Was beschreiben die Begriffe "Istincâ" und "Istibra"?
Was muss man hier, aus welchen Gründen beachten?
Gespeichert von am Fr., 07/03/2014 - 02:01
Liebe Leserin, lieber Leser,
Was ist "İstincâ"?
"İstincâ" bedeutet, laut Wörterbuch, sich von Dreck oder Fäkalien säubern zu wollen. Im religiösen Fachterminus bedeutet es jedoch, nach dem Erledigen des großen oder kleinen Stuhlgangs, die zu verdeckenden Genitalien zu säubern. Im Volksmunde sagt man dazu " Taharrât". Diese Reinigung ist eine oft wiederholte "Sunna".
Um den Wert und Wichtigkeit des "Istincâ" auf der Ebene Allah's darzustellen, ist die Überlieferung, die seitens des Onkels des Propheten Muhammad (s.a.v.) und Quran-Exeget "Ibn-i Abbas" und dem Propheten-Gefährten "Abu Hurayra" tradiert wird, Aufsehen erregend:
Als der, für die damals in Kuba ansäßigen gedachte Quran-Vers mit der Bedeutung, "Da gibt es Männer, die es mögen, sich zu reinigen" (Sura "Tawba", 9/108) herabgesandt wurde, fragte der Prophet Muhammad (s.a.v.) sie:
Warum lobpreist euch Allah?
Sie antworteten darauf; Nach der Verrichtung des Stuhlgangs reinigen wir uns mit Wasser, wir nehmen die "Istincâ" vor.
Womit nimmt man "İstincâ" vor?
"İstincâ" unternimmt man mit Wasser, sofern kein Wasser vorhanden ist, kann man dies auch mit kleinen Steinen vornehmen. Das Vornehmen des "İstincâ" Mit Knochen, Glasscherben, beschrifteten Papieren, teuren Stoffen wie z.B. Seide oder "Zamzam-Wasser" (laut islamischer Literatur, Wasser aus einer wundersamen Quelle in Mekka) ist verpönt ("makruh"). Auch ein sauberes, unbeschriftetes Blatt erfordert Ehrerbietung.
Sofern man kein Wasser vorfindet, kann auch mit wertlosen Tüchern, Watte und mit nicht zur Beschriftung gedachten, Wasser aufsaugenden Papieren (Wie etwa WC-Papier) die "İstincâ" vorgenommen werden. Eigentlich entspricht es der Hygiene eher, die "İstincâ" mit Wasser vorzunehmen und sich mit einem Wasser aufsaugendem Objekt wie etwa einem Tuch abzutrocknen.
Was ist "Istibra"?
Das Warten der Männer, dass nach dem Urinieren, der Urin-Fluss komplett abstoppt bzw. aufhört, wird "Istibra" genannt. Dies zu tun ist "Wacib". (eine abgeschwächte Form der Verpflichtung)
Ein gewisses Tröpfeln beim Urin, kommt bei jedem Menschen vor. Bei manchen Personen stoppt dieser jedoch schnell ab. Bei anderen Personen dauert der Fluss ein wenig länger an. Jeder weiss um seinen Zustand bescheid und sollte vor dem "Wuḍūʾ” (rituelle Waschung für das Bittgebet) sich um das Ende seines Urin-Flusses bzw. Tröpfens bemühen und danach die rituelle Waschung vornehmen.
Was kann man machen, um das Tröpfeln des Urin-Flusses zu unterbinden?
Es gibt verschiedene Wege, um dies zu erreichen. Mit Bewegungen wie etwa, beim Austreten des WC's, noch vor der rituellen Waschung einige Schritte zu gehen, zu husten oder die Füße ein wenig zu bewegen, kann man den Urin, der sich noch in der Harnröhre befindet zur Ausscheidung bringen. Jeder weiss um seine Situation bescheid und kann einen dieser Methoden anwenden. Relevant ist, das Tröpfeln zu beenden.
