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Darf eine sunnitische Frau einen alevitischen oder schiitischen Mann ehelichen?
eine muslimische Frau sollte nur einen muslimischen Mann heiraten, der die Gebote und Verbote des Islam aufrichtig anerkennt und bestenfalls diese auch in seinem Alltag eingeschlossen praktiziert. Wenn der zu heiratende männliche Partner die Glaubensgrundsätze, sowie die Gebote des Islam anerkennt und daran glaubt, dann steht einer Heirat nichts im Wege. Ist das nicht der Fall, dann ist eine Heirat islamisch nicht zulässig. Ganz gleich ob Sunnit oder Alevit, es wird empfohlen sich um einen frommen und aufrichtigen Ehemann zu bemühen, der den Islam in seiner Urtümlichkeit liebt und lebt.
Einem Muslim, egal ob Mann oder Frau, ist es nicht gestattet mit einem Polytheisten zu heiraten. Polyhteist ist jemand, der nicht an den Einen Gott glaubt, sondern an andere Kräfte wie die Sonne, das Feuer, an Götzenfiguren, Himmelsgestirne, Tiere und oder an mehrere Götter glaubt.
Und heiratet nicht polytheistische Frauen, bis sie gläubig geworden sind. Wahrlich, eine gläubige Sklavin ist besser als eine polytheistische Frau, auch wenn sie euch gefallen sollte. Und laßt die Polytheisten nicht zur Heirat zu, bis sie gläubig geworden sind. Wahrlich, ein gläubiger Sklave ist besser als ein Polytheist, auch wenn er euch gefallen sollte. Jene rufen zum Feuer. Gott aber ruft zum Paradies und zur Vergebung mit seiner Erlaubnis. Und Er macht den Menschen seine Zeichen deutlich, auf daß sie es bedenken. (2/221)
Ein muslimischer Mann hingegen darf eine Frau jüdischer oder christlicher Konfession ehelichen. Bezüglich dieser Thematik sind sich die muslimischen Gelehrten einig und beziehen sich auf den folgenden Vers:
Heute sind euch die köstlichen Dinge erlaubt. Die Speise derer, denen das Buch zugekommen ist, ist euch erlaubt, und eure Speise ist ihnen erlaubt. (Erlaubt sind) auch die unter Schutz gestellten gläubigen Frauen und die unter Schutz gestellten Frauen aus den Reihen derer, denen vor euch das Buch zugekommen ist, wenn ihr ihnen ihren Lohn zukommen laßt und mit ihnen in der Absicht lebt, (sie) unter Schutz zu stellen, nicht Unzucht zu treiben und (sie) nicht als heimliche Konkubinen zu nehmen. Und wer den Glauben leugnet, dessen Werk ist wertlos, und im Jenseits gehört er zu den Verlierern. (5/5)
In Angesicht der Tatsache, dass in den meisten Fällen die angeheiratete Frau sich zur Seite ihres Mannes bekehrt, ist es muslimischen Frauen untersagt sich mit Nichtmuslimischen Männer zu ehelichen. Es geht hierbei nicht um die Untersagung der Liebe zwischen zweier Menschen zueinander, sondern es besteht viel mehr die Sorge um den Verlust des jenseitigen Lebens in ewiger Glückseligkeit. Die Befürchtung besteht darin, dass eine muslimische Frau und ihre künftigen Kinder durch die Heirat mit einem Nichtmuslim die Gebote des Islam ablegen und wahrscheinlicher Weise in Unglauben geraten. Andersrum ist es wahrscheinlich, dass eine jüdische oder christliche Frau durch die Heirat mit einem Muslim denkbarer Weise zum Islam konvertieren wird.
Was die Heirat einer Muslimin mit einem Nichtmuslim betrifft ist die Antwort unverwechselbar. Die Trauung einer Muslimin mit einem Ungläubigen ist strengstens verboten.
Des Weiteren besteht kein Erbrecht zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Religionen.
Ein Muslim kann/darf nicht der Erbe eines Nichtmuslim sein, sowie ein Nichtmuslim nicht der Erbe eines Muslim sein kann/darf. (Buhari, Hacc, 44; Megazi, 48, Feraiz, 26; Muslim, Feraiz, 1; Ebu Davut, Feraiz, 10)
Angehörige zweier unterschiedlicher Religionen können nicht einander beerben, als auch einander vererben. (Ebu Davut, 10; Tirmizi, Feraiz, 16; Ibn Mace, Feraiz, 6)
Wenn der besagte männliche Partner nicht an den Propheten Muhammad (s.a.s.) als letzter Gesandter und Prophet Gottes glaubt und die Verrichtung der fünf Gebetseinheiten ablehnt, sowie das Fasten im Ramadan unterlässt, kann und darf eine Muslimin solch einen männlichen Partner nicht ehelichen.
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Was lässt sich über die 40 Tage nach der Geburt sagen?
die 40 Tage nach der Geburt werden zu deutsch als „Wochenbett“ bezeichnet. Sie endet mit dem Einhalten bzw. dem Ende der Blutung. Demnach muss diese Zeitspanne nicht unbedingt 40 Tage dauern. In dieser Zeit darf bzw. muss die Frau nicht beten, fasten, zudem darf sie nicht den Qur`an lesen und anfassen, Moscheen betreten und auch kein Geschlechtsverkehr haben.
Versäumte Gebete müssen nicht wiedergeholt werden. Jedoch müssen die Tage des Fastens nachgeholt werden.
Bittgebete und Huldigungen können und dürfen vollzogen werden.
Der Grund warum der Frau während dieser Zeit einige Handlungen, wie z.B. der Geschlechtsverkehr, das Beten usw., untersagt sind, ist, dass sie in diesem empfindlichen Zeitraum sowohl körperlich als auch seelisch (psychisch) nicht belastet werden sollte. Demnach sind bestimmte Verbote eine Art von Schutz ihrer Persönlichkeit und dürfen nicht als benachteiligende Einschränkungen gedeutet werden.
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Was sind die Rechte der Eltern und die Pflichten der Kinder?
Mutter und Vater sind die zwei wichtigsten Grundpfeiler bei einer Familiengründung und somit auch die elementarsten Ausgangspunkte jeder Gesellschaftsstruktur. Der Erhalt der Nachkommenschaft ist eines von fünf Heiligkeiten die es mit aller Kraft zu wahren gilt. Das Aufrechterhalten der Nachkommenschaft ist durch Gott entsprechend den Fähigkeiten und der Beschaffenheit der jeweiligen Lebewesen an bestimmten Gesetze (Bedingungen) gebunden. Für die Erhaltung seiner Nachkommen ist unter allen Lebewesen der Mensch den größten Erschwernissen ausgesetzt. Obwohl der Mensch unter den Lebewesen am mächtigsten ist, ist dieser wiederum im Augenblick der Geburt das Schwächste unter allen Lebewesen. Einige Tierbabys, zum Beispiel, können nach der Geburt sofort und manch andere nach sehr kurzer Zeit aufstehen und ihren eigenen Bedürfnissen selbstständig nachgehen, während das menschliche Baby hingegen nur mühsam und nach Jahren erst dieses Niveau erreicht.
Eltern (Mutter & Vater) ertragen alle Schwierigkeiten damit der Erhalt der Nachkommenschaft gewährleistet ist. Die menschliche Mutter trägt ihr Baby neun Monate im Leib und während der Schwangerschaftsdauer ist sie enormen körperlichen Belastungen ausgesetzt. Darüber hinaus entbindet sie das Kind mit dem Wissen dabei ihr eigenes Leben verlieren zu können. Den Tod in Kauf nehmend bringt (eine) jede Mutter ihren Nachwuchs auf die Welt. Die Mutter (in erster Linie) verzichtet auf ihren benötigten Schlaf, auf ihre wohltuende Erholungspause und auf ihre Gesundheit, um ihr komplett unselbständiges und absolut auf sämtliche Hilfe angewiesenes Neugeborenes großzuziehen. Denn Allah gebietet folgendes:
Und Wir haben dem Menschen für seine Eltern ans Herz gelegt – seine Mutter trug ihn in Schwäche über Schwäche, und seine Entwöhnung erfordert zwei Jahre –: Sei dankbar Mir und deinen Eltern. Zu Mir ist die Heimkehr (31/14)
Um die Versorgung der Kinder gewährleisten und sichern zu können müssen in vielen Familien beide Elternteile arbeiten gehen. Eltern verzichten auf ihr Essen, damit sich ihre Kinder satt essen können. Sie entsagen neuer Kleidung, damit sie ihre Sprösslinge neu ausstatten können. Eltern bringen oft so manches Opfer, damit es ihre Kinder besser haben als es ihnen selbst ergeht oder einst ergangen ist. Ist das Kind mal erkrankt, so sind die Sorge und das Leid der Eltern vielfach größer, als die des Kindes. Mehr als das eigene Wohlbefinden bevorzugen sie immer das Wohlergehen ihrer Kinder. Die mühselige Erziehung der Kinder und die immerwährende Selbstlosigkeit der Eltern können je nach Anzahl der Kinder 20 – 30 Jahre andauern. Die Besorgtheit der Eltern gegenüber ihren Kindern hingegen kann das gesamte Leben in Anspruch nehmen. Eben aus dieser, von Gott erschaffenen und gegebenen, Liebe und dem Respekt der zwischen Eltern und ihren Kindern besteht resultiert die Sicherung der Bewahrung des Menschengeschlechts von Generation zu Generation. Diese Liebe ist absolut wahrhaftig und unentbehrlich. Sie ist die Grundvoraussetzung für eine gesunde und dauerhafte Nachkommenschaft.
