FAQ Häufigsten Fragen zum Ramadan-Fasten

1 Der Wert der Tarawih Gebete

“Tarāwīḥ” als Begriff bedeutet so viel wie “pausieren”, “die Seele beruhigen” oder “den Körper ausruhen lassen”. Das speziell im Ramadan und im Anschluss an das nächtliche Gebet verrichtete Gebet gehört zur Sunna und das Sitzen nach jedem vierten Rakaʿāt wurde “Tarwīḥa” genannt. Der Plural von Tarwīḥa bedeutet Tarāwīḥ und dies bildete den bezeichnenden Ausdruck für dieses Gebet im Ramadan. Das Tarāwīḥ Gebet ist eine kontinuierlich praktizierte und daher beudetsame Sunna und ist nicht Bestandteil des Fastens, sondern Bestandteil des Ramadans. Daher steht diese Sunna mitsamt der Belohnung ihrer Verrichtung auch für Leute offen, die vom Fasten entschuldigt sind wie z.B. Kranke oder Reisende.    

Unser ehrenwerter Prophet (s.a.s.) hat in einigen Nächten des Ramadans als Vorbeter für die Gemeinde dieses Gebet verrichtet. Später zog er es vor dieses Gebet alleine zu verrichten, aufgrund der Sorge, dass die Gemeinde nicht in der Lage ist dieses Gebet als Pflichtgebet immer mit der Gemeinde zu verrichten. Er ermutigte aber seine Gefährten zu dem Tarāwīḥ Gebet indem er zu ihnen sagte: “Wer das Tarāwīḥ Gebet im Ramadan mit Überzeugung verrichtet und dessen Belohnung von Gott erwartet, dessen vergangene Sünden werden vergeben.”

Unser ehrenwerter Prophet (s.a.s.) hat in einer anderen Überlieferung den besonderen Wert der Tarāwīḥ unterstrichen:

Allah (c.c.) hat euch zum Fasten verpflichtet. Und ich motiviere euch als meine Sunna zur Tarāwīḥ in den Nächten des Ramadans. Wer das Fasten und das Tarāwīḥ Gebet im Ramadan mit Überzeugung im Herzen verrichtet und dessen Belohnung von Gott erwartet,der wird von seinen Sünden gereinigt, er wird rein wie am Tag seiner Geburt. (İbn Mâce, İkametu's-Salâ, 173; İbn Hanbel, I, 191, 195)

Das Verrichten des Tarāwīḥ Gebet in der Gemeinde ist eine allgemeine Sunna. Damit ist gemeint, dass in einem bewohnten Gebiet zumindest in einer Gemeinde/Moschee das Tarāwīḥ Gebet verrichtet wird. Am schönsten ist es in allen zwei Rakaʿāt einmal das Gebet durch den salām abzuschließen und dann wieder weiter zu beten.  Dazwischen kann man diverse Gebete zusammen in der Gemeinde sprechen.

Heutzutage bestehen manche darauf, dass das Tarāwīḥ Gebet in Form von 8 Rakaʿāt gebetet werden sollte, basierend auf einer Überlieferung der ehrenwerten Hz. Āʾiša. Dahingegen hat ibn Abbās überliefert, dass der Prophet (s.a.s.) als Vorbeter im Ramadan das Tarāwīḥ Gebet in Form von 20 Rakaʿāt mitsamt dem Vitir Gebet verrichtet hat. Mithin gibt es auch den Konsens der Prophetengefährten zu diesem Thema. In den drei Rechtsschulen wird das Tarāwīḥ Gebet in Form von 20 Rakaʿāt festgehalten. In der maliktischen Rechttschule gibt es indes zwei Ansichten, nämlich dass das Tarāwīḥ Gebet in 20 oder 36 Rakaʿāt verrichtet werden kann. Die Auffassung von 20 Rakaʿāt ist jedoch verbreiteter.

Darüber hinaus sollten lediglich die sehr alten oder kranken Muslime, die es nur schaffen würden das Tarāwīḥ Gebet in 8 Rakaʿāt zu verrichten, diese Gelegenheit zumindest auf diese Weise nutzen. Gesunde Muslime müssten aber das Tarāwīḥ Gebet definitiv in Form von 20 Rakaʿāt verrichten.   

Die Gelehrten veräußerten, dass eine vollständige Rezitation des Qurʾāns beim Tarāwīḥ Gebet der Sunna entsprechen würde und den Qurʾān mehr als einmal dabei vollständig zu rezitieren wäre äußerst tugendreich. Die frühen Gefolgsleute in der islamischen Gemeinde haben im Ramadan durchgehend bei der Verrichtung des Tarāwīḥ Gebets den Qurʾān vollständig rezitiert oder haben hinter einem Vorbeter der dies getan hat, ihr Gebet verrichtet. Später wurde aber der Zustand der Gemeinde berücksichtigt und die Ansicht setzte sich durch, dass es besser wäre, wenn die Verrichtung des Tarāwīḥ Gebet leichter wird, bzw. Die Gläubigen nicht überanstrengt.  

Während man das Tarāwīḥ Gebet verrichtet, sollte man eine schöne und makellose Rezitation pflegen und das Gebet in bester Form und Bedacht verrichten, ob nun kurze oder lange Suren rezitiert werden. Es ist in jedem Fall falsch und verwerflich das Tarāwīḥ Gebet so zu verrichten, als ob man in Eile wäre und das Gebet schnellstmöglich verrichten müsste. Leider wird dies in jüngster Zeit vernachlässigt und manch ein Imam rühmt sich damit, äußerst schnell das Gebet verrichten zu können. Die Gläubigen müssen in diesen Belangen vorsichtig sein. Sie müssen darauf achten, dass das Tarāwīḥ Gebet in ehrenwürdiger Form als ein Ausdruck des tiefen Glaubens an Gott so schön und rein wie möglich verrichtet wird.

 

2 Der Ramadan- seine Bedeutung und Weisheiten

Das Fasten im Monat Ramadan ist eine der fünf Säulen des Islam. Es ist gleichzeitig eine der markantesten Äußerungen der islamischen Lebensart. Das Fasten im Monat Ramadan birgt viele Geheimnisse in sich, welche sowohl den Herrschaftsanspruch Gottes des Gerechten, als auch das soziale Leben des Menschen, als auch das persönliche Leben der Gläubigen, als auch eine Schule der Selbstdisziplin, als auch (eine Zeit der kraftvollen) Dankbezeigung für die von Allah erhaltenen Gaben. Im Hinblick auf den Herrschaftsanspruch Gottes des Gerechten ist eine der vielen Weisheiten des Fastens die folgende:
Gott der Gerechte hat das Antlitz der Erde zu einer Tafel voller Gaben für die Menschen gemacht. Auf dieser Tafel bieten sich

 »...von Orten, von denen er dies nicht erwartet hatte. (Sure 65, 3)«

alle erdenklichen Arten Seiner Gaben an. Auf diese Weise bringt Er die Vollkommenheit Seiner Herrschaft, Seines Erbarmens (Rahman) und Seiner Barmherzigkeit (Rahim) zum Ausdruck. Die Menschen, in Trägheit verfallen und von äußeren Ursachen und Wirkungen geblendet, übersehen entweder die Tatsache, die in dieser Wahrheit zum Ausdruck kommt, oder vergessen sie manchmal sogar. Im Monat Ramadan indessen gleichen die Gläubigen plötzlich einer gut organisierten Armee. Sie alle sind dann zum Gastmahl des ewigen Sultans geladen und warten bis zur beginnenden Abenddämmerung auf die Aufforderung: »Bitte, greift zu!« Indem sie so ihre Haltung als Diener in der Anbetung Gottes erweisen, erwidern sie auf diese Weise die liebevolle, majestätische, allumfassende Barmherzigkeit mit einem alles umfassenden, wohlgeordneten und erhabenen Dienst und Anbetung. Darf man wohl jene Menschen, die sich diesem erhabenen Dienst, der Anbetung und vor diesen ehrenvollen Gastfreundschaft (keramet) verschließen, ihres menschlichen Namens für würdig erachten?

In Anbetracht der Tatsache, dass das Fasten im segensreichen Monat Ramadan, der Dankbarkeit für die Gnadengaben Gottes des Gerechten dient, ist eine Weisheit unter vielen Weisheiten die folgende: Wie bereits im Ersten Wort erwähnt wurde, erfordern die Speisen, die der Kellner aus der kaiserlichen Küche bringt, ihren Preis.

So wie es im höchsten Grade eine Torheit wäre, hat man dem Kellner bereits ein Trinkgeld gegeben, nun zu glauben, dass diese so kostbaren Gnadengaben wertlos seien und den, der sie uns gespendet hat, nicht zu kennen. So hat auch Gott der Gerechte für das Menschengeschlecht zahllose verschiedene Gaben über die Erde ausgebreitet und erwartet von uns nun als Preis für Seine Gnadengaben unseren Dank. Die äußerlichen Ursachen, Dinge und Umstände dienen dabei, wie der Kellner, nur als Träger. Diesen Kellnern zahlen wir einen Preis, ja wir sind ihnen zu Dank verpflichtet. Unser Dank und Respekt geht zuweilen noch weit über das erforderliche Maß hinaus, während doch der Wahre Geber (Mun´im) aller Gaben in unendlichem Grade mehr als alle Ursachen würdig ist, unseren Dank entgegen zu nehmen. Ihm zu danken bedeutet also, zu wissen, dass jene Gaben unmittelbar von Ihm kommen, ihren Wert zu schätzen wissen und dabei seine eigene Bedürftigkeit wahr zu nehmen.
So ist denn das Fasten im Heiligen Monat Ramadan der Schlüssel zu wahrer, reiner, tiefer und allumfassender Dankbarkeit. Denn zu anderen Zeiten, wenn die meisten Menschen sich nicht gerade in einer Zwangslage befinden, sind sie auch kaum in der Lage, den Wert der vielen Gnadengaben zu erkennen, weil sie echten Hunger gar nicht verspüren. Für einen Menschen der satt ist und ganz besonders, wenn er reich ist, ist der Grad der Gnade völlig unverständlich, der sich schon allein in einem trockenen Stück Brot verbirgt. Zur Stunde des Fastenbrechens (iftar) aber bezeugt uns der Geschmackssinn, welch wertvolle Gabe Gottes jenes trockene Stück Brot in den Augen eines Gläubigen ist. Während des Heiligen (Monats) Ramadan gelingt es einem jeden, vom König bis zum Ärmsten durch sein Verständnis des Wertes solcher Gnadengaben innere Dankbarkeit zu gewinnen.
Wenn er sodann, weil ja tagsüber das Essen verboten ist, sagt: »Diese Gaben sind nicht mein Eigentum. Ich bin nicht so frei, sie zu mir zu nehmen. Das heißt, sie sind Eigentum eines anderen und Sein Geschenk. Ich warte auf Seinen Befehl.« erkennt er das Geschenk als ein Geschenk und bringt so seine innere Dankbarkeit zum Ausdruck. Auf diese Weise wird das Fasten zu einem Schlüssel der Dankbarkeit, die in vielerlei Hinsicht die eigentliche Aufgabe des Menschen ist.

3 Ramadan-Wie beginnt man das Fasten? Was muss man beachten?

der Muslim beginnt das Fasten indem er vor dem Schlafengehen bis spätestens zum Morgengrauen im Herzen die Absicht fasst, für Allah zu fasten. Er sollte dann, wenn er kann, vor dem Morgengrauen aufstehen und eine kleine Mahlzeit zu sich nehmen. Vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang verzichtet man nun auf Essen und Trinken sowie auf Beischlaf mit seinem Partner. Darüber hinaus soll der Muslim sich von allem fernhalten was Allah mißfallen könnte und gedenkt Allah wann immer er kann. Wenn die Sonne untergegangen bricht der Muslim sein Fasten und beginnt seine Mahlzeit im Namen Allahs. Im Idealfall sollte man sein Fasten mit ein paar Datteln brechen; wenn man keine Datteln hat, bricht man sein Fasten mit einen Glas Wasser; wenn man auch dieses nicht hat, nimmt man was immer einem als Nahrung oder Getränk zur Verfügung steht und in dem Fall in dem einen auch das fehlt, fasst man die Absicht sein Fasten zu brechen. Man sollte bei dem Essen Verschwendung vermeiden und auch nicht zuviel essen, auch wenn man den ganzen Tag nichts zu sich genommen hat. Im Idealfall sollte der Muslim seinen Magen mit 1/3 Nahrung, 1/3 Wasser füllen und das restliche 1/3 frei lassen so dass er sich angenehm satt aber nicht überfüllt fühlt.

 

4 Darf ich das Fasten für eine Klausur unterbrechen?

der Islam erlaubt es die Pflichten der Praxis aufzuheben, oder auf ihr Nötigstes minimieren, sofern man zur Ausübung dieser (z.B. gesundheitlich) nicht mehr in der Lage ist. Dies gilt auch für Extremsituationen wie z.B. den Krieg. 

Wenn sie nun denken, dass diese Klausur bzw. diese Sachlage lebensnotwendige Wichtigkeit trägt und sie aus reinem Gewissen daran glauben, dass es zu großen Problemen kommen wird, wenn sie vor der anstehenden Klausur fasten, ist es ihnen freigestellt, das Fasten zu unterbrechen, um es später nachzuholen. 

Das reine Gewissen ist dabei sicherlich die beste Instanz, zur Beantwortung dieser Frage.

5 Häufige Fragen zum Ramadan

Häufig gestellte Fragen zum Fasten

 

Welche Weisheit und welche Vorteile hat das Fasten?

Für wen ist das Fasten im Monat des Ramadans verpflichtend?

Aus Welchen Gründen heraus braucht man nicht zu fasten?

Wann fasse ich die Absicht zum Fasten?

Wann fängt das Fasten an und wann endet es?

Darf jemand, der am Abend vor den Schlafen gehen isst und trinkt und die Absicht fasst für den morgigen Tag zu fasten, aber in der Nacht noch vor der Morgendämmerung aufwacht, was essen und trinken?

Kann man beim Sahur bis zum Ende des Gebetsausrufs essen und trinken?

Darf man am Festtag fasten?

Darf man am Freitag fasten?

Ist es bedenklich an den heiligen drei Monaten durchgehend ohne Unterbrechung zu fasten?

Muss ich an einem Stück meine versäumten Fastentage nachholen?

Muss ich das abgebrochene zusätzliche Fasten auch nachholen?

Was ist die Bestimmung des Fastens im Monat Shawwal?

Was ist die Bestimmung des Fastens am Aschura Tag?

Was ist das Urteil für das Fasten zum Willkommen und zur Verabschiedung des Monat Ramadan?

Wie muss derjenige Fasten, der aufgrund seiner Arbeit ständig auf verreist?

Bricht das Baden oder die Ganzkörperwäsche das Fasten?

Schadet es dem Fasten wenn jemand im Traum einen Samenerguss kriegt und er erst nach der Morgendämmerung die Ganzkörperwäsche vollzieht?

Darf jemand der Unrein ist morgens zum Sahur essen, und darf er zum Fasten die Absicht fassen?

Bei welchen Handlungen die das Fasten ungültig machen, braucht man nur das Fasten nachzuholen?

Was ist die Sühne für Fasten und wie leiste ich sie?

Wird das Fasten ungültig bei versehentlichem Essen oder Trinken durch Vergesslichkeit?

Lässt das Zähneputzen das Fasten ungültig werden?

Lässt das Erbrechen das Fasten ungültig machen?

Wird bei Benutzung eines Asthmasprays das Fasten ungültig?

Lassen Augentropfen das Fasten ungültig werden?

Lässt die Einnahme von Nasentropfen das Fasten ungültig werden?

Lassen Medikamente gegen Herzerkrankungen, die unter die Zunge gelegt werden das Fasten ungültig werden?

Müssen auch diejenigen fasten, die jeden Tag regelmäßig Tabletten einnehmen?

Wird bei einer Endoskopie, Koloskopie oder beim transvaginalen Ultraschall, das Fasten ungültig?

Lässt das Einführen von medizinischen Geräten oder Medikamenten in die Harnröhre, das Fasten ungültig werden?

Wird bei einer Narkose das Fasten ungültig?

Lassen Ohrtropfen oder das Waschen der Ohren, das Fasten ungültig werden?

Wird durch Benutzung von Zäpfchen oder einem Einlauf das Fasten ungültig?

Lassen Blutzugabe, Serum oder Injektion, das Fasten ungültig werden?

Wird bei der Verwendung eines Dialysegerätes das Fasten ungültig?

Wird bei der Verwendung einer Dialyse das Fasten ungültig?

Lässt eine Biopsie das Fasten ungültig werden?

Lässt Blutabnahme das Fasten ungültig werden?

Darf sich jemand der fastet akupunktieren?

Wird bei der Verwendung von Salben oder Verbänden mit Salben, das Fasten ungültig?

Wird bei einer Zahnbehandlung das Fasten ungültig?

Lässt das Schlucken von Medikamenten ohne Wasser, das Fasten ungültig werden?

Dürfen Frauen die Wöchnerin (ist die Blutung nach einer Geburt und geht max. 40 Tage) sind oder während der Menstruation Fasten?

Was macht eine Frau die während des Fastens ihre Regelblutung bekommt?

Darf eine Frau die nach Imsak die rituelle Ganzkörperwaschung vollzieht, daher wenn ihre Regelblutung endet, fasten?

Dürfen Frauen Medikamente benutzen die ihre Regelblutung verzögern? Darüber hinaus, gilt das Fasten der Frauen, deren Regelblutung durch Einnahme dieses Medikament verzögert wurde?

 

1. Welche Weisheit und welche Vorteile hat das Fasten?

 

Die Gebote und Verbote Gottes sind gewiss zum Wohle seiner Diener. Die islamischen Gelehrten sind sich einig darüber, dass die Vorschriften stets zum Zwecke der Menschen sind. Das sich hinter den Geboten die seine Diener machen sollen immer große Vorteile befinden, und sich hinter den Verboten immer große Schäden befinden, sollte man nicht außer Betracht lassen. Seit geraumer  Zeit haben sich einige islamische Gelehrte selbst eine Mission auferlegt über die Weisheit und Vorteile verschiedener Gottesdienste zu forschen. Mehr als nach ihren praktischen Vorteile zu suchen, suchten sie nach einer Möglichkeit wie man die menschliche Seele reinigt und aufwertet. In diesen Zusammenhang muss gesagt werden: Sowie einige Weisheiten und Vorteile der Gottesdienste erforscht wurden, gibt es noch jede menge von Weisheiten und Vorteilen die wir nicht kennen.

 

Das Hauptziel des Fastens ist es den Menschen Gottesfürchtig zu machen. Im Qurʾān steht geschrieben:

„O die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch das Fasten, so wie es denjenigen vor euch vorgeschrieben war, auf dass ihr gottesfürchtig werden möget.“ (Sura al-Baqara 183)

 

Die geistige Erziehung die der Mensch durch das Fasten erhält, hilft ihn beim abschürfen der Ablagerung der Sünden von Herz und Seele. Durch das Fasten erreicht der Mensch, das Geheimnis des Verses „kad eflaha men zekkâhâ“, was so viel bedeutet wie „ ein jemand der seine Seele von Schlechtes schützt, erlangt die Errettung“. So wie die Wohltätigkeit und Almosen, den Gläubigen von Sünden reinigt (Sura at-Tawba 103), genauso befreit das Fasten, was die Almosen des Körpers ist, den Menschen vor dem Übel seiner Seele (İbn Mâce, Sıyâm, 44).

 

Der Fastende bricht die Ketten seiner eigenwillige Seele und klammert sich an das Seil des Allmächtigen. Die eigenwillige Seele macht den Menschen selbstsüchtig und drängt ihn zur Einsamkeit. Doch mit den Klammern am Seil des Allmächtigen, weiß der Mensch dass er ein soziales Wesen ist. Im Fastenmonat Ramadan wo man gemeinsam viele Gottesdienste macht, verspürt man den Geist der Einheit. Denn der Reiche betet in der gleichen Reihe wie der Arme, und er sitzt mit ihm am selben Tisch. Die Almosensteuer ist wie ein Wasser des Lebens bei dem Ungleichgewicht der Einkommensverteilung.

 

Das Fasten kann man auch als eine Übung der Willensstärke betrachten. In dem man die Wünsche und Bedürfnisse der Seele widersteht, übt man sich auch gleichzeitig in der Geduld. Um eine erfolgreiche Zeit im Leben des Menschen zu führen braucht man eine gewisse Willensstärke. Diejenigen Menschen die nicht erfolgreich sind haben einen schwachen Willen. Genau diese Menschen haben auch Probleme in Hinsicht auf das Jenseits. Denn so ziemlich bei allen gottesdienstlichen Handlungen spielt die Willensstärke eine wichtige Rolle. Aus dieser Sicht ist das Fasten ein wirksames Mittel um die Bedürfnisse der Seele zu kontrollieren und sein Geist zu reinigen. Es ist bemerkenswert, dass in fast allen Religionen und Kulturen, wenn auch in unterschiedlichen Formen des Fastens, das Fasten als ein Weg der Enthaltsamkeit angenommen wird.

 

Durch das Fasten lernen wir auch Genügsamkeit. Ein Mensch der Hunger hat, versteht den Zustand der Armen und Bedürftigen besser, und begreift welch hohen Stellenwert Genügsamkeit hat. Man achtet darauf nicht mehr verschwenderisch zu sein. Der Ausspruch des Gesandten Gottes (s.a.s) „Genügsamkeit ist ein nicht endender Schatz“ (Beyhakî, Zühd, 2/88) erklingt in der Ohren des Gläubigen. Der Mensch der jetzt den Wert der Gottesgaben verstanden hat erhöht seinen Gottesdankunken. Er begreift, dass Habgier zu Bedürftigkeit und Genügsamkeit zu Barmherzigkeit führt. Die frohe Botschaft des Gesandten Gottes (s.a.s.) „Derjenige der Sparsam ist, wird keine finanzielle Probleme haben“ (İbn Ebî Şeybe, el-Musannef, 5/331) fängt an sich im Leben des Gläubigen zu zeigen.

 

Das Fasten mit den Frühstück und dem Ende eines Fastentages, sowie die Teravih Gebete und die anderen Gottesdienstlichen Handlungen, bringt den Menschen Disziplin bei.

 

Der Fastenmonat Ramadan ist für den Diener, der seine Zuflucht bei Gott sucht, voll mit  Möglichkeiten für die Vergebung seiner Sünden. Der Mensch hat mehr Gelegenheit über die Verse im Koran nachzudenken. Der Segen den der Monat Ramadan mit sich bringt, sorgt dafür, dass der Sündenschleier der sich auf Herz und Verstand gelegt hat, löst und man den tieferen Sinn einiger Verse versteht.

 

Das Fasten das die Almosen vom Körper ist, ist eine ideale Möglichkeit für den Stoffwechsel sich von dem im Körper angesammelten schädlichen Stoffen zu lösen. Der Körper des Menschen, der sich von materiellen und Geistigen her, von anderen Lebewesen unterscheidet. In dem Monat in dem man anfängt den Körper des Menschen anders als bei anderen Lebewesen als eine harmonische mit göttlichen Geheimnissen versehen Zusammensetzung aus Geist und Körper zu sehen, erneuern sich die Körper und das Gehirn blüht auf... So als ob man den Ausspruch des Gesandten Gottes (s.a.s) „Fastet damit ihr zu Gesundheit findet“ bestätigen würde, finden unsere Körper zu Gesundheit. (Taberani, Mu’cemu’l-Evsat, VIII, 174; Münzirî, et-Tergîb, 2/206)

 

Der Monat Ramadan ist die Zeit wo die Hoffnungen, der Verzweifelten Menschen um Vergebung ihrer Sünden gedeihen. Fasten ist ein Lehrer, der uns lehrt bei plötzlich auftretenden Schwierigkeiten standhaft zu sein. Der Monat Ramadan gibt uns die Gelegenheit unseren Kindern das Religiöse Leben aufzuzeigen.

 

Nach einer Überlieferung des Gesandten Gottes (s.a.s), werden demjenigen seine bisherigen Sünden vergeben, der die Erwiderung für das Fasten, „allein“ von Gott erwartet. Ebenfalls sagte der Gesandte Gottes (s.a.s) zu den Gefährten Ka’b b. Ucre’ye „ Ya Ka'b! Das Gebet ist Beweis dass jemand ein Muslim ist. Das Fasten ist ein robustes Schild. Sowie das Wasser das Feuer löscht, genauso reinigen Almosen deine Sünden. Ya Ka'b! Fleisch und Knochen das durch unerlaubte Ernährung zustande gekommen ist, ist würdig für das Feuer. (Tirmizî, Cum'a, 79)

 

Es gibt ein enges Band zwischen dem Verständnis der Weisheiten und der Bestimmung des Fastens. Die Aspekte des Fastens, die die Rechtslehre betreffen zu verstehen/zu kennen ermöglicht es uns das Fasten einzuhalten, gemäß der Weisheit des Vermächtnisses aus der Sunna des Propheten (s.a.s).

 

 

2. Für wen ist das Fasten im Monat des Ramadans verpflichtend?

 

Die Zugehörigkeit zum Islam, die Geschlechtsreife und die Zurechnungsfähigkeit sind Grundvoraussetzungen. Ohne sie ist das Fasten nicht vorgeschrieben.

 

 

3. Aus Welchen Gründen heraus braucht man nicht zu fasten?

 

Der Islam hält die Menschen im Rahmen ihrer Kapazitäten verantwortlich und erlässt Erleichterungen überall da, wo ihre Kapazitäten überschreitet werden und in Situationen die dies hervorrufen. Die unten aufgeführten Gründe erlauben denjenigen, das Fasten nachzuholen oder aber eine „Fidya“ (Eine Form der Almosengabe zur Kompensation des versäumten Fastens) zu entrichten.

 

 

a) Reise

 

Jemand der im Ramadan eine Reise unternehmen wird ist es gestattet nicht zu fasten. Er muss lediglich das Fasten nachholen. Im Qurʾān steht geschrieben. „O die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch das Fasten, so wie es denjenigen vor euch vorgeschrieben war, auf dass ihr gottesfürchtig werden möget. (Vorgeschrieben ist es euch) an bestimmten Tagen. Wer von euch jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, der soll eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten). Und denjenigen, die es zu leisten vermögen, ist als Ersatz die Speisung eines Armen auferlegt. Wer aber freiwillig Gutes tut, für den ist es besser. Und dass ihr fastet, ist besser für euch, wenn ihr (es) nur wisst!“ (Sura al-Baqara 183-184).

 

Wer nachts das Fasten beabsichtigt aber morgens auf größere Reißen geht, der kann zwar auch fasten, rechtlich gesehen kann er aufgrund der Reise jedoch das Fasten auslassen bzw. für den Zeitraum pausieren/unterlassen. Er kann es aber auch nach wie vor einhalten.

Wer nachts das Fasten beabsichtigt aber am Morgen spontan auf eine Reise muss, der kann den Umstand und den Schwierigkeiten gemäß das Fasten pausieren/abbrechen.

Jedoch ist die Vollendung des Fastens geeigneter. Als der Gesandte Gottes (s.a.s.) auf der Reise zur Eroberung von Mekka war, war er am fasten. Jedoch hat er an einem Ort namens „Kedid“ sein Fasten gebrochen. (Buharî, Savm, 34; Müslim, Sıyam, 15) Diese Tat zeigt uns, dass man das Fasten auf Reisen brechen darf.

