Wie gesund ist das Fasten für den Körper?

Details der Frage

Man hört immer wieder mal von Muslimen dass das Fasten eigentlich auch gesund ist. Nichtmuslime, die mit dem Fasten nicht viel anfangen können denken auch mal gerne, dass das Fasten am Ramadan doch ungesund sein muss. Was wäre ihr Standpunkt?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Fasten, welches in vielen Religionen besonders im Islam als gottesdienstliche Praxis vollzogen wird, findet seit dem 20. Jahrhundert auch vermehrt Verwendung in der Medizin als prophylaktische Therapie. Damit steigt auch stetig die Zahl der Ärzte, die das Fasten beziehungsweise Heilfasten empfehlen.

In Dutzenden Kliniken allein in Westdeutschland werden Patienten mit dem Fasten therapiert. Das Fasten dient hierbei sowohl als Heilmethode als auch gesunde Möglichkeit bei Übergewicht abzunehmen. Für den renommierten Arzt und Autor Dr. Hellmut Lützner, der als Spezialist im Gebiet des Fastens bekannt ist, ist das Fasten die natürlichste und effektivste Möglichkeit den Körper von schädlichen Ablagerungen zu befreien und den Organismus somit zu entgiften.

Das Fasten erstreckt sich bis zur frühen Menschheitsgeschichte hin und ist bei allen Lebewesen vorzufinden. Wochen oder gar Monate lang ohne Nahrung auszukommen und somit in gewissermaßen zu fasten, ist in der Natur bei einer Vielzahl von Tieren und Lebewesen zu beobachten. Ohne diese Veranlagung würde ein Überleben bei Lebewesen nicht möglich sein.

Besonders in entwickelten Ländern leben viele Menschen in Reichtum und Luxus. Aufgrund ihrer Gewöhnung an einen wohlhabenden Lebensstil fällt es ihnen oft schwer auf Dinge zu verzichten und manchmal notwendige Kompromisse einzugehen, sodass in diesen Ländern Krankheiten, die durch schlechte und übermäßige Ernährung begünstigt werden, immer häufiger vorkommen.

Jede Kultur hat ihre eigene Auswahl an Speisen und Essgewohnheiten, welche bei vielen Anlässen dazu verwendet werden, Familie und Freunde an einem Tisch zusammenzubringen und auf diese Weise ihre Beziehungen zueinander zu stärken. Ebenso ist von einem Geschäftsessen die Rede, wenn das Kennenlernen von Geschäftspartnern oder Mitarbeitern bei einer gemeinsamen Mahlzeit beabsichtigt wird. So trägt das gemeinsame Fasten von Menschen mit Blick auf die zeitliche Einteilung der Mahlzeiten auf die gleiche Weise dazu bei, die sozialen Kontakte untereinander durch das Gemeinschaftliche zu optimieren.

Der Münchener Psychologe Dr. Jürgen Vom Scheidt beschreibt in Anlehnung dazu:

„Um die spirituelle Atmosphäre von religiösen Feiertagen in ihrer wahren Form zu erleben, bedarf es einer Vorbereitung durch das Fasten. Wenn das Fasten seinen kulturellen Stellenwert verliert, verschwinden auch die in ihm verborgenen Besonderheiten. Anders gesagt kann der Mensch nicht von der Spiritualität profitieren, wenn er sich zu sehr auf das Materielle konzentriert.“

Eine besondere Form des Fastens ist das sogenannte Heilfasten, welches dem Regenerationsprozess des Körpers bei Krankheitserscheinungen dient. Diese Art des Fastens ist vor allem daher effektiv, weil der Körper keine Energie durch den Verdauungsprozess verliert und sich somit auf die Regeneration und Genesung konzentrieren kann.

