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Iǧmāʿ – Wird mit "Konsens" übersetzt. Der Konsens ist eine der 4 Rechtsquellen zur Findung und Legitimierung einer Rechtsbestimmung oder aber auch anderweitigen religiösen Angelegenheiten. Der Konsens ist als dritte Rechtsquelle den primären Rechtsquellen (Qurʾān und Sunna) untergeordnet und kann sich folglich nicht über diese herabsetzen oder in Konflikt mit ihnen stehen. Die Wahrheitsfindung durch einen Konsens entspricht auch der prophetischen Tradition, da der Prophet Muḥammad (s.a.s.) es zu pflegen wusste, seine Ideen oder Gedanken seinen Gefährten zu präsentieren und ihre Meinung einzuholen, ehe er eine Entscheidung fasste. Wichtig für den gesunden Verlauf des Konsens ist dass der Konsens durch die oder mit den Gelehrten geführt wird, also Leuten die eine gewisse Qualifikation und Kompetenz in diesen religiösen Angelegenheiten aufweisen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist, dass ein absoluter Konsens erzielt werden soll, sobald also auch nur ein Gelehrter hier eine entgegengesetzte Meinung oder ein Argument vorführt, kann man nicht mehr von einem vollständigen Konsens sprechen.

Iǧtihād – Wird mit "Bemühung" übersetzt und bedeutet im islamischem Kontext sich im Namen Gottes zu bemühen. Dieser Begriff kommt in dieser Form häufiger in Texten der Rechtslehre und Exegese vor. Die Person die Iǧtihād betreiben würde, würde man als "muǧtahid" bezeichnen.

Iḫlāṣ – Wird mit "Aufrichtigkeit" übersetzt. Im religiösem Kontext ist damit gemeint, aufrichtig an Gott zu glauben und nur um Gottes Willen und nicht etwa anderen Dingen wie z.B. den Applaus anderer Willen zu handeln.

Iḥqāq al-Ḥaq – Könnte mit "Einreichung des Rechts" übersetzt werden. jedem Geschöpf und Lebewesen die nötigen Mittel und Utensilien für den Erhalt und Bestand des Lebens einzureichen, ist hier gemeint. Dies bezieht sich vor allem auf die göttliche Ordnung und die Versorgung der Schöpfung durch Gott.

Iḥsān – Wortwörtlich mit "Wohltätigkeit", "Pietät" oder "Gunst" zu übersetzen. Der arabische Wortstamm ist "Ḥusn" welches mit "schön" übersetzt werden kann. Iḥsān kann indes im weitem Verständnis auch als "jemandem Schönheit zukommen lassen" oder "jemandem Schönes tun" verstanden werden. Vor allem im religiösem Sinne ist diese Bedeutung wichtig, hier ist Iḥsān zweierlei zu verstehen; Gott schenkt seiner Schöpfung ein unendliches Maß an Barmherzigkeit und Großzügigkeit, segnet und versorgt sie perfekt, mit Gaben die genau auf sie zugeschnitten sind. Hier kann man von Iḥsān sprechen. Wenn der Mensch seine Aufgaben oder Handlungen Gott gegenüber (oder auch seinen Mitmenschen gegenüber) mit Liebe und Wahrhaftigkeit so gut wie möglich erfüllt, somit also sozusagen das normative Mindestmaß Anstand und Tugend überbietet, kann man auch von Iḥsān sprechen.  

Ilhām – Wird mit "Inspiration" übersetzt. Im religiösen Kontext würde man eher von "Eingebung" sprechen da hier die göttliche Eingebung auf das Subjekt vordergründig ist.

ʿIlm – Wird mit "Lehre" oder "Wissenschaft" übersetzt. Im religiösen Kontext oder Literatur kommt dieses Wort weniger streng im Sinne von akademischer Wissenschaft vor, sondern mehr im Sinne von Lehre und Wissen im allgemeinem. Der Islām legt großen Wert auf die Bildung und Fortbildung des Individuums in religiösen aber auch weltlichen wissenschaftlichen Disziplinen sofern diese im Rahmen des Erlaubten sind. Im Türkischem spricht diesbezüglich man auch von "müsbet ilimler".