 

 

b) Krankheit

 

Ein Kranker, der befürchtet, dass seine Krankheit sich dadurch verschlechtert oder verlängert braucht nicht zu fasten bzw. darf sein angefangenes Fasten brechen. Er kann dann diese Tage nach seiner Genesung nachfasten. Der oben genannte Vers deutet auf diese Situation. Auch eine Person, deren Krankheit durch einen erfahrenen, muslimischen Arzt oder durch seine Überzeugung bestätigt wurde, unterliegt den selben Regelungen.

 

 

c) Schwangerschaft und Milchmutterschaft

 

Eine Frau, die im Ramadan schwanger ist oder ihr eigenes bzw. ein fremdes Baby stillt, darf ihr Fasten brechen, falls sie befürchtet, dass sie oder das Baby einen Schaden erleiden könnte. Sie darf dann nachfasten.

 

 

d) Arbeiten unter schwierigen und mühsamen Voraussetzungen

 

Jemand, der befürchtet, das seine Gesundheit durch das Fasten negativ beeinträchtigt wird, braucht nicht zu Fasten. Diejenigen die sich in so einer Situation (z.B. schwerwiegende und mühsame Arbeit) befinden, fasten an ihren Urlaubstagen oder an einem geeigneten Zeitpunkt.

 

Der Qurʾān erläutert uns das mit folgenden Versen: „O die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch das Fasten, so wie es denjenigen vor euch vorgeschrieben war, auf dass ihr gottesfürchtig werden möget.(Vorgeschrieben ist es euch) an bestimmten Tagen. Wer von euch jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, der soll eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten). Und denjenigen, die es zu leisten vermögen, ist als Ersatz die Speisung eines Armen auferlegt. Wer aber freiwillig Gutes tut, für den ist es besser. Und dass ihr fastet, ist besser für euch, wenn ihr (es) nur wisst!  Der Monat Ramadan (ist es), in dem der Qur´an als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klare Beweise der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch während dieses Monats anwesend ist, der soll ihn fasten, wer jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten). Allah will für euch Erleichterung; Er will für euch nicht Erschwernis, - damit ihr die Anzahl vollendet und Allah als den Größten preist, dafür, dass Er euch rechtgeleitet hat, auf dass ihr dankbar sein möget.“ (Sura al-Baqara 183-185)

 

 

e) Hohes Alter

 

Eine sehr alte und schwache Person braucht nicht zu fasten. Eine derartige Person ist nicht in der Lage zu fasten und erlangt sie auch nicht wieder, bis sie verstirbt. So jemand sollte für jeden Tag des Ramadans eine Fidya bezahlen. Diejenigen die keine Aussicht auf Heilung haben, erliegen den selben Regelungen.

 

 

4. Wann fasse ich die Absicht zum Fasten?

 

Bei gottesdienstlichen Handlungen spielt die Absicht eine große Rolle. Wichtiger als die Absicht mündlich auszusprechen, ist die Absicht aus dem Herzen zu fassen. In diesem Zusammenhang ist es für die Absicht ausreichend, wenn man sich bewusst ist zu fasten. Das Aufstehen zum Sahur ist auch ein Zeichen der Absicht. Auch wenn die Person es nicht geschafft hat zum Sahur aufzustehen, aber im Bewusstsein ist das er fasten muss, zählt es als Absicht.

 

Die Zeit für die Absicht zum Fasten, beginnt mit der Zeit des Abendgebetes.

 

Die Absicht für das Fasten im Ramadan oder andere Arten wie Gelübde oder zusätzliches Fasten wo der Zeitpunkt festgelegt ist, ist bis circa eine Stunde vor dem Mittagsgebet auszudrücken. Alle anderen Arten wie das Nachholen vom Fasten, das Fasten als Sühne für die versäumten Fastentage oder Gelübdefasten an denen kein Zeitpunkt festgelegt ist, müssen bis vor der Morgendämmerung ausgedrückt sein.

 

 

5. Wann fängt das Fasten an und wann endet es?

 

Imsak welches so viel wie „sich bändigen, die Finger lassen, davon abtreten“ heißt, bedeutet im religiösen Sinne vom Anbruch des Morgens bis hin zum Abend nichts zu essen und nichts zu trinken sowie sich von sexuell aufgeladenen Taten und auch anderen Taten die das Fasten unterbrechen, zu distanzieren. (Vgl. Sura al-Baqara 187).

 

Das Fasten beginnt zur Zeit vor der Morgendämmerung. Das ist die Zeit in dem das Nachtgebet endet und das Morgengebet beginnt. Hierzu sagt man auch Imsak. Gleichzeitig ist es die Zeit, an dem das Sahur endet und das Fasten beginnt. Das Ende des Fastentages beginnt mit dem Sonnenuntergang. Dazu sagt man auch Iftar. Mit dieser Zeit beginnt auch das Abendgebet.

 

 

6. Darf jemand, der am Abend vor den Schlafen gehen isst und trinkt und die Absicht fasst für den morgigen Tag zu fasten, aber in der Nacht noch vor der Morgendämmerung aufwacht, was essen und trinken?

„Imsak“ ist die Zeit wo das Morgengebet beginnt und somit auch das Fasten. Derjenige der Fasten möchte, muss bis zu diesen Zeitpunkt gegessen und getrunken haben. Das wiederum bedeutet, auch wenn man am Abend vor dem schlafen gehen isst und die Absicht fasst zum Fasten, kann wenn er nachts aufsteht bis zum Imsak essen und trinken.

 

 

7. Kann man beim Sahur bis zum Ende des Gebetsausrufs essen und trinken?

 

Egal ob der Gebetsausruf stattfindet oder nicht, mit den Beginn der Imsaksdarf nicht mehr gegessen werden.

 

 

8. Darf man am Festtag fasten?

 

Das Fasten am ersten Tag des Ramadan-Festes und an den ersten drei Tagen des Opferfestes sind verbotener weise verpönt. Denn an diesen Tagen wird mit der Gnade und der Barmherzigkeit Gottes das festliche Speisen und Trinken gelobt.

 

 

9. Darf man am Freitag fasten?

 

Außer an den Festtagen wo das Fasten verpönt ist, ist das freiwillige oder andere Arten des Fastens erlaubt. Einzig und alleine nur am Freitag zu Fasten ist vorsichtshalber verpönt. Der Gesandte Gottes (s.a.s.) sagte: „Niemand soll Freitags Fasten. Einzig wenn jemand einen Tag davor oder danach mit dazu fastet ist es gestattet am Freitag zu Fasten.“ (Ebû Davud, Savm, 50).

In diesen Zusammenhang ist noch zu erwähnen, dass es einige Arten vom Fasten gibt, die erforderlich sind und wo es gestattet ist am Freitag zu fasten. Für denjenigen der am Freitag freiwillig fasten will, ist es angemessener einen Tag nachher oder vorher mit zu fasten.

 

 

10. Ist es bedenklich an den heiligen drei Monaten durchgehend ohne Unterbrechung zu fasten?

 

In den auch unter den Volksmund bekannten „Drei Monaten“ ist es nicht verpflichtend zu fasten, jedoch bevorzugte der Gesandte Gottes (s.a.s.) im Gegensatz zu den anderen Monaten, an den ersten beiden Monaten, das zusätzliche Fasten (Buhârî, Savm, 52, 53; Müslim, Sıyâm, 175, 179). Im Monat des Ramadans ist es ohnehin verpflichtend zu Fasten. Ansonsten ist es bekannt, das der Gesandte Gottes (s.a.s.) Montag, Donnerstag sowie am 13,14,15, eines jeden Monates fastete (Tirmizî, Savm, 44; Ebû Dâvûd, 68). Jedoch gibt es keine authentischen Quellen, das er in den heiligen drei Monaten durchgehend gefastet hat.

 

 

11. Muss ich an einem Stück meine versäumten Fastentage nachholen?

 

Die nicht gefasteten Tage im Monat Ramadan, sowie die angefangenen jedoch nicht zu Ende geführten/abgebrochen Fastentage müssen nachgeholt werden. Im Qurʾān steht geschrieben „Wer von euch jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, der soll eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten).“(Sura al-Baqara 184). Doch konnten wir kein Beschluss finden der das Nachholen an einem Stück fordert. Dementsprechend kann man, außer an den Tagen wo das Fasten verpönt ist, die Tage die man nachholen muss entweder an einem Stück oder an verschiedenen Tagen nachholen. Allerdings ist es angebracht dies so schnell wie möglich zu erledigen.

 

12. Muss ich das abgebrochene zusätzliche Fasten auch nachholen?

 

Zusätzliches Fasten beschreibt das Fasten außerhalb des Monats Ramadan. Auch wenn es freiwillig ist, muss eine angefangene gottesdienstliche Handlung zu Ende geführt werden. Daher muss man, wie auch bei anderen freiwilligen gottesdienstlichen Handlungen, das zusätzliche Fasten auch nachholen.

 

 

13. Was ist die Bestimmung des Fastens im Monat Shawwal?

 

Es ist lobenswert im Monat Shawwal, das ist der Monat nach Ramadan, sechs Tage lang zu fasten. Der Gesandte Gottes (s.a.s.) sagte in einer Überlieferung folgendes: „Wer den Monat Ramadan (vollständig) gefastet hat und danach sechs Tage im (darauf folgenden) Monat Schawwal fastet, der (erhält soviel Lohn), als ob er das ganze Jahr gefastet hätte.“ (Müslim, Sıyam, 24; Tirmizî, Savm, 53). Somit förderte er das Fasten im Monat Shawwal. Man kann entweder die sechs Tage an einem Stück fasten oder aber auch an verschiedenen Tagen.

 

 

14. Was ist die Bestimmung des Fastens am Aschura Tag?

 

Den zehnten Tag des Monats Muharram nennt man Aschura Tag. Der Gesandte Gottes (s.a.s.) empfahl uns das Fasten an dem Tag. Er sagte folgendes: „und mit dem Fasten am Tag Aschura  hoffe ich darauf, dass Allah (damit die Sünden des) vorausgegangenen Jahres ausgleicht und vergibt.“ (Tirmizî, Savm,47) In der Zeit des Propheten fasteten die Juden nur am zehnten Tag des Monats Muharram. Um den Juden hier im Verhalten nicht zu ähneln, ist es angemessen zusätzlich einen Tag vorher oder nachher zu fasten.

 

 

15. Was ist das Urteil für das Fasten zum Willkommen und zur Verabschiedung des Monat Ramadan?

 

Es gibt keine religiöse Grundlage die besagt das man fasten muss um den Monat Ramadan willkommen zu heißen oder zu verabschieden. Jedoch fastete der Gesandte Gottes (s.a.s.) viel im vorrangehenden heiligen Monat und er fastete sechs Tage im Monat Shawwal. Es ist verpönt ein paar Tage initiativ zu fasten obwohl der Ramadan noch gar nicht eingetroffen ist, mit dem Gedanken er könnte auch einige Tage vorher schon begonnen haben. Allerdings ist es nicht bedenklich für jemanden, der regelmäßig an bestimmten Tagen fastet, wenn sich zufällig die Tage überschneiden. Der Gesandte Gottes (s.a.s.) sagte: „Niemand von euch soll einen oder zwei Tage vor dem Ramadân fasten, es sei denn jemand, der sein gewohntes Fasten fastet, dieser soll diesen Tag fasten.“ (Buharî, Savm: 14; Müslim, Sıyam: 21).

 

 

16. Wie muss derjenige Fasten, der aufgrund seiner Arbeit ständig auf verreist?

 

Der Islam schreibt vor, dass diejenigen die krank oder auf Reisen sind, das Fasten nachholen. Solange diese  Behinderung/Entschuldigung aktiv ist, ist auch die Erlaubnis aktiv. Diejenigen die durchgehend behindert/entschuldigt sind, fasten erst dann mit dem Nachholen an sobald sich ihr Zustand der sie am Fasten hindert auflöst. Im Qurʾānsteht folgendes geschrieben: „Wer von euch jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, der soll eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten).“ (Sura al-Baqara 185). Der Kapitän oder der Busfahrer der die ganze Zeit lange Strecken zurücklegt, ist mit einbegriffen. Nur ist zu sagen, das für denjenigen den das Fasten nichts ausmacht, das Fasten angemessener ist.

 

17. Bricht das Baden oder die Ganzkörperwäsche das Fasten?

 

Solange man nicht das Wasser durch den Mund oder der Nase verschluckt ist es nicht bedenklich zu baden oder die Ganzkörperwäsche durchzuführen. Soviel wir wissen berichtet uns Hz. Āʾiša und Ummu Salama, dass der Gesandte Gottes (s.a.s.) selbst vor der Morgendämmerung noch die Ganzkörperwäsche vollzogen hat (Buhârî, Savm, 25). So wie es dem Fasten nicht schadet in der Nacht unreinzu sein, genauso schadet es auch nicht nach der Morgendämmerung die Ganzkörperwäsche zu vollziehen.

 

 

18. Schadet es dem Fasten wenn jemand im Traum einen Samenerguss kriegt und er erst nach der Morgendämmerung die Ganzkörperwäsche vollzieht?

 

Ein Samenerguss aufgrund eines Traumes schadet dem Fasten genauso wenig, wie dass man die Ganzkörperwäsche etwas verzögert vollzieht. Doch wenn es keine Situationen gibt die anderes erzwingt, sollte man die Ganzkörperwäsche so schnell wie möglich vollziehen.

 

 

19. Darf jemand der Unrein ist morgens zum Sahur essen, und darf er zum Fasten die Absicht fassen?

 

Es wird als unpassend angesehen wenn man im unreinen Zustand, sich vor dem Essen nicht die Hände und den Mund wäscht. Einzig wenn man seine Hände und sein Mund gewaschen hat, ist es nicht bedenklich wenn er vor der Ganzkörperwäsche beim Sahur frühstückt.

 

 

Dinge die das Fasten ungültig werden lassen

 

 

A) Einige allgemeine Informationen zum Fasten

 

Essen, Trinken sowie Geschlechtsverkehr sind mitunter die Handlungen, die das Fasten ungültig machen. Bei einigen Handlungen die das Fasten ungültig machen, muss man das Fasten lediglich nachholen. Bei anderen Handlungen wiederum muss man das Fasten nachholen und es wird eine Sühneleistung fällig. Dieses Thema wird zur Darstellung in Unterrubriken aufgeteilt und dann vertieft.

 

 

1. Bei welchen Handlungen die das Fasten ungültig machen, braucht man nur das Fasten nachzuholen?

 

Reisende, Kranke oder die aufgrund ihres hohen Alters ihr fasten brechen müssen, brauchen nur die entsprechende Tage nachzuholen. Dies gilt auch für die versehentliche Nahrungsaufnahme sowie das Aufnehmen von Dingen die nicht der Nahrungsaufnahme entsprechen bzw. die man nicht als Nahrungs- oder Genussmittel zählen kann und zu denen der Mensch entsprechend nicht neigen würde.

 

Diejenigen die im Monat Ramadan entschuldigter Weise nicht fasten konnten, müssen nur so viele Tage nachfasten wie sie eigentlich hätten fasten müssen. Jedoch sagte der Gesandte Gottes (s.a.s.), selbst wenn jemand ein Jahr lang fasten würde, würde er nicht den selben Lohn eines verpassten Fastentages im Monat Ramadan erreichen. Deshalb ist ein unterlassen des Fastens im Monat Ramadan obwohl man davon nicht frei gesprochen ist, eine große Sünde sowie eine Respektlosigkeit gegenüber des Monats Ramadan wie auch den muslimischen Volk.

 

Sowie das Unterlassen des Fasten ohne entsprechende Entschuldigung eine große Sünde ist, verlangt es auch Nach dem Flehen um Vergebung. Der Monat Ramadan ist eine Gelegenheit um Vergebung bei Gott zu ersuchen. Zum Vergleich, liegt der Wert für an anderen gefasteten Tagen nicht so hoch wie im Monat Ramadan.

 

 

2. Was ist die Sühne für Fasten und wie leiste ich sie?

 

Wer es unentschuldigt unterlässt im Monat Ramadan zu fasten, muss die Tage nachfasten sowie Sühne leisten. Die Sühneleistung für das unterlassene Fasten beträgt zwei Kalendermonate oder 60 Tage durchgehend zu fasten. Derjenige der dazu nicht in der Lage ist muss 60 Bedürftigen eine sättigende Speise spenden oder einen Bedürftigen 60 Tage lang eine sättigende Speise spenden. Frauen die während des Sühne-Fastens ihre Periode bekommen, fasten an diesen Tagen nicht. Sobald ihre Periode um ist fangen sie umgehend wieder mit den Sühne-Fasten an und vervollständigen ihre 60 tage.

 

Nach der schāfiʿītischen Rechtsschule muss man für das unentschuldigte Unterbrechen des Fastens, durch Nahrungzufuhr, lediglich diese Tage nachfasten ohne die entsprechende Sühne.

 

 

3. Wird das Fasten ungültig bei versehentlichem Essen oder Trinken durch Vergesslichkeit?

 

Durch das unbewusste Essen oder Trinken wird das Fasten nicht ungültig. Der Gesandte Gottes (s.a.s) sagte: „Wer vergisst, dass er fastet und isst und trinkt, der soll sein Fasten vervollständigen, denn es ist Allah, Der ihn speiste und ihm zu trinken gab.“ (Buhari, Savm, 26; Müslim, Sıyâm, 17). Wenn demjenigen der am Essen ist einfällt das er am fasten ist, muss er das Essen sofort ausspucken und sein Mund ausspülen. Sodann fastet er weiter. Falls es im einfällt und er weiter isst, wird das Fasten ungültig.

 

 

4. Lässt das Zähneputzen das Fasten ungültig werden?

 

Das alleinige Zähneputzen lässt das Fasten nicht ungültig werden. Doch hierzu muss gesagt werden, falls die Zahnpasta oder das Wasser verschluckt wird, dann wird das Fasten ungültig. Man sollte vorsichtshalber weise die Zähne vor Morgendämmerung und nach Sonnenuntergang putzen.

 

 

5. Lässt das Erbrechen das Fasten ungültig machen?

 

Das ungewollte Erbrechen schadet dem Fasten nicht. Jedoch wird das Fasten bei einer Handvoll gewollten Erbrochenen ungültig.

 

B. Gesundheitliche Probleme und Fasten

 

Durch den medizinischen Fortschritt wurden viele neue Untersuchungsmethoden entwickelt. Einige Methoden lassen das Fasten ungültig werden einige wiederum nicht. Einige Grundlegende Fragen und Antworten sind haben wir unten aufgelistet.

 

 

1. Wird bei Benutzung eines Asthmasprays das Fasten ungültig?

 

Das Asthmaspray was gegen Lungenerkrankungen benutzt wird, gibt pro Stoß 1/20 ml ab. Diese Menge ist sehr gering. Zudem wird der größte Teil von der Wand im Mund und Luftröhre aufgesaugt. Es gibt keine präzisen Informationen darüber ob von dem Spray ein geringer Anteil übrig bleibt und mit den Speichel in den Magen abgeführt wird. Wenn man es vergleicht mit dem Wasser was bei der rituellen Waschung im Mund übrigbleibt, erkennt man dass es viel weniger ist. Unterdessen gibt es eine Überlieferung des Gesandten Gottes (s.a.s.) (Dârimî, Savm, 21)  und eine Einigung unter den Gelehrten, das das restliche Wasser was bei der rituellen Waschung geschluckt wird, das Fasten nicht verletzt. Es gibt auch authentische Quellen darüber, (Buharî, Savm, 27; Tirmîzî, Savm, 29)  das der Gesandte Gottes (s.a.s.) während dem Fasten Miswak benutzte. Zudem wird gemäß der Regel „absolute Sicherheit, lässt sich nicht durch ein Zweifel auflösen“, das Fasten durch die besagte Substanz nicht verletzt aufgrund des Zweifels, ob es den Darmtrakt gelangt oder nicht.

 

Dementsprechend können Menschen mit Asthmaleiden um besser Luft zu bekommen, beruhigt das Asthmaspray benutzen. Die Menge die abgegeben wird, schadet dem Fasten nicht.

 

 

2. Lassen Augentropfen das Fasten ungültig werden?

 

Nach Angaben von Experten im Bereich der Augenheilkunde wird eine sehr geringe Menge

(1/20 von 1 Milliliter was 50 Mikroliter entspricht) die durch Einnahme der Augentropfen genommen wird, von den Poren in den Schleimhäuten absorbiert. Ein anderer Teil wird beim Wimpernschlag aus dem Auge geworfen. Ein weiterer Teil Bleibt im Auge. Es besteht die Möglichkeit, dass verschwindend wenig der Substanz in den Darmtrakt gelangt. Unter Berücksichtigung dieser Informationen können wir sagen, dass die Einnahme von Augentropfen das Fasten nicht gefährdet.

 

 

3. Lässt die Einnahme von Nasentropfen das Fasten ungültig werden?

 

Ein Tropfen von den Nasentropfen die zur medikamentösen Behandlung der Nase benutzt wird, beträgt 0,06 cm³Ein Teil davon wird durch die Nasenwände absorbiert. Nur ein sehr geringer Teil gelangt in den Darmtrakt. Dies wiederum ist mit dem Wasser bei der rituellen Waschung gleichzustellen. Deshalb wird auch hier das Fasten nicht ungültig.

 

 

4. Lassen Medikamente gegen Herzerkrankungen, die unter die Zunge gelegt werden das Fasten ungültig werden?

 

Einige Medikamente die bei Herzerkrankungen unter die Zunge gelegt werden, werden direkt von dem Gewebe absorbiert und mit dem Blut vermischt, um so das Risiko eines Herzinfarkts zu verringern. Da das Medikament absorbiert wird und erst gar nicht im Darmtrakt gelangt, lässt es das Fasten nicht ungültig werden.

 

 

5. Müssen auch diejenigen fasten, die jeden Tag regelmäßig Tabletten einnehmen?

 

Krankheit ist eine zulässige Entschuldigung um im Ramadan nicht zu fasten. Jemand der weiß, dass er wenn er fastet krank wird, oder dass sich im Rahmen seiner Krankheit sein gesundheitlicher Zustand verschlechtern wird, braucht nicht zu fasten. Wenn er wieder gesund ist braucht er auch nur die Tage die er verpasst hat nachzuholen. Im Qurʾān wird uns folgendes verkündigt: „Wer von euch jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, der soll eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten).“ (Sura al-Baqara 184).

 

Kranke die fortwährend in dieser Situation sind, müssen pro Tag eine Fidya entrichten. Arme und Bedürftige brauchen keine Fidya zu entrichten. Denn in unserer Religion ist keiner für das was außerhalb seines Vermögens steht verantwortlich.

 

 

6. Wird bei einer Endoskopie, Koloskopie oder beim transvaginalen Ultraschall, das Fasten ungültig?

 

Um den Magen zu betrachten oder ein Stück zu entnehmen, wird bei der Endoskopie ein medizinisches Gerät durch den Mund eingeführt und nach der Behandlung wieder entfernt. Bei der Koloskopie wird ein medizinisches Gerät durch den Anus eingeführt zur Untersuchung des Darmtraktes. Bei der Endoskopie sowie auch bei der Koloskopie wird fast immer Wasser durch die Vorrichtung gegeben, um die Sauberkeit zu gewährleisten. Wenn auch die Endoskopie, Koloskopie oder der rektale Ultraschall was mit Essen oder Trinken nichts gemeinsam haben, wird durch die Zugabe von Wasser in der Vorrichtung das Fasten ungültig. Wenn bei der besagten Behandlung aber keinerlei Art Nährstoffe in den Magen gelangen, so wird das Fasten noch gültig.

 

 

7. Lässt das Einführen von medizinischen Geräten oder Medikamenten in die Harnröhre, das Fasten ungültig werden?

 

Eingeführte medizinische Geräte oder Medikamente gefährden das Fasten nicht.

 

 

8. Wird bei einer Narkose das Fasten ungültig?

 

Durch die Verabreichung von Medikamenten in den Körper, entweder durch Inhalation oder Injektion, wird man narkotisiert. Die Atemwegsanästhesie als auch die Injektion erreichen nicht den Darmtrakt. Allerdings werden bei der Vollnarkose die Adern offen gehalten, um in Notsituationen Medikamente zu verabreichen. Dies wird erreicht indem ein Serum verabreicht wird. Dementsprechend verletzt die Lokalanästhesie das Fasten nicht, jedoch lässt die Vollnarkose aufgrund der Verabreichung des Serums das Fasten ungültig werden.

 

 

9. Lassen Ohrtropfen oder das Waschen der Ohren, das Fasten ungültig werden?

 

Hals und Ohren sind miteinander verbunden, da jedoch das Trommelfell diesen Weg blockiert, kann das Wasser oder die Ohrtropfen die Kehle nicht erreichen. Aus diesen Grund schadet das Waschen der Ohren oder die Ohrtropfen dem Fasten nicht. Wer jedoch ein Loch im Trommelfell hat muss auf die Menge aufpassen. Da bei den Ohrtropfen der größte Teil im Ohr absorbiert wird und nur ein geringer Teil durchsickert ist es nicht bedenklich. Beim Waschen jedoch sollte man auf die Menge des Wassers achten. Denn wenn zu viel durchsickert lässt es das Fasten ungültig werden.

 

 

10. Wird durch Benutzung von Zäpfchen oder einem Einlauf das Fasten ungültig?

 

Auch wenn die Zäpfchen die rektal eingeführt werden was mit den Verdauungssystem zu tun haben, schaden sie dem Fasten nicht. Denn ihre Verdauung ist im Dünndarm beendet und sie besitzen keine Eigenschaften wie die Abgabe von Nahrung. Das Gleiche gilt auch für die Zäpfchen die Frauen vaginal einnehmen.

 

Im Bezug auf den Einlauf gibt es zwei verschiedene Situationen. Da der Dickdarm das Wasser,  Glucose und einige Salze absorbiert, wird das Fasten ungültig, sobald sich flüssige Nahrungsbestandteile ode reine entsprechend zu hohe Menge Wasser, sich lange genug im Dickdarm befinden, so dass es absorbiert werden kann. Einzig bei Einläufen bei denen das abgegebene Wasser und Salze, die direkt nach Abgabe in den Dickdarm wieder mit den anderen Fäkalien und Kot ausgeschieden werden, wird das Fasten nicht verletzt.

 

 

11. Lassen Blutzugabe, Serum oder Injektion, das Fasten ungültig werden?

 

Hier spielt die Absicht eine tragende Rolle. Injektionen die zur Linderung von Schmerzen dienen, während einer Behandlung vorgesehen sind oder um den Körper widerstandsfähiger zu machen, schaden dem Fasten nicht. Injektionen von Nahrung oder nicht medizinisch notwendige aber aus unerklärlichen Gründen trotzdem erwünschte Injektionen, lassen das Fasten ungültig werden. Bei Serum oder Blutzugabe gelten dieselben Bedingungen.

