Was passiert, wenn wir den Koran unvollständig oder fehlerhaft lesen?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn ein vollständige Rezitation des Qur'an („Khatim“) vollzogen wird, sollte diese so vollständig wie möglich sein. Man mag hoffen, dass Allah die volle Belohnung und den Segen aus seiner Gnade heraus gibt, auch wenn man Fehler gemacht hat oder Teile unvollständig rezitierte.

Man sollte den Qur'an nicht falsch lesen. Aber man sollte sich nicht vom Qur'an trennen, aus Angst, einen Fehler zu machen. Wenn man merkt, dass man einen Fehler gemacht hat, genügt es, diesen Vers noch einmal zu lesen.

Wenn jemand die Hälfte des Qur'an liest und dann aufgibt, erhält er so viel Lohn, wie er gelesen hat. Das ist nicht so, als würde man eine Rak'ah des Gebets nicht verrichten. In der Tat ist das Verrichten einer vollständigen Rezitation keine verpflichtende gottesdienstliche Handlung, sondern eine Sunna.

Das Schlüsselwort in dieser Thematik lautet Ehrfurcht. Wir haben keine Angst vor Allah, so wie wir Angst vor einer Spinne oder dem Feuer haben.

Angst ist eine negative Emotion, die durch Gefühle der Bedrohung, Unsicherheit oder Gefahr ausgelöst wird. Sie kann sich als ein unangenehmes Gefühl von Unruhe, Sorge oder Furcht manifestieren.

Ehrfurcht ist eine positive Emotion, die durch Anerkennung von Größe, Würde oder Heiligkeit hervorgerufen wird. Sie kann sich als ein Gefühl der Bewunderung, Ehrfurcht oder Verehrung äußern.

Die Angst kann sich auf eine Bedrohung oder Gefahr beziehen, die als feindlich oder bedrohlich wahrgenommen wird.

Die Ehrfurcht bezieht sich auf eine Quelle von Größe, Heiligkeit oder Transzendenz, die als würdig, respektabel und verehrungswürdig betrachtet wird.

Angst kann zu Rückzug, Vermeidung oder Flucht führen. Sie kann auch zu körperlichen Reaktionen wie erhöhtem Herzschlag, Schwitzen oder Zittern führen.

Ehrfurcht kann zu einer Haltung der Demut, des Respekts und der Anbetung führen. Sie kann auch zu einer Suche nach Nähe, Verbindung oder Hingabe an die Quelle der Ehrfurcht führen.

Ehrfurcht vor Allah ist demnach eine innere Haltung des Respekts, der Hingabe und des Vertrauens, die sich in verschiedenen Aspekten des spirituellen Lebens manifestiert. Jeder Gläubige kann seine eigene einzigartige Art finden, diese Ehrfurcht in seinem Leben auszudrücken. Aber alle Gläubigen sind vereint in dem Bemühen, Allahs Wohlgefallen zu erlangen, und fürchten sich davor, Allah zu enttäuschen. Das bedeutet, dass wir aus Zuneigung und Liebe danach streben, uns zu verbessern, um unserem Schöpfer näher zu kommen. Aus dieser Haltung heraus rezitieren wir den Qur'an ohne Bauchschmerzen, aber mit dem ewigen Bemühen um Besserung. Denn im Gegensatz zu einer Strafe für eine Tat hat die Nähe zu Allah und der Glaube an sich keine Grenze, sondern wächst nur mit der Anstrengung. Das Bemühen um Besserung im Glauben ist also kein Ausdruck eines Defizits und auch kein Beweis für das Versagen des Gläubigen. Es ist vielmehr eine Anerkennung der Ehrfurcht vor Allah und die Erkenntnis, dass man Allah nicht „genug“ kennen und loben kann.   

 

 

Fragen an den islam

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