Die Rechte der Eltern und die Pflichten der Kinder:
1. Gehorsam und Hochachtung. Die wichtigste Aufgabe der Kinder gegenüber ihren Eltern ist es auf sie zu hören und gehorsam zu sein, sowie all ihren Aufforderungen nachzukommen, es sei denn sie werden zu verbotenen Dingen aufgerufen (religiös, ethisch, moralisch sowie gesetzlich Verbotenes). Allah befiehlt wie folgt:
Und Wir geboten dem Menschen Güte gegen seine Eltern. Doch wenn sie dich dazu bringen wollen, Mir an die Seite zu setzen, wovon du kein Wissen hast, dann gehorche ihnen nicht. Zu Mir ist euere Heimkehr; dann werde Ich euch vorhalten, was ihr (alles) getan habt. (29/8)
Eine Überlieferung vom ehrenwerten Propheten (s.a.s) besagt folgendes:
Allah hat euch die Ungehorsamkeit gegenüber euren Müttern verboten... (Buhari, Edeb, 4)
Hieraus ist zu verstehen, dass der Gehorsam gegenüber den Eltern ein Befehl Gottes ist. Die einzige Ausnahme ist, wenn Eltern ihren Kindern die Leugnung Gottes nahe legen, Ungehorsam gegenüber Gottes Anordnungen beibringen wollen und oder sie zu verbotenen Dingen auffordern, dann ist die Gehorsamsverweigerung gegenüber den eigenen Eltern keine Untugend. Denn allen Menschen die sich gegen Gott richten und ihr Umfeld gegen Gott auflehnen, seien es auch die eigenen Eltern, sollte keine Aufmerksamkeit (Dienstwilligkeit) gegeben werden.
2. Gutes Benehmen gegenüber seinen Eltern. Im Qur´an verkündet Allah die enorme Bedeutung der Elternschaft und die unentbehrliche Pflicht eines Menschen gegenüber seinen Eltern.
Dein Herr hat bestimmt, dass ihr Ihn alleine anbeten sollt und dass ihr gegen euere Eltern gütig seid, auch wenn der eine von ihnen oder beide bei dir ins hohe Alter kommen. Sag daher nicht „Pfui!“ zu ihnen und schelte sie nicht, sondern rede mit ihnen auf ehrerbietige Weise.
Und bedecke sie demütig mit den Flügeln der Barmherzigkeit und bitte: „O mein Herr! Erbarme dich beider so (barmherzig), wie sie mich aufzogen, als ich klein war!“ (17/23-24)
Einmal fragte ein Begleiter den ehrenwerten Propheten (s.a.s) dreimal nacheinander, wem er denn etwas Gutes tun könnte? Und der ehrenwerte Prophet (s.a.s) antwortete nacheinander dreimal das Selbe und zwar „...deiner Mutter...“. Erst nach der vierten Wiederholung seiner Frage folgte die Antwort „...deinem Vater...“ (Buhârî, Edeb, 2; Muslim, Birr, 1)
Auch wenn die Eltern ihren Kindern gegenüber nicht all zu oft Gütig waren oder die Kinder benachteiligt und schlecht behandelt worden waren gilt dennoch die Verpflichtung/Schuldigkeit sich gegenüber seinen Eltern barmherzig zu verhalten. Denn Menschen im hohen Alter sind wie kleine Kinder, sie bedürfen besonderer Aufmerksamkeit und liebevoller Behandlung. Es ist uns (Muslime) eine Pflicht als Zeichen unserer Dankbarkeit unseren Eltern mit einem lächeln zu begegnen, sie zu lieben und zu ehren, erst recht im Alter, wenn sie auf uns mehr denn je angewiesen sind.
3. Die Versorgung ihrer materiellen Bedürfnisse. Wenn die Eltern vergreisen und sie selbst ihrer materiellen Versorgung wie Einkaufen gehen, die Wohnung aufräumen, Wäsche waschen usw. nicht mehr nachkommen können, dann ist es die Pflicht der Kinder anstelle ihrer Eltern diesen Erforderlichkeiten nachzukommen. Diese Aufgabe ist nicht nur eine Frage der Ehre, sondern sie ist ebenfalls gesetzlich/rechtmäßig vorgeschrieben. Jemand der dieser Aufgabe nicht nachkommt, der wird seitens der islamischen Befehlshaber dazu beordert. Allah überträgt diese Bürde den (erwachsenen) Kindern:
Sie fragen dich, was sie spenden sollen. Sprich: „Was immer ihr an Gutem spendet, das sei für die Eltern und die Verwandten und die Waisen und die Armen und den Reisenden. Und was immer ihr an Gutem tut, fürwahr, Allah weiß es. (2/215)
Einer der Gefährten des ehrenwerten Propheten (s.a.s.) sagte, dass der Prophet (s.a.s.) ihm einst neun bedeutende Wesenheiten empfohlen hatte, wobei es in einem Punkt um die Versorgung der eigenen Familienangehörigen (Eltern, Geschwister usw.) ging (Buhârî, el-Edebü’l-Müfred, 9). Darüber hinaus gibt es eine Überlieferung in der es heißt, dass der Prophet (s.a.s.) einen Gefährten der sich an einer bevorstehenden Schlacht beteiligen wollte vom Propheten (s.a.s.) zurück zu seinen Eltern gewiesen wurde, da sie aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit seine Hilfe daheim benötigten (Buhârî, el-Edebu’l-Müfred, 9).
4. Respekt gegenüber seinen Eltern. Das Prinzip der islamischen Gemeinde ist die Großen zu ehren und die Kleinen zu lieben. Die größte Ehrung und der meiste Respekt sollten unseren eigenen Eltern gelten. Nicht einmal in der gedanklichen Vorstellung sollten wir ansatzweise daran denken ihnen gegenüber respekt- und rücksichtslos zu sein und sie somit zu kränken. Eines Tages fragte der ehrenwerte Prophet Muhammad (s.a.s.) seine Gefährten dreimal: „Soll ich euch die größten der großen Sünden sagen?“ Die Gefährten antworteten ebenfalls dreimal mit: „Ja, teile uns das mit oh Gesandter Gottes.“, woraufhin der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) folgendes verkündete: „Sich selbst, jemand oder etwas anderes mit Gott gleich stellen, sich gegenüber seinen Eltern aufbegehren (aufmucken), zu Unrecht einen Menschen umbringen (Mord) und lügen.“ (Buhari, Edeb, 6)
Eines Tages, als die Auswanderung aus Mekka bevorstand, kam ein Gefährte dessen Eltern noch nicht zum Islam übergetreten waren zum ehrenwerten Propheten (s.a.s.) und sagte zu ihm: „Ich habe meine (pflegebedürftigen) Eltern weinend zurückgelassen und bin hier her zu dir gekommen um deine Anweisung zur Auswanderung zu bekommen.“ Der ehrenwerte Prophet (sav) entgegnete ihm: „Kehre zu ihnen zurück! So wie du sie zum Weinen gebracht hast, genau so bemühe dich nun sie zu erfreuen!“ und schickte diesen Gefährten umgehend zu seinen Eltern zurück.
5. Das Wohlwollen und die Einwilligung der Eltern. Das Wohlwollen Gottes zu erlangen ist zweifellos die größte Aufgabe und das höchste Ziel eines jeden Menschen (Gläubigen). An zweiter Stelle, nach dem Wohlwollen Gottes, gilt es das Wohlwollen und die Einwilligung der Eltern zu erlangen. Denn, wie bereits in den zuvor erwähnten Versen (2, 215) zu lesen war, ist die Güte gegenüber den eigenen Eltern eine von Gott auferlegte Pflicht. So gelten als oberste Pflicht, der Gottesdienst und unmittelbar danach die Güte gegenüber seinen Eltern. Der Prophet (s.a.s.) sagte einmal: „Das Wohlwollen Gottes liegt im Wohlwollen des Vaters und der Zorn Gottes liegt im Zorn des Vaters.“ (Buhârî, el-Edebü’l-Müfred, 1; Tirmizî, Birr, 3) Die Situation der Mütter ist sogar noch vorrangiger, das bedeutet, dass grundsätzlich die Mutter noch vor dem Vater hochgeschätzt wird. Dementsprechend gilt auch alle Liebenswürdigkeit primär der Mutter und erst danach dem Vater.
