FAQ Häufigsten Fragen zum Glauben

1 Wie ist das Urteil über Nichtmuslime? Kommen alle in die Hölle?

vorerst möchten wir einmal unterstreichen, das der Mensch, welcher für das Jenseits und die Unendlichkeit entworfen wurde, nicht dieses Irdische und Vergängliche Leben fokussieren sollte.  Das ewige Jenseits (Ahiret) kann nur durch den Glauben gewonnen werden. Aus diesem Grund kann es auf  dieser Welt für einen Menschen  nichts wertvolleres und nichts schöneres als den Glauben und das Gebet geben.

Deswegen muss man differenzieren zwischen der Belohnung die ein Gläubiger für seinen Glauben empfängt, und der Strafe die er erhält wenn es nicht seinem Glauben gemäß lebt. Jemand der den Islamischen Glauben annimmt, ist somit in der Islamischen Schule eingeschrieben. Auch wenn er schlechte Noten haben sollte, solange er die Schule nicht verläßt, ist er ein Schüler dieser Schule. Somit hat jemand der nicht in dieser Schule eingeschrieben ist, kein Recht auf Leistungen dieser Schule.

In anbetracht dessen, hat auch jeder Mensch unterschiedliche Bedingungen in seinem Leben. Je nach seiner Lage, Position und Voraussetzungen wird jede kleinste gute Tat und auch jede kleinste Fehltat in Gewichtung gestellt.

Gottes Gerechtigkeit, ob Muslim oder Nichtmuslim, ist für jeden gültig. Gott hat für jeden, egal welcher Religion er zugehört, das Ungerechte behandeln und Grausamkeiten verboten.  Kann dieser Gott, der selbst den Menschen die Ungerechtigkeit verbietet, einen Menschen Ungerecht behandeln?

„Wer das Rechte tut, der tut es zu seinem Vorteil. Und wer Böses tut, tut es zu seinem Schaden. Dein Herr tut Seinen Dienern kein Unrecht.“ (Fussilat, 41/46). Aus diesem Vers wird ersichtlich, das niemandem, ohne die Religion zu unterscheiden, eine Ungerechtigkeit angetan wird, bzw. das für jedem die Gerechtigkeit gilt.

„Und wer Gutes (auch nur) im Gewicht eines Stäubchens getan hat, wird es sehen.

Und wer Böses (auch nur) im Gewicht eines Stäubchens getan hat, wird es sehen.” (Zilzal, 99/7-8) aus der Bedeutung dieses Verses wird ersichtlich, dass jede Tat, ob groß oder klein oder gut oder böse, in jedem Fall nicht ohne Konsequenzen sein wird.

„Zerra“ bedeutet die kleinste Einheit. Hiermit ist gemeint, dass selbst die jede kleinste Tat nicht ohne Verantwortung bleibt und das selbst die kleinste Tat in Gottes Angesicht nicht verschwinden wird.

Um uns genauer auf die Frage zu beziehen, werden wir dies in unterschiedliche Antworten aufteilen:

1.Antwort:

„Denn Glaube ist eine Beziehung, die den Menschen mit seinem erhabenen Meister verbindet.” (siehe Worte, 23.Wort-1.Kapitel) In jedem Spiegel welches die Sonne wiederspiegelt, ist das Licht, die Wärme und die 7 Farben der Sonne zu sehen. Somit steht jeder dieser Spiegel, mit der Sonne in einer Beziehung bzw. in einer Verbindung mit der Sonne. Wenn einer dieser Spiegel einen Verstand hätte und sprechen könnte, würde es folgendes sagen: Ich gehöre der Sonne an und das Licht, die Wärme und die Farben, welche ihr sehen könnt, ist nicht mein Besitz, sondern das der Sonne! Diese Aussage zeigt die Bindung des Spiegels zur Sonne.

 Genau wie dieses Beispiel, ist die Rechtleitung wie die Sonne die in unser Herz dringt und uns sagen läßt: „Ich bin ein Kunstwerk des großen Künstlers(Sani), das Wesen des Erschaffers(Halik) und seine Barmherzigkeit bzw. seine Freigiebigkeit manifestieren sich in mir.“ Somit zeigt diese Persönlichkeit, seine Zugehörigkeit und Bindung zu seinem Erschaffer.

 Der Unglaube trennt jedoch diese Bindung!

Ein Gottesleugner ist wie eine Uhr. Es zeigt die Uhrzeiten, und lehrt die Vergänglichkeit des Lebens. Doch der Uhr ist das nicht bewusst. Auch beim Ungläubigen manifestieren sich Gottes Namen (Esma-ul Husna). Ihm ist Gottes Gabe unbewußt, kennt seine Taten nicht und konzentriert sich auf sein eigenes Ego und fällt somit auf die Stufe der Niedrigsten der Niedrigen (Esfeli safilin). „So ruiniert der Unglaube das Wesen des Menschen und verwandelt einen Diamanten in Kohle.“

 In einem schönem Museum zeigt ein wertvoller Künstler seine Kunstwerke und klärt die Besucher über alle Details auf. Die Beleuchtung in diesem Museum ist so eingerichtet, das die kunstvollen Verzierungen in den Gemälden schön zum Ausruck kommen. Gebe es diese Beleuchtung nicht würden sowohl die Gemälde selbst als auch die kunstvollen Pinselstriche nicht zu sehen sein. Und wenn man diese Verzierungen nicht erkennt, so werden auch die Fähigkeiten und Talente Eigenschaften des Künstlers nicht zum Vorschein kommen und somit werden zwischen dem Künstler und den Besuchern keine Sympathien entstehen.

Dieses Museum ist des Menschen Charakter und seine Eigenschaften. Der Künstler, von dem wir sprachen, ist Gott. Die Kunstwerke und ihre Verzierungen sind die Manifestationen der Gottesnamen. Die Beleuchtung durch die die feinen Kunstwerke erst zum Vorschein kommen ist das Licht des Glaubens(Iman). Die Liebe zum Künstler, welche durch die schönen Verzierungen zum Vorschein kommt, ist gleich der Liebe zum Erschaffer, die durch die Erkennung der Gottesnamen entsteht. In gewisser Hinsicht entspricht das dem Aufbau einer Verbindung zu Gott.

Wenn der Mensch sich durch den Glauben an Gott bindet, und er somit Gottesliebe empfindet, so steigt der Mensch auf in die höchste Stufe (ala-yi illiyin). Obwohl seine physische Existenz zeitlich  vergänglich, sterblich und somit eigentlich von geringem Wert ist, wird er unter künstlerischen Gesichtspunkten, gleich einem antiken Kunststück, einen immensen Wert annehmen, welches uns die göttliche Kunst und die Ornamente der Gottesnamen, durch das Licht des Glaubens beobachten lässt. Durch die Dunkelheit des Unglaubens sinkt er hinab zum Niedrigsten der Niedrigen, denn nur noch der materielle Wert steht im Vordergrund, der hingegen ist jedoch nahezu wertlos.

2.Antwort:

Im Quran wird folgende Botschaft mitgeteilt: “Allah erlegt einer Seele nichts auf, außer was sie vermag.” (Baqara, 2/286.). Der Mensch bekommt nur so viel Belastung wie er nur tragen kann. Es gibt Sachen die der Mensch finanziell oder körperlich nicht tragen kann. Genau so, gibt es auch Wahrheiten, die der Mensch durch seinen Verstand nicht verstehen kann. All dies gehört zu den Umständen, welche dieser Vers beinhaltet.

Zum besserem Verständnis werden wir einige Beispiele auflisten:

-Jemand der so krank ist dass er nicht stehen kann, verrichtet sein Gebet im sitzen

-Sollte er auch nicht sitzen und sich nicht bewegen können, so kann er es im nachhinein tun

-Jemand der durch Vergessenheit etwas im Monat Ramadan isst, kann trotzdem weiter fasten, da der Mensch durch das Vergessene nicht zur Rechenschaft gezogen wird.

-Wenn einer Person etwas Unzuläßiges aufgezwungen wird, so ist diese Person von der Sünde befreit

-Armen Menschen ist die Zekat und die Hacc(Pilgerfahrt) keine Pflicht

Nach diesem Prinzip könnten wir noch weitere Fälle aufführen. All dies beweist dass bei Gott die vollkommene Gerechtigkeit gilt und auch das er uns Menschen keine Last auferlegt, welche wir nicht tragen können.

Da Gott aufgrund seiner Gerechtigkeit den Menschen körperlich und finanziell keine untragbare Last auferlegt, wird er auch deren geistige und psychische Umstände sowie Möglichkeiten berücksichtigen. Es gibt Sachen die der Mensch finanziell oder körperlich nicht tragen kann. Genauso belastet Gott den Menschensverstand nicht mit einer Last die er nicht tragen kann. Folgendes sollte einem bewusst sein:

 Die eigentliche Aufgabe der Menschen ist es, Gotteserkenntnis zu erlangen und seinen Befehlen zu gehorchen. Aus diesem Grund ist es sogar dem kleinstem Verstand möglich, zu dieser Wahrheit zu gelangen. Diese Fähigkeit wurde jedem Menschen veranlagt. Ein beschränkter Verstand reicht zwar nicht aus um weltliche Angelegenheiten in angemessener Weise zu verrichten, doch er reicht um erkennen zu können das dieses Universum einen Schöpfer hat. Wenn jemandem eine Hand fehlen sollte, so wird dieser große Probleme bei einem Handwerk haben. Falls diese Person zusätzlich noch die andere Hand und die Beine verlieren sollte, wird ihm um Gott zu erkunden keine Fähigkeit fehlen. Nachdem er den König dieser Welten gefunden hat, wird er natürlich je nach seiner körperlichen Fähigkeit Gott dienen können.

Gott der Gerechte (Adil-i Mutlak) hat jedem Menschen einen Verstand gegeben, welcher ausreicht, um die Lebensprüfung zu bestehen. Ausgenommen von dieser Gruppe sind natürlich Kinder und geistig Behinderte. Diese sind von jeder Prüfung und Sünde befreit.

3.Antwort:

Jedem Kind was auf die Welt kommt ist der Glaube veranlagt. Das sogar ein einfacher Tisch, nicht aus dem Zufall entstehen kann, wird wohl jeder Mensch nachvollziehen können. Auch Götzenanbeter haben gewusst das es einen Erschaffer geben muss, jedoch haben sie Gott nicht richtig erkannt und sie haben ihn falsch angebetet. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach einem Gebet(Ibadet), jedoch haben die Götzenanbeter einen falschen bzw. leblose Wesen angebetet.

Nicht jeder der in einem muslimischem Umfeld oder in einer muslimischen Familie zur Welt kommt, hat die Garantie das er Muslim wird. Genau so, muss nicht jemand Ungäubig sein, der in einem Atheistischem Umfeld/Familie groß wird.

Außerdem wird uns im Quran mitgeteilt das Menschen die nie vom Islam gehört haben, obwohl sie das Verständnis bzw. die Fähigkeit  haben die Wahrheit zu erfahren, vor der Hölle verschont bleiben. (İsrâ, 15) „Wer rechtgeleitet ist, ist nur zu seinem eigenen Besten rechtgeleitet. Und wer sich irreführen lässt, geht allein zu seinem eigenen Schaden in die Irre. Und keine beladene Seele trägt die Last einer anderen. Und Wir bestrafen nicht, bevor Wir einen Gesandten geschickt haben.“ 

Imam Gazali teilt die Leute die die Botschaft unseres Propheten gehört und nicht gehört haben, in 3 Gruppen ein:

1. Menschen die die Botschaft unseres Propheten(asm) nicht gehört haben und von ihm nichts wissen. Diese Gruppe von Leuten ist definitiv befreit und werden einen Platz im Paradies einnehmen.

2.Die 2.Gruppe sind die Leute die den Propheten Muhammed(asm) gehört haben, seine guten Eigenschaften und seinen Charakter kennen und welche die von seinen Wunder gehört haben. Diese Gruppe von Menschen welche trotz des Wissens, ihn nicht als letzten Propheten akzeptieren, werden zu einer Stafe verurteilt werden.

3. Diese Gruppe hat den Namen des Propheten gehört, jedoch keine weiteren Information erhalten außer die der Propaganda welche gegen ihn ausgeübt wird. Keiner hat ihnen die Wahrheit gesagt und ihnen das Richtige gezeigt. Keiner hat ihnen das Interesse am Islam erweckt, somit hatten sie aufgrund der Propaganda nicht das Interesse am Islam. „Ich vermute das diese Gruppe ebenfalls in den Himmel eintreten werden.“ (İmam-ı Gazali, İslâm'da Müsamaha, Übersetzer: Süleyman Uludağ), s. 60-61)

4.Antwort:

 „In der heutigen Zeit (Endzeit) hat ein Vorhang der Gleichgültigkeit die Muslime erfasst, ähnlich der Menschen aus der Vorislamischen Zeit (fetret – Zeitraum zwischen der Versendung zweier Propheten, in denen den Menschen die Rechtleitung fehlt.). Des weiteren wird in der Endzeit die beherrschende Religion die wahrhaftige Lehre des Propheten Jesus (Friede sei mit ihm) sein, Schulter an Schulter mit dem Islam. Sicherlich werden dann Christen denen Gräuel wiederfahren, in der heutigen dunklen Zeit die dem der Vorislamischen Zeit (fetret) ähnelt, diese Gräuel zu einer Art Märtyrertum (sein Leben zu opfern um Gottes Wohlwollen zu erlangen) verhelfen.Insbesondere Alte, von Leiden geplagte, Arme und Schwache leiden unter der Gewaltherrschaft von tyrannischen Despoten. Mir wurde die Einsicht zuteil, dass sicherlich diese erlittenen Gräuel und Plagen, eine Buße für die unlauteren Vergnügungen und der Blasphemie der heutigen Zivilisation und Philosophien sind, und ihnen somit zum grossen Vorteil gereichen.  

Sicherlich werden die leidgeplagten Menschen und die, die diesen zur Hilfe eilen und die die sich zum Wohle der Menschheit, um den Grundfesten des Glaubens willen, der Aufrechterhaltung der Gerechtigkeit unter den Menschen willen, bemühen, im Jenseits einen gewaltigen Lohn erhalten, so dass sie die erlittenen Plagen als einen Segen warnehmen werden.“ (Aus dem Buch „Kastamonu Lahikasi“ von Bediuzzaman Said Nursi.)

Obige Ausführungen spiegeln den Kern der Meinungen der meisten Gelehrten wieder. Aus diesem Grund erachten wir obige Ausführungen für ausreichend und haben daher keine Quellen aufgeführt. Wer sich ausführlicher mit der Thematik beschäftigen will, dem seien die folgenden Bücher ans Herz gelegt: 'Mezâhib-i Erbaa' von Abdurrahman Cezerî und die beiden Bücher 'Şerhu'l-Emâli' und 'Şerh alel-Fıkhi'1-Ekber' von Aliyyü'l-Karî.

Desweiteren gibt es für jemanden der in einer islamisch dominierten Region auf die Welt kommt, keine Garantie für den Eintritt ins Paradies. Jeder der sich mit der islamischen Geschichte beschäftigt wird wissen, das die unmittelbaren Nachbarn des Propheten Muhammed (asm), den Islam nicht angenommen hatten und statt dessen jüdischen Glaubens verblieben sind.

Obwohl zu Zeiten des Propheten Muhammeds (asm) der Islam seine dynamischste Phase hatte, gab es in Mekka Ungläubige und Götzendiener. Wenn man erwarten würde das jeder Mekkaner auch zwangsläufig Muslim hätte sein müssen, so hätte dies auch bei Ebu Cehil und dem leiblichen Onkel des Propheten Muhammed (asm) Ebu Leheb sein müssen. Wie man weiss, war der Vater des Propheten Abraham (as) ein Götzendiener Nimrods. Des Propheten Lots (as) Frau, und die Frau und der Sohn des Propheten Noahs (as) waren allesamt Ungläubige. Andererseits lebte der Pharao, der Gott verleugnete und sich selbst zur Gottheit ernannte, zusammen mit Mose (as) im selben Palast und zog diesen sogar groß. Die Frau des Pharao hingegen zählten zu den Gläubigen.

D.h. dass selbst wenn jemand im Schosse des Pharaos groß wird, er das Licht des Glaubens findet, wenn er denn nach seinem Schöpfer sucht und sich ihm zuwendet. Wenn ein jemand sich der Wahrheit gegenüber als blind erweist, so erettet es ihn auch nicht wenn er der Sohn bzw. der Vater eines Propheten wäre. Gibt es denn nicht auch heute noch viele islamische Länder in denen tausende Moscheen, Minarette, Gebetsrufe, islamische Traditionen und Grabsteine den Islam verkünden, und trotzdem eine Vielzahl von Menschen von Gott ahnungslos sind und ein Leben fern vom Islam leben?

5.Antwort:

So jemand wie Darwin der der Welt als Vermächtnis Zwietracht und Anarchie gebracht hat, und so jemand wie Thomas Edison der der Welt nutzbringende technische Erfindungen gebracht hat, sind sicherlich nicht auf dem selben Stand. Des Propheten Muhammed (a.s.m.) Erzfeind, Ebu Cehil, war ein Ungläubiger, und der Onkel des Propheten, Ebu Talib, der den Propheten beschützt und auf ihn aufgepasst hat, war ebenso kein Gläubiger. Wenn jene beiden, bedingt dadurch dass sie Ungläubige sind, in die Hölle gesandt werden, so erfordert es die göttliche Weisheit und Gerechtigkeit dass der Grad ihrer Strafe nicht die selbe ist.

Anbei die Antwort die Bediüzzaman Said Nursi auf die Frage „Wie lässt sich der ewige Verbleib eines Ungläubigen in der Hölle mit der Barmherzigkeit und Gnade Gottes vereinbaren?“ gegeben hat.

Es gibt für diese Ungläubigen zweierlei Möglichkeiten. Diese Ungläubigen werden entweder in das Nichts gehen oder in einer beständigen Strafe verbleiben. Der Urteilsfindung des Gewissens entsprechend ist ein Dasein, selbst wenn es in der Hölle sein sollte, immer noch besser als überhaupt nicht zu sein. Denn so, wie das Nichtsein das absolute Böse ist, so ist es auch das, worauf alles Übel und aller Ungehorsam zurückzuführen ist. Was aber nun das Sein betrifft, so ist es, selbst wenn es die Hölle sein sollte, dennoch das absolute Gute. Darüber hinaus ist die Wohnstatt der Ungläubigen (kâfir) die Hölle (Cehennem) und dort werden sie ewig bleiben.

Auch wenn die Ungläubigen mit Recht durch ihr Verhalten in diese Lage geraten sind, werden sie doch, nachdem sie die Strafe für ihr Tun verbüßt haben, eine Art Vertrautheit mit dem Feuer erwerben und vom Grimm der Anfangszeit befreit. Es gibt Hinweise in den Überlieferungen, dass diese Ungläubigen als Belohnung für alle guten Werke, die sie auf dieser Erde verrichtet haben, eine derartige Barmherzigkeit Gottes erfahren werden.(İşârâtü'1-İcâz, s. 90)

D.h. Menschen die obwohl sie vom Islam gehört haben, trotzdem nicht den Glauben annehmen, aber dafür der Menschheit in weltlichen Dingen einen großen Dienst erwiesen haben, werden, sei es auch in der Hölle für ihre guten Taten eine Belohnung wiederfahren. Gott wird deren Bemühungen nicht folgelos lassen. Die Belohnung könnte z.B. eine Milderung der ihm verordneten Strafe sein, oder so etwas wie wenn ein Gefängnisinsasse einen angenehmen Traum erlebt.

2 Gibt es Beweise für Allahs Existenz?

wie der Buchstabe auf einen Schreiber, die Nadel auf ihren Meister hinweist, deuten alle Elemente bzw. Geschöpfe in vielen Gesichtspunkten auf einen Erschaffer hin und geben somit sogar Kenntnis von Gott.
Deshalb wird gesagt, dass die „Beweise für Allahs Existenz genauso viele sind wie die Anzahl der erschaffenen Dinge, sogar noch viel mehr“.

Man könnte auch sagen, dass die Gottesbeweise ins Unendliche reichen. Wir werden von diesen Beweisen nur einige erwähnen:

Der Beweis der Möglichkeit: Die Eventualität zu sein oder nicht zu sein ist in ihrer Wahrscheinlichkeit gleich. In unseren alltäglichen Gesprächen beabsichtigen wir eine Handlung möglichst frühzeitig zu machen oder nicht(zu machen).
Die Existenz alles Erschaffenen schreit diese Wahrheit heraus: Die Möglichkeit meines Daseins ist mit der Grundwahrheit nicht vorhanden zu sein gleich. Wenn ich zum jetzigem Zeitpunkt bestehe, muss jemand meine Existenz dem nicht Vorhandensein bevorzugen.
Dieser allerdings ist nur Allah.

 

Der Beweis des nachträglichen Ereignisses “Hudus“(arab.):
Hudus(im Nachhinein geschehen) bezieht sich auf eine Handlung, die nachher passiert bzw. geschieht. Der größte Beweis für den Hudus ist die Veränderung. Wenn in einer Existenz eine Veränderung bewirkt wird, muss dieser Akt einen Anfangspunkt gehabt haben. Demzufolge war dieses Objekt vor diesem Anfangspunkt noch nicht vorhanden. Da es im Zustand des nicht Vorhandenseins weder durch seinen Willen noch durch eigene Kraft ins Dasein gebracht wurde, ist diese Existenz durch das Erschaffen Allahs verwirklicht worden.
Durch Tatsachen wie die andauernde Auflösung der Materie, die ständige Ausdehnung des Kosmos, die schleunige Anbahnung der Sonne in Richtung ihr eigenes Endes, wird deutlich, dass die existierende Welt einen Anfang hatte.

Widerspruch der Zurückführung und Verkettung:
Die Unvereinbarkeit der Zurückführung wird durch das folgende Beispiel erklärt. Wir fragen die Person, die behauptet, dass ein Ei von einem Huhn hergestellt wurde. Wer hat dann das Huhn fabriziert? Als Antwort zeigt die Person auf das Ei. Wenn wir demnach das Huhn aus dieser Entwicklungsfolgerung rausnehmen würden, müsste das Ei durch ein anderes Ei gefertigt worden sein. Dies ist selbstverständlich absurd.
Bei der Verkettung wird die Abfolge an den Anfangspunkt zurückgeführt, um den Erschaffer der ersten Art zu hinterfragen, wobei diese Frageverkettung die Methodik eines Gottesbeweises darstellt. Das heißt, diese Obstsorte wurde von jenem Baum produziert, dieser wiederum stammte von der Frucht vorher, diese vom Baum zuvor.
Auf diese Weise gelangen wir bis wir zum ersten Baum oder zur ersten Frucht und fragen: Wer diesen erschaffen bzw. bewirkt hat.

Die Verfahrensweise im Qur`an ist im Vergleich zur Methodik der Zurückführung und Verkettung gänzlich anders angelegt.
Wer hat das Ei gemacht? Oder wer hat die Frucht hervorgebracht? Auf diese Fragen wird direkt mit „Allah erschuf sie“ geantwortet. Etwas das weder Wissen, einen Willen, Güte, Barmherzigkeit in sich trägt, noch den Menschen kennt und weder noch die Weisheit und die Kunstfertigkeit versteht, kann (wie z.B. der Baum oder das Huhn) bei der schöpferischen Tätigkeit gar keinen Einfluss haben. Deshalb bedarf es keiner Beweisführung, welche auf die Forschungsweise der Zurückführung oder Verkettung beruht.

Der Beweis der Weisheit und Absicht: In jeder Existenz ist eine für sich eigentümliche, einzigartige Bestimmung, Zweck, Nutzen zuerkennen und man kann in ihnen keine Ziellosigkeit, Bedeutungslosigkeit als auch jegliche Art von Verschwendung beobachten. Dabei ist weder in der Materie, weder in der Tier- und Pflanzenwelt, noch in den Elementen und Ereignissen, Bewusstsein und Erkenntnis vorhanden, dass sie die Verkettung der Aufgaben bestimmen könnten. Dementsprechend können diese bewussten Handlungen und die damit zusammenhängende Weisheit und Absicht nur Allah zugeschrieben werden.


Der Beweis der Hilfestellung: So wie der Regen der Erde, die Sonne unseren Augen, zu Hilfe eilt, bis hin zur Luft, die unser Blut reinigt, ist diese Welt komplett ausgefüllt mit Handlungen der Hilfeleistung. Dabei kennen sie sich gar nicht und wissen auch nicht über die Bedürftigkeit des anderen bescheid. Somit können diese barmherzigen Leistungen nicht den Ursachen zugeteilt werden.


Der Beweis der Veranlagung und Gewissens: In der natürlichen Veranlagung des Menschen sind unzählige Beweise und Zeichen für die Gotteserkenntnis vorhanden. Von diesen ein Beispiel: Die Veranlagung und das Gewissen des Menschen wissen, dass jede Gabe eine Dankbarkeit verlangt. Jemand, der an einen Propheten glaubt und die Rechtleitung erlangt hat, bedankt sich bei Allah. Andernfalls vergöttert er bedeutungslose Rituale. Diese Anbetung wird durch den Zwang des menschlichen Gewissens verwirklicht. Die Anerkennung und Bestätigung des Schönen ist auch ein Bestandteil der menschlichen Veranlagung. Ausstellungen(Galerien) und Aufführungen werden durch dieses Gefühl veranlasst. Der Mensch, welcher mit dieser Veranlagung ausgestattet ist, ist in der Lage die Sterne am Himmel, die Blumen und Bäume, welche den Boden schmücken, die Löwen, die Rehe in den Wäldern, die Fische in den Meeren, zu bewundern und die Vollkommenheit der göttlichen Kunstwerke zu bestätigen. Die Geschichte der Religionen bezeugt, dass die Menschheit zu keiner Epoche ohne Religion gelebt hat. Sogar im Atheismus, auch wenn es sich ironisch anhört, wurde zu jeder Zeit an eine Religion geglaubt und eine geistige Ideologie angestrebt. Allah erschuf den Menschen mit dieser inneren Veranlagung und dem Bedürfnis an Ihn zu glauben.

 

3 Hat Allah das Schlechte erschaffen?

dem Islam zufolge ist der Schöpfer von alles gutem und schönem Allah, sowie auch der Schöpfer von alles schlechtem und hässlichem Allah ist. Es gibt nun Menschen die fragen: „Wie schafft Allah das schlechte?“.

Da Sie, wenn man ihnen selbst nach geht, die Schöpfung des Schlechten nicht zu unserem Herren passen würde. Obgleich dies eigentlich ein Zeichen seiner Größe ist.

Wenn ein Maler fähig ist sowohl schöne, als auch hässliche Figuren zu malen ist dies nichts anderes als der Beweis seiner großen künstlerischen Fähigkeiten.

Wäre Er hingegen unfähig gewesen besagte Abscheulichkeiten darzustellen, wäre dies die Manifestation einer unvollständigen Kunst. Dies kann nun als Beispiel auf die Frage nach der Schöpfung des Bösen projiziert werden.

Hinzuzufügen ist desweiteren, die Schöpfung des schlechten ist nicht schlecht, das schlechte zu tun ist schlecht.

Denjenigen die sagen: „Allah schafft das Schlechte nicht.“ sollte die Frage gestellt werden: „Wenn Allah das Schlechte nicht schafft, wer dann?“.

Jede Antwort auf diese Frage trägt Schirk in sich. Die Schöpfung ist nur Allah vorbehalten es gibt nichts was ihm gleicht oder gar ähnelt, er ist frei von Helfern und Teilhabern [an seiner Macht, Herrschaft und seinem Wissen]. Dies ist ein Aspekt der Fragestellung.

Auf der anderen Seite muss der Aspekt der Prüfung betrachtet werden. Wenn Allah nur das Gute geschaffen hätte, und es das Schlechte nicht gäbe, dann wäre auch eine Prüfung bedeutungslos.

Die Möglichkeit gegen Allahs Befehle zu handeln, Sünden zu begehen und Allah zu verleugnen wäre hinfällig geworden. Jeder wäre gezwungenermaßen einem Engel gleich. Dies ist nicht der Wille Allahs. Er, wünscht sich, das sein Diener aus freien Stücken das Gute bevorzugt, bzw. wählt.

Aus diesem Grund erschafft Er genau das, was der Diener selbst wählt.

Beispielsweise kann man mit seinen Beinen in eine Moschee gehen aber auch an einen unerlaubten Ort. Das erste ist gut, das zweite schlecht. Das Schöpfen richtet sich nach dem Wunsch des Menschen. Wenn jedoch die Beine der Menschen auf dem Weg zum Schlechtem versteinerten, die Augen welche Dinge die haram (verboten) sind betrachten erblindeten und die jenigen die das Gebet nicht verrichten erkrankten, gäbe es keinen freien Willen der Menschen.

Schlussendlich ist zu sagen: Um die Guten von den Schlechten zu trennen ist die Schöpfung des Schlechten neben dem Guten mehr als logisch und weise.

4 Kann die Entstehung des Lebens und des Universums Zufall sein bzw. ohne das Einwirken einer allumfassenden Intelligenz zustande gekommen sein?

du erblickst in der Schöpfung des Erbarmers kein Missverhältnis. So schau dich von neuem um, ob du Mängel siehst!
Dann lass den Blick ein weiteres Mal schweifen - jedes Mal wird dein Blick stumpf und matt zu dir zurückkehren. (Sura Mulk 67 :3-4)

"Unvoreingenommen arbeitende Wissenschaftler bezeugen, dass die Entstehung des Lebens durch Zufall unmöglich ist. In keinem Laboratorium der Welt ist es je gelungen, aus unbelebten organischen Stoffen eine lebendige Zelle herzustellen, die imstande ist, sich zu vermehren. Wenn dies aber dennoch einmal gelingen sollte, würde dies lediglich zeigen, was für eine intellektuelle und technische Investition erforderlich ist, um so eine hochkomplizierte Einheit herzustellen, wie es eine einzige Zelle ist. Ein biologisches System von solch hoher Komplexität der Struktur und Funktion und besonders des genetischen Apparats, wie das Leben sie aufweist, kann niemals das Produkt des Zufalls sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein einziges Gen von selbst entsteht, ist 1 zu 10600 (eine Eins mit 600 Nullen)! Mathematisch gesehen ist das unmöglich. Eine Leberzelle besteht aus 53 Billionen Proteinmolekülen. Die Chance, dass diese Moleküle durch Zufall eine bestimmte Anordnung einnehmen, um als Zelle funktionsfähig zu sein, ist gleich Null. Man muss kein großer Experte sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass dies unmöglich ist. Wenn es tatsächlich irgendwann in der Zukunft den tüchtigsten Wissenschaftlern unter Einsatz aller uns heute zur Verfügung stehenden Mitteln gelingen sollte, Leben aus unbelebter Materie zu erzeugen, wäre dies keinesfalls ein Nachweis dafür, dass dasselbe vor drei Milliarden Jahren durch Zufall geschehen wäre. Im Gegenteil, das wäre ein gewaltiger Hinweis auf die Existenz einer Kraft und Intelligenz, welche das Leben geschaffen hat. Das geben sogar die Evolutionisten zu. Der weltbekannte Evolutionist und Biochemiker Ernest Kahan schreibt: „Es ist absurd und unsinnig zu glauben, dass eine lebendige Zelle von selbst entsteht; aber dennoch glaube ich es, denn ich kann es mir nicht anders vorstellen.“ (Quelle: 2007_prof_svilenov_evolution_und_schoepfung)

"Nun schauen wir uns mal das „Haus“ an, in dem wir leben:

· Die Neigung der Erdachse beträgt 23 Grad. Wäre dies nicht der Fall und es wäre unbeweglich, hätte der Wasserdampf, der durch die Verdunstung der Meere und Ozeane entsteht, nur den südlichen und nördlichen Regionen unserer Erde Regen gebracht.

· Unsere Erdatmosphäre schützt uns davor, dass Meteoriten auf die Erde fallen. Eine etwas dünnere Erdatmosphäre würde schon reichen, um diese gewaltigen alles vernichtenden Meteoriten durchzulassen.

· Die Luft, welches die Erde umhüllt besteht zu 21% aus Sauerstoff. Wäre es weniger oder mehr, könnten wir nicht leben! Wäre der Anteil z.B. bei 50%, hätte schon an einziger Blitz augereicht, um alles auf der Erde zu verbrennen.

