obigen Erläuterungen für ausreichend und haben nicht auf weitere Quellen zurückgegriffen. Wer zu diesen Thema mehr wissen will kann andere theologischen Bücher, insbesondere das Werk von Abdurrahman Cezerî "Mezâhib-i Erbaa" sowie das Werk von Aliyyü'l-Karî "Şerhu'l-Emâli und Şerh alel-Fıkhi'l-Ekber, lesen.

Nun möchten wir uns einen weiteren Aspekt der gestellten Frage ansehen:

Wenn jemand in einem islamischen Land zur Welt kommt, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass er auch ins Paradies eingeladen wird. Diejenigen die sich ein wenig mit der islamischen Geschichte auseinandergesetzt haben wissen, dass unser Prophet (s.a.s.) jüdische Nachbarn hatte, die den Islam nicht angenommen und ihr ganzes Leben den jüdischen Glauben ausgelebt haben. Obwohl der Islam zu Zeit unseres Propheten (s.a.s.) seine lebendigste Zeit hatte, gab es in Mekka immer noch Götzenanbeter und Heiden. Wenn jeder Mensch der in Mekka zur Welt kommt Muslim werden müsse, dann müsste es erfordern, dass sowohl Ebu Cehil als auch Ebu Leheb, der Onkel unseres Propheten (s.a.s.) Muslim werden.

Wie bekannt ist, war selbst der Vater des Propheten Abraham ein Götzenanbeter. Auch die Frau des Propheten Lot oder aber Frau und Sohn des Propheten Noah gehörten zu den Ungläubigen. Auf der anderen Seite jedoch, haben wir den Propheten Moses, der im Palast ja auf dem Schoße eines gottesleugnerischen Pharao aufgewachsen ist. Und auch die Frau vom Pharao zählte zu den Gläubigen.

Das heißt, ein jeder der seinen Schöpfer sucht und sich ihm zuwendet, der wird rechtgeleitet. Selbst wenn er auf dem Schoße eines Pharao aufwächst. Wenn ein jener aber Blind gegenüber der Wahrheit ist, wird ihn sein Vater oder Sohn nicht retten können, selbst wenn dieser ein Prophet ist. Obwohl es in den Islamischen Ländern überall Moscheen, Minaretten, Gebetsrufe, islamische Bräuche ja sogar Grabsteine gibt, die auf den Islam aufmerksam machen, gibt es nicht dennoch eine Vielzahl von Menschen die fern vom Islam und fern von Gottes Geboten leben?

23 Wie steht unsere Religion zur Homosexualität?

durch die Neigung selbst hat man noch nicht gesündigt. Diese Neigung soll aber nicht in Taten umgesetzt werden. Durch eine psychologische Betreuung und eine Eheschließung kann man versuchen dem entgegenzuwirken.

Vor allem durch die populäre Inszenierung dieser Thematik kommen wir gesellschaftlich immer häufiger auf dieses Thema zu sprechen. Das bedeutet aber nicht dass es solche Diskussionen oder Neigungen erst seit heute gibt. Eigentlich gibt es solche Neigungen schon seit jeher. So sehen wir an der geschichtlichen Analyse der Religion dass seit Sodom und Gomorra solches Verhalten dem Menschen bekannt ist und ihn in dem Fall auch ins Verderben gestürzt hat. Interessanterweise adressiert die Religion recht offen diese Thematik, wobei wir oft eher beschämt und verlegen darüber reden. An diversen Versen können wir dies sehen (Vgl. 7/80-84). Wenn in der göttlichen Offenbarung diese Thematik explizit angesprochen und offengelegt wird, so wäre es töricht zu denken, dies sei ein eher nebensächliches Thema und man könnte es auch totschweigen.

Über die Verbreitung der Homosexualität wird indes verschieden gesprochen. Statistiken scheinen relativ unterschiedliche Zahlen herauszugeben. Daraufhin könnte man sagen, die Gesellschaft spricht gar nicht so offen über dieses Thema, wie mitunter angenommen wird.

Jeder Mensch hat gewisse Neigungen, die ihn zur Sünde treiben können, denn sie sind mitunter die Prüfung des Menschen. Die Neigung der Homosexualität ist in dem Sinne nicht anders zu verstehen. Jeder Mensch hat Neigungen, daher kann es auch sein, dass z.B. ein Mann solche homosexuelle Neigungen empfindet. So wie die Nähe zum anderen Geschlecht, ohne den Bund der Ehe untersagt wird, wird auch die Nähe zum gleichen Geschlecht untersagt. Manche Empfehlungen werden ausgesprochen um solchen Neigungen entgegen zu wirken:

1. Fasten
2. Häufiges Rezitieren des Qurʾāns und das Gedenken Gottes
3. Bücher zur Auslegung und Vertiefung des Islams lesen
4. Häufig über Gott reflektieren
5. Den Tod und die Bedeutung des Tods gedenken

Wie kommt es allerdings zu solchen Neigungen? Auf genetisch-biologischer Ebene können wir erstmal darauf zu sprechen kommen:

Eigentlich haben wir in unserem Körper Hormone des anderen Geschlechts, allerdings in sehr geringem Maße. Wenn dem nicht so wäre, wären auch alle Männer sehr rau und chauvinistisch und alle Frauen wären sehr empfindsam und sensibel. Die Geschlechter könnten sich kaum noch verstehen geschweige denn verständigen. Diese normalerweise minimalen Ausprägungen können aber durch genetische und hormonelle Störungen oder Ungleichgewichten in Form von gewissen Neigungen verstärkt auftreten. Jemand der unter solchen Umständen geboren wird, kann schon ab der Geburt an gewisse Neigungen noch stärker entwickeln bzw. erleben. Ferner können solche Neigungen auch innerhalb des sozialen Lebens gefördert werden. Dazu wollen wir einige Memoiren eines Psychiaters in Übersetzung darstellen:

In den letzten Tagen hatte mich ein Kollege aus der Psychiatrie angerufen. Nach einem kleinen Gespräch kam er auf den Punkt und sagte: Du weißt, die letzten Forschungen haben ergeben, dass in manchen Situationen die Homosexualität fast unausweichlich ist. Man hat auch festgestellt, dass es einen genetischen Faktor seit Geburt gibt bei diesen Dingen. Das hast du bestimmt auch gelesen. Also aufgrund der, seit der Geburt vorhandenen Neigung dieser Leute, zumindest ein Teil von ihnen, entwickeln sie sich in diese Richtung. Das ist mittlerweile offen. Aber aus islamischer Sicht ist diese Neigung nicht akzeptabel und wir können sogar nachlesen, dass es bestraft werden muss. Wie löst du diese Paradoxie?

Ich sagte zu ihm: Es ist vielleicht ein komisches Beispiel aber du weißt, dass die vielfache Ehe für Männer mit mehreren Frauen schon fast eine genetische und natürliche Neigung ist. Bist du denn vielfach verheiratet? Da sagte er: Natürlich nicht. Ich beharrte darauf und fragte: Warum nicht? Hast du so eine Neigung nicht? Sei bitte ehrlich. Da sagte er: Eigentlich schon. Aber so wie meine Frau das nicht erlauben würde, gibt es vielerlei Hindernisse durch gesellschaftliche Regeln, Gesetzen etc. Und nicht zuletzt würde ich mich in die Sünde begeben. Daher denke ich nicht einmal daran.

Ich entgegnete ihm: Du hast eben deine eigene Frage beantwortet. Es mag sein, dass für manche Personen solche Neigungen intensiv vorhanden sind und aus genetischen Gründen diese weiterhin intensiviert werden, wodurch die Homosexualität unausweichlich wirkt. Aber man erwartet, dass sie ihre Neigungen in Kontrolle halten, das können sie durchaus bewerkstelligen.

Er sagte: So habe ich darüber nicht nachgedacht. Er zögerte kurz und redete weiter: Aber du weißt ja z.B. manche Störungen im Gehirn, wie z.B. die temporale Epilepsie, können zu aggressiven und schwer kontrollierbaren Verhaltensweisen führen. Wird jemand dann aufgrund der Wirkung solch einer Krankheit, sagen wir ohne ein Bewusstsein dafür zu haben, für einen Mord strafmündig? Laut dem 46. Oder 47. Punkt des türkischen Strafrechts wird seine Strafe entweder erleichtert oder aber komplett erlassen. Was wirst du mir dazu sagen?

Ich sagte: okay. Wenn seine Strafe erlassen wird und er danach wieder jemanden ermordet, wird er dann wieder einfach frei gelassen? Oder wird er in Gewahrsam genommen damit er therapiert werden kann und dann lange zur Kontrolle beobachtet?

Er gab mir nochmal Recht.

In der Pubertät und im Übergangsalter kann es vorgekommen sein, dass ein Jugendlicher aus Neugier solche Erfahrungen gemacht hat. Man könnte vielleicht sogar fast von einem kindischen Fehler sprechen. Die eigentlichen Vorbeugungsmaßnahmen müssen aber danach getroffen werden. Oftmals denkt man sich später, man habe einen großen Fehler begangen und so bereut man die Tat in der Vergangenheit zutiefst. Dabei kann es das genaue Gegenteil bewirken, wenn man sich zu intensiv beschuldigt und hinterfragt, wer oder was man wirklich ist. Zunehmend redet man sich vielleicht ein man sei ja doch homosexuell und so übernimmt man das auch, obwohl alles z.B. durch einen Fehltritt im jungen Alter und eine darauf folgende Depression beruht.

In jedem Fall ist das Verschweigen von Gedanken, Neigungen und Fehltritten kontraproduktiv, wenn man stattdessen das innere Zerwürfnis auswählt. So gibt es Fälle, wo z.B. Männer durch einen Parasiten einen intensiven Juckreiz am Anus verspüren. In einem Fall beschreibt ein Psychiater, dass sein Patient auf diese Weise homosexuell wurde. Der zunehmende Juckreiz hat ihn nämlich immer öfter in Zweifel gebracht, ob er nicht doch homosexuell sei. Verschämt das Problem oder die Sachlage zu verschweigen und aus Stolz nicht nach Hilfe zu fragen, bringt einen oftmals genau dahin, wo man eigentlich eben nicht hinwollte. 
Es lassen sich im therapeutischen Sinne einige Punkte markieren:

1. Man darf solch sensible Themen und Fälle weder totschweigen noch überstrapazieren. Ein kontrolliertes Eingreifen und ein stillschweigende jedoch wachsame Beobachtung sind von Nöten.