Was passiert wenn man sich rituell reinigt („Wudūʾ“) bevor man die „Istibra“ unternimmt?
Das Vornehmen des „Istibra“ nach dem Urinieren, ist dazu gedacht, das Tröpfeln des restlichen Urins in der Harnröhre, welches den Zustand der rituellen Reinheit verletzt, einzudämmen. Die rituelle Reinigung eines jenen, der direkt nach dem Urinieren und noch vor der „Istibra“, sich rituell reinigt und dabei restlichen Urin in der Harnröhre ausscheidet, wird ohne dies zu bemerken rituell unrein und daher ist sein Bittgebet nicht mehr gesund („sahih“). Aus dieser Sicht sollte man sich beim Thema „Istibra“ äußerst vorsichtig verhalten.
Wie in der prophetischen Überlieferung;
„Haltet euch vom Urin fern. Denn ein Großteil der jenseitigen Torturen wohnen ihm bei.“
(„Ibn Mâjah“, Tâhârrât 26; Nasâî, Sahv 88)
befohlen wird, wird verlangt, dass die Muslime, nach dem Urinieren, auf die Sauberkeit („Istibra“) genauestens Acht geben. Frauen benötigen kein „Istibra“. Für sie ist es ausreichend, nach dem Urinieren sich nicht erst sofort rituell zu waschen, sondern eine Weile abzuwarten.
„İstincâ“ und „Istibra“ haben auch gesundheitliche Vorteile.
Verhaltensregeln (Âdâb) des „İstincâ“ und „Istibra“
Zuerst ist es nötig die Verhaltensregeln beim Bedarf des WC-Gangs, der die „İstincâ“ und „Istibra“ begründet, zu wissen. Wie gefolgt;
Sofern beim Eintreten in das WC sich am Finger ein Ring beschriftet mit einem göttlichem Namen („Lafza-ul Camal“) befindet oder in der Hosentasche eine Seite, beschriftet mit einem Vers aus dem Quran oder ein Teil des Quran's befindet, ist es nötig diese abzulegen, nicht mit in das WC zu tragen oder sie verpackt in Nylon oder Linolenum in der Hosentasche aufzubewahren. Das Umdrehen des Ringes, so das er in das Innere der Hand zeigt ist auch ausreichend.
Bevor man in das WC eintritt sagt man „Bismillah“ und; „Allahumma inna aʾuzu bika min al-hubsi wa al-habâis“, dieses Gebet ist schön bzw. lobenswert („mustahab“).
Man betritt das WC mit dem linken Fuß und tritt mit dem rechtem Fuß aus.
Im WC sollte man sich nicht in die Gebetsrichtung hinsetzen oder der Gebetsrichtung den Rücken zukehren. Dies ist verpönt. Wenn jedoch die Bäder im Haus architektonisch entgegen der Gebetsrichtung ausgerichtet sind, so ist nun aufgrund des Zwangs nichts einzuwenden. Nach den Rechtsschulen der „Schafiyya“ und „Malikiyya“, gibt es keine Bedenken sich in einem geschlossenem Raum, im WC entgegen der Gebetsrichtung zu wenden. Die Pflicht, sich nicht gegen die Gebetsrichtung zu wenden gilt in der Wildnis zum Zeitpunkt des Bedarfs eines Stuhlganges.
Im WC, wird nicht geredet, sofern man nicht gezwungen ist, es wird nicht wiederholt gehuldigt („Dhikr“) und man nimmt kein Gruß (Salâm) entgegen.
Im WC gilt es auch zu den Verhaltensregeln, nicht durch Spucken oder das Schneuzen der Nase, unappetitliche Anblicke zu verursachen.
Falls keine Behinderung gegeben ist, gehört es auch zu den Verhaltensregeln, nicht im Stehen zu urinieren.