· Die Intensität der Kernkraft: „Wenn wir die Intensität der Kernkraft, die für den Zusammenhalt des Atomkerns sorgt, um knapp ein Prozent erhöhen würden, nähmen wir den Wasserstoffkernen jede Möglichkeit, frei zu bleiben; sie würden sich mit anderen Protonen und Neutronen verbinden und schwere Kerne bilden. Und so könnte sich der Wasserstoff, da er nicht mehr existierte, nicht mehr mit den Sauerstoffatomen verbinden, um das für die Entstehung des Lebens unerlässliche Wasser zu erzeugen. Wenn wir dagegen diese Kernkraft leicht verringern würden, wäre die Verschmelzung der Wasserstoffkerne unmöglich. Ohne Kernverschmelzung keine Sonnen, keine Energiequellen, kein Leben.“ (Guitton & Bogdanov & Bogdanov, 1992, s.72)

· Nehmen wir das menschliche Ohr. Es hört mit einer Frequenz zwischen 20 und 20000. Würden wir höhere Frequenzen hören können, könnten wir wegen des Lärmes nicht leben, da wir alles kilometerweit hören würden. Würde unsere Frequenzrate niedriger als 20 sein, könnte wir die Bakterien auf unserem Körper hören. Dann könnten wir weder schlafen, noch ohne sich zu ekeln leben.

· Wenn die Sonne nur ein paar Meter näher kommen würde oder mehr Wärme als jetzt ausstrahlen würde, würden wir alle verbrennen. Wenn sie wenige Meter weiter entfernt wäre oder weniger Wärme ausstrahlen würden, würde die ganze Erde vor Kälte einfrieren.

· Der Kern der Erdkugel. Wäre es ein paar Meter dicker, hätte der Sauerstoff das Kohlendoxyd aufgesaugt. Und was wäre dann? Richtig! Es würde keinen einzigen Lebewesen auf dieser Erde geben."Quelle:“Wer bist du? Die Reise des Menschen” von Cemil Sahinöz

Soll das alles wirklich nur Zufall sein?

Die folgende Anekdote verdeutlicht, wie absurd die Zufallserklärung ist und wie Abu Hanifa (geb. 80 n. Hicra; 699 n. Chr.) mit einem kosmologischen Gottesbeweis eine Gruppe von Gottesleugnern zum Schweigen brachte:

Er (Abu Hanifa) sagte zu ihnen : Könnt ihr euch vorstellen, dass das Holz, welches man zum Bau eines Schiffes braucht, von selber vom Baum geschnitten wird, dass es sich von selbst zum Schiff zusammenfügt, welches dann mit schwerer Last beladen über das Meer fährt und trotz der Wogen und der Winde , die es dahin und dorthin drängen möchten , ohne Steuermann seinem Ziel zustrebt ? Ist das nach dem Urteil der Vernunft denkbar?
Die Atheisten mussten antworten: Die Vernunft erklärt so was für unmöglich.
Darauf fuhr Abu Hanifa fort: Wenn es demnach die Vernunft für unmöglich hält, dass ein Schiff von selber entstehe und dann ohne Steuermann trotz aller Hindernisse und Gefahren den richtigen Weg über das Meer hin einschlage , dann ist es erst recht gegen alle Vernunft anzunehmen , dass die Welt mit all den wunderbaren Dingen, die sie enthält, von selbst entstanden sei und von selber den lauf nehme, den sie tatsächlich nimmt, ohne dass sie jemand gemacht hätte und ohne dass sie jemand lenke.

Das Ding, das die Naturalisten »Natur« nennen........kann bestenfalls und wenn es eine äußerliche Realität besitzt, nur ein Kunstwerk aber kein Künstler sein. Es ist eine Dekoration, aber nicht der Dekorateur. Es ist ein Rechtsspruch aber kein Richter. Es ist ein Naturgesetz, aber nicht der Gesetzgeber. Es ist ein erschaffenes Ehrenkleid, aber nicht der Schöpfer. ("Bediuzzaman" Said Nursi)

 

5 Warum können wir Gott nicht (in dieser Welt) sehen?

einer der Eigennamen Gottes ist „Das Licht“. Ausgehend von Lichtgestalten wie den Engeln, dem Sonnenlicht bis hin zu den Lichtstrahlen, die das Universum füllen, reflektiert alles jeweils nur eine Wirkungsform dieser Eigentümlichkeit. Das menschliche Auge vermag in dieser Welt nur das Reich der Materie zu erfassen. Es kann weder seine eigene Seele, noch irgendwelche Engel sehen. Bis auf wenige Strahlen kann das menschliche Auge die meisten der gegenwärtigen Strahlen gar nicht erfassen, wie z.B. Röntgenstrahlen, Radiowellen, Strahlen von Funkgeräten, wie Handy, schnurloses Telefon usw. Das menschliche Auge ist in seiner Sehfähigkeit eingeschränkt und kann nur 2,5 % der im Universum tatsächlich vorhandenen Strahlenarten wahrnehmen. Die Erwartung, mit solch einem begrenzten Sehvermögen den Erschaffer aller Lichtquellen sehen zu können, ist zu mindest den physikalischen Gesetzen gegenüber respektlos. Ein anderer Grund dafür, das wir Gott nicht sehen können ist, dass wir Menschen auf dieser Welt einer Prüfung unterzogen werden, wobei die Fähigkeit Gott sehen zu können diese Prüfung für sinnlos erklären würde. Die Tatsache, das wir Menschen mit unserem Seh-Organ den Augen Gott nicht sehen können, bedeutet nicht das Er nicht existiert, sondern es spricht vielmehr dafür das es Ihn gibt und Er mit Seinem Wissen und Seiner Machtherrschaft alles umfasst.

Beispiel:
Stellen wir uns vor die Sonne würde ebenfalls, wie die Atmosphäre die Erde umfasst, den ganzen Weltraum mit ihrem Licht (Helligkeit) umgeben. Dann wäre es auch nicht möglich die allumfassende Sonne mit den bloßen Augen zu sehen. Eben weil alles vom Sonnenlicht erfasst ist, wäre die Sonne folglich unsichtbar, aber gemäß unserem Verstand dennoch gegenwärtig. Weil es somit die Nacht, als Gegensatz und zum Vergleich der immerwährenden Helligkeit nicht gäbe, könnte man die Sonne nicht sehen und ihr Wesen somit auch nicht begreifen (weil es keinen Kontrast gibt). Jedoch käme es einer Unwissenheit gleich, die mit ihrem Licht alles umfassende und allgegenwärtige Sonne zu leugnen.

Anhand dieses Beispiels kann man Gott, der mit Seinen Namen und Eigenschaften alles umfasst, immerwährend, allgegenwärtig und mit bloßen Augen nicht sichtbar ist, jedoch mit dem Verstand sehen. Da Gott ohne Gleichen und ohne Gegenstück ist, wir aber das meiste erst durch das Gegenteil (Kontrast) zu begreifen im Stande sind, ist dies eine berechtigte Frage.

Im Jenseits ist das komplett anders. Die ins Paradies berufenen, deren Seelen werden gegenüber ihren Körpern (Trieb) triumphieren. Die im Diesseits nur als Schattenwesen bekannten Geschöpfe (Seelen), werden im Jenseits zu ihrer wahren Funktion befähigt. Der Mensch wird mit all seinen Seiten dem Paradies gebührend sein und von all den Gutheißungen genießend ins ewige Glück eintreten. Des Weiteren wird die ewige Glückseligkeit im Paradies zusätzlich mit einer so genannten, regelmäßig stattfindenden „Gottesschau“ gekrönt. Es heißt, daß die zur Gottesschau eingeladenen Paradiesbewohner, während der Gottesschau ein anderes, noch höheres Befinden erleben werden und dass dieses in einer eigens dafür bestimmten Atmosphäre (Ort) sich ereignen wird. Des Weiteren heißt es, dass die von der Gottesschau heimkommenden Paradiesbewohner von ihren Familienangehörigen nicht oder kaum wieder erkannt werden.

6 Begehe ich Shirk (Blasphemie) wenn ich nur ab und zu den Hijab trage?

der Islam unterscheidet zwischen dem großen und dem kleinen Shirk (Abgöttrei). Beim großen Shirk wird direkt jemand anders neben Allah angebetet, während dies beim kleinen Shirk indirekt oder in einer abgeschwächten Form geschieht. Einige Beispiele für kleinen Shirk sind z.B. das schwören bei etwas anderen als Allah und das Verrichten von guten Taten um von den Menschen gesehen zu werden. Wenn jemand einem Gebot von Allah  bewusst nicht nachkommt handelt es sich hierbei für sich allein genommen nicht um Shirk, sondern um eine Sünde. Man sollte in so einem Fall versuchen den Hijab immer öfter zu tragen, so dass man sich langsam an diese Kleidung gewöhnen kann. Es kann auch helfen wenn man sich mit Schwestern umgibt die selber den Hijab tragen, damit es einem selbst leichter fällt dies auch zu tun.

7 Kann die *„Levlake…“ Hadith als Irrglaube auslegt werden?

die islamischen Gelehrten sind sich Über den Inhalt dieser Hadith, welcher von Ibn Asakir (ra) überliefert wurde, einig, dass es den Rang bzw. die Stellung und Bedeutung des Propheten Muhammed (s.a.s) wiedergibt und nicht als Ketzerei gedeutet werden kann. Obwohl Gelehrte wie Imam Aliyyu’l-Kari daran gezweifelt haben, ob es sich wirklich um ein Hadith handelt, haben sie den Inhalt dieser Aussage als Islamisch anerkannt und als eine richtige Äußerung des Glaubens bestätigt.
Ebenfalls wurde es von der Mehrheit der islamischen Gelehrten anerkannt (telâkki-i bil-kabulü).
Es wird auch in vielen klassischen Büchern des Islam erwähnt:
Levami-ül Ukul Ni'metullah bin Veli sh: 15:Divain-i Mevtana Câmî sh: 4;
Divan-i Seyh Ahmed-i Cezerî 1/190 ve hakeza Divan-i Mevlâna Hâlid, Mektubat-i Imam-i Rabbanî 

Außerdem gibt es auch andere Hadithe, die die Richtigkeit der Aussage der Levlaka-Hadith deutlich machen und bekräftigen.
" Ya Adam (a.s.), Du hast die Wahrheit gesprochen . Wahrhaftig, Muhammed (s.a.s.) ist der meist geliebteste bei Mir und als Du mich angefleht hast (um Vergebung ersucht hast), so habe Ich Dir schon vergeben . Würde Muhammed (s.a.s.) nicht existieren, so hätte Ich dich nicht erschaffen " Quelle dieser Sahih Hadith: Al Hakim(r.a.) im "al Mustadrak"
In einem weiteren Hadith erzählte der Prophet Muhammed:
" Jibril (a.s.) kam zu mir und berichtete, dass Allah der AllErhabene sagte:
Wenn du (Muhammed s.a.s.) nicht erschaffen worden wärest, so hätte Ich nicht die Himmel & die Erde erschaffen ". Quelle: Dailami ra in "al Musnad al Firdaws "
Zudem ist in einem anderen Hadith zu lesen “Das erste was Allah erschuf, war mein Licht“.

Allah sagt im edlen Qur`an (Sure 21:Enbiya, Ayet 107): “ Und Wir entsandten dich (den Propheten Muhammed s.a.s.) fürwahr als eine Barmherzigkeit für alle Welt.“
Wenn man diesen Qur`anvers mit dem Inhalt der Levlake-Hadith („O’ Prophet wenn du nicht wärst, hätte ich die Welt (das Universum) nicht erschaffen“) vergleicht, wird offensichtlich, dass die Kernaussage sehr konvergent (übereinstimmend) ist. Denn wenn er von Allah als „Barmherzigkeit für alle Welt“ charakterisiert wird, kann die Annahme, dass der Kosmos ohne diese „Barmherzigkeit für alle Welt“ sinnlos und absurd wäre, nicht widerlegt werden.

Bediuzzaman Said Nursi schrieb diesbezüglich:
„Nun also, oh Zuhörer! Halte es nicht für unvorstellbar, dass dieser einzigartige, gewaltig große Kosmos aus dem winzig kleinen Wesen eines Menschen erschaffen wurde. Wie sollte der majestätische Allmächtige, der einen riesigen Tannenbaum, gleich einer Art Welt, aus einem Kern, der so groß wie ein Weizenkorn ist, erschafft, diesen Kosmos nicht aus dem »mohamedanischen Lichte « (Nur-u Muhammediye) erschaffen? Ja, warum sollte Er es denn nicht tun!"
"Wenn man diesen Kosmos mit dem Blick der Weisheit betrachtet, sieht man ihn in der geistigen Gestalt eines gewaltig großen Baumes."

"Daher erfordert die Weisheit, dass auch dieser Baum der Schöpfung aus einem Kern gemacht wird. Er soll sogar ein solcher Kern sein, dass er außer dieser materiellen sichtbaren Welt auch das Musterbeispiel und die Grundzüge der anderen Welt umfasst. Denn der ursprüngliche Kern und der Ursprung des Kosmos, der Tausende unterschiedliche Welten in sich enthält, kann nicht einfach trockene Materie sein."

"mit Sicherheit wird das Licht, das für das Entstehen des Kosmos der Kern war, als Persönlichkeit einen Körper anziehen, in ihm Gestalt annehmen und sich so als die letztendliche Frucht (der Menschheit) zeigen."

"Jene, die alles im Reich der Materie suchen, haben ihre Intelligenz in ihre Augen gelegt. Und in den Dingen des Geistes ist das Auge blind."

*Diese Hadithiqudsi (lawlaka lawlak' wama halagtul aflak) beinhaltet folgende Aussage: “O’ Prophet wenn du nicht wärst hätte ich die Welt(Universum) nicht erschaffen“

 

8 Warum ist es ein wichtiger Bestandteil des Imans (Glaubens) in allen, sogar negativen Geschehnissen bzw. Begebenheiten Allahs Hikmet (Weisheit) zu erkennen?

in allen Ereignissen, wie hässlich und ungerecht sie uns auch erscheinen mögen, wirkt Allah mit seiner unbegrenzten und unendlichen Weisheit.
Im Gnadenreichen Qur`an, in dem jeder Vers göttlichen Ursprungs ist, wird folgendes offenbart:
"Und bei Ihm sind die Schlüssel des Verborgenen; Er allein kennt es. Er weiß, was zu Land und im Meer ist, und kein Blatt fällt nieder, ohne dass Er es weiß. Und kein Körnchen gibt es in den Finsternissen der Erde und nichts Grünes und nichts Dürres, das nicht in einem deutlichen Buch stünde." (Sure Enam, 59)

Wenn man sich insbesondre mit dem Leben der Propheten beschäftigt, ist zu lesen, dass sie viel gelitten haben und Ungerechtigkeiten ertragen mussten. Doch trotz der schmerzhaften Ereignisse haben sie das Wirken der Eigenschaften Allahs in Ihrer alles umfassenden Weisheit stets erkannt, akzeptiert und mit Hingabe verinnerlicht, weil sie die Facetten des Schicksals wie die Einzelelemente eines Films betrachtet und der göttlichen Bestimmung absolut vertraut haben.

"Aber vielleicht verabscheut ihr etwas, das gut für euch ist. Und vielleicht liebt ihr etwas, das schlecht für euch ist. Allah weiß, ihr aber wisst (es) nicht."(Qur’an:Sure Baqara 216)

Deshalb ist es wichtig sowohl den Kosmos mit all ihren Ereignissen als auch die geschichtlichen Besonderheiten, wie schlimm und verbrecherisch sie uns auch erscheinen mögen, richtig zu verstehen und daraus eine Lehre zu ziehen, um sich weiter zu entwickeln und in ihnen das Einwirken der Eigenschaften bzw. Namen Allahs zu erkennen.

Erst wenn wir beginnen in allem die bedeutungsvollen Zeichen zu erkennen und die
Namen Allahs in unserem Herzen und Verstand zu verankern, können wir wahre Hingabe an Allah entfalten. Nur diejenigen, welche die wahre Hingabe und Liebe in ihrem Iman (Glauben) verinnerlicht haben, sind in der Lage dem Schlechten entgegenzuarbeiten.

Wie wollen wir aber Allah lieben ohne uns seiner Eigenschaften bewusst zu werden. Nur wenn wir anfangen die Zeichen zu lesen und dadurch Wissen erlangen, werden wir unserer wahren Bestimmung gerecht.
„Und wie viele Zeichen (zum Nachdenken anregende Begebenheiten) sind in den Himmeln und auf der Erde, an denen sie einfach vorbeigehen“( Sure Yusuf, 105).

In einem Hadith sagte der Prophet Mohammed(s.a.s):
„Wahrlich, Gott hat neunundneunzig Namen, einen weniger als hundert. Wer sie aufzählt geht ins Paradies.“ (Sahih Buchary)

Wenn wir die Ereignisse im Kosmos und in der Geschichte genauer betrachten und die Namen Allahs erkennen, entsteht wahre Erkenntnis. Ohne die Erkenntnis der Namen Allahs, bleibt vieles im Dunklen, da dann nur das Gegenständliche und eine materielle Illusion aufgenommen wird.Im Qur`an wird solch eine oberflächliche Bewusstseinsebene als „blind“ bezeichnet:„Wer aber blind ist in dieser (Welt), der wird auch im Jenseits blind sein.“(Sure Al-Ìsra,72)
„Denn wahrlich, es sind ja nicht die Augen, die blind sind, sondern blind sind die Herzen.“(Sure Al-Hadsch,46)

 

9 Was sollte man tun um den Glauben zu stärken?

es gibt diverse Faktoren die uns von guten Taten abhalten. Diese sollte man vermeiden und ständig bemüht sein daran zu denken, was der Grund für unsere Erschaffung ist. Im Alltag kann es öfter passieren, das wir uns von diesen Gedanken ablenken lassen und nicht an die Vergänglichkeit dieser Welt gedenken. Hierzu listen wir einige weitere Fragen auf, welche den Glauben betreffen:

 

http://www.fragenandenislam.com/soru/warum-ist-es-ein-wichtiger-bestandteil-des-imans-glaubens-allen-sogar-negativen-geschehnissen-b

 

http://www.fragenandenislam.com/soru/gibt-es-beweise-f%C3%BCr-allahs-existenz-0

 

10 Allein an Gott glauben jedoch nicht an die Propheten oder an das Schicksal - möglich?

"Der Glaube kann nicht zerteilt werden". Mit anderen Worten die Glaubenswahrheiten sind ein Ganzes, selbst an eines von ihnen nicht zu glauben ist genug um jemanden zu einem Ungläubigen zu machen. Ein Gläubiger der an Gott glaubt muss auch an den Heiligen Qur`an glauben, so dass er in der Lage ist seinen Versorger auf die richtige Weise zu kennen. Der Mensch ist durch seinen Verstand alleine in der Lage denjenigen zu kennen welcher ihn und dieses Universum erschaffen hat, aber er ist nicht in der Lage Seine Attribute und Handlungen, Seine Gebote und Verbote, das Reich der Ewigkeit oder die Wege zum Paradies zu kennen solange Gott ihn nicht darüber informiert. Daher ist es unmöglich zu denken Gott  und der Qur`an seien trennbar. Jemand der an den Qur`an glaubt sollte auch ebenso an das Prophetentum von Muhammad (A.S.M.) und Gabriel (AS) den Engel der Offenbarung glauben. Dies ist der größte Schritt für den Glauben an die Propheten und Engel. Eine Person die an den Qur`an und die Propheten glaubt, glaubt ebenso an alle Glaubenswahrheiten und akzeptiert jede Art der Anbetung worüber der Qur`an und der Prophet Muhammad (A.S.M.) uns informiert.

Die Gruppe der Menschen die eventuell von der göttlichen Strafe durch die Verleugnung Gottes befreit sein könnten sind diejenigen welche in der Zeit der Unwissenheit lebten (insbesondere bezeichnet diese Epoche die Zeit zwischen Jesus (AS) and dem Propheten Muhammad (A.S.M.) als kein Prophet in die Welt kam, dieser Begriff kann aber in einem allgemeinem Sinne auf jede Zeit angewendet werden in welcher kein Prophet geschickt wurde), diejenigen die sich der Propheten nicht bewusst waren, diejenigen die keine Offenbarung erreicht hat und diejenigen die nichts vom Gottesdienst wussten. Wenn es solche Menschen heutzutage noch gibt könnte es für sie ausreichend sein an ihren Schöpfer zu glauben. Wir sind nicht verpflichtet die heutigen Menschen gleich denen zu der Zeit der Unwissenheit zu machen, sondern wir müssen sie aufsuchen und sie über den wahren Glauben belehren.

11 Ist das Leben ein Kampf?

ist das Leben ein Kampf oder ist es eine gegenseitige Hilfestellung (Unterstützung)? Es ist Fakt, dass die großen Fische die kleinen verspeisen und die kleinen Fische davor flüchten den Großen nicht als Nahrung zu dienen. Ein Löwe fällt über die Antilope her und die Antilope rennt wie der Wind, um nicht des Löwen Fraß zu werden. Auf der Erdoberfläche geschehen eine reihe solcher Ereignisse.

Jedes Lebewesen ist bemüht, dass ihm anvertraute Leben zu bewahren. Zum Schutze des eigenen Lebens findet ein immerwährendes Ringen statt. Die ihren Schöpfer vergessenden und ihr Ego für sich zum Gott erklärenden Menschen, die für das eigene Interesse alles zu opfern bereit sind bezeichnen diese Anstrengung als einen Kampf. Eigentlich ist in dieser Bekämpfung eine gegenseitige Hilfestellung zugrunde gelegt. Das Ausmaß dieser Dienstleistung bewahrheitet sich durch folgende Tatsache. Das Jägertier erbeutet in der Regel nur die schwachen, alten oder die kranken Tiere. Einer gesunden Antilope zum Beispiel ist die Schnelligkeit gegeben vor dem Löwen davonzulaufen, um dem Löwen somit keine Beute zu werden. Von den knapp eine Million Eiern, die ein Fisch in einem Jahr legt, sind nur die schwächsten und kränksten für die großen Fische als Futter bestimmt. Somit dienen die Jäger sozusagen als „Müllmänner“ und bewahren somit indirekter Weise die Gattung der gejagten Tiere vor gefährlichen und übertragbaren Krankheiten.
Dass dies so ist versteht sich daher, dass sowohl die Gattung der Jäger als auch die der Gejagten aufrechterhalten bleibt und dass die Anzahl der gejagten immer größer ist als die der Jäger.

Eigentlich sollte man das Universum als ganzes betrachten und diese Geschehnisse als Teile dessen sehen. Das Universum weist uns auf das Dasein eines Schöpfers hin und darauf, dass Er das mit einer bestimmten Absicht erschaffen hat. Fazit, dass was die unachtsamen Leugner als Kampf betrachten, ist in Wirklichkeit eine wechselseitige Unterstützung, die zur gegenseitigen Erhaltung dient.

In diesem Universum sind auch Kämpfe enthalten und auch in den Bereichen von dem eben die Rede war. Die sichtbaren Kämpfe des täglichen Überlebens lassen aber nicht darauf schließen, dass das Leben im Allgemeinen ein einziger Kampf ist. Weil ihnen aber die eigentlichen Bezeichnungen dessen entfallen sind, lenken das Ego und der Teufel diese Menschen zu Fehlschlüssen.

Alles, was da ist im Kosmos, unterstützt sich gegenseitig, steht in einer Art Dialog miteinander. Das Subsidiaritätsverhältnis (unterstützende Verhältnis) aller Geschöpfe untereinander zeigt uns, wie sie alle von der Sorge des Einen und Einzigen gehalten sind, der alle Dinge lenkt und leitet, verwaltet und regiert, der über alles verfügt und befiehlt, des Herrn in dessen Dienste sie alle gestellt sind.
Denn angefangen von der Sonne, die auf Befehl ihres Herrn allen Lebewesen zubereitet, wessen sie bedürfen, über den Mond, der uns zu unserem Kalender dient, bis hin zu Licht, Luft, Wasser und Nahrung, eilen sie alle den Lebewesen zur Hilfe.

Und weiter eilen die Pflanzen den Tieren zur Hilfe. Die Tiere eilen den Menschen zur Hilfe. Ja sogar die einzelnen Organe des Körpers unterstützen sich gegenseitig. Bis schließlich am Ende selbst die Vitalstoffe den Zellen des Körpers zu Hilfe Kommen.

So zeigt nach dem Grundsatz der Subsidiarität alles Geschaffene, selbst die tote, starre Materie, in der gegenseitigen Hilfeleistung, dass alles unter dem Gesetz der Freigiebigkeit, dem Grundsatz der Liebe, dem Prinzip der Barmherzigkeit in großer Weisheit und Freigiebigkeit einander zur Hilfe, einander auf den gegenseitigen Hilferuf antwortet, einander Halt und Stütze bietet und beweist dadurch offensichtlich, dass (alle Schöpfung) Diener und Beamter und zugleich auch ein Kunstwerk des Einen, Einzigen und Alleinigen, Einzigartigen und Unvergleichlichen, Allmächtigen, Allwissenden, Allbarmherzigen, des Vollkommenen-Freigebigen und Einen, der da notwendigerweise sein muss, ist.
Nun also denn, oh du armseliger, verlorener Sophistiker! Was hast du nun zu diesem gewaltigen Fenster zu sagen? Meinst du etwa, dass dein „Zufall“ all dies zu bewirken vermöchte?
(Zehntes Fenster des Dreiunddreißigsten Wortes aus dem Risale-i-Nur Gesamtwerk von Bedüizzaman Said Nursi)

 

12 Darf man nachdem man den Islam verlassen hat wieder zum Islam zurückkehren?

ein Muslim hat damit, dass er das Christentum gewählt hat, den Islam verlassen. Er kann jedoch Buße tun und mit großer Reue wieder in den Islam eintreten. Mit der Gnade Gottes und einer aufrichtigen Reue und Buße ist dies möglich und seine Sünden werden vergeben.

Die Lobpreisungen im ehrenwerten Qurʾān auf diejenigen, die Buße tun (9/112) und dass Gott die Diener liebt, die bei ihm Gnade suchen, (2/222) sind Indizien dafür, dass Gott die Buße annimmt. Der Prophet (s.a.s.) erklärt wie wertvoll für Gott die Buße des Menschen ist:

Die Freude Gottes über die Buße seines Dieners könnte man folgend vergleichen: Ein Mann hat seine Ration und sein Beutel mit Wasser auf sein Kamel gepackt und hat so seine Reise angetreten. Endlich erreichte er eine geeignete Stelle und wurde müde, so kam er runter vom Kamel und rastete unter einem Baum. Als er aufstand sah er, dass sein Kamel verschwunden war, er rannte auf verschiedene Hügel um ihn vergeblich zu suchen und so lag er sich ermüdet unter dem Baum hin um wieder zu schlafen. Als er wieder aufwachte sah er, wie sein Kamel wieder bei ihm war, da stand er auf und klebte förmlich am Seil des Tieres und er war so dermaßen erfreut, dass er sich sogar versprach und sagte: „O Allah! Du bist mein Diener und ich dein Schöpfer“ (Buhârî, Deavât 4; Müslim, Tevbe 3)

Die Freude Gottes über die Buße seines Dieners ist so groß, dass sie die Freude des Mannes übersteigt, der sein wertvolles Kamel wiederfand und sich in voller Freude versprach.

Damit die Buße angenommen wird, gibt es einige Bedingungen. Diese Bedingungen weisen aber je nach Art der Sünde Unterschiede auf. Es wird bei der Tilgung der Sünde und bei der Buße unterstrichen, wie wichtig es ist, gegenüber wem die Sünde denn gilt. Aus dieser Perspektive kann man die Sünden in zwei Kategorien fassen.

1. Sünden gegenüber dem Recht Gottes:

Die Buße bei Sünden gegen Gott weist drei Bedingungen auf:

a. Die Tat der Sünde zutiefst bereuen. Wenn der Mensch mit seinem Gewissen versteht bzw. entscheidet dass die jeweilige Sünde etwas Schlimmes war und die Bände zwischen Gott und ihm verletzt, macht sich ein Gefühl der Unruhe und der Reue über seinem Herzen breit. Der sündigende Diener gesteht seine Sünden an der Forte der Buße, er schüttelt die Unruhe und die Reue ab und kommt zu Gott mit einem aufgewecktem Herzen und einer aufgeweckten Seele. Die angesprochene Unruhe ist ein treibender Faktor, bei der Buße einer Person. Die Reue ist die erste Bedingung der Buße. Die Buße ist die Reue selbst, ohne die Reue kann man nicht über die Buße sprechen. So hat auch der Prophet (s.a.s.) auf die Wichtigkeit dieses Aspektes hin folgendes gesagt:

Die Buße ist Reue. (İbn Mâce, Zühd 30; Ahmed b. Hanbel, Müsned, 1/376, 423)

b. Die Sünde, die Gegenstand der Buße ist, definitiv hinter sich zu lassen und nicht zu wiederholen. Die Buße in Form einer Herzensangelegenheit, eines Unbehagens oder eine vergossenen Träne, ist noch keine eindeutige Reue. Die Buße besteht somit nicht „nur“ aus einigen Gefühlsregungen. Im Gegenteil, die Reue ist eigentlich eine Reihe von Handlungen, die auf tief greifenden Gefühlen fußen. So muss eine Person die beispielsweise Buße tut, sich von der von Gott verbotenen Sünde gänzlich abwenden und nach Vermögen die Gebote Gottes erfüllen. Die Sünde die er bereut, darf er nicht wiederholen. Eine Person, die jene zu bereuende Sünde wiederholt, steht im Zwist mit sich selbst. Diese Haltung passt nicht zu der Buße und dem damit einhergehendem Versprechen gegenüber Gott. Die sofortige Distanzierung von der Sünde und dass man sie nicht wiederholt, würde hingegen die Entschlossenheit in der Buße darlegen.  

c. Die Entscheidung nach der Buße die Sünde auf keinen Fall zu wiederholen. Damit die Buße der Person, die ihre vergangenen Sünden bereut, auch wirkungsvoll ist, muss sie diese Entscheidung eindeutig machen. Da dies eine Entscheidung im Herzen ist, weiß nur Gott eindeutig um dessen Zustand. Daher können wir als Menschen nicht über die Wahrhaftigkeit der Buße anderer Personen urteilen. Damit diese Buße ihre Wirkung beibehält muss der Diener seinem Schöpfer das Versprechen abgeben, die Sünde nie wieder zu tätigen.

2. Sünden gegenüber dem Recht der Menschen:

Die Buße bei Sünden dieser Art weisen vier Bedingungen auf. Mit den bisher genannten Bedingungen ist die zusätzlich hier auftretende vierte Bedingung: Der Person, dessen Recht man verletzt hat, ihr Recht zu erstatten und sie um Verzeihung zu bitten.
Wenn das verletzte Recht materieller Natur ist, kann man folgende Fälle beobachten.

a. Zu Unrecht angeeignetes Gut. Wenn das zu Unrecht angeeignete Gut noch vorhanden ist und der ursprüngliche Besitzer bekannt ist, müsste dies wiedergegeben werden. Man kann die Schuld nicht heimlich durch eine Buße versuchen zu tilgen. 

b. Gestohlenes Gut. Wenn das gestohlene Gut noch vorhanden ist, aber der Besitzer unbekannt ist, kann das gestohlene Gut als eine Almosengabe z.B. für einen öffentlichen Dienst abgegeben werden.

c. Wenn man das zu Unrecht erstandene Gut anderer schon seit vielen Jahren hat und die Besitzer nicht klar sind, sollten diese Güter auch als Almosengabe in den öffentlichen Dienst gestellt werden  

d. Güter, die der Täter bereits verbraucht oder ausgegeben hat. Wenn die Möglichkeit gegeben ist, sollte man beabsichtigen, den entsprechenden Gegenwert, exakt oder ungefähr, dem ursprünglichen Besitzer auszuhändigen. Wenn dies trotz aller Mühen nicht gelingt, darf man darauf hoffen, dass Gott diesen Übertritt am Recht der Mühen willen vergibt.

e. Wenn die Person nicht genau bestimmen kann, wieviel gestohlenes Gut sich in ihrem Besitz befindet, kann sie nach ihrem ehrlichen Ermessen einen passenden Teil des Vermögens aus der Hand geben, mit der Absicht den wahren Besitzern ihr Recht zu erstatten.