Ein weiteres Mal sagte der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) ganz erbittert: „Schande um den, dessen Eltern bei ihm alt wurden, der aber nicht ins Paradies einging sondern in die Hölle abstieg.“ (Muslim, Birr, 9) Einer der Gefährten erzählte, dass einst ein Mann zum Propheten (s.a.s.) kam und ihn um die Erlaubnis bat in die Schlacht ziehen zu dürfen, woraufhin der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) diesen Mann fragte, ob denn seine Eltern noch lebten, was der Mann bejahte. Daraufhin sagte der Prophet (s.a.s.) zu diesem Mann, dass er denn erst zurück zu seinen Eltern gehen möge und zu aller erst ihre Einwilligung einholen sollte. (Tecrid-i Sarih Tercümesi, VIII, 377)
6. Gegenüber seinen Eltern keine unmanierlichen Wörter (Beleidigungen) benutzen. Es ist höchst erforderlich, dass man sich von jeder Art des schlechten Wortes und oder des schlechten Benehmens gegenüber seinen Eltern strengstens distanziert. Denn jegliche Schamlosigkeiten, die die Eltern emotional verletzen könnten sind islamisch unzulässig und somit verboten. Darüber hinaus ist eine Verhaltensweise, die andere zum beschimpfen der eigenen Eltern veranlasst ebenfalls untersagt. Allah verbietet es, sich gegenüber seinen Eltern verbal zu erheben (17, 23-24), sei es auch nur durch ein „…boah Mama…!“ In folgender Überlieferung vom ehrenwerten Propheten Muhammad (s.a.s.) ist folgendes zu lesen: „Die Beschimpfung der Eltern ist eines der größten Sünden!“. Die Gefährten des Propheten (s.a.s.) fragten ihn, wie man denn dazu kommen könnte auf seine eigenen Eltern zu schimpfen? Die Antwort des ehrenwerten Propheten (s.a.s.) lautete: „Einer sagt zu einem anderen ein schlechtes Wort, dieser behält das schlechte Wort und beschimpft damit seine Eltern.“ (Buhari, Edeb. 4)
7. Die Eltern im Guten gedenken und für sie beten. Die Verantwortung gegenüber den eigenen Eltern endet nicht mit deren Ableben. Es ist erforderlich ihre ehrenhaften Lebensgeschichten stets in guter Erinnerung zu halten und sie zu wahren. Denn es sind die schönen Augenblicke mit seinen geliebten Mitmenschen, die als ein nicht widerherstellbares Erbe, das von Generation zu Generation weitergegeben wird, bleiben. Es ist das Pflegen der Eltern, das den Menschen zum selbigen macht. In einer Überlieferung unseres ehrenwerten Propheten (s.a.s.) heißt es: „Liebe erlangt man durch Zuwendung (emotionale Hinterlassenschaften, Aufmerksamkeit und Unterstützung).“ (Buhârî, el-Edebü’l-Müfred, 22) Diese Überlieferung bringt das Eigentliche zum Ausdruck. Denken wir nur mal an die Liebe zwischen den Eltern und ihren Kindern, sowie Großeltern und ihren Enkeln. Es sind all die schönen Augenblicke, die diese bereits bestehende Grundliebe festigen und eine ganz besondere Verbundenheit offenbaren. Der Qur´an lehrt uns mit folgendem Bittegebet sie in gutem zu gedenken und bei Allah um ihre Vergebung zu beten:
Mein Herr! Mache, dass ich und meine Kinder das Gebet verrichten. O unser Herr! Nimm mein Gebet an! unser Herr! Vergib mir und meinen Eltern und den Gläubigen am Tage der Rechenschaft! (14/41)
Ein Gefährte fragte eines Tages den ehrenwerten Propheten (s.a.s.): „Gibt es noch weitere Wohltaten, die ich nach dem Ableben meiner Eltern für sie machen könnte/sollte?“ Der Prophet (s.a.s.) antwortete wie folgt: „Ja, es gibt vier Brauchtümer. Bei Allah um ihre Vergebung beten. Ihren letzten Wunsch erfüllen (Testament, Vermächtnis). Den Kontakt zu ihren (engen) Freunden und Verwandten weiter aufrechterhalten (einladen und besuchen der engsten Freunde & Verwandte), denn all unsere Bekannten (Freunde & Verwandte) haben wir nur durch unsere Eltern. (Buhârî, el-Edebü’lMüfred, 19)
In einer weiteren Überlieferung heißt es, dass mit dem Sterben eines Menschen auch sein so genanntes Tatenbuch geschlossen wird. Das bedeutet, dass mit drei Ausnahmen in diesem Tatenbuch keine weiteren Handlungen des Verstorbenen nieder geschrieben werden. Nur durch folgende drei Hinterlassenschaften werden ihre Guttaten weiter niedergeschrieben und in ihrem Tatenbuch festgehalten. Eine Tat und oder eine Spende, die sogar nach dem eigenen Ableben für die Menschheit nützlich ist und bleibt, wie zum Beispiel das errichten von Gebetsstätten, Schulen, Krankenhäuser, Brunnen, sowie Bäume pflanzen, Straßen bauen usw. Alles wodurch anderen Menschen Erleichterung und Gutes widerfährt. Ebenso gelten auch nützliche wissenschaftliche Werke (Nachschlagewerke) und oder ein wohltätiges Kind, das fortdauernd für seine Eltern bittet und betet, Gottesdienste verrichtet und oder sie in ihrem Namen verrichten lässt (Buhârî, et-Edebü’l-Müfred, 19). Außerdem ist es unsere Pflicht ihnen gegenüber nur gutes Benehmen aufzuweisen und sie vor unserem schlechten und unhöflichen Verhalten zu schonen.
Wer zu Lebzeiten und nach dem Tod seiner Eltern ihnen gegenüber seine Pflichten erfüllt hat, sie zufrieden gestellt und ihre wohlwollenden Gebete (Fürbitten) erlangt hat, der hat sich das höchste Erdenglück und die ewige jenseitige Glückseligkeit erworben. Denn der ehrenwerte Prophet (sav) verkündet, dass solche Kinder ein gesegnetes langes Leben haben werden und sie aufgrund der für sie verrichteten wohlwollenden Gebete und Fürbitten ihrer Eltern bei Allah ins Paradies eintreten werden. Wie groß die Verantwortung gegenüber den eigenen Eltern ist, lesen wir in folgender Überlieferung: „Ein Kind kann mit keiner Guttat seines Vaters recht begleichen. Die Ausnahme, er findet seinen Vater als Sklaven auf und er kauft ihn frei.“ (Buhârî, el-Edebü’l-Müfred, 6) Nach dem unsere Eltern für uns so viele Mühen und Opfer auf sich genommen haben, ist es uns eine ethisch moralische Pflicht sie zu lieben und zu ehren. Es ist uns eine Pflicht diese Elternliebe gleich bleibend aufrechtzuerhalten und sie nicht gegen vergängliche weltliche Ablenkungen einzutauschen. Diese Pflicht besteht darin, sie zu ihrer Lebzeit zu ehren, sie barmherzig und nachsichtig zu behandeln und bemüht sein sie zufrieden zu stellen. Wahre Elternliebe besteht nicht mit einem lapidar daher gesagten Satz wie „ich liebe meine Eltern…“. Die Liebe zu den Eltern sollte sich selbst durch ein barmherziges umsorgen bewiesen werden. Wir sollten bemüht sein all ihre Be- und Versorgungen zu erledigen, sie ihnen abnehmen und niemals vergessen was sie alles einst für uns schon getan haben.
Eine Überlieferung besagt, das einst ein Mann seine Mutter auf seinen Schultern tragend die Kaaba in Mekka umlaufen hat, damit auch sie eine Tawāf machen konnte. (Ein Tawāf ist das siebenmalige Umlaufen/Umkreisen der Kaaba und die Mindestpflicht beim Pilgern.) Dieser Mann kam nach dieser Anstrengung zu unserem Propheten Muhammad (s.a.s.) und fragte ihn, ob er denn damit die Rechte seiner Mutter beglichen hätte? Und der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) antwortete wie folgt: „Nein, du hast nicht einmal einen einzigen Atemzug den sie während ihrer Schwangerschaft mit dir getätigt hat beglichen.” Diese gnadenreiche Schilderung zeigt auf unmissverständliche Weise die enorme Bedeutung der Elternschaft. Ein Gefährte des ehrenwerten Propheten (s.a.s.), fragte ihn: „Oh Gesandter Gottes, welches von den Gottgefälligkeiten ist die höchste?“ Und der Prophet (s.a.s.) antwortete: „Das zur rechten Zeit verrichtete Gebet. „ Der Gefährte fragte hinterher: „Und welches ist danach das höchste?“ Der Prophet (s.a.s.) antwortete: „Die Wohltat gegenüber seinen Eltern.“ Der Gefährte fragte ein drittes mal, welche Gottgefälligkeit denn danach käme und der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) antwortete: „Für die Sache Gottes zu kämpfen.“
Zusammenfassend gilt es zu sagen: Ein Mensch sollte stets bemüht sein seinen Eltern gegenüber alle erdenklichen Aufmerksamkeiten aufzubringen. Seien diese materieller und oder aber auch immaterieller (geistiger) Natur. Sämtliche Be- und Versorgungen sollten von uns (ihren Kindern) erledigt werden. Sie sollten sich zu keiner Zeit von ihren Kindern im Stich gelassen fühlen. Wir sollten ihnen gegenüber nicht einmal Ansatzweise das Wort erheben. Ihnen fortwährend mit lieben Worten und Gesten begegnen. Sie niemals unmanierlich, abfallend (schroff) und herabwürdigend behandeln. Wir sollten uns vor jeglichen Gehässigkeiten, die das Herz unserer Eltern auch nur im Ansatz kränken könnten fernhalten. Wir sollten immerwährend bemüht sein ihr Wohlwollen zu erlangen, sie zu frieden zu stellen und sie zu dankbaren Eltern machen. Insbesondere wenn unsere Eltern gealtert sind und auf unsere tägliche Hilfe mehr denn je angewiesen sind, sollten wir stets bemüht sein ihnen schnellstmöglich zur Hilfe zu eilen. In Zeiten ihrer Erkrankung ihnen zur Seite stehen, sich um ihre medizinische Behandlung/Versorgung kümmern und gegebenenfalls sie pflegen. Gerade in solchen Zeiten ist es erforderlich für die Eltern permanent da zu sein. Das alles sind die unerlässlichen Pflichten eines jeden Menschenkindes gegenüber seinen Eltern, die die Pforten des Paradieses für seinen Eintritt weiten.
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Ist es Vorherbestimmung welches Kind welche Eltern haben wird?