So wie der Prophetengefährte und zweiter Khalif „Umar ibn al-Chattab“ sichtet der Prophet Muhammad (s.a.v) ihn eines Tages stehend beim Urinieren und sagte:
„Oh Umar, uriniere nicht im Stehen“. Umar hat nach diesem Tag, nie wieder stehend uriniert. (Kutub-u Sitta Tâhârrât 3551)
Wenn aber ein Zwang besteht und es möglich ist, sich vor Spritzern zu schützen, kann man im Stehen urinieren. Denn einige der Prophetengefährten haben den Propheten (s.a.v.) stehend beim Urinieren gesehen. Diese Situation wird der Not halber und dem Vermeiden von Spritzern zugeschrieben. Das Urinieren im Sitzen ist auch aus der Sicht der Hygiene besser. Auf diese Weise wird die Harnröhre besser entleert. Der Urin-Fluss und das Tröpfeln wird auch verringert.
Nach der Erledigung des Stuhlgangs, sollte man nicht auf die Genitalien die es zu bedecken gilt und auf das Ausgeschiedene schauen.
Beim Austritt aus dem WC: „Al-hamdu lillâhi'llazî azhaba annî'l-azâ wa âfânî“ zu sagen, gehört auch zu den Verhaltensregeln
Was ist bei der „İstincâ“ verpönt?
Gegen den Wind und gegen ruhige und fließende Gewässer zu urinieren ist verpönt. Unter Obstbäumen, Schatten spendenden Plätzen, Erntefeldern und auf den Wegen von Nestern von Ameisen bzw. Kerbtieren sein Stuhlgang zu verrichten ist verpönt.
Vor allem das Beschmutzen der Wege die von Menschen begangen werden oder beschattete Plätze wo sie sitzen, ist in der prophetischen Überlieferung streng untersagt. Es wird berichtet, dass dieser Zustand die Beschwernis der Menschen und ihren Fluch bzw. Beschimpfungen begründet.
Was zu vermeiden gilt ist: beim Stuhlgang in öffentlichen Toiletten diese unsauber mit Schmutz an den Rändern und Ecken zu verlassen. Auch dies gibt Anlass zur Beschwernis und Hass der Menschen. Dies fällt unter den Radius des Verbots des prophetischen Ausspruchs.
Bei der „İstincâ“ und „Istibra“ wird die Reinigung immer mit der linken Hand unternommen
In der prophetischen Überlieferung wird:
„es sollte keiner von euch definitiv beim Stuhlgang, sein männliches Geschlechtsteil mit der rechten Hand fassen, sich mit der rechten Hand abwaschen, beim Trinken in das Gefäß atmen“ (Buhârî, „Wudūʾ“ 19)
überliefert. Basierend auf dieser Überlieferung haben die Gelehrten die Säuberung mit der rechten Hand als verpönt kategorisiert.
Bei der „İstincâ“ sollte man versuchen nicht das Wasser stark aufschlagen oder verspritzen zu lassen.
Sofern die Befürchtung dass die Geschlechtsteile die es zu verdecken gilt, gesehen werden können, ist die „İstincâ“ zu unterlassen.
Bei der rituellen Ganzwaschung („gusl“) ist ein Tröpfeln des Urins auf den Boden auch nicht als erlaubt eingestuft. „Die allgemeinen Zweifel rühren von hier“ sagt man. Sofern es nicht an der Stelle, wo man die rituelle Ganzwaschung vornimmt verbleibt und verfließt,
ist es erlaubt, sagen manche Gelehrte. Auf die Behutsamkeit Rücksicht zu nehmen ist von Nutzen.
Jemand der zu krank ist um die „İstincâ“ vorzunehmen kann, sofern er keine Ehefrau hat, die „İstincâ“ unterlassen. Eine kranke Frau kann auch, sofern sie kein Ehemann hat, die „İstincâ“ unterlassen. Dass Fremde hierbei helfen wäre nicht erlaubt.
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