Hat die Namensgebung einen Einfluss (Willenslenkung, Wirkung) auf das Kind? Was ist zu beachten bei der Namensgebung?
Können sie vielleicht Beispiele oder Überlieferungen hierzu nennen?
Gespeichert von am Sa., 08/11/2014 - 01:01
Liebe Leserin, lieber Leser,
eine der wichtigsten Aufgaben von Eltern ist es ihrem Neugeborenen binnen kurzer Zeit einen schönen Namen zu geben. Dieser vergebene Name hat sowohl im Diesseits als auch im Jenseits seine Gültigkeit. Unser ehrenwerter Prophet Muḥammad (s.a.s.) hat sich nicht nur mit Kindernamen, sondern auch mit Erwachsenennamen beschäftigt. Einige der Namen, die er als unpassend bzw. als nachteilig für die betroffene Person empfand, hatte er zur Veränderung (des Namen) zum Besseren empfohlen. Darüber hinaus thematisierte und informierte er seine Mitmenschen über schönere Namen, dessen Vergabe erforderlich wäre. Nach und nach hatte der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) höchstpersönlich den neugeborenen Kindern ihre Namen gegeben.
Die Bedeutung der schönen Namensgebung erläutert der Prophet (s.a.s.) wie folgt:
„Ihr werdet am Jüngsten Tag mit euren eigenen Namen und dem Namen eurer Väter gerufen werden. Also macht eure Namen schön.“ (Ebu Davud, Edeb 69)
Das Rufen der Namen wird von einem durch Gott beauftragtem Engel vollzogen werden. Kein Mensch möchte am jüngsten Tag mit einem Namen vor Gott treten, von dem er wenig oder gar nicht erfreut sein wird. Daher ist es notwendig, dass man seinen Kindern keine schlechten (unsinnigen) Namen geben sollte.
Um das Feingefühl unseres ehrenwerten Propheten (s.a.s.) beim Thema der Namensgebung besser verstehen zu können, sollten wir die folgende Überlieferung (Ḥadīṯ) betrachten. Yaḥyā ibn Saʿīd (r.a.) berichtet wie folgt:
Es ging um das Melken eines milchreichen Kamels. Als der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) in die vorhandene Gesellschaft fragte „Wer melkt uns dieses Kamel?“, stand ein Mann auf und der Prophet (s.a.s.) fragte ihn: „Wie ist dein Name?“. Als der Mann mit „Murr“ (das arabische Wort für „bitter“) antworte, entgegnete ihm der Prophet (s.a.s.) mit „setz dich hin“. Der Prophet (s.a.s.) fragte erneut in die Runde: „ Wer melkt dieses Kamel?“. Dieses Mal stand ein anderer Mann auf und sagte „ich werde es melken“. Der Prophet (s.a.s.) fragte auch ihn nach seinem Namen, worauf dieser mit „Ḫarb“ (das arabische Wort für „Krieg“) antwortete. Daraufhin entgegnete ihm der Prophet (S.A.S.) mit „setz dich“. Der Prophet fragte weiterhin in die Runde „ wer melkt uns dieses Kamel?“. Nun stand ein anderer Mann auf, welchen der Prophet (s.a.s.) ebenfalls nach seinem Namen fragte. Der Mann antworte mit „Yaʿīš“ (was soviel wie „lebendig“ bedeutet), worauf der Prophet (s.a.s.) sagte: melke du das Kamel. (Muvatta, Isti´zan 24)
Bei der Namensgebung ist weiterhin zu beachten, dass die eigentümlichen Namen von Gott nicht als Namen vergeben werden sollten. Lediglich die Eigenschaften Gottes beschreibenden Namen können als Namen vergeben werden. Zum Beispiel, die Namen Karīm, Ḥalīm und Qadīr sind als Namen für Menschen zwar zulässig, aber es ist rücksichtsvoller und schöner diesen Namen das Beiwort ʿAbd voranzustellen und sie somit auszusprechen. Denn durch das Beiwort wird aus Karīm (der Freigiebige) ʿAbd al-Karīm (der Diener des Freigiebigen). Dadurch bleibt weiterhin die schöne Bedeutung erhalten und zugleich wird eine Assoziation zu Gott erstellt, was aus religiöser Sicht schöner ist. Dieses Beiwort ist zwar keine Pflicht aber damit wird eine schöne religiöse Sensibilität dargestellt.
Den Erläuterungen unseres ehrenwerten Propheten (s.a.s.) nach gehören die folgenden Namen zu den benannten/vergebenen Namen. Für den Mann sind dies Namen wie ʿAbd Allāh, ʿAbd ar-Raḥmān, Muḥammad, auch die Namen der Propheten sind beliebt, sowie Ḥasan oder Ḥusayn und die Namen von renommierten islamischen Geistlichen. Bei Mädchen sind die Favoriten ʿĀʾiša, Fāṭima, Zaynab, Ḫadīǧa, Ǧamīla, Zahrā und ähnliche. Diese hier transkribierten Namen beziehen sich gleichzeitig auf die entsprechenden Größen in der islamischen Geschichte.
