FAQ Häufigsten Fragen zum Islam

1 Ist Weinessig für Muslime erlaubt?

allgemein ist das Konsumieren von Alkohol und alkoholischen Nahrungsmitteln nicht gestattet. Verboten ist auch das Zufügen von Alkohol in das Essen, sowie das Hinzufügen von alkoholischen Flüssigkeiten in den Kochvorgang. Auch wenn es heißt, dass der Alkohol beim Kochen verdampft, ist dies nicht zulässig. Es gilt sich von Nahrungsmitteln, die in Alkohol gekocht und oder gebraten wurden fern zu halten. Essig hingegen ist nicht verboten. In der Regel wird Essig aus Äpfeln und oder Trauben gewonnen. Es wird überliefert, dass der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) auch Essig verzehrt und es als eine schöne Zutat bezeichnet habe. (Müslim, Esribe 166;Ebu Davut, Etime 40; Nesai, Eyman 21) Essig an sich ist rein. Darüber hinaus gibt es andere Essigsorten, wie zum Beispiel Weinessig und oder Brandweinessig. In dieses Fällen ist der Urstoff (Wein, Brandwein) unrein und islamisch nicht zulässig. Es gilt jedoch: Auch wenn der Ursprungsstoff unrein ist, so gilt er als rein, wenn er durch einen chemischen Prozess eine Umwandlung erfährt, so dass er sich in seiner Beschaffenheit verändert. Eben wie in diesem Fall aus Wein oder Brandwein durch einen chemischen Prozess Weinessig oder Brandweinessig wird.

Der Alkohol löst sich nahezu ganz auf, womit Brandweinessig und Weinessig als rein gelten und für den Verzehr zulässig sind. Ganz streng genommen befindet sich tatsächlich noch ein wirklich minimaler Anteil an Restalkohol, welcher aber nicht höher ist als der Alkoholanteil in einer überreifen Banane oder Trauben, die man bedenkenlos verzehren kann. Als Beispiel eine kleine Liste von klassischen Lebensmitteln die Alkohol in absolut geringer und wirkungsloser Menge beinhalten.

Alkoholgehalte mit Angabe des Alkoholgehaltes in Volumenprozent:
• Brot: bis 0,3% Vol.
• Apfelsaft: bis 0,4% Vol.
• Alkoholfreies Bier: bis 0,5% Vol.
• Traubensaft: bis 0,6% Vol.
• Sauerkraut: bis 0,5% Vol.
• Reife Banane: bis 1% Vol. (durchschnittlich 3ml) (Quelle: Wikipedia, Alkohol)

Weinessig entsteht bei der Vergärung von Wein; ein Vorgang, der als die "Essiggärung" bezeichnet wird. Hierbei wird der Alkohol mit Hilfe von Bakterien in Essigsäure umgewandelt. Der Säuregehalt des gewonnenen Essigs hängt vom Alkoholgrad des Weines, aus dem er entstand, ab. Echter Weinessig wird aus Traubenwein gewonnen (im Gegensatz zu Branntweinessig, der aus Branntwein gewonnen wird). Auch die Qualität des Weinessigs hängt stark von dem Wein ab, aus dem er gewonnen wurde. (http://www.kunst-wein.de/wein/weinessig.htm)

Aus islamischer Sicht ist gegen die Verwendung von Weinessig und oder Brandweinessig nichts einzuwenden. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass keine alkoholischen Zusätze beigefügt worden sind, was dann auf der Zutatenliste auch aufgeführt wäre. Zuerst Wein und oder Weinbrand herzustellen um dieses anschließend zu Weinessig und oder Brandweinessig um zu gären, ist islamisch nicht zulässig. Denn das Konsumieren, Herstellen und Befördern von Alkohol ist strengstens Untersagt. Daher empfehlen wir Achtung bei allen alkoholisch klingenden Zutaten. Von Produkten deren Zutaten Zweifelhaftigkeiten aufweisen sollte dann lieber sicherheitshalber Abstand gehalten werden.

Essig ist ein reines Produkt, auch wenn der Urstoff (Branntwein, Wein usw.) eigentlich nicht rein ist. Dadurch, dass Wein durch einen chemischen Prozess (Essigsäuregärung) nahezu vom Alkohol befreit wird gilt das Nutzen von Brandweinessig und oder Weinessig und ähnlichen Produkten als zulässig.

2 Darf man mit Schuhen beten (z.b. auf der Arbeit)

die Schuhe während des Gebetes auszuziehen ist nicht zwingend notwendig. Die Voraussetzung hierfür ist natürlich, die Sauberkeit der Schuhe. Das heißt dass sich auf den Sohlen keine Verschmutzungen im islamischen Sinne ( beispielsweise Kot, Urin oder ähnliches ) befinden dürfen. Da im Alltag die Gefahr des Kontaktes mit diesen besteht, ist es ratsam im eigenen Haus nicht mit Schuhen zu laufen.

Falls die Schuhe im islamischen Sinne sauber sind ist es erlaubt mit diesen zu beten. Es wäre allerdings empfehlenswert die Schuhe auszuziehen, sofern die Möglichkeit dazu besteht.

3 Ist Malzbier trinken verboten (Haram)?

wenn der Alkoholwert des Malzbieres, der auf Grund der eigentümlichen Gärung des Naturproduktes entsteht, nicht mehr als 0,5% übersteigt, ist dessen Verzehr helal (erlaubt).

Alkoholische Getränke (Bier, Wein, Schnaps) gleich welcher Art sie auch sind werden primär aus Getreide (Korn, Weizen, Gerste, Malz) und Früchten durch Gärungsprozesse gewonnen. Hierbei bestehen diese Getränke nicht zu Hundertprozent aus Alkohol, sondern der größte Teil besteht aus Wasser, Zucker und anderen ähnlichen Stoffen. Egal welches alkoholische Getränk man auch konsumiert, die berauschende und somit körperschädliche Wirkung jedoch wird überwiegend durch den darin enthaltenen chemischen Stoff Ethylalkohol (Ethanol) verursacht. Der Anteil dieses Stoffes variiert je nach Art des alkoholischen Getränkes. Zum Beispiel ist das Maß an Ethylalkohol (Ethanol) in Bier etwa 5-7 %, bei Wein dagegen 15-20 % und bei Schnaps, Likör und Weinbrand sogar 45-50 %. Wodka und Whiskey hingegen enthalten sogar noch mehr und zwar 65-70 % Ethanol. Grundsätzlich beinhalten alkoholische Getränke keinerlei nützliche Mineralien, Vitamine, Proteine oder Fette für den menschlichen Körper, daher sind sie als Nährstoffarm zu betrachten. In einer Überlieferung des ehrenwerten Propheten (sav) befiehlt er: „Etwas, das in großen Mengen konsumiert den Menschen berauscht, ist auch in geringen Mengen verboten.“ Quelle:(Tirmizi, Es,ribe 3) Gemäß dieser Bestimmung betrachten wir alle ethanolhaltigen Getränke, auch wenn der Alkoholgehalt gering ist, als islamisch unzulässig. Malzbier ist ein Vollbier und sein Alkoholgehalt liegt in der Regel unter 0,5 % Vol. Es gibt aber auch Malzbiere, bei denen das Maß an Alkohol bis hin zu 1,5 % reicht. Selbst alkoholfreies Bier enthält in der Regel noch einen Restalkohol ähnlich wie beim Malzbier.

„Während die meisten alkoholhaltigen Biersorten erst durch die auf das Kochen folgende Hefegärung entstehen, nimmt Malzbier eine Sonderstellung ein. Laut Gesetzgeber handelt es sich um ein schwach gehopftes und nur schwach vergorenes Vollbier mit bis zu 1,5 Prozent Alkohol.“ (Quelle: http://www.schrotundkorn.de/2000/sk0002e5.htm / Warenkunde Malzbier)

Des Weiteren gilt in zweifelhaften Angelegenheiten immer die Auffassung der Mehrheit der Muslime. Der Weg, der von einem Muslim gegangen werden soll, ist der Weg der Allgemeinheit. Das bedeutet, dass man grundsätzlich die Geisteshaltung der Allgemeinheit (muslimische Gemeinde) in Betracht ziehen sollte. Dies gilt insbesondere dann, wenn man sich einer Sache unsicher ist und zweifelt ob das islamisch zulässig oder verboten ist. In einer Überlieferung vom ehrenwerten Propheten Muhammad (s.a.s.) heißt es: „Meine Gemeinde (Ummah) wird sich niemals bei Irrtum vereinen. Entfernt euch ja nicht von der Gemeinde, denn die (schützende) Hand Gottes ist über der Gemeinde.“ (Mecmau’z-Zevaid, 5/218) Das bedeutet, dass die Mehrheit der Muslime niemals unter dem Dach eines offenkundigen Irrtums zusammenkommen wird. In Angesicht der Tatsache, dass die meisten Muslime überhaupt keine Biere und andere alkoholischen Getränke konsumieren, nicht einmal alkoholfreies Bier, geschweige denn Malzbier, ist zu verstehen, dass der Verzehr von Malzbier als islamisch nicht empfehlenswert zu betrachten ist.

Solange jedoch ein bestimmter Alkoholprozentwert von 0,5%, der durch den natürlichen Gärungsprozess entsteht, nicht überschritten wird, können solche Getränke aber auch nicht als haram (verboten) eingestuft werden.

4 Welche Lebensmittel darf ein Muslim nicht essen???

Muslime sollten folgende Lebensmittel nicht verzehren:

- Fleisch: Muslime dürfen nur Fleisch essen, welches im Namen Gottes geschlachtet wurde. Dies schließt auch alle erlaubten Fleischarten wie beispielsweise Rind und Huhn ein. Fleisch welches generell zu dem Verbotenen zählt, wie beispielsweise Schweinefleisch oder das Fleisch von Raubtieren, darf auch nicht verzehrt werden selbst wenn es im
Namen Gottes geschlachtet wurde. Von den Produkten die tierische Gelatine beinhalten sollte man vorsichtshalber Abstand nehmen.

- Alkohol: Lebensmittel die Alkohol beinhalten, egal in welchen Mengen, sind nicht erlaubt.

- Fisch und Meerestiere: Hier gehen die Meinungen von unterschiedlichen Rechtsschulen
auseinander. Gemäß der Hanefi Rechtsschule wird von dem Verzehr von Muscheln, Krabben und übrigen Meerestieren abgeraten. Dasselbe gilt auch für Amphibien. Die anderen Rechtsschulen hingegen sehen jede Art von Meereslebewesen als zum Verzehr erlaubt an.

 

 

5 Dürfen Lebensmittel in denen sich der Farbstoff E 120 (Karmin) befindet, aus islamischer Sicht gegessen werden?

zuerst sei erwähnt, dass es sich bei dem Farbstoff E 120 nicht um Blut handelt.

Denn vergossenes Blut ist haram (verboten).

"In dem, was mir offenbart wurde, finde ich nichts, was verboten wäre, außer Verendetes oder vergossenes Blut oder Schweinefleisch - denn dies ist ein Greuel - oder Unheiliges, über dem ein anderer als Allah angerufen wurde." Wer aber gezwungen wird, ohne Begierde und ohne Ungehorsam, nun, dann ist dein Herr verzeihend und barmherzig“ (Sure En'am, 6/145; ähnliche Qur`anverse: Baqara, 2/173; Maide, 5/3; Nahl, 16/115)

Nach der hanifitischen und schafiitischen Rechtsschule wird das Essen von ekelerregenden, abscheulichen bzw. unappetitlichen Tieren, wie z.B. Läusen, als haram beurteilt.
„Gebieten wird er ihnen, was Rechtens ist, und das Unrechte verbieten, und wird ihnen die guten (Speisen) erlauben und die schlechten verbieten“(Sure A'raf, 7/157)

E 120 (Karmin, Karminsäure, Cochenille) ist ein organischer Farbstoff, der aus Tieren (in diesem Fall Läusen) hergestellt wird. Mit diesem Farbstoff werden unter anderem Lebensmittel rot gefärbt.

Karmin wird aus den befruchteten, getrockneten Weibchen der Scharlach-Schildlaus (Coccus cacti) erzeugt, die auf einer bestimmten Kaktusart vor allem in Mexiko und Peru leben.

„Zur Gewinnung der Farbe werden die Läuse getrocknet und in Wasser unter Zusatz von etwas Schwefelsäure ausgekocht. Das Karmesin wird dann unter Anwendung von Alaun und etwas Kalk ausgefällt, ausgewaschen und getrocknet. Durch die Verkollerung ist es dann möglich, Karmin auch als Pigment zu verwenden.“ Quelle: Wikipedia

Durch diesen chemischen Vorgang, wird die Beschaffenheit der Laus verändert und hat im Vergleich zu seinem natürlichen Zustand eine ganz andere, neue Struktur.
Demnach kann E120 nicht als Haram bezeichnet werden.

Falls es jedoch die Gesundheit des Menschen beeinträchtigt, ist es haram.

Es steht im Verdacht, bei Menschen mit einer bestimmten Veranlagung pseudoallergische Reaktionen auszulösen. Insbesondere, wenn bereits eine Allergie gegen Salicylsäure und ihre Abkömmlinge besteht, kann es zu Symptomen auf der Haut oder an den Atemwegen kommen.

6 Darf man sich als Muslim tätowieren lassen?

da unser menschlicher Körper eine Leihgabe vom barmherzigen Gott ist, versteht es sich von selbst mit diesem anvertrauten Gut gewissenhaft umzugehen. Dieser sorgfaltiger Umgang beinhaltet neben der regelmäßigen Reinigung auch die Wahrung des Körpers. Das heißt im Klartext, dass es nicht erlaubt ist seinen Körper zu verunstalten, sei es durch ein Tattoo oder durch ein Piercing usw.

Schon vor sehr langer Zeit ließen die Menschen sich an den verschiedensten Körperstellen tätowieren. In der heutigen Zeit ist das Tätowieren in vielen Teilen der Erde zur Mode geworden. Während die jugendlichen Menschen in Amerika und Europa diesen Brauch zur äußeren Zier ihrer Körper anwenden, gibt es wiederum anders wo Völker, die neben der schmückenden Funktion einer Tätowierung der festen Überzeugung sind, dass durch verschiedene Formen und Abbilder auf ihren Körpern die Gelenke gestärkt werden. Heutzutage jedoch ist das Tätowieren nichts weiter als eine Nacheiferung.

Wie man weiß, wird wie folgt tätowiert: Die Hautstelle, auf der tätowierend werden soll, wird durch eine Nadel blutig durchstochen (punktiert), wobei gleichzeitig ein Farbstoff in die Haut eingebracht wird. Dieser Farbstoff befindet sich nach der Heilung unterhalb der Haut. In einer von Buhari und Müslim überlieferten Hadith verbietet der Prophet (sav) sowohl das Tätowieren, als auch das tätowiert werden. Diejenigen, die sich diesem Verbot widersetzen, werden jeglichen Verdienst der göttlichen Gnade verlieren.

Wie hat ein Mensch sich zu verhalten, der sich hat unwissend tätowieren lassen? Die Beurteilung eines solchen Falles ist variabel, weil je nach Art und Inhalt des verwendeten Farbstoffes geurteilt werden muss. Falls der Inhalt aus islamischer Sicht Unrein ist, ist die Tätowierung auch als solches zu sehen. Falls der Inhalt jedoch aus islamischer Sicht rein ist, so ist die Tätowierung auch als „rein“ zu sehen. Falls möglich sollte es durch eine Operation oder durch andere Hilfsmittel entfernt werden. Ist die Tätowierung nicht entfernbar, so lässt man es dabei. Allah legt einem Menschen keine Last auf, von der dieser sich nicht wieder befreien kann. Der Islam erleichtert und stellt einen Menschen nicht vor Problemen, die er nicht bewältigen kann.

Kann durch eine Tätowierung das islamische Reinigungsritual vor Gebeten wirkungslos gemacht werden? Erst einmal muss man sich vor Augen halten, dass die Tätowierung zwar sichtbar auf der Haut, doch in Wirklichkeit unter der Haut ist. Das Reinigungsritual, sowohl Ganzkörper als auch das vor Gebeten besagt, dass über der Haut gereinigt werden muss und nicht darunter. Da die Tätowierung unter der Haut ist und nicht auf der Haut, kann dies das Reinigungsritual nicht ungültig machen. Derjenige, der sich ohne der Folgen bewusst hat tätowieren lassen, kann von Allah um Vergebung bitten und So Gott will wird er dann auch Vergebung erfahren.

7 Was bedeutet das Wort Fitna auf Deutsch?

man kann dieses Wort etwa mit "Zwietracht" übersetzen. 

Der islamische Begriff Fitna bezeichnet schwere Zeiten, in denen vermehrt mit Glaubensspaltung und Glaubensabfall gerechnet werden kann. So werden die ersten Bürgerkriege im Islam auch als Fitna gekennzeichnet.  

Das arabische Wort ‏فتنة‎ / fitna (pl. fitan) taucht im Koran mehrmals auf in der Bedeutung „schwere Prüfung“ bzw. „Versuchung durch Gott“. Gemeint ist eine Prüfung oder Versuchung, die so schwer ist, dass der Glaube (insbesondere der „Glaubensschwachen“) gefährdet ist.

Eine andere Bedeutung, die in zahlreichen Hadithen aufscheint, kann mit „Aufruhr gegen die göttliche Ordnung“ umschrieben werden, im Sinne von Glaubensspaltung und Glaubensabfall.

8 Was bedeutet: Subhane rabbike rabbil izzeti amma yesifun, veselamun alel murselin, vel hamdülil lahi rabbil alemin, el Fatiha?

die angesprochene Stelle ist der Schluss einer Sure aus dem Qurʾān. Übersetzt wird sie etwa folgendermaßen;

 

Preis sei deinem Herrn, dem Herrn der Macht! (Er ist erhaben) über das, was sie schildern. Und Friede sei über den Gesandten! Und Lob sei Gott, dem Herrn der Welten! (Sura aṣ-Ṣāffāt 180-182)

 

Dies sind sehr bedeutsame Verse und entsprechend gibt es genügend Gelegenheiten, diese Verse zu rezitieren. Aus einer Überlieferung geht eine Empfehlung hervor;

 

"Wer am Tage des jüngsten Gerichts vom Segen im ganzen Ausmaß erfreut werden soll, der soll beim Verlassen einer Sitzung folgendes sagen; Preis sei deinem Herrn, dem Herrn der Macht! (Er ist erhaben) über das, was sie schildern. Und Friede sei über den Gesandten! Und Lob sei Gott, dem Herrn der Welten!" (Kurtubi, El-camiu lil-ahkamil Kuran,15/141. Suyuti, Ed-dürrül Mensur, 5/141. Alusi, Ruhul meani, 12/159) (Elmalılı Hamdi Yazır, Hak Dini Kur'an Dili) 

 

Aus dieser Überlieferung geht hervor, dass wir beim Verlassen einer Sitzung z.B. aus einer Moschee oder einem religiösem Lesezirkel, diese Verse rezitieren sollten. So beendet man dann am schönsten die Rezitation, Vorlesung, ein tiefgehendes Nachdenken über eine Glaubenswahrheit oder eine gemeinsame Diskussion über eine Glaubenswahrheit.

9 Ist die künstliche Befruchtung im Islam erlaubt?

diese Frage können wir nicht mit einem einfachen „Ja“ oder einem schlichten „Nein“ beantworten. Wir möchten lediglich Argumente und Denkanstöße herbeiführen.

• Wenn die eigenen Samen- und Eizellen auf normalem Weg nicht fruchten, warum sollten sie dann bei einer künstlichen Befruchtung miteinander verschmelzen?

Eine künstliche Befruchtung im Islam wäre zulässig, wenn dass gespendete Spermium und die gestellte Eizelle auch den tatsächlichen und geehelichten Eltern gehören würde. Hierbei stellt sich die Frage, warum wir Menschen eine künstliche Befruchtung befürworten, wenn Samen und Eizelle im Mutterleib nicht verschmelzen wollen, aber genau dieselben dann im Reagenzglas auf einmal doch verschmelzen? Ein weiterer Aspekt wäre der ungeduldige Kinderwunsch, der nicht auf sich warten lassen will, weil es auf natürlichem Weg nicht möglich oder nicht sofort möglich ist!

Nahezu alle muslimischen Gelehrten betrachten die künstliche Befruchtung der mütterlichen Eizelle mit dem väterlichen Sperma als zulässig. Die Bedingung ist, dass die Samen- und Eizellenspender, also die Eltern, miteinander nach islamischem Recht verheiratet sein müssen. Darüber hinaus muss es zu 100% ausgeschlossen sein, dass sowohl die Eizellen als auch die Samenzellen nicht von einer dritten (fremden) Person stammen. Das wiederum ist nahezu ausgeschlossen, denn wenn der Mann oder die Frau, oder sogar beide Unfruchtbar sind, wessen Samen- oder Eizellen werden dann benutzt um den Kinderwunsch gegen viel Geld auch zu erfüllen? In solch einem Fall ist es nicht zulässig sich einer künstlichen Befruchtung zu unterziehen, denn das daraus entstehende Kind wäre ein uneheliches Kind.

Es ist eine der Grundprinzipien der islamischen Religion, das ein Kind von miteinander geehelichten Eltern (Imam Nikah) abstammen sollte. Bei der Einfügung von fremden Sperma oder einer fremden Eizelle ist die Bedingung der Ehe nach islamischer Sicht nicht (mehr) gewährleistet und das daraus sich entwickelnde Kind wäre somit nicht das leibeigene und unehelich. Zusätzlich wäre der Stammbaum unterbrochen und der Familienbaum gefällt.

Eine andere kritische Betrachtungsweise ist die folgende: Bei der künstlichen Befruchtung werden in der Regel immer mehrere Eizellen befruchtet, um die Trefferwahrscheinlichkeit zu erhöhen. Nun gibt es auch eine ganze Reihe von religiösen Geistlichen und Wissenschaftler, die das Menschenleben ab dem Zeitpunkt der Befruchtung auch als solches betrachten und ihm sämtliche Rechte zuschreiben. Somit auch das Recht auf Leben, was durch die Tötung der anderen befruchteten Eizellen dann u. a. gegen die ethische und moralische Vorstellung der Menschenrechte verstoßen würde. Die Zerstörung der anderen befruchteten Eizellen (Zygoten) kommt einer Abtreibung gleich, was wiederum im Islam absolut verboten ist. Allgemein können wir sagen, dass die Inanspruchnahme einer künstlichen Befruchtung der Natur widerspricht und nicht zu empfehlen ist, weil sehr wahrscheinlich und unumgänglich doch fremdes Erbgut zur Erfüllung des Kinderwunsches benutzt wird.

10 Was bedeutet eigentlich „Cihad“? Warum erklären einige Leute den „Cihad“ als heiligen Krieg?

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

mit dem Begriff „Ǧihād“ sind sämtliche Aktivitäten, Tätigkeiten, Regungen und Bewegungen, die im Namen Gottes ausgeübt werden, bezeichnet.

Jegliche Anstrengung zur Aufrechterhaltung der Souveränität des Islam(der Wahrheit und des Rechts) gilt als „Ǧihād“. Eine andere Auslegung wäre die, dass der „Ǧihād“ die aktive Seite des Islam darstellt, welcher zugleich auch ein Antreiber ist.

Das Wort „Ǧihād“ ist in der westlichen Welt oftmals als „heiliger Krieg“ (Holy war) übersetzt worden. (1) Derartige Übersetzungen resultieren aus der Intention, den Islam als eine durch Waffenzwang verbreitete Religion darzustellen. Das Wort „Ǧihād“ ist nicht mit dem Wort „Krieg“ gleichzusetzen. Das Wort „Ǧihād“ beinhaltet jede Art von Tätigkeiten, Aktionen und Regungen, um die Religion in alle Himmelsrichtungen zu verbreiten. Die Verteidigung mit der Waffe im Namen Gottes ist nur eine und meistens die letzte Art des „Ǧihād“.

Während die Muslime sich für diese Sache friedlich bemühen, haben die nichtmuslimischen Länder und speziell die Kolonialstaaten viele „unheilvolle Kriege“ geführt. Diese Staaten haben Asien, Afrika, Europa und Amerika, mit Blut befleckt. (2) Die Geschichte ist leider nur zu voll mit dieser Art Vorkommnissen. Unter dem Deckmantel der geografischen Erkundung oder auch Entdeckungsreise genannt, wurden die Rohstoffe Asiens, Afrikas und Amerikas in Besitz genommen. Die beraubten Einheimischen wurden zusätzlich noch versklavt. Das zeigt, welche Kriegsphilosophie diese Staaten verfolgen.

Es ist an der Stelle nicht gerade schockierend, dass die Geschichtsschreibung von diesem Punkt ausgehend auch den Begriff des Ǧihād entsprechend verstehen will und von einem legitimen Vergleich ausgeht. Fachlich ist das aber sehr leicht zu widerlgen. Nur eine Auswirkung dieser fachlich unsauberen Darstellung ist folgendes: Das Wort „Ǧihād“ ist bei sehr vielen Menschen gleichgestellt mit der Vorstellung eines Schwerttragenden barbarischen Türken oder einem mit Kalaschnikow bewaffneten arabischen Terroristen. (3)

Das Thema „Ǧihād“ ist für viele antimuslimische oder gar antireligiöse Akteure ein Vorwand den Islam anzugreifen und Ihn als „Wolf im Schaafspelz“ zu charakterisieren. Folgendes Ereignis bringt den wahren Geisteszustand solcher Ankläger zum Vorschein: Bei der Besetzung Afrikas sagte ein englischer Soldat zu seinem Kumpanen bezüglich der schwarzen Bevölkerung:„Das sind wilde Bestien! Während ich einen von ihnen umgebracht habe, hat er mich gebissen.“ (4)

Quellen:
1-Ebu'l Ala Mevdudî, Jihad in Islam, Islamic Publications LTD, Lahor, s.1; Rudolph Peters, Islam ve Sömürgecilik, Ter. Süleyman Gündüz, Nehir Yay. Ist.1989, s.29; M.J. Kister, "Land Property and Jihad" , Journal of the Economic and Social History of the Orient, Leiden, 1991, XXXIV, 276; W. Montgomery Watt, Islamic Political Thought, Edinburgh, s. 14; Ahmet Özel, Islam Hukukunda Milletlerarasi Münasebetler ve Ülke Kavrami, Marifet Yay. Ist. s. 64
2- Mevdudî, Jihad in Allah's Cause, The Journal, XIV/4 December, Mekke, 1986, s.14
3- Peters, s.30
4- Muhammed Gazali, Fikhu's-Sîre, Daru'l-Kalem, Dimesk, 1989, s.214


Sadi Eren (Dr.)

 

Selam & Dua

Euer Fragenandenislam - Team

 

11 Was ist beim Umgang (z.B. Transport, Lieferung…usw.) mit (berauschendem) Alkohol zu beachten?

der Islam verbietet den Konsum von Alkohol und ähnlichen alkoholhaltigen Lebens- und oder Genussmitteln. Ebenfalls untersagt der Islam den Handel mit Alkohol insbesondere unter Muslimen. Der ehrenwerte Prophet Muhammad (s.a.s.) sagte folgendes: „Der Prophet (s.a.s.) hat folgende Zehn Personen um das Thema Alkohol verdammt. Den Auspressenden (Weinpressen). Denjenigen, für den gepresst wird. Den, der Alkohol konsumiert und den, der es trägt. Denjenigen, für den der Alkohol getragen wird und denjenigen der das Trinken (von Alkohol) veranlasst. Denjenigen, der es verkauft und den, der das aus dem Alkoholverkauf erzielte Geld verzehrt. Denjenigen, der Alkohol kauft sowie denjenigen, für den es gekauft wird.“ (Tirmizî, Büyû', 59; Ibn Mâce, Esribe, 6)

Ebenfalls ist es islamisch nicht zulässig in einer Verkaufshalle zuarbeiten in der ausschließlich Alkohol verkauft und oder ausgeschenkt wird. Wenn neben dem Alkohol auch überwiegend andere islamisch zulässige Lebensmittel angeboten werden, dann kann man dort arbeiten, allerdings ist dann das daraus erzielte Einkommen teilweise legitim (Halal) und teilweise unrechtmäßig (Haram). Es geht hierbei darum, dass ein Muslim gänzlich den Kontakt zu Alkohol vermeidet. Arbeitet man in einem großen Kaufhaus, in dem es unterschiedliche Abteilungen gibt, so beschränkt sich das Verbot auf die jeweiligen Abteilungen. Zum Beispiel: Arbeitet man in der Schuhabteilung und hat somit in keiner Weise Kontakt zum Alkohol, so ist der Erwerb vollkommen rechtmäßig, auch wenn direkt neben an in der nächsten Abteilung Alkohol verkauft und verzehrt wird. In diesem Fall sind die sich räumlich nahe stehenden Abteilungen komplett eigenständige Abteilungen, wie zwei voneinander unabhängige Geschäfte.
Grundsätzlich gilt hierbei die Kausalität, das heißt, wer zum sündigen veranlasst, der ist im rahmen seiner Ursächlichkeit für die begangenen Sünden (auch die der anderen Leute) verantwortlich und somit vor Gott haftbar. Zwar ist rechtlich gesehen die Sündhaftigkeit zwischen dem Eigenkonsum und der Veranlassung zum Alkoholkonsum nicht identisch, allerdings bedenkt man die Häufigkeit der ausgesprochenen und getätigten Einladungen zum Alkoholkonsum, so kommen sich die Sünden nahezu gleich.

Wenn ein Mann sich jemanden zum Tragen und oder Transportieren seiner alkoholischen Getränke (Bierkisten o. ä.) anheuert, so ist nach Imam Azam Abu Hanifa der Gehalt dieser Leihkraft, welcher durch den Transport/das Tragen resultiert rechtmäßig (Halal). Imam Muhammad und Imam Abu Yusuf allerdings behaupten, dass das islamisch nicht zulässig sei. Wenn ein Nichtmuslim (Christ, Jude usw.) zum Transport von alkoholischen Gütern Transporter (Lasttiere, Lastwagen, Lastschiff usw.) von einem Muslim pachtet, so ist das daraus erzielte Geld für den Verpächter Imam Azam zu folge Helal. Die beiden gelehrten Imam Muhammad und Imam Abu Yusuf sind in diesem Fall erneut Gegenteiliger Ansicht. Imam Azam zu folge ist es keine Unrechtmäßigkeit (Haram) Leergut (Bierkästen, Weinflaschen usw.) zu tragen. Weiterhin ist es in keiner Weise zulässig in Einrichtungen zu arbeiten (und sein Einkommen nur dadurch zu verdienen), in denen ausschließlich durch den Verkauf von Alkohol und alkoholischen Lebens- und oder Genussmittel der Lebensunterhalt erwirtschaftet wird, zum Beispiel in Gaststätten (Kneipe). Restaurants, Supermärkte und andere Firmen in denen überwiegend zulässige (Halal) Produkte verkauft werden und nebenher Alkoholausschank stattfindet sind unterschiedlich zu betrachten.

Grundsätzlich gilt: Das Kaufen, Verkaufen, Tragen und Andienen von Alkohol, sowie das Beinhalten von Alkohol im Service sind islamisch verboten (Haram). Aus dieser Sicht ist auch das Arbeiten mit Alkohol in einem Supermarkt und oder Restaurant islamisch unzulässig. Jedoch das Arbeiten in einem Restaurant und oder Supermarkt, wo kein Kontakt zum Alkohol vorkommt ist zulässig. Es kann in Bereichen eines Restaurants und oder Supermarktes gearbeitet werden, wo keinerlei Kontakt mit Alkohol entsteht, wie zum Beispiel in der Küche (Reinigungsprozess). Wenn (und sobald) sich die Möglichkeit bietet eine Tätigkeit zu bekommen, die vollständig frei von Alkohol und alkoholischen Produkten ist, dann ist es besser diese und ähnliche Tätigkeiten zu ersuchen und zu ergreifen.

Der Islam ist keine Religion, die von Heute auf Morgen die weit verbreiteten schlechten Gewohnheiten und Eigenarten einer Gesellschaft radikal behebt. Anstelle dessen bevorzugt der Islam eher eine rankende Methode, die die Menschen aus ihren geistigen Tiefen (Abgründen) dauerhaft herausführt und ihnen zur höchsten Stufe der Menschlichkeit verhilft.
Das Zinsverbot, zum Beispiel, ist eines der letzten Rechtssprüche die in der Geschichte des Islam stattgefunden haben. Die Erziehungsmethode des Qur´an ist etappenweise. Oftmals wurden Gesetze Nach und Nach (Stück für Stück) vervollständigt. Immer nach dem die Menschen eine bestimmte geistige Stufe erreicht haben, wurde dieser geistigen Stufe entsprechend das Gesetz erweitert. Mit dem Alkoholverbot belief es sich ähnlich. In bestimmten Zeitabschnitten wurden Nach und Nach Verse offenbart, die allmählich zur Abgewöhnung Order erteilten.
„Ihr, die ihr glaubt! Siehe, Berauschendes, Glücksspiele, Opfersteine und Lospfeile sind ein Gräuel, Satans Werk. Meidet sie, auf dass es euch wohlergehe.
Der Satan will durch Berauschendes und Spiel zwischen euch nur Feindschaft und Hass säen und euch von dem Gedanken an Allah und dem Gebet abhalten. Wollt ihr deshalb nicht davon ablassen?“ (Sure 5, Vers 90, 91)

Und als die Muslime dann erfuhren, dass der Konsum von Alkohol verboten ist kippten sie alle ihre Weinkrüge um und schütteten den Inhalt zu Boden. (Müslim, Musâkat: 67) Nicht nur das Trinken von Alkohol ist verboten, sondern auch der Handel damit ist untersagt. Der ehrenwerte Prophet Muhammad (s.a.s.) äußerte sich bezüglich des berauschenden Alkohols wie folgt: „Der Alkohol ist aus Zehn Perspektiven her verflucht. Der Alkohol an sich. Der, der Alkohol herstellt, sowie der der es herstellen möchte. Derjenige, der Alkohol verkauft und damit Handelt treibt, sowie der der es kauft. Derjenige, der Alkohol trägt und der der es tragen lässt. Derjenige, der aus dem Verkauf von Alkohol seinen Lebensunterhalt bestreitet, sowie der, der Alkohol konsumiert. Derjenige, der den Alkoholkonsum veranlasst und ebenfalls der, der Alkohol andient.“ (Ibni Mâce, Esribe : 6.)
Derjenige, der ein Restaurant, Bistro, Club o. ä. betreibt in dem ebenso Alkohol ausgeschenkt wird, der begibt sich in einige islamisch unzulässige Bereiche, denn er gehört somit zu denen die Alkohole kaufen und verkaufen. In Angesicht dieser Tatsache ist es nicht möglich, solch eine Einkommensquelle als islamisch legitim zu bezeichnen. In dieser Angelegenheit gibt es keinerlei Differenzierung zwischen einem muslimischen und nicht muslimischen Land. Auch wenn ein islamisches Rechtsgutachten von Imam Azam Abu Hanifa existiert, dass besagt, das ein Muslim in einem nichtmuslimischem Umfeld an die Nichtmuslime Alkohol verkaufen darf. So definiert sein Schüler Imam Abu Yusuf, das egal wo sich ein Muslim auch immer befindet, er keinesfalls Alkohol (egal an wen) verkaufen darf. Imam Abu Yusuf sagt folgendes: „Es ist vollkommen gleichgültig, wo sich ein Muslim aufhält, denn als ein Muslim hat er auch die Gesetzesauslegung des Islam anerkannt und er kann und darf dem nicht zuwider handeln.“ (Ibni Âbidin, Beddü'l-Muhtar, 3 :247) Das ist auch das unter Muslimen gültige islamische Rechtsgutachten. Dies gilt auch bei den Anhängern des Imam Safiî. Es ist absolut unwesentlich an welchem Ort sich ein Muslim befindet, er kann und darf nicht die von Allah verbotenen Angelegenheiten zu eigensinnigen Zwecken auslegen. Wenn etwas islamisch verboten ist, dann gilt das auf der ganzen Welt.

 

12 Wie kann ich es einer Nichtmuslimin erklären, warum sich die Muslime von Hunden fern halten sollen?

die Haltung und Züchtung von Hunden zu Zwecken der Jagd, Viehhirtung, sowie Bewachung von Haus und Hof ist erlaubt. Allerdings einen Hund im Hause halten um Einbrecher o. ä. abzuschrecken ist nicht gern gesehen. (ibnü'l-Hümâm, Fethu'l-Kadîr, Bulak 1319, VI, 246; Ibn Âbidin, Reddü'l-Muhtâr, Kahire 1386-89/1966-69, V, 226-227)
Einen Hund kann und darf man kaufen, ebenfalls kann und darf man sie auch wieder verkaufen. Es genügt, wenn sie einen guten, sinnvollen Zweck erfüllen oder man von ihnen einen guten Nutzen hat. Der Hund fängt bei der Jagd die Beute und bringt sie seinem Herrn oder hütet das Vieh und dient somit dem Hirten (Schäfer) oder wirkt als Bewacher von Haus und Hof. Hunde sind Tiere, die in irgendeiner Weise dem Menschen dienen und Nutzen bringen (sofern sie einen Dienst ausüben). In Angesicht dieser und ähnlicher Zwecke ist es „caiz“ zulässig Hunde zu kaufen und zu verkaufen. Es besteht auch kein Nachteil darin Hunde zu züchten. Allerdings ist es nicht angebracht Hunde in die Wohnung oder ins Haus zu lassen und zwar aus folgenden Gründen:

Es ist eine bekannte Überlieferung vom ehrenwerten Propheten (s.a.s.), dass die Engel nicht in die Räume (Wohnungen/Häuser) reingehen, wo sich Hunde aufhalten oder befinden (Buhârî, "Bed'ül-halk", 7,17......). Allgemein ist es islamisch nicht zulässig einen Hund ohne jedwede und sinnvolle Aufgabe im Hause zu halten und aufzuziehen. Es ist keine Notwendigkeit einen Hund zu halten, wenn dieser nicht einen der oben genannten Bedingungen erfüllt (Jagd-Hund, Schäfer-Hund, Wach-Hund, Blinden-Hund u.ä.). Der Mensch braucht den Hund nicht zu Zierde.
Ähnlich wie beim Hund ist auch die Handhabung von anderen Tieren wie z.B.: Löwen, Tigern, Elefanten und Jagdvögeln. Sofern diese Tiere einen Sinnvollen Nutzen darstellen ist der Handel mit solchen Tieren und deren Züchtung erlaubt. Es gibt eine Ausnahme, bei der sowohl der Ankauf wie Verkauf, als auch die Haltung und Züchtung absolut untersagt ist, und zwar das Schwein. Das Schwein gilt im Ganzen als ein dreckiges und unreines Tier. Nur die Borsten dieses Tieres sind gestattet zur Nutzung als Pinsel zum Streichen von Farbe, sowie zur Verwendung bei Schuhnähten. Aber es ist dennoch besser wenn man auf andere Mittel ausweicht und ganz die Finger davon lässt. Zurück zu der Haltung von Hunden in der Wohnung / im Haus.

Es gibt eine Reihe von Hadithen, in denen es heißt, dass die „Rahmet – Melekler“ Engel der Barmherzigkeit nicht die Häuser / Wohnungen betreten wo sich Hunde aufhalten, sowie, dass dem Hausherrn täglich einige „Sevap“ Gutschriften reduziert werden. Es ist nur zum Zwecke der Jagd, zum Tiere hirten und zur Bewachung von Haus und Hof erlaubt und zulässig. Darüber hinaus verliert ein Hund Speichel und Haare, welche in der ganzen Wohnung sich verteilen und unsere Gesundheit beeinträchtigen sowie unseren Gottesdienst benachteiligen können. (Der Platz an dem das Gebet verrichtet wird muss sauber sein, sonst könnten unangenehme Gerüche, nasse Stellen, sowie Tierhaare das Gebet, bzw. die Konzentration während des Gebetes stören.) Aus diesen Gründen, sofern keine Notwendigkeit besteht, ist es nicht angebracht einen Hund zu halten. Es ist zwar kein „Haram“ striktes Verbot einen Hund zu halten, aber nach der islamischen Rechtslehre („Fikih“) als „Mekruh“, bzw. als „tenzihi mekruh“. Das bedeutet, dass es keine schlechte „Ser´i“, bzw. auf einer Schlechtigkeit basierende Tat ist, die dennoch bei der Ausübung verpönt ist. Nach der Rechtschule des Imam Safi ist es sogar als „Haram“ Verbot eingestuft einen Hund zu halten, wenn keine Notwendigkeit besteht. (Nevevî, Serhu'l-Müslim, Kahire 1347-49/1929-30,X,236)

Neben diesen ganzen Regelungen ist es dennoch einem Muslim nicht verboten in einem Haushalt in dem sich Hunde befinden zu leben und sich aufzuhalten. Auch die dort verrichteten Gebete und Gottesdienste sind gültig, sofern der Ort des Gebetes, bzw. der Gebetsteppich sauber und frei von Dreck (Unreinlichkeiten) ist. Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) verkündete folgende Worte:

„Mit Ausnahme der Hundebesitzer, die diese zu Zwecken der Jagd, zum Hirten von Tieren, sowie zur Bewachung von Haus, Hof, Land und Acker haben, vermindert sich die Gutschrift (Sevap) der Hundebesitzer von Tag zu Tag um eine geringe Menge.“ (Buhari, Ez-Zebaih, 6; Müslim, El-Müsakat, 46,50,56-58)


Unter Ausschluss der Notwendigkeit einen Hund zu besitzen, sowie die Hadith vor Augen haltend, dass die Engel kein Haus betreten in dem sich ein Hund aufhält, ist es im Islam untersagt Hunde zu halten geschweige denn aufzuziehen, weil

a) Menschen, die ausreichend vermögend sind sich einen Hund halten zu können, sollten primär an die vielen bedürftigen Menschen denken und diese armen Mitmenschen betreuen und unterstützen anstelle eines Hundes. Anstatt die Kosten für einen Hund zutragen, ist es in jeder Hinsicht besser mit denselben bzw. ähnlichen Kostenaufwand doch einen Menschen in Not zu helfen, oder?
b) Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Hunde eine Reihe von Krankheiten auf den Menschen übertragen können.
c) Ein Hund kann andere vorbeilaufende Menschen durch anbellen oder ähnliches erschrecken und ängstigen und oder sogar den Gast und Besucher ebenfalls ängstigen und beunruhigen.


Einmal hatten sich der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) und der Erzengel Gabriel (a.s.) zu einer bestimmten Zeit zum Treffen verabredet. Allerdings konnte Gabriel die Wohnstätte des Propheten (s.a.s.) nicht begehen, weil sich darin ein Hund aufhielt. Als der Prophet (s.a.s.) dies bemerkte befahl er diesen sofort heraus zu bringen, worauf Gabriel (nach dem der Hund draußen war) eintreten konnte und den Propheten (s.a.s.) grüßen konnte. (Buhârî, "Bed'ü'l-halk", 7,17, "Megâzî", 12, "Libâs", 88,94; Müslim, "Libâs", 81-84....; Fahreddin er-Râzî, Mefâtihu'l-Cayb, Kahire 1934-62, XXXI, 210)

Der Grund dafür warum die Engel keinen Raum betreten, in dem sich Hunde befinden ist der, dass Hunde als unsauber gelten, unangenehm stinken und Dreck fressen, bzw. nehmen es in ihr Maul. Aus diesen Gründen sind solche Menschen, die ohne einen wichtigen Grund sich einen Hund im Hause halten damit bestrafft, dass keine Engel mehr ihre Wohnstätte aufsuchen. (Nevevî, a.g.e., XIV, 84; Aynî, Umdetü'l-Kârî, Kahire 1348, XV, 139)

Darüber hinaus gibt es eine weitere Überlieferung vom Propheten (s.a.s.) in der es heißt, dass sogar Reisende, die mit Hund und Glocke unterwegs sind ebenfalls von den Engeln nicht aufgesucht werden, bzw. die Engel ihnen keine Gesellschaft leisten während ihrer Reise. (Müslim, Libâs, 103)

13 Ist die Wahrsagerei richtig? Gibt es aus religiöser Sicht vorbehalte?

heutzutage gibt es an jeder Straßenecke solche so genannten „Wahrsager“. Mehr denn je bieten sie unter abwechslungsreichen Decknamen ihre wahrsagerischen Fähigkeiten an. Wir übertreiben nicht, wenn wir behaupten, dass es kaum eine andere Art der Ausbeutung gibt, in der die Neugier und die Gefühlslage eines Menschen derart ausgenutzt werden. Diese gesamte Thematik bringt unser ehrenwerter Prophet Muhammad (s.a.s.) in einem einzigen Satz zum Ausdruck: „Wahrsager sind ein Nichts.“ (Muslim, Salam 123) Das bedeutet, dass all ihre vorhersagenden Worte keinerlei Gewicht und Bedeutung haben, also nichts als Floskeln sind.

Aus religiöser Sicht betrachtet ist die Wahrsagerei, Hellseherei, Geisterglaube usw. als ein verbreiteter Aberglaube anzusehen, deren Anwendung und Nutzung unserer Auffassung nach nicht ungefährlich ist. Gott bewahre, aber derartige Weißsagungen können zu einem üblen Ende führen und mitunter einen Gläubigen unmerklich vom Gottglauben abbringen. Der ehrenwerte Prophet Muhammad (s.a.s.) verkündet in einer Reihe von Überlieferungen bezüglich dieser Thematik, dass diejenigen, die der Wahrsagerei glauben schenken als Leugner dessen gelten, was Ihm (s.a.s.) herab gesandt wurde. Weiterhin heißt es, dass ihnen der Einlass ins Paradies verwehrt wird. Und die Gebete derer, die zwar nicht daran glauben, aber es dennoch machen oder machen lassen, werden 40 Tage keine Akzeptanz finden. Es ist traurig, wenn Gottgläubige Menschen die regelmäßig aufrichtig zum Gebet stehen nebenher die irreführende Wahrsagerei in Anspruch nehmen, obwohl in vielen Überlieferungen auf mögliche Gefahren hingewiesen ist. Die so genannten Wahrsager schätzen die Zukunft und das Verborgene entsprechend den Erwartungen und der Charaktere ihrer Klientel ein. Allah hingegen ist der wahre und alleinige Besitzer der kommenden Zukunft.

Im Qur´an ist zu diesem Thema folgendes zu lesen:

„Und bei Ihm sind die Schlüssel des Verborgenen; Er allein kennt es. Er weiß, was zu Land und im Meer ist, und kein Blatt fällt nieder, ohne dass Er es weiß. Und kein Körnchen gibt es in den Finsternissen der Erde und nichts Grünes und nichts Dürres, das nicht in einem deutlichen Buch stünde.“ (Sure 6, Vers 59)

„Sprich: "Keiner in den Himmeln und auf Erden kennt das Verborgene, außer Allah." Sie aber kennen den Zeitpunkt nicht, zu dem sie auferweckt werden.“ (Sure 27, Vers 65)

„Sprich: "Ich sage zu euch nicht: "Bei mir sind Allahs Schätze«" und nicht: "Ich kenne das Verborgene". Auch sage ich nicht zu euch: "Ich bin ein Engel". Ich folge nur dem, was mir offenbart wurde." Sprich: "Ist etwa der Blinde dem Sehenden gleich? Wollt ihr denn nicht in euch gehen?“ (Sure 6, Vers 50)

Der Erzengel Gabriel (a.s.) fragte einst den ehrenwerten Propheten (s.a.s.) wie folgt: „Wann wird der jüngste Tag (Apokalypse) sein?“ Und der Prophet (s.a.s.) antwortete bezüglich dieser Angelegenheit: „Der Gefragte weiß nicht mehr als der Fragende.“ (Buharî, Iman 37)


Das Wissen um die Zukunft und das Verborgene (Ghayb) befindet sich in der Macht Gottes. Selbst Sein Gesandter (s.a.s.) verfügt keinerlei Kenntnis über das Verborgene und die Zukunft, wenn Allah ihm das nicht offenbart. Wenn selbst die Gesandten Gottes sowie erlesene Islamgelehrte nicht aus eigener Motivation heraus über die Zukunft und das Verborgene sprechen (aus Ehrfurcht vor Allah), welche Rangstufe und wie viel Glaubhaftigkeit haben dann die so genannten Wahrsager? Kann man denn auch nur einem Bruchteil dessen, was sie so von sich geben, überhaupt trauen und es als Worte der Wahrheit betrachten? Es gibt aber immer noch Welche die sagen, dass die Wahrsagerei doch manchmal zutrifft. Ein Gefährte des ehrenwerten Propheten (s.a.s.) äußerte sich einst genauso, worauf der Prophet (s.a.s.) ihm folgende wegweisende Antwort gab: „Diese (zutreffenden) Worte stammen von den Dschinn. Der Dschinn schnappt das Wissen auf und gackert dieses gleich einem Hühnergegacker wiederum in das Ohr seines Freundes. Auf diese Weise erfindet er mehr als Hundert Lügen dazu.“ (Muslim, Selam 123) Ob nun alle Wahrsager in direkter oder undirekter Beziehung zu den Dschinn stehen vermögen wir nicht zu urteilen. Die so genannte Wahrsagerei (Hellseherei usw.) ist zweifellos Religions- und Glaubenswidrig. Sie ist eine Art Phantasterei, die unumstrittener Weise vom ehrenwerten Propheten Muhammad (s.a.s.) absolute Ablehnung erlangt. In Angesicht dieser Tatsache ist unzweifelhaft zu verstehen, dass die so genannte Wahrsagerei letztendlich ein Werk des verfluchten Satans ist, wovon jeder vernünftige Mensch deutlich Abstand halten sollte. Es liegt nahe, dass die so genannten Wahrsager unbewusst zum Spielball des verfluchten Satans geworden sind, denn der Teufel selbst ist auch ein Dschinn. Wir wissen alle, dass der Satan permanent bemüht ist die Menschen vom Rechten Weg abzulenken und sie in die Irre zu führen. Hier eine kurze Erinnerung an das Versprechen des Satan die Menschen irre zu führen:

Und wahrlich, Wir erschufen euch und formten euch dann. Dann sprachen Wir zu den Engeln: "Werft euch vor Adam nieder!“ Und sie warfen sich nieder, außer Iblis (Satan). Er war nicht bei denen, die sich niederwarfen.
„Er (Gott) sprach: "Was hinderte dich, dich niederzuwerfen, als Ich es dir befahl?" Er (Satan) sagte: „Ich bin besser als er. Du hast mich aus Feuer erschaffen, ihn aber erschufst Du aus Ton.“
Er sprach: „Weg und hinab mit dir! Es geziemt dir nicht, hier hochmütig zu sein. Darum hinaus mit dir, siehe, du bist einer der Gedemütigten.“
Er sagte: „Gib mir eine Frist bis zum Tag der Auferstehung.“
Er sprach: „Fürwahr, die Frist ist dir gewährt.“
Er (Satan) sagte: „Wie Du mich in die Irre gehen ließest, werde ich ihnen auf Deinem geraden Weg auflauern. Dann will ich von vorn und von hinten, von ihrer Rechten und von ihrer Linken über sie kommen, und Du wirst die Mehrzahl von ihnen undankbar finden.“
Er sprach: „Weg von hier, verachtet und verstoßen! Wahrlich, wer von ihnen dir folgt, mit euch allesamt fülle ich die Hölle!“ (Sure 7, Vers 12-18)

Die Sachlage ist unmissverständlich durch zahlreiche Überlieferungen des ehrenwerten Propheten Muhammad (s.a.s.) geklärt. Alles was mit Zukunftsdeutung und Vorhersagen zu tun hat, wie zum Beispiel die Hellseherei, die Wahrsagerei, die okkultistische Mittlung (Medium), das Kartenlesen, den Kaffeesatz-Lesen sowie Horoskope lesen usw. gelten als Religions- und Glaubenswidrig. Es ist ganz gleich unter welchem Aspekt und oder Namen solche Vorhersagen getätigt werden. Auch wenn gelegentlich das Eine oder Andere mal zutreffen sollte, dann ist das vielleicht nur eine Einzige Wahrheit unter hunderten von Lügen. Es ist aus religiöser Sicht nicht erlaubt so etwas auszuführen und oder in Anspruch zunehmen. Sowohl der so genannte Wahrsager als auch der Nutzer begeben sich in Gefahr vom Rechten Weg und somit vom Gottglauben abzukommen.
Die Wahrsagerei gibt es schon seit Anbeginn der Menschheit und obwohl sie islamisch verboten ist und als ein Aberglauben gilt, gibt es weltweit immer noch viele Personen die dem glauben schenken und sie regelmäßig in Anspruch nehmen. Sie haben es nicht geschafft sich diese schlechte Tugend abzugewöhnen. In der vorislamischen Zeit gab es viele unterschiedliche Arten der Wahrsagerei, hier seien nur einige Wenige erwähnt: Auf Sand wurden einige Linien gezeichnet und die Linien wurden anschließend gedeutet. Bei anderen Arten wiederum wurde mit Worten und Namen, sowie mit Würfeln die Zukunft ausgelegt. Die Sterndeutung war und ist immer noch Bestandteil der Wahrsagerei. Eine sehr skurrile Art ist die Zukunft vorhersagen aus Schafsknochen, sowie aus Schafsinnereien. Des Weiteren gibt es noch die Wasserdeutung, Teedeutung, Kaffeesatz-Lesen, Bleigießen, die Deutung von Salz und Wachs, sowie das Deuten der Handschrift und so weiter. Wie zu sehen ist, sind der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Darüber hinaus ist es sehr wichtig zu erwähnen, dass die Wahrsagerei aus wissenschaftlicher Sicht als eine Quelle der Friedlosigkeit und Unruhe zu bezeichnen ist. Insbesondere bei familiären Streitigkeiten und Verwandtschaftsreibereien gilt die Wahrsagerei mit als Ursache dessen.
Prof. Dr. Ilhan Yargic, Fachmann für Psychiatrie, sagt folgendes: „Wahrsager benutzen in der Regel ähnliche Redewendungen. Eine Frau hat ein Problem mit ihrem Ehemann. Dieses einfache Problem wäre schnell geklärt, wenn Mann und Frau sich mal über das Problem unterhalten und aussprechen würden. Die so genannte Wahrsagerin erzählt ihr hingegen, dass jemand (aus der Familie ihres Mannes) sie mit einer Beschwörungen (Zauber/Beeinflussung) manipuliert hat, worauf sie nun mehr allen Familienangehörigen ihres Gatten gegenüber feindlich und dementsprechend ablehnend gestimmt ist. In Wirklichkeit gibt es bzw. gab es bis dahin solch eine Situation gar nicht. Das Orakel nimmt folglich seinen Lauf und die familiären Beziehungen gehen zu Bruch.“

In der türkischen Zeitschrift „Aksiyon“ vom 21.02.2005 ist das Geständnis eines okkultistischen Mittlers niedergeschrieben, in dem es unter anderen wie folgt lautet:
„Als die okkultistische Mittlung (Medium/Wahrsagerei usw.) Popularität erlangt hatte wurde bei vielen Hobby-Wahrsagern auf einmal ihr Hobby zum Beruf, was ihnen sehr viel Geld einbrachte. Egal ob gut oder schlecht, es machte keinen Unterschied. Der seelische Gesundheitszustand der Gesellschaft ist ehrlich gesagt in Gefahr, denn die meisten der Beistand (Trost und Hoffnung) versprechenden Mittler (Medien) sind selbst mit Problemen überhäuft. Die meisten derer, die diese Arbeit verrichten, haben selber seelische Störungen.“ (Aksiyon Dergisi , Seite: 533)

Der Ursprung der Wahrsagerei u.ä. ist der Un- und Aberglaube, welcher in keiner Weise mit der islamischen Religion sowie dem Ein-Gott-Glauben in Zusammenhang zubringen ist. Es bestehen keinerlei Zusammenhänge und oder Verbindungen in irgendeiner Form.

Ein gottesfürchtiger Mensch sollte seine gesunde Aufmerksamkeit nicht auf Unwahrheiten richten. Er sollte nicht seinen Verstand, seine Leidenschaft (Herz) und seinen Glauben somit in Gefahr bringen vom Rechten Weg irre zu gehen. Wir sollten wissen, dass letztendlich doch alles in der Macht Gottes liegt. Wir sollten Seine Gebote einhalten und Ihm vertrauen anstelle den Wahrsagern. Wir sollten bei Ihm Beistand, Hoffnung und Zuflucht suchen und Ihn um Hilfe bitten, in dem wir fest zu Ihm beten und fest an das Schicksal glauben.
Würden wir Gott nur halb so viel Aufmerksamkeit schenken, wie wir den vergänglichen und unnützen Dingen des täglichen Lebens widmen, dann würde so vieles besser laufen als es vielleicht gegenwärtig der Fall ist.

 

14 Ab wie viel Leuten kann man Cuma ( Das Freitagsgebet) beten ?

da das Freitagsgebet nicht alleine verrichtet werden kann, sondern ein Gemeinschaftsgebet ist, muss eine Mindestanzahl an Personen erreicht sein. Außer dem Vorbeter müssen noch mindestens drei weitere Personen anwesend sein.(Laut dem Gelehrten Abu Yusuf sind es nur zwei, nach Imam Malik dreißig, nach Imam Shafii und Imam Ahmed 40 Personen).

Die drei Anwesenden sollten einen gesunden Verstand besitzen und bis zur ersten Niederwerfung (secde) sollten sie bereit sein. Nach Imam Abu Hanife, sind dies die  Mindestvoraussetzungen für ein Freitagsgebet.

Nach der Meinung zweier Gelehrten der Hanafiya (Imam Muhammad und Abu Yusuf), ist die Anwesenheit dieser Gemeinschaft nur bis zum ersten Takbir erforderlich.

Das Freitagsgebet ist zwar nur für ,,sesshafte'' Pflicht, aber auch ,,Reisende'' können daran teilnehmen, die Mindestanzahl ist dann auch erreicht und sie können sogar Vorbeter sein.

15 Muss ich mich beschneiden lassen, um zum Islam zu konvertieren?

die Beschneidung ist keine Voraussetzung um zum Islam konvertieren zu können. D.h. sie kann auch später noch erfolgen.
Obwohl die Bescheidung streng genommen nicht Pflicht (Farz) ist, sondern eine Handlung die den Muslimen, dem Beispiel unseres Propheten (s.a.s.) folgend (Sünnet) , wärmstens empfohlen ist, gilt sie doch gemäß vielen Gelehrten zu den religiösen Pflichten (vacib).
D.h. eine Unterlassung hätte eine Strafe zur Folge. Daher sollte man die Beschneidung auch zeitnah durchführen.
Dies bzgl. sei auch folgende Überlieferung (Hadith) unseres Propheten (s.a.s.) erwähnt: "Wer den Islam annimmt soll sich Beschneiden lassen, selbst wenn er alt ist."
Was die Gründe und Weisheiten der Beschneidung betrifft, so gibt es derer sowohl religiöse als auch medizinische.
Ein religiöser Grund wäre z.B. das bei der rituellen Waschung, die vor dem Gebet erforderlich ist und die wiederum die äußere Reinheit erfordert, dieser Grad an Reinheit nur schwer aufrecht zu erhalten ist, da Urin der unter die Vorhaut gerät sich nur mit Mühe reinigen lässt. Aus diesem Grund haben es auch einige Gelehrte verboten, das jemand der nicht beschnitten ist als Vorbeter ein Gebet führt. 

16 Wie sieht es nun mit dem Tragen eines Barts im Islam aus?

der Bart ist ein wichtiger Bestandteil der Sunna des Propheten Muḥammad (S.A.S.). Da kein Gelehrter den Bart auf die Stufe einer Pflicht ("Farḍ") gehoben hat bzw. dafür argumentiert hat, ist wenn sich jemand keinen Bart wachsen lässt, auch nicht das selbe Maß wie dem Unterlassen einer religiösen Pflicht anzusetzen.


Bei der Sunna des Barts gibt es unterschiedliche Auffassungen zwischen hanafitischer und schafiitischer Rechtschule. Nach schafiitischer Rechtsschule entspricht der Bart der Sunna, das Abschneiden ist gemindert verpönt. Nach hanafitischer Rechtsschule und den anderen beiden Rechtschule (hanbalitisch, malikitisch) ist das Urteil anders. Das Abschneiden des Barts ist hier stärker verpönt.


Da unsere Religion bei diesem Thema keine Pflicht deklariert, kann man Menschen nicht vorwerfen "warum sie denn keinen Bart tragen". Wer diese Sunna nicht praktiziert verpasst den Lohn dieser Tat, er wird dadurch aber nicht zum Sündiger.
Die Grundsätze, Prinzipien und Werte die der Prophet Muḥammad (S.A.S.) eingeführt hat, decken alle Abschnitte des Lebens ab. Vom Gottesdienst bis hin zu jeglichem Prozedere, von der Ethik bis hin zu persönlichen Belangen, vom Individuum bis hin zur Gesellschaft, in der Sunna des Propheten findet man Wesentliches hierzu.


Die Lebensführung des Propheten ist das beste Vorbild und das deutlichste Exempel für die Gläubigen. So sagt ein Vers hierzu;


Wahrlich, ihr habt an dem Propheten Gottes ein schönes Vorbild für jeden, der auf Gott und den Letzten Tag hofft und Gott häufig gedenkt. (Sura al-Aḥzāb 21)


Der Prophet weist einige Praktiken auf, die seinen natürlichen Verhaltensweisen entsprechen. Hierzu gehören z.B. die Art und Weise seiner Kleidung, seine Essgewohnheiten, seine Hygiene und Körperflege. Viele dieser Punkte gehören zum "Adāb al-Muʿāšarāt", welche etwa mit "etiketierte Formen des höflichen und angemessenen Umgangs" bezeichnet werden kann. Die Gläubigen können mit der Ausführung dieser Praktiken, ihre Verhaltensweisen positiv aufwerten bzw. segnen. Einige dieser Praktiken wurde von der ehrwürdigen Prophetengattin ʿĀʾiša (r.a.) über den Propheten überliefert:

Zehn Dinge entstammen aus der Natur (Traditionen die ihren Ursprung in dem Wesen des Geschöpfs haben müssen): Den Oberlippenbart kürzen, den Bart wachsen lassen, Den "Siwak" (ein Stiel zum Bürsten der Zähne) benutzen, Wasser in die Nase ziehen, die Fingernägel kürzen, die Zwischenräume der Finger reinigen, die Achselhöhlen reinigen, das Beseitigen der Haare in den Schamzonen und die Vollführung der Körperflege (hier ist "Istinca" und "Istibra" gemeint) (Müslim, Tahare 56; Neseî, Zinet 1)


Diese natürliche Praktiken der Sunna die jeder Mensch zu bestimmten Zeiten vornehmen muss, sind sowohl Mittel der Hygiene als auch Traditionen des Propheten. Mit dem Erledigen dieser Aufgaben hat man sowohl die körperlichen Aufgaben erledigt als auch eine jenseitige Entlohnung durch das Befolgen der Sunna bewirkt.


Die schon erwähnte Sunna des Barts und (des Schneidens des) Oberlippenbarts haben im Hinblick auf das äußerliche Auftreten eine eigene Besonderheit. Der Prophet überlieferte "lasst den Bart wachsen und kürzt eure Oberlippenbärte" und besagte dabei, "setzt euch entgegen den Gotteslästerern" ("Mušrik"). Damit wurde auch eine Weisheit asugedrückt, denn die Gotteslästerer haben den Bart immer abrasiert und den Oberlippenbart so lang wie es nur ging wachsen lassen.


Die islamischen Gelehrten haben bei dem Maß für den Bart ausgedrückt, dass alles was über einem Büschel hinausgeht, abrasiert bzw. gekürzt werden soll. Der edle Prophetengefährte und zugleich zweiter Kalif ʿUmar b. Al-Ḫaṭṭāb zeigte einst auf jemanden mit lang gewachsenem Bart und sagte ihm, er solle das was mehr als ein Büschel ist abrasieren. Auch ein großer Prophetengefährte wie Abu Hurayra hielt sein Bart um alles was über ein Büschel hinausging abzurasieren.


Wie in den Büchern der Rechtslehre "Fiqh" beschrieben wird, ist der Bart vollkommen wenn er am Kinn und beiden Seiten des Gesichts bzw. an den Wangen wächst. Wenn man ihn einzig am Kinn wachsen lässt, verfehlt man die Sunna. Wie auch in den anderen Bereichen der Sunna wird diese Praxis mit der Absicht ausgeübt unseren ehrenwerten Propheten zu entsprechen und ihm zu folgen. Das Ziel des Muslim ist es so gut es geht, der Sunna des Propheten zu folgen. Der Erfolg hier ist allerdings den äußerst Frommen bestimmt. Einzig Gottesfreunde ("Awliyāʾ") und Gelehrte (hier im Sinne von "Muǧtahid") steigen auf diese Stufe. Aber wenn auch nicht alles aus der Sunna ausgeübt werden kann, ist man dazu verpflichtet sie innerlich zu akzeptieren, sie zu befürworten und sie nach Möglichkeit zu befolgen. Mit diesem Ziel und dem Engagement einhergehend, haben wir nicht das Recht eine Person wegen dem Ausführen oder das Unterlassen der Sunna in oder hervorgehend aus manchen Angelegenheiten so zu beschuldigen und zu erniedrigen als ob sie eine überaus große Sünde begangen hat.


Für den Bart gilt es im Rahmen dieser Maßgebung zu sprechen. Der Bart ist eine Sunna des Propheten, die sich sowohl in seiner Tat als auch seinem Wort wiederfinden lässt. Mit dem Ausüben dieser Sunna, wandelt der Gläubige seine Tradition/Gewohnheit in einen Gottesdienst und erhält dadurch eine große jenseitige Entlohnung. Obwohl es einige Gelehrte gibt, die besagen, dass man sich mit dem Unterlassen dieser Sunna (Bart) schuldig macht, gibt es auch einige Gelehrte die das Abrasieren des Barts als leicht verpönt klassifizieren und moderne Gelehrte haben dies sogar als erlaubt klassifiziert. Der Gelehrte "Bediüzzaman" Said Nursi sagt hierzu folgendes;

Manche Gelehrte haben gesagt "Das Abrasieren des Barts ist nicht erlaubt". Ihre Absicht ist zu sagen, "Nachdem man sich einen Bart wachsen lässt ist es nicht erlaubt ihn nachher abzurasieren". Ansonsten verlässt jemand der den Bart gar nicht erst wachsen lässt die (bzw. diese) Sunna. (Emirdağ Lahikası-I, s. 48, 49)


So man nach hanafitischen, hanbalitischen und malikitischen Gelehrten sich durch das Abrasieren des Barts schuldig macht, hat man aber nach shafiitischen Gelehrten, al-Ġazzālī,  Ibn Ḥaǧar, an-Nawawī  und anderen Gelehrten eine leicht verpönte Tat begangen. Sofern man der shafiitischen Rechtschule folgt, macht man sich also nicht schuldig. (Mezahibü'l-Erbaa, II/44-45; İânetü'l-Tâlibîn, II/340)


So wie es der islamischen Verhaltensweise entspricht, Praktizierende der Sunna zu respektieren, ihnen zu gratulieren und sie zu befürworten, ist es auch keine normale/angemessene Verhaltensweise, Leute die dies nicht tun oder sich davon entschuldigen zu erniedrigen und sie so zu behandeln, als ob sie einen überaus wichtigen Bestandteil des Islams nicht erleben. Vor allem ist es nichts weswegen ein Gläubiger mit einem gesunden Bewusstsein die Bände der Brüderschaft zwischen den Muslimen gefährdet.


Leute die einen Bart als Praxis der Sunna tragen drücken mit der Pflege des Barts den Respekt vor dieser Sunna aus. Beim Oberlippenbart ist das religiöse Maß, dass die Härchen nicht die Oberlippe bedecken, also die Lippen nicht überragen und der Länge der Augenbrauen entsprechen. Jene Gelehrte die nach der Überlieferung ihre Oberlippenbärte kürzten, haben dies so getan, dass man die Haut (unter dem Oberlippenbart) noch sehen konnte.


Entspricht es der Sunna den Bart zu kürzen unter anderem auch an den Seiten? Hat der Prophet (s.a.s.) zu jemanden den man zu ihm brachte gesagt, "Hättest du doch deinen Bart an dieser und dieser Stelle abrasiert/gekürzt"?


Über eine solche Überlieferung sind wir bisher nicht gestoßen. Bezüglich des Bartes gibt es Überlieferungen die die Kürzung und das Pflegen des Barts proklamieren. Es gibt aber auch Überlieferungen und Gelehrte die sich dafür aussprechen, den Bart unangetastet und natürlich zu belassen. Gemäß einigen Überlieferungen hat der Prophet (s.a.s.) seinen Bart an der Spitze und an den Seiten gekürzt. (Tirmizi, Edeb 17) Nach Imam al-Mālik sollte man den Bart so pflegen, wie es die Mehrheit tut. Länger ausfallende Bärte sollten gekürzt werden. Dies wäre eine gute/gesegnete Tat, dessen Unterlassung aber keine Sünde darstellt. Denn wenn der zu lang wirkende Bart nicht gekürzt wird, könnte dies das äußere Erscheinungsbild negativ beeinflussen. Es gibt keine Grenze für das Kürzen des Barts. Das passendste wäre es, den Bart so zu kürzen, dass es das äußere Erscheinungsbild positiv beeinflusst. Nach den Überlieferungen der Handhabung von Imam ʿAbd Allāh ibn ʿUmar und Abu Hurayra kann man alles, was mehr als ein Büschel ist abschneiden. Im Werk "Dürrü’l-Muhtar" (türkische Fassung) wird besagt, dass es der Sunna entspricht wenn der Bart die Länge eines Büschels hat. Gleichermaßen entspricht es der mehrheitlichen Meinung alles was länger als ein Büschel ist als Praxis der Sunna abzuschneiden.

Es gibt außerdem eine Überlieferung zu der Haarpflege die ungefähr "Wer Haare hat, der soll sie gut pflegen" ausdrückt. (vgl. Irakî, Tahricu ahadisi’l-İhya-İhya ile birlikte, 1/142) Eine Überlieferung von Abu Dawūd und Tirmiḏī drückt ungefähr folgendes aus:


Jemand dessen Haare und Bart gänzlich ungepflegt und durcheinandergeraten war kam zur Audienz des Propheten (s.a.s.). Er sagte "hat er den keinerlei Öl, um seine Haare damit zu ordnen/pflegen?" (Irakî, age)


Ist es verpöhnt ("makrūh") und eine Neuerung in der Religion, (hier im Sinne von "bidʿa”) wenn man beim Bart die Härchen unter der Unterlippe abrasiert? Es gibt eine Überlieferung, die dies bestätigen würde und das Abrasieren der Härchen unter der Unterlippe ablehnen würde. (İbn Abidin, Reddu’l-Muhtar, VI/407) Im Werk eines anderen neuzeitlichen Rechtsgelehrten wird dies auch so aufgegriffen, mit der Begründung, es gibt genügend gesunde Überlieferungen, in denen der Prophet (s.a.s.) diese Härchen nicht abrasierte. (vgl. Celal Yıldırım, İslam Fıkhı, IV/207) Nach einer Überlieferung stehen Abū Ḥanīfa (al-Imām al-Aʿẓam) und seine beiden Schüler (Imām Yūsuf und Imam Muḥammad) dafür ein, dass es schöner ist den Oberlippenbart zu rasieren, als ihn zu kürzen. Spätere Rechtsgelehrte der hanafitischen Schule stehen aber dafür ein, es entspräche der Sunna, wenn man den Oberlippenbart kürzt, statt ihn zu rasieren. (vgl. el-Bahru’r-Raik-şamile-7/163) Nach hanafitischen Gelehrten ist es unpassend, den Bereich des Barts unter dem Kinn, also am Hals abzurasieren. Nach Imām Yūsuf gibt es dabei allerdings keine Bedenken. (vgl. Reddu’l-muhtar, II/418)

17 Darf ich als Muslim ein Spenderorgan annehmen falls das erforderlich wäre und ist es mir ebenfalls gestattet meine Organe an sterbenskranke Menschen zu spenden?

es gibt Angelegenheiten, die im Normalzustand unzulässig sind, welche aber in einer Notsituation zulässig werden. z.B.: einer verstorbenen schwangeren Frau deren Kind im Mutterleib noch am Leben ist soll nach Ansicht der meisten gelehrten per Not-Kaiserschnitt ihr Kind gerettet werden. Weil hierbei, wie bei einer Organspende, dem Verstorbenen etwas entnommen wird um jemand anderem das Leben zu retten. (Quelle: el-Ihtiyar, 4: 167; Reddü’l-Muhtar, 1: 602.) Auf diesen Rechtsbeschluss beziehend erfolgt die Antwort der Gelehrten bezüglich des Organtransfers.