 

 

12. Wird bei der Verwendung eines Dialysegerätes das Fasten ungültig?

 

Für Patienten mit schwachen Nieren gibt es zwei Arten von Dialyse, die Peritonealdialyse und die Hämodialyse. Die Dialyse erfolgt mit dem Peritoneum als Dialysemembran. Durch Einlassen von Dialysat in die Bauchhöhle wird eine Substanz als semipermeable Membran zur Ausschwemmung ausscheidungspflichtiger Substanzen verwendet. Unter Hämodialyse versteht man die Entfernung von Flüssigkeit und gelösten Molekülen aus dem extrakorporal zirkulierenden Blut über Filtersysteme, die eine semipermeable Membran enthalten. Das wichtigste Element der Hämodialyse ist der so genannte Dialysator. In ihm wird das Blut durch ein feines System aus Kunststoffkapillaren geleitet, die von einer Dialysierflüssigkeit umspült werden. Beim Transport durch die Kapillaren gibt das Blut entlang des Konzentrationsgradienten durch Poren in der Kapillarwand kleinmolekulare Bestandteile ab, die in die Spülflüssigkeit übertreten und damit aus dem Blut entfernt werden. Bei diesem Verfahren werden dem Körper manchmal Flüssigkeiten mit Nährstoffen zugeführt. Dementsprechend wird das Fasten bei einer Hämodialyse nicht ungültig, sofern solche Flüssigkeiten dabei dem Körper nicht zugeführt werden. Bei anderen Behandlungen werden solche Flüssigkeiten dem Körper zugeführt und damit ist das Fasten ungültig.

 

 

13. Wird bei der Verwendung einer Dialyse das Fasten ungültig?

 

Angiografie bzw. -graphie nennt man in der Medizin die Darstellung von Gefäßen, meist Blutgefäßen mittels diagnostischer Bildgebungsverfahren, beispielsweise Röntgen oder Magnetresonanztomografie (MRT). Hierzu wird häufig ein Kontrastmittel in das Blutgefäß injiziert. Auf dem Bild der aufgenommenen Körperregion zeichnet sich dann der mit dem Kontrastmittel gefüllte Gefäßinnenraum ab. Das resultierende Bild nennt man Angiogramm. Mit dem MRT sind auch Angiografien ohne Kontrastmittel möglich, wodurch man sich die invasive Punktion des Gefäßes erspart. Jedoch können nicht alle Fragestellungen mit der MRT-Angiographie zufriedenstellend beantwortet werden. Da es hier nicht um die Nahrungsaufnahme geht, lässt es auch das Fasten nicht ungültig werden.

 

 

14. Lässt eine Biopsie das Fasten ungültig werden?

 

Eine Biopsie lässt das Fasten nicht ungültig werden.

 

 

15. Lässt Blutabnahme das Fasten ungültig werden?

 

Eine Blutabnahme lässt das Fasten nicht ungültig werden. Schließlich hat der Gesandte Gottes (s.a.v.) während er am Fasten war sich Blut abgenommen (Buharî, Tıb,11, Sayd, 11, Savm, 22). Außerdem sagte der Gesandte Gottes (s.a.s.) folgendes: „Drei Dinge lassen das Fasten nicht ungültig werden: Blutabnahme, Erbrechen und während des Schlafes einen Samenerguss bekommen“ (Tirmizi, Savm, 24 ).

 

 

16. Darf sich jemand der fastet akupunktieren?

 

Akupunktur ist eine Methode zur Behandlung und Vorbeugung vieler Krankheiten. Bei der Akupunktur wird man an gezielten Körperstellen mit Nadeln gepiekt. Da es bei der Akupunktur sich nicht um Nahrungsaufnahme handelt, behindert es das Fasten nicht.

 

 

17. Wird bei der Verwendung von Salben oder Verbänden mit Salben, das Fasten ungültig?

 

Durch die Poren auf der Haut und den Kapillaren unter dem Körperfett wird die Salbe aufgenommen und vermischt sich im Blutkreislauf. Jedoch dauert das sehr lange und hat auch mit der Nahrungsaufnahme nichts zu tun. Deshalb schadet es dem Fasten nicht.

 

 

18. Wird bei einer Zahnbehandlung das Fasten ungültig?

 

Bei einer Zahnbehandlung egal ob mit Verwendung von Morphin oder ohne, es schadet nicht dem Fasten. Außer es wird bei der Behandlung Blut oder sonst irgendetwas geschluckt.

 

 

19. Lässt das Schlucken von Medikamenten ohne Wasser, das Fasten ungültig werden?

 

Wenn jemand der am Fasten ist, Nahrung oder Medikamente zu sich nimmt, sei es mit oder ohne Wasser, so lässt dies das Fasten ungültig werden. Laut der schāfiʿītischen Rechtsschule braucht man lediglich nachzufasten. Laut der hanifitischen Rechtsschule muss man Nach- und Sühnefasten.

Einzig bei zulässigen Situationen die es erlauben das Fasten zu brechen, wie aus gesundheitlichen Gründen, braucht man nur nachzufasten.

 

 

C. Besondere Zustände der Frauen und das Fasten

 

1. Dürfen Frauen die Wöchnerin (ist die Blutung nach einer Geburt und geht max. 40 Tage) sind oder während der Menstruation Fasten?

 

Frauen die während der Menstruation oder Wöchnerin sind, brauchen nicht zu fasten (Buharî, Hayz, 1; Müslim, Hayz, 14, 15). Sie holen die verpassten Tage nach. In dieser Hinsicht sind sich die Gelehrten einig.

 

 

2. Was macht eine Frau die während des Fastens ihre Regelblutung bekommt?

 

Eine Frau die während des Fastens ihre Regelblutung bekommt darf, weil das Fasten als ungültig gilt, essen und trinken. Jedoch wäre es lobenswert wenn sie sich noch weitgehend so verhalten würde, als ob sie fasten würde, um nicht aus dieser besonderen Atmosphäre auszutreten.

 

 

3. Darf eine Frau die nach Imsak die rituelle Ganzkörperwaschung vollzieht, daher wenn ihre Regelblutung endet, fasten?

 

Bei einer Frau deren Menstruation nach Imsak endet, zählt das Fasten nicht auch wenn sie nichts essen oder trinken würde.

 

 

4. Dürfen Frauen Medikamente benutzen die ihre Regelblutung verzögern? Darüber hinaus, gilt das Fasten der Frauen, deren Regelblutung durch Einnahme dieses Medikament verzögert wurde?

 

Die monatliche Blutung ist der Grund warum man nicht fasten darf. In diesem Zustand darf man nicht fasten. Auch wenn es durch die Einnahme von Medikamenten ist, solange es keine Blutung gibt ist es dem Fasten kein Hindernis, und somit ist das Fasten gültig. Jedoch werden bei der Regelblutung auch schädliche Stoffe/Substanzen ausgeschieden, deshalb ist von solchen Medikamenten abzuraten.

 

(Dieser Text wurde von dem Präsidium für Religionsangelegenheiten der türkischen Republik vorbereitet und übersetzt)

 

 

Selam & Dua

 

Fragenandenislam - Team

 

6 Warum Ramadan, warum Fasten?

Der Ramadan ist ein spezieller Monat des Gottesdienstes im Jahr, in welchem uns das Fasten befohlen wird, welches gleichzeitig eines der Grundbausteine des Islams ausbildet. So wie das Fasten nichts Schlechtes für den Körper bewirktist es auch ein Gottesdienst mit unzähligen Vorteilen wie etwa die Steigerung des Bewusstseins ein Diener Gottes zu sein, die bessere Wahrnehmung der Gnadengaben Gottes, das Dsziplinieren der Triebe oder die Steigerung der Empathie für die sozial schwächer gestellten unserer Gesellschaft. Manche dieser Gesichtspunkte wollen wir nun unter den jeweiligen Überschriften näher beleuchten;

 

Fasten im Hinblick auf das Wahrnehmen der Gnadengaben Gottes

Gott hat die Welt in Form eines gedeckten Tisches mitsamt unzähligen Gaben geschaffen.  Die Gaben auf diesem Tisch hat Gott um den wertvollsten Gast im Kosmos, den Menschen herum geschaffen. Diese Gaben wurden aus “unerwarteten Stellen” (vgl. Sura aṭ-Ṭalaq 65/3) dem Menschen zur Nutzung präsentiert.

Ein giftiges Insekt, die Biene produziert viel mehr Honig als es braucht und bereitet es somit mit der Eıngebung Gottes für den Menschen vor, während ein anderes Insekt, die Seidenraupe Blätter frisst und mit der Eıngebung Gottes Seide für den Menschen produziert. Gott hat auf diese Weise die sämtliche Schöpfung dem Menschen dienlich gemacht, damit dieser die allseitige und immerwährende Versorgung Gottes versteht.

Die Menschen schreiben allerdings zumeist diese Gaben unter dem Mantel der Unachtsamkeit und der den Sinnen vordergründigen Warhnehmung der materiellen Enstehungsgründen den jeweiligen Gründen (der Entstehung) zu ohne dabei die Verbindung zu Gott herzustellen und vernehmen die Gnadengabe Gottes somit nicht wirklich.

Im heiligen Monat des Ramadans warten alle Muslime wie eingeladene Gäste des versorgenden Gottes bis zum Abend auf die festvolle Speisung und dem Befehl Gottes “sich zu Tisch zu setzen”. Während dieser Wartezeit distanziert sich der Mensch von Speisen und Trank sowie von geschlechtlichen Gelüsten und zeigt quasi eine Haltung als Diener Gottes die einem Engel gleicht. So vernehmen bzw. verstehen die Menschen die oben genannten und weitere nicht genannte Gaben und sie bemühen sich ihre Dankbarkeit gegenüber diesen Gaben von denen sie gemerkt haben, wie wertvoll sie sind, auszudrücken. Sämtliche Menschen auf der Welt formen sich quasi zu einer gewaltigen Armee und gehen einen großen und allumfassenden Gottesdienst ein, indem sie zusammen essen und trinken.   

Würde denn ein Mensch sich seiner Bezeichnung noch würdig erweisen, wenn er in diesem heiligen Monat des Gottesdienstes es bevorzugt wie ein Tier weiterhin zu essen und zu trinken während er wie die Engel einen ehrenvollen Rang im Gottesdienst hätte erreichen können?

 

Fasten im Hinblick auf den Ausdruck der Dankbarkeit

Eine der Weisheiten des Fastens im Ramadan ist es die Gaben Gottes zu verstehen und seine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.

Die Gaben erreichen uns mit verschiedensten Ursachen bzw. Mitteln. Denken wir an die Enstehung eines Apfels. Bevor der Apfel uns erreicht durchläuf er verschiedenste Schritte, vom Baum stammt er, vom Baum fällt er, dort wird er aufgesammelt und vom jeweiligen Händler verkauft. 

Wir schreiben diese Gaben zumeist diesen Enstehungsgründen zu und sehen Gott als den wahren Besitzer der Gaben nicht. Statt unseren Dank gegenüber Gott der dem Dank würdig ist auszudrücken, bedanken wir uns bei der Person die uns den Apfel bringt.

Für diesen Apfel hat im Hintergrund allerdings der ganze Kosmos gearbeitet. Denn für diesen Apfel brauchten wir die Sonne und eine sich drehende Erde. Wir brauchten ein Klima. Der leblose, farblose, geschmacklose und geruchlose Samen formt sich zu einer lebendigen, farbenfrohen, geschmackvollen und wohlriechenden Frucht. Wir sehen somit, dass die Geschöpfe arbeiten, so als ob sie ein Bewusstsein hätten und zeigen uns das Wissen, den Willen und die Allmacht Gottes auf. 

Wir können uns den Zustand einer Person die den Ursachen mit denen die Gabe Gottes kommt den eigentlichen Wert zuschreiben und so den Besitzer der Gaben nicht erkennen folgendermaßen vor Augen führen:

Nehmen wir an ein König schickt uns stellvertretend mit seinen Bediensteten einige Geschenke. Wäre es denkbar unseren Dank gänzlich diesem Bediensteten zu erbringen und den König einfach zu ignorieren?

Entsprechend diesem Beispiels sind die Ursachen mit denen bzw. durch die, die Gaben uns erreichen lediglich so etwas wie stellvertretende Bedienstete. Der wahre Besitzer ist Gott der Allmächtige. Gott will entgegen dieser Gnadengaben die Dankbarkeit des Menschen. Diese Dankbarkeit wird eben ausgedrückt durch das Rückbeziehen der Gaben zu Gott, sie direkt von Gott kommend zu sehen, über den Wert der Gaben zu sinnen und zu vernehmen bzw. zu verspüren, wie sehr wir diese Gaben brauchen.

Der heilige Monat des Ramadan ist ein Schlüssel zur wahrhaftigen und reinherzigen Dankbarkeit. Unter normalen Umständen ohne Zwang, würden viele Menschen einen wahrhaftigen Hunger und eine Bedürftigkeit gar nicht erst verspüren. Ohne den Hunger und die Bedürftigkeit versteht man nunmal nicht wirklich den Wert der Gaben. Ein satter und vor allem ein reicher Mann würde den Wert von trockenem Brot nicht erkennen und wissen können.

Wenn der Muslim aber das Fasten bricht und sich zu Tisch setzen kann, vernimmt er den Genuss dieses trockenen Brots und nimmt das Brot als eine überaus wertvolle Gabe Gottes wahr. Vom Reichsten bis hin zum Ärmsten, nimmt jeder im ehrenvollen Ramadan den Wert dieser Gaben wahr und drückt somit seine Dankbarkeit gegenüber Gott aus.

So wie es tagsüber verboten ist zu essen und zu trinken nimmt er die Gabe als solche wahr, da er innerlich sagt “Diese Gaben gehören mir nicht. Ich bin nicht frei in ihrer Eınnahme. Sie sind also das Eigentum und die Darbietung eines Anderen. Ich warte auf sein Befehl.” Auf diese Weise verkommt das Fasten aus verschiedensten Gesichtspunkten zum Schlüssel zur Dankbarkeit, welches mitunter die eigentliche Aufgabe des Menschen hier auf der Welt ist.

 

Fasten im Hinblick auf die positive Wirkung für die Gesellschaft

Einer der Weisheiten warum das Fasten uns befohlen wird ist es, das Fasten als ein Mittel zu nutzen um die verschiedenen sozialen Klassen näher zueinander zu bringen und ihnen zu helfen gegenseitig die Lebenswirklichkeit der anderen Menschen zu realisieren. Die Lebensumstände der Menschen können sehr unterschiedlich ausfallen. Manche sind wohlhabend und manche haben weitaus weniger. Gott lädt aufgrund dieser Unterschiede die Wohlhabenden durch die Almosensteuern und die Abgaben zur Hilfe und zum Beistand ein. Die Wohlhabenden verstehen jedoch die bitteren Lebensumstände, den Hunger und die Bedürftigkeit der Armen unter normalen Umständen nicht. Erst durch das Fasten im Ramadan kommen sie dem näher und fühlen dies. Wenn es das Fasten nicht gäbe würden die überaus Wohlhabenden die nichts anderes als sich selbst sehen und bedenken, nicht gänzlich verstehen wie schlimm es ist hungernd und bedürftig zu sein und wie sehr diese Menschen auf Hilfe angewiesen sind.

Dass der Mensch seines Gleichen gegenüber Barmherzigkeit zeigt ist essenziel für die wahrhaftige Dankbarkeit gegenüber Gott. Jede Person ist in der Lage einen Bedürftigeren als sich selbst zu finden. Ihn obliegt es gegenüber dieser Person Barmherzigkeit walten zu lassen. Wenn es den Zwang nicht gäbe durch das Fasten sich selbst und seiner Triebseele den Hunger zu lehren, wären wir nicht in der Lage den Menschen bezüglich derer es uns obliegt Barmherzigkeit walten zu lassen zu helfen. Zumindest wäre diese Hilfe zu einem anderen Zeitpunkt nicht so effektiv wie zum Ramadan, wo die geistige Haltung des Muslims sich schlagartig ändert. Denn nur im Ramadan verspürt der Mensch solche Zustände vollends in seiner Gefühlswelt.

 

Fasten im Hinblick auf das Formen und Erziehen der Triebe

Einer der Weisheiten warum das Fasten uns befohlen wird ist es, dass das Fasten für diesen Zweck ein idealer Gottesdienst ist. Denn der triebgeleitete Mensch und das Ego geht von seiner Freiheit aus und will frei agieren. Das Ego des Menschen denkt sogar es hat eine schöpferische Qualität. Es will nicht daran denken, dass es eigentlich von unzähligen Gnadengaben Gottes geformt wird. Wenn es dann noch im weltlichen bzw. materialistischen Sinne wohlhabend und vermögend ist und die Unachtsamkeit seine Augen geblendet hat, dann vertilgt und labt der egoistische Mensch sich in den Gaben Gottes quasi wie ein raubendes und primitives Tier.

Durch den heiligen Ramadan versteht eben jeder, vom Reichsten bis hin zum Ärmsten in seiner Gefühlswelt, dass er nicht König sondern Diener ist, nicht frei sondern Knecht ist. Wenn die Erlaubnis nicht ausgesprochen ist, kann er simpelste und einfachste Dinge nicht tun. Weil er nicht nach dem Wasser greifen kann, wird sein sich selbst erdachtes Schöpfertum zerschlagen. Er erkennt seinen Status als Diener Gottes wieder und nimmt diesen Status an, womit er in den Zustand der Dankbarkeit gegenüber Gott übergeht, welches seine Aufgabe ist. 

Das Fasten im Ramadan zerschlägt somit auf direktem Wege das egoistische und sich nicht beugende, anarchistisch angehauchte Verhalten des triebgesteuerten Menschen. Das Fasten zeigt ihn seine Bedürftigkeit, sein Unvermögen und seine Armut auf, somit zeigt es ihm, dass er ein Knecht Gottes ist.

Es wird in der Überlieferung folgender Dıalog dargestellt:

Gott der Allmächtige sprach zur Triebseele (“Nafs”): “Was bin ich, was bist du?”

Die Triebseele sagte: “Ich bin ich und du bist du”.

Gott hat die Triebseele in die Hölle verbannt und hat anschließend wieder die selbe Frage gestellt. Dıe Antwort blieb gleichermaßen:

“Ich bin ich und du bist du”. Welch Pain auch immer Gott der Triebseele verhängt hat, die Triebseele wollte nicht von ihrem überheblichen und egoistischen Stolz abweichen. Danach hat Gott die Triebseele mit Hungersnot gestraft. Die Triebseele musste also hungern. Dann fragte Gott wieder:

“Was bin ich, was bist du?” Die Triebseele antwortete nun: “Du bist mein barmherziger Schöpfer. Ich bin dein hilfloser Diener” (Vgl. El-Havbevî, Dürretüt’l-Vâizîn, s. 11.).

 

Fasten im Hinblick auf das Verstehen der Ohnmacht und der Hilflosigkeit des Menschen

Das Fasten hat viele Vorteile, wenn es darum geht zu verstehen dass der Mensch unzählige Bedürfnisse hat, gewissermaßen von Armut geprägt ist und wie hilflos er doch ist bei der Deckung dieser Bedürfnisse. Einer dieser Vorteile sieht so aus:

Der Mensch vergisst aufgrund der Unachtsamkeit seine eigene Beschaffenheit. Er sieht nicht oder will nicht sehen, was für ein hilfloses, bedürftiges und makelhaftes Geschöpf er ist. So wie aber der Mensch unzählige materielle Bedürfnisse wie Sauerstoff und Wasser hat, so hat er auch unzählige emotionale Bedürfnisse wie Geborgenheit, Liebe und Barmherzigkeit, von denen er abhängig ist und in der Beschaffung dieser er bedürftig ist. Und er kann nur einige dieser Bedürfnisse selbst decken, bei den meisten Bedürfnissen ist er hilflos. Regen ist nötig für das Wasser. Der Mensch kann es aber nicht einfach so ohne Weiteres regnen lassen. Damit wir Brot essen können, muss die Sonne scheinen, die Erde sich drehen und das Ökosystem muss neben noch vielen anderen Faktoren arbeiten. Wie hilflos doch der Mensch dabei ist, diese Faktoren zu beeinflussen liegt klar auf der Hand.  

Der Mensch vergisst auch gerne wie schwach, zerbrechlich, verletzbar, fragil und vergänglich er ist. So als ob er aus unzerbrechlichen Stahl gemacht wäre, stürzt er sich auf die Welt, im Gedanken unsterblich und ewig während. Mit einem überzogenen Eifer, einem Hunger und einer sehnsüchtigen Verbundenheit umarmt er die Welt. Er bindet sich an allem was nützlich und lustvoll ist. So wie den barmherzigen Schöpfer seiner Selbst und den eigentlichen Zweck seines Lebens vergisst, so denkt er auch nicht an sein ewig währendes jenseitiges Leben und labt sich in den Sünden dieser Welt. Das Fasten im heiligen Monat des Ramadan lehrt selbst die egoistischsten und eigensinnigsten Menschen wie schwach, bedürftig und hilflos sie doch sind. Durch den Hunger gedenkt er seinen Magen und verspürt das Bedürfnis seines Magens. Er erinnert sich daran, wie schwach und zerbrechlich sein Körper ist. Er erinnert sich daran wie sehr er doch der Barmherzigkeit und der Führsorge Gottes bedürftig ist. Der Mensch weicht von seiner einem Pharao gleichenden Selbstglauben ab und verspürt den Drang sich mitsamt seiner Hilflosigkeit in die heilige Obhut Gottes zu begeben und begibt sich so mit seiner Dankbarkeit betend in die barmherzige Audienz Gottes – Sofern die Unachtsamkeit gegenüber Gott nicht bereits das Herz versiegelt hat. 

 

Fasten im Hinblick auf den Qurʾān

Der ehrenvolle Ramadan ist der Monat, an dem der heilige Qurʾān auf die Erde herabgesandt wurde. In diesem heiligen Moment der Herabsendung wurde uns das Fasten befohlen, als eine ehrwürdige Entgegnung der Herabsendung des Qurʾāns.

In diesem Monat ähnelt der Mensch sozusagen den Engeln, da er seine Triebe gegenüber den schlechten Gelüsten und den gehaltlosen Dingen der Welt versagt und vom Essen und Trinken abtritt. In diesem Zustand erhöhrt und liest er den Qurʾān als ob er neuerdings herabgesandt wurde. Er kann in diesem Moment einen besonders spirituellen Zustand erlangen wenn er die göttliche Anrede im Qurʾān so vernimmt als ob sie neuerdings herabgesandt wurde. Manche besonders beschaffenen Seelen vernehmen in dem Zustand den Qurʾān sogar so, als ob sie den Propheten (s.a.s.) zuhören würden. Und als Übersetzer kann der Mensch auch andere an der göttlichen Anrede teilhaben lassen, so verbringt er diese Zeit im besten Sinne, gemäß des Ramadan und Zwecks seiner Schöpfung.  

Zum Ramadan verwandelt sich die Welt der Muslime zu einer riesigen Gebetsstätte. In dieser riesigen Gebetsstätte lassen Millionen von Rezitatoren des Qurʾāns die göttliche Anrede überall in dieser riesigen Gebetsstätte also auf der ganzen Welt erklingen. Jeder Ramadan ist "Der Monat an dem der Qurʾān herabgesandt wurde" (Vgl. Sura al-Baqara 2/185).Dieser Vers zeigt glanzvoll dass der Ramadan der Monat des Qurʾāns ist. Die islamische Gemeinde zelebriert diese Beziehung und beschäftigt sich mit dem Qurʾān aus nächster Nähe.  

Wir können mit einem Beispiel besser verstehen welch schlechte Tat es ist sich in solch einer Zeitspanne, in der die islamische Gemeinde die Erde in eine gewaltige Gebetsstätte verwandelt, seinen niederen Gelüsten nieder zu geben und durch das Essen und Trinken zu dieser Zeit seine glanzvolle und gesegnete Aufgabe nicht zu erfüllen:

So wie es eine große Respektlosigkeit wäre während der Gebetszeit in der Moschee herum zu spielen und lauthals zu singen während der Qurʾān rezitiert wird, so ist es auch eine große Respektlosigkeit zur Zeit des Ramadan in der die gesamte islamische Gemeinde fastet und mit dem Gottesdienst sowie den Qurʾān beschäftigt ist, das Fasten durch Essen und Trinken oder durch andere entsprechende Taten zu verletzen.

 

Fasten im Hinblick auf die Entlohnung im Jenseits

Der Mensch ist auf die Welt gekommen um sich das Jenseits zu verdienen. Die Zeitspanne rund um den Ramadan eignet sich bestens dazu. Die guten Taten werden nämlich zum Ramadan tausendfach vergütet. In jedem Buchstaben des Qurʾāns entfaltet sich eine zehnfache Vergütung und zehnfach Früchte aus dem Garten des Himmels (Vgl. Tirmizî, Fezâilü’l-Kur’ân, 16; Mecmeu’z-Zevâid, 7/163). Zum glanzvollen Ramadan entfaltet jeder Buchstabe des Qurʾāns nicht nur einen zehnfachen Segen sondern einen zehntausendfachen Segen und besondere Verse entfachen in jedem Buchstaben nochmals tausendfachen Segen. Zum Freitag im Ramadan steigt dies noch weiter an (Vgl. Deylemî, Müsnedü’l-Firdevs, 3/130). Und zur heiligen Nacht der Allmacht (“laylat-l-qadr”) gipfelt dies und man erhält für jeden rezitierten Buchstaben des Qurʾāns dreißigtausendfache Vergütung (Vgl. Sura al-Qadr 97/3).

In der Tat bringt lässt der Qurʾān der einen in jedem Buchstaben den Lohn von dreißig tausend Früchten erbringt, zum ehrenvollen Ramadan Millionen von ewig währenden Früchten verdienen. So sollten wir uns bemühen zu verstehen welch großen Verdienst man liegen lässt im Angesicht dieses heiligen, ewigen und verdienstvollen Handels, wenn man die Relevanz des Lesens des Qurʾāns nicht lobpreist.   

Der heilige Monat des Ramadans ist eben wie ein höchst lukrativer Markt für das Erwirtschaften des Jenseits. Es ist ein höchst ertragreicher Boden für die jenseitige Ernte. Es ist quasi wie ein kräftiger und segnender Regenschauer für unseren Gottesdienst. Diese gesegnete Zeitspanne ist wie eine Parade in der die Menschen die Haltung eines Diener Gottes annehmen und dies allen Geschöpfen und allen vorran Gott präsentieren.

Hierfür wurde das Fasten als ein Gottesdienst den Menschen befohlen, um ihn von den niederen leiblichen Bedürfnissen die seine Unachtsamkeit gegenüber Gott fördern würden und denen er hinterher rennen würde abzuhalten. So ist es auch möglich den Engeln gleich eine Haltung gegenüber Gott quasi frei von Makeln und Trieben einzugehen. 

Der ehrenvolle Ramadan hält ein ewig währendes Leben inne und lässt es uns in dieser vergänglichen Welt und in diesem vergänglichen kurzzeitigen Leben gewinnen. Wahrlich kann ein einziger Ramadan sofern er wahrhaftig und würdevoll erfahren wird, durch die Beinhaltung der Nacht der Allmacht den Lohn eines ganzen mit Gottesdienst verbrachten Lebens erbringen.   

Ein Herrscher hebt auch einige spezielle Tage im Jahr im Sinne eines Festes hervor und entlohnt sein Volk sowie seine Bediensteten mit manchen Darbietungen. So hat der ewige Herrscher und Schöpfer der keinen Anfang hat und über achtzehn tausend Reiche/Dimensionen verfügt den heiligen Qurʾān als Erleuchtung für all diese Reiche/Dimensionen herabgesandt. Natürlich ist es logisch naheliegend dass der Ramadan die Gestalt eines spirituellen Fests annimmt.  

Der Ramadan ist somit ein göttliches Fest. Natürlich wird uns dann das Fasten befohlen, um uns von teilweise sinnlosen und tierischen bzw. triebgesteuerten Handlungen abzuhalten. Das perfekte Fasten ist dann ein Fasten mit sämtlichen Emotionen und Organen, mit Körper sowie Herz und Geist. Durch die Distanzierung von Schlechtem und Verbotenem lenken wir jedem unserer einzelnen Organe zu einen besonderen Gottesdienst.