Wenn die Sünde für die man Buße tut, mit der Würde der Person und ihrer Lebensführung zu tun hat z.B. in Form von schlechten Nachreden: Wenn das gesprochene Wort noch nicht vom Betroffenen gehört wurde, tut man so Buße, wie man bei Gott Buße tut. Wenn diese gesprochenen Worte vom Betroffenen allerdings gehört wurden, muss man die Person aufsuchen und sie um Vergebung bitten.

Wenn man auf diese Weise als Sünder beschämt seinen Schöpfer um Vergebung anfleht und die angesprochenen Bedingungen erfüllt, wird Gott die Buße akzeptieren und es vermeiden sie leiden zu lassen.

 

13 Was ist die eigentliche Aufgabe von uns Menschen in dieser Welt?

das Gewissen und der Verstand peitschen unablässig mit folgenden Fragen auf das Menschenhaupt ein:


• Wer bist Du?
• Woher kommst Du?
• Wohin wirst Du gehen?


Die Gedanken und das Verhalten, der mit diesen Fragen konfrontierten Menschen, sind nicht besonders konform. Einige von ihnen haben ihre individuelle Interpretation dieser Fragen. Andere wiederum verfolgen Fehldeutungen von irgendwelchen Dilettanten und beten deren Thesen und Aussprüche nach.

Sowie ein konkaver Spiegel die Tatsachen verkehrt wiedergibt, so ist auch ein ständig mit falschen Ansichten zugerichteter Verstand nicht im Stande die Wahrheit als solche zu erkennen. Durch die Angewohnheit der verkehrten Ansichten, resultiert folglich der feste Glaube daran, dass immer die anderen falsch liegen und auf dem Holzweg sind. Jedoch ist das Gewissen dieser Menschen nicht zufrieden gestellt durch derartige Besinnungen. Sie betrachten sich weiterhin als allein gelassene Waisen in der Savanne dieses Universums. Sie gelangen nicht in den Segen zu wissen, dass sie nicht herrenlos sind und erlangen auch nicht dessen Genuss. Ihr Gewissen und ihr Verstand wird sie immer unruhig stimmen. Die Schandtat und die Pein in ihren Seelen, läst irgendwie nicht nach.

Einige interessiert diese Art Fragen überhaupt nicht. Sie lassen die vom Verstand und Gewissen aufdrängenden Fragen außer Acht. Gleichwohl was die anderen sagen, diese lesen nur das was sie kennen. Sie verschwenden ihre (wertvolle) Zeit mit ausschweifenden Vergnügungen, täglichem Geschwätz (Klatsch) und ergebnislosen Streitigkeiten. Sie haben eigens einen Weg gefunden ihren geistigen Hunger zu umgehen. Der Grund ihrer mentalen Sättigung ist das Nichtgedenken ihres geistigen Hungers. Aber diese notdürftigen und hinfälligen Maßnahmen können und werden die Seele nicht im Geringsten zufrieden stellen.
Solche Menschen werden von kleinsten Unglücken schwer erschüttert und von kleinster Not schon erdrückt. Bei einer Konfrontation mit einem unheilvollen Schicksalsschlag, ist sofort ein Klageschrei von ihnen zu hören. Eigentlich fürchten diese Art Menschen nur das Nachdenken. Als könnte ihr Wohlbehagen abhanden kommen, wenn sie ein wenig ihren Kopf anstrengen und über das Leben, den Tod, das Diesseits und das Jenseits nachdenken würden. Diese Leute Sind scharf drauf sich selber zu täuschen, und wenn sie zusammenkommen gründen sie eine Gedankenschule. Sie sagen:„Sei unbekümmert; mach´ Dir keine Sorgen; ärgere Dich nicht; ach komm´ stell´ dich nicht an!“

Sie befinden sich auf einem 100.000 km/h schnellen, rasenden Planeten und sie kümmert es nicht wohin sie reisen oder gehen. Diese Sorglosigkeit wird dann „Lebensphilosophie“ genannt, daran geglaubt und sich angeeignet. Und wenn jemand ihre Lebensphilosophie anzweifelt oder kritisiert, so entgegnen sie folgendes:„Man lebt nur einmal!“ oder „In welchem Jahrhundert lebst du denn?“ Leider ist diese Weltansicht, wie ein Lauffeuer, in aller Munde. Sie versuchen mit Hohn und Spott die Wahrheit zu verdrängen und darin verbleiben sie. Sie lenken sich selbst ab und verharren in diesem Zustand. Sie überlegen nicht. Das einzige was sich ändert ist die Zeit und der darin sich befindende Mensch. Die Erde wird sich weiterdrehen und ihre Aktivität wird den gleichen Gesetzmäßigkeiten Folgeleisten, wie zuvor auch. Ein Blatt wird immer grün, der Schnee immer weis, der Löwe immer eine reißende Bestie und das Schaaf immer zahm sein. Das wissenschaftliche und industrielle Fortschreiten, lässt den heutigen Menschen leider sich selbst vergessen. Die den Menschen zum Menschen machenden Werte hätten gleichwohl bewahrt werden sollen, egal wie sehr sich die Wissenschaften entwickeln. Ethik und Moral waren zu jeder Epoche angesehene Tugenden, während schändliches Benehmen immer schon als abscheulich galt. Wieso auch immer, wird das heute nicht mehr so gebraucht.

Es existiert ein Verhältnis zwischen dem wissenschaftlichen Anstieg und dem moralischen Verfall. Je größer nämlich die wissenschaftliche Ausdehnung, desto niederträchtiger ist die moralische Ansicht und Lebensweise in der Gesellschaft.
Diese Lebensweise wird den Menschen (förmlich) hinterhältig als Richtig suggeriert und vorgelebt. Folglich resultierte daraus eine heutige Gesellschaft (Generation)von industriell Fortgeschrittenen aber moralisch Niveaulosen. Somit entstand eine Generation, die sich diese westlichen Tugenden aufgegriffen und angeeignet haben.

Eine weitere Gruppe von Menschen gibt es noch. Das sind Lesende, Nachsinnende, Fragenstellende, Lernende und am Ende auch begreifende Menschen. Weder die Menschen sind Herrenlose, noch ist diese Welt ohne Besitzer. Jedes Geschöpf ist Plan eines Schicksals und aus der Wirkung einer Kraft hervorgetreten. Das Auf – und Untergehen der Sonne, das Kommen und Gehen jedes Lebewesens, wird in einer vollkommenen Ordnung und mit unendlichem Wissen vollzogen. Die Sonne, der Mond und die Sterne sind Untertanen einer unendlichen Kraft. So ist auch der Mensch, wie die Nachtigal und die Rose untertan einer Anordnung. Es gibt Einen, der das Kommende bringt und alles Gehende versendet. Einen der die Sterne stillhält, die Planeten dreht, die Menschen führt und die Fische schwimmen lässt.
Das alles macht Er, der Wissen und Macht, Willen und Weisheit hat.

Diese letzte Gruppe von Menschen sind Diener Gottes, die aus der Seelenwelt auf die Erde herab gesandt sind, um die Prüfung zu bestehen, das Wohlwollen Gottes und das Paradies zu erlangen. Diese sind sich ihrer Aufgabe und Bestimmung bewusst, so bewegen sie sich in Richtung „Heimat des Friedens“. Diese sind glückselige Besucher.

 

14 Kommt ein Muslim, der das Pflichtgebet nicht regelmäßig verrichtet, jedoch Gott gegenüber dankbar ist und gut zu seinen Mitmenschen ist, aufgrund des Unterlassens seiner Gebete in die Hölle ?

das Unterlassen des Pflichtgebets („ṣalāt“) zählt zu den großen Sünden und macht einen zum Sündiger, aber nicht zum Ungläubigen. Wenn Allah (c.c.) es wünscht vergibt er, wenn er es wünscht bestraft er dies.

Das Verrichten des Pflichtgebets hat gleich nach dem Glauben („Īmān“) die höchste Priorität. Daher wird im gnadenreichen Koran an nahezu 100 Stellen das Gebet thematisiert. Keiner gottesdienstlichen Handlung wird so viel Wert beigemessen, denn das Gebet stellt die nächste Beziehung zwischen dem Gläubige und seinem Herrn dar. Wer das Gebet unterlässt, der schwächt diese Beziehung und liefert sich seinem triebgesteuertem Ego und dem Teufel aus, was eine große Gefahr darstellt.

Alle Koranverse die das Gebet thematisieren, regen die Menschen zum beten an. Im Folgenden sollen einige Koranverse in ihrer ungefähren Bedeutung exemplarisch aufgeführt werden:

„Dieses Buch, an dem es keinen Zweifel gibt, ist eine Rechtleitung für die Gottesfürchtigen, die an das Verborgene glauben, das Gebet verrichten und von dem ausgeben, womit Wir sie versorgt haben.“ (Sura al-Baqara 2:2-3)

„Und sucht Hilfe in der Standhaftigkeit und im Gebet! Es ist freilich schwer, nur nicht für die Demütigen.“ (Sura al-Baqara 2:45)

„Verlies, was dir vom Buch (als Offenbarung) eingegeben wird, und verrichte das Gebet. Gewiß, das Gebet hält davon ab, das Schändliche und das Verwerfliche zu tun. Und das Gedenken Allahs ist wahrlich größer. Und Allah weiß, was ihr macht.“ (Sure al-Ankabūt 29:45)

„(…) und denjenigen (Gläubigen), die ihre Gebete einhalten.“ (Sura al-Muʾminūn 23:9)

„Sag zu Meinen Dienern, die glauben, sie sollen das Gebet verrichten und von dem, womit Wir sie versorgt haben, heimlich und öffentlich (als Spende) ausgeben, bevor ein Tag kommt, an dem es weder Verkaufen noch Freundschaften gibt.“ (Sura Ibrahīm 14:31)

Auch in den Überlieferungen werden wir oft über die Vorzüglichkeit und den Nutzen des Gebets informiert. Andererseits gibt es auch ermahnende Überlieferungen wie:

„Wahrlich, zwischen einem Menschen und dem Unglauben liegt das Verlassen des Gebets.“ (Muslim, Īmān, 134; Abū Dāwūd, Sunna, 15)

„Der Vertrag zwischen uns und ihnen (den Heuchlern bzw. Ungläubigen) ist das Gebet.“ (Tirmiḏī, Īmān, 9; Nasāʾī, Ṣalāt, 8)

Zur Erläuterung derartiger Überlieferungen erklären die islamischen Gelehrten, dass hierbei jene gemeint sind, die die Verpflichtung zum Pflichtgebet nicht akzeptieren beziehungsweise das Unterlassen des Gebets als legitim ansehen.

So heisst es sinngemäß im Radd al-Muḥtār von Imām Ibn ʿĀbidīn, dem großen hanafitischen Gelehrten, dass „derjenige, der die Pflicht des Betens leugnet, zum Ungläubigen („kāfir“) wird, wohingegen derjenige, der aus Fauhlheit und Beachtungslosigkeit das Gebet bewusst unterlässt, als Sündiger und Frevler („fāsiq“) gilt.“

Es ist also eine große Sünde das Gebet zu unterlassen. Dass das Ausführen von großen Sünden einen zum Ungläubigen („kāfir“) macht, wird nur in falschen, irrenden Strömungen außerhalb der ahl as-sunna wal-ǧamāʿa vertreten. Dennoch kann anhand des Prinzips „In jeder Sünde steckt ein Weg, der zum Unglauben („kufr") führt.“ gesagt werden, dass das dauerhafte Unterlassen des Gebets mit der Zeit zu negativen Einflüssen auf den Īmān, also den Glauben führen kann.

Das Pflichtgebet zu verrichten ist keine Bedingung für den Īmān, es als verpflichtende Handlung zu akzeptieren hingegen, stellt eine Bedingung des Īmān dar.
„Das Gebet ist die Säule der Religion.“ heißt es in einer Überlieferung. Demnach errichtet der Betende seinen Glauben und festigt ihn gleichzeitig, während der Nicht-Betende seinen schwächt und zu Grunde richtet.

Der Prophet (s.a.s.) kritisiert diejenigen, die das gemeinschaftliche Gebet (in der Moschee) bewusst vernachlässigen, sinngemäß wie folgt:

„Bei Gott, ich wünschte ich würde gebieten, dass gebetet wird und dann zum Gebet aufgerufen wird (Iqāma), alsdann ich jemandem gebiete der Gemeinde vorzubeten. Anschließend ginge ich mit einigen Männern, die Holzbündel bei sich haben, zu denjenigen, die das gemeinschaftliche Gebet unterließen, sodass ich ihre Häuser über sie niederbrennen könnte.“ (al-Muwaṭṭaʾ, Ǧamāʿa, 3; Ibn Māǧa, Masāǧid, 17)


Normative Regelung über das Verlassen des Gebetes:

Es herrscht Konsens darüber, dass jeder Muslim, der die geistige und geschlechtliche Reife besitzt (und im Falle von Frauen auch rein von Menstruationsblutung und Wochenfluss ist), zum Verrichten der täglichen Gebete verpflichtet ist. Wer diese Pflicht verleugnet, tritt aus dem Glauben aus, denn das Gebet ist sowohl durch Koranverse als auch Überlieferungen und den Konsens („iǧmāʿ“) eindeutig und klar geboten und vorgeschrieben. Wer aus Faulheit und Ignoranz das Gebet unterlässt, gilt als Ungehorsamer und Frevler.

Das Pflichtgebet zu unterlassen ist Grund für Pein sowohl im Diesseits als auch im Jenseits. Diesbezüglich gebietet der erhabene Allah (c.c.):

„Sie werden sich in Gärten befinden, und sie werden einander fragen nach den Übeltätern:  "Was hat euch ins Saqar-Höllenfeuer geführt?“. Sie werden sagen: "Wir gehörten nicht zu denjenigen, die beteten.“ (Sura al-Mudassir, 74:40-43)

„Es folgten dann nach ihnen Nachfolger, die das Gebet vernachlässigten und den Begierden nachgingen. So werden sie den Untergang finden,  Außer denen, die umkehren und glauben und Gutes tun. Diese gehen ins Paradies ein - und ihnen wird in nichts Unrecht getan.“ (Sura Maryam 19:59-60)

„Wehe nun den Betenden, denjenigen, die auf ihre Gebete nicht achten.“ (Sura al-Mā’ūn 107:4-5)

Und vom ehrenwerten Propheten (s.a.s.) wird sinngemäß überliefert:

„Wer das Nachmittagsgebet unterlässt, dessen Taten sind erfolglos.“ (Buḫārī, Mawāqit,13, 34; Nasāʾī, Ṣalāt, 15)

„Wer bewusst das Gebet vernachlässigt, den verlässt der Beistand Gottes und seines Gesandten.“ (Aḥmad ibn Ḥanbal, IV/238; VI/461)

„Wer das Freitagsgebet drei Mal aus Nachlässigkeit verpasst, dem versiegelt Allah (c.c.) sein Herz.“ (Nasāʾī, Ǧumʿa, 2; Tirmiḏī, Ǧumʿa, 7; Ibn Māǧa, Iqāma, 93)


Solange der aus Bequemlichkeit sein Gebet unterlassende Muslim das Gebet an sich nicht leugnet und abstreitet, tritt er nicht aus dem Glauben aus, sondern gilt als Sündiger und Frevler. Allein für die seelische Gesundheit eines Gläubigen und für das Jenseits ist das Gebet also die wichtigste Säule. Daher sollte man das Gebet nicht als Last sondern als Entlastung betrachten.

15 Das Opferfest - Eine Lobpreisung Gottes

 

Wir verbringen und verrichten das Opferfest jedes Jahr gemeinsam mit den hundert Tausenden unserer Glaubensbrüder die sich in der Pilgerfahrt befinden in einer Gelassenheit und Freude. Und mit diesen Anlass an diesen heiligen Tag, bitten wir Gott um materielle und geistige Entwicklung für die islamische Welt.

Mit den der Ausspruch zur Einheit und Lobpreisung Gottes und unsere Gebete und Opfer zeigen wir dem ganzen Universum wie dankbar wir sind Diener des Allmächtigen zu sein. Und wir erneuern unser Bekenntnis zu unserer heiligen Religion.

Das Opferfest erinnert uns an die Geschichte von den Propheten Abraham, der seinen Sohn Ismail Opfern soll. Dass sein Sohn auch zustimmt geopfert zu werden, zeigt ihre Loyalität gegenüber Gott. Aus diesen Grunde erlaubt es Gott den Propheten Abraham ein Tier, statt seinen eigenen Sohn zu schlachten. Das Opfern ist symbolisch und steht für diesen erfolgreichen Test dieser zwei Propheten.

Vor allem die Pilgerfahrer bereichern mit ihrer Pilgerfahrt und den Erinnerungen das Opferfest noch weiter und erleben so eine noch größere Freude.

An den religiösen Feiertagen haben die Gebete, die unsere Schulden sind an unseren Schöpfer, einen anderen Stellenwert. An diesen Tagen beten wir nach dem Morgengebet, auch ein Festtagsgebet. Selbst die Menschen die einen sehr schwachen Glauben haben kommen zu diesem Gebet, das mit der Gemeinde verrichtet wird. Denn das Festtagsgebet ist ein fester Bestandteil der Gesellschaft geworden und ist eine schöne Tradition.

Während dem Gebet ist sich jeder bewusst, egal welchen weltlichen Rang sie tragen, oder wie reich sie auch sind, dass sie nur Diener des Allmächtigen und Barmherzigen sind.

Mit Lobpreisungen verkündigt er energisch seine Größe/Macht. Weiter verkündigt er mit Danksagungen seine glanzvolle Barmherzigkeit, die über den zahllosen Gnadengaben von ihm Ausdruck finden und das Herz des Gläubigen mit Dankbarkeit übersteigen lassen. Er öffnet seine Hände zum Gebet und fleht seinen Schöpfer an. Am Morgen des Opferfestes gedenkt er seinen Platz in einem Zeitstrahl der sich von der Vergangenheit bis zur Zukunft erstreckt und er will die Momente der Freude und des Wohls die aus seinem Glauben resultieren verewigen und dafür erfüllt er seinen Schwur als Untertan gegen seinen Schöpfer.

Auf der anderen Seite sind die Festtagsgebete der beste Beweis dass alle Muslime, die im Haus Gottes eine Reihe bilden, wahre Brüder im Glauben sind.

Egal wie Sündhaft oder fehlerhaft ein Bruder im Glauben ist, er ist immer noch ein Bruder. Ohnehin ist es der Geist der Brüderlichkeit, der von Generation zu Generation seit vierzehn Jahrhunderten den Geist des Islams beleuchtet und bis zum Tag des jüngsten Gerichts beleuchten wird.

Nach dem Festtagsgebet beglückwünschen sich die Menschen in Freude und gehen sofort ihrer nächsten Pflicht nach; dem Opfern des Tieres.

Das Tier Opfert man um Gottes Willen. Um die Nähe Gottes zu gewinnen, fängt man mit dem Gebet an und schreitet voran mit dem Opfern des Tieres. Der Gläubige spürt im inneren, dass zusammen mit dem Blut des Opfertieres, auch seine Sünden abfließen. Das beste Beispiel ein Opfer um Gottes willen zu erbringen, ist das Opferfest. Das Opfern ist ein Zeichen seiner Hingabe zu Gott.

Darüber hinaus ist das Opfern des Tieres eine Gelegenheit, sich und seine Familie vor aller Arten von Schwierigkeiten und Trübsal zu schützen.

Nachdem Schneiden des Tieres, kommt es zur Aufteilung des Fleisches. Ein Drittel des Fleisches geht an die Armen, ein Drittel an die Nachbarn und das verbleibende Drittel nach Hause zu Frau und Kind.

Somit zeigen sie neben der Pflicht gegenüber Gott, auch Verantwortung gegenüber den Mitmenschen. Die Gefühle der Liebe und Brüderlichkeit werden so weiter entwickelt. Und die Gefühle der Feindschaft und des Hasses verschwinden allmählich.

In diesem Zusammenhang der gottesdienstlichen Handlung, wird neben der Gewährleistung des Bedarfs an Nahrung der Armen, auch gleichzeitig die Solidarität zwischen Reich und Arm gestärkt.

Dass Millionen von Muslimen zur gleichen Zeit ein Opfer bringen, ist eine spektakuläre Ansicht. Das heißt es gibt so viele Menschen, die bereit sind nur durch einen einzigen Befehl ihres Herren, ihre ihnen gestellte Aufgabe zu erfüllen. Es ist nicht einfach sich vorzustellen welch spirituelle Größe dieser Gedanke und diese Vorstellung einem bringt.

Um Gottes Zustimmung zu erhalten, opfern die Menschen die dazu in der Lage sind ein Tier.

Auf der anderen Seite denken sich die Muslime und sagen sich gegen die Einwände der Menschen, die es nicht verstehen können folgendes:
„Auf der Welt werden täglich hundert tausende Tiere geschlachtet um den täglichen Bedarf der Menschen an Fleisch zu decken. Wenn dabei keine drastische Minderung der Zahl der Tiere zu Stande kommt, warum soll dies am Opferfest der Fall sein? Die Zahl der geschlachteten Tiere zum Opferfest übersteigt keineswegs die Zahl der sonst geschlachteten Tiere zu dem Zeitraum. denn die Metzger schlachten zu diesem Zeitraum auch viel weniger Tiere, da sie durch das Opferfest dies bereits abdecken.“

Während des Opferfests spielt auch neben der Verteilung des Opferfleisches, auch die Abgabe von Spenden und Almosen eine große Rolle. Nach dem Festtagsgebet ermutigte unser ehrenwürdiger Prophet (s.a.s.) der Gemeinde, Almosen abzugeben. Insbesondere bei den Frauen beharrte er auf die Almosen und ermutigte sie, das durch die Abgabe ihrer schönsten Schmucke zum Opferfeste, eine Gelegenheit ist für die Vergebung ihrer Sünden. (Müslim. Salatü'l-İydeyn:9)

Essen, Trinken und andere Menschen einladen, gehört zu den schönen Dingen die bei religiösen Feiertagen gemacht werden. An diesen Tagen ist das Fasten verboten.

Nach einer Überlieferung sagte unser Prophet: „die Tage des Miteinanders sind Tage der gemeinsamen festlichen Speisens“. (A.g.e., Sıyam:144)

In diesem Zusammenhang werden die im Gebet gesprochenen Lobpreisungen („tašrīk takbīr“) auch als Tage der Lobpreisung genannt. An diesen Tagen soll man essen, trinken, jubeln, Freude haben und es auch zeigen. Besonders an diesen Tagen Kindern eine Freude zu bereiten entspricht der Sunna.

Da die Festtage ein Anlass der Freude und Heiterkeit sind, ist es auch gestattet legitime Spiele die frei von Sünden sind zu spielen. (A.g.e., Salatü'l-İydeyn: 4) Denn es ist ein Zeichen der Ausgelassenheit und Freude des Geistes. Dieses sollte mein auch zeigen.


Allerdings sollte man in Maßen seine Freude darstellen und zelebrieren. Das Gewicht sollte man auf die Lobpreisung und andere gottesdienstliche Handlungen legen.Somit werden die Freuden die man erlebt zu einer Danksagung gegenüber der Gnadengaben und mit diesen Danksagungen werden die Gnadengaben auch immer mehr. Den wie es auch geschrieben steht: „Wenn ihr dankbar seid, werde Ich euch ganz gewiss noch mehr (Gunst) erweisen.“ (14/7). Wohingegen die Freuden die man in Achtlosigkeit erlebt nicht von Dauer sind. Nach diesen Freuden bleibt nur noch die Trauer dass es diese Freude vorüber ist. Somit sollte man darauf achten, dass man denjenigen nicht vergisst der diese Gnadengaben ermöglicht und ihn Danken, damit die Gnadengaben beständig bleiben.

Zu den schönen und lobenswerten Handlungsweisen am Opferfest gehört; Am Morgen des Festes früh aufstehen, die Ganzkörperreinigung vollziehen, die Zähne (mit dem Misvak) reinigen, wohlriechende Düfte auftragen, sich sauber und schön anziehen, sich und andere erfreuen, seinen Nächsten Geschenke machen, die Nacht mit Gottesdiensten verbringen, ggf. sein Fasten mit dem Fleisch des Opfertieres brechen, auf der Rückkehr von der Moschee einen anderen Weg nach Hause gehen als sonst, die anderen Gläubigen beglückwünschen, die Familie und insbesondere die Kinder mit Geschenken erfreuen. Die gemeinsam gesprochenen Lobpreisungen sind bis zum Nachmittagsgebet des vierten Tags des Opferfestes zwingend.

16 Der Ramadan - Der Monat der Gebete

Der Gebetsmonat Ramadan

Das Gebet ist die vertraute Grundlage des Gläubigen. In jeder Phase des Lebens am Gebet festzuhalten und bei der göttlichen Barmherzigkeit Zuflucht zu suchen, ist eine der Eigenschaften die ein Gläubigen von anderen Menschen unterscheidet. Das Gebet wird in jeder Situation des Lebens verinnerlicht.

Sei es beim Schlafengehen, morgendlichen Aufstehen, vor oder nach dem Essen, Verlassen des Hauses, Begrüßen des Freundes, kurzum in sämtlichen Lagen oder Handlungen, ist das Gebet des Gläubigen unabdingbare Angewohnheit. Die Quelle hierfür findet man in den Taten und Aussprüchen des Propheten Muḥammad (s.a.s.). Der Prophet (s.a.s.) verrichtete Gebete in sämtlichen Lagen und Handlungen und gebot auch dies den Gläubigen. Denn das Gebet ist ein Vehikel welches uns unseren Herrn näher bringt.

Ein Gläubiger der das Gebet als ein Fundament anerkennt, wird in Zeiten von Fülle und Überfluss seinen Schöpfer gedenken und mit Dankbarkeit erfüllt sein und diese durch seinen Lobpreis zum Ausdruck bringen. Und in beklemmenden und bedrückenden Zeiten wendet er sich flehend und Hilfe suchend nur an Ihn. Denn das Gebet ist ein unzertrennliches Band zwischen dem Gläubigen und seinen Herrn.
Der Allmächtige will, dass der Gläubige Ihn jeder Zeit bittet und anbetet:

Und wenn Meine Diener dich nach Mir fragen (sprich): «Ich bin nahe. Ich antworte dem Gebet des Bittenden, wenn er zu Mir betet. So sollten sie auf Mich hören und an Mich glauben, auf daß sie den rechten Weg wandeln mögen. (Sura al-Baqara 186)

Dies ist immer so. Jedoch gibt es Zeiten in denen man der Akzeptanz der Bitte sehr nahe ist. Es sind segensreiche Zeiten wie Freitags in einem bestimmten Zeitfenster, Kandil Nächte und die Nacht der Bestimmung („laylatu-l-qadr“), und die Nächte im Monat Ramadan die die erste Reihe einnehmen. Eine große Anzahl von Überlieferungen berichten von dieser frohen Kunde.

Dem gemäß zeigt sich zu solchen Zeiten die göttliche Barmherzigkeit im Überfluss. Und so vermag der Gläubige, mit der für die Annahme des Gebetes notwendigen Aufrichtigkeit, ein Leben als echter Gläubiger zu leben und so die Stellung eines vom Schöpfer anerkannten Geschöpfes zu erreichen.

In den Überlieferungen wird auf diese Bedeutung hingewiesen und der Gläubige zum Gebet angespornt:

In der ersten Nacht des Ramadan werden die Paradies Tore geöffnet. Jede Nacht bis zum Morgen lädt ein beauftragter Rufer ein: Gibt es keinen der für seine sündhaften Verfehlungen um Vergebung bittet? Niemand der bereut, damit Allah (c.c.) seine Reue annimmt? Niemand der in Form von Bittgebeten erfleht, auf dass man Ihm antwortet? Keiner der etwas für sich erwünscht, so dass man es Ihm gleich erfüllt? (Müsned, 4:22)

In einer authentischen Überlieferung des Propheten (s.a.s.) wird folgendes gesagt:

Es gibt drei Personen, deren Gebet nicht zurückgewiesen wird: Das Bittgebet eines gerechten Herrschers/Richters, des bis zum Fastenbrechen Fastenden und des Unterdrückten. (İbni Mâce, Siyam:,48)

Unser Prophet (s.a.s.), der in allen den Islam betreffenden Themen stets das höchste Vorbild vorgelebt hat, hat im Ramadan seine gottesdienstlichen Handlungen und Gebete vermehrt. Des Weiteren hat er die Gläubigen, indem er sie bewirtete und beschenkte, dazu angespornt ihre Gebete zu vermehren.

Von Anfang bis zum Schluss ist es göttliche Barmherzigkeit, die im Monat Ramadan die Zeit kurz vor dem Fastenbrechen zu einer Besonderen und Wertvollen macht. Die Bedeutung dieser außergewöhnlichen Zeitspanne in Bezug auf das Gebet wird durch folgende Überlieferung des Propheten (s.a.s.)zum Ausdruck gebracht:

Das Gebet eines Fastenden kurz vor dem Fastenbrechen wird nicht abgelehnt. (Tirmizi,Daavat,129)

Von ʿAbd Allah ibn ʿUmar (r.a.) ist überliefert dass der Prophet (s.a.s.) vor dem Fastenbrechen des öfteren folgendes Gebet sprach:

Oh mein Herr, um deiner alles umfassenden Barmherzigkeit Willen, sei gnädig mit mir und vergebe mir. (İbni Mâce, Sıyam, 48)

In diesem Gebet, des vor Fehlern und Sünden bewahrten Propheten (s.a.s.) liegt ein Zeichen und ein wegweisender Sinn. Der Prophet (s.a.s.) hat mit dieser Form des Gebets den Gläubigen einen bedeutenden von vielen schönen Wegen gezeigt, wie man das wertvolle Zeitfenster des Fastenbrechens mit dem Verrichten von Gebeten um Vergebung nutzt. So ist es die Annahme solch aufrichtiger Gebete, die zu Zeiten des Fastenbrechen und der Dämmerungen (Morgen-/Abenddämmerungen) verrichtet werden, den Gläubigen von seinen Sünden befreien sowie die Seele und die geistige Spiritualität von Ihren Verfehlungen reinigen.

So gesehen versucht ein gewissenhafter Gläubiger, der sich in diesem Meer von zahllosen Gelegenheiten befindet, auf größtmögliche Weise von diesem zu profitieren. Er versucht in dem gesegneten Monat, in dem die Annahme der Reue, das Vergeben der meisten Sünden und das Erfüllen der Wünsche ihren höchsten Platz haben, mit jeder sich ihm bietenden Möglichkeit bei seinem Herrn Zuflucht zu suchen. In dem Monat der Barmherzigkeit, verrichtet er die schönsten Gebete, Segenswünsche und wiederholt seine Wünsche so oft er die Gelegenheit dazu findet; sich an die Gebete aus dem Qurʾān  und aus der Sunna haftend, versucht er sich Allah (c.c.) ein wenig zu nähern. 

 

17 Was passiert mit unseren Verwandten die ein sündiges Leben geführt haben im Jenseits?

zunächst gilt es zu sagen, dass keiner das Unbekannte wissen kann, außer Gott. (vgl. Sura al-Anʿām 59 und Sura an-Naml 65). Es wäre also für uns Menschen anmaßend ein finales Urteil darüber zu fällen, wer wie zu beurteilen ist. Wir können aber gemäß den Richtlinien die Gott uns im Qurʾān mitteilt gewisse Tendenzen und Schlüsse ziehen, dafür muss man aber auch manche Eigenschaften Gottes besser kennenlernen.

Wir glauben an ein Gott dessen Barmherzigkeit größer als alles andere ist. Dies geht so weit dass Gott uns befehlt, nicht in Hoffnungslosigkeit zu verfallen, da er der Vergeber aller Sünden ist.

Sag: O Meine Diener, die ihr gegen euch selbst maßlos gewesen seid, verliert nicht die Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit. Gewiß, Gott vergibt die Sünden alle. Er ist ja der Allvergebende und Barmherzige (Sura az-Zumar 53).

Wir unterstreichen dabei den Begriff "Befehl" denn das Gebet stellt eine Säule des Islam dar und stellt daher ein Befehl für alle Gläubigen dar. Technisch gesehen gibt es keinen Unterschied zwischen den Charakter diesem Befehls und den Befehl, Hoffnung im Herzen zu tragen. Einzig der Mensch der Gott mit vollem Bewusstsein ablehnt ist nicht verzeihbar aber jeder Gläubige, hat die Aussicht auf Vergebung, da Gott dieses Versprechen deklariert. Dazu sehen wir uns einige Überlieferung an die die Reue ("Tawba") thematisieren.