Einen schwerkranken Menschen vor dem Tod und wohlmöglich vor dem Verlust weiterer wichtiger Organe zu wahren, dürfen aus dem Körper bereits verstorbener Menschen Organe entnommen werden, um dadurch anderen Patienten das Leben retten zu können. Überwiegend werden solche Operationsverfahren für Herz- und Nierentransplantation angewendet.

Es gibt jedoch einige Grundregeln die es zu befolgen gilt, wenn eine Organtransplantation bevorsteht:
• Eine Organtransplantation muss durch eine Lebensnotwendigkeit bedingt sein, dass heißt, durch eine Transplantation wird oder kann Leben gerettet werden.
• Diese lebensrettende Maßnahme muss ärztlich Diagnostiziert werden und als letzter Ausweg aus der lebensbedrohlichen Situation anzusehen sein. Das bedeutet, dass der Patient aller Voraussicht nach durch eine Organtransplantation eine drastische Steigerung seiner Lebensqualität erlangen wird bzw. sein Ableben ersichtlich hinausgezögert wird und oder aber auch möglichenfalls eine allgemeine Genesung eintreffen wird. Diese Art der Operation sollte tatsächlich der aller letzte Ausweg sein und dadurch sollte eine Besserung gewährleistet sein.
• Weiterhin sollte solch eine Diagnose von den erforderlichen Fachärzten und oder einer Ärzte Delegation gestellt und gegebenenfalls die Transplantation auch ihrerseits durchgeführt werden.
• Das Einverständnis oder eine Zustimmungserklärung (Organspende Ausweis) des Spenders sollte vorliegen, um nach seinem Ableben überhaupt Organe aus seinem Körper entnehmen zu können. Sollte der potenzielle Organspender keinen Spende Ausweis besitzen und zu Lebzeiten nie von Organspende gesprochen haben, so wendet man sich an die Hinterbliebenen.
• Hat der Verstorbene und somit potenzielle Organspender ein Testament aufgestellt indem eine mögliche Organspende verweigert wird, so muss das respektiert werden.
• Der potenzielle Organspender muss auch tatsächlich verstorben, also tot sein. Es ist absolut unzulässig, dass dem möglichen Organspender zu seiner Lebzeit ein Organ entnommen und einem Anderen implantiert wird. Somit wird ein gesunder Mensch zu einem Ungesunden verunstaltet und das ist nicht zweckdienlich. Auch bei einem Menschen, der in absehbarer Zeit (wenigen Stunden) seiner Krankheit erlegen wird, darf nicht aufgrund dieser Tatsache (auch wenn der Patient einer Organentnahme zustimmen würde) ein oder mehrere Organe entnommen werden. Es kommt schon mal vor, dass durch Ärzte schon zu Tode erklärte Patienten unerwarteter Weise doch weiterlebten und sogar Genesung finden. Der Tod muss eindeutig eingetroffen und durch einen Arzt diagnostiziert sein, ehe einem potenziellen Organspender ein Organ entnommen wird.
• Für einen gesunden Menschen, der eine seiner Nieren einem Schwerkranken Patienten spenden möchte, damit dieser überleben und eventuell wieder „gesund“ wird gilt folgendes. Wenn ihm durch die Abnahme einer Niere im Nachhinein keinerlei Unannehmlichkeiten entstehen und er sein Leben wie zuvor weiterführen kann, dann gibt es keine Einwände für seine Hochherzigkeit. Würde ihm nach der Abnahme einer Niere eine allgemeine Verschlechterung bevorstehen, wodurch er ein schwächeres Immunsystem erlangen und somit anfälliger für Krankheiten werden würde und oder er Medikamente einnehmen müsste, dann ist solch eine Organspende unzulässig. Das bedeutet, dass dem Organspender durch eine mögliche Spende in keiner Weise Nachteile entstehen dürfen und er damit keine Einbußung seiner Lebensqualität hat. Auch hierbei gehören Organspendeausweis und Einverständniserklärung des Spenders dazu. Ohne die rechtlichen Angelegenheiten geklärt zu haben ist eine Spende nicht möglich.

Das Hauptaugenmerk bezüglich dieser Thematik liegt in der Wahrung des Menschenlebens.
Denn eines der Maximen der Religion ist es das Leben zu wahren.
„Und wer ein Leben erhält, soll sein, als hätte er die ganze Menschheit am Leben erhalten.“ (Sure Mâide, Vers 32)
Gemäß diesem Vers ist es auch ebenfalls zulässig an einem Patienten, der viel Blut verloren hat, eine Bluttransfusion zu vollziehen ganz gleichgültig wer der Spender ist und woher er stammt (Konfessionsunabhängig). (Quelle:Yes’elûneke Fi’d-Dîn ve’l-Hayat, 1: 604-608.)
Die Organ- und oder Blutspende sollte ganz unentgeltlich erfolgen und keinerlei finanzielle Erwartungen beinhalten. Denn der Mensch samt seinem Körper (Körperteile, Organe) ist kein käuflicher Artikel, welcher zu beliebiger Zeit auf Reserve erkauft werden kann. Daher ist das Akzeptieren von Entgelten für eine Organ- und oder Blutspende strengstens untersagt und absolut unzulässig.
In den Hadithen ist überliefert, dass in einer für den Menschen lebensbedrohlichen Situation (Hungersnot oder Zwangslage) ursprünglich unerlaubte Handlungen zulässig werden und ihre Sündhaftigkeit aufgehoben ist. (Müsned, V, 96, 218; Ebû Dâvûd, “Et‘ime”, 36)

“…Wer aber dazu gezwungen ist, ohne Verlangen danach und ohne (das Maß) zu übertreten, auf dem sei keine Sünde; siehe, Allah ist verzeihend und barmherzig.“ (2/173)
„…Wer aber gezwungen wird, ohne Begierde und ohne Ungehorsam, nun, dann ist dein Herr verzeihend und barmherzig.“ (6/145)

Der Islam gebührt den Toten Ehrerbietung, aber der Erhaltung von Leben gebührt noch viel mehr Hochachtung.

 

Selam & Dua

Fragenandenislam - Team

18 Wie können wir unser niederes Ego (Nefs) mäßigen? Wie können wir den verführerischen Überlistungen des Teufels widerstehen?

es ist unverkennbar, dass das niedere Ego (Nefs) der Erziehung bedarf um nicht in Irrtümer zu verfallen. Das Wichtigste in der Selbsterziehung ist immerwährend gegen sein niederes Ego entgegenzuarbeiten. Mevlana Celaleddin Rumi äußerte folgende Worte bezüglich dieser Thematik:„Lasst uns demonstrieren und es verjagen, dieses dunkle Angesicht, dieses schlechtartige Ego, lasst es uns zerstören! Jedoch ist dieser Kampf sehr schwierig; denn eine Götzenfigur zu zerbrechen ist einfach, das Ego zu erziehen hingegen als ein leichtes zu betrachten ist Unwissenheit in größter Form.“

Aus diesem Grund ist es auch erforderlich einen gesunden und beständigen Willen zu besitzen, um einen lebenslangen und niemals endenden Widerstand gegen das Ego überhaupt führen und bestenfalls gewinnen zu können. Um eine mögliche und realistische Chance gegenüber seinem niedern Ego zu haben, bedingt es die Folgenden Punkte zu beachten:

1. Nichtbeachtung seines niederen Egos (Nefs)
Das Nefs ist das niedere Ego, welches einen Menschen zu jeglichen Verruchtheiten verleitet und anregt das Unrichtige zu tun. Es wird oft und gerne als die rechte Hand des Teufels im Menschenwesen gesehen. Um sein niederes Ego disziplinieren zu können ist es strengstens erforderlich nicht auf dessen Verlangen zu reagieren. Dies ist die schnellste und effektivste Art sich von den Schlechtigkeiten seines Egos zu wahren und Es zu erziehen. Mevlana empfiehlt von dessen Gelüsten abzusehen und dessen Begierden auszublenden, um nicht in Sünden zu versinken. Somit sei laut Mevlana vielen Widerwärtigkeiten vorgebeugt.

2. Den Willen festigen
Ein Mensch sollte den trügerischen Begehrlichkeiten seines niederen Egos entgegenwirken. Um dessen Unheil bringende Begehre abzubremsen, bedarf es einem starken Willen. Des Weiteren sollte man sein niederes Ego nicht unterstützen, in dem man auf seine Verlange blind folge leistet. Man sollte drauf beharren das Schlechte zu unterlassen. Mevlana vergleicht das Eigenbewusstsein eines Menschen mit einer Kerze, die es vor den vielen Naturgewalten mit einem Schutzwall (starken Willen) zu beschützen gilt. Das Ego verleitet Einen zum Falschen und manchmal weiß man nicht mehr zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. In solchen Situationen sollte man nicht auf seine Triebe (welche einen vom Rechten Weg abbringen könnten) Acht geben, sondern sich zum ehrlichen und aufrichtigem Handeln bemühen. Man sollte sich stets fordern das Richtige zu akzeptieren und sich vorschreiben das Gute zu befolgen, was einen letztendlich vor den meisten Falschheiten bewahren wird. Ein Mensch, der sich selbst nicht erzieht und seinen Willen nicht aktiv zur Abwehr von Schlechtigkeiten trimmt, der begibt sich in einen Teufelskreis der Irrtümer, in dem er dann zum darin verweilen verdammt ist.

„…wenn im Inneren keine Akzeptanz und Einsicht besteht, nutzen tausend mahnende Worte nichts. Wenn zum Beispiel ein Baum von Innen nicht mehr feucht ist, dann nützt es ebenfalls nichts, wenn man ihn von Außen mit tausenden Litern Wasser übergießt…wenn die gesamte Welt mit Licht durchflutet wäre, aber im geistigen Auge des Betrachters keine Erleuchtung ist, wird er zu keiner Zeit das Licht zu sehen bekommen…“

3. Geduldig sein
Um sich nicht durch die Zuflüsterungen seines Egos vom Rechten Pfad zu entfernen bedarf es der Geduld während seiner Erziehung. Mevlana sagt: „Es beansprucht die Geduld auf diesem Weg, welche die Erschwernis erdulden muss.“ Denn Geduld ist ein Balsam das Abhilfe schafft. Sie ist der Schlüssel zur Größe. Eine Tugend, die einen schnell an seine ersehnten Ziele führt. „Wenn Du bei jeder Strapaze, bei jeder Mühsal erzürnst und hasst, wie willst Du dann glänzen und reflektieren?“, äußert sich Mevlana und betont sich als Mensch unbeirrt auf das Gute, Schöne und Richtige zu konzentrieren. Es gebietet die Geduld zu wahren, sich daraufhin fortzubilden und dahinzureifen. Mevlana sagt, „Resolute (Willensstarke) Menschen schmachten nach Geduld, sie mögen es Geduld geduldig zu sein.“ Damit meint Mevlana, dass das niedere Ego (Nefs) hastig ist und ununterbrochen alles Genüssliche sofort erhaschen will. Gegenteilige Charaktereigenschaften, die das Gute begründen sind Geduld, Bedachtsamkeit und Weitsichtigkeit. Erst das Ignorieren der Eigenwilligkeiten seines niederen Egos ermöglicht einem Menschen Tugenden wie die Weitherzigkeit, Toleranz und Sanftmut in seinem Wesen zu entdecken und zu fördern. Geduld ist die elementarste Grundlage dieser Charaktereigenschaften, welche einen Menschen noch authentischer, liebenswürdiger und nachahmenswerter machen. Strenge, Verständnislosigkeit und Widerspenstigkeit sind hingegen fast allen Menschen ein Groll.

4. Sich von seiner Ichbezogenheit lösen
Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel bei der Zurechtweisung seines niederen Egos ist die Aufgabe seiner Selbstverherrlichung. Abstand nehmen vom Stolz und der Strebsamkeit sich in den Vordergrund zu drängen. Des Weiteren gilt es etwas von seinem hochgestochenen Selbstvertrauen aufzuopfern und dieses in Gottvertrauen umzuwandeln, also Allah in seinem Vorhabe nicht außen vor zu lassen. Mevlana sagt, dass es eine falsche Bescheidenheit ist, wenn Gebildete Menschen das ständige Bestreben haben sich behaupten und präsentieren zu müssen. Sie geraten dadurch nur in unnötige Ablenkungen, die sie in ihrer Selbstsucht bestätigen und vertiefen, wodurch ihnen keine Zeit bleibt für die Selbstkritik und die Selbsterkenntnis. Sie rauben sich selber ihre wertvolle Zeit und empfinden ihre eigenen Fehler als Standartabeichungen, wohingegen die Fehler anderer als anormal angesehen werden.

5. Selbstprüfungen durchführen, sich selbst zur Rechenschaft ziehen
Das aller wichtigste bei der Belehrung seines niederen Egos und der Abwehr von Irrtümern ist die Selbstkontrolle. Das sich selbst befragen, ob man etwas falsch gemacht hat oder jemandem Unrecht zugefügt hat, sei es durch ein unüberlegtes Wort und oder einer Tat. Die regelmäßige Selbstbeobachtung, ob man sich vielleicht doch in die falsche Richtung entwickelt, als man es sich ursprünglich vorgenommen hatte. Das Bemühen seine Fehler zu erkennen und rechtzeitig zu beheben, bevor diese zu einer Gewohnheit und somit auch zu einer unablässigen Geisteshaltung werden. Sein niederes Ego (Nefs) vor der Wahrheit zu beugen und Es ihr anzugleichen. Diese und ähnliche Verhalten kombiniert mit einer Portion Geduld wehren Schlechtigkeiten ab und führen einen direkt auf den geraden Weg zum Guten, Besseren und Gottesfürchtigeren Leben, was den wirklichen und immerwährenden Erfolg ausmacht. Sich selbst vor sich selber öffnen und sich selber anhören, also seinen Verstand zur Kontrolle und Beobachtung seines Selbst nutzen, ist der Anbeginn zum wirklich Guten. Es ist nichts Verwerfliches seine Geheimnisse vor Anderen zu wahren, allerdings ist es schon verwunderlich, dass man es sogar vor sich selbst verheimlicht. Bevor wir andere Leute um ihre Fehler und Sündhaftigkeiten bemitleiden, sollten wir zunächst uns selbst um unsere Untugenden und Laster bedauern. „O du mein andere Leute beweinendes Auge, komm’ und weile einen Augenblick und trauere um deiner selbst.“ Die Erziehung seines niederen Egos beginnt mit der Erkenntnis seiner eigenen Untugenden.

6. Geisteskraft
Zu der Erziehung seines niederen Egos gehört ebenfalls das Wissen, dass seinerseits überwiegend Schlechtigkeiten herrühren. Damit man die Wahrheiten und die Weisheiten Gottes erkennen kann, sollte man laut der Philosophie Mevlana’s seine eigene Geisteskraft erkennen und entwickeln. Gegenüber den Verleitungen seines niederen Egos überlegen sein zu können sollte man sich regelmäßig mit seinem gesamten Wesen Allah zuwenden und Ihn um Seine Unterstützung bitten. Jemand der ernsthaft Allah anfleht und Ihn aufrichtig um Schutz vor den Einflüsterungen des Teufels und der seines niederen Egos bittet wird ganz gewiss Hilfe bekommen. Allah wird ihn in Seine Obhut nehmen, ihn beschützen und ihn kräftigen, so dass Beschwerlichkeiten ihm leichter vorkommen.

Der Mensch ist täglich sehr vielen Unwahrheiten und Täuschungen gegenübergestellt. Grundsätzlich ist fast jeder Mensch sich seiner Fehler, Untugenden und Laster im groben bewusst. Das Wesentliche jedoch ist es diese Fehler nach ihrer Erkennung zu korrigieren. Um diesen seelischen Heilungsprozess überhaupt Angehen zu können ist es unabdingbar sein niederes Ego (Nefs) und dessen Genusslust zu beherrschen. Mit dem Begriff „Genusslust“ ist nicht nur das Speisen von Leckereien gemeint, sondern auch das Genießen von Unsittlichkeiten, sowie seelischen und oder körperlichen Hartherzigkeiten. Daher ist es für jeden einzelnen Gottgläubigen Menschen notwendig sich und sein Ego kennen zu lernen und es heranzubilden. Der kürzeste Weg hierbei ist es seiner Begierde und seinen Lüsternheiten zu widerstehen und nicht auf sein niederes Ego hereinzufallen. Eine Abgewöhnung seiner verderblichen Leidenschaften und die Einordnung von förderlichen Regsamkeiten. Die Erziehung seines niederen Egos ist sehr langwierig und umfangreich, was wirklich sehr viel Geduld und Kraft anfordert. Das niedere Ego ist zu vergleichen mit einem Kleinkind, dass alles was es sieht haben will, ohne zu wissen und ohne zu überlegen ob es gut oder schlecht für einen ist. Weil es nicht vorausschauend ist, kann es die Resultate und die möglichen Konsequenzen seiner Maßlosigkeit nicht ersehen und begreifen. Genauso wie ein Kleinkind Werte und Normen beigebracht bekommen sollte, so sollte jeder Gläubige (Mensch) auch seinem niederen Ego Werte und Normen beibringen. Daher ist die Schulung seines niederen Egos (Nefs) mindestens genauso notwendig, wie die Anlernung von kleinen Kindern, damit ihre Zwanglosigkeit (Natürlichkeit) sie selbst und andere nicht in unwiderrufbare Unglücke stürzt, sowohl im Dies- als auch im Jenseits.

„Wer sich selbst nicht erziehen kann, der vermag keineswegs andere zu erziehen.“
(Bediuzzaman Said Nursi)


Quellen:
Mevlânâ, Macâlis-i Seb’a (Yedi Meclis), , Konya, 1965, s. 54; Mevlânâ, Mesnevî, , M.E.B. Yay., Istanbul, 1991, C. i, s.62, B.778) Mevlânâ, Dîvân, C. VII, s. 626, B. 8336; Mevlânâ, Dîvân, C. V, s. 408, B. 5425.; Mevlânâ, Fîhi Mâ Fîh, s. 88-89.; Mevlânâ, Mesnevî, C. IV, s. 38, B. 466.; Mevlânâ, a.g.e. , C. II, s. 391, B. 4913; C. I, s. 150-151, B. 1841. 1846, ;1854.; Mevlânâ, a.g.e. C. I, s. 290, B. 2980.; Mevlânâ, a.g.e. C. I, s. 128, B. 1601.; Mevlânâ, Fîhi Mâ Fîh, s. 9.; Fîhi Mâ Fîh, s. 28-29.; Fîhi Mâ Fîh, s. 37.; Mevlânâ, a.g.e. C. II, s. 37, B. 479.;

 

 

 

19 Kann die Fürsprache (Schafa‘a ) des Propheten Muhammed (s.a.s.) aus islamischer Sicht als etwas Verwerfliches oder Sirk bezeichnet werden?

obwohl die Fürsprache (Schafa‘a ) von einigen Pseudowissenschaftlern als Ketzerei interpretiert wird, ist sich die Mehrheit der islamischen Gelehrten diesbezüglich einig, dass die Fürsprache (Schafa‘a ) des Propheten Muhammed (s.a.s.) ein Bestandteil des islamischen Glaubens ist.

Diese Pseudowissenschaftler berufen sicht auf einen Vers im Qur`an, um ihre Meinung zu untermauern.
„Nehmen sie sich etwa Fürsprecher neben Allah? Sprich: "Etwa auch, wenn sie nichts auszurichten vermögen und keinen Verstand haben?"(Qur`an Sure 39 Az-Zumar, Ayet 43)

Jedoch bezieht sich dieser Vers auf die Götzenanbeter, die sich von ihren Skulpturen, die sie als Gottheiten verehrten, Kraft, Gesundheit und Fürsprache erhofften.

In diesen und anderen Versen des Qur`an wird hervorgehoben, dass jeder allein für seine Handlungen verantwortlich ist und dementsprechend entweder mit Gutem belohnt oder bestraft wird.
„Allah belastet niemand über Vermögen. Jedem wird zuteil, was er verdient hat, und über jeden kommt nach seinem Verschulden. “ (Qur`an Sure 2 Al-Baqara, Ayet 286)
„Und keine beladene (Seele) trägt die Last einer anderen.“ (Qur`an Sure 35 Al-Fatir, Ayet 16)

Selbstverständlich obliegt es allein Allah den Menschen zu vergeben und die wahre Rettung zuteil werden zu lassen.
„Und fürchtet einen Tag, an dem keine Seele für eine andere etwas bewirken kann: an dem von ihr weder Fürsprache noch Lösegeld angenommen und ihnen nicht geholfen wird.“ (Qur`an Sure 2 Al-Baqara, Ayet 48)

Andere Qur`anverse lehren uns, dass es die Fürsprache gibt und dass Allah sie bestimmten Personen erlaubt.
„Auch nützt Fürbitte bei Ihm nichts, außer wenn Er es erlaubt.“ (Qur`an Sure 34 Saba’, Ayet 23)
„Wer ist es, der da Fürsprache bei Ihm einlegte ohne Seine Erlaubnis?“(Qur`an Sure 2 Al-Baqara, Ayet 255)
„An dem Tage, an dem der Geist und die Engel aufgereiht sein werden. Nur der wird reden dürfen, dem es der Erbarmer erlaubt und der das Rechte spricht.“(Qur`an Sure 78 Nebe, Ayet 38)

Um diese Qur`anzitate richtig zu verstehen, müssen auch die Äußerungen des Propheten Muhammed (s.a.s.) zu diesem Thmea beachtet werden.

In der Hadithbüchern von Buhari kann über die Fürsprache (Schafa‘a ) des Propheten Muhammed (s.a.s.) folgendes gelesen werden:
Der Prophet Muhammed (s.a.s.) hat uns erzählt, daß am Tage der Auferstehung die Menschen in Panik über einander stürzen werden. Dann werden sie sich an Adam(a.s.)wenden und sagen: Bitte lege für uns bei deinem Herrn Fürsprache ein! ‘ und er wird ihnen sagen: Ich bin nicht dazu in der Lage, geht zu Ibrahim! Er ist der enge Freund des All-Barmherzigen (Khalil ar-Rahman).‘

Und sie werden zu Ibrahim (a.s.)kommen,doch er wird antworten: Ich bin dazu nicht in der Lage, aber geht zu Musa! Er ist derjenige, zu dem Allah direkt gesprochen hat (Kalimullah).’ Wenn sie zu Musa(a.s.)kommen,
wird dieser ihnen wiederum sagen: Ich bin dazu nicht in der Lage, geht zu Isa (Jesus)! Er ist derjenige, der als Wort Allahs‘ (Kalamullah) und Geist Allahs‘ (Ruhullah) bezeichnet wurde.

Sie werden bei Isa angelangen, doch auch er wird ihnen sagen:Ich bin nicht dazu in der Lage, geht zu Muhammed (s.a.s.)!’ So werden sie zu mir kommen und ich werde ihnen sagen: Ja, ich bin dazu bereit und in der Lage (Ana laha).’
Dann werde ich um Erlaubnis bitten, vor meinen Herrn treten zu dürfen und die Erlaubnis wird mir erteilt werden. Da werden mir Worte des Lobpreises, die ich jetzt selbst noch nicht kenne, offenbart werden. Ich werde meinen Herrn mit
diesen Worten lobpreisen und mich vor Ihm niederwerfen.

Darauf wird Er zu mir sagen: O Muhammed! Erhebe dein Haupt und sprich, deine Worte werden gehört werden und bitte, deine Bitten werden erfüllt werden und lege Fürsprache ein, deine Fürsprache wird angenommen werden!’
Und ich werde sagen: O mein Herr, ich ersuche Dich für
meine Umma(Gemeinschaft) !

Ich ersuche Dich für meine Umma (ya ummati, ya ummati ) !’ Darauf wird Er (Allah) sagen:

O Muhammed!Geh’ und bringe heraus (aus dem Feuer ins Paradies) inwessen Herzen Glaube vom Gewicht eines Gerstenkornes ist!’
Und ich werde dies tun.

Danach werde ich zurückkehren und meinen Herrn mit jenen Worten lobpreisen und mich vor Ihm niederwerfen. Darauf wird Er wieder zu mir sagen: O Muhammed! Erhebe dein
Haupt und sprich, deine Worte werden gehört werden und bitte, deine Bitten werden erfüllt werden und lege Fürsprache ein, deine Fürsprache wird angenommen werden!’

Da werde ich sagen: O mein Herr! Ich ersuche Dich für meine Umma! Ich ersuche Dich für meine Umma !’ Darauf wird Er (Allah) sagen: O Muhammed! Geh’ und bringe heraus (aus dem Feuer ins Paradies) in wessen Herzen Glaube vom Gewicht eines winzigen Teilchens oder eines Senfkornes ist!’ Und ich werde dies tun. Danach werde ich wieder zurückkehren und meinen Herrn erneut mit jenen Worten lobpreisen und mich vor Ihm niederwerfen. Darauf wird Er wieder zu mir sagen: O Muhammed! Erhebe dein Haupt und sprich, deine Worte werden gehört werden und bitte, deine Bitten werden erfüllt werden und lege Fürsprache ein, deine Fürsprache wird angenommen werden!’
Da werde ich sagen: O mein Herr! Ich ersuche Dich für meine Umma ! Ich ersuche Dich für meine Umma!’ Darauf wird Er (Allah) sagen: O Muhammed! Geh’ und bringe aus dem Feuer heraus in wessen Herzen Glaube vom Gewicht des aller-aller-leichtesten Senfkornes ist!’ Und ich werde dies tun.‘


Nachdem wir (Die Gefährten des Proheten) von Anas (r.a.) fortgegangen waren, sagte ich zu
einigen meiner Gefährten: ,Laßt uns bei al-Hasan (al-Basri) vorbeigehen, der sich im Hause von Abu Khalifa verborgen hält, um ihm zu berichten, was Anas ibn Malik uns erzählt hat.

So gingen wir zu ihm und entboten ihm den Friedensgruß und er bat uns herein. Da sagten wir zu ihm: ,O Abu Sa'id, wir kommen gerade von deinem Bruder Anas ibn Malik und so
etwas, wie er uns über die Fürsprache (Schafa‘a ) erzählt hat, haben wir noch nie gehört.‘ Da fragte er: , Was denn?‘ Darauf erzählten wir ihm den ganzen Bericht bis zu diesem Punkt. Da fragte er: ,Und dann?‘ und wir sagten: ,Mehr als das hat er uns nicht erzählt.‘ Da sagte er: ,Er hat mir dies schon vor zwanzig Jahren berichtet, als er noch ein Jüngling war und ich weiß nicht, ob er etwas vergessen hat oder nicht wollte, dass ihr euch darauf verlaßt. ‘ Wir sagten: ,O Abu Said, erzähle es uns!‘ Da lachte er und sagte:, Der Mensch ist ein voreiliges
Geschöpf ! Ich habe das aus keinem anderen Grunde erwähnt, außer um es euch zu erzählen. Er (Anas) berichtete mir genau, was er euch auch berichtet hat und erzählte dann weiter: ‘Dann werde ich ein viertes Mal zurückkehren und Ihn mit
jenen Worten lobpreisen und mich vor Ihm niederwerfen.Darauf wird Er wieder zu mir sagen: O Muhammed! Erhebe dein Haupt und sprich, deine Worte werden gehört werden
und bitte, deine Bitten werden erfüllt werden und lege Fürsprache ein, deine Fürsprache wird angenommen werden!’
Da werde ich sagen: O mein Herr! Gewähre mir meine Bitte für einen jeden, der gesagt hat: La ilaha illAllah (Es gibt keine Gottheit außer Allah)!’
Darauf wird Er sagen: Bei Meiner Allmacht, bei Meiner Majestät, bei Meiner Herrlichkeit und bei Meiner Erhabenheit:
Ich werde wahrlich diejenigen (aus dem Feuer ins Paradies) herausbringen, die gesagt haben: La ilaha illAllah.‘ Quelle: Sahih al-Buhari, Kitab at-Tauhid

20 Warum ist der Alkoholkonsum verboten?

die Gebote und Verbote, also das was ein Muslim zu tun und das was er zu unterlassen hat, obliegen einzig und alleine dem Willen Gottes. Er allein bestimmt sie. Wir sollten diese Gebote nicht immer hinterfragen und ihnen widersprechen, sondern versuchen sie zu verstehen und nach ihrer wahren Bedeutung suchen. Die Schari’a hat zwei unterschiedliche Bestimmungen.

1. Taabbudi: Gebote und Verbote, die zum Gottesdienst gehören und deren Ausübung auf dem Willen Gottes basieren. Es sind Gebote dessen wahren Sinn keiner außer Allah kennt. Das sind Befehle Gottes, die (nur) auf Seiner Weisheit fundieren. Der Gläubige übt sie aus ohne eine Erklärung dafür zu haben, wie zum Beispiel die unterschiedliche Anzahl der Niederwürfe während der Gebete.

2. Makulul: Gebote und Verbote, die für den menschlichen Verstand einen erkennbaren Sinn aufweisen, somit nachvollziehbar und recherchierbar sind, wie zum Beispiel das Fasten oder die Untersagung von Drogen.

Warum sind die Gebete in der Anzahl ihrer Beugung und Niederwürfe unterschiedlich? Warum sind sie nicht einheitlich? Begibt man sich auf die Suche nach der Antwort, so wird die Suche meistens ergebnislos bleiben. Das ist so, weil Allah das so bestimmt hat. Es ist Sein Wille. Und das ist auch die Antwort auf diese und ähnliche Fragen. Eigentlich trifft das auf alle Gebote und Verbote zu. Einige Gesetze der Schari’a kann man erklären, jedoch nicht der darin enthaltene Sinn oder die Weisheit sind ausschlaggebend, sondern, dass Allah es so befohlen hat.

Auf die Frage warum Gott das Verrichten der Gebete befohlen hat könnte man Antworten geben, die Bänder umfassen würden. Hierin wären der Sinn, die Effektivität, der Nutzen und die Vorteile dieses Gebotes erläutert. Um ein Beispiel zu geben betrachten wir nur einmal die rituelle Waschung und das Gebet. Die regelmäßige Reinigung entfernt wiederkehrende Keime vom Körper, bietet Erfrischung und wirkt nebenbei auch noch Kreislauf anregend. Während des Gebetes werden sämtliche Gelenke mobilisiert, Muskeln gekräftigt (Gymnastik) und durch die konzentrierte Rezitation der Koranverse das Gehirn trainiert. Eine Herzentlastung während der Beugung und des Niederwurfes, sowie die regelmäßige Durchblutung des Kopfes sind durch das Verrichten der Gebete gewährleistet.

Im Islam sollten sämtliche Gebote und Verbote als göttliche Anweisungen betrachtet werden. Die Gebote und Verbote sollten eingehalten werden weil Allah es so bestimmt hat und nicht aus ihrer Zweckdienlichkeit. Nur um Allahs Willen sollten wir Seine Gebote und Verbote einhalten. Die Weisungen enthalten ganz bestimmt eine Weisheit die man auch bedenkenlos hinterfragen und erforschen kann. Sogar das Forschen nach dem Sinn und der Weisheit Gottes in Seinen Anweisungen gilt als eine Art des Gottesdienstes. Die Gebote und Verbote sollten auf gar keinen Fall wegen ihrer Brauchbarkeit eingehalten werden. Dieses entfernt einen Mensch nur von Allah. Selbst wenn der Alkohol nicht den geringsten Schaden anrichten würde, sollte es dennoch nicht konsumiert werden, weil Allah es so gewollt hat. Darüber hinaus aber hat mittlerweile die ganze Welt eingesehen, dass Alkohol insbesondere für den Menschen schädlich ist.

Verboten sind Trunkenheit verursachende Mittel, egal ob nur ein Tropfen oder ganze Fässer. Sowohl leichte als auch starke alkoholische Getränke sind untersagt, gleichgültig ob sie wenig oder starke Trunkenheit verursachen. Der Prophet (sav) sagte:

„Verboten ist alles das was Trunkenheit verursacht, sei es ein ganzer Krug (Fass) oder auch nur eine Handvoll.“ (Ahmed, Müsned, 6/71, 72, 131)

Die Koranverse, welche den Genuss von Alkohol verbieten erläutern auch zugleich den Grund dafür. Alkohol ist Teufelswerk, er verhindert den Weg zur Erkenntnis und säht Hass und Zwietracht zwischen den Menschen. Alkohol erweckt Hass und Abneigung in einem Menschen, zerstört dessen Körper und hält die Menschen vom Gottesgedenken fern.

„O die ihr glaubt! Wein und Glücksspiel und Götzenbilder und Lospfeile sind ein Gräuel, ein Werk Satans. So meidet sie allesamt, auf das ihr Erfolg habt.“

„Satan will durch Wein und Glücksspiel nur Feindschaft und Hass zwischen euch erregen, um euch so vom Gedanken an Allah und vom Gebet abzuhalten. Doch werdet ihr euch abhalten lassen?“ (Sure Ma´edah, Vers 91, 92)

Andauernder Alkoholkonsum verursacht zerebrale Symptome, Alkoholpsychosen, Euphorie und Rausch, sowie einen starken Verschleiß der Hirngefäße und wirkt allgemein sehr negativ auf den menschlichen Körper. Die Schädigung der Hirnnerven kann zu Teillähmungen führen und allerhand anderen Krankheiten den Weg ebnen. Die Sehnerven werden beeinträchtigt, bzw. auf Dauer geschädigt und die Sicht wird ebenfalls eingebüßt. Die Herzzellen werden ebenfalls geschädigt, es kann am Herzen einen Myokard (Herzmuskelschwäche) hervorrufen und daraus resultierend zu einem Herzinfarkt führen. Nieren können in ihrer Funktion eingeschränkt werden oder ganz versagen. Urämie (Blutvergiftung) ist eine Folge dessen. Die Leber wird ebenfalls durch regelmäßigen und überhöhten Alkoholkonsum stark geschädigt. Des Weiteren können die Gefäße durch Ablagerung verkalken, womit die Verengung der Gefäße verursacht wird, die wiederum eine Durchblutungsstörung im Herz – Kreislaufsystem verursachen kann.

Die schädliche Wirkung des Alkohols auf den menschlichen Geist ist noch viel Schlimmer. Er kann geistige Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung, Willenlosigkeit und absoluten Kontrollverlust verursachen. Man spricht in solchen fällen von einer Veränderung des menschlichen Wesens. Darüber hinaus kann eine gewaltige Hoffnungslosigkeit und Pessimismus (Untergangsstimmung) entstehen. Abnahme der Aufmerksamkeit, des Verstandes (Bewusstsein) und der Willenstärke führen zu unbewussten Taten, die unglücklich Ausgehen können. Des Weiteren führt es zu zwischenmenschlicher Unverträglichkeit und resultierend auch zum Scheitern der Ehe und Familie. Alkohol hat leider so manch glückliche Familie zerstört und noch mehr Freundschaften beendet, unzählige Verkehrsunfälle verursacht und noch viel mehr unschuldige Menschen, vor allem Kinder mitruiniert.

Der Alkohol wirkt sowohl auf das Wesen eines einzelnen Menschen (Individuum) als auch auf das Wesen einer gesamten Gesellschaft. Soziale und wirtschaftliche Wunden öffnen sich, die nicht mehr oder sehr schwer zu heilen sind. Dies kann zu bitteren Verhängnissen führen, sowohl für den einzelnen Menschen als auch für eine gesamte Gesellschaft. Wer seinen Familienunterhalt vertrinkt und es somit sinnlos verschwendet handelt nicht nur verschwenderisch, sondern tut zu weilen dem Ehepartner und seinen Kindern großes Unrecht. Fazit ist, dass das Trinken von Alkohol wirklich nichts für jemanden ist, der um die Bedeutung seines eigenen Lebens und das seiner Familie besorgt ist. Jemand, der bemüht ist sein persönliches wie familiäres Wohl zu hüten, sich immerwährend um seine und die Gesundheit seiner lieben sorgt und der seine Humanität (Menschlichkeit) wahren möchte, lässt ohne einen Augenblick der Überlegung seine Finger vom Alkohol. Der ehrenwerte Prophet sagt:

„Der Alkohol ist die Wurzel allen Übels.“ (Suyuti, Cami’üs-Sagir, 2/12)

Neben den sichtbaren, weltlichen, sozialen und psychischen Schäden die der Alkohol verursacht, gibt es noch den unermesslichen jenseitigen Schaden, der oftmals überhaupt nicht bedacht, geschweige denn erwähnt wird. Wenn Allah (Gott) uns unsere Sünden nicht vergibt, kommt über uns ein gigantischer Einsturz herbei mit dem all unsere Hoffnungen ausgelöscht wären. Unsere Persönlichkeit und unser Charakter, sowie unser körperliches wie geistiges Dasein erleiden schon während Lebzeiten einen gigantischen Einsturz und zerstören die Diesseitige mögliche Glückseligkeit und geben somit schon einen Vorgeschmack auf das was nach dem Erdenleben folgen wird. Da man sich durch Alkoholkonsum, sei es auch nur ganz wenig, einem offensichtlichen Verbot Gottes widersetzt und dieses ungehört gelassen hat, kann einem die ewige Freude vorenthalten und unerreichbar werden.

Alkoholgenuss ist eine der größten Sünden. Gottes Vergebung, Seine Barmherzigkeit und Verzeihung hingegen sind sehr weit. Wer von einer Sünde ablässt und sich zu Gott hinwendet, also verspricht das nie wieder zu tun und Buße tut, dem wird sehr wahrscheinlich die Barmherzigkeit und Vergebung Gottes zu teil werden (so Gott will). Es gibt eine Reihe von sicheren Überlieferungen, die frohe Botschaft verkünden. Hier werden nur zwei Verse erwähnt:

„Sprich: „O Meine Diener, die ihr euch gegen eure eignen Seelen vergangen habt, verzweifelt nicht an Allahs Barmherzigkeit, denn Allah vergibt alle Sünden; Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige.“

„Kehrt euch zu eurem Herrn, und ergebt euch Ihm, bevor die Strafe über euch kommt; (denn) dann werdet ihr keine Hilfe finden.“ (Sure Zumar, Vers 54, 55)

Gott kann allen Sünden vergeben und sie tilgen. Es genügt das ein Mensch sich seinem Herrn einen Schritt nähert. Gott wird darauf hin Seinen Diener rennend umarmen und umschließen. Es reicht, dass ein Mensch seinem Herrn nichts zur Seite stellt und nur Ihn anbetet. Die von Gott erschaffenen Menschen sollen sich nur an Ihn wenden und Allah vergibt alle ihre Sünden, seien es auch noch so viele, dass sie den Himmel und die Erde füllen könnten. (Riyazu’s-Salihin, 412)
Im alkoholisierten oder unreinen Zustand zu versterben ist keine schöne Angelegenheit. Wir können nur soviel dazu sagen, daß es keine schöne Sache ist, wenn die Tür zum Jenseits sich einem öffnet ohne das er die Möglichkeit hat Buße zu tun und nach Vergebung zu bitten. Das ist eine haarsträubende und schaurige Vorstellung. Wir wünschen und hoffen natürlich um die Vergebung all unserer Sünden, wir wissen nicht um den Geisteszustand eines solchen Menschen.

Nach dem man Alkohol getrunken hat spielt es keine Rolle ob man betrunken oder gar noch ganz nüchtern ist. Es verkleinert die begangene Sünde nicht, weil dem Verbot sich vom Alkoholgenuss fernzuhalten zuwider gehandelt wurde. Im alkoholisierten bzw. betrunkenen Zustand kann und darf man nicht zum Gebet stehen.

„O die ihr glaubt, nahet nicht dem Gebet, wenn ihr nicht bei Sinnen seid, bis ihr versteht, was ihr sprecht, noch im Zustande der Unreinheit – ausgenommen als Reisende unterwegs – bis ihr gebadet habt….“ (Sure Nisa, Vers 44)

Jedoch die volkstümliche Auffassung, das man nach dem Alkoholgenuss 40 Tage nicht beten dürfte, geschweige denn die Gebete nicht akzeptiert oder erhört werden, entspricht nicht der Wahrheit. Wenn die Trunkenheit vorüber ist kann man Buße tun und Reue empfinden, sofern man dass verspürt. Man kann es bereuen, Buße tun und versprechen keinen Alkohol mehr zu trinken. (Das sollte doch schon ernst gemeint sein und nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Handelt man leichtgläubig, so könnte dies ebenfalls Gottes Zorn auf sich ziehen) Nach abklingen des Rausches und Wiedererlangung einer absoluten Nüchternheit kann erneut zum Gebet gestanden und um Vergebung gebeten werden, allerdings sollte man sich zuvor einer Ganzkörperwaschung unterzogen haben. Es kann sich niemand zwischen Allah (Gott) und Seinem Diener (dem Menschen) stellen.

„Sie fragen dich über Wein und Glücksspiel. Sprich: „In beiden ist großes Übel und auch Nutzen für die Menschen; doch ihr Übel ist größer als ihr Nutzen.“ (Sure Baqarah, Vers 219)

21 Ist das Geld aus einem Lottogewinn verboten?

das gewonnene Geld aus einem Lottogewinn ist verboten (Haram), denn hierbei handelt es sich um eine Form des Glücksspiels welche im Islam nicht erlaubt ist. Es gibt gemäß der Rechtslehre einige beschränkte Bereiche, wo das zwanghaft gewonnene Geld (wie z.B. die Zinsen der Bank) ausgegeben werden kann, Almosensteuer und nicht die jährliche Armenabgabe (Zakat) darf ebenso nicht mit diesem Geld in Verbindung gebracht werden. Allerdings sollte man diese Tat bereuen und dafür sorgen dass diese Situation nicht noch einmal vorkommt. In jedem Falle ist das Besitzen von verbotenem Geld nicht erwünscht.

22 Beten bei der Arbeit

es gibt immer eine Möglichkeit das Gebet zu verrichten. Es muss nicht unbedingt eine Moschee sein, in der man das Gebet verrichtet. Sobald es einen sauberen Boden gibt, so ist das Beten überall gestattet. Wenn es das Umfeld zulässt, kann es auch der Pausenraum sein. Sollte das Umfeld nicht stimmen, so kann man nach einer beliebigen Stelle ausschau halten. 

Siehe hierzu auch: http://www.fragenandenislam.com/soru/ich-arbeite-von-1600-uhr-bis-2300-uhr-wie-kann-ich-dann-beten-bzw-ist-das-nachholen-kaza-erlaub

23 Erlaubt der Islam Terrorismus?

Terrorismus ist nicht das einfache Verurteilen von Ereignissen oder Vorkommnissen. Terrorismus ist ein Vergehen an der gesamten Menschheit, welcher Unheil und Niedergang über eine Gesellschaft bringt. Der Terrorismus sollte im Keim erstickt und entwurzelt werden. Ist dies nicht der Fall, besteht keinerlei Sicherheit für Hab und Gut, und vor allem für das Leben der Menschen und dessen Würde. Betrachten wir nun einige islamische Gebote bezüglich dieser Thematik. Diese Bestimmungen sind global und gelten als bedeutende, ehrenhafte Werte aller Menschen.

1. Im Islam ist jeder Mensch von Geburt an rein und frei von Schuld. Jeder Mensch genießt eine gottgegebene Immunität. Diese Immunität ist lebenslang beständig. Niemand besitzt die Autorität vorsätzlich einem anderen Menschen Unrecht anzutun und ihn in Unheil zu stürzen. Selbst wenn ein Mensch seine eigene Immunität durch das Begehen einer Schuld behebt, ist es Aufgabe der Justiz dessen Schuld zu beweisen und dessen gerechte Bestrafung nach Ermessen zu bestimmen und zu vollstrecken. Kein Mensch besitzt die Ermächtigung sich selbst zum Staatsanwalt, Richter und Vollstrecker zu erklären und durch Selbstjustiz den Beschuldigten nach eigenem Erachten zu bestrafen. Sollte sich jemand dieser Autorität bemächtigen, müsste man dem Gegenüber ebenfalls dieses Recht zusprechen, welcher somit die Befugnis zum Gegenschlag hätte. Durch solches Verhalten kommt Anarchie zum Ausbruch, womit zugleich Hab und Gut, Ehre und das Leben von Menschen sich in permanenter Unsicherheit befänden. Die Heranwachsenden würden dieses Verhalten übernehmen und es gäbe keine Geborgenheit mehr. Es herrschte eine immerwährende Angst, die das gesellschaftliche Leben zum Stillstand führt. Der Terrorismus ist ein Fluch für alle Menschen. Die Terroristen bestimmen (immer wieder von neuem) irgendwelche Leute für Schuldig, welche wiederum nach ihrer Einschätzung bestraft oder sogar getötet werden. Die Terroristen erkoren sich zum Kläger, Richter und Henker zugleich. Der Islam jedoch verurteilt ein solches verantwortungsloses, wie unentschuldbares Verständnis und verbietet jegliche Art des Anarchismus. Ein Muslim darf weder im Tatsächlichen noch im Geiste eine solche Menschenverachtende Hässlichkeit befürworten, geschweige denn tolerieren. Im Herzen eines Muslims kann und darf kein Platz für dieses mentale Gefälle sein.

2. Im Islam ist die Sündenschuld individuell.

Wer den rechten Weg befolgt, der befolgt ihn nur zu seinem eigenen Heil; und wer irregeht, der geht irre allein zu seinem eigenen Schaden. Und keine Lasttragende (Seele) trägt die Last einer andern. Und Wir strafen nie, ehe Wir denn einen Gesandten geschickt haben. (17/15)

Dieser Vers ist ein Grundgesetz im Islam und verkündet, dass Aufgrund der Schuldigkeit einer einzelnen Person man andere oder seines gleichen nicht Mitanschuldigen kann. Zum Beispiel, kann man für die Schuld des Sohnes weder dessen Vater, noch dessen Mutter oder sonstige Verwandte zur Rechenschaft ziehen und für das Vergehen verantworten. Terrorismus praktiziert das genaue Gegenteil und lässt vom Schuldigen ab und konzentriert sich auf die Unschuldigen. Die Terroristen gehen noch weiter. Sie greifen eine Gesellschaft an, in der sich viele Menschen unterschiedlicher Nationalität und Religionszugehörigkeit befinden. Sie greifen somit die gesamte Menschheit an und nicht nur den „Westen“, den „Osten“ oder sonst wen. (Bei ihren Anschlägen, in wessen Namen auch immer, wird auf Nichts und Niemand Rücksicht genommen. Es kommen sogar überwiegend Muslime ums Leben.

3. Die im Islam geltende Immunität eines Jeden, welche den Menschen in Friedenszeiten Geborgenheit gibt, gilt auch als Grundsatz in der Zeit des Krieges. Die in den Kampf ziehenden Soldaten mussten sich an diese Bestimmung halten. Der Khalif Abu Bakr (r.a.), der Nachfolger des Propheten (s.a.s.) erteilte seinen Soldaten folgenden historischen Befehl: „Denkt nicht, dass ihr auf feindlichem Boden frei von jeder Verantwortung seit (dass ihr alles tun und lassen könnt was ihr wollt). Die Alten, die Frauen und Kinder, die Kranken und die sich in ihren Tempeln befindenden Glaubensleute, rührt sie nicht an. Hütet euch ihnen was anzutun. Tötet nicht deren Tiere und fügt ihrer Weinlese, ihren Weinbergen, Gärten und Grünanlagen keinen Schaden zu.“

Nach all diesen Wahrheiten, wie kann da noch die Rede vom islamischen Terrorismus sein oder zu behaupten, der Islam gestatte den Terror und sei nachsichtig mit den Terroristen?

24 Hat Allah das Schlechte erschaffen?

dem Islam zufolge ist der Schöpfer von alles gutem und schönem Allah, sowie auch der Schöpfer von alles schlechtem und hässlichem Allah ist. Es gibt nun Menschen die fragen: „Wie schafft Allah das schlechte?“.

Da Sie, wenn man ihnen selbst nach geht, die Schöpfung des Schlechten nicht zu unserem Herren passen würde. Obgleich dies eigentlich ein Zeichen seiner Größe ist.

Wenn ein Maler fähig ist sowohl schöne, als auch hässliche Figuren zu malen ist dies nichts anderes als der Beweis seiner großen künstlerischen Fähigkeiten.

Wäre Er hingegen unfähig gewesen besagte Abscheulichkeiten darzustellen, wäre dies die Manifestation einer unvollständigen Kunst. Dies kann nun als Beispiel auf die Frage nach der Schöpfung des Bösen projiziert werden.

Hinzuzufügen ist desweiteren, die Schöpfung des schlechten ist nicht schlecht, das schlechte zu tun ist schlecht.

Denjenigen die sagen: „Allah schafft das Schlechte nicht.“ sollte die Frage gestellt werden: „Wenn Allah das Schlechte nicht schafft, wer dann?“.

Jede Antwort auf diese Frage trägt Schirk in sich. Die Schöpfung ist nur Allah vorbehalten es gibt nichts was ihm gleicht oder gar ähnelt, er ist frei von Helfern und Teilhabern [an seiner Macht, Herrschaft und seinem Wissen]. Dies ist ein Aspekt der Fragestellung.

Auf der anderen Seite muss der Aspekt der Prüfung betrachtet werden. Wenn Allah nur das Gute geschaffen hätte, und es das Schlechte nicht gäbe, dann wäre auch eine Prüfung bedeutungslos.

Die Möglichkeit gegen Allahs Befehle zu handeln, Sünden zu begehen und Allah zu verleugnen wäre hinfällig geworden. Jeder wäre gezwungenermaßen einem Engel gleich. Dies ist nicht der Wille Allahs. Er, wünscht sich, das sein Diener aus freien Stücken das Gute bevorzugt, bzw. wählt.

Aus diesem Grund erschafft Er genau das, was der Diener selbst wählt.

Beispielsweise kann man mit seinen Beinen in eine Moschee gehen aber auch an einen unerlaubten Ort. Das erste ist gut, das zweite schlecht. Das Schöpfen richtet sich nach dem Wunsch des Menschen. Wenn jedoch die Beine der Menschen auf dem Weg zum Schlechtem versteinerten, die Augen welche Dinge die haram (verboten) sind betrachten erblindeten und die jenigen die das Gebet nicht verrichten erkrankten, gäbe es keinen freien Willen der Menschen.

Schlussendlich ist zu sagen: Um die Guten von den Schlechten zu trennen ist die Schöpfung des Schlechten neben dem Guten mehr als logisch und weise.

25 Ist der Islam wirklich tolerant?

oft unverständlich erscheint westlichen Betrachtern die Behauptung, dass der Islam eine Religion der Toleranz par excellence sei. Und doch trifft dies zu.
Der Qur`an halt seinen Gläubigen immer wieder vor, dass die Verschiedenheit der Menschen, nicht nur nach Farbe und Vermögen, Geschlecht und Sprache, eine natürliche Sache ist (vgl. hierzu 30:22); er bezeichnet sogar weltanschaulich-religiösen Pluralismus als gottgewollt:
»Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht. Er wollte euch aber in alledem, was Er euch gegeben hat, auf die Probe stellen. Darum sollt ihr um die guten Dinge wetteifern.« (5:48)

Dieser prinzipielle Pluralismus ist die Anti-These zur katholischen Doktrin des »extra ecclesiam nulla salus«. Der Prophet des Islam hat vorausgesagt, dass sich sogar seine eigene Gemeinde in 73 Gruppierungen aufspalten, also einem exzessiven Pluralismus huldigen werde.
Dass diese Haltung zu Toleranz zwingt, wird durch weitere Verse des Qur`an erhärtet:
» Und sprich: Es ist die Wahrheit von eurem Herrn: darum lass den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will.« (18:29)
ferner:
»Und hätte dein Herr es gewollt, so hätten alle, die insgesamt auf Erden sind, geglaubt. Willst du also die Menschen zwingen, Gläubige zu werden?« (10:99)
Damit ist klar, dass der Islam auch aggressive Missionierung nach dem Vorbild christlicher Missionsorden nicht zulasst. Davor wurde schon der Prophet gewarnt: »Du aber bist nur ein Warner, ...« (11:12)
»Und sprich zu jenen, denen die Schrift gegeben wurde, und zu den Unbelehrbaren: Werdet ihr Muslime? Und wenn sie Muslime werden, sind sie geleitet; kehren sie sich jedoch ab, so obliegt dir nur die Verkündung.« (3:20)
«Sprich: O ihr Menschen, nun ist die Wahrheit von eurem Herrn zu euch gekommen. Wer nun dem rechten Weg folgt, der folgt ihm allein zum Heil seiner eigenen Seele; und wer in die Irre geht, der geht nur zu seinem eigenen Schaden irre. Und ich bin nicht euer Hüter.« (11:108)

Kernstuck dieser umfassenden Haltung intellektueller wie praktischer Duldsamkeit ist die wirklich fundamentale Aussage in 2:256, Tatsachenfeststellung und Verbot zugleich:
«Es gibt keinen Zwang im Glauben.«
Das heißt, da Glauben das forum internum betrifft, ist Zwang dazu ein untauglicher Versuch; doch selbst diesen aussichtslosen Versuch zu unternehmen ist untersagt.
Deshalb sollen auch religiöse Streitigkeiten freundlich und friedlich ausgetragen, nämlich in ihrem Ausgang Gott überlassen werden. (4:59)
Der Qur`an fordert im übrigen fast in jeder Sure den Menschen dazu auf, nachzudenken, seinen Verstand zu nutzen, also auch Früchte seines Denkens zu ernten, statt nur nachzuplappern.
Doch was, wenn ein Muslim auf diesem Wege seinen Glauben verliert, zum Abtrünnigen wird?
Auch diese Probe seiner Duldsamkeit hat der Islam letztlich bestanden, obgleich der Abfall vom Glauben immer wieder - nicht nur im Mittelalter, sondern noch in unserem Jahrhundert im Sudan*1 - mit dem Tod geahndet wurde.

Dazu führte die unhaltbare Gleichsetzung von friedlichem, privatem Abfall vom Glauben (ridda) und Hochverrat in der aktiven Form der Bekämpfung des früheren Glaubens.
Heute jedenfalls dominiert auch hierzu die Stimme der Vernunft, repräsentiert von Persönlichkeiten wie Muhammad Asad*2 und Fathi Osman, der die Hinrichtung von Taha Mahmud Taha ohne Einschränkung als unislamisch verurteilte.*3
Soweit die Theorie. Wie aber steht es mit islamischer Toleranz in der Praxis?
Gibt es etwa nicht den arabisch-palästinensischen Terrorismus, dem PanAm-Jets, Fahrgastschiffe und Flughäfen zum Opfer fallen?
Natürlich gibt es das Phänomen des regionalen, politisch-ideologischen, religiös eingefärbten Terrorismus. Nur: Mit Islam hat es nichts zu tun. Jedenfalls nicht mehr als die Gewaltbereitschaft anderer, die ebenfalls glauben, verzweifeln zu müssen, mit dem Christentum: Anhänger der „Befreiungstheologie“ Sudamerikas*4, nordirische Stadtguerillas, Mitglieder der deutschen »Rote Armee Fraktion«, der französischen »Action Directe« und der italienischen »Brigate Rosse«.*5

Doch es gibt auch ein Phänomen innerislamischer Gewaltbereitschaft, dem wir uns stellen müssen.
Trifft es nicht zu, dass öffentliches Essen, Trinken oder Rauchen im Ramadan in Marokko unter Gefängnisstrafe steht? Kontrolliert die Religionspolizei in Saudi-Arabien nicht mit Telefonanrufen zur Gebetszeit, ob gebetet wird? Erzwingen algerische Muslime nicht das Nichtausschenken von Alkohol oder das Kopftuchtragen bisweilen mit bloßer Gewalt? Gibt es nicht auch innerhalb der islamischen Welt die Furcht vor einer »Periode fieberhafter, rigoristischer, am Wortlaut klebender Intoleranz«*6

Auch dies hat natürlich einen theoretischen und einen praktischen Hintergrund.
Wichtig dafür ist die Tatsache, dass das fundamentale Toleranzgebot in der 2. Sure, Vers 256, im Hinblick auf das Außenverhältnis, also die Beziehungen des Islam zu den anderen (Schrift-) Religionen geoffenbart wurde.
Deshalb orientieren sich viele der jungen Muslime für den Umgang mit Glaubensbrüdern und -schwestern an einem anderen Prinzip, das im Qur`an an gleich acht Stellen verankert ist.*7 Danach erkennt man die Gläubigen daran, dass sie »das Rechte (al-ma'ruf) gebieten und das Unrechte (al-munkar) verbieten«. Der Sunna zufolge, soll der Muslim dies »mit der Hand« tun, wenn er dies kann, sonst »mit der Zunge«, und wenn auch dies unmöglich ist, wenigstens »mit dem Herzen«.*8

Es liegt auf der Hand, dass eine aus dem Zusammenhang gelöste Anwendung dieser Handlungsanweisung aus Muslimen ein Volk der Tugendwächter, Spitzel und »Vigilanten« machen kann, welche die Durchsetzung von Recht, Sitte und Ordnung in ihre privaten Hände nehmen, wobei sie Ankläger, Richter und Vollstrecker in einer Person sind.
Wer so denkt oder gar handelt, verstoßt jedoch gegen folgende fundamentale Prinzipien des Islam:
- Der Qur`an hat die Institution des Kalifats - und damit des islamischen Staatswesens - institutionalisiert. Damit ist auch im Islam ein prinzipielles Gewaltmonopol des Staates verknüpft. Sobald dieser in der Lage ist, das Alkoholverbot umzusetzen, darf der individuelle Muslim nicht mit der Axt gegen die Theke vorgehen.

- Zwang in Glaubensangelegenheiten erzeugt Scheinheiligkeit, also eine Haltung, die Gott zutiefst zuwider ist.
- Da es auf die innere Einstellung ankommt, die nicht erzwungen werden kann, kommen verdienstvolle Handlungen durch Gewaltanwendung nicht zustande. »Religion ist Aufrichtigkeit«, sagte schließlich der Prophet.*9
- Wie oben gezeigt, kennt der Islam nicht einmal für Apostasie eine weltliche Strafe. Wie kann man dann andere, weniger gravierende Handlungen ohne Qur`anische Grundlage bestrafen?
- Die meisten vom Qur`an untersagten Verhaltensweisen sind nicht mit säkularen Strafdrohungen verbunden. Es steht gewiss dem einzelnen nicht zu, dem »abzuhelfen«.
- Das islamische Staatswesen (s. INTEGRISMUS: DER ISLAMISCHE STAAT) ist freiheitlich; die gewaltsame Durchsetzung der allgemeinen Sittlichkeit führt hingegen unweigerlich in ein totalitäres Staatswesen.
- Es ist undenkbar, dass Gott die intellektuelle und moralische Würde und Gewissensfreiheit von Nichtmuslimen zu schützen gebietet (2:256), Muslime aber Zwang ausgesetzt sehen mochte.

Das Ergebnis dieser Erwagungen ist klar: Das Toleranzgebot des Islam gilt nach innen wie nach außen. Jeder soll in seinem Bereich nach dem Rechten sehen - in seiner Familie, als Chef in seiner Fabrik, als Staatschef in seinem Staat -, aber nicht willkürlich darüber hinaus: auf dass infolge von falschverstandenem Integrismus keine faschistoiden »islamischen« Staatswesen entstehen. Gott möge dies verhüten, selbst wenn solche Staaten sich als »theokratisch« verstehen mögen.

Murad W. Hofmann

1 - Der über 7ojährige sudanesische Theologe Taha Mahmud Taha wurde 1985 unter Staatschef Numeiri wegen Apostasie hingerichtet, weil er u. a. im Koran zwischen zeitlos gültigen und nicht mehr gültigen Vorschriften unterschieden hatte.
2 - Vgl. Muh. Asad, The Message of the Qur'an, Gibraltar 198o, Fußnote 45 zu 5:33, aber auch Muh. Hamidullah, Der Islam, Genf 1968, § 440
3 - Fathi Osman, Islam and the freedom of faith, ARABIA, London Juni 1985, S. 10, und November 1985, s.11
4 - Dass sich die katholische Kirche wegen Gewalttendenzen im Bereich der » Befreiungstheologie« Sorgen macht, ergab sich bereits aus einer Instruktion des Vatikans dazu von 1984. In einer folgenden »Instruktion über christliche Freiheit und Befreiung« verurteilte die Glaubenskongregation 1986 » den systematischen Rückgriff auf Gewalt als für die Befreiung angeblich notwendig« und untersagte christlichen Aktivisten jede Berührung mit Terrorismus; siehe auch Martin Kriele, Die linksfaschistische Häresie, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28- 5. 1986, S. 11
5 - Vgl. Thomas Ross, Mit teuflisch gutem Gewissen, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. 7.1985
6 - Slimane Zeghidour, La fin de 1'islam debonnaire, in: Le Matin du Sahara et du Maghreb, Magazine vom 24. 2. 1991, S. 8f.
7 - 3:104, 110, 114; 7:157; 9:71, 112; 22:41; 31:17
8 - An-Nawawi, Vierzig Hadithe, Leicester 1979, Hadith Nr. 34
9 - desgl., Hadith Nr. 7

 

26 Wie werden Selbstmordattentater aus Islamischer Sicht betrachtet?

im Allgemeinen bedeutet der Selbstmord sich voreilig das Leben zu nehmen. Dieses Thema wirft in der Regel sehr viele Fragen auf, wie zum Beispiel: Sind wir Menschen überhaupt berechtigt unserem Leben vorzeitig ein Ende zu setzen? Hat der Erschaffer und Eigentümer uns Menschen auch die Erlaubnis gegeben das uns anvertraute Leben samt Körper durch Selbstmord zu vernichten? Besteht für die Menschen überhaupt eine Ermächtigung sein eigenes oder das Leben eines anderen zu zerstören? Die Antwort dieser Fragen ist sehr bedeutsam. Wenn über diese Antwort nicht nachgedacht wird, wird es nicht klar, warum überhaupt der Selbstmord generell im Islam strengstens verboten ist.

Gott, der Herr hat unsere feinfühlende und glasklare Seele in einem menschlichen Körper auf die Erde gesandt. Dieser gesandte Körper ist uns Menschen ein von Gott anvertrautes Gut. Unsere Seele ist gewissermaßen zu Gast in unserem Körper, was zu bedeuten hat, daß unser Körper nicht unser Besitztum ist. Wenn wir Menschen die Eigentümer unserer Körper wären, so hätten wir auch die Berechtigung damit anzustellen was wir wollten, weil es ja unser Gut wäre. Da wir nicht die Eigentümer sind, sind wir verpflichtet diese Leihgabe mit allen Mitteln zu waren und zu beschützen. Wir sind folglich nicht autorisiert unseren Körper zu vernichten, geschweige denn ihm einen Kratzer zuzufügen.

Der Körper ist der Seele eine Herberge, die zum Schutze dient. Demzufolge können und dürfen wir nicht beliebige Aktionen starten, die dieses göttliche Kunstwerkwunder auch nur im Geringsten schädigen oder zerstören würden. Wir können und dürfen einfach nicht durch Falschbezeichnungen, wie „sich zu Tode fasten“, oder durch Hungerstreik am Zerfall unseres Körpers mitwirken. Aufgrund wirtschaftlicher und oder gesellschaftlicher Unannehmlichkeiten können und dürfen wir nicht in die Hoffnungslosigkeit verfallen und uns dem Selbstmord hingeben. Wir können nicht einfach unseren Körper als eine lebende Bombe in die Luft sprengen und andere unschuldige Menschen mit in den Tod zerren.

Da unser Körper samt Organe, mit Händen und Füßen, sowie Augen und Ohren nicht das Produkt unserer eigenen Kunstfertigkeit ist, versteht sich, dass dieses Kunstwerkwunder von einem Gott erschaffen ist und uns zur Nutzung bewilligt wird. Es ist erlaubt dieses Kunstwerk zu reparieren, aber es ist definitiv verboten diesen, geschweige denn andere Körper, zu vernichten. Aufgrund dieser Tatsachen ist im Islam der Selbstmord, jeglicher Art, verboten. Einigen Gelehrten zufolge, wird der Leichnam solcher Selbstmörder ohne Bestattungszeremonie und ohne Bittgebet beigelegt, weil sie das Bauwerk Gottes demoliert haben. Ein bedeutungsvoller Gelehrter der heutigen islamischen Welt, "Bediüzzaman" Said Nursi (1876 – 1960), schreibt dass der Körper selbst und dessen Versorgung nicht uns überlassen sei. Lesen wir einen kurzen Abschnitt der sinngemäßen Übersetzung:

„Oh Mensch, wisse das der dir von Gott gegebene Körper, das Leib samt seinen Organen, ein dir anvertrautes Gut ist und nicht dein Eigen. Der Allgerechte Gott hat Sein Eigentum freigiebig in deine Hand gelegt, damit du einen Nutzen davon hast. Nachdem das dir gegebene Leben samt seinen Zugehörigkeiten nicht dein Eigentum ist, sondern eine Leihgabe zum Vollbringen deiner Pflichten und zur Versorgung deiner Bedürfnisse, gehe sorgfältig damit um.“ (Barla Lahikasi, 250.Brief)

27 Es werden Karikaturen und Filme über den Propheten veröffentlicht. Was ist Ihrer Meinung nach die allgemein vertretbare korrekte Reaktion darauf?

die Antworten der Gelehrten und muslimischen Politiker waren eigentlich genügend und ausreichend. Da sich jedoch besonders die arabische Welt gerade im Umbruch befindet und die Diskussion von der Kanzel auf die Straße übertragen wurde, beteiligten sich nun auch wutgeladene und besonders unwissende Menschen an ihr.
Man sollte bei diesen Protesten nicht nur den Religionsfaktor berücksichtigen, es spielen auch sehr viele andere Faktoren eine Rolle.

Ich möchte das Thema aber aus einem anderen Gesichtspunkt her betrachten:

Die allererste Reaktion hätte unserer Meinung nach von den christlichen Gelehrten kommen müssen. Sie wissen eigentlich ganz genau, dass diese Beleidigungen in keinster Weise der Wahrheit entsprechen. Sie kennen die Früchte des Propheten Muhammed (asm) zu gut und haben diese auch schon genügend analysiert. Gazali kennen sie sehr gut, Geylani wurde schon immer bewundert und Mevlana wird von ihnen ernsthaft respektiert. Keiner kann heute verleugnen, welch hohen Anteil die islamische Zivilisation an der heutigen Wissenschaft besitzt.

Jeder weiß auch ganz genau: Falls jemand im Islam den Propheten Jesus (as) nicht annimmt, so steigt er aus dem Glauben aus und fällt in den Unglauben. Also musste diese Religion eine himmlische sein. Etwas anderes kann nicht der Fall sein.

Nach islamischer Auffasung, riefen alle Propheten zum Glauben an den selben Gott auf, man konnte sie als ,,Strahlen von der selben Lampe'' bezeichnen. Gerade deshalb sind die Muslime zur Hochachtung vor diesen Gesandten verpflichtet. Gäbe es in der muslimischen Welt eine Karikatur über Jesus, so käme die ablehnende Reaktion als allererstes von den islamischen Gelehrten. Wenn die christlich-geprägte westliche Welt mit gleicher Sorgfalt und gleichem Respekt agiert hätte, so wären die (zu Unrecht gewalttätigen) Proteste anders verlaufen.

Dennoch stellt sich die Frage: was bezweckte der Produzent einer solchen Provokation?
Wurde er dafür bezahlt? Oder ging es ihm darum sein krankes Gedankengut unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit zu verbreiten? War er wirklich Anhänger einer Religion?


Wir sind der Meinung, dass es nicht kritisierenden Ursprung gehabt haben kann.

Wahrscheinlich war es ideologisch-wirtschaftlichen Ursprungs.
Eine andere Frage die uns beschäftigt ist: Ist diese Person ein gläubiger Christ oder ein religionsfeindlicher Ateist? Die zweite Option wird wohl mehr zutreffen.

Als Sie mich gebeten haben, eine Reaktion zu formulieren, fiel es mir aus unerklärlichen Gründen schwer. Als ich genauer darüber nachgedacht hatte, bemerkte ich, dass es mit solchen geistig-verwirrten Produzenten gar nicht möglich war, ein Diskussionsgespräch auf Augenhöhe zu führen.
Es gab ja gar keine Grundlage. Er hatte ja gar keine anständige Kritik, die es zu berücksichtigen und zu widerlegen galt. Das einzige wovon dieser Schmähfilm gespeist wurde, war Hass, Feindseligkeit und Intoleranz. Wie soll man da rationale Argumente anführen?

28 Könnt ihr was zum Thema Jugend und Zeitverschwendung schreiben

Eine Ermahnung für einige Jugendliche

Eines Tages kamen einige Jugendliche zu mir. Sie wollten eine wirksame Ermahnung von mir empfangen, um sich vor den Gefahren zu schützen, die ihnen aus ihren jugendlichen Interessen und ihrer Lebensweise erwachsen. So habe auch ich ihnen das gesagt, was ich früher denjenigen gesagt habe, die um Hilfe aus der Risale-i Nur gebeten hatten:

Eure Jugendzeit wird mit Sicherheit vorübergehen. Wenn ihr nicht innerhalb des von Gott erlaubten Rahmens bleibt, wird diese Jugendzeit verloren gehen und euch nicht nur im Jenseits und im Grab, sondern auch schon in dieser Welt mehr als Genüsse Unglück und Schmerzen bereiten. Wenn ihr aber dieses Geschenk eurer Jugendzeit der islamischen Erziehung entsprechend als eine Danksagung in Ehren, Redlichkeit und Gehorsam verbringt, wird diese Jugend euch innerlich ewig erhalten bleiben und euch dazu verhelfen, eine unsterbliche, ewige Jugend zu gewinnen.

Was das Leben betrifft, so bringt es, gäbe es den Glauben nicht, oder hätte dieser Glaube durch den Ungehorsam keine Wirkung, in Folge äußerlicher, sehr kurzer Genüsse und Vergnügungen, tausendfach mehr Leiden, Kummer und Sorgen. Denn da der Mensch Verstand und Denkvermögen hat, ist er von seinem Wesen her, im Gegensatz zum Tier, sowohl mit der gegenwärtigen als auch mit der vergangenen und der zukünftigen Zeit verbunden. Dabei kann er aus diesen Zeiten sowohl Schmerz als auch Freude schöpfen.

Was aber ein Tier betrifft, so werden seine vergangenen Schmerzen und seine Ängste vor der Zukunft seine gegenwärtige Freude nicht zerstören, weil es darüber nicht nachdenken kann.

Was aber den Menschen betrifft, welcher der Gottvergessenheit und dem Irrtum verfallen ist, so verbittern und zerstören die Trauer über das Vergangene und die Sorge vor der Zukunft sein augenblickliches bisschen Freude völlig. Was insbesondere die unerlaubten Freuden betrifft, so gleichen sie ganz und gar dem vergifteten Honig. Das heißt also, dass der Mensch vom Standpunkt des Lebensgenusses aus hundertfach tiefer sinkt als ein Tier. Vielmehr gehört dem, der einem Irrweg folgt und gottvergessen lebt, sein Leben, ja seine ganze Existenz, ja sogar seine ganze Welt nur einen Tag lang. Alle vergangenen Jahreszeiten und Lebensalter und alles, was da war, ist von seinem irrigen Standpunkt aus betrachtet, nicht mehr vorhanden, gestorben. Sein verstandesgemäßes Denken malt ihm alles in Dunkelheit und Finsternis. Was aber die Zukunft betrifft, so ist sie für ihn aus seinem Mangel an Überzeugung wiederum nicht existent. Die durch diese Nichtexistenz verursachten beständigen Trennungen verfinstern ihm, infolge seiner Fähigkeit darüber nachzudenken, beständig das Leben.