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Liebe zu den Eltern
wir stießen auf diesen Artikel, der das Thema auf eine äußerst schöne und eindringliche Weise darlegt:
»Im Namen des Hochgelobten und fürwahr; es gibt kein Ding, das Ihn nicht lobend preist!« 17/44) »Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen; Wenn einer von ihnen (Vater oder Mutter) oder (alle) beide bei dir (im Haus) hochbetagt geworden (und mit den Schwächen des Greisensalters behaftet) sind, dann sag nicht Pfui zu ihnen und fahr sie nicht an, sondern sprich ehrerbietig zu ihnen, und senke für sie in Barmherzigkeit den Flügel der (Selbst)erniedrigung (d.h. benimm dich ihnen gegenüber aus Barmherzigkeit freundlich und gefügig) und sag: Herr Erbarm dich ihrer (ebenso mitleidig), wie sie mich aufgezogen haben, als ich klein (und hilflos) war Euer Herr weiß sehr wohl, was ihr in euch verbergt. (Er erkennt) falls ihr rechtschaffen seid (euren guten Willen an, auch wenn ihr seinen Geboten nicht durchweg nachzukommen vermögt). Den Bußfertigen ist Er bereit zu vergeben.« (17/23-25)
Oh du, der du in Gottvergessenheit lebst, in wessen Haus sich deine alte Mutter oder Vater, oder ein pflegebedürftiger, oder ein hilfloser oder blinder Verwandter oder Glaubensbruder befindet!... Achte auf diesen ehrwürdigen Qur'anvers und siehe, wie in diesem Vers zur Zärtlichkeit gegenüber den altgewordenen Eltern aufgerufen wird. In der Tat ist die höchste Wahrheit in der Welt die selbstlose Liebe der Väter und der Mütter ihren Kindern gegenüber; und das erhabenste Recht ist, dass sie dieser selbstlosen Liebe gegenüber von ihnen Hochachtung erhalten. Denn, sie opfern ihr Leben in vollkommener Freude für das Leben ihrer Kinder und verausgaben sich. Daher steht jedem Kind zu, dass von dem Menschsein nicht abgefallen ist und sich nicht in ein Untier verwandelt hat, jene verehrten, treuen und opferwilligen Freunde aufrichtig zu schätzen, ihnen innig zu dienen, ihre Wünsche zu erkennen und ihre Herzen zu erfreuen. Der Onkel und die Tante der väterlichen Seite gelten als Vater und der mütterlichen Seite gelten als Mutter. So wisse, wie erbärmlich und gemein es ist, die Anwesenheit jener segensreichen Alten lästig zu finden und ihren Tod zu wünschen, so komme zur Besinnung. Verstehe, welch eine hässliche Ungerechtigkeit und Erbärmlichkeit es ist, den Untergang des Lebens dessen zu wünschen, der sein Leben für dein Leben geopfert hat!
Oh du Mensch, der du von der Sorge um den Lebensunterhalt betroffen bist! Wisse, dass die Säule des Segens, der Anlass der Fülle und der Vertreiber des Unglückes in deinem Haus dein alter oder blinder Verwandter ist, der in deinem Hause lebt und den du lästig findest. Sage nur ja nicht: »Mein Einkommen ist knapp, ich kann damit nicht auskommen.« Denn, gäbe es den Segen nicht, der ihretwegen kommt, auf jeden Fall würde die Knappheit bei deiner Lebenshaltung noch größer werden. Vertraue mir, dass das wahr ist. Ich kenne absolut sichere Beweise dafür und kann dich auch davon überzeugen. Um es nicht in die Länge zu ziehen, fasse ich mich hier kurz. Verlasse dich auf mein Wort. Ich versichere dir, diese Wahrheit ist absolut sicher, sogar meine Begierde und mein Teufel haben sich davor ergeben. Eine Wahrheit, die die Hartnäckigkeit meiner Begierde gebrochen und meinen Teufel zum Schweigen gebracht hat, muss dich auch überzeugen können.
In der Tat sendet der majestätische Schöpfer in Seiner Gastfreundschaft, der durch das Zeugnis des Kosmos im unendlichen Grade barmherzig, gütig, freundlich und freigiebig ist, wie Er zu den Neugeborenen, die Er zur Welt sendet, ihre Nahrung in einer äußerst freundlichen Weise durch die Hähne der Brüste in ihre Münder fließen lässt, auch die Nahrung der Alten, die wie Kinder geworden sind und mehr als die Kinder die Barmherzigkeit verdient haben und der Zärtlichkeit und Liebe bedürftig sind, in Fülle. Er lädt ihre Versorgung nicht auf die habgierigen und geizigen Menschen.
»Gott ist es, der (allen) Unterhalt beschert und Macht und Festigkeit zu Eigen hat.« (51/58)
Die Wahrheit, die diese Verse zum Ausdruck bringen, verkünden alle Arten der Lebewesen ohne Worte durch ihre Tat bekannt und verkünden die Wahrheit dieser gastfreundlichen Freigiebigkeit. Nicht nur die Nahrung der alten Verwandten, sogar auch die mancher Tiere wie Katzen, die dem Menschen als Freund gegeben wurden und deren Nahrung innerhalb der Versorgung der Menschen gesandt wird, kommt in Fülle. Ein Beispiel, dass dieses bestätigt und welches ich erlebt habe:
Meine nächsten Freunde wissen auch: Vor zwei, drei Jahren hatte ich jeden Tag ein halbes Brot, das Brot in diesem Dorf war damals klein, als Ration die mir meistens nicht ausreichte. Dann kamen zu mir vier Katzen als Gäste. Dieselbe Ration reichte sowohl für mich als auch für sie. Meistens blieb noch etwas übrig.
Es wiederholte sich dieser Umstand dermaßen oft, dass ich zu der Überzeugung gelangte, ich hätte einen Nutzen aus der Segensfülle der Katzen. Mit fester Überzeugung gebe ich bekannt: Sie waren mir keine Last und mir gegenüber keinen Dank schuldig, sondern ich war ihnen zu Dank verpflichtet.
Oh du Mensch! Wenn ein Tier in der Gestalt eines Raubtieres in das Haus eines Menschen zu Gast kommt und ein Anlass zum Segen wird, so kannst du das in das Verhältnis bringen, wenn sich ein Mensch, der unter den Geschaffenen der Ehrwürdigste ist, oder ein gläubiger Mensch, der unter den Menschen der Vollkommenste ist, oder ein hilfloser und siechender alter Gläubiger, der am meisten der Hochachtung und der Barmherzigkeit würdig ist, oder ein Verwandter, der unter den siechenden Alten am meisten Zärtlichkeit, Dienst und Liebe verdient, oder Mutter und Vater, die unter den Verwandten die wahrsten Freunde und treuesten Geliebten sind, in dem Zustand ihres Altseins mit dir im selben Haus befinden, in welchem Grade sie ein Anlass zur Fülle und ein Mittel der Barmherzigkeit sind, und nach dem Geheimnis von
»Gäbe es keine Alten mit gebeugten Rücken unter euch, so würden die Katastrophen wie die Sintflut auf euch niederregnen«,
kannst du dir vorstellen, in welchem Grade sie ein Grund für die Aufhebung (der Verhängung) eines Unglücks sind.
Also, oh du Mensch, komme zur Besinnung! Wenn du nicht vorher stirbst, wirst du ein Greis werden. Wenn du deinen Eltern gegenüber nicht respektvoll bist, so werden dir auch deine Kinder, nach dem Geheimnis von
»Die Strafe entspricht der Art der Tat.«
nicht dienen. Magst du dein Leben im Jenseits, so ist hier für dich eine wichtige Fundgrube, stell dich in ihren Dienst, achte auf ihr Einverständnis! Magst du dein Leben in dieser Welt, stelle sie wiederum zufrieden, damit dein Leben ihretwegen wohl und dein Unterhalt segensreich wird. Sonst wirst du, wenn du sie lästig findest, ihren Tod wünschst und ihre zärtlichen und leicht empfindlichen Herzen kränkend, ein Fall für das Geheimnis von
»Verlierer der Welt und des Jenseits.«
Willst du die Barmherzigkeit des Erbarmers, so sollst du diesen Anvertrauten des Erbarmers und Seinen Pfändern gegenüber in deinem Haus barmherzig sein.
Es gab einen Mann unter meinen Mitbrüdern namens Mustafa Tjavush. Ich sah ihn in seinen religiösen und weltlichen Angelegenheiten erfolgreich. Das Geheimnis davon wusste ich nicht. Danach erkannte ich den Grund seines Erfolges: Dieser Mann kannte die Rechte seines alten Vaters und seiner alten Mutter, achtete auf dieses Recht vollständig und gelangte ihretwegen zu Wohlstand und Segen. Insha-al'lah, will es Gott, setzte er sein jenseitiges Leben in Stand. Wer glücklich sein will, soll ihm nacheifern!
»Oh Allah! Segne den, der sagt: Das Paradies liegt unter den Füßen der Mütter, und seine Familie und allen seine Gefährten.« »Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen, außer dem, was Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende und der Allweise.« (2/32)
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Außereheliche Beziehungen zwischen verschiedenen Religionszugehörigkeiten erlaubt?
der Islam verbietet jegliche Art von außerehelichen Beziehungen und dies gilt für alle Religionsangehörigen.
Näheres hierzu:http://www.fragenandenislam.com/soru/darf-man-eine-freundin-haben-ist-eine-liebesbeziehung-erlaubt
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Ist die Gleichstellung von Mann und Frau überhaupt noch ein relevantes Thema?
auf diese Frage direkt mit „ja“ oder „nein“ zu antworten ist schwierig, weil diese Frage zu ungenau ist. Die Frage muss präziser formuliert werden. „Wo? Bei welcher Angelegenheit? Auf welchem Aspekt?“ sind einige Kriterien. Aus rechtswissenschaftlicher Sicht bzw. vor dem Gesetz lautet die Antwort „ja“.
Wenn sich die Frage auf diesen Aspekt bezieht, muss darauf nicht weiter eingegangen werden, weil die Frage die Antwort in sich beinhaltet. Da es sich jedoch um zwei verschiedene Geschlechter handelt, kann dann von einer absoluten Gleichstellung von Mann und Frau eigentlich geredet werden?
So wie es Bereiche gibt in denen Männer und Frauen gleichrangig sind, kann der Mann in einigen Disziplinen einerseits viel überlegener oder auch viel minderwertiger sein. Deshalb ist dieser Sachverhalt nicht mit einer einzigen Betrachtungsweise zu lösen.
Falls man fragen sollte „Sind Männer oder Frauen die besseren Menschen?“, „gibt es Kriterien für die Vorzugsstellung eines Menschen? “, möchten wir folgendes hervorheben: die Vormachtstellung ist was anderes, die Überlegenheit und die Tugend sind was anderes. In diesem Zusammenhang ist es schwierig zu bestimmen wer überlegener ist, weil sowohl die Frau als auch der Mann, jeder Mensch für Allah ein sich hingebender Diener ist.