Der als Begründer des Heilfastens geltende Mediziner Dr. Otto Buchinger (1882-1970) verweist in seinen Lehren auf den Nutzen und die Wirksamkeit des Fastens. In seinem Werk über das Heilfasten beschreibt er seine eigenen Erfahrungen und gibt an, dass er als Reaktion auf seine zunehmende rheumatische Erkrankung welche mit Muskelschwund, einer Vergrößerung der Leber und einer Entzündung der Gallenblase einherging, eine Fastenkur begann. Durch das Fasten, welches er unter Aufsicht von Gustav Riedlin, dem Pionier des Heilfastens durchführte, schaffte es Buchinger seine Erkrankungen zu überwinden.

Buchinger fasst seine zahlreichen Untersuchungen wie folgt zusammen:

„Es gibt keine Krankheit die nicht durch das Fasten gemildert oder gar geheilt werden kann, mit Ausnahme von Krankheiten wie etwa der Hypotonie. Das Fasten ist eine Operation ohne Messer.“

Der Heilfasten-Spezialist Dr. Lützner merkt an, dass ein früherer Sportler im Alter von 54 seine beste Zeit beim 10.000 Meter-Lauf am 49. Tag seiner Fastenkur erzielen konnte.

Dr. Helgard Bühler, ebenfalls Spezialistin im Gebiet des Fastens, beschreibt den Unterschied zwischen „Hungerstreik“ und „Fasten“ wie folgt:

„Der einzige Unterschied zwischen ihnen besteht in der Absicht. Das Fasten ist eine positive und gewollte Praxis. Der Hungerstreik hingegen kommt durch Wut und Empörung zustande. Dies führt dazu, dass aufgrund der Wut und des dadurch hervorgerufenen Stresses die Säureproduktion im Magen steigt, was wiederum zu stärkerem Hungergefühl führt. So verspürt ein Fastender also wenig Hunger, während jemand im Hungerstreik deutlich mehr hungert.“

Durch das Fasten erlebt der Mensch auch eine Befreiung von Beschäftigungen rund ums Essen wie beispielsweise das Vorbereiten und Verspeisen einer Mahlzeit sowie dem Spülen des Geschirrs. Der Psychologe Jürgen Vom Scheidt sagt diesbezüglich Folgendes:

„Besonders für Menschen die sich an materiellen Gütern gebunden fühlen ist es wichtig, sich von diesen lossagen zu können. Dies kann durch das Freiheitsgefühl, welche das Fasten mit sich bringt ermöglicht werden, sodass bei psychotherapeutischen Behandlungen von Drogenabhängigen, Alkoholikern oder Menschen mit ähnlichen Problemen das Fasten von großem Nutzen sein kann.“

Dr. Lützner schreibt in seinem Buch „Wie neugeboren durch Fasten“:

„Die Hungerphasen des Fastenden sind im Eigentlichen seine Behandlungsetappen. In diesen Phasen der Hungererscheinung werden schädliche und teilweise giftige Stoffe im Körper abgebaut. Schweiß- und Mundgeruch während des Fastens sind also Folge der Entgiftung und Entschlackung des Organismus.
Das Fasten wird viel positiver aufgefasst, wenn folgende Vorteile die es mit sich bringt berücksichtigt werden:
Eine starke Psyche
Ein steigendes Interesse an Ihrem Körper und Ihrer Seele
Eine Stärkung des Gedächtnisses sowie der Vorstellungskraft
Ein stärkeres Selbstbewusstsein und eine nüchterne Entscheidungsfähigkeit
Eine Ausprägung des Geschmackssinns sowie eine bessere Ernährungsweise nach dem Fasten“

Das all dieser Nutzen durch das Fasten erreicht werden kann ist sehr beachtlich.

Den auftretenden Schwierigkeiten in den ersten Tagen des Fastens kann durch eine obstreiche Ernährung vorgebeugt werden, da auf diese Weise die Magenschleimhaut gefördert wird und somit Beschwerden wie Übelkeit und Kopfschmerzen verhindert werden können.
Um mit den Worten Buchingers zum Ende zu kommen: „Das Fasten ist eine Operation ohne Messer.“

 

 

Fragen an den islam

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