Wenn aber der Glaube das Leben zum Leben erweckt, dann wird sowohl die vergangene als auch die künftige Zeit im Lichte des Glaubens erleuchtet und erhält ihre Gestalt. Gleich der gegenwärtigen Zeit verleiht dann das Leben dem Herzen und der Seele des Menschen, vom Standpunkt des Glaubens aus betrachtet, erhabene, geistige Genüsse und Lichter, unter denen es sich gestaltet. Diese Wahrheit ist in einer Abhandlung für die Alten, der Siebten Hoffnung[1], erklärt worden. Dort kann man darüber nachlesen.

Siehe, so ist also nun das Leben. Verlangt es euch nach den Freuden und Genüssen des Lebens, so macht euer Leben lebendig durch ein Leben aus dem Glauben, schmückt es mit euren Pflichten gegenüber Gott und bewahrt es euch dadurch, dass ihr euch der Sünden enthaltet.

Was aber die ungeheuerliche Wahrheit vom Tode betrifft, die jeden Tag und überall und zu jeder Zeit die Dahinscheidenden erweisen, so möchte ich sie euch anhand eines Beispiels erläutern, wie ich das schon anderen jungen Leuten gegenüber getan habe:

Da ist zum Beispiel hier vor euren Augen ein Galgen aufgerichtet. Gleich daneben steht eine Los-Agentur, aber eine solche für die Vergabe der besonders hohen Gewinne. Nun werden also wir zehn, die wir hier sind, in jedem Fall, ob wir es wollen oder nicht, einen anderen Weg gibt es nicht, dorthin vorgeladen. Wir werden aufgerufen. Und während wir noch darauf warten und weil die Zeit unserer Abberufung unbestimmt ist, vielmehr jeden Augenblick jemand: »Komm, nimm dein Verdammungslos und steige zum Galgen hinauf!« oder: »Komm, nimm dein Los, mit dem du Millionen Goldstücke gewonnen hast!« rufen kann, kommen plötzlich zwei Menschen zur Tür herein. Einer von ihnen ist eine verführerisch schöne, halbnackte Frau, die in ihrer Hand eine Schale mit Halwa hält, die äußerlich zwar köstlich erscheint, in Wirklichkeit aber giftig ist und die sie als Speise anbietet. Der andere aber, ein ernster Mann, der nicht betrügt und sich nicht betrügen lässt, tritt hinter der Frau ein und sagt:

»Ich habe euch ein Losungswort, eine Anweisung mitgebracht. Wenn ihr dieses aussprecht und die Halwa nicht esst, werdet ihr euch vor dem Galgen retten. Mit diesem Losungswort werdet ihr jenen einzigartigen, hohen Gewinn empfangen. Dort vor dem Galgen seht ihr ja bereits mit eigenen Augen, wie die Honigesser dahingehen und sich noch im Gehen von der vergifteten Halwa in fürchterlichen Leibschmerzen krümmen, während ihr zwar nicht seht, wie diejenigen, welche das Große Los gezogen haben und die ihr offensichtlich auch zum Galgen hinaufsteigen seht, gar nicht aufgehängt werden, sondern von dort aus mit Leichtigkeit einen Schritt zur Los-Agentur hinüber tun und dort eintreten. Dafür gibt es Millionen Zeugen, die davon Nachricht geben. So schaut denn zum Fenster hinaus. Die obersten Beamten und die höchsten Persönlichkeiten, die sich damit beschäftigen, verkünden mit lauter Stimme und berichten: Diejenigen, welche zum Galgen hinaufsteigen, sind mit augenscheinlicher Sicherheit genauso, wie ihr sie seht. Diejenigen aber, die das Große Los gezogen haben, das sind die Besitzer des Losungswortes. Das sollt ihr ganz ohne allen Zwiespalt und Zweifel mit der absoluten Sicherheit des Tages wissen.«

So fällt denn der Mensch, äußerlich betrachtet, in das Unglück des Todes, der einer Hinrichtung am Galgen, und in das des Grabes, welches einem Tor in die ewige Finsternis gleicht, weil er durch die Ausschweifungen und die unerlaubten Vergnügungen in seiner Jugend, die dem vergifteten Honig in unserem Beispiel gleichen, den Glauben verloren hat, der die Eintrittskarte und der Ausweis für die Schatzkammer der Ewigkeit und eine endlose Glückseligkeit ist, und so kann denn der Henker-Tod, vor dem jung und alt gleich sind, weil die Todesstunde unbekannt ist, jederzeit kommen, um seinen Kopf abzuschlagen. Wenn der Mensch diese von Gott verbotenen Leidenschaften, die dem vergifteten Honig gleichen, aufgibt, zu seinem Glauben steht und seine Pflichten gegenüber Gott, die das Losungswort des Qur´an sind, auf sich nimmt, wird er das Los für die Schatzkammer zur ewigen Glückseligkeit aus der wunderbaren Lotterie der Zukunft, die dem Menschen bestimmt ist, gewinnen. Darüber berichten die 124.000 Gottesgesandte[2], mit denen der Friede sei, und so viele Heilige und Kenner der Wahrheit, dass man sie gar nicht mehr zählen kann, übereinstimmend... und sie zeigen die Anzeichen dafür auf.

Kurzum: Die Jugendzeit wird vergehen. Wenn sie in Ausschweifung vergangen ist, wird sie sowohl in dieser Welt, als auch im Jenseits Tausende von Übeln und Schmerzen zur Folge haben. Wollt ihr begreifen, wie solche jungen Leute meistens durch Krankheiten, die aus Missbrauch und Kraftvergeudung entstanden sind, die Krankenhäuser, durch Maßlosigkeit und Übergriffe, die Gefängnisse und Armenhäuser, durch Depressionen und seelischen Kummer die Kneipen überschwemmen, so fragt in den Krankenhäusern und in den Gefängnissen und auf den Friedhöfen nach.
Sicherlich werden die meisten Krankenhäuser euch in ihrer eigenen Sprache, in ihrem Seufzen und Wehklagen von den Krankheiten berichten, die in der Verführung der Jugend durch Verschwendung und Missbrauch entstanden sind.

Auch aus den Gefängnissen werdet ihr von der Trauer so vieler unglücklicher junger Leute hören, welche in ihrem jugendlichen Überschwang für ihr ungesetzliches Verhalten Schläge bekommen haben.

Zudem werdet ihr wissen, dass in jenem Zwischenreich, in der Welt des Grabes, dessen Tore ständig vor den Eintretenden geöffnet und hinter ihnen wieder geschlossen werden, die meisten Qualen eine Folge des Missbrauchs in der Jugendzeit sind, wofür auch alle die Kenner der Grabeswelt Zeugnis ablegen und was auch alle Kenner der Wahrheit bestätigen und bezeugen.

Außerdem sollt ihr die Alten und Kranken fragen, die den größten Teil der Menschheit bilden. Weitaus die meisten von ihnen werden sicherlich in Trauer und Sehnsucht sagen: »Weh uns, wir haben unsere Jugendzeit umsonst verlebt, verloren und dafür bezahlen müssen. Hütet euch davor, dass ihr es nicht auch so macht, wie wir.«

Denn wer in seiner Jugendzeit fünf oder zehn Jahre mit unerlaubten Vergnügungen verbracht hat und deswegen in dieser Welt viele Jahre in Kummer und Sorge leben muss, im Zwischenreich Strafe und Schaden erleidet und im Jenseits die Qualen der Hölle und des Feuers[3] zu verkosten bekommt, der verdient, trotzdem (obwohl) er sich in einem bedauernswerten Zustande befindet, nach dem Geheimnis: »Wer mit dem Schaden einverstanden ist, den soll man nicht bedauern.«[4] gar kein Mitleid. Denn wer seinen Schaden absichtlich herbeiführt, dessen braucht man sich nicht zu erbarmen und er verdient es auch gar nicht.

Gott der Gerechte möge uns und euch
vor den Verführungen und Verlockungen dieser Zeit
retten und bewahren. Amen.

 

 

[1] Siehe Blitze, s. 452-457.

[2] Siehe Ibn Hanbal, Musnad, 5, 169, 265, 266; İbn Hibbân, as-Sahîh 2/77; at-Tabarânî, al-Mu’dscham al-Kabîr 8/217; al-Hâkim, al-Mustadrak 2/652: İbn Sa’d, at-Tabakat al-Kubrâ 1/32, 54; Mischkât al-Masabih, 3/122 (Hadith Nr. 5737); Ibn Kathir, Tafsir,Musnad, Hadith Nr. 478; Mawarid az-Zaman, s. 502 und 508; Kanz al-Ummal, Hadith Nr. 48212; Suyuti, al-Hawî lil-Fatawa, 2/316; Suyuti, Tafsir ad-Durr al-Mansur, 1/51; al-Matalib al-Aliyya, 3/269; Zad al-Maâd, 1/43 und 44; Bayhakî, Schuab al-Iman, 1/380. 1/504; Abu Dawud at-Tayalisi,

[3] Siehe Sure al-Qamar, 54:48; Muddassir, 74:26, 27, 42.

[4] Ein methodologisches Prinzip, das aus dem Qur’an und den Hadithen abgeleitet wurde. Siehe Sure al-Maida, 5:108; Tafsir ad-Durr al-Mansur, 2/262; Ibn Madscha, 2/133, Hadithnr. 414. (IAD)

29 Ist das Heiraten notwendig? Welche Bedingungen stellt eine Ehe?

„Und unter Seinen Zeichen ist dies, daß Er Gattinnen für euch schuf aus euch selber, auf daß ihr Frieden in ihnen fändet, und Er hat Liebe und Zärtlichkeit zwischen euch gesetzt. Hierin sind wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt.“ (Sure Al-Rum, Vers 22)

In diesem genannten Vers wird zur Heirat und somit zur Gründung einer Ehegemeinschaft ermutigt. Eine fortwährende Liebesempfindung samt aufrechtem (intaktem) Zärtlichkeitsgefühl zwischen Mann und Frau in einer Ehe ist ein Zeugnis für die Barmherzigkeit und Führung Gottes. Der Islam gewährt mit seinem verkündeten Monotheismus dem erschaffenen Menschen eine totale Grundsatzversorgung. Mit einem unvoreingenommenem Blick erkennt man, dass jede islamische Angelegenheit voller Weisheit, Nutzen und Bedachtsamkeit steckt. Der Islam demonstriert einen klaren und einsichtigen Ein-Gott-Glauben und verwirft die Vielgötterei der Polytheisten aus den Sinnen der Menschen. Er verbietet die Ungerechtigkeit und das dulden von Grausamkeiten. Es heißt: „Wer Unrecht duldet, der begeht ebenfalls Unrecht“ (Said Nursi).
Durch das Leben des ehrenwerten Propheten Muhammad (s.a.s.) und dem seiner Gefolgschaft lehrt und zeigt der Islam bis zum heutigen Tag eine absolute Gerechtigkeit samt seinem Gerechtigkeitssinn. Er kanalisiert die zur Sünde verleitenden Gefühle (Trieb) und leitet den Menschen vom Bösen und Verbotenen immer hin zum rechten und Gott gefälligen Weg. Er verbietet den Ehebruch und ähnliche Verhalten, die durch das Entgleisen einer einzelnen Person das Gemeinschaftsleben erschüttern und das Familiennest zerstören und alle samt zum Unglück führen. Die Ehe regelt das Verhältnis zwischen Mann und Frau auf schönste Weise.

Wie bei jeder anderen Angelegenheit in der die gegebenen, bzw. die bevorstehenden Bedingungen berücksichtigt werden, so sollten auch für die Heirat die gegebenen und bevorstehenden Fakten berücksichtigt und durchdacht sein. Die Gebote und Empfehlungen bezüglich der Heirat basieren auf Versen aus dem Qur´an, sowie auf Aussprüche (Hadithe) des ehrenwerten Propheten (s.a.s.). Diese werden seitens Gelehrten und Koranexegeten (muslimischen Führern) verkündet und zum Einhalten geraten. Schauen wir uns nur einige wenige Gebote an:

„O die ihr glaubt, es ist euch nicht erlaubt, Frauen gegen (ihren) Willen zu beerben; noch sollt ihr sie widerrechtlich zurückhalten, um (ihnen) einen Teil von dem wegzunehmen, was ihr ihnen gabt, es sei denn, sie hätten offenbare Schändlichkeit begangen; und geht gütig mit ihnen um. Wenn ihr eine Abneigung gegen sie empfindet, wer weiß, vielleicht empfindet ihr Abneigung gegen etwas, worein Allah aber viel Gutes gelegt hat.“

„Und wenn ihr eine Frau gegen eine andere tauschen möchtet und habt der einen bereits einen Schatz gegeben, so nehmt nichts davon zurück. Möchtet ihr es etwa durch Lüge und offenbare Sünde zurücknehmen?“

„Und wie könnt ihr es nehmen, wo ihr eins miteinander geworden seid und sie (die Frauen) ein festes Versprechen von euch abgenommen haben? (Sure Nisa, Vers 20, 21, 22)

Das göttliche Gebot zu Heiraten und sich zu mehren ist natürlich an bestimmte Konditionen gebunden und gilt nicht für jedermann und auch nicht zu jeder Zeit. Das wichtigste Ergebnis einer Ehe ist die Nachkommenschaft, wodurch der Familienstamm und somit die Menschheit weiterexistiert. Des Weiteren kann man durch die Heirat seiner Begierde im erlaubten Rahmen Befriedigung gewähren. Hierdurch ist (in der Regel) der naturgemäßen Keuschheit des rechten Weges Einhalt geboten und der Ungerechtigkeit wie Ehebruch, Misshandlung und Vergewaltigung vorgebeugt. Wenn der Ehe nicht eingewilligt wird (wenn man nicht heiratet) besteht in diesem Fall immer die Gefahr der geistigen Unkeuschheit, da man seinen Trieb nicht im erlaubten Rahmen befriedigen kann, sondern immer eine uneheliche, verwehrte Art der Befriedigung ersuchen wird. (Ausnahmen bestätigen die Regel). Wer im Stande ist eine Ehefrau zu unterhalten, für den ist, bzw. wird die Heirat dann zur Pflicht. Andererseits wächst die Wahrscheinlichkeit gewaltig heran, dass das Sündigen seinen Alltag bestimmt, bzw. zu einem Bestandteil seiner Persönlichkeit wird. In einer Hadith sagt der Prophet (s.a.s.), daß die jungen Männer deren (sobald ihr) Vermögen für eine Ehe ausreicht auch heiraten sollten und solche die zu arm sind um zu heiraten regelmäßig fasten sollten.

Die Junggesellen wiederum, die ihr Leben in Mäßigkeit und Erfüllung verbringen und frei von körperlicher Begierde sind und kein starkes Verlangen oder Sehnsucht nach einer Partnerin haben, für die ist die Heirat in dem Fall keine Erfordernis. Sie können natürlich heiraten, aber sie müssten nicht umgehend heiraten. (Hierbei geht es darum, das die natürlichen Bedürfnisse junger Menschen in gesitteter Weise ausgelebt werden. Somit ist dem Abschweifen von jungen Leuten in die Perversion vorgebeugt. Die Spiritualität junger Menschen wird durch die Ehe sauber und aufrecht gehalten. Mädchen und Frauen der Gemeinschaft, sowie die Ehegemeinschaften und andere Familien sind vor der Anschuldigung der Unsittlichkeit gewahrt. Die Harmonie innerhalb einer Gesellschaft, eines Volkes ist als Nebenwirkung durch Achtung solcher Gebote gegeben.)

Wenn ein Mann Bedenken hat innerhalb einer Ehegemeinschaft die Rechte der Frauen einhalten zu können oder er fürchtet dem Ehepartner Leid anzutun, dann ist es einem Mann erlaubt nicht zu heiraten. Wer sich bewusst ist seinen möglichen Ehepartner nicht rechtens behandeln zu können, so das davon auszugehen ist das er sie misshandeln wird, dem ist sogar somit die Heirat untersagt. Für einen erkrankten Menschen, dessen Krankheit unangebrachter Weise höchst wahrscheinlich nach der Heirat sich verschlechtern wird, dem ist es ebenfalls nicht gestattet zu heiraten, weil somit dem frisch Verheirateten Ehepartner und den möglichen Kinder eine vielleicht unzumutbare und unerträgliche Last auferlegt wird, was wiederum nicht im Sinne des Islam ist. (Islam heißt Erleichterung und nicht Erschwerung)

Nach der Schafi’i, der orthodoxen sunnitischen Rechtschule, ist das Heiraten eine Sunna (Nachahmung des Propheten (s.a.s.) und nach mancher anderer Auslegung nur eine Gute (lobenswerte) Tat. Wenn einer Frau nur durch die Heirat die Möglichkeit der Rettung aus schlechten Verhältnissen (Stiefvater-Mutter, misshandelnde Angehörige usw.) gegeben ist, so ist für diese Frau das Heiraten sogar notwendig, bzw. Pflicht (sei es auch nur aus zwecken der Selbstliebe (Selbsterhalt) und nicht aus Liebe zum Partner). Wiederum nach den Schafi’i sollten Junggesellen, deren Vermögen für die Ehe (Bezugspreis, Unterhalt) ausreicht, sie aber dennoch nicht das Bedürfnis zur Heirat haben, sich regelmäßig mit viel freiwilligen Gebeten, nichtpflichtigen Gottesdiensten beschäftigen. Das sei Bewunderungswert für sie.

Mehmet Paksu

 

 

30 Wie beurteilt der Islam die Selbstmordanschläge?

im Allgemeinen bedeutet der Selbstmord sich voreilig das Leben zu nehmen. Dieses Thema wirft in der Regel sehr viele Fragen auf, wie zum Beispiel: Sind wir Menschen überhaupt berechtigt unserem Leben vorzeitig ein Ende zu setzen? Hat der Erschaffer und Eigentümer uns Menschen auch die Erlaubnis gegeben das uns anvertraute Leben samt Körper durch Selbstmord zu vernichten? Besteht für die Menschen überhaupt eine Ermächtigung sein eigenes oder das Leben eines anderen zu zerstören? Die Antwort dieser Fragen ist sehr bedeutsam. Wenn über diese Antwort nicht nachgedacht wird, wird es nicht klar, warum überhaupt der Selbstmord generell im Islam strengstens verboten ist.

Gott, der Herr hat unsere feinfühlende und glasklare Seele in einem menschlichen Körper auf die Erde gesandt. Dieser gesandte Körper ist uns Menschen ein von Gott anvertrautes Gut. Unsere Seele ist gewissermaßen zu Gast in unserem Körper, was zu bedeuten hat, daß unser Körper nicht unser Besitztum ist. Wenn wir Menschen die Eigentümer unserer Körper wären, so hätten wir auch die Berechtigung damit anzustellen was wir wollten, weil es ja unser Gut wäre. Da wir nicht die Eigentümer sind, (was nun mal der Wahrheit entspricht) sind wir verpflichtet diese Leihgabe mit allen Mitteln zu waren und zu beschützen. Wir sind folglich nicht autorisiert unseren Körper zu vernichten, geschweige denn ihm einen Kratzer zuzufügen.

Der Körper ist der Seele eine Herberge, die zum Schutze dient. Demzufolge können und dürfen wir nicht beliebige Aktionen starten, die dieses göttliche Kunstwerkwunder auch nur im Geringsten schädigen oder zerstören würden. Wir können und dürfen einfach nicht durch Falschbezeichnungen, wie „sich zu Tode fasten“, oder durch Hungerstreik am Zerfall unseres Körpers mitwirken. Aufgrund wirtschaftlicher und oder gesellschaftlicher Unannehmlichkeiten können und dürfen wir nicht in die Hoffnungslosigkeit verfallen und uns dem Selbstmord hingeben. Wir können nicht einfach unseren Körper als eine lebende Bombe in die Luft sprengen und andere unschuldige Menschen mit in den Tod zerren.

Da unser Körper samt Organe, mit Händen und Füßen, sowie Augen und Ohren nicht das Produkt unserer eigenen Kunstfertigkeit ist, versteht sich, dass dieses Kunstwerkwunder von einem Gott erschaffen ist und uns zur Nutzung bewilligt wird. Es ist erlaubt dieses Kunstwerk zu reparieren, aber es ist definitiv verboten diesen, geschweige denn andere Körper, zu vernichten. Aufgrund dieser Tatsachen ist im Islam der Selbstmord, jeglicher Art, verboten. Einigen Gelehrten zufolge, wird der Leichnam solcher Selbstmörder ohne Bestattungszeremonie und ohne Bittgebet beigelegt, weil sie das Bauwerk Gottes demoliert haben. Einer der bedeutungsvollsten Gelehrten der heutigen islamischen Welt, Bediuzzaman Said Nursi (1876 – 1960), schreibt dass der Körper selbst und dessen Versorgung nicht uns überlassen sei. Lesen wir einen kurzen Abschnitt der sinngemäßen Übersetzung:

„Oh Mensch, wisse das der dir von Gott gegebene Körper, das Leib samt seinen Organen, ein dir anvertrautes Gut ist und nicht dein Eigen. Der Allgerechte Gott hat Sein Eigentum freigiebig in deine Hand gelegt, damit du einen Nutzen davon hast. Nachdem das dir gegebene Leben samt seinen Zugehörigkeiten nicht dein Eigentum ist, sondern eine Leihgabe zum Vollbringen deiner Pflichten und zur Versorgung deiner Bedürfnisse, gehe sorgfältig damit um.“ (Barla Lahika, 250.Brief)

31 Wie und wann kann man verpasste Pflichtgebete nachholen (ṣalāt al-qaḍāʾ)?

beim Verrichten eines Pflichtgebets zu seiner Zeit spricht man von adā, beim Nachholen im Falle des Verpassens spricht man von qaḍāʾ und beim Wiederholen eines ungültig gewordenen Gebets spricht man von iʿadā.

Das Nachholen eines Pflichtgebets (qaḍāʾ) kommt dann in Frage, wenn das Gebet bewusst oder versehentlich nicht verrichtet wurde. Ein Pflichtgebet absichtlich nicht zu verrichten ist eine große Sünde und sollte vermieden werden. Im Falle eines solchen Fehlers sollte dieses Gebet schnellstmöglich nachgebetet werden, sodass man sich von dieser Last befreit. Denn man kann nicht wissen, wann der Tod einen erreicht. So sollte man nicht unvorbereitet sein und es riskieren, dass man mit derartigen Vorbelastungen ins Jenseits geht.
Auch wenn durch das Nachholen eines derartig verpassten Pflichtgebets man die Pflicht an sich nachträglich erfüllt, ist aufgrund der Unterlassung zur eigentlichen Zeit eine Reue (tauba) und Bitte um Vergebung (istiġfār) für diese große Sünde nötig. Daher ist sowohl das Nachholen (qaḍāʾ) als auch die Tauba erforderlich.

Auch Pflichtgebete die aufgrund des Vergessens, des Verschlafens oder einer anderen gestatteten Ausnahme verpasst wurden, sollten im Nachhinein schnellstmöglich nachgeholt werden.

Gewisse Situationen wie etwa die Menstruationsphase und der Wochenfluss bei Frauen oder anhaltende psychische Störungen, die das Bewusstsein behindern, bilden Ausnahmen in denen nicht gebetet wird und bei denen auch ein späteres Nachholen nicht erforderlich ist. Das Beten für Frauen während ihrer Menstruation oder Wochenflussphase ist ohnehin eine untersagte Handlung.
Das Nachholen von Pflichtgebeten, welche nicht zu ihrer eigentlichen Zeit verrichtet wurden, wird als Pflicht (fard) angesehen. Das Nachholen des Witr-Gebets ist wāǧib und das Nachholen des Sunna-Gebets ist sunna. Dies gilt nur für das Sunna-Gebet des Morgengebetes (ṣalāt al-faǧr). Bei einem verpassten Morgengebet kann innerhalb desselben Tages vor dem Eintritt der Mittagszeit das Sunna-Gebet des Morgengebetes zusammen mit dem Pflicht-Teil nachgeholt werden; wenn die Mittagszeit jedoch vorüber ist, holt man nur den Pflicht-Teil nach, nicht aber den Sunna-Teil.

Manche Sunna-Gebete der zeitgebundenen Pflichtgebete können auch im Nachhinein nachgeholt werden. Wenn man beispielsweise das Sunna-Gebet des Mittagsgebets (ṣalāt aẓ-ẓuhr) mit vier Einheiten (rakʿa) unterlässt um das gemeinschaftliche Pflichtgebet nicht zu verpassen, so kann man dieses vorherige Sunna-Gebet nach dem Pflichtgebet beziehungsweise nach dem abschließenden Sunna-Gebet mit zwei Einheiten nachholen. Dies gilt auch im Falle des Sunna-Gebets vor dem Freitagsgebet (ṣalāt al-ǧumʿa), welches nach dem gemeinschaftlichen Gebet nachgeholt werden kann, sofern dieses vor der Predigt (ḫuṭba) verpasst wurde. Diese Regelung gilt nicht für die Sunna-Gebete anderer Zeiten. So holt man beispielsweise verpasste Sunna-Gebete vor dem Nachmittags- oder Nachtgebet nicht nach.

Gebete werden ihrer ursprünglichen Art und Weise entsprechen nachgeholt. So wird das Morgengebet (ṣalāt al-faǧr) mit zwei, das Mittagsgebet (ṣalāt aẓ-ẓuhr) mit vier, das Nachmittagsgebet (ṣalāt al-aṣr) mit vier, das Abendgebet (ṣalāt al-maġrib) mit drei, das Nachtgebet (ṣalāt al-ʿišāʾ) mit vier und das Witr-Gebet (ṣalāt al-witr) mit drei Einheiten (rakʿa) nachgeholt.
Für das Nachholen gibt es keine zeitliche oder räumliche Begrenzung. Man kann also nicht sagen: „das Nachholen eines Nachmittagsgebets kann nur innerhalb der Nachmittagszeit stattfinden“. Es steht also der Person frei zu welcher Tageszeit auch immer er ein Gebet nachholen möchte.

Jedoch sollte darauf geachtet werden, nicht während der sogenannten Karāha-Zeiten Gebete zu verrichten, also 45 min. vor Sonnenaufgang, 45 min. vor Sonnenuntergang und 30 min. vor der Überschreitung des Zenits (Tageshöchststand der Sonne), also dem Eintritt der Mittagszeit, da das Verrichten von Gebeten während dieser Zeiten als verpönt erachtet wird. Außerhalb dieser Zeiten kann jederzeit das Nachholen eines Gebets durchgeführt werden.
Wie holt man ein Gebet nach (qaḍāʾ)?

Jemand der mehr als sechs Pflichtgebete verpasst hat, braucht beim Nachholen der Gebete keine systematische Reihenfolge zu beachten. Somit ist es dann beispielsweise irrelevant, ob man beim Nachholen verpasster Gebete mit dem Gebet anfängt, welches am nächsten zurückliegt oder nicht. Außerhalb der oben genannten drei Karāha-Zeiten kann nach Belieben ein Gebet nachgeholt werden, da es keine zeitliche Begrenzung für das Nachholen von Pflichtgebeten gibt. So kann zum Beispiel ein verpasstes Nachmittagsgebet nach dem Nachtgebet oder ein Nachtgebet zur Mittagszeit nachgeholt werden.

Was die Absicht (niyya) angeht die man fassen soll, so kann Folgendes als Beispiel dienen:

„Ich fasse die Absicht, ein verpasstes (Mittags-) Pflichtgebet nachzuholen.“
(Die Absicht fasst man innerlich, weshalb das mündliche Aussprechen nicht notwendig oder relevant ist.)
Jemand der nicht genau weiß, wie viele Gebete er nachzuholen hat, sollte sich nach seiner gewissenhaften Schätzung richten. Wenn keine konkrete Zahl geschätzt werden kann, sollten so viele Gebete nachgeholt werden bis man der Meinung ist, dass nun alle verpassten Pflichtgebete nachgeholt wurden.

Wenn mehrere Personen dasselbe Gebet verpasst haben, so kann dieses Gebet auch gemeinschaftlich nachgeholt werden, nicht aber wenn mehrere Personen unterschiedliche beziehungsweise zu unterschiedlichen Zeiten verpasste Gebete nachholen wollen.
Gebete sollten nach Möglichkeit zu Hause nachgeholt werden, da ohne Grund verpasste Gebete eine Sünde darstellen und daher nicht öffentlich nach außen hin (etwa in Moscheen) gezeigt werden sollten.

32 Gibt es DEN einen Koran?

soweit es Versionen des Qurans betrifft im Gegensatz zur Bibel hat der Quran keine unterschiedlichen Versionen, allerdings existieren allein im Deutschen diverse Übersetzungen.

Was ist nun der Unterschied zwischen einer Version und einer Übersetzung?

Im Falle einer Version unterscheidet sich der Urtext, d.h. der ursprüngliche Text der Offenbarung. Im Falle des Qurans ist dies arabisch. Im Gegensatz dazu verwenden Übersetzungen denselben Urtext, unterscheiden sich allerdings in der Wahl der Worte. Soweit es den Quran betrifft existiert nur ein Urtext, welcher im Topkapi Museum in Instanbul ausgestellt ist, der in über 114 Sprachen, mit mehreren alternativen Übersetzungen in jeder Sprache, übersetzt wurde. Bezüglich dieses Urtextes besteht ein Konsens unter muslimischen als auch nicht-muslischen Historikern, dass dieser Text auf den Propheten Muhammad, mit dem Friede und Segen sei, zurückgeht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Quran zwar in vielen Übersetzungen vorliegt die aber alle auf einer gemeinsamen Version basieren.

33 Warum werden die Muslime überwiegend von Erdbeben, Kriegen und Unheil betroffen?

Liebe Leserin, lieber Leser

 

Unser diesseitiges Leben, welches ein Ort der Prüfung ist und nicht durch Ausschweifungen und Bequemlichkeiten vergeudet werden sollte, ist eine Bildungsstätte, damit der Mensch seinen Herrn (Rab), Schöpfer kennen lernt und nach seiner wahren Bestimmung lebt. Durch Glauben und Anbetung wird die Entwicklung des Menschen gestärkt und zur eigentlichen Berufung befähigt.

Es gibt zwei Kategorien der Anbetung:
1. positive Anbetung
2. negative Anbetung

Positive Anbetungen sind Handlungen wie zum Beispiel das rituelle Gebet und das Fasten.
In der negativen Art wird der Mensch durch Unglück, Beschwerlichkeiten, Krankheit und Naturkatastrophen geprüft, damit er seine Schwäche und Hilflosigkeit verspürt und sich mit Geduld seinem barmherzigen Herrn um Hilfe bittend zuwendet.

Die härtesten Prüfungen wurden insbesondere dem Propheten Muhammed (Allahs Segen und Friede auf ihm), den früheren Propheten und deren treuen Anhängern zuteil. Wenn Unheil und schmerzhafte Lebenserfahrungen ausschließlich minderwertig zu beurteilen wären, hätte Allah den Verkündern seiner Botschaft ein bequemes beziehungsweise sorgenfreies Leben beschert. Dies bezüglich wurde vom Propheten Muhammed folgendes geäußert:

„Diejenigen, welche am meisten dem Unheil und beschwerlichen Hindernissen ausgesetzt werden, sind die Vollkommensten, die Besten unter den Menschen.“(1)

Der Grund warum die Muslime viel mehr von Unheil betroffen werden ist, dass sie für ihre Fehler und Sünden im Diesseits bestraft werden und nicht am Tag des jüngsten Gerichts. Die großen Vergehen (z.B. Mord) und Untugenden, die aus dem Unglauben resultieren, werden dem obersten Gericht überlassen und die kleinen Delikte der Gläubigen werden durch Unglücke ausgeglichen.

 

(1) el-Münâvî, Feyzü’l-Kadîr, 1:519, no: 1056; el-Hâkim, el-Müstedrek, 3:343; Buharî, Merdâ: 3; Tirmizî, Zühd: 57; Ibni Mâce, Fiten: 23; Dârimî, Rikâk: 67; Müsned, 1:172, 174, 180, 185, 6:369.

 

Selam & Dua

Fragenandenislam - Team

 

34 Was ist die Besonderheit vom „Hacerü´l-Esved“ und wie lautet seine Geschichte? Ist die Herkunft des Steins aus dem Paradies(Cennah/Cennet)?

da die Farbe von diesem Stein schwarz ist, wurde es als „Hacerü´l-Esved“, welches übersetzt schwarzer Stein bedeutet, bezeichnet. Der Schwarze Stein ist an der östlichen Ecke, in 1.5m Höhe, nahe gelegen an der Tür der Kaaba befestigt. Er besteht aus drei großen und einigen kleineren Teilen. Zudem ist er von einem silbernen Rahmen umgeben. Ein andere Bezeichnung ist auch „Ruhu´l-Esved“.

Diesen heiligen Stein empfing Ibrahim(Abraham) (Friede sei mit ihm) vom Engel Cebrail(Gabriel). Bevor er an die Kaaba befestigt wurde, wurde er auf dem Berg Ebu Kubeys gehütet. Nach einer Überlieferung sagt unser Prophet Mohammed(a.s.m):“ Ich erkenne immer noch den Stein, der mich vor meiner Prophetenzeit in Mekka begrüßt hat“, diese Aussage bezieht sich auf den Hacerü´l-Esved.

Eines Tages als Omar(r.a.) sich zum Hacerü´l-Esved näherte und ihn küsste sagte er folgendes: „Ich weiß sehr genau, dass du nur ein Stein ohne Vor- und Nachteile bist. Wenn ich nicht gesehen hätte, dass der Gesandte Allahs (Resulullah)(s.a.v.) dich geküsst hat, so würde ich dich niemals küssen“.

Ist die Herkunft des Steins aus dem Paradies(Cennah/Cennet)?

Es gibt authentische Hadithe (Überlieferungen), dass der Hacerü´l-Esved vom Cennet (Paradies) zugesandt worden ist.
In dem Buch Sünen-i Tirmidhi ist folgender Hadith von Ibni Abbas überliefert worden:
„Hacerü´l-Esved wurde vom Paradies herabgesandt. Er war noch viel weißer als die Mich, jedoch die Fehler der Menschen verdunkelten ihn.“ Quelle: Tirmizi, Hacc:49

Die Überlieferung im Müsned lautet wie folgt:
„Hacerü´l Esved wurde vom Paradies herabgesandt. Er war noch näher an der Farbe weiß, als der Schnee es ist. Allerdings haben die Untugenden der Götzenanbeter (Müsrik) ihn verdunkelt.“ Quelle: el-Fethü'r-Rabbani, 12:26

Die Quellen belegen definitiv, dass der Hacerü´l-Esved vom Paradies entstammt und nicht eine erfundene Legende ist.

 

35 Darf man sich tätowieren lassen?

da unser menschlicher Körper eine Leihgabe vom barmherzigen Gott ist, versteht es sich von selbst mit diesem anvertrauten Gut gewissenhaft umzugehen. Dieser sorgfaltiger Umgang beinhaltet neben der regelmäßigen Reinigung auch die Wahrung des Körpers. Das heißt im Klartext, dass es nicht erlaubt ist seinen Körper zu verunstalten, sei es durch ein Tattoo oder durch ein Piercing usw.

Schon vor sehr langer Zeit ließen die Menschen sich an den verschiedensten Körperstellen tätowieren. In der heutigen Zeit ist das Tätowieren in vielen Teilen der Erde zur Mode geworden. Während die jugendlichen Menschen in Amerika und Europa diesen Brauch zur äußeren Zier ihrer Körper anwenden, gibt es wiederum anders wo Völker, die neben der schmückenden Funktion einer Tätowierung der festen Überzeugung sind, dass durch verschiedene Formen und Abbilder auf ihren Körpern die Gelenke gestärkt werden. Heutzutage jedoch ist das Tätowieren nichts weiter als eine Nacheiferung.

Wie man weiß, wird wie folgt tätowiert: Die Hautstelle, auf der tätowierend werden soll, wird durch eine Nadel blutig durchstochen (punktiert), wobei gleichzeitig ein Farbstoff in die Haut eingebracht wird. Dieser Farbstoff befindet sich nach der Heilung unterhalb der Haut. In einer von Buhari und Müslim überlieferten Hadith verbietet der Prophet (sav) sowohl das Tätowieren, als auch das tätowiert werden. Diejenigen, die sich diesem Verbot widersetzen, werden jeglichen Verdienst der göttlichen Gnade verlieren.

Wie hat ein Mensch sich zu verhalten, der sich hat unwissend tätowieren lassen? Die Beurteilung eines solchen Falles ist variabel, weil je nach Art und Inhalt des verwendeten Farbstoffes geurteilt werden muss. Falls der Inhalt aus islamischer Sicht Unrein ist, ist die Tätowierung auch als solches zu sehen. Falls der Inhalt jedoch aus islamischer Sicht rein ist, so ist die Tätowierung auch als „rein“ zu sehen. Falls möglich sollte es durch eine Operation oder durch andere Hilfsmittel entfernt werden. Ist die Tätowierung nicht entfernbar, so lässt man es dabei. Allah legt einem Menschen keine Last auf, von der dieser sich nicht wieder befreien kann. Der Islam erleichtert und stellt einen Menschen nicht vor Problemen, die er nicht bewältigen kann.

Kann durch eine Tätowierung das islamische Reinigungsritual vor Gebeten wirkungslos gemacht werden? Erst einmal muss man sich vor Augen halten, dass die Tätowierung zwar sichtbar auf der Haut, doch in Wirklichkeit unter der Haut ist. Das Reinigungsritual, sowohl Ganzkörper als auch das vor Gebeten besagt, dass über der Haut gereinigt werden muss und nicht darunter. Da die Tätowierung unter der Haut ist und nicht auf der Haut, kann dies das Reinigungsritual nicht ungültig machen. Derjenige, der sich ohne der Folgen bewusst hat tätowieren lassen, kann von Allah um Vergebung bitten und So Gott will wird er dann auch Vergebung erfahren.

36 Wie soll ein Mensch im Sinne des Islam antworten/handeln, wenn er von jemandem bedroht wird?

sowie ein Mensch sich selbst davor hüten sollte anderen Unrecht zuzufügen, so sollte er auch andere Menschen davor abhalten Unrecht zu begehen. Das ist eine menschliche Pflicht. Um das jemand anderem oder sich selbst widerfahrende Unrecht zu verhindern gibt es einige Normen, die man einhalten sollte.
Ist man ungewollter Weise Zeuge einer Ungerechtigkeit (Schlägerei, Raub usw.) sollte man bestrebt sein dieses zu vereiteln und mit den Händen dazwischen zu gehen. Wenn dies nicht möglich ist, dann sollte man versuchen mit den Worten das zu unterbinden. Wenn auch dieses nicht möglich ist, so verkündet der Prophet (a.s.m.), so sollte man mit seinem ganzen Herzen gegen diese Ungerechtigkeit sein. Dieser Ausspruch des Propheten (a.s.m.) wird folgender Weise von den islamischen Gelehrten gedeutet: Das Unrecht mit den Händen zu verhindern obliegt der exekutiven Staatsgewalt, wie Polizei, Ordnungsamt usw. Die Ungerechtigkeit mit den Worten zu vereiteln gebührt den Gelehrten und Pädagogen, die bezüglich der Kriminalprävention über fundiertes Wissen verfügen. Die Ungerechtigkeiten mit dem Herzen zu verurteilen obliegt allen aber in erster Linie den Menschen, die weder durch Wort, noch durch Tat dieses zu verhindern im Stande sind. Ist ein Mensch selbst einer Bedrohung ausgesetzt, so sollte er sich den gegebenen Behörden (Polizei, Anwalt) anvertrauen und den vom Gesetz vorgeschlagenen Methoden folgeleisten. Sind auch diese ohne positiven Ausgang, darf man dennoch nicht vom Opfer zum Täter werden und Selbstjustiz üben. Ist die Bedrohung aktiv, das heißt, man wird tätlich angegriffen, so ist selbstverständlich die eigene Verteidigung rechtens, auch wenn es im Verlauf dessen zur Tötung des Täters kommen sollte. In einem Ausspruch des Propheten heißt es:


„Oh ihr Menschen, wünscht euch nicht die Konfrontation mit dem Feind, sondern bittet Allah um Gesundheit. Wenn ihr aber mit Ihnen (Feinden) zusammenstoßt, so seit geduldig. Wisset, das Paradies ist unterhalb (jenseits) dem Schatten der Schwerter.“ (Muslim, Cihad, 20; Ebu Davut, Cihad 89)
Der Islam ist eine Religion des Friedens. Das Wort „Islam“, was soviel wie Hingebung bedeutet, hat einen gemeinsamen Ursprung mit den Worten „Silm“ (Frieden), „Selamet“ (Heil und Sicherheit vor allen Ängsten) und „Selam“ (Wohl). Diese Worte verkünden Frieden und Sicherheit.
Im Islam ist jeder Mensch von Geburt an rein und frei von Schuld. Jeder Mensch genießt eine Gott gegebene Immunität. Diese Immunität ist lebenslang beständig. Niemand besitzt die Autorität vorsätzlich einem anderen Menschen Unrecht an zu tun und ihn in Unheil zu stürzen. Selbst wenn ein Mensch seine eigene Immunität durch das Begehen einer Schuld behebt, ist es Aufgabe der Justiz dessen Schuld zu beweisen und dessen gerechte Bestrafung nach Ermessen zu bestimmen und zu vollstrecken. Kein Mensch besitzt die Ermächtigung sich selbst zum Staatsanwalt, Richter und Vollstrecker zu erklären und durch Selbstjustiz den Beschuldigten nach eigenem Erachten zu bestrafen.

„Ein Muslim fügt niemanden einen Schaden zu, weder durch Wort, noch durch Tat.“(Tirmizi, Iman 12)

Sollten jedoch alle (irdischen) Türen der Gerechtigkeit verschlossen sein, ist eine Türe definitiv niemals geschlossen und zwar die des jüngsten Gerichts am jüngsten Tag. Ein gläubiger Mensch und allen voran die Muslime sollten in solchen Fällen, nach dem sie alles Menschenmögliche versucht haben, diese Angelegenheit (ihr Schicksal) in die Hand Gottes legen, da am jüngsten Tag mit allen abgerechnet wird. Alle Menschen werden sich vor Gott dem Allgerechten rechtfertigen müssen und wehe dem, der anderen, unschuldigen Unrecht angetan hat. Es heißt, dass ein Mensch mit allen Möglichen begangenen Sünden bei Gott zuflucht suchen soll und diesem auch ggf. vergeben werden kann. Es wird aber davor gemahnt, dass kein Mensch mit Menschenrechtsverstoßen zu Gott kommen soll, weil dies unverzeihlich ist. Weil Gott der Allgerechte ist, könne Er dies nicht einfach verzeihen, sondern das misshandelte Opfer selbst müsste dem einstigen Täter vergeben, damit dieser vor dem Höllenfeuer bzw. der angemessenen Bestrafung verschont werden kann. Das heißt, keine einzige Straftat und kein einziges Unrechtgeschehen bleibt dem Allsehenden Gott verborgen und Er wird spätestens, wenn nicht schon im Diesseits, Seine Gerechtigkeit definitiv walten lassen. Der Prophet (a.s.m.) ist das beste und größte Beispiel, das die Menschheit jemals gesehen hat und ihm sollten Wir folgen.

37 Ist Frieden oder Krieg die Grundlage des Islam?

der Islam ist eine Religion des Friedens. Das Wort „Islam“, was soviel wie Hingebung bedeutet, hat einen gemeinsamen Ursprung mit den Worten „Silm“ (Frieden), „Salamaat“ (Heil und Sicherheit vor allen Ängsten) und „Salam“ (Gruß). Diese Worte verkünden Frieden und Sicherheit. Des Weiteren ist „As-Salam“ (der Frieden – und Heilstiftende) einer der Eigennamen Gottes. Wenn Muslime aufeinander treffen begrüßen sie sich mit den Worten „Salamun alaykum“, was soviel wie „Gottes Heil über dich“ bedeutet. Außerdem ist die Bezeichnung einer Türe an der Kaaba „Babu´s-Selam“, was „Türe zur Glückseligkeit“ heißt und ein anderer Name für das Paradies lautet „Daru´s-Salam“, was „Ort des Friedens oder Ort der Glückseligkeit“ bedeutet.

Das eigentliche Wesen des Islam ist der Frieden und nicht der Krieg. Der Krieg dient im Islam eigentlich nur zu Verteidigungszwecken und nicht mehr. Gekämpft wird gegen angreifende Feinde, sowie gegen jene, die gegen die Bekanntmachung und die Verbreitung des Islam agieren und dieses auch Mutwillig behindern wollen oder gar tun. Die Nicht-Muslimischen Staaten, welche die Muslime nicht attackieren und in ihren Ländern die Verkündung und die Ausübung des Islam nicht behindern oder verbieten, also bewilligen, mit denen führt man keinen Krieg und bekämpft sie nicht. Der folgende Ausspruch des Propheten (s.a.s.) bringt zum Ausdruck, dass der Frieden die Grundlage des Islam ist:

„Oh ihr Menschen, wünscht euch nicht die Konfrontation mit dem Feind, sondern bittet Allah um Gesundheit. Wenn ihr aber mit Ihnen (Feinden) zusammenstoßt, so seit geduldig. Wisset, das Paradies ist unterhalb dem Schatten der Schwerter.“ (Muslim, Cihad, 20; Ebu Davut, Cihad 89)

Der Islam erkennt das Leben als heilig an. Die Ermordung eines Unschuldigen gleicht der Tötung der gesamten Menschheit, sowie die Erhaltung von einem Leben der Rettung der ganzen Menschheit gleicht.

„Aus diesem Grunde haben Wir den Kindern Israels verordnet, daß wenn jemand einen Menschen tötet - es sei denn für (Mord) an einem andern oder für Gewalttat im Land - so soll es sein, als hätte er die ganze Menschheit getötet; und wenn jemand einem Menschen das Leben erhält, so soll es sein, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben erhalten. Und Unsere Gesandten kamen zu ihnen mit deutlichen Zeichen; dennoch, selbst nach diesem, begehen viele von ihnen Ausschreitungen im Land.“ (Sure Ma´edah, Vers 33)

Der Islam ist nicht gekommen um zu töten und zu zerstören, sonder um das Leben lebenswerter zu gestalten. Der Islam ist um des Lebens willen gesandt, was durch den folgenden Vers nochmals bekräftigt wird:

„O ihr, die ihr glaubt! Antwortet Allah und Seinem Gesandten, wenn sie euch einladen zu dem, was euch Leben gibt. Und wisst, daß Allah zwischen den Menschen und sein Herz tritt, und daß ihr zu Ihm versammelt werdet.“ (Sure Anfál, Vers 25)

Ein weiterer Beweis für die Friedseligkeit des Islam ist die Eroberung von Mekka. Der Prophet (s.a.s.) ging mit 1400 Gefährten nach Hudeybiya, einem Brunnen an der Grenze des heiligen Bezirks von Mekka, an dem der Prophet (s.a.s.) einen Waffenstillstand mit den Koreischiten versiegelte. Nach den dort erlangten Friedensbeschlüssen hat der Prophet (s.a.s.) nach nur zwei Jahren mit einer Gefolgschaft von 10 000 Männern und Frauen die Stadt Mekka erobert ohne das ein Tropfen Blut geflossen ist. Der massenhafte Zulauf und die starke Ausdehnung des Islam, sind in der Tat nach den Friedensabkommen in Hudeybiya eingetreten. Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) sandte zu den Monarchen benachbarter Länder jeweils einen Botschafter, durch welche er die Könige und Führer zum Islam, der Religion Gottes einlud. Es waren mitunter die Monarchen von Byzanz, Iran, Ägypten, Oman, Bahrain und Syrien.

Die vom Propheten (s.a.s.) eingeführten Grundsätze und ihre Unversehrtheit, sowie die Schönheit seiner verkündeten Wahrheiten und der Anstand und die Vernunft, der Ihn befolgenden Muslime, trägt mit dazu bei, dass Angehörige anderer Religionen zum Islam konvertierten und heute immer noch konvertieren.

 

38 Was muss man tun wenn man eine Sünde begangen hat?

das Gericht ist der Ort an dem ein solches Urteil getroffen werden muss. Da im hier und heute kein islamisches Gericht existiert, darf ein solches Urteil auch nicht gefällt werden.

Der Islam erlaubt keine Selbstjustiz. Jemand der eine große Sünde begeht sollte über die Folgen dieser Sünde aufgeklärt und motiviert werden Reue zu zeigen und Gott um Verzeihung zu bitten.

Es wird berichtet, dass unser Prophet (s.a.s.) sagte: "Wenn der Mensch keine Sünden begehen würde, so hätte Allah anstelle dieser ein Volk erschaffen welches Sünden begeht und diese bereut."  Dieser Hadith zeigt uns, dass es gerade die Sünden sind die den Menschen so besonders machen, natürlich insofern man diese Taten bereut.

39 Wie kann ich den Islam anderen Menschen / Freunden erzählen?

vorerst einmal sollte man über die Existenz Gottes sprechen. Wenn jemand nicht an einen Gott glaubt, so macht es keinen Sinn, ihnen von Engeln oder vom Schicksal zu erzählen. Man sollte dabei mit genügend Empathie versuchen, eine gemeinsame Basis zur Diskussion zu errichten und sich so auf Augenhöhe begeben. Das schließt viele Faktoren ein, wie z.B. Mimik, Gestik, Wortwahl etc. Desweiteren, kann man solch tiefgehende Diskurse kaum in größeren Runden erörten, besser wäre es mit jenen Personen privat zu sprechen oder zumindest in kleinen Kreisen. Wenn man nun sichergestellt hat, dass der Gesprächspartner ehrlich zuhört und man ihm auf Augenhöhe begegnet so kann man diese Thematik systematisch angehen. Zunächst sollte man die Notwendigkeit eines Gottesglaubens behandeln, dann die notwendige Einheit Gottes erklären und zuletzt schildern, dass wir Menschen einen Propheten und ein Buch brauchen, um den Willen Gottes zu erfahren und ein Medium zu haben, womit wir Gottes Willen erfahren und befragen können. Dies sind die wichtigsten Elemente des islamischen Glaubens, sofern man dies erklären konnte, kann man die Diskussion konkretisieren und auf spezifische Elemente bzw. den Islam im Genauerem betrachten. Anderenfalls, würden die Argumente die man in die Diskussion will unlogisch erscheinen, da diese Elemente wie eine Art Blaukötze aufeinander bauen und sich so stützen.   

Hier einige Links zum Thema

http://www.fragenandenislam.com/icerik/gibt-es-beweise-f%C3%BCr-allahs-existenz

http://www.fragenandenislam.com/soru/k%C3%B6nnen-wir-das-wesen-gottes-mit-unserem-verstand-begreifen

 

40 Es wird berichtet, dass Abdulkadir Geylani mit der Erlaubnis Allahs einen Toten wieder zum Leben erweckt hat, stimmt das?

Liebe Leserin, lieber Leser


Zuerst sei erwähnt, dass ohne die Erlaubnis, allumfassende Macht und das absolute Wissen Allahs noch nicht einmal ein Blatt niederfällt. Ausgehend von diesem Standpunkt des Imans (Glaubens) ist im Qur`an zu lesen, dass Allah einigen Menschen erlaubt hat mit seiner Zustimmung Tote zu erwecken.
Sure Baqara (2), Vers 260: “Und als Abraham sprach: "Mein Herr, zeige mir, wie du die Toten lebendig machst!", sprach Er: "Glaubst du etwa noch nicht?" Er sagte: "Doch! Aber ich möchte in meinem Herzen ganz sicher sein." Er sprach: "So nimm vier Vögel und zähme sie. Dann setze auf jeden Berg einen von ihnen. Dann rufe sie, und sie werden eilends zu dir kommen. Und wisse, dass Allah mächtig und weise ist.“
Sure Baqara (2), Vers 71-73: „Er sagte: "Siehe, Er sprach, es sei eine Kuh, nicht gefügsam gemacht durch Pflügen der Erde und Bewässern des Ackers; sie sei gesund und ohne jeden Makel." Sie sprachen: "Nun kommst du mit der Wahrheit." Hierauf opferten sie die Kuh, doch fast hätten sie es nicht mehr getan. Und als ihr jemand ermordet und über den Mörder gestritten hattet- doch Allah bringt heraus, was ihr verheimlicht! Da sprachen Wir: "Berührt ihn (den Getöteten) mit einem Stück von ihr (der Kuh). So macht Allah die Toten lebendig und zeigt euch Seine Zeichen, auf dass ihr begreifen möget. “
Sure Al-i Imran (3), Vers 50: „Und ihn zu den Kindern Israels entsenden: "Siehe, ich komme mit einem Zeichen von euerem Herrn zu euch. Wahrlich, ich will euch aus Ton die Gestalt eines Vogels formen und in sie hauchen. Und mit Allahs Erlaubnis soll sie ein Vogel werden. Und ich will den Blindgeborenen und Aussätzigen heilen und mit Allahs Erlaubnis die Toten lebendig machen, und ich will euch verkünden, was ihr essen und was ihr in eueren Häusern aufspeichern sollt. Siehe, hierin ist wahrlich ein Zeichen für euch, wenn ihr gläubig seid. “

Die islamischen Gelehrten sind sich einig, dass solche Wunder und außerordentliche Ereignisse mit Hilfe und Zustimmung der Macht Allahs stattfinden können.

Bediuzzaman Said Nursi schreibt über das Wunder (keramet) von Abdulkadir Geylani folgendes:
Es gab da einmal den einzigen Sohn einer alten, ziemlich empfindsamen Frau, der von Hasret Ghaus-i Adham Scheych Geylani (Gott heilige sein Geheimnis) unterrichtet wurde. Die ehrwürdige Alte ging und sah, wie ihr Sohn in seiner Zelle ein Stückchen altes, schwarzes Brot aß. Seine Schwäche, hervorgerufen durch seine Askese, erregte das Mitleid (schefkat) seiner Mutter... Und sie bedauerte ihn. Sie ging also zu Hasret-i Ghaus, um sich bei ihm zu beklagen und sah, dass Hasret-i Ghaus ein gebratenes Hähnchen aß. In ihrer Betroffenheit sagte sie: »Ustadh! Mein Sohn stirbt vor Hunger und du isst Hähnchen!« Da sagte Hasret-i Ghaus zu dem Hähnchen: »Mit Gottes Erlaubnis stehe auf und erhebe dich!« Da sammelte das gebratene Hähnchen seine Knochen zusammen, wurde wieder zu einem Hähnchen und sprang vom Teller. Dies wurde einstimmig von vielen zuverlässigen Personen aus gesicherten Quellen als Wunder (keramet) dieser Persönlichkeit berichtet, Hasret-i Ghaus war durch das Wirken solch außerordentlicher Wundertaten in aller Welt berühmt wurde. Hasret-i Ghaus sagte damals dazu: »Sobald auch dein Sohn diese Stufe erreicht hat, wird auch er Hähnchen essen können. « So ist denn die Bedeutung der Worte von Hasret-i Ghaus folgende: Wann immer der Geist (ruh) deines Sohnes seinen Leib, das Herz seine Seele (nefs), sein Verstand seinen Bauch beherrschen kann und nach einem Genuss verlangt, um dafür Dank sagen zu können, wird er auch derartige Köstlichkeiten genießen dürfen...(Quelle: Neunzehnter Blitz)


Selam & Dua

Fragenandenislam - Team


41 Was sind die Eigenschaften der Engel?

zur Beantwortung Ihrer Frage möchten wir Sie gerne auf den folgenden Beitrag verweisen:

http://www.fragenandenislam.com/soru/k%C3%B6nnen-sie-mir-bitte-informationen-%C3%BCber-die-natur-der-engel-ihre-arten-und-%C3%BCber-die-wichtigkeit

 

42 Dürfen wir auf Konzerte gehen?

in dieser Hinsicht gibt es drei Gesichtspunkte:

1) Zunächst darf die gespielte Musik zu keiner der Musikarten gehören, die nach dem Islam als verboten gelten würden.

2) Die Frau muss ihre Bedeckung wahren.

3) Frauen und Männer, insbesondere wenn sie sich fremd sind, dürfen nicht so nah beieinander sitzen, dass sie sich berühren bzw. berühren können.

Der Grundsatz gilt, sich von den zweifelhaften Dingen zu distanzieren. In der heutigen Zeit, wo das Verständnis von Moral und den Geboten so durcheinander geraten ist und sündhaftes Verhalten so verbreitet ist, muss sich ein gottesfürchtiger Mensch sehr behutsam verhalten. Wir denken es ist das Sicherste und Löblichste, wenn man die „sichere Route“ wählt und sich von zweifelhaften Dingen distanziert. Wenn man sich dann anguckt wie solche Konzerte und vergleichbare Events in der heutigen Zeit aufgebaut und beworben werden, können wir nicht sagen „es ist unbedenklich in solche Konzerte zu gehen“. 

Die Frömmigkeit eines Muslims drückt nämlich mehr aus als eine bloße Berechnung von sündhaften Taten gegenüber tugendhaften Taten. Die Frömmigkeit des Muslims drückt eigentlich die Bemühung aus, Gott zu dienen und mit seiner Lebensführung und seinen Taten Das Wohlgefallen Gottes zu erreichen. Es ist also mehr eine Haltung als eine konkrete Tat, die den Muslim in dieser Hinsicht ausmacht. So gibt es einige Dinge die für sich genommen im Islam rechtlich nicht verboten sind. Durch den Wandel von Zeit und Ort können sie aber an andere Sachen angrenzen, die verboten wären. Je näher dieses Verbot an einen rückt desto größer kann die Versuchung sein. So kann der verantwortliche Muslim auch dazu neigen auf manches zu verzichten, weil er genau weiß, dass er in Versuchung geraten könnte, sobald er sich in jenen Kreisen aufhält oder sich ihnen nähert. Denn der Islam bemüht sich eben jene Wege zuzumauern, die zur Sünde führen können. Es geht also noch vor der exakten Tat schon um die potenzielle Tat.

Es wäre rechtlich möglich, Konzerte zu organisieren die islamisch gesehen konform sind, aber wenn man an die prominentesten Beispiele solcher Events, insbesondere den Konzerten von heutigen namenhaften Künstlern denkt, empfehlen wir es, darauf zu verzichten.

43 Gibt es die Scharia im 21. Jahrhundert ? Ist es Pflicht die Scharia in ein nicht-islamischen Land anzuwenden ?
44 Stimmt es, dass Ibni Teymiye das Feiern des „Mevlid (Kandil)“ als positiv und nichts Verwerfliches beurteilt?

Ibn Taymiyya schreibt in seinem Buch, dass solche besonderen Zusammenkünfte wie das „Mawlid (Kandil)“ zur Zeit des Propheten nicht vollzogen wurden und dementsprechend eine Erneuerung darstellen.
In diesem Zusammenhang bewertet er „Mawlid (Kandil)“ mit der Absicht den Propheten (s.a.s.) zu gedenken, den Respekt und die Liebe zu ihm auszudrücken als eine besondere Begebenheit wofür segensreiche Handlungen gutgeschrieben werden.
Quelle: Iktidau’s-sirati’l-Mustakim, S. 294-297-es-Samile)

Demzufolge wird offensichtlich, dass Ibni Teymiye „Mawlid (Kandil)“ zwar als eine Erneuerung jedoch nicht als Irrglaube bezeichnet.

Seltsam ist diesbezüglich, dass jene dogmatischen Gruppierungen die versuchen das Feiern des Mawlid als Irrglaube zu charakterisieren sich eigentlich auf den Lehren von Ibn Taymiyya stützen.

45 Weiß Allah alles ?

die Antwort finden sie unter folgendem Link:

http://www.fragenandenislam.com/soru/was-bedeutet-eigentlich-schicksal

 

46 Darf man als Muslim ein Hund halten?

nach hanafitischer Sicht kann man mit der Kleidung beten, an der sich ein Hund gerieben hat. Einzig der Speichel und die Fäkalien bzw. das Hinterteil des Hundes ist unrein. Wichtig ist, dass nach hanafitischer Sicht das Tier selbst nicht unrein ist, somit kann man sie zu gewissen Zwecken (Schutz, Jagd etc.) als eine Art Nutztier verwenden. Das Schwein ist z.B. an sich selbst unrein. Da der Hund selbst nicht unrein ist, gelten die Bestimmungen insbesondere für die Körperteile des Hundes, die als unrein klassifiziert werden. Für den Speichel entnehmen wir die Bestimmung z.B. aus diesen Überlieferungen:

Wenn ein Hund aus dem Krug von einen von euch trinkt, wascht diesen Krug sieben Mal. Die Säuberung eines Kruges, in den ein Hund sein Maul steckte, funktioniert durch sieben maliges Waschen, wobei das erste Waschen mit Erde geschieht. (Ahmed, Buhari, Müslim)

Nach malikitischer Sicht ist ein Hund, zu welchem Zweck oder welcher Art auch immer, als rein anzusehen. Lediglich Die Waschung nach der oben geschilderten Beschreibung ist relevant, da dies die bekannte und anerkannte Sicht ist. Wenn er sein Fuß bewegt oder seine Zunge in den Krug steckt, ohne sie zu bewegen bzw. sein Speichel geringfügig hineinfällt, muss dieser Krug nicht gewaschen werden.

Nach shaafitischer und hanbalitischer Sicht ist der Hund ein Abkömmling der Schweine und entsprechend unrein. Die Kleidung, die aufgrund des Kontaktes unrein wurde, müsste sieben Mal gewaschen werden und beim ersten Mal mit Erde. Da aufgrund der Überlieferung, der Speichel als unrein eingestuft wird und dies definitiv ist, gilt entsprechend auch der Rest als unrein. Die sauberste Stelle wäre immer noch der Mund, da er ihn oft einzieht (Vgl. İslam Fıkhı Ansiklopedisi, Prof. Dr. Vehbe Zuhayli).

Es gibt verschiedene Auffassungen dazu, wie man die Anleitung zur Reinigung in der Überlieferung exakt verstehen muss. Es wird aber auch berücksichtigt, dass in der Moderne, wo die Wäsche mit Reinigungsmitteln, Seifen, Pulvern und Waschmaschinen gereinigt wird, man auch ebenso vorgehen darf um die Kleidung, die vom Hund befleckt wurde, zu waschen (Vgl. Şerhu’l-Veciz, 1/367).

Ist nach shaafitischer Sicht der Platz oder die Kleidung, auf den sich der Hund setzt oder der vom Hund berührt wird unrein? Ist der Schnee, der nach Kontakt mit dem Hund auf uns kommt auch unrein? Wenn der Platz trocken ist und der Hund der sich darauf setzt auch, dann ist dies nicht unrein. Es gibt eine Regelung in der Rechtslehre, nachdem es keine Unreinheit gibt, zwischen zwei Trockenen. Diese Regelung kann man entsprechend anwenden. Im Winter gibt es für verschlammte Wege und ähnliches eine Grenzerlaubnis, denn auch wenn es als unrein gilt, lässt sich dies nicht vermeiden und somit ist dies noch zu tolerieren. Wenn die Person aber aus eigenem Verschulden bzw. Missgeschick hinein fällt ist hier von Unreinheit zu sprechen. (el-Fıkhu’l-İslamî, 1/174).

Dementsprechend kann man den Schnee, auf den der Hund getreten ist, im Rahmen dieser Grenzerlaubnis betrachten, weil es in dem Moment keinen anderen begehbaren Weg gab und sämtliche Vorkehrungen nicht geholfen haben. Wenn es aber genügend Möglichkeiten zur Vorkehrung gibt, wie z.B. dass man auf der anderen Straße läuft, ist eine Eigenschuld vorhanden und daher würde diese Grenzerlaubnis nicht gelten.

Es gibt Überlieferungen, in denen davon gesprochen wird, dass Häuser mit Hunden von den Engeln der Barmherzigkeit gemieden werden und die Lobestaten bzw. der Lohn jener Taten des Hausbesitzers verringert werden, aber Hunde auch als Nutztiere benutzt werden können. Außerdem gibt es gesundheitliche Risiken aufgrund der Haare und der Speichel. Aus diesen Gründen ist es nicht als richtig anzusehen, ein Hund im Haus zu halten, ohne einen Hund auch tatsächlich zu brauchen. Im Sinne der Rechtslehre wäre eine unnötige Haltung eines Hundes als Haustier leicht missbilligt („makrūh“). 

Mit der Ausnahme von Jagdhunden, Feldhunden oder Hirtenhunden, wird der Lohn der guten Taten eines Hundehalters mit jedem Tag etwas verringert. (Buhari, Zebaih, 6; Müslim, Müsakat, 56-58)

Daher lässt sich sagen, man kann theoretisch einen Hund halten und auch in dem Haus beten, solange die Stelle wo wir beten, vom Hund ferngehalten wird und das Tier die Stelle nicht beschmutzen kann. Aufgrund dieser und weiteren entsprechenden Überlieferungen ist die Haltung eines Hundes, ohne einen sinnvollen Zweck missbilligt. Dies kann man auch mit weiteren Argumenten weiter unterstreichen:

a) Es ist ehrenwürdiger die Kosten und die Mittel, die für eine Hundehaltung nötig wären, für die Armen und Mittellosen zu verwenden.

b) Nach medizinischen Erklärungen können viele Krankheiten vom Hund auf den Menschen übergehen.

c) Ein Hund erschreckt fremde Passanten oder die Hausgäste und kann sie belästigen oder gar angreifen.

47 Es gibt keinen Zwang, es gibt die Einladung

Es gibt keinen Zwang im Glauben.

(al-Baqara 2/256)

Der Islam zwingt die, die im Glauben oder den Taten schwach sind und die Nicht-Muslime, nicht zum Praktizieren ("ʿibāda", "ʿamal"); Der Islam lässt in diesem Rahmen keinen Druck zu. Denn jemand der unter Unterdrückung und Bedrohungen "ich glaube" sagt, könnte in Wahrheit lügen und nicht glauben und somit würden wir diese Person zu einer Heuchlerei gezwungen haben. Auch würde derjenige, der unter Druck und Bedrohungen den Glauben praktiziert, dies nicht aufgrund des Glauben, des Respekts und der Liebe zu Gott tun, sondern vielmehr aus Angst und um sich vor Gefahren zu schutzen, bzw. so würde es erscheinen.

Es ist wichtig zu erwähnen:

Wie wir uns gegenüber jemanden zu verhalten haben und Position einnehmen sollen, der öffentlich vor den Augen aller ein Verhalten an den Tag legt, welches der Religion, der Sittlichkeit und den Verhaltensregeln zuwieder ist, ist in einem islamischen Staat anders geregelt als in einem laizistischen Staat.

In einem Staat, wo der Islam lebensbegründend bzw. formend ist, kann die Privatsphäre keiner Person erforscht werden, es gibt keine erlaubten Mittel oder Wege um die Geheimnisse einer Person offen zu legen. Die Ausnahme dieser Regel gilt, wenn jemand in Verdacht gerät, wichtige Geheimnisse des Staats an andere wie ein Spion weiter zu geben und in dem Fall, dass jemand dem Staat und dem Gemeinwesen schadet.

In laizistischen Staaten ist es in Bereichen, die dem Gemeinwesen offen sind, den Menschen freigestellt, wie sie sich verhalten und wie sie ihr Leben führen. Ausnahmen gelten, wenn das Recht und die Freiheit anderer, das Wohl und die Sicherheit des Gemeinwesens, sowie das Gemeinwohl bzw. die jeweiligen moralischen Verhaltensregeln verletzt werden. In solchen Staaten wird nicht etwa das, was laut der Religion als verboten und sündhaft eingestuft wird als Gesetzesverstoß aufgenommen, die Gläubigen haben in diesen Rahmen keinen direkten Eingriff.

So wie es in laizistischen Staaten nicht möglich bzw. nicht erlaubt ist, den Ungläubigen zum Praktizieren und den Unsittlichen zur Tugendhaftigkeit zu zwingen, so ist es aber möglich, ohne Zwang, ohne der Ausübung von Druck und ohne dabei verletzend zu sein, zur Religion einzuladen und die Religion den Menschen zu erklären.

Während andere zu ihrer Religion bzw. Ideologie einladen, ist es für die Muslime, deren Zahl sich auf ca. 1.7 Milliarden beläuft, wovon ein Großteil der "ʾahl al-Sunna" angehören, verpflichtend, ("farz al-kifāya") zu ihrer Religion einzuladen, dies ist in laizistischen Staaten auch erlaubt.

48 Ich arbeite von 16:00 Uhr bis 23:00 Uhr. Wie kann ich dann beten, bzw. ist das Nachholen (Kaza) erlaubt?

man kann nicht auf Grund beruflicher Umstände das Gebet verschieben, sprich ausserhalb des vorgeschriebenen Zeitrahmens verrichten.
Man sollte jede Art von Anstrengung leisten um auf der Arbeit beten zu können. Es gibt immer eine Möglichkeit wie wir das zustande bringen können. Ein Raucher macht evtl. alle 2 Stunden eine Raucherpause, wieso sollte ein Muslim nicht alle 4Stunden eine kurze Pause einlegen können? Dies und weitere Argumente sollte man dem Arbeitgeber vor die Augen führen.
Sollte der Arbeitgeber trotz allen bemühungen die Verrichtung des Gebetes nicht gestatten, so solltest du dich nach einer anderen Tätigkeit umsehen.

49 Was ist der Unterschied zwischen Djihad und Krieg?

 Liebe Leserin, lieber Leser,

 

sehr viele Menschen denken bei dem Wort „Ǧihād“ an Krieg, bzw. an einen mit Waffen geführten Kampf. Obwohl die beiden Worte (Ǧihād und Krieg) grundlegend unterschiedlicher Bedeutung sind, ist das in den Köpfen der Menschen leider so verankert. Der Ǧihād ist viel umfangreicher und besteht nicht nur aus dem Krieg, welcher wenn überhaupt zu Verteidigungszwecken zulässig ist. Ein Krieg der im Namen Gottes (mit der Intention die Religion zu wahren) geführt wird, ist nur eine einzige und meistens die aller letzte Art des Ǧihād. Nicht jeder Ǧihād ist mit einem Krieg oder einen mit Waffen geführten Kampf gleichzusetzen, hingegen aber schon die kleinste Anstrengung oder Bemühung auf dem Weg Gottes zur Umsetzung und Ausbreitung des Islams samt den Wahrheiten des Qur´an als Ǧihād zu betrachten sind. Der edle Qur´an bezeichnet die Kollision zweier bewaffneten Gruppen mit den Worten „ḥarb“(Krieg) und „qitāl“(Schlacht) und anderen aus dem gleichen Wortstamm stammenden Begriffen.(1) 

Der in diesen Versen als erstes angesprochene Prophet (s.a.s.) hat gegenüber den Ungläubigen das Schwert erhoben und diese mit der Waffe bekämpft, aber gegenüber den Heuchlern hat er keine Waffe gezogen. Die Bekämpfung dieser geschah in Form von Überzeugung, Aufklärung, Abschreckung und Ermahnung mit der Hölle.(2)

So gehorche nicht den Ungläubigen und setze dich damit gegen sie ein mit großem Einsatz. (25/52)

Hier ist es ebenfalls möglich den Unterschied zwischen Ǧihād und Krieg zu sehen. Mit „ihm“ ist der Qur´an gemeint, wie auch in sehr vielen Auslegungen, Deutungen erklärt ist. (3) Der mit dem Qur´an praktizierte Ǧihād ist keine Bekämpfung mit der Waffe, sondern viel mehr ein Grundsatzdialog mit Überzeugungsintention, die zur Einsicht führen soll. Djihad bedeutet, die einleuchtenden und offenkundigen Verse des Qur´an bekannt zu geben. (4)

Es gibt Qur´an Verse die vom Ǧihād berichten, aber zur Zeit des Waffenstillstandes in Mekka offenbart wurden. Diese Tatsache ist ein weiteres Beispiel für den Gewaltigen Unterschied zwischen dem Ǧihād und dem Krieg.