2. Man sollte bereits ab dem Kindesalter das geschlechtsspezifische Profil des Kindes prägen indem man ihn/sie z.B. entsprechend kleidet und passendes Spielzeug kauft.

3. Das Kind hat beim Heranwachsen, insbesondere zu manchen Phasen ein gesteigertes Interesse an der Sexualität. Man muss das Kind vernünftig aufklären. Damit ist nicht gemeint, die Homosexualität detailliert auszuführen. Es ist aber gesund wenn man über natürliche Neigungen, die ein Mensch unter Umständen empfinden kann zu sprechen und sie nicht direkt zu stigmatisieren. Sich zu schämen wird indes nur kontraproduktiv sein. Man darf dabei nie vergessen, dass Kinder ohnehin nicht nach Sachen fragen, für deren Aufnahme sie sowieso nicht die Kapazitäten haben. Wenn ein Kind nach etwas fragt, hat es also ein Anrecht auf eine zufriedenstellende Antwort, vorausgesetzt man hat auch die richtigen pädagogischen und didaktischen Mittel, diese darzulegen.

4. Insbesondere in der Pubertät muss das Kind mit seinem gleichgeschlechtlichen Elternteil viel Zeit verbringen und viel teilen können. Insbesondere jene Väter sind hier angesprochen, die nur zum Schlafen nach Hause kommen und mit der Ehefrau nur kommunizieren, wenn es um die Wäsche oder das Essen geht. 

5. In der Familie muss der Vater eine gewisse Souveränität ausstrahlen können. Wenn – wie mittlerweile häufig der Fall ist – die Frau aktiv und souverän ist, während der Mann passiv und stillschweigend ist, werden die Rollen in den Augen des Kindes vertauscht und die Rolle der Mutter bzw. der Frau wird möglicherweise beneidenswert.

6. Übermäßig harte Reaktionen und Verbote werden in solchen Fällen die Neugier nur noch steigern. Wenn ihr nicht redet und nicht reden lässt, werden die Fragezeichen im Kopf des Jugendlichen nicht verschwinden. Sie werden im Gegenteil ihn stillschweigend immer mehr beschäftigen.

7. Die Hilfe eines professionellen Psychiaters sollte aufgesucht werden, wenn man nicht mehr weiter weiß.

Die Homosexualität ist darüber hinaus nicht nur unter Männern bekannt. Auch unter Frauen gibt es die Homosexualität. Bei Männern scheint dies aber intensiver erlebt zu werden. In der Regel schafft es eine gesunde und erfüllende Ehe und ein zufriedenstellendes Sexualleben, viele Probleme zu lösen. Trotzdem sollte man seine Vorkehrungen treffen.

Leider vernachlässigen wir die Schamzone und das sittliche Verhalten unter dem gleichen Geschlecht immer öfter, während selbiges beim Umgang mit dem anderen Geschlecht penibel beachtet wird. Das ist auch mitunter Teil des Problems. In der Hinsicht empfiehlt es sich ein wenig in die Bücher zu schauen und zu lernen inwiefern ich mich gegenüber meinem selbigen Geschlecht zu verhalten habe und was Sitte und Anstand hier ausbilden. So hat ja z.B. die Frau auch gegenüber anderen Frauen unter Umständen die Pflicht zum Kopftuch.

24 Warum erschafft Allah nicht alle Menschen mit gleicher Gesundheit?

1. Gott ist der Eigentümer von allem. Er verfügt über sein Eigentum so wie Er will. Niemand vermag es sich da einzumischen. Derjenige der die kleinsten Teilchen in unserem Körper geschaffen hat, das ganze System für uns konstruiert hat und uns die menschliche Identität gegeben hat, ist Gott der Allmächtige. Die Menschen haben den Allmächtigen der ihnen all diese Gaben schenkt ja nicht irgendwas gegeben, so dass sie ein Recht hätten zu klagen.

Wenn die Menschen, für das was sie bekommen haben im Gegenzug dem Schöpfer irgendwas gegeben hätten, dann hätten sie vielleicht das Recht zu sagen "Gib mir zwei Augen nicht eins, ich will zwei Hände und nicht eins" oder sie könnten Einwände erheben wie "Warum hast du mir nur ein Fuß gegeben". Jedoch haben wir Gott nichts gegeben um Ihm Ungerechtigkeit vorzuwerfen. Unrecht entsteht durch ein nicht zugestelltes Recht. Welches Recht haben wir denn ihn gegenüber, dass du davon sprechen kannst, mein Recht wurde mir nicht zugewiesen und so hat man mir Unrecht getan?

Gott der Allmächtige hat uns aus dem Nichts erschaffen und noch dazu als Mensch. wenn wir aufmerksam hinsehen werden wir sehen, dass es eine menge Geschöpfe gibt die im Gegensatz zu dir, nicht so viele Gaben der Gnade erhalten haben.

2. Manchmal nimmt der Allmächtige den Menschen ein Fuß weg, gibt ihn aber dafür im Gegenzug im Jenseits sehr vieles. Indem er den Fuß von jemandem nimmt, vermittelt er ihn, dass er auch nur ein hilfloses Geschöpf ist das voller Schwäche ist und Hilfe bedarf. Wenn er das Herz zu sich wendet und die Empfindungen entwickeln lässt, wird er eine Menge gegeben haben während er nur wenig genommen hat. Das bedeutet, auch wenn man es äußerlich nicht erkennen kann, ist es in Wirklichkeit eine Gabe von Gott. Genauso wie Er jemandem, der im Krieg gefallen ist, das Paradies gibt. Nehmen wir mal an ein Mensch stirbt im Krieg. Dann wird ihm am Tag der Abrechnung und vor der Gegenwart Gottes, ein Rang zugewiesen, den selbst die Aufrechten und Rechtschaffenen beneiden. Die anderen Menschen die das sehen werden, werden sagen "Hätte uns doch nur Gott auch auf dem Schlachtfeld das Martyrium verliehen". Deswegen kann man nicht sagen ein Mensch hat viel verloren, auch wenn er in Stücke zerrissen sein sollte. Vielleicht ist das, was er im Vergleich dafür erhält immens größer.


Auch wenn einige wenige Menschen dadurch enttäuscht, verärgert  und deswegen den falschen Weg eingeschlagen haben, haben die meisten Menschen durch ihren Mangel ein Anlass gehabt sich Gott zuzuwenden. Daher sollten Klagende nicht versuchen ihren Kummer zu verbreiten. Das wichtigste ist es in der Seele welche eine Kandidatur für das ewige Leben bereithält die Sehnsüchte nach dem Jenseits und der Nachwelt zu wecken. Und wenn der Mensch mit einem Mangel, durch eben diesen Mangel zu Gott gefunden hat und andere dadurch eine Lehre erkannt haben ist der Zweck und die Weisheit dahinter erfüllt.

In jedem Handeln steckt eine Weisheit, absurde Handlungen begeht Gott nicht (Ibrahim Hakki Hz.)

 

25 Wie kann man sich, wenn man mit dem Gebet neu anfängt, daran (bzw. an den Rhtymus) gewöhnen?

hier hilft uns folgende Überlieferung weiter. Als der Prophet (s.a.v.) seinen Gefährten und engen Vertrauten "Muāz ibn Ǧabal" nach Yemen sandte, erteilte er ihm folgendes:

 

"Du gehst zu einem Volk welches eine Offenbarungsschrift erhalten hat ("ʾahlu al-kitāb"). Ruf sie zunächst dazu auf, Gott zu dienen. Wenn sie Gott anerkennen, sag ihnen, dass Gott ihnen sowohl in der Nacht als auch im Tag 5 Gebetszeiten auferlegt. Wenn sie das Gebet verrichten; sag ihnen dass Gott, unter Anbetracht dass man es von den Wohlhabenden nimmt und es den Armen gibt, ihnen die Gabe der Almosen auferlegt ("zakāt"). Wenn sie Gehorsam leisten, so nimm dies von ihnen entgegen, nimm von ihnen nicht ihr wertvollstes Gut, hüte dich vom Fluch des Unterdrückten. Denn zwischen seinem Gebet und Gott gibt es keinen Vorhang." (Buhārī, Zakā t, 41, 63, Maǧāzī, 60, Tawhīd, 1; Nasāī, Zakāt, 1; Dārimī, Zakāt, I)

 

Wie in der Überlieferung hervorgeht, befehligt der Prophet (s.a.v.) Muāz ibn Ġabal damit, den Christen in Yemen die zum Islam beigetreten sind zu sagen, dass das Gebet zu den 5 Gebetszeiten verpflichtend ist. Wenn es um die verpflichtenden Gebete geht, können wir hier, auch um der Angewöhnung willen, keine Makel oder Auslassungen gutheißen. Uns obliegt die Pflicht, jener Person mitzuteilen, dass das Gebet zu den 5 Gebetszeiten verpflichtend ist und dass er diese verrichten muss. Wenn die Person zu Zwecken der Angewöhnung nicht gleich alle 5 Gebetszeiten einhaltet bzw. einhalten kann, so soll sie selbst darüber entscheiden. Wir haben nicht das Recht ihr etwas zu suggerieren bzw. vorzuschreiben.

26 Was argumentiert man gegen jemanden der nur an das glaubt was er sieht?

es steht fest, dass Existenz nicht auf die mit Sinnen erfahrbare Ebene beschränkt ist. Mit dem Auge kann der Mensch nur die sichtbare Welt erfassen, mit seiner Zunge nur die Welt der Geschmäcker, mit seinen Ohren nur die Welt der Töne, mit seiner Nase nichts als die Welt der Gerüche. Obgleich Dinge wie Elektrizität, Erdanziehung, Lichtwellen, radioaktive Strahlung und andere Existenzen weder mit dem Auge noch mit Ohr erfassbar sind. Trotzdem wird an diesen Existenzen nicht gezweifelt.

Jene Menschen die ihre Augen vor diesem Prinzip verschließen, und sagen Sie glaubten nur an das was Sie sähen, und den Kosmos nur als sichtbare Materie begreifen, sind in einem Trugschluss. Die Unsichtbarkeit einer Sache ist kein Beweis dafür, dass sie nicht existiert. Denn die sichtbaren Dinge werden in Unserem Kosmos von den  unsichtbaren Dingen bei weitem übertroffen. Selbst im menschlichen Körper überwiegen jene unsichtbaren Dinge wie Verstand, Fantasie, Gedächtnis die Sichtbaren.

