Ist der Oralverkehr (Oralsex) erlaubt?
Gespeichert von am Mi., 18/05/2011 - 18:45
Liebe Leserin, lieber Leser,
Liebe Leserin, lieber Leser
Der Oralvekehr bezeichnet den Akt der Stimulierung des Geschlechtsorgans mit dem Mund, der Zunge oder den Lippen des Sexualpartners.
Auch wenn es bezüglich dieser Thematik keine direkte und klare normative Bestimmung (in den Primärquellen) gibt, sollten derartige Sexualpraktiken möglichst umgangen werden, zumal die Geschlechtsorgane mitunter Ausscheidungsorgane sind und mit Unreinheiten (naǧāsa) in Kontakt kommen.
So wie ein jeder Muslim eindeutig verbotene Handlungen meidet, so sollte er auch Handlungen umgehen, deren normative Beurteilungen („verboten“ oder „erlaubt“) unklar sind. Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) verkündete sinngemäß:
„Das Erlaubte ist offenkundig und das Verbotene ist offenkundig, und zwischen diesen beiden gibt es zweifelhafte Dinge, über die viele Menschen keine Kenntnis besitzen. Wer nun die zweifelhaften Dinge vermeidet, der gewährt damit seinem Glauben und seiner Keuschheit Makellosigkeit; wer aber in zweifelhaften Dingen verwickelt ist, tappt allmählich im Verwehrten und ähnelt einem Hirten, der seine Herde um ein fremdes Gebiet herum weiden lässt und die Gefahr besteht, dass die Herde auch im fremden, verwehrten Gebiet grast. Wahrlich, jeder König hat sein eigenes Hoheitsgebiet und wahrlich, die von Allah verbotenen Dinge stellen das Hoheitsgebiet Allahs dar. Fürwahr, es gibt im Menschenkörper ein kleines Stück Fleisch; wenn dieses gut ist, so ist der ganze Körper gut; ist es aber verdorben, so ist der ganze Körper verdorben. Wahrlich, dies ist das Herz!“ (Buḫārī, Īmān 39; Abū Dāwūd, Buyūʿ 3; Tirmiḏī, Buyūʿ 1; Nasāʾī, Buyūʿ 2;)
DITIB
Es gibt in den Primärquellen keinen eindeutigen Beleg darüber, ob Oralverkehr praktiziert werden darf oder nicht. Ausgehend von den Grundsätzen, dass alles für den Menschen erschaffen wurde, im Wesentlichen alle Dinge dem Menschen erlaubt sind (sofern ein aus den Primärquellen indiziertes Verbot nicht besteht) und Ehefrau und Ehemann einander ohne Einschränkung erlaubt sind, beurteilen manche Rechtsgelehrte (fuqahāʾ) und Koranexegeten (mufassirūn) den oralen Geschlechtsakt als erlaubt (mubaḥ). Diese normative Beurteilung ist in verschiedenen Korankommentaren (Tafsīr-Werken) und Fiqh-Büchern vorzufinden. Wir lehnen diese Positionen nicht als falsch ab, jedoch sollte man sich im klaren über einige religiöse und medizinische Vorbehalte diesbezüglich sein.
Erst einmal ist eine solche Handlung der Würde und der Selbstachtung zuwider, sie ist abscheulich. Zweitens treten aus den Geschlechtsorganen regelmäßig eine Reihe von Ausscheidungen (wie z.B. Urin, Sperma, Blut, Zervixschleim usw.) aus, welche als Unreinheiten gelten. Hierbei würden also Unreinheiten in den Mund gelangen, so sagt der Prophet (s.a.s.):
„Reinigt euren Mund (auf dass er ganz sauber ist), denn sie (die Münder) sind der Weg des edlen Koran.“
Drittens ist jedem bewusst, wie wertvoll die Gesundheit des Menschen im Islam ist, während auf diesem Wege (durch den Oralverkehr) der Mensch Bakterien und Krankheitserreger in den Mund aufnehmen wird und somit die Gefahr einer Infektion riskiert.
Prof. Dr. Faruk Beser
Der Mund ist nicht für den Geschlechtsverkehr, sondern für andere Dinge erschaffen worden. Die Nutzung des Mundes zu zwecken des Geschlechtsaktes ist dem Sinn der Erschaffung und der reinen Natur, dem Wesen des Menschen (fitra) zuwider. Diejenigen, deren natürliches Wesen (Anstand) nicht verdorben ist, empfinden Abscheu vor solch einer Praktik.
Prof. Dr. Hayrettin Karaman
Weil es keine natürliche Liebesmanier ist, kann durch den Oralverkehr allmählich das Gefühl der Verstimmung entstehen, was indirekt das glückliche Sexualleben negativ beeinflussen kann. Daran erinnernd wird zu dessen Meidung geraten.
Oralsex und Mundkrebs
Oralverkehr kann zu Tumoren im Mund - und Rachenbereich führen. Jüngsten Studien zu folge wird angenommen, dass die beim Oralsex übertragbaren humanen Papillomviren (HPV) Krebs der Mundschleimhaut verursachen können. Die gute Nachricht ist, dass dieses Risiko gering ist. So erkranke laut einer Studie jährlich etwa einer von 10.000 Menschen an Mundkrebs. Ursachen seien vor allem auch das Rauchen und Alkoholkonsum. Die Humanen Papillomviren zählen zu den verbreitetsten Viren, welche auf sexuellem Wege übertragen werden, jedoch gehören nur ca. 10% dieser Viren zur Gruppe der Viren, welche zu bösartigen Tumoren bzw. Krebs führen. Einige Studien zeigen auf, dass diese Viren neben Mundkrebs auch zu Analkrebs führen können. Dem "Journal of the National Cancer Institute" zufolge hatten die Mediziner der Internationalen Agentur für Krebsforschung in Lyon 1.670 an Mundkrebs erkrankte Patienten aus Europa, Kanada, Australien, Kuba und dem Sudan mit gesunden Menschen verglichen. In den meisten Tumoren der Erkrankten sei der Virus HPV 16 gefunden worden, das auch Gebärmutterhalskrebs auslöst. Patienten mit diesem Virus hatten nach eigenen Angaben drei Mal so häufig Oralsex gehabt wie die Krebskranken, bei denen dieses Virus nicht gefunden wurde. Das Virus sei gleichermaßen in den Mundtumoren von Frauen und Männern gefunden worden.
Selam & Dua
Fragenandenislam - Team
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