Wen Allah für überlegener bewertet, noch mehr schätzt und wer sein Wohlgefallen eher erlangt wird in der göttlichen Offenbarung des Qur`an deutlich. Demnach wird die Überlegenheit nicht nach dem Geschlecht, sondern nach dessen Rechtschaffenheit, Enthaltung vom Verbotenen und der Gottesfurcht bewertet. Taqwā ist der an der Stelle verwendete Begriff
Was bedeutet Taqwā? Kurz gesagt, bedeutet es Ehrfurcht vor Allah, Enthaltung von der Sünde, das Vermeiden von Handlungen, Verhalten, Gegebenheiten und Wörtern, die nicht seinem Wohlgefallen entsprechen. Sein Wohlgefallen zu erlangen ist das höchste Ziel, diese zu verlieren die größte Furcht. Demgemäß wird nach diesen Handlungsmustern die Überlegenheit und die damit verbundene Tugend eines Menschen bestimmt. Dabei wird dem Geschlecht keine Achtung beigemessen. Taqwā ist also mehr als eine konkrete Tat. Vielmehr ist es eine geistige Haltung die der Diener gegenüber seinem Schöpfer einnimmt.
Taqwā erinnert uns sofort an gute Handlungsweisen. Gute Handlungsweisen sind Verrichtungen von nützlichen, guten Aufgaben bzw. Tätigkeiten. Hier wird dem Geschlecht keine Gewichtung zugeordnet. Zum Beispiel wird für das Lesen jedes Buchstaben im Qur`an 10 gute, segensreiche Handlungen (sevap) gutgeschrieben. Dies gilt für alle Menschen. Demnach wird weder der Frau weniger noch dem Mann noch mehr anrechnetet.
Die Frage kann auch von der psychologischen Sicht thematisiert werden und folgendermaßen gefragt werden: Sind Mann und Frau psychologisch gesehen anders veranlagt?
Die Welt lässt sich nicht ohne Weiteres in "Männerthemen" und "Frauenthemen" trennen. Auch kann man nicht im absoluten Sinne sagen "Männer können/können nicht" oder "Frauen können/können nicht".
Realistischerweise kann man jedoch oft im Alltag feststellen wie verschiedenen die Wahrnehmung von Mann und Frau sein kann. Im Islam herrscht dabei das Verständnis, dass Man und Frau einander komplettieren und zwei Hälften eines Ganzen darstellen. Der Islam erwartet von einem Individuum also nicht sich dem anderen Geschlecht anzueignen oder die eigens eingebildeten Makel/Charakteristika krampfhaft zu verändern.
Bei detaillierterer Betrachtung der Umwelt wird deutlich, dass zwischen den Körpern und den seelischen, innerlichen Beschaffenheiten aller Lebewesen eine Harmonie besteht. Die Seele von einem Reh in den Körper eines Löwen zu stecken und zu zwingen sich reißend und brüllend wie einer zu benehmen, wäre eine Vergewaltigung solch einer liebenswerten inneren, seelischen Wesensart.
Jedes Brüllen und aggressive Verhalten würde einen Teil dieser Grazie und inneren Schönheit, welche ein Wesensbestand dieser Seele ist, zerstören. Eine Beeinflussung, Hinsteuerung zu männlichen Verhaltensmustern unter dem Deckmantel der Gleichstellung von Mann und Frau, wäre genauso eine Benachteiligung für die Frau.
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Warum ist die Heirat mit einer Christin bzw. einer Jüdin erlaubt, aber die Heirat mit Angehörigen anderer Religionen verboten? Welche Weisheit steckt dahinter?
Heute sind euch alle guten Dinge erlaubt. Und die Speise derer, denen die Schrift gegeben wurde, ist euch erlaubt, wie auch eure Speise ihnen erlaubt ist. Und ehrbare gläubige Frauen und ehrbare Frauen unter den Leuten, denen vor euch die Schrift gegeben wurde, wenn ihr ihnen die Brautgabe gebt, und nur für eine Ehe und nicht für Unzucht und heimliche Liebschaften. Und wer den Glauben verleugnet, dessen Tat ist ohne Zweifel zunichte geworden; und im Jenseits wird er unter den Verlierern sein. (5/5)
Laut diesem Vers darf ein Muslim also auch – außerhalb seiner eigenen Religion – mit einer Christin oder Jüdin heiraten, aber nicht mit Angehörigen anderer Religionen.
Wir können vielleicht nicht jede Weisheit nennen, aber können doch versuchen einige zu erläutern:
Das Fundament der Ehe ist ein wichtiger Bestandteil für ein glückliches Zusammenleben.
Man könnte die Familie mit einem persönlichem Paradies vergleichen, dessen Glück zum großen Teil mit den Gemeinsamkeiten der Ehepartner zusammen hängt.
Wenn wir die gestellte Frage aus diesem Blickwinkel betrachten, fällt uns auf, dass die Muslime vielmehr mit Christen und Juden gemeinsam haben, als mit z.B. Polytheisten oder Atheisten.
Beispielsweise sind wir in fundamentalen Glaubensfragen (Die Einheit Gottes, die Propheten, der Glaube an die Engel oder an den Jüngsten Tag...) doch sehr ähnlicher Meinung, wohingegen die Religionsgrundlage z.B. eines Buddhisten doch erhebliche Unterschiede aufweist.
Wichtig ist auch die Einladung zum Islam, d. h. die islamische Denkweise in einigen wichtigen Fragen wie die Existenz und Allgegenwart Gottes. Auch hier gibt es mehr Gemeinsamkeiten als mit polytheistischen Ansichtsweisen.
Auch wenn es manchmal so aussieht als wenn der Vater sehr einflussreich ist, so ist doch für ein Kind die Mutter eines der wichtigsten Vorbilder und Lehrer. Wichtig ist natürlich auch die religiöse Erziehung des Kindes. Zwischen den Lehren der Offenbarungsreligionen (Christentum, Judentum) und der von Götzenanbetern oder Atheisten, bestehen immense Unterschiede.
Trotz der Erlaubnis solcher Ehen, haben Prophetengefährten dies als verpönt betrachtet und andere Gefährten aufgefordert sich nicht für eine solche Ehe zu entscheiden oder sich von ihr abzuwenden.
Es gibt auch Gelehrten der hanafitischen und shafiitischen Rechtsschule die dies als verpönt sahen.(Siehe dazu. V. Zuhaylî, el-Fıkhu’l-İslamî, 7/154)
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Was sagt der Islam zum Thema Ehrenmord?
es ist nicht erlaubt seiner Frau oder seinem Kind das Leben zu nehmen selbst wenn man sich sicher ist, dass diese ein unislamisches Leben führen.
Gemäß dem Islam dürfen Strafen nicht von Einzelpersonen angewendet werden, sondern nur von dem Staat. Die Gesellschaft würde im Chaos versinken und zu einer Anarchie verkommen, wenn jeder Bürger das Gesetz in seine eigene Hand nehmen würde.
Leider wird die Gräuetat, die man unter dem Titel "Ehrenmord" beschreibt häufig als eine Tradition betrachtet. Hier verschwimmen jedoch die Dinge. Der Begriff "Tradition" hat im Islam einen wissenschaftlich spezifischen Kontext. Er wird jedoch in dieser Sache entfremdet und man versucht hier eine illegitime möglicherweise völkische/kulturelle Erscheinung mit der Religion zu vermischen. Wir haben einen recht umfangreichen und detaillierten Artikel zum Thema "Tradition" auf unserer Seite:
http://www.fragenandenislam.com/icerik/zwischen-tradition-und-moderne-rechtsfindung-im-islam
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Wann beginnt im Islam die Erziehung des Kindes?
im Islam werden dem Kind gegenüber seinen Eltern insbesondere dem Vater folgende schwerwiegende drei Forderungsansprüche gewährleistet:
- Die Auswahl einer moralischen Mutter (bzw. im gegenteiligen Fall eines tugendhaften Vaters)
- Einen guten Namen zu bekommen
- Religiöse Erziehung
Die Erziehung im Islam beginnt im Vergleich zu den theoretischen Ansätzen der Pädagogen und Soziologen schon vor der Geburt, da das erste Recht (Anspruch) des Kindes gegenüber seinem Vater die Auswahl einer moralischen Mutter ist. Wenn dementsprechend bei der Auswahl des Partners die gebührende Sensibilität und Achtung gewidmet wird, kann die dritte Verpflichtung zum größten Teil einfacher realisiert werden.
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Wie sehen die Grenzen und Maßstäbe der Pflichten und Aufgaben in familiären Kreisen z.B. beim Besuch aus?
der Islam misst der Familie als begründendes Kernelement der Gesellschaft einen besonderen Wert bei. Denn eine Gesellschaft in der der Islam gelebt werden kann ist mit der Familie als Institution möglich. Daher werden in den Primärquellen Qurʾān und Sunna gewisse Beschlüsse und Ratschläge erteilt, um den gesunden Werdegang der Familienstruktur zu gewährleisten. Das Familienrecht, das auf diesem Fundament begründet ist, hat einen bestimmende Eigenschaft auf Sitte und Norm.