Und diejenigen, die sich um Unseretwillen einsetzen, werden Wir gewiß unsere Wege führen. Und Gott ist mit denen, die Gutes tun. (29/69)

Dein Herr ist zu denen, die (doch) ausgewandert sind, nachdem sie der Versuchung ausgesetzt wurden, und sich dann eingesetzt haben und standhaft gewesen sind - ja, dein Herr ist nach diesem (zu ihnen) voller Vergebung und barmherzig. (16/110)

Diese Beiden Suren, welche die eben zitierten Verse enthalten, sind mekkanische Suren. (5)

Ein weiterer Aspekt, der den Unterschied zwischen Ǧihād und Krieg offen legt ist der folgender Punkt: (6) Es gibt sehr viele Propheten, die überhaupt nicht gekämpft, geschweige denn einen Krieg mit der Waffe geführt haben. Dennoch haben sie alle (Propheten) zweifellos den Ǧihād ausgeübt.

 

 

Sadi Eren (Dr.)


Quellen:
1-Özel, T.D.V. Islam Ans. "cihad" md. VII, 528; Peters, s., 28; Abdurabbih, s.28- 29; Ali Riza Nakvî, Laws of War in Islam, Islamic Studies, XIII/1, 25; M.Saîd Ramazan Bûtî, El-Cihadu fi'l-Islam, Daru'l-Fikri'l-Muasir, Beyrut, 1995, s. 19-20; Süleyman Ates, Kur'an-i Kerîm Tefsîri, Milliyet Yay., Ist., 1995, III, 1168, Kadiri, 1, 65; Sabunî, Kabes min Nuri'l-Kur'an'il-Kerîm, Daru'l-Kalem, Dimesk, 1986, IV, 64
2-Razi, XVI, 135; Beydavî, 1, 412; Ibnu Kesîr, Tefsîru'l-Kur'ani'l-Azîm, Kahraman Yay. Ist., 1985, IV, 119; Yazir, IV, 2591; Abdurabbih, s. 29-30
3-Beydavî, II, 144; Sabunî Saffetu't-Tefasir, Ensar Yay. Ist. 1987, II, 366, Yazir, V,3601, Butî, s., 21
4-Sibay, III, 164
5-Celaleddin Süyûtî, Itkan fî Ulûmi'l-Kur'an, Daru Ibni Kesîr, Beyrut, 1993, I, 28; Butî, s., 21; Abdurabbih, s., 29-30
6-Topaloglu, VII, 531

 

Selam & Dua

Euer Fragenandenislam - Team

 

50 wie gehen wir als Muslime mit Spielen oder Videospielen um?

mit den heutzutage populären Spielen, seien es Brettspiele oder Sportspiele gehen auch einige neue Fragen einher. Insbesondere wenn es um Videospiele geht, die sich bei groß wie klein größter Beliebtheit erfreuen, kommt auch die Frage auf, ob diese denn erlaubt sind oder wie Videospiele überhaupt im Islam zu denken sind. Daher wollen wir in diesem Text allgemein zum Thema Spiele einige Gesichtspunkte angehen:


Prinzipiell lässt sich sagen, dass jede Art von Unterhaltung erlaubt ist, solange sie den Geboten Gottes nicht trotzt. Es ist demnach auch für einen Muslim erlaubt, sich zu vergnügen. Dabei muss er sich aber in den Grenzen des Erlaubten bewegen. Diesbezüglich gilt es allgemein auf diese Punkte zu achten;


1. Bei Spielen oder sonstigen Unterhaltungsmedien sollte man nicht schlecht reden oder dies unterstützen.

2. Spiele oder sonstige Unterhaltungsmedien sollten nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen, dass man die Bildung oder sonstige wichtige Sachen vernachlässigt.

3. Spiele dürfen in keiner Art und Weise als Basis für Glücksspiele, wo mit Geldeinsatz gewettet wird, dienen.

4. Spiele oder Unterhaltungsmedien dürfen den Gottesdiensten die zeitig erfüllt werden (wie z.B. das Gebet) nicht im Weg stehen.

5. Spiele oder Unterhaltungsmedien dürfen keine Gefahr ausstrahlen, die so groß wäre, dass sich jemand im Zuge dessen verletzt oder gar den Tod findet.

6. Der Genuss von Spielen und Unterhaltungsmedien darf zu keinen Ausschreitungen führen, die das Umfeld stören.

7. Man darf bei der Bekleidung/Bedeckung und anderen Punkten nicht die Grenzen der Religion überschreiten. 

 

Es ist eine Wahrheit die wir akzeptieren müssen, dass jeder verschwendete Moment in unserer Lebenszeit gleichzeitig auch viele Chancen mit sich nimmt. Denn die Lebensdauer des Menschen ist im Vergleich zum Leben selbst äußerst kurz und knapp bemessen. Aus dieser Perspektive heraus ist jede Sekunde des Lebens noch wertvoller als Gold und sollte mit Dingen ausgefüllt sein, die unser ewiges Leben im Jenseits erleuchten. Daher sollte der Gläubige, der bei seiner Alltagsgestaltung auf Gottesdienste und positives Handeln wert legt, den Rest seiner Zeit idealerweise nicht mit inhaltslosen Taten verschwenden. Sonst würde er an einer Stelle gewinnen aber an einer anderen Stelle wieder verlieren.


In unserer modernen Zeit gibt es unzählige Sachen, die unsere wertvolle Zeit verschwenden und es ist eine Wahrheit, dass viele dieser Sachen in keiner Weise zu unserer Bildung und unserem Seelenheil beitragen und uns von dem Sinn unserer Schöpfung entfernen. Je mehr der Mensch es schafft sich von dieser Art der ziellosen und inhaltslosen Beschäftigung zu entfernen, desto besser ist es für ihn.


Es gibt zwei Dinge, dessen Wert die Menschen nicht verstehen: Gesundheit und Freizeit (Buhari, Rikak 1; Tirmizi, Zühd 1; İbn Mace, Zühd 15)


So wie es einem Arbeiter, der nach seiner Arbeitszeit ein wenig Ruhe haben will, es gegönnt ist sich auszuruhen, ist es auch erlaubt und normal, dass sich innerhalb den Grenzen des Islams zu vergnügen. Das hört allerdings da auf, wo die Gebote Gottes verletzt werden. Sportliche Aktivitäten gab es auch zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.). Sie kannten aber ihren Rahmen und dienten ursprünglich eher der Ausbildung wie etwa das Pferdereiten oder das Speerwerfen. Heutzutage sprengen solche Veranstaltungen diesen Rahmen oftmals, so wird z.B. die Bedeckung der Frau nicht beachtet und die Schamzonen werden freigelegt und Männer können dabei auch noch zusehen. Dementsprechend wäre es falsch zu sagen, Spiele sind im Islam nicht denkbar. Solange sie nicht den Rahmen der Religion übertreten sind sie auch erlaubt.


Wir wollen aber etwas genauer über Videospiele sprechen. Denn in der farbenfrohen Welt der Videospiele gibt es allerlei Inhalte und viele dieser Inhalte oder ihre Suggestionen könnten aus islamischer bedenklich sein. In so einem Fall müsste man sagen, es ist bedenklich solche Spiele mitsamt ihrer Inhalte und Suggestionen innerlich zu akzeptieren. Wenn der Spieler das Spiel aber nicht mit dem Herzen akzeptiert und daran glaubt, kommt sein Glaube auch nicht zu Schaden. Trotzdem empfiehlt es sich, von solchen Spielen fern zu bleiben. Es ist z.B. nicht verboten mit den Ausscheidungen eines Schweins zu spielen. Eine schöne Tat ist dies aber sicherlich auch nicht. Man müsste sich und seine Kleidung auch reinigen, ehe man wieder beten könnte.


So wie es einem nicht den Glauben nimmt, solche Spiele zu spielen, könnten die sündhaften Inhalte und Anregungen in solchen Spielen uns zur Sünde verleiten und unserer Seele schaden. Daher sollte man sich von Spielen mit solchen Inhalten distanzieren. Dies gilt dann sowohl für das Spielen als auch das Entwickeln bzw. die Mitarbeit an solchen Spielen.


Oftmals können wir beobachten, wie insbesondere Kinder oder Jugendliche unter starken Einfluss solcher Spiele bleiben und auf abenteuerliche Ideen kommen oder ihre Helden in diesen Spielen nachmachen. Sie neigen auch dazu, unbewusst die Wertvorstellungen, die in den Spielen angepriesen werden zu verinnerlichen und finden dann später ihre eigenen religiösen Wertvorstellungen befremdlich oder unverständlich. Aus psychologischer und empirischer Perspektive kann man sicher lang und breit über die Wirkung von Videospielen diskutieren, es ist aber naheliegend, dass der junge Mensch beeinflussbar ist und sein Umfeld bzw. die Informationen in seinem Umfeld stark aufsaugt. Dieses Umfeld muss daher auch geprüft werden und Videospiele sind ein Teil dieses Umfelds.


Da man aus religiöser Sicht nicht für alle bindend sagen kann, es ist verboten Videospiele zu spielen, ist dies auch in erster Hinsicht eine Frage der Gewissenhaft, Tugend und der Frömmigkeit. Man muss sich also fragen, was das Spielen von Videospielen oder anderer Art von Spielen einem für das Jenseits und das Diesseits bringt und was es einem möglicherweise für selbiges wegnimmt.

51 Das islamische Verständnis von Gerechtigkeit

Das Thema "Gerechtigkeit" bietet viele Facetten zur Diskussion und Reflexion, oftmals resultieren hieraus verschiedene Fragen z.B. wie etwa der Islam die Gerechtigkeit in Extremsituationen, etwa in einem Krieg bewahrt oder ob es denn gerecht ist dass die Gazelle vom Raubtier gerissen wird. Damit solche Diskussionen ein vernünftiges Resultat geben können, braucht man eine gemeinsame Diskussionsbasis und eine grundlegende Ebene auf der man sich begegnet und über die man sich verständigen kann. Dieser Artikel soll einige grundlegende Gedanken bzw. Ansätze erklären und ein grundlegendes Verständnis vermitteln, wie der Islam das Thema Gerechtigkeit aufarbeitet.   

Gerechtigkeit - dem Recht (im Sinne von Gesetz) zu gehorchen: jedem sein Recht zukommen lassen und jene die im Unrecht sind bestrafen; vor dem Recht genießt jeder die gleiche Behandlung. Dies sind Definitionen zum Begriff Gerechtigkeit.

Unterdrückung/Grausamkeit - das Hab und Gut anderer ohne Erlaubnis benutzen; das gesetzliche Recht ignorieren

Erstattung des Rechts ("Iḥqāq al-Ḥaq") - jedem Geschöpf und Lebewesen die nötigen Mittel und Utensilien für den Erhalt und Bestand des Lebens einreichen 

das Hab und Gut anderer ohne Erlaubnis benutzen ist Unterdrückung/Grausamkeit.

Gott ist hiervon ausgenommen. Denn Gott ist der alleinige Besitzer ("Mālik") der gesamten Schöpfung. Dieses Verständnis ist wichtig um das Thema Gerechtigkeit mit all seinen Facetten zu verstehen.

Die Gerechtigkeit besteht aus zwei grundlegenden Elementen: Zunächst ist die Erstattung des Rechts zu erwähnen, also jedem Geschöpf und Lebewesen die nötigen Mittel und Utensilien für den Erhalt und Bestand des Lebens einzureichen. Nehmen wir den Menschen als Beispiel. Welche der menschlichen Organe ist denn offensichtlich deplatziert? Welche Funktion ist überflüssig? Ist die Anzahl z.B. der Augen etwa falsch verteilt? Es lässt sich kein Raum zur Optimierung der von Gott perfekt gestalteten Ordnung finden.

Jeder Baum, jedes Tier, jede Pflanze, jedes Molekül, jedes Atom und sonst jedes System in unserem Kosmos ist hinsichtlich der ihnen zukommenden Versorgung, ein Beispiel für das Prinzip des "Iḥqāq al-Ḥaq".

Der Mensch hat sich mit diesem Prinzip intensiv beschäftigt und in diesem Punkt große Aufklärungsarbeit geleistet. So sind Fachbereiche wie etwa die Astronomie, die Biologie, die Geologie etc. gewissermaßen Ausführungen bzw. Schilderungen dieses Prinzips.

Der andere Gesichtspunkt der Gerechtigkeit ist das Bestrafen von Unterdrückern/Gräueltätern, also das jedes Individuum die ihm entsprechende Belohnung bzw. Bestrafung erfährt. Der Verstand und das Gewissen befiehlt, dass sofern man sieht wie der erste Aspekt der Gerechtigkeit perfekt und mit vollendeter Weisheit sich in dieser Welt offenbart, auch dem zweiten Gesichtspunkt der die Nachwelt betrifft, mit Glauben und Vertrauen entgegentritt. Dennoch funktioniert dies oftmals nicht. Viele Leute suchen vergebens nach der Entfaltung des Prinzips welches im Jenseits sich vollends entfalten soll, bereits im Diesseits. Die meisten der Diskussionen über Gerechtigkeit entstehen letztendlich durch diese Diskrepanz bzw. diesem Missverständnis.

Sofern man sich mit den "schönen Namen Gottes" den sogenannten " ʾAsmaʾ al-Ḥusna" (nach Überlieferung des Propheten) aufmerksam beschäftigt, bemerkt man dass vor dem Namen "ʿAdl" (der Gerechte) die Namen "Baṣīr" (der Allsehende) und "Ḥakīm" (der Souveräne, allseits Herschende) auftauchen. Nach dem Namen "ʿAdl" tauchen die Namen "Laṭīf" (der graziöse, der freundliche) und "Ḫabīr" (der allseits Informierte) auf.

Folgender Gedanke tut sich hier auf: Gott, der alles zu jeder Zeit sieht und alles mit einer unendlichen Weisheit tut, ist sicherlich im absolutem Maße gerecht.

Gott, der über die kleinsten Feinheiten informiert ist, seiner Schöpfung von ungeahnten Wegen, seine Gnade zukommen lässt und den eigentlichen Sinn aller Dinge kennt, ist sicherlich im absolutem Maße gerecht.

Über die anderen Namen kann man ebenso reflektieren:

Gott, der all barmherzig ist ("Raḥmān" und "Raḥīm"), würde zweifelsohne seine Schöpfung mit Gerechtigkeit behandeln.

Gott, der unwiderstehlich/unaufhaltsam und gewaltig ist ("Qahhār" und "Ǧabbār") würde zweifelsohne die Gerechtigkeit am besten anwenden.

Gott, der all vergebend ist und alle Makel verdeckt ("Ġaffār" und "Sattār"), würde, sofern er seine Schöpfung bestraft, dies sicher mit Recht getan haben. 

Gleichberechtigung und Gerechtigkeit

Viele Menschen setzen Gleichberechtigung und Gerechtigkeit gleich. Wobei absolute Gleichberechtigung, also dass alles in jeder Hinsicht gleich behandelt wird, im Kontrast zur Gerechtigkeit steht.

Betrachten wir die Kunst der Menschen:

Ein Poet wählt für sein Gedicht, jedes Wort (Im Hinblick auf den Gesamtkontext) mit Bedacht aus. Er wählt jedes Wort mit Hinsicht auf die Gesamtheit seiner Poesie aus. Und auch jeden Vers gestaltet er entsprechend der Gesamtheit seiner Poesie. Hier ist die Essenz nicht absolute Gleichberechtigung sondern Gerechtigkeit. Der erste Vers findet am Anfang Platz und der letzte Vers findet am Ende Platz, sie dienen aber dem selbem Zweck. 

Ein Fabrikant ordnet die Größe seiner Fabrik, die Einteilung, die Gerätschaften und alles bis hin zur kleinsten Schraube im Betrieb nach einer Sinnmäßigkeit und Gerechtigkeit ein. Und dies ergibt eine perfekte Fabrik. Absolute Gleichheit (z.B. in den Gerätschaften) würde diese Ordnung zerstören. 

Ein Maler bzw. Künstler agiert genauso. In jedem seiner Porträts, platziert er seine Verzierungen mit großer Präzision genau in die vorgesehene Stelle. Die Formen und Farben werden hierbei nicht nach absoluter Gleichmäßigkeit sondern nach Gerechtigkeit eingeteilt. Er nutzt die Farben dort, wo sie am besten platziert wären. Er gestaltet die Formen (in seiner Kunst) so wie es am besten passt. Und dies ergibt ein perfektes Portrait.
Genauso bezieht sich die Wirkung und die Tätigkeiten Gottes im Universum nicht etwa auf Gleichberechtigung sondern auf Gerechtigkeit. Wenn alle Menschen absolut gleich wären, so würden Beziehungen oder Bezeichnungen wie z.B.  Vater und Sohn gar nicht erst auftreten können. Und bei solch einer absoluten Gleichheit würde ein gesellschaftliches Leben bestehend aus Befehlshabern, Befehligten, Bauern, Geschäftsmännern, Lehrern, Arbeitgebern, Arbeitnehmern etc. gar nicht erst entstehen können.

Dies fällt auch bei der Betrachtung anderer Lebewesen auf: Wenn alles absolut gleich wäre, gäbe es weder Himmel noch Erde. Das Einschlagen von Blitzen macht deutlich dass der Himmel und die Wolken eben nicht absolut gleich sind.

Gleiches tut sich bei der Betrachtung von Seele und Körper auf: wer sollte bei absoluter Gleichberechtigung über wen Kontrolle erhalten? Wären wir in der Lage unser Leben in dieser Form zu leben, wenn alle Organe absolut identisch sind?

Ein Vogel und eine Katze sind offensichtlich nicht die selben Lebewesen. Aber bei beiden Lebewesen zeigt sich die göttliche Gerechtigkeit in deutlichem Maße. Die Katze hat gemäß ihrer natürlichen Ausprägung und Art alle dafür nötigen Organe wie etwa die Pranken oder die Flexibilität und Agilität im Rahmen der Gerechtigkeit erhalten, nichts ist makelhaft. Gleichermaßen werden dem Vogel alle Fähigkeiten und Organe die ein Vogel benötigen würde gegeben.

Dies ist Gerechtigkeit: Eine Frage wie etwa "Warum ist dies ein Vogel und dies eine Katze?" ist obsolet. Gott hat sein Willen in dieser Form manifestiert. Sofern anders, würde dies (an der Frage) auch nichts verändern.

Nicht unwesentlich ist, dass weder der Vogel, noch die Katze sich nicht auf dieser Welt, im Rahmen der weltlichen Prüfung mit Hinblick auf das Jenseits, befinden und so ihr weltliches Leben etwa als zu geringwertig empfinden würden. Diese Geschöpfe haben ihr Leben (obwohl es kein Recht gibt, dass ihnen das Leben "garantiert") einzig und allein durch die Gnade  Gottes erhalten. Quasi als ob sie dies wüssten, verbringen sie ihr Leben in Zufriedenheit bzw. sie beherbergen keinerlei Protest oder Rebellion (hiergegen) in sich.

Dies sind Erscheinungen der göttlichen Perfektion im Hinblick auf die Gerechtigkeit:

Diese Erscheinungen müssen wir als Exempel betrachten und die besonderen Prüfungen und Situationen der Menschen in dieser vergänglichen Welt mit diesem Auge betrachten bzw. auswerten. Wir dürfen die Weisheiten einiger Unterschiede, die sich erst im Jenseits wirklich offenbaren können, nicht sofort ablehnen. 

Interessanterweise zeigt in den Reihen der Schöpfung, einzig der Mensch solch ein rebellisches und aufmüpfiges Verhalten auf, obwohl doch gerade der Mensch die meisten Gaben Gottes genießt. Dass die, die Gott ablehnen somit sogar unter die Stufe eines Tiers fallen, beruht wohl auf dieser Tatsache.

Absolute Gerechtigkeit ("ʿAdālatu-l-Maḥḍa") und verhältnismäßige Gerechtigkeit ("ʿAdālatu-l-ʾIḍāfiya")

Absolute Gerechtigkeit: "absolute und perfekte Gerechtigkeit" – Das Recht eines Einzelnen in keinem Falle und auch nicht für die Gesamtheit aller Menschen nicht zu opfern.

Verhältnismäßige Gerechtigkeit: "Die Gerechtigkeit in der das Recht eines Einzelnen für die Gesamtheit aller geopfert werden kann" – Das Recht, für das Wohl der Gemeinde den Einzelnen zu opfern.

Dementsprechend ist die Essenz absoluter Gerechtigkeit, das Recht keines Einzelnen auch auf kleinster Ebene nicht zu verletzen. Die andere Art der Gerechtigkeit, die verhältnismäßige Gerechtigkeit ist hiergegen nicht absolut und nicht definitiv.

Denn im Namen des Wohls der gesamten Gemeinde nimmt man keine Rücksicht auf den Einzelnen. Die Grundlage die dieser Form der Gerechtigkeit beiwohnt, ist das Ersuchen des geringsten Übels. Das große Übel ist das Übel, welches die gesamte Bevölkerung betrifft, die Akzeptanz eines kleinen Übels, zwecks zur Beseitigung diesen Übels,  wäre  etwa das Übergehen des Rechts einer Minderheit. Um nun zwecks zur Beseitigung dieses großen Übels, das kleinere Übel zu akzeptieren ist die Grundlage der Anwendung der verhältnismäßigen Gerechtigkeit und eine Handlung mit der Maxime, das geringste Übel zu ersuchen. Die absolute Gerechtigkeit lässt das Übergehen des Rechts eines Einzelnen, auch wenn es der gesamten Bevölkerung zu Nutzen wäre, nicht zu.

Man kann z.B. das Eigentum einer Person, ohne ihre Zusage nicht enteignen um es etwa in den öffentlichen Dienst zu stellen ("Istimlak"). Die Anwendung dieser Maxime kann sich derweil in manchen Situationen als äußerst schwierig erweisen. Bei solchen unausweichlichen/zwanghaften Situationen, kann man nach der Maxime der verhältnismäßigen Gerechtigkeit handeln. Und das Recht dieser Einzelperson kann zum Zwecke der gesamten Bevölkerung geopfert werden, das Eigentum kann auch ohne Zusage enteignet und in den öffentlichen Dienst gestellt werden. 

Ein Vers im Qurʾān weist auf etwas Wichtiges hin:

"Euch zu erschaffen und zu erwecken ist genauso wie eine Seele/Person zu erschaffen und zu erwecken." (Sura al-Luqmān 31/28)

Und in der Risale-i Nur wird eine wichtige Weisheit hierzu geschildert:

"Die absolute Gerechtigkeit im Geiste des Qurʾān, würde das Leben und das Blut eines Unschuldigen, selbst wenn es um die gesamte Menschheit geht, nicht opfern. Sowie beide im Antlitz der Macht gleich sind, so sind sie auch im Antlitz der Gerechtigkeit gleich. (vgl. "Mektubat, Hakikat Çekirdekleri-64")

 
Das bedeutet also dass, genauso wie es im Antlitz der göttlichen Macht kein Unterschied in der Schöpfung der gesamten Menschheit zur Schöpfung eines Einzelnen gibt, es im Antlitz der göttlichen Gerechtigkeit auch das Recht des Einzelnen genauso wertvoll ist, wie das Recht der gesamten Menschheit. Und ein Jener, der dieses Recht verletzt, ist gleichzusetzen mit jemandem, der der gesamten Menschheit Schaden zugefügt hat. Die Risale-i Nur bietet hier noch einen originellen Ansatz. Wenn man die positiven Charaktereigenschaften eines Menschen wie einen unschuldigen Menschen behandelt und die negativen Charaktereigenschaften wie einen schuldigen Menschen behandelt, kann man auch hier das Prinzip der absoluten Gerechtigkeit anwenden. So könnte man, sofern eine positive Charaktereigenschaft beim jeweiligem Menschen vorzufinden ist , das Anrecht dieser einzelnen Eigenschaft nicht übergehen, selbst wenn alle anderen Charaktereigenschaften schlecht wären.

Sofern man einen Groll gegen solch eine Person hegt, übergeht und verletzt man das Recht der positiven Charaktereigenschaften dieser Person und dies ist gegen das Prinzip der absoluten Gerechtigkeit. Wenn man im Rahmen dieser Thematik die Gefechte, in denen die Prophetengefährten involviert waren betrachtet so ist es wichtig zunächst festzuhalten, dass eine Art lästerhaftes Sprechen über sie verpönt ist. Denn die Gefallenen auf beiden Seiten sind als Märtyer anzusehen. In diesen Gefechten ging es um Themen des "Iǧtihād", also es ging um die Wahrhaftigkeit der Religion und das Wohlwollen Gottes. Diejenigen, die hier die richtige Entscheidungen trafen, werden im Jenseits vielfach vergütet, aber auch diejenigen die für Gottes Wohlwollen einstanden und kämpften, allerdings dabei gewisse Fehler begingen, werden im Jenseits vergütet. "Bediüzzaman" Said Nursi liefert hierzu eine wertvolle Erklärung:


"Zur Auslegung deiner zweiten Frage: Welches war die Natur der Kriege, die zur Zeit von Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, begannen? Wie können wir diejenigen beschreiben, die in einem solchen Krieg gefallen sind und diejenigen, die daran teilgenommen und getötet haben? Antwort: Der Kampf, zwischen Hasret Ali und Talha, Hasret Subeyr und Aischa, der Wahrhaftigen (möge der Höchste Gott mit ihnen allen zufrieden sein), den man als die Kamelschlacht bezeichnet, war ein Ringen zwischen der Reinen Gerechtigkeit und einer relativen Gerechtigkeit. Es ist dies wie folgt: Hasret Ali betrachtete die absolute Gerechtigkeit als grundlegend und focht wie in der Zeit der beiden Scheiche vor ihm entsprechend diesem Grundsatz von der absoluten Gerechtigkeit. Was aber seine Gegner betrifft, so sagten sie: In der Zeit dieser beiden Kalifen erlaubte die Reinheit des Islam noch die Reinheit der Gerechtigkeit. Doch mit dem Fortschreiten der Zeit wurde es sehr schwierig noch diese absolute Gerechtigkeit walten zu lassen, weil nun verschiedene Völker der islamischen Gemeinschaft (Islamiyet) beitraten, die noch im islamischen sozialen Leben schwach waren, weshalb nun ein relatives sogenanntes Recht des »geringeren Übels« angewandt werden musste. Um diesen Streit über Rechtsauslegung in die Politik einzuführen, wurde sogar ein Krieg geführt. Weil aber nun die Auslegung rein um Gottes willen und zum Wohle des Islam erfolgt war und der Streit nun aber über der Auslegung des Gesetzes entbrannt war, können wir sicherlich sagen, dass sowohl die, welche töteten, als auch die, welche getötet wurden, Gefährten des Paradieses und auch beide Empfänger ihres Lohnes geworden sind. Wie richtig auch immer Hasret Alis Auslegung (idjtihad) und wie falsch auch immer seine Gegner gelegen haben mögen, so haben sie dennoch keine Strafe dafür verdient, denn wer mit seiner Auslegung die Wahrheit findet, erwirbt zwei Verdienste; wer sie nicht findet, hat doch einen Verdienst, nämlich den Verdienst für seine Auslegung, was auch eine Art Gottesdienst ist. Sein Irrtum wird ihm vergeben. Bei uns zu hat ein sehr berühmter Mann in bestem Kurdisch gesagt und dabei die Wahrheit gesprochen:
Das heißt: Zerreiß dir nicht das Maul über den Kampf unter den Sahabis, denn sowohl die, welche töteten, als auch die, welche getötet wurden, sind doch beide Gefährten des Paradieses geworden. Die absolute Gerechtigkeit und eine relative Gerechtigkeit, können entsprechend der Ausdeutung der Ayah:

»Wer einen Menschen tötet, es sei denn einen Mörder oder wegen eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit, der ist gleich einem, der die Menschheit getötet hat.« (Sure 5, 32) vielleicht folgendermaßen erklärt werden: Die Rechte eines Unschuldigen können nicht zum Wohle der Menschheit für ungültig erklärt werden. Auch darf ein Einzelner nicht dem Wohle der Allgemeinheit geopfert werden. In den Augen Gottes des Gerechten und vor Seiner Barmherzigkeit ist Recht gleich Recht, unbesehen ob groß oder klein. Das kleine darf nicht für das große gelöscht werden. Für das Allgemeinwohl dürfen Leben und Recht eines Einzelnen nicht ohne dessen Zustimmung geopfert werden. Ist er bereit, sie zu opfern, so ist dies eine andere Sache. Was aber das relative Recht betrifft, so wird der Einzelne dem Wohl aller zum Opfer gebracht. Vor der Gemeinschaft fällt das Recht des Einzelnen außer Betracht. Man bemüht sich darum, eine Art relativer Gerechtigkeit als das geringere Übel zur Anwendung zu bringen. Wo es jedoch möglich ist, absolutes Recht walten zu lassen, darf man eine relative Gerechtigkeit nicht zulassen. Es wäre ein Verbrechen, dies zu tun. So kann man also sagen, dass Imam Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, wie in der Zeit der beiden Kalifen vor ihm, absolutes Recht zur Anwendung gebracht und so ein Gebäude auf der Grundlage des islamischen Kalifats errichtet hat. Was aber seine Gegner und Widersacher betrifft, so sagen sie, dass dies nicht möglich war, weil es da zu viele Differenzen gab, so urteilten sie dementsprechend auf Grund eines relativen Rechts. Was aber die übrigen Gründe betrifft, welche die Geschichte aufzeigt, so handelt es sich hier nicht um die wahren Gründe. Es sind Vorurteile." (Risale-i Nur. Kommentare zum Qur'an / Briefe: 15. Brief ff.)

Wir beenden an dieser Stelle das Thema mit einem äußerst wichtigem Ausspruch:

Wo es jedoch möglich ist, absolutes Recht walten zu lassen, darf man eine relative Gerechtigkeit nicht zulassen. Es wäre ein Verbrechen, dies zu tun.

52 Was bedeutet der Begriff Sirat al-Mustaqim?

der Begriff aṣ-Ṣirāṭ al-mustaqīm bedeutet soviel wie „gerader, zielführender Weg“. Dieser gerade Weg wird auch häufig als „Weg der Mitte, welcher fern von jeglicher Übertreibung ist“ sowie als „zielgerichteter, geebneter Weg“ beschrieben. Auch der Ausdruck „Gerechtigkeit“ wird diesbezüglich angeführt. Folgende Textstellen sprechen diese Thematik an:

„Und du leitest ja wahrlich zu einem geraden Weg, Allahs Weg, Dem gehört, was in den Himmeln und was auf der Erde ist. Sicherlich, zu Allah nehmen die Angelegenheiten ihren Ausgang.“ (aš-Šūrā, 42:52-53)

„Und Wir würden sie einen geraden Weg führen. Diejenigen, die Gott und dem Gesandten gehorchen, befinden sich mit denen, die Gott begnadet hat, von den Propheten, den Wahrhaftigen, den Märtyrern und den Rechtschaffenen.“ (an-Nisāʾ, 4:68-69)

Der Gläubige rezitiert in jeder Einheit des Pflichtgebets die Sure al-Fātiḥa und bittet Gott um die Rechtleitung auf den geraden Weg (aṣ-Ṣirāṭ al-mustaqīm). Somit streben wir durch diese Bitte danach, unser diesseitiges Leben zielführend und geradlinig zu verbringen, um bereits hier die Vorkehrungen zu treffen, die ins Paradies führende sogenannte Ṣirāt-Brücke im Jenseits überqueren zu können, welche dünner als ein Haar und schärfer als ein Schwert ist und sich am Abgrund zur Hölle befindet. Es scheint wahrlich nicht einfach in dieser Welt all unsere Handlungen, Worte und Zustände auf Linie dieses geraden, geebneten Weges beizubehalten, jedoch ist die zielgerichtete Befolgung dieses Weges
und die Vermeidung irreführender Übertreibungen und Maßlosigkeiten unabdingbar für ein erfolgreiches Überqueren der Ṣirāt-Brücke im Jenseits.

So wie das Abkommen von der Ṣirāt-Brücke einen Sturz ins Höllenfeuer mit sich trägt, so bedeutet auch in unseren Handlungen und Angelegenheiten das Abkommen von der gottgefälligen Haltung die Sünde, ja die Auflehnung. Diese sind in unserem diesseitigen Leben förmlich Anzeichen für die Hölle, da sie eine Distanzierung von jenem Pfad markieren, durch dessen Befolgung die Zufriedenheit Gottes erlangt wird.
Darüberhinaus hängt auch die Glückseligkeit im diesseitigen, irdischen Leben davon ab, inwieweit man sich an diesem rechten, gottgefälligen Weg orientiert. Denn Ausgewogenheit und Geradlinigkeit sind essenziell, ebenso wie am Beispiel unserer Organe eine Balance gewährleistet sein muss, damit der Organismus problemlos funktioniert, wie etwa die Notwendigkeit von Puls und Blutdruck im Normalbereich, eine
angemessene Körpertemperatur oder die begrenzte Sensibilität sinnlicher Wahrnehmungen.

Es ist ebenfalls möglich, die Ausgeglichenheit und Tugendhaftigkeit von charakterlichen Eigenschaften als geraden Weg zu bezeichnen. Großzügigkeit ist etwa eine Tugend. Dadurch, dass man weder geizig noch verschwenderisch ist, wird man tugendhaft. Der Sinn für Gerechtigkeit, also weder anderen zu schaden noch aus Primitivität sich selbst schädigen zu lassen, ist ebenso eine solche Tugend. Zu den wichtigsten Aspekten der Tugend gehört auch das Gottvertrauen (tawakkul). Jemand der sich ausreichend bemüht was die eigene Anstrengung beziehungsweise die nötigen Kausalitäten betrifft, sich danach mit Blick auf das Resultat auf Gott verlässt und im Nachhinein - unabhängig vom
Ausgang der Angelegenheit - diese dann akzeptiert und somit Zufriedenheit gegenüber Gott zum Ausdruck bringt, hat die wahrhaftige Essenz des Gottvertrauens (tawakkul) erlangt.

Wenn der Gläubige „Leite uns recht durch den geraden Weg!“ sagend zu Gott in seinen Bittgebeten (Duʿāʾ) spricht, so bittet er dadurch um Aufrichtigkeit, Ausgeglichenheit, Zielstrebigkeit und Geradlinigkeit in allen Bereichen und Angelegenheiten. Gleichzeitig schließt er darin alle anderen Gläubigen mit in sein Bittgebet ein.

53 Wer ist im Nahen Osten eigentlich der Böse?

die folgende Text ist von Rolf Verleger.

Prof. Dr. Rolf Verleger ist Psychologe an der Universität Lübeck. Er baute die Jüdische Gemeinde Lübeck und den Landesverband Schleswig-Holstein mit auf und ist seit 2006 Delegierter des Landesverbands im Zentralrat der Juden in Deutschland.

Was würden Sie tun – so schrieb am 31.12. die israelische Geschichtswissenschaftlerin Prof. Fania Oz-Salzberger in der FAZ – wenn Ihr Nachbar immerzu Steine und Molotowcocktails auf Ihre Wohnung wirft? Würden Sie nicht irgendwann zum Gewehr greifen, um diesem Treiben ein Ende zu machen? Und wenn sich der Nachbar mit seinen Kindern umgibt, damit Sie ihn nicht treffen, würden Sie dann nicht irgendwann ein Gewehr mit Zielfernrohr nehmen?
Just so wie dieser Nachbar verhalte sich die Hamas in Gaza, wenn sie israelische Städte mit ihren Sprengstoffraketen beschieße. Daher sei der jetzige Krieg Israels gegen Gaza ein gerechter Krieg.
Ich bin Frau Oz-Salzberger für dieses Beispiel mit dem Nachbarn sehr dankbar. Denn daran kann man vieles anschaulich klarmachen. Nennen wir der Einfachheit halber Sie und Ihre vom bösen Nachbarn so gemein terrorisierte Familie die Hausbesitzer und betrachten nun die merkwürdigen Verhältnisse im Wohnblock. Die Nachbarswohnung ist Gaza.

1) Sie haben vor drei Jahren dem Nachbarn die Schlüssel abgenommen
Ohne Ihre Zustimmung als Hausbesitzer darf die Nachbarsfamilie nicht aus ihrer Wohnung heraus, weder zum Arbeiten noch zum Studieren noch zum Verreisen noch zum Einkaufen. Ohne Ihre Zustimmung als Hausbesitzer bekommt der Nachbar keine Post, nichts zu essen, keinen Strom, kein Gas und keinen Besuch: Die Wohnung ist abgeschlossen, Sie als Hausbesitzer haben den Schlüssel, und der böse, böse Nachbar ist eingeschlossen. Und zwar seit 2006, seit fast drei Jahren.
Da bekam der böse, böse Nachbar eine Wut.
Der Fehler des bösen, bösen Nachbarn und seiner Freunde im anderen Wohnblock: Diese Leute haben die falsche Partei gewählt.
Dabei waren Sie doch so nett zu dem Nachbarn gewesen, dass Sie vor vier Jahren, 2005, freiwillig von seinem Balkon mit Seeblick ausgezogen waren, den Sie ihm mal früher abgenommen hatten. Allerdings eines Blickes oder Wortes gewürdigt hatten Sie diesen Typen bei Ihrem Auszug natürlich auch nicht. Und die Balkonmöbel haben Sie demoliert. Wo kommen wir denn da hin, wenn wir mit unseren Nachbarn reden würden?
Da bekam der böse, böse Nachbar eine Wut.
2) Sie haben vor zwei Jahren dem Nachbarn eine Schlägergang geschickt
Sie und Ihre nordamerikanischen Freunde vom Hausbesitzerverband hatten 2007 eine Schlägertruppe in der Nachbarswohnung einquartiert, die Mohamed-Dahlan-Gang. Die sollte dem bösen, bösen Nachbarn die Wohnung wegnehmen. Gemeinerweise wehrte sich der Nachbar gegen diesen Putsch. Da waren Sie ganz schön sauer. Danach haben Sie allen weiszumachen versucht, der böse, böse Nachbar habe nun ohne jeden Grund gewaltsam die Macht in seiner Wohnung übernommen und sei dazu nicht legitimiert. Sie waren selbst überrascht, wie viele Journalisten diese Lüge gerne verbreitet haben. Bei Silke Mertins aus der taz war es ja vielleicht noch zu erwarten, aber dass auch Torsten Schmitz von der Süddeutschen diesen Unsinn schreiben würde, war verblüffend.
Da bekam der böse, böse Nachbar eine Wut.
3) Sie haben dem Nachbarn die Betriebskosten der Wohnung nicht korrekt abgerechnet.
Seit Jahren werden die der Wohnungs-Autonomiebehörde zustehenden Zölle und Abgaben nicht termingerecht und vollständig ausgezahlt.
4) Sie haben schon viele Personen aus der Nachbarswohnung umgebracht.
Das war im Jahre 2006. Es waren Hunderte Tote. Übrigens war dies ein Auslöser des Libanonkriegs, da die Hisbollah für diese Taten an Israel Vergeltung üben wollte.
5) Sie haben dem Nachbarn schon lange sein Auto weggenommen.
Der Nachbar hatte mal einen Flughafen – gebaut von EU-Geldern. Den haben Sie kaputtgemacht: Böse Nachbarn brauchen keinen Flughafen.
Da bekam der böse, böse Nachbar eine Wut.
6) Sie haben dem Nachbarn seine Arbeit weggenommen.
Der Nachbar ging mal auf Fischfang. Das haben Sie ihm verboten. Er hatte mal Fabriken. Die haben Sie ihm 2006 zerbombt. Er hatte mal Landwirtschaft. Die haben Sie ruiniert, indem Sie den Export verboten haben. Der böse Nachbar, der nur schießen will, soll nicht fischen, nicht arbeiten, nicht Boden beackern: Der böse, böse Nachbar soll auf Sie schießen, damit Sie zurückschießen können.
Das tat er denn auch.
7) Gerichte geben dem bösen Nachbarn Recht
Viele Fachleute für Nachbarschaftsrecht, wie Amnesty International, UN-Experten, Friedensnobelpreisträger haben klar gesagt, dass Ihr Vorgehen als Hausbesitzer gegenüber Ihrem Nachbarn seit Jahren gegen Recht und Gesetz verstößt. Glücklicherweise haben diese Leute keine Polizei, um Recht und Gesetz durchzusetzen. „Wie viele Divisionen hat der Papst?" spottete Stalin.
Da bekam der böse, böse Nachbar eine Wut.
8) Sie vertreiben seit Jahren die Freunde des bösen Nachbarn aus deren Wohnungen
Leider hat der böse Nachbar immer noch Handys und Telefone. Daher erfährt er tagtäglich, wie Sie die Freunde und Verwandten des bösen Nachbarn, die im Wohnblock Westjordanland leben, aus ihren Wohnungen vertreiben. Ein wesentliches Mittel dazu ist die große Wand, die Sie mitten durch den Wohnblock gebaut haben. Denn Sie haben diese Wand, die eigentlich zu Ihrem Schutz dienen sollte, nicht um Ihre Wohnung gebaut, sondern quer durch die Wohnungen dieser Freunde. Was brauchen die auch zwei Wohnzimmer? Eins reicht völlig, im anderen können doch lieber Ihre Freunde wohnen. Und dass die auch in ihrer eigenen verkleinerten Wohnung durch eine Sicherheitskontrolle müssen, bevor sie vom Wohnzimmer ins Bad gehen, da ist doch nichts dabei: Das ganze Leben ist schließlich ein Wartesaal! Und wer dagegen friedlich demonstriert, der bekommt zwar in Deutschland den Ossietzky-Preis, aber zuhause wieder Tränengas, und wenn er Pech hat, wird er wegen Demonstrierens in Putativnotwehr erschossen. Natürlich gingen die Freunde des bösen Nachbarn wegen der Wand durch ihre Wohnung vors Gericht, der damalige deutsche Außenminister, ein bräsiger Mann namens Fischer, nannte dies „nicht hilfreich", sie bekamen selbstverständlich Recht, aber wieder ist keine Polizei da, die dieses Recht durchsetzt.
Da bekam der böse, böse Nachbar eine Wut.
9) Sie haben dem Nachbarn vor 60 Jahren den Hausbesitz weggenommen
Vor langer, langer Zeit war der Großvater des Nachbarn Besitzer des ganzen Hauses gewesen. Damals sind Ihre Großeltern in das Haus gekommen, verzweifelt, verfolgt, es war ein guter Schutz vor dem Sturm, Sie haben bald auf dem Hof eine Wohnung gebaut, der Hof gehörte ja schließlich keinem, nicht wahr, dass die anderen dann nicht mehr von einer Wohnung zur andern kamen, nun ja, sind ja nur Araber. Gelegentlich kamen ein paar humanistische Spinner vorbei, die hießen Achad ha'Am, Martin Buber, Hannah Arendt, es waren noch ein paar mehr, die sagten, man müsse mit den Hausbesitzern in Freundschaft leben, aber um Marx' Willen, diese Araber waren doch zu primitiv für den Aufbau des Sozialismus, mit solchen Landpomeranzen kann man nicht Freund sein. Und später als Marx nicht mehr in Mode war, da sagte man um Gottes Willen, diese Araber haben ja die falsche Religion, was wollen die überhaupt hier im Heiligen Hause? Gibt doch genug andere Häuser hier, sollen sie doch dahin.
Und dann, ab 1947, haben Ihre Eltern den Eltern des bösen, bösen Nachbarn die meisten Wohnungen und das ganze Haus weggenommen, als die vor Angst geflohen waren, in Panik vor dem bewaffneten Terror Ihrer Eltern. Und nun leben viele Nachkommen dieser Leute in der einen Wohnung, im dichtest besiedelten Fleckchen der Erde, in Gaza. Ja warum ist es jetzt nur so dicht besiedelt?
Da bekam der böse, böse Nachbar eine Wut.
Und so sagte die deutsche Bundeskanzlerin und auch Frau Prof. Oz-Salzberger: Die Alleinschuld an diesem Krieg hat nur der böse, böse Nachbar.
10) Nachwort:
Als die ersten jüdischen Zionisten um 1890 in das heutige Israel kamen, da waren sie auf der Flucht vor Diskriminierung im Zarenreich, vor Brandschatzung und Ermordung in Pogromen, auf der Suche nach einem freien, selbstbestimmten Leben, das ihnen in ihrer alten Heimat nicht ermöglicht wurde. Dies war nicht ein Konflikt von Gut gegen Böse, sondern der Streit um ein Stück Land, das den palästinensischen Arabern Heimat war und den Einwanderern als einzig mögliche Heimat erschien.
Gewonnen hat diesen Streit die jüdische Seite, um den Preis des ständigen Kriegszustands. Jedoch der Friedensplan liegt längst auf dem Tisch. Dieser besteht in der Zwei-Staaten-Lösung auf den Grenzen von 1967, in einer einvernehmlichen Regelung des Problems der palästinensischen Flüchtlinge, in einer einvernehmlichen Regelung über Jerusalem. Dies haben die Mitgliedsstaaten der arabischen Liga Israel 2002 vorgeschlagen und in jüngster Zeit nochmals bekräftigt. Israel ist damit nicht einverstanden, weil Israel sich nicht entscheiden kann, ob es das widerrechtlich besetzte Land im Westjordanland nicht lieber behalten und erweitern will. Solange Israel nicht sagt, ja, wir wollen lieber Frieden, wir geben das Besatzungsregime auf, so lange wird es keinen Frieden geben.

Die Position Deutschlands in diesem Konflikt ist zwiespältig. Aber kann die Tatsache, dass wir europäischen Juden Opfer eines von Deutschland verübten großen Unrechts wurden, dem jüdischen Staat das Recht geben, nun anderen Unrecht zu tun? Glauben deutsche Politiker wirklich, es sei eine Wiedergutmachung der Ermordung meiner jüdischen Verwandtschaft, dass nun Israel haltlos und bindungslos alles machen darf, was ihm so gerade einfällt?
Es würde im Gegenteil Israel unendlich gut tun, wenn es aus seiner fantasierten Position, das ewige Opfer zu sein, herausgeführt würde, und wie jeder andere Staat auch fest in das internationale Regelsystem eingebettet würde. Das heißt, dass die widerrechtliche Besetzung des Westjordanlands und die völkerrechtswidrige jahrelange Belagerung Gazas sanktioniert und boykottiert werden müssen.

 

Prof. Dr. Rolf Verleger

 

54 Ist die Sharia praktizierbar in der heutigen Gesellschaft?

während manche Menschen meinen, die Islamischen Verordnungen wären heutzutage unvereinbar in unserer Gesellschaft, verurteilen andere wiederum diejenigen des Unglaubens, welche von dem Islamischen Richtlinien Abstand nehmen, ohne die Absichten dahinter zu kennen. Die erste Gruppe ist übertrieben, wohingegen die andere Gruppe nachlässig in Ihren Vorstellungen ist. Beide sind extremistisch veranlagt und vom rechten Pfade abgeirrt.

Als erstes, möchte ich erwähnen, dass die erste Gruppe sich irrt. Es gibt eine gute Regel. „Wenn etwas existiert, so existiert es mit einem Grund.“ Wenn man Hände einsetzt, sind die Finger Ihr Werkzeug. Man kann nicht an Hände denken, ohne dabei die Finger mit zu berücksichtigen. Solche Art von Händen wären wirkungslos. Wenn man an ein Gesicht denkt, sieht man nicht nur die Augen. Ein Gesicht, ohne Augen ist nicht vorstellbar. Das weiße und das schwarze des Auges ist genauso unzertrennbar vorstellbar. Die Islamischen Verordnungen sind ähnlich. Sie müssen als Ganzes betrachtet werden. Nur so kann der individuelle und soziale Fortschritt vorangetrieben werden und dies so zu Wohlergehen und Heil führen.   

In einer Gesellschaft, in der die Säulen des Islams vernachlässigt und die individuellen und familiären Voraussetzungen auf falschen Grundlagen aufgebaut werden, kann nicht nur die Forderung nach Verordnungen und Bestrafungen richtig sein. In solch einer Gesellschaft würden diese Verordnungen nicht funktionieren. Die meisten Menschen wären diesem System unfreiwillig untergeordnet und gezwungen dies anzunehmen, ohne wirklich daran zu glauben. Die Muslime wären nur oberflächlich gläubig, aber innerlich dem Islam feindlich gesinnt. 

In diesem Fall, können die Islamischen Verordnungen nicht unterstützend dabei helfen, das menschliche Dasein zu verbessern. Dies liegt nicht an den Islamischen Verordnungen, sondern an dem System dieser Gesellschaft. 

Zu der zweiten Forderung, die die Grenzen des rechten Pfad zu weit überschreiten. Man darf Menschen nicht des Unglaubens bezichtigen, die nicht den Islam praktizieren oder sich nicht völlig damit identifizieren können oder wollen. Zum Glauben gehört auch das Gegenteil, der Unglaube. Wenn jemand gegen den Islam ist und sich dementsprechend äußert, so kann man davon ausgehen, das dieser Mensch ein Ungläubiger ist. Falls nicht, so sündigt dieser lediglich und ist nicht ungläubig. So hat der Unglaube diesen Zustand nur durch die Absicht zum Unglauben. Nur wenn jemand also mit voller Absicht und überzeugtem Willen sagt; „Islam ist so und schreibt diesen Weg vor, Ich aber widersetze mich dem“, ist ungläubig. Jemand der nicht mit dieser Absicht sich falsch verhält und weiß dass diese Handlung falsch ist, aber gegen die eigene Ignoranz und Schwäche ankämpft, darf nicht von einem gläubigen Sunniten, als Ungläubiger bezeichnet werden. Nur Kharidjiten, die die große Sünden als Blasphemie verurteilen oder die Mu`tazila, die der Ansicht sind ein sündiger Muslim befände sich in einem Zwischenstadium des Glaubens und Unglaubens, beanspruchen den Richtspruch für sich allein. Alle Sunnitischen Gelehrten stimmen überein, dass das Ketzerei sei und diese Menschen irregeleitet sind. 

So sollte man vorsichtig sein, wenn man den Islam verteidigen will, denn man kann schnell unbewusste abirren.

55 Kann die *„Levlake…“ Hadith als Irrglaube auslegt werden?

die islamischen Gelehrten sind sich Über den Inhalt dieser Hadith, welcher von Ibn Asakir (ra) überliefert wurde, einig, dass es den Rang bzw. die Stellung und Bedeutung des Propheten Muhammed (s.a.s) wiedergibt und nicht als Ketzerei gedeutet werden kann. Obwohl Gelehrte wie Imam Aliyyu’l-Kari daran gezweifelt haben, ob es sich wirklich um ein Hadith handelt, haben sie den Inhalt dieser Aussage als Islamisch anerkannt und als eine richtige Äußerung des Glaubens bestätigt.
Ebenfalls wurde es von der Mehrheit der islamischen Gelehrten anerkannt (telâkki-i bil-kabulü).
Es wird auch in vielen klassischen Büchern des Islam erwähnt:
Levami-ül Ukul Ni'metullah bin Veli sh: 15:Divain-i Mevtana Câmî sh: 4;
Divan-i Seyh Ahmed-i Cezerî 1/190 ve hakeza Divan-i Mevlâna Hâlid, Mektubat-i Imam-i Rabbanî 

Außerdem gibt es auch andere Hadithe, die die Richtigkeit der Aussage der Levlaka-Hadith deutlich machen und bekräftigen.
" Ya Adam (a.s.), Du hast die Wahrheit gesprochen . Wahrhaftig, Muhammed (s.a.s.) ist der meist geliebteste bei Mir und als Du mich angefleht hast (um Vergebung ersucht hast), so habe Ich Dir schon vergeben . Würde Muhammed (s.a.s.) nicht existieren, so hätte Ich dich nicht erschaffen " Quelle dieser Sahih Hadith: Al Hakim(r.a.) im "al Mustadrak"
In einem weiteren Hadith erzählte der Prophet Muhammed:
" Jibril (a.s.) kam zu mir und berichtete, dass Allah der AllErhabene sagte:
Wenn du (Muhammed s.a.s.) nicht erschaffen worden wärest, so hätte Ich nicht die Himmel & die Erde erschaffen ". Quelle: Dailami ra in "al Musnad al Firdaws "
Zudem ist in einem anderen Hadith zu lesen “Das erste was Allah erschuf, war mein Licht“.

Allah sagt im edlen Qur`an (Sure 21:Enbiya, Ayet 107): “ Und Wir entsandten dich (den Propheten Muhammed s.a.s.) fürwahr als eine Barmherzigkeit für alle Welt.“
Wenn man diesen Qur`anvers mit dem Inhalt der Levlake-Hadith („O’ Prophet wenn du nicht wärst, hätte ich die Welt (das Universum) nicht erschaffen“) vergleicht, wird offensichtlich, dass die Kernaussage sehr konvergent (übereinstimmend) ist. Denn wenn er von Allah als „Barmherzigkeit für alle Welt“ charakterisiert wird, kann die Annahme, dass der Kosmos ohne diese „Barmherzigkeit für alle Welt“ sinnlos und absurd wäre, nicht widerlegt werden.

Bediuzzaman Said Nursi schrieb diesbezüglich:
„Nun also, oh Zuhörer! Halte es nicht für unvorstellbar, dass dieser einzigartige, gewaltig große Kosmos aus dem winzig kleinen Wesen eines Menschen erschaffen wurde. Wie sollte der majestätische Allmächtige, der einen riesigen Tannenbaum, gleich einer Art Welt, aus einem Kern, der so groß wie ein Weizenkorn ist, erschafft, diesen Kosmos nicht aus dem »mohamedanischen Lichte « (Nur-u Muhammediye) erschaffen? Ja, warum sollte Er es denn nicht tun!"
"Wenn man diesen Kosmos mit dem Blick der Weisheit betrachtet, sieht man ihn in der geistigen Gestalt eines gewaltig großen Baumes."

"Daher erfordert die Weisheit, dass auch dieser Baum der Schöpfung aus einem Kern gemacht wird. Er soll sogar ein solcher Kern sein, dass er außer dieser materiellen sichtbaren Welt auch das Musterbeispiel und die Grundzüge der anderen Welt umfasst. Denn der ursprüngliche Kern und der Ursprung des Kosmos, der Tausende unterschiedliche Welten in sich enthält, kann nicht einfach trockene Materie sein."

"mit Sicherheit wird das Licht, das für das Entstehen des Kosmos der Kern war, als Persönlichkeit einen Körper anziehen, in ihm Gestalt annehmen und sich so als die letztendliche Frucht (der Menschheit) zeigen."

"Jene, die alles im Reich der Materie suchen, haben ihre Intelligenz in ihre Augen gelegt. Und in den Dingen des Geistes ist das Auge blind."

*Diese Hadithiqudsi (lawlaka lawlak' wama halagtul aflak) beinhaltet folgende Aussage: “O’ Prophet wenn du nicht wärst hätte ich die Welt(Universum) nicht erschaffen“

 

56 Warum ist es ein wichtiger Bestandteil des Imans (Glaubens) in allen, sogar negativen Geschehnissen bzw. Begebenheiten Allahs Hikmet (Weisheit) zu erkennen?

in allen Ereignissen, wie hässlich und ungerecht sie uns auch erscheinen mögen, wirkt Allah mit seiner unbegrenzten und unendlichen Weisheit.
Im Gnadenreichen Qur`an, in dem jeder Vers göttlichen Ursprungs ist, wird folgendes offenbart:
"Und bei Ihm sind die Schlüssel des Verborgenen; Er allein kennt es. Er weiß, was zu Land und im Meer ist, und kein Blatt fällt nieder, ohne dass Er es weiß. Und kein Körnchen gibt es in den Finsternissen der Erde und nichts Grünes und nichts Dürres, das nicht in einem deutlichen Buch stünde." (Sure Enam, 59)

Wenn man sich insbesondre mit dem Leben der Propheten beschäftigt, ist zu lesen, dass sie viel gelitten haben und Ungerechtigkeiten ertragen mussten. Doch trotz der schmerzhaften Ereignisse haben sie das Wirken der Eigenschaften Allahs in Ihrer alles umfassenden Weisheit stets erkannt, akzeptiert und mit Hingabe verinnerlicht, weil sie die Facetten des Schicksals wie die Einzelelemente eines Films betrachtet und der göttlichen Bestimmung absolut vertraut haben.

"Aber vielleicht verabscheut ihr etwas, das gut für euch ist. Und vielleicht liebt ihr etwas, das schlecht für euch ist. Allah weiß, ihr aber wisst (es) nicht."(Qur’an:Sure Baqara 216)

Deshalb ist es wichtig sowohl den Kosmos mit all ihren Ereignissen als auch die geschichtlichen Besonderheiten, wie schlimm und verbrecherisch sie uns auch erscheinen mögen, richtig zu verstehen und daraus eine Lehre zu ziehen, um sich weiter zu entwickeln und in ihnen das Einwirken der Eigenschaften bzw. Namen Allahs zu erkennen.

Erst wenn wir beginnen in allem die bedeutungsvollen Zeichen zu erkennen und die
Namen Allahs in unserem Herzen und Verstand zu verankern, können wir wahre Hingabe an Allah entfalten. Nur diejenigen, welche die wahre Hingabe und Liebe in ihrem Iman (Glauben) verinnerlicht haben, sind in der Lage dem Schlechten entgegenzuarbeiten.

Wie wollen wir aber Allah lieben ohne uns seiner Eigenschaften bewusst zu werden. Nur wenn wir anfangen die Zeichen zu lesen und dadurch Wissen erlangen, werden wir unserer wahren Bestimmung gerecht.
„Und wie viele Zeichen (zum Nachdenken anregende Begebenheiten) sind in den Himmeln und auf der Erde, an denen sie einfach vorbeigehen“( Sure Yusuf, 105).

In einem Hadith sagte der Prophet Mohammed(s.a.s):
„Wahrlich, Gott hat neunundneunzig Namen, einen weniger als hundert. Wer sie aufzählt geht ins Paradies.“ (Sahih Buchary)

Wenn wir die Ereignisse im Kosmos und in der Geschichte genauer betrachten und die Namen Allahs erkennen, entsteht wahre Erkenntnis. Ohne die Erkenntnis der Namen Allahs, bleibt vieles im Dunklen, da dann nur das Gegenständliche und eine materielle Illusion aufgenommen wird.Im Qur`an wird solch eine oberflächliche Bewusstseinsebene als „blind“ bezeichnet:„Wer aber blind ist in dieser (Welt), der wird auch im Jenseits blind sein.“(Sure Al-Ìsra,72)
„Denn wahrlich, es sind ja nicht die Augen, die blind sind, sondern blind sind die Herzen.“(Sure Al-Hadsch,46)

 

57 Wie werden die Gebetszeiten in Gegenden (wie z.B. den Polen), wo es längere Zeitabschnitte keinen Sonnenaufgänge gibt, festgelegt?

in solchen Fällen, wird die nächst gelegene Stadt oder Gebiet, wo einigermaßen gebräuchliche Zeitabschnitte existieren, als Vorlage bzw. Modell genommen.

Demnach werden dessen Gebetszeiten angewendet. In solchen Extremgebieten wie z.B. an den Polen (Nord. u. Südpol) würde man ansonsten mehre Monate auf die nächste Gebetszeit warten. Diese Methode wurden vom Propheten in dieser Weise erläutert und bestimmt.

In den Hadithen wird solch eine Vorgehensweise als „Takdir“ bezeichnet.
Quelle: (Müslim, Kitabu’l-Fiten ve Esrâtu’s-Sâat, 20)

Folgend wird der nächst gelegene Ort ausgesucht und dementsprechend die Gebetszeiten berechnet bzw. angepasst.

58 Warum sagt man bei Al-Mahdi – „Aleyhis Salam“ ?

der Ausdruck „Alayhis Salam“ bezogen auf den Mahdi wird in vielen Kalam- und Geschichtsbüchern verwendet. Diese Bezeichnung(Aleyhis Salam) bezieht sich nicht nur auf die Propheten. Lediglich die Bezeichnung „alayhissalatu wassalam” darf ausschließlich auf unseren Propheten Hz. Muhammad (s.a.s.) angewendet werden.
Die Wortwendung „Alayhis Salam“ wird auch für den Sohn des Propheten Hz. Ibrahim angewendet.
Deshalb ist es nicht verwerflich beim Thema Hz. Mahdi „Alayhis Salam“ zu sagen.

Außerdem ist der Ausdruck „Alayhis Salam“ ein Dua (Bittgebet), das die Stellung bzw. den Rang des Mahdi verdeutlicht und seine Leistungen würdigt, um seiner Fürbitte (Schafaa) zuteil zu werden.
In vielen Hadithen ist zu lesen, dass der Mahdi gerühmt wird und wir ihm folgen sollen.

59 Was ist der Sinn und die Weisheit in der Erschaffung der verschiedenen Rassen?

1. Alle Menschen, die zurzeit leben und bis jetzt existierten, sind einzigartig, haben verschiedene Gesichter und Fingerabdrücke, damit jedes Individuum unverwechselbar bzw. eindeutig identifiziert werden kann.

2. Sowohl im Qur`an als auch in den Hadithen wird die „Anzahl der Gesichter“ zwar nicht genannt, jedoch die Verschiedenheit der Gesichter erwähnt.

- „Er ist es, Der euch in den Mutterschößen bildet, wie er Er will.“ (Sure Al-Imran, 6)

- „Mensch! Was hat dich deinem großzügigen Herrn entfremdet,
Der dich erschaffen, gebildet und wohlgeformt hat? Dich in der Gestalt, die Ihm beliebte, zusammengefügt hat?“
(82.Sure al-Infitar, 6-8)
In diesen Ayet (Versen) im Qur`an wird verdeutlicht, dass durch die Bestimmung und die Entscheidung Allahs die Verschiedenheiten in der Schöpfung der menschlichen Daseinsform bewirkt wird.

- „Zu Seinen Zeichen gehört auch die Schöpfung der Himmel und der Erde und die Verschiedenartigkeit euerer Sprachen und euerer (Haut-)Farben. Darin sind fürwahr Zeichen für die Wissenden.“ (30.Sure Ar-Rum, 22)
Dieser Qur`anvers veranschaulicht die Verschiedenheit der Menschen und erklärt, dass dies ein Beleg Seiner alles umfassenden Macht ist.

- Ebu Musa el-Esari berichtet, dass der Gesandte Allahs sprach:

„Allah erschuf Adam (den ersten Menschen) aus einer Hand voll Erde, die sich aus der Erde der gesamten Welt zusammensetzte. Aus diesem Grund sind die Kinder Adams (Menschen) so verschieden wie die Erde selbst. Dementsprechend gibt es weiße, rote, gelbe, schwarze Menschen und Hautfarben, die innerhalb dieser Farbnuancen variieren. Quelle: Ibn Kesir, Sure Er-Rum, 30/22 Qur`aninterpretation.

3. Selbst die moderne Wissenschaft beweist die Einzigartigkeit z.B. jedes einzelnen Fingerabdrucks und dass bei aller Gleichheit der Menschen dennoch Elemente der Vielfalt vorhanden sind, so wie es auch der edle Qur`an besagt.
Anstatt einem Atheisten diesbezüglich Qur`anverse darzulegen, sollte zuvor die absolute Einheit und Existenz Allahs erklärt werden.
In diesem Zusammenhang empfehlen wir die Abhandlungen der Risale-i Nur, weil in diesen Schriften der Glaube an Allah in Einklang und Harmonie mit den Naturwissenschaften erörtert und erklärt werden.
So wie der Buchstabe auf einen Schreiber, die Nadel auf ihren Meister hinweist, deuten alle Elemente bzw. Geschöpfe auf einen Erschaffer hin und verdeutlichen, dass das Weltall, die Planeten, die Pflanzen und Tiere, Berge und Meere von den Eigenschaften Allahs unterrichten.
In einem Hadith ist zu lesen:
"Den Glauben (Iman) eines Einzelnen zu erwecken, ist viel wertvoller als der Besitz von Reichtümern." Quelle: Mecmau'z-Zevaid, 5/334

4. Die Einheit in der Anatomie, wie z.B. die Anzahl der Augen, Ohren, Füße, Hände usw. beweist, dass es einen absoluten Künstler (Sani) geben muss. Folglich wird somit die Einheit Allahs bezeugt. Zudem bestätigt die Mannigfaltigkeit der Verschiedenheit eine für sich eigentümliche, einzigartige Bestimmung, in der keine Ziellosigkeit, Bedeutungslosigkeit als auch jegliche Art von Verschwendung zu erkennen ist. Deshalb können diese bewussten Handlungen und die damit zusammenhängende Weisheit und Absicht nur Allah zugeschrieben werden

- Der in zu 2. geschriebene Qur`anvers „Zu Seinen Zeichen gehört auch die Schöpfung der Himmel und der Erde und die Verschiedenartigkeit euerer Sprachen und euerer (Haut-)Farben. Darin sind fürwahr Zeichen für die Wissenden.“ (30.Sure Ar-Rum, 22)“ untermauert diese Wahrheiten.

 

 

 

 

60 Kann man denn überhaupt vom islamischen Terror sprechen?

der Islam gebietet einem Muslim mit seinem Umfeld gute Kontakte zu hegen, seine Mitmenschen von seiner Anständigkeit zu überzeugen und ihnen eine Bereicherung zu sein. Das gegenteilige Verhalten ist unislamisch. Der Gesandte Gottes (s.a.s.) beschreibt einen Muslim folgendermaßen:

„Ein Muslim fügt niemanden einen Schaden zu, weder durch Wort, noch durch Tat.“(Tirmizi, Iman 12)

Zeiten des Friedens, der Toleranz und des Dialoges fördern die Entfaltung des Islam und sind für Muslime immer von Vorteil, weil sie Vertreter der Gerechtigkeit und der Wahrheit sind. Wahrheit und Gerechtigkeit kann man nur durch Frieden, Nachsicht und Dialog gewährleisten und nicht mit Zorn, Gewalt, Angst und Kollision. Ein Blick auf den 13. Vers der 49. Sure zeigt, dass immer schon zu Frieden und Solidarität aufgerufen wird:

O ihr Menschen, Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Verbänden und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem.

Wie zu lesen ist, verkündet der Vers nicht die gegenseitige Bekämpfung der Rassen, Völker, Stämme und Staaten und auch nicht die Unterdrückung der Schwächeren durch die Stärkeren. Vielmehr ist das Gegenteil zu verstehen, also das gegenseitige Kennen lernen und einander zu unterstützen. Das ist ihre wahre Bestimmung.

Was passiert denn, wenn unterschiedliche Völker sich kennen lernen und einander Hilfe leisten? Aufgrund der entstandenen Gemeinschaft können doch nur beide Parteien dadurch profitieren. Beide Fraktionen könnten ihr jeweiliges Exportgut der anderen andienen und beide hätten den gleichen Status. Beide wären gleich entwickelt und keine fühlte sich benachteilig. Dadurch wäre einer der wesentlichsten Kausalitäten für Auseinandersetzungen wie erloschen. Und wenn keiner der Parteien sich benachteiligt fühlt, also zufrieden ist, ergibt sich auch die Gelegenheit den anderen näher und besser kennen zu lernen, weil man nicht die ganze Zeit an seinen Rückstand denken muss. Der Muslim könnte als Vertreter der Wahrheit, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit die Spiritualität darbieten, während der Nicht-Muslim die materielle, technische Welt präsentiert. So könnten beide in sehr vielen Punkten, wenn nicht sogar in jeder Hinsicht, sich besser verstehen und besser Begegnen. Die Aufgabe des Muslims ist die Gemeinschaft zu entlasten und für das Wohl der Allgemeinheit zu wirken. Der Qur´an gebietet jedem Muslim geduldig und nachsichtig mit seinen Mitmenschen zu sein.

In der Stadt Medina lebten Muslime, Christen, Juden und Götzenanbeter zusammen. Wie bekannt ist vertreten Götzenanbeter den Polytheismus, also das völlige Gegenteil dessen was der Islam verkündet. Sie lebten dennoch auf einem Fleck Erde zusammen. Es gab keinerlei Besorgnis und der Gesandte Gottes (s.a.s.) war sehr erfreut darüber. Vom Frieden profitiert immer der Islam. Die Muslime in Medina trugen durch ihr friedseliges Leben dazu bei, dass viele Nicht-Muslime durch Einsicht nach und nach zum Islam konvertierten. Einer der Nicht-Muslime beobachtete diese friedliche Entwicklung und stiftete daraufhin Zwietracht, um die Muslime schlecht darzustellen. Mit dieser bösen Absicht ging dieser Nicht-Muslim zu ʿUmar (r.a.) und begann ihn anzupöbeln und zu beleidigen, worauf ʿUmar (r.a.) in Angriffstellung ging. Gott sei gedankt, gingen die Anwesenden dazwischen und verhinderten somit um eine Haaresbreite verheerende Aufstände. Dabei ist zwischen den Muslimen und den Anderen eine Unsicherheit entstanden. In einem Augenblick verwandelten sie sich in zwei Fronten. Zur selben Zeit wurden die Verse 14 und 15 der Sure 45 offenbart. Aus diesen Versen ist zu verstehen, dass die Muslime es zu keiner Spannung zwischen ihnen und den Anderen kommen lassen sollen und das sie deren Provokationen keinerlei Beachtung und Wertigkeit schenken sollen, da sowieso die Abrechnung beider Seiten im Jenseits von Allah verrichtet wird. Des Weiteren heißt es:

Sag denen, die glauben, sie sollen denen vergeben, die nicht erwarten, die Tage Gottes zu erleben, auf daß Er den Leuten vergelte für das, was sie erworben haben. Wer Gutes tut, tut es zu seinem eigenen Vorteil. Und wer Böses tut, tut es zu seinem eigenen Schaden. Zu eurem Herrn werdet ihr dann zurückgebracht.

Der Vers weist im weiteren Sinne darauf hin mit den Nicht-Muslimen friedlich umzugehen und stellt als solches eine außerordentliche Rechtweisung für die Muslime dar. Insgesamt erlaubt der Islam keinen Terrorismus oder des gleichen. Er erlaubt jedoch bei Notwendigkeit sich zu verteidigen, wobei die Handlungsweisen hierbei auch wieder bestimmten Regeln unterliegen. Jede andere Verhaltensweise, die diesen Bestimmungen widerspricht, gleicht der Anarchie.

 

61 Warum erlaubt der Islam keinen Terrorismus?

Terrorismus ist nicht das einfache Verurteilen von Ereignissen oder Vorkommnissen. Terrorismus ist ein Vergehen an der gesamten Menschheit, welcher Unheil und Niedergang über eine Gesellschaft bringt. Der Terrorismus sollte im Keim erstickt und entwurzelt werden. Ist dies nicht der Fall, besteht keinerlei Sicherheit für Hab und Gut, und vor allem für das Leben der Menschen und dessen Würde. Betrachten wir nun einige islamische Gebote bezüglich dieser Thematik. Diese Bestimmungen sind global und gelten als bedeutende, ehrenhafte Werte aller Menschen.

1. Im Islam ist jeder Mensch von Geburt an rein und frei von Schuld. Jeder Mensch genießt eine Gottgegebene Immunität. Diese Immunität ist lebenslang beständig. Niemand besitzt die Autorität vorsätzlich einem anderen Menschen Unrecht an zu tun und ihn in Unheil zu stürzen. Selbst wenn ein Mensch seine eigene Immunität durch das Begehen einer Schuld behebt, ist es Aufgabe der Justiz dessen Schuld zu beweisen und dessen gerechte Bestrafung nach Ermessen zu bestimmen und zu vollstrecken. Kein Mensch besitzt die Ermächtigung sich selbst zum Staatsanwalt, Richter und Vollstrecker zu erklären und durch Selbstjustiz den Beschuldigten nach eigenem Erachten zu bestrafen. Sollte sich jemand dieser Autorität bemächtigen, müsste man dem Gegenüber ebenfalls dieses Recht zusprechen, welcher somit die Befugnis zum Gegenschlag hätte. Durch solches Verhalten kommt Anarchie zum Ausbruch, womit zugleich Hab und Gut, Ehre und das Leben von Menschen sich in permanenter Unsicherheit befänden. Die Heranwachsenden würden dieses Verhalten übernehmen und es gäbe keine Geborgenheit mehr. Es herrschte eine immerwährende Angst, die das gesellschaftliche Leben zum Stillstand führt. Der Terrorismus ist ein Fluch für alle Menschen. Die Terroristen bestimmen (immer wieder von neuem) irgendwelche Leute für Schuldig, welche wiederum nach ihrer Einschätzung bestraft oder sogar getötet werden. Die Terroristen erkoren sich zum Kläger, Richter und Henker zugleich. Der Islam jedoch verurteilt ein solches Verantwortungsloses, wie Unentschuldbares Verständnis und verbietet jegliche Art des Anarchismus. Ein Muslim darf weder im Tatsächlichen noch im Geiste eine solche Menschenverachtende Hässlichkeit befürworten, geschweige denn tolerieren. Im Herzen eines Muslims kann und darf kein Platz für dieses mentale Gefälle sein.