„Ich glaube nur an das was ich sehe“, bedeutet das Auge mit der Aufgabe des Verstandes zu betrauen. Dabei öffnet ein jeder Sinn dem Menschen ein Tür zu einer anderen Welt; kein Sinn kann die Aufgabe eines anderen übernehmen. Beispielsweise kann das Auge nicht die Aufgabe von Ohr, Zunge oder der Nase erfüllen. Der Mensch kann weder mit dem Auge eine Speise kosten, noch den Klang einer Nachtigall wahrnehmen, genauso ist das Riechen an einer Rose dem Auge nicht möglich. Sowie es dem Auge nicht möglich ist die Funktionen dieser Organe zu erfüllen ist es genau sowenig in der Lage, den Verstand zu ersetzen.

Es steht fest das der Verstand den Künstler erfasst, dessen Kunstwerk dem Auge sichtbar ist. Wer nun behauptet „Ich glaube nur an das was ich sehe“, würde den Künstler verleugnen. Genau wie in diesem Gleichnis ist jener Mensch der die grenzenlose Macht und das grenzenlose Wissen was diesem Kunstgegenstand dem wundervollen Kosmos betrachtet und dennoch seinen Schöpfer leugnet fern von Wissen und Verstand.

Wie wird so ein Mensch, Dinge wie Schöpfung Versorgung und Leben, die die Existenz Gottes wie eine Sonne zeigen erklären können?

„Der Verstand jener welche alles in der Materie zu finden glauben ist auf ihre Auge beschränkt, dem Geistigen ist das Auge allerdings Blind“ 

27 Gott vergibt keinen Götzendienst (shirk). Jedoch wird in der Sura Nisa 153 davon gesprochen dass Götzendiener Vergebung gefunden haben. Ist hier etwa ein Widerspruch vorhanden?

der Vers mit der Bedeutung „Gott vergibt keinen Götzendienst“ (vgl. 4/116, 153) ist dahingehend zu lesen dass diejenigen, die jemanden/etwas Gott beigesellen und in diesem Zustand der Fehlleitung also ohne Buße getan zu haben sterben, als Ungläubige keine Vergebung finden. Die Tür der Vergebung ist darüber hinaus aber immer offen für solche die gesündigt haben und gestorben sind, ehe sie noch Buße tun konnten. Gott vergibt außer dem Götzendienst jede Sünde jederzeit frei nach Seinem Willen (vgl. 4/116, 153). Das „Vergeben“ im Vers ist zweierlei interpretiert.

Erstens. Die hier angesprochenen Juden haben – obwohl sie sich gegenseitig ermordet haben – Reue gezeigt und haben so Vergebung gefunden. Denn wenn die Reue mit aufrichtigem Herzen und den Bedingungen entsprechend getätigt und gezeigt wird, akzeptiert Gott sie nach Seinem Ermessen auch, welche Sünde auch immer dahinter stecken mag. Daher ist der Götzendienst welches nicht vergeben wird, der Götzendienst der ins Jenseits übergeht. Ansonsten wird auch der Götzendienst vergeben, wenn er noch auf der Welt durch Buße und Reue beseitigt wird.       

Zweitens. Das „Vergeben“ im Vers beabsichtigt die Erhaltung einiger Juden, während die anderen aufgrund ihres Götzendienstes ihr Verderben gefunden haben. Somit haben die hier gemeinten Juden nicht vollends ihr Verderben gefunden. (vgl. Taberî, Razî, İbn Aşur, Auslegung des Verses)Liebe Leserin, lieber Leser

28 Ich fühl mich innerlich dem Islam verbunden und würde eigentlich auch gerne konvertieren. Doch habe ich zuvor in meinem Leben shirk begangen. Dies ist die schwerwiegendste Sünde, kann ich denn jetzt überhaupt noch konvertieren?

die Barmherzigkeit Gottes ist unerschöpflich. Es gibt keine Sünde die so groß wäre, als dass Gott sie nicht vergeben könnte. Darunter fällt auch der Götzendienst. Somit ist die Tür der Vergebung immer offen. Die einzige Bedingung ist es mit aufrichtigem Herzen Buße zu tun und Reue zu zeigen. So ist es möglich dass ein Mensch fehlgeleitet ist und gesündigt hat bzw. sündigt. Dies bedeutet aber nicht dass er nie wieder auf dem Pfad der Rechtleitung finden kann und dass sein Verderben bereits besiegelt ist. Die in der Vergangenheit getätigten Sünden eines Menschen sind also kein Hindernis für seine Rechtleitung in der Zukunft. Daher ist jeder Mensch, sofern er in den Islam eintritt wie ein neu geborenes Baby erstmal rein und frei von Sünden. Seine früheren Sünden werden aufgehoben. Dieser Text könnte hierzu auch gelesen werden; http://www.fragenandenislam.com/soru/gott-vergibt-keinen-g%C3%B6tzendienst-shirk-jedoch-wird-der-sura-nisa-153-davon-gesprochen-dass-g%C3%B6tz 

29 Es gibt Leute, die sich von der Sunna abwenden und nur nach dem Koran handeln möchten; was sagen sie dazu?

wir sehen, wie manche Menschen mit unzureichender Befähigung oder Kompetenz nur die im Qurʾān offenbarten göttlichen Gebote annehmen und die anderen grundlegenden Quellen der Religion (Sunna, Iǧmāʿ, Qiyās) ablehnen. Ihre Absicht ist es den Glauben der Gesellschaft zu schädigen und sie vom rechtmäßigen Glauben abzubringen. Sie akzeptieren den Qurʾān als einzige Rechtsschule und nehmen die Sunna des Propheten (s.a.s.) sowie die anderen Instanzen des Islams nicht ernst, dabei beachten sie die Überlieferungen, die ihnen zu Gute kommen und ignorieren die Überlieferungen, die ihnen nicht gefallen. So wie sie die hellhörigen Muslime nicht beirren können, so kriegen sie auch keinen Zuspruch von ihnen, das stünde ihnen auch nicht zu. Es ist bekannt, dass die Muslime den in dem Qurʾān offenbarten göttlichen Geboten Folge zu leisten haben, so haben sie auch den religiösen Geboten, die aus der Sunna des Propheten (s.a.s.) entspringen, Folge zu leisten. Die genannten Leute beachten dabei gar nicht, die nunmehr seit Jahrhunderten kanonisierte Literatur, verfasst von islamischen Gelehrten in den Bereichen der Exegese, der Überlieferung und der Rechtslehre um nur einige Teilbereiche zu nennen. Jener, der sich im Schatten des Qurʾān bewegend die Leute auf die falsche Fährte führen will, sollte wissen; so wie es unbestritten ist, dass der Qurʾān das Wort Gottes und die erste Quelle des Islams ist, so ist es auch unbestritten, dass die Sunna des Propheten (s.a.s.) die zweite Stütze und Quelle des Islams ist. Wer sich also denkt „der Islam besteht lediglich aus dem Qurʾān, also hören wir nur auf den Qurʾān und brauchen und sehen auch sonst nichts“, der hat die Rolle und Aufgabe des ehrenwerten Propheten (s.a.s.) nicht zu Genüge verstanden. Er ist es, der die Aufgabe hatte den Qurʾān in Wort und Tat auszulegen und damit ist er der erste und wichtigste Lehrer im Islam. Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) überliefert:

Mir wurde der ehrenwerte Qurʾān gegeben und mit ihm nochmal die selbe Summe (gemeint ist die Sunna) gegeben.

Wen auf seinem Sessel sitzend meine Überlieferung erreicht und dabei sagt 'wir haben das Buch Gottes, da entnehmen wir was verboten und erlaubt ist', der sollte wissen, was der Prophet Gottes (s.a.s.) als verboten deklariert gleicht dem, was Gott als verboten deklariert.

Einige der Gelehrten sagen Folgendes: Jede Bestimmung, die in der Sunna hinterlegt ist, hat ihren Ursprung in der ein oder anderen Form im Qurʾān. Die Sunna führt letztendlich zum Qurʾān. Die Sunna führt die wesentlichen Aussagen des Qurʾāns aus und erläutert die eventuell nicht verstandenen Stellen des Qurʾāns. So haben sich seit jeher manche Muslime in dieser Angelegenheit verirrt und haben sich und anderen geschadet.

Wir, ja Wir haben die Ermahnung hinabgesandt, und Wir werden sie gewiß bewahren. (15/9)

Neben dem Wortlaut ist auch die dem Wortlaut beiliegende Bedeutung unter Schutz gestellt. Die Gelehrten sind der Ansicht, dass dieser Schutz sich neben dem Qurʾān auch auf die Sunna bezieht. Dieser Vers bestärkt dies:

Und Wir haben zu dir die Ermahnung hinabgesandt, damit du den Menschen klar machst, was ihnen offenbart worden ist, und auf daß sie nachdenken mögen. (16/44)

Es geht hieraus hervor, dass der Prophet und der Qurʾān zusammen gedacht werden muss.

Und was der Gesandte euch zukommen läßt, das sollt ihr nehmen. Und was er euch verwehrt, davon sollt ihr euch fernhalten. Und fürchtet Gott. Gott verhängt eine harte Strafe. (59/7)

Elmalılı Hamdi Yazır erklärt in seiner Überlieferung diesen Vers:

Nimmt, was auch der Prophet (s.a.s.) gegeben hat, nimmt nicht, was er euch untersagt hat, tut nicht das, was er euch untersagt hat, fürchtet Gott und hütet euch davor den Gebote Gottes und des Propheten (s.a.s.) zu widersetzen, euer gegenseitiges Recht zu übertreten und das Heimatland zu verraten.

Wenn dem so ist, kann man den Qurʾān nicht ohne die Sunna und die Sunna nicht ohne den Qurʾān denken. Das Ignorieren oder Vernachlässigen einer dieser beiden Instanzen ist das Resultat eines Missverständnisses über den Islam und ein Fehltritt im Glauben. Wenn man so will, so könnte man sagen, der Qurʾān ist die Sonne und die Sunna gleicht den Strahlen der Sonne. Beides ist für uns notwendig und nicht von einander weg zu denken. So wie Gott mit den Rezitatoren des  Qurʾāns („ḥāfiẓ”) den Qurʾān bewahrt, so bewahrt Gott die Sunna durch die Gelehrten und den Überlieferungen.