Das perfekte Fasten wäre z.B. unsere Zunge von Lügen, Gerüchten und hässlichen Ausdrücken abzuhalten und die Zunge mit Rezitationen, Gedenken, Huldigungen, Buße und ähnliches beschäfigt zu halten. Anderweitig könnte man das Auge von verbotenen Eindrücken und Illustrationen fern halten und unser Auge auf Würdevolles sowie an Gott erinnerndes richten. Das Ohr könnte man von dem Hören von schlechten Dingen wie negativ aufgeladenen Unterredungen und Geläster fern halten und es auf das Hören von Vorlesungen voller Weiseheiten und Rezitationen richten. So fastet man gebührend mit sämtlichen Organen und Facetten des Lebens.

 

Fasten im Hinblick auf die Vorteile für unser Leben

Das Fasten im ehrenvollen Ramadan bringt dem Menschen in materieller sowie spiritueller Ebene jede Menge Vorteile. Das Fasten wirkt wie eine Art Medizin auf Körper und Geist. So wie der Mensch seinen leiblichen Gelüsten freien Lauf lässt und damit langfristig seinen Körper schadet und alles einfach wie ein aggressives Tier ohne Acht auf Gebot und Verbot vertilgt, so vergiftet er allmählig auch seine Spiritualität. In diesem Zustand bändigt man seine Triebseele, die mit dem Befolgen von Befehlen immer Schwierigkeiten hat. Letztendlich stirbt die Triebseele nie ab, aber sie kann immer Überhand über den Menschen gewinnen.  

Manche erleuchtete und weise Menschen sprechen bei der Erziehung bzw. Bändigung der Triebseele dem Verringern von Essen und Trinken und dem Vermehren des Gottesdienstes eine wichtige Rolle zu. Das Fasten im Ramadan leistet unter anderem genau dies und hilft dabei die Triebseele zu erziehen bzw. zu bändigen.

Der Magen der ansonsten eine Malhzeit nach der anderen mühselig verdauen muss, kann sich nun auch erholen. Durch das Befolgen des göttlichen Befehls nicht zu essen und zu trinken, etwas was normalerweise erlaubt wäre, fällt es dem Menschen geistig sowie körperlich schrittweise auch einfacher ohnehin Verbotenes zu meiden. Auf diese Weise ordnet er auch sein religiöses Leben.

Auf der anderen Seite verspüren viele Menschen oftmals Hunger. Um sich in Geduld und Ausdauer zu üben ist man auf Hunger und Verzicht angewiesen. Das Fasten welches zu manchen Momenten bzw. Situationen weit über zehn Stunden andauern kann ist gewissermaßen das ideale Training hierfür. Der Verlust an Geduld und Ausdauer gegenüber ungewollten Dingen und Situationen ist eine Krankheit unserer Zeit und das Fasten ist die ideale Medizin.

Mit dem Magen und dem Sättigungsgefühl hängen viele materielle sowie spirituelle Facetten des Menschen zusammen. Wenn der Magen zu dieser besonderen Zeit des Jahres nicht gereinigt wird und sich erholen kann, so vergisst auch der restliche Körper seine eigentliche Aufgabe des Gottesdienstes und ist mehr mit dem leiblichen Wohl beschäftigt. Daher ist es üblich gewesen dass erleuchtete und spirituell erhabene Menschen mit und für den spirituellen Aufstieg sich den nieden Gelüsten entsagen und vom Essen und Trinken abtreten. 

Wenn wir den Körper als eine Fabrik ansehen und die Organe als die Mitarbeiter in dieser Fabrik, so erinnern und lernen diese Mitarbeiter durch das Fasten im heiligen Monat des Ramadans dass sie nicht einzig und allein zum Essen und Trinken da sind. Den körperlichen und niederen Gelüsten entgegen genießt der Mensch zur Zeit des Ramadans geistige und spirituelle Gaben Gottes. Daher kommen den Gläubigen gemäß ihrer geistigen Kapazitäten und Bemühungen zum Ramadan ganz eigene Erleuchtungen, spirituelle Genüsse und Segen hinzu. Durch die Gelegenheit des Fastens zum ehrenvollsten und Monat aller Monate gibt es viele Gelegenheiten zur Erleuchtung und Entfaltung von Körper, Geist und Seele sowie anderen Facetten des Lebens die wir noch gar nicht vor Augen haben. Entgegen dem Weinen des hungernden Magens lächeln sie alle engelsrein.

 

7 Womit sollte man sein Iftar bzw. Fastenbrechen öffnen?

laut einer Überlieferung sprach unser ehrenwerter Prophet (s.a.s.) folgendes aus:

Sofern einer von euch das Fasten bricht, soll er dies mit einer Dattel tun. Denn die Dattel ist segensreich. Falls ihr keine Datteln findet, dann nimmt Wasser, denn Wasser ist reinigend. (İbni Mâce, Sıyam: 24; Ebû Dâvud, Savm: 21)

Wie wir also in der Überlieferung sehen, entspricht es der Sunna, wenn man das Fasten mit einer Dattel oder Wasser bricht, wenn keine Dattel vorhanden ist.

Dass die Wahl beim Fastenbrechen auf Datteln und Wasser fällt, hat viele Weisheiten. Die Dattel hat als Frucht und als Zusatzstoff simultan gesunde Eigenschaften. Der entleerte Magen wird durch die nahrhafte Dattel eine Zeit lang genährt und der Darmtrakt wird durch die Dattel aktiviert. Wasser sorgt für körperliche und geistige Reinheit, es spült und entgiftet den Körper und entspannt somit auch den dürstenden Magen. Die positiven Eigenschaften von Datteln und Wasser sind damit noch nicht gezählt. Es gibt dabei noch weitere Weisheiten, die wir Menschen noch nicht kennen.

In einer anderen Überlieferung wird nochmal das Fastenbrechen des ehrenwerten Propheten (s.a.s.) geschildert:

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) brach sein Fasten vor dem Verrichten des Abendgebets mit einigen frischen Datteln. Falls es keine frischen Datteln gab, nahm er getrocknete Datteln. Falls es aber auch keine getrockneten Datteln gab, nahm er einige Schlücke Wasser. (Ebû Dâvud, Savm: 22, (2556); Tirmizî, Savm: 10)

Man findet nicht immer und überall Datteln, vielleicht auch nicht Wasser. Denn so wie es Fastende überall auf der Welt gibt, so herrschen überall auch eigene Umstände. Daher gehört es in so einer Situation auch zur Sunna, mit etwas anderem sein Fasten zu brechen.

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) mochte es sein Fasten mit drei Datteln zu brechen oder mit etwas was nicht vom Feuer berührt wurde. (et-Tergîb ve’t-Terhîb 2:142)

 

8 Kann man das Fest des Fastenbrechens als Zuckerfest bezeichnen? Woher kommt dieser Begriff?

man sollte das Fest des Ramadans so benennen, wie man sich das auch vorstellt. Beispielsweise sollte man Fest des Fastenbrechen sagen, damit daraus ersichtlich wird, dass man gefastet haben sollte.

Die Begriffe Ramadanfest, Fest des Fastenbrechens oder das Fastenfest عيد الفطرarab.)‎) sind unbedenklich, jedoch ist die Bezeichnung "Zuckerfest" inakzeptabel.

Wahrscheinlich hat sich dieser Begriff mit der Zeit entwickelt, da vor dem Eid Gebet etwas süßes gegessen wird. Diesbezüglich gibt es einen Hadith in Müsned (NI/232) der Sinngemäß wie folgt lautet: Der Prophet (asm) hat nicht gebetet, bevor er mehrere Datteln gegessen hatte.

Vielleicht hat sich das Zuckerfest aus dieser Handlung heraus entwickelt, jedoch sollte man diese Bezeichnung unterlassen, da sonst die wahre Bedeutung außer Acht gerät und die Menschen damit Kinder, Bonbons, Süßes Gebäck assoziieren. Somit wird das Fest des Fastenbrechens abgewertet und vereinfacht...

9 Wird mein Fasten ungültig wenn ich brechen muss?

Abu Hurayra überlieferte folgenden Ausspruch des ehrenwerten Propheten (s.a.s.):

Wer von sich aus erbrechen muss, der muss das Fasten nicht nachholen. Wer aber willentlich erbricht, muss das Fasten nachholen. (Ebu Dâvud, Savm: 32; Tirmizî, Savm: 25; İbni Mâce, Savm: 16)

Den Mund füllend zu erbrechen, ob aus Zwang und Würgereflex oder aus eigenem Willen heraus, geschieht auf zwei Wegen. Zum einem wird das Fasten nach Konsens nicht aufgehoben, wenn jemand durch eine Krankheit sein Mund füllend Erbrochenes im Hals hat und dies aber sich wieder zurück zieht. Wenn aber durch die Absicht der Person dies geschieht (man es also bewusst schluckt), wird das Fasten nach Ansicht des hanafitischen Rechtsgelehrten Imam Muḥammad aufgehoben, nicht aber nach Ansicht des ebenfalls hanafitischen Rechtsgelehrten Imam Abu Yusūf.

Das den Mund füllende Erbrochene, das bewusst von der Person gereizt und hervorgerufen wurde, hebt das Fasten auf. Denn in dieser Situation wird höchstwahrscheinlich durch die Würgereflexe etwas vom Erbrochenem den Magen erreichen. Ein Fasten, das auf diese Weise aufgehoben wird, erfordert lediglich ein Nachholen. Falls aber das Erbrochene nur wenig ist im Mund/Hals und sich von alleine zurück zieht, wird nach Imam Muḥammad das Fasten aufgehoben, nicht aber nach Imam Abu Yusūf. Wenn aber das Erbrochene nach eigenem Willen geschluckt und wieder in den Magen geht, wird nach beiden Rechtsgelehrten das Fasten aufgehoben.

Wenn unbeabsichtigt aus einem Reflex Erbrochenes hochkommt oder das Erbrochene bewusst heruntergeschluckt wird und die Person sich dessen bewusst ist, dass damit das Fasten aufgehoben wurde und sie von dem Punkt an isst und trinkt, wird lediglich das Fasten nachgeholt.

Im wesentlichen Sinne gilt es zu sagen, dass insofern das Fasten durch einen Fehltritt aufgehoben wurde, es zwingend („wāǧib“) ist, trotzdem bis zum Fastenbrechen nichts zu essen und nichts zu trinken. Wenn man an dem Punkt jedoch isst und trinkt, so gilt es lediglich den Tag nachzuholen. Ein längeres Sühnefasten ist nicht notwendig.

Unfreiwillig Erbrochenes, auch wenn es den Mund/Hals füllen würde, lässt das Fasten nicht ungültig werden.

10 Wann bzw. wie soll ich an Kandil Nächten fasten?

die Kandil Nacht fängt ab der Zeit des Abendgebets an und dauert bis zum Anbruch des Morgengebets an. Es ist das Schönste, wenn man den Tag davor und den Tag danach fasten würde. Falls aber nur an einem Tag gefastet werden soll, wäre es tugendhafter, den Tag danach zu fasten.

Aus religiöser Sicht endet der gestrige Tag mit dem Sonnenuntergang und ein neuer Tag fängt an. Die Nacht kommt vor dem Tag. (Kurtubi, el-Cami’ li Ahkami’l-Kur’an, Riyad 2003, XIV, 15)
Mithin wird das Tarāwiḥ Gebet am Ramadan am Sonnenuntergang des letzten Tages des Monats Raǧab verrichtet, da somit der Monat Ramadan anfängt und am Sonnenuntergang des letzten Tages wird das Gebet nicht verrichtet, da dann der Monat Šawwāl anfängt.

Der Freitag beginnt auch mit dem Sonnenuntergang am Donnerstag und dauert bis zum Sonnenuntergang am Freitag an. Man versteht z.B. unter „dem ersten Freitag des Raǧab“ die Nacht, die den Donnerstag mit dem Freitag verbindet, also die Dauer vom Sonnenuntergang bis zum Morgengebet. Wieder ist z.B. die 15. Nacht des Raǧab, die Nacht, die den 14. Tag mit den 15. Tag verbindet und so weiter.

Man kann z.B. insofern die Nacht der Himmelfahrt auf die Nacht fällt, die den Freitag mit dem Samstag verbindet, Freitag und Samstag fasten. Das Tugendhafteste wäre nur Samstag zu fasten, da es Textstellen gibt, die es untersagen, lediglich am Freitag vereinzelt zu fasten (Vgl. Buhari, Savm, 62).

Da das Fasten ein segenreicher Gottesdienst ist, sollte man naheliegender Weise häufiger fasten, wenn man denn dazu in der Lage ist. Denn jeder Tag an dem gefastet werden kann und von dessen Segen berichtet wird, ist wie eine Tür, die uns den Weg zur Reinigung der Seele öffnet. Der eine Tag ersetzt oder entkräftet dabei den anderen nicht. Daher gibt es auch kein „besseres“ oder „schlechteres“ Fasten. Es gibt aber Tage oder Umstände, die ein Fasten nicht vorsehen oder nicht erlauben, diese gilt es auch zu beachten. Falls aber nur an einem Tag gefastet werden soll oder es nur so geht, wäre es tugendhafter, am Folgetag der Kandil Nacht zu fasten.  

 

11 Gibt es Überlieferungen dazu dass man Leute zum Iftar einladen soll?


Zayd Ibn Ḫālid al-Ǧuhanī (r.a.) überliefert:

Der Gesandte Gottes (s.a.s.) sagte: Wer einen Fastenden mit Essen zum Fastenbrechen (Ifṭār) versorgt, dem wird der gleiche Lohn des Fastenden zuteil, ohne dass dabei etwas vom Lohn des Fastenden gemindert wird. 
(at-Tirmidhī, Ṣaum 82; Ibn Māǧa, Ṣiyām 40)

Mit dem Beginn des Ramadan vermehren sich Festmähler und Einladungen zum Ifṭār. So wie wir Freunde, Familie und Bekannte zum Fastenbrechen einladen, so kommen wir auch ihren Einladungen nach und speisen gemeinsam zu Ifṭār-Zeit. Diese Tradition stärkt sowohl die sozialen Bindungen zwischen den Menschen als auch ihren Sinn für Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit.

Leider werden derartige Einladungen häufig mit dem Anbieten vielfältiger und anschaulicher Speisen verbunden, sodass wir durch diese fehlerhafte Einstellung für eine Einladung zum Fastenbrechen manchmal unsere finanziellen Mittel ausschöpfen. Wir scheuen nicht davor, Mühe und Kosten auf uns zu nehmen, welche unsere Möglichkeiten und unser Budget übersteigen.

Für wohlhabendere Menschen ist dies natürlich möglich, jedoch gilt für Menschen mit einer eher durchschnittlichen Situation nicht dasselbe. Denn eine solche Art der Vorbereitung für Gäste wäre auf Dauer nicht tragbar und würde die Pflicht des Besuchens von Freunden und Verwandten nur erschweren.

Während wir durch einen Hadith dazu angeregt werden als Gastgeber jemanden beim Ifṭār zu speisen, werden wir in einem anderen Hadith von unserem Propheten (s.a.s.) darauf hingewiesen, dass selbst ein Schluck Wasser, ein wenig Milch oder eine einzige Dattel als Speise ausreicht, mit welcher man jemandem das Fastenbrechen ermöglicht.

So ist es also möglich, ohne Verschwendung und hohe Ausgaben jemanden zum Ifṭār einzuladen.  Jeder kann also seinen individuellen Möglichkeiten entsprechend eine Speise vorbereiten und servieren. Der Prophet (s.a.s.) verweist im erwähnten Hadith auf das Mindeste, mit dem man jemandem das Fastenbrechen ermöglichen kann und auch dadurch die versprochene Belohnung erlangt.

Auf diese Weise ist es uns möglich, ohne großen Aufwand den Kontakt zu Freunden und Verwandten zu pflegen und durch ein gemeinsames Fastenbrechen, zu dem man im Ramadan einlädt, vielerlei Nutzen zu erzielen sowie eine wichtige Sunna zu vollbringen.

Der Einladung eines Gläubigen zum Ifṭār nachzukommen und nach dem Speisen für diese Person zu beten, ist ebenfalls eine wichtige Sunna des Propheten (s.a.s.).

Einer Überlieferung zufolge berichtet ʿAbdallāh ibn az-Zubair (r.a.), dass der Prophet (s.a.s.) folgendes Bittgebet machte, nachdem er bei Saʿd b. Muʿāḏ (r.a.) den Ifṭār vollzogen hatte:


"أَفْطَرَ عِنْدَكُم الصَّائِمُونَ وَأَكَلَ طَعَامَكُمْ الْأَبْرَارُ وَصَلَّتْ عَلَيْكُمْ الْمَلَائِكَةُ"

ʾafṭara ʿindekumu ṣ- ṣāimūna wa-ʾakala ṭaʿāmakumu l-ʾabrāru wa-ṣallat ʿalaikumu l-malāʾika.

Mögen stets Fastende bei euch zu Ifṭār speisen, mögen Fromme von eurem Essen speisen und mögen die Engel für euch beten. (Musnad 3, 138)


Bittgebete der Engel für diejenigen, die andere zum Ifṭār einladen

Abū aš- Šayḫ berichtet in einer Überlieferung von Ibn Ḥibbān, dass der Prophet (s.a.s) sagte:

„Wer im Ramadan mit rechtmäßig verdienten Mitteln einem Fastenden den Ifṭār (das Fastenbrechen) ermöglicht, für denjenigen beten die Engel in jeder Nacht des Ramadan und der Engel Gabriel (Ǧibrīl) begrüßt ihn in der Nacht der Bestimmung (laylatu l-qadr). Derjenige der von Gabriel begrüßt wird, dessen Herz erweicht und seine Augen vergießen mehr Tränen.“

Der Überlieferer erzählt:

Als ich fragte:

„Oh Gesandter Allahs! Was soll er tun, wenn er nichts hat womit er einen Fastenden speisen kann?

antwortete er:

„Eine Hand voll Lebensmittel genügen auch.“

Als ich erwiderte:

„Und wenn er nicht einmal einen Happen Brot findet?“

sagte er:

„So kann er mit Wasser vermischte Milch anbieten.“

Als ich erneut fragte:

„Und wenn er selbst das nicht hat?“

sagte er:

„Dann einen Schluck Wasser.“

(at-Tarġīb wa-'t-Tarhīb 2, 431)


In Bezug auf die Bittgebete der Engel für die Menschen während des Ramadan, überliefert der Prophetengefährte Alī b. Abī Ṭālib folgenden Hadith:

Wenn der Ramadan beginnt, befiehlt Allah den Engeln, welche den Thron tragen: „Nun lasst eure eigenen Lobpreisungen (ḏikr) ruhen und betet um Vergebung für die Gemeinde (umma) von Muhammad. (Râmuzu’l-Ehâdîs, Hadis no: 584)


 

12 Möge unser islamisches Neujahr gesegnet sein

Als Fragenandenislam - Team gratulieren wir allen zum islamischen Neujahr. Damit einhergehend wollen wir an dieser Stelle einige Informationen zu dieser besonderen Zeit geben. Die Zeit der hiǧra fängt mit dem Auswandern des Propheten Muḥammad (s.a.s.) von Mekka nach Medina an. Als Anfang eines Kalenders bzw. einer Zeitrechnung wurde dieses Ereignis aber erst zu der Amtszeit von ʿUmar b. al-Ḫaṭṭāb etabliert. Davor hatten die Araber keine eindeutige Zeitrechnung. Manche wichtigen Ereignisse (wie z.B. das Jahr des Elefanten) wurden als Anfang der Zeitrechnung genommen.

16 Jahre nach der hiǧra wollte der damalige Kaliph ʿUmar b. al-Ḫaṭṭāb bei einer Sitzung in Medina eine Lösung für das Problem um die Zeitrechnung. Auf die Empfehlung von ʿAlī b. Abī Ṭālib, die von allen beherzigt wurde, nahm man die hiǧra als Anfang für die Zeitrechnung im Islam und der Monat Muḥarram wurde als erster Monat des Jahres festgelegt. Diese Einführung wurde an zwei Gesichtspunkten erklärt. Bei einer Vorlage einer Geldschuld konnte nicht festgestellt werden ob die Schulden zu dem Jahr oder dem vorherigen Jahr fällig waren. Zur selben Zeit hat der damalige Gouvernour von Basra in einem Schreiben mitgeteilt dass die vom Kaliphat entsandten Dokumente mit rechtlichen Bestimmungen nicht eindeutig bestimmbar waren, somit herrschte Verwirrung und er bat um die Erledigung dieser Problematik rund um die Zeitrechnung. So wurde dann die hiǧra als Anfang der Zeitrechnung festgelegt.  

Der islamische Kalender hat 12 Monate. Neben dem ersten Monat Muḥarram werden auch die Monate Raǧab, Ḏū l-qaʿda und Ḏū l-Ḥiǧǧa als „šuhūr al-ḥurūm" also als in etwa als "Monate der Ehre/Respekt" wahrgenommen und in diesen Monaten meidete man möglichst allerlei gewaltsame Ausschreitungen. 

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) hat empfohlen am neunten, zehnten und elften Tag dieses Monats zu fasten. Nach dem Fasten im Ramadan ist das am meisten gelobte Fasten, das was am ehrenvollen Monat Muḥarram getätigt wird (Riyazü's-Sâlihin, II, 504). In einer anderen Überlieferung wird beschrieben dass zum ereignisreichen Tag der ʿāšūrāʾ welche in diesem Monat verortet wird, das Fasten zur Gelegenheit wird, alle Sünden und Fehtritte im letzten Jahr durch die Vergebung Gottes zu reinigen (Riyâzü's-Salihin, II, 509).

Zu der Zeit von Yazīd ibn Muʿāwiya, dem zweitem Oberhaupt der Umayyaden fand die Schlacht statt in der Hz. Ḥusain, der Enkel des Propheten (s.a.s.) als Märtyrer gefallen ist. Mit vielerlei Gedichten und Erzählungen wird dieser Tag als ein trauriger Ausschnitt der muslimischen Geschichte in Erinnerung gehalten und so hat sich dieser Tag durch die Zeit großflächig als ein besonderer Tag des Gedenkens etabliert. 
Es wird mitunter überliefert dass am Tag der ʿāšūrāʾ, also der zehnte Tag des Monats Muḥarram viele wichtige Ereignisse stattgefunden haben darunter kann man mitunter diese zählen:

- Hz. Nūḥ ist mit der Arche in der Sintflut an diesem Tag auf den Berg aufgelaufen. Dies ist bekanntermaßen das Ereignis in der die Gläubigen mit Hz. Nūḥ errettet wurden, während die Ungläubigen vernichtet wurden.
- Hz. Ādam tut Buße
- Hz.  Ibrāhīm wird ins Feuer gestoßen und gleichzeitig aber mit Gottes Gnade vom Feuer geschützt.
- Hz. Yaʿqūb wird wieder mit seinen Sohn Hz. Yūsuf vereint.
- Andererseits wird am 16. Tag des Muḥarram die qibla festgelegt und am 17. Tag kamen die Gefolgsleute des Elephanten kamen (siehe Sura al-fīl). 

Der Monat Muḥarram wird auch zur Zeit der Osmanen besonders gehuldigt. Unter den Namen „Muharremiye“ gibt es eine Vielzahl an osmanischen Gedichten zu diesem Monat. Da dies auch das islamische Neujahr war stiegen die Regierungsleute in die Audienz des Sultans auf, gratulierten ihm und erhielten von ihm Geschenke unter den Namen „Muharremiye“. Im osmanischem Archiv wird dieser Monat als „Muharremü’l-Haram“ notiert (Mefail HIZLI - Şamil İslam Ansiklopedisinden).

13 Fasten als Almosensteuer für unseren Körper

Abu Hurayra überlieferte, dass unser ehrenwerter Prophet (s.a.s.) folgendes sagte:

Für alles gibt es eine Almosensteuer („Zakāt“). Die Almosensteuer des Körpers ist das Fasten.  (İbni Mâce, Sıyam: 44)

Man gibt die Almosensteuer nicht nur für Materielles. Jede Gnadengabe Gottes hat auf ihre besondere Art eine Almosensteuer. Die Almosensteuer des Wissens ist es, Andere zu lehren, Die Almosensteuer der Lebenszeit ist es, das Gebet zu verrichten, Die Almosensteuer der Güter ist es, das Recht abzugeben und die Almosensteuer des Körpers ist es, zu fasten.

Der Fastende versteht, dass so wie alle Gnadengaben Gottes nicht ihm gehören, auch der Körper nicht in seinem Besitzt steht und er versteht, dass er nicht essen und trinken kann, wann immer er will. Mit dem Fasten versteht er, dass auch sein Körper eine Leihgabe für ihn ist und wem der Körper wahrhaftig gehört. Ohne seine Erlaubnis kann er weder essen noch trinken.

Auf diese Weise lobt der wahrhaft Gnade erhaltende Gläubige seinen Gnade spendenden Schöpfer. Er versteht, dass die Gnadengaben direkt vom allmächtigen Schöpfer kommen. Gegenüber diesen Gnadengaben versucht der Gläubige sein Lob durch das Fasten auszudrücken. Die Almosensteuer selbst ist ohnehin eine Art der Lobpreisung. Die Almosensteuer ist wie ein reiner, wahrhaftiger, öffentlicher und großer Schlüssel zur Lobpreisung. Durch das Fasten erlangt der Gläubige die Gelegenheit, die mit bloßen Augen wahrnehmbaren Gnadengaben Gottes zu gedenken.

Die Almosensteuer bedeutet auch Reinigung. So wie die Almosensteuer des Vermögens, es von der Sünde reinigt und Anlass für dessen Segen und Vermehrung gibt, so gibt auch das Fasten Anlass für eine materielle und spirituelle Reinigung sowie eine Segnung des Körpers. Wie also auch die Almosensteuer das Vermögen von der Sünde und dem damit einhergehenden Schmutz rein hält, so hält auch der Fastende durch das Fasten seinen Körper rein von der Sünde. Er erlangt durch das Fasten einen reinen Körper und eine reine Seele.

 

14 Der Ramadan - Der Monat der Gebete

Der Gebetsmonat Ramadan

Das Gebet ist die vertraute Grundlage des Gläubigen. In jeder Phase des Lebens am Gebet festzuhalten und bei der göttlichen Barmherzigkeit Zuflucht zu suchen, ist eine der Eigenschaften die ein Gläubigen von anderen Menschen unterscheidet. Das Gebet wird in jeder Situation des Lebens verinnerlicht.

Sei es beim Schlafengehen, morgendlichen Aufstehen, vor oder nach dem Essen, Verlassen des Hauses, Begrüßen des Freundes, kurzum in sämtlichen Lagen oder Handlungen, ist das Gebet des Gläubigen unabdingbare Angewohnheit. Die Quelle hierfür findet man in den Taten und Aussprüchen des Propheten Muḥammad (s.a.s.). Der Prophet (s.a.s.) verrichtete Gebete in sämtlichen Lagen und Handlungen und gebot auch dies den Gläubigen. Denn das Gebet ist ein Vehikel welches uns unseren Herrn näher bringt.