Ilmu r-Riǧāl – Wörtlich übersetzt bedeutet dies “Wissenschaft der Männer”. Es beschreibt eine Teildisziplin des Islam, in derer die Überlieferungen des Propheten wissenschaftlich analysiert werden, vor allem geht es dabei um die Authentizität und die Überlieferer bzw. Überliefererkette. Hier gibt es gesonderte Kriterien nach denen ermittelt und geforscht wird.    

Imām – Wird zumeist mit "Vorbeter" übersetzt. Der Imam bzw. das Imamat spielt eine wichtige Rolle im Islam in diverser Hinsicht. In rituellen Gottesdiensten wie z.B. das Gebet oder das Freitagsgebet richtet sich die Gemeinde hinter dem Imam auf und verrichtet das Gebet unter seiner Leitung. Der Imam ist sozusagen zuständig für die Gemeinde und im Sinne eines Amts erfüllt er einige gottesdienstliche Aufgaben wie z.B. die Ansprache im Freitagsgebet. Er verrichtet auch Gemeindetätigkeiten wie z.B. das Leiten von Korankursen in der Moschee. Zwar kann jede geeignete Person mit genügend Wissen eine typische Aufgabe des Imams in einem jeweiligen Moment übernehmen, aber man trifft in Moscheen zumeist auf Imame die eine spezielle und einheitliche Ausbildung seitens der jeweiligen Religionsbehörde oder durch ein Studium genossen haben. Weiter wird der Titel des Imams als eine Art Ehrentitel verwendet für geistige Führer und große Gelehrte verwendet. Sie werden somit als authoritative Würdenträger in der Gesellschaft/Gemeinde wahrgenommen. In einer politischen ausgerichteten Funktion gibt es den Begriff des Imams auch. Der Imam ist in dem Kontext ein religiöser Führer der Gemeinde mit einer politisch-administrativen Funktion.

Īmān – Das arabische Wort für "Glauben". Hier gibt es verschiedene Begrifflichkeiten, die verschiedene Stadien des Glaubens kennzeichnen. Zwei wichtige Begriffe sind hier "Taqlīdī" und "Taḥqīqī", diese Begriffe bezeichnen zwei Stadien des Īmān. Taqlīdī, welches soviel wie "nachahmend" bedeutet, beschreibt einen Glauben, der einfach der Tradition (z.B. der Eltern) Folge leistet, hier ist kaum eine eigene Reflektion oder Beschäftigung der Person mit den Glaubensinhalten zu erkennen. Solch ein Glauben kann schnell in Zweifel verkommen und aus den Angeln gehoben werden. Taḥqīqī, was soviel wie "vernehmend" oder "festgestellt" bedeutet, beschreibt einen Glauben, der über ein tiefgehendes Verständnis über Glaubensfragen verfügt und detailliertes Wissen über Glaubenselemente aufweist. Diese Person beschäftigt sich intensiver mit dem Glauben und weist folglich auch einen festen Glauben auf. Im Islam gibt es unter anderem auch verschiedene (6) verpflichtene Glaubensgrundsätze, die es einzuhalten gilt; an Gott glauben, an seine Engel glauben, an seine Bücher glauben, an seine Propheten glauben, an das jüngste Gericht und die Auferstehung danach glauben, an das Schicksal glauben sowie daran, dass alles Gute und alles Schlechte von Gott erschaffen ist glauben.