30 Sind die in Hadithen beschriebenen Unterhaltungen des Propheten mit seinen Frauen vor dem Vers der Verhüllung?

es besteht keinen Zweifel, dass dieser Dialog zwischen Ibn ʿAbbās und Āʾiša (Buhari, tefsir, 24/8) nach der Offenbarung der Sura al-Aḥzāb stattgefunden hat.

Jedoch ist nicht bekannt und es steht nirgendwo geschrieben, dass sie sich von Angesicht zu Angesicht unterhalten haben.

Die Möglichkeit, dass sich zwischen Āʾiša und Ibn ʿAbbās ein Vorhang oder eine Wand befand ist sehr hoch. Denn es ist in vielerlei Hinsicht obligatorisch zu glauben, dass sich die Gefährten des Propheten in keiner Weise entgegen dem Vers „Und wenn ihr sie um einen Gegenstand bittet, so bittet sie hinter einem Vorhang.“ (Sura al-Aḥzāb 53) verhalten würden. Die Indizien zum Thema suggerieren dies auch.

Das heißt, der Dialog zwischen Ibn ʿAbbās und Hz. Āʾiša hat hinter einen Vorhang stattgefunden.

31 Was ist Bidʿa, was ist es nicht?

von Zeit zu Zeit kommt es dazu, dass neuartig wahrgenommene Dinge als verwerfliche, mit dem Islam in Widerspruch stehende Bidʿa („Neuerung“) bezeichnet werden. Daher ist es umso wichtiger zu wissen, was genau als Bidʿa gilt, damit nicht jede Neuheit als solche kategorisiert wird. So hört man häufig Aussagen wie:

„Das Tragen eines Hemdes ohne Kragen ist Sunna, ein Hemd mit Kragen hingegen Bidʿa;“ „Auf dem Boden zu sitzen ist Sunna, auf dem Sofa zu sitzen hingegen Bidʿa;“ „Ohne Mikrofon zum Gebet zu rufen (aḏān) ist Sunna, das Mikrofon dabei zu benutzen hingegen Bidʿa;“ „Mit einer Gebetskappe (Takke) und Turban zu beten ist Sunna, ohne Kopfbedeckung zu beten hingegen Bidʿa;“

Auch wenn hierbei häufig die Erhaltung der Sunna beabsichtigt wird, führen derartig voreilige Beurteilungen zu Streitigkeiten zwischen Familienmitgliedern und Glaubensgeschwistern sowie zu unberechtigten Beschuldigungen Andersdenkender.

Unter den islamischen Gelehrten wurde die Bidʿa-Thematik unter Berücksichtigung des Lebens sowie der Sunna des Propheten (s.a.s) in vielerlei Hinsicht erarbeitet und in ihren Werken beschrieben. Hierbei fokussierten sie sich sowohl auf die allgemeine Bedeutung des Begriffs Bidʿa als auch auf Unterscheidungen im Spezifischen.

So findet sich bei unter anderem aš-Šāfiʿī, an-Nawawī und Ibn ʿĀbidīn inhaltlich die Beschreibung: „Bidʿa ist all das, was nach dem Gesandten Gottes (s.a.s.) aufgekommen ist.“ Demnach ist Bidʿa also zunächst einmal ein weit gefasster Begriff und impliziert sowohl Aspekte der Religion als auch Praktiken und Bräuche aus dem alltäglichen Leben. In Zusammenhang damit wird folgende Überlieferung angeführt:

„Wer meine Sunna aufrechterhält und den Menschen dazu verhilft sich nach ihr zu richten, der wird ohne Abstriche denselben derer Lohn erhalten, denen er zur Ausübung der Sunna verholfen hat. Und wer eine Neuerung erfindet und Schuld daran hat, dass andere nach dieser Bidʿa handeln, dem werden ohne Abstriche dieselben Sünden derer auferlegt, denen er zur Ausübung der Bidʿa verholfen hat.“ (Ibn Māǧa, Muqaddima, 15)

Gleichzeitig unterscheiden die Gelehrten spezifisch betrachtet die Bidʿa in zwei Kategorien: die gute Neuerung (bidʿa ḥasana), und die verwerfliche Neuerung (bidʿa sayyi’ah). So sind beispielsweise Dinge wie der Bau von Minaretten und Lehreinrichtungen gute, erlaubte Neuerungen, auf Gräbern Kerzen anzuzünden dagegen verwerfliche Neuerungen. Demnach handelt es sich bei den in den Überlieferungen thematisierten Neuerungen (Bidʿa) um die Kategorie der verwerflichen Neuerungen (bidʿa sayyi’ah). Als ʿUmar b. al-Ḫaṭṭāb (r.a.) sieht, dass in der Prophetenmoschee (al-Masǧid an-Nabawī) das Tarāwīḥ-Gebet gemeinschaftlich verrichtet wird, soll er auf gute und gebilligte Neuerungen (bidʿa ḥasana) hinweisend gesagt haben:

„Welch schöne Neuheit (Bidʿa) dies ist.“ (Buḫārī, Tarāwīḥ, 1) 

Bei einigen Gelehrten, die den Begriff Bidʿa enger fassen, wie unter anderem Imām Mālik, Badr al-Dīn al-ʿAynī, al-Baihaqī, Ibn Ḥaǧar al-ʿAsqalānī, Ibn Ḥaǧar al-Haitamī, Imam Birgiwi und Ibn Taymiyya findet sich sinngemäß die Definition: „Bidʿa bezeichnet jegliche Neuerungen in religiösen Angelegenheit nach dem Ableben des Gesandten Gottes (s.a.s.), die Zufügungen oder Abstriche in der Religion darstellen.“ Diesem Verständnis nach fallen allerart Neuerungen ohne religiösen Charakter gar nicht erst unter die Kategorie Bidʿa, sodass neue Gewohnheiten und Bräuche außerhalb des Begriffs Bidʿa behandelt werden. Diese Ansicht stützt sich auf Überlieferungen wie:

„Das Schlimmste sind die nachträglich erfundenen Dinge.“ (Muslim, Ǧumʿa, 43)

„Alles was nachträglich eingeführt wird ist Bidʿa.“ (Ibn Māǧa, Muqaddima,7)

„Jede Neuerung (Bidʿa) ist Irrtum.“ (Muslim, Ǧumʿa, 43)

„Hütet euch vor den neu eingeführten Dingen, denn alles Neueingeführte ist eine Neuerung (Bidʿa) und jede Neuerung ist Irregehen. So haltet fest an meiner Sunna und an der Sunna meiner vorbildhaften rechtgeleiteten Kalifen.“ (Abū Dāwūd, Sunna, 5)

Dieselbe Ansicht befürwortet der im Bereich Uṣūl al-fiqh (Methodologie der Normenlehre) profilierte aš-Šāṭibī, der Bidʿa als einen nachträglich dargebotenen religiösen Weg erachtet, indem er sinngemäß konstatiert: „Der Grund dafür, dass sich jemand eine religiöse Neuerung (Bidʿa) als Weg nimmt, ist seine Absicht Allah noch besser dienen zu können. Dinge, die keine religiösen Inhalte betreffen oder nicht als religionsbezogen erachtet werden, werden nicht als Neuerungen (Bidʿa) betrachtet. Beispielsweise ist es keine Bidʿa, wenn jemand sich selbst etwas untersagt, was ihm eigentlich erlaubt (ḥalāl) ist; wenn er dieses Untersagen jedoch im Namen religiöser Frömmigkeit vornimmt, so ist dies eine Bidʿa.“ Somit ist nach Ansicht von aš-Šāṭibī die Unterscheidung in gute Neuerung (bidʿa ḥasana) und verwerfliche Neuerung (bidʿa sayyi’ah) nicht richtig. (Vgl. Abū Isḥāq Ibrāhīm Ibn-Mūsā aš-Šāṭibī, al-Iʻtiṣām; Rahmi Yaran: Bid’at, in: Türkiye Diyanet Islâm Ansiklopedisi, Bd. 6, S.129-132)

Der indische Gelehrte Ahmad al-Fārūqī al-Sirhindī, auch bekannt als Imām ar-Rabbānī, greift diese Thematik folgendermaßen auf:

„Der Glückseligste ist derjenige, der in einer für den Islam und die Muslime schwierigen Zeit eine vernachlässigte und verlassene Sunna wiederbelebt und eine verbreitete Neuerung (Bidʿa) abschafft. Nun sind 1000 Jahre seit der Prophetie des ehrenwerten Gesandten Gottes (s.a.s.) vergangen und die Anzeichen des Jüngsten Gerichts haben begonnen sich zu zeigen. Je weiter sich unsere Zeit vom Zeitalter der Glückseligkeit (ʿAṣr al-Saʿādah) entfernte, um so mehr wurden die sunan (pl. von sunna) untergraben und die Neuerungen aufgrund abscheulicher Lügen vermehrt. Nun bedarf es einem solchen Helden, der die sunan wiederbelebt und die Neuerungen abschafft. Denn die Etablierung von Neuerungen führt zur Schädigung der Religion.“ (al-Maktūbāt, 1, 34-35)

Ebenso wie aš-Šāṭibī kritisiert Imām ar-Rabbānī die Kategorisierung von Neuerungen in gut (ḥasan) und verwerflich (sayyi’ah):

„Die früheren Gelehrten scheinen einige gute Aspekte an Neuerungen (Bidʿa) erkannt zu haben, sodass sie manche Neuerungen als gute Neuerungen (Bidʿa ḥasana) bezeichneten. Doch was meine Wenigkeit betrifft, so teile ich diesbezüglich nicht ihre Meinung. Ich kann keine Neuerung als gut (ḥasan) bezeichnen. Ich sehe in ihnen nichts als Dunkelheit und Düsterkeit. Denn der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: „Jede Neuerung ist Irrtum“. In einer Zeit in der der Islam schwach und fremd scheint, ist Errettung einzig durch die Befolgung der Sunna gewährleistet, während jegliche Neuerungen zum Untergang führen.“ „Wenn alles, was im Nachhinein eingeführt wird als Bidʿa gilt und jede Bidʿa Irrtum ist, wie kann es dann sein, dass in einer Bidʿa etwas Gutes steckt. So wie es in den Überlieferungen erwähnt wird, hebt jede Neuerung eine Sunna auf. Dies beschränkt sich nicht nur auf einige Neuerungen, jede Neuerung ist verwerflich (sayyi’ah).“ Der ehrenwerte Gesandte Gottes sagte sinngemäß: „Jedes Volk, welches sich nach seinem Propheten Neuerungen im Glauben ausdenkt, verschwendet im selben Maße dieser Neuerung (Bidʿa) eine Sunna.“ (At-Tarǧīb Wa- t-Tarhīb, 1:109)

