Wie sollten unsere Interaktionen mit anderen Menschen ausfallen vor allem, wenn wir auf starkes Missverständnis und Ignoranz stoßen?
Wie kann man sie davon überzeugen dass man im Recht ist, oder sollte man sich von ihnen am besten distanzieren?
Gespeichert von am So., 15/06/2014 - 00:06
Liebe Leserin, lieber Leser,
vor allem intellektuelle und kulturelle Unterschiede können bei einem Zusammenleben der Menschen immer wieder für ungeplante Situationen oder Reibungen sorgen, diese lassen sich auch nicht so einfach ohne Weiteres beseitigen. Bei einem Zusammentreffen unter solchen Bedingungen, ist es wichtig dass beide Parteien sensibel für und zu einander sind und das sich beide Parteien bewusst sind, dass die Kultur oder der Mensch gegenüber anders ist und man nicht erwarten kann, dass dieser genau wie man selbst denkt und empfindet. Zur Bewältigung solcher Situationen kann man meist nur selbst direkte Impulse ausüben, das heißt man muss zunächst selber alle Möglichkeiten erschöpfen, ohne eine Erwartungshaltung an andere zu setzen. Bediuzzaman Said Nursi besagt im 22. Brief dass alles was man sagt richtig sein sollte, aber man kann nicht überall und zu jeder Zeit das Richtige aussprechen. Es geht also nicht darum, stets im Recht zu sein, sondern darum, zum einem dem Recht nicht durch das eigene Verhalten im Weg zu stehen und zum anderem es den Mitmenschen bestmöglich zu vermitteln. Man erkennt dies auch deutlich an der Geschichte des Propheten Muḥammad (s.a.s.), obwohl er eigentlich immer im Recht war, suchte er immer nach Wegen, um mit seinen Mitmenschen bestmöglich auszukommen, so dass diese nicht etwa aus Feindseligkeit seiner Person gegenüber, den Inhalt seiner Predigt ablehnen würden, so kam es nicht selten dazu, dass der Prophet an der Stelle wo er Recht haben würde, sein persönliches Recht abtritt. Es wäre töricht zu leugnen wie schwer dies ist und dass es sehr schmerzhaft und frustrierend sein kann, wenn man das Gefühl hat, im eigenen Recht übergangen zu werden. Bediuzzaman Said Nursi erklärt im 21. Blitz dass unser stetiges und einziges Ziel, das Wohlwollen Gottes sein sollte und zwar in jeder unserer Handlungen. Sofern man Gottes Wohlwollen tatsächlich erreicht, so ist das Wohlwollen der gesamten Welt belanglos und selbst wenn man das Wohlwollen aller Menschen erlangt, so ist dies irrelevant wenn man das Wohlwollen Gottes nicht erlangt hat. So Gott will, werden auch die Mitmenschen einen akzeptieren, aber sofern das Wohlwollen Gottes nicht auf einem erliegt, ist es möglich, dass auch alle möglichen Völker einen ablehnen. Man darf nicht vergessen, Gott ist stets an der Seite jedes Menschen und weiß bestens um das Befinden des Menschen Bescheid. Sein Zorn wird sich auf jene konzentrieren die grausam waren (Sura Hud 11/18) und die, die von Grausamkeit, Tyrannei und ähnlichem betroffen sind, werden sowohl im Diesseits dafür belohnt als auch vielfach im Jenseits. Es wird sogar gesagt "Wenn sie es doch nur wüssten" (Sura An-Nahl 26/41). Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass in jeder der Handlungen ein Mensch sich stets die Frage stellen muss, ob Gott über das was man durch die Tat oder das Wort so eben ausgelöst hat, erfreut oder erbost ist. Man kann dabei nur sein eigenes Verhalten kontrollieren, nicht das der anderen. Besonders erhellte und aufgeweckte Herzen, finden sich dabei stets in der Situation zwar Recht zu haben, dies aber nicht vermitteln zu können. Das wahrscheinlich schönste ist es hierbei nicht auf das eigene Recht zu beharren sondern darum zu kämpfen, die Schönheit des Rechtes zu suchen und darzulegen. Dazu gibt es viele Methoden und Ansätze, die Maxime muss aber stets das Wohlwollen Gottes sein, da alles worauf Gottes Wohlwollen sich konzentriert gut und nützlich ist und während menschliche Emotionen und Handlungen stets Schwankungen unterliegen, ist das Wohlwollen und die Schönheit und Gerechtigkeit sowie Weisheit Gottes konstant, sie ist in jedem Falle dem Wohlwollen der Menschen vorzuziehen.
Oh ihr, die glaubt, euch obliegt die Verantwortung über euer Selbst/Handeln. Seit ihr auf dem richtigen Weg, so kann keiner, der (vom Weg) abgekommen ist, euch schaden. Die Rückkehr aller ist zu Gott und Gott wird euch , über das was ihr zu tun pflegt, in Kenntnis setzen. (Sura al-Māʾida 105)
In diesen Vers kommen alle angesprochenen Faktoren zusammen. Es wird hier nochmal deutlich wie wichtig und auch verpflichtend es ist positiv und richtig zu handeln und dass, sofern dies erreicht ist, die Mitmenschen einen nicht wirklich schaden können, letztendlich weiß Gott über die Situation des Menschen bestens Bescheid.
Wichtig ist dass man stets die Möglichkeit zulässt, falsch zu liegen, also bereit zur kritischen Reflexion zu sein. Im 22. Brief des Werkes "Briefe" von Bediüzzaman Said Nursi wird erklärt, inwiefern eine Versteifung auf eine oder die eigene Meinung vom Recht ablenken kann bzw. dafür sorgen kann das man an falschen Stellen Partei ergreift und die Mitmenschen nur noch daran bemisst, ob sie den eigenen Vorstellungen zusagen oder nicht.
Auch ist erwähnenswert, dass oftmals den in der Frage auftauchenden Problemen, die Unfähigkeit der Vermittlung beiwohnt. Diese Probleme entstehen nämlich weniger dadurch, im Recht oder Unrecht zu sein als viel mehr sich falsch vermittelt zu haben, es ist also ein kommunikatives Problem. Ob man im Recht ist oder nicht ist also eine Frage wert, es muss sich dazu aber auch gefragt werden, wie man seine Gedanken oder Position kommuniziert und wie man auf seine Mitmenschen in der jeweiligen Situation wirkt. Dabei können viele Punkte eine Rolle spielen, wie etwa der Tonfall, die Körpersprache oder die Mimik und Gestik.
Es gibt hierfür keine universale Allzwecklösung, in jedem Falle ist es aber hilfreich, sich stets vor Augen zu führen wie die Propheten, die Prophetengefährten und Gottesfreunde ihre alltäglichen Probleme bewältigt haben, denn auch der Prophet Muḥammad (s.a.s.) fand sich sozialen sowie familiären Schwierigkeiten gegenüber. Ihr Erfolg in diesen Belangen und ihre Anweisungen hierfür sind stets recht leitende Maxime.
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