Aus soziologischer Sicht wird die Familie als eine biologische und gesellschaftliche Gruppe, hervorgehend aus mindestens zwei Erwachsenen und Kindern bestimmt, dies wird dann als Kernfamilie benannt. Nach islamischer Tradition ist es möglich die Familie als eine Gruppe bestehend aus den Eltern, der Kinder und den Großeltern zu bestimmen. Man beachte dass bei solch einer Bestimmung der Familie zwei oder auch drei Generationen zusammen leben können. Seit jeher verfügt der Islam nicht über ein Verständnis von Familie im Sinne einer Großfamilie und nicht als Kernfamilie. Der Qurʾān schildert die Familienstruktur und unsere Verantwortung gegenüber unserer Etern, die mitunter Grund für unsere Existenz sind folgendermaßen:
Und dein Herr hat bestimmt, daß ihr nur Ihm dienen sollt, und daß man die Eltern gut behandeln soll. Wenn eines von ihnen oder beide bei dir ein hohes Alter erreichen, so sag nicht zu ihnen: »Pfui!«, und fahre sie nicht an, sondern sprich zu ihnen ehrerbietige Worte. (17/23)
Diesem Vers entsprechend leben unsere Eltern mit uns und scheiden zuletzt in der Familie lebend vom Leben dahin. (Doç. Dr. Ramazan Altıntaş/Modernitenin İslam Ailesi Üzerine Etkisi, Mehir, 1997)
Dass die Frau und der Mann allem voran den Eltern der Gatten, sowie den Verwandten der Gatten Respekt zollt, ist eine religiöse und humanitäre Pflicht. Denn der Qurʾān gebietet;
Kann einer, der Gutes tut, anders entlohnt werden als dadurch, daß ihm Gutes getan wird? (55/60)
Und auch der Prophet (s.a.s.) gebietet;
Von den segensreichen Menschen ist der, der anderen Gutes tut. (Feyzu'l-Kadir, III/480)
Ausgehend von diesen grundlegenden Erklärungen nehmen wir Bezug auf die gestellten Teilfragen.
Die Gattin hat den Status eines Gastes, wenn sie zum Besuch bei der Familie des Gatten ist. Daher hat sie wie auch die anderen Gäste das Recht, dass man sie bedient und sie bewirtet, es wird jedoch als Anstandslosigkeit betrachtet, wenn die Frau im Haus der Schwiegereltern sitzt und darauf wartet, von ihren Schwiegereltern bedient zu werden.
Das Versorgen der Eltern liegt im Verantwortungsbereich des Sohnes, da dieser allerdings auch gleichzeitg arbeiten muss um auch die Versorgung des Haushaltes zu gewährleisten, kann sich dies als schwierig erweisen. Um für seine Eltern zu sorgen, müsste er evtl. seine Arbeit niederlegen. Dies würde dann dazu führen, dass er nicht mehr den Haushalt versorgen kann. Daher sollte um Gottes Wohlgefallen willen die Frau diese Aufgabe übernehmen. Die Frau sollte dies auch berücksichtigen während sie zur Ehe schreitet.
Man soll Gäste die einen besuchen, im Rahmen seiner Möglichkeit bewirten. Über Hz. ʿĀʾiša erreicht uns eine Überlieferung des Propheten (s.a.s.), diese lautet folgendermaßen;
Die Hausfrau wird bei der Darbietung der Speisen des Haushaltes, gegenüber der Familie und den Gästen (gemäß der Sitten und der Bräuche) ohne dass sie dabei verschwenderisch wird, mit Segnungen entlohnt. Der Mann wird durch das Erarbeiten dieser dargebotenen Güter und die Bediensteten werden durch das Wahren dieser Güter gleichermaßen entlohnt. Die Entlohnung der Einen, vermindern keinesfalls die Entlohnung der Anderen. (Buhari, Buyu', 12)
Wir sehen also dass je nach Brauch und Millieu die Darbietung ("Ikrām) elementar ist. Wir können jegliche zu erbingenden Aufwände mit diesem Maßstab vergleichen. Nun gilt es auch zu sagen, dass dies keiner der Fragen ist, die man im absolutem Sinne mit "ja" oder "nein" beantworten kann. Vieles hängt auch von den Empfindungen der jeweiligen Leute und von ihrem Dialog untereinander ab. Jedenfalls ist es für uns Muslime immer oberstes Ziel und Maxime nach dem Gefallen Gottes zu streben und danach zu leben sowie auf unsere Mitmenschen mit Barmherzigkeit zu schauen.
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Ab wann muss das Kind anfangen zu beten?
die Gebote und Verbote im Islam betreffen je nach Situation in erster Linie die Menschen, die über diese drei grundlegenden Eigenschaften verfügen; sie sind muslimisch, sie sind geistig zurechnungsfähig und sie haben die Pubertät bzw. Geschlechtsreife erreicht. In erster Linie ist also jeder geistig zurechnungsfähige Muslim ab dem Alter wo er eigenständig denken und handeln kann zu diversen Gottesdiensten wie etwa das Beten verpflichtet. In der Regel betrachtet man diesbezüglich bei Mädchen die Altersspanne von 9-15 Jahren als den relevanten Zeitpunkt und für Jungen gilt hier die Altersspanne von 12-15 Jahren. Es ist aber durchaus empfehlenswert dem Kind manche Gottesdienste wie das Beten schon vorher beizubringen, damit das Kind sich schneller oder einfacher daran gewöhnt. Zu der erwähnten Altersspanne gibt es verschiedene Überlieferungen.
In einer Überlieferung wird ohne zwischen Jungen und Mädchen zu trennen, das Gebet ab dem 7. Lebensjahr verpflichtet. (Ebû Dâvud, Salat: 25)
In einer anderen Überlieferung wird das geistige Niveau und die Wahrnehmung als leitendes Kriterium angesprochen indem gesagt wird, man soll dem Kind das Gebet anordnen, wenn es zwischen rechts und links unterscheiden kann. Ausdrücke wie dass man dem Kind das Gebet anordnen soll wenn es anfängt die Milchzähne zu verlieren oder wenn das Kind bis 20 zählen kann sind auch Aussagen die dies bekräftigen. (İbni Ebî Şeybe, Musannaf, I/347)
Man unterweist ein Kind in dem Alter also im Gebet, wie man z.B. das Gebet verrichtet was die Pflichten und die Sunna ist etc. So bringt man dem Kind langsam das Gebet näher. Ab dem 10. Lebensjahr des Kindes trifft man weitere Vorkehrungen indem man dem Kind die Relevanz des Gebets erklärt und dass es für einen Muslim eine tragende Rolle spielt als Ausdruck des Glaubens und der Frömmigkeit. So erreicht man dass das Kind mit Überzeugung das Gebet verrichtet. Denn ab diesem Alter kann das Kind jederzeit in die Pubertät bzw. Geschlechtsreife eintreten. Dies gilt als Vorbereitungsphase und wenn das Kind dann das volle besagte Alter erreicht, beginnt das Kind die Gottesdienste in bester Vorbereitung und Bewusstsein.
Da das Gebet tatsächlich erst nach dem besagten Anfang der Pubertät bzw. diesem Alter als verpflichtend gilt, werden auch erst dann etwaige versäumte Gebete nachgeholt. Denn es ist auch verpflichtend die versäumten Gebete nachzuholen.
Es ist lobenswert und tugendhaft die Gebete davor auch noch nachzuholen aber das wäre für das Kind nicht verpflichtend, denn erst ab dem tatsächlichen Eintreten der Pubertät bzw. der Geschlechtsreife fangen die religiösen Verpflichtungen und die Verantwortung für das Gebet an.
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Hat die Namensgebung einen Einfluss (Willenslenkung, Wirkung) auf das Kind? Was ist zu beachten bei der Namensgebung?
eine der wichtigsten Aufgaben von Eltern ist es ihrem Neugeborenen binnen kurzer Zeit einen schönen Namen zu geben. Dieser vergebene Name hat sowohl im Diesseits als auch im Jenseits seine Gültigkeit. Unser ehrenwerter Prophet Muḥammad (s.a.s.) hat sich nicht nur mit Kindernamen, sondern auch mit Erwachsenennamen beschäftigt. Einige der Namen, die er als unpassend bzw. als nachteilig für die betroffene Person empfand, hatte er zur Veränderung (des Namen) zum Besseren empfohlen. Darüber hinaus thematisierte und informierte er seine Mitmenschen über schönere Namen, dessen Vergabe erforderlich wäre. Nach und nach hatte der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) höchstpersönlich den neugeborenen Kindern ihre Namen gegeben.
Die Bedeutung der schönen Namensgebung erläutert der Prophet (s.a.s.) wie folgt:
„Ihr werdet am Jüngsten Tag mit euren eigenen Namen und dem Namen eurer Väter gerufen werden. Also macht eure Namen schön.“ (Ebu Davud, Edeb 69)
Das Rufen der Namen wird von einem durch Gott beauftragtem Engel vollzogen werden. Kein Mensch möchte am jüngsten Tag mit einem Namen vor Gott treten, von dem er wenig oder gar nicht erfreut sein wird. Daher ist es notwendig, dass man seinen Kindern keine schlechten (unsinnigen) Namen geben sollte.
Um das Feingefühl unseres ehrenwerten Propheten (s.a.s.) beim Thema der Namensgebung besser verstehen zu können, sollten wir die folgende Überlieferung (Ḥadīṯ) betrachten. Yaḥyā ibn Saʿīd (r.a.) berichtet wie folgt:
Es ging um das Melken eines milchreichen Kamels. Als der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) in die vorhandene Gesellschaft fragte „Wer melkt uns dieses Kamel?“, stand ein Mann auf und der Prophet (s.a.s.) fragte ihn: „Wie ist dein Name?“. Als der Mann mit „Murr“ (das arabische Wort für „bitter“) antworte, entgegnete ihm der Prophet (s.a.s.) mit „setz dich hin“. Der Prophet (s.a.s.) fragte erneut in die Runde: „ Wer melkt dieses Kamel?“. Dieses Mal stand ein anderer Mann auf und sagte „ich werde es melken“. Der Prophet (s.a.s.) fragte auch ihn nach seinem Namen, worauf dieser mit „Ḫarb“ (das arabische Wort für „Krieg“) antwortete. Daraufhin entgegnete ihm der Prophet (S.A.S.) mit „setz dich“. Der Prophet fragte weiterhin in die Runde „ wer melkt uns dieses Kamel?“. Nun stand ein anderer Mann auf, welchen der Prophet (s.a.s.) ebenfalls nach seinem Namen fragte. Der Mann antworte mit „Yaʿīš“ (was soviel wie „lebendig“ bedeutet), worauf der Prophet (s.a.s.) sagte: melke du das Kamel. (Muvatta, Isti´zan 24)
Bei der Namensgebung ist weiterhin zu beachten, dass die eigentümlichen Namen von Gott nicht als Namen vergeben werden sollten. Lediglich die Eigenschaften Gottes beschreibenden Namen können als Namen vergeben werden. Zum Beispiel, die Namen Karīm, Ḥalīm und Qadīr sind als Namen für Menschen zwar zulässig, aber es ist rücksichtsvoller und schöner diesen Namen das Beiwort ʿAbd voranzustellen und sie somit auszusprechen. Denn durch das Beiwort wird aus Karīm (der Freigiebige) ʿAbd al-Karīm (der Diener des Freigiebigen). Dadurch bleibt weiterhin die schöne Bedeutung erhalten und zugleich wird eine Assoziation zu Gott erstellt, was aus religiöser Sicht schöner ist. Dieses Beiwort ist zwar keine Pflicht aber damit wird eine schöne religiöse Sensibilität dargestellt.