Ein Gläubiger der das Gebet als ein Fundament anerkennt, wird in Zeiten von Fülle und Überfluss seinen Schöpfer gedenken und mit Dankbarkeit erfüllt sein und diese durch seinen Lobpreis zum Ausdruck bringen. Und in beklemmenden und bedrückenden Zeiten wendet er sich flehend und Hilfe suchend nur an Ihn. Denn das Gebet ist ein unzertrennliches Band zwischen dem Gläubigen und seinen Herrn.
Der Allmächtige will, dass der Gläubige Ihn jeder Zeit bittet und anbetet:

Und wenn Meine Diener dich nach Mir fragen (sprich): «Ich bin nahe. Ich antworte dem Gebet des Bittenden, wenn er zu Mir betet. So sollten sie auf Mich hören und an Mich glauben, auf daß sie den rechten Weg wandeln mögen. (Sura al-Baqara 186)

Dies ist immer so. Jedoch gibt es Zeiten in denen man der Akzeptanz der Bitte sehr nahe ist. Es sind segensreiche Zeiten wie Freitags in einem bestimmten Zeitfenster, Kandil Nächte und die Nacht der Bestimmung („laylatu-l-qadr“), und die Nächte im Monat Ramadan die die erste Reihe einnehmen. Eine große Anzahl von Überlieferungen berichten von dieser frohen Kunde.

Dem gemäß zeigt sich zu solchen Zeiten die göttliche Barmherzigkeit im Überfluss. Und so vermag der Gläubige, mit der für die Annahme des Gebetes notwendigen Aufrichtigkeit, ein Leben als echter Gläubiger zu leben und so die Stellung eines vom Schöpfer anerkannten Geschöpfes zu erreichen.

In den Überlieferungen wird auf diese Bedeutung hingewiesen und der Gläubige zum Gebet angespornt:

In der ersten Nacht des Ramadan werden die Paradies Tore geöffnet. Jede Nacht bis zum Morgen lädt ein beauftragter Rufer ein: Gibt es keinen der für seine sündhaften Verfehlungen um Vergebung bittet? Niemand der bereut, damit Allah (c.c.) seine Reue annimmt? Niemand der in Form von Bittgebeten erfleht, auf dass man Ihm antwortet? Keiner der etwas für sich erwünscht, so dass man es Ihm gleich erfüllt? (Müsned, 4:22)

In einer authentischen Überlieferung des Propheten (s.a.s.) wird folgendes gesagt:

Es gibt drei Personen, deren Gebet nicht zurückgewiesen wird: Das Bittgebet eines gerechten Herrschers/Richters, des bis zum Fastenbrechen Fastenden und des Unterdrückten. (İbni Mâce, Siyam:,48)

Unser Prophet (s.a.s.), der in allen den Islam betreffenden Themen stets das höchste Vorbild vorgelebt hat, hat im Ramadan seine gottesdienstlichen Handlungen und Gebete vermehrt. Des Weiteren hat er die Gläubigen, indem er sie bewirtete und beschenkte, dazu angespornt ihre Gebete zu vermehren.

Von Anfang bis zum Schluss ist es göttliche Barmherzigkeit, die im Monat Ramadan die Zeit kurz vor dem Fastenbrechen zu einer Besonderen und Wertvollen macht. Die Bedeutung dieser außergewöhnlichen Zeitspanne in Bezug auf das Gebet wird durch folgende Überlieferung des Propheten (s.a.s.)zum Ausdruck gebracht:

Das Gebet eines Fastenden kurz vor dem Fastenbrechen wird nicht abgelehnt. (Tirmizi,Daavat,129)

Von ʿAbd Allah ibn ʿUmar (r.a.) ist überliefert dass der Prophet (s.a.s.) vor dem Fastenbrechen des öfteren folgendes Gebet sprach:

Oh mein Herr, um deiner alles umfassenden Barmherzigkeit Willen, sei gnädig mit mir und vergebe mir. (İbni Mâce, Sıyam, 48)

In diesem Gebet, des vor Fehlern und Sünden bewahrten Propheten (s.a.s.) liegt ein Zeichen und ein wegweisender Sinn. Der Prophet (s.a.s.) hat mit dieser Form des Gebets den Gläubigen einen bedeutenden von vielen schönen Wegen gezeigt, wie man das wertvolle Zeitfenster des Fastenbrechens mit dem Verrichten von Gebeten um Vergebung nutzt. So ist es die Annahme solch aufrichtiger Gebete, die zu Zeiten des Fastenbrechen und der Dämmerungen (Morgen-/Abenddämmerungen) verrichtet werden, den Gläubigen von seinen Sünden befreien sowie die Seele und die geistige Spiritualität von Ihren Verfehlungen reinigen.

So gesehen versucht ein gewissenhafter Gläubiger, der sich in diesem Meer von zahllosen Gelegenheiten befindet, auf größtmögliche Weise von diesem zu profitieren. Er versucht in dem gesegneten Monat, in dem die Annahme der Reue, das Vergeben der meisten Sünden und das Erfüllen der Wünsche ihren höchsten Platz haben, mit jeder sich ihm bietenden Möglichkeit bei seinem Herrn Zuflucht zu suchen. In dem Monat der Barmherzigkeit, verrichtet er die schönsten Gebete, Segenswünsche und wiederholt seine Wünsche so oft er die Gelegenheit dazu findet; sich an die Gebete aus dem Qurʾān  und aus der Sunna haftend, versucht er sich Allah (c.c.) ein wenig zu nähern. 

 

15 Lässt das Inhalieren von Sauerstoff bei Asthma das rituelle Fasten ungültig werden?

künstlich verdichteter Sauerstoff ist kein Nahrungsmittel im Sinne von Essen und Trinken,
sondern eine Erleichterung und Sicherung für den Erkranken hinsichtlich seiner Atmung.

Das Atmen ist zum Überleben ist für alle Lebewesen ein selbstverständlicher Anspruch. Da der Asthmatiker in seiner physischen Konstitution und frei von anderen Krankheiten in der Lage ist und unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass der inhalierte Sauerstoff sich im Mund und Lunge auflöst, ihm somit das Atmen erleichtert wird, ist man zu der Meinung gekommen, dass das Sprühen von medikamentösem Sauerstoff in den Mund das rituelle Fasten nicht beeinträchtigt.

16 Wieso wird das rituelle Fasten im Monat des Ramadans in der Zeit vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang durchgeführt?

das rituelle Fasten beginnt nicht mit dem Aufgang der Sonne, sondern mit der Morgendämmerung. Das bedeutet das Fasten fängt an, wenn die Dunkelheit der Nacht in die Phase der Morgendämmerung tritt und es endet mit dem Untergang der Sonne. Denn das Gebot Gottes lautet den ganzen Tag zu fasten. Die Zeitzone des Tages definiert sich, beginnend mit der Morgendämmerung und sie endet mit dem Sonnenuntergang.

Wäre das Fasten pauschal auf die Zeit von 6 Uhr bis 18 Uhr begrenzt, würden imaginäre Fragen, wie: "Warum nicht von 7 Uhr bis 17 Uhr?" kein Ende finden. Denn der eigentliche Gegenstand ist das Gebot Gottes.

In allen Geboten sind unzählige Weisheiten enthalten. Gäbe es das Gebot dass der Mensch 24 Stunden fasten soll, so wäre es für den Menschen eine unerträgliche Last. Ein einfaches nächtliches Fasten, würde sich der Selbstdisziplin entziehen, da man nachts ohnehin schläft. Welchen Wert hat ein mit Schlaf und Traum verrichtetes Fasten?

Zurückblickend verbleibt die realistische Möglichkeit des rituellen Fastens am Tage. Nächtliches Aufstehen zum Essen vor der Morgendämmerung, das Verrichten der rituellen Gebete und das rituelle Fasten an kurzen wie langen Tagen, festigen die Disziplin, Selbstbeherrschung und bändigen das eigenwillige Ego des Menschen.

Aus diesem Grund ist es den göttlichen Weisheiten entsprechend, in einer Atmosphäre zu fasten in der sich Tag und Nacht erneuern.
So wie die Gebetszeiten auf solche göttliche Weisheiten schauen, so hat auch der Zeitraum des rituellen Fastens Seiten die auf die göttlichen Weisheiten, Veränderungen und Umbrüche schauen.

 

17 Sollte man bei erster Gelegenheit sein Fasten im Iftar brechen oder warten und erst beten?

vom ehrenwerten Propheten (s.a.s.) wird überliefert:

Solange sich die Menschen für das Fastenbrechen beeilen, bleibt der Segen kontinuierlich auf ihnen. (Buhari, Savm: 45; Müslim, Sıyam: 48; Muvatta, Sıyâm: 6; Tirmizî, Savm: 13.)

Eine weitere Überlieferung besagt folgendes:

Eine der Taten des Propheten ist es, sich für das Fastenbrechen zu beeilen und das Frühmal vor dem Fastenbeginn („Saḥūr“) hinauszuzögern. (Muvatta, Kasru’s-Salât: 46.)

Wenn die Zeit zum Fastenbrechen eintraf, brach der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) umgehend sein Fasten, er zögerte das Fastenbrechen niemals hinaus. Er erinnerte an diese göttliche Überlieferung („Ḥadīṯ al-Qudsī“): „Unter meinen Dienern liebe ich diejenigen am meisten, die schnell und umgehend das Fasten brechen.“ In einer anderen Überlieferung wird besagt „Wenn ihr den Gebetsruf hört und dabei ein Glas Wasser in eurer Hand habt, legt dieses Glas nicht ab, ehe ihr es ausgetrunken und somit euer Fasten gebrochen habt.“

Diese Aussagen und Überlieferungen empfehlen uns somit im Ramadan das Fasten bei erster Gelegenheit umgehend zu brechen, sobald wir den Gebetsruf für das Abendgebet erhören.

18 Ist es erlaubt seine Ehefrau zu küssen während man fastet?

Hz. Āʾiša (r.a.) berichtet: Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) küsste im Zustand des Fastens eine seiner Frauen. (Hz. Āʾiša (r.a.) lächelte nachdem sie dies sagte) In einer anderen Überlieferung steht: Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) hatte im Zustand des Fastens Kontakt, er beherrschte seine Triebe viel mehr, als ihr. (Buhari, Savm: 24, 23; Müslim, Sıyâm: 62-65; Muvatta, Sıyâm: 14; Ebu Dâvud, Savm: 33; Tirmizî, Savm: 31)

Abu Hurayra (r.a.) überliefert: Ein Mann fragte den ehrenwerten Propheten (s.a.s.) über seinen Kontakt mit seiner Frau im Zustand des Fastens. Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) erteilte diesem Mann die Erlaubnis dazu. Danach kam noch ein Mann und er stellte die selbe Frage. Diesem Mann hat der Prophet (s.a.s.) den Kontakt verwehrt. Der Mann, der vom Propheten (s.a.s.) die Erlaubnis bekam war alt und der, der sie nicht bekam war jung. (Ebu Dâvud, Savm: 35)

Eine andere Überlieferung besagt: Hz. ʿUmar b. Al-Ḫaṭṭāb (r.a.)  kam eines Tages in Eile und sagte: Ya Rasūl! Ich habe heute einen großen Fehler begangen, ich habe im Zustand des Fastens meine Frau geküsst! Der Prophet (s.a.s.) sagte daraufhin: Während du fastest nimmst du innerhalb der Waschung für das Gebet doch auch Mund in den Wasser oder nicht? (Ein Überlieferer unter den Namen ʿĪsā bin Ḥamad überliefert:) Ich sagte: Diesbezüglich gibt es keine Einwände. Daraufhin sagte der Prophet (s.a.s.) Wieso verfällst du dann (wegen des Kusses) in Eile? (Ebu Dâvud, Savm: 33)

Der Kontakt, der hier angesprochen wird bedeutet, dass der Mann von seiner Frau profitiert. Dies wird hier als Profitieren vom Körper der Ehefrau verstanden, wobei der Geschlechtsverkehr ausgeschlossen und verboten ist.

Während dies einem alten Mann erlaubt wird, ist es für einen jungen Mann unzulässig. Denn ein junger Mann hat erwartungsgemäß größere Schwierigkeiten sich zu zügeln und seine Gelüste unter Kontrolle zu halten, er könnte daher schneller in Situationen und Zustände verfallen, die sein Fasten aufheben und ihm zum Nachholen des Fastens zwingen.

 

19 kann ich fasten auch wenn ich schwanger bin?

 

Ohne Zweifel hat Allah (c.c.) das Fasten für den Reisenden aufgehoben und das Gebet auf die Hälfte reduziert. Allah (c.c.) hat auch das Fasten für Schwangere und Stillende aufgehoben. (Ebu Davud, Savm: 44, Tirmizi, Savm: 21; İbni Mâce Sıyam: 12)

Die Pflichten der Religion gelten verbindlich für alle, es gibt aber manche Umstände die einen anderen Umgang mit diesen Pflichten zur Folge haben können. So kann z.B. der Umfang der Pflichten verringert werden, die körperliche Ausführung der jeweiligen Pflichten kann erleichtert werden oder es können Ersatzleistungen getätigt werden wie z.B. die Zahlung der Fidya im Ramadan. Diese Umstände sind in den Büchern bzw. Quellen unserer Religion und unserer Rechtsfindung geschildert. Es gibt also legitime Umstände, die z.B. das Fasten aufheben und illegitime Umstände z.B. dass es einfach nach eigener Meinung sehr „anstrengend“ wird in den langen Tagen zu fasten, obwohl die Person, die dies sagt sich bester Gesundheit und Jugend erfreut.

Die Schwangerschaft ist eine äußerst sensible Zeitspanne für die Frau. Sie kann körperlich wie geistig sehr fordernd sein und ab dem Zeitpunkt wo die Frau merkt, dass sie schwanger ist, denkt und sorgt sie nach eigenen Möglichkeiten bestmöglich für das Wohlergehen von gleich zwei Personen. Sie muss also insbesondere zur Zeiten der Schwangerschaft sowohl ihre eigene Gesundheit, als auch die Gesundheit des heranwachsenden Kindes im Auge behalten. Wie wir in der Überlieferung sehen konnten sind Schwangere und Stillende vom Fasten ausgenommen, sie dürften also aus gesundheitlichen Bedenken und Sorgen (für sich selbst und das Kind) das Fasten auslassen.  

Falls die Frau Gebrauch von dieser Erlaubnis machen will, kann sie das Fasten also zur Zeit ihrer Schwangerschaft auslassen und zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. In jedem Fall sollte sie aber in den ersten und letzten drei Monaten nicht fasten. Eine gesunde und schwangere Frau, bei der die Schwangerschaft ohne Komplikationen verläuft, könnte sich entscheiden zu fasten, wenn der Ramadan zwischen dem 4. und dem 6. Monat der Schwangerschaft stattfindet. Ehe man diese Entscheidung trifft, sollte man aber auf jeden Fall einen vertraulichen Arzt aufsuchen und seine Fachmeinung heranziehen. Der Arzt kann am besten einschätzen, wie fordernd oder eben überfordernd das Fasten für die schwangere Frau und das heranwachsende Kind sein würde. Das selbe Maß gilt auch für Stillende. Ob das gestillte Kind ihr eigenes ist oder das Kind einer anderen Person ist, ist dabei unwichtig.

Das Stillen verletzt das Fasten mithin nicht, eine stillende Frau könnte also fasten, wenn sie sich gesundheitlich dazu in der Lage fühlt und gleichzeitig könnte sie auch das Kind stillen. Schwangere und Stillende holen das Fasten zu einem für sie geeigneten Zeitpunkt nach. Ein Ausgleich für das versäumte Fasten durch die Zahlung der Fidya ist nicht vorgesehen. Die Fidya ist nämlich eine Ersatzleistung für Jene, die keine Aussicht mehr auf körperliche Gesundheit haben und daher auch in absehbarer Zeit nicht fasten könnten. Bei Schwangeren und Stillenden ist dies nicht der Fall, da sie nur temporär körperlich eingeschränkt sind. Da sie später wieder fasten können, betrifft die Fidya sie nicht.     

20 Wird das rituelle Fasten durch eine Waschung des Ohres aufgehoben?

es befindet sich ein Kanal, zwischen Hals und Ohr. Das Trommelfell steht aber dazwischen und sperrt den Kanal ab, so wird ein Zufluss von Wasser oder Ähnlichem zum Magen z.B. durch eine Waschung verhindert. 

Würde sich ein Loch im Trommelfell befinden, wäre ein Zufluss z.B. durch ein Medikament über das Ohr bis zum Magen entweder gar nicht vorhanden oder so geringfügig, dass dies das Fasten nicht beeinträchtigen würde.

In dem Fall, dass das Trommelfell ein Loch aufweist, ist es möglich, dass eine Menge an Wasser während einer Waschung den Magen erreichen kann. Wenn in so einem Fall eine genügend große Menge an Wasser durch das Loch im Trommelfell in den Magen gelangt, so wäre der Zustand des Fastens aufgehoben. Daher müssten die Fastenden mit einem Loch im Trommelfell vorsichtiger sein beim Waschen.

21 Kann das versäumte rituelle Fasten in den "drei besonderen Monaten" gleichzeitig als freiwilliges Fasten gezählt werden? Kann ich freiwilliges wie versäumtes Fasten zusammenfassen? Oder muss man das freiwillige und versäumte Fasten getrennt behandeln?

Liebe Leserin, lieber Leser

bei diesen gottesdienstlichen Handlungen ist eine ausschließlich der Belohnung wegen berechnende Absicht nicht richtig. Gottes Wohlgefallen sollte stets das angestrebte Ziel sein.

Das versäumte und freiwillige rituelle Fasten ist voneinander zu trennen und nicht zu vergleichen. Der gnadenreiche Lohn aus dem Nachholen einer versäumten Pflichthandlung ist im Gegensatz zu den freiwilligen Taten weitaus höher. Sein versäumtes rituelles Fasten in den besonderen drei Monaten nachzuholen, trägt eine eigene Schönheit und Belohnung mit sich.

Wichtig ist es diese segensreichen Tage fastend zu verbringen. Das Versäumnis des rituellen Fastens ist nicht als geringwertiger anzusehen. Die angesehenste und lohnreichste Tat ist die, die ausschließlich um Gottes Wohlgefallen verrichtet wird. Zu fasten, lediglich des Lohnes Willen ist keine erstrebenswerte Absicht.

Versäumtes und freiwilliges Fasten sind voneinander zu trennen. Es ist nicht möglich zu fasten und dabei beides zu beabsichtigen, also an einem Tag sowohl freiwillig zu fasten als auch ein versäumtes Fasten nachzuholen.
Primär sollte man bereits versäumte Fastentage nachholen da sie verpflichtend sind bzw. waren. Es ist besser danach, also nach dem Erledigen der versäumten Pflichten weiterführend noch freiwillig zu Fasten.

Es ist wichtig die Bedeutung des Fastens zu erfassen und das Bewusstsein über seine Dienerschaft gegenüber Gott zu erlangen.

 

Selam & Dua

Fragenandenislam - Team

 

22 können sie uns etwas zum islamischen Neujahr und die Zeitrechnung sagen? Was macht den Monat Muharrem besonders?

die Zeit der hiǧra fängt mit dem Auswandern des Propheten Muḥammad (s.a.s.) von Mekka nach Medina an. Als Anfang eines Kalenders bzw. einer Zeitrechnung wurde dieses Ereignis aber erst zu der Amtszeit von ʿUmar b. al-Ḫaṭṭāb etabliert. Davor hatten die Araber keine eindeutige Zeitrechnung. Manche wichtigen Ereignisse (wie z.B. das Jahr des Elefanten) wurden als Anfang der Zeitrechnung genommen.

16 Jahre nach der hiǧra wollte der damalige Kaliph ʿUmar b. al-Ḫaṭṭāb bei einer Sitzung in Medina eine Lösung für das Problem um die Zeitrechnung. Auf die Empfehlung von ʿAlī b. Abī Ṭālib, die von allen beherzigt wurde, nahm man die hiǧra als Anfang für die Zeitrechnung im Islam und der Monat Muḥarram wurde als erster Monat des Jahres festgelegt. Diese Einführung wurde an zwei Gesichtspunkten erklärt. Bei einer Vorlage einer Geldschuld konnte nicht festgestellt werden ob die Schulden zu dem Jahr oder dem vorherigen Jahr fällig waren. Zur selben Zeit hat der damalige Gouvernour von Basra in einem Schreiben mitgeteilt dass die vom Kaliphat entsandten Dokumente mit rechtlichen Bestimmungen nicht eindeutig bestimmbar waren, somit herrschte Verwirrung und er bat um die Erledigung dieser Problematik rund um die Zeitrechnung. So wurde dann die hiǧra als Anfang der Zeitrechnung festgelegt. 

Der islamische Kalender hat 12 Monate. Neben dem ersten Monat Muḥarram werden auch die Monate Raǧab, Ḏū l-qaʿda und Ḏū l-Ḥiǧǧa als „šuhūr al-ḥurūm" also als in etwa als "Monate der Ehre/Respekt" wahrgenommen und in diesen Monaten meidete man möglichst allerlei gewaltsame Ausschreitungen. 

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) hat empfohlen am neunten, zehnten und elften Tag dieses Monats zu fasten. Nach dem Fasten im Ramadan ist das am meisten gelobte Fasten, das was am ehrenvollen Monat Muḥarram getätigt wird (Riyazü's-Sâlihin, II, 504). In einer anderen Überlieferung wird beschrieben dass zum ereignisreichen Tag der ʿāšūrāʾ welche in diesem Monat verortet wird, das Fasten zur Gelegenheit wird, alle Sünden und Fehtritte im letzten Jahr durch die Vergebung Gottes zu reinigen (Riyâzü's-Salihin, II, 509).

Zu der Zeit von Yazīd ibn Muʿāwiya, dem zweitem Oberhaupt der Umayyaden fand die Schlacht statt in der Hz. Ḥusain, der Enkel des Propheten (s.a.s.) als Märtyrer gefallen ist. Mit vielerlei Gedichten und Erzählungen wird dieser Tag als ein trauriger Ausschnitt der muslimischen Geschichte in Erinnerung gehalten und so hat sich dieser Tag durch die Zeit großflächig als ein besonderer Tag des Gedenkens etabliert. 
Es wird mitunter überliefert dass am Tag der ʿāšūrāʾ, also der zehnte Tag des Monats Muḥarram viele wichtige Ereignisse stattgefunden haben darunter kann man mitunter diese zählen:

- Hz. Nūḥ ist mit der Arche in der Sintflut an diesem Tag auf den Berg aufgelaufen. Dies ist bekanntermaßen das Ereignis in der die Gläubigen mit Hz. Nūḥ errettet wurden, während die Ungläubigen vernichtet wurden.
- Hz. Ādam tut Buße
- Hz.  Ibrāhīm wird ins Feuer gestoßen und gleichzeitig aber mit Gottes Gnade vom Feuer geschützt.
- Hz. Yaʿqūb wird wieder mit seinen Sohn Hz. Yūsuf vereint.
- Andererseits wird am 16. Tag des Muḥarram die qibla festgelegt und am 17. Tag kamen die Gefolgsleute des Elephanten kamen (siehe Sura al-fīl). 

Der Monat Muḥarram wird auch zur Zeit der Osmanen besonders gehuldigt. Unter den Namen „Muharremiye“ gibt es eine Vielzahl an osmanischen Gedichten zu diesem Monat. Da dies auch das islamische Neujahr war stiegen die Regierungsleute in die Audienz des Sultans auf, gratulierten ihm und erhielten von ihm Geschenke unter den Namen „Muharremiye“. Im osmanischem Archiv wird dieser Monat als „Muharremü’l-Haram“ notiert (Mefail HIZLI - Şamil İslam Ansiklopedisinden).

 

23 Wie haben wir den Ashura Tag wahrzunehmen? Was sollen wir am besten an diesen Tag machen?

in der arabischen Sprache bedeutet ʿāšarā zehn und ʿāšir zehnte bzw. der zehnte Tag in diesem Kontext. So hat sich der Ausspruch ʿāšūrāʾ im Volk durchgesetzt als Benennung des zehnten Tages des Monats Muḥarram und daher sprechen wir auch oft vom ʿāšūrāʾ Tag.

Der Monat Muḥarram hat als Anfang/erster Monat des islamischen Kalenders eine besondere Stellung. Wichtige historische Ereignisse haben in diesem Monat stattgefunden und auch schon vor dem Islam haben die Araber u.a. diesen Monat als besonders wahrgenommen. Laut der Überlieferung von der Gattin des Propheten (s.a.s.) Hz. Āʾiša ist dies der Monat wo der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) nach dem Fasten im Ramadan am meisten fastete:

Nach dem Fasten im Ramadan ist das tugendhafteste Fasten das Fasten im Monat Muḥarram. (Müslim Siyam, 202-203)

Es gibt Überlieferungen die besagen dass das Fasten am ʿāšūrāʾ Tag die Sünden des vorhergehenden Jahres tilgen lässt.
Zu diesem Tag gibt es keinen Vers im Qurʾān. Im 36. Vers der Sura at-Tawba wird der Monat Muḥarram als eine der angesprochenen 4 besonderen Monate erwähnt.

Insbesondere den ʿāšūrāʾ Tag haben seit jeher viele Propheten in einem besonderen Maß wahrgenommen, da hier viele wundersame oder tragische Ereignisse stattfanden. Nach den Quellen hat dieser Tag seinen Namen dadurch erhalten dass Gott seinen Propheten 10 verschiedene Darbietungen und Segnungen zukommen ließ:

1. Durch ein Wunder Gottes hat Hz. Mūsā den See gespalten und entkam so dem Pharao und seiner Herde, welche im See begraben wurden.
2. Hz. Nūḥ ist mit der Arche in der Sintflut an diesem Tag auf den Berg aufgelaufen.
3. Hz. Yunus wurde an diesem Tag aus dem Magen des Waals errettet.
4. Die Buße von Hz. Ādam wurde an diesem Tag akzeptiert.
5. Hz. Yūsuf wurde an diesem Tag aus der Grube gerettet, in die er von seinen Brüdern gestoßen wurde.
6. Hz. ʿĪsā  kam an diesem Tag auf die Welt und stieg in den Himmel auf.
7. Die Buße von Hz. Dāwūd wurde an diesem Tag akzeptiert.
8. Hz. Ibrāhīm bekam an diesem Tag einen Sohn.
9. Hz. Yaʿqūb konnte nach der tiefen Trauer über den vermeintlichen Verlust seines Sohns an diesem Tag wieder seine Augen öffnen und sehen.
10. Hz. Ayyūb wurde an diesem Tag von seinen ihn plagenden Krankheiten erlöst. (vgl. Diyarbekri, Tarihu'l-hamis, 1/360; Sahih-i Müslim Şerhi 6/140)

Aus diesem Anlass gibt es in so gut wie allen islamischen Ländern zu Ehren dieses Tages eine besondere Süßspeise. Um diese historischen Ereignisse zu gedenken erlebt man somit freudenvolle Tage und man teilt diese Süßspeisen mit Freunden und Familie. Diese Tradition hat Bestand.

Aus islamischer Sicht gibt es keinerlei Befehl oder Verbot so eine Süßspeise an diesem Tag zu machen bzw. zu teilen. Man kann also keinen dafür kritisieren sie nicht zu machen und keinen dafür kritisieren sie gemacht zu haben. Die Süßspeisen die gemacht werden um Hz. Nūḥ zu gedenken, der die restlichen noch verbliebenen Getreide/Kornfrüchte gesammelt hat um daraus zum Zeichen der Dankbarkeit eine Süßspeise zu machen, würden wohl im Herzen des Gläubigen ein Wachrütteln und in dieser in Materialismus versinkenden Welt ein Lächeln erwirken. Sowohl für den Gaumen als auch für das Herz ist dies wohlbekommend. 