"Der der Buße tut, ist so als ob er nicht gesündigt hat" (Ibni Mace)

"Wo doch die Barmherzigkeit Gottes so weit ist, wie kann man da die Hoffnung an seine Barmherzigkeit verlieren?"

Man sieht also dass die Hoffnung nicht nur ein Geschenk Gottes ist, sondern auch ein integraler und unabstreitbarer Bestandteil der Religion ist. Es ist uns fern zu glauben dass Gott seine Schöpfüng erschaffen hat um mit ihr die Hölle zu füllen. Dafür braucht Gott nicht erst das Leben zu schenken, zumal die Erschaffung des Lebens als Ganzes schon ein unglaublicher und mit Worten kaum beschreibbarer Ausdruck der Barmherzigkeit ist. Nichts was wir tun oder leisten könnte Gott von Nutzen sein, Gott hat keinen Nutzen an uns. Das einzige was uns Aufrecht erhält ist die Barmherzigkeit Gottes.

Gott hat nicht gewisse Menschen für die Hölle erschaffen sondern die Hölle für gewisse Menschen erschaffen. Ein Staat baut auch kein Gefägnis auf, um es anschließend willkürlich mit passend erscheinenden Menschen zu füllen. Für den Eintritt in dieses Gefängnis muss man sich erstmal qualifizieren, indem man eine entsprechende Straftat begeht. So ähnlich hat Gott auch die Hölle erschaffen, eben für solche Menschen, die sich dafür qualifizieren. Den Himmel erlangt man nicht durch die reine Summe guter Taten. In Den Himmel findet man erst Einlass, wenn man sich dafür mit seiner Glaubenshaltung qualifiziert. Die tugendhafte Arbeit bestimmt dann Weiteres wie etwa den Rang im Himmel und den Grad oder Form an Genuss. Ein sehr gut ausgebildeter Muslim würde im Himmel z.B. die Lesezirkel der Propheten intensiver genießen als ein weniger gebildeter Muslim. Als Muslim finden aber beide Einlass in den Himmel, daraus bildet sich folgender wichtiger Grundsatz;

"Die Ideologie bestimmt den Raum, die Taten bestimmen den Rang."

Zu denken dass, eine Sünde so groß ist, dass sie die Barmherzigkeit Gottes überschreitet wäre daher sehr gefährlich und nicht zuletzt ein Fehltritt im Glauben.

18 Obwohl wir manchmal genau wissen was wir tun und lassen sollen oder erahnen dass es falsch ist was wir machen, folgen wir trotzdem unseren Trieben und Gelüsten. Haben wir als Diener Gottes dann versagt?

um diese Frage zu erörtern müssen wir zunächst verstehen was den Menschen grundlegend ausmacht und wie seine Beziehung zu Gott aussieht. Dazu schauen wir uns entsprechende Verse an:

Wir haben den Menschen ja in schönster Gestaltung erschaffen, hierauf haben Wir ihn zu den Niedrigsten der Niedrigen werden lassen, außer denjenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun; für sie wird es einen Lohn geben, der nicht aufhört. (Sura at-tīn 3-6)

Der Mensch ist sozusagen die Krone der Schöpfung Gottes und daraufhin wird er immens herabgestuft, er kann jedoch seinen ursprünglichen Status sozusagen wahren indem er das Richtige und von Gott gewollte tut. Dieser Vers beschreibt die Schöpfungsgeschichte des Menschen und seinen Weg zu Gott. Es ist eine Prüfung die der Mensch zu Lebzeiten ablegt und hierbei geht es um Auf- oder Abstieg. Denn der Mensch ist ursprünglich bei Gott und der Himmel ist seine eigentliche Heimat. Er ist zunächst ohne Sünde. Somit ist er zu Beginn seiner Schöpfung auf der höchsten Stufe. Er wird aber in der Erde leiblich geboren und so beginnt seine Reise mit seinem irdischen Leben. Die Welt und das Diesseits ist im Vergleich zum Jenseits und zum Himmel unrein, sündhaft und mit Makeln übersehen. Wenn der Mensch die Krone ist, dann ist die Welt eine verregnete und dreckige Schlammpfütze in der er sich wiederfindet. Klar ist dass er zu Höherem bestimmt ist. Entweder findet er sich aber damit ab und begibt bzw. bleibt auf diesem Niveau oder er bestrebt den Willen Gottes und findet somit zu seinem ursprünglichen Glanz und seiner Heimat zurück. Der Mensch weist somit das Potenzial auf empor zu steigen oder aber auch ins Bodenlose zu fallen. Es ist vor allem die Beziehung zu Gott die diesen Werdegang des Menschen ausmacht:

Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem. (Sura al-Ḥuǧurāt 13)

Die Beziehung zu Gott wird vor allem durch die Frömmigkeit und Gottesfurcht des Menschen ausgemacht. Dabei zählt es nicht welche Farbe oder Form der Mensch hat, welchem Geschlecht er angehört, ob er reich oder arm ist. Das sind alles weltliche Etiketten, bei Gott zählt aber nur der Glauben und die Taten des Menschen, die er durch seine Frömmigkeit zum Ausdruck bringt:

An dem Tag, da weder Besitz noch Söhne (jemandem) nützen, außer, wer zu Allah mit heilem Herzen kommt. (Sura aš-Šuʿarāʿ 88-89)

Der Glauben und die Frömmigkeit sind also die bestimmenden Faktoren, die die Beziehung zwischen Gott und Mensch ausmachen, an der dann der Auf- oder Abstieg des Menschen bestimmt wird. Der Zweck des Menschen ist es letztendlich Gott zu dienen:

Und Ich habe die Djinn und die Menschen nur dazu erschaffen, daß sie Mir dienen. (Sura aḏ-Ḏāriyāt 56)

Die Beziehung zwischen Gott und Mensch ist gewissermaßen intim und privat denn jeder Mensch hat eine ganz eigene unverwechselbare Geschichte zu erzählen mit ganz unterschiedlichen Schwierigkeiten, Hoffnungen, Ängsten und Neigungen. Daher lässt es sich nicht generalisieren wer die Gunst Gottes erlangt und ob man Angst haben müsste weil man selber nicht so fromm ist wie ein anderer:

Gott erlegt keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag. (Sura al-Baqara 286)

Die Prüfungen die der Mensch also in seinen Lebzeiten zu Gesicht bekommt, sind auf ihn zugeschnitten und quasi so konzipiert dass er sie auch bestehen kann. Wir sind also mit dem befehligt was wir auch schaffen können und was wir eindeutig nicht erreichen können ist auch nicht Teil unseres Aufgabenbereichs. Für das was wir dann auch tun können aber bewusst unterlassen, gibt es keine Ausreden. Doch trotzdem erscheint der Mensch oftmals schwach und sündigt. Obwohl er solch eine ehrenvolle und große Aufgabe als Gottes Schöpfung und Diener hat, scheint er schon fast ignorant sein Leben zu führen und begeht quasi regelmäßig Fehltritte. Auch dies gehört zur Natur des Menschen:

Wir haben das anvertraute Gut den Himmeln und der Erde und den Bergen angeboten, aber sie weigerten sich, es zu tragen, sie scheuten sich davor. Der Mensch trug es - gewiß, er ist sehr oft ungerecht und sehr oft töricht. (Sura al-Aḥzāb 72)

Das Verkünden Gottes und die Aufgabe Gott zu dienen ist solch eine ehrenvolle und große Aufgabe dass nur der Mensch bereit ist sich dieser anzunehmen. Kein anderes Lebewesen ist so "qualifiziert" dazu Gott zu dienen und Gottes Willen zu vekündigen. Doch er ist sich der Gewalt dieser Aufgabe kaum bewusst und begreift dies nur mäßig, weswegen er immernoch in den Alltag hineinlebt und routiniert sein Leben lebt. Er ist vergesslich und abgelenkt. Gerade diese Natur ist es aber auch die es ihm überhaupt ermöglicht sich sozusagen an diese Aufgabe heranzuwagen, anders als der Rest der Schöpfung. Während der Rest der Schöpfung sich vor der anvertrauten Aufgabe scheut ist es der törichte und vergessliche Mensch der dies tut. Für den Menschen beginnt damit eine Art Kampf. Die Aufgabe, so wie auch die Konsequenzen von Recht und Unrecht sind groß. Der Mensch muss fotwährend sich seiner Aufgabe bewusst werden und gegen seine Triebe und Anlagen ankämpfen, die ihn von seiner eigentlichen Aufgaben als Diener Gottes wegführen können. Es geht dabei gar nicht darum keine Fehler zu machen, denn mit Fehltritten des Menschen ist zu rechnen, wie die Verse es andeuten. Denn die Anlagen und die Triebseele des Menschen verleiten ihn stets dazu bzw. er steht immer in dieser Versuchung:

Und ich spreche mich nicht selbst frei. Die Seele gebietet fürwahr mit Nachdruck das Böse, außer daß mein Herr Sich erbarmt. Mein Herr ist Allvergebend und Barmherzig. (Sura Yūsuf 53)

Jeder Mensch ist in dieser Hinsicht gleich und hat mit Gelüsten oder Versuchungen zu kämpfen, so spricht sich selbst der Prophet Hz. Yūsuf nicht frei davon. Der Frömmigkeit des Menschen stehen also die Versuchung seiner innersten Triebe und die Versuchung der Welt entgegen. Doch wie noch im selben Vers besagt wird, ist Gott allvergebend und barmherzig. Der Mensch darf also trotz vieler Fehler stets auf die Barmherzigkeit Gottes hoffen. Diese Eigenschaft Gottes ist stets präsent und absolut somit kann jeder Fehltritt des Menschen außer dem Unglauben vergeben werden:

Sag: O Meine Diener, die ihr gegen euch selbst maßlos gewesen seid, verliert nicht die Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit. Gewiß, Gott vergibt die Sünden alle. Er ist ja der Allvergebende und Barmherzige. (Sura az-Zumar 53)

Damit verspricht Gott den Menschen zu jedem Moment und gegenüber allerlei Fehlern Vergebung. Es herrscht sozusagen gar nicht die Erwartungshaltung dass der Mensch als Gläubiger ein fehlerfreies Leben führt. Wie in der Schule will der Lehrer schon fast dass die Schüler Fehler machen, damit daraufhin diskutiert werden kann und der Lehrer die Schüler anleiten kann. Es gehört zum Dasein des Schülers Fehler zu machen aus eben denen er lernen kann und darf. Durch Fleiß, Aufmerksamkeit und kontinuierliches Arbeiten erreicht der Schüler letztendlich aber das Ziel eine gute Note zu erzielen. Für den Lehrer ändert sich somit eigentlich nichts, er ist nicht auf den Schüler und seine Leistung angewiesen. Es ist aber das idealistische Interesse des guten Lehrers am positiven Werdegang der Schüler weswegen er sie fast unermüdlich begleitet und über die meisten ihrer Fehler hinwegsieht, wenn sie am Ende das Richtige tun und es auch zeigen. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch lässt sich in dieser Hinsicht recht gut mit der Beziehung des Lehrers zum Schüler vergleichen. Es ist keine zweckorientierte Beziehung und es ist auch kein Tauschgeschäft zwischen zwei Handelspartnern. Es ist die Gnade und Barmherzigkeit Gottes, die das menschliche Leben überhaupt erst ermöglichen entgegen aller Fehler. Der Mensch muss sich lediglich bemühen das Richtige zu tun und das beizubehalten und bei Fehlern muss er Buße tun und von seinen Fehlern lernen, damit er sie künftig nicht mehr begeht.

Dass der Mensch Fehler macht und sündigt kommt somit vor und ist gewissermaßen natürlich. Damit kann dies zwar nicht einfach schön oder weg geredet werden, es ist aber der größere Fehler zu denken, man sei frei von Fehlern und der unwürdige Abgrund der Menschheit weil man etwas getan hat was nach eigenem Ermessen ein großer Fehler war. Damit hat man die Barmherzigkeit Gottes missverstanden und begeht somit einen Fehler im Glauben, nämlich dass Gott die Tat nicht vergeben kann und die Sünde größer ist als die Barmherzigkeit. Der Aufruf zur Hoffnung seitens Gott ist nämlich oftmals als Imperativ geschrieben, es ist also ein Befehl Gottes nicht die Hoffnung zu verlieren und auf die Barmherzigkeit Gottes zu vertrauen. Unsere Fehltritte entfernen uns also nicht von Gott sondern bringen uns noch näher zu Gott:

Außer denjenigen, die nach alledem bereuen und verbessern, so ist Allah Allvergebend und Barmherzig. (Sura al-Āl-i ʿImrān 89)

Allah liebt die Reumütigen, und Er liebt die, die sich rein halten. (Sura al-Baqara 222)

Gottes Zuneigung gilt letztendlich nicht etwa denen die „perfekt“ sind sondern denen die um Buße und Reue flehen. Nicht zuletzt ist es das Ziel des Teufels den Menschen in Hoffnungslosigkeit und Missmut zu stoßen. Wenn der Mensch sich wegen solcher negativen Gefühle in die er sich ständig hereinsteigert von Gott abwendet, hat der Teufel sein Ziel erreicht.     

19 Was führt zu Kufr also Unglaube

zu den beunruhigenden Entwicklungen unserer Zeit gehören vor allem jene Taten und Bestrebungen von Menschen, die Zwietracht und Disharmonie in der Gesellschaft fördern. Seinen Nächsten ohne ausreichenden Grund mit dem Unglauben bzw. der Apostasie zu bezichtigen zählt zu derartigen Freveltaten.

Unser Prophet (s.a.s) sagt diesbezüglich in einer Überlieferung:

„Wenn jemand seinen Glaubensbruder zum Ungläubigen (Kāfir) erklärt, so wird einer von ihnen definitiv ein Ungläubiger sein. Wenn der Beschuldigte in Wirklichkeit gar kein Ungläubiger ist, so richtet sich der Unglaube (kufr) zurück auf denjenigen, der die Anschuldigung äußerte.“

Somit werden wir als Muslime davor gewarnt, unserem Nächsten aufgrund einer Sünde oder einer Tat den Glauben abzusprechen, auch wenn das Ego den Menschen dazu verleitet, in solchen Situationen große Sünden als Zeichen des Kufr zu betrachten. So sollte stattdessen bedacht werden, dass große Sünden einen nicht zwangsläufig zum Leugner (Kāfir) machen.

Die Frage ob das Begehen großer Sünden einen zum Ungläubigen macht wurde in den ersten Jahrhunderten des Islam von Gelehrten stark diskutiert. Während abgeirrte Randgruppen wie die Ḫāriǧiten jeden Sündiger zum Kāfir erklären und meinen, dass er auf ewig in der Hölle verweilen wird, geben die Muʿtaziliten bekannt, dass ein solcher Sündiger sich zwischen dem Glauben und dem Unglauben befindet und somit weder Gläubiger (Mu'min) noch Ungläubiger (Kāfir) sein kann. Aufgrund dieser irrtümlichen Art der Argumentation setzten diese Gruppen sich von der Hauptströmung der muslimischen Gelehrsamkeit ab und konnten sich nicht etablieren. Die Ahl as-Sunna wal-Dschamāʿa, welche die große sich etablierte Mehrheit der Muslime darstellt, widerlegte derartige unzureichende Hypothesen und Ansichten mit stichhaltigen Beweisen und Argumenten. Diesbezüglich gibt es eine ganze Reihe von Belegen und Quellen, von denen an dieser Stelle beispielhaft nur zwei angeführt werden sollen:

Der bekannte Gelehrte und Sufi Yaḥyā b. Muʿāẕ ar-Rāzī regt mit folgenden Worten zum Denken an:

,,Der Īmān löscht in einem Zuge den Kufr von 70 Jahren aus.
Wie kann es dann sein, dass ein Īmān von 70 Jahren in einem Zuge von einer einzigen Sünde ausgelöscht werden soll?“*

*(wenn beispielsweise ein älterer Nicht-Muslim im Alter von 70 Jahren in den Islam eintritt bzw. ein Muslim im Alter von 70 Jahren sündigt)


Bei den Ḫāriǧiten sind viele Fehlinterpretationen zu finden wie beispielsweise bei folgendem Vers:

„Diejenigen, die nicht nach dem urteilen, was Gott herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen.“  (Sura Māʾida 5:44)

Diesen Vers, den die Ḫāriǧiten so verstehen, dass jeder der sich Gott widersetzt wie etwa durch Sündigen zum Ungläubigen wird, kommentiert der berühmte Universalgelehrte Faḫr ad-Dīn ar-Rāzī mit einer Überlieferung die auf auf den Propehtengefährten Ikrima (r.a.) zurückgeht: „Die Aussage des erhabenen Allahs: ‚Diejenigen, die nicht nach dem urteilen, was Gott herabgesandt hat … ’ bezieht sich auf jene, die sowohl mit ihrem Mund als auch mit ihrem Herzen Allah leugnen. Was denjenigen betrifft, der im Herzen akzeptiert was Gottes normative Bestimmung ist, diese innere Überzeugung auch mündlich zum Ausdruck bringt, jedoch Dinge tut, die im Gegensatz dazu stehen, wird als jemand erachtet der mit dem urteilt was Gott herabgesandt hat, aber rein praktisch dies nicht ausführt. So wird eine solche Person nicht zu denen gerechnet, auf die sich dieser Vers bezieht …“  (Tafsīr al-Kabīr Bd.9 S.86)

Unser modernes Zeitalter ist leider stark geprägt von vielen fehlsichtigen und verwerflichen
Strömungen, Irrlehren und Ideologien. Wieder einmal ist es zum Trend geworden, anderen Menschen ihren Glauben abzuerkennen und sie als Ungläubige oder Kuffār zu bezeichnen, trotz der Warnung unseres Propheten (s.a.s.) bezüglich des Takfīrs.

Um die Thematik des Takfīrs (die Praxis, einen Muslim zum Ungläubigen zu erklären) zu behandeln, ist es zunächst wichtig zu wissen, was genau den Kufr (Unglaube) ausmacht. Linguistisch bezeichnet der Begriff Kufr die Undankbarkeit gegenüber Gaben und Güte beziehungsweise das Verdecken und Verleugnen von Gunst. Im normativen Sinne bezeichnet Kufr die Ablehnung und Verleugnung von Glaubenswahrheiten aus nicht erzwungenem und freiem Willen heraus sowie Blasphemie, also die Verhöhnung und Verspottung von Gott oder der Religion.

So wie der Īmān durch Taṣdīq („das Fürwahrhalten“), also der inneren Überzeugung und Iqrār, dem mündlichen Bekenntnis vollständige Gültigkeit erlangt, so kommt auch der Kufr gleichermaßen durch diese Aspekte zustande. Diesbezüglich ist die Thematik der Alfāẓ al-Kufr, also der Aussagen die zum Unglauben führen von Relevanz.


Können wir jemanden von dem wir solche Aussagen hören sofort als Kāfir bezeichnen?
An dieser Stelle weisen unsere Gelehrten uns auf folgende Fragestellungen hin:
„Kennst du seine innere Überzeugung? Tätigt er seine Aussage aufgrund seiner Unwissenheit oder weil er wirklich eine Feindseligkeit gegenüber dem Glauben hegt beziehungsweise Spott über sie treiben will?“
Dieser feine Aspekt ist von enormer Bedeutung und gilt ebenfalls für Taten und Handlungen die wir beobachten.

Der besonders im Bereich der Koranexegese bekannte Gelehrte Elmalılı Hamdi Yazır betont diesbezüglich, dass es einen großen Unterschied zwischen der Leugnung einer Tat und der Unterlassung einer Tat gibt. Das Leugnen einer Tat impliziert die komplette Ablehnung dieser, während das Unterlassen einer Tat bedeutet, dass man diese in ihrer Gültigkeit zwar akzeptiert, sie aber nicht ausführt, nicht praktiziert. Daher ist beispielsweise das Leugnen des Gebets etwas anderes als das Meiden und Versäumen des Gebets.

Demnach begeht ein Mensch der das koranische Gebot des Pflichtgebets leugnet Kufr, wohingegen er definitiv nicht als Kāfir gilt, wenn er dieses Gebot akzeptiert und es dennoch nicht verrichtet. Dies gilt ebenfalls für das Sündigen. So ist es offensichtlich, dass jemand der vom Zinsverbot im Koran weiß und dies akzeptiert, aufgrund seiner Schwäche gegenüber seinem Nafs (Ego) diese Sünde jedoch begeht, nicht aus dem Glauben austritt.

Ahmet Ziyaeddin Gümüşhanevî sagt diesbezüglich:

„Wenn jemand eine Aussage tätigt, die in vielerlei Hinsicht als Kufr bewertet werden könnte, gleichzeitig jedoch in einer anderen Hinsicht auch als akzeptabel erachtet werden könnte, so muss der Mufti (Rechtsgutachter) letztere Beurteilung wählen, da beim Urteilen über Muslime positive Vermutungen und Annahmen als Grundsatz gelten.“

„Wenn seine Absicht nicht der Unglaube ist, so ist er Muslim. Wenn seine Absicht jedoch der Unglaube ist, so kann ihn die Fatwā eines Muftis auch nicht retten.”
(Gümüşhanevî, Ehl-i Sünnet Itikadı, S.68)

In dieser weisen Aussage wird auf zwei Aspekte hingedeutet, die in unserer Zeit besonders missbraucht werden. Diese sind negative Vorurteile und Vermutungen, die man anderen gegenüber hegt und die Anmaßung vieler, zu urteilen als wäre man ein Mufti.

In Anlehnung an den Takfīr ist im Werk Sünuhat aus dem Risale-i Nur Gesamtwerk folgende wegweisende und gegenwärtig für die Muslime sehr lehrreiche Passage zu finden:

„Zum Beispiel: diese getätigte Aussage ist Kufr. Also ist sie keine Eigenschaft die aus dem Īmān hervorgeht, sondern eine Kufr-Eigenschaft. Man sagt: Mit dieser Eigenschaft beziehungsweise Aussage hat die Person Kufr begangen. Die Person selbst jedoch nennt man nicht Kāfir, da sie über viele weitere Eigenschaften verfügt, welche rein sind und von seinem Īmān hervorgehen. Außer man wüsste zweifellos, dass die Aussage aus einem klaren Kufr der Person hervorgeht, denn eine derartige Aussage kann auch andere Gründe als Ursache haben. Die Ursache einer solchen Aussage beziehungsweise Eigenschaft ist an sich unklar und fragwürdig. Das Vorhandensein seines Īmān jedoch ist gewiss. Gewissheit kann nicht durch Zweifel aufgehoben werden. Wer sich also anmaßt, schnell zum Takfīr zurückzugreifen, soll dies bedenken! ...“ (Sünuhat, S.20)

Es kann also sein, dass bei einem Gläubigen Charakteristika vorhanden sind, die nicht von seinem Īmān stammen, sondern durch Unwissenheit, Einfältigkeit oder anderen Dingen auftreten. Da dieser Gläubige viele reine Eigenschaften besitzt, welche ihre Wurzeln in seinem Īmān haben, können wir ihn nicht als Ungläubigen bezeichnen. Sobald wir also Zeuge einer Aussage oder Tat eines anderen Gläubigen werden, welche wir als Anzeichen von Kufr erachten, sollten wir uns den oben geschilderten Maßstäben entsprechend verhalten. Solange wir also nicht gewiss sind, dass er damit die Absicht verfolgt den Islam zu leugnen, steht es uns nicht zu, ihm seinen Glauben abzusprechen und ihn zum Kāfir zu erklären. Da also der unmittelbare und gewisse Beweis fehlt um ihm den Glauben abzusprechen, haben wir von dem auszugehen, was uns bekannt und gewiss ist. Wenn wir diese Person fragen, wird sie sagen: „Ich bin ein Muslim, ich bin ein Gläubiger“, wonach dies für uns als Gewissheit gilt. Daher können wir nicht das Gewisse durch das Ungewisse aufheben und einen solchen als Ungläubigen bezeichnen.

Die Antwort die al-Azharī auf die Frage „Kann jemand der den Koran als erschaffen bezeichnet zum Kāfir erklärt werden?“ ist in diesem Sinne besonders hervorragend:

„Seine Aussage ist Kufr!“…

Als die Frage ihm dreimal hintereinander gestellt wurde, erwiderte er jedes Mal mit derselben Antwort und sagte dann: „Manchmal kann Kufr aus dem Mund eines Muslims kommen.“

Im Zusammenhang damit soll an dieser Stelle zu einer ähnliche Angelegenheit Bezug genommen werden, welche in der Abhandlung namens Münazarat im Risale-i Nur Werk behandelt wird.

Bei Diskussionen unter Muslimen über Themen wie die Politik kann es zu Meinungsverschiedenheiten kommen, was durchaus normal ist und aus Perspektive der Meinungsfreiheit betrachtet werden sollte. Dennoch kommt es manchmal dazu, dass derartige Diskussionen eskalieren und eine der Parteien aufgrund fehlender Argumente zum Takfīr des Gegenübers tendiert.
Man hört beispielsweise jemanden sagen: „Du unterstützt mit deiner Ansicht die Christen und hast somit Kufr begangen. Sagt der Koran uns nicht, dass wir uns Juden und Christen nicht zu Freunden nehmen dürfen?“

Dieser fatale Fehler wird in folgendem Kommentar korrigiert:

„Dieses Verbot (bezüglich des Anfreundens mit Juden und Christen) ist mit Blick auf das Jude-Sein des Juden und Christ-Sein des Christen zu verstehen. Wenn man Gefallen an jemandem hat, dann nicht unbedingt aufgrund seiner (religiösen) Gesinnung, vielmehr wegen seiner Charaktereigenschaften, seiner Persönlichkeit und seiner Begabung.“

Dieses Verbot richtet sich also gegen eine Sympathie für das Judentum und das Christentum. Beispielsweise fällt die Sympathie einem christlichen Land gegenüber unter dieses Verbot, sofern man es aufgrund seiner christlichen Prägung liebt. Wenn man das Land aufgrund von anderen Faktoren wie etwa der Kunst oder der Technologie in diesem Land mag und bewundert, so fällt dies nicht unter dieses Verbot.

So geht die oben rezipierte Passage wie folgt weiter:

„Wenn deine Ehefrau von den ahl al-kitāb (Jüdin oder Christin) wäre, dann würdest du sie selbstverständlich dennoch lieben.“

Wenn also ein Muslim beispielweise eine Christin als Ehefrau haben würde, würde er sie unter anderem deshalb lieben, weil sie seine Lebensgefährtin ist, ihren christlichen Glauben jedoch würde er nicht lieben. Diesen feinen Unterschied nicht beachtend werden gegenwärtig leider ärgerliche Irrtümer begangen.

Der Gesandte Gottes (s.a.s.) erwähnt in einer Überlieferung die Eigenschaften eines Heuchlers (Munāfiq) wie folgt:

„Wenn er redet lügt er, wenn er etwas verspricht so hält er es nicht ein, wenn ihm vertraut wird so übt er Verrat.“

Dieser Hadith enthält eine effektive pädagogische Nuance. So ist jedem Muslim bewusst, dass diese genannten Eigenschaften einen nicht zum Kāfir machen. Wir wissen auch, dass der Status eines Heuchlers (Munāfiq) unter dem eines Ungläubigen (Kāfir) ist, da er nicht nur ein Leugner ist, sondern sich auch noch als Muslim ausgibt und somit dem Islam gegenüber feindlich gesinnt ist.
Der Prophet Muhammad (s.a.s.) warnt die Muslime also vor diesen Eigenschaften und bekundet, dass diese die Eigenschaften von Heuchlern (Munāfiqūn) darstellen, welche sogar bitterer als Ungläubige (kuffār) gelten. Diese überzeugende Belehrung missinterpretierend einen Muslimen als Heuchler zu beschimpfen, nur weil dieser die genannten Sünden begeht, ist eine ebenso große Schuld und Primitivität wie beim zuvor beschriebenen Takfīr.

Leider treffen wir heute viele Muslime an, die stets versuchen die Sünden anderer Muslime als Zeichen ihres Unglaubens zu verstehen und so zu interpretieren. Unsere Gelehrten und Weisen pflegten diese Angelegenheiten ganz und gar nicht so negativ handzuhaben, wie es heute von vielen unwissenden Muslimen bekannt ist:

„Wer Said (mich) kennt, weiß von seiner stetigen Bemühung den Takfīr zu meiden. Selbst bei offenkundigem Kufr einer Person ist er bemüht, dies in irgendwie positiv zu interpretieren. Er würde ihn nicht des Unglaubens bezichtigen.“
(Bediüzzaman)

„Die Aussage eines Muslims, auch wenn nur schwach überliefert, sollte versucht werden möglichst positiv (zu seinen Gunsten) interpretiert und verstanden zu werden“
(Gümüşhanevî)

Gegenwärtig mangelt es in der gesamten islamischen Bevölkerung an gelehrten, vorzüglichen, bescheidenen, hilfsbereiten und Sündigenden gegenüber barmherzigen Muslimen. Ahnungslose, primitive, lieblose und provozierende Hetzer, die für Anarchie und Propaganda werben und lauter Slogans um sich werfen, können den Islam niemals repräsentieren.

Wir sollten es uns zur Pflicht machen, uns zu bemühen in die erste dieser zwei Kategorien zu gehören und anderen ebenfalls dazu zu verhelfen. Diesbezüglich ist dieser Hadith sehr lehrreich und wegweisend:

Abū Huraira (r.a.) berichtet:

Dem Gesandten Gottes wurde gesagt: „Oh Gesandter Allahs! Bete für das Unheil der Polytheisten (Mušrikūn)! Verfluche sie!“

Er antwortete: „Ich wurde als Barmherzigkeit gesandt, nicht als jemand der verfluchen soll!“

20 Müssen wir unbedingt geprüft werden und leiden damit wir in das Paradies kommen?

der Mensch kommt auf die Welt um geprüft zu werden. Für das Wort Prüfung wird im diesen Sinne oft das arabishe Wort „imtiḥān“ benutzt und dieses Wort kommt aus dem Wortstamm „miḥna“, was als „Leid“, „Prüfung“ oder auch als „Zerreißprobe“ übersetzt wird. Daher ist das Leid und das Erdulden des Leids in der ein oder anderen Form ein essenzieller Bestandteil jeglicher Prüfung.

Damit die Menschen in einem gerechten Umfeld geprüft werden können, werden für sie zwei gegensätzliche Elemente erschaffen.

Einer dieser Elemente ist, dass der Mensch seine Dankbarkeit gegenüber den Gnadengaben Gottes wahrnimmt. Es ist das Gewissen und die dem Gewissen beiwohnenden heiligen Gefühle welches es ermöglicht, von der Gnadengabe also auf den Geber der Gaben zu schließen und ihn zu gedenken sowie ihn zu lobpreisen. Damit der Mensch in dieser Hinsicht geprüft werden kann, muss er mit den Gnadengaben Gottes auf diese Weise konfrontiert werden.  

Das zweite Element ist die Triebseele, („nafs“) welches das Zentrum aller niederen Gefühle ist und bei Angesicht jeglicher Schwierigkeiten klagt und weint. Wenn die Geduld eine Tugend ist, dann ist die Triebseele des Menschen frei von dieser Tugend, denn in seiner niedersten und primitivsten Form - also wenn der Mensch sich komplett seinen Trieben hingibt - wird die Triebseele zu jeder Zeit immer nur nach seinem Vergnügen trachten und alles was ihn in dem Moment daran hindert wird zu einer Last. 

So wie also die Antwort auf die Prüfung mit allen Gnadengaben und Schönheiten die Dankbarkeit ist, so ist auch die Antwort auf die Prüfung mit allen Schwierigkeiten Schicksalsschlägen die Geduld. Um stets die richtigen Antworten auf diese Prüfungen zu finden, muss man an Gott glauben, mit Verstand, Wissen und Herz. Damit dies gelingen kann muss der Mensch – mit seinem ganzen Selbst – an das Jenseits glauben und sich dem Jenseits verschreiben.