Den Erläuterungen unseres ehrenwerten Propheten (s.a.s.) nach gehören die folgenden Namen zu den benannten/vergebenen Namen. Für den Mann sind dies Namen wie ʿAbd Allāh, ʿAbd ar-Raḥmān, Muḥammad, auch die Namen der Propheten sind beliebt, sowie Ḥasan oder Ḥusayn und die Namen von renommierten islamischen Geistlichen. Bei Mädchen sind die Favoriten ʿĀʾiša, Fāṭima, Zaynab, Ḫadīǧa, Ǧamīla, Zahrā und ähnliche. Diese hier transkribierten Namen beziehen sich gleichzeitig auf die entsprechenden Größen in der islamischen Geschichte.
Am Tage der Abrechnung bzw. Wiederauferstehung, wo sich alle Menschen an einem großen Platz zusammen finden werden (Maḥšar) wird jedes Kind (jeder Mensch) mit seinem ihm gegebenen Namen gerufen werden. Sollte der Name des gerufenen Menschen einen schlechten Sinn (Bedeutung) innehaben, so wird es sich vor den anderen Anwesenden aufgrund seines unsinnigen Namen schämen müssen. Es wird überliefert, dass sich die betroffenen Kinder bei ihren Eltern für diese schlechte Namensgebung beschweren und sie anklagen werden. Durch die in diesem Aspekt hervortretende Relevanz der Bedeutung von Namen hat unser Prophet (s.a.s.) die islamisch gesehen fremdartigen, unvorteilhaften und bedeutungslosen Namen in sinnreiche muslimische Namen umbenannt. Zum Beispiel hat er einst den Namen ʿAbd al-Uzza (dem Diener der Götzenfigur Uzza) in Abdullah (dem Diener Gottes) geändert. Ein weiteres Beispiel ist, dass er den Namen Ǧamra (ein Teil des Feuers) in den Namen Ǧamīla (hübsches Mädchen) und weiter hat er den Namen Ḫarb (Krieg) in den Namen Ḥasan (das Gute, das Schöne) aufgebessert. Die Absicht ist, dass durch die Gabe von muslimischen Namen der negative Gedanke/Bedeutung/Assoziation unterbunden wird.
Damit zusammenhängend gibt es einige Namen deren Bedeutung unklar ist, wie zum Beispiel beim Namen ʿAlaynā. Auf diesen Namen treffen wir häufiger, wissen aber nicht was es für eine Bedeutung haben soll. Denn das im Qurʾān vorkommende „ʿAlaynā“ ist kein Name, sondern lediglich eine im Satz auftauchende Präposition mit angehängtem Suffix. Es bedeutet soviel wie „auf uns“. Der angesprochene Vers sieht folgendermaßen aus:
Und uns obliegt nur die deutliche Übermittelung (der Botschaft). (36/17)
Es ist klar, dass wenn man ein beliebiges Wort aus diesem Satz aufgreift und einem Kind als Namen gibt, der intendierte Sinn vielleicht anders gemeint ist. Vielleicht ist die Intention der Eltern (inspiriert durch das Wort in diesem Vers) bei dieser Namensvergabe vordergründig, dass ihr neugeborenes Kind eine Gabe Gottes sei. Darüber hinaus gibt es einen weiteren, vermutlicher Weise falsch verstandenen, Mädchennamen. „Kaḏbān“ (im Türkischem ist die Lesart „Kezban“ verbreitet) lautet der Name, welcher im arabischen eigentlich die Bedeutung der immerwährenden Lügners innehat. Im Qurʾān kommt das Verb „tukaḏḏibān“ vor, womit es (aufgrund der selben Wortstammes) oftmals gleichgesetzt wird. In der persischen Sprache gibt es diesen Namen, was in etwa Hausfrau bedeutet und somit eigentlich eine gänzlich andere Konnotation trägt. Viele (Unkundige) schrecken dann vor diesen Namen zurück, aufgrund der erstgenannten Assoziation mit dem Begriff des Lügners.
Wir sehen es neben dessen als empfehlenswert darauf zu achten, Namen mit einer eigentlich schönen Bedeutung, die aber aufgrund möglicher Doppeldeutung auch falsch verstanden werden könnten, nicht zu vergeben. Somit könnte man Namen bevorzugen, die einfach auszusprechen und einfach zu schreiben sind, bzw. wo die Wahrscheinlichkeit gering ist ihn falsch zu schreiben oder gar auszusprechen. Hier seien lediglich beispielhaft einige wenige schöne Mädchennamen vorgestellt, die wir in dieser Form auch im Alltag oft antreffen können: Büşra, Beyza, Selma, Esma, Ahsen, Rabia, Saliha, Salime, Adile usw….
Zusammenfassend gilt zu sagen: Die Erziehungsberechtigten sollten bei ihrer Pflicht ihren Kindern gegenüber (ihnen einen vernünftigen Namen zu geben) davon absehen ihnen einen fremden und nicht mehr muslimisch anmutenden Namen zu vergeben, damit sie als Eltern nicht seitens ihrer Kinder im Jenseits angeklagt werden. In diesem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, dass es auch Menschen gibt, die dieses Thema anders betrachten und handhaben als wir es tun. Ihnen sei gesagt, dass letztendlich jeder seines Glückes Schmied ist, jeder ist frei in seiner Auswahl und jeder bekommt das was er verdient. Im Qurʾān steht dies als eine wichtige Ermahnung für uns alle geschrieben;
Jede Seele haftet für das, was sie erworben hat (74/38)
Jeder ist für seine Entscheidungen also alleine verantwortlich. Der dem Kind verliehene Name kann sich positiv (wie negativ) auf das Kind auswirken, daher sollte er gut bedacht sein. Grundsätzliche Vorstellungen, dass allerdings bestimmte Namen negatives bewirken und dass das Kind mit diesem Namen ein schlecht erzogenes Kind wird oder ähnliches ist nichtig und gleicht einem Aberglauben.
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Islam und Pädagogik - Einige Grundgedanken
Es ist allgemein bekannt, dass die Eltern gleichzeitig auch Pädagogen, Lehrer und Vorbilder für die Kinder sind, ob sie dies wollen oder nicht. Denn der erste Bezug zur Welt sind die Eltern für das Kind. Alles was das Kind an den Eltern beobachtet wird dann als Information verarbeitet und da das Kind bis zu einem gewissen Alter hauptsächlich Zeit mit den Eltern verbringt, könnte man sagen die Eltern formen das Kind stark. Aber auch bei der Geburt des Kindes gilt dies in einer anderen Art. Biologisch gesehen ähnelt das Kind seinen Eltern bzw. Vorfahren und trägt deren biologische Signatur wenn man so will. Aus dieser Perspektive könnte man sicher erwarten, dass Leute die konstant in Sünde leben sich allmählich dahingehend entwickeln und ihr Körper passt sich diesem Zustand an. Das Kind so eines Menschen weist dann sicher erhöhtes Potenzial für eine ähnliche Entwicklung auf. Dies ist auch bei Krankheiten wie z.B. Diabetes der Fall.
Zwar kennt nur Gott die gesamte Wahrheit und die Zukunft und am Ende trägt jeder die Verantwortung für sein Handeln selbst, daher kann man nicht alles haargenau "planen" oder "berechnen", aber als Gläubige sind wir dazu verpflichtet unsere Vorkehrungen zu treffen und alle Wege die zum Schlechten führen möglichst von Anfang an zu verriegeln. Daher ist es für uns äußerst wichtig, sich gar nicht erst der Sünde zu nähern. Denn jede Sünde könnte den Anfang eines Weges bilden, der im Unglauben endet. Der Erziehung kommt aber trotzdem eine große Rolle hinzu. Vor dieser Verantwortung können die Eltern nicht flüchten. Es kann nämlich schnell zu einer bequemen Ausrede ausarten zu sagen, "mein Kind ist weniger talentiert" oder "mein Kind ist nun mal so veranlagt". Daher ist es wichtig sich mit unseren Kindern intensiv zu beschäftigen und unsere Erziehungsmethoden zu hinterfragen.
Sind es die Gene oder die Ausbildung die den Menschen formen?
Es wäre unangemessen zu denken, die genetische Kodifizierung und die davon hervorgehenden Charakterzüge eines Menschen verriegeln jegliche Türen für etwaige Ausbildungen. Etliche Menschen aus Arbeiterfamilien haben einen brillanten Werdegang vorzuweisen und viele Menschen aus erfolgreichen Familien schaffen es nicht diesen familiären Erfolg gerecht zu werden. Den Menschen als ein Wesen was sich durch seine genetische Kodifizierung ausmacht zu definieren, wäre unvereinbar mit der Barmherzigkeit Gottes. Man würde den Menschen mit den Engeln gleichstellen, dahingehend dass der Mensch nach so einer Auffassung weder im positiven Sinne aufsteigen noch im negativen Sinne absteigen kann. Zwar kann man nicht leugnen, dass die Genetik einen Effekt auf den Menschen hat, es macht ihn aber auch nicht zu einen vorprogrammierten Roboter. Es gibt diverse Überlieferungen des Propheten (s.a.s.) und Verse im Qurʾān, die die Individualität des Menschen darlegen. Wenn es in der Religion keinen Zwang gibt, dann kann man den Genen der Menschen auch nicht solch eine Macht beimessen. Anderenfalls könnten wir nicht erklären, wie der Sohn einer Einwandererfamilie aus der Unterschicht zum Professor wird.