2. Im Islam ist die Sündenschuld individuell. „Wer den rechten Weg befolgt, der befolgt ihn nur zu seinem eigenen Heil; und wer irregeht, der geht irre allein zu seinem eigenen Schaden. Und keine Lasttragende (Seele) trägt die Last einer andern. Und Wir strafen nie, ehe Wir denn einen Gesandten geschickt haben.“(Sure Bani-Isra´il, Vers 16) Dieser Vers ist ein Grundgesetz im Islam und verkündet, dass Aufgrund der Schuldigkeit einer einzelnen Person man andere oder seines gleichen nicht Mitanschuldigen kann. Zum Beispiel, kann man für die Schuld des Sohnes weder dessen Vater, noch dessen Mutter oder sonstige Verwandte zur Rechenschaft ziehen und für das Vergehen verantworten. Terrorismus praktiziert das genaue Gegenteil und lässt vom Schuldigen ab und konzentriert sich auf die Unschuldigen. Die Terroristen gehen noch weiter. Sie greifen eine Gesellschaft an, in der sich viele Menschen unterschiedlicher Nationalität und Religionszugehörigkeit befinden. Sie greifen somit die gesamte Menschheit an und nicht nur den „Westen“, den „Osten“ oder sonst wen. (Bei ihren Anschlägen, in wessen Namen auch immer, wird auf Nichts und Niemand Rücksicht genommen. Es kommen auch genügend Muslime ums Leben, oder meinen Sie die Bomben treffen nur Nicht-Muslime?)

3. Die im Islam geltende Immunität eines Jeden, welche den Menschen in Friedenszeiten Geborgenheit gibt, gilt auch als Grundsatz in der Zeit des Krieges. Die in den Kampf ziehenden Soldaten mussten sich an diese Bestimmung halten. Der Kalif Ebu Bekir (r.a.), der Nachfolger des Propheten (a.s.m.) erteilte seinen Soldaten folgenden historischen Befehl: „Denkt nicht, dass ihr auf feindlichem Boden frei von jeder Verantwortung seit (dass ihr alles tun und lassen könnt was ihr wollt). Die Alten, die Frauen und Kinder, die Kranken und die sich in ihren Tempeln befindenden Glaubensleute, rührt sie nicht an. Hütet euch ihnen was anzutun. Tötet nicht deren Tiere und fügt ihrer Weinlese, ihren Weinbergen, Gärten und Grünanlagen keinen Schaden zu.“

Nach all diesen Wahrheiten, wie kann da noch die Rede vom islamischen Terrorismus sein oder zu behaupten, der Islam gestatte den Terror und sei nachsichtig mit den Terroristen?

 

62 Islamischer Terrorismus - Eine abartige Scharade

Das Thema "islamischer Terrorismus" oder "Islamismus" ist gelinde gesagt "vielschichtig". Hier fließen politische Strömungen ein, allerdings unter dem Deckmantel und dem Missbrauch von Religion und soziale Probleme bzw. der ökonomische und moralische Verfall gewisser gesellschaftlicher Schichten dient hier als idealer Nährboden. Ein blutiges Spiel wird hier gespielt. Am Beispiel der Terror-Organisation "Isis" wollen wir eine grundlegende Analyse liefern und erklären wie es zu einer Scharade namens "islamischer Terrorismus" kommen kann. Wir wollen daher uns zunächst einige grundlegenden Informationen zu diesem Thema vor Augen führen, denn ein gewisses faktisches Hintergrundwissen ist wichtig, um die Diskussion richtig zu führen und sie entsprechend zu verordnen. 

Der Name "Isis" oder auch "Is" setzt sich aus den Ländern zusammen, die diese Terror-Organisation kontrollieren will, Länder wie Irak, Syrien, Palästina und Jordanien sind hier zu nennen. Wir sprechen hier also über den nahen Osten. Das Vorhaben lautet hier, einen übergreifenden Staat zu errichten der auf der Šarīʿa und dem Khalifat fußen soll.

Isis, taucht erstmalig in den "Terrorismus Listen" von Europa und Amerika auf und wurde 2003-2004 unter den Namen "at-Tawḥīd wa-l-Ǧihād" seitens Abu Musab az-Zarqawi in Irak gegründet. Später fügte sie sich der Al-Qaida unter Usama bin Laden ein. Unter der Al-Qaida nannte sich die heutige Isis nun "al-Qaida in Mesopotamien".

2006 wurde ein Video seitens Zarqawi veröffentlicht, in der die Gründung eines "Schura-Rat der Muǧāhidīn" erklärt.

2006 wurde Zarkawi durch eine militärische Operation der amerikanischen Streitkräfte in Irak ermordet. Zarqawi wurde dann durch Abu Hamza al-Muhacir abgelöst. Zuletzt übernahm Abu Omar al-Baghdadi, der auch zur al-Qaida nahe stand die Leitung der Organisation und rief die Gründung des Staats "Isis" aus, dessen Oberhaupt er selbst ist.

2010 führten die amerikanischen und irakischen Streitkräfte eine militärische Operation auf ein Haus in dem sich al-Muhacir und al-Baghdadi aufhielten, aus. Sowohl al-Muhacir als auch al-Baghdadi wurden im Rahmen dieser Operation ermordet. Abu Bakr al-Baghdadi wurde der neue Führer der Organisation. Der eigentliche Name al-Baghdadis lautet Ibrahim Awwad Ibrahim Ali al-Badri, seinerseits geboren in Irak und wissenschaftlicher Arbeiter (Master- und Doktorgrad in Islamwissenschaften) an der Universität für Islamstudien in Baghdad

Die Gründung der Terror-Organisation Isis hat eigentlich ihren Ursprung in der amerikanischen Belagerung des Irak. Mit dem Eintreten der Amerikaner in sein Land ab 2003 schritt Dr. Ibrahim Awwad Ibrahim Ali al-Badri nach Falludscha, wo al-Badri unter Saddam Hussein, kleinere Guerilla Truppen gründete und in den Krieg führte. Innerhalb dieses Krieges wurde al-Badri seitens amerikanischer Streitkräfte gefangen genommen und ins Gefängnis deportiert, dies war ein Wendepunkt für al-Badri, der von nun an als al-Baghdadi Bekanntheit erlangt.

Al-Baghdadi nahm im Gefängnis Kontakt zu islamistisch-extremistischen Milizen auf und legte somit die Weichen für die heutige Isis. Nach dem Austritt aus dem Gefängnis nahm er im Anschluss an die Gründung der Organisation "at-Tawḥīd wa-l-Ǧihād", in den Reihen der al-Qaida und in der al-Qaida in Mesopotamien teil, welche seitens Bin Laden gegründet wurde. Nachdem al-Baghdadi zwei Jahre hier operierte nahm er seinen Platz in der neuen Struktur namens Isis ein. Zu dieser Zeit wurden viele Führungspersonen in den entsprechenden Regionen ermordet und auch die Ermordung al-Baghdadis Vorgänger trugen dazu bei, dass al-Baghdadi von nun an die Führungsposition bekleiden konnte.

Als alleiniger Führer konnte al-Baghdadi sein Vorhaben, Milizen aus den Gefängnisen zu rekrutieren und für sich zu gewinnen, realisieren. Durch entsprechende militärische Ausbildung ordnete al-Baghdadi Guerilla-Angriffe auf irakische und amerikanische Streitkräfte an. Dies bestärkte sein Bekanntheitsgrad und führte dazu dass auch ausländische Milizen und Extremisten auf ihn aufmerksam wurden und in seiner Organisation teilnahmen.  

Al-Baghdadi hat den globalen Terrorismus damit auf ein neues Level empor gehoben. Al-Baghdadi ist nun mehr ein Führer einer Organisation, die den Anspruch erhebt, das Schicksal des nahen Osten zu bestimmen. 

2013 gab es kriegerische Auseinandersetzungen zwischen der Isis, der Nusra Front und der al-Qaida, in welcher sich die Isis gewaltsam durchsetzen konnte.

Die Isis ist am stärksten in ar-Raqqa vertreten, ein wichtigen Teil der Milizen bilden ausländische Unterstützer aus, eine steigende Tendenz sowohl was den Zulauf zur Organisation, als auch den gewaltsamen Vormarsch der Organisation betrifft, ist abzusehen. Die Terror-Organisation finanziert sich aus dem Handel mit Petrolien, dem illegalen Menschenhandel, Entführungen und Erpressungen sowie eigens eingeführte Steuern und ähnliches innerhalb der kontrollierten Gebiete.

Somit lässt sich im politischem Diskurs definitiv festhalten, dass diese Terror-Organisation, kein regionales Problem darstellt, sondern viel mehr den gesamten nahen Osten und von dort ausgehend die gesamte Welt bedroht. Das Maß an Irrationalität und die Verherrlichung maßloser Gewalt macht deutlich, dass Isis quasi "menschenfeindlich" ist und ein Zusammenhalt und Zusammenschluß der betroffenen Völker gegen Isis ist daher unabdinglich. Es lässt sich allerdings auch festhalten, dass diese Terror-Organisation nicht über morgen entstanden ist, sondern seit vielen Jahren eine Existenz fristet und dies nicht unbedingt geheim. Leider verstecken sich viele politische Akteure vor ihrer humanitären Verantwortung und agieren hier nur träge und uneindeutig. Die Geschehnisse lassen den Schluss zu, dass diese Thematiken auf politischer Ebene weit verworrener und komplexer sind, als es die privaten Bürger z.B. über die Medien verfolgen können. Wir können nicht genau wissen welche Akteure welche Ziele verfolgen, wir würden aber behaupten, dass Terror-Organisationen hier als Instrumente fungieren. Sie sind Apparate der Gewalt. Es ist wichtig zu wissen, wer sie bedient und lenkt.   

Unter dieser Prämisse lässt sich die Terror-Organisation Isis nicht eindeutig verordnen, wir betrachten sie allenfalls als eine degenerierte Mischform verschiedener extremistischer Ideologien.

Die Terror-Organisation Isis ist vergleichbar mit Al-Qaida und Salafismus, man könnte sie vllt. als eine Art "Neo-Ḫāriǧiten" bezeichnen, denn wie auch die ersten Extremisten in der islamischen Geschichte, die als Ḫāriǧiten bekannt wurden, wendet sich Isis größtenteils von alles und jedem ab und verfolgt eine gänzlich eigene Linie, eine Linie der Gewalt und des Terrorismus. Markant sind die Ansprüche, denn die Organisation will mit aller Macht ein islamisches Khalifat errichten und lehnt dabei jede Perspektive (außer die eigene) und jede religiöse und humanitäre Bestimmung ab, sofern sie ihr nicht zusagt. Alles und Jeder der die Organisation nicht unterstützt wird als Feind angesehen und gnadenlos gejagt, gefoltert und massakriert. 

Vor allem die Methodik, die im Großteil auf das schon fast willkürliche Vergießen unschuldigen Blutes, dem Missbrauch elementarer Menschenrechte, dem Verbreiten von Terror und dem Heiligsprechen jeglicher Gewalt, macht deutlich dass diese Organisation über ein hochgradig zerrüttetes und abartiges Verständnis von Moral verfügt. Zwar nutzt bzw. missbraucht diese Terror-Organisation den Islam als ideologische und religiöse Grundlage, ihre Taten machen aber schnell deutlich, dass hier keine islamischen Glaubensgrundsätze vorhanden sind, denn der Islam lehnt die oben genannten Taten gänzlich ab. Diese Organisation ignoriert sowohl das internationale als auch islamische Kriegsrecht. Der Islam ist eine Religion dem vor allem Respekt, Anstand, Höflichkeit, Führsorge und Barmherzigkeit zu Grunde liegen, die Terror-Organisation Isis verfehlt dies komplett, somit wollen wir deutlich sagen, dass hier kein Bezug zum mehrheitlichen Islam (Ahlu al-Sunna) vorhanden ist und eine Repräsentanz des Islam, geschweige denn ein islamisches Khalifat seitens der Isis ist undenkbar. Wir lehnen jegliche moralische Bezüge dieser Terror-Organisation zum Islam schärfstens ab. Der Name der Religion wird hier als Träger und Katalysator für die Ziele einiger blutrünstiger Führer missbraucht, auf dieses Spiel darf man nicht reinfallen, man muss gut erkennen wer eigentlich an diesem Krieg interessiert ist und wer sich was genau erhofft. Das plötzliche Erstärken dieser Organisation, der große ausländische Zulauf, die erkennbaren Kontakte zu anderen  vergleichbaren und auch im Ausland lokalisierten Organisationen, das barbarische Maß an Gewalt, das sogar so weit geht, dass man eigens Moscheen zerstört, unschuldige Muslime massakriert und sogar prophetische Grabstätte zerstört, lässt den Verdacht zu, dass diese Organisation nicht aus muslimischen Reihen stammt, sondern viel mehr ein Projekt gegen die Muslime ist, mit dem Ziel Zwietracht zwischen die verschiedenen muslimischen Fraktionen zu säen und sie gegeneinander auszuspielen. So werden oft Begriffe wie "islamischer Terrorismus", "Islamismus" und ähnliches verwendet, vom Begriff ausgehend würde man denken es handelt sich dabei um gewaltbereite Muslime. Eigentlich leiden aber am stärksten die Muslime selber. Durch Tyrannei, Korruption und Gewalt wird ein Sog geschaffen, der vor allem mittellose und unschuldige Muslime hineinzieht und eine Erholung der betroffenen Gebiete unmöglich macht. So erreichen uns fast täglich Meldungen, dass in Gefechten viele (die Zahlen gehen dabei manchmal in die Hunderte)  Menschen ihr Leben lassen mussten. Bei näherer Betrachtung sehen wir, dass es sich leider oft um muslimische Familien aus dem Mittelstand und der Unterschicht handelt, Menschen die keinen Anteil an diesen Konflikten haben, Menschen die versuchen unter diesen Umständen ihr Leben zu fristen, Menschen die kein Profit an diesen Kriegen haben, aber willkürlich alles verlieren.       

Anhand einiger kurzer Beispiele aus dem Qurʾān und den prophetischen Überlieferungen ("Ḥadīṯ") wollen wir illustrieren, was die Lehre Islam zu den Taten einer Terror-Organisation wie Isis sagen würde.
Terror-Organisationen wie Isis zwingen Menschen oftmals ihre Ideologie und ihr Verständnis von Religion und Glauben auf. Die Lehre des Islam sagt hierzu;

Es gibt keinen Zwang in der Religion. (Sura al-Baqara 256)

Terror-Organisationen wie Isis sehen es als Recht an und sich selbst befugt, Menschen zu foltern und zu töten, darunter auch Muslime, also eigentlich Glaubensbrüder. Die Lehre des Islam sagt hierzu;

Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne (daß es) einen Mord (begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat), so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält. (Sura al-Māʾida 32)

Und wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, dessen Lohn ist die Hölle; darin wird er ewig weilen. Und Gott zürnt ihm und verflucht ihn und bereitet ihm eine gewaltige Pein. (Sura an-Nisāʾ 93)

Für diejenigen, die die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen foltern und danach nicht umkehren, ist die Pein der Hölle bestimmt, ja, für sie ist die Pein des Feuerbrandes bestimmt. (Sura al-Burūǧ 10)

Und du darfst nicht meinen, daß Gott das, was die Ungerechten tun, unbeachtet läßt. Er stellt sie nur zurück bis zu einem Tag, an dem die Blicke starr werden. (Sura Ibrāhim 42)

Terror-Organisationen wie Isis sehen kein Problem darin, das Kriegsrecht zu verletzen und zögern nicht auch gänzlich unschuldige Zivilisten darunter auch Frau und Kind zu massakrieren, die Lehre des Islam sagt hierzu;

(...)hüte dich vom Fluch des Unterdrückten. Denn zwischen seinem Gebet und Gott gibt es keinen Vorhang." (Buhārī, Zakāt, 41, 63, Maǧāzī, 60, Tawhīd, 1; Nasāī, Zakāt, 1; Dārimī, Zakāt, I)

O Gesandter Allahs! Wer lebt den Islam am besten?“ Er antwortete: „Derjenige, vor dessen Zunge und Hand die anderen Muslime sicher sind. (Ṣaḥīḥ al-Buḫārī)

Die Klagen des Tyrannisierten lassen den Thron des all Barmherzigen erbeben. Die, die der Tyrannei helfen/dienen, werden mit den Worten des ehrwürdigen Propheten (S.A.S) den Zorn Gottes auf sich ziehen. Gott wird sich im Jenseits von den Ünterstützern der Tyrannei abwenden. Diese werden zusammen mit den Tyrannen, denen sie dienlich waren sein. Auch wird denen, die angesichts der Tyrannei stillschweigend waren und sie übersahen, keine Gnade zuteil. Denn den Gnadenlosen schenkt man keine Gnade. Die Zuneigung (sowohl im Denken als auch im Handeln) zur Tyrannei ist gleich der Tyrannei,  die Zusammenarbeit mit Betrügern ist gleich dem Betrug, das Verteidigen der Verbrecher ist gleich dem Verbechen. (Ausschnitt aus einer Ansprache, ("Hutba") bereitgestellt von Diyanet İşleri Başkanlığı)

Es gibt auch Passagen, die auf die heutigen Verhältnisse und Geschehnisse hinweisen;


(Es gibt auch) diejenigen, die sich eine (eigene) Moschee genommen haben aus Schadenslust und Unglauben, zum Anstiften von Zwietracht zwischen den Gläubigen und als Beobachtungsort für den, der zuvor gegen Gott und seinen Gesandten Krieg geführt hat. Sie werden sicher schwören: »Wir haben nur das Beste gewollt.« Aber Gott bezeugt, daß sie ja nur Lügner sind (Sura at-Tawba 107)

Zur Zeit der "Ahirzaman" (wortwörtlich: Ende der Zeit) werden, klein im Alter, beschränkt im Geiste, eine Gruppe junger Menschen auftauchen. Sie werden den ehrwürdigsten aller Geschöpfe, den Propheten Muḥammad (S.A.S) und den Qurʾān rezitieren, jedoch werden sie so, wie der Pfeil aus dem Bogen fliegt, aus der Religion austreten. Ihr Glauben verbleibt einzig in ihren Kehlköpfen. (Buhari, Menakıb, 25)

,,Wenn ihr schwarze Flaggen sieht, so bleibt fest auf euren Plätzen; bewegt eure Hände und Füße nicht. Es wird eine schwache Gruppe kommen, die sich nicht in kurzer Zeit ändern wird. Ihre Herzen sind hart wie Eisen. Sie werden Besitzer eines Staates werden. Sie werden weder den internationalen Verträgen, noch ihren Versprechungen treu sein. Sie rufen zur Gerechtigkeit, doch gehören aber nicht zu den Leuten der Gerechtigkeit. Ihre Namen werden gelegentlich mit ,,Abu'' beginnen. Sie gehören zu den Dörfern. Ihre Gesinnung ist nicht da, sodass sie sogar unter sich in Konflikt geraten werden. So wird Gott am Ende das Gerechte seinem Besitzer geben.'' (Kitab'ul-Fiten, Hafiz Ebu Abdillah Nu'aym, sh. 209, Hadis, 573)

Man könnte dies weiter ausführen, es wird aber schnell deutlich dass der Islam, der auf Frieden, Respekt, Toleranz, Führsorge und Barmherzigkeit fußt in keiner Weise jeglichen Extremismus befürwortet, sei es Faschismus, Vandalismus, Fanatismus, Terrorismus oder "Islamismus". Die Frage lautet daher, wie kann es sein, dass solche Terror-Organisationen trotz allem so viel Zulauf finden, sich immer wieder neu formieren können und so viel "Erfolg" haben können? Ihre Mission ist offensichtlich nichtig und ihr einziges treues Versprechen der Menschheit gegenüber ist Gewalt, Missbrauch, Verderben und Tod. Wie kann es also sein, dass man damit sympathisiert?

Wir sehen hier (neben politischen Gründen) vor allem auch soziale und wirtschaftliche Faktoren als maßgebend. Es gibt einen kohärenten Zusammenhang zwischen dem Mangel an Bildung, existenzieller Armut, eines schwachen und korrupierten Sozialwesen und der Neigung zum Extremismus und zur Gewalt. In Nationen wo diese Faktoren stabil sind, hat der private Bürger genügend Möglichkeiten seiner Ideologie und seiner Vorstellungen Gehör zu verschaffen, er kennt seine Rechte und weiß wie er sie legal beanspruchen kann, er kann an kommunalen, regionalen und überregionalen Wahlen teilnehmen um an der Politik seines Staats teilzunehmen, er kann ggbf. legal demonstrieren um seinen Missmut Kund zu tun oder auf etwas aufmerksam zu machen und allgemein seinen Lebensstil frei entfalten ohne dass er dafür angegriffen wird. Ein Sozialstaat fängt darüber hinaus die Bürger auf, die ihre Orientierung und ihre Stabilität in der Gesellschaft mehr oder weniger verlieren. Unter diesen Umständen geht des den Menschen allgemein gut, sie verfügen über eine stabile Psychologie und Lebensorientierung. Dies ist der gewünschte Idealfall, allerdings trifft dies vielerorts auf der Welt und vor allem im nahen Osten nicht zu. Sowohl was die individuelle Entfaltung des Menschen als auch seine politische Ausrichtung angeht, haben viele Menschen die unter einem diktatorischem Regime leben einfach nicht die Möglichkeit sich zu veräußern. Falls doch, werden sie politisch verfolgt, gesellschaftlich ausgestoßen und auch exekutiert. Sie werden in dieser Hinsicht also massiv unterdrückt. Der Mangel an Bildung verhindert darüber hinaus das kritische Hinterfragen der jeweiligen Führer und die differenzierte Analyse ihres angepriesenen Programmes und ihrer Ideologie. Dies vereinfacht natürlich auch das Dirigieren der Massen seitens dieser Führer. Die finanzielle Armut der Menschen sorgt weiter für eine Instabilität, da es ihnen nicht möglich ist auch abseits der Geschehnisse sich irgendwie abzusichern, somit werden sie von den Schwankungen und Unruhen im Land stark beansprucht. Vor allem in diesen Momenten, also Momenten der Unruhe und der kriegerischen Handlungen, verlassen viele Menschen morgends ihr Zuhause und finden es abends als Ruine wieder, ihre Existenz wird gefährdet und wegen einem schwachen Sozialstaat und dem Mangel an Hilfeleistungen, stehen diese Menschen dann quasi alleine vor diesen Problemen. Summiert beudetet dies, dass ein Mensch unter solchen Umständen keinen festen Sockel in der Gesellschaft hat, kaum eine Orientierung und eine Perspektive hat und wie jemand der kurz vor dem Ertrinken steht, verzweifelt um Luft ringt und sich dafür überall festhalten würde. Wenn nun in dieser Atmosphäre, die durch Missmut, Frust und Hass geprägt ist, eine Organisation mit einem charismatischen Führer und begabtem Sprecher auftaucht und verspricht, das alles besser wird und dabei ein Feindbild abzeichnet, welches die Ursache für allen Übels sein soll und dessen Beseitigung alle Probleme lösen würde, dann kann man davon ausgehen, dass diese Organisation in den oben beschriebenen Menschen durchaus eine ideale Zuhörerschaft und Mitglieder wiederfindet. Solche Organisationen strahlen auf den ersten Blick Macht und Stabilität aus, sie versprechen die miserablen Umstände zu bessern, sie bieten eine Zugehörigkeit und eine Ausrichtung. Zwar haben wir besprochen, dass ihre Mission nichtig ist, sie setzen ihre reizenden Impulse allerdings taktisch perfekt und zur richtigen Zeit ein, somit schaffen sie es eine gewisse Gruppe an Menschen zu ködern, denn sie machen sich ihr Leid und ihre Schwächen zu Nutze. So sehen wir dass es in stabilen und wohlhabenden Staaten mit zufriedenen Bürgern, generell kaum eine keine Tendenz zum Extremismus bzw. religiös motiviertem Terrorismus gibt. Dies ist also vor allem auch ein soziales und gesellschaftliches Problem. Eine zerrüttete und instabile Gesellschaft bietet also ein dankbaren Humus zum Pflanzen von extremistischem Gedankengut.

Ein anderes Phänomen bilden dabei die Jugendlichen aus, die sich oft freiwillig von solchen Organisationen rekrutieren lassen. Die bereits genannten Faktoren treten bei Jugendlichen noch intensiver auf, da sie deutlich emotionaler auftreten, in ihrem Handeln sehr aktiv und energisch sein können und einen vllt. surrealen bzw. einseitigen Blick auf das Leben und die Geschehnisse haben. Diese Art der Unreife und ein hitziges Temperament führen zu unüberlegten Handlungen und das Erblinden der Vernunft. Wenn gewisse Organisationen und Fraktionen sich dies dann zu Nutze machen und bewusst die Emotionalität der Jugendlichen reizen und sie mit Propaganda aufladen, mutieren diese Jugendlichen zu höchst agressiven und willenlosen Marionetten. Dies setzt aber auch vorraus, dass jene Jugendliche auch über eine instabile Psyche verfügen, die eine Manipulation in dem Sinne zulässt. Bei näherer Betrachtung der Milizen solcher Terror-Organisationen fällt auf, dass diese z.B. arbeitslos und ungebildet sind, vllt. über keinerlei Perspektive verfügen, aus einem zerrütteten Elternhaus mit wenig Bindung zur Familie stammen, sich von der Gesellschaft nicht verstanden und ausgestoßen fühlen. Wir sprechen hier also über soziale Problemfälle. Aus psychologischer Sicht ist es durchaus verständlich dass sich solche Menschen in eine Terror-Organisation flüchten, denn sie bieten ein Zugehörigkeitsgefühl, eine gewisse Kameradschaft wird angepriesen, man wird Teil einer Macht, man kriegt die Gelegenheit sich zu rächen und seiner unterdrückten Wut Ausdruck zu verleihen und man dient damit auch gleichzeitig einer "heiligen Mission". Somit können solche extremistische Gruppierungen sinnbildlich wie ein Fangnetz dienen und somit Fische die vom Strom abgekommen sind einfangen.
Wir vermerken also, dass Terror-Organisationen drei Grundzüge aufweisen;

Sie sind Träger und Instrumente eines politischen Interesse, einer politischen Fraktion oder einzelner Führer

Sie benutzen vorzüglich Religion und/oder religiöse Symbolik, um ihr Vorhaben zu bekleiden, zu heiligen und zu legitimieren

Sie laben sich an den offenen Wunden der Gesellschaft und nutzen diese gekonnt für sich aus.

Man muss also davon ausgehen, dass es immer extremistisches Gedankengut in dieser Form geben wird, vor allem auch da einige Akteure und Fraktionen an den Kriegen großen Profit schlagen, "Kriegswirtschaft" ist hier ein wichtiges Stichwort. Dies ist nicht neu oder dem nahen Osten exklusiv. Die Geschichte der Menschheit hat oft mit ansehen müssen wie sich Tyrannen wie z.B. Adolf Hitler oder etwa Kim Jong-Un die beschriebenen sozialen Mechanismen und Apparaten der Gewalt zu Nutze machen. Die Gesellschaft kann sich allerdings bemühren den Nährboden für diese Art von Gedankengut zu beseitigen, vor allem der materielle Aufschwung, Aufklärung (auch im religiösen Sinne) und die Bildung sind hier zu nennen. Die Wirtschaft muss sich langfristig bessern, somit wird auch das Errichten einer sozialen Infrastruktur ermöglicht und durch entsprechende Bildung wird es den Hass-Predigern nicht mehr so leicht fallen, die Gesellschaft zu manipulieren und zu dirigieren. Erst wenn die Wunden der Gesellschaft gänzlich verheilt sind, wird es den Terror-Organisationen kaum mehr möglich sein sich daran zu laben und wenn die Bildung bzw. auch die religiöse Bildung zunimmt, wird es diesen Organisationen sehr schwer fallen, Religion und religiöse Symbolik für ihre abstrusen Zwecke zu instrumentalisieren, man wird ihr Spiel dann viel deutlicher durchschauen.

Zum Abschluss wollen wir noch einige kurze Zeilen im Bezug auf Thema "Ǧihād" von "Bediüzzaman" Said Nursi abbilden, die erklären wie man seiner Mission Kund tun sollte und wie nicht:


Denn ein Triumpf über die Zivilisationen führt über das Unstimmen, nicht über das Erwzingen wie wilde Barbaren. Wir sind Hüter der Pietät, wir haben keine Zeit für Feindschaften. Denn auch eine Republik wurde auf Gerechtigkeit und Demokratie hin gegründet. (Hutbe-i Şamiye)

 

 

63 Darf man als Muslim bei der Beerdigung von Nichtmuslimen dabei sein?

 

Als sein Vater starb sagte Hz. Ali zum Propheten (s.a.s.): mein alter und vom Weg abgekommener Onkel ist gestorben. Daraufhin sagte er „geh und beerdige deinen Vater und sage nichts bis du wieder zu mir gekommen bist. Dann sagte Hz. Ali: Ich ging um ihn zu beerdigen und kehrte zum Propheten (s.a.s.) zurück. Dann hat der Prophet (s.a.s.) mir gesagt ich soll mich waschen und ich habe dies getan. Dann betete der Prophet (s.a.s.) für mich. (überliefert von Ebu Davud, Nesai und Beyhaki)

Es ist erlaubt, dass ein Muslim der Beerdigung eines Nichtmuslims beiwohnt. Wie wir an der oben geschilderten Überlieferung sehen können, hat der Prophet (s.a.s.) dies erlaubt und auch erlaubt gewisse rituelle Dienste in solchen Fällen zu leisten bzw. dabei behilflich zu sein. Solche Dienste muss man in zwei Kategorien fassen:

A) Sämtliche Dienste die einen rituellen Charakter haben oder einen Gottesdienst abbilden, wie etwa das Gebet oder die letzte Waschung.

B) Sämtliche Dienste die keinen rituellen Charakter haben und praktischer Natur sind, wie etwa das Ausgraben der Erde oder die Bereitstellung des Sargs.

Die Dienste erster Kategorie müssen von jemanden derselben Religion und geleistet werden und dabei darf keine profitorientierte Erwartung vorliegen. Wenn man niemanden finden kann, der dieselben Dienste ohne solch eine Erwartung erledigt, ist es auch erlaubt jemanden mit Bezahlung bzw. Professionelle Anbieter damit zu beauftragen. Die Dienste zweiter Kategorie haben keinen rituellen Charakter und daher ist es unbedenklich wenn jemand mit einer anderen Religion diese Dienste für einen verrichtet oder man jemanden dafür bezahlt.

Für Muslime die im Ausland arbeiten ist es unbedenklich bei der Bestattung der Nichtmuslime und den damit verbundenen Diensten behilflich zu sein und gegen Bezahlung auszuhelfen, dabei sind aber Dienste die einem Gottesdienst gleichen ausgenommen. Insbesondere gilt es solche Dienste zu meiden, die von unserer Religion aus verboten werden. So kann ein Muslim den Leichnam z.B. nicht verbrennen oder den Leichnam zerteilen. Der Islam verbietet beide Vorgänge. Es ist aber erlaubt, den Leichnam, an dem dies bereits durchgeführt wurde z.B. zu transportieren.  

64 Ist alles was vom Staat verboten wird auch Haram?

da der Islam eine Religion des Friedens ist, wäre es absurd und charakterlos die Gesetze eines Staates nicht zu beachten. Unser Verantwortungsbewusstseins und Gewissen sollte uns als Antwort genügen, dass es unislamisch ist, illegal zu handeln.
Das Wort „Islam“, was mit den Worten „Silm“ (Frieden), „Selamet“ (Heil und Sicherheit vor allen Ängsten) und „Selam“ (Wohl) nahe stehend ist und der Hadith „Ein Muslim fügt niemanden einen Schaden zu, weder durch Wort, noch durch Tat.“(Tirmizi, Iman 12)“ verdeutlichen, dass illegale Handlungen (wie z.B. Diebstahl, Nötigung …usw.) mit dem Islam unvereinbar sind. 

Es muss allerdings gesagt werden, dass Gott die einzige Instanz ist, wenn es darum geht ob etwas verboten oder erlaubt ist, eine Privatperson z.B. oder eine weltliche Institution wie ein Amt kann nicht einfach ohne Weiteres etwas als Haram oder Helal deklarieren. Da das Handeln und die Gesetze des Staats aber auf eine gewisse Ethik und Moral fußen, lassen diese sich größtenteils mit dem Islam in Einklang bringen.

Ein gläubiger Muslim tut der Gesellschaft den größten Gefallen, wenn er sich als nützliches und nicht negativ auffallendes Mitglied einreiht und die Gesetze des Staats befolgt. Wenn aber der Fall herrschen würde, dass die Gesellschaft bzw. der Staat durch seine Bestimmungen das religiöse Befinden angreift und man so seine Religion nicht mehr ausüben könnte, müsste man nach Wegen suchen, dieses Problem zu lösen. Dies ist in Deutschland allerdings nicht der Fall, in den ersten Artikeln des Grundgesetze (in den Grundrechten) werden wird die Unantastbarkeit der menschlichen Würde und die Freiheit im Glauben sowie das Gewährleisten der ungestörten Religionsausübung deklariert. (Artikel 1 und Artikel 4 im Grundgesetzbuch) 

65 Während wir auf die heiligen drei Monate ("Šuhūr aṯ-ṯalāṯa") zusteuern

"So wie der Lohn einer guten Tat, zu einer anderen Zeit fünffach vergütet wird, so wird sie zum ehrbaren Monat "Raǧab" hundertfach vergütet, zum großen Monat "Šaʿbān" über 300-fach, zum gesegneten Monat "Ramaḍān" und an Freitagen tausendfach sowie zur "laylatu-l-qadr" 30-tausend fach. Zu diesen heiligen 3 Monaten, ("Šuhūr aṯ-ṯalāṯa") die wie ein "heiliger Markt" einem, einen "Handel" ermöglichen, der einem großen nachweltlichen Lohn einbringt und für das Gebet und Freunde der Wahrheit eine Plattform bietet, so wie innerhalb von 3 Monaten einen Gläubigen ein Leben von 80 Jahren sichert, gratulieren wir."

Risale-i Nur. Kommentare zum Qur'an / Strahlen: vierzehnter Strahl ff.

Gemäß der religiösen Erzählung treten die Muslime mit dem Eintreten in die heiligen drei Monate, einer Jahreszeit gegenüber, wo ihre Seelen in eine gänzlich andere Atmosphäre eintreten. Während zu anderen Zeiten der Lohn einer guten Tat 10-fach vergütet wird, werden sie in diesen drei Monaten mit zunehmenden Maß vielfach vergütet. Der Lohn z.B. einer Rezitierung eines Buchstaben aus dem Qurʾān wird zu einer anderen Zeit 10-fach vergütet . Zum Monat "Raǧab" steigt dies auf 100 an, zum Monat "Šaʿbān" auf über 300, zum Monat "Ramaḍān" auf tausend, in den Nächten des Freitags auf mehrere tausend. Und wenn wir bedenken, dass dies am "laylatu-l-qadr" bis auf das 30-tausend fache ansteigt, können wir erkennen, wie wertvoll und welche Chance die gesegneten Zeiten, an diesen drei Monaten, bezogen auf den nachweltlichen Handel uns bieten.

Basierend darauf werden diese drei Monate als “wie ein heiliger Markt, der einem, einen Handel ermöglicht, der einem großen nachweltlichen Lohn einbringt und für das Gebet und Freunde der Wahrheit eine Plattform bietet” charakterisiert. Bekannterweise, nehmen Märkte und Messen, für den wirtschaftlichen Handel einen wichtigen Platz ein. Die Menschen können an solchen Märkten, die zu einem bestimmten Tag der Woche, an einer bestimmten Uhrzeit aufgebaut werden, all ihre Besorgungen vornehmen. An diesem Tag ist es von morgends bis abends möglich, sich die günstigen Angebote dieses Markts zu Nutze zu machen. Jemand der aber an dem Tag nicht den Markt besuchen konnte, müsste eine Woche auf den Markt warten, um zu diesen Konditionen einkaufen zu können. Denn der Markt ist nur an einem Tag aufgebaut.

Genau so, sind diese drei Monate, ein Markt für die Nachwelt, der einmalig im Jahr aufgebaut wird. Die, die dies zu Nutzen wissen, können an diesem Markt große Gewinne erzielen. Sie vermehren ihre guten Taten, bezogen auf die Nachwelt, in Vergleich zu anderen Zeiten. Sie widmen sich stärker dem Rezitieren aus dem Qurʾān, sie intensivieren das Lernen und teilen sich, durch ein verringertes Schlafen, mehr Zeit für das Lernen und die Reflexion, sowie für verschiedene Gebetsformen und Dienste an der Gemeinde ein. Sie treten in guten und gesegneten Taten, quasi in Wettkampf. Somit verlassen sie diese heiligen drei Monate mit den größtmöglichen Nutzen. In diesem Sinne, sind diese Dienste, zu diesen gesegneten Zeiten, für das ewige Leben eines Menschen (im Jenseits) die ertragreichste Investition.

Im Gegensatz dazu, sind diejenigen, die über die Tugend und Wert dieser drei Monate, keine Kenntnisse besitzen und sie folglich auch nicht zu Nutzen wissen, von einer großen Möglichkeit zum Handel, die zum Nutzen aller offengelegt wurde, ausgeschlossen. Um zu dieser Möglichkeit nochmal zu gelangen, müssen diese Personen ein ganzes Jahr warten.

Daher gewinnt es auch an Wichtigkeit, diese drei heiligen Monate mitsamt ihrer gesondert gesegneten Nächte mit großer Euphorie zu erleben bzw. zu beleben. Denn dies gehört zu den Symbolen, Traditionen und Anzeichen des Islām.

Aus dieser Perspektive, beinhaltet das Verkünden dieser Traditionen, auch wegen z.B. der Illustrierung der Ehrbarkeit und Würde des Islām, oder aber auch z.B. um ein gutes Vorbild für diejenigen zu sein, die fern von der Bedeutung des Islām leben, viele Weisheiten.

Dass zu den Gebetszeiten, vor allem an Freitagen und an besonderen (Kandil) Nächten die Moscheen vor Gläubigen quasi überquillt, im Radio und Fernsehen Rezitierungen vom Qurʾān erklingen, die Moscheen insbesondere mit Leuchtpanels und belichteten Schriftzügen zwischen den Minaretten verziehrt werden und sogar dass besonderes Gebäck (“kandil simidi”) verteilt wird, sind Frieden spendende Geschehnisse, die das Symbol des Islām verkünden.

So wenden sich alle Gläubige dem Verdienen des Jenseits zu. Jeder tritt in einen quasi endlosen Wettkampf, um die Gunst Gottes zu erlangen. Die daraus resultierende Atmosphäre spendet der gesamten Gemeinde Frieden. Jeder hat gemäß seiner Kapazitäten, Anteil an dieser friedvollen Atmosphäre. Die verrichteten Gottesdienste, die Rezitierungen aus dem Qurʾān, die reinherzigen Gebete die zu Gott gelangen, die mit einem unerschöpflichen Enthusiasmus weitergeführten Dienste an der Gemeinde, ziehen das Wohlwollen und die Gnade Gottes auf uns. Außerdem säubern diese Dienste, die mit Reinherzigkeit und um Gottes Willen getan werden, die von Sünden, Wollust und Ungerechtigkeit, verschmutzte geistige Atmosphäre.

Also müssen wir diese, jährlich uns geschenkte und einmalige Gelegenheit nutzen. Dazu können wir mit unseren gläubigen Geschwistern öfter zusammenkommen und (lehrreiche) Unterhaltungen führen. Wir können untereinander Passagen bzw. Kapitel aus dem Qurʾān einteilen und zuweisen und, sofern uns möglich, damit anfangen den Qurʾān täglich bzw. wöchentlich komplett zu rezitieren. Wir können vermehrt Gebete und Huldigungen verrichten. Wir können uns mehr Zeit, für Werke rund um den Islām einteilen. Wir können uns für die Verbreitung und Erklärung der Wahrheiten des Islām, stärker einsetzen. Die, auf diesem Wege auch nur kleinste getätigte Anstrengung hat einen Lohn von 1 zu 100 zur Folge.

Darüber hinaus sollten wir auch nicht vergessen, diese drei Monate und ihre gesondert gesegneten Nächte innerhalb der eigenen vier Wände und mit der Famile mit besonderem Bedacht zu erleben. Unsere Kinder sollten mit dieser Atmosphäre aufwachsen und sie stetig einatmen. Deshalb ist es von großen Nutzen, sie an gesegneten Nächten mit Geschenken zu erfreuen und an die Moschee zu gewöhnen.

Außerdem ist es, morgens, zum Morgengrauen versuchen wachzubleiben, um für die islamische Gemeinde und seine gläubigen Geschwistern zu beten, von endlosem Wert. Die zu dieser ertragreichen Zeit getätigten Gebete, beherbergen eine hohe Wahrscheinlichkeit erfüllt zu werden.

Aus dieser Perspektive, sei es für unseren oder für den Erfolg der weltlichen oder jenseitigen Prüfungen unserer gläubigen Geschwister, finden wir, mit dem Anflehen zu Gott und das Erbitten für Hilfe, eine Stütze gegen Probleme und Schicksalsschläge sowie eine unerschöpfliche Quelle für Trost.

66 Was der Muslim NICHT ist

In jüngster Zeit wird die Welt leider allzu oft von schlechten Nachrichten heimgesucht. Sein es Terror-Anschläge, Flüchtlingskriesen, tote angespülte Kinder, gesellschaftliche Kommentare mit rassistischem Unterton oder sich anbahnende Feindseligkeiten zwischen einzelnen Gruppen der Gesellschaft. Es wird viel über den Islam und den Muslim diskutiert. Dabei wird von Muslimen vielerorts oft so etwas gesagt, wie „der Islam ist Frieden“, „Muslime sind keine Terroristen“  oder „Der Islam ist tolerant und nicht gewalttätig“. Und das sagen sie auch zurecht denn diese Aussagen stimmen. Dann kann man sich aber auch zurecht fragen, was denn den Islam und den Muslim tatsächlich ausmacht und was eben nicht. Denn es gibt auch viele Stimmen die sagen, der Islam ist gewalttätig und Muslime gefährlich und sie haben auch für sich legitime Beweise dafür. Wen soll man glauben? Dazu wollen wir uns hier äußern.

Aus Qurʾān und Sunna heraus kann man mehr als genug Belege dafür finden, was den Islam und den Muslim ausmachen soll:

Ein Muslim ist eine vertrauenswürdige und vertrauenserweckende Person. Es ist untersagt dass er für seinen eigenen Vorteil oder seine Gelüste und sein Vergnügen seinen Glaubensbruder opfert und zu seinem Nachteil handelt. Diese beiden Überlieferungen unterstreichen dies;

Ein Muslim ist der von dessen Hand und Zunge die anderen Muslime keinen Schaden tragen. (Buhârî, Îmân 4,5)

Wer das was er für sich selbst erwünscht nicht auch für seinen Glaubensbruder erwünscht, der kann kein wahrhaftiger Gläubiger sein. (Buhârî, Îmân 7)

O Gesandter Allahs! Wer lebt den Islam am besten?“ Er antwortete: „Derjenige, vor dessen Zunge und Hand die anderen Muslime sicher sind. (Ṣaḥīḥ al-Buḫārī)

Die gläubigen Männer und Frauen sind untereinander Freunde. Sie gebieten das Rechte und verbieten das Verwerfliche, verrichten das Gebet und entrichten die Abgabe und gehorchen Gott und seinem Gesandten. Siehe, Gott wird sich ihrer erbarmen. Gott ist mächtig und weise. (Sura at-Tawba 71)

Der Muslim soll also in erster Linie eine friedfertige Person sein, der insbesondere durch seine vorbildhafte Tugend auffallen sollte und in Sachen Moral und Ethik tadellos ist. Er ist hilfsbereit und voller Barmherzigkeit. Er ist fromm und verrichtet seine Gottesdienste, ohne dabei jemanden zu belästigen. Ist es denkbar, dass solch ein Muslim gleichwohl auch Gewalt zum Programm machen kann, obwohl er doch im Grunde genommen friedfertig, barmherzig und vertrauenswürdig sein soll? Dazu gibt es auch diverse Passagen:

Vermeidet Unfrieden! Den zu Zeiten des Unfriedens ist die Zunge wie der Schlag des Schwertes. (Ibn-i Mace, Fiten 24)

Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne (daß es) einen Mord (begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat), so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält. Unsere Gesandten sind bereits mit klaren Beweisen zu ihnen gekommen. Danach aber sind viele von ihnen wahrlich maßlos auf der Erde geblieben. (Sura al-Māʾida 32)

Und wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, dessen Lohn ist die Hölle; darin wird er ewig weilen. Und Gott zürnt ihm und verflucht ihn und bereitet ihm eine gewaltige Pein. (Sura an-Nisāʾ 93)

Für diejenigen, die die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen foltern und danach nicht umkehren, ist die Pein der Hölle bestimmt, ja, für sie ist die Pein des Feuerbrandes bestimmt. (Sura al-Burūǧ 10)

Terror, Mord, Folter, Vandalismus und Tyrannei sind dem Muslim seitens seiner Religion also verboten. Für den Muslim gibt es seitens seiner Religion also keine Erlaubnis für solch ein Verhalten. Es würde zwar ohnehin nicht zum oben beschriebenen Profil des barmherzigen, vertrauenswürdigen und friedfertigen Muslims passen, aber das Verbot ist trotzdem explizit und unmissverständlich ausgesprochen. Das macht sehr deutlich, dass der Muslim sich davon zu distanzieren hat und solche Gewalttaten bzw. solch eine Tyrannei nicht zum Islam gehört. Aber im Weltgeschehen ist die Tatsache, dass Tag für Tag solche Schreckenstaten geschehen, nicht zu leugnen. Ist es dann eigentlich dem Muslim gestattet alle Tugend und Frömmigkeit über Bord zu werden und zum Schwert zu greifen, um im Exzess das Blut aller willkürlich zu vergießen? Hierzu gibt es diverse Textbelege:

(Es gibt auch) diejenigen, die sich eine (eigene) Moschee genommen haben aus Schadenslust und Unglauben, zum Anstiften von Zwietracht zwischen den Gläubigen und als Beobachtungsort für den, der zuvor gegen Gott und seinen Gesandten Krieg geführt hat. Sie werden sicher schwören: »Wir haben nur das Beste gewollt.« Aber Gott bezeugt, daß sie ja nur Lügner sind (Sura at-Tawba 107)

Zur Zeit der "Ahirzaman" (wortwörtlich: Ende der Zeit) werden, klein im Alter, beschränkt im Geiste, eine Gruppe junger Menschen auftauchen. Sie werden den ehrwürdigsten aller Geschöpfe, den Propheten Muḥammad (S.A.S) und den Qurʾān rezitieren, jedoch werden sie so, wie der Pfeil aus dem Bogen fliegt, aus der Religion austreten. Ihr Glauben verbleibt einzig in ihren Kehlköpfen. (Buhari, Menakıb, 25)

Es steht also fest, dass vermeintlich im Namen des Islams, Menschen und Gruppierungen auftauchen werden, die jenem Titel nicht würdig sind und skrupellos den Namen des Islam für ihre eigenen Zwecke missbrauchen werden. Gewalt, Korruption, Tyrannei und illegale Aktivitäten jeglicher Art sind ihr Programm. Sie mögen äußerlich wie Muslime aussehen und benutzen symbolische und rhetorische Mittel, um sich als Verfechter des Islams ausgeben zu können, aber das ist höchstens nur eine raffinierte Täuschung. Wenn dem so ist und das alles mit dem Islam und den Muslimen nichts zu tun hat, wie hat dann der Muslim sich eigentlich in solchen Situationen zu verhalten und was wäre gemäß seiner Religion richtig? Im Text steht folgendes:

Es steht fest das ein Unfriede, ein Uneinigkeit ein Streit kommen wird. Wenn dies eintritt geh mit deinem Schwert zum Berg Uhud! (Berg aus Vulkanischem Gestein nördlich von Medina)
Schlage das Schwert gegen den Berg, bis es zerbricht. Dann gehe zurück in dein Heim, bis dich ein sündige Hand (Jemand der kommt um dich zu töten) oder der Tod dich ereilt. (Ibn-i Mace, Fiten 24)

Kurz vor dem Jüngsten Tag gibt es so viel Zwietracht wie dunklen Teile der Nacht. Der Mensch erreicht innerhalb dieser Zwietracht den Morgen als Gläubiger, des Abends wird er Ungläubig sein; Abends wird er gläubig sein des Morgen ein Ungläubiger. Solche die bei dieser Zwietracht sitzen bleiben sind besser als Solche die stehen, Solche die gehen sind besser als die Laufenden. Sodann zerbrecht eure Bögen, zerreißt eure Bogensehnen und schlagt eure Schwerte auf Stein. Wenn Sie eure Häuser betreten sollten seid der bessere der zwei Söhne Adams. (Seid wie Abel der stirbt, nicht wie Kain der tötet) (Ebu Davut, Fiten 2, Tirmizi, Fiten 33) 

Und haltet allesamt am Seil Gottes fest und spaltet euch nicht. Und gedenket der Gnade Gottes zu euch, als ihr Feinde waret und Er Vertrautheit zwischen euren Herzen stiftete, so daß ihr durch seine Gnade Brüder wurdet; und als ihr euch am Rande einer Feuergrube befandet und Er euch davor rettete. So macht euch Gott seine Zeichen deutlich, auf daß ihr der Rechtleitung folgt. (Sura al-Āl-i ʿImrān  103)

Ob er Unterdrückter oder Unterdrücker ist, der Gläubige muss seinen Bruder helfen! Wie man jemanden hilft der etwas Schlechtes tut erklärt der Prophet (s.a.s) folgendermaßen: Du bringst ihn dazu dass er keine schlechten Taten mehr vollbringt. Das ist die Unterstützung die du ihm leistest. (Buhârî, Mezalim, 4; Müslim, birr, 62)

Es gibt keinen Zwang in der Religion. (Sura al-Baqara 256)

Der Muslim ist also in Zeiten der Aufruhr und der Zwietracht zunächst besonnen. Er ist nicht übermütig und kindisch emotional. Im Gegenteil erinnert er sich gerade dann, an die Gebote seiner Religion und an seinen Händen klebt nicht das Blut unschuldiger Menschen. Er tut sein Bestes seine Mitmenschen von ihren Fehlern abzubringen, aber dabei begeht er nicht dieselben Fehler. Er bekämpft also Feuer nicht mit Feuer. Seine Frömmigkeit und Tugend bleibt auf gleichem Niveau, ob nun Frieden herrscht oder Krieg.

Aber wie kommt es dann, dass anscheinend an vielen Orten der Welt Muslime negativ aufzufallen scheinen? Es wäre nämlich töricht zu denken, alle Muslime entsprechen auch exakt dieser Erklärung und es gibt keinerlei Probleme in der Welt des Islams. In der Tat ist der Mensch nicht frei von Makeln und der Muslim ist dabei keine Ausnahme. Der Muslim ist also nicht perfekt, er ist nicht geschützt von Fehlern, Begierden und Gelüsten. Entsprechend wäre es auch nicht fair zu erwarten, dass der Muslim immer und zu jedem Moment die moralisch einwandfreie Instanz ist. Aber trotzdem tragen wir solche Erwartungshaltungen öfters an unsere Mitmenschen heran. Denn wir haben ein Bild von ihnen oder wir haben ihren Aussagen Glauben geschenkt und es stört uns dann wenn wir sehen, dass etwas anderes getan wird. Es ist schwierig den Leuten verständlich zu machen, dass der Islam Frieden ist, wenn die Muslime selbst untereinander so verstritten sein können. Der Gelehrte „Bediüzzaman“ Said Nursi hat hierzu wichtige Worte:

Bekanntlich ist die Verderbnis bei Gütern von hoher Qualität weit schlimmer als bei ganz gewöhnlichen Dingen. So könnte man z.B. Yoghurt oder Milch, die sauer geworden ist, durchaus noch essen, während man ranzig gewordene Butter nicht mehr essen dürfte: sie schmeckt wie Gift. So wird auch das ehrenwerteste, ja in der Tat edelste aller Geschöpfe, der Mensch, wenn er verdorben wird, noch missratener als ein missratenes Tier. Gleich Würmern, die sich am Gestank verfaulender und verwesender Dinge delektieren, und Schlangen, die es lieben, zu beißen und zu vergiften, finden sie ihren Stolz und ihr Vergnügen im Sumpf der Irrwege und der schlechten Sitten, genießen die Verletzungen und die Verbrechen in der Finsternis ihrer Bösen Taten und nehmen so die Natur und die Gewohnheiten des Satans an. (dreizehnter Blitz, zehnter Hinweis)

Dementsprechend ist es umso schlimmer wenn ein Mensch der aufgeklärt ist über Moral und Ethik, über Gott und das Jenseits und über gut und schlecht, von selbigen abkehrt. Für ihn gibt es nichts Heiliges mehr und keine Schamzone oder Tabu. Es ist noch möglich Leute zu unterweisen, die das Wort Gottes noch nicht kennengelernt haben, auch wenn sie derweil in abwegigen Pfaden wandeln. Wenn aber jene die Gottes Wort erhalten und noch dazu verstanden haben, davon unbeeindruckt bleiben, bedeutet es dass ihre Herzen ausgetrocknet sind und sie den Pfad der Tugend wohl nicht mehr begehen können. Man darf sich aber fragen, ob solche Leute denn tatsächlich auch Die Weisheit und die Barmherzigkeit der göttlichen Gebote und Verbote verstanden und verinnerlicht haben. „Bediüzzaman“ sagt hierzu:

Wohingegen ein Zweifel oder ein Ablehnen gegenüber einen der Säulen des Glaubens vielfach verheerender und schädlicher ist als die Unachtsamkeiten in den Detailfragen der Religion. Daher kommt es: die wichtigste Angelegenheit ist es durch das Umwandelns des nachahmenden Glaubens, hin zum bestätigenden Glaubens, den Glauben zu stärken, den Glauben zu festigen, den Glauben zu retten. Sich mit den Ecksteinen des Glaubens mehr als alles andere zu beschäftigen ist zu einem eindeutigen und unausweichlichem Bedürfnis, sogar zu einer Pflicht geworden. So wie dies in der Türkei ist: So ist dies auch in dem Rest der islamischen Welt. (übersetzt aus: Sözler, Konferans)  

Dies ist genau der Wert, der uns heute mehr und mehr zu fehlen scheint. Wir müssen es nämlich schaffen unsere Lobpreisungen und Behauptungen von Tugend und Frömmigkeit mit unseren Handlungen zu bestätigen und zu untermauern. Dafür müssen wir aber unsere Religion richtig kennenlernen und uns mit Herz und Verstand mit ihr auseinandersetzen. Wir müssen Gott mit seinen Eigenschaften und in seinem Wirken besser verstehen und die Anleitungen für unsere Lebensgestaltung von unserem ehrenwerten Propheten (s.a.s.) entnehmen. Dafür müssen wir unseren Propheten (s.a.s.) näher kennenlernen und sein Eifer, seine Tugend, seine Frömmigkeit und seine Leidenschaft verstehen. Denn nichts war unserem Propheten (s.a.s.) wichtiger als die Schönheit Gottes in Wort, aber vor allem in Tat zu verkündigen. Wenn er über den Wert des Gebets predigte, so gab es niemanden der mehr betete als er selbst, frei von Sünde tat er gemäß Überlieferung täglich über 70 Mal Buße um den Wert der Buße aufzuzeigen und wenn es um Werte wie Großzügigkeit und Gerechtigkeit ging, war der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) stets die Spitze und Maxime. Dies müssen wir als Muslime wieder beherzigen und unsere Werte und die Schönheit unserer Religion in Wort und Tat vermitteln. Denn wir können nicht verlangen oder erwarten, dass die anderen immer mit guten und reinen Blick auf uns schauen und uns alle Fehler verzeihen. Es ist unwahrscheinlich dass sie allem zu trotz immer tolerant, wohlwollend und sensibel sind. Denn wir geben ihnen immer wieder das Versprechen, dass unsere Religion schön und richtig ist und wir selbst auch danach leben. Aber wir scheinen uns oft nicht daran zu halten. Jüngste Ausschreitungen und Gewaltakte säen innergesellschaftlich Zwietracht. Diesbezüglich müssen wir Muslime uns zunächst selber überprüfen und uns selber reinigen, ehe wir versuchen dies bei anderen vorzunehmen. Denn nichts ist so effektiv wie die beobachtbare Aufrichtigkeit im Eifer des Menschen. So hat es auch der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) geschafft in einer kurzen Zeit, aus den unreinsten Barbaren die zivilisiertesten und ansehnlichsten Menschen zu machen. An dieses Erbe müssen wir uns wieder erinnern und diesen Geist aufleben lassen. Solange wir dies beherzigen und danach streben, werden wir unseren Mitmenschen auch zunehmend positiv auffallen und in ihren Herzen Sympathien gegenüber dem Gottesglauben erwecken. Und das ist mitunter unsere größte Pflicht im Leben. Denn der wahre Muslim ist vielleicht nicht sehr belesen, vielleicht ist er auch nicht sehr aufgeweckt und achtsam, möglicherweise ist er nicht mal sehr aktiv in der Gesellschaft und religiös sehr praktizierend. Aber er ist auch nicht gewissenslos, anteilslos oder herzlos. Früher oder später im Leben wird er dies auch auf eine schöne Art und Weise zeigen oder es zumindest wollen. Dass er dies früh im Leben erkennt und beherzigt ist wertvoll. Denn ein „zu früh“ gibt es für die Tugend und die Frömmigkeit nicht, sehr wohl aber ein „zu spät“.      

67 Islamophobie - Ein unlösbares Problem?

 

Die Begegnung der Kulturen und Religionen bietet seit jeher Konfliktpotenzial. Man fürchtet oder ziert sich tendenziell gegenüber allem was anders und fremd wirkt. Dies ist ein instinktives Verhalten, keiner kann sich davon frei sprechen. So entstehen aber auch vielleicht falsche Vorurteile, die für noch mehr Furcht und Konflikte sorgen. Zunehmend distanziert man sich und allmählich bilden sich unüberwindbare Barrieren die eine Kommunikation und Begegnung nahezu unmöglich machen. Ein Begriff kommt dabei des Öfteren vor und bewahrt immer wieder eine gewisse Lebendigkeit. Dieser Begriff lautet "Islamophobie". Verkürzt drückt dieser Begriff eine Feindseligkeit oder Angst gegenüber dem Islam bzw. Muslime aus. Auf den zweiten Blick steckt hinter diesem Begriff allerdings viel mehr. Daher wollen wir diesen Begriff näher analysieren und einen Blick auf die Anatomie dieses Phänomens werfen. Wir wollen analysieren, wie Islamophobie eigentlich funktioniert und wie man dieses überaus komplexe Problem vielleicht doch lösen könnte.

Die Islamophobie wirkt relativ jung, historisch gesehen stimmt das aber nicht unbedingt. Die Begegnung mit dem Islam als etwas Unbekanntes gab es auch schon zur Zeiten der Kreuzzüge oder zur Zeiten des osmanischen Reiches. Mit der Zeit nahm die Beschäftigung mit dem Islam zu, dies hatte verschiedene Gesichtspunkte. Zum einem nahm die Relevanz der islamischen Akteure bzw. der Länder aus dem Orient für die Handelsbeziehungen zu, zum anderem nahmen die Begegnungen auf politischer Ebene auch zu. Die Beschäftigung mit dem Orient bzw. dem Islam verblieb lange unter diesem Zeichen und der eigene semitische oder christliche Hintergrund diente als Basis für ein komparatives Verstehen. Besondere Beachtung galt dabei anscheinend dem philologischem Verstehen der islamischen Textquellen. Dies bildet nach wie vor ein Schwerpunkt der Orientalistik und der Islamwissenschaft, so wurde zum 18. Jahrhundert der Fachbereich Orientalistik (heute auch Islamwissenschaft) als philologisches Fach eingeführt. Die Beschäftigung mit dem Islam und speziell der Begriff "Islamophobie" hat derweil jüngst aber eine eigene Dynamik und ganz andere Schwerpunkte erfahren. In der heutzutage oft verwendeten Form wurde dieser Begriff erstmalig durch globale Terroranschläge massentauglich. Vor allem ist der 11. September 2001 zu nennen. Hier erreichten diese Attentate eine Art neue Dimension durch den Fall der World Trade Center in New York City, ausgelöst durch Selbstmordattentäter die jeweils ein Passagierflugzeug entführten, um es in die Türme zu fliegen. Anschläge dieser Art nahmen danach zu. So wurde man sozusagen erstmalig auf globaler Ebene auf die Existenz von terroristischen Organisationen aufmerksam, die sich durch einen religiösen Fanatismus begründen oder beschreiben lassen. Somit werden auch Begriffe wie "Islamist" oder "Fundamentalist" gebräuchlich um diese Organisationen zu betiteln, da sie aus islamisch geprägten Gebieten hervortreten. Durch die intensive mediale Berichterstattung und dem nahezu inflationärem Gebrauch von den Begriffen wie "Islamist", "Djihadist" oder "Fundamentalist" hat sich mithin ein gewisses volkstümliches und negatives Bild vom Islam herausgebildet. Die Islamophobie wurde damit zu einem realen Gegenstand des gesellschaftlichen Lebens.    

Die Gefahr an der Islamophobie ist die eigene Dynamik, die Angst hat sozusagen einen eigenen und unabhängigen Antrieb. Muslime werden mehr und mehr als eine homogene Gruppe wahrgenommen und dies konstruiert ein Bild von den Muslimen als "die Anderen". Die wahrgenommenen negativen Eigenschaften und Taten werden übergeordnet dieser anderen Gruppe zugeschrieben und damit unterscheidet sie sich stark von der eigenen Gruppe. Als die Anderen oder die Befremdlichen kann man sie nicht mehr mit sich selbst gleichsetzten und reduziert sie sozusagen auf gewisse wahrgenommene und negativ empfundenen Merkmale, die dann als wesentlich erscheinen wodurch die ganze Gruppe selbst als verwerflich empfunden oder beschrieben wird. Gleichzeitig wird die eigene Gruppe als besser oder überlegener wahrgenommen. Dadurch entstehen auch gewisse Symbole, die diese Zuschreibung kenntlich machen und eine negative Aufladung erfahren, gemäß der eigenen Anschauung. Jede Frau mit Kopftuch ist eine unterdrückte Muslima, jeder Mann mit Bart ist ein Djihadist. Dies mag in manchen Fällen sogar stimmen, aber es wird nicht überprüft, denn durch dieses visuelle Symbol qualifizieren sie sich automatisch für solch eine Wahrnehmung. Entsprechend werden sie beschrieben und in das vorherschende Bild der Muslime eingebettet. Die Islamophobie wird damit allgegenwärtig und viel bedrohlicher, denn überall lauern sozusagen Muslime dieser Art. Plötzlich erkennt man an jeder Ecke eine Moschee und wundert sich warum es so viele "Halal Produkte" gibt. Es erweckt sich ein Gefühl der schleichenden Unterwanderung. Die Islamophobie steigert sich dadurch in sich und durch sich selbst. Die negativen Eigenschaften aus dem Bild des Islam werden auf die Muslime übertragen und das negativ empfundene Handeln von einzelnen Muslimen wird quasi bestätigend auf dieses Bild des Islam übertragen. Diese Wechselwirkung wird kein Ende finden, denn die Muslime werden allesamt innerhalb dieser Perspektive wahrgenommen. Folglich muss sich die gesamte Gruppe für den Fehltritt eines Individuums rechtfertigen, da dieses Individuum ja den Geist und Moral der gesamten Gruppe wiederspiegeln würde. Das negative Bild von Muslimen als "die Anderen" entsteht somit eigentlich weniger durch die Summe der Taten sondern eher durch die verwendeten Deutungsmuster. Diese Deutungsmuster sind immer anwendbar und durch gewisse individuelle Fehltritte oder terroristischen Anschlägen mit einer religiösen Konnotation werden diese noch weiter befeuert. Dadurch hat man eine Art kontinuierliche Zunahme der Islamophobie, die zu manchen Momenten oder Anlässen besonders stark auftritt. Unter dieser Prämisse lässt sich die Islamophobie eigentlich kaum eindämmen geschweige denn auflösen.

Innerhalb diesem Denkens gibt es aber einige Faktoren die das Problem eigentlich verursachen. Ein wichtiger Punkt ist die Gleichsetzung aller muslimischen Individuen bzw. individuellen Handlungsweisen mit einem übergeordnetem Bild vom Islam. Auf dieses zugesprochene Verhältnis zwischen den Muslimen und dem Islam wollen wir ein wenig eingehen.

Der Qurʾān verflucht Terror und definiert Anarchie und die Stiftung von Unheil als große Übeltaten. Der Islam verbietet jede Art von Terror, Ungerechtigkeit und Verrat; stellt sich jeder Form von Anarchie, Defätismus und Terror entgegen. Im Islam gibt es keine Legitimation Unrecht mit Unrecht zu bekämpfen. Der Islam wurde von göttlicher Seite herab gesandt um Frieden zu schaffen, den Despotismus sowie die Vorherrschaft der Ungerechten zu beseitigen und dem menschliche Gewissen Mäßigung zu verschaffen. Darum wird dieses Thema islamisch betrachtet sehr sensibel behandelt und zwar solchermaßen, dass das ungerechte Töten und das Vergießen von Blut dem Mord an der Menschheit in seiner Gänze gleich kommt. Exemplarisch können wir dies mit folgendem Vers untermauern:

Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne (daß es) einen Mord (begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat), so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält. Unsere Gesandten sind bereits mit klaren Beweisen zu ihnen gekommen. Danach aber sind viele von ihnen wahrlich maßlos auf der Erde geblieben. (Sura al-Māʾida 32)

Der Qurʾān legt ein Augenmerk auf Jene die Unheil stiften, Gelegenheiten dafür schaffen und auf Solche, die Unheil säen sobald sie an der Führung sind. Ferner wird darauf hingewiesen, welche schrecklichen Folgen Defätismus und Unfriede haben:

Und wenn er an der Macht ist, reist er auf der Erde umher, um Unheil auf ihr zu stiften und Saatfelder und Nachwuchs zu verderben. Aber Gott liebt das Unheil nicht. (Sura al-Baqara 205)

aber (die Menschen) vom Wege Gottes abweisen, an Ihn nicht glauben, den Zugang zur heiligen Moschee verwehren und deren Anwohner daraus vertreiben, (all das) wiegt bei Gott schwerer. Verführen wiegt schwerer als Töten. (Sura al-Baqara 217)

Die Seele eines Muslims der diese und vergleichbare Verse kennt, versteht und beherzigt ist frei von Hass und Barbarei. Er hat selbst seinem größten Feind gegenüber eine Art Brüderlichkeit. Er akzeptiert den Grundsatz von: "Wir üben Nachsicht mit der Schöpfung um des Schöpfers willen." Der Gläubige ist ein Herold des Friedens. Anarchie, Zerstörung und Terror sind seinem Herzen fremd. Selbst in Konfliktsituationen wird er diese Haltung beibehalten, so weit und gut er nur kann. Er wird aber niemals aus Hass oder egoistischer Selbstsucht handeln. Dies sind keine Instanzen, aus die er eine Anleitung für sein Handeln entnehmen würde. Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und die Wahrung von Ordnung sind viel mehr solche Instanzen, an denen er sich orientieren wird. Selbst in Konfliktsituationen handelt er nach diesen Maximen.

Im Qurʾān beschreibt Gott wie einige Menschen von anderen Menschen davon abgehalten wurden Orte der Anbetung Schaden zuzufügen und das diese Gotteshäuser infolge dessen unbeschadet blieben. Damit wird den Gläubigen die Wichtigkeit von Prävention nahe gelegt.

(ihnen), die zu Unrecht aus ihren Wohnstätten vertrieben wurden, nur weil sie sagen: Unser Herr ist Gott. Und hätte Gott nicht die einen Menschen durch die anderen abgewehrt, so wären gewiß Mönchsklausen, Kirchen, Gebetsstätten und Moscheen zerstört worden, in denen des Namens Gottes viel gedacht wird. - Und Gott wird bestimmt die unterstützen, die Ihn unterstützen. Gott ist stark und allmächtig. (Sura al-Ḥaǧǧ  40)

Der Prophet Muḥammad (s.a.s.) ist der Prophet des Erbarmens und des Mitgefühls.
So spricht Gott im Qurʾān:

Und Wir haben dich nur als Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt. (Sura al-Anbiyāʾ 107)

Der gesegnete Prophet (s.a.s.) der alle guten Eigenschaften in sich vereint und mit seinen Taten zur dargestellt, warnte dabei auch sein Leben lang seine Gefährten vor Unheil und Unfrieden. Mit überaus großer Ernsthaftigkeit und Feinfühligkeit befahl er die Vermeidung von Unfrieden, Unheil.