Als der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) nach Medina kam, sah er wie die Juden am ʿāšūrāʾ Tag fasteten und er fragte sie warum sie fasten. Sie antworteten:

Heute ist ein guter Tag. Gott hat die Söhne Israels an diesem Tag von der Tyrannei des Pharaos gerettet. Mūsā hat aus Dankbarkeit an diesem Tag gefastet. Wir tun dies auch. Der Prophet (s.a.s.) entgegnete das indem er sagte "Wir sind verbundener an die Sunna von Mūsā als ihr." So fastete er auch an diesem Tag und befahl seinen Gefährten dies ebenso zu tun. (Buhârî, Savm, 69; Tecrîd-i Sarih, VI/308, 309)

Basierend auf der Überlieferung von Hz. Āʾiša hat der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) auch in der mekkanischen Periode war an diesem Tag gefastet.

Zur Zeit des Unwissens haben die Quraiš am ʿāšūrāʾ Tag gefastet. Vor der hiǧra tat der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) dies ebenso. Er fuhr nach der hiǧra in Medina damit fort und befahl seinen Gefährten auch an diesem Tag zu fasten. Als im nächsten Jahr das Fasten im Ramadan befohlen wurde hat er das Fasten am ʿāšūrāʾ Tag (als Pflicht) unterlassen, wer wollte fastete an diesem Tag und wer nicht wollte konnte dies unterlassen. (Buhârî, Savm, 69; Tecrîd-i Sarîh, VI/307, 308).

Es herrscht eine allgemeine Meinungseinheit darüber dass das Fasten am ʿāšūrāʾ Tag eine Sunna und keine Pflicht darstellt. Bezüglich der Bestimmung zur anfänglichen Zeit des Islams sagt Abū Ḥanīfa dies sei verpflichtend, während Imam aš-šāfiʿī dies als eine andauernde Sunna des Propheten (s.a.s.) beschreibt. Nachdem das Fasten im Ramadan verpflichtet wurde, sah man das Fasten am ʿāšūrāʾ Tag als lobenswert an. Um den Juden nicht zu ähneln ist es schön wenn man mit dem zehnten Tag des Muḥarram auch den neunten oder elften Tag fastet. An diesem Tag wäre es angebracht und lobenswert neben dem Fasten auch andere schönen Traditionen und gute Taten wie etwa die Almosengabe aufleben zu lassen. Jeder teilt gemäß seiner Möglichkeiten Darbietungen mit Freund und Familie. Ohne Zweifel wird der Lohn dieser Taten vervielfacht, wenn man die Geschehnisse gedenkt die diesen Tag so besonders machen und von ihm berichten. Vor allem der Prophet (s.a.s.) hat den Gläubigen empfohlen an diesem Tag seiner Familie mehr Darbietungen/Geschenke zu machen als sonst zu einer Zeit.

Wer am ʿāšūrāʾ Tag seiner Familie und seinen Hausbewohnern Darbietungen/Geschenke präsentiert, dessen Güter werden von Gott auch das gesamte Jahr mit Segen und Wohl verschönert. (et-Tergîb ve'l-Terhİb, 2/116)

Zu dem was als Familie verstanden wird gelten hier Verwandte, Obdachlose, Verlassene und Nachbarn. Es ist allerdings nicht nötig für diesen Zweck große Mühen einzugehen und das Familienbudget zu strapazieren. Jeder kann dies im Rahmen seiner Möglichkeiten tun.

Neben der Reinheit und dem Glanz des ʿāšūrāʾ Tags ist auch die Trauer um die Tragödie von Kerbala zu vernehmen. Im 61. Jahr der hiǧra und am jeweiligen ʿāšūrāʾ Tag wurde der Enkel des Propheten (s.a.s.) Imam Ḥusain in Kerbala auf grausame Art und Weise massakriert. Hinter dieser schandhaften Gräueltat steckt der zweite ummayadische Kaliph Yazīd ibn Muʿāwiya. Dies ist ein Punkt der Geschichte, der das Herz der Gläubigen erschüttern lässt und auch der Prophet (s.a.s.) sprach ein halbes Jahrhundert davor von diesem künftigen Ereignis. Ḥusain ist als Märtyrer und Würdeträger in den Himmel Gottes aufgestiegen.

Zweifelsohne wird Gott die Gräueltäter und Tyrannen mit seiner unendlichen Gerechtigkeit bestrafen und die Märtyrer und Verfechter des Glaubens und der Gerechtigkeit sind im Himmel Gottes in die höchsten Stufen aufgestiegen. Jeder Gläubige der an das Schicksal glaubt und sich vor Gott verneigt, trauert über diese Geschehnisse aber er verliert sein Gutdünken, seine Nüchternheit und seine Besonnenheit nicht. Denn alles was geschieht ob traurig oder erfreulich anmutend, entspringt dem Urteil Gottes des Allmächtigen und seinem ewigem Urteil. Aus dieser Perspektive entspricht es nicht dem Verständnis der Ahl al-Sunna dies als eine Trauerzeremonie wahrzunehmen und zu beurteilen.   

24 Der Segen des Ramadans

Der Segen des Ramadan

Die erstaunlichen Besonderheiten des Fastens im Ramadan haben mich stets zum Nachdenken und Reflektieren angeregt. Daher möchte ich Bezug zu einigen dieser Besonderheiten nehmen.

Das Fasten verleiht dem Fastenden Befriedigung und Zufriedenheit, denn er verspürt die Freude, der Anweisung seines Schöpfers nachzugehen. Daher stellt das Fasten für ihn keine Erschwernis dar, sondern erfreut ihn. Somit unterscheidet sich das Fasten von Diät-Kuren bei Übergewicht und Krankheiten, was besonders Atheisten häufig nicht zu verstehen wissen. Das Verlangen nach dem Wohlgefallen Allahs verleiht dem Fastenden Glückseligkeit und Ausgeglichenheit.

Es ist bemerkenswert, dass der Fastende trotz Erschöpfung und leichter Kraftlosigkeit kein starkes Hungergefühl empfindet. Ich kann mich gut an Tage erinnern, an denen ich fastend an wohlriechenden Speiselokalen vorbeiging ohne jeglichen Hunger zu verspüren. Und dies obwohl ich außerhalb des Ramadan selbst mit gesättigtem Magen oft noch Lust habe, verschiedene Dinge zu konsumieren. Denn das Hungergefühl steht in Relation zum Gehirn, sodass dieses gehemmt wird, wenn der Mensch durch seinen Glauben dem Gehirn „stopp“ sagt.

Fasten ist jedoch nicht reines Hungern. Der Hunger ist beim Fasten zeitlich eingegrenzt. Man nimmt sowohl beim Ifṭār, der Mahlzeit nach Sonnenuntergang als auch beim Saḥūr, der Mahlzeit vor Sonnenaufgang Nahrung zu sich, sodass es zur ausreichenden Aufnahme von Kohlenhydraten, Proteinen, Vitaminen usw. kommt. Dadurch stellt das Fasten kein Hindernis für die alltäglichen Beschäftigungen dar, welche wie gewohnt ausgeübt werden können.

Während wir fasten dauert der Stoffwechsel unseres Körpers an. Da keine Nahrungsaufnahme von außen stattfindet, nutzt der Körper beispielsweise Fettreserven zur Gewinnung von Energie. Dabei werden nicht willkürlich Fettzellen verwendet, sondern schwache, alte und absterbende Zellen, sodass die Regeneration und die „Verjüngung“ des Körpers begünstigt werden. Daher heißt es in einer Überlieferung: „Faste und erlange Gesundheit“.

Auch unser Gehirn führt seine Funktion durch Verwendung von Reserven fort, weshalb es nicht zu Unterfunktionen oder zu Defiziten bei kognitiven Prozessen kommt. Stattdessen werden viele Stressfaktoren während des Fastens verringert oder aufgehoben, sodass das Potenzial unseres Verstands sowie unserer Konzentration steigt.

Während das Fasten unseren Körper von materiellen Überschüssen und Ablagerungen reinigt, läutert es gleichzeitig auf geistiger Ebene unser Ego und lässt es aufleuchten.

 

25 Wie hat der Prophet (s.a.s.) zum Iftar also zum Fastenbrechen gebetet?

der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) pflegte es, ein Gebet zum Fastenbrechen zu sprechen, dies taucht in einer Überlieferung auf. Muʿāz ibn Zuhr überliefert:


Es ist mir zugekommen, dass der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) beim Fastenbrechen dieses Gebet sprach:
“Allahümme leke sumtü ve alâ rızkıke eftartü.”

Ya Allah (c.c.) für dein Wohlwollen habe ich gefastet und mit deinen Gnadengaben breche ich nun mein Fasten. (Ebû Dâvud, Savm: 22)

Marwān ibn Ṣālim überliefert von Ibn ʿUmar:

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) sagte beim Fastenbrechen dies:

Der Durst ist gestillt, die Adern sind befeuchtet und mit Gottes Erlaubnis ist die Belohnung sichergestellt. (Ein Überlieferer fügte zum Anfang noch „Der Dank gilt Gott“ hinzu; Ebu Dâvud, Savm: 22)

ʿAbd Allāh ibn ʿUmar betete beim Fastenbrechen auf diese Weise: Ya Allah (c.c.) mit deiner den gesamten Kosmos umfassenden Barmherzigkeit, vergebe mir meine Sünden 

26 Der Ramadan, ein Monat des Korans


Der Qurʾān nimmt einen hohen Stellenwert innerhalb der gottesdienstlichen Handlungen (ʿIbādāt) eines Gläubigen ein. Bei jedem unserer Gebete und Bittgebete finden sich Verse oder Passagen aus dem Qurʾān, sodass der Qurʾān auch gleichzeitig ein Gebetsbuch beziehungsweise ein Buch der Andacht darstellt.

Es gibt kein weiteres Buch auf der Welt wie den Qurʾān, bei dessen Rezitation der jenseitige Lohn pro gelesener Buchstabe mindestens zehn Belohnungen (ṯawāb) beträgt. Daher sollten Gläubige sich täglich vom Qurʾān bereichern lassen, zumal er nicht nur das Grundelement von Gottesdiensten bildet, sondern auch eine Quelle von Erkenntnis und Inspiration verkörpert.

So wie der Qurʾān also mit Blick auf die sprachliche Rezitation dem Gläubigen jenseitigen Lohn ermöglicht, so stellt er auch auf inhaltlicher Ebene eine einzigartige inspirierende Quelle der Erleuchtung dar. Millionen von Forschenden und Intellektuellen sowie Gelehrten und Exegeten schöpften Weisheit und Erkenntnis aus dieser Quelle, sodass durch die Inspiration am Qurʾān zahllose islamische Bücher verfasst worden sind. In Anbetracht dessen sollten wir bei der Rezitation des Qurʾān über seinen lehrreichen Charakter sowie seine Bedeutungsvielfalt nachdenken und reflektieren.

Den Qurʾān zu rezitieren, ihn zu lesen, regt ebenfalls dazu an ihn zu leben, also sich mit seinen Werten, seiner Moral und seiner Tugend zu bestücken. Dies wird nur dann möglich sein, wenn wir die in ihm verborgenen außergewöhnlichen Erkenntnisse und Wirklichkeiten mit unserem Verstand aufnehmen und diese unserem Geist, unserer Seele vermitteln.
Der Qurʾān als vollkommene Expression der Erkenntnis ist ein Wegweiser für Herz und Verstand, welcher dem Menschen zur ewigen Glückseligkeit verhilft.

Der Prophetengefährte ʿAbdullāh ibn Masʿūd (r.a.) merkt diesbezüglich an: „Durchforscht den Qurʾān, denn in ihm ist das Wissen über die Früheren sowie Späteren enthalten.“(1)
Diese Aussage zeugt vom grenzenlosen Vermögen des Qurʾān, welches nur mit einer großen und andauernden Bemühung erreicht werden kann.

Selbst wenn man den Qurʾān mehrere Male liest, sorgt er anders als die meisten Schriften und Bücher für eine frische Motivation und Begeisterung in der Psyche, statt den Leser zu langweilen. Gläubige die den Qurʾān lesen beziehungsweise rezitieren, verspüren dies bei sich selbst und bringen somit den inhaltlichen Reichtum des Qurʾān in Erfahrung. Somit ähnelt der Qurʾān einem sich stetig erneuernden Organismus, da er immer aufs Neue den Menschen inspiriert und ihn zur Reflexion anregt.

Auch Werke und Schriften die dem Qurʾān entlehnt sind oder auf seiner Inspiration beruhen, lassen darauf schließen, dass der Qurʾān den Verstand und das Gehirn sowie die Seele und das Herz bedient, als wäre er gleich einem fruchtbaren blühenden Baum der Früchte trägt. So betont der Schwiegersohn des Propheten (s.a.s.) Alī b. Abī Ṭālib (r.a.): „Das Lesen des Qurʾān stärkt den Verstand des Menschen.”(2)

Sicherlich wird es nicht möglich sein an dieser Stelle alle Vorzüglichkeiten und Besonderheiten der Rezitation zu nennen. Wir können jedoch festhalten, dass das schöne und klangvolle Rezitieren des Qurʾān sowie seine intellektuelle Vertiefung zu den Dingen gehört, die den Propheten am meisten Freude und Zufriedenheit bereiteten.

In einer Überlieferung heißt es sinngemäß:
„Allah (c.c.) schenkt demjenigen, der den Qurʾān rezitiert mehr Gehör, als es ein Mensch dem Gesang einer Sängerin gegenüber tut.”(3)

Eines Abends erwartete der Prophet unsere Mutter ʿĀʾiša (r.a.), die sich verspätet hatte. Als sie schließlich zum Propheten trat, fragte er sie:
„Was war es das dich aufhielt?“
ʿĀʾiša (r.a.) antwortete:
„Oh Gesandter Gottes, ich wurde durch die Rezitation einer Person aufgehalten der ich Gehör schenkte, bisher hörte ich keine derartig schöne Rezitation des Qurʾān.“

Daraufhin ging der Prophet (s.a.s) gemeinsam mit ʿĀʾiša (r.a.) zu dieser Person und sie hörten gemeinsam der Stimme zu. Erfreut über diese klangvolle Rezitation sagte der Prophet (s.a.s) zu ʿĀʾiša:
„Dies ist Sâlim, der ehemalige Bedienstete von Abu Ḥuḏāfa. Dank sei Allah (c.c.), der in meiner Umma Menschen wie ihn erschaffen hat.“(4)

Diese Überlieferungen zeigen uns ebenfalls, dass die schöne, klangvolle und auf den Inhalt abgestimmte Rezitation des Qurʾān sehr vorzüglich und nutzbringend ist.

Der Qurʾān ist ein Buch welches das gesamte Universum umfasst, denn es bezieht sich auf jegliche Formen der Existenz und weist manchmal mit dem Verweis auf einen Stern, manchmal mit dem Verweis auf ein Atom auf die Einheit Gottes („Tauḥid“) hin. Er betont vielfach die Allmacht und Barmherzigkeit Gottes. So wie etwa in folgendem Vers:

„Vor Allah (c.c.) ist nichts verborgen, weder auf der Erde noch im Himmel. Er ist es, Der euch im Mutterleib gestaltet, wie Er will. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Allmächtigen und Allweisen.“(5)

Daher finden auch die Engel Genuss daran, der Rezitation des Qurʾān zu zuhören. Wenn also ein Gläubiger den Qurʾān rezitiert, kommen sie auf die Erde herab und umkreisen erfreut diese Stelle.(6)

Wenn wir also Allah (c.c.), seinen Gesandten (s.a.s.) und die Engel erfreuen möchten, unsere Welt uns unser Leben erleuchten möchten, so sollten wir den Qurʾān in seiner ihm würdigen Form lesen, rezitieren und von seinen Weisheiten profitieren.

Je mehr wir über den Qurʾān als eine Quelle der Barmherzigkeit und Heilung sowie als ein Wegweiser für die ewige Glückseligkeit des Menschen reflektieren, umso höher wird der Nutzen sein, den wir von ihm erlangen.

So wie es der Gefährte Ibn Masʿūd (r.a.) betonte, müssen wir den Qurʾān erforschen, wie ein Wissenschaftler analysieren und vertiefen.

1) Iḥyāʾ ʿUlūm ad-Dīn, 2:14,78.

2) Iḥyāʾ ʿUlūm ad-Dīn, 2:14,78.

3) Ibn Māǧa, Iqāmatu ṣ-ṣalāt,76.

4) Ibn Māǧa, Iqāmatu ṣ-ṣalāt,76.

5) Sure Āl-i ʿImrān 3:5-6

6) Muslim, alātu l-musāfirīn, 242.

 

27 Was passiert wenn man das Fasten absichtlich versäumt?

überliefert von Abu Hurayra (r.a.) hat unser ehrenwerter Prophet (s.a.s.) folgendes ausgesprochen:

Für den, der ohne eine gültige Entschuldigung wissentlich einen Tag des Fastens im Ramadan versäumt, würde nicht einmal ein ganzes Jahr Fasten genügen. (İbn-i Mâce, Sıyam: 14)

Anhand der Überlieferung verstehen wir, welch große Last es ist, das Fasten im Ramadan absichtlich zu versäumen und wie schwer es ist, diesen Fehler zu beheben.

Auch wenn jemand die Schuld für sein absichtlich versäumtes Fasten durch ein 60 tägiges Fasten begleicht, kann er den Lohn für das versäumte Fasten am Ramadan nicht mehr erreichen. Dieser Segen kommt abhanden. 

Wie auch schon unser ehrenwerter Prophet (s.a.s.) in der Überlieferung erklärt, sei das 60 tägige Fasten dahingestellt, denn nicht einmal ein ganzes Jahr würde ausreichen um den Segen des Fastens am Ramadan einzuholen.

Es gilt zu sagen, dass jeder Gottesdienst in der dafür vorgesehenen Zeit gemacht werden sollte und darin entfaltet sich der Segen dieser Gottesdienste. Zwar kann man gewisse Gottesdienste und Pflichten nachholen, aber das ersetzt sie nicht. Daher kann ein nachgeholtes Gebet niemals auch den Segen und die Tugend eines Gebets zur Gebetszeit erreichen. Deshalb sollte man sich stets bemühen, sofern man in der Lage dazu ist, die religiösen Pflichten zu der vorgesehenen Zeit vollständig zu erfüllen.

 

28 In den Überlieferung wird davon gesprochen, dass das Fasten ein Weg ist, sich vor den Teufel zu schützen. Wie geht das?

das Fasten ist ein überaus wichtiger Gottesdienst. Das Fasten ist wie eine „Mauer oder ein Schutzschild“(1) gegenüber der Wollust, der Sünden sowie noch viele anderer zwanghafte Triebe der Seele. Es hat mithin eine Funktion, einen stärkere Willenskraft gegenüber den Teufel aufzubauen. In diesen Zusammenhang berichtet der ehrenwerte Prophet (s.a.s.), dass die Aktivitäten des Teufels in der Nacht der Bestimmung gedämmt sind und dass er keine Erlaubnis hat die Menschen zu Übel zu verleiten.(2)

Weiterhin berichtet der Prophet (s.a.s.), dass am Tag der ʿArafa, Gott den Menschen ihre großen Sünden vergibt und dass der Teufel sich in seinem Übel und seinem verachtenswerten Aufstand über den Segen Gottes aufregt.(3)

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) berichtet: „Wenn der Monat Ramadan kommt, öffnen sich die Tore des Paradies und es schließen sich die Tore der Hölle. Und die Teufel werden angekettet.“(4)

Wie aus den erwähnten Überlieferungen zu erkennen ist, werden im Monat Ramadan die bösartigen Geister sowie die Teufel angekettet. Aus diesem Grunde haben sie im Monat Ramadan weniger Einfluss auf die Menschen und können weniger Schaden anrichten, im Vergleich zu den anderen Monaten.

Wenn man den Zustand bedenkt, dass im Monat Ramadan ein Großteil der Muslime fastet, den Qurʾān rezitiert, das Tarāwīḥ Gebet verrichtet, für andere betet sowie noch viele andere freiwillige gottesdienstliche Handlungen ausübt, wird einem bewusst, dass in diesen Monat die Teufel angekettet sind.

(1) Buhari, Savm, 2, 9;
(2) Ahmed bin Hanbel, Müsned, V, 324.
(3) İmam Malik, Muvatta, Hac, 81/245.
(4) Buhari, Savm, 425; IV, 312; V, 411;

 

29 Was können wir tun um im Monat des Korans durch den Koran zu neuem Leben zu finden?

selbst Solche, die das ganze Jahr über dem Qurʾān fern waren rennen in der tugendreichen und gesegneten Atmosphäre des Ramadans nahezu dürstend zum Qurʾān, um von der göttlichem Rede einige Tropfen zu erhaschen. Denn in diesen Monat der Vergebung ist auch eine weit verbreitete Tradition die überall ausgeführt wird zu nennen, nämlich die die “Muqābala”. 

 

Hz. Ǧibrīl suchte in jedem Jahr zum Ramadan und nach manchen Überlieferungen in jeder Nacht des Ramadans unseren ehrenwürdigen Propheten (s.a.s.) auf, um den Qurʾān in seiner von Gott herabgesandten Form zu bewahren, die Anordnung der Verse und Suren sicherzustellen und sie zu kontrollieren. Der Prophet (s.a.s.) hat Hz. Ǧibrīl die Verse des  Qurʾāns vorgelesen und später seiner Rezitation zugehört.

So betitelte man dass gegenseitige Rezitieren und Zuhören des Qurʾāns seitens Hz. Ǧibrīl und dem Stolz der Schöpfung, des Propheten (s.a.s.) als Muqābala.

Aufgrund der Darstellung von Respekt für das Andenken dieses heiligen Monats sowie der Herabsendung des Qurʾāns in diesem Monat und insbesondere der Botschaft der vielfachen Belohung des Rezitierens in diesem Monat haben es sich die Gläubigen zu einer schönen Tradition gemacht, den Ramadan begleitend in den Moscheen oder zuhause an der Muqābala teilzunehmen und den Qurʾān vollständig zu rezitieren. 

Die Gefolgsleute des Propheten (s.a.s.) haben es als unterste Grenze der Verbundnheit gegenüber unserem Propheten (s.a.s.) verstanden, wenn man den Qurʾān monatlich einmal vollständig rezitiert. Sie haben ausgedrückt, dass insofern man den Qurʾān monatlich nicht liest, man sich gegenüber dem Propheten (s.a.s.) nicht loyal verhalten und ihn letztendlich verlassen hat. Die ehrenvollen Tage des Ramadans aus diesem Blickwinkel wahrnehmend, sollten wir es uns zur Gewohnheit machen den Qurʾān zumindest einmal vollständig zu rezitieren. Dies soll für uns ein Anfang, gar ein Neuanfang sein und zumindest ab dem Punkt an sollten wir unsere Verbundenheit gegenüber der göttlichen Offenbarung in dieser Form zeigen.

Eigentlich müssten Jene, die den Qurʾān nicht gelesen oder verstanden haben umso mehr danach trachten und die Wissenden sollten ihr gesamtes Verständis und ihre Spezialisierung auf das richtige Lehren und Ausdrücken der Botschaft des Qurʾāns lenken und für die Verbreitung des Lesens und des Verstehens sorgen. So ist der Qurʾān zum Verstehen und Lehren das größte Geschenk  der Barmherzigkeit Gottes für den menschlichen Verstand.

Den Qurʾān zu verstehen und seine Botschaft zu begreifen ist zugleich eine Aufgabe und auch eine Frage der Loyalität. Den Qurʾān zu lehren ist ein Ausdruck von Verbundenheit und Respekt gegenüber den Seelen, die auf den Segen des Qurʾāns angewiesen sind.

Aus diesem Grund müssten wir, sofern wir den Qurʾān nicht lesen können, den Ramadan als eine Gelegenheit nutzen und nach Wegen suchen dieses Defizit zu beseitigen. Wenn wir die göttliche Offenbarung zwar lesen, aber nicht verstehen können sollten wir zu Übersetzungen greifen, die manche Verse auch erklären, schöner wäre es aber noch, eine wertvolle und ernste Interpretation des Qurʾāns zu lesen und zu besprechen, denn auf diese Weise wird der Monat des Ramadans auch als Monat des  Qurʾāns wahrgenommen. Um den Gefolgsleuten des Propheten (s.a.s.) Folge zu leisten sollten wir aus dem Innersten unseres Herzen uns dem Qurʾān zuwenden, der göttlichen Offenbarung gegenüber unser Herz endlos weit öffnen und eine der Heiligkeit des Ramadans gebührende Anstrengung zum Verständnis des im Qurʾān offenbarten göttlichen WIllen an den Tag legen.

30 Wie gesund ist das Fasten für den Körper?

das Fasten, welches in vielen Religionen besonders im Islam als gottesdienstliche Praxis vollzogen wird, findet seit dem 20. Jahrhundert auch vermehrt Verwendung in der Medizin als prophylaktische Therapie. Damit steigt auch stetig die Zahl der Ärzte, die das Fasten beziehungsweise Heilfasten empfehlen.

In Dutzenden Kliniken allein in Westdeutschland werden Patienten mit dem Fasten therapiert. Das Fasten dient hierbei sowohl als Heilmethode als auch gesunde Möglichkeit bei Übergewicht abzunehmen. Für den renommierten Arzt und Autor Dr. Hellmut Lützner, der als Spezialist im Gebiet des Fastens bekannt ist, ist das Fasten die natürlichste und effektivste Möglichkeit den Körper von schädlichen Ablagerungen zu befreien und den Organismus somit zu entgiften.

Das Fasten erstreckt sich bis zur frühen Menschheitsgeschichte hin und ist bei allen Lebewesen vorzufinden. Wochen oder gar Monate lang ohne Nahrung auszukommen und somit in gewissermaßen zu fasten, ist in der Natur bei einer Vielzahl von Tieren und Lebewesen zu beobachten. Ohne diese Veranlagung würde ein Überleben bei Lebewesen nicht möglich sein.

Besonders in entwickelten Ländern leben viele Menschen in Reichtum und Luxus. Aufgrund ihrer Gewöhnung an einen wohlhabenden Lebensstil fällt es ihnen oft schwer auf Dinge zu verzichten und manchmal notwendige Kompromisse einzugehen, sodass in diesen Ländern Krankheiten, die durch schlechte und übermäßige Ernährung begünstigt werden, immer häufiger vorkommen.

Jede Kultur hat ihre eigene Auswahl an Speisen und Essgewohnheiten, welche bei vielen Anlässen dazu verwendet werden, Familie und Freunde an einem Tisch zusammenzubringen und auf diese Weise ihre Beziehungen zueinander zu stärken. Ebenso ist von einem Geschäftsessen die Rede, wenn das Kennenlernen von Geschäftspartnern oder Mitarbeitern bei einer gemeinsamen Mahlzeit beabsichtigt wird. So trägt das gemeinsame Fasten von Menschen mit Blick auf die zeitliche Einteilung der Mahlzeiten auf die gleiche Weise dazu bei, die sozialen Kontakte untereinander durch das Gemeinschaftliche zu optimieren.

Der Münchener Psychologe Dr. Jürgen Vom Scheidt beschreibt in Anlehnung dazu:

„Um die spirituelle Atmosphäre von religiösen Feiertagen in ihrer wahren Form zu erleben, bedarf es einer Vorbereitung durch das Fasten. Wenn das Fasten seinen kulturellen Stellenwert verliert, verschwinden auch die in ihm verborgenen Besonderheiten. Anders gesagt kann der Mensch nicht von der Spiritualität profitieren, wenn er sich zu sehr auf das Materielle konzentriert.“

Eine besondere Form des Fastens ist das sogenannte Heilfasten, welches dem Regenerationsprozess des Körpers bei Krankheitserscheinungen dient. Diese Art des Fastens ist vor allem daher effektiv, weil der Körper keine Energie durch den Verdauungsprozess verliert und sich somit auf die Regeneration und Genesung konzentrieren kann.