Am Tage der Abrechnung bzw. Wiederauferstehung, wo sich alle Menschen an einem großen Platz zusammen finden werden (Maḥšar) wird jedes Kind (jeder Mensch) mit seinem ihm gegebenen Namen gerufen werden. Sollte der Name des gerufenen Menschen einen schlechten Sinn (Bedeutung) innehaben, so wird es sich vor den anderen Anwesenden aufgrund seines unsinnigen Namen schämen müssen. Es wird überliefert, dass sich die betroffenen Kinder bei ihren Eltern für diese schlechte Namensgebung beschweren und sie anklagen werden. Durch die in diesem Aspekt hervortretende Relevanz der Bedeutung von Namen hat unser Prophet (s.a.s.) die islamisch gesehen fremdartigen, unvorteilhaften und bedeutungslosen Namen in sinnreiche muslimische Namen umbenannt. Zum Beispiel hat er einst den Namen ʿAbd al-Uzza (dem Diener der Götzenfigur Uzza) in Abdullah (dem Diener Gottes) geändert. Ein weiteres Beispiel ist, dass er den Namen Ǧamra (ein Teil des Feuers) in den Namen Ǧamīla (hübsches Mädchen) und weiter hat er den Namen Ḫarb (Krieg) in den Namen Ḥasan (das Gute, das Schöne) aufgebessert. Die Absicht ist, dass durch die Gabe von muslimischen Namen der negative Gedanke/Bedeutung/Assoziation unterbunden wird.
Damit zusammenhängend gibt es einige Namen deren Bedeutung unklar ist, wie zum Beispiel beim Namen ʿAlaynā. Auf diesen Namen treffen wir häufiger, wissen aber nicht was es für eine Bedeutung haben soll. Denn das im Qurʾān vorkommende „ʿAlaynā“ ist kein Name, sondern lediglich eine im Satz auftauchende Präposition mit angehängtem Suffix. Es bedeutet soviel wie „auf uns“. Der angesprochene Vers sieht folgendermaßen aus:
Und uns obliegt nur die deutliche Übermittelung (der Botschaft). (36/17)
Es ist klar, dass wenn man ein beliebiges Wort aus diesem Satz aufgreift und einem Kind als Namen gibt, der intendierte Sinn vielleicht anders gemeint ist. Vielleicht ist die Intention der Eltern (inspiriert durch das Wort in diesem Vers) bei dieser Namensvergabe vordergründig, dass ihr neugeborenes Kind eine Gabe Gottes sei. Darüber hinaus gibt es einen weiteren, vermutlicher Weise falsch verstandenen, Mädchennamen. „Kaḏbān“ (im Türkischem ist die Lesart „Kezban“ verbreitet) lautet der Name, welcher im arabischen eigentlich die Bedeutung der immerwährenden Lügners innehat. Im Qurʾān kommt das Verb „tukaḏḏibān“ vor, womit es (aufgrund der selben Wortstammes) oftmals gleichgesetzt wird. In der persischen Sprache gibt es diesen Namen, was in etwa Hausfrau bedeutet und somit eigentlich eine gänzlich andere Konnotation trägt. Viele (Unkundige) schrecken dann vor diesen Namen zurück, aufgrund der erstgenannten Assoziation mit dem Begriff des Lügners.
Wir sehen es neben dessen als empfehlenswert darauf zu achten, Namen mit einer eigentlich schönen Bedeutung, die aber aufgrund möglicher Doppeldeutung auch falsch verstanden werden könnten, nicht zu vergeben. Somit könnte man Namen bevorzugen, die einfach auszusprechen und einfach zu schreiben sind, bzw. wo die Wahrscheinlichkeit gering ist ihn falsch zu schreiben oder gar auszusprechen. Hier seien lediglich beispielhaft einige wenige schöne Mädchennamen vorgestellt, die wir in dieser Form auch im Alltag oft antreffen können: Büşra, Beyza, Selma, Esma, Ahsen, Rabia, Saliha, Salime, Adile usw….
Zusammenfassend gilt zu sagen: Die Erziehungsberechtigten sollten bei ihrer Pflicht ihren Kindern gegenüber (ihnen einen vernünftigen Namen zu geben) davon absehen ihnen einen fremden und nicht mehr muslimisch anmutenden Namen zu vergeben, damit sie als Eltern nicht seitens ihrer Kinder im Jenseits angeklagt werden. In diesem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, dass es auch Menschen gibt, die dieses Thema anders betrachten und handhaben als wir es tun. Ihnen sei gesagt, dass letztendlich jeder seines Glückes Schmied ist, jeder ist frei in seiner Auswahl und jeder bekommt das was er verdient. Im Qurʾān steht dies als eine wichtige Ermahnung für uns alle geschrieben;
Jede Seele haftet für das, was sie erworben hat (74/38)
Jeder ist für seine Entscheidungen also alleine verantwortlich. Der dem Kind verliehene Name kann sich positiv (wie negativ) auf das Kind auswirken, daher sollte er gut bedacht sein. Grundsätzliche Vorstellungen, dass allerdings bestimmte Namen negatives bewirken und dass das Kind mit diesem Namen ein schlecht erzogenes Kind wird oder ähnliches ist nichtig und gleicht einem Aberglauben.
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