Vermeidet Unfrieden! Den zu Zeiten des Unfriedens ist die Zunge wie der Schlag des Schwertes. (Ibn-i Mace, Fiten 24)

Es steht fest das ein Unfriede, ein Uneinigkeit ein Streit kommen wird. Wenn dies eintritt geh mit deinem Schwert zum Berg Uhud! (Berg aus Vulkanischem Gestein nördlich von Medina)
Schlage das Schwert gegen den Berg, bis es zerbricht. Dann gehe zurück in dein Heim, bis dich ein sündige Hand (Jemand der kommt um dich zu töten) oder der Tod dich ereilt. (Ibn-i Mace, Fiten 24)

Kurz vor dem Jüngsten Tag gibt es so viel Zwietracht wie dunklen Teile der Nacht. Der Mensch erreicht innerhalb dieser Zwietracht den Morgen als Gläubiger, des Abends wird er Ungläubig sein; Abends wird er gläubig sein des Morgen ein Ungläubiger. Solche die bei dieser Zwietracht sitzen bleiben sind besser als Solche die stehen, Solche die gehen sind besser als die Laufenden. Sodann zerbrecht eure Bögen, zerreißt eure Bogensehnen und schlagt eure Schwerte auf Stein. Wenn Sie eure Häuser betreten sollten seid der bessere der zwei Söhne Adams. (Seid wie Abel der stirbt, nicht wie Kain der tötet) (Ebu Davut, Fiten 2, Tirmizi, Fiten 33)  

Terrorismus oder ähnliches lässt sich also durch Religion nicht legitimieren. Ferner sehen wir aber hier, dass man nach der Religion gar nicht erst in solche Lagen kommen darf oder soll. Die Religion agiert hier präventiv, denn Meinungsverschiedenheit und Unglaube sind noch lange kein Grund für Zwietracht, Gewalt und Anarchie. So sahen wir in diesen und anderen Versen auch, dass es durchaus anders Denkende, Ungläubige, Feindselige und Widersacher im allgemeinen gibt und auch weiter geben kann. Die friedvollen Gebote des Islam gelten also nicht nur unter Muslimen, sie gelten für alle Menschen. Kultur, Rasse und Glaube sind dabei unwichtig. Vielfalt in diesem Sinne ist von Gott gegeben und so intendiert. Es ist nicht unsere Aufgabe jeden auf unsere Seite zu ziehen oder zu assimilieren. Wir brauchen uns also nicht selbst Aufgaben im Auftrag Gottes zu erlegen. Wir müssen auch keine Linien ziehen oder Barrieren aufbauen, wo ganz deutlich keine gedacht waren. Die Menschen, die so etwas tun machen dies bei näherer Betrachtung auch eher aus eigener Motivation. Sie instrumentalisieren die Religion um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Selbstsucht, Selbstbefriedigung, Rachegelüste und Egoismus sind unter anderem ihre Leitmotive. Daher agieren sie emotional, impulsiv, aggressiv und maßlos. Jemand der aus reinem Herzen als Diener Gottes auf der Welt wandeln und wirken will, wird niemals so handeln können. Denn dafür benötigt es Demut und Hingabe. Diese beiden Profile sind entgegengesetzt. Ein demütiger Diener Gottes kann nicht gleichzeitig auch ein Hassprediger mit einem ausgeprägtem Ego sein, der sich zu Abend in seinem prunkvollem Palast bedienen lässt. Jemand der sich der göttlichen Fügung hingibt, kann nicht gleichzeitig auch ständig neue Kämpfe in Namen Gottes einleiten oder in allen Geschehnissen eine speziell für ihn gestaltete göttliche Handlungsanleitung entnehmen. Banal gesagt ist es uns untersagt sich in Gottes Angelegenheiten zu mischen. Davon ausgehend kann man eigentlich relativ gut sehen, was zum Islam gehört und was nicht. Man kann auch gut deuten, wer im Namen des Islams wirkt und wer den Namen des Islams für sich selbst wirken lässt. Mit einem reinen Gewissen erkennt man dies ohnehin und sagt instinktiv "das hat doch nichts mehr mit Religion zu tun". Zwischen Terroristen die von sich behaupten, im Namen des Islams zu handeln und den friedvollen Geboten des Islam als Religion gibt es solch einen Unterschied, der so groß wie eine gewaltige Schlucht ist. Folglich erscheint es uns sinnlos hier eine Brücke schlagen zu wollen. Der Islam bietet nämlich ein Moralsystem dar, mit dem die Menschen trotz ihrer kulturellen und ideologischen Vielfalt gesittet, geordnet und friedvoll zusammen leben können. Wie können vermeintliche Träger dieses Systems die Grundlage für dieses System mit dem komplett Entgegengesetztem davon aufbauen wollen? Wahrscheinlicher ist es, dass sie Träger einer anderen Sache oder eines anderen, vielleicht ihres eigenen Systems sind.       

     
Wir haben bereits am Begriff des "islamischen Terrorismus" einen Artikel veröffentlicht, indem wir detailliert auf dieses Thema eingehen. Der Terrorismus lässt sich nämlich nicht religiös oder theologisch stützen. Politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Faktoren sind hierbei die eigentlichen Träger. Religion ist oftmals nur eine Art Vehikel was benutzt wird um noch schneller dahin zu gelangen. Dies bemerkt man am besten, indem man sich den Konfliktverlauf vor Augen führt. Dieser hat nämlich einen langwierigen Hintergrund und ein gewisser Prozess der von Aktion und Reaktion geprägt ist wird durchlaufen. Wenn man sich jedoch immer nur vereinzelt einen Moment des Konflikts vor Augen führt wird man sich dessen Hintergründe nicht bewusst. Folglich wird man die Gesamtsituation nicht wirklich analysieren und einordnen können. Man begreift kaum die Gänze des Konflikts der eigentlich viel älter ist als diese eine Ausschreitung auf die wir z.B. durch die mediale Berichterstattung aufmerksam geworden sind. Unter dieser Prämisse bestärken diese Bilder dann meistens nur das eigene vorhandene Bild zum jeweiligen Thema. Es gibt im jedem Falle aber keine weiterführende und kritische Beschäftigung mit dem Thema. Die jüngsten Ereignisse rund um z.B. die Terror-Organisation "Isis" bzw. "Is" hoben sie quasi über Nacht in die Sinne der Menschen. Dabei hörten viele erstmals über diese Organisation und viele sahen darin eine weitere Seite des "islamischen Terrorismus". Wie wir aber in dem jeweiligen Artikel dargestellt haben, existiert die Organisation schon seit nunmehr 10 Jahren und entstand bzw. entwickelte sich weiter im Zuge von politischen und militärischen Konflikten. Einzelne Ausschreitungen tragen dabei mehr oder weniger immer die Signatur des jeweiligen Konfliktverlaufs. Die Gruppen die als "die Anderen" ausgegrenzt werden, fangen an sich als "die Anderen" zu beschreiben und kapseln sich ab. Gewaltsam unterdrückte Gemeinden reagieren früher oder später mit ähnlicher Gewalt gegen ihre Unterdrücker. Frust entwickelt sich in Hass und die ausweglose Situation wird durch ein Feindbild erklärt, dessen Beseitigung alles lösen würde. Zwischen Aktion und Reaktion im Konfliktverlauf ist daher zumeist eine gewisse Kausalität und ein sich revanchierendes Gleichgewicht erkennbar. Der Konfliktverlauf ist deswegen wichtig weil, wenn man sich diesen Konfliktverlauf genauer anschaut wird man auch sehen was die eigentlich antreibenden Faktoren sind. Diese weltlichen Konflikte haben nämlich zumeist weltliche Aspekte, die als maßgebend wirken. Wenn Religion oder religiöse Symbolik das Vehikel sein soll, dann sind diese weltlichen Aspekte (politische Krisensituation, Unterdrückung, mangelnde Bildung etc.) der Treibstoff. Wenn man immer nur punktuell eine Ausschreitung durch gewisse Maßnahmen bekämpft, dann dämmt man diese Ausschreitung ein, aber den eigentlich begründenden Konflikt hat man noch nicht gelöst. Früher oder später wird sich dieser Konflikt in einer anderen Ausschreitung wieder veräußern. Ähnliches können wir auch bei den Debatten rund um die Zensur von gewaltsamen Videospielen oder "Killerspielen" beobachten. Diese kam durch einen Amoklauf auf, als man Videospiele mitunter als Auslöser für den Amoklauf ansah. Ausgehend von der Prämisse, Videospiele haben solch einen Effekt, würde es viel mehr solcher Ausschreitungen geben. Diese Videospiele sind nämlich kommerziell sehr erfolgreich und verbreitet. Schwerwiegende psychologische und soziologische Probleme gehen den Videospielen in dem Fall aber vorher und haben im Konfliktverlaf Vorrang. Die Wirkung des jeweiligen Videospiels kann mitunter hinzu kommen, es wäre aber fahrlässig den Rest der Problemkette zu ignorieren und sich gänzlich auf das Verbot eines Videospiels zu konzentrieren. Denn wenn das Potenzial für eine Kriese noch vorhanden ist, dann wird ein anderes Videospiel, ein Film oder die Musik einer Band diese immer noch auslösen können. Kurzfristig ist es vielleicht sogar richtig mir Reglementierungen und Maßnahmen zu reagieren, man muss aber auch an langfristige Strategien denken. Dafür muss man sich eben aber den eigentlichen Hintergründen bewusst werden.

Mit diesem geschärftem Blick ist eine viel tiefer gehende und individuellere Analyse der Handlungen und Handlungsweisen möglich. Wir betten den jeweiligen Konflikt dann nicht mehr in ein eigenes imaginär übergeordnetes Bild oder Vorstellung ein. Wir sehen einzelne Individuen mitsamt ihren Handlungen nicht mehr als stellvertretend für eine gesamte Gruppe oder ein Glaubenssystem. Man hat einen viel realistischeren Bezug zu den Geschehnissen. Denn es ist unrealistisch zu denken, dass jeder der sich in seiner Selbstbeschreibung als Muslim wahrnimmt auch gleichzeitig eine Referenz für den Islam darstellt. Weil der Mensch mit allem in Beziehung steht oder treten kann, hat auch alles einen gewissen Einfluss auf den Menschen. Religion zählt dazu, die kulturelle Prägung, die politischen und wirtschaftlichen Umstände oder das soziale Gefüge aber auch. So hat eigentlich jedes Individuum für sich eine unverwechselbare Geschichte zu erzählen. Deswegen spricht man wissenschaftlich auch nicht von "dem einen Islam". Der Islam bietet schon rein kulturell solch eine Vielfalt, dass man sie kaum erfasssen kann. Afrikaner, Türken und Pakistaner haben im Islam eine Gemeinsamkeit und einen Schnittpunkt. In allen anderen Aspekten des Lebens unterscheiden sie sich aber mitunter stark von einander. Wenn man aber alles unter dem Islam und als die Muslime gleichschaltet geht diese Vielfalt verloren. Die Konflikte werden dann erst recht unlösbar denn man hat keinen realen Täter und kein reales Motiv. Folglich steht alles und jeder unter Generalverdacht. Das gegenseitige Misstrauen wächst immer weiter bis zu dem Punkt an dem eine Begegnung und Kommunikation nicht mehr erwünscht, geschweige denn möglich wäre. Eine Feindseligkeit staut sich allmählich auf, die sich dann irgendwann auch bemerkbar machen wird. Auch positiv gemeinte Statements verhalten sich ähnlich, wenn sie gleichermaßen aufgebaut sind. Jemanden als  "guten", "moderaten" oder "modernen" Muslim zu bezeichnen wirkt subtil eher verletzend, selbst wenn die Aussage gut gemeint ist. Denn man markiert diese Person dabei als eine Ausnahme der Regel. Die Regel wäre dann, dass der Islam schlecht, extrem und rückständig ist, diese Person sei aber als positive Ausnahme erfrischend anders. Schnell kann dies zu einer subtilen und latenten Provokation verkommen, denn es bedient eigentlich wieder das vorhandene schlechte Bild, nach dem Sinne "die Ausnahme bestätigt die Regel". Diese "guten", "moderaten" oder "modernen" Muslime sind nämlich einfach normale Muslime, die ihre Religion ausleben. Sie sind die Norm oder der Standard. Somit sollten man wenn überhaupt eher sie als Referenz nehmen, sofern man sich ein Bild vom Islam machen will und gewalttätige Extremisten sollte man als Abweichung und Anormalie ansehen und markieren. Die Extremisten sind nämlich die Ausnahme der Regel und nicht umgekehrt. Zahlen und Statistiken untermauern dies. Nicht zuletzt wird für den Begriff "extrem" als Synonym auch "aus dem Rahmen fallend" oder "vom Üblichem abweichend" verwendet.  

Ein weiter wichtiger Aspekt ist die Doppemoral. Wenn das mehrheitlich anerkannte Moralsystem durchgehend angewandt wird, gibt es generell weniger zu kritisieren. Denn die Moralvorstellung ist eine Diskussion für sich. Wenn das Moralsystem aber sozusagen selektiv angewandt wird und manche Gruppen dabei spürbar ausgegrenzt werden, entsteht ein Gefühl der Ausgrenzung und der ungerechten  Behandlung. Wenn es als homophob oder als antisemitisch gilt, gegen Juden oder Homosexuelle in den Medien (z.B. durch Karrikaturen) Satire oder anderweitige Beleidigungen zu betreiben, dann sollte es auch als islamfeindlich gelten, wenn das selbe gegen Muslime betrieben wird. Wenn aber speziell bei Muslimen diese Moralvorstellung quasi außer Kraft gesetzt wird entsteht unter Muslimen das Gefühl der Ungerechtigkeit. Man neigt zu Missmut und Frustration, wenn man beobachten kann, wie das für sich eingeforderte Maß an Respekt und Sensibilität bei anderen Gemeinden geleistet wird, aber nicht für einen selbst. Dieses Gefühl von Missmut, Frustration und Ungerechtigkeit erzeugt diesmal eine andere Form der Ausgrenzung der Gemeinde. Die Gruppen, die oftmals als nicht anschlussfähig beschrieben werden, neigen allmählig dazu, sich gar nicht erst in Dialoge einzulassen. Sie ziehen auch ihre Grenzen und glauben nicht mehr an das gesellschaftliche Zusammenwachsen, da man ihnen das Gefühl gibt, sie sind ohnehin nicht erwünscht. Folglich ziehen sie sich mehr und mehr zusammen, eine Subkultur entsteht also. Gleichgesinnte auf beiden Seiten bleiben somit tendenziell nur noch unter sich und Millieus bzw. Lager bilden sich. Die nach eigenem Empfinden stark ungerecht behandelte Gruppe könnte in dieser Situation vermehrt zur Selbstjustiz neigen, denn die Gerechtigkeit ist ein Grundbedürfnis des Menschen, welches gestillt werden muss. Wenn es nicht institutionell gestillt wird, neigt der Mensch möglicherweise dazu, dies auf eigene Faust zu stillen, indem er seine Peiniger mit eigenen Mitteln straft. Frustration, Missmut, Hass und das Gefühl der Unterdrückung gießen dann weiter Öl ins Feuer, insbesondere wenn dies von anderen noch geteilt wird. Wenn es also eine Masse von Menschen gibt, die gleich fühlen, akkumuliert sich das Ganze und einzelne Schicksale werden zu einem großen Konflikt zusammengeschweißt, der fast schon zu einem "Freiheitskampf" romantisiert wird. Hieraus entsteht eine Solidarität und eine allgemeine Stimmung in der alle Gleichgesinnte absorbiert werden. Diese Gruppe zieht also rasant, fast schon epidemisch ihre Kreise. Gewaltsame Ausschreitungen sind dann greifbar nah, zumal so eine Gruppe oft rasant Zuwachs erfährt und damit auch an gefühlter Stärke gewinnt. Sie fühlt sich dann in der Lage ihren Willen mit Gewalt durchsetzen zu können. Die gesellschaftliche Doppemoral ist somit auch ein Faktor, der bei der Interpretation von Konflikten aufkommt. Gewalt durch ideologischen Extremismus gab es und gibt es vielerlei, dies wird in Zukunft wohl auch nicht anders sein. Dies ist eine Abweichung und eine Perversion denn Terrorismus, Mord, Totschlag, Anarchie und Unterdrückung kann nichts mit Religion zu tun haben. Dies ist ein arglistiger Missbrauch der Gebote und somit Gotteslästerung. Es erscheint wesentlich sinnvoller, diese Taten mitsamt ihren Tätern kriminologisch und psychologisch übergeordnet zu typologisieren. Diese Täter haben ein Täterprofil und sind als Kriminelle zu beachten, ihre Konfession spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle. In jedem Moral- Rechts- und Glaubenssystem wird der Verbrecher als solcher gekennzeichnet und seine Konfession macht ihn sozusagen nicht "immun" gegen die Strafmündigkeit. Macht er sich durch eine Handlung strafbar, wird er auch entsprechend angeklagt und bestraft. Wenn man diese Täter nun übergeordnet charakterisieren will, sollte man sie primär als Straftäter kennzeichnen und sie entsprechend diesem Profil analysieren. Reduziert man aber die einzelnen Täter auf ihre einzelnen Titel, so wird man keine übergeordneten Charakteristika erkennen und folglich keine übergeordneten Strategien entwickeln können. Jeder Täter wird dann einzeln behandelt und erst durch die Straftat macht er sich bemerkbar. So wird er sehr schwierig präventive Maßnahmen einzuleiten. Muslimische Straftäter unterscheiden sich typologisch gesehen also nicht von christlichen, buddhistischen oder atheistischen Straftätern. Wenn ein Amokläufer oder Serienmörder ein psychologisches und kriminologisches Gutachten erhält, markiert man ihn nicht automatisch primär als ein Christ, nur weil seine Konfession christlich ist. Dies ist für den Tatbestand und das Täterprofil zunächst unwichtig. Denn seine psychologische Unzurechnungsfähigkeit und seine Labilität geht dem voraus. Die psychologische Unzurechnungsfähigkeit und z.B. gewisse Traumata in der Kindheit des Serienmörders prägen ihn und seine Straftat stärker als die jeweilige Konfession. Anderenfalls müsste man bei jedem Straftäter die Konfession als Adjektiv angeben. Das Täterprofil orientiert sich typologisch gesehen an diesen übergeordneten Kategorien, denn nur so kann man das Wesen des Täters in seiner Gänze verstehen und sein Handeln deuten bzw. antizipieren. Dies wird aber gerade bei konfessionell muslimsichen Straftätern nicht geleistet. Sie werden fälschlicherweise oft primär mit dem Adjektiv "islamisch" charakterisiert. Davon ausgehend entsteht wieder der Eindruck, ihr Handeln ist primär religiös legitimiert, was aber die realistischerweise bei weitem nicht die Gänze des Tatbestandes wiederspiegelt. In negativem Sinne werden aber durch so eine Charakterisierung alle Muslime mit dieser jeweiligen Straftat in Beziehung gesetzt und müssen sich dafür rechtfertigen, so als ob sie tatsächlich Anteil an der Straftat haben. Obwohl sie nichts mit der jeweiligen Ausschreitung zu tun haben, werden sie sozusagen kollektiv beschuldigt. Damit schaffen wir wieder neuen Nährboden für die bisher genannten Probleme. Die gesellschaftliche Doppelmoral ist also ein weiterer Aspekt der eine Spirale von kultureller Ignoranz, Rassismus und inhaltslosen Annahmen erzeugen kann. Gewaltsame Ausschreitungen werden folglich durch diese Spirale systematisch erzeugt. Diese Spirale ist daher gefährlich, da sie in sich kontinuierlich weiter verläuft, sobald sie einmal aufgebaut wurde. Diese Spirale muss somit gesamtgesellschaftlich rechtzeitig unterbrochen werden, sofern sie bereits angefangen hat zu wirken.     

So kristallisiert sich ein Begriff in der Diskussion um Islamophobie heraus und dieser lautet "Aufklärung". Man kann den Begriff dabei sehr unterschiedlich ausrichten. Man könnte darauf plädieren, die Nichtmuslime müssen besser über den Islam und dessen Glaubenswahrheiten aufgeklärt werden. Sie könnten sich aber auch eigenständig gewissenhafter informieren. Man könnte aber auch darauf plädieren, die Muslime selbst müssen den Islam viel besser kennenlernen. Zur Aufklärung kann aber auch das richtige Lesen der Konflikte und Geschehnisse gehören. Übergeordnet findet sich im Begriff der Aufklärung aber das Fehlen einer Konfrontation wieder. Die Angst wird immer größer wenn man sich ihr nicht stellt, die Vorstellungen werden immer abenteuerlicher wenn sie nicht mit der Realität abgeglichen werden und eine Konfrontation wird unvorstellbar. Das was die Konfrontation unvorstellbar macht ist also kurioserweise das Fehlen einer anfänglichen Konfrontation. Dies muss hergestellt werden. Nur dann wird man wirklich verstehen was eigentlich passiert. Wir unterstreichen an dieser Stelle eine intellektuelle und religiöse Aufklärung. Weiter bedarf es auch eine interkulturelle und interreligiöse Aufklärung, Begegnung und Kommunikation. Wenn man die Lösung der Konflikte nur auf ihre Äußerlichkeit reduziert dann ist die einzige Lösung eben die äußerliche Auflösung des Konflikts. Alle muslimischen Frauen die unter Generalverdacht der Unterdrückung stehen, müssten dann ihr Kopftuch ablegen um das Gegenteil zu beweisen. Wenn das Kopftuch aber ein Ausdruck tiefer Frömmigkeit ist, dann werden sie aufgrund ihres Glaubens das Kopftuch nicht ablegen können, dies wäre zu viel verlangt. Wenn man das so wahrnimmt und versteht, würde man dies ohnehin nicht verlangen. Die Gruppen, die man als "die Anderen" wahrnimmt und sie als nicht anschlussfähig charakterisiert verharren nur so lange unter dem Bild, wie sie nicht verstanden werden. Wenn man ihr Moral- und Glaubenssystem sowie ihre allgemeine Lebenswirklichkeit besser versteht, versteht man auch besser warum sie das tun, was sie tun. Man würde die Muslime nicht mehr einfach als eine große, homogene, unbekannte, nicht anschlussfähige und andersartige Gruppe wahrnehmen. Die einzelnen Muslime würde man dann viel eher primär als menschliche Wesen wahrnehmen, die ein Gesicht, einen Charakter und eine Hintergrundgeschichte haben. Erst mit diesen Informationen kann man auf zwischenmenschlicher Ebene gerecht auf einander reagieren und ableiten wie man mit seinem Gegenüber (und seinen Sensibilitäten) umspringen kann. Dabei wollen wir aber auch unterstreichen, dass Toleranz und Akzeptanz zwei verschiedene Dinge sind. Akzeptanz ist nämlich keine Bedingung für Toleranz. Es wäre utopisch zu erwarten, alle akzeptieren einander aus tiefstem Herzen. Die Meinungsfreiheit tritt hier ein, niemanden kann dazu gezwungen werden, etwas zu akzeptieren. Für das gesellschaftliche Zusammenleben ist dies auch gar nicht unbedingt nötig, wir können gänzlich verschiedener Meinung sein, aber trotzdem friedvoll zusammen leben und auch zusammen arbeiten. Der gegenseitige Respekt und die Toleranz ist aber unabdinglich. Respekt und Toleranz muss nicht rational legitimiert werden, es ist viel mehr ein gemeinsames Grundbedürfnis aller Menschen. Jeder hat etwas das ihm heilig ist und dahingehend will er nicht verletzt werden. Das muss er nicht erst durch eine intensive Diskussion durchsetzen, so dass es mehrheitlich verstanden und akzeptiert wird. Dies würde bedeuten, jedes Menschenrecht gilt nur dann, wenn der Einfordernde es mit genügend Überzeugungskraft schafft, alle Widersacher in der Angelegenheit von sich zu überzeugen. Für das erfolgreiche Zusammenleben brauchen wir aber kategorische und übergeordnete Werte die von der Diskussion ausgenommen sind. Manche Grundregeln müssen einfach gegeben sein und jeder verpflichtet sich automatisch für die Einhaltung dieser, sofern er sich in dessen Rahmen bewegen will. Diese Regeln orientieren sich idealerweise an den grundlegenden Bedürfnissen und Wünschen der Menschen. Es ist ein Grundrecht in dieser Hinsicht z.B. respektiert zu werden. Dies entspringt aus der Menschenwürde, für die er sich automatisch qualifiziert, als Mensch der in dieser Gesellschaft lebt. Es ist also kein Recht, was er sich erst verdienen oder welches er durch Diskussionen legitimieren muss. Wenn ich einen Menschen bewusst und deutlich verletze, begehe ich einen Fehler, da ich invasiv seine von ihm bekannt gemachten Grenzen übertrete. Hier gilt nicht die Meinungsfreiheit, da sie nicht die elementaren und universellen Grenzen des Respekts und Anstands einfach auflöst. Zwar muss ich in meiner Moralvorstellung diese Grenze meines Gegenüber nicht unbedingt akzeptieren oder billigen, wenn ich mir aber der Existenz dieser Grenze bewusst bin, kann ich auch Rücksicht darauf nehmen. So ist es unseres Erachtens auch durchaus möglich die Meinungsfreiheit zu wahren und gleichzeitig respektvoll mit einander umzugehen. Im Umkehrschluss sehen wir keine Einschränkung der Meinungsfreiheit, wenn manche Grenzen respektvoll gewahrt werden. Denn das Einfordern von Respekt ist eine übergeordnete Wertvorstellung. Sie gilt nicht selektiv oder von Fall zu Fall anders. Folglich kann sie nicht durch die Meinungsfreiheit einfach außer Kraft gesetzt werden. Jeder kann seine Meinung frei äußern, sofern manche Gepflogenheiten und Grenzen beachtet werden. Es ist verständlicherweise schwer dies anzuwenden, wenn die Grenzen meines Gegenüber mir unbekannt sind. Wenn man nicht weiß wo die Grenzen liegen, kann man sie auch schnell unbewusst übertreten. Zwar war dies nicht so geplant, aber Schaden kann trotzdem aufkommen. Eine mangelnde Aufklärung erschwert also auch die gesellschaftliche Toleranz. Dies sollte daher das Ziel der übergeordneten und langfristigen Strategien sein. Eine Kommunikation und Begegnung auf verschiedenen Ebenen (religiös, interreligiös, intellektuel etc.) muss somit kontinuierlich und lebendig bleiben. Hierfür benötigen wir zugängliche und geförderte Plattformen in denen sich das alles in einem gesunden, überschaubaren und greifbaren Rahmen vollziehen kann. Da wo dies gut umgesetzt oder erlebt wird, kommt auch so etwas wie islamophobie kaum noch vor.

68 Ist es Haram Filme oder Serien zu gucken?

die Antwort diese Frage hat mit dem Inhalt zu tun. 

Es gibt keinerlei Bedenken dabei, Filme oder Serien zu schauen, die nicht in Konflikt mit den Werten und Sitten des Islams stehen. Trotzdem kann es sein, dass die sozialen Beziehungen und die Entfaltung der Religiösität einer Person vergleichsweise eingeschränkt wird. Viele Stunden am Bildschirm zu verbringen ist häufig (aber nicht zwingend) eine schlechte Investition, weil dabei in der Regel nichts erlernt oder entwickelt wird. In diesem Sinne kann man aber nicht von verboten ("Ḥarām") sprechen. 

Wenn die betrachteten Bilder verbotene Inhalte darstellen (z.B. sexueller oder pornographischer Natur) läuft man Gefahr Verbotenes zu tun. Denn obwohl diese Bilder nicht echt sind, könnnen sie trotzdem Gelüste erwecken und dadurch auch reale Reaktionen hervorrufen. In diesem Sinne sind diese Bilder zwar nur Reflexionen, aber der Effekt beim Betrachtet kann maßgebend sein. 

Nach gewissen Gelehrten ist z.B. das Betrachten eines Spiegelbildes einer Frau im Wasser unproblematisch. Gemessen an der Reaktion sprechen sie aber von verboten, wenn z.B. dadurch unsittliches Verhalten resultiert und Zwietracht zwischen den Gläubigen entsteht. (Vgl. Tuhfetü'l-Muhtâç ve Şirvâni, VII/192,  Halil Gönenç, Günümüz Meselelerine Fetvalar, II/167)  

69 Darf man Berufe ausüben in dem man Kontakt mit Schwein oder Bier hat?

Liebe Leserin, lieber Leser

 

Die islamischen Gelehrten sind sich einig, dass die Ausübungen von diesen Berufen, in denen nicht erlaubte (haram) Produkte bearbeitet oder verkauft werden, unislamisch und niederträchtig sind.
Solche Berufe sind zu meiden so lange keine Existenz gefährdenden Situationen vorhanden sind

Selam & Dua

Fragenandenislam - Team

70 Darf ich als Muslim Alkohol oder Schweinefleisch verkaufen?

so wie der Verzehr der besagten Mittel verboten ist, so ist auch der Verkauf dieser Mittel verboten. Dazu gibt es auch sehr deutliche Überlieferungen:

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) sagte in Mekka: Zweifelsohne hat Allah (c.c.) und sein Prophet den Verkauf von Alkohol, verdorbenes (oder nicht richtig geschlachtetes) Vieh, Schwein und Götzen verboten. (Buhari, Buyu, 102; Müslim, Müsakat, 71; Tirmizî, Buyu, 60)

In Erläuterung dieser Überlieferung sagt Imam an-Nawawwī:

Der Grund und die Weisheit hinter dem Verbot des Verkaufs von verdorbenen Fleisch, Alkohol und Schwein ist die Unreinheit dieser Dinge. Insofern umfasst dieses Verbot alle unreinen Dinge. Über das Verbot des Verkaufs von verdorbenen Fleisch, Alkohol und Schwein herrscht unter den Muslimen Konsens.

In diesem Sinne gilt das Verbot für Muslime überall gleich. Mit anderen Worten könnte man auch sagen, „Verbot ist überall Verbot“. Daher gilt das Prinzip für Muslime, egal wo sie im Moment leben, sein Verdienst stets mit dem erlaubten Dingen anzustreben.

Ist die Lieferung von Schweinefleisch erlaubt?

Es gibt nicht wirklich viele Quellen, die dazu Stellung nehmen. Jedoch gibt es einige Rechtsgutachten, die uns weiterhelfen können. Schließlich ist der Transport bzw. die Logistik heutzutage viel präsenter als zu anderen Epochen der Menschheit.

Laut Abū Ḥanīfa ist die Bezahlung von jemanden, der für den Transport von Alkohol engagiert wurde zulässig. Laut Imam Muḥammad und Imam Abū Yūsuf ist dies unzulässig. Ähnlich ist es mit dem Mieten von Transportmittel. Laut Abū Ḥanīfa ist es zulässig, wenn ein Nichtmuslim für den Transport von Alkohol ein Transportmittel von einen Muslim anmietet. Für den Muslim ist diese Bezahlung zulässig. Laut Imam Muḥammad und Imam Abū Yūsuf ist das unzulässig.

Ein anderer Aspekt dieser Thematik ist aber auch die Vorbild-Funktion von Muslimen. Gerade im Umgang mit Nichtmuslimen ist es äußerst wichtig in religiösen Fragen sensibel zu sein, da der Islam aus Sicht der Nichtmuslime oft anhand den Erfahrungen mit Muslimen wahrgenommen wird. Wenn wir uns also vorbildlich verhalten und die Schönheit der Religion aufleben lassen, ist es möglich, dass sich auch ihre Herzen für den Islam erwärmen.

Zusammenfassend kann man also sagen

Ein Muslim hat sein Handeln nach den Geboten und Verboten Gottes auszurichten, wo auch immer er leben mag. Solange man nicht absolut gezwungen und davon abhängig ist, sollte man also die Finger von jeglichen Dingen lassen, die als verboten und unzulässig angesehen werden. 

Quellen:

- Mehmed Paksu, Meseleler ve Çözümleri 1, Nesil yayınları, İstanbul, s. 135-138;

- Süleyman Kösmene, Günümüz Meselelerine Çözümler, Yeni Asya Yayınları.

 

71 Konstruktive Kritik - Das Fundament einer guten Kommunikation

Die Menschheit ist wahrlich nicht frei von Makeln. Um diese aber zu überwinden und trotzdem miteinander leben zu können bedarf es eine gute Kommunikation. Vor allem in problematischen Situationen ist dies aber gar nicht so einfach. In diesem Artikel wollen wir genau darauf eingehen und das islamische Verständnis von konstruktiver Kritik vorstellen.

Mit konstruktiver Kritik ("Tankīd", türkisch; tenkid) ist hier folgendes gemeint; auf den Fehler einer Sache hinweisen, die Makel aufzeigen, die Fehltritte in einer Rede aussortieren und das Tugendhafte, also das Löbliche dieser Rede hervorheben.
Kritik kann auch folgendermaßen ausgelegt werden; eine Person, ein Produkt, ein Thema etc. zu analysieren, mit dem Zweck positives und negatives zu veranschaulichen.

Offensichtlich ist Kritik ein Eifer zur Reperatur um etwas makelhaftes, mangelhaftes und bedenkliches aufzuhalten und das Richtige und Fehlerfreie hervorzuheben.
Vorrangig – sozusagen prinzipiell – muss der konstruktiven Kritik eine positive, positivierende und eine auf das Wohlwollen Gottes abgestimmte Absicht beiwohnen.
Für eine gesunde und dauerhafte zwischenmenschliche Beziehung ist eine offene und ehrliche Kommunikation einer der wichtigsten Grundbedingungen. Menschen müssen in der Lage sein, sich über Informationen, Gefühle, Ansichten und Gedanken zu verständigen, ohne sich zu zieren, im vertraulichem Umgang mit dem Gesprächspartner und sich selbst umgehend sprechen zu können und dem Zuhörer vertrauen zu können.

Eine sehr wichtige Ursache für Probleme im gesellschaftlichem Leben und im Arbeitsleben ist der Mangel an offener und ehrlicher Kommunikation, bedingt durch den Mangel an Vertrauen. Auf Menschen die die Wahrheit aussprechen reagiert man oftmals unangenehm und agressiv, wodurch sie bereuen etwas gesagt zu haben oder noch weiteres zu sagen.
Durch die Sorgen hiervor, meiden Menschen dann eine offene und ehrliche Kommunikation und zieren sich, das Wahre auszusprechen. 

Zweifelsohne gibt es verschiedene Formen, Arten und Maße der Kritik, die verschieden wirken. Eine destruktive also verletzende Kritik die auf die Eigenarten einer Person abzielt, sie in Gegenwart anderer verletzt, sie plötzlich vor anderen zum Erstarren bringt, sie ihrer Hoffnungen, Motivation und Eifer beraubt und erschöpft, ist im Grunde genommen eine Art böswilliger Angriff. 
Eine Kritik mit der Absicht zu verletzen, zu zerstören und zu erschöpfen, wandelt sich zu einem aggressivem Verhalten und startet mutmaßlich Streitigkeiten, die sich immer weiter hochschaukeln.
Wahrlich konstruktive Kritik ist eine Form von Kommunikation zwischen wahrhaftigen Freunden und Partnern, die wegweisend, unterstützend, motivierend, inspirierend, aufbauend und positivierend sein sollte.
Das Verständnis von einer zwischenmenschlichen Beziehung, die Raum für solch eine Kommunikation ermöglicht, hängt mit einer gesunden Diskussionskultur zusammen.

Kritik muss vor dem Hintergrund getätigt werden, dass sie zwischenmenschliche Beziehungen aufbaut, repariert und um ihr Fortwähren bemüht ist. Gleichermaßen muss die Kritik (für den Zuhörer) richtungsweisende, unterstützende und verbessernde Aussagen und Empfehlungen mit guter Absicht beinhalten, denen man mit Geduld und Einsicht zuhört, damit sie eine Selbstreflexion und eine Entwicklung oder einen Wandel auslösen können. In diesem Sinne ist es sekundär wer kritisiert oder wer kritisiert wird, primär ist das Thema, die Angelegenheit oder die Sachlage die im Rahmen der konstruktiven Kritik angesprochen werden muss.

Damit Kritik also tatsächlich konstruktiv wird, muss sie angelehnt an Verständnis, Geduld, Empathie, Respekt und Höflichkeit sein und Gedanken und Themen dieser Kritik sollten sich auf diesen Werten fußen. Eine Kritik die auf eine Person oder auf die Eigenarten/das private Leben einer Person abzielt, hat oftmals die Qualität einer Lästerei, einer Beschuldigung, einer Anklage, eines Angriffes, einer emotionalen Misshandlung und ähnlich Verwerflichem, dies ist zu keiner Zeit und unter keinen Umständen akzeptabel.

Worauf muss man beim Kritisieren achten? Wer kann kritisieren und wie kann er das?

Mit dem grundlegendem Prinzip, nicht allzu persönlich zu werden, kann man manchmal eine Person unter Umständen auf persönlicher Ebene kritisieren oder sie darauf hinweisen, wenn sie anderen mehr durch die Persönlichkeit und dem personellem Status schadet, als etwa durch ihr Gedankengut.

Wie auch immer der weltliche Status einer Person aussehen mag, wenn ihr Gedankengut und ihre Äußerungen nicht vereinbar sind mit der Lehre des Islam und den islamischen Glaubenswahrheiten, so müsste man die Fehltritte in diesem Gedankengut anschaulich machen.

Das Maß an Kritik sollte sich am normalerweise vorhandenem Respekt und der Zuneigung zwischen dem Kritiker und dem Kritisiertem orientieren und diese nicht verletzen. So wie dieses Maß in familiären Kreisen gilt, so gilt dies gleichermaßen auch für fremde Personen. Demzufolge sollte ein Sohn seinen Vater, ein Schüler seinen Lehrer, ein kleiner Bruder seinen großen Bruder etc. mit äußerster Vorsicht (vor allem in der Wortwahl) kritisieren. So bleibt zu sagen dass wenn unser einer das Bedürfnis verspürt unbedingt solch große Persönlichkeiten wie Imam al-Ġazzālī  oder Imam Abū Ḥanīfa kritisieren zu müssen, dann sollte dies zumindest in einem respektvollem Rahmen geschehen und diesen nicht überschreiten.

Dass Überzeichnen eines Fehlers oder Makels und das Ignorieren aller sonstigen positiven Aspekte hierbei, zeugt nicht von einer konstruktiven Kritik, sondern viel mehr von einer gehässigen Kritik.

Bei der Kritik einer Person dessen Blick von Neid, Fremdbezeichnungen, Argwohn und ähnlich negativen Gefühlen geprägt ist, lässt sich in der Regel das Wohlwollen Gottes nicht erkennen. 

Gedanken wie etwa, seinen Gegenüber ins Schwanken zu bringen, zu beweisen dass man eine große Persönlichkeit kritisieren kann, im öffentlichen Raum eine neue Mission anzupreisen oder Berühmtheit erlangen zu wollen sind Elemente die man im Rahmen einer gewisshaften, wissenschaftlichen, empathischen und reinherzigen Kritik vermeiden sollte. 

Jemand der Kritik ausüben will, muss seine informativen Quellen überprüfen. Die Kritik einer Person, die über keine zuverlässige Quelle verfügt, ist dazu bestimmt das Ziel nicht zu erreichen.
Der Qurʾān sagt hierzu folgendes:


O die ihr glaubt, wenn ein Frevler zu euch mit einer Kunde kommt, dann schafft Klarheit, damit ihr (nicht einige) Leute in Unwissenheit (mit einer Anschuldigung) trefft und dann über das, was ihr getan habt, Reue empfinden werdet. (Sura al-Ḥuǧurāt 6)
 

Denn die kritisierte Person kann zum Opfer von Intrigen/Lügen geworden sein, ihre Rede könnte aus dem Kontext gerissen worden sein oder sie könnte zumindest falsch verstanden worden sein. Somit müsste man bei zweideutigen trügerischen Quellen äußerst vorsichtig sein, man sollte sich daran erinnern, dass die Informationen hier verfälscht sein könnten.
Ein Groll oder ein Hass den man gegen eine Gruppe hegt, darf nicht verhindern dass man diese gewissenhaft, im Maße und rechtens behandelt.  Dementsprechend muss die Kritik rechtens sein und sich darum bemühen das Recht (innerhalb dieser Sachlage) darzulegen, die Kritik sollte nicht auf Unrecht und persönlichen Profit begründet werden. (Siehe Sura al-Māʾida, 8)
Kritik sollte aufbauend sein. Eine Kritik die dies nicht ist, gleicht meistens einem Schimpfen oder einer Streitigkeit. Sofern die geäußerte Kritik verletzend auf die Mitmenschen wirkt öffnet man Tür und Tor zu strittigen Auseinandersetzungen. Personen in einem Streit werden mit allen Mitteln versuchen ihrem Gegenüber entsprechend zu antworten. Der Qurʾān schildert bei der Beschreibung der Charakterzüge einer streitsüchtigen Person, wie sinnlos eine Auseinandersetzung ist, sofern man über keinerlei Art Dokument oder anderweitige Information verfügt, welches (für die Sachlage) aufklärend und wegweisend ist. (Siehe Sura al-Ḥaǧǧ 3,8).
Die Person die gerade Kritik ausübt, muss dies in dem Moment einstellen, in der die Bezugsperson anfängt, die Sachlage persönlich wahrzunehmen und anfängt sich zu verteidigen.

Es entspricht der prophetischen Tugend und Verhaltensweise, die menschliche Psychologie beachtend, seine Kritik so zu gestalten, dass die Bezugsperson, die nicht namentlich erwähnt wird aus der Kritik das Nötige für sich entnimmt und das Problem beseitigt.

Man sollte seine Kritik aufbauend formulieren, dabei sein Gegenüber nicht entkräften und vertreiben, sondern sich ihnen mit einem attraktiven/annähernden Wortlaut der gewinnbringend für sie ist nähern.
Das Einbinden von Körpersprache, wörtlicher Rede und dem Gewissen ist ein Teil dieses (oben intendierten) Wortlautes. Der Qurʾān bezeugt, dass der Prophet Muhammad den Gläubigen gegenüber in seiner Kritik sanftmütig war. (Siehe Sura Āl-i ʿImrān 159)

Kritik darf nicht verwechselt werden mit Erniedrigung, Beleidigung, hämischem Belächeln oder Angriffe auf die Persönlichkeit. Je mehr die Kritik aufrichtig und ehrlich gemeint ist, oder anders ausgedrückt, je mehr die Kritik sich darum bemüht dem Wohlwollen Gottes würdig zu sein, desto produktiver wird sie. Die kritisierte Person muss die gute Absicht des Kritikers verstehen und ihre Aufrichtigkeit erkennen. Anderenfalls kann die kritisierte Person eine defensive Position einnehmen. Der Qurʾān akzeptiert die Götzen von Gotteslästerern keinesfalls, nicht mal anteilhaft haben sie in ihrem Denken recht. Der Qurʾān schildert bei jeder Gelegenheit die Nichtigkeit von Götzen die außerhalb Gottes vergöttlicht werden. Der Qurʾān beschimpft sie allerdings zu keiner Zeit und verbietet dies auch. (Siehe Sura al-Anʿām 108).

Aus der Sicht des Kritisierten ergibt sich folgendes;

Er darf sich nicht an der Kritik stören. Leute mit einem gesundem Selbstvertrauen stören sich nicht an der Kritik sondern es sagt ihnen zu. Denn hieraus können vielerlei Nutzen/Gewinn resultieren. Oftmals können zahllose Missverständnisse durch die richtige Kritik auferlegt und offen gelegt werden und hieraus können neue Freundschaften erwachsen.

Die kritisierte Person muss, wie auch immer der Wortlaut des Kritikers aussehen mag, sich auf das Thema fokussieren, wenn sie denn nach dem was richtig ist sucht. Wenn man sich aber mit der Person des Kritikers aufhält wird man das eigentliche Thema verfehlen und den Anstieg/Ausbildung seines Glaubens verhindert haben.

Man kritisiert nicht einzig jemand anderen. Die Selbstrikitik/Reflexion einer Person ist auch notwendig. Man sollte also als sein eigener Kritiker auftreten und sich selbst überprüfen. Dies kann auch als Gemeinde getan werden, in diesem Falle weist das auf eine Gemeinde hin, die gegenüber ihrer Befolger/Mitglieder sich selbst überprüft, Fehler feststellt und nach Wegen sucht um sie zu beseitigen. Der Qurʾān macht dabei eine außerordentliche Bemerkung und ermahnt uns dazu uns selbst nicht zu vergessen, während wir anderen Ratschläge erteilen. (Sura al-Baqara 44)

Zusammenfassend bleibt folgendes zu sagen:
1. Zunächst sollte man recherchieren, bevor man kritisiert. Die Kritik der keine Recherche vorhergeht steht unfreiwillig unter dem Zeichen von emotionalen Schwankungen.
2. Nicht die Person selbst ist Objekt der Kritik sondern die Sachlage/Haltung/Ideologie etc. So wie Kritik die direkt an die Person geht zumeist nichts bringen, pflanzt sie auch die Saat für neue Feindschaften oder einen Groll.

3. Man sollte der Gegenseite zuhören. Wenn man bei beim Kritisieren mit Vorurteilen behaftet ist und übereilt urteilt, dabei sich dann noch den Gedankengängen der anderen Seite gänzlich verschließt, trägt man zum Problem nur noch bei, geschweige denn dass man es löst.

4. Man sollte Lösungsvorschläge bzw. Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Eine Sache schlicht zu kritisieren schadet eher als dass sie nützlich ist.

5. Die Selbstkritik sollte der Kritik zuvor gehen. Jemand der sich seinen Fehlern und Schwächen bewusst ist, wird bei seiner Kritik schonungsvoller sein und mit der anderen Seite verständnisvoller umgehen. 

6. Beim Kritisieren sollte man neutral bleiben. Subjektive also parteiische Kritik steigert Korruption und nährt die Neigung zu Gewaltaktionen. Statt von separatistischer Sprache wie "wir" oder "die Anderen" Gebrauch zu machen sollte man "das Recht" und "das Richtige" als Maßstab verwenden.

7. Man muss Nutzen aus dieser Kritik ziehen. Sofern man der Kritik Gehört Gehör verleiht und diese auch verinnerlicht, führt dies zu neuen tiefergehenden Gedanken und anderen Ebenen des Denkens.

Sich in die Lage des Kritisierten zu versetzen und so zu kritisieren, dass man dabei auf das Wohlwollen Gottes abzielt, ist im religiösem Verständnis eine Form der Bekanntmachung ("Tablīġ") und gleicht somit einem Gottesdienst.  

72 Wie kann man sich als Muslim anhand Koran und Sunna von Terrorismus distanzieren?

der Qurʾān verflucht Terror und definiert Anarchie und die Stiftung von Unheil als große Übeltaten. Der Islam verbietet jede Art von Terror, Ungerechtigkeit und Verrat; stellt sich jeder Form von Anarchie, Defätismus und Terror entgegen. Im Islam gibt es keine Legitimation Unrecht mit Unrecht zu bekämpfen. Der Islam wurde von göttlicher Seite herab gesandt um Frieden zu schaffen, den Despotismus sowie die Vorherrschaft der Ungerechten zu beseitigen und dem menschliche Gewissen Mäßigung zu verschaffen. Darum wird dieses Thema islamisch betrachtet sehr sensibel behandelt und zwar solchermaßen, dass das ungerechte Töten und das Vergießen von Blut dem Mord an der Menschheit in seiner Gänze gleich kommt. Exemplarisch können wir dies mit folgendem Vers untermauern:

Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne (daß es) einen Mord (begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat), so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält. Unsere Gesandten sind bereits mit klaren Beweisen zu ihnen gekommen. Danach aber sind viele von ihnen wahrlich maßlos auf der Erde geblieben. (Sura al-Māʾida 32)

Der Qurʾān legt ein Augenmerk auf Jene die Unheil stiften, Gelegenheiten dafür schaffen und auf Solche, die Unheil säen sobald sie an der Führung sind. Ferner wird darauf hingewiesen, welche schrecklichen Folgen Defätismus und Unfriede haben:

Und wenn er an der Macht ist, reist er auf der Erde umher, um Unheil auf ihr zu stiften und Saatfelder und Nachwuchs zu verderben. Aber Gott liebt das Unheil nicht. (Sura al-Baqara 205)

aber (die Menschen) vom Wege Gottes abweisen, an Ihn nicht glauben, den Zugang zur heiligen Moschee verwehren und deren Anwohner daraus vertreiben, (all das) wiegt bei Gott schwerer. Verführen wiegt schwerer als Töten. (Sura al-Baqara 217)

Die Seele eines Muslims der diese und vergleichbare Verse kennt, versteht und beherzigt ist frei von Hass und Barbarei. Er hat selbst seinem größten Feind gegenüber eine Art Brüderlichkeit. Er akzeptiert den Grundsatz von: "Wir üben Nachsicht mit der Schöpfung um des Schöpfers willen." Der Gläubige ist ein Herold des Friedens. Anarchie, Zerstörung und Terror sind seinem Herzen fremd. Selbst in Konfliktsituationen wird er diese Haltung beibehalten, so weit und gut er nur kann. Er wird aber niemals aus Hass oder egoistischer Selbstsucht handeln. Dies sind keine Instanzen, aus die er eine Anleitung für sein Handeln entnehmen würde. Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und die Wahrung von Ordnung sind viel mehr solche Instanzen, an denen er sich orientieren wird. Selbst in Konfliktsituationen handelt er nach diesen Maximen.

Im Qurʾān beschreibt Gott wie einige Menschen von anderen Menschen davon abgehalten wurden Orte der Anbetung Schaden zuzufügen und das diese Gotteshäuser infolge dessen unbeschadet blieben. Damit wird den Gläubigen die Wichtigkeit von Prävention nahe gelegt.

(ihnen), die zu Unrecht aus ihren Wohnstätten vertrieben wurden, nur weil sie sagen: Unser Herr ist Gott. Und hätte Gott nicht die einen Menschen durch die anderen abgewehrt, so wären gewiß Mönchsklausen, Kirchen, Gebetsstätten und Moscheen zerstört worden, in denen des Namens Gottes viel gedacht wird. - Und Gott wird bestimmt die unterstützen, die Ihn unterstützen. Gott ist stark und allmächtig. (Sura al-Ḥaǧǧ  40)

Der Prophet Muḥammad (s.a.s.) ist der Prophet des Erbarmens und des Mitgefühls.
So spricht Gott im Qurʾān:

Und Wir haben dich nur als Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt. (Sura al-Anbiyāʾ 107)

Der gesegnete Prophet (s.a.s.) der alle guten Eigenschaften in sich vereint und mit seinen Taten zur dargestellt, warnte dabei auch sein Leben lang seine Gefährten vor Unheil und Unfrieden. Mit überaus großer Ernsthaftigkeit und Feinfühligkeit befahl er die Vermeidung von Unfrieden, Unheil.

Vermeidet Unfrieden! Den zu Zeiten des Unfriedens ist die Zunge wie der Schlag des Schwertes. (Ibn-i Mace, Fiten 24)

Es steht fest das ein Unfriede, ein Uneinigkeit ein Streit kommen wird. Wenn dies eintritt geh mit deinem Schwert zum Berg Uhud! (Berg aus Vulkanischem Gestein nördlich von Medina)
Schlage das Schwert gegen den Berg, bis es zerbricht. Dann gehe zurück in dein Heim, bis dich ein sündige Hand (Jemand der kommt um dich zu töten) oder der Tod dich ereilt. (Ibn-i Mace, Fiten 24)

Kurz vor dem Jüngsten Tag gibt es so viel Zwietracht wie dunklen Teile der Nacht. Der Mensch erreicht innerhalb dieser Zwietracht den Morgen als Gläubiger, des Abends wird er Ungläubig sein; Abends wird er gläubig sein des Morgen ein Ungläubiger. Solche die bei dieser Zwietracht sitzen bleiben sind besser als Solche die stehen, Solche die gehen sind besser als die Laufenden. Sodann zerbrecht eure Bögen, zerreißt eure Bogensehnen und schlagt eure Schwerte auf Stein. Wenn Sie eure Häuser betreten sollten seid der bessere der zwei Söhne Adams. (Seid wie Abel der stirbt, nicht wie Kain der tötet) (Ebu Davut, Fiten 2, Tirmizi, Fiten 33)  

Terrorismus oder ähnliches lässt sich also durch Religion nicht legitimieren. Ferner sehen wir aber hier, dass man nach der Religion gar nicht erst in solche Lagen kommen darf oder soll. Die Religion agiert hier präventiv denn Meinungsverschiedenheit und Unglaube sind noch lange kein Grund für Zwietracht, Gewalt und Anarchie. So sahen wir in diesen und anderen Versen auch, dass es durchaus anders Denkende, Ungläubige, Feindselige und Widersacher im allgemeinen gibt und auch weiter geben kann. Die friedvollen Gebote des Islam gelten also nicht nur unter Muslimen, sie gelten für alle Menschen. Kultur, Rasse und Glaube sind dabei unwichtig. Vielfalt in diesem Sinne ist von Gott gegeben und so intendiert. Es ist nicht unsere Aufgabe jeden auf unsere Seite zu ziehen oder zu assimilieren. Wir brauchen uns also nicht selbst Aufgaben im Auftrag Gottes zu erlegen. Wir müssen auch keine Linien ziehen oder Barrieren aufbauen, wo ganz deutlich keine gedacht waren. Die Menschen, die so etwas tun machen dies bei näherer Betrachtung auch eher aus eigener Motivation. Sie instrumentalisieren die Religion um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Selbstsucht, Selbstbefriedigung, Rachegelüste und Egoismus sind unter anderem ihre Leitmotive. Daher agieren sie emotional, impulsiv, aggressiv und maßlos. Jemand der aus reinem Herzen als Diener Gottes auf der Welt wandeln und wirken will, wird niemals so handeln können. Denn dafür benötigt es Demut und Hingabe. Diese beiden Profile sind entgegengesetzt. Ein demütiger Diener Gottes kann nicht gleichzeitig auch ein Hassprediger mit einem ausgeprägtem Ego sein. Jemand der sich der göttlichen Fügung hingibt, kann nicht gleichzeitig auch ständig neue Kämpfe in Namen Gottes einleiten oder in allen Geschehnissen eine speziell für ihn gestaltete göttliche Handlungsanleitung entnehmen. Banal gesagt ist es uns untersagt sich in Gottes Angelegenheiten zu mischen. Davon ausgehend kann man eigentlich relativ gut sehen, was zum Islam gehört und was nicht. Man kann auch gut deuten, wer im Namen des Islams wirkt und wer den Namen des Islams für sich selbst wirken lässt. Mit einem reinen Gewissen erkennt man dies ohnehin und sagt instinktiv "das hat doch nichts mehr mit Religion zu tun". Zwischen Terroristen die von sich behaupten, im Namen des Islams zu handeln und den friedvollen Geboten des Islam als Religion gibt es solch einen Unterschied, der so groß wie eine gewaltige Schlucht ist. Folglich erscheint es uns sinnlos hier eine Brücke schlagen zu wollen. Der Islam bietet nämlich ein Moralsystem dar, mit dem die Menschen trotz ihrer kulturellen und ideologischen Vielfalt gesittet, geordnet und friedvoll zusammen leben können. Wie können vermeintliche Träger dieses Systems die Grundlage für dieses System mit dem komplett Entgegengesetztem davon aufbauen wollen? Wahrscheinlicher ist es, dass sie Träger einer anderen Sache oder eines anderen, vielleicht ihres eigenen Systems sind.    

73 Ägypten, Syrien, Palästina - was sollen wir für unsere Glaubensbrüder tun?

wenn die Tyrannei bis in den Himmel empor steigt, Tränen unaufhörlich vergossen werden und die Herzen der gläubigen Menschen vor Schmerz und Pein überquillen, stellt jeder engagierte Mensch die selbe Frage: Was müssen wir tun? Sollen wir einfach still bleiben? Was obliegt uns?

Zunächst sollte folgendes erwähnt werden: Jene engagierte Menschen haben ihre erste Aufgabe, welches gleichzeitig eine große Sunna ausmacht bereits mit Bravour gemeistert, nämlich sich mit den Sorgen anderer Muslime zu grämen.

Diese Trauer, diese Pein und dieses Leid stellt in einer Form ein großes Gebet dar. Da diese Gebete nun einen Punkt der Hilfslosigkeit erreicht haben, werden sie, so Gott es erwünscht, Die Gnade und Barmherzigkeit Gottes erregen und die Verdienste werden viel höher ausfallen, als die Verluste.

Die beiden Überlieferungen "positives Denken gegenüber Gott gleicht einem Gottesdienst" ("Ḥadīṯ al-Šarīf") und "Meine Barmherzigkeit hat meinen Zorn überstiegen" ("Ḥadīṯ al-Qudsī") stellen für uns wichtige Trostpflaster dar.

Unsere zweite Aufgabe ist es unsere Ressourcen und Möglichkeiten auszuwerten und so bestimmen, wie man anhand dessen, der muslimischen Gemeinde helfen kann. Sofern es unter den vorhandenen Möglichkeiten etwas gibt was getan werden könnte, so ist die bestmögliche Erfüllung jener Tat eine Obligation die uns unterliegt. Wenn allerdings die Sachlage unseren Willen und Möglichkeiten bei weitem übersteigt und es einzig die Aufgabe und Verantwortung des Staats sein könnte, so ist es unsere Pflicht für ihr Gelingen zu beten und sofern der Staat uns ein Ziel bzw. eine Pflicht aufzeigt, diese zu erfüllen.

Der Tyrannei in z.B. Syrien oder Palästina gegenüber, als Einzelperson die Grenzen zu überqueren und zu kämpfen, steht nicht in unserem Vermögen und ist auch nicht unsere Verpflichtung. Der Staat stellt hier (idealerweise) den Willen des Volks dar, bildet mir ihr eine Einheit, teilt die selben Sorgen und den Wunsch zur Tat zu schreiten. So haben wir ein großes Vertrauen in den Staat und die Sicherheitskräfte welche ihre Aufgaben bestmöglich erfüllen. Wenn hier allerdings zu einer Mobilisierung aufgerufen wird und vom zivilem Volk zur Hilfe aufgerufen wird, so bildet dessen Erfüllung eine Verpflichtung für uns aus.

Dass die Gläubigen im Geiste und im Herzen zur Vereinung finden, ist edelmütig, lobenswert und Anerkennung sowie Dankbarkeit wert. Den Kriegsflüchtlingen, die sich Obhut und Sicherheit in unserem Land erhoffen, Hilfe zu leisten, liegt in unserer Hand, hier muss nicht auf ein Befehl oder Signal von oben warten. Das Engagement der Gläubigen und die Hilfe gegenüber den Bedürftigen, ist ein Signal und Hoffnungschimmer zur Vereinigung der islamischen Gemeinde, dies ist sicher erfreulich und lobenswert. So mag es auch sein, dass manch einer über die Tatsache, dass nur wenig bis nichts zur Hilfe geleistet werden kann, traurig und betrübt ist, diese Trauer wird mit der Gnade Gottes auch eine Form des Gottesdienstes und ein Gebet zur Linderung dieses Leids darstellen.

Es ist auch wichtiger genauer zu analysieren, welche Fraktionen hieran, was für eine Art Anteil möglicherweise haben. "Bediüzzaman" Said Nursi schildert folgendes:

Wir sind nicht unsere eigenen Mobilisatoren, wir sind Mobilisatoren gebunden an Mittel, Europa haucht und wir stellen uns hier auf den Kopf.

Kontextualisiert spricht Said Nursi hier von den staatlichen Führern des späten osmanischen Reichs bzw. der frühen türkischen Republik, welche unter klarem Einfluss von außen standen.

Die heutigen staatlichen Führer wie z.B. in Syrien sind ähnlicherweise Mobilisatoren gebunden an Mittel, wegen dieser Mittel und ihrer Betreiber (z.B. Kriegs- und Vetternwirtschaft), sind sie sogar in der Lage skrupellos ihr eigenes Volk zu massakrieren, sie mutieren gar zu blutdurstigen Monstern.

Es ist relativ deutlich zu erkennen dass manche Fraktionen einen Profit an diesen Kriegen und Auseinandersetzungen erzielen, so lässt sich festhalten dass z.B. die Waffenindustrie gewaltige Profite an diesen Kriegen erzielt. Es ist naheliegend, dass jene Fraktionen an der Erhaltung dieser Zustände interessiert sind und persönlich auch daran arbeiten.

Gegenüber diesen Punkten gilt es festzuhalten: Um die Tyrannei die sich über die islamische Gemeinde ausbreitet einen Einhalt zu gewähren, müssen Muslime zum Einem die Aufgaben die ihnen obliegen mit größter Besonderheit erfüllen und zum Anderem ist ein ernsthafter Aufschwung nur dann möglich, wenn die islamischen Nationen (wie z.B. die Türkei) einen geistigen und materiellen Aufschwung erleben und einen fortschrittlichen Zustand erreichen, wo sie die islamische Gemeinde führen und den Bedürftigen helfen können. Neben den äußerlichen Aufgaben die wir erfüllen, dürfen wir dieses grundlegende Ziel zu keiner Zeit vergessen, das vorhandene Potenzial muss bestmöglich ausgenutzt werden und an dem geistigen und materiellen Aufschwung muss aktiv und mit Engagement gearbeitet werden, langfristig ist nur auf diesem Wege eine Lösung jener Probleme zu erreichen.

Es ist zu erwarten, dass die Fraktionen, die daran Profit schlagen, solche Versuche und Bemühungen torpedieren werden, so werden diese Schwierigkeiten nicht auf einen Schlag beendet werden können. Zwei Aussagen von "Bediüzzaman" Said Nursi sind zu erwähnen:

"Die größte Aufgabe ist die Vereinigung des Islam" (Said Nursi - Hutbe-i Şamiye)

und

"seid hoffnungsvoll. In diesem zukünftigen Umschwung ist es der Schall des Islams der am lautesten und üppigsten erklingen wird" (Said Nursi – Sünuhat)

Wir glauben aus Herzem daran, dass das heute ertragene Leid, der muslimischen Gemeinde und der Gläubigen ein Ende finden und eine Art Geburtswehen für die Vereinigung des Islam darstellen. Wir wünschen uns sehnlichst dass neben dem geistlichen Aufschwung auch der materielle Aufschwung erfolgt, damit man diesem Leid effektiv Einhalt gebieten kann.

74 Gäbe es in kriegerischen Situationen einen theoretischen Fall, der einen Tod/Selbstmord legitimieren kann

Selbstmord ist im Islam nicht erlaubt. Niemand besitzt über das Recht sich das Leben zu nehmen. Hierzu gibt es sehr spezifische Ausnahmen, dabei ist es wichtig das Konzept der Gerechtigkeit im Islam zu verstehen.

Generell wird im Islam zwischen zwei Formen der Gerechtigkeit unterschieden:

-In der vorzuziehenden Form darf man keinesfalls einen Unschuldigen Menschen etwas zu Leide tun. Hierbei ist die Konsequenz irrelevant. Dies möchten wir an einem Gedankenexperiment näher betrachten: Falls Beispielsweise von einem Piratenschiff, welches mit 9 Straftätern und einem Unschuldigen besetzt ist eine Bedrohung ausgeht, so darf man dieses Schiff um des Unschuldigen Willen nicht versenken

-Falls eine spezifische Situation es nicht anders hergibt, ist eine suboptimale Form von Gerechtigkeit praktizierbar. Diese wird jedoch nicht vorgezogen. Um es etwas näher zu bringen, möchten wir ihnen ein historisches Beispiel wiedergeben:

Wenn der Feind gefangen genommene Muslime als Schild benutzt und anfängt sich auf Tore bzw. Festungen in der Muslime Obhut suchen oder versucht wird sich auf ihre Schwachstellen zuzubewegen, ist es erlaubt aus der Festung aus – auch wenn es deutlich wird dass dabei die muslimischen Gefangenen getroffen werden - mit Kanonen oder ähnliches zurück zu feuern. Denn die hier gefährdeten materiellen und immateriellen Werte (Die Festung, Das Hab und Gut, Das Leben, die Ehrbarkeit etc.) betreffen die Allgemeinheit (jeden in der Festung) und die Gefahr oder der Schaden ist definitiv. Die muslimischen Gefangenen die hier sterben wären Märtyrer ("šahīd"). (vgl. Al-Mavsili, Al-İhtiyar 4/119; Ömer Nasuhi, Hukuk-i İslamiye, 3/367) Die hier geschilderte Situation, also dass sofern ein Muslim nicht Selbstmord begeht bzw. nicht den eigenen Tod in Kauf nimmt und dadurch eine klare und große Gefahr für alle Muslime, die sich in dem Gebiet, Kriegsfeld, in der Stadt etc. befinden ausgeht, legitimiert einen Selbstmord. 

75 Wie sollten unsere Interaktionen mit anderen Menschen ausfallen vor allem, wenn wir auf starkes Missverständnis und Ignoranz stoßen?

vor allem intellektuelle und kulturelle Unterschiede können bei einem Zusammenleben der Menschen immer wieder für ungeplante Situationen oder Reibungen sorgen, diese lassen sich auch nicht so einfach ohne Weiteres beseitigen. Bei einem Zusammentreffen unter solchen Bedingungen, ist es wichtig dass beide Parteien sensibel für und zu einander sind und das sich beide Parteien bewusst sind, dass die Kultur oder der Mensch gegenüber anders ist und man nicht erwarten kann, dass dieser genau wie man selbst denkt und empfindet. Zur Bewältigung solcher Situationen kann man meist nur selbst direkte Impulse ausüben, das heißt man muss zunächst selber alle Möglichkeiten erschöpfen, ohne eine Erwartungshaltung an andere zu setzen. Bediuzzaman Said Nursi besagt im 22. Brief dass alles was man sagt richtig sein sollte, aber man kann nicht überall und zu jeder Zeit das Richtige aussprechen. Es geht also nicht darum, stets im Recht zu sein, sondern darum, zum einem dem Recht nicht durch das eigene Verhalten im Weg zu stehen und zum anderem es den Mitmenschen bestmöglich zu vermitteln. Man erkennt dies auch deutlich an der Geschichte des Propheten Muḥammad (s.a.s.), obwohl er eigentlich immer im Recht war, suchte er immer nach Wegen, um mit seinen Mitmenschen bestmöglich auszukommen, so dass diese nicht etwa aus Feindseligkeit seiner Person gegenüber, den Inhalt seiner Predigt ablehnen würden, so kam es nicht selten dazu, dass der Prophet an der Stelle wo er Recht haben würde, sein persönliches Recht abtritt. Es wäre töricht zu leugnen wie schwer dies ist und dass es sehr schmerzhaft und frustrierend sein kann, wenn man das Gefühl hat, im eigenen Recht übergangen zu werden. Bediuzzaman Said Nursi erklärt im 21. Blitz dass unser stetiges und einziges Ziel, das Wohlwollen Gottes sein sollte und zwar in jeder unserer Handlungen. Sofern man Gottes Wohlwollen tatsächlich erreicht, so ist das Wohlwollen der gesamten Welt belanglos und selbst wenn man das Wohlwollen aller Menschen erlangt, so ist dies irrelevant wenn man das Wohlwollen Gottes nicht erlangt hat. So Gott will, werden auch die Mitmenschen einen akzeptieren, aber sofern das Wohlwollen Gottes nicht auf einem erliegt, ist es möglich, dass auch alle möglichen Völker einen ablehnen. Man darf nicht vergessen, Gott ist stets an der Seite jedes Menschen und weiß bestens um das Befinden des Menschen Bescheid. Sein Zorn wird sich auf jene konzentrieren die grausam waren (Sura Hud 11/18) und die, die von Grausamkeit, Tyrannei und ähnlichem betroffen sind, werden sowohl im Diesseits dafür belohnt als auch vielfach im Jenseits. Es wird sogar gesagt "Wenn sie es doch nur wüssten" (Sura An-Nahl 26/41). Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass  in jeder der Handlungen ein Mensch sich stets die Frage stellen muss, ob Gott über das was man durch die Tat oder das Wort so eben ausgelöst hat, erfreut oder erbost ist. Man kann dabei nur sein eigenes Verhalten kontrollieren, nicht das der anderen. Besonders erhellte und aufgeweckte Herzen, finden sich dabei stets in der Situation zwar Recht zu haben, dies aber nicht vermitteln zu können. Das wahrscheinlich schönste ist es hierbei nicht auf das eigene Recht zu beharren sondern darum zu kämpfen, die Schönheit des Rechtes zu suchen und darzulegen. Dazu gibt es viele Methoden und Ansätze, die Maxime muss aber stets das Wohlwollen Gottes sein, da alles worauf Gottes Wohlwollen sich konzentriert gut und nützlich ist und während menschliche Emotionen und Handlungen stets Schwankungen unterliegen, ist das Wohlwollen und die Schönheit und Gerechtigkeit sowie Weisheit Gottes konstant, sie ist in jedem Falle dem Wohlwollen der Menschen vorzuziehen.


Oh ihr, die glaubt, euch obliegt die Verantwortung über euer Selbst/Handeln. Seit ihr auf dem richtigen Weg, so kann keiner, der (vom Weg) abgekommen ist, euch schaden. Die Rückkehr aller ist zu Gott und Gott wird euch , über das was ihr zu tun pflegt, in Kenntnis setzen. (Sura al-Māʾida 105) 

In diesen Vers kommen alle angesprochenen Faktoren zusammen. Es wird hier nochmal deutlich wie wichtig und auch verpflichtend es ist positiv und richtig zu handeln und dass, sofern dies erreicht ist, die Mitmenschen einen nicht wirklich schaden können, letztendlich weiß Gott über die Situation des Menschen bestens Bescheid. 

Wichtig ist dass man stets die Möglichkeit zulässt, falsch zu liegen, also bereit zur kritischen Reflexion zu sein. Im 22. Brief des Werkes "Briefe" von Bediüzzaman Said Nursi wird erklärt, inwiefern eine Versteifung auf eine oder die eigene Meinung vom Recht ablenken kann bzw. dafür sorgen kann das man an falschen Stellen Partei ergreift und die Mitmenschen nur noch daran bemisst, ob sie den eigenen Vorstellungen zusagen oder nicht.

Auch ist erwähnenswert, dass oftmals den in der Frage auftauchenden Problemen, die Unfähigkeit der Vermittlung beiwohnt. Diese Probleme entstehen nämlich weniger dadurch, im Recht oder Unrecht zu sein als viel mehr sich falsch vermittelt zu haben, es ist also ein kommunikatives Problem. Ob man im Recht ist oder nicht ist also eine Frage wert, es muss sich dazu aber auch gefragt werden, wie man seine Gedanken oder Position kommuniziert und wie man auf seine Mitmenschen in der jeweiligen Situation wirkt. Dabei können viele Punkte eine Rolle spielen, wie etwa der Tonfall, die Körpersprache oder die Mimik und Gestik.  

Es gibt hierfür keine universale Allzwecklösung, in jedem Falle ist es aber hilfreich, sich stets vor Augen zu führen wie die Propheten, die Prophetengefährten und Gottesfreunde ihre alltäglichen Probleme bewältigt haben, denn auch der Prophet Muḥammad (s.a.s.) fand sich sozialen sowie familiären Schwierigkeiten gegenüber. Ihr Erfolg in diesen Belangen und ihre Anweisungen hierfür sind stets recht leitende Maxime.