Der als Begründer des Heilfastens geltende Mediziner Dr. Otto Buchinger (1882-1970) verweist in seinen Lehren auf den Nutzen und die Wirksamkeit des Fastens. In seinem Werk über das Heilfasten beschreibt er seine eigenen Erfahrungen und gibt an, dass er als Reaktion auf seine zunehmende rheumatische Erkrankung welche mit Muskelschwund, einer Vergrößerung der Leber und einer Entzündung der Gallenblase einherging, eine Fastenkur begann. Durch das Fasten, welches er unter Aufsicht von Gustav Riedlin, dem Pionier des Heilfastens durchführte, schaffte es Buchinger seine Erkrankungen zu überwinden.

Buchinger fasst seine zahlreichen Untersuchungen wie folgt zusammen:

„Es gibt keine Krankheit die nicht durch das Fasten gemildert oder gar geheilt werden kann, mit Ausnahme von Krankheiten wie etwa der Hypotonie. Das Fasten ist eine Operation ohne Messer.“

Der Heilfasten-Spezialist Dr. Lützner merkt an, dass ein früherer Sportler im Alter von 54 seine beste Zeit beim 10.000 Meter-Lauf am 49. Tag seiner Fastenkur erzielen konnte.

Dr. Helgard Bühler, ebenfalls Spezialistin im Gebiet des Fastens, beschreibt den Unterschied zwischen „Hungerstreik“ und „Fasten“ wie folgt:

„Der einzige Unterschied zwischen ihnen besteht in der Absicht. Das Fasten ist eine positive und gewollte Praxis. Der Hungerstreik hingegen kommt durch Wut und Empörung zustande. Dies führt dazu, dass aufgrund der Wut und des dadurch hervorgerufenen Stresses die Säureproduktion im Magen steigt, was wiederum zu stärkerem Hungergefühl führt. So verspürt ein Fastender also wenig Hunger, während jemand im Hungerstreik deutlich mehr hungert.“

Durch das Fasten erlebt der Mensch auch eine Befreiung von Beschäftigungen rund ums Essen wie beispielsweise das Vorbereiten und Verspeisen einer Mahlzeit sowie dem Spülen des Geschirrs. Der Psychologe Jürgen Vom Scheidt sagt diesbezüglich Folgendes:

„Besonders für Menschen die sich an materiellen Gütern gebunden fühlen ist es wichtig, sich von diesen lossagen zu können. Dies kann durch das Freiheitsgefühl, welche das Fasten mit sich bringt ermöglicht werden, sodass bei psychotherapeutischen Behandlungen von Drogenabhängigen, Alkoholikern oder Menschen mit ähnlichen Problemen das Fasten von großem Nutzen sein kann.“

Dr. Lützner schreibt in seinem Buch „Wie neugeboren durch Fasten“:

„Die Hungerphasen des Fastenden sind im Eigentlichen seine Behandlungsetappen. In diesen Phasen der Hungererscheinung werden schädliche und teilweise giftige Stoffe im Körper abgebaut. Schweiß- und Mundgeruch während des Fastens sind also Folge der Entgiftung und Entschlackung des Organismus.
Das Fasten wird viel positiver aufgefasst, wenn folgende Vorteile die es mit sich bringt berücksichtigt werden:
Eine starke Psyche
Ein steigendes Interesse an Ihrem Körper und Ihrer Seele
Eine Stärkung des Gedächtnisses sowie der Vorstellungskraft
Ein stärkeres Selbstbewusstsein und eine nüchterne Entscheidungsfähigkeit
Eine Ausprägung des Geschmackssinns sowie eine bessere Ernährungsweise nach dem Fasten“

Das all dieser Nutzen durch das Fasten erreicht werden kann ist sehr beachtlich.

Den auftretenden Schwierigkeiten in den ersten Tagen des Fastens kann durch eine obstreiche Ernährung vorgebeugt werden, da auf diese Weise die Magenschleimhaut gefördert wird und somit Beschwerden wie Übelkeit und Kopfschmerzen verhindert werden können.
Um mit den Worten Buchingers zum Ende zu kommen: „Das Fasten ist eine Operation ohne Messer.“

 

 

31 Wird mein Fasten ungültig wenn ich für einen Moment vergesse dass ich faste und dann etwas esse oder trinke?

 

Nach der Überlieferung von Abu Hurayra (r.a.) hat unser ehrenwerter Prophet (s.a.s.) folgendes ausgesprochen:
Falls einer von euch vergisst dass er fastet, deswegen isst oder trinkt und sich dann wieder daran erinnert dass er fastet, so soll er sein Fasten nicht unterbrechen und fortführen. Denn Gott hat dich (in dem Moment) essen und trinken lassen. (Darimi, Savm: 23; Müslim, Sıyam: 171)

Gott macht die Menschen für Fehltritte die aus einem Moment der Vergesslichkeit hervorgehen nicht verantwortlich. Denn der Diener hat hier keine Einwirkung. Für das Fasten gilt dies auch. Wenn man im Moment der Vergesslichkeit isst bis man satt wird und voller Durst trinkt, ist das Fasten immernoch gültig. Sobald man sich erinnert dass man fastet, muss man sofort alles aus dem Mund nehmen.

So wie dieser Beschluss für das verpflichtende Fasten gilt, so gilt dies auch für andere Gelegenheiten an denen man als Gottesdienst fasten würde. Denn die Zustände die das Fasten gültig oder ungültig machen bleiben an der Stelle gleich.

Um dies weiter zu erläutern können wir diese Überlieferung heranziehen:

Ummu Isḥāk (r.a.) befand sich bei dem ehrenwerten Propheten (s.a.s.) Dem Propheten (s.a.s.) wurde etwas zu Essen in einer Schale gebracht. Der Prophetengefährte Zulyadayn (r.a.) war auch dort. Der Prophet (s.a.s.) reichte  Ummu Isḥāk (r.a.) ein Stück Knochen mit Fleisch. Er sagte: „Ya Ummu Isḥāk iss hiervon!“. Ummu Isḥāk sagte: ich hatte mich in dem Moment daran erinnert, dass ich faste. Meine Hände sind quasi erstarrt. Weder konnte ich meine Hand ausstrecken noch wegnehmen. Daraufhin fragte der ehrenwerte Prophet (s.a.s. „Was ist mit dir?“ Ich habe gesagt: „Ich faste, das habe ich vergessen“. Zulyadayn (r.a.) fragte „ist es dir eingefallen nachdem du satt wurdest?“. Daraufhin ordnete der Prophet (s.a.s.) an: „führe dein Fasten vollständig fort. Dies ist lediglich eine Gnadengabe die Gott dir geschickt hat. (Kütüb-i Sitte Muhtasarı Tercüme ve Şerhi, 9:457)

 

 

32 Muss man zum Sahur/sahoor aufstehen?

man muss nicht aufstehen. Wenn die Person kein Bedürfnis hat nochmal zu essen oder einfach nicht aufgestanden ist, ist das kein Hindernis für das Fasten. 

Es ist allerdings Teil der Sunna, zum Sahur aufzustehen. Darüber ist man sich auch einig. 

Man sieht am Beispiel des Propheten (s.a.s.) wie wichtig ihm das Aufstehen zum Sahur war. Er hat es stets praktiziert und dazu aufgerufen z.B. mit Aussagen wie, dass man zum Sahur aufstehen soll weil darin Segen liegt (Buhari, Savm, 20).

In manchen Überlieferungen wird erwähnt, man solle den Sahur nicht komplett auslassen und kurz aufstehen, auch wenn es nur für ein Schluck Wasser ist. Es wird überliefert, dass der Segen Gottes und die Gebete der Engel auf der Person liegen (Müsned, 3/12), die den Sahur wahrnimmt und das Essen im Sahur wird als "gesegnete Nahrung" beschrieben (Ebu Davud, Savm, 17).

Die Rechtsgelehrten nehmen diese Aussagen und Hinweise um den Sahur als Bestandteil der Sunna zu betonen.

So wie bei manchen Überlieferungen beschrieben wird (ibn Mace, Siyam, 22) ist neben der Stärkung des Körpers im Sahur für das Fasten die eigentliche Absicht des Muslim, die segensreiche Sunna des ehrenwerten Propheten (s.a.s.) auszuleben um so schließlich auch das Wohlwollen Gottes zu erreichen.

 

33 Lässt das Auftragen von Lidschatten, Kajalstrichen Wundsalben oder Vergleichbares das Fasten ungültig werden?

für die Antwort können wir auf diese Überlieferung schauen:

 


Einst fragte ein Mann den ehrenwerten Propheten (s.a.s.): „Ya Rasūl, meine Augen schmerzen und obwohl ich faste trage ich etwas auf meine Augenlieder auf. Wird mein Fasten dadurch ungültig?" Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) antwortete mit "nein".
(Tirmizî, Savm: 30)

 

Aus dieser Überlieferung können wir die unten aufgeführten Beschlüsse entnehmen:

1- Das Fasten wird durch das Auftragen von Farbe/Schattierungen auf den Augenlidern nicht ungültig.

2- Eine medikamentöse Salbe oder Vergleichbares, was auf eine Wunde im Kopf- oder Bauchbereich aufgetragen wird, lässt das Fasten nicht ungültig werden, solange diese Salbe nicht in den Körper eindringt.

 

34 Kann man früher mit dem Fastenmonat anfangen wenn man den Mond schon sieht?

unser ehrenwerter Prophet (s.a.s.) setze die Sichtung des Mondes beziehungsweise der Mondsichel (als Indikator eines Monatsbeginns) als Bedingung für den Beginn des Fastens. Man spricht in diesem Kontext auch vom Neulicht, welches kurz nach dem Neumond stattfindet. Diesbezüglich können folgende Überlieferungen beispielhaft genannt werden:

ʿAbdallāh ibn ʿUmar (r.a.) berichtet, dass der Gesandte Gottes (Frieden und Segen seien auf ihm) vom Ramadan sprach und sagte: „Fastet nicht bis ihr den Sichelmond (al-hilāl)seht, und dann esst nicht (d.h. hört mit dem Fastenmonat nicht auf)bis ihr den Sichelmond erneut seht. Wenn Wolken dazwischen kommen (eure Sicht einschränken), so schätzt den Monat ab.“ (Buḫārī, Ṣaum: 11; Muslim, Ṣiyām: 9; Muwaṭṭaʾ, Ṣiyām: 1; Abū Dāwūd, Ṣaum: 4; Nasāʾī, Ṣaum: 10, 11)

Unsere ehrenwerte Mutter ʿĀʾiša (r.a.) berichtet:

„Der Gesandte Gottes (Frieden und Segen seien auf ihm) berechnete von keinem Monat die Tage so genau, wie die Tage des Monats Šaʿbān. Wenn er dann die Mondsichel des Monat Ramadan (unmittelbar nach dem Neumond)sichtete, begann er mit dem Fasten. Wenn Wolken dazwischen waren (sodass er den Mond nicht sehen konnte), ging er von 30 Tagen (im Šaʿbān) aus und begann danach mit dem Fasten des Ramadan.“ (Abū Dāwūd, Ṣaum: 6)

Wie aus den Überlieferungen hervorgeht, ist die Sichtung der Mondsichel und damit des Neulichts ausschlaggebend für den Beginn des Ramadan. Der Mond und seine Bewegungsintervalle entsprechen einem bestimmten und von Gott festgesetzten Ablauf. Von dieser programmatischen Ordnung weicht der Mond nicht ab. In der heutigen Zeit können aufgrund des wissenschaftlich-technologischen Stands alle Phasen und Positionen des Mondes durch Berechnung (sogenanntes arithmetisches oder zyklisches Datum) und Beobachtung weit im Voraus präzise genannt und datiert werden, sodass anstelle der Sichtung des Mondes mit dem bloßen Auge die Informationen entsprechender Fachleute und Wissenschaftler genügen können.

In diesem Zusammenhang ist besonders folgende Überlieferung von Bedeutung:

ʿAbdullāh ibn ʿAbbās (r.a.) berichtet:

Ein Beduine kam zum Gesandten Gottes (s.a.s.) und sagte: 

„Ich habe den Hilāl (Neulicht des Ramadan)gesehen.“

Der Gesandte Gottes (s.a.s.) erwiderte: 

„Bezeugst du, dass es keine Gottheit außer Allah gibt?“

Als der Mann mit „Ja!“ antwortete, sprach der Prophet (s.a.s.): „Oh Bilāl! Verkünde den Menschen sie mögen morgen (beginnen zu)fasten!“ (Abū Dāwūd, Ṣaum: 14; Tirmiḏī, Ṣaum 7; Nasāʾī, Ṣaum: 8; Ibn Māǧa, Ṣiyām: 6)

Der Prophet (s.a.s.) akzeptiert das Zeugnis eines Beduinen bezüglich der Sichtung des Mondes. Wenn man bedenkt, dass der Prophet (s.a.s.) die Aussage eines Beduinen zur Grundlage nimmt, so scheint es sehr willkürlich und fragwürdig, dass heute manche Menschen die in diesem Bereich qualifizierten Wissenschaftler und Experten samt ihrer Erkenntnisse ignorieren. 

Darüber hinaus führen derartige Divergenzen zu Fitna und Disharmonie unter den Muslimen, sodass Zwiespalt und Konflikte zwischen den Gläubigen ermöglicht werden. Es sollte bedacht werden, dass der Koran in der Sure al-Baqarah die Fitna sogar als etwas schlimmeres als das Morden darstellt. (2:191)

Der Prophet (s.a.s.) betonte, dass Taten wie das Fasten im Ramadan sowie das Zelebrieren des ʿĪd-Festes gemeinsam und als gemeinschaftliche Ummah ausgeführt werden sollten, damit sie vollkommen und wahrhaftig sein können:

Es berichtete Abū Huraira (r.a.): 

Der Gesandte Gottes (Frieden und Segen seien auf ihm) sagte:

„Das Fasten ist am Tag an dem ihr (alle gemeinsam)fastet, das(wahrhaftige)Fastenbrechen ist am Tag an dem ihr gemeinsam euer Fasten brecht und das Opfern(am ʿĪdu l-Aḍḥā/Opferfest) ist am Tag an dem ihr (alle gemeinsam)opfert. (Tirmiḏī, Ṣaum 11; Abū Dāwūd, Ṣaum: 5)

Innerhalb dieser Thematik ist der Aspekt der variablen Anzahl der Tage des Ramadan auch von Bedeutung. So kann der Ramadan - wie es für die lunare Kalenderrechnung, welche sich am Lauf des Mondes orientiert, typisch ist - in manchen Jahren 29 und in manchen 30 Tage haben. Auf diese auch wissenschaftlich ergründete Gegebenheit wies auch der Prophet (s.a.s.) in den Überlieferungen hin.

Faktoren wie die Neigung der Erdachse und die elliptische Umlaufbahn des Mondes - welcher außer der Erdanziehungskraft auch der Anziehungskraft der Sonne und der übrigen Planeten ausgesetzt ist, womit seine Bahn merklich von einer reinen Keplerellipse abweicht – sorgen für variierende Distanzen die der Mond bei einem Umlauf zurücklegt, wodurch Unterschiede bei der Anzahl der Tage eines Monats entstehen können.

In den Überlieferungen in denen der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) auf diese Variabilität hinweist, finden wir unter anderem folgende Aussagen:

ʿAbdullāh ibn ʿUmar (r.a.) berichtet:

Der Gesandte Gottes (s.a.s.) sprach: „Der Ramadan ist so, so und so.“ und dabei zeigte er beide seiner Hände zwei Male mit allen Fingern und einmal mit eingeknicktem rechtem oder linken Daumen.(Er zeigte somit die Anzahl der Tage anhand der Summe seiner gezeigten Finger)

In einer unter anderem in Buḫārī und Muslim verzeichneten Überlieferung heißt es:

Der Prophet (s.a.s.) sprach: „Wir sind Analphabeten. Wir wissen weder zu schreiben noch zu rechnen. Der Mond ist so und so.“ Dabei zeigte er einmal 29 und einmal 30. (Buḫārī, Ṣaum: 13; Muslim, Ṣiyām: 13-15; , Abū Dāwūd, Ṣaum: 4; Nasāʾī Ṣaum: 17)

Dementsprechend begann der Prophet (s.a.s.) das Fasten dann, wenn er das Neulicht beziehungsweise den Sichelmond (als Hinweis auf den Beginn des Monats, in diesem Falle den Monat Ramadan) und beendete den Fastenmonat mit der Zelebrierung des ʿĪd al-Fiṭr-Festes, sobald er das Neulicht beziehungsweise den Sichelmond des Šawwāl-Monats sichtete.

Er war sehr präzise bei dieser Praxis und regte alle zur Beobachtung des Mondes an. Wenn jemand das Neulicht sichtete, so ließ er das Fasten basierend auf seinem Zeugnis beginnen. Heute zu behaupten, dass die Sichtung des Neulichtes beziehungsweise der Mondsichel mit dem bloßen Auge zu erfolgen hat, gleicht einem Zwang und stellt eine unplausible Forderung dar.

Es kommt also darauf an, den Hilāl in den Abendstunden zu sichten. Da die Mondsichel am ersten Tag sehr schmal und fein ist, ist eine Sichtung nicht für alle möglich. Das Sichten und Beobachten des Mondes mit Teleskopen und anderen Hilfsmitteln der Astronomie ist selbstverständlicherweise nichts anderes als die Sichtung des Sichelmondes mit den Augen.

Die Aussage des Propheten (s.a.s.): „Wir sind (als Volk) Analphabeten, wir wissen weder zu schreiben noch zu rechnen.“ weist implizit daraufhin, dass eine Berechnung der Mondphasen theoretisch möglich ist.

Die Astronomie als Wissenschaft mit samt ihren Methoden und Erkenntnissen war zur damaligen Zeit nicht so weit ausgeprägt wie in der Moderne. Hingegen sind gegenwärtig Dinge wie die Beobachtung des Mondes und die Verifizierung des Beginns des Ramadan und des Šawwāl zu simplen Angelegenheiten für die Astronomie geworden.

So wie die exakte und sekundengenaue Berechnung von Ereignissen wie die Sonnen- und Mondfinsternis durch Astronomen erfolgt und diese Ereignisse tatsächlich den Berechnungen entsprechen, so ist die Berechnung der Mondphasen eine ebenfalls präzise Angelegenheit. Auch am Beispiel der Gebetszeiten sehen wir, dass diese zur Zeit des Propheten (s.a.s.) visuell identifiziert wurden wohingegen heute eine auf die Minute genaue Uhrzeit definiert werden kann.

All dies ist jedoch kein Widerspruch und kein Hindernis dafür, dass der Mond mit dem bloßen Auge beobachtet wird oder dass man die visuelle Sichtung gänzlich ersetzt.

Die oben erwähnte Überlieferung, in welcher der Prophet (s.a.s.) die Muslime dazu aufruft, gemeinsam zu agieren und auf das Gemeinsame zu achten, ist ebenfalls richtungsweisend in diesem Zusammenhang.

Folglich kann festgehalten werden, dass beide Arten der Sichtung zulässig sind. Mit Blick auf den Zweck des Ramadan und die Vermeidung von Zwietracht wird daher empfohlen, sich in Bezug auf Beginn und Ende des Ramadan an die örtliche Gemeinde beziehungsweise die Familie und das Umfeld zu orientieren.

35 Lassen Zigaretten und Shischa das Fasten ungültig werden lassen?

es gibt einen Unterschied zwischen absichtlichen Inhalieren und unbeabsichtigten Inhalieren. Wer mit Absicht den Rauch inhaliert, hat sein Fasten gebrochen und müsste daher das Fasten nachholen sowie das Straffasten durchführen. 

Rauchbare Tabakerzeugnisse oder vergleichbare Stoffe (z.B. auch Morphium) die zum Genuss konsumiert werden, brechen das Fasten. Im Zustand des Fastens muss man sich daher vor diesen Stoffen hüten.

Wer unbeabsichtigt in Berührung mit dem Rauch/Dampf einer Zigarette oder Shischa kommt, bricht sein Fasten nicht. Da die Person sich nicht vor dieser Situation hüten konnte, wird sie nicht dafür belangt.

36 Wenn im Sahur der Gebetsruf erklingt, kann man dann bis zu Ende des Gebetsrufs noch essen und trinken?

sowohl das Fasten als auch das Morgengebet fangen mit der Morgendämmerung an. Das hat erstmal nichts mit dem Gebetsruf zu tun. Denn der Gebetsruf kann ja auch mal früher oder später erklingen. Der Gebetsruf ist also nicht immer auf die Minute genau aber die Morgendämmerung ist ein fixer Zeitpunkt.

Bei den Hanafiten is es üblich, dass man das Morgengebet ein wenig später verrichtet und daher erklingt auch der Gebetsruf etwas später. Aber im Ramadan wird der Gebetsruf auch gerne früher verrichtet, um zu signalisieren, dass das Fasten nun anfängt. Somit überlappt sich die Morgendämmerung und der Gebetsruf in der Praxis häufig.

In so einem Fall also, wenn der Gebetsruf genau zur Morgendämmerung verrichtet wird, sollte man das Essen und Trinken sein lassen. Man läuft unnötig Gefahr zeitlich über die Morgendämmerung zu kommen.

Wer nach Anbruch der Morgendämmerung isst und trinkt im Glauben, dass man ja bis zum Ende des Gebetsrufs das darf, der muss diesen Fasten-Tag nachholen.

Das Fasten ist gültig, wenn man nach der Morgendämmerung noch Essensreste im Mund hat, die aber nicht größer sind als eine Kichererbse. Wenn die Essensreste aber größer wären, wird das Fasten ungültig und es muss nachgeholt werden. Kleinste Essensreste zwischen den Zähnen dürfen noch runtergeschluckt werden direkt nach der Morgendämmerung. Aber wenn sie extern zugeführt werden, wird das Fasten ungültig. (Vgl. Ömer Nasuhi Bilmen, Büyük İslam İlmihali, s. 302)

Ein Beispiel ist das Verhalten des Prophetengefährten Hz. Bilal. Er rief noch vor Anbruch der Gebetszeit zum Morgengebet. Seine Intention dabei war es die Schlafenden zu wecken und dafür zu sorgen, dass jeder sein Sahur wahrnimmt, aber auch dass diejenigen, die mit dem Nachtgebet noch beschäftigt waren, sich nun damit beeilen. So wurde dann auch gesagt, dass der Gebetsruf von Hz. Bilal niemanden daran hindern soll, sein Sahur wahrzunehmen, da der Zeitpunkt seines Gebetsrufs mit anderen Intentionen zu tun hatte und nicht gleichgestellt mit der Morgendämmerung ist. (Vgl. ez-Zebidî, Tecrîdi Sarih, terc. Ahmed Naim, Ankara 1983, II, 581 und Buhârî, Ezân, 13, Âhâd, 1, Talâk, 24; Nesaî, Ezân, 11; İbn Mâce, Sıyâm, 23; Ahmed b. Hanbel, l, 386, 392, 435)

37 Was bedeutet I'tikaf und kann man das zuhause auch machen?

zunächst wollen wir aufklären, was sich hinter dem Begriff „I’tikaf“ überhaupt verbirgt. Generell versteht man darunter eine gängige und wertgeschätzte religiöse Praxis in der man sich für einen Zeitraum zwecks spiritueller Reinigung und Besinnung zurückzieht. In aller Regel macht man dies in einer Moschee. Man verbringt also eine gewisse Zeit abgeschieden in einer Moschee und konzentriert sich auf Gottesdienste und meidet alle möglichen weltlichen Ablenkungen. Man kann es also auch als „Verbleiben an einem Ort zur spirituellen Besinnung und Zurückgezogenheit“ definieren oder übersetzen. Man könnte auch das Wort „Klausur“ bzw. „in Klausur gehen zur Andacht Gottes“ dafür nehmen. Es muss aber auch klargestellt werden, dass mit dem I’tikaf durchaus ein spezifischer Gottesdienst gemeint ist, während die oben genutzten Beschreibungen auch allgemeiner/abstrakter gelesen oder verstanden werden könnten. Nicht jede Form von spirituellem Rückzug erfüllt also auch die Bedingungen eines I’tikaf, wo es mitunter ja auch um den Verbleib an einem Ort extra für diesen Zweck geht.

Häufig wird der I’tikaf mit dem Ramadan in Verbindung gebracht und viele Menschen nutzen gerne die letzten 10 Tage des Ramadan dafür. Dies geht auch auf die Sunna des ehrenwerten Propheten (s.a.s.) zurück. Der I’tikaf ist aber nicht mit dem Ramadan begrenzt und kann auch außerhalb des Ramadan durchgeführt werden.

Frauen können sich ebenso in eine Moschee zurückziehen, sofern sie nicht verhindert sind für Gottesdienste (z.B. durch die Periode). Es gibt aber einige hanafitische Meinungen, demnach die Frau sich eher zuhause zurückziehen sollte.

Als Ort wird gemeinhin eine Moschee empfohlen und spezifischer auch eine Mosche, die eine Gemeinde zum Freitagsgebet hat. Wenn aber aus bestimmten Gründen (wie durch die derzeitige Pandemie) es nicht möglich ist, in eine Moschee zu gehen, kann man auch zuhause in einem entsprechenden Zimmer den I’tikaf vollziehen. 

Die Person, die sich in eine Moschee zurückzieht, lebt für diesen Zeitraum auch dort. Das heißt, sie isst, trinkt und schläft an diesem Ort. Es empfiehlt sich, an einem passenden Ort der Moschee so etwas wie ein kleines Zelt oder Vergleichbares aufzuschlagen. Man geht nur gezwungenermaßen (z.B. für die Körperhygiene) raus, aber sonst bleibt man in der Moschee. Man geht also für keine anderen Zwecke raus.  

Man kann auf verschiedene Art die Zeit im I’tikaf nutzen. Neben den üblichen Gottesdiensten, Rezitationen und der Huldigung Gottes („Dhikr“) kann man auch bildende religiöse Werke lesen zur geistigen Entfaltung. Es braucht keinen strengen und durchgeplanten Ablauf der einzelnen Tage, solange man die verbrachte Zeit dem ursprünglichen Ziel gemäß für die spirituelle Reinigung und Entwicklung nutzt.

38 Wird das Fasten gebrochen, wenn Ehepartner einander umarmen und küssen?

eine sexuelle Interaktion bricht das Fasten und dadurch müsste das Fasten auch als Sühneleistung („Kaffara“; 60 Tage Fasten oder 60 Arme speisen) nachgeholt werden. Wenn es durch das Küssen oder anderweitige körperliche Intimität zu einem (wenn auch kleinsten) Samenerguss kommt, wird das Fasten ungültig.

Wenn es dabei zu keinerlei Erguss durch sexuelle Begierde kommt, wird das Fasten auch nicht ungültig.

Insbesondere für diejenigen, die sich selbst nicht trauen ist das Küssen und Liebkosen des Ehepartners aber als verpönt einzustufen, da man sich in die Gefahr begibt, durch einen Erguss das Fasten ungültig zu machen.

Wenn man einen Erguss definitiv ausschließen könnte, dann dürfte man auch den Partner küssen und umarmen. Dabei nackt zu sein geht aber nicht, auch wenn man sich sicher wäre, dass nichts passieren würde.