Die Notwendigkeit der Prüfung des Menschen wird auch aus diesen Versen ersichtlich:

Oder meint ihr, daß ihr ins Paradies eingehen werdet, noch ehe euch das gleiche widerfahren ist wie denen, die vor euch dahingegangen sind? Not und Leid berührten sie, und sie wurden hin und her geschüttelt, so daß der Gesandte und diejenigen, die mit ihm gläubig waren, dann sagten: Wann kommt die Unterstützung Gottes? Wahrlich, die Unterstützung Gottes ist nahe. (Sura al-Baqara 214)

Meinen die Menschen, daß sie in Ruhe gelassen werden, nur weil sie sagen: »Wir glauben«, ohne daß sie der Versuchung ausgesetzt werden? Wir haben schon diejenigen, die vor ihnen lebten, der Versuchung ausgesetzt. Gott wird gewiß in Erfahrung bringen, wer die Wahrheit sagt, und Er wird gewiß in Erfahrung bringen, wer die Lügner sind. (Sura al-ʿAnkabūt 2-3)

Was der Mensch nun konkret mit „Leid“ assoziiert und wie seine Erwartungen gegenüber dem Leben aussehen, ist eine Frage, die keiner konkret beantworten kann. Von Mensch zu Mensch könnte die Antwort ganz anders aussehen. Damit der Mensch aber geprüft werden kann, muss er sich gerade in diesen schwierigen Zeiten und unter dem Druk beweisen können. Das sehen wir immer wieder im Leben, im Alltag, in der Schule oder im Beruf. Unsere Fähigkeiten und unser Charakter werden unter Stress gesetzt, damit deutlich wird, aus was wir denn tatsächlich gemacht sind. Für manche Menschen kann diese Prüfung in Armut und der damit einhergehenden Not daherkommen, für manch andere Menschen wiederrum kann die Prüfung durch Reichtum und den damit einhergehenden materiellen Versuchungen daherkommen. Jeder Mensch wird aber zu ausgewählten Zeiten seines Lebens individuell geprüft. Sein Umgang mit diesen Prüfungen wird schließlich Auskunft darüber geben, was ihm im Jenseits erwarten mag.

 

21 Was kann ich tun um einen früheren Fehler zu korrigieren und wieder Gottes Wohlwollen zu erreichen?

wenn man das Recht einer Person verletzt und Buße tun will, gibt es zwei Bedingungen:
Man muss auf eine Weise den Schaden wieder gut machen. Beim Diebstahl geht es dann darum, das Gestohlene zu erstatten. Die zweite Bedingung ist eine aufrichtige und inständige Reue der Tat. Beide Bedingungen müssen erfüllt werden. Wie Imam Ghazali auch sagte, wird eine Buße deren Bedingungen erfüllt ist definitiv von Gott akzeptiert. Eine akzeptierte Buße bedeutet die Vergebung der Sünden.

Manchmal verfallen die Menschen in solch extreme Selbstzweifel und hegen große Ängste gegenüber den Gedanken, die sie selbst produzieren. Ein Gedanke der definitiv falsch ist, ist es zu denken, dass man solch große Sünden begangen hat, die selbst Gott nicht vergeben kann. Es ist dem Muslim nämlich verboten, gegenüber der unendlichen Barmherzigkeit Gottes Zweifel zu hegen. Das ist eine Einflüsterung des Teufels. Es ist des Teufels größte Freude zu sehen, wie Menschen in Missmut und Verzweiflung verfallen, denn das ist der Sog, der einen in den tiefen Abgrund des Unglaubens stürzen kann.

In der Tat sollte jeder Mensch bei jeder Angelegenheit tief darüber nachdenken, dass bewusste Sünden einer Auflehnung gegen Gott gleichkommen und jeder Mensch soll die Tat bereuen und mit der notwendigen Buße sich fortwährend wie ein aufrichtiger Reisender in das Jenseits verhalten. Er sollte jeden Weg erkundigen und nutzen, der ihn näher zum Wohlwollen Gottes führt. 

Prinzipiell steht jedem Menschen die Tür zur Buße und zur spiritueller Neufindung offen. Einige der größten Persönlichkeiten im Islam und wichtige Prophetengefährten haben vor dem Islam in Sünde und Barbarei gelebt. Ihre Herzen wurden aber mit dem Islam beehrt und sie haben mit großem Eifer nach dem Wohlwollen Gottes gelebt. Ihre früheren Fehltritte gehörten von nun an der Vergangenheit an, da sie fortwährend ein Leben in Gerechtigkeit und Anstand lebten. Dies soll auch uns ein Beispiel sein. Statt also dem Teufel eine Freude zu bereiten, indem wir in Missmut und Depression verfallen, sollten wir die Barmherzigkeit Gottes aufsuchen und aktiv Buße tun. Dabei sollten wir uns immer an diesen Vers erinnern und uns in dessen Obhut begeben:

Sag: O Meine Diener, die ihr gegen euch selbst maßlos gewesen seid, verliert nicht die Hoffnung auf Allahs Barmherzigkeit. Gewiß, Allah vergibt die Sünden alle. Er ist ja der Allvergebende und Barmherzige. (Sura az-Zumar 59)

 

22 ist es nicht Gottes Schuld wenn er etwas Schlechtes erschafft? Warum soll ich dafür Verantwortung übernehmen wenn ich etwas Schlechtes tuhe?

eigentlich haben wir nicht das Recht Gott zu seinen Wirkungen und Schöpfungen in Rechenschaft zu ziehen (vgl. 21/23). Entsprechend unserer Menschlichkeit wollen wir, wie in allen anderen Angelegenheiten, auch in dieser Angelegenheit Zufriedenheit finden und das Angelegenheit für uns verständlich machen (vgl. 2/260). Daher fragt unser Verstand zwingend; Warum hat Gott dann das Böse und den Teufel erschaffen und uns damit auseinandergesetzt? Ist es denn nicht böse das Böse überhaupt erst zu erschaffen?

Wir fangen an mit dem Leitspruch; Das Übel zu erschaffen ist nicht schlecht sondern sich das Übel anzueignen ist schlecht. Gott erschafft nichts mit dem Ziel, dass es dem Übel dient. Alles von Gott erschaffene soll entsprechend seiner unendlichen Weisheit und Barmherzigkeit etwas Gutem und Schönem dienen. Wir nutzen jedoch diese Geschöpfe nicht gemäß ihrer eigentlichen Funktionalität und bewirken somit selbst, dass sie zu Übel für uns werden. Der Teufel ist aus Feuer geschaffen und überhaupt ist das Feuer ein Paradebeispiel für diese Angelegenheit. Die Erschaffung von Feuer und das somit reine Dasein von Feuer ist für uns kein Übel. Wenn wir aber blauäugig unsere Hand in das Feuer stecken, wird das Feuer zu unserem Feind. Wenn der Mensch die Beschaffenheit des Feuers versteht und es gemäß seiner eigenen Bedürfnisse und Möglichkeiten nutzt, kann er aus dem Feuer viel Nutzen für sich ziehen. Sofern er aber unüberlegt und leichtsinnig mit dem Feuer spielt, wird er sich verbrennen. Der Regen könnte auch als Beispiel dienen. Der Fall von Regen bringt viele ökologische Effekte hervor, die allesamt wichtig sind. Manch einer ist aber negativ vom Regenfall betroffen, weil er oder sie keine entsprechenden Schutzvorkehrungen getroffen haben. Sie können daher nicht behaupten, dass die Existenz von Regen schlecht ist.

Gott hat Engel erschaffen, die kein Potenzial zur Sünde haben und Tiere erschaffen, die kein ausgeprägtes Bewusstsein haben und daher auch nicht zurechnungsfähig sind. Daneben hat Gott mit den Menschen ein Geschöpf erschaffen, welches sogar die Engel in ihrer Perfektion übersteigen kann und auch das Potenzial hat, so niederträchtig zu sein, dass er selbst den Tieren untergeordnet wäre. Bezogen darauf hat Gott den Teufel als Anlass für die Entwicklung des Menschen erschaffen und ihm die Triebseele („nafs“) beigelegt, welches ihm immerzu zum Schlechten verleiten will.

Die Welt ist das Ackerfeld für das Jenseits. Die beiden Pforten des Jenseits in Form von Himmel und Hölle werden den Menschen gemessen an seinem Glauben und seinen Taten rufen. Der Mensch ist daher im Diesseits einer ständigen Prüfung unterzogen. Die Menschen, die ihr Leben im Wege des Glaubens und der rechtschaffenen Taten gestalten, werden vom Paradies gerufen. Wer die andere Richtung einschlägt wird von der Hölle gerufen.

Wenn der Mensch also alle Instrumente und Elemente im Diesseits, die ihn zum Übel verleiten können widerstehen kann, wird er spirituell empor steigen, anderenfalls fällt er sogar unter die Stufe der Tiere. Bestimmend ist also wieder die Absicht mit den man an Dinge herantritt und nicht ihre bloße Existenz. Der Mensch kann sich für seinen Willen Schlechtes und Verwerfliches zu tun, nicht entschuldigen. In jedem Gericht wird der Mensch zwar für die Konsequenzen seiner Tat zur Rechenschaft gezogen, aber insbesondere seine Absicht ist es, die hier befragt und ggbf verurteilt wird. Der Mensch kann also in gewissen Grenzen Fehler machen, er kann sich in einer Sache irren oder seinem Handeln fehlt z.B. die richtige Methodik. Aber erst die eigens gefasste und nicht fremdgelenkte Absicht des Menschen macht aus seinem Handeln eine Sünde.

Wie man weiß ähneln sich Diamanten und Kohle in der Zusammensetzung sehr. Im Grunde genommen sind beide Steine identisch aber sie befinden sich in verschiedenen Zustandsformen. So ähneln sich in etwa auch die Menschen. Alle haben materiell und spirituell in etwa die selben Anlagen und Potenziale. Die Nutzung dieser Anlagen und Potenziale macht den Unterschied. Der Teufel wird sich ganz unschuldig zeigen und den Menschen vorwerfen eben auf ihn gehört zu haben, wenn diese den Teufel im Gericht Gottes für ihr Verhalten beschuldigen wollen. Nach dem Prinzip, dass der Veranlasser dem Täter (in der Schuld) gleicht wird aber auch der Teufel seine Pein in der Hölle steigern, denn er ist ein Übeltäter und ein Tyrann. Seine Absicht ist getränkt in Hass und Verachtung. Somit wird seine Mission die Menschheit in das Verderben zu stürzen, schließlich auch sein eigenes Verderben, da er sich eine unendliche Menge an Sünden aufladet.     

In einem Gericht wo der Mensch verurteilt werden soll, können also schuldmindernde Umstände analysiert und geltend gemacht werden. Das Strafmaß wird dadurch eventuell gemindert. Was aber bleibt ist die Frage der Schuld und diese Frage hängt an der Absicht des Menschen. Hier hat er sich ganz alleine schuldig gemacht und kann diese Verantwortung auch auf niemanden abwälzen.

23 Wie steht es damit das Gebet zu vernachlässigen, weil man sich auf die Barmherzigkeit Gottes verlässt?

es ist nicht richtig, das Gebet mit der Intention „Gott wird mir dies so oder so verzeihen“ zu vernachlässigen. Diesen Zustand könnte man damit gleichsetzen, dass jemand auf Essen und Trinken verzichtet und sagt: „Gott ist barmherzig, er lässt nicht zu dass ich sterbe“. Allah (c.c.) der Erhabene teilt uns im Koran mit, wie im Jenseits mit jenen verfahren wird, die das Pflichtgebet unterlassen haben:

„Sie werden sich in Gärten befinden, und sie werden einander fragen nach den Übeltätern: "Was hat euch ins Saqar-Höllenfeuer geführt?“. Sie werden sagen: "Wir gehörten nicht zu denjenigen, die beteten.“ (Sura al-Mudassir, 74:40-43)

„Es folgten dann nach ihnen Nachfolger, die das Gebet vernachlässigten und den Begierden nachgingen. So werden sie den Untergang finden, Außer denen, die umkehren und glauben und Gutes tun. Diese gehen ins Paradies ein - und ihnen wird in nichts Unrecht getan.“ (Sure Maryam 19:59-60)

„Wehe nun den Betenden, denjenigen, die auf ihre Gebete nicht achten.“ (Sura al-Mā’ūn 107:4-5)

Und vom ehrenwerten Propheten (s.a.s.) wird sinngemäß überliefert:

„Wer bewusst das Gebet vernachlässigt, den verlässt der Beistand Gottes und seines Gesandten.“ (Aḥmad ibn Ḥanbal, IV/238; VI/461)

„Wer das Nachmittagsgebet unterlässt, dessen Taten sind erfolglos.“ (Buḫārī, Mawāqit,13, 34; Nasāʾī, Ṣalāt, 15)

„Wer das Freitagsgebet drei Mal aus Nachlässigkeit verpasst, dem versiegelt Allah (c.c.) sein Herz.“ (Nasāʾī, Ǧumʿa, 2; Tirmiḏī, Ǧumʿa, 7; Ibn Māǧa, Iqāma, 93)

Das Pflichtgebet zu verrichten ist keine Bedingung für den Īmān, es als verpflichtende Handlung zu akzeptieren hingegen, stellt eine Bedingung des Īmān dar. „Das Gebet ist die Säule der Religion.“ heißt es in einer Überlieferung. Demnach errichtet der Betende seinen Glauben und festigt ihn gleichzeitig, während der Nicht-Betende seinen schwächt und zu Grunde richtet. So sagte der Prophet (s.a.s.) sinngemäß: „Das Haupt unserer Religion ist das Gebet. So wie ein Mensch ohne Haupt nicht existieren kann, so kann die Religion ohne Gebet auch nicht existieren.“ Der Prophet (s.a.s.) kritisiert diejenigen, die das gemeinschaftliche Gebet (in der Moschee) bewusst vernachlässigen, sinngemäß wie folgt: „Bei Gott, ich wünschte ich würde gebieten, dass gebetet wird und dann zum Gebet aufgerufen wird (Iqāma), alsdann ich jemandem gebiete der Gemeinde vorzubeten. Anschließend ginge ich mit einigen Männern, die Holzbündel bei sich haben, zu denjenigen, die das gemeinschaftliche Gebet unterließen, sodass ich ihre Häuser über sie niederbrennen könnte.“ (al-Muwaṭṭaʾ, Ǧamāʿa, 3; Ibn Māǧa, Masāǧid, 17)

 

24 Warum sollen wir Gott dafür dankbar sein dass wir existieren?

die Frage nach dem „warum?“ veräußert sich nicht im Tierreich und auch nicht im Pflanzenreich. Diese Geschöpfe gehen ganz routiniert ihrem alltäglichen Geschäft nach. Mit dem Menschen verhält es sich ein wenig anders, denn das Denken und das Vermögen zur Reflexion des Menschen geht wesentlich weiter. Alle Lebewesen sind von Gott erschaffen, darin gleichen sie sich. Der Mensch unterscheidet sich aber offensichtlich von anderen Lebewesen. Dieser Unterschied liegt vor allem in den Anlagen die den Menschen mitgegeben werden. Alle Lebewesen sollen Gott dienen. Während Tiere und Pflanzen damit scheinbar kein Problem haben, ist dieser Anspruch für den Menschen nicht immer so einfach nachvollziehbar. Das zeigt uns dass es noch Besonderheiten in der Beziehung zwischen Schöpfer und Mensch gibt.

In der Tat braucht Gott seine Schöpfung nicht, der Schöpfer hat also von uns keinen Nutzen. Das würde seiner Perfektion und Vollkommenheit widersprechen. Das Verhältnis zwischen Schöpfer und Schöpfung ist also nicht vergleichbar mit einer nutzenorientierten Partnerschaft zweier Geschäftspartner. Eine Beziehung zwischen Meister und Diener würde eher passen. Der Meister hat die Befehlsgewalt und der Diener beugt sich dieser Befehlsgewalt. Dies zu verstehen ist wichtig, denn auf eine törichte Weise denkt der Mensch oftmals, dass sich alles seinem Verstand und seinem Vorstellungsvermögen anschmiegen muss, damit er es auch akzeptiert. Tatsächlich passieren aber tagtäglich und zu jeder Sekunde außergewöhnliche Dinge, die sich unserer sinnlichen Wahrnehmung gänzlich entziehen und unser beschränktes Gehirn kann die Spektakel, die sich im Universum ereignen nicht erfassen. Je tiefer die Physiker in das Universum blicken, desto hypothetischer werden ihre Aussagen. Den Menschen gelingt es also nicht einmal diverse Facetten der Schöpfung gänzlich zu begreifen, woher kommt also der Anspruch den Schöpfer selbst in all seinen Facetten begreifen zu wollen?

Die göttlichen Offenbarungen und die Propheten helfen uns dabei Gott besser kennenzulernen. Wir verstehen das Wesen Gottes insbesondere durch seine schöpferischen Eigenschaften. Im Islam sprechen wir auch gerne an der Stelle von den „Namen/Titel Gottes“. Wie in jeder Disziplin ist es auch hier so, dass das Leistungsvermögen der Menschen variiert. Die einen verstehen mehr und die einen weniger. Die Gebote und Verbote Gottes sind aber so offen und zugänglich, dass die Religion niemals etwa ein Zirkel der Experten, Eliten oder Gelehrten ist. Gott adressiert alle Geschöpfe auf eine Weise, die ihren Kapazitäten entspricht. In diesem Sinne ist kein Mensch durch seine Veranlagung dazu disqualifiziert, Gott und seinen Willen zu verstehen.

Dankbarkeit verstehen wir zweierlei. Wir verstehen Dankbarkeit als ein Akt, in dem man seinem Gegenüber für eine Geste eine Form von Zuneigung und Anerkennung darbietet. Es existiert also ein Bedürfnis sich dem erkenntlich zu zeigen, der einem etwas zum Wohl getan hat.

Was hat Gott uns getan, was eine Form der Zuneigung und Anerkennung wert wäre? Es fängt sicher damit an, dass Gott uns das Leben geschenkt hat. Für manch einen liegt das Argument nun nahe zu sagen, man habe sich das Leben doch gar nicht gewünscht. Trotzdem lieben wir scheinbar das Leben. Tagtäglich stehen wir aus dem Bett auf und greifen den Tag an, mit allem was wir haben. Für jemanden der das Leben vermeintlicherweise sowieso nicht wollte und dem das Leben nichts wert ist, ist dieses Verhalten nicht ganz angemessen. Selbst Menschen die Selbstmord begehen und denen es dann doch nicht gelingt, versuchen danach wieder Fuß im Leben zu fassen. Konsequent wäre es ja, wenn sie es solange versuchen bis es geschafft wäre. Selbst Menschen die sich als unglücklich beschreiben würden, halten also instinktiv am Leben fest und wollen sich nicht davon trennen. Was wäre jedoch die Alternative zum menschlichen Leben? Entweder eine andere Lebensform oder die komplette Nichtexistenz. Nun stellt sich die Frage, ob der Mensch denn sich bei einer Neuwahl für etwas anderes entscheiden würde, nachdem er die Vorzüge der Menschlichkeit gekostet hat. Wenn wir quasi eine zweite Chance erhalten würden und man uns anhand eines Katalogs fragen würde, welche Existenz wir im zweiten Anlauf haben wollen würden, wofür würden wir uns da entscheiden? Hund, Katze, Maus, Ameise, Bandwurm, Kleeblatt, Stein? Unser menschliches Dasein erscheint gegenüber diesen Alternativen irgendwie attraktiver, nicht zuletzt spricht man ja auch gerne vom Menschen als die Krone der Schöpfung, dem Ebenbild Gottes, oder die Spitze der Nahrungskette. Mit dem Leben alleine endet die Zuwendung Gottes aber lange nicht. Gott hat uns auch mit unserer Erde einen äußerst fruchtbaren und schönen Planeten geschenkt. Die Dinge hätten sich auch so zutragen können, dass unsere Erde äußerst lebensfeindlich und bedrohlich sein könnte. Nur weil wir tagtäglich etwas erleben, heißt das noch lange nicht, dass es der simple Standard ist. Nichts ist selbstverständlich und alles ist vergänglich. Unser Planet ist voller Leben und unerschöpfter Schätze. Nach Jahren des intensiven Suchens finden Menschen immer noch gänzlich unentdeckte Dinge in unserem Planeten die für Faszination sorgen. Gott hat uns Sinne und einen Körper gegeben, der sich nahezu perfekt an alle Zwecke anpasst und unsere Sinne nehmen angenehmerweise immer genau das wahr, was der Körper ertragen kann. Stelle man sich vor, man könnte jedes Atom sehen und die Interaktion aller möglichen Wellen und Frequenzen in der Luft, so stünde unser Gehirn quasi täglich vor einer Zerreißprobe. Gott schenkt uns auch Emotionen wie Liebe, Hoffnung und Glück. Gott erlaubt es auch dass wir dies mit Freunden und Familie teilen. Es sollte klar geworden sein, dass Gott uns viel gegeben hat, wodurch ein Akt der Demonstration von Dankbarkeit angemessen erscheinen sollte. Jeder findet in seiner Biographie sicher Dinge oder Erinnerungen, die ihn mit Glück erfüllen und die irgendwie unverdient erscheinen. Wir behaupten nicht dass jeder ein perfekt idyllisches und harmonisches Leben lebt, aber wir sind uns sicher, dass jeder etwas im Leben hat, was einen Ausdruck der Dankbarkeit nahelegt. Was wäre eine angemessene Art Dankbarkeit zu zeigen? Das Befolgen von Geboten und Verboten ist an der Stelle auch eine klare Handlungsanweisung. Das heißt z.B. das Befolgen des Gebets wäre gleichzeitig die Erfüllung der Pflicht und Ausdruck von Dankbarkeit in diesem Sinne. Sicher könnte man noch viel schreiben, zu den Weisheiten und dem Nutzen der Gebote und Verbote für das menschliche Leben. Zum Ramadan gibt es z.B. viele Artikel die vom Nutzen des Fastens sprechen. Es geht hier aber lediglich das Verhältnis von Danksagung zu Geschenkt darzustellen. Das Gebet ist bei voller Ausführung und (großzügig) zusammengerechnet ungefähr des Äquivalent einer Zeitstunde im jeweiligen Tag. Vergleichbar mit 5 Raucherpausen, 5 etwas längeren Youtube-Videos oder 5 mal kurz Gassi-Gehen. In Relation zu dem was Gott uns tagtäglich schenkt ist dieser „Aufwand“, wenn man das überhaupt Aufwand nennen darf, verschwindend gering. Sich darüber zu beschweren, wäre vergleichbar mit jemanden der sich in Wut und Rage auflöst, weil jemand ihm ein Kaffee spendiert und dafür ein kurzes „Danke“ hören wollte. Selbst die kleinsten sozialen Interaktionen erzeugen beim Gebenden die Erwartung, dass der Genießende sich irgendwie erkenntlich zeigt, wenn es auch nur ein kurzes „Danke“ ist. Im Hinblick darauf erscheint es für uns einfach wunderlich, wenn jemand diskutieren will, warum man sich Gott gegenüber erkenntlich zeigen muss.          

Der zweite Aspekt unseres Verständnisses von Dankbarkeit hat viel mit Haltung zu tun. Wir verstehen Dankbarkeit auch als eine Form der Haltung. Damit der Mensch sich überhaupt erkenntlich zeigen kann und will, müssen gewisse Grundwerte verinnerlicht sein und gelebt werden. Wenn der Mensch sich selbst im Mittelpunkt des Universums sieht und denkt, dass sich alles um ihn herum dreht, dann wird er selbstverständlich auch gar nicht daran denken, dass jemand ihm in irgendeiner Weise helfen könnte. Wie ein Pharao wird er sich quasi zum Gott deklarieren und völlig realitätsfremd gegenüber dem Leben sein. Im Alltag haben wir zwar weniger Pharaonen unter uns aber Ähnliches können wir im kleineren Rahmen beobachten, wenn es um Jugendliche geht, die plötzlich gewisse Regeln und Werte nicht mehr nachvollziehen können, weil sie ihnen ja nichts bringen und keinen Spaß machen. Regeln funktionieren nur mit einem Grad an Unterwerfung. Man fügt sich den Regeln ohne jedes Mal diese zu hinterfragen oder in Diskussion zu stellen. Das heißt sicher nicht, dass der Mensch sich einfach blind unterwerfen muss oder soll. Innerhalb Momenten sozialer Interaktion wird es aber dazu kommen, dass gewisse Regeln in Kraft treten, die befolgt werden müssen, damit die soziale Interaktion gewahrt werden kann. Wenn der Verkehr eine soziale Interaktion ist, dann dient die Regel, bei der roten Ampel zu halten, der Wahrung der Sicherheit des Verkehrs. Die Regel hat nicht den Zweck mich auf persönlicher Ebene anzugreifen oder mich zu reizen. Sie gilt für uns alle und sorgt für ein Miteinander. In dem Beispiel würde ich mich und auch andere gefährden, wenn ich die Regel einfach ignorieren und losfahren würde. Es geht aber an der Stelle mehr darum, sich im sozialen Gefüge einzufinden. Wenn man dies nicht tut und so handelt wie man gerade Lust hat, folgen in der Regel Konsequenzen. Beim Beispiel mit der roten Ampel, müsste man mit einer polizeilichen Verwarnung und einer Geldstrafe rechnen. Am Anfang des Artikels sprachen wir über das Beziehungsmuster zwischen Gott und Mensch und haben dies mit der Beziehung von Meister und Diener gleichgesetzt. Der Meister setzt also die Regeln und der Diener fügt sich. Wir haben nämlich keine schöpferischen Qualitäten und wir sind auch nicht in der Positionen, Forderungen zu stellen. Unser Gegenüber ist nicht unser Geschäftspartner, der einen Grad von Abhängigkeit zu uns hat. Wenn dem so wäre, könnte man die Bedingungen mitgestalten. Wir sind aber vollends abhängig von unserem Schöpfer und können die Dinge, die unser Leben ausmachen bzw. erst ermöglichen wie Luft und Wasser, nicht selber in die Welt holen. Wir sind also grundlegend ohnmächtig und bedürftig. Im Grunde genommen ist jeder Moment unseres Lebens von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes durchtränkt. Warum fällt es uns als Menschen aber manchmal oder öfter schwer, so zu fühlen und zu denken? Die Antwort liegt in der hedonistischen Triebhaftigkeit des Menschen, dem „inneren Schweinehund“. Dem inneren Schweinehund die Hand zu geben gleicht in einen Güterzug einzusteigen, der bei voller Geschwindigkeit fährt und das ohne Bremsen oder Fahrer. Dieser Zug wird von alleine nicht halten, sicher nicht mit sich reden lassen und solange rasen, bis er entweder an ein unbewegliches Hindernis prallt oder entgleist und fahrunfähig wird. In beiden Fällen hat es eine fatale Kollision zum Ergebnis. Der innere Schweinehund kennt keine Kompromisse, Moderation oder Rationalität. Wenn man dem inneren Schweinehund fragen würde, jetzt 1000€ zu kriegen oder sich eine Woche zu gedulden um dann aber 10.000€ zu bekommen, wird der innere Schweinehund die sofortige Belohnung wählen. Ähnlich wie der Teufel kennt der triebgesteuerte Mensch nur eine Richtung: Konsum und Lust. Auch der Teufel würde niemals Einsicht zeigen und von seinem Irrweg abkommen, egal wie überzeugend man gegen ihn argumentieren würde. Gefühle und Triebe wirken meistens intensiver als rationale Argumente. Eine Triebhaftigkeit in diesem Sinne erdrückt eben auch alles an Werten und Normen die eine tiefe Dankbarkeit im religiösen Kontext ermöglichen. Denn der Teufel bildet die Opposition zu Gott. Die lasterhaften Triebe des Menschen folgen eher den teuflischen Einflüsterungen als der Stimme der Vernunft und der Tugend. Wenn man es also schafft, sich davon zu lösen oder Distanz zu diesen lasterhaften Zügen seines Daseins zu wahren, gelingt es uns auch besser unseren Platz im Universum zu sehen und zu sehen welche Bezüge und welche Beziehung wir zu unserem Schöpfer haben. Das erlaubt es uns auch erst zu sehen, wofür wir alles dankbar sein können.    

 

25 Begeht man Apostasie wenn man absichtlich das Pflichtgebet unterlässt?

zweifelsohne gibt es im Koran und den Überlieferungen zahlreiche starke Aufforderungen und Weisungen das Gebet zu verrichten, da das Pflichtgebet die Basis der diesseitigen und jenseitigen Glückseligkeit darstellt. Ebenso gibt es Ermahnungen bezüglich der Nachteile und Gefahren, die durch das Unterlassen des Gebets auftreten können. In einer Überlieferung von Abū Buraidah (r.a.) heißt es, dass der Prophet (s.a.s.) sinngemäß sagte:

Das, was uns und die Ungläubigen voneinander unterscheidet, ist das Gebet, zu welchem wir uns verpflichtet haben. Wer auch immer das Gebet verlässt, wird zum Ungläubigen (kāfir). (Nasāʾī, Ṣalāt, 8)

Über die genauere Bedeutung des Ausdrucks „wird zum Ungläubigen (kāfir)“ gibt es Meinungsdivergenzen unter den Gelehrten, ob dies sich auf denjenigen bezieht, der einfach nur das Gebet unterlässt, denjenigen, der das Gebet nicht ernst nimmt und es daher nicht verrichtet, oder denjenigen, der das Gebet leugnet und daher nicht verrichtet.

Während einige Gelehrte diesen Ausdruck als Bestimmung für denjenigen interpretieren, der das Gebet aus Ignoranz nicht verrichtet, findet sich bei anderen Gelehrten die Auffassung, dass erst die konkrete Leugnung des Pflichtgebets an sich zum Unglauben (kufr) führt.

Imam Aḥmad ibn Ḥanbal beispielsweise, schaut auf den äußeren Wortlaut und ist der Ansicht, dass die anhaltende Unterlassung des Gebets zum Unglauben (kufr) führt. Die Schāfiiten, Mālikiten und Hanafiten hingegen sind der Ansicht, dass nicht vom Unglauben einer Person die Rede sein kann, solange diese das Pflichtgebet an sich nicht leugnet.

In vielen islamischen Werken ist zu beobachten, dass entsprechend der Überlieferung:

Macht die Dinge leicht und nicht schwer. Und erfreut die Leute (mit froher Botschaft) und schreckt sie nicht ab. (Riyāḍ aṣ-Ṣāliḥīn, 637)

dazu aufgerufen wird, das Gebet mit informierenden, motivierenden, erfreuenden Ratschlägen und Weisungen den Menschen näherzubringen, sodass sie Gefallen am Gebet finden. Jemanden zum Gebet zu nötigen, ihn zu diskreditieren oder ihm gar mit Unglaube (kufr) zu drohen, wäre somit unproduktiv und würde zu mehr und mehr Distanzierungen und Abkehr vom Gebet und von der Religion insgesamt führen. Hierbei ist vor allem zu bedenken, dass das Gebet die innigste und stärkste Beziehung zwischen Mensch und Gott symbolisiert, welche von Liebe und Frömmigkeit geprägt ist.

So behandelt beispielsweise Bediüzzaman Said Nursi diese Thematik und antwortet auf typische Aussagen wie: „Das Gebet ist ja gut. Doch es Tag für Tag fünfmal täglich zu verrichten scheint viel. Da es somit nie aufhört, ist es ermüdend!“ mit Ratschlägen, die das Ego überzeugen, das Herz zufriedenstellen, der Seele Hoffnung geben, dem Verstand einleuchten, Zweifel aufheben und wegweisend sind, womit er eine produktive Methode verfolgt und zwingende und strafende Maßnahmen außen vor lässt. (Vgl. Sözler, S.243)

 

26 Was bedeuten diese Zahlen bei den Gebeten?

der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) spricht von Gebeten, Huldigungen und Rezitationen die in bestimmten Abfolge und Zahl abgehalten werden sollen. Dies entsprechend sich zu verhalten entspricht demnach der Sunna.

So wie materielle Schlösser für sie speziell angefertigte und genau darauf passende Schlüssel haben, so haben auch manche spirituelle Wahrheiten wie eben jene Schlösser ein für sie passenden Schlüssel.

Damit manche spirituelle Wahrheiten sich entfalten, ist es angemessen, dass einige Gebetsformeln in bestimmter Abfolge und Zahl ausgesprochen werden. Wenn man etwas anderes beabsichtigt, kann die Entfaltung jener spiritueller Wahrheiten nicht stattfinden. Falls beim Rezitieren aber ein Fehler durch Vergesslichkeit vorkommt, erhoffen wir, dass die Barmherzigkeit Gottes dies verzeiht.