Imtiḥān – Für das Wort Prüfung wird im diesen Sinne oft das arabishe Wort „imtiḥān“ benutzt und dieses Wort kommt aus dem Wortstamm „miḥna“, was als „Leid“, „Prüfung“ oder auch als „Zerreißprobe“ übersetzt wird. Während im manchen Sprachräumen das Wort auch für weltliche Situationen genutzt wird, (z.B. eine schulische Prüfung) bezeichnet man damit im religiösen Sinne die Prüfung, die Gott dem Menschen auferlegt. Diese Prüfungen können auch eine Form der Schwierigkeit beinhalten oder erscheinen in Form eines Schiksalsschlages, auf die der gläubige Mensch mit Geduld und Dankbarkeit reagieren soll. Daher sehen die Muslime jegliche Schwierigkeiten, Hürden oder Schicksalsschläge als Prüfung Gottes und sprechen daher vom Imtiḥān. 

Islamist – Dieser (zumeist negativ konotierte) Sammelbegriff stellt eine soziologische Beschreibung von gewissen Ideologien und Bewegungen dar, die eine spezielle Verbindung zum Islam aufweisen. Als solcher hat sich der Begriff vor allem durch die Medien verbreitet und hat sich missverständlicher Weise zu einem Synonym für einen "extremen Glauben" entwickelt. Eigentlich beschreibt der Begriff allerdings ein soziales/politisches Phänomen und hat als solches nichts mit irgendwelchen Glaubensinhalten des Islam zu tun. Es gibt verschiedene Typologien und Charakterisierungen für den Begriff Islamist oder Islamismus, wiederkehrende Motive sind zumeist das Vorhaben, eine neue soziale Ordnung und ein islamisch geprägten Staat zu errichten und die Bereitschaft militärische Schritte für die Erfüllung jener Ziele zu tätigen. Grenzziehungen können sich mitunter als schwierig erweisen, es bleibt aber festzuhalten, dass der Begriff (mehrheitlich) keine Eigenbezeichnung der Muslime ist, sondern eine Fremdbezeichnung.

Isnād – Bedeutet so viel wie "Stütze", "Anleihe" oder "Zuschreibung". Der Begriff hat insbesondere in der Analyse der prophetischen Überlieferungen seinen Platz als Fachbegriff und Forschungsgegenstand. Ein Isnād ist nämlich die Abbildung der Kette jener Überlieferer, durch die uns die vorliegende Überlieferung erreicht hat. Daher hat eine vollständige Überlieferung auch immer vor dem Text seinen Isnād. Zur geschichtlichen Rekonstruierung und kritisch-vergleichenden Überprüfungen der geschichtlichen Kontexte, sowie zur Analyse über die Authentizität der Überlieferungen sind die Isnāde unabdinglich und daher ein wichtiger Forschungsgegenstand. In den wissenschaftlichen Disziplinen gibt es für die verschiedenen Arten von Isnāden eine systematische Kategorisierung, für näheres hierzu siehe "Ṣaḥīḥ".    

Istišāra – Bedeutet so viel wie "Konsultation" oder "Rücksprache". Dies ist eine Form der Besprechung die der Sunna des Propheten (s.a.s.) entspricht. Muslime können den Begriff allgemein verwenden um zu beschreiben dass sie bei einer Fragestellung die Meinung anderer erörtern und mit ihrer Hilfe zu einer Entscheidung gelangen. Auf institutioneller Ebene wird das Wort auch verwendet um z.B. gewisse Apparate des Staats zu bezeichnen. Eine Istišāra funktioniert normalerweise mit einer Fragestellung die es zu erörtern gilt und die Leute die fundierte Kenntnisse zum jeweiligen Thema haben und darin vertrauenswürdig sowie involviert sind, kommen dabei zusammen.

Iʿtikāf – Als religiöser Begriff bedeutet “Iʿtikāf" dass man sich zurückzieht, z.B. In ein masǧid  oder einer madrasa. Insbesondere zum Schluss des Ramadans, also in den letzten Tagen ziehen sich Gläubige zurück um sich vollends vom materiell überladenen weltlichen Alltag zu befreien und in tiefer Spiritualität Gott zu gedenken und Gottesdienste zu verrichten. Ferner ist dies auch eine Sunna die der Prophet Muḥammad zum Ramadan durchgehend praktizierte.

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