Von H̩assān ibn T̠ābit wird überliefert:

„Wenn eine Gemeinschaft eine Neuerung in ihrem Glauben erfindet, so nimmt Allah der Erhabene eine Sunna von ihr weg, entfernt diese und gibt diese nicht zurück bis zum Jüngsten Gericht.“ (al-Maktūbāt, 1, 160)

Wie zu sehen ist, nimmt es Imām ar-Rabbānī streng mit der Erhaltung der Sunna. Dennoch bezeichnet er neuartige Dinge, welche sich prinzipiell auf die Sunna stützen, nicht als Bidʿa, sondern als guter Brauch oder sunna ḥasana. (Mehmed Paksu, Sünnet ve Aile, S. 19)

Auch der Gelehrte Bediüzzaman Said Nursī gehört zu jenen, die ihr Leben für die Erhaltung und Wiederbelebung der Sunna aufgeopfert haben. In seiner Abhandlung "Mirkatü's-Sünne ve Tiryaku Marazı’l-Bid'a" (Mirqātu s-sunna wa-tiryāqu maraḍi l- bidʿa - Die Stufen der Sunna und die Heilung der Bidʿa-Krankheit) beschreibt er ausführlich die Bidʿa-Thematik, wobei er die Ansicht derjenigen Gelehrten priorisiert, die den Begriff Bidʿa inhaltlich enger fassen, wie unter anderem Imām Mālik, Badr al-Dīn al-ʿAynī, al-Baihaqī, Ibn Ḥaǧar al-ʿAsqalānī, Ibn Ḥaǧar alHaitamī, Imam Birgivi und Ibn Taymiyya. So schreibt er:

„Neuerungen im Bereich gottesdienstlicher Normen sind Bid’a" Ausgehend von der Überlieferung „Alles Neueingeführte ist eine Neuerung (Bidʿa) und jede Neuerung ist Irregehen.“ und dem Vers „Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und meine Gnade an euch vollendet“ (al-Māʾida 5:3) betont er: „Mit neuen Etablierungen die Prinzipien der Šarīʿa und der Sunna zu missbilligen, obwohl diese ihre Vervollkommnung (mit dem Ende der Offenbarung) erreicht haben, oder gar - Gott bewahre - diese als mangelhaft betrachtend Neuerungen (Bidʿa) einzuführen, sind Irrtum und (führen zum) Feuer.“ (RNK, Lem'alar, S. 609)

Demnach betrachtet Nursī lediglich Neuerungen im Bereich des Glaubens und der Glaubenspraxis als verwerflich und konstatiert, dass sich der Begriff Bid’a konkret auf diese bezieht. Gottesdienstliche Handlungen bilden einen Teil der Sunna und sind in Fiqh-Werken dargelegt, diese willkürlich zu verändern wäre Bid’a. Den Angelegenheiten der Gewohnheiten und ethischen Sitten der Sunna zuwider zu handeln, kann nicht als Bid’a bezeichnet werden, jedoch würde man den Nutzen versäumen, den die Erleuchtung und die wahrhaftige Tugend des prophetischen Charakters bietet. Unter diese Kategorie fallen Dinge wie die Redensart des Propheten (s.a.s.), seine Art zu essen, zu trinken, zu schlafen sowie weitere Umgangs- und Verhaltensweisen. (Vgl. RNK, Lem'alar, S. 609)

So wie er die Sunna in ihrer Art nach qawlī (Worte), fiʿlī (Taten) und ḥalī (Zustände) unterteilt, so unterscheidet er in diesen jeweils nochmals nach ihrer Verbindlichkeit in die Stufen farḍ (verpflichtend), nāfila (empfohlen) und gute ādāt (Gewohnheiten). Während Praktiken des Propheten (s.a.s.) wie die Pilgerreise oder das Pflichtgebet verpflichtende sunan (pl. sunna) sind, sind zusätzliche nāfila-Gottesdienste empfohlen (mustaḥabb). Die Praktizierung dieser ist mit großem Lohn verbunden, diese zu verändern wäre Bid’a und Irregehen. Die als gute Gewohnheiten (ādāt) des Propheten geltenden sunan auszuüben, welche insbesondere das persönliche und soziale Leben betreffen, gilt als mustaḥsan, also als sehr schön. (Vgl. RNK, Lem'alar, S. 610)

Ferner verwendet Bediüzzaman in seinen Werken an einigen Stellen den Ausdruck „Ahl al-Bid’a“ (Anhänger von verwerflichen Neuerungen), wobei er entgegen mancher Gruppierungen und Ideologien den Islam zu bewahren versucht: „Welchen Nutzen für sich sehen diese ahl al-bid’a und ahl al-ilḥād bloß in diesem Unglauben ?“ (RNK, Mektubat, S. 558) „Die ahl al-bid’a haben solch eine schändliche Idee von fremden Aufklärern übernommen, sodass sie sagen: 'Wenn bereits im Christentum eine Reform (im Sinne einer willkürlichen Aufklärung) stattgefunden hat, dann kann auch im Islam eine solche religiöse Reform vollzogen werden'.“ (RNK, Mektubat, S. 557) „Jene Ahl al-Bid’a, die Inhalte des Islam verändern, sagen: 'Diese Beharrung in der Religion ist der Grund für unseren Rückstand. In dieser Zeit zu leben erfordert die Abkehr vom Beharren.“ In seinem Werk Mektubat (al-Maktūbāt) widerlegt Said Nursī die abgeirrten und verwerflichen Argumente, mit welchen die Anhänger von Neuerungen versuchen, ihre Thesen zu belegen. Er unterscheidet zwischen zwei Arten von für die Religion destruktiven Anhängern von Neuerungen: Die einen zielen darauf ab, angeblich im Namen der Religion und aus vermeintlicher Loyalität zum Islam, die Religion als Unterstützung für nationalistische Bestrebungen betrachtend 'den erleuchteten Baum der Religion in die dunkle Erde des Rassismus zu pflanzen'. Dies als verwerfliche, die Religion verändernde Absicht bezeichnend, benennt Said Nursī diese Art der Ahl al-Bid’a als unwissende „ʿUlamāʾ as-Sūʾ“ (niederträchtige Gelehrte). Die zweite Gruppe der Ahl al-Bid’a, so Nursī, strebe im Namen nationalistischer Interessen danach, 'das Volk mit der islamischen Religion zu impfen’ und erfinde daher Neuerungen im Glauben. (Vgl. RNK, Mektubat, S. 559) In seiner Schrift Barla Lâhikası rechnet er die Befürwortung schädlicher, verwerflicher Neuerungen zu den sieben größten Sünden. (Vgl. RNK, Barla Lâhikası, S. 154-157)

Des Weiteren gibt er zwei Beispiele mit Blick auf gute Neuerungen, die er prinzipiell nicht als Bid’a betrachtet:

Erstens: Jede Strömung und Gemeinschaft (wie etwa Sufi-Bruderschaften) hat individuelle Arten und Formen des ḏikr und tasbīḥ (Lobpreisung und Gebetsformeln). Solange diese als zusätzliche Lobpreisungsformen betrachtet werden, auf Koran und Sunna basieren und nicht im Widerspruch zur Sunna stehen, zählen sie nicht als Neuerung (Bid’a). Auch wenn manche Gelehrte diese als Bid’a benennen, bezeichnen sie sie als bidʿa ḥasana (gute, erlaubte Neuerung). (RNK, Lem'alar, S. 56)

Zweitens: In manchen Moscheen und Gebetsstätten werden Haarsträhnen des Bartes oder der Haare des ehrenwerten Propheten s.a.s.) ausgestellt, sodass diese zu bestimmten Zeiten von Menschen besucht und betrachtet werden. „Auch wenn manche fromme Autoritäten dies mit Blick auf Vorsicht, Frömmigkeit und Edelmut kritisieren, kritisieren sie dies personenbedingt und im Spezifischen. Selbst wenn sie es als Neuerung sehen, ist es als gute, erlaubte Neuerung (bidʿa ḥasana) zu betrachten, da es Anlass zur Lobpreisung (ṣalawāt) des Propheten bietet. (RNK, Lem'alar, S. 637)

Unter Berücksichtigung der angeführten Beschreibungen, Darlegungen und Beispiele geht hervor, dass neue Etablierungen und Veränderungen in Angelegenheiten der Glaubensfundamente, Glaubensinhalte sowie Gottesdienste unter die Kategorie Bidʿa fallen, da diese im Widerspruch zur Sunna stehen und sie zu ändern versuchen. Denn grundlegend betrachtet schafft eine Neuerung (Bidʿa) eine normative Regelung ab und bringt eine menschliche, willkürliche Neuheit an dessen Stelle. Dinge zu unterlassen, die persönliche Gewohnheiten und Bräuche des Propheten (s.a.s.) darstellen, wäre hingegen lediglich einen Wegfall zusätzlicher Belohnung. Sofern also Regelungen - wie etwa im Bereich alltäglicher Handlungen oder zusätzliche Lobpreisungsformen (ḏikr ) - nicht im Widerspruch zum Koran und zur Sunna stehen und den eigenen Rahmen der Religion nicht überschreiten, können sie entsprechend des Prinzips „was die Muslime als gut erachten, das ist gewiss gut“ als gute, erlaubte Neuerungen (bidʿa ḥasana/sunna ḥasana) betrachtet werden. Man sollte bemüht sein auf Sanftmut, Diskretion und Sympathie zu achten, wenn versucht wird, in einer entsprechenden Situation den Gegenüber bei einem Fehlverhalten diesbezüglich zu korrigieren, sodass man in guten Worten spricht und auf konstruktive Weise vorgeht.

Um es kurz zu fassen:

„Wer in einer Zeit, in der Neuerungen und Irrtümer sich verbreiten, sich an der Sunna sowie an den Inhalten des Koran orientiert, kann den Lohn von 100 Märtyrern erhalten.“ (At-Tarǧīb Wa- t-Tarhīb, 1:41)

„Wie schön für denjenigen, der von der Sunna profitiert und seinen Nutzen daraus zieht. Wehe demjenigen, der die Sunna nicht würdigt und in Neuerungen (Bidʿa) irregeht.“ (RNK, Lem'alar, S. 609)

 

32 Was versteht man unter dem Begriff „Bidʿa“? Gibt es je nach Rechtsschule unterschiedliche Auffassungen diesbezüglich?

das Wort Bidʿa bezeichnet fachspezifisch jegliche nachträgliche Neuerungen und Etablierungen in der Religion, sofern sich diese auf die ʿAqīda (Glaubenslehre) oder auf gottesdienstliche Handlungen (ʿIbādāt) beziehen. So ist also jede spätere Zufügung und Erfindung im Bereich der Gottesdienste sowie auch jede vom ehrenwerten Propheten (s.a.s.) untersagte Glaubensweise und Gebetsform als Bidʿa („verwerflichen Neuerung“) zu betrachten.