Außer bei speziellen Anweisungen wie z.B. 4444 Tafridjiyya, 41 Yasin oder die 33 Tasbih nach dem Gebet, gibt es keine festen Anweisungen oder Empfehlungen bezüglich der Bittgebete oder ähnlichem. Der Glaubende kann so viel beten und rezitieren wie er vermag. Wenn der Glaubende ohne entsprechende Textbelege etwas anderes von sich aus behauptet und etwa sagt, „dieses Gebet muss so und so oft verrichtet werden“, begeht er damit einen Fehler, da er etwas von sich der Religion beifügt. Sofern jemand nicht diese Absicht pflegt und auf eigene oder Erfahrungen anderer bezogen etwas sagt wie, „Die Verrichtung des Gebets in dieser Menge hat geholfen“, lässt er sich diese Schuld nicht zukommen.

Die Pflicht eines Gläubigen ist es dem Beispiel des Propheten (s.a.s.) zu folgen und unser Leben durch seine Sunna zu beehren. Der Gläubige wird mit vielen Textstellen dazu angehalten zu beten und zu huldigen. Gebetsformeln und Segenssprüche die auf unseren Propheten gesprochen werden oder im Gebet rezitiert werden sind einige von ihnen. Bei der Verrichtung dieser göttlichen Pflichten darf man niemals eine Gegenleistung oder Vergütung verlangen.

Leider kommt es aber oft vor, dass die Gläubigen sich in dieser Angelegenheit verirren und anfangen zu beten, mit der Erwartung, dass sie dafür im Diesseits eine Art Gegenleistung erfahren würden. Dann kommt folgende Frage auf:

Gibt es eine Möglichkeit durch unsere Gebete eine direkte Gegenleistung im Diesseits zu erwirken? Gibt es einen Ausspruch oder Beschluss in der Religion diesbezüglich?

Damit man dieser Frage gebührend entgegnen kann ist es wichtig und notwendig, sich daran zu erinnern, dass es sich nach wie vor um Gebete handelt und ihre Entlohnung ist primär im Jenseits zu erwarten.

Die verschiedensten Gebete die wir verrichten, stellen einen Akt des Gottesdienstes dar. Die Erfüllung und Belohnung der Gottesdienste wird im Jenseits ihre Vollendung finden, selbst wenn wir manchmal bereits im Diesseits vergleichsweise kleine Gnadengaben dafür erfahren. Daher kann man auch nicht sagen oder in Unmut darüber verfallen, dass die eigenen Gebete nicht erhört oder erfüllt würden, nur weil es im Diesseits keine umgehende Quittierung gab. Man lenkt seinen Blick auf das Jenseits und die dortige Erfüllung aller Hoffnungen und Erwartungen, so verrichtet der Glaubende weiterhin seinen Dienst.

Es gibt also keinen religiösen Beschluss, der einem Gläubigen verspricht, dass mit welcher Intention auch immer, die Verrichtung von Gottesdiensten auch genau und sofort zur Erfüllung dieser Intentionen führen wird. Der Gläubige kann also im Angesicht einer Schwierigkeit, Krankheit etc. nicht seine Gebete als ein sofort wirkendes Wundermittel betrachten. Genauer gesagt sind es gerade die Momente der Schwierigkeit und der Krankheit, die dem Gläubigen daran erinnern sollen, dass die Zeit der Gebete gekommen ist. Der Gelehrte „Bediüzzaman“ Said Nursi sagt dazu folgende wichtige Worte: „Das Gebet ist ein Gottesdienst! Der Diener ruft mit seinen Gebeten seine Ohnmacht und Hilflosigkeit aus. Die äußeren Umstände sind eben die Zeiten für diese Gebete! Sie sind nicht der tatsächliche Nutzen dieser Gebete. Die Nutzen der Gebete liegen im Jenseits. Man kann nicht sagen, dass die Gebete nicht erfüllt worden sind, wenn die diesseitigen Nutzen nicht eintrafen. Wenn überhaupt zeigt dies, dass die Zeit der Gebete noch nicht vollendet ist und man weiterhin beten soll."

Es darf uns daher nicht passieren, dass wir unsere Gebete zweckentfremden und zu einer Art Vehikel umwandeln, mit denen es uns nur darum geht, die eigenen Ziele und Nutzen zu erwirken. Auch sollten wir uns davor hüten, das diesseitige Geschehen als Beweismittel für die Erfüllung unserer Gebete und Gottesdienste zu sehen. Da sie das eindeutig nicht sind und niemals sein können, laufen wir in die Falle Missmut und Hoffnungslosigkeit aufzubauen, denn wir würden an der falschen Stelle suchen.

Trotzdem gibt es Überlieferungen von wichtigen Gelehrten zu Gebeten und deren Zahlen. Man spricht hier aber von Hoffnungen und nicht von Garantien. Es handelt sich aber dennoch um Gebete, also einen Gottesdienst, deren Zweck es ist und sein sollte, unabdinglich Gott zu verehren. Wenn man die vorgegeben Anzahl nicht erreicht, heißt dies noch nicht, dass der Gläubige schwach im Herzen und im Glauben ist und etwas falsch gemacht hat. Wer mit reinem Herzen und ohne Erwartung sich an Gott wendet, der wird im Jenseits mit Gottes Gnade gesegnet sein. Dies ermöglicht dem Gläubigen auch in jeder Situation Hoffnung zu schöpfen und sich Gott anzuvertrauen. In diesem Herzen findet Missmut keinen Platz und das ist das Wichtigste denn Missmut befleckt und zerreißt dieses Band. Der Gläubige muss in seinen Gebeten also immer bemüht und unabdinglich sein, unabhängig davon was in seinem Umfeld und in der materiellen Welt geschieht.

 

27 Die Besonderheit und Relevanz der „Beraat-Nacht" (Nacht der Begnadigung)

Am Ende eines Geschäftsjahres ist es von Üblichkeit, dass in die Buchaltung eingelesen wird, um nach Gewinn und Verlust zu kalkulieren. Nach den Ergebnissen beginnt die Vorbereitung auf das nächste Jahr. Durch diese jährlichen Berechnungsmaßnahmen haben die Wirschaftsbetriebe das Ziel, einen stabilen, sicheren, gewinnorientierten und vernünftiger Weg zu verfolgen.

In diesem Sinne wollen/sollten wir auf unsere spirituelle Welt schauen.

 

Da das weltliche Leben als (spiritueller) Wirtschaftsmarkt und Handelsplatz erschaffen wurde, bei dem wir das Paradies im Jenseits erarbeiten und insbesondere die Zufriedenheit unseres Herrn (Rabbi) erlangen sollen, ist es für uns eine Notwendigkeit unseren jährlichen Gewinn und Verlust zu kalkulieren. Dies ist für den menschlichen Werdegang deswegen von Bedeutung und Wichtigkeit, um unseren Ist-Zustand unserer Erschaffungsaufgabe und -zweck zu definieren und unseren Weg zum Soll-Zustand zu ermitteln.

Wir haben es in einer gesegneten Nacht hinabgesandt - Wir haben ja (die Menschen) immer wieder gewarnt. (44/3)

Über diesen Vers und die weiteren Verse in der Sura 44 gibt es verschiedene Meinungen. Gängig ist die Meinung unter den Gelehrten, dass mit der gesegneten Nacht hier die Qadr-Nacht gemeint ist. Nach anderen Meinungen geht es hierbei um die Beraat-Nacht. Es gibt auch eine Verschmelzung dieser Meinungen. Demzufolge geht es um die „weisen Angelegenheiten“ im weiteren Vers um solche Angelegenheiten die zwischen der Beraat-Nacht und der Qadr-Nacht stattfinden. Wie kann man das verstehen und was könnten solche Angelegenheiten sein?  

Das jährliche Programm des Schicksals

Laut einer Überlieferung von Ibn al-ʿAbbās werden diese weisen Angelegenheiten auf diese Weise verdeutlicht.

„Alle Ereignisse von diesem Jahr bis zum nächsten Jahr werden von einzelnen Engeln in Büchern aufgeschrieben. Gnadengaben, Todesfälle, Reichtum, Armut etc. werden dabei erfasst. Selbst die Pilgerfahrten werden dabei erfasst. Alles wird einzeln beziffert und niedergeschrieben.

Die Bücher über die Gnadengaben werden dem Engel Mīkā’īl übergeben.

Die Bücher über den Krieg werden dem Engel Ǧibrīl übergeben.

Die Bücher über die Taten im Diesseits werden dem Engel Isrāfīl übergeben.

Die Bücher über den Tod und Unheil werden dem Engel ʿAzrāʾīl übergeben.“

Nach der Erklärung von Faḫr ad-Dīn ar-Rāzī fängt die Sortierung und Handhabung dieser Bücher in der Beraat-Nacht an und endet in der Qadr Nacht. Dann erhält jeder Besitzer sein Buch.(1)

Die Bedeutung, dass die Beraat-Nacht “ein geheiligter Kern für das ganze Jahr und eine Art Programm für die jährlichen Taten des Menschen ist, macht sie so bedeutsam wie die Qadr-Nacht.“(2)

Ob der Qurʾān in dieser Nacht überliefert wurde wird folgendermaßen erklärt:

Die Beraat-Nacht ist die Nacht in dem der Qurʾān als Ganzes aus dem gesicherten Buch des Schicksals (lawh al-mahfuz) in das Diesseits übersendet wird. In der Qadr-Nacht wird der Qurʾān dem ehrenwerten Propheten (s.a.s.) erstmals und phasenweise übersendet.  

Die Besonderheiten der Beraat-Nacht

Man findet zu dieser Nacht folgende Analogie: So wie man ein Beleg für das Bezahlen der Steuerschulden erhält und so dann von der Last befreit wird, so tilgt auch Allah (c.c.) die Schulden der Menschen.

Beraat als Wort bedeutet in etwa “Freispruch”. Die Menschen werden in dieser Nacht also von ihren Fehlern und Lasten freigesprochen als Akt der Barmherzigkeit Gottes. 

Die 5 Besonderheiten der Beraat-Nacht:

1. Die Aufteilung aller weisen und sinnvollen Angelegenheiten.
2. Die vielfache Entlohnung von Gottesdiensten.
3. Die allumfassende Barmherzigkeit Gottes.
4. Die Höchstform der Vergebung Gottes.
5. Die Beauftragung des Propheten (s.a.s) mit Fürsprache.

Dass die Zamzam Quelle in dieser Nacht offenkundig überquillte wird als geheiligtes Zeichen für die Bedeutsamkeit dieser Nacht gesehen.(3)

In einer Überlieferung betont der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) die Bedeutsamkeit dieser Nacht:

Verbringt die 15. Nacht des Shaban wach und mit Gottesdiensten und fastet am Tage. An dieser Nacht, wenn die Sonne untergeht herrscht die Barmherzigkeit Allahs (c.c.) und ER (c.c.) fragt dabei: Gibt es niemanden der Buße tut, so dass ich ihn vergeben kann? Gibt es niemanden, der für Gnadengaben betet, so dass ich sie ihm geben kann? Gibt es niemanden den ein Unheil traf, so dass ich ihm sofort Gesundheit und Wohlgefühl geben kann? So geht es weiter im Laufe der Nacht. (4)

Diese Nacht ist also eine besondere und einmalige Gelegenheit für die Menschen. Welch Glück der Mensch hat, der diese Gelegenheit nutzt und Buße tut und innig zu seinem barmherzigen Schöpfer betet. Wie verloren muss der Mensch sein, der diese Gelegenheit auslässt und einfach so verstreichen lässt?

Diejenigen, die in dieser Nacht von der Barmherzigkeit ausgenommen sind

Über Diejenigen wird in Überlieferungen gesprochen:

  • Zweifelsohne ummantelt Allah (c.c.) mit seiner Barmherzigkeit alles in der 15. Nacht des Shaban. Er vergibt seiner gesamten Schöpfung. Einzig die Polytheisten und jene Menschen die ihr Herz mit Feindseligkeit gegenüber anderen füllen und mit nichts anderem mehr ihre Zeit verbringen, sind von dieser Gnade ausgeschlossen. (5)
  • Allah (c.c.) bietet allen Muslimen Vergebung außer selbsternannten Hellsehern und Esoterikern oder Menschen die einen Groll hegen, dem Alkoholismus verfallen, die ihre Eltern verletzen und beharrlich Ehebruch begehen. (6)
  • Allah (c.c.) bekundet in der 15. Nacht des Shaban und vergibt allen außer jenen die aufmüpfig gegen die Eltern sind und Götzen dienen. (7)

 

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) trat in eine gesonderte Spiritualität mit dem Eintreffen der geheiligten drei Monate ein und behandelte insbesondere den Shaban mit größter Sensibilität. Dann widmete er sich besonders seinem Gottesdienst, wie sonst zu keiner Zeit.  

Mit größtmöglicher Aufrichtigkeit sich in dieser Nacht an Gott zu wenden und die Nacht mit Gottesdiensten zu verbringen, bringt uns den Segen eines ewigen Lebens in Gottesdiensten in nur einer Nacht.  

Daher ist es ein großer Gewinn seine Zeit mit Rezitationen und Buße zu verbringen.(8)

Wenn man nun bedenkt, dass man in der Umma und im Glauben verbunden ist, dann merkt man erst welche Reichweite die Beraat-Nacht hat. Denn durch die Verbindung im Glauben beteiligen sich Muslime überall auf der Welt an den eigenen Gottesdiensten und Gebeten. So wird der Lohn und die Barmherzigkeit sogar noch größer. Man kann es vergleichen mit einer großen Firma und den Gesamtumsatz. Die einzelnen Mitarbeiter könnten niemals so viel Gewinn alleinständig erwirtschaften, aber zusammen ist das möglich.  

Das Gebet des Propheten (s.a.s.) sah so aus:

Ya Rabb, von deiner Pein flüchte ich in deiner Vergebung, von deinem Zorn flüchte ich in dein Wohlwollen, von dir flüchte ich wieder nur zu dir. Ich bin unfähig dir gebührend Dankbarkeit zu zeigen. Du bist ehrwürdig, genauso wie du dich auch lobst. (9)

Möge Allah (c.c.) uns wachrütteln und uns bewusst machen, welch besondere Gelegenheit vor uns liegt. Möge uns das Beispiel des Propheten (s.a.s.) dazu ermahnen, diese Nacht mit größter Sensibilität und mit größtem Eifer zu begegnen.

Quellen:

1 Hülâsâtü'l-Beyân, XIII/5251.
2 Said Nursi - Şualar, s,426.
3 Hak Dini Kur'an Dili, V/4295.
4 İbni Mâce, İkame, 191.
5 İbni Mâce, İkame, 191.
6 et-Tergîb ve't-Terhib, II/118.
7 İbni Mace, İkametü's-Salât, 191; Tirmizî, Savm, 38.
8 Said Nursi - Şualar, s.426.
9 et-Tergib ve't-Terhîb, II/119, 120.

 

28 Zwischen Ehrfurcht und Hoffnung - Zwei essenzielle Kräfte im Glauben

 

Der Mensch, so wie er im Qurʾān angesprochen wird, hat sowohl Grund zur Freude als auch Grund zur Angst. An mancher Stelle wird ihm Entlohnung versprochen, während er an anderer Stelle bedroht wird. Angst und Hoffnung sind also zwei starke Triebfedern, die das Verhalten des Menschen formen. Angst und Hoffnung sind auch alltäglich. Menschen haben Angst vor Dunkelheit, verlassen zu werden oder vor Spinnen. Hoffnung kann auch viele Gesichter haben. Die Hoffnung auf einen neuen Job, Hoffnung dass die Liebe erwidert wird oder aber dass ein guter Film im Fernseher läuft. Angst und Hoffnung können also verschiedenste Formen annehmen doch lautet die Frage nun wie man Angst und Hoffnung im religiösen Sinne verstehen muss. Wie sieht Angst und Hoffnung bezüglich Gott aus? 

Ḫauf und raǧāʾ sind die beiden Begriffe die man in religiösen Texten diesbezüglichen finden kann. 

Ḫauf bedeutet "Angst, erschrecken, Ehrfurcht" und raǧāʾ bedeutet "Ambitionen, Hoffnung, Bitte, Wunsch".

Das ruhige Wasser ist nicht so schön wie das gewellte Meer. Die nach links und rechts schwingenden Äste zeigen mit dem Wehen des Windes eine schönere Aussicht als die ruhigen Bäume. Wir können den Wind nicht sehen, wenn wir ihn sehen könnten, könnten wir ihn wie ein welliges Meer beobachten.

Die harmonischen Schwingungen der Äste sind das Ergebnis der Winde die wie Wellen toben. Hier ist der menschliche Geist gleich dem welligen See, gleich dem Baum, dessen Äste schwingen. Engel sind wie ruhiges Wasser, stille Pflanzen. Der menschliche Geist ist den Wind ausgesetzt, welches eine Analogie zu seiner Prüfung im Diesseits ist. Das menschliche Herz ist unentschlossen, stets im Wandel.

Diese unaufhörliche Veränderung in der menschlichen Seele, diese intermittierende Fluktuation verleiht ihr eine gewisse Schönheit. Er bringt ihn zu einer Position über den Engeln. Die einzelnen Stoffe mit kontrastierenden Farben werden im Herzen zu einem einzigen Stoff zusammengenäht. Die Attribute des Schöpfers, Majestät und Schönheit zeigen sich im Herzen des Menschen und bringen das Herz und die Seele zur Vollkommenheit. Gewalt und Segen vereinen sich in ihm als Zustimmung.

Dieser Kontrast im Herzen führt zwei getrennte Schlüsse im Herzen hervor: Ehrfurcht und Hoffnung.

Eine art süße Angst: Das man vor Gottes Majestät, Gewalt und Größe Ehrfurcht empfindet... eine angenehme Hoffnung: Das man in Gottes Gnade, Segen und Darbietung stets hoffnungsvoll verbleibt...

Die Menschen, die die Weltliche Prüfung gewinnen, glauben an Gott mitsamt all seiner Eigenschaften, Handlungen und Namen. Während allgewaltige Namen Angst und Ehrfurcht in ihren Herzen erzeugen, erfüllen die wunderschönen Namen ihre Herzen mit Hoffnungen, Glückseligkeit und Zufriedenheit ...

Sie unterliegen einem doppelten Test, der als Gebote und Verbote bezeichnet wird. Gebot und Verbot kreuzen den Weg des Menschen und oft bleiben sie dabei zwischen Recht und Unrecht verunsichert. Gutes für Gott zu tun bildet eine rechtschaffene Tat, dem Bösen zu widerstehen bildet Frömmigkeit in Gottesfurcht. Wenn man rechtschaffene Taten vollbring öffnet sich das Tor zur Hoffnung, und wenn die Frömmigkeit in Gottesfurcht erlangt wird, öffnet sich das Tor zur Ehrfurcht. Beide Türen münden im selben Raum: im Paradies.

Ein Illustration aus der Schöpfung Gottes bringt uns diese Glaubenswahrheit näher:

In dem Mittelpunkt der Erde brennt das Magma wie ein Ofen. Oben wirft die Sonne meilenweit ihre Flammen. Und schließlich halten Menschen und Tiere, Meere und Wälder ihre Existenz zwischen diesen beiden Feuern aufrecht.

Der spirituelle Geist des Menschen verläuft auch zwischen den beiden Feuern: Triebseele („nafs“) und Satan. Angesichts dieses Bildes sollten die Menschen folgendermaßen nachdenken: Da mein Körper sein Leben zwischen Sonne und Magma fortsetzt; ist meine Seele immer noch gläubig, angesichts des Teufels und meiner Bösartigkeit. In diesem Fall gibt es keinen Grund, sich von Allahs Gnade die Hoffnung abzuwenden. Und da ich mich nichtmal für einen Moment von diesen beiden Feuern beruhigen kann, ist es unsinnig zu glauben, ich bin vor Gottes Pein immer sicher.

Ehrfurcht und Hoffnung sind die Eigenschaften der Gläubigen. Wenn es dem Geist entzogen wird, zeigt sich die Gefahr des Unglaubens. Eine Person, die keinen Angst hat, betritt einen Weg der Rebellion und das Ende dieses Weges ist die Gefahr, dem Unglauben ausgesetzt zu sein. Verminderte Hoffnung führt zur Verzweiflung. Und das ist eine anderer Weg, der letztendlich im Unglauben münden wird.

Einige der Verse im Qurʾān, sprechen von froher Botschaft und vom Paradies für die Gläubigen, während einige Verse die Ungläubigen mit der Hölle drohen und sie warnen. Wie das Herz im Rhythmus schlägt und still bleibt, erlangt der Mensch durch die Balance zwischen Ehrfurcht und Hoffnung Glückseligkeit.

Die Sure al-fātiḥa ist wie ein Index des Qurʾān, quasi eine Zusammenfassung oder Quintessenz des Qurʾān. Dort wird von Ehrfurcht und Hoffnung folgendermaßen gesprochen:

 

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. (Alles) Lob gehört Allah, dem Herrn der Welten, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tag des Gerichts. Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe. Leite uns den geraden Weg, den Weg derjenigen, denen Du Gunst erwiesen hast, nicht derjenigen, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht der Irregehenden!

 

Der Geist eines Gläubigen, der diese Sure liest, wandert zwischen Ehrfurcht und Hoffnung, auch wenn er es nicht bewusst fühlt.

29 Ist man ein Moslem wenn man seine Eltern oder Kinder mehr liebt als Allah?

ein bewusster Gläubiger kann nichts mehr lieben als Allah (c.c.) und den Propheten (s.a.s.). Es ist jedoch nicht immer scheinbar möglich, das Maß richtig einzustellen. Aus diesem Grund sollte jeder Gläubige zumindest denken und beabsichtigen, dass er Allah (c.c.) und seinen Gesandten (s.a.s.) mehr als alles andere liebt.

Es ist eine Tatsache, dass das Lieben Allahs (c.c.) und seines Gesandten (s.a.s.) damit verbunden ist, sie genau kennenzulernen. Jeder, der an die ewigen Segnungen Allahs (c.c.) denkt, muss Allah (c.c.) in Ewigkeit lieben und ehren. Der Prophet (s.a.s.), der uns und der Welt Allah (c.c.), das ewige Leben im Paradies und die Auferstehung nach dem Tod vorstellt, berichtet auch von der Liebe zu Allah (c.c.) als Gewissenssache.

Beachten wir auch, dass die Menschen nicht immer an Allah (c.c.) und seinen Gesandten (s.a.s.) denken. Die Beschäftigung mit allerlei weltlichen Sachen kann dafür sorgen, dass das Bewusstsein des Menschen vernebelt ist und der Mensch nicht mehr in der Lage ist die Liebe und Ehrfurcht zu Allah (c.c.) gebührend zu zeigen. Diese Situationen schaden dem Glauben der Übeltäter zwar nicht, aber es bedeutet auch, dass das Bewusstsein des Glaubens vorübergehend deaktiviert wird.

Hier sind entsprechende Textstellen zur Thematik:

Wer mich nicht mehr liebt als seine Kinder, seinen Vater und allen Menschen, ist nicht wahrhaftig im Glauben. (siehe Kenzu'l-Umal, v. 70)

Sprich: Wenn eure Väter, eure Söhne, eure Brüder, eure Gattinnen und eure Verwandten, ein Vermögen, das ihr erworben habt, eine Handelsware, die ihr fürchtet nicht loszuwerden, und Wohnungen, die euch gefallen, euch lieber sind als Gott und sein Gesandter und der Einsatz auf seinem Weg, dann wartet ab, bis Gott mit seinem Befehl kommt. Gott leitet die frevlerischen Leute nicht recht. (9/24)

 

30 Wer sind die Träger der "Hemden aus Feuer"

ihre Hände sind um ihrem Hals gebunden... Sie wurden angekettet... Das Feuer hat ihr Gesicht durchflutet... Ihre Lebensmittel sind stachelige Pflanzen vom Zakku Baum aus der Hölle-… ihre Getränke sind kochendes Wasser und Eiter... ihre Kleider sind aus Feuer... ihre Hemden sind aus Teer... ihre Peitsche ist aus Eisen... ihre Betten sind aus Feuer... Über ihren Köpfen wird kochendes Wasser gegossen und dadurch wird ihre Haut und ihre Bäuche zersetzt... Sie versuchen von dort zu entkommen und zu fliehen doch es gibt kein Ausweg!.. ihre einzige Hoffnung und Wunsch ist es zu sterben und nicht mehr zu existieren...

Um wen geht es ? 

Wenn sie sie aus der Ferne sieht, hören sie (bereits) von ihr Grollen und Fauchen. Und wenn sie da in einen engen Ort zusammengebunden geworfen werden, rufen sie dort nach Vernichtung. Ruft heute nicht nach (nur) einer einzigen Vernichtung, sondern ruft nach vielen Vernichtungen! Sag: Ist das besser oder der Garten der Ewigkeit, der den Gottesfürchtigen versprochen ist? Er ist für sie Lohn und Reiseziel. (25:12-15)

In diesem Text geht es darum von der Hölle zu sprechen. Angesprochen wird dabei auch unsere eigene Triebseele also unser Nafs. Es geht darum zu verstehen, woher die Auflehnung der Triebseele kommt und wie man dem gegen halten kann. Die Triebseele weigert sich gegenüber dem Gottesdienst und der Unterwerfung Gottes. Die Triebseele verlangt ständig und immerzu nach der Befriedigung der Gelüste. Diese Beschaffenheit führt die Triebseele geradewegs in das Höllenfeuer. Daher gelten folgende Textstellen als Warnung um eben diese Gefahr zu sehen und zu realisieren.  

Für diejenigen nun, die ungläubig sind, werden Gewänder aus Feuer zugeschnitten; über ihre Köpfe wird heißes Wasser gegossen. Dadurch wird zum Schmelzen gebracht, was sie in ihrem Bauch haben, und ebenso die Haut. Und für sie gibt es Keulen aus Eisen. Jedesmal, wenn sie vor Kummer aus ihm herauskommen wollen, werden sie dahin zurückgebracht, und (es wird zu ihnen gesagt): „Kostet die Strafe des Brennens! (22/19-22)

Über die im Vers erwähnte eiserne Peitsche sagt der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) folgendes: Wenn eine Peitsche aus Eisen auf die Erde herabgesenkt wäre und die Menschen und Djinn zusammenkommen würden, um sie aufzuheben, würde es ihnen nicht gelingen. (Imam Ahmed Ibn Hanbel / Ibn Kesir)

In einer anderen Überlieferung sagt der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) folgendes: Wenn eine Peitsche aus Eisen in ein Berg geschlagen wäre, würde dieser Berg zerbersten. Wenn ein Eimer mit Blut und Eiter aus der Hölle über die Erde herabgegossen würde, so würde dies die Völker mit schlechtem Geruch bedecken. (İmam Ahmed, Ebu Saîd el-Hudrî / İbn-i Kesir)

Ibn Abbas sagt folgendes über die Peitsche aus Eisen: Sie werden durch einen Hieb mit dieser Peitsche getroffen und dem der getroffen, dem entfallen alle Organe. In diesem Moment werden sie für ihre Vernichtung beten (İbn-i Kesir)

Das „Feuer“ aus dem Ausspruch „Hemden aus Feuer“ bezieht sich auf Kupfer. Die erwähnten Kleider sind also aus eingeschmolzenem Kupfer gefertigt.  Wenn sie entsprechend erhitzt werden, gibt es kein Metall welches noch heißer wird. (El-Camiu li-l Ahkâmi-l Kur’an)

 

Wahrlich sind die ausgesprochenen Strafen und Drohungen nicht leicht zu ertragen. Nun kann jeder in sich kehren und sich fragen, ob er oder sie bereit dazu ist, diese ewigen und fürchterlichen Strafen zu ertragen. Wir denken, dass kein Mensch dazu bereit geschweige denn in der Lage wäre. Außerdem muss man sich fragen, welches irdische Vergnügen denn so groß sein könnte, dass man bereitwillig solch große Qualen dafür eingeht. Das kurze und vergängliche Leben im Diesseits kann also niemals der Grund dafür sein, dass man bereitwillig in die Hölle wandert. Dies soll uns davor mahnen und uns stattdessen motivieren, uns kurzweilig in dem weltlichen Leben für das Wohlwollen Gottes zu bemühen. Denn diese kurzweiligen und geringen Bemühungen für das Wohlwollen Gottes werden durch Gottes Gnade im ewigen Paradies entlohnt. Hier wird dann auch die Ungeduldige Triebseele des Menschen endgültige Erfüllung genießen.

 

 

 

31 Warum lässt Allah auch Unschuldige leiden?

ein Unglück oder ein Schicksalsschlag ist für die Gläubigen die Antwort für ihre Fehltritte im Diesseits. Allerdings können in solchen Momenten und Ereignissen auch Unschuldige und Leute ohne solche Fehltritte Schaden nehmen und ihr Hab und Gut kann verloren gehen.

Und hütet euch vor einer Versuchung, die nicht nur besonders diejenigen von euch treffen wird, die Unrecht taten. Und wisset, daß Allah streng im Bestrafen ist! (8/25)

Die Frage im Raum ist dann warum auch diese Menschen betroffen sind. Warum wird der, der sozusagen „nur daneben stand“ ebenso von der Strafe getroffen.

Die Frage berücksichtigt einen ganz wesentlichen Aspekt des Lebens im Diesseits nicht. Diese Welt und unser Leben darin ist eine Prüfung. Das Jenseits liegt solange man noch atmet im Verborgenen. Wenn also ein Unheil immer nur die Übeltäter treffen würde und es den Unschuldigen immer gut gehen würde, dann könnte man auch nicht mehr von einer Prüfung sprechen. Dann wäre für alle nämlich – völlig unabhängig vom Glauben – die Prüfung und das Ergebnis aufgelöst. Das wäre vergleichbar mit einem Lehrer, der seinen Schülern eine Klausur und die richtigen Lösungen zu den einzelnen Fragen zusammen aushändigt. So kann man nicht herausfinden, welcher Schüler gelernt hat und welcher nicht.

Zu diesem Thema hat „Bediüzzaman“ Said Nursi in seinem Werk eine Abhandlung. Wir bilden hier einen Teil ab (Anhang zum 14.Wort):

„»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. wenn die Erde erschüttert wird und ihre Lasten von sich gibt, und der Mensch sagt: Was ist los mit ihr? An jenem Tage wird sie aussagen, was sie zu berichten hat, weil dein Herr es ihr so eingegeben hat...« (Sure 99, 1-5)

Diese Sure bringt mit Sicherheit zum Ausdruck, dass die Erde in ihrer Bewegung und wenn sie bebt, Offenbarungen und Eingebungen erhält, und dass sie durch einen Befehl erschüttert wird. Manchmal erzittert sie unter ihm.

Bezüglich des letzten Erdbebens sind mir von einer geistigen und wichtigen Seite sechs, sieben Fragen gestellt worden und die Antworten darauf mir gleichfalls innerlich in Form einer Ermahnung gekommen. Ich hatte oftmals die Absicht gefasst, ausführlich darüber zu schreiben. Doch wurde mir dazu nicht die Erlaubnis gegeben. Deshalb sei hier nur eine kurze und bündige Zusammenfassung wiedergegeben.

Erste Frage: Woher kommt es, dass bei diesen großen Beben zu dem materiellen Unglück noch der Schmerz, als ein inneres Unglück in Form einer Furcht vor einem erneuten Beben und die Verzweiflung, die den meisten Leuten in diesen Ländern die Nachtruhe raubt, als eine fürchterliche Qual hinzugegeben wird?

Dazu wiederum die innere Antwort, die folgendermaßen spricht: Wenn im heiligen Monat Ramadan, während des Teravih-Gebetes * im Rausch der Freude und Ausgelassenheit Gesänge voller Leidenschaft und manchmal die Stimmen der Mädchen in diesem gesegneten Zentrum des Islam in jeder Ecke aus dem Radio locken und überall zu Gehör gebracht werden, so hat dies die Strafe der Furcht zur Folge.

Zweite Frage: Warum kommen in den Ländern der Ungläubigen diese Schläge von oben nicht auf deren Häupter herunter? Warum kommen sie über die bedauernswerten Muslime?