76 Wo stehe ich im Leben und wo will ich stehen? Wie ein Muslim sein Leben organisiert

Das Lebenskapital ist sehr klein. Die notwendigen Aufgaben aber sind sehr groß („11. Strahl/4. Problemstellung - „Bediüzzaman“ Said Nursi)

Manche Fragen und Angelegenheiten betreffen nicht immer alle Menschen. Die Aussage in diesem Zitat betrifft aber jeden von uns. Denn wir alle fangen das Rennen mit unserer Geburt an und sprinten unaufhörlich zu dem Grabstein, der unseren Namen trägt. Keinem von uns gelang es die Zeit zu verlangsam oder gar aufzuhalten, keinem von uns gelang es den Tod zu töten und keinem von uns gelingt es unsere schönsten Momente und Genüsse einzufrieren und ewig währen zu lassen. Unsere Jugend entgleitet uns und schließlich trennt sich irgendwann die Seele vom Körper. Es ist eindeutlich; Wir sind Reisende. Wir kommen auf die Welt und dabei ist die Welt nicht das Ziel sondern die Haltestelle durch die wir durchreisen um in das Jenseits, also das Ziel zu gelangen. In dieser Hinsicht und bezüglich dieser Reise sind wir alle gleich. Aber wir agieren in unserem Aufenthalt bei der Haltestelle „Erde“ sehr unterschiedlich. Jedem ist es in gewissen Grenzen frei gestellt, wie er seine Zeit in dieser Haltestelle nutzt. Da liegt die Frage nahe wie man diese Zeit denn nutzen sollte. Zwar sprechen wir hier sehr sinnbildlich aber in der Tat ist die Frage nach dem Sinn des Lebens und des Daseins für viele Menschen eine kritische Frage und wenn die Antwort der Frage nicht gefunden werden kann sucht der Mensch. Dabei ist die Antwort im Islam sehr eindeutlich:

Und Ich habe die Djinn und die Menschen nur dazu erschaffen, daß sie Mir dienen. (Sura aḏ-Ḏāriyāt 56)

Der Mensch ist also als Diener Gottes erschaffen worden, wenn er dies aber nicht erkennt oder akzeptiert, handelt er seinem Sinn und seiner Natur zuwider. Weil aber sein Gewissen und sein Verstand trotzdem nach dem Sinn des Daseins fragt, gibt es für den Menschen, der sich von Gott abwendet zwei Wege: Entweder sucht er sich einen Ersatz für die Antwort des Sinns im Vers oder er betäubt sein Gewissen und sein Verstand, damit sie ihn in Ruhe lassen. Beides stellt uns aber vor ein Problem. Sofern der Mensch seinen Sinn nicht im Jenseits findet, bleibt ihm nur noch die Welt und diese ist vergänglich. Egal was auch immer man in dem kurzen weltlichen Leben erreichen mag, es verlässt einen spätestens am Grab. Dieser Vers macht das deutlich:

Mit dem diesseitigen Leben ist es wie mit dem Wasser, das Wir vom Himmel herabkommen lassen, worauf die Pflanzen der Erde, wie sie die Menschen und das Vieh verzehren, sich damit vermengen. Wenn dann die Erde ihren Prunk angenommen und sich geschmückt hat und ihre Bewohner meinen, sie verfügen nun über sie, kommt unser Befehl über sie in der Nacht oder am Tag, und Wir machen sie zum abgemähten Land, als ob sie am Tag zuvor nicht in Blüte gestanden hätte. So legen Wir die Zeichen im einzelnen dar für Leute, die nachdenken. (Sura Yūnus 24)

Viele Menschen müssen dies bereits verstanden haben, denn sie flüchten sich in ein sehr ausschweifendes Leben, sie nehmen allerlei berauschende Stoffe zu sich, feiern und bleiben sonst auch möglichst beschäftigt. Sie lenken sich von der Wahrheit über Leben und Tod ab und versuchen sich möglichst zu vergnügen. Aber wie lange kann sich ein Mensch vergnügen der in einem Vehikel sitzt, welches ihn zum Galgen bringt? Der Tod ist ein starker Gleichmacher, er nimmt allen Vergnügen ihre Farbe und egalisiert alles. Es gibt eine (schwach eingestufte) Überlieferung über unseren Propheten (s.a.s.) demnach der Mensch in Verlust steht, wenn ein Tag einem anderen gleicht. Damit ist gemeint, dass der Mensch stets und immer fortschreitet im Zeitraffer ob er will oder nicht und dann geht er in das Jenseits über wo seine mitgebrachten Anlagen seinen Status im Jenseits bestimmen. Wenn er also seine Zeit, also sein Kapital ungenutzt verdorren lässt, ist er auf ewig im Verlust denn später hat er keine Möglichkeit mehr seine Situation zu bessern. Dazu gibt es zwei lesenswerte Abschnitte aus dem 6. Wort von „Bediüzzaman“ Said Nursi:

Dritter Gewinn: Der Wert aller Organe und Empfindungen steigt von eins auf tausend. Zum Beispiel: Unseren Verstand können wir gebrauchen wie ein Werkzeug. Verkaufst du ihn nicht Gott dem Gerechten, läßt du ihn vielmehr auf deine eigene (nefs) Rechnung arbeiten, so wird er zu solch einem unheilbringenden, aufdringlichen und lästigen Gerät, daß alles Leid und alle Traurigkeit vergangener Zeiten und all die furchteinflößenden Ereignisse der Zukunft sich in deinem bedauernswerten Kopf anhäuft, dich damit belastet, und dir somit zu einem Gerät wird, das dir Unglück und Schaden bringt und damit seinen Wert für dich verliert. Das ist auch der Grund dafür, daß der sündige Mensch, um sich vor seinem lästigen und aufdringlichen Verstand zu retten, so häufig der Trunksucht und dem Spiel verfällt, sich geradezu in sie hinein flüchtet. Verkaufst du ihn aber seinem wahren Besitzer und läßt ihn auf dessen Rechnung arbeiten, so wird dir dein Verstand zu einem Schlüssel, der dir die tiefen Wahrheiten, die Schatzkammern der grenzenlosen Barmherzigkeit und die Gewölbe verborgener Weisheit öffnet. So erhebt er sich auf die Stufe eines Wegweisers (mürschid) des Herrn, der seinen Besitzer zur ewigen Glückseligkeit führt.

Fünfter Verlust: Um die Grundlagen des ewigen Lebens und jenseitiger Glückseligkeit zu erwerben, wurde dir mit deinem Verstand und mit deinem Herzen, mit Auge und Zunge, das nötige Rüstzeug als wundervolles Geschenk des Erbarmers verliehen, doch du verwendest sie in so abscheulicher Weise, daß sie dir die Pforten der Hölle öffnen werden.

Es ist also ungeheuer wichtig, dass der Mensch den Sinn seines Daseins erkennt, zu Gott findet und sein Leben strukturiert. Für Muslime mögen die ersten beiden Punkte vielleicht gegeben sein, aber insbesondere der dritte Punkt stellt uns oftmals vor Schwierigkeiten. Wie ordnen wir unser Leben also und gehen sicher, dass wir auf der richtigen Spur bleiben? Allgemein gilt dieses Gesetz; wenn man sich nicht zu helfen weiß, geht man zu einem Experten. Der Experte ist der ehrenwerte Prophet Muḥammad (s.a.s.) und seine Behandlungsmethode nennen wir „Sunna“:

Gott hat mich als ein Lehrer zu euch gesandt. (İbn Hanbel, III, 328; İbn Mâce, I, 17.)

wer sich also an den Lehrer wendet, findet Antworten auf seine Fragen. Das muss aber auch geschehen, der Mensch muss sich also aktiv für sein Heil bemühen:

Daß für den Menschen nur das bestimmt ist, wonach er strebt (Sura an-Naǧm 39)

Der Mensch muss sich also immer fragen, wonach er eigentlich strebt und wie er dahin gelangt. Zum Wohlwollen Gottes erlangen wir mit diesen drei Bausteinen:

Die Absicht
Die Taten
Das Wissen

Alles fängt mit der Absicht an. Gott schaut nicht auf unsere äußerlichen Formen, aber in unser Herz. Das Herz muss zu Gott gewendet sein. Dies beweisen wir am besten durch unsere tugendhaften Taten. Wir achten die Gebote und Verbote Gottes und richten unser Leben demnach. Erst wenn Absicht und Tat in Einklang stehen wird der Mensch zum wahrhaftigen Diener Gottes. Jedes Gericht und jeder Richter richtet nämlich immer nach den äußerlich wahrnehmbaren Taten. Wer gegen ein Verbot wissentlich verstößt wird zur Rechenschaft gezogen, auch wenn er behauptet, dass seine Absicht gut war. Der Mensch muss Kenntnisse über all dies haben und wissen sowie verstehen was sich hinter den Geboten und Verboten steckt. Man kann Gott nicht kennenlernen, wenn man nichts über Gott weiß und man kann Gott nicht dienen, wenn man nicht weiß, wie genau das aussehen soll.

Wenn diese drei Bausteine zusammenkommen, dann findet der Mensch immer und jederzeit seinen Weg, denn er hat seinen Kompass richtig eingestellt. Wenn wir uns also fragen, ob unser Leben geordnet ist und wohin wir eigentlich steuern, müssen wir uns bezüglich dieser drei Bausteine hinterfragen; Welche Absicht hege ich gegenüber Gott im Herzen? Diene ich Gott oder meinen niederen Trieben mit meinen Handlungen? Kenne ich Gott zu Genüge?

Das Schöne dabei ist, dass wir verschieden sein dürfen. Wir müssen also nicht in die Moschee einziehen, die Arbeit niederlegen um 24 Stunden am Stück zu beten oder all unser Geld als Almosensteuer spenden. Denn die Autobahn, die zu Gottes Wohlwollen führt ist sehr breit. Wir alle können nebenher in die richtige Richtung fahren, dabei fährt der eine schneller und der andere langsamer. Wichtig ist es aber nicht unbedingt am schnellsten anzukommen, auch wenn das sehr wünschenswert ist, sondern überhaupt richtig anzukommen. Gott hat die Menschen unterschiedlich erschaffen, damit sie auf ihren Wegen zu Gott finden und dienen, denn wäre alles einheitlich besser gewesen, hätte Gott in seiner unendlichen Weisheit alle Menschen gleich erschaffen. Eine Welt, wo jeder Soldat ein Arzt, ein Soldat oder ein Schreiner wäre, ist undenkbar. Daher müssen wir, noch bevor wir mit den Finger auf andere zeigen, erstmal uns zur Rechenschaft ziehen und uns reformieren, statt zu versuchen andere einfach blind zu kopieren. Wenn jedoch andere Menschen schöne Eigenschaften und Tugenden haben, so sollte man sich davon inspirieren lassen. Wie in allen Dingen ist es aber wichtig erst mit kleinen Schritten anzufangen. Viele gute Vorsätze scheitern daran, dass sie zu weit gefasst werden und auf halber Strecke verfliegt die Motivation. Statt also zu versuchen direkt unser ganzes Leben zu ändern und von einem Mal zum anderen zum Vorzeigebild der Menschlichkeit zu mutieren, sollten wir erstmal unseren Tag überprüfen. Als Muslime fangen wir dabei bei der Säule unseres Tages, dem Gebet an. Beten wir regelmäßig? Falls nicht, dann sollten wir daran arbeiten, denn das fehlende Gebet verdunkelt den jeweiligen Abschnitt des Tages. Das regelmäßige Gebet erleuchtet aber den Tag und erfüllt unsere Pflicht gegenüber unserem Schöpfer. Im weiterem Schritt müssen wir uns fragen, ob wir heute unserem Schöpfer gedenkt haben. Falls wir dies nicht getan haben, sollten wir uns entsprechende Bücher als Tore des Wissens und täglich einige wenige Seiten lesen. Die Beständigkeit ist dabei wichtiger als die Menge. Wir können auch zu Vorlesungen gehen und uns zu anderen Glaubensbrüdern gesellen und mit ihnen gemeinsam sinnieren, denn die Barmherzigkeit und der Segen Gottes liegt stets auf der Gemeinde. Alleine zu sein bedeutet auch viel von diesem Segen und dieser Barmherzigkeit zu verpassen. Um unser Herz zu reinigen und unsere Absicht zu regulieren sollten wir oft Buße tun, also uns bemühen von den Sünden, die uns plagen abzusagen. Denn das mit Sünden behaftete Herz ist entzündet. Solange die Sünden es angreifen, kann es nicht atmen und die Entzündung verheilt nicht. Erst wenn die Sünden entfernt werden, heilt auch das Herz und die gute Absicht kommt mehr und mehr zum Vorschein. Man darf aber bloß nicht den Fehler begehen, den Glauben an Gottes Barmherzigkeit zu verlieren. Denn die Barmherzigkeit Gottes ist unendlich und ist groß genug um die Sünden aller Menschen zu verzeihen. In dem Kampf gegen die Sünde darf man also nicht missmutig werden. Wenn man täglich kleinschrittig auf diese Ziele hinarbeitet wird man von Tag zu Tag merken, wie die Seele mit dem Licht des Glaubens beleuchtet und gewärmt wird, die Seele und der Verstand Klarheit finden wird und das Leben zunehmend an Ordnung und Struktur gewinnt. Die wahren Helden und Gottesfreunde, die in diesen Dingen empor gestiegen sind, haben bereits auf der Welt ein himmlisches Leben gehabt und wandelten spirituell in Glückseligkeit. Vielleicht erreichen wir nicht unbedingt ihre Stufe, aber es ist uns frei gestellt, so weit zu kommen, wie wir nur können.      

77 Kann eine überzogene Anständigkeit auch eine Art Anstandslosigkeit sein?

zunächst müsste man neben der Frage, wer die Person ist der diese Frage stellt, auch die Frage klären in welcher Position bzw. Situation und mit welcher Absicht diese Frage gestellt wurde.

Man kann aber mit folgendem Verständnis das Thema beleuchten:

Sogleich die Übertreibung und Extremisierung von allem schlecht ist, so ist auch die Übertreibung von Anstand schlecht. Denn die Übertreibung/Extremisierung einer Sache reißt sie aus ihrem Rahmen und verursacht, dass sie verschleiert wird. Denn eine Sache oder ein Verhalten welches aus ihrem Rahmen gerissen wurde, verliert ihre Seriösität und fängt an sich allmählig in eine Art Heuchelei zu entwickeln.

Ein Beispiel: Jemanden zu loben, auf eine Art und Weise wie sie es die Person nicht verdient, bedeutet ihn zu verunglimpfen. Wenn man sagen würde, "der Imām unserer Gemeinde ist ein großer Gelehrter", so ist daran nichts auszusetzen. Aber zu sagen "er ist noch belehrter als der große Imām, Abū Ḥanīfa (al-Imām al-Aʿẓam)” wäre komplett unangebracht und unpassend.

Wie in diesem Beispiel, wird die Form des Anstands, der von einer Person im angemessenem Maß beherzigt werden sollte, von jedem mit Lob entgegnet. Aber wenn die selbe Person eine extreme bzw. überzogene Bescheidenheit, Tugend/Keuschheit und Frömmigkeit an den Tag legt, so wird dies anders gedeutet. Und diese Deutungen stimmen allgemein auch. Denn den Herzen (der Menschen) behagt ein für sie unnatürliches und gespieltes Verhalten nicht.

Aus diesem Grund kann das Verhalten, obwohl es würdevoll und anständig ist, durch Übertreibung in eine Art Arroganz und somit in ein unanständiges Verhalten münden.

Obgleich Bescheidenheit ein schönes Verhalten ist, so verkommt sie bei Übertreibung in eine Art lieblose Würdelosigkeit (“Taḏallul”) und wird als solches (auf der Ebene Gottes) notiert.

78 Muss man als neuer Muslim seinen Namen ändern sofern er unpassend erscheint?

eines der wichtigsten Aufgaben von Eltern ist es ihrem Neugeborenen binnen kurzer Zeit einen schönen Namen zu geben. Dieser vergebene Name hat sowohl im Diesseits als auch im Jenseits seine Gültigkeit. Unser ehrenwerter Prophet Muḥammad (S.A.S.) hat sich nicht nur mit Kindernamen, sondern auch mit Erwachsenennamen beschäftigt. Einige der Namen, die er als unpassend bzw. als nachteilig für die betroffene Person empfand, hatte er zur Veränderung (des Namen) zum Besseren empfohlen. Darüber hinaus thematisierte und informierte er seine Mitmenschen über schönere Namen, dessen Vergabe erforderlich wäre. Nach und nach hatte der ehrenwerte Prophet (S.A.S.) höchstpersönlich den neugeborenen Kindern ihre Namen gegeben. Die Bedeutung der schönen Namensgebung erläutert der Prophet (S.A.S.) wie folgt:

Ihr werdet am Jüngsten Tag mit euren eigenen Namen und dem Namen eurer Väter gerufen werden. Also macht eure Namen schön. (Ebu Davud, Edeb 69)


Das Rufen der Namen wird von einem durch Gott beauftragtem Engel vollzogen werden. Kein Mensch möchte am jüngsten Tag mit einem Namen vor Gott treten, von dem er wenig oder gar nicht erfreut sein wird. Daher ist es notwendig, dass man seinen Kindern keine schlechten (unsinnigen) Namen geben sollte. Um das Feingefühl unseres ehrenwerten Propheten (S.A.S.) beim Thema der Namensgebung besser verstehen zu können, sollten wir die folgende Überlieferung (Ḥadīṯ) betrachten. Yaḥyā ibn Saʿīd (r.a.) berichtet wie folgt:
 

Es ging um das Melken eines milchreichen Kamels. Als der ehrenwerte Prophet (S.A.S.) in die vorhandene Gesellschaft fragte „Wer melkt uns dieses Kamel?“, stand ein Mann auf und der Prophet (S.A.S.) fragte ihn: „Wie ist dein Name?“. Als der Mann mit „Murr“ (das arabische Wort für „bitter“) antworte, entgegnete ihm der Prophet (S.A.S.) mit „setz dich hin“. Der Prophet (S.A.S.) fragte erneut in die Runde: „ Wer melkt dieses Kamel?“. Dieses Mal stand ein anderer Mann auf und sagte „ich werde es melken“. Der Prophet (S.A.S.) fragte auch ihn nach seinem Namen, worauf dieser mit „Ḫarb“ (das arabische Wort für „Krieg“) antwortete. Daraufhin entgegnete ihm der Prophet (S.A.S.) mit „setz dich“. Der Prophet fragte weiterhin in die Runde „wer melkt uns dieses Kamel?“. Nun stand ein anderer Mann auf, welchen der Prophet (S.A.S.) ebenfalls nach seinem Namen fragte. Der Mann antworte mit „Yaʿīš“ (was soviel wie „lebendig“ bedeutet), worauf der Prophet (S.A.S.) sagte: melke du das Kamel. (Muvatta, Isti´zan 24)

Davon ausgehend ist es wichtig, dass ein Muslim seinen Namen ändert, sofern dieser Name in dem geschildertem Sinne unpassend ist. Dies muss allerdings nicht sofort geschehen. Wenn so eine Änderung einen großen Umbruch für die Person darstellt und die Situation somit eine Schwierigkeit oder einen Druck auslöst, kann dieser Schritt auch zu einem späteren Zeitpunkt bzw. zu einem passender erscheinenden Moment unternommen werden. Es wäre unfair der Person gegenüber, wenn man von ihr erwartet, sie soll alle Gebote und Verbote sofort und perfekt verrichten bzw. einhalten. Wenn diese Entwicklung gemäß der eigenen Kapazitäten kontinuierlich Schritt für Schritt verfolgt wird, geht sie viel eher und harmonischer in Fleisch und Blut ein.

79 Wie geht der Islam mit Umweltsfragen und Tierschutz um?

Nach dem Ideal des Islams ist der Mensch nicht "Herr" über der Schöpfung, die Schöpfung ist ihm auch kein Geschenk in dem Sinne. Alles von Gott Geschaffene, dient auf seine besondere Art dem Willen des Schöpfers und das was der Mensch nutzt ist ihm lediglich anvertraut. Der Unterschied ist dabei, dass der Herr frei über seinen Besitz verfügen kann, während der, dem etwas anvertraut wurde, sehr behutsam damit umgehen muss, bis der wahre Besitzer wieder zurückkehrt. Dem Menschen wurde also sein Leben, sein Leib und seine Umwelt zur Nutzung gegeben, aber sie gehört ihm nicht. Bei ihrem Schöpfer haben all diese Dinge also ihren wahren Besitzer und wir müssen dies beachten. Wir dürfen die Dinge also nur so weit nutzen, wie der Besitzer der Schöpfung dies erlaubt und darüber hinaus müssen wir möglichst behutsam damit umgehen. Es ist dieser Geist, der einen Muslim hellhörig und wachsam für seine Umwelt macht, so hebt der fromme Muslim ein Stück Brot vom Straßenrand auf, damit keiner darauf tritt, er schmeißt seinen Müll nicht einfach auf die Straße und er versucht ein krankes und obdachloses Tier auf der Straße gesund zu pflegen, damit es nicht unter seinem Leiden stirbt. Dem frommen Muslim ist es also nicht erlaubt, das ihm von Gott Anvertraute auszubeuten und es schamlos für sich arbeiten zu lassen. Leider hat der Mensch in der Moderne die Neigung entwickelt, Herrschaft über alles zu beanspruchen, was sich nicht effektiv gegen ihn wehrt. Im islamischen Glauben sind die zwei wohl ausgeprägtesten Namen/Eigenschaften Gottes die Barmherzigkeit und die Gerechtigkeit. Diese Eigenschaften durchströmen quasi die gesamte Schöpfung. Der Mensch sollte nach diesem Ideal auch immer mit Barmherzigkeit und Gerechtigkeit walten und handeln. Dazu kommt auch, dass dem Mensch die Aufgabe gegeben wurde die Schöpfung zu hüten und zu wahren (Vgl. 95/4; 15/29; 2/34; 2/30; 2/29; 22/65; 31/20; 16/5, 40/79; 43/12; 11/61; 33/72; 59/21). Als Schöpfung Gottes haben Tiere auch ihre Rechte, die der Mensch beachten muss. Dafür gibt es diverse Textbelege, nachdem der Mensch schonhaft mit Tieren umgehen soll und ihre Rechte beachten soll (Vgl. Ebû Dâvûd, Cihad, 44, 55). Es wird darauf hingewiesen, dass die Tiere auch zur Gemeinde Gottes gehören (Vgl. 6/38), daher empfiehlt der Prophet (s.a.s.) harmlose Tiere wie Hunde (Vgl. Ebû Dâvûd, Edâhî, 22; Tirmizî,Sayd, 16-17; Nesâî, Sayd, 10) und Ameisen nicht zu töten (Vgl. Müslim, Selam, 148). Denn alles in der Schöpfung huldigt auf seine Art Gott (Vgl. 57/1; 59/1, 24; 61/1; 62/1; 64/1) und Tiere gehören eben auch dazu (Vgl. 6/38; 16/49; 17/44; 22/18; 24/41). Der Qurʾān spricht von der makellosen und faszinierenden Schöpfung Gottes und dabei werden auch Tiere explizit erwähnt, manche Suren haben den Namen eines Tieres als Titel. Woher nehmen wir uns also das Recht die Tiere von ihren Pflichten und Gottesdiensten abzuhalten, indem wir sie massenweise in lächerlich kleine Käfige sperren und sie für unseren Gaumen quälen? Das islamische Prinzip sieht es in dem Sinne nicht vor, Tiere zu töten. Aus einer Überlieferung entnehmen wir, dass im Jenseits und im Gericht, jedes Lebewesen sein Recht erstattet bekommt (Vgl. Mecmau’z-zevaid, 10/352; Elmalılı Hamdi Yazır. Hak Dini Kur'an Dili, VIII/5599). Dies sind alles also Gesichtspunkte, die ein Muslim beachten muss, sofern er auf ein Tier trifft. Insbesondere in der Moderne, wo Produkte und Lebensmittel in großen Massen produziert werden, kommen diese Werte schnell abhanden. Dabei können wir aus islamischer Sicht es nicht gutheißen oder als erlaubt deklarieren, wenn Tiere in eine für ihre Art ungerechte Weise gehalten werden. Das ist Tierquälerei und dies wird sogar schlimmer angesehen, als ein Übertritt gegenüber einen anderen Menschen. Man kann nämlich bei einem Tier nicht Buße tun bzw. das Tier um Verzeihung bitten und somit seinen Fehler einräumen (Vgl. Muhammed Said Burhani, et-Ta'likat el-Merdiyye ala el- Hediyyetilalaiyye S.466). Alles in der Schöpfung hat zwar seinen Platz, aber auch seine Funktion und seine Balance. Von den Sternen bis hin zu den Pflanzen hat jede Schöpfung eine Funktion und diese Balance muss gewahrt bleiben (Vgl. 55/1-8). Dabei ist es den Lebewesen auch gestattet einander zu helfen und auch einander von Nutzen zu sein. So bleibt nichts ohne Nutzen, selbst die Kadaver verstorbener Tiere sind noch Nahrung für andere Tiere. Somit hat jedes Lebewesen auch eine ihm besondere Aufgabe. So gibt es auch manche Tiere, die dem Menschen bei seiner Arbeit behilflich sein können und ihm Nahrung spenden können. In diesem Rahmen bewegt sich der fromme Muslim, wenn es darum geht Tiere zu halten oder zu schlachten. Er holt sich Hilfe bei den Tieren, nur so sehr, wie es für ihn nötig ist. Er geht darüber nicht hinaus und handelt in den Grenzen, die von Gott gesetzt sind. Aus islamischer Sicht kann man also nicht erklären, dass Tiere des Sports wegen gejagt und ausgeweidet werden, um sie über den Kamin zu hängen, man kann auch nicht erklären, dass exotische Tiere in für sie unnatürlichen häuslichen Umgebungen eingeengt und als Streicheltier gehalten werden. Die meisten der Tiere erfüllen auch anderweitige und für die ökologische Stabilität sehr wichtige Funktionen, sie handeln sozusagen wie die Beamten Gottes.

Es gibt aber Fälle in denen ein Tier geschlachtet werden darf; wenn sie der Umwelt schaden, Notwehr, wenn das Gemeindewesen bedroht ist, wenn das Tier zu krank ist, aus Notwendigkeit und zu rituellen Zwecken. Der Islam befiehlt uns als behutsam mit allen Lebewesen umzugehen und sie primär als Schöpfung Gottes mit Respekt und Führsorge zu behandeln. Dass der Mensch dabei manche Tiere nutzen darf und auch essen darf, gibt ihm eben nicht freie Gewalt über sie. Die Tiere eilen letztendlich unter dem Willen Gottes dem Menschen zur Hilfe. Man muss also zwischen der Nutzung der Tiere im Rahmen der Erlaubnis Gottes und der Nutzung der Tiere aus komplett eigenen Motiven unterscheiden. Das Opferfest ist dabei ein schönes Beispiel. Denn hier wird auf den Befehl Gottes hin ein Tier geschlachtet, es begründet also einen Gottesdienst aber dazu kommt auch noch, dass ein Großteil des Fleisches an Bedürftige gespendet werden. So erfreuen sich auch die anderen Menschen an den Gnadengaben Gottes in Form dieses Tieres. Die Gebote Gottes sind also voller Barmherzigkeit, aber auch voller Weisheit und Gerechtigkeit. Sofern man sich diese Aspekte unserer Religion zu Herzen nimmt wird man weniger konsumieren und verbrauchen, aber dafür wird die Umwelt und Natur geschont und im Jenseits werden es vielleicht auch gerade diese Lebewesen sein, die für uns Zeugnis leisten.   

80 Wo stehe ich im Leben und wo will ich stehen? Wie ein Muslim sein Leben organisiert

Das Lebenskapital ist sehr klein. Die notwendigen Aufgaben aber sind sehr groß („11. Strahl/4. Problemstellung - „Bediüzzaman“ Said Nursi)

Manche Fragen und Angelegenheiten betreffen nicht immer alle Menschen. Die Aussage in diesem Zitat betrifft aber jeden von uns. Denn wir alle fangen das Rennen mit unserer Geburt an und sprinten unaufhörlich zu dem Grabstein, der unseren Namen trägt. Keinem von uns gelang es die Zeit zu verlangsam oder gar aufzuhalten, keinem von uns gelang es den Tod zu töten und keinem von uns gelingt es unsere schönsten Momente und Genüsse einzufrieren und ewig währen zu lassen. Unsere Jugend entgleitet uns und schließlich trennt sich irgendwann die Seele vom Körper. Es ist eindeutlich; Wir sind Reisende. Wir kommen auf die Welt und dabei ist die Welt nicht das Ziel sondern die Haltestelle durch die wir durchreisen um in das Jenseits, also das Ziel zu gelangen. In dieser Hinsicht und bezüglich dieser Reise sind wir alle gleich. Aber wir agieren in unserem Aufenthalt bei der Haltestelle „Erde“ sehr unterschiedlich. Jedem ist es in gewissen Grenzen frei gestellt, wie er seine Zeit in dieser Haltestelle nutzt. Da liegt die Frage nahe wie man diese Zeit denn nutzen sollte. Zwar sprechen wir hier sehr sinnbildlich aber in der Tat ist die Frage nach dem Sinn des Lebens und des Daseins für viele Menschen eine kritische Frage und wenn die Antwort der Frage nicht gefunden werden kann sucht der Mensch. Dabei ist die Antwort im Islam sehr eindeutlich:

Und Ich habe die Djinn und die Menschen nur dazu erschaffen, daß sie Mir dienen. (Sura aḏ-Ḏāriyāt 56)

Der Mensch ist also als Diener Gottes erschaffen worden, wenn er dies aber nicht erkennt oder akzeptiert, handelt er seinem Sinn und seiner Natur zuwider. Weil aber sein Gewissen und sein Verstand trotzdem nach dem Sinn des Daseins fragt, gibt es für den Menschen, der sich von Gott abwendet zwei Wege: Entweder sucht er sich einen Ersatz für die Antwort des Sinns im Vers oder er betäubt sein Gewissen und sein Verstand, damit sie ihn in Ruhe lassen. Beides stellt uns aber vor ein Problem. Sofern der Mensch seinen Sinn nicht im Jenseits findet, bleibt ihm nur noch die Welt und diese ist vergänglich. Egal was auch immer man in dem kurzen weltlichen Leben erreichen mag, es verlässt einen spätestens am Grab. Dieser Vers macht das deutlich:

Mit dem diesseitigen Leben ist es wie mit dem Wasser, das Wir vom Himmel herabkommen lassen, worauf die Pflanzen der Erde, wie sie die Menschen und das Vieh verzehren, sich damit vermengen. Wenn dann die Erde ihren Prunk angenommen und sich geschmückt hat und ihre Bewohner meinen, sie verfügen nun über sie, kommt unser Befehl über sie in der Nacht oder am Tag, und Wir machen sie zum abgemähten Land, als ob sie am Tag zuvor nicht in Blüte gestanden hätte. So legen Wir die Zeichen im einzelnen dar für Leute, die nachdenken. (Sura Yūnus 24)

Viele Menschen müssen dies bereits verstanden haben, denn sie flüchten sich in ein sehr ausschweifendes Leben, sie nehmen allerlei berauschende Stoffe zu sich, feiern und bleiben sonst auch möglichst beschäftigt. Sie lenken sich von der Wahrheit über Leben und Tod ab und versuchen sich möglichst zu vergnügen. Aber wie lange kann sich ein Mensch vergnügen der in einem Vehikel sitzt, welches ihn zum Galgen bringt? Der Tod ist ein starker Gleichmacher, er nimmt allen Vergnügen ihre Farbe und egalisiert alles. Es gibt eine (schwach eingestufte) Überlieferung über unseren Propheten (s.a.s.) demnach der Mensch in Verlust steht, wenn ein Tag einem anderen gleicht. Damit ist gemeint, dass der Mensch stets und immer fortschreitet im Zeitraffer ob er will oder nicht und dann geht er in das Jenseits über wo seine mitgebrachten Anlagen seinen Status im Jenseits bestimmen. Wenn er also seine Zeit, also sein Kapital ungenutzt verdorren lässt, ist er auf ewig im Verlust denn später hat er keine Möglichkeit mehr seine Situation zu bessern. Dazu gibt es zwei lesenswerte Abschnitte aus dem 6. Wort von „Bediüzzaman“ Said Nursi:

Dritter Gewinn: Der Wert aller Organe und Empfindungen steigt von eins auf tausend. Zum Beispiel: Unseren Verstand können wir gebrauchen wie ein Werkzeug. Verkaufst du ihn nicht Gott dem Gerechten, läßt du ihn vielmehr auf deine eigene (nefs) Rechnung arbeiten, so wird er zu solch einem unheilbringenden, aufdringlichen und lästigen Gerät, daß alles Leid und alle Traurigkeit vergangener Zeiten und all die furchteinflößenden Ereignisse der Zukunft sich in deinem bedauernswerten Kopf anhäuft, dich damit belastet, und dir somit zu einem Gerät wird, das dir Unglück und Schaden bringt und damit seinen Wert für dich verliert. Das ist auch der Grund dafür, daß der sündige Mensch, um sich vor seinem lästigen und aufdringlichen Verstand zu retten, so häufig der Trunksucht und dem Spiel verfällt, sich geradezu in sie hinein flüchtet. Verkaufst du ihn aber seinem wahren Besitzer und läßt ihn auf dessen Rechnung arbeiten, so wird dir dein Verstand zu einem Schlüssel, der dir die tiefen Wahrheiten, die Schatzkammern der grenzenlosen Barmherzigkeit und die Gewölbe verborgener Weisheit öffnet. So erhebt er sich auf die Stufe eines Wegweisers (mürschid) des Herrn, der seinen Besitzer zur ewigen Glückseligkeit führt.

Fünfter Verlust: Um die Grundlagen des ewigen Lebens und jenseitiger Glückseligkeit zu erwerben, wurde dir mit deinem Verstand und mit deinem Herzen, mit Auge und Zunge, das nötige Rüstzeug als wundervolles Geschenk des Erbarmers verliehen, doch du verwendest sie in so abscheulicher Weise, daß sie dir die Pforten der Hölle öffnen werden.

Es ist also ungeheuer wichtig, dass der Mensch den Sinn seines Daseins erkennt, zu Gott findet und sein Leben strukturiert. Für Muslime mögen die ersten beiden Punkte vielleicht gegeben sein, aber insbesondere der dritte Punkt stellt uns oftmals vor Schwierigkeiten. Wie ordnen wir unser Leben also und gehen sicher, dass wir auf der richtigen Spur bleiben? Allgemein gilt dieses Gesetz; wenn man sich nicht zu helfen weiß, geht man zu einem Experten. Der Experte ist der ehrenwerte Prophet Muḥammad (s.a.s.) und seine Behandlungsmethode nennen wir „Sunna“:

Gott hat mich als ein Lehrer zu euch gesandt. (İbn Hanbel, III, 328; İbn Mâce, I, 17.)

wer sich also an den Lehrer wendet, findet Antworten auf seine Fragen. Das muss aber auch geschehen, der Mensch muss sich also aktiv für sein Heil bemühen:

Daß für den Menschen nur das bestimmt ist, wonach er strebt (Sura an-Naǧm 39)

Der Mensch muss sich also immer fragen, wonach er eigentlich strebt und wie er dahin gelangt. Zum Wohlwollen Gottes erlangen wir mit diesen drei Bausteinen:

Die Absicht
Die Taten
Das Wissen

Alles fängt mit der Absicht an. Gott schaut nicht auf unsere äußerlichen Formen, aber in unser Herz. Das Herz muss zu Gott gewendet sein. Dies beweisen wir am besten durch unsere tugendhaften Taten. Wir achten die Gebote und Verbote Gottes und richten unser Leben demnach. Erst wenn Absicht und Tat in Einklang stehen wird der Mensch zum wahrhaftigen Diener Gottes. Jedes Gericht und jeder Richter richtet nämlich immer nach den äußerlich wahrnehmbaren Taten. Wer gegen ein Verbot wissentlich verstößt wird zur Rechenschaft gezogen, auch wenn er behauptet, dass seine Absicht gut war. Der Mensch muss Kenntnisse über all dies haben und wissen sowie verstehen was sich hinter den Geboten und Verboten steckt. Man kann Gott nicht kennenlernen, wenn man nichts über Gott weiß und man kann Gott nicht dienen, wenn man nicht weiß, wie genau das aussehen soll.

Wenn diese drei Bausteine zusammenkommen, dann findet der Mensch immer und jederzeit seinen Weg, denn er hat seinen Kompass richtig eingestellt. Wenn wir uns also fragen, ob unser Leben geordnet ist und wohin wir eigentlich steuern, müssen wir uns bezüglich dieser drei Bausteine hinterfragen; Welche Absicht hege ich gegenüber Gott im Herzen? Diene ich Gott oder meinen niederen Trieben mit meinen Handlungen? Kenne ich Gott zu Genüge?

Das Schöne dabei ist, dass wir verschieden sein dürfen. Wir müssen also nicht in die Moschee einziehen, die Arbeit niederlegen um 24 Stunden am Stück zu beten oder all unser Geld als Almosensteuer spenden. Denn die Autobahn, die zu Gottes Wohlwollen führt ist sehr breit. Wir alle können nebenher in die richtige Richtung fahren, dabei fährt der eine schneller und der andere langsamer. Wichtig ist es aber nicht unbedingt am schnellsten anzukommen, auch wenn das sehr wünschenswert ist, sondern überhaupt richtig anzukommen. Gott hat die Menschen unterschiedlich erschaffen, damit sie auf ihren Wegen zu Gott finden und dienen, denn wäre alles einheitlich besser gewesen, hätte Gott in seiner unendlichen Weisheit alle Menschen gleich erschaffen. Eine Welt, wo jeder Soldat ein Arzt, ein Soldat oder ein Schreiner wäre, ist undenkbar. Daher müssen wir, noch bevor wir mit den Finger auf andere zeigen, erstmal uns zur Rechenschaft ziehen und uns reformieren, statt zu versuchen andere einfach blind zu kopieren. Wenn jedoch andere Menschen schöne Eigenschaften und Tugenden haben, so sollte man sich davon inspirieren lassen. Wie in allen Dingen ist es aber wichtig erst mit kleinen Schritten anzufangen. Viele gute Vorsätze scheitern daran, dass sie zu weit gefasst werden und auf halber Strecke verfliegt die Motivation. Statt also zu versuchen direkt unser ganzes Leben zu ändern und von einem Mal zum anderen zum Vorzeigebild der Menschlichkeit zu mutieren, sollten wir erstmal unseren Tag überprüfen. Als Muslime fangen wir dabei bei der Säule unseres Tages, dem Gebet an. Beten wir regelmäßig? Falls nicht, dann sollten wir daran arbeiten, denn das fehlende Gebet verdunkelt den jeweiligen Abschnitt des Tages. Das regelmäßige Gebet erleuchtet aber den Tag und erfüllt unsere Pflicht gegenüber unserem Schöpfer. Im weiterem Schritt müssen wir uns fragen, ob wir heute unserem Schöpfer gedenkt haben. Falls wir dies nicht getan haben, sollten wir uns entsprechende Bücher als Tore des Wissens und täglich einige wenige Seiten lesen. Die Beständigkeit ist dabei wichtiger als die Menge. Wir können auch zu Vorlesungen gehen und uns zu anderen Glaubensbrüdern gesellen und mit ihnen gemeinsam sinnieren, denn die Barmherzigkeit und der Segen Gottes liegt stets auf der Gemeinde. Alleine zu sein bedeutet auch viel von diesem Segen und dieser Barmherzigkeit zu verpassen. Um unser Herz zu reinigen und unsere Absicht zu regulieren sollten wir oft Buße tun, also uns bemühen von den Sünden, die uns plagen abzusagen. Denn das mit Sünden behaftete Herz ist entzündet. Solange die Sünden es angreifen, kann es nicht atmen und die Entzündung verheilt nicht. Erst wenn die Sünden entfernt werden, heilt auch das Herz und die gute Absicht kommt mehr und mehr zum Vorschein. Man darf aber bloß nicht den Fehler begehen, den Glauben an Gottes Barmherzigkeit zu verlieren. Denn die Barmherzigkeit Gottes ist unendlich und ist groß genug um die Sünden aller Menschen zu verzeihen. In dem Kampf gegen die Sünde darf man also nicht missmutig werden. Wenn man täglich kleinschrittig auf diese Ziele hinarbeitet wird man von Tag zu Tag merken, wie die Seele mit dem Licht des Glaubens beleuchtet und gewärmt wird, die Seele und der Verstand Klarheit finden wird und das Leben zunehmend an Ordnung und Struktur gewinnt. Die wahren Helden und Gottesfreunde, die in diesen Dingen empor gestiegen sind, haben bereits auf der Welt ein himmlisches Leben gehabt und wandelten spirituell in Glückseligkeit. Vielleicht erreichen wir nicht unbedingt ihre Stufe, aber es ist uns frei gestellt, so weit zu kommen, wie wir nur können.      

81 Ist es erlaubt eine Hochzeit zu besuchen sofern sie nicht dem Islam/ der Sunna entspricht?

die Ehe ist eine Sunna, welche der Prophet (s.a.s.) sowohl in seinen Aussagen den Menschen empfahl als auch selbst in der Praxis vollzog. Daher sind in den Überlieferungen alle Phasen der Ehe indiziert; von der Verlobung und der Eheschließung bis hin zur Mitgift und Hochzeitsfeier werden wir detailliert darüber informiert, wie eine Hochzeit gestaltet werden soll und worauf geachtet werden soll. Auch die Hochzeitsfeier ist eine wichtige Etappe der Ehe.

So ist beispielsweise folgende Überlieferung richtungsweisend, was die Gestaltung der Hochzeit angeht:

Zelebriert eure Hochzeiten in Moscheen. (Fayḍ al-Qadīr, II / 11; Hadith 1198)

Dies zeigt uns, dass Verhaltensweisen, welche in einer Moschee nicht gestattet sind, ebenso bei einer Hochzeitsfeier nicht gestattet sind. Mit anderen Worten, was man nicht in einer Moschee tut, sollte man auch nicht in einem Hochzeitssaal tun.

(Mehmet Paksu, Kadın, Evlilik ve Aile)

Gegenwärtig werden viele Hochzeiten in Sälen mit Musik, Tänzen und ohne Geschlechtertrennung gefeiert, was der Sunna widerspricht und auch nicht in einer Moschee auf diese Weise stattfinden könnte …

Des Weiteren ist wichtig zu bedenken, dass es die nachfolgende Generation definitiv beeinflusst, wenn eine so heilige Institution wie die Familie auf Sünden und Fehlern aufgebaut wird. Genauso wie von einem Samen, der auf ungeeignetem Boden gesät wird, keine erfolgreiche Ernte erwartet werden kann, so kann auch von Ehen und Hochzeiten, die der Sunna widersprechen nicht erwartet werden, dass sie eines Tages Nachkommen hervorbringen, die der Sunna entsprechend leben.

Daher würde in dieser Hinsicht ein Insistieren auf den Prinzipien der Religion insofern vorzüglich sein, dass man durch das Bestehen auf das Wohlgefallen Allahs und seines Gesandten (s.a.s.) einen Gottesdienst ausübt und durch das Handeln innerhalb des Rahmens der Sunna ein reines Gewissen hat. Gleichzeitig stellt man für andere ein lebendiges Vorbild dar, denn eine Hochzeit darf nicht als Legitimation für sündhaftes Verhalten betrachtet werden.

Wenn bei diesen Angelegenheiten keine strikte Linie verfolgt und stattdessen zu Kompromissen tendiert wird, so wird man mehr und mehr nachgeben und Ausreden für falsche Handlungen finden.

Letztendlich kann man in solchen Fällen (z.B. Hochzeitsplanung oder Besuch) deutlich machen, dass man kein Verständnis dafür hat, dies nicht akzeptiert und sich durch die Teilnahme daran nicht verantwortlich für Missetaten machen möchte.

Wie sollte eine Hochzeit, die der Sunna entspricht gestaltet werden?

Die Gesellschaft sollte durch auf die Sunna abgestimmte Erwägungen eine soziokulturelle Gewohnheit etablieren.
Gewohnheit bezeichnet im Allgemeinen den Vorgang der Aneignung, Verbreitung und Etablierung von sozialen Verhaltensweisen und Gesinnungen innerhalb einer Zivilisation. Es erscheint am plausibelsten, die sich in unserer mehr als tausend Jahre alten muslimischen Zivilisation durchgesetzten Gewohnheiten und Traditionen noch einmal neu im Lichte der Sunna kritisch zu betrachten und die mit der Sunna konformen Aspekte zu hegen. Besonders Hochzeiten spiegeln stark die sozialen Eigenheiten, Tugenden, Lebensstile, Ideenwelten und religiösen Haltungen einer Gesellschaft wieder.

Von einem Schema für ,,einer der Sunna entsprechenden Hochzeit“ zu sprechen, wäre gerade mit Blick auf die Sunna selbst nicht zielführend. Der Maßstab für eine solche Hochzeit ist zunächst einmal, dass diese keinen Raum für Verbotenes bietet und gleichzeitig offen für alles Erlaubte ist. Demnach können Hochzeiten mit jeglichen Gewohnheiten der muslimischen Kommune gestaltet werden, sofern der Sunna widersprechende Aspekte korrigiert werden und der Rahmen des Erlaubten beibehalten wird. Das Pflegen der Eigenheiten und Gewohnheiten unserer Heimatkultur ist aus Sicht der Sunna unproblematisch, solange diese keine verbotenen Züge und Verhaltensweisen beinhalten.

So gehören Verhaltensweisen wie das Anhalten um die Hand einer Frau bei ihrer Familie, das entsprechende Antworten der Familie der Frau auf diese Bitte, das Unterstützen der Ehe durch beide Seiten, das Vermeiden von hindernden Einwänden, die Großzügigkeit der Familie des Bräutigams bei der Brautgabe, das Überwinden von Schwierigkeiten und Hinwegsehen über Fehler, der bescheidene und liebevolle Umgang miteinander, die gemeinsame Planung und Vorbereitung der Hochzeitsfeier sowie das Verteilen von Einladungen zur Hochzeit, zu jenen Gewohnheiten, die mit Blick auf die Sunna angebracht sind.

Hier sollen nun auf einige Aspekte der Hochzeit hingewiesen werden, die zur Sunna gehören:

Der Ort, Ablauf und Inhalt einer Hochzeitsfeier sollten sowohl im Rahmen des Erlaubten sein und gleichzeitig auf die Wünsche der Gäste eingehen.

Das Ziel der Hochzeitsfeier ist es, die Eheschließung kundzutun. So sagt der Prophet (s.a.s.) in einer Überlieferung: „Kennzeichen der Hochzeit ist es, die Eheschließung zu verkünden.“1

Das Hochzeitsessen ist eine Sunna.

Als der Prophet (s.a.s.) den Duft von Safran (ein Duft den man bei Hochzeiten verwendet) bei ʿAbd ar-Raḥmān ibn ʿAuf wahrnahm, fragte er ihn:

„Weshalb dieser Zustand?“

ʿAbd ar-Raḥmān ibn ʿAuf erwiderte:

„Ich habe (mit einem Betrag Gold als Brautgabe) eine Frau geheiratet.“

Der Gesandte Gottes (s.a.s.) sagte daraufhin:

„Möge Allah deine Ehe segnen. Jedoch solltest du ein Hochzeitsessen geben, auch wenn es nur mit (dem Fleisch von) einem Schaf ist.“2

Es berichtete Anas ibn Mālik (r.a.) sinngemäß:

Bei einer Hochzeit des Gesandten Allahs (s.a.s.) hatte meine Mutter Speisen zubereitet. Der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte mir, ich solle die Speisen hinlegen und diejenigen zum Essen rufen, die er mir dann nannte sowie alle, denen ich unterwegs begegnen würde. Ich tat dies und es kamen ungefähr 300 Leute.

Der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte:

„Lass sie jeweils zu zehnt einen Kreis bilden, sodass alle speisen.“

Die erste Gruppe aß bis sie satt wurde und stand dann auf. Dann speiste die nächste Gruppe, dann die andere. Als schließlich alle gegessen hatten, sagte der Gesandte Gottes (s.a.s.) mir, ich könne abräumen. So räumte ich ab, jedoch weiß ich nicht, ob das Essen mehr war als ich den Tisch zu Beginn deckte, oder mehr war als ich am Ende den Tisch abräumte.3

Thabit al-Buhānī, (r.a.) berichtete:

Ich fragte Anas womit der Gesandte Allahs (s.a.s.) bei seiner Hochzeit mit Zaynab das Festmahl der Hochzeit gab. Anas (r.a.) antwortete:

„Der Gesandte Allahs (s.a.s.) speiste seine Gefährten mit Brot und Fleisch bis sie gesättigt waren und gingen.“4

Bei dem Festessen der Hochzeit vernachlässigt man nicht die Armen, man lädt sie unbedingt ein. So sagte der Prophet (s.a.s.):

„Das unheilvollste Essen ist jenes Hochzeitsessen, zu welchem die Armen nicht eingeladen werden und stattdessen nur Wohlhabende eingeladen sind.“5

Bei der Hochzeit sollte Raum für Unterhaltung geboten werden, sofern diese im Rahmen des Erlaubten bleibt und nicht ins Verbotene geht. Der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte:

„Was die unerlaubte (uneheliche) Beziehung von der legitimen Ehe unterscheidet, ist das Spielen des Daf (Tamburin /Rahmentrommel) und das Verkünden (der Eheschließung).“6

Rubai binti Muawwiḏ (r.a.) berichtete sinngemäß:

Am Vormittag meiner Hochzeit besuchte der Gesandte Allahs (s.a.s.) meine Feier. Währenddessen spielten unsere kleinen Mädchen auf ihren Tamburinen (Trommeln) und sangen über das Heldentum ihrer Vorfahren, die bei der Verteidigungsschlacht von Badr als Märtyrer gefallen waren. Da sagte eine von ihnen (im Gesang): „Unter uns befindet sich ein Prophet, der das Morgen kennt.“
Daraufhin sagte der Gesandte Allahs (s.a.s.): „Verzichte auf diese Aussage und sprich stattdessen so wie bisher.“7

Man beglückwünscht heiratende Paare und betet für ihr Wohl.

Abū Huraira (r.a.) berichtet: Wenn der Gesandte Gottes (s.a.s) jemandem zur Ehe gratulierte, sagte er:

„Gott segne eure Ehe. Ich gratuliere. Möge Gott euch glücklich machen und euch mit Wohl zusammenführen.“8

Den oben genannten Maßstäben entsprechende Lieder und Gesänge, die – wie Bediüzzaman Said Nursi es ausdrückt – ehrwürdige und gnadenreiche Emotionen (z.B. Liebe zu Gott) ausdrücken9 (z.B. Lobgesang), können nach Möglichkeit ins Programm der Hochzeitsfeier aufgenommen werden. Ebenso können Ansprachen gehalten werden, die die Bedeutung dieses Tages und die Verantwortungen zwischen Mann und Frau thematisieren. Das Programm kann außerdem mit Unterhaltung durch Kabarett, Comedy, Parodien und lehrreiche Spiele sowie inhaltlich abgestimmte Gedichte und Wettbewerbe bereichert werden. Die Distanzierung von Untersagtem sowie das Vermeiden von unerlaubtem Vergnügen durch Tanz und Musik, bei denen Männer und Frauen beisammen sind, sollte genauso wie das Unterlassen von Verschwendung während der gesamten Hochzeit beachtet werden.

Am Ende der Hochzeit sollte dem Paar mit guten Wünschen für eine glückliche Ehe gratuliert werden.

Fußnoten:

1 Nasāʾī, nikāḥ 72;
2 Nasāʾī, nikāḥ 74,75; Muslim, nikāḥ, 79, 80; Tirmiḏī, nikāḥ, 10;
3 Buḫārī, 4/234; Muslim, nikāḥ, 94; Nasāʾī, nikāḥ 84; Mektûbât, S. 114;
4 Muslim, nikāḥ, 91;
5 Muslim, nikāḥ, 110;
6 Tirmiḏī, nikāḥ, 6; Ibn Māǧa, nikāḥ, 1896;
7 Tirmiḏī, nikāḥ, 1096;
8 Tirmiḏī, nikāḥ, 7;
9 İşârâtü’l-İ’câz, S. 72;

 

82 Ist es erlaubt in Moscheen und Gebetsräumen über weltliche Dinge zu reden?

 

O Kinder Adams, legt euren Schmuck bei jeder Moschee an, und eßt und trinkt, aber seid nicht maßlos. Er liebt ja die Maßlosen nicht. (Sura al-Aʿrāf 31)

Das Wort "Schmuck" könnte man hier bestens im Sinne von Anstand verstehen. Der Zweck der Errichtung von Moscheen und Gebetsräumen ist das Anbeten Gottes, sowie der Gottesdienst allgemein. Aus dieser Perspektive ist es unsittlich und nicht schön, laut und auf eine störende Weise Gespräche zu führen, mit schlechten Gerüchen die Anderen zu stören oder auf ungehobelte und grobe Weise nach vorne in die erste Reihe gehen zu wollen und dabei die anderen bereits Sitzenden anzustoßen.   

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) trat mit dem rechten Fuß in den Gebetsraum ("Masǧid")  ein und sprach ein Gebet ("Euzü billahi azimi vebacehehe ekrame vesalihinehü agdıma eşşeydani ercaim."). Im Gebetsraum betete er 2 Rakʿāt als Respekt gegenüber der Moschee. (Vgl. İbn Kesir, Tefsir, V / 106)

Es ist nicht verboten, über weltliche Dinge in der Moschee zu reden, es ist aber verboten in der Moschee zu kaufen und zu verkaufen. Es ist verpöhnt ("makrū h") in der Moschee laut zu reden. Der Lehrer bzw. Imam in der Moschee oder der Gebetsrufer kann im Rahmen seiner Funktion jedoch zu gegebenen Anlässen oder Notwendigkeiten die Lautstärke seiner Stimme steigern. Mit der Bedingung, die Betenden nicht zu stören, darf man auch im Rahmen von Huldigungen ("Ḏikr") oder Rezitationen lauter werden. In der Moschee bzw. dem Gebetsraum darf man einem Imam Fragen stellen und von ihm unterrichtet werden. 

Es ist als verpöhnt eingestuft, in Moscheen handwerkliche Berufe (wie z.B. die
Schneiderei) auszuüben. Es gibt unterschiedliche Meinungen zum Thema, ob gegen Bezahlung/Versoldung arbeitende Imame, die die Moschee als Bildungstätte auch außerhalb der Dienstzeit nutzen und gegen Bezahlung Religionsunterricht bzw. Kurse zur religiösen Ausbildung anbieten. Mehrheitlich wird dies nicht als verpöhnt angesehen, selbiges gilt für solche Aktivitäten, die unbezahlt wären.
 
Wie sähe es aus, wenn wir ein großes Gebäude hätten und der Großteil dieses Gebäudes normal genutzt wird und z.B. nur das Erdgeschoß als Moschee genutzt wird, gelten diese Regeln auch dann?

Wenn eine der Wohnungen oder eine Etage für den Zweck einer Moschee zugewiesen wird und für die Öffentlichkeit, so wie für die Bewohner des Gebäudes zugänglich gemacht wird, dann gelten auch hier die erwähnten Regeln. Da dies dann eine vollwertige Moschee wäre, gelten die gleichen Verhaltensregeln und Rechtssprechungen.

Falls dies nicht der Fall wäre und die Etage oder der Raum nur zugänglich ist, wenn das Gebäude selbst auch zugänglich ist, man also nur zu bestimmten Zeiten in den Gebetsraum eintreten kann, dann gelten die Regeln nicht auf die selbe Weise. Denn dann haben wir keine öffentlich zugängliche Moschee vorliegen, sondern prinzipiell einen privaten Raum. Man sollte jedoch niemanden wegschicken, der dort in dem Moment beten wollte. (Fetâvâ-yi Kaadıhan - Fetâvâ-yi Hindiyye, l / 110)

(Vgl. Celal Yıldırım, Kaynaklarıyla İslam Fıkhı, Uysal Kitabevi: 1/373-374)

83 Ich bin als kleines Kind aus der Heimat geflohen wegen dem Krieg. Heute lebe ich hier mein normales Leben. Zählt mein jetziges Leben als Hidschra?

Hiǧra – Wird mit "Auswanderung" übersetzt. Im religiösen Kontext bezieht man sich dabei zumeist auf die zwangsmäßige Auswanderung des Propheten Muḥammad (s.a.s.) mitsamt seines Gefolges von Mekka nach Medina ca. Im Jahr 622 aufgrund der gewalttätigen Reaktionen der damaligen Mekkaner auf die Verkündigung der Prophetie Muḥammads (s.a.s.). Die Hiǧra wird auch als Beginn der islamischen Zeitrechnung bzw. des islamischen Kalenders benutzt.

Der Begriff hat aber neben der wörtlichen Übersetzung mit „Auswanderung“ auch eine wichtige religiöse Bedeutung und Fundierung. Darauf werden wir eingehen.

Die wegweisenden und beispielhaften Überlieferungen für die Themen, die in der Frage auftauchen und auch ähnliche Themen:

Die Taten (nicht anders) richten sich lediglich nach den Absichten; Welche Absicht ein jeder hegt, das kriegt er auch auf die Hand. Wessen Auswanderung für (das Wohlwollen von) Gott und seinen Gesandten (s.a.s.) ist, dessen Auswanderung wird als für Gott und seinen Gesandten gerichtet akzeptiert. Wer für die Welt, der er sich bindet oder für eine Frau, die er ehelichen wird auswandert, dessen Auswanderung wird seinem Ziel gemäß ausfallen. (Buhârî, Bedü'l-Vahy, 1; Müslim, İmare, 155; Ebu Davud, Talak, 11)


Dass diese Worte den Gesandten Gottes (s.a.s.) erteilt wurden ist mit der Auswanderung verbunden, das Hauptthema der Überlieferung ist also die Auswanderung. Der Überlieferung zufolge hat der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) diesen Ausspruch auf dieses Geschehnis hin formuliert:

Alle wanderten von Mekka nach Medina für Gott aus. Allerdings ist ein Gefährte, dessen Name unbekannt bleibt für die Frau, die er liebte ausgewandert. (Kastalanî, İrşadü's-Sârî, 1/55)

Ohne Zweifel war diese Person eine gläubige Person, aber seine Absichten und Gedanken waren nicht Herr über seine Taten...
Er war auch ein Auswanderer, aber er war der Auswanderer seiner geliebten Frau. Die Mühen die man lediglich für Gott auf sich nehmen würde, hat er für seine geliebte Frau auf sich genommen. Ohne dass dabei Namen genannt werden könnten ist diese Angelegenheit zum Objekt der erwähnten Überlieferung geworden. Die Eigenart/Besonderheit der Angelegenheit ist kein Hindernis für die Allgemeinheit der Bestimmung. Daher ist die Bestimmung der Überlieferung allgemeingültig und umfasst alles und jeden.

Die Absicht

In der Tat ist es nicht nur bei der Auswanderung so, denn alle Handlungen richten sich nach der Absicht. Wer bei seiner Handlung das Wohlwollen Gottes und seines Gesandten beabsichtigt, der wird auch Gott und seinen Gesandten finden. Das ist ein allgemeingültiges Prinzip des Glaubens. Daher gilt auch für das Thema der Auswanderung dieses Prinzip. Wer stets und zuerst immer an das Recht seines Schöpfers denkt, der wird seinen Schöpfer auch immer bei sich finden. Dieses Finden besteht aus der Gnade, dem Schutz und den Gaben Gottes. Wenn der Mensch das alles findet, ist er außer sich for Freude, er eilt zum Gebet und versucht seinem Schöpfer noch näher zu kommen. Während er sich seinem Schöpfer nähert, wird dieses Gefühl prägend und leitend für alle seiner Handlungen. Im Schatten dieser Leitung wird sein Schöpfer ihm beim Übertreten in das Jenseits, wie auch im Grab, in der Wiederauferstehung und auch im Gericht bei ihm sein. Wenn aber ein Mensch nicht Gott sondern weltliche Dinge und Gelüste als Grundlage seiner Absichten hat werden alle Mühen und Kosten seiner Handlungen vergebens sein

Wer nur nach seinen Gelüsten lebt, nur in der materiellen Welt steht und liegt, nie seinem Gewissen und seiner Seele zuhört und seine Zeit vergeudet, der wird sein Leben weggeschmissen haben, aber nie das erreichen, was jene Menschen erreichen, die ihr Leben nach dem Wohlwollen und dem Willen Gottes ausrichten und organisieren. Dazu passt auch diese Überlieferung:

Die Absicht des Gläubigen ist besser/gesegneter als seine Handlung. (Mecmeu'z-Zevâid, I/61,109)

Letztendlich wird der Mensch nie die Handlung erreichen, die er in seiner Absicht aufbaut, egal wie sehr er sich bemüht. Es ist die Barmherzigkeit Gottes, mehr als die Handlung selbst, die zu Grunde liegende Absicht zu bewerten und demnach zu richten. Daher bringt die Absicht des Menschen viel mehr, als seine Handlungen es schaffen könnten. Auch aus dieser Perspektive ist also die Absicht des Gläubigen gesegneter als seine Handlung. 

Zum Thema passend kann auch diese Überlieferung herangezogen werden:

Seid vorsichtig! Im Körper des Menschen ist ein Fleischklumpen. Wenn dieser Fleischklumpen eine Richtung/Besserung erfährt, wird auch der ganze Körper eine Richtung/Besserung erfahren; Wenn es zu Grunde geht, geht auch der ganze Körper zu Grunde. (Buhari, İman, 39; Müslim, Müsakat, 107; Müsned, IV/280)

Wenn die Reinheit im Glauben herrscht, werden alle Samen, die damit eingepflanzt werden zu Leben erwachsen. Sie werden zu Anfang zwar klein sein, aber sie wachsen prachtvoll und werden euch schützenden Schatten spenden. Sie werden nach der Tragweite eurer Absichten wachsen und im Paradies Gottes euch als Früchte des Paradieses entgegen treten.

Mit der Absicht transformiert der Mensch seine Traditionen und Gewohnheiten in eine Art Gottesdienst. Ein Mensch der mit der Absicht nachts Gottesdienste zu verrichten, sich abends zu Bett legt, der betreibt sogar mit seinen Atemzügen im Schlaf eine Art Gedenken Gottes. Wie wäre es auch sonst denkbar, dass der Mensch mit seiner kurzen Lebensspanne und seinen noch kürzeren guten Handlungen das ewige Paradies Gottes verdient? Wenn dem Gläubigen das ewige Leben verliehen wird, dann als Gabe für seine Absicht ewig zu dienen und das Resultat dieser Absicht ist das ewige Paradies. Das selbe Prinzip gilt für den Ungläubigen. Durch seinen Unglauben und die darin liegende unbegrenzte Absicht verdient er sich seinen Platz in der Hölle. Ohne Ausnahme von groß oder klein, jede Tat wird einzig und allein durch die Absicht, die hinter ihr steckt auf- oder abgewertet.

In guten Taten gibt es selbst Verdienste die nur durch die Absicht entstehen. Beispielweise kriegt ein Mensch mit der Absicht etwas Gutes zu tun, einen Lohn gutgeschrieben, auch wenn er dann die beabsichtigte Tat nicht ausüben konnte. Falls er seine Absicht zu realisieren vermag, wird dies stellenweise manchmal zehn fach, manchmal hundert fach und manchmal sogar noch stärker belohnt. Die Sünden werden aber nicht als solche gewertet, wenn sie nur bei der Absicht bleiben und nicht realisiert werden. Falls doch werden sie aber auch nur einfach gewertet. Selbstverständlich erfordert jede Sünde eine Strafe, die der Art der Sünde gerecht wird. (vgl. Buhari, Rikak, 31; Müslim, İman, 206-207)

Auswanderung

Es ist nicht außer Acht zu lassen, dass der Auswanderung in der Überlieferung ein besonderer Platz zukommt. In seiner spezifischen Bedeutung ist die Auswanderung beendet:

Nach der Auswanderung aus Mekka gibt es keine Auswanderung. (Buharî, Cihad, 1, Müslim, İmare, 85)

In allgemeiner Bedeutung wird die Auswanderung weitergehen und zwar bis zum Ende aller Tage. Denn die Auswanderung und der Ǧihād sind Zwillinge, sie sind zusammen geboren und werden zusammen aufleben. Dass der Ǧihād bis zum Ende aller Tage weiterleben wird ist auch festgehalten:

Der Ǧihād wird bis zum Ende aller Tage weitergehen. (Heysemî, Mecmeu'z-Zevâid; 1/106)

Ein jeder zum Dienst Gottes verschriebener Mann, der seine Geliebten und seine Familie verlässt um verirrten Seelen den Pfad der Tugend näher zu bringen, ist in einem endlosen Kreis des Segens aufgenommen und er wird dessen Belohnung definitiv erhalten. Es wird auch von einem besonderen Segen gesprochen hier, die Vermutung liegt nahe, dass das Jenseits für so eine Person ein ganz besonderes Geschenk bereithält. Dies ist ein Geschenk direkt von Gott.

Auswanderung von den Sünden

Aus einem weiteren Blickwinkel ist die Auswanderung ein Absagen, gar eine Flucht vor den Sünden. Ohne Zweifel ist der größte Auswanderer der, der alle Begierden, Lieben und Gelüste aus seinem Herz tilgt, um darin nur Platz für Gott zu lassen.

„Ya Rabbī, mit deiner Liebe bin ich gefesselt. Ich habe alles was nicht du bist verlassen um zu deiner Audienz zu kommen. Nachdem ich dich gefunden habe, haben meine Blicke nichts mehr gesehen...“ Genau als er sich in der Fülle seiner Gebete und in der damit einziehenden spirituellen Atmosphäre befand, sieht er seinen Sohn am Rande der Kaaba. Und sein Sohn sieht ihn. Mit der Sehnsucht all der Jahre rennen sie auf einander zu. Genau als sie sich innig liebkosen erklingt leicht eine Stimme: „Ibrahim, in einem Herz können sich keine zwei Lieben aufhalten.“ In dem Moment schreibt Ibrahim erneut auf: „Nimm was von deiner Liebe abhält ya Rabbī...“ Und sein Sohn ist vor seinen Füßen zusammengebrochen...“ (Ferîdüddin Attâr, Tezkiretü'l-Evliya, İbrâhim Ethem'in hayatı kısmı)

Die Auswanderung zur Barmherzigkeit Gottes

Von den Sünden flüchtend, an dem Tor des Vergebens zu warten und sich nicht zu rühren, bis die Vergebung erteilt wird, ist auch eine Form der Auswanderung: „ya Rabbī, dein sündiger Diener ist zu dir gekommen. Er gesteht seine Sünden und fleht dich an. Falls du ihm vergibst, ist dies eine Zurschaustellung deiner Größe und deins Ruhms. Falls du ihn wegschickst, wer sonst könnte ihm Gnade schenken?“ Wer sich seinen früheren Sünden für immer absagt und nun rückblickend wegen dieser Sünden leidet, lebt nach der wahren Bedeutung der Auswanderung. Wer die Grenzen des Erlaubten und Unerlaubten wie ein Mienenfeld betrachtet und sich davon fernhält, mit Hand, Fuß, Auge, Ohr, Mund und Zunge, der lebt nach der Bedeutung der Auswanderung für den Rest seines Lebens. Das gilt auch wenn er abgeschieden oder in Gesellschaft lebt.

Der wahre und bestimmende Wert jeder Handlung ist also nicht in der Materie zu suchen, sondern in der Absicht, die sie begründet. Wir dürfen also nicht den Fehler begehen, die von Gott gebilligten Handlungen, die wir von seinen Propheten und den spirituellen Größen unserer Religion für unsere geheimen privaten Zwecke arbeiten zu lassen. Wir müssen anfangen das zu sein, was diese Handlungen repräsentieren wollen. Erst und nur dann erblühen diese Rosen in unserem Herzen, in unserem Leben und in unserem Jenseits auf.

84 Es gibt Leute, die sich von der Sunna abwenden und nur nach dem Koran handeln möchten; was sagen sie dazu?

wir sehen, wie manche Menschen mit unzureichender Befähigung oder Kompetenz nur die im Qurʾān offenbarten göttlichen Gebote annehmen und die anderen grundlegenden Quellen der Religion (Sunna, Iǧmāʿ, Qiyās) ablehnen. Ihre Absicht ist es den Glauben der Gesellschaft zu schädigen und sie vom rechtmäßigen Glauben abzubringen. Sie akzeptieren den Qurʾān als einzige Rechtsschule und nehmen die Sunna des Propheten (s.a.s.) sowie die anderen Instanzen des Islams nicht ernst, dabei beachten sie die Überlieferungen, die ihnen zu Gute kommen und ignorieren die Überlieferungen, die ihnen nicht gefallen. So wie sie die hellhörigen Muslime nicht beirren können, so kriegen sie auch keinen Zuspruch von ihnen, das stünde ihnen auch nicht zu. Es ist bekannt, dass die Muslime den in dem Qurʾān offenbarten göttlichen Geboten Folge zu leisten haben, so haben sie auch den religiösen Geboten, die aus der Sunna des Propheten (s.a.s.) entspringen, Folge zu leisten. Die genannten Leute beachten dabei gar nicht, die nunmehr seit Jahrhunderten kanonisierte Literatur, verfasst von islamischen Gelehrten in den Bereichen der Exegese, der Überlieferung und der Rechtslehre um nur einige Teilbereiche zu nennen. Jener, der sich im Schatten des Qurʾān bewegend die Leute auf die falsche Fährte führen will, sollte wissen; so wie es unbestritten ist, dass der Qurʾān das Wort Gottes und die erste Quelle des Islams ist, so ist es auch unbestritten, dass die Sunna des Propheten (s.a.s.) die zweite Stütze und Quelle des Islams ist. Wer sich also denkt „der Islam besteht lediglich aus dem Qurʾān, also hören wir nur auf den Qurʾān und brauchen und sehen auch sonst nichts“, der hat die Rolle und Aufgabe des ehrenwerten Propheten (s.a.s.) nicht zu Genüge verstanden. Er ist es, der die Aufgabe hatte den Qurʾān in Wort und Tat auszulegen und damit ist er der erste und wichtigste Lehrer im Islam. Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) überliefert:

Mir wurde der ehrenwerte Qurʾān gegeben und mit ihm nochmal die selbe Summe (gemeint ist die Sunna) gegeben.

Wen auf seinem Sessel sitzend meine Überlieferung erreicht und dabei sagt 'wir haben das Buch Gottes, da entnehmen wir was verboten und erlaubt ist', der sollte wissen, was der Prophet Gottes (s.a.s.) als verboten deklariert gleicht dem, was Gott als verboten deklariert.

Einige der Gelehrten sagen Folgendes: Jede Bestimmung, die in der Sunna hinterlegt ist, hat ihren Ursprung in der ein oder anderen Form im Qurʾān. Die Sunna führt letztendlich zum Qurʾān. Die Sunna führt die wesentlichen Aussagen des Qurʾāns aus und erläutert die eventuell nicht verstandenen Stellen des Qurʾāns. So haben sich seit jeher manche Muslime in dieser Angelegenheit verirrt und haben sich und anderen geschadet.

Wir, ja Wir haben die Ermahnung hinabgesandt, und Wir werden sie gewiß bewahren. (15/9)

Neben dem Wortlaut ist auch die dem Wortlaut beiliegende Bedeutung unter Schutz gestellt. Die Gelehrten sind der Ansicht, dass dieser Schutz sich neben dem Qurʾān auch auf die Sunna bezieht. Dieser Vers bestärkt dies:

Und Wir haben zu dir die Ermahnung hinabgesandt, damit du den Menschen klar machst, was ihnen offenbart worden ist, und auf daß sie nachdenken mögen. (16/44)

Es geht hieraus hervor, dass der Prophet und der Qurʾān zusammen gedacht werden muss.

Und was der Gesandte euch zukommen läßt, das sollt ihr nehmen. Und was er euch verwehrt, davon sollt ihr euch fernhalten. Und fürchtet Gott. Gott verhängt eine harte Strafe. (59/7)

Elmalılı Hamdi Yazır erklärt in seiner Überlieferung diesen Vers:

Nimmt, was auch der Prophet (s.a.s.) gegeben hat, nimmt nicht, was er euch untersagt hat, tut nicht das, was er euch untersagt hat, fürchtet Gott und hütet euch davor den Gebote Gottes und des Propheten (s.a.s.) zu widersetzen, euer gegenseitiges Recht zu übertreten und das Heimatland zu verraten.

Wenn dem so ist, kann man den Qurʾān nicht ohne die Sunna und die Sunna nicht ohne den Qurʾān denken. Das Ignorieren oder Vernachlässigen einer dieser beiden Instanzen ist das Resultat eines Missverständnisses über den Islam und ein Fehltritt im Glauben. Wenn man so will, so könnte man sagen, der Qurʾān ist die Sonne und die Sunna gleicht den Strahlen der Sonne. Beides ist für uns notwendig und nicht von einander weg zu denken. So wie Gott mit den Rezitatoren des  Qurʾāns („ḥāfiẓ”) den Qurʾān bewahrt, so bewahrt Gott die Sunna durch die Gelehrten und den Überlieferungen.

85 Woher kommt die Herleitung von Befehlen eigentlich? Wie kann es sein dass es so viele Auslegungen gibt?

viele der Gesichtspunkte in der Fragestellung drehen sich um die Auslegung des Qurʾān und dass dieser im geschichtlichen Kontext ausgelegt werden müsste, da er deutlich auf geschichtliche Ereignisse zurück zuführen sei. Das ist keine neue Meinung in der Diskussion. Denn die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Islam, hauptsächlich im Rahmen der Islamwissenschaft beschäftigt sich schon seit jeher mit diesen Fragen und es bilden sich verschiedene Unterdisziplinen heraus. Eine dieser Disziplinen die  vielleicht interessant sein könnte ist der "Asbāb an-nuzūl" also die Umstände/Gründe der Überlieferung. Hier wird überprüft und näher bestimmt, welches Ereignis etwa der Anlass für die Sendung war. Eine weitere Disziplin ist die "al-ʿĀmm wa-l-khāṣṣ" also die Generalität und die Spezialisierung. Hier wird untersucht wie weitreichend und allgemein ein Gebot im Qurʾān ist, oder ob dieser auf etwas spezifisches hinweist. Hier treten dann auch wieder historische Kontexte für die Betrachtung auf, diese haben zweifelsohne also ihren Platz im Diskurs um die Auslegung des Qurʾān. Unter diesen wissenschaftlichen Disziplinen und unter dieser Sensibilität haben wir eine wahre Füllmenge an Interpretationen und Auslegungen. Dies zeugt nur weiter davon, welch unerschöpfliche Quelle der Qurʾān eigentlich ist. Auch dies ist eine Disziplin oder ein Forschungsobjekt der Islamwissenschaft. Der "Iʿǧāz al-Qurʾān" also die Unnachahmlichkeit des Qurʾān beschreibt dogmatisch-theologisch, dass der Qurʾān sprachlich sowie inhaltlich unübertroffen ist und folglich nicht von Menschenhand abstammen kann, also in sich ein zeitloses Wunder darstellt. Hier sind auch historische Kontexte interessant, da die alten Araber vor allem in der Schrift und in der Rhetorik sehr weit waren. Die arabischen Dichter der damaligen Zeit waren hoch angesehen und folglich wurden sie vom Qurʾān herausgefordert. Sie unterlagen ihm jedoch. Es wäre wohl nicht falsch zu behaupten, das rhetorische Niveau zur damaligen Zeit war höher als zur heutigen Zeit, wodurch die Unnachahmlichkeit des Qurʾān aus dem historischem Blick nochmal ein gewisses Gewicht bekommt. Der Qurʾān und die Beschäftigung damaliger Gelehrten und Theologen war also weitaus wissenschaftlicher als man heute denken mag, wenn man sich die heutige islamische Gemeinde anschaut. Es ist in dem Sinne erwähnenswert dass die Hochkultur und die Blütezeit des Islam mit der intensiven und kritischen Auseinandersetzung mit dem Qurʾān einher geht. Als man sich allmählich mit dieser intensiven und wissenschaftlich kritischen Auseinandersetzung des Quran entfernte, kam auch die Hochkultur des Islam abhanden. Siehe heute.