Es ist nicht möglich unterschiedliche Verständnisse der Bidʿa-Thematik ausschließlich nach Rechtsschulen zu kategorisieren, da nicht jede Rechtsschule eine für sich typische und einheitliche Meinung vertritt. Auch innerhalb einer Rechtsschule haben Gelehrte verschiedene Auffassungen zum Begriff Bidʿa. Generell sind zwei unterschiedliche Zugänge zu finden, wobei ersterer Zugang den Begriff Bidʿa mit Blick auf seine linguistische Bedeutung zunächst umfassender betrachtet und letzterer Zugang ein im Vergleich dazu engeres Verständnis vertritt:

a)

Gelehrte wie Imām aš-Šāfiʿī, Imām an-Nawawī und hanafitische Gelehrte wie Ibn ʿAbidīn betrachten den Begriff Bidʿa zunächst als Bezeichnung für alle Arten von Neuerungen, Entwicklungen und Erfindungen sowohl im Bereich religiöser Angelegenheiten als auch in
allen anderen Bereichen des menschlichen Lebens. So findet sich bei ihnen inhaltlich die Beschreibung: „Bidʿa ist all das, was nach dem Gesandten Gottes (s.a.s.) aufgekommen ist.“ Demnach ist für sie zunächst einmal die linguistische/semantische Bedeutungsebene von Relevanz, sodass Bidʿa also erst einmal ein weit gefasster Begriff ist und sowohl Neuerungen in den Aspekte der Religion als auch neuartige Praktiken und Bräuche aus dem alltäglichen Leben bezeichnet. Diesbezüglich wird folgende Überlieferung als Hinweis angeführt:

„Wer meine Sunna aufrechterhält und den Menschen dazu verhilft sich nach ihr zu richten, der wird ohne Abstriche denselben Lohn derer erhalten, denen er zur Ausübung der Sunna verholfen hat. Und wer eine Neuerung erfindet und Schuld daran hat, dass andere nach dieser Bidʿa handeln, dem werden ohne Abstriche dieselben Sünden derer auferlegt, denen er zur Ausübung dieser Bidʿa verholfen hat.“ (Ibn Māǧa, Muqaddima, 15)

Gleichzeitig unterscheiden diese Gelehrten aber spezifisch betrachtet die Bidʿa in zwei Kategorien: die gute Neuerung (bidʿa ḥasana), und die verwerfliche Neuerung (bidʿa sayyi’ah). So sind beispielsweise Dinge wie der Bau von Minaretten und Medressen gute, erlaubte Neuerungen, auf Gräbern Kerzen anzuzünden dagegen verwerfliche Neuerungen. Demnach handelt es sich bei den in den Überlieferungen des Propheten (s.a.s.) thematisierten Neuerungen (Bidʿa) um die Kategorie der verwerflichen Neuerungen (bidʿa sayyi’ah). Als ʿUmar b. al-Ḫaṭṭāb (r.a.) sieht, dass in der Prophetenmoschee (al-masǧid an-nabawī) das tarāwīḥ-Gebet gemeinschaftlich verrichtet wird, soll er auf gute und gebilligte Neuerungen (bidʿa ḥasana) hinweisend gesagt haben: „Welch schöne Neuheit (Bidʿa) dies ist.“ (Buḫārī, Tarāwīḥ, 1) Dies betonend konstatiert aš-Šāfiʿī:

„Die Neuerung (Bidʿa) unterscheidet sich in zwei Arten, in gut (ḥasana) und verwerflich (sayyi’ah). Eine Neuerung, die sich mit der Sunna deckt und ihr entspricht ist lobenswert; eine Neuerung, die der Sunna widerspricht ist hingegen verwerflich. (Vgl. Ibn Taymiyya, al- Furqān bayna Awliyā’ ar-Rahmān wa-Awliyā’ aš-Šayṭān, 1, S.126)

Der Gelehrte Bediüzzaman Said Nursī, der zur Gruppe der Gelehrten gehört, die den Begriff Bidʿa prinzipiell nicht unterscheiden und nur bei Neuerungen in religiösen Angelegenheiten von Bidʿa sprechen, verknüpft beide Positionen wie folgt:

„Neuerungen im Bereich gottesdienstlicher Normen sind Bid’a. Da diese somit dem Wesen des Verses „Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und meine Gnade an euch vollendet“ (al-Māʾida 5:3) widersprechen, sind sie verwerflich und
abzulehnen.“ (RNK, Lem'alar, S. 609)

„Jede Strömung und Gemeinschaft (wie etwa Sufi-Bruderschaften) hat individuelle Arten
und Formen des ḏikr und tasbīḥ (Lobpreisung und Gebetsformeln). Solange diese als zusätzliche Lobpreisungsformen betrachtet werden, auf Koran und Sunna basieren und nicht im Widerspruch zur Sunna stehen, zählen sie nicht als Neuerung (Bid’a). Auch wenn manche Gelehrte diese als Bid’a benennen, bezeichnen sie sie als bidʿa ḥasana (gute, erlaubte Neuerung).“ (RNK, Lem'alar, S. 56)

So sagt er beispielsweise bezüglich der Praxis, dass in manchen Moscheen und Gebetsstätten Haarsträhnen des Bartes oder der Haare des ehrenwerten Propheten (s.a.s.) ausgestellt werden, sodass diese zu bestimmten Zeiten von Menschen besucht und betrachtet werden, folgendes: „Auch wenn manche fromme Autoritäten dies mit Blick auf Vorsicht, Frömmigkeit und Edelmut kritisieren, kritisieren sie dies personenbedingt und im Spezifischen. Selbst wenn sie es als Neuerung sehen, ist es als gute, erlaubte Neuerung (bidʿa ḥasana) zu betrachten, da es Anlass zur Lobpreisung (ṣalawāt) des Propheten bietet. (RNK, Lem'alar, S. 637)

b)

Bei Gelehrten, die den Begriff Bidʿa enger fassen, wie unter anderem Imām Mālik sowie die schāfiʿitischen Gelehrten al-Baihaqī, Ibn Ḥaǧar al-ʿAsqalānī und Ibn Ḥaǧar al-Haitamī, die hanafitischen Gelehrten Badr al-Dīn al-ʿAynī und Imam Birgivi und der hanbalitische
Gelehrte Ibn Taymiyya, findet sich sinngemäß und inhaltlich die Definition: „Bidʿa bezeichnet jegliche Neuerungen in religiösen Angelegenheit nach dem Ableben des Gesandten Gottes (s.a.s.), die Zufügungen oder Abstriche in der Religion darstellen.“ Diesem Verständnis nach fallen allerart Neuerungen ohne religiösen Charakter gar nicht erst unter die Kategorie Bidʿa, sodass neue Gewohnheiten und Bräuche außerhalb des Begriffs Bidʿa behandelt werden. Diese Ansicht stützt sich auf Überlieferungen wie:

„Das Schlimmste sind die nachträglich erfundenen Dinge.“ (Muslim, Ǧumʿa, 43)

„Jede Neuerung (Bidʿa) ist Irrtum.“ (Muslim, Ǧumʿa, 43)

„Hütet euch vor den neu eingeführten Dingen, denn alles Neueingeführte ist eine Neuerung (Bidʿa) und jede Neuerung ist Irregehen. So haltet fest an meiner Sunna und an der Sunna meiner vorbildhaften rechtgeleiteten Kalifen.“ (Abū Dāwūd, Sunna, 5)

So weisen aus Sicht dieser Gelehrte derartige Überlieferungen - welche die Bidʿa als schlecht, verwerflich, Feuer und Irregehen darstellen - daraufhin, dass diese Thematik sich lediglich auf theologische Aspekte und Angelegenheiten der Religion beschränkt.

 

33 Warum wurden Hadithe mit schwacher (ḍaʿīf) Überliefererkette weiterhin überliefert?

es hat vielerlei Gründe warum Gelehrte schwache Überlieferungen anführen.

Dazu zählen unter anderem folgende:

Die schwachen (ḍaʿīf) Überlieferungen wurden von den Gelehrten überliefert, damit ihr Grad der Authentizität kenntlich gemacht wird, sodass jeder der diese Überlieferung liest oder hört wissen soll, dass es sich dabei um eine Überlieferung mit schwacher Überliefererkette (sanad) handelt. Andernfalls könnte man davon ausgehen, dass es sich bei einer solchen Überlieferung die man mitbekommt um eine authentische handelt und man sie bei normativen Angelegenheiten als Quelle verwendet. Dies wird durch die Kennzeichnung „ḍaʿīf“ unterbunden.

Im Bereich Faḍāʾil aʿmāl (dt. „Vorzüge von Taten“) werden auch schwache Überlieferungen berücksichtigt. Dies findet prinzipiell Akzeptanz unter den Gelehrten. Außerdem möchte man derartige Überlieferungen mit vorzüglichen Taten niemandem vorenthalten.

Dass eine Überlieferung schwach ist bedeutet nicht, dass der Inhalt falsch ist. Die Überlieferung ist vielmehr schwach mit Blick auf die Überliefererkette, sodass die Zurückführung dieser Überlieferung auf den Propheten (s.a.s.) selbst nicht einwandfrei ist. Viele Gelehrte führen Überlieferungen trotz ihrer schwachen Überliefererkette auch dann an, wenn sie die weisen und belehrenden Inhalte dieser als nützlich und wahr erachten. So werden beispielsweise Überlieferungen wie “لولاك “, “كنت كنزا مخفيا" als inhaltlich richtige, jedoch mit Blick auf ihre Überliefererkette (sanad) schwache Überlieferungen erachtet.

In manchen Überliefererketten werden einzelne Überlieferer (rāwī) unterschiedlich bewertet. Während manche Gelehrte einen Überlieferer als ḍaʿīf (schwach, nicht glaubwürdig) einstufen und somit die Authentizität der Überlieferung in Frage stellen, stufen andere Gelehrte denselben Überlieferer anders ein und betrachten die Überlieferung als authentisch (ṣaḥīḥ). Um auf diese unterschiedlichen Bewertungen hinzuweisen macht es Sinn, auch als „ḍaʿīf“ gekennzeichnete Überlieferungen weiter zu tradieren.