Antwort: Während man schwere Vergehen und Verbrechen einer späteren Verhandlung überlässt in den großen Kreisstädten, die kleinen Vergehen aber in den kleinen Städten sofort verhandelt, so liegt auch eine bedeutende Weisheit darin, dass der größte Teil der Verbrechen der Leute des Unglaubens dem großen Gericht bei der Wiederversammlung überlassen wird, die Fehler der Leute des Glaubens aber zum Teil schon in dieser Welt bestraft werden. *

Dritte Frage: Was ist der Grund dafür, dass sich dieses Unglück bis zu einem gewissen Grade über ein ganzes, großes Gebiet verbreitet hat, während es doch die Schuld nur einiger weniger war?

Antwort: In Anbetracht dessen, dass ein allgemeines Unglück aus den Fehlern der Mehrheit erwächst, weil die meisten Menschen an den Handlungen der Übeltäter entweder durch Mittun oder durch Begünstigung oder durch Stillschweigen Anteil genommen haben, verursachen sie ein allgemeines Unglück.

Vierte Frage: Betrachtet man diese Katastrophe als eine Folge der begangenen Fehler und eine Buße für die Sünden, aus welchem Grund sind dann die Unschuldigen nicht verschont worden? Wie kann die Gerechtigkeit Gottes so etwas zulassen?

Dazu wiederum die innere Antwort: Da dieses Problem sich auf das Geheimnis der Vorausschau Gottes bezieht, verweisen wir auf die Abhandlung über die Vorausschau Gottes. Hier soll dazu nur so viel gesagt sein: »Und hütet euch vor einem Übel, das nicht ausschließlich die Frevler unter euch trifft.« (Sure 8, 25)

Das heißt: »Nehmt euch in Acht vor einer Katastrophe, die nicht auf die Frevler beschränkt bleiben wird, sobald das Unglück einmal da ist, sondern auch die Unschuldigen nicht verschont.« Das Geheimnis dieses Qur´an-verses ist folgendes:

Diese Welt ist ein Ort der Erfahrung und Prüfung, ein Haus der gesellschaftlichen Forderungen und der sozialen Bemühungen. Prüfungen und Erfordernisse aber machen es notwendig, dass die Realität verschleiert bleibt, sodass Persönlichkeiten wie Abu Baqr durch Wettbewerb und Anstrengung zur höchsten Höhe emporsteigen und solche von der Art eines Abu Djehil in die tiefste Erniedrigung hinabsinken. Blieben die Unschuldigen in solchen Katastrophen unversehrt, so würden sich Leute wie Abu Djehil denen wie Abu Baqr gleich auf Gott verlassen, das Tor der Bemühungen und des geistigen Fortschritts bliebe verschlossen und der Sinn der Prüfung wäre verfehlt.

So erfordert es denn die Weisheit Gottes, dass die Unschuldigen zusammen mit den Frevlern ins Unglück stürzen. Was aber ist dann in Anbetracht Seiner Barmherzigkeit und Gerechtigkeit der Anteil dieser armen Unschuldigen?

Auf diese Frage wurde mir folgende Antwort gegeben: Diejenigen, die unter den Zorn und die Wut dieses Übels geraten sind, empfangen auch ein Aufscheinen der Barmherzigkeit. Denn so wie die vergänglichen Güter dieser Unschuldigen für sie zu einer Spende und so zu einem ewigen Gut werden, so gewinnen sie auch durch eine Art Märtyrertum anstelle ihres vergänglichen Lebens ein ewiges Leben. Dieses Erdbeben, dessen Zorn nur vorübergehend und verhältnismäßig klein ist, sie aber dabei einen großen und immerwährenden Gewinn erwerben lässt, ist für sie zugleich mit dem Zorn auch eine Barmherzigkeit. (…)“

Ein Unheil vereinnahmt als Teil der Prüfung im Diesseits also alle ein, ob gut oder schlecht. Somit bleibt auch die Prüfung echt. Ansonsten würden die Menschen den Glauben nur vorheucheln um sozusagen auf der Seite der Gewinner zu sein. Sie würden also aus Profit heraus handeln.

Die Unschuldigen, die von einem Unheil getroffen werden, erhalten damit jedoch große Belohnungen. Ihre kleineren Fehltritte und Sünden werden getilgt, sie steigen im Rang auf und erlangen somit Gnadengaben, die sie sonst niemals erlangen würden. Wir sehen also, dass Allah stets mit Barmherzigkeit und Weisheit entscheidet. 

 

32 Wie unterscheidet sich göttlicher Wille von dem menschlichen Willen?

der allumfassende Wille ist die göttliche Eigenschaft, unendlich viele Dinge gleichzeitig zu wollen und zu erwirken. 

Im Vergleich zum allumfassenden Willen Gottes, besitzt der Mensch nur ein teilhabendes/begrenztes Willensvermögen, nur eine begrenzte Anzahl an Dingen zu wollen, die er aber nicht selber erwirken oder leiten kann. Der Mensch kann also nicht wie Gott direkt nach eigenem Willen auf die Dinge wirken und auch nicht wie Gott alles gleichzeitig kontrollieren.

Der menschliche Körper besteht aus unzähligen Zellen, Organen, Gelenken und Knochen. All diese Elemente haben eigene Funktionen und funktionieren hochgradig komplex, ununterbrochen und gleichzeitig. Während der Mensch nicht mal der Herr/ Leiter über eine Funktion seines eigenen Körpers ist, wie sollte es möglich sein, dass derselbe Mensch eine vollständige Kontrolle über alle Vorgänge in seinem Körper hat? Demgemäß kann der Mensch also nicht Herr und Leiter über sich, sein Körper, sein Leben und seiner Existenz sein. 

Sondern derjenige, 

der über die Sachen und Ursachen, 

der über die Natur und den natürlichen Geschehnissen, 

der über all den Gesetzen 

der über jede Existenz, beginnend vom kleinsten Teilchen im Mikrodimension bis hin zum gesamten Kosmos auf der Makrodimension,

einen allumfassenden Willen besitzt, kann nur der Herr (Rabb), Meister (San'i), Leiter (Müdebbir) und Einwirkende (Kadir) sein.

In diesem Fall ist und kann der Mensch nur der Diener Allahs (der Inhaber des allumfassenden Willens) sein.

 

Glückselige Menschen, die den Glauben finden denken folgendermaßen: 

„Wenn also alles in meinem Körper nicht eigenwillig handeln kann, dann kann ich mit meiner Entscheidungskraft es auch nicht! Alle Dinge, die in meinem Körper passieren sind sinnvoll und wichtig. Also muss ich es gleichtun und Dingen aus dem Weg gehen, die weder für mein Diesseits, noch für mein Jenseits Sinn und Zweck tragen. So wie alle Zellen in meinem Körper gleich den Sternen in der Galaxie unter der Schirmherrschaft eines allumfassenden Willens stehen, so werde ich mich mit meinem teilhabenden Willen diesem unterordnen. Ich muss meine Pflichten im Gottesdienst makellos erfüllen.“

Wenn wir weiterdenken, sehen wir überall dieses Prinzip. Der Kosmos und die darin lebende Schöpfung wird ständig und gleichzeitig versorgt und verwaltet. Während der Baum von der Sonne versorgt wird, versorgt der Baum selbst die Tierwelt bis hin zu kleinsten Tierchen, die kaum erkennbar sind. Von der Mikroebene bis hin zur Makroebene wird alles im Kosmos perfekt versorgt. Leben und Tod finden gleichzeitig statt und das ökologische System wird ständig erneuert, erschaffen und gereinigt.

All dies weist darauf hin, dass es einen allumfassenden Gott geben muss, der über diesen Prozessen steht und über sie waltet.

Der Mensch ist das genaue Gegenteil. Er selbst steht in diesen Prozessen und nicht über ihnen. Er ist also von seinem Umfeld abhängig und kann ohne dieses nicht überleben. Hier kann man also nicht von Kontrolle sprechen. Der Mensch hat aber auch keine Wirkung auf alle Dinge, die in seinem Umfeld passieren. Er kann sich dazu entscheiden gesund zu leben, aber trotzdem kann er krank werden. Er kann sich dazu entscheiden eine Flasche auf dem Tisch anzuheben und wieder zu platzieren, aber nur wenn alle Bedingungen dafür bereits vorab existieren, wie z.B. Gesundheit, Willen, Intelligenz, Schwerkraft etc.

 

33 Wie sieht die Strafe des Muslims der sündigt aus? Wird er in das Höllenfeuer gehen?

die Strafe kennt nur Allah, doch sollte der Muslim Reue zeigen und seine Sünden büßen so kann Allah ihm vergeben.

Die erste Bedingung  damit ein Muslim in das Paradies eintreten kann ist der Glauben. Sollte ein Gläubiger gesündigt haben so wird es nachdem er seine Strafe für die Sünden in der Hölle abgesetzt hat in das Paradies eintreten dürfen.

Nein, diejenigen, die eine schlechte Tat erworben haben und die ihre Schuld umfängt, das sind die Gefährten des Feuers; sie werden darin ewig weilen. Und diejenigen, die glauben und die guten Werke tun, das sind die Gefährten des Paradieses; sie werden darin ewig weilen. (2/82)

Am Vers erkennen wir deutlich, dass ein Glaubender nicht zu den ewigen Gefährten des Feuers gehört. Eine weitere Überlieferung hilft uns bei dieser Frage:

Nach dem die Paradiesbewohner in das Paradies und die Höllenbewohner in die Hölle kommen (und nur nach dem eine gewisse lediglich Allah bekannte Zeit vorüber geht) wird Allah sprechen: Wer auch nur einen Glauben in der Größe eines Senfkorns hat, soll aus der Hölle entfernt werden. Und so wird es auch geschehen. (Buharî, İman, 15; Müslim, İman, 147-149)

Darin sehen wir eindeutig zwei Dinge:

1) Auch Glaubende werden gegebenenfalls für die Tilgung der Sünden das Höllenfeuer berühren.

2) Ein Glaubender wird definitiv nicht für ewig in der Hölle bleiben.

 Man findet hierbei auch keine nennenswerten Meinungsverschiedenheiten unter sunnitischen Gelehrten.

 

34 Meine Frau hat mir erzählt, dass sie ein Hadith gelesen hat, dass die Frau dem Mann im Bett nicht "Nein" sagen darf...

Aus der Geschichte heraus sind einige Fälle zu uns überliefert worden, demzufolge einige fromm wirkende Menschen von den damaligen Richtern der Scharia wegen einiger ihrer Worte hingerichtet wurden, die vordergründig nach Gotteslästerung rochen. Das heißt, dass im islamischen Recht, wie auch im Zivilrecht, nach den äußeren Aspekten von Handlungen oder Worten geurteilt wird. Unter diesem Gesichtspunkt sind unrechtmäßige Handlungen und Worte/Aussprüche, auch wenn sie aus Unwissenheit erfolgen, ein Verbrechen. So wie "Unkenntnis des Gesetzes keine Entschuldigung ist", ist auch "Unkenntnis der Grundsätze der Religion" keine Entschuldigung.

Unwissenheit wird daher auch nur sehr begrenzt als Entschuldigung akzeptiert, und zwar in dem Fall, wo eine Person neu erst den Islam angenommen hat und die Gebote und Verbote mangels Zeit noch nicht erlernen konnte (vgl. Nevevî, el-Mecmu’, 3/14, 80)

Wer ein Wort/Satz sagt oder eine Handlung begeht, die Unglauben voraussetzt, ist ein Ungläubiger. Ob er dieses gotteslästerliche Wort/Satz sagt, weil er daran glaubt, oder ob er es aus Spott sagt, oder ob er es aus Unglauben sagt, oder ob er es aus Verbohrtheit sagt, er ist ein Ungläubiger (vgl. İbn Hacer el-Heytemi, ez-Zevacir, 1/47 und 9/64-65). Wichtig ist hier aber die Voraussetzung, also der Unglaube selbst. Man nehme z.B. eine Person, die einen Koranvers verleugnet oder das Gebet als überflüssig ansieht. Wenn diese Person das macht, weil aus ihrer Sicht es in Ordnung ist, einen Teil der Scharia einfach zu löschen, dann wäre diese Person vermutlich basierend auf dieser Tat, als ungläubig anzusehen. Denn die Leugnung der Scharia löst Unglauben aus, auch wenn es nur Teile davon sind. Es ist aber anders, wenn in einer etwas weniger bekannten Angelegenheit oder einer tiefergehenden theologischen Frage, eine Person etwas Irrtümliches oder Falsches sagt. Denn anders als die bekannten und gängigen islamischen Glaubenswahrheiten handelt es sich hier möglicherweise um kompliziertere Themen, die weniger bekannt sind. Hier kann der Mensch sich vielleicht irren, ohne deswegen direkt in den Unglauben zu verfallen. Wiederum sollte man als nicht wissender Laie ohnehin keine Urteile fällen über Angelegenheiten, zu denen man nicht informiert ist.

Zusammengefasst: Wenn eine Person erst kürzlich zum Islam konvertiert ist oder in einem Umfeld lebt, in dem es für sie nicht leicht ist, religiöses Wissen zu erlernen, ist es zulässig, dass sie sagt: "Ich wusste nicht, dass dies Unglauben ist". Wenn er diese beiden Bedingungen nicht erfüllt, ist seine Unwissenheit keine Entschuldigung. (vgl. Nevevî, 12/143; 20/19)

Wir möchten ausdrücklich auf Folgendes hinweisen:

Diese Aussagen sollen die Menschen warnen und sie zur Vorsicht mahnen. Sonst wäre es nicht richtig, diejenigen, die diese Aussagen machen, als Ungläubige zu bezeichnen. Die Grundregel in dieser Angelegenheit lautet wie folgt: Eine Person, die sagt, dass sie ein Muslim ist, kann niemals als Ungläubiger bezeichnet werden.

Unsere Gelehrten haben gesagt, dass es zum Unglauben führen würde, einige Worte/Sätze zu sagen, die wir "alfaz al-kufr" nennen. Diejenigen, die diese Worte/Sätze sagten, wurden jedoch auch nicht als Ungläubige bezeichnet bzw. öffentlich gebrandmarkt. Die Gelehrten warnten sie, um sie zur Vorsicht zu mahnen. Schließlich ist der Glauben eine Sache des Herzens und des Inneren, nur Gott allein verfügt über diese Einsicht und das Wissen um unsere Herzen.

Um diesen Aspekt zu vertiefen, empfehlen wir; https://fragenandenislam.com/question/was-fuhrt-zu-kufr-also-unglaube

 

35 Wenn Gott weiß, was wir wollen, warum sollen wir dann beten?

Allah weiß alles, was gewesen ist, ist und sein wird. Er weiß dies mit seinem unendlichen Wissen. Sein Wissen zwingt den Menschen nicht zu etwas, denn das Wissen unterliegt einzig dem Wissenden. Mit anderen Worten: Wir tun nicht, was wir tun, weil er es weiß, sondern er weiß mit seinem ewigen Wissen, was wir tun werden, noch lange bevor wir das wissen.

Wenn du zum Beispiel jetzt betest, weiß Allah, dass du betest, und wenn du nicht betest, weiß Allah, dass du nicht betest. Mit anderen Worten: Allah weiß, was geschehen ist, was geschieht und was geschehen wird.

Das heißt, wir tun es nicht, weil Allah es sagt, sondern weil Allah weiß, dass wir es tun werden.

Man mag diese Frage mit einer Frage beantworten: Wenn wir nicht beten würden, würde Allah uns dann als Beter erkennen, oder würde er uns als Nichtbeter erkennen? Er würde uns selbstverständlich als Nichtbetender kennen.

Wir können uns also nicht auf dem Wissen Allah’s über uns „ausruhen“ und sagen, dass wir nicht beten brauchen, weil Allah ja sowieso wusste, dass ich beten würde. Wir beten nehmen und nehmen damit aktiv an einer gottesdienstlichen Handlung teil und zeigen damit zugleich auch unsere Absicht als Diener.

Deshalb weiß Allah nach unserem Willen. Wenn wir unseren Willen im Gebet einsetzen, weiß er, dass er beten wird, und wenn wir unseren Willen nicht im Gebet einsetzen, weiß er, dass er nicht beten wird. Wenn wir die Frage unter diesem Gesichtspunkt betrachten, werden wir das Problem besser verstehen.

Allah hat uns befreit und uns befohlen, zu beten und Ihn um unsere Bitten zu bitten, um uns an unsere Dienerschaft zu erinnern.

Wer betet,  hat gehorcht, und wer nicht betet, hat nicht gehorcht.

Sprich: "Was kümmert Sich mein Herr um euch, wenn ihr nicht (zu Ihm) betet? Ihr habt (Ihn) ja geleugnet, und das wird (euch) nun anhaften." (25/77)

 

36 Wie sollte die Mäßigkeit (mittlerer Weg) im Glauben sein?

das Glaubensbekenntnis bzw. der Glaube jedes Menschen ist eine tiefe „Herzensangelegenheit“ oder ein starker Gewissenszustand. Die Grundlage dieser Überzeugung ist der Glaube an Gott und andere Glaubenswahrheiten. In der jüdischen Religion glaubt man eher an ein "bestrafenden Gott". Im Christentum, durch die vermittelnde Hilfestellung Jesu, ist der Glaube an Gott eher im Stil eines "vergebenden Gottes". Im Koran heißt es, dass Gott sowohl der „Erhabene Rächer“ als auch der Barmherzigste im Dies- sowie Jenseits ist.

Imam Ghazali schrieb genau hierzu ein Werk mit dem Namen "al-iktisad fi'l İtikad", "Der mittlere Weg (Mäßigkeit) im Glauben". Heute zeichnet sich die Notwendigkeit solcher Werke dadurch ab, dass viele (Gelehrte, Akademiker) die eigentlich in der Lage sind über den Islam reichlich Wissen zu haben ebenso in den Grundfragen des Glaubens wackeln bzw. zerstreut handeln.

Der mittlere, besonnene Weg im Glauben sollte sich in erster Linie nach den heiligen Worten Gottes und den Überlieferungen seiner Gesandten richten. Im Islam richtet es sich erstens nach den Grundlagen und Vorgaben Allahs, welche im Koran verkündet wurden. Die Auslegung und die Praktizierung (Sunna) dessen wurde durch den Propheten Mohammed (s.a.s.) an die Muslime mit Worten erklärt, in Taten umgesetzt und/oder mit Handlungen und Haltungen vorgelebt.

Nach dem Tod des Propheten Muhammad (a.s.m.) und mit der Zeit traten neue Ereignisse in der Lebenswelt der Muslime auf. Hierzu wurden zwei weitere Beweisführungen zur Ausübung des Glaubens, die Analogie (Vergleich) und Ijma (Konsens) eingeführt. Die Erneuerung der Zeit und die Differenzierung der Ereignisse machten dies notwendig. Ist ein Dekret eindeutig im Koran vorhanden wird dies in der Tat entsprechend ausgeführt. Wird es nicht eindeutig im Koran erwähnt, so wird auf die Sunna verwiesen. Wenn sie dort nicht gefunden werden, werden Analogie und Ijma angewendet.

Um den mittleren, besonnenen Weg im Glauben zu gehen sollte ein Gläubiger sein Glaubensbekenntnis, welches eine verfestigte, tiefe „Herzensangelegenheit“ und ein starker Gewissenszustand ist, nicht nach eigenem Ermessen und Verständnis bewerten, sondern mit soliden Beweisen untermauern und ablegen.

Man sollte Mäßigkeit eher als eine Sache der Haltung und als Sensibilität betrachten, vielleicht ist es auch eine Leitfrage für das Leben. Der mittlere Weg bedeutet daher auch nicht, dass man niemals Fehltritte macht. Wer aber in der Mitte eines Raumes steht, hat einen guten Blick in alle Richtungen. Wer aber nur auf einer Seite der Waage steht und schlimmer noch, das Recht nur bei sich sieht, der läuft Gefahr nur einen Bruchteil der Wahrheit sehen zu können. Außerdem verleitet ein parteiisches Denken jemanden dazu, Andersdenkende pauschal als Feinde zu betrachten, selbst wenn sie Recht haben und im Umkehrschluss Leute als Freunde zu sehen, nur weil sie einem Recht geben obwohl man falsch liegt. Daher sollte Mäßigkeit für uns immer die Erinnerung sein, zu fragen; Was würde mein Schöpfer von mir erwarten? Gibt es eine andere Sichtweise auf dieses Thema? Habe ich zu vorschnell geurteilt?

37 Was passiert, wenn wir den Koran unvollständig oder fehlerhaft lesen?

wenn ein vollständige Rezitation des Qur'an („Khatim“) vollzogen wird, sollte diese so vollständig wie möglich sein. Man mag hoffen, dass Allah die volle Belohnung und den Segen aus seiner Gnade heraus gibt, auch wenn man Fehler gemacht hat oder Teile unvollständig rezitierte.

Man sollte den Qur'an nicht falsch lesen. Aber man sollte sich nicht vom Qur'an trennen, aus Angst, einen Fehler zu machen. Wenn man merkt, dass man einen Fehler gemacht hat, genügt es, diesen Vers noch einmal zu lesen.

Wenn jemand die Hälfte des Qur'an liest und dann aufgibt, erhält er so viel Lohn, wie er gelesen hat. Das ist nicht so, als würde man eine Rak'ah des Gebets nicht verrichten. In der Tat ist das Verrichten einer vollständigen Rezitation keine verpflichtende gottesdienstliche Handlung, sondern eine Sunna.

Das Schlüsselwort in dieser Thematik lautet Ehrfurcht. Wir haben keine Angst vor Allah, so wie wir Angst vor einer Spinne oder dem Feuer haben.

Angst ist eine negative Emotion, die durch Gefühle der Bedrohung, Unsicherheit oder Gefahr ausgelöst wird. Sie kann sich als ein unangenehmes Gefühl von Unruhe, Sorge oder Furcht manifestieren.

Ehrfurcht ist eine positive Emotion, die durch Anerkennung von Größe, Würde oder Heiligkeit hervorgerufen wird. Sie kann sich als ein Gefühl der Bewunderung, Ehrfurcht oder Verehrung äußern.

Die Angst kann sich auf eine Bedrohung oder Gefahr beziehen, die als feindlich oder bedrohlich wahrgenommen wird.

Die Ehrfurcht bezieht sich auf eine Quelle von Größe, Heiligkeit oder Transzendenz, die als würdig, respektabel und verehrungswürdig betrachtet wird.

Angst kann zu Rückzug, Vermeidung oder Flucht führen. Sie kann auch zu körperlichen Reaktionen wie erhöhtem Herzschlag, Schwitzen oder Zittern führen.

Ehrfurcht kann zu einer Haltung der Demut, des Respekts und der Anbetung führen. Sie kann auch zu einer Suche nach Nähe, Verbindung oder Hingabe an die Quelle der Ehrfurcht führen.

Ehrfurcht vor Allah ist demnach eine innere Haltung des Respekts, der Hingabe und des Vertrauens, die sich in verschiedenen Aspekten des spirituellen Lebens manifestiert. Jeder Gläubige kann seine eigene einzigartige Art finden, diese Ehrfurcht in seinem Leben auszudrücken. Aber alle Gläubigen sind vereint in dem Bemühen, Allahs Wohlgefallen zu erlangen, und fürchten sich davor, Allah zu enttäuschen. Das bedeutet, dass wir aus Zuneigung und Liebe danach streben, uns zu verbessern, um unserem Schöpfer näher zu kommen. Aus dieser Haltung heraus rezitieren wir den Qur'an ohne Bauchschmerzen, aber mit dem ewigen Bemühen um Besserung. Denn im Gegensatz zu einer Strafe für eine Tat hat die Nähe zu Allah und der Glaube an sich keine Grenze, sondern wächst nur mit der Anstrengung. Das Bemühen um Besserung im Glauben ist also kein Ausdruck eines Defizits und auch kein Beweis für das Versagen des Gläubigen. Es ist vielmehr eine Anerkennung der Ehrfurcht vor Allah und die Erkenntnis, dass man Allah nicht „genug“ kennen und loben kann.   

 

 

38 Es gibt keinen Zwang in der Religion - Wie hat man das zu verstehen?

es geht um folgenden Vers

Es gibt keinen Zwang im Glauben. Der richtige Weg ist nun klar erkennbar geworden gegenüber dem unrichtigen. Wer nun an die Götzen nicht glaubt, an Allah aber glaubt, der hat gewiß den sichersten Halt ergriffen, bei dem es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend, Allwissend. (2/256)

Aber es gibt keinen Zwang in der Religion. Gott gibt sie niemandem mit Gewalt. Ein Mensch muss die Religion aus eigener Entscheidung wählen. Es gibt kein Gesetz des Zwangs in der Religion. So sollte es verstanden werden. Denn der Ausdruck "fi'd-dîn" (in der Religion) hat nichts mit "ikrah" (Zwang) zu tun, sondern ist eine Nachricht. Die eigentliche Bedeutung ist "Zwang gibt es in der Religion nicht". Mit anderen Worten, nicht nur in der Religion, sondern auch im Islam, der die wahre Religion ist, gibt es keine Form von Zwang, egal was es ist.

Der Zwang ist im Rahmen der Religion abgeschafft worden. Der Gegenstand der Religion sind nicht verpflichtende Handlungen und Verhaltensweisen, sondern freiwillige Handlungen und Verhaltensweisen. Daher ist der Zwang, der zu den optionalen Verhaltensweisen gehört, in der Religion verboten. Daher gibt es dort, wo die Religion des Islam wirklich vorherrscht, keinen Zwang oder sollte es keinen Zwang geben.

Die von der Religion versprochene Belohnung ist nicht in einer erzwungenen Handlung zu finden, und keine Handlung kann ohne Zustimmung und gute Absichten angebetet werden. "Die Handlungen entsprechen nur den Absichten." Alle Forderungen der Religion müssen ohne Zwang, mit guter Absicht und Zustimmung erfüllt werden. Glaube ist mit Zwang nicht möglich. Der unter Zwang gezeigte Glaube ist kein wahrer Glaube, und das unter Zwang verrichtete Gebet ist kein Gebet.

Außerdem ist es nicht zulässig, dass eine Person eine andere angreift und sie zu etwas zwingt. Kurz gesagt, unter der Herrschaft des Islam muss jeder seine Pflicht freiwillig und ohne Zwang erfüllen. Wenn die Bedeutung von (fî) als kausativ und nicht als adverbial betrachtet wird, ergibt sich folgende Bedeutung: Zwang gibt es nicht um der Religion willen, oder Zwang wird nicht um der Religion willen ausgeübt, oder um zur Religion zu bringen. Das liegt daran, dass Zwang bedeutet, jemanden mit einer konkreten Drohung zu etwas zu zwingen, das er nicht will. Religion ist jedoch nicht etwas, das man ablehnen sollte. Die Wurzel des Glaubens, die das Wesen der Religion ausmacht, ist die Bejahung und der Glaube des Herzens. Dies ist eine Frage der Zustimmung und der Entscheidung.

Niemand kann sie zur Pflicht machen außer Allah, der "tut, was Er will" (Al-Baqarah, 2/253; Al-Hajj, 22/14). Da der Glaube nach dem Willen Allahs und auch der Glaube und die rechtschaffenen Taten nicht von einem Zwang abhängen, sondern von einer guten Wahl und der Zustimmung des Herzens, kann es in der Religion keinen Zwang geben. Sie kann nur mitgeteilt und angeboten werden. "Wenn dein Herr gewollt hätte, hätten alle Menschen auf der Erde geglaubt. Zwingt ihr also die Menschen zum Glauben?" (Yunus, 10/99) Daher sollte niemand gezwungen werden, der Religion beizutreten. Denn der Glaube, den derjenige offenbart, der gezwungen wird, ist in den Augen Allahs kein wahrer Glaube. Ein wahrer Gläubiger kann nicht durch Zwang gewonnen werden.

Es ist bekannt, dass der Zwang der Handlung vorausgeht und den Willen zu dieser Handlung aufhebt oder bricht, und das Ergebnis der Handlung, ob gut oder böse, ist kein verbrieftes Recht desjenigen, der es tut, weil es ohne Zustimmung geschieht. Die Verantwortung liegt beim Nötiger, und in den Händen des Nötigers wird der Genötigte zu einem Werkzeug. Nun ist der Gewinn nicht die Absicht des Gezwungenen, sondern die des Nötigers. Aber es besteht kein Zweifel, dass Unglaube und Unrecht, Ungehorsam und Rebellion, die ohne Zwang begangen werden, freiwillige Handlungen sind. Und die Bestrafung und Züchtigung, die eine notwendige Folge davon ist, nachdem es getan wurde, ist sein eigener Gewinn und sein eigenes Recht, und es kann keinen Sinn für Zwang darin geben, und er hat sich selbst Unrecht getan.

Nach dieser Erklärung bleibt jedoch eine Frage offen. Wie aus dem obigen Vers "Bekämpft sie, bis die Fitnah beseitigt ist und die Religion die Religion Allahs allein ist" (Al-Baqarah, 2/193) hervorgeht, wurde den Polytheisten von Mekka und sogar der arabischen Halbinsel nicht wie den Leuten der Schrift Religionsfreiheit gewährt, sondern es wurde ihnen befohlen, gegen die Menschen zu kämpfen, bis sie sagen: "Mir ist befohlen worden, gegen die Menschen zu kämpfen, bis sie sagen: 'Es gibt keinen Gott außer Allah' (Lailahe illallah). Wenn sie dies sagen, werden ihr Leben und ihr Eigentum vor mir geschützt sein" - mit diesem Hadith wurde der Islam oder der Tod erklärt. Steht dies nicht im Widerspruch zu der Vorschrift: "Es gibt keinen Zwang in der Religion"? Steht dies nicht im Widerspruch zu der Vorschrift? Die Antwort hierauf lautet wie folgt: Wenn sie im Widerspruch zueinander stehen, dann heben sich die beiden Verse gegenseitig auf, und es ist klar, dass dies hier nicht der Fall ist. Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass die Tatsache, dass ihnen keine Religionsfreiheit gewährt wird, im Einklang mit Umsetzung der Vorschrift "Es gibt keinen Zwang in der Religion" ist.

Diesbezüglich gibt es mehrere Meinungen von Kommentatoren:

Von Zayd b. Aslam wurde überliefert, daß dieser Vers "Laa ikraha" zunächst in allgemeiner Form offenbart wurde und dann durch die Verse über den Dschihad und den Krieg aufgehoben wurde. Diese Ansicht wird jedoch nicht allgemein akzeptiert. Tatsächlich deutet der Vers "Die Wahrheit ist vom Irrtum unterschieden" darauf hin, dass er offenbart wurde, nachdem die Religion vollständig unterschieden worden war, was eine solche Sichtweise auszuschließen scheint. Außerdem ist, wie wir gesehen haben, die Frage des Dschihad hier nicht wirklich enthalten, so dass sie als eine Frage der Nichtigkeit betrachtet werden kann. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass jede Annullierung dem Grad desjenigen entspricht, der annulliert. Zu sagen, dass es durch den Dschihad aufgehoben wurde, bedeutet daher, dass es in anderen Fällen muhkam (nicht aufgehoben, sein Urteil ist klar) ist. Daher ist diese Überlieferung wichtig für diejenigen, die die Ansicht vertreten, dass Zwang den Dschihad einschließt. Das heißt, wenn es eine solche Möglichkeit in diesem Vers gibt, ist er aufgehoben worden. Und die Überlieferung der Aufhebung ist auf diesen Aspekt beschränkt. Andernfalls gibt es keine Möglichkeit, dass die übrigen Verse über den Dschihad außer Kraft gesetzt wurden. Das allgemeine Urteil ist für die restlichen Verse nach der Annullierung immer noch definitiv. Kurz gesagt, die Aufhebung ist partiell und bezieht sich nicht auf den gesamten Vers.

Dieser Vers wurde über das Volk der Schrift offenbart. Daher sind die Polytheisten von seinem allgemeinen Urteil ausgeschlossen. Dies wird durch die Worte, die mit "jene Propheten..." beginnen, bestätigt, und auch die Überlieferungen über den Grund für seine Herabkunft stützen dies. Es wird berichtet, dass vor dem Prophetentum des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) einige der Ansar ihre Kinder zum Judentum oder Christentum bekehrt hatten. Als der Islam kam, wollten sie mit Gewalt gegen sie vorgehen. Wenn eine Frau von den Ansar vor dem Islam ein Kind bekam, das nicht überlebte, legte sie ein Gelübde ab, dass sie ihr Kind, falls es überlebte, bei den Leuten des Buches behalten und ihrer Religion folgen würde. Aus diesem Grund waren einige der Kinder der Ansar in der Religion des Volkes der Schrift. Als sie dann zum Islam kamen, sagten sie: "Früher hielten wir ihre Religion für besser als unsere Religion, und wir haben unsere Kinder gezwungen, ihr zu folgen, aber jetzt, da der Islam gekommen ist, werden wir sie zwingen, ihm zu folgen."