Wenn man sich allerdings besonders leidenschaftlich küsst und dabei den Speichel des Anderen in sich aufnimmt bzw. runterschluckt, wird das Fasten ungültig. Laut den Hanafiten müsste man dabei das Fasten als Sühneleistung nachholen. Gemäß den Shafiiten reicht es, aber wenn man nur den jeweiligen Tag nachholt.

39 Fasten und Medizin

Das Fasten ist eine weitläufig bekannte und sehr alte Praxis religiöser Menschen. Obwohl viele das Fasten mit dem Islam zusammenbringen gibt es religionsgeschichtlich viele nichtmuslimische Beispiele für das Fasten als eine Praxis zur spirituellen Reinigung. Trotzdem findet man aber gerade bei Skeptikern des Islams das Vorurteil, dass das lange Fasten am Ramadan bestimmt ungesund sein muss. Paradoxerweise entwickeln sich parallel dazu Trends zum gesunden Leben und hier wird wieder das Fasten mit verschiedensten Namen beworben. Wir teilen unten einige Zeilen aus einem umfassenden türkischen Artikel, den wir übersetzt haben zu diesem Thema. In diesem Artikel geht es um das islamische Fasten aus wissenschaftlicher Perspektive.

Die Studien von Dr. Ahmed El Kadi von der Akber Klinik in Panama (Florida) sind sehr spannend. Man hat herausgefunden, dass regelmäßiges Fasten die Ausbreitung von bösartigen Tumoren verlangsamt. Es wurde auch beobachtet, dass gutartige Tumoren, die normalerweise durch eine Operation entfernt werden, kleiner wurden oder auch verschwanden. In dem Buch “Fasting and Eating for Health” stellte Dr. Joel Fuhrmann folgendes fest:

“Fasten ist ein sicherer und wirksamer Ansatz nicht nur bei fibroiden Tumoren, sondern auch bei meisten

nichtkanzerösen Tumoren. [. . . ], besonders wenn die Person nicht sehr übergewichtig ist.”

Man kann folgende Unterschiede zwischen dem Fasten nach den Regeln des Islams und Diäten aufzählen:

Wenn während den Iftar- und Sahur Zeiten keine große Menge an Kalorien zu sich genommen wird, hat man keine unregelmäßige Kalorienaufnahme. M.M. Hussaini’s Arbeiten mit seinen muslimischen Studenten bestätigen dies. Nach seinen Erkenntnissen liegt die Kalorienaufnahme der muslimischen Studenten bei zwei Dritteln der anderen. Dies bedeutet, dass das Kaloriengleichgewicht des Körpers aufrechterhalten wird. Anders als bei spezifischen Diäten, wo es oft darum geht ganz bestimmte physiologische Effekte (z.B. ketogene Diät) zu erzielen, geht es im Ramadan nicht darum. Im Ramadan wird lediglich das Zeitfenster der Nahrungsaufnahme manipuliert. Daher verzichtet man auch auf keinerlei Nahrungsmittel bzw. Nährstoffe und kann eine ausgewogene Ernährung erzielen ohne die Folgen von sogenannten „Crash-Diäten“ oder dem Jojo-Effekt.

 Da der Ramadan auch der Monat zur Stärkung der Selbstdisziplin ist, geben viele Menschen Gewohnheiten wie das Rauchen oder ständige Kaffeetrinken weitgehend auf.

 Neben den positiven biologischen Wirkungen gibt es auch zahlreiche psychologische Wirkungen.

Die Fastenden sind besonnen und bemüht ihre Gefühle und Gedanken zu sortieren. Aus Vorsicht dem Fasten gegenüber erlernt man damit auch Tugenden, die man eigentlich immer braucht. Unser Prophet (s.a.s.) sagte:

„Das Fasten ist ein Schutz. Ein Fastender soll keine schlechten Worte von sich geben und

sich nicht ärgern. Wenn den Fastenden jemand beschimpft oder mit ihm streitet, soll er „Ich faste!” sagen.”

Empfehlungen an Fastenden mit Vorerkrankungen

Diabetiker

Das Fasten schadet Diabetikern nicht. Im Gegenteil hat es viele Vorteile. Weil durch das Fasten Diabetes beschränkt wird und in manchen Fällen sogar komplett kuriert. Doch bei Patienten, die Insulin nehmen ist das Fasten riskant und muss am besten mit einem Arzt besprochen werden.

Diese Patienten sollten ihr Ärzte fragen, welche Insulinmengen sie aufnehmen müssen und wie sie diese zeitlich am besten platzieren.

Diabetiker, die fasten sollten sich ausgewogen ernährend und ihren Blutzucker messen, wenn sie essen.

Herzpatienten

Für diese Patienten ist es vorteilhaft zu fasten, da der Blutdruck beim Fasten sinkt. Doch man frage den behandelnden Arzt wie die Medikamente dosiert werden müssen. Menschen mit Hypertonie und schwerer Herzkrankheit wird geraten, nicht zu fasten.

Diejenigen, mit Migräne

Es wird empfohlen, dass diese Patienten nicht fasten, da das Fasten die Fettsäuren im Blut erhöht.

Schwangere

Da die Schwangerschaft ein sehr heikles Thema ist, ist es angebracht, mit dem Arzt über das Fasten zu entscheiden. In den ersten 3 Monaten und in den letzten 3 Monaten sollte nicht gefastet werden. In einer gesunden Schwangerschaft kann man, wenn man sich im vierten bis sechsten Monat befindet, unter der engen Aufsicht des behandelnden Arztes fasten.

40 Was können wir tun um den Ramadan bestmöglich zu verbringen?

es gibt eine Reihe wichtiger Mittel, um Vergebung zu erlangen, Belohnung zu erlangen, spirituellen Fortschritt zu machen, sich von Schwierigkeiten und Unglück zu befreien und die Zustimmung Gottes zu erreichen, die an allen heiligen Tagen und Nächten getan werden können und sollten, und es ist nützlich, einige von ihnen kurz und gesammelt in Form von Artikeln in Erinnerung zu rufen:

(1) Der Heilige Qur'an sollte rezitiert werden; denen, die rezitieren, sollte zugehört werden; Qur'anfeste sollten an geeigneten Orten abgehalten werden; Gefühle der Liebe, des Respekts und der Hingabe an das Wort Allahs sollten erneuert und verstärkt werden.

2) Gebete sollten auf den Propheten (Friede sei mit ihm) gesprochen werden. Auf seine Fürsprache hoffend sollte das Bewusstsein der Ummah diesbezüglich aufgefrischt werden.

3. Versäumte Gebete sollten nachgeholt und verrichtet werden.

4) Kontemplation, tiefes Nachdenken über lebenswichtige Dinge, insbesondere über Fragen wie "Wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich, was will Allah von mir?".

5) Buchführung und Prüfung der Vergangenheit und Erstellung von Plänen und Programmen für die Gegenwart und die Zukunft.

6) Aufrichtige Reue und aufrichtige Umkehr für die Sünden, und Reue und Umkehr, indem man diese Nacht als letzte Gelegenheit nutzt.

7) Es sollte reichlich Dhikr und anderweitige Gebete verrichtet werden.

8) Wir sollten mit den Gläubigen Frieden schließen und ihre Zustimmung zu unserem Umgang mit ihnen einholen.

9) Diejenigen, die beleidigt und verärgert sind, sollten versöhnt werden; Herzen sollten gewonnen werden; traurige Gesichter sollten zum Lächeln gebracht werden.

10) Man sollte für sich und seine Glaubensbrüder beten, auch indem man ihre Namen nennt.

11) Diejenigen, die Rechte über uns haben, sollen aufgesucht und gefragt werden; die Ethik der Loyalität und Dankbarkeit soll erfüllt werden.

12) Wir sollten die Armen, die Waisen, die Verwaisten, die Kranken, die Behinderten und die Alten besuchen und sie mit Liebe, Zuneigung, Respekt, Geschenken und Wohltätigkeit glücklich machen.

13. die Verse, Hadithe und ihre Auslegungen, die sich auf diese Nacht beziehen, sollten aus den entsprechenden Büchern einzeln oder in der Versammlung gelesen werden.

14. religiöse Versammlungen, Diskussionsrunden und Gespräche sollten organisiert werden; Predigten und Ratschläge sollten gehört werden; Gedichte sollten gelesen werden; Loblieder und Melodien sollten eine andere Welle in den Herzen erzeugen.

15. die Gebete sollten in der Gemeinde und in den Moscheen verrichtet werden.

16) Die Gräber der Gefährten, der Ulema und der Awliya sollten besucht werden; man sollte ihre Zufriedenheit erfahren und durch ihr geistiges Licht Bittgebete an den Allmächtigen richten.

17) Wir sollten die Gräber unserer verstorbenen Verwandten, Freunde und Ältesten besuchen und die Loyalität der Glaubensbrüderschaft pflegen.

18. wir sollten unseren geistigen Ältesten, Lehrern, Eltern, Freunden und anderen Verwandten persönlich oder per Telefon, Fax oder E-Mail gratulieren und sie um ihre Gebete bitten.

41 Wie verbringe ich die Ramadan-Nächte am besten?

In den letzten zehn Tagen des Ramadan verbrachte der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) die Nächte im Gebet. Er weckte auch seine Familie, um zu beten. Er bemühte sich, mehr als zu jeder anderen Zeit zu beten. (Müslim, Îtikâf: 7)

Der Ramadan ist ein Monat, in dem alle Arten von Gottesdiensten abgehalten werden. Gegen Ende des Ramadan nehmen die gottesdienstlichen Handlungen noch mehr zu. Wie in einigen Hadithen erwähnt, wird empfohlen, in den letzten zehn Tagen des Ramadan nach Laylat al-Qadr Ausschau zu halten. Aus diesem Grund wird versucht, nach dem zwanzigsten Tag des Ramadan mehr Wohltätigkeit, gute Taten, Anbetung und gottesdienstliche Handlungen zu verrichten.

Auch diese Handlung ist eine Sunna des Propheten (Friede sei mit ihm). So viel wie möglich wach zu sein, besonders nachts, und gottesdienstliche Handlungen und Gebete zu verrichten, ist die beste Nachahmung des Propheten (Friede sei mit ihm).

Wenn wir uns so verhalten und dabei auch unsere Kinder  in dieses feierliche und geistige Fest einbeziehen, erhalten wir hoffentlich den höchsten Lohn. Auf diese Weise werden sie, entsprechend ihren Möglichkeiten an der Schaffung dieser erleuchteten Atmosphäre mitwirken.

Bei den gottesdienstlichen Handlungen gibt es keine eindeutigen Vorgaben. Das bedeutet, dass jeder die Nächte am Ramadan unterschiedlich verbringen kann. Wichtig bei allen gottesdienstlichen Handlungen ist stets die reine Absicht. Daher sollte man nicht unreflektiert etwas nachmachen, sondern sich bewusst mit den Gottesdiensten auseinandersetzen. Wenn man sich nicht sicher ist, was man konkret machen sollte, kann man immer den Koran rezitieren und versäumte Gebete nachholen. Eine andere Strategie könnte auch sein, dass man sich lokalen Gemeinden anschließt und diese Nächte im Segen der Gemeinde nutzt. 

42 kann oder soll man in den drei Monaten dauerhaft fasten?

in den Monaten Radjab und Shaban ist es besser, manchmal zu fasten und manchmal nicht zu fasten. Auf diese Weise wird der Unterschied zwischen dem Fasten in diesen Monaten und dem obligatorischen Fasten während des gesamten Ramadan hervorgehoben.

Bei Abu Dawud wird überliefert, dass der Prophet (s.a.s.) zu einer Person, die ununterbrochen fastete, sagte, nachdem er ihr einen Rat gegeben hatte:

„Fastet in einigen (Tagen) der Haram-Monate und fastet in einigen nicht“

Der überliefernde Prophetengefährte sagte zur Überlieferung noch Folgendes:

Wenn der Gesandte Allahs sagte: 'Halte', schloss er seine drei Finger, und wenn er sagte: 'Lass los', ließ er seine drei Finger los." So wurde es verstanden, dass der Prophet zu dieser Person sagte: "faste drei Tage lang und mache drei Tage lang Pause." (vgl. Ebu Davud, Savm, 54; Ayrıca bk. İbn Mace, Sıyam, 43)

Es wurde festgestellt, dass der Beleg dieser Überlieferung als „Jayyid“ eingestuft wurde. (vgl. Mahmud Hattab, ed-Dinü’l-halis, Beyrut, 1971, 8/317)

Der Begriff „Jayyid“ wird benutzt um eine Überlieferung als gesund bzw. authentisch einzustufen (vgl. İbn Hacer, Tehẕîbü’t-Tehẕîb, 9/49)

Die Haram-Monate sind die Monate Zilkada, Zilhidja, Muharram und Radjab.

Der Grund, warum es nicht erlaubt ist, im Monat Radjab einen ganzen Monat lang ununterbrochen zu fasten, ist, dass man vermeiden will, dass die Monate Radjab und Shaban dem Monat Ramadan ähneln. Das liegt daran, dass das Fasten einen ganzen Monat lang ohne Unterbrechung nur für den Monat Ramadan gilt.

Es wird empfohlen, im Monat Radjab auf die gleiche Weise zu fasten wie in den anderen Monaten, entweder in der Mitte des Monats oder an bestimmten Tagen oder mit einer Pause von drei Tagen. Wie wir sehen können, gibt es keine Überlieferung über das angestrebte vollständige Fasten im Monat Radjab.

Es gibt auch keine Basis in der Sunna für ein durchgängiges und dauerhaftes Fasten in den drei Monaten. Diejenigen, die im Monat Radjab dauerhaft fasten wollen, muss man nicht davon abhalten. Aber es ist notwendig, die Regelung diesbezüglich in der Rechtsprechung zu erklären. Das hilft den Leuten, die Entscheidung zum Fasten bewusst zu tätigen und nicht auf falsche Annahmen basierend zu fasten.

43 Wie sollte das Verhalten zwischen fastenden und nicht fastenden zueinander sein?

Muslime müssen in der heutigen Zeit äußerst vorsichtig sein. Die individuelle Pflicht der Muslime, die allerorts als Gewaltverherrlichend dargestellt werden, ist es allen voran mit Sanftmut seinen Mitmenschen den rechten, richtigen Weg aufzuzeigen. Uns muss klar sein, dass der Islam es uns nicht gestattet, Nichtmuslime durch materielle, physische oder psychische Gewalt bzw. Zwang zu unterdrücken. Der Islam gestattet eben so wenig sich über Nichtmuslime mit herabwürdigenden Worten lustig zu machen. Zivilisierte Menschen zu übertrumpfen, oder noch besser sie für sich zu Gewinnen, erfolgt nicht durch Gewalt oder Zwang, sondern in dem man sie überzeugt.

Zunächst werden wir vor allem für uns selbst leben und lernen müssen, welche wichtige Bedeutung die Verpflichtung des Fastens im Islam für uns hat. Anschließend können und sollten wir die Bedeutung des Fastens Nichtmuslimen gegenüber auf eine bestmögliche und höfliche Art und Weise erläutern.

Wenn ein Muslim im Ramadan ohne triftigen Grund nicht fastet, dann er hat wahrscheinlich in Bezug auf seinen Glauben ein Problem. Diesen Muslimen müssen zuerst die Glaubenswahrheiten nähergebracht, erläutert und gelehrt werden. Von einem Nichtgläubigen wird man nicht erwarten, dass er gemäß dem Islam lebt.

Als Mensch, der im Ramadan nicht fastet ist es eine Frage des Gewissens, nicht neben einen fastenden Menschen offen zu speisen. Es gibt Hadithe (Überlieferungen) dass ein Jude, der dadurch dass er dem Fasten der Muslime respektvoll begegnete, seinen Glauben zu erretten vermochte und somit ins Paradies eingekehrt ist.

Diejenigen die fasten sollten nicht vergessen, dass man dem Islam nicht dienen kann, wenn man Feindseligkeiten schürt und hegt und Streitereien ausficht. Die Tat einer Person zu missbilligen oder sie als geschmacklos zu erachten und diese Handlung, um Allahs willen zu verabscheuen ist das eine. Der Person selbst gegenüber Feindschaft zu nähren und diese zu hassen ist was anderes.

Wie oben erwähnt, ist es die Frucht eines festen Glaubens, rechtschaffene Taten zu tun, die darin bestehen, Allahs Anweisungen zu befolgen und seine Verbote zu meiden. Um den universellen islamischen Grundsätzen zu folgen, sei es das Fasten, andere Glaubenshandlungen oder der Aneignung von moralischen Werten, ist erforderlich an die Richtigkeit des Islams zu glauben.

Wenn wir in jeder Hinsicht beispielhafte, hervorragende Menschen (Rollenmodelle) heranbilden wollen, müssen wir mit all unserer Kraft ihren Glauben nachhaltig stärken.

Selbstkritisch betrachtet ist der traurige und bedauernswerte Zustand in der heutigen islamischen Welt, ein Zeichen unseres eigenen mangelhaft gelernten, gelebten und praktizierten Glaubens. Der Sinn der Verkündung, die im Islam sehr wichtig ist, ist das Wissen allen voran selbst zu lernen und zu leben und anschließend weiterzugeben und zu lehren. Das Fundament und die Grundlage von Wissen sind jedoch die Glaubenswahrheiten.

In zwischenmenschlichen Beziehungen und kontroversen Gesprächen, spielt es im Hinblick auf die Verkündung des Islams eine große Rolle, eine Diskussionskultur zu bewahren. Das gesagte sollte mit der Waage des Verstandes gewogen, deutlich und nachvollziehbar übermittelt werden. Das Wesen seines Gegenübers sollte mit scharfem Spürsinn erkannt, verstanden und nicht gereizt werden. Es sollte versucht werden, mit umgarnenden und freundlichen Worten sich zumindest auf einen minimalen Konsens zu verständigen. Es ist von großer Bedeutung, all diese Dinge nur für Allah zu tun.

 

44 Macht eine Impfung gegen das Corona-Virus mein Fasten ungültig?

keinerlei Impfung lässt das Fasten ungültig werden. Dazu zählt auch die Impfung gegen das Corona-Virus.

Das Fasten wird ungültig durch die Einnahme von Essen und Getränken sowie von Geschlechtsverkehr und allen Dingen, die in diese Kategorien fallen. Impfungen die keinen Nährstoff in den Körper einbringen, lassen also das Fasten nicht ungültig werden und mann muss dann auch den Tag nicht nachholen. Es wäre anders, wenn man eine Injektion bekommt mit Nährstoffen um z.B. wie bei einem Serum wieder zu Kräften zu kommen. Das ist aber bei dieser Impfung nicht der Fall. 

Falls jemand sich noch weiter absichern will, kann er schauen, ob er sich nach dem Fastenbrechen also am Abend impfen lassen kann. Sofern das nicht gehen sollte, braucht die Person sich aber wie oben erklärt keine Sorgen zu machen. 

Ansonsten gelten die generellen Regeln in diesem Bereich und folgende Dinge wären unzulässig: Den Impfstoff oral einzunehmen, Injektionen mit Nährstoffen wie etwa Vitaminen etc. einzunehmen und ein Serum oder eine Bluttransfusion zu bekommen. In solchen Fällen holt man das Fasten nach.

45 Lässt der Ramadan die Sünden bis zum nächsten Ramadan verstreichen?

eine dazu passende Überlieferung sagt Folgendes:

Sofern man sich von den großen Sünden hütet, dienen die 5 Gebetszeiten, die Zeiten zwischen zwei Ramadan-Monaten und die Zeit zwischen zwei Freitagsgebeten als Buße/Sühne für (die kleinen) Sünden. (Müslim, Taharet 16, bk. Müslim, Taharet 14, 15)

Außerdem gibt es auch Koranverse, die das Thema beleuchten:

Und verrichte das Gebet an beiden Enden des Tages und in Stunden der Nacht. Die guten Taten lassen die bösen Taten vergehen. Das ist eine Ermahnung für diejenigen, die (Allahs) gedenken. (11/114)

Wenn ihr die schwerwiegenden (Dinge) meidet, die euch verboten sind, tilgen Wir euch eure bösen Taten und gewähren euch auf eine ehrenvolle Weise Eingang (in den Paradiesgarten). (4/31)

All dies zeigt, wie barmherzig und vergebend der Schöpfer ist. Das sollte uns motivieren, unsere Gottesdienste ernst zu nehmen und auch als Chance zu sehen, unsere Fehltritte in der Glaubenspraxis zu beseitigen.

Die Gottesdienste wie z.B. der Ramadan wirken also wie eine Art Container und sperren die kleineren Fehltritte bzw. Sünden in sich ein. Die Gottesdienste desinfizieren uns, wenn man so will.

Die große Bedingung ist aber, dass man sich von den großen Sünden fernhält. Ebenso braucht es eine aufrichtige Absicht im Herzen. In diesem Sinne sind die Gottesdienste also keine Freifahrtscheine für ein Fehlverhalten im Glauben.

Diese frohen Botschaften sollten uns also nicht zur Bequemlichkeit bewegen und uns denken lassen, dass sowieso alles gut wird. Eher sind sie als Ansporn zu verstehen, damit man sich bessert und in Tugend sowie Gottgefälligkeit wetteifert.

Ramazan ayı, kötü alışkanlıklara son verme, iyiden, güzelden yana yeni sayfalar açma fırsatıdır.

İşte bu bilinç içerisinde dolu dolu yaşanan Ramazan, sonrasında gelen ayların hatta bütün bir yılın verimli geçirilmesini sağlayacaktır.

Gerade der Ramadan ist dafür eine tolle Gelegenheit. Denn im Ramadan wird der Muslim auf seine „Werkseinstellungen“ zurückgestellt. Er erinnert sich also wer sein Schöpfer ist und wie sich wahrhaftige Dankbarkeit anfühlt für all die göttlichen Gnadengaben. Ebenso erinnert er sich daran, wie es ist, sich von den weltlichen Dingen loszusagen und sich intensiver mit dem Schöpfer und seinem Glauben zu beschäftigen.

Diese Gefühle und Erkenntnisse sollten gewahrt werden und man sollte sich Mühe geben, diese Geisteshaltung auch nach dem Ramadan weiterzupflegen.  

46 ab wann dürfen wir das Fasten aussetzen?

der Qur'an nennt Krankheit, Reisen und die Unfähigkeit zu fasten als Vorwände, die es erlauben, nicht zu fasten.

Der Monat Ramadan ist es, in dem der Qur'an als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch in dem Monat zugegen ist, der soll in ihm fasten. Und wer krank ist oder sich auf einer Reise befindet, soll eine Anzahl anderer Tage (fasten) - Allah will es euch leicht, Er will es euch nicht schwer machen - damit ihr die Frist vollendet und Allah rühmt, daß Er euch geleitet hat. Vielleicht werdet ihr dankbar sein. (2/185)

 Die Rechtsgelehrten haben es vorgezogen, die Erlaubnis, nicht zu fasten, auf diese drei Situationen zu beschränken, und selbst wenn das gemeinsame Merkmal dieser drei Situationen die Erschwernis ist, haben sie gezögert zu sagen, dass das Fasten nicht in allen Fällen von Erschwernis durchgeführt werden darf. Der Hauptgrund dafür ist die Befürchtung, dass die Betroffenen bei der Bestimmung der Umstände, die subjektiv und variabel sind, unangemessen oder unvernünftig handeln könnten und dass dies dazu führen könnte, dass sie das Fasten mit unangemessenen Ausreden aufgeben, d. h. dass sie diese Erlaubnis missbrauchen. Hier muss jeder gewissenhaft gegenüber seinem Schöpfer sein und die Vorwände auch ernst meinen. Gleichzeitig sollte das Umfeld davon ausgehen, dass, wenn jemand mit einem solchen Vorwand nicht fastet, dies aufrichtig ist und die Person daher nicht bedrängt werden sollte.

Diejenigen, die unter sehr schweren Bedingungen arbeiten, also einer großen körperlichen Anstrengung ausgesetzt sind, dürfen das Fasten aussetzen, wenn sie überzeugt sind, dass sie sonst schwerwiegende gesundheitliche Probleme haben würden (Vgl. Fethü'l-Kadir - Kemal îbn Hümam; Celal Yıldırım, Kaynaklarıyla İslam Fıkhı, Uysal Kitabevi: 2/234).

Die Vorwände, die es erlauben, im Ramadan nicht zu fasten, sind in allgemeiner Form folgende

Reisen: Da das Reisen im Allgemeinen mühsam und beschwerlich ist, wurden den Reisenden in vielen Bereichen Erleichterungen gewährt. Obwohl es dem Reisenden nicht erlaubt ist, das Gebet aufzugeben, sondern es zu verkürzen oder zu kombinieren, ist es ihm erlaubt, das Fasten aufzugeben, weil es ermüdender und anstrengender ist als das Gebet. Es gilt jedoch als tugendhafter für einen Reisenden zu fasten, wenn keine wirkliche Not besteht und er keinen Schaden erleiden wird.

Krankheit: Auch Krankheit ist ein Zustand, der Grund für bestimmte Erleichterungen ist. In dem zu Beginn dieses Kapitels erwähnten Vers hat Allah, der Allmächtige, erklärt, dass diejenigen, die krank sind, fasten dürfen, sobald sie sich erholt haben. Diejenigen, die befürchten, dass sich ihre Krankheit verschlimmert oder verlängert, wenn sie fasten, oder die Schwierigkeiten beim Fasten haben, sollen nicht fasten oder das begonnene Fasten brechen. Um klar benennen zu können, wer „krank“ nach dieser Definition ist, geht man nach den Befunden der behandelnden Ärzte. Wenn also der Arzt sagt, dass durch das Fasten, man gesundheitliche Probleme erleiden würde, richtet man sich eben danach. Langzeiterkrankte fasten ebenso nach diesen Kriterien nicht. Falls sie aber am Ramadan selbst nicht fasten, es aber später durch eine überraschende Genesung nachholen könnten, sollten sie auch das tun, statt dass sie die Fidya geben. Die Fidya tritt dann sozusagen außer Kraft und die nun gesunde Person muss fasten und versäumte Tage nachholen.

Stillende Mütter: Schwangere oder stillende Frauen dürfen nicht fasten, wenn sie befürchten, sich oder ihren Kindern zu schaden. Da die Muttermilch essentiell für den Säugling und gleichzeitig körperlich sehr fordernd für die Mutter ist, ist man hier gut beraten, wenn man das Fasten aussetzt. (Nesaî, "Sıyâm", 50-51, 62; İbn Mâce, "Sıyâm", 3).

Hohes Alter: Alte Menschen sollen – sofern körperlich zu schwach – nicht fasten und stattdessen die Fidya für die Tage zahlen, an denen sie nicht fasten können.

Personen, die von diesen Zuständen betroffen sind und tatsächlich nicht fasten können, begehen demzufolge keine Sünde. Im Gegenteil, es kann sogar als Verdienst angesehen werden, da sich in der reinen Absicht der Person bereits die Hingabe an die Religion verbirgt. Es ist davon auszugehen, dass die Person sich vorsätzlich schadet, wenn sie unter den oben genannten Kriterien trotzdem fastet. Dies kann eine Belastung für die Person selbst sowie das Umfeld bedeuten. Generell gesprochen verbietet die Religion alle Dinge, von denen wir gesichert wissen, dass sie uns schaden werden. Die Befolgung dieser Verbote ist als eine Form des Gottesdienstes zu betrachten. (vgl. Diyanet İslam İlmihali, Oruç Bölümü)