Folgende Nachteile könnten auftreten, wenn man schwache Überlieferungen nicht weiter überliefern beziehungsweise bewahren würde:

Dies würde den Überlieferung gegenüber kritisch gesinnten Positionen dienlich sein und ein Argument für sie - gegen die Hadithliteratur - darstellen.

Bei den in verschiedenen Überliefererketten überlieferten Hadithen, die den selben Inhalt enthalten, kann eine Variante authentisch (ṣaḥīḥ) sein während eine andere Variante schwach (ḍaʿīf) ist. Eine solche Überlieferung aus der Hadithliteratur zu streichen mit dem Vorwand er sei schwach, wäre mit Blick auf den authentischen Inhalt (matn) der Überlieferung fatal.

In vielen schwach überlieferten Überlieferungen ist nützliches und lehrreiches Wissen zu finden, welches bei einem solchen Vorhaben gänzlich verloren gehen würde.

Außer den Werken früherer Gelehrter stehen uns keine anderen Quellen zur Beurteilung der Authentizität von Überlieferungen zur Verfügung. Studien zu den Überlieferern, den Überliefererketten und den Überlieferungen an sich wurden bereits viel früher vorgenommen.

Dazu zählen unter anderem die Sammlungen authentischer Überlieferungen wie etwa durch Buḫārī und Muslim. Ebenso gibt es zahlreiche Abhandlungen zu schwachen (ḍaʿīf) und gefälschten (mauḍūʿ) Hadithüberlieferungen. Es ist unmöglich aus heutiger Sicht eine Beurteilung auch nur eines einzigen Überlieferers (rāwī) vorzunehmen, ohne auf ältere Quellen zurückzugreifen. So sind in entsprechenden Werken der Hadithliteratur Studien zu finden, welche sich unter anderem mit den verschiedenen Authentizitätsstufen (ṣaḥīḥ, ḥasan, ḍaʿīf, mauḍūʿ) befassen und detailreiche Informationen beinhalten, wodurch von Grund auf neu konzipierte Recherchen (ohne Berücksichtigung vorhandener Quellen aus der Hadithliteratur) wenig Sinn machen würden.

Anstatt die schwachen Überlieferungen zu vernichten, sollte man sich eher einer peniblen und ordentlichen Studie widmen, bei der eine leicht zugängliche Sammlung von authentischen Überlieferungen in Form einer „Ṣaḥīḥ-Hadith-Enzyklopädie“ erstellt wird, sodass auch unerfahrene und unqualifizierte Menschen davon profitieren können. Ein solches Bemühen wäre wohl eher zielführend.

34 Tritt ein Muslim, der das Nouruz-Fest feiert, aus dem Glauben?

Naurūz bedeutet so viel wie "neuer Tag" und steht in diesem Zusammenhang für das Neujahrfest im iranischen Kulturraum.

Naurūz (oder auch Nouruz/Newroz) ist der Tag, an dem die Sonne nach astronomischen Berechnungen in das Tierkreiszeichen des Lamms eintritt, welches im gregorianischen Kalender den 22. März darstellt. Heute ist der Beginn des Frühlings als ein Tag bekannt, an dem Pflanzen auf der Erdoberfläche wachsen, die Bäume gedeihen, die Tiere aus ihren Hügeln kommen und Vögel aus ihren Nestern kommen um die Welt in Euphorie zu versetzen. Heute wird es immer noch im Iran und im Irak als Feiertag gefeiert.

Da Naurūz keinen religiösen Ursprung hat, wird es als eine Art "Feierlichkeit betrachtet" an dem die Geschöpfe Gottes die Erde wiederbeleben. Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, wie und wo diese Feierlichkeiten erstmal zeremoniell ins Leben gerufen wurden. In einigen Erzählungen nach denen auch Gott die Welt und Adam an diesem Tag erschuf, wird folgendes erzählt:

Dschamschid von den iranischen Sultanen, mochte Aserbaidschan, nachdem er um die Welt gereist war und richtete dort einen Thron ein, zog sich dann ein prachtvolles Gewand an, legte sich eine Krone auf und setzte sich auf den Thron. Als die Sonne aufging, spiegelte sie sich in der Krone und es wurde somit hell im Raum. Die Leute liebten diesen Tag, indem sie einen Tag des Glücks zählten und sie kennzeichneten ihn als Naurūz. Sie führen ein großes Festival durch und wiederholen diese Zeremonie jedes Jahr danach. "Naurūz-l-hassa" ist sechs Tage später als "Naurūz" angesiedelt. An diesem Tag saß Dschamschid auf dem Thron und sagte zu seinen Delegierten: Gott der Allmächtige hat uns alle aus dem nichts erschaffen, und mit Verstand über allen Tieren auserwählt. Aus diesem Grund sollten wir uns mit dem sauberen Wasser waschen um uns in notwendiger und würdiger Reinheit Gott in Dankbarkeit niederzuwerfen. Danach will ich, dass ihr diesen Tag stets in dieser Sitte beherzigt. Durch die Annahme dieser Bitte von Dschamschid wurde diese Feier jährlich durchgeführt und die sechs Tage zwischen zwei Naurūz wurden zur Feier für das Volk. An diesem Tag wird der König die Wünsche aller erfüllen und die Menschen erfreuten sich an den Festlichkeiten. Später wurde diese Tradition bei den Seldschuken und Osmanen fortgesetzt. Osmanische Dichter verfassten hierfür sogar Lobeshymnen und Poesie, wie sie es auch für andere besondere Anlässe taten. Sie präsentierten ihre Werke als "Nevruziye" den Herrschern, welche ihnen im Gegenzug dafür Präsente gaben. Auch wurde in der Zeit der Osmanen zu diesem Zweck eine besondere Süssspeise vorbereitet und an das Volk, sowie im Palast verteilt. (Osmanlı Tarih Deyimleri ve Terimleri Sözlüğü, II/688-89.)

Auch in einigen Regionen der Türkei wird dieser Tag zelebriert.

„Bediüzzaman“ Said Nursi räumte diesem Tag eine besondere Bedeutung ein. Muhsin, einer der Schüler von Nursi, sagt dazu folgendes: 

Unser Lehrmeister wanderte gerne, besonders in den Frühlings- und Sommermonaten. Er betrachte die Schöpfung in einer Art Gottesdienst und gedenkte dabei den Schöpfer in tiefster Spiritualität. Am Naurūz in Istanbul nahm er uns mit. Er erzählte uns von der Bedeutung des Naurūz mit den Worten, "Heute ist der Feiertag der Schöpfung". Im Dorf gab er den Hunden ein Stück Brot und sagte: "Heute hat sogar dieser Hund ein Anteil an diesem besonderen Tag. Der Frühling ist der Feiertag der Schöpfung. Wir werden auch an ihren Freuden teilnehmen. "Dies war ein sehr freudiger Tag. (Son Şâhitler, I/218.)

Nursi sah den Naurūz als einen wundervollen Beweis für die Wiederauferstehung im Jenseits, da der Frühling, der Erde neues Leben einhaucht, die Tiere wieder auftauchen und die totgeglaubte Pflanzenwelt zu neuem prächtigen Leben kommt.

Hier ist ein Beispiel:

Wir sehen im Frühling wie in fünf oder sechs Tagen kleine und große Tiere und Pflanzen atmen und abertausende extravagante Pflanzenarten sprießen. Alle Bäume, Wurzeln, Kräuter und einige der Tiere werden ähnlich belebt. Jedoch sind die Samen mit sehr geringen Unterschieden in der Substanz und so vermischt, dennoch so perfekt getrennt, dass sie in perfekter Ordnung, Größe und Geschwindigkeit binnen sechs Tagen oder Wochen erblühen. Es ist unmöglich zu sagen, dass ein Schöpfer, welcher diese Werke vollbringt, dabei Schwierigkeiten haben kann; die Himmel und die Erde in sechs Tagen zu schaffen und die Menschen mit einem Ruf wieder versammeln soll, er nicht vermag,, Gott bewahre vor solchen Irrglauben! (Sözler S. 50)

Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt und mit dem Licht des Glaubens den Frühling und die Kreaturen, so kann man Naurūz wie auch den Frühling als etwas Festliches ansehen. Selbst wenn es aber gefeiert werden soll, dürfen wir die Gebote und Verbote der Religion nicht überschreiten. Der Naurūz rechtfertigt also keine Handlungen, die an anderen Tagen nicht zu rechtfertigen sind. Es is also möglich diesen Tag freudvoll zu genießen allerdings darf es dabei niemals zu ausschweifenden und unsittlichen Verhaltensweisen kommen.

In diesem Sinne erinnern wir auch:

Fasten am Naurūz wird missbilligt. Da diesem Tag keine speziell religiöse Bedeutung zugemessen werden kann, ist es auch nicht genehmigt, hier zu fasten. Wenn dieser Tag mit dem Ramadan zusammenfällt fastet man, da das Fasten am Ramadan eine Pflicht ist.

35 Ist das Kalifat eine vom Islam vorausgesetzte Institution? Müssen wir jetzt den Kalifen im Islamischen Staat wählen?

das Konzept des Kalifats entspringt einer koranische Terminologie;

 

Allah hat denjenigen von euch, die glauben und rechtschaffene Werke tun, versprochen, daß Er sie ganz gewiß als Statthalter auf der Erde einsetzen wird, so wie Er diejenigen, die vor ihnen waren, als Statthalter einsetzte, daß Er für sie ihrer Religion, der Er für sie zugestimmt hat, ganz gewiß eine feste Stellung verleihen wird, und daß Er ihnen nach ihrer Angst (, in der sie gelebt haben,) statt dessen ganz gewiß Sicherheit gewähren wird. Sie dienen Mir und gesellen Mir nichts bei. Wer aber danach ungläubig ist, jene sind die (wahren) Frevler. (24/55)

 

Unser Prophet (s.a.s.) sagte:

 

Das Kalifat nach mir - oder das Kalifat des Prophetentums -  ist für dreißig Jahre. (siehe Abu Dawud, Sunna, 8, Tirmidhi, Fiten, 48, Ahmad bin Hanbal, 4/272; 5/220, 221) 

 

Das Konzept des Kalifats hat also auch in der Sunna seinen entsprechenden Platz. Aus diesem Grund führten Muslime nach dem Ableben des Propheten (s.a.s) die Institution des Kalifats weiter.