Man kann den Text nun schier unendlich auslegen oder debattieren kann. Rein theoretisch ist dies auch der Fall, denn der Qurʾān ist eine Offenbarung, die an alle Menschen gerichtet ist und daher niemanden als Leser ausschließt. Jeder Leser liest letztendlich aber auch anders. Der Islam ist auch kein starres von oben aufgezwungenes Konstrukt oder eine Gesetzgebung. Der Islam bietet dem Individuum unter gewissen Rahmenbedingungen die Entfaltung, denn der Islam ist eine Offenbarungsreligion, die aber den Verstand nicht ignoriert. Vor allem ist der Islam auch keine Religion, die die Menschen zu etwas was ihnen möglich ist, zwingen würde. So spricht man in wissenschaftlichen Kreisen auch oft davon, dass es "den einen Islam" nicht gäbe, da die islamische Welt eine solch große kulturelle Vielfalt aufweist. Der Islam in Pakistan kann sich mitunter vom Islam in Istanbul unterscheiden.

Jetzt kann man sich sicher fragen, wenn dem denn so sei, woher kann man überhaupt Anleitungen zur Praxis entnehmen und wie sollte man sich auf diese verlassen können? Im Islam gibt es vier Rechtsquellen diese sind der Qurʾān und die Sunna als primäre Quellen und der Konsens (Iǧmāʿ) und der Analogieschluss (Qiyās) als sekundäre Quellen. Die damaligen Gelehrten zeichnen sich durch eine beispiellose Frömmigkeit und einen überragenden Intellekt aus. Ein Gelehrter wie "Elmalili" Muhammed Hamdi Yazir ist neben seiner intensiven theologischen Ausbildung z.B. auch in anderen Disziplinen so versiert, dass er die dortige Primärliteratur in der jeweiligen Sprache überaus gut beherrscht und sogar in der jeweiligen Sprache Kritik dazu verfassen kann. Daher haben diese in der islamischen Welt allgemein einen hohen Stellenwert und eine hohe Autorität. So sind diese Gelehrten, die sich mit kaum was anderem in ihrem Leben beschäftigen, dazu in der Lage solche Diskussionen zu führen und den Qurʾān auszulegen. Ihre Lehrmeinungen werden mehrheitlich anerkannt, da ihnen eine intensive Arbeit beiwohnt, sie eine hochgradige Kompetenz aufweisen und ihre Lehrmeinung mehrheitlich positiv rezipiert wird. Diese Mechanismen kennen wir aber auch aus unseren sozialen Gefügen. Wenn wir etwas über Quantenphysik erfahren wollen, wenden wir uns an den Professor der Physik in einem Institut und nicht dem Verkäufer am Kiosk. Falls beide was Unterschiedliches behaupten würden, würden wir tendenziell dem Professor glauben schenken, da er aus diesem Fachbereich kommt und folglich mehr weiß als der Kiosk-Verkäufer. Warum sollte sich dies in theologischen Belangen anders verhalten? So gibt es im islamischem Rechtswesen den Bereich des "Fiqh" also der Rechtslehre. Hier gibt es traditionell 4 Rechtsschulen, die aus den Offenbarungen und den Geboten Anleitungen für die Praxis entnehmen und hier Fragen klären. Welche Zustände heben z.B. den Zustand des Fastens aus? Dies wäre eine Frage für diesen Bereich. Weiter gibt es den Bereich der "ʿUṣūl al-fiqh" also den Quellen der Rechtslehre. Hier beschäftigt man sich damit, wie man überhaupt zur Rechtsfindung kommen kann und welche Quellen oder Methoden dafür in Frage kommen. Es gibt kaum eine Frage die hier noch nicht behandelt wurde, so weist der Islam ein sehr ausgeprägtes Rechtswesen vor und so gut wie alle Fragen zur Praxis wurden oder werden institutionell beantwortet.

Was passiert aber, wenn man all dies und die daraus hervorgegangene Arbeit einfach ignoriert und stattdessen auf eigener Faust etwas deklariert? Das Potenzial eine falsche Entscheidung zu treffen ist wesentlich größer. Sport ist z.B. für viele ein Hobby und sogar auch ein Lebensstil oder der Beruf. Sport ist dabei auch etwas, was man im positivem Sinne für die körperliche und mentale Gesundheit tut, somit kann der Islam dies befürworten. Der Muslim ist aber primär immer Muslim, andere soziale Rollen wie etwa "Vater", "Sohn" oder "Arbeitsgeber" sind immer Anhängsel. Der Muslim ist nämlich zu jeder Zeit in der Audienz Gottes und hat seine Pflichten zu befolgen. Der Muslim kann also wegen eines Beschlusses auf dem Arbeitsplatz nicht einfach seinen Glauben an der Tür aufhängen und seine Pflichten ignorieren. Nur Extremsituationen, die die Existenz der Menschen gefährden, wie z.B. eine Kriegssituation erlaubt es Pflichten auf ihr Minimum zu fahren. Andere Situationen aufgrund derer der Mensch schlicht nicht dazu in der Lage ist (z.B. gesundheitliche Behinderungen) haben eine ähnlichen Konsequenz. So ist es durchaus als absurd zu benennen, dass man aus dem Qurʾān heraus dafür argumentieren wollte, für ein Fußballspiel seine religiösen Pflichten zu vernachlässigen. In der Realität käummt das aber häufiger mal vor.

Wir wollen aber zum Schluss noch auf einen anderen Punkt hinweisen: Der Mensch ist fehlerhaft. Dem Menschen wurde das Potenzial zu fehlerhaftem Verhalten gegeben. Es geht nämlich nicht darum, dass man ein fehlerfreies Leben lebt und immer die exakt richtigen Entscheidungen trifft. Islam wird oft mit Hingabe übersetzt und das ist das wichtigste und zugleich einzige Element um ein Muslim zu werden. Wenn man sich wahrhaftig und reinem Herzens zum islamischen Glaubensbekenntnis bekennt, ist man ein Muslim. Wie sich dieser Muslim dann verhält und was er sagt oder tut entscheidet dann darüber, was für eine Art Muslim er sein wird. Auch der Schüler ist sobald er in der Schule formal eingeschrieben ist, ein Schüler dieser Schule. Erst sein Verhalten wird darüber Auskunft geben können was für ein Schüler er ist, den Status des Schülers hat er aber trotzdem. So kann es gute Muslime geben und auch schlechte. Man kann auf aufrichtige Muslime treffen und auf trügerische oder gar Hochstapler. Dies sind allerdings Fehler der Menschen und nicht des Islams.

Man sollte daher immer zwei Ebenen zusammen zu führen. Sie sollten sich einmal die dogmatisch-theologische Ebene vor Augen führen und einmal die faktisch vorhandene also die praktisch ausgeübte Ebene. Eine isolierte Betrachtung einer Ebene, ohne dabei die andere Ebene zu berücksichtigen kann jedoch zu Unstimmigkeiten und logischen Blockaden führen.

86 Was mache ich wenn ich in der Schule oder Universität nicht beten darf?

wir wollen diese Frage in drei Aspekte gliedern und entsprechend beantworten.

Der religiöse Aspekt:

Es ist nicht akzeptabel das ein Student für die Schule/Uni sein Pflichtgebet außer Acht lässt. Es gibt keine zulässige Entschuldigung für das Auslassen des Pflichtgebets. Es gibt in der Rechtslehre nur einige wenige Zustände, die mehr oder weniger eine Befreiung vom Pflichtgebet ermöglichen. Selbst im Krieg musste man die Pflichtgebete einhalten, so die islamischen Quellen. Der Schüler muss die Gebetszeiten im Auge behalten und wenn möglich sollte er schon seine Gebetswaschung gemacht haben, damit er zumindest den Pflichtteil des Gebetes verrichten kann. Dabei ist es zulässig, dass der Schüler bei passender Gelegenheit das Gebet verrichtet, auch wenn die Lehrer das nicht mitbekommen. Das Nachholen eines Gebets ist zwar möglich, aber auch an legitime Gründe gebunden. Sofern möglich sollte das Gebet verrichtet werden. Ein nachgeholtes Gebet ist nicht gleichrangig mit einem pünktlich verrichtetem Gebet.

Der gesetzliche Aspekt:

In Deutschland herrscht sowohl Religionsfreiheit als auch Schulpflicht. Das heißt, jeder Mensch in Deutschland darf seine Religion frei ausleben. Jeder Mensch muss aber auch bis zu einem gewissen Alter die Schule besuchen. Die Verwaltung der Schule ist Ländersache. Die einzelnen Bundesländer regeln also ihren schulischen Betrieb. So kommt es innerhalb der Schullandschaft zu unterschiedlichen Handhabungen in manchen alltäglichen Fragen. Bezogen auf das Beten in der Schule gibt es keine umfassende und überall gleich wirkende Handhabung. Während man sich auf die Religionsfreiheit berufen kann und somit auch auf die Möglichkeit des Gebets, kann eine Schule auch die Unterrichts- bzw. Schulpflicht in den Vordergrund stellen und sich gegen eine Befreiung des Unterrichts für den Schüler aufgrund religiöser Befindlichkeiten. Häufig wird vor Ort eine pragmatische Lösung im Dialog gefunden. Die Schule und die Universität sind als Ort dahingehend vergleichbar, dass es an beiden Standorten eine Hausregel gibt und eine Erwartungshaltung an das Verhalten. Es ist also durchaus möglich, dass die Regularien vor Ort und das Gesetz hinsichtlich der Verrichtung des Gebets zwei verschiedene Sprachen sprechen. Daher ist der Dialog auch in der Universität eine gute Strategie. 

Der soziale Aspekt:

Viele Dinge innerhalb der Schule lassen sich innerhalb der zwischenmenschlichen Beziehungen regeln und oft findet man im Dialog eine Lösung mit der alle Parteien leben können. Als Schüler könnte man Vorkehrungen treffen und mit den Lehrern reden. Für das Gebet braucht es nicht viel; eine kleine Fläche die sauber genug ist und in der man für einige wenige Minuten relativ ungestört ist. Sogar eine Besenkammer würde z.B. dafür reichen. Da es innerhalb der Schulstunden immer kleine und große Pausen gibt und die Gebetszeiten in Zeitfenstern stattfinden, lässt sich eigentlich immer ein Moment finden, wo man das Gebet verrichten kann, ohne irgendwo zu fehlen. Wichtig ist dabei der Dialog mit dem Schulpersonal bzw. dem Lehrer. Denn die Schule muss sicherstellen, dass der Schüler sich nicht außerplanmäßig von dem Schulgelände und dem Unterricht entfernt. Die Schule muss auch möglichst alle Wege und Möglichkeiten dazu eliminieren. Es kann durchaus sein, dass mal Schüler die Religion missbrauchten und religiöse Befindlichkeiten angaben, nur um diese dann für eigene Zwecke auszunutzen. Vielleicht hat ein Lehrer so eine Erfahrung gemacht und ist dem Pflichtgebet abgeneigt, weil er den Schülern nicht vertrauen kann. Außerdem kennen Nichtmuslime das Pflichtgebet und dessen Ablauf sowie Bedingungen in der Regel nicht. Ohne das Einverständnis der Lehrer zu agieren kann also zu Irritationen und Missverständnissen führen. Oft gelingt es gut, den Lehrer zu schildern, warum das Gebet unabdinglich ist, wie es abläuft und dass dabei keinerlei Probleme für die Schule bzw. den schulischen Ablauf auftauchen, wenn man dem Schüler nur ein wenig entgegenkommt. Der Dialog mit dem Lehrer kann also auch Vorurteile abbauen und Vertrauen erwecken, da der Schüler damit zeigt, dass er an eine Lösung für beide Seiten interessiert ist und die Sache ernst nimmt. Oft findet man dann auch entsprechende Lösungen.

Wenn es nicht klappt, also die Schule sich gegen einen stellt:

Als Schüler kann man sich darauf berufen, dass die Schule zwingend ist und somit hat man keine weiteren Optionen mehr. In diesem Fall kann man das Gebet nachholen. Man kann auch das Gebet ohne Zustimmung mit entsprechender Vorkehrung innerhalb der Gebetszeit verrichten, sofern das nicht weiter negativ auffällt. Beide Lösungen sind zwar nicht ideal, aber aus religiöser Sicht zulässig und lösen somit das Problem. Ideal ist es stets den Dialog zu suchen und Konflikte im Vorfeld zu beseitigen. Als Student ist man in der Regel ein wenig flexibler mit seiner Zeit und kann vielleicht vorausschauend planen. Aber auch hier sollte man das Gebet nicht als Projektionsfläche für Konflikte benutzen und dabei sogar das Image einer sturren und unrealistischen Religion hinterlassen. Schöner wäre es wenn man durch Kompromissfähigkeit und Dialogkompetenz das Image hinterlässt, dass die Muslime ihre Gottesdienste ernst nehmen aber gleichzeitig und gerade deswegen feinfühlig und sensibel mit ihrem Umweld umgehen.

 

87 Ist es verboten (ḥarām) durch das Verbreiten und Lehren von religiösen Inhalten (tablīġ) im Internet oder im TV Geld zu verdienen?

Handlungen wie das Vorbeten als Imām, die Tätigkeit als Müezzin oder das Vermitteln religiöser Inhalte wie etwa ein Religionslehrer gelten gleichzeitig als Gottesdienste (ʿIbādāt) und dürfen im Eigentlichen nicht finanziell entlohnt werden.

Früher verpflichtete sich die entsprechende örtliche Regierung den Unterhalt derer zu übernehmen, die derartige Tätigkeiten ausüben (nicht im Sinne einer Entlohnung der Tätigkeit, sondern eher im Sinne einer Sozialleistung). Später wurden derartige Unterstützungen durch die Regierung(en) unterbrochen, sodass die im Bereich derartiger freiwilliger Dienste tätigen Menschen teilweise gezwungen waren, ihre Zeit für den Verdienst ihres Lebensunterhaltes zu nutzen.

Dies führte wiederum zu einer Vernachlässigung öffentlicher religiöser Dienste und Studien. Unter Berücksichtigung der Umstände, welche sich in dieser Angelegenheit mit Blick auf früher änderten, sprachen sich spätere Rechtsgelehrte dafür aus, dass die Entlohnung der oben erwähnten Tätigkeiten erlaubt sei. Mit Entlohnung ist an dieser Stelle eigentlich gemeint, dass derjenige der eine Leistung erbringt von jenen entlohnt wird, denen er einen Dienst erwiesen hat, also beispielsweise ein Richter der von beiden Parteien entlohnt wird, ein Koranlehrer der von seinen Schülern entlohnt wird oder ein Imām, der von der Gemeinde entlohnt wird.

Heutzutage ist es eher so, dass der jeweilige Dienstleister nicht von denen entlohnt wird, die den Dienst erhalten, sondern auf anderem Wege – etwa durch den Staat oder dem entsprechenden TV-Sender – entlohnt werden. Folgende Klausel kann formuliert werden was das Verbreiten und Verkünden religiöser Inhalte (welche im Eigentlichen als fard al-kifāya, also als gemeinschaftliche/kollektive Pflicht gelten) im TV angeht, bei der die jeweilige Person auch die Erfüllung dieser Pflicht zur Absicht hat: Solange die Person nicht das Geld beziehungsweise die finanzielle Entlohnung zur Abischt hat, sondern auch ohne Geld die Erfüllung der jeweiligen Tätigkeit anstreben würde, sollte es erlaubt sein von einer dritten Quelle (wie etwa dem Staat oder einem TV-Sender) entlohnt zu werden.

88 Tritt ein Muslim, der das Nouruz-Fest feiert, aus dem Glauben?

Naurūz bedeutet so viel wie "neuer Tag" und steht in diesem Zusammenhang für das Neujahrfest im iranischen Kulturraum.

Naurūz (oder auch Nouruz/Newroz) ist der Tag, an dem die Sonne nach astronomischen Berechnungen in das Tierkreiszeichen des Lamms eintritt, welches im gregorianischen Kalender den 22. März darstellt. Heute ist der Beginn des Frühlings als ein Tag bekannt, an dem Pflanzen auf der Erdoberfläche wachsen, die Bäume gedeihen, die Tiere aus ihren Hügeln kommen und Vögel aus ihren Nestern kommen um die Welt in Euphorie zu versetzen. Heute wird es immer noch im Iran und im Irak als Feiertag gefeiert.

Da Naurūz keinen religiösen Ursprung hat, wird es als eine Art "Feierlichkeit betrachtet" an dem die Geschöpfe Gottes die Erde wiederbeleben. Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, wie und wo diese Feierlichkeiten erstmal zeremoniell ins Leben gerufen wurden. In einigen Erzählungen nach denen auch Gott die Welt und Adam an diesem Tag erschuf, wird folgendes erzählt:

Dschamschid von den iranischen Sultanen, mochte Aserbaidschan, nachdem er um die Welt gereist war und richtete dort einen Thron ein, zog sich dann ein prachtvolles Gewand an, legte sich eine Krone auf und setzte sich auf den Thron. Als die Sonne aufging, spiegelte sie sich in der Krone und es wurde somit hell im Raum. Die Leute liebten diesen Tag, indem sie einen Tag des Glücks zählten und sie kennzeichneten ihn als Naurūz. Sie führen ein großes Festival durch und wiederholen diese Zeremonie jedes Jahr danach. "Naurūz-l-hassa" ist sechs Tage später als "Naurūz" angesiedelt. An diesem Tag saß Dschamschid auf dem Thron und sagte zu seinen Delegierten: Gott der Allmächtige hat uns alle aus dem nichts erschaffen, und mit Verstand über allen Tieren auserwählt. Aus diesem Grund sollten wir uns mit dem sauberen Wasser waschen um uns in notwendiger und würdiger Reinheit Gott in Dankbarkeit niederzuwerfen. Danach will ich, dass ihr diesen Tag stets in dieser Sitte beherzigt. Durch die Annahme dieser Bitte von Dschamschid wurde diese Feier jährlich durchgeführt und die sechs Tage zwischen zwei Naurūz wurden zur Feier für das Volk. An diesem Tag wird der König die Wünsche aller erfüllen und die Menschen erfreuten sich an den Festlichkeiten. Später wurde diese Tradition bei den Seldschuken und Osmanen fortgesetzt. Osmanische Dichter verfassten hierfür sogar Lobeshymnen und Poesie, wie sie es auch für andere besondere Anlässe taten. Sie präsentierten ihre Werke als "Nevruziye" den Herrschern, welche ihnen im Gegenzug dafür Präsente gaben. Auch wurde in der Zeit der Osmanen zu diesem Zweck eine besondere Süssspeise vorbereitet und an das Volk, sowie im Palast verteilt. (Osmanlı Tarih Deyimleri ve Terimleri Sözlüğü, II/688-89.)

Auch in einigen Regionen der Türkei wird dieser Tag zelebriert.

„Bediüzzaman“ Said Nursi räumte diesem Tag eine besondere Bedeutung ein. Muhsin, einer der Schüler von Nursi, sagt dazu folgendes: 

Unser Lehrmeister wanderte gerne, besonders in den Frühlings- und Sommermonaten. Er betrachte die Schöpfung in einer Art Gottesdienst und gedenkte dabei den Schöpfer in tiefster Spiritualität. Am Naurūz in Istanbul nahm er uns mit. Er erzählte uns von der Bedeutung des Naurūz mit den Worten, "Heute ist der Feiertag der Schöpfung". Im Dorf gab er den Hunden ein Stück Brot und sagte: "Heute hat sogar dieser Hund ein Anteil an diesem besonderen Tag. Der Frühling ist der Feiertag der Schöpfung. Wir werden auch an ihren Freuden teilnehmen. "Dies war ein sehr freudiger Tag. (Son Şâhitler, I/218.)

Nursi sah den Naurūz als einen wundervollen Beweis für die Wiederauferstehung im Jenseits, da der Frühling, der Erde neues Leben einhaucht, die Tiere wieder auftauchen und die totgeglaubte Pflanzenwelt zu neuem prächtigen Leben kommt.

Hier ist ein Beispiel:

Wir sehen im Frühling wie in fünf oder sechs Tagen kleine und große Tiere und Pflanzen atmen und abertausende extravagante Pflanzenarten sprießen. Alle Bäume, Wurzeln, Kräuter und einige der Tiere werden ähnlich belebt. Jedoch sind die Samen mit sehr geringen Unterschieden in der Substanz und so vermischt, dennoch so perfekt getrennt, dass sie in perfekter Ordnung, Größe und Geschwindigkeit binnen sechs Tagen oder Wochen erblühen. Es ist unmöglich zu sagen, dass ein Schöpfer, welcher diese Werke vollbringt, dabei Schwierigkeiten haben kann; die Himmel und die Erde in sechs Tagen zu schaffen und die Menschen mit einem Ruf wieder versammeln soll, er nicht vermag,, Gott bewahre vor solchen Irrglauben! (Sözler S. 50)

Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt und mit dem Licht des Glaubens den Frühling und die Kreaturen, so kann man Naurūz wie auch den Frühling als etwas Festliches ansehen. Selbst wenn es aber gefeiert werden soll, dürfen wir die Gebote und Verbote der Religion nicht überschreiten. Der Naurūz rechtfertigt also keine Handlungen, die an anderen Tagen nicht zu rechtfertigen sind. Es is also möglich diesen Tag freudvoll zu genießen allerdings darf es dabei niemals zu ausschweifenden und unsittlichen Verhaltensweisen kommen.

In diesem Sinne erinnern wir auch:

Fasten am Naurūz wird missbilligt. Da diesem Tag keine speziell religiöse Bedeutung zugemessen werden kann, ist es auch nicht genehmigt, hier zu fasten. Wenn dieser Tag mit dem Ramadan zusammenfällt fastet man, da das Fasten am Ramadan eine Pflicht ist.

89 Soll man Gott lieben oder ihn fürchten?

in der islamischen Religion ist die Gottesfurcht proportional zur Gottesliebe.

Ein Gläubiger, der sich vor der Qual Allahs fürchtet, wird Zuflucht in seiner Barmherzigkeit suchen. Genau wie ein Kind, das vor der Ohrfeige  seiner Mutter Angst hat und Zuflucht in ihrer Barmherzigkeit findet. Gott drückt aus, dass er in einigen Angelegenheiten die entsprechenden Menschen bestrafen wird. Das dient dem Zweck dass, sie einen höheren Rang im Paradies erhalten sollen indem sie vor den verbotenen Handlungen zurückschrecken. Dies ist vergleichbar mit einem sorgevollen Vater, der sein Kind diszipliniert, damit es in Zukunft bessere Bildungschancen erhält. Entgegen dem Wunsch des Kindes, welches nur spielen will, aber nicht versteht, wie wichtig seine Bildung und seine Noten später mal werden, leitet der Vater Nachhilfestunden ein oder droht mit Konsequenzen bei versäumten schulischen Pflichten. Augenscheinlich wird das Kind drangsaliert aber in Wahrheit fördert der gewissenhafte Vater das Kind und wappnet es für eine bessere Zukunft.

Gott deklariert auch, dass er sehr vergebend und barmherzig ist nach seiner Strafe für seine Diener, damit seine Diener nicht in Verzweifelung verfallen und dass diejenigen, die umkehren und Buße tun, von dieser Bedrohung befreit sind.

Einige Verse zu diesem Thema:

Damit Allah den Wahrhaftigen ihre Wahrhaftigkeit vergelte und die Heuchler strafe, wenn Er will, oder sich ihnen Reue-Annehmend zuwende. Gewiß, Allah ist Allvergebend und Barmherzig. (33/24)

(Das ist so,) damit Allah die Heuchler, Männer und Frauen, und die Götzendiener, Männer und Frauen, straft und sich den Gläubigen, Männern und Frauen, ReueAnnehmend zuwendet. Allah ist Allvergebend und Barmherzig. (33/73)

Allah wird euch nicht für etwas Unbedachtes in euren Eiden belangen. Jedoch wird Er euch für das belangen, was eure Herzen erworben haben. Allah ist Allvergebend und Nachsichtig. (2/225)

ewig darin zu bleiben. Die Strafe soll ihnen nicht erleichtert noch soll ihnen Aufschub gewährt werden, außer denjenigen, die nach alledem bereuen und verbessern, so ist Allah Allvergebend und Barmherzig. (3/88-89)

die Strafe wird ihm am Tag der Auferstehung vervielfacht´, und ewig wird er darin in Schmach bleiben, außer demjenigen, der bereut, glaubt und rechtschaffene Werke tut; jenen wird Allah ihre bösen Taten gegen gute eintauschen; und Allah ist stets Allvergebend und Barmherzig. (25/69-70)

 

90 Wo finde ich das salat al tafriciyya Gebet auf deutsch?

wir haben das Gebet aus dem Türkischem entsprechend übersetzt und so sieht unser Übersetzungsversuch aus:

Ya Allah (c.c.) wir beten dich an unseren ehrenwerten Propheten (s.a.s.) vollkommenen Segen, Barmherzigkeit, Frieden und Wohlstand zu geben. Er ist der Prophet zu dessen Ehren Knoten aufgehen, Schwierigkeiten und Flüche entweichen, zu dessen Ehren Bedürfnisse und Notwendigkeiten erledigt werden. Sie erfüllen ihren Zweck zu seinen Ehren und zu seinen Ehren erhhält man schöne Ergebnisse. Seinem Antlitz zu Ehren erbittet man den Regen aus den Wolken, ya Allah (c.c.) segne seine Familie, Nachfahren und Gefolgsleute zu jedem Moment wo man mit einem Auge blinzeln kann und atmen kann (also jede Sekunde) so oft, wie es Geschöpfe gibt, die dir bekannt sind.    

91 Was muss ich tun wenn mein Iman (Glaube) schwach ist und ich im Herzen schon eine Kälte spüre?

der Glaube ist ein Licht, ein Geschenk Gottes. Aber gleichzeitig ist es auch eine Tugend die ständig aufgefrischt werden muss. Es gibt konkrete Möglichkeiten um den Glauben zu stärken:

Das erste und wichtigste ist, im Rahmen des Koran und der Sunna die Glaubensbekenntnisse zu erlernen und zu verstehen.

Das zweite wäre kontinuierlich zu versuchen gute Taten zu vollbringen, sich von Sünden Fern zu halten und sein Herz mit guten Eigenschaften zu schmücken sowie seine Triebseele ("nafs") zu bändigen zu bereinigen um so in der geistigen Ebene voran zu kommen. Das Stichwort an dieser Stelle lautet Taqwā. Was bedeutet Taqwā? Kurz gesagt, bedeutet es Ehrfurcht vor Allah, Enthaltung von der Sünde, das Vermeiden von Handlungen, Verhalten, Gegebenheiten und Wörtern, die nicht seinem Wohlgefallen entsprechen. Sein Wohlgefallen zu erlangen ist das höchste Ziel, diese zu verlieren die größte Furcht. Demgemäß wird nach diesen Handlungsmustern die Überlegenheit und die damit verbundene Tugend eines Menschen bestimmt. Dabei wird dem Geschlecht keine Achtung beigemessen. Taqwā ist also mehr als eine konkrete Tat. Vielmehr ist es eine geistige Haltung die der Diener gegenüber seinem Schöpfer einnimmt.

Der Verlauf dieses Jahrhunderts macht diesen zweiten Weg jedoch ziemlich schwierig. Die Menschen leben heutzutage in rasanter Geschwindigkeit, sie arbeiten viel und haben wenig Zeit für sich und ihre Spiritualität. Dazu kommt, dass unsere Sinne und unsere Wahrnehmung täglich von Informationen regelrecht überflutet wird und wir kaum noch Zeit und Ort finden, wo wir mit unseren Gedanken alleine sind.  Aus diesen Grund ist es äusserst wichtig, die Werke zu lesen, die den Glauben so stärken das er vollkommen ist. Man muss sich also mit der Religion wie eine Art Studium auseinandersetzen und recherchieren. 

Aufgrund der Eigentümlichkeit dieser Epoche ist es Pflicht geworden, neben der Theologie auch sich die Naturwissenschaften anzuschauen. Denn so wie die Theologie und die Kenntnis über Gott das Licht des Herzens ist, so sind die Naturwissenschaften und logische bzw. rationale Argumentationen die Sprache der Zeit. 

Man kann also sagen, dass man an drei zusammenhängende Aspekte denken muss, wenn man über den Glauben redet;

- Das Herz: Den Glauben erneuern und reinigen durch Buße

- Der Verstand: Das Gehirn mit Wissen füttern und trainieren, sowie kritisch zu reflektieren

- Der Geist: Die religiösen Pflichten und Gebote einhalten, die Gottesdienste regelmäßig einhalten und in den Alltag einbetten

Durch eine Anstrengung und eine Entwicklung in allen drei Bereichen wird man einen Glauben haben, der über die ledigliche Theorie hinausgeht und auch den Alltag positiv lenkt sowie gestaltet. 

92 Darf man als Moslem in die Bundeswehr?

zunächst müssen wir wissen dass eine Person eine Staatsbürgerschaft benötigt um einem Land anzugehören. Der Staat sowie der Bürger haben gegenüber einander Pflichten und Rechte. Diese Pflichten und Rechte werden mit dem Abkommen zwischen den beiden festgehalten. Auch ein Muslim hat somit eine Form des Eids abgelegt in dem er die Staatsbürgerschaft angenommen  hat. Der Islam ermahnt einen stets seine vertraglichen Pflichten einzuhalten. Dazu kann man auch zwei Verse anbringen:

 

Und haltet den Bund Allahs, wenn ihr einen Bund geschlossen habt, und brecht nicht die Eide nach ihrer Bekräftigung, wo ihr doch Allah zum Bürgen über euch gemacht habt. Gewiß, Allah weiß, was ihr tut. (16/91)

O die ihr glaubt, haltet die Abmachungen! (5/1)

 

Der Muslim muss demnach sein Versprechen halten und sollte sein soziales Leben im Einklang mit den Gesetzen des Landes ausleben. Anderenfalls würden ihm wie auch jeden anderen Staatsbürger Strafen drohen.

Es ist natürlich legitim, dass der Muslim sein Hab und Gut verteidigt und auch dafür kämpft. Mit der Verteidung des Landes verteidigt er auch die Werte und die Gesellschaft. Er verteidigt damit die Menschen. Wenn er in diesem Dienst stirbt gilt er als Märtyrer, so gängige Meinungen der Gelehrten.

Sollte dieser muslimische Soldat gegebenenfalls in ein anderes Land fliegen um eine Gräueltat zu verhindern und dabei sterben so gilt er ebenfalls als Märtyrer, denn Allah verabscheut die Grausamkeit auf der ganzen Welt. Und Allah verlangt von den Gläubigen solche Taten zu verhindern.

Nun sind das theoretische Ausgangspunkte und es kommen zwei Fragestellungen auf;

Was macht man wenn der Staat und die Gesellschaft in der man lebt nicht wirklich im Einklang mit dem Islam lebt?

Für den Einzelnen gilt es zunächst zu sagen, dass man trotzdem der staatlichen Ordnung folgt. Einzig in solchen Momenten wo der Staat diktatorisch von seinen Bürgern etwas verlangt was im direkten Widerspruch zu dem Willen Allah's steht. Ibn ʿUmar überliefert:

Den (Staats-)Oberhäuptern Folge zu leisten ist eine Verpflichtung solange sie nicht Ungehorsam gegenüber Allah fordern. Dann hat man ihnen nicht mehr Folge zu leisten. (Sahih Bukhari 2796) 

Der Einzelne beachtet also solange die Regeln und Gesetze bis sein Glauben angegriffen wird durch eventuelle Forderungen. In diesem Punkt bzw. in solchen Situationen hat der Wille und die Forderung Allah's Vorrang, da sonst keine Vereinbarkeit mehr bestet.

Was macht man wenn man etwas tun muss, was eher schädlich für mich und andere Muslime wäre? So etwas würde doch in einem Kriegsgebiet sicher vorkommen?

Es gibt das allgemeine Prinzip des "leichteren Übels". Damit ist (kurz gefasst) gemeint, dass wenn man zwei unausweichlichen schlechten Dingen gegenüber steht, man das kleinere Übel auswählen soll. Mit schlechten Dingen ist an dieser Stelle all Jenes gemeint, was nicht religiös betrachet erlaubt ist. Einzig und allein wenn Zwang besteht, darf man eine Sache machen, die man sonst religiös nicht machen dürfte wie z.B. Schweinefleisch zu essen, weil sonst der Hungertod drohen würde. Damit dieses Prinzip jedoch in Kraft treten kann muss man "unausweichlich" an dieser Stelle wörtlich nehmen. Es darf also gar keine weitere Option mehr im Raum stehen. Wenn man also etwas Anderes machen/aussuchen kann, was nicht religiös gesehen verwerflich ist, kann man dieses Prinzip nicht mehr nutzen. (Vgl. Mecelle MD. 21-29)  

93 Ist die Entwicklung von Videospielen haram?

auf Computern, Smartphones und ähnlichen Geräten werden digitale Spiele gespielt. Manche Spieler dieser Videospiele entwickeln eine starke Sucht und werden abhängig. Weil Abhängigkeiten zu ernsten gesundheitlichen Folgen führen können, werden noch heute nach effizienten Therapien gesucht um süchtigen Menschen zu helfen. Selbstverständlich führt nicht jedes Videospiel bei jedem Spieler gleich zu einer Sucht. Deswegen ist die sich entwickelnde Abhängigkeit nicht auf das Spiel - sondern auf den Spieler selbst zurückzuführen. Videospiele werden weltweit gespielt und wirken sich oftmals negativ, durch bestimmte Szenarien und Figuren, auf die Spieler aus. Deswegen können derartige Videospiele, zu Gunsten der schlechten Absichten der Spieler, ausgenutzt werden.

Aus dieser Perspektive betrachtet, ist die Entwicklung von Videospielen welche keinen negativen Einfluss auf materielle und spirituelle Gegebenheiten des Spieler haben und evtl. sogar einen positiven Effekt auf den Iman eines Menschen haben, zwangsläufig erforderlich. Selbst wenn solch ein positiver Effekt ausbleibt und ein entwickeltes Videospiel nicht gegen islamische Richtlinien verstößt (also neutral ist), bringt es wirtschaftliche Vorteile mit sich (erhöhter Export, verringerter Import, stabilere Währung).

Ist sich ein Muslim als Spieler eines Videospiels bewusst, dass er seinen religiösen Pflichten weiterhin mit Ernsthaftigkeit und Disziplin nachzugehen hat und sich selbst davor hütet eine Sucht zu entwickeln bzw. zu viel Zeit in das Spielen zu investieren, kann das Entwickeln von Videospielen nicht als verboten eingestuft werden.

Wie in vielen Dingen ist also auch hier die Absicht und das Gewissen der Kompass. Auch wenn eine Sache selbst nicht direkt verboten ist, kann sie trotzdem Schaden hervorrufen. Als Mensch dürfen wir nicht vergessen, dass wir Diener Gottes sind und müssen uns dementsprechend würdig verhalten. Was hält man von einem Diener der nie da ist und seinen Aufgaben nicht nachkommt, weil er immer mit seinen privaten Angelegenheiten beschäftigt ist? So ähnlich würde es sich verhalten, wenn man das kostbare Kapital der Lebenszeit durch schier endloses Konsumieren von Videospielen verbringen würde. Wer aber seinen Pflichten nachkommt, darf sich auch im Rahmen des Erlaubten vergnügen. 

94 Kann ich einen großen Fehler eines Freundes beichten?

es wäre nicht richtig und islamisch gesehen auch falsch den Freund zu übergehen und sein Geheimnis zu lüften. Insbesondere nicht, wenn ihn damit nicht geholfen ist und er sogar weiteren Schaden dadurch hat. Das Geheimnis und das Private dieser Person ist also schützenswert. Ein Aufmachen dessen ist also nicht erlaubt. 

Wie kann man dieser Person trotzdem helfen? Was kann man machen damit sie von ihrem Fehler abrückt?

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass das Tor der Buße immer offen steht. Allah ist allbarmherzig und vergibt den Menschen. Wichtig ist nur, dass wir als Menschen auch diese Reue aufrichtig empfinden und uns an unseren Schöpfer wenden.

Da empfing Adam von seinem Herrn Worte, und darauf nahm Er seine Reue an. Er ist ja der Reue-Annehmende und Barmherzige. (Sura al-Baqara 37)

außer denjenigen, die bereuen und verbessern und klar machen. Ihre Reue nehme ich an, Ich bin ja der Reue-annehmende und Barmherzige. (Sura al-Baqara 160)

Der Mensch ist vergesslich und kann sich vom Teufel in die Irre leiten lassen. Manchmal denkt der Mensch, er hat solch große Fehler begangen und befindet sich auf solch einen Weg, dass er nicht mehr zu Allah finden kann. Das ist aber falsch. Den Glauben an die Allbarmherzikeit Allahs zu verlieren ist an sich auch ein Abfall vom Glauben. 

Wir müssen also unseren Mitmenschen durch Wort und Tat zeigen, dass es ein "zu spät" im Glauben nicht gibt. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass der Stolz und das Ego des Menschen es nicht einfach macht. Es ist also nicht realistisch zu erwarten, dass jemand sofort annimmt, was wir sagen und zeigen. Wir haben unter dem Thema "konstruktive Kritik" einen Artikel zu dem Thema geschrieben. Zwischenmenschliche Beziehungen und Kommunikation sind eine Kunst. Wichtig ist es dabei Ausdauer und Empathie zu haben. Das beste Beispiel dafür bildet immer die Sunna des Propheten (s.a.s.) ab. Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) zeigt in seinen zwischenmenschlichen Handlungen immer Verständnis und Zuneigung. Er passt sich aber auch der Situation und dem Tempo seines Gegenüber an. Schlussendlich darf man aber nicht vergessen, dass wir von einer irdischen Prüfung reden, die der Mensh selber ablegen muss. Wir können uns für Allahs Wohlwollen bemühen, der Person zu helfen. Aber wir müssen auch das Resultat Allahs sehen und akzeptieren. Es kann also sein, dass die Person doch anders handelt, als wir uns das vielleicht wünschen. Das darf uns aber nicht enttäuschen und uns zum Zweifeln bringen. Denn darin befindet sich im großen Plan des Schicksals auch eine besondere Beudeutung, die wir mit unseren begrenzten Verstand in der Momentaufnahme nicht begreifen können. 

95 Bestraft mich Allah wenn ich meinen Bruder verfluche?

der Islam verbietet es uns selbst oder andere Muslime zu verfluchen. Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) sagte dazu folgendes:

Verfluche nicht dich selbst, verfluche deine Kinder nicht, verfluche auch dein Ware nicht, vielleicht ereilt dein Gebet eine Zeit wo die Gebete akzeptiert werden und Allah akzeptiert dann deine Wünsche und dein Fluch wird wahr. (Müslim, Zühd 74; Ebu Davud, Vitir 27)

 

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) scheute sich davor jemanden zu verfluchen, er sagte stets, dass er ein Prophet voller Gnade und Barmherzigkeit ist. (Müslim, Birr 87)

 

Der Islam motiviert uns stets dazu aufbauend und positiv auf unser Umfeld zu wirken.

Wir halten Licht in unserer Hand und keinen Knüppel („Bediüzzaman“ Said Nursi)

 

Auch wenn also die Menschen Fehler begehen geht es aus Sicht des Muslims immer darum, ihnen einen besseren Weg zu zeigen. Es geht darum sie näher zu Allah zu führen, ihnen bei der Beseitigung ihrer Fehler zu helfen, ihren Glauben zu stärken.

Als der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) im Rahmen seiner Mission von aṭ-Ṭāʾif zurückkehrte wurde er Opfer eines Hinterhalts. Die Bewohner des Ortes steinigten ihn und er trug Verletzungen davon, seine Füße waren mit Blut übersehen. Daraufhin sprach Allah (c.c.) zum Propheten (s.a.s.) und versprach, diesen Ort mitsamt Einwohnern dem Erdboden gleich zu machen, wenn der Prophet (s.a.s.) dies nur wünsche. Doch er verneinte weil es denkbar ist, dass einmal aus den Reihen dieser Menschen Kinder geboren werden, die den Glauben finden.

Wir sehen also, dass selbst in solch einer Extremsituation die Verfluchung von Menschen immer noch keine beliebte Vorgehensweise des Propheten (s.a.s). Zwar gibt es einige spezielle Momente in der islamischen Geschichte, wo auch der Prophet (s.a.s.) anlassbezogen erzürnt war und entsprechend reagierte, allerdings werden diese mit Leichtigkeit durch die Barmherzigkeit und Güte seiner Prophetie überschattet.

Eine Überlieferung findet zum Thema eindeutige Worte

Den Glaubenden zu verfluchen kommt seiner Tötung gleich (Buhârî, Cenâiz 84, Müslim, Îmân 176, 177)

Zweifelsohne übermannen uns nicht selten unsere egoistischen Gefühle und wir verfluchen einen Bruder im Glauben, rein aus subjektiven und einseitigem Denken heraus. Völlig unverhältnismäßig spalten wir uns durch einen egoistischen Interessenskonflikt und vergessen dabei, dass wir unter dem Schirm des Glaubens doch Brüder sind. Der Gelehrte „Bedüzzaman“ Said Nursi geht intensiv auf diese Thematik in einem Kapitel ein, dies wollen wir hier abbilden:

»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.«

Betrachtet man die Dinge vom Standpunkt der Wahrhaftigkeit und Weisheit aus, vom Gesichtspunkt des Islam, der höchste Menschlichkeit ist, prüft sie hinsichtlich des individuellen Lebens, hinsichtlich des sozialen Lebens, hinsichtlich des spirituellen Lebens, so ist es abscheulich und verwerflich, zerstörerisch und verbrecherisch, sich auf verschiedene Seiten zu stellen und so einander verbissen zu bekämpfen und zu beneiden. Hierin liegt der Grund für Zwist und Zwietracht, Hass und Feindschaft unter den Gläubigen. Solche Dinge sind Gift für das Leben der Menschheit. Diese Tatsache kann man unter vielen verschiedenen Aspekten betrachten. Wir wollen hier sechs von ihnen verdeutlichen. Erster Aspekt: Ein Verbrechen im Hinblick auf die Wahrhaftigkeit.

Oh Mensch, der du unbillig und ungerecht Hass und Feindschaft gegen die Gläubigen nährst! Angenommen, du befändest dich auf einem Schiff oder in einem Haus und mit dir zusammen wären neun Unschuldige und ein Verbrecher. Wenn nun ein Mann versuchen wollte, dieses Schiff zu versenken oder dieses Haus niederzubrennen, so weißt du, welch unverhältnismäßiges Unrecht das wäre. Du würdest über diesem Unrecht die Himmel anrufen, dass sie dich hören sollen. Und selbst wenn es nur einen einzigen Unschuldigen unter neun Verbrechern gäbe, wäre es dennoch gegen jedwedes Recht und Gesetz, dieses Schiff zu versenken.

In gleicher Weise gilt: Vergleichen wir einen Gläubigen in seinem Wesen mit einem Haus des Herrn oder einem göttlichen Schiff, so finden sich darin nicht nur neun, nein, sogar zwanzig Attribute wie z.B. der Glaube, die Religion des Islam, eine gute nachbarschaftliche Gesinnung, deretwegen man ihn nicht verurteilen kann. Hegtest du nun etwa den Gedanken oder nährtest in dir gar den Wunsch, einem Gläubigen wegen einer schlechten Eigenschaft, die dich verletzt und dir nicht gefällt, Hass und Feindschaft entgegenzubringen und dieses unsichtbare Haus seiner Persönlichkeit im übertragenen Sinne zu zerstören, zu verbrennen, zu versenken, so wäre das wie in dem angeführten Beispiel eine gnadenlose, eine abscheuliche Ungerechtigkeit.

Zweiter Aspekt: Ein weiteres Verbrechen; eines im Hinblick auf die Weisheit.

Dies ist so, weil bekanntermaßen Liebe und Hass einander wie Licht und Finsternis entgegengesetzt sind. Beide können nicht miteinander gemeinsam in ihrem wahren Sinn und Wesen bestehen bleiben.

Wenn die Liebe im Herzen eines Menschen hinsichtlich der Qualität ihrer Beweggründe wirkliche Liebe ist, dann wird Hass unwirklich und verwandelt sich in Mitgefühl. In der Tat liebt ein Gläubiger seinen Bruder und muss ihn auch lieben. Das Böse in seinem Bruder aber erregt in ihm nur Mitgefühl. Nicht mit Gewalt bemüht er sich darum, vielmehr in Güte ihn zu veredeln. Darum bringt ein Hadith ganz klar zum Ausdruck: »Ein Gläubiger soll einem anderen Gläubigen nicht länger als drei Tage zürnen, Gespräch und Beziehung zu ihm nicht abbrechen.»

Gewinnen aber die Gründe für eine Feindschaft die Oberhand und bewirkt diese Feindschaft im Herzen eines Menschen wirklichen Hass, dann wird die Liebe darin unwirklich und führt zu Liebedienerei und Kriechertum. Oh du ungerechter Mensch, betrachte jetzt, was für ein Verbrechen es ist, seinem Gläubigen Mitbruder Hass und Feindschaft entgegenzubringen. Denn wenn du ganz gewöhnliche kleine Steine für wertvoller hältst, als den schwarzen Stein in der Kaaba und behauptest, sie seien größer als der Felsen von Uhud, was für eine Geschmacklosigkeit und welch eine Dummheit ist das dann. Ebenso möge doch einmal jemand, der einem Gläubigen, der so viele islamische Eigenschaften besitzt wie den Glauben, der so verehrungswürdig ist, wie der schwarze Stein in der Kaaba und noch dazu eine Gottergebenheit, die so gewaltig ist wie der Felsen von Uhud und die doch nach Liebe und Eintracht verlangen, wegen einiger kleiner Fehler, gewöhnlichen Steinen vergleichbar, Hass und Feindschaft entgegenbringt und diese vor dem Glauben und seiner Gottergebenheit bevorzugt, einsehen, was für eine große Ungerechtigkeit, wie unverständlich und zuhöchst grausam das ist; wenn er Verstand dazu hat!...

In der Tat verlangt die Einheit im Glauben sicherlich auch nach der Einheit der Herzen; und die Übereinstimmung in den grundsätzlichen Anschauungen erfordert auch die Übereinstimmung im Gemeinschaftsleben. Du kannst in der Tat nicht abstreiten, dass du gegenüber einem Mann, mit dem du zusammen in der selben Kompanie dienst, dass du dich diesem Mann gegenüber freundlich verbunden fühlst. Einem Soldaten gegenüber, der an deiner Seite dem selben Kommando unterstellt ist, erwächst in dir ein Gefühl der Kameradschaft. Einem Landsmann, der aus deiner Heimat stammt gegenüber, wirst du eine brüderliche Beziehung empfinden. Deshalb gibt es im Lichte und im Bewusstsein, dass der Glaube dir verleiht, entsprechend der Anzahl der göttlichen Namen, die ihn zeigen und erklären, ein Gefühl der Übereinstimmung, einträchtige Verbundenheit und eine brüderliche Beziehung. (… 22. Brief aus dem Werk „Briefe“)

96 Darf ich meiner Frau verbieten ihre Eltern zu besuchen?

sie können ihrer Frau nicht verbieten Ihre Eltern zu besuchen, außer ihre Frau wird durch das unangebrachte Fehlverhalten der Eltern negativ beeinflusst. Das muss aber eindeutig sein. Doch falls Sie weiterhin Zweifel haben so können Sie auch Maßnahmen ergreifen wie z.B. die Eltern gemeinsam besuchen.

Sollten die Eltern auch Ungläubige sein so verdienen Sie weiterhin den nötigen Respekt. Unsere menschliche Pflicht müssen wir natürlich fortsetzen. Dazu schauen wir uns zwei verschiedene Verse an: 

Allah verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht gegen euch der Religion wegen gekämpft und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie gerecht zu behandeln. Gewiß, Allah liebt die Gerechten. (60/8)

Wenn sie sich aber darum bemühen, daß du Mir das beigesellst, wovon du kein Wissen hast, dann gehorche ihnen nicht, doch geh mit ihnen im Diesseits in rechtlicher Weise um. Und folge dem Weg dessen, der sich Mir reuig zuwendet. Zu Mir wird hierauf eure Rückkehr sein, da werde Ich euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet. (31/15)

Natürlich dürfen wir  das Verlangen nach Verbotenem, durch unseren Eltern nicht ausführen. Trotzdem müssen wir Sie weiterhin mit Respekt und Ehrfurcht behandeln.

Gehorsam und Auflehnung sind zwei verschiedene Dinge. Solange die Eltern sich nicht gegen Allah auflehnen und genau das auch von einem selbst verlangen, ermahnt uns unsere Religion dazu, unseren Eltern zu gehorchen. Wenn sie gerade etwas von einem wollen, was nicht zum Islam passt, dann kann man ihren Forderungen nicht Folge leisten. Das heißt trotzdem aber nicht, dass man sich aktiv gegen seine Eltern auflehnt. Stillschweigend also in Ruhe und mit dem nötigen Respekt lehnt man diese jeweilige Forderung ab. Der Respekt für die Eltern soll dadurch nicht abnehmen.

97 Was ist eigentlich die Scharia?

der Islam hat sich, wie in anderen Bereichen auch, zum Verwaltungsmechanismus geäußert. Er hat bestimmte Grundsätze für die staatliche Verwaltung festgelegt. Diese Grundsätze werden angewandt, indem man in den einzelnen Teilen auf diesen Grundsätzen aufbaut. Gerechtigkeit, Recht, die Rechte der Menschen nicht verletzen, die staatliche Verwaltung nicht missbrauchen usw. Der Staat sollte unter Einhaltung von Prinzipien wie diesen regiert werden.

Scharia ist die allgemeine Bezeichnung für die Bestimmungen des Islam. Auch die staatliche Verwaltung ist darin enthalten.

Wir müssen den richtigen Islam und die Rechtschaffenheit in Übereinstimmung mit dem Islam erklären und leben. Aus diesem Grund schaden einige Praktiken, die im Namen des Islam ausgeübt werden, aber nicht dem Islam entsprechen, dem Islam und den Muslimen.

Du triffst jemanden. Er spricht über das Beten und Fasten. Das Gespräch geht weiter, und am Ende siehst du, dass dieser Mann, der die beiden wichtigsten Gebote der Scharia erfüllt, gegen die Scharia ist, und du bist erstaunt.

Du triffst jemand anderen. Er verteidigt eifrig die Scharia. Du schaust in seine innere Welt, seine Welt der Religionsausübung, und wirst Zeuge, dass er in seinem gottesdienstlichen Leben nicht ein Prozent der Begeisterung zeigt, die er für die Umsetzung der strafrechtlichen Bestimmungen des Islam an den Tag legt. Wieder sind Sie erstaunt.

Deine Meinung über diese beiden unterschiedlichen Männer ist die gleiche: Sie kennen die Scharia nicht.

 

- Was ist die Scharia und was ist sie nicht?

Scharia: Es bedeutet "Religion", "Allahs Gebot", "göttliche Gebote und Verbote".

Wir sind der Meinung, dass man die Bedeutung eines Konzepts kennen sollte, sowohl wenn man es ablehnt als auch wenn man es annimmt. Es ist eine andere Frage, ob man ein Befürworter ist oder nicht.

Eines der meistdiskutierten Konzepte ist die "Scharia". Viele Menschen sind darüber sehr verwirrt. Sowohl diejenigen, die ihre Bedeutung kennen, als auch diejenigen, die sie nicht kennen.

Werfen wir zunächst einen Blick in den "Kamus" von Şemseddin Sami, der als das grundlegendste Wörterbuch unserer Sprache gilt:

Die Scharia wird definiert als "das göttliche Gesetz, das auf den Prinzipien von göttlichen Bestimmungen durch Verse und Hadithe sowie den Konsens der Experten der Gemeinde darüber beruht".

Zwei Elemente sind in der Definition hervorzuheben. Das eine ist, dass die Scharia "göttliche Gebote und Verbote" ist. Das andere ist, dass diese göttlichen Gesetze auf den Grundlagen "Vers, Hadith und Idschma (Konsens)" beruhen.

Ömer Nasuhi Bilmen erklärt in seinem ausgezeichneten Werk "Hukuk-u Islamiyye ve Istılahat-ı Fıkhiyye Kamusu" diesen Begriff im Einzelnen wie folgt:

"Scharia ist in der Sprache der Religion die Gesamtheit der religiösen und weltlichen Gesetze, die Allah, der Allmächtige, für seine Diener festgelegt hat. In dieser Hinsicht ist die Scharia austauschbar mit der Religion und umfasst sowohl die theologischen Angelegenheiten, die ‚Ahkam-ı asliye‘ genannt werden, als auch den Gottesdienst, die Moral und das Verhalten, die ‚Ahkam-ı fer'iye-i ameliye‘ genannt werden."

In dieser ausführlichen Beschreibung werden die folgenden grundlegenden Punkte gekonnt aufgeführt:

1) Die Scharia wurde von Allah für Seine Diener eingerichtet.

2. die Scharia ist die Gesamtheit der religiösen und weltlichen Urteile.

3. die Scharia ist ein Synonym für das Wort "Religion".

(4) Der Begriff "Scharia" umfasst neben den Glaubensregeln auch alle Regeln der Moral, des Gottesdienstes und des täglichen Lebens.

(5) Im allgemeinen Sinne werden auch die göttlichen Gesetze, die von jedem Propheten überbracht wurden, Scharia genannt.

(6) Mit dem Wort Scharia sind die Vorschriften gemeint, die sich eindeutig auf den Koran, die Hadithe und die Idschma stützen.

Einer der größten Kommentatoren unseres Jahrhunderts, Elmalılı Hamdi Efendi, definiert in seinem wertvollen Kommentar mit dem Titel "Hak Dini Kuran Dili" die Scharia wie folgt:

"Die Scharia ist der Weg, auf dem man Wasser aus einem Fluss oder einer anderen Wasserquelle trinkt oder entnimmt. In diesem Zusammenhang, damit die Menschen das ewige Leben und die Glückseligkeit erlangen, ist es in den spezifischen Bestimmungen und dem rechtmäßigen Weg impliziert, was Religion bedeutet".

Es gibt einige wichtige Punkte in dieser Definition:

1) Allah hat die Scharia eingeführt und macht seine Diener für sie verantwortlich.

2) Allah hat die Scharia seinen Dienern gesandt, damit sie das ewige Leben und die wahre Glückseligkeit erreichen.

3) Die Scharia ist die Bezeichnung für den rechten Weg und besteht aus bestimmten Urteilen.

4) Scharia bedeutet Religion.

 

Wie lebt man die Scharia?

Allah, der einen Samen mit der Fähigkeit programmiert hat, ein Baum zu werden, und ihn so programmiert hat, dass er Früchte tragen kann, hat die Verwirklichung dieses Ziels an bestimmte Bedingungen geknüpft. Diese Bedingungen nennt man Scharia. Dieser Kern wird seinen Boden finden, sein Wasser erreichen, mit der Sonne in Kontakt treten, damit er ein Baum werden kann.

Die Natur des Menschen ist wie dieses Samenkorn. Ein Samen, der zum Leben im Paradies führen kann. Die Scharia ist eine Reihe von Gesetzen, die diese menschliche Natur befolgen muss, um des Paradieses, des Landes der Zustimmung, würdig zu sein.

Wenn der Verstand innerhalb der von Ihm gesetzten Grenzen denkt, erreicht er Kenntnis über Allah. In dem Maße, in dem die Zunge Gutes sagt, wird sie zu einem Kandidaten für erhabene Gespräche im Land der Ewigkeit. In dem Maße, in dem der Körper sich für Allah abmüht, hat er Anspruch auf die materiellen Segnungen dieses glückseligen Landes.

Wahrhaftig zu sein ist eine gute Sittlichkeit, mit der Allah zufrieden ist, d.h. eine Wahrheit. Um diese Wahrheit zu erlangen, befolgt der Diener zunächst das Gebot der Scharia: "Du sollst nicht lügen" und hält seine Zunge von dieser Sünde fern. Dann beginnt er, seine Seele zu behandeln, um das Verlangen nach Lügen in seinem Herzen zu verhindern. Er unternimmt eine Anstrengung, eine Aktivität in diesem Tal. Am Ende verabscheut das Herz die Lüge ohne jeden Zwang oder jede Anstrengung. Eine Lüge kann sich diesem Herzen nicht mehr nähern. Wenn er spricht, spricht er die Wahrheit mit großer Leichtigkeit. Dieser Mensch hat die Wahrheit erreicht, indem er die Wahrheit sagt.

Der Mensch ist ein Geschöpf der Wahl und des Willens. Er kann mit dem Finger in jede Richtung zeigen, die er will, er kann sein Gesicht in jede Richtung drehen, die er will. Er kann alle seine Emotionen so einsetzen, wie er will. Er geht, wohin er will, isst, was er begehrt, meidet, was er nicht mag.

Vor diesem Willen steht das Angebot, vor diesem Willen steht die Prüfung, und am Ende stehen vor diesem Willen der Himmel und die Hölle.

Die Scharia ist eine Kette von Geboten und Verboten, die den menschlichen Willen auffordert, in den Bereichen zu wandern, die Allah gefallen, und ihn warnt, die Bereiche zu meiden, die Ihm nicht gefallen. Dem Diener wird befohlen, sich an diesem göttlichen Seil festzuhalten.

Es gibt zwei verschiedene Bereiche vor dem menschlichen Willen. Das eine sind die diesseitigen Angelegenheiten und das andere sind die Angelegenheiten des Jenseits. Im Islam gibt es jedoch Gesetze und Regeln für alle weltlichen Angelegenheiten. Wenn der Diener sie befolgt, kann er sowohl anbeten als auch sein weltliches Leben angenehmer und glücklicher leben.

Die islamischen Urteile sind in drei Hauptgruppen unterteilt. Die eine sind die Pflichten des Einzelnen gegenüber sich selbst. Die andere sind die Pflichten gegenüber der Familie. Die dritte Gruppe sind die Pflichten im Gemeinschaftsleben. Die Scharia enthält Maßnahmen und Bestimmungen für alle drei Bereiche. Jede von ihnen zu leugnen, ist Blasphemie, und gegen jede von ihnen zu rebellieren, ist eine Sünde. Aber die Prioritäten unter ihnen sind die Pflichten des Einzelnen. Die wichtigste von ihnen ist die Anbetung.

In allen himmlischen Büchern finden sich Bestimmungen über die Pflichten der Menschen gegenüber ihrer eigenen Seele und Familie. In allen wird die Anbetung befohlen, in allen wird die Vermeidung von Sünden als Grundlage genommen.

Es gibt Unterschiede in der Form, der Zeit und dem Umfang dieser Anbetungen, aber es ist nicht möglich, eine wahre Religion darzustellen, die keine Anbetung und Moral gebietet. Der Islam, der die vollkommenste und letzte der Religionen ist, enthält jedoch auch soziale Regeln, insbesondere Bestimmungen zur staatlichen Verwaltung.

"In der Scharia gehören neunundneunzig Prozent zur Moral, zur Anbetung, zum Jenseits und zur Tugend. Ein Prozent bezieht sich auf die Politik. Lasst unsere Oberhäupter darüber nachdenken." („Bediüzzaman“ Said Nursi)

An dieser Stelle sollte auch eine Kategorisierung der islamischen Urteile erwähnt werden. Die göttlichen Urteile sind in zwei Teile unterteilt: Ein Teil gilt nur für Muslime und der andere Teil gilt für alle, die in einem islamischen Land leben. Bei diesem zweiten Teil handelt es sich um die Gesetze für " Handlungen " und " Strafen ". Wenn ein Nicht-Muslim in einem islamischen Land lebt und die jizya zahlt, unterliegt er allen Bestimmungen zur Behandlung und Bestrafung als Bürger dieses Landes. Wenn er stiehlt, wird ihm die Hand abgeschlagen; wenn er jemanden wegen Ehebruchs verleumdet, wird er bestraft.

Einige Kreise haben das Thema falsch interpretiert und sagen, dass das Beten und Fasten in einem Land, in dem die Strafvorschriften des Islam nicht angewendet werden, sinnlos ist. Sie beschuldigen die Gläubigen, die sich ihnen widersetzen, einige der Urteile Allahs zu ignorieren.

Diese Behauptung gilt jedoch nur für sie selbst. Sie begehen den Fehler, die Bestimmungen zu unterbewerten, die neunundneunzig Prozent der Scharia ausmachen und die Grundlage der Religion bilden, und nur den Bestimmungen über die Behandlung und Bestrafung Gewicht beizumessen, die für alle Muslime und Nicht-Muslime gelten.

 

Ist die Scharia in unserem Jahrhundert noch gültig?

Wir wollen an dieser Stelle kurz auf zwei Extreme eingehen: Die einen behaupten, es sei nicht möglich, in diesem Jahrhundert nach islamischen Gesetzen zu regieren, während die anderen jeden, der nicht nach islamischen Gesetzen regiert, sofort des Unglaubens bezichtigen, unabhängig von seinen Absichten. Der eine ist im Extrem, der andere im Extrem. Mit anderen Worten, beide sind extrem und beide sind von der Richtung abgewichen.

Wir möchten zuerst über den ersten Fehler sprechen. Es gibt eine berühmte Regel. "Wenn eine Sache festgelegt ist, ist sie mit ihren Notwendigkeiten festgelegt." Wenn es um die Hand geht, sind die Finger das, was sie braucht. Sie können sich eine Hand ohne Finger nicht vorstellen. Und man kann von einer solchen Hand nicht profitieren. Wenn es um das Gesicht geht, kann man das Auge nicht davon trennen. Einem Gesicht ohne Augen fehlt ein wichtiger Aspekt. Man kann das Weiß nicht vom Schwarz des Auges trennen. Der Finger ist für die Hand notwendig, das Auge für das Gesicht, und die Pupille für das Auge. Mit den islamischen Urteilen verhält es sich genauso. Sie müssen als ein Ganzes betrachtet werden. Und nur dann werden sie den Einzelnen und die Gesellschaft zum Fortschritt, zu Frieden und Glück führen.

In einer Gesellschaft, in der die grundlegenden Bedingungen des Islams vernachlässigt wurden und das individuelle und familiäre Leben auf falschen Prinzipien beruht, wird die Anwendung nur der Bestimmungen von Transaktion und Strafe nicht viel Nutzen bringen. Vielleicht ist es auch gar nicht möglich, diese Bestimmungen in einer solchen Gesellschaft anzuwenden. Und selbst wenn es möglich ist, verfallen viele Menschen in den Zwist, indem sie ihnen gehorchen, ohne zu glauben und ohne es zu wollen. Er scheint ein Muslim zu sein, lebt aber als Feind des Islam.

Es soll noch ein Beispiel folgen, um zu verdeutlichen, warum man die Shari’a ganzheitlich betrachten muss. Zinsgeschäfte sind im islam verboten. Das geht aus dem Koran hervor. Im Koran steht ebenso, dass die „Gläubigen einander Geschwister“ sind. Wenn wir diese beiden Verse zusammendenken stoßen wir auf Folgendes: Wenn ein Gläubiger seinem Glaubensbruder in Not hilft und ihm Geld gibt, so kann nicht später mehr zurückverlangen, als er gegeben hat. Das passt nicht zum Gedanken der Bruderschaft.

Gesellschaftlich ist man aber weit davon entfernt, diese Ideale auch genauso auszuleben. Das hat allerdings der Mensch selbst zu verschulden. Die Scharia ist nicht das Problem.

Nun zum zweiten Extrem. Es ist nicht legitim, eine Person oder eine Gruppe des Unglaubens zu bezichtigen, weil sie ein Gebot oder eine Vorschrift der Religion scheinbar nicht erfüllt oder nicht erfüllen kann. Ungläubig ist man nur dann, wenn man ein Gebot der Religion bewusst und mit voller Überzeugung ablehnt. Allenfalls kann man von sündhaftem Verhalten sprechen, also von einem persönlichen Irrtum des Menschen. Irrtum und Unglaube sind zwei verschiedene Dinge. Man kann darüber spekulieren, warum jemand einen Irrtum in der Glaubenspraxis begeht. Aber ihn deshalb als Ungläubigen zu bezeichnen, ist für die Mehrheit der Muslime nicht akzeptabel. Diejenigen, die eine solche Praxis verfolgten und Glaubensbrüder und -schwestern wegen einzelner Fehltritte oder auch nur Meinungsverschiedenheiten direkt zu Ungläubigen erklärten, konnten sich letztlich selbst nicht lange in der Gemeinschaft halten. Die ersten Extremisten dieser Art im Islam waren die „Kharidschiten“, die sich in radikaler Weise gegen den Rest der gesamten Glaubensgemeinschaft stellten. Der Name leitet sich von dem Wort „austreten“ ab, und nach ihrem Selbstverständnis treten sie aus den Reihen der Ungläubigen (also der islamischen Welt) aus, um dem von ihnen proklamierten wahren Weg zu folgen.

98 Ist der Islam für Kriegsführung?

im Islam steht als Grundpfeiler nicht der Krieg, sondern der Frieden im Vordergrund. Krieg ist der dann eine Option wenn Tyrannei, Unrecht und Unterdrückung gegenüber unschuldigen Menschen herrscht oder wenn ein Land ein anderes Land überfällt. In solchen Fällen gestattet der Islam eine Kriegsführung. Es ist nicht so, dass der Islam den Krieg als erstes in die Welt gesetzt hat, obwohl überall auf der Welt Frieden herrschte. Diejenigen die den Islam als eine kriegerische Religion betrachten, werden in ihrer eigenen Geschichte, nahezu in jedem Jahrhundert, mit der Realität der Kriegsführung konfrontiert. Daher ist die Existenz von Kriegsbestimmungen im Islam in sich kein Mangel, sondern eine Tugend.

Denn die in Versen und Hadithen genannten Bestimmungen zur Kriegsführung, veränderten das Bild der unausweichliche Realität des Krieges,  von einer unzivilisierten barbarischen Kriegsführung in eine menschlich-zivilisiertere Form. 

Ein wichtiges Merkmal des Propheten der Endzeit (s.a.s.) das in allen himmlischen Büchern erwähnt wird, ist, dass er Besitzer des Schwertes ist. Sprich neben der spirituellen Führung darf er in Notfällen (Verhinderung bei der Verkündung zum Islam) auch kämpfen. Wie auch einige Propheten vor ihm ihren spirituellen Ǧihād bei Bedarf auch mit dem Einsatz des Schwertes unterstützten.

Bei einer objektiv neutralen Betrachtung der islamischen Geschichte ist festzustellen, dass der Hauptgrund für die Akzeptanz des Islams in den Herzen und Seelen der Menschen die Verkündung und nicht der Krieg war und ist. Sprich den Menschen die Wahrheiten des Korans zu verkünden und ihre Schönheit zu offenbaren. Historiker sehen für die Ausbreitung des Islams zwei Gruppen von Menschen als ausschlaggebend. Zum einen Gelehrte und geistige Mentoren, die ihr Leben dem Islam aufopferten und bei Notwendigkeit in ferne Länder und Städte auswanderten. Zum anderen Kaufläute, die zwecks Handels in ferne Länder reisten, und zu dem auch die Schönheiten des Islams verkörperten und verkündeten.

Die folgenden Verse zeigen deutlich, dass der Islam nicht durch das Schwert (Kriegsführung), sondern durch Verkündung und Einladung verbreitet wurde:

„Es gibt keinen Zwang im Glauben. (Der Weg der) Besonnenheit ist nunmehr klar unterschieden von dem der Verirrung. (…)“ (2/256)

„So ermahne; du bist nur ein Ermahner. Du übst nicht die Oberherrschaft über sie aus. (88/21-22)

Es ist auch eine historische Tatsache, dass das Schwert (der Krieg) für die Anerkennung des Islams seitens der Mongolen keine Rolle gespielt hat.

Die Ausbreitung des Islams in Länder wie Indonesien, Malaysien oder Afrika wurde ebenfalls durch die Verkündung und Einladung zum Islam und nicht durch das Schwert (Krieg) verwirklicht.

Der Islam legitimiert unter bestimmten Voraussetzungen einen Krieg. Z.B. um Tyrannei, Unterdrückung und Unrecht zu verhindern und den universellen Frieden zu gewährleisten. Schauen wir uns diesen Vers an:

„Erlaubnis (zum Kampf) ist denjenigen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen ja Unrecht zugefügt wurde - und Allah hat wahrlich die Macht, ihnen zu helfen.“ (22/39)

Die ersten Adressaten dieses Verses sind an vorderster Linie stehenden Muslime wie der Prophet und seine Weggefährten. In Mekka waren sie der Unterdrückung  und auch der Folter bis zum Tode ausgesetzt. Einige unter ihnen sind auf Rat des Propheten nach Äthiopien ausgewandert. Die verbliebenen Muslime sind später nach Medina ausgewandert. Doch auch hier fanden sie keine Ruhe. Nahezu jeden Tag wurden Nachrichten verbreitet, dass die Mekkaner angreifen bzw. ein Angriff kurz bevor steht. Den Muslimen wurde in dieser zwiespältigen Lage die Erlaubnis zum Krieg / Kämpfen erteilt.

In einem anderen Vers über den Krieg heißt es:

„Und kämpft auf Allahs Weg gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht! Allah liebt nicht die Übertreter.“ (2/190)

In dem Vers wird auf folgende Punkte die Aufmerksamkeit gelenkt:

1. „Und kämpft auf Allahs Weg gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen (…)“. Bekämpfe also nicht diejenigen die nicht mit dir kämpfen. Der Prophet befahl ausdrücklich seinen Kommandeuren, dass Frauen, Kinder, ältere und behinderte Menschen sowie Menschen, die sich in Gebetsstätten ausschließlich dem Gebet widmen nicht getötet werden dürfen.

2. Der Kampf sollte nur um Allahs Willen sprich “(...) auf Allahs Weg (...)” geführt werden. Andere mögen Kriege führen um neue Länder zu erobern oder um der Kontrolle von Rohstoffe willen. Ein Moslem jedoch kämpft nur „auf Allahs Weg“. Sprich, um auf Erden Tyrannei, Unterdrückung, Unrecht und Chaos Einhalt zu gebieten.

3. Es ist nicht gestattet, während oder nach dem Krieg zu “überschreiten” oder zu übertreiben. Der Islam befiehlt im Krieg eine gebilligte Tötung. Das Töten durch Folter oder bestimmten Rieten wie das Abschneiden von Ohren-Nasen sind verboten.

In Anbetracht all der angeführten Punkte wiederholen wir unseren Hauptausgangssatz: Im Islam steht nicht der Krieg, sondern als Grundpfeiler der Frieden im Vordergrund.