Einer der Söhne von Salim b. Awf, Husayn, einer der Ansar, hatte zwei Söhne. Zunächst waren sie durch die Indoktrination von Kaufleuten aus Damaskus zu Christen geworden. Als sie nach der Prophetenschaft des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) nach Medina kamen, neckte ihr Vater sie: "Bei Allah, ich werde euch nicht gehen lassen, ihr müsst Muslime werden." Sie zögerten, und die drei appellierten gemeinsam an den Gesandten Allahs (Friede sei mit ihm). Daraufhin kam dieser Vers herab, und ihr Vater ließ sie gehen. Ob diese Ereignisse nun vor oder nach der Erlaubnis, in den Dschihad zu ziehen, stattfanden, in beiden Fällen schließt der Grund für ihr Auftreten die Polytheisten nicht ein.

Daher gehört die Allgemeingültigkeit seines Urteils auch dem Volk der Schrift, und es ist nicht aufgehoben, sondern muhkam (sein Urteil ist klar und gültig). Aber die Besonderheit des Grundes schließt die Allgemeinheit des Urteils nicht aus. "Es gibt keinen Zwang in der Religion." ist allgemeiner. Wenn dieses Urteil nur für das Volk des Buches gegolten hätte, wäre niemandem außer dem Volk des Buches ein Versprechen und eine Zusicherung (emân) im Land des Islam gegeben worden. Doch niemandem außer den Polytheisten der arabischen Halbinsel wurde diese Behandlung zuteil. Daher ist dieser Vers weder absolut außer Kraft gesetzt worden, noch sollte seine allgemeine Regelung ausschließlich für das Volk der Schrift gelten. In der Tat sagte der Prophet Anas: "Der Grund für seine Herkunft ist, dass der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) zu jemandem sagte: 'Werde ein Muslim'. Er sagte: 'Ich finde mich unliebsam'. Dieser Vers wurde über ihn herabgesandt." Dieser Grund ist absoluter und klarer in der Allgemeinheit des Urteils.

Es ist bekannt, dass die Behandlung der arabischen Polytheisten auf dem Gebot beruht: "Bekämpft sie, bis die Fitnah beseitigt ist und die Religion die Religion Allahs allein ist" (Al-Baqarah, 2/193). "Es gibt keinen Zwang in der Religion." Das Urteil wird im Tafsir al-Kabīr so erklärt, dass es bedeutet: "Nachdem die Araber Muslime geworden sind, gibt es keinen Zwang in der Religion, die Besteuerung ist ausreichend."

Das heißt, das ist die Zeit, in der die Rechtschaffenheit vom Irrtum unterschieden wird. In diesem Sinne bedeutet es, dass dieser Vers nach dem Vers "Bekämpft sie, bis die Fitnah aufhört..." offenbart wurde. Da das, was zuerst herabgesandt wurde, das, was später herabgesandt wurde, nicht aufheben oder zuordnen kann, bleibt das Urteil "Lâ ikrâha = es gibt keinen Zwang" in seiner Allgemeinheit bestehen. In diesem Fall, wenn es in irgendeiner Weise einen Widerspruch zwischen ihnen gibt, hätte das spätere das frühere aufgehoben. Es gibt jedoch keine Meinung, die besagt, dass dieses das frühere außer Kraft gesetzt hat, und das kann auch nicht sein. Denn es ist nicht klar, dass er zu einem späteren Zeitpunkt offenbart wurde. Wie oben gesehen, gibt es sogar gegenteilige Überlieferungen. In dieser Hinsicht sollten sie methodisch nahe beieinander interpretiert werden. Als solche können sie sich gegenseitig interpretieren (erklären) und zuordnen.

Erstens ist bekannt, dass es zu Beginn des Islams keinen Zwang gab, nicht einmal Vergeltung. Es ist heute anerkannt, dass es keinen Zwang gab, nachdem die Araber Muslime wurden, und es ist auch bekannt, dass die arabischen Polytheisten unter den Muslimen bis zu diesem Ereignis keinem Zwang unterworfen waren. Daher lautet die Bedeutung des Verses in vollem Umfang: "Es gibt keinen Zwang in der Religion des Islam." Die Frage des Krieges und der Kriegsgegner ist von dieser Regelung ausgenommen, ebenso wie die Frage der Beantwortung von Zwang und der Bestrafung von Vergehen.

Dies sollte jedoch in Verbindung mit dem Vers "Bekämpft sie, bis die Fitna beseitigt ist und die Religion die Religion Allahs allein ist" (al-Baqarah, 2/193) betrachtet werden. Dementsprechend ist, wie das Ende des Verses zeigt, die Abwesenheit von Zwang in der Herrschaft des Islam durch Zuweisung an zwei Bedingungen gebunden: die eine ist die Abwesenheit von Fitna, und die andere ist, dass die Untertanenschaft (Nationalität) derjenigen, die anderen Religionen angehören, im Land des Islam nicht gestört werden darf. Das allgemeine Urteil hingegen drückt eine theoriegeleitete Ansicht oder Reflektion erst nach der Zuweisung aus. Was hier mit fitnah gemeint war, war shirk. Aber es ist auch zulässig, ihn in seiner allgemeinen Bedeutung zu verstehen. Auf diese Weise, da es den zweiten Satz einschließt, wird dieser eine Satz unabhängig vom anderen sein (ohne ihn zu brauchen). Kurz gesagt, die Bedeutung ist wie folgt: "Wenn es keine fitna gibt, gibt es keinen Zwang in der Religion, denn die Wahrheit ist klar vom Irrtum getrennt.

Wer also die Götzen, die Übertreter oder Übertretungen, verleugnet und an Allah glaubt, das heißt, wer mit aufrichtigem Herzen sagt: "Es gibt keinen Gott außer Allah", zuerst die Götzen ausrottet und dann mit seinem ganzen Wesen an Allah glaubt und damit die von Allah gesandten Propheten und das, was die Wahrheit offenbart hat, bestätigt, der hat sich an das stärkste Seil geklammert, und es sollte nicht zerreißen.

Er ist der, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, der Herrscher über alle Dinge, unfehlbar, untrüglich, schlaflos, der Besitzer der Souveränität über Himmel und Erde, der, dem man sich ohne seine Erlaubnis nicht nähern kann, der, der alles weiß, das Geheime und das Offene, und Himmel und Erde sind nichts in Seiner Macht, und die Größe Seiner Macht ist unzerbrechlich.

Denn Allah ist allhörend und allwissend. Er hört die Worte und kennt die Absichten. Allah kennt die Taten der Heuchler, die mit ihrem Mund die Wahrheit sagen und in ihrem Herzen die Leugnung verbergen, und der Ungläubigen, die in ihrem Herzen die Wahrheit kennen und aus ihrem Mund Unglauben und Leugnung ausstoßen.

Es ist daher nicht notwendig, im Namen der Religion Dinge zu tun, wie z.B. Menschen zur Ausübung ihres Glaubens zu zwingen. Alles geschieht aus einem Grund, nämlich weil Allah es geschehen lässt. Dahinter steckt eine Weisheit, die wir mit unserem begrenzten Blick nicht wahrnehmen können. Deshalb sollten wir uns immer um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern und uns nicht in die Angelegenheiten des Schöpfers einmischen. Denn genau das würden wir tun, wenn wir im Namen der Religion Zwang anwenden würden. Wir würden quasi sagen: "Ich weiß es besser als Allah, ich nehme das jetzt in die Hand".

39 Was sind die ersten Schritte für jemanden der sich dem Islam nahe fühlt und an das Konventieren denkt? Wie kann ein Muslim in diesem Fall unterstützen?

grundsätzlich wird das Licht des Glaubens immer von Allah ins Herz gepflanzt. Wir Menschen können diese Prozesse nicht steuern. Wir haben lediglich die Pflicht, den Menschen, der zu uns kommt, nach bestem Wissen und Gewissen zu behandeln. In diesem Sinne stellt sich also eher die Frage nach dem richtigen Umgang mit einem solchen Menschen und nicht die Frage, wie man ihn zur Bekehrung bringen kann, denn dieses Ergebnis liegt immer im Ermessen Allahs. Folgend sollen ein paar prinzipielle Aspekte thematisiert werden.

Wichtig erscheinen hier zwei Dinge, die wir spenden können; Wissen und Nähe 

Wissen: Der suchende Mensch schaut sich um und erwartet Antworten auf seine Fragen. Die wichtigsten Fragen die zuerst kommen sind immer Fragen nach der Schöpfung und nach dem Sinn aller Dinge. Das ist das Fundament auf dem das Gebäude steht. Dafür haben wir einen Text: https://fragenandenislam.com/article/basics-fur-nichtmuslime-was-muss-man-vermitteln-0

Zum Wissen gehört auch zu verstehen, wie man sich eigentlich mäßigt und die vorhandenen Wissensquellen nutzt. Dazu gehören zweifelsfrei Koran und Sunna. Aber der Mensch verfügt auch über Herz und Verstand, sowie über Wissensquellen in Form von weiteren Büchern und Meinungen. Nicht zuletzt hat der Mensch auch seine eigenen Erfahrungswerte und Lehren, die er aus alledem für sein bisheriges Leben gezogen hat. All dies muss nun in Einklang gebracht werden. 

Imam Ghazali schrieb genau hierzu ein Werk mit dem Namen "al-iktisad fi'l İtikad", "Der mittlere Weg (Mäßigkeit) im Glauben". Heute zeichnet sich die Notwendigkeit solcher Werke dadurch ab, dass viele (Gelehrte, Akademiker) die eigentlich in der Lage sind über den Islam reichlich Wissen zu haben ebenso in den Grundfragen des Glaubens wackeln bzw. zerstreut handeln.

Der mittlere, besonnene Weg im Glauben sollte sich in erster Linie nach den heiligen Worten Gottes und den Überlieferungen seiner Gesandten richten. Im Islam richtet es sich erstens nach den Grundlagen und Vorgaben Allahs, welche im Koran verkündet wurden. Die Auslegung und die Praktizierung (Sunna) dessen wurde durch den Propheten Mohammed (s.a.s.) an die Muslime mit Worten erklärt, in Taten umgesetzt und/oder mit Handlungen und Haltungen vorgelebt.

Nach dem Tod des Propheten Muhammad (s.a.s.) und mit der Zeit traten neue Ereignisse in der Lebenswelt der Muslime auf. Hierzu wurden zwei weitere Beweisführungen zur Ausübung des Glaubens, die Analogie (Vergleich) und Ijma (Konsens) eingeführt. Die Erneuerung der Zeit und die Differenzierung der Ereignisse machten dies notwendig. Ist ein Dekret eindeutig im Koran vorhanden wird dies in der Tat entsprechend ausgeführt. Wird es nicht eindeutig im Koran erwähnt, so wird auf die Sunna verwiesen. Wenn sie dort nicht gefunden werden, werden Analogie und Ijma angewendet.

Um den mittleren, besonnenen Weg im Glauben zu gehen sollte ein Gläubiger sein Glaubensbekenntnis, welches eine verfestigte, tiefe „Herzensangelegenheit“ und ein starker Gewissenszustand ist, nicht nach eigenem Ermessen und Verständnis bewerten, sondern mit soliden Beweisen untermauern und ablegen.

Man sollte Mäßigkeit eher als eine Sache der Haltung und als Sensibilität betrachten, vielleicht ist es auch eine Leitfrage für das Leben. Der mittlere Weg bedeutet daher auch nicht, dass man niemals Fehltritte macht. Wer aber in der Mitte eines Raumes steht, hat einen guten Blick in alle Richtungen. Wer aber nur auf einer Seite der Waage steht und schlimmer noch, das Recht nur bei sich sieht, der läuft Gefahr nur einen Bruchteil der Wahrheit sehen zu können. Außerdem verleitet ein parteiisches Denken jemanden dazu, Andersdenkende pauschal als Feinde zu betrachten, selbst wenn sie Recht haben und im Umkehrschluss Leute als Freunde zu sehen, nur weil sie einem Recht geben obwohl man falsch liegt. Daher sollte Mäßigkeit für uns immer die Erinnerung sein, zu fragen; Was würde mein Schöpfer von mir erwarten? Gibt es eine andere Sichtweise auf dieses Thema? Habe ich zu vorschnell geurteilt?

Nähe: Der suchende Mensch kann sich schnell verirren in der Vielfalt an Möglichkeiten. Wir fahren in ungewisse Reiseziele auch nur mit Navigationsgeräten. Wenn man den Weg nicht kennt, wird man kaum ankommen. Für diesen Kontext bedeutet das, dass der Mensch bei so einer wichtigen Entscheidung oder Prozess auch Stabilität braucht und jemanden an der Seite, der aufbaut und auffängt. Gerade nach der Konversion aber auch vorher ist es wichtig, den Menschen das Gefühl von Familie und Gemeinde zu vermitteln und ihn nicht alleine zu lassen. Denn in dieser unsicheren Phase, wird der Teufel besonders aktiv werden. Zwar kennt nur Gott die gesamte Wahrheit und die Zukunft und am Ende trägt jeder die Verantwortung für sein Handeln selbst, daher kann man nicht alles haargenau "planen" oder "berechnen", aber als Gläubige sind wir dazu verpflichtet unsere Vorkehrungen zu treffen und alle Wege die zum Schlechten führen möglichst von Anfang an zu verriegeln. Daher ist es für uns äußerst wichtig, sich gar nicht erst der Sünde zu nähern. Denn jede Sünde könnte den Anfang eines Weges bilden, der im Unglauben endet. Unter diesem Aspekt ist die Gemeinde und die Bruderschaft im Glauben wie ein Bollwerk und wirkt schützend. 

Der ehrenwerte Prophet Muḥammad legte einen großen Wert auf die Erziehung und die Bildung. Wir finden eine Vielzahl an Überlieferungen des Propheten (s.a.s.) in denen zur Bildung und zum lernen ermuntert wird. Die Erziehung der Gesellschaft zu einer gottesfürchtigen, intelligenten und ausgebildeten Gesellschaft gehört also zu den Pflichten des Propheten (s.a.s.) als Gesandter Gottes. So hat er das Lesen, Niederschreiben und Verteilen der Verse des Qurʾāns zu pflegen gewusst.  Es gab diverse "Zentren" an denen es üblich war zu studieren und sich fortzubilden. Der Prophet (s.a.s.) hat hier persönlich gelehrt und auch Lehrer auserkoren, die diese Aufgabe verrichten. Die Gefährten ʿUbāda ibn Muāssamāʾ und Zayd ibn Ṯābit sind hier exemplarisch zu nennen. Solche Zentren wurden auch von vielen Schülern besucht, so wuchs eine gut ausgebildete islamische Gesellschaft heran. Bei der Bildung gab es auch keine Trennung der Geschlechter, Frauen wurde also hierbei nicht vernachlässigt. Frauen wurden an ihnen eingeteilten Tagen ebenso belehrt und in dieser Hinsicht beachtet. Ummu Sulayman ibn Ḫayṯama sowie die Gattinen des Propheten (s.a.s.) Ḥafṣa und Āʾiša waren neben anderen weiblichen Lehrern hierfür zuständig. Auch aus sozialer Perspektive gab es keine Trennung, es gab also eine "Chancengleichheit" unter der Lehre des Propheten (s.a.s.) insofern, dass man nicht zwischen Sklaven oder freien Menschen oder ähnliches unterschieden hat.

Wir dürfen nicht den Fehler machen, den Menschen zu überfordern. Mit der Konversion startet das islamische Leben des Menschen. Es wäre doch völlig unrealistisch zu erwarten, dass jemand direkt alle Traditionen, Pflichten und Sonstiges in der Religion, quasi auf einen Schlag kennt. Als Muslime dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass viele von uns vielleicht von Kindheit an schon diese Dinge lernen. Und der konvertierende Mensch fängt praktisch bei Null an. Daher muss man also mit Geduld den Menschen zur Seite stehen und nach Aufnahmekapazität und Tempo mit dem Menschen arbeiten und ihn nicht zur Scham bringen, indem man auf falsches Verhalten aufmerksam macht. Das sind möglicherweise über viele Jahre erlernte Automatismen und Reflexe, die nicht von heute auf morgen verändert werden. Der ehrenwerte Gesandte Gottes (s.a.s) ist der vorbildlichste Mensch und sein gesamtes Leben ist ein rechtleitendes Verzeichnis für uns. So entnehmen wir unsere Lektionen bezüglich des familiären Lebens auch aus seinem Vorbild. So wird allgemein überliefert, dass der Prophet (s.a.s.) insbesondere gegenüber den Kindern sehr liebevoll und zuvorkommend war, er wendet sich bei jeder Gelegenheit den Kindern liebevoll und mit Barmherzigkeit zu. Dabei hört er ihnen zu, fragt nach ihrem Befinden und spielt mit ihnen.

Es ist möglich, dass der suchende Mensch - auch durch die Einflüsterungen des Teufels - sich nun schuldig fühlt für sein vergangenes Leben und insbesondere nach der Konversion eine Art Scham und Schuld für vergangene Sünden und Lebensweisen verspürt. Auch hier ist die Gemeinde gefragt, die stets aufbauend einwirkt und die unendliche Barmherzigkeit Allahs in den Vordergrund zieht. Wie Imam Ghazali auch sagte, wird eine Buße deren Bedingungen (1. Aufrichtigkeit, 2. Schadensersatz wenn gegeben) erfüllt ist definitiv von Allah akzeptiert. Eine akzeptierte Buße bedeutet die Vergebung der Sünden. Manchmal verfallen die Menschen in solch extreme Selbstzweifel und hegen große Ängste gegenüber den Gedanken, die sie selbst produzieren. Ein Gedanke der definitiv falsch ist, ist es zu denken, dass man solch große Sünden begangen hat, die selbst Allah nicht vergeben kann. Es ist dem Muslim nämlich verboten, gegenüber der unendlichen Barmherzigkeit Allahs Zweifel zu hegen. Das ist eine Einflüsterung des Teufels. Es ist des Teufels größte Freude zu sehen, wie Menschen in Missmut und Verzweiflung verfallen, denn das ist der Sog, der einen in den tiefen Abgrund des Unglaubens stürzen kann. Prinzipiell steht jedem Menschen die Tür zur Buße und zur spiritueller Neufindung offen. Einige der größten Persönlichkeiten im Islam und wichtige Prophetengefährten haben vor dem Islam in Sünde und Barbarei gelebt. Ihre Herzen wurden aber mit dem Islam beehrt und sie haben mit großem Eifer nach dem Wohlwollen Gottes gelebt. Ihre früheren Fehltritte gehörten von nun an der Vergangenheit an, da sie fortwährend ein Leben in Gerechtigkeit und Anstand lebten. Dies soll auch uns ein Beispiel sein. Statt also dem Teufel eine Freude zu bereiten, indem wir in Missmut und Depression verfallen, sollten wir die Barmherzigkeit Gottes aufsuchen und aktiv Buße tun.

Für eine gesunde und dauerhafte zwischenmenschliche Beziehung ist eine offene und ehrliche Kommunikation einer der wichtigsten Grundbedingungen. Menschen müssen in der Lage sein, sich über Informationen, Gefühle, Ansichten und Gedanken zu verständigen, ohne sich zu zieren, im vertraulichem Umgang mit dem Gesprächspartner und sich selbst umgehend sprechen zu können und dem Zuhörer vertrauen zu können. Eine sehr wichtige Ursache für Probleme im gesellschaftlichem Leben und im Arbeitsleben ist der Mangel an offener und ehrlicher Kommunikation, bedingt durch den Mangel an Vertrauen. Auf Menschen die die Wahrheit aussprechen reagiert man oftmals unangenehm und agressiv, wodurch sie bereuen etwas gesagt zu haben oder noch weiteres zu sagen. Durch die Sorgen hiervor, meiden Menschen dann eine offene und ehrliche Kommunikation und zieren sich, das Wahre auszusprechen.  Zweifelsohne gibt es verschiedene Formen, Arten und Maße der Kritik, die verschieden wirken. Eine destruktive also verletzende Kritik die auf die Eigenarten einer Person abzielt, sie in Gegenwart anderer verletzt, sie plötzlich vor anderen zum Erstarren bringt, sie ihrer Hoffnungen, Motivation und Eifer beraubt und erschöpft, ist im Grunde genommen eine Art böswilliger Angriff.  Eine Kritik mit der Absicht zu verletzen, zu zerstören und zu erschöpfen, wandelt sich zu einem aggressivem Verhalten und startet mutmaßlich Streitigkeiten, die sich immer weiter hochschaukeln. Das Verständnis von einer zwischenmenschlichen Beziehung, die Raum für solch eine Kommunikation ermöglicht, hängt mit einer gesunden Diskussionskultur zusammen. Genau das brauchen auch Menschen, die kurz vor einer Konversion stehen, damit sie in einem geschützten Raum ihre Fragen loswerden können, aber auch auf Irrtümer aufmerksam gemacht werden können.

Zuletzt muss gesagt werden, dass die Konversion für viele auch eine Art Neustart ist und dementsprechend verspüren viele den Impuls auch ihre Biographie anzupassen mit einem neuen Namen. Grundsätzlich gibt es Hinweise in der Religion, einen sinnvollen Namen zu verleihen, der eine schöne Bedeutung trägt und im Umkehrschluss, sollte man keine Namen vergeben, die bedeutungsfrei sind oder eher eine negative Konnotation haben. Der Name wirkt auf den Menschen. Ein Konvertit muss aber den Namen nicht zwingend ändern. Davon ausgehend ist es wichtig, dass ein Muslim seinen Namen ändert, sofern dieser Name in dem geschildertem Sinne unpassend ist. Dies muss allerdings nicht sofort geschehen. Wenn so eine Änderung einen großen Umbruch für die Person darstellt und die Situation somit eine Schwierigkeit oder einen Druck auslöst, kann dieser Schritt auch zu einem späteren Zeitpunkt bzw. zu einem passender erscheinenden Moment unternommen werden. Es wäre unfair der Person gegenüber, wenn man von ihr erwartet, sie soll alle Gebote und Verbote sofort und perfekt verrichten bzw. einhalten. Wenn diese Entwicklung gemäß der eigenen Kapazitäten kontinuierlich Schritt für Schritt verfolgt wird, geht sie viel eher und harmonischer in Fleisch und Blut ein.

40 Tragen Frauen Kopftuch/Hidschab, um die Lust der Männer zu verhindern?

die Praxis der Verhüllung ist in erster Linie ein Gebot des Gehorsams gegenüber Allahs Gebot. Daher ist die Einstellung, die Begierde des anderen Geschlechts zu verhindern, allenfalls eine Weisheit, hinter dem Gebot auf sekundärer Ebene.

Und doch war ihnen nichts anderes befohlen worden, als Allah treu in lauterem Glauben zu dienen und das Gebet zu verrichten und die Zakah zu entrichten. Und das ist die Religion der Geradlinigkeit. (98/5)

Und Ich habe die Dschinn und die Menschen nur darum erschaffen, damit sie Mir dienen. (51/56)

Allah ist unendlich weise und unendlich barmherzig. Es ist daher nicht falsch, sich zu fragen, welchen Nutzen bestimmte Gebote und Verbote haben könnten. So stoßen wir immer wieder darauf, dass die Gebote und Verbote der Religion - wenn korrekt und authentisch angewandt - unser Leben bereichern, uns gesund halten und zum geistigen und materiellen Wohlstand in der Gesellschaft beitragen. Aber im Mittelpunkt steht immer, einzig und allein, die Anbetung und das Wohlwollen des Schöpfers. Die Beziehung zwischen dem Schöpfer und den Geschöpfen ist keine Beziehung, in der zwei Parteien ergebnisoffen über eine Sache diskutieren. Es ist eher eine Beziehung, wie wir sie zwischen einem Sultan und seinem Diener finden; der Sultan bestimmt und der Diener gehorcht. Wenn wir also ein rein fiktives Szenario nehmen würden, in dem es nur Frauen auf dem Planeten gäbe und keine Sexualität, dann müssten die Frauen trotzdem das Kopftuch tragen, wenn es die Religion so vorschreiben würde, einfach weil Allah es so will. Wenn die Frau dann sagen würde, "es gibt keine Männer, die mich anschauen, ich nehme dieses Kopftuch ab", dann hätte sie gegen Allahs Gebot verstoßen. Das Gleiche gilt für Männer, denn auch für Männer gibt es Bekleidungsvorschriften im Islam, wie zum Beispiel, dass der Bereich vom Bauchnabel bis zu den Knien bedeckt bleiben muss. In einem solchen fiktiven Szenario hätte sich der Mann auch gegen Allah aufgelehnt, wenn er gesagt hätte: "Es sind keine Frauen da, ich ziehe mich an, wie es mir gerade gefällt." 

Insofern ist die Bedeckung für Mann und Frau in erster Linie eine gottesdienstliche Handlung gegenüber Allah und im Mittelpunkt dieser gottesdienstlichen Handlung steht das Bestreben, ein Diener zu sein, der das Wohlwollen und die Gunst Allahs verdient. Das ist also die Motivation der Handlung. So bezeichnen auch die Begriffe "Halal" und "Haram" in erster Linie das, was in der Religion erlaubt und verboten ist. Zum Beispiel ist Schweinefleisch im Islam verboten, nicht weil es ungesund oder "schlecht" ist, sondern weil es so bestimmt ist. Die Barmherzigkeit Allahs erlaubt uns, in diesen Bestimmungen nach Weisheit für uns zu suchen, und so können wir durchaus feststellen, dass in so gut wie allen Dingen, die "haram" sind, etwas steckt, das für uns in irgendeiner Weise schädlich ist oder sein kann. Wir distanzieren uns aber nicht von diesen Dingen, um diese Vorteile zu genießen, sondern wir genießen diese Vorteile als Folge und Nebenwirkung unseres Gehorsams gegenüber Allah. Zum Beispiel fasten wir im Ramadan nicht, um Gewicht zu verlieren, sondern weil unser Schöpfer es von uns verlangt.  

Auch eine rein defizitäre Sichtweise passt nicht zur Religion. Wenn also die Weisheit hinter einem Gebot nur darin bestünde, ein Defizit, einen Makel oder eine Unzulänglichkeit an anderer Stelle zu beseitigen, dann bestünde der Anspruch an die Menschheit nur darin, Fehler zu korrigieren oder zu vermeiden. Wenn es also Bekleidungsvorschriften für Männer und Frauen nur gäbe, um die Sexualität im Zaum zu halten, dann würden wir sagen, dass die Sexualität an sich ein Problem ist und dass wir Maßnahmen brauchen, um einen Mindeststandard an Sitte und Anstand zu wahren. In diesem Verständnis dient das Gebot also nur dazu, ein Übel zu verhindern. Das ist nicht der Anspruch der Religion. In der Religion geht es nicht nur um Bewahrung, sondern auch um Aufbau. Begriffe wie "taqwah" beschreiben das ständige und dauerhafte Bemühen, das Streben nach dem Wohlwollen Allahs. Der Mensch wird also dazu angehalten, sein individuelles Potential bestmöglich auszuschöpfen. Es geht nicht um Stagnation, Überleben und Bewahrung, sondern um die permanente (Weiter-)Entwicklung von Tugend und Frömmigkeit, um die ständige Veranschaulichung des Bemühens des Dieners, seinem Schöpfer zu gefallen.

Jeder hat eine Richtung, der er sich zuwendet. So wetteifert miteinander in guten Werken. Wo immer ihr auch seid, Allah wird euch allesamt zusammenführen; wahrlich, Allah hat Macht über alle Dinge. (2/148)

Diese glauben an Allah und an den Jüngsten Tag und gebieten das, was Rechtens ist, und verbieten das Unrecht und wetteifern in guten Werken; und diese gehören zu den Rechtschaffenen. Und was sie an Gutem tun, wird ihnen niemals bestritten; und Allah kennt die Gottesfürchtigen. (3/114-115)

Es gibt also genügend Anhaltspunkte dafür, dass die Zügelung der Sexualität ein Aspekt der Bedeckungsvorschriften ist, dass es aber viel zu kurz gegriffen wäre, darin allein den Zweck dieser Vorschriften zu sehen. 

41 Wie können wir mit Agnostikern und Philosophen umgehen, die sagen dass es keine klaren Beweise für Gottes Existenz gibt

erstens argumentiert die agnostische Haltung, dass der Glaube keinen Beweis haben kann, der seine Annahme obligatorisch macht. Es ist also wie bei einem halbwissenden Kind, das das Spiel des Agnostizismus spielt, das zur Nichtexistenz von etwas neigt, wenn es angeblich existiert, und zu seiner Existenz, wenn es angeblich nicht existiert.

Der Glaube ist jedoch bereits eine Tatsache, die zum Test gehört. Man kann ihn nur durch richtiges Denken und Willenskraft erreichen.

In dieser Hinsicht ist die Situation des Agnostikers wie die desjenigen, der zu demjenigen, der sagt: "Es gibt eine Sonne am Himmel", sagt: "Das kannst du nicht wissen, vielleicht spielen uns unsere Gefühle einen Streich."

Die Logik ist eine Reihe allgemeiner Regeln, die sich nicht von Mensch zu Mensch ändern. Ein subjektives Verständnis wie "meine Logik" hat in der Logik keinen Platz.

Da eine Behauptung wie etwa "Pflanzen geben uns Früchte" bedeuten würde, dass man der Pflanze das Konzept zuschreibt, etwas zu tun, würde dies dazu führen, dass wir Eigenschaften wie Wille, Wissen und Macht in der Pflanze vermuten, und diese Annahme würde uns dazu bringen, die Pflanze zu verehren, weil sie uns so schöne Früchte schenkt, weil sie mit so schönen Blumen nach unserem Geschmack geschmückt ist, und Steine, Bäume, Tiere und Menschen als ähnliche Dinge zu verehren.

Dieses Verständnis ist das Produkt einer primitiven und unentwickelten Logik. In Zeiten, in denen die Menschen weit von Wissen und Vernunft entfernt waren, entstanden solche Absurditäten als Formen des Götzendienstes.

Die allgemeinen Regeln und Prinzipien der Logik erfordern notwendigerweise die Existenz einer ersten und allumfassenden Ursache, eines Schöpfers. Aber dieser Schöpfer wird vom Glauben als der Herr der Person nur in der Weise subjektiviert, wie er sich durch die Offenbarung offenbart.

Eine der Grundvoraussetzungen, um Muslim zu sein, ist es, intelligent zu sein.

Ebenso ist jemand, der nicht an die Verwirklichung von 999 Billionen 999 Milliarden 999 Millionen 999 Tausend 999 Möglichkeiten in einer Quadrillion (99,9999%....) glaubt, sondern an die Verwirklichung einer einzigen ungewissen und irrationalen Möglichkeit (0,1111%...), zumindest behandlungsbedürftig.

Die Existenz des Jenseits wird uns in erster Linie durch die Offenbarung offenbart. Die Argumentation über sein Eintreten soll die Plausibilität dieser Verheißung demonstrieren. Daher können wir mit Vernunft und Logik die Existenz Gottes besser verstehen, aber wir diskutieren nicht darüber, ob er existiert oder nicht. Vernunft und Logik dienen an dieser Stelle als Fernglas, das uns Bedeutungen näher bringt, die uns fern sind. Wir verstehen die Existenz Allahs besser und begreifen die offenbarten Dinge besser.  Für die Religion gilt immer der Grundsatz, dass sie durch Offenbarung kommt und durch die Vernunft verstanden wird. Wir nennen die Annahme der Offenbarung "Glauben", aber der Verstand allein kann nicht so weit gehen und den Schleier der Prüfung durchdringen. Denn die Offenbarung macht uns klar, dass es nicht darum geht, die Existenz Allahs als einen simplen Fakt zu erfassen, sondern Seinen Weg zu gehen und ein Diener zu sein, der Seiner würdig ist. Was wäre sonst der Unterschied zwischen dem Teufel und dem rechtschaffenen Diener, denn auch der Teufel weiß, dass Allah existiert und ist sich Seiner bewusst.