Neben dem Konzept des Kalifats wird in koranischer Terminologie auch vom Befehlshaber gesprochen;

 

O die ihr glaubt, gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und den Befehlshabern unter euch! Wenn ihr miteinander über etwas streitet, dann bringt es vor Allah und den Gesandten, wenn ihr wirklich an Allah und den Jüngsten Tag glaubt. Das ist am besten und am ehesten ein guter Ausgang. (4/59)

 

Das Konzept des Kalifats als institutioneller Mechanismus ist demnach ein Phänomen, das sowohl die weltlichen als auch die religiösen Dienste und Aufgaben aufgreift. Besonders in den letzten Zeiten des osmanischen Staates gab es diverse Entwicklungen die dafür sorgten, dass beide Bereiche separiert worden und das Kalifat lediglich in religiösen Angelegenheiten gefragt war. Später wurde dann die Institution des Kalifats abgeschafft und die entsprechenden Aufgaben wurden dem Parlament delegiert. Somit begann eine Phase der Säkularisierung. 

Angesichts dieser Informationen können wir sagen, dass es für uns in einem bestimmten Land sehr schwierig ist, ein individuelles Kalifat zu haben, da das "Kalifat" die ganze Umma umschließen sollte. Denn in diesem Fall wäre das Kalifat ein bedeutungslose, irrelevante und machtlose Institution und allenfalls ein Symbol. Da in diesem Jahrhundert überwiegend parlamentarische Regierungssysteme bevorzugt und gepflegt werden, is es auch wichtig für Muslime, sich entsprechend aufzustellen. Es wäre nicht ratsam sich diesen Entwicklungen und Strukturen entgegen zu setzen und an Symbolen festzuhalten, die man nicht mit Leben füllen kann.  

Daher gilt es zu sagen, dass es weniger wichtig ist, Symbole zu pflegen. Der Islam besteht nicht aus einer Aneinanderreihung von Symbolen. Erst wenn die Grundgebote des Islams gelebt werden können etwaige Symbole sich entsprechend gestalten und entfalten. 

36 Sind neue Rechtsurteile (Idjtihad/Idschtihad) noch möglich?

Rechtsurteile („iǧtihād“) erfordern in der Auslegung bestimmte Basiskonzessionen und bedürfen in diesem Zusammenhang neun Bedingungen bzw. Voraussetzungen: 

1- Das Beherrschen der arabischen Sprache in Grammatik und Semantik, da sich das Rechtsquellenverständnis an dem Qurʾān und der Sunna orientiert. Diese wiederum wurden in der arabischen Sprache niedergeschrieben.


2- Ausführliches Verständnis und Wissen über die inhaltliche Zeichensystematik, Syntax, historische Lexikologie sowie allgemeine Bedeutungslehre (Semantik), Entscheidungskriterien zu spezifischen Thematiken, Entwicklungs- und Normhierarchie, Abrogation („nasḫ”) sowie deren Beziehungsstrukturen im Qurʾān.


3- Detailliertes Wissen bezüglich der Sunna (Lebensweise, Verhalten, Handlungsmuster, Äußerungen, Rechtssprüche…) des Propheten Muḥammad (s.a.s.)


4- Wissen über die Thematik mit dem sich die Rechtsangelegenheit befasst und deren theoretische Sachverhaltsbeschreibungen, wie („Iǧmāʾ“) Übereinkunft (der religiösen Autoritäten) oder differenzierende Perspektiven („Iḫtilāf“). Über die historische Gegebenheit eines Konsens („Iǧmāʾ“) gibt es keinen Zweifel, da die Prophetengefährten in vielen Angelegenheiten keine Meinungsverschiedenheit („Iḫtilāf“) hatten. Jedoch wurde von dem Gelehrten „Aḥmad ibn Hanbal“ die Ansicht vertreten, dass es nach der Ära der der Prophetengefährten keine grundlegende Übereinkunft („Iǧmāʾ“) mehr gab. Obwohl er die religiösen Übereinkünfte der ersten Generationen nach den Prophetengefährten nicht verleugnete, wurden sie als Entscheidungskriterium von ihm nicht akzeptiert. 

5- Wissen über die Strukturen und Vergleichsgrundlagen beim Analogieschluss („qiyas“) und deren Bestimmungsregeln


6- Quellenverständnis der islamischen Urteils- bzw. Rechtsbestimmungen sowie deren Zweck und Zielsetzung.


7- Die kognitive Befähigung das Rechte („Ḥaq“) vom Falschen („Bāṭil“) nach den fachspezifischen Verhältnismäßigkeiten und Kriterien unterscheiden zu können.

8- Eine ehrliche und rechtschaffene Haltung sowie Gesinnung bezüglich rechtswissenschaftlichen Bestimmungen und islamischen Angelegenheiten

9- Aufrichtige Einstellung zu den Verbindlichkeiten der Glaubenslehre und die Ablehnung von theologischer Häresie („Bidʿa“) 

Alles in allem wird deutlich, dass der Entscheidungsprozess von islamischen Rechtsbestimmungen keine einfach zu regelnde Disziplin ist.

Nicht jeder kann sich als bildende Instanz für Rechtsurteile deklarieren. Anhand von ideellen Engagements, die auf abweichenden Ideologien bzw. auf einem inkompatiblem Quellenverständnis basieren, kann keiner in islamischen Angelegenheiten als legitime Instanz anerkannt werden.

Grundsätzlich sind neue Rechtsurteile („İǧtihād“) jederzeit möglich. So wie es in der ersten Epoche (zur Zeit des Propheten sowie der Prophetengefährten) möglich war, wird es auch zu allen Zeiten möglich sein. Es muss nur eine Autorität vorhanden sein, welche die Vorraussetzungen für solch eine Urteilsbestimmung („İǧtihād“) besitzt. Zu behaupten, dass nur zu dieser oder jener Zeitepoche eine neue Urteilsbestimmung („İǧtihād“) durchführbar war, ist falsch.

Demnach kann eine historische Einschränkung bezüglich der Entwicklung von Rechtsbestimmungen („İǧtihād“) weder nachgewiesen noch determiniert werden, da die Befähigung zu solch einer statischen Doktrin von niemandem erteilt wurde.

37 Sind neue Rechtsurteile („İǧtihād“) bezüglich islamischer Angelegenheiten noch möglich?

Rechtsurteile („İǧtihād“) erfordern in der Auslegung bestimmte Basiskonzessionen und bedürfen in diesem Zusammenhang neun Bedingungen bzw. Voraussetzungen:

1- Das Beherrschen der arabischen Sprache in Grammatik und Semantik, da sich das Rechtsquellenverständnis an dem Qurʾān und der Sunna orientiert. Diese wiederum wurden in der arabischen Sprache niedergeschrieben.


2- Ausführliches Verständnis und Wissen über die inhaltliche Zeichensystematik, Syntax, historische Lexikologie sowie allgemeine Bedeutungslehre (Semantik), Entscheidungskriterien zu spezifischen Thematiken, Entwicklungs- und Normhierarchie, Abrogation („nasḫ”) sowie deren Beziehungsstrukturen im Qurʾān.


3- Detailliertes Wissen bezüglich der Sunna (Lebensweise, Verhalten, Handlungsmuster, Äußerungen, Rechtssprüche…) des Propheten Muḥammad (s.a.s.)


4- Wissen über die Thematik mit dem sich die Rechtsangelegenheit befasst und deren theoretische Sachverhaltsbeschreibungen, wie („Iǧmāʾ“) Übereinkunft (der religiösen Autoritäten) oder differenzierende Perspektiven („Iḫtilāf“). Über die historische Gegebenheit eines Konsens („Iǧmāʾ“) gibt es keinen Zweifel, da die Prophetengefährten in vielen Angelegenheiten keine Meinungsverschiedenheit („Iḫtilāf“) hatten. Jedoch wurde von dem Gelehrten „Aḥmad ibn Hanbal“ die Ansicht vertreten, dass es nach der Ära der der Prophetengefährten keine grundlegende Übereinkunft („Iǧmāʾ“) mehr gab. Obwohl er die religiösen Übereinkünfte der ersten Generationen nach den Prophetengefährten nicht verleugnete, wurden sie als Entscheidungskriterium von ihm nicht akzeptiert.

5- Wissen über die Strukturen und Vergleichsgrundlagen beim Analogieschluss („qiyas“) und deren Bestimmungsregeln


6- Quellenverständnis der islamischen Urteils- bzw. Rechtsbestimmungen sowie deren Zweck und Zielsetzung.


7- Die kognitive Befähigung das Rechte („Ḥaq“) vom Falschen („Bāṭil“) nach den fachspezifischen Verhältnismäßigkeiten und Kriterien unterscheiden zu können.

8- Eine ehrliche und rechtschaffene Haltung sowie Gesinnung bezüglich rechtswissenschaftlichen Bestimmungen und islamischen Angelegenheiten

 

9- Aufrichtige Einstellung zu den Verbindlichkeiten der Glaubenslehre und die Ablehnung von theologischer Häresie („Bidʿa“)
 

Alles in allem wird deutlich, dass der Entscheidungsprozess von islamischen Rechtsbestimmungen keine einfach zu regelnde Disziplin ist.

Nicht jeder kann sich als bildende Instanz für Rechtsurteile deklarieren. Anhand von ideellen Engagements, die auf abweichenden Ideologien bzw. auf einem inkompatiblem Quellenverständnis basieren, kann keiner in islamischen Angelegenheiten als legitime Instanz anerkannt werden.

Grundsätzlich sind neue Rechtsurteile („İǧtihād“) jederzeit möglich. So wie es in der ersten Epoche (zur Zeit des Propheten sowie der Prophetengefährten) möglich war, wird es auch zu allen Zeiten möglich sein. Es muss nur eine Autorität vorhanden sein, welche die Vorraussetzungen für solch eine Urteilsbestimmung („İǧtihād“) besitzt. Zu behaupten, dass nur zu dieser oder jener Zeitepoche eine neue Urteilsbestimmung („İǧtihād“) durchführbar war, ist falsch.

Demnach kann eine historische Einschränkung bezüglich der Entwicklung von Rechtsbestimmungen („İǧtihād“) weder nachgewiesen noch determiniert werden, da die Befähigung zu solch einer statischen Doktrin von niemandem erteilt wurde.