Wie wichtig ist die Erziehung?
Der ehrenwerte Prophet Muḥammad legte einen großen Wert auf die Erziehung und die Bildung. Wir finden eine Vielzahl an Überlieferungen des Propheten (s.a.s.) in denen zur Bildung und zum lernen ermuntert wird. So lautet auch der erste Befehl, den der Prophet (s.a.s.) erhält "Lies". Wir können auch Verse im Qurʾān finden, in denen Gelehrte und das Lernen sowie das Lehren gelobt wird.
Gott hat mich als ein Lehrer zu euch gesandt. (İbn Hanbel, III, 328; İbn Mâce, I, 17.)
Die Erziehung der Gesellschaft zu einer gottesfürchtigen, intelligenten und ausgebildeten Gesellschaft gehört also zu den Pflichten des Propheten (s.a.s.) als Gesandter Gottes. So hat er das Lesen, Niederschreiben und Verteilen der Verse des Qurʾāns zu pflegen gewusst. Es gab diverse "Zentren" an denen es üblich war zu studieren und sich fortzubilden. Der Prophet (s.a.s.) hat hier persönlich gelehrt und auch Lehrer auserkoren, die diese Aufgabe verrichten. Die Gefährten ʿUbāda ibn Muāssamāʾ und Zayd ibn Ṯābit sind hier exemplarisch zu nennen. Solche Zentren wurden auch von vielen Schülern besucht, so wuchs eine gut ausgebildete islamische Gesellschaft heran. Bei der Bildung gab es auch keine Trennung der Geschlechter, Frauen wurde also hierbei nicht vernachlässigt. Frauen wurden an ihnen eingeteilten Tagen ebenso belehrt und in dieser Hinsicht beachtet. Ummu Sulayman ibn Ḫayṯama sowie die Gattinen des Propheten (s.a.s.) Ḥafṣa und Āʾiša waren neben anderen weiblichen Lehrern hierfür zuständig. Auch aus sozialer Perspektive gab es keine Trennung, es gab also eine "Chancengleichheit" unter der Lehre des Propheten (s.a.s.) insofern, dass man nicht zwischen Sklaven oder freien Menschen oder ähnliches unterschieden hat.
Wer eine Magd gut ausbildet, gut erzieht, sie danach freispricht und verheiratet, für den gibt es zweifachen Lohn/Segen (Buhârî, I, 33; İbn Hanbel, IV, 395, 402, 414.)
Der Gesandte Gottes (s.a.s) hat somit durch die Gnade Gottes in kurzer Zeit das Niveau des menschlichen Lebens in der arabischen Halbinsel dramatisch gehoben und teilweise aus unkultivierten, ungebildeten und grobschlächtigen Menschen solch sensible, gebildete und kultivierte Gelehrte sowie Gottesfreunde gemacht, wie sie die Menschheit kaum gesehen hat. Dass der Prophet (s.a.s.) großen Wert auf die Erziehung und Bildung des Menschen gelegt hat, ist eine wichtige Bedingung für diesen Erfolg.
Welche Verpflichtungen haben wir gegenüber unseren Kindern?
Auch wenn dieses Thema oft ein wenig untergeht ist es der ehrenwerte Prophet Muḥammad (s.a.s) der sich um die Kinder gekümmert hat und ihre Rechte einforderte. Dass dem Kind ein sinnvoller Name gegeben wird, ihm das Lesen und Schreiben beigebracht wird, seine Gesundheit gepflegt wird und ihm nur Erlaubtes ("Ḥalāl") gegeben wird sind einige unter weiteren Rechten die das Kind hat bzw. einfordern kann. Dabei bringt jeder Abschnitt des Lebens verschiedene Besonderheiten und Pflichten mit sich. Bei einem kleinen Kind hat insbesondere die Mutter die Pflicht das Kind gesund zu ernähren und in den Schlaf zu wiegen. Weiter haben die Eltern auch die Pflicht das Kind zu verheiraten wenn es soweit ist und sich allgemein für die finanzielle Absicherung zu kümmern. Hier ist möglicherweise der Vater eher gefragt. Am vielleichst wichtigsten ist die Pflicht das Kind tugendhaft zu erziehen. Dabei gilt es dem Kind das nötige Grundwissen über das Leben und seine religiösen Pflichten dem Kind beizubringen, so dass es selbständig das Leben bewältigen kann, wenn es soweit ist. Es ist somit die Pflicht der Eltern dem Kind das nötige Grundwissen und die Fertigkeiten mitzugeben, die es braucht um die Aufgaben im Diesseits und im Jenseits zu bewältigen. Auch wenn die Eltern dies vielleicht nicht aus eigener Hand erledigen können ist es dennoch ihre Pflicht dies für das Kind sicherzustellen es gibt nämlich genügend Institutionen und Anlaufstellen wo das Kind lernen und entfalten kann. Darüber hinaus ist es auch eine Pflicht der Eltern ihr Kind von schädlichen Einflüssen fern zu halten insbesondere wenn diese das Kind von den eben erwähnten Entwicklungen abhält. Somit bleibt zu sagen als Pädagogen haben die Eltern nicht nur einen starken Effekt auf den Werdegang des Kindes, sie tragen auch Verantwortung für den Werdegang des Kindes. Diese exemplarische Überlieferung macht dies sehr deutlich:
Ihr seid wie die Hirten einer Herde. So wie ein Hirte seine Herde behütet müsst ihr auch die aus eurem Haus und die, die unter eurem Befehl stehen vor dem Höllenfeuer bewahren! Ihr müsst ihnen den Weg des Islams beibringen. Falls ihr dies nicht tut macht ihr euch verantwortlich! (Buhârî, Vesâyâ 9; Müslim, İmâre 20)
Wie soll die Erziehung grundlegend aussehen?
Unsere Kommunikation mit unseren Kindern sollte ein Zusammenspiel aus verbaler und nonverbaler bzw. praktischer Kommunikation sein. Denn unsere Handlungen werden intensiver wahrgenommen als unsere Worte, wenn sie also nicht deckungsgleich sind entstehen Probleme. Unsere Handlungen wirken wie Signaturen für unsere Worte. Es ist in dieser Hinsicht sogar möglich zu plädieren, dass unsere Taten wichtiger sind als unsere Worte. Somit sollten wir uns bemühen gegenüber unseren Kindern immer ein gutes Beispiel zu liefern. Mit großer Sicherheit wird das Kind davon positiv beeinflusst. Bei der Erziehung müssen wir auch beachten, dass wir als Eltern ganz verschieden auf unsere Kinder in ihren jeweiligen Lebensabschnitten wirken. Das Kind muss aber zu jeder Zeit in der Mutter auch eine tatsächliche Mutter und in dem Vater einen tatsächlichen Vater sehen können. Mit dem Kind muss man also entsprechend seines Zustands umgehen, einem kleinen Kind kann man keine Aufgaben auftragen. Hier sollte man liebevoll mit dem Kind umgehen und es entfalten lassen. Wenn das Kind älter wird sollte man wiederum das Kind langsam als Mann oder Frau welches eigenständig sein will wahrnehmen und einen entsprechenden Umgang pflegen. Einen langsam heranwachsenden jungen Mann so zu behandeln als wäre es ein Kleinkind oder auf ein Kind so viel Leistungsdruck aufzubauen als ob es ein voll belastbarer Erwachsener wäre ist ungerecht. Als Eltern ist dies eine Gratwanderung zwischen Barmherzigkeit und erzieherischer Strenge. Wir müssen manchmal mit dem Kind lachen können und manchmal ihm autoritär die Grenzen aufzeigen. Als Erzieher sollten wir also stets im Sinne der Kinder handeln und sie ihnen gerecht behandeln. Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind die Grundbausteine dabei. Wir sollten uns empathisch in unsere Kinder hineinversetzen um auf sie eingehen zu können denn so können wir viel besser mit ihnen kommunizieren und zu ihnen durchzudringen. Das Niveau des Redners muss sich immer dem Zuhörer anpassen ansonsten wird die Ansprache des Redners nicht verstanden. So müssen wir auch Wahrheiten den Kindern entsprechend ihrer geistigen Befassung beibringen. Das sind Grundprinzipien die wir für jedes Kind anwenden sollten, man muss also auch unter den eigenen Kindern gerecht bleiben und sie als Geschwister gleich behandeln.
Als einst ein Mann mit den ehrenwerten Propheten (s.a.s.) zusammensaß kam eines seiner Kinder zu ihn. Er küsste das Kind uns setzte es auf sein Schoß. Kurz darauf kam die Tochter des Mannes zu ihm. Er küsste sie nicht und setzte sie vor sich. Daraufhin kritisierte der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) den Mann indem er sagte: Bist du gerecht zu ihnen indem du sie so behandelst? (Canan Peygamberimizin Sünnetinde Terbiye, Tuğra Neş. İst. trs s.175.)
Was ist falsch und was ist richtig bei der Erziehung?
Wir sollten dem Kind früh gesunde Gewohnheiten beibringen, z.B. dass das Kind sich daran gewöhnt entsprechend der Sunna mit der rechten Hand zu essen und das Essen mit dem Wort Gottes ("Basmala") anfängt. Früh sollte man dem Kind kurze Suren und Bittgebete beibringen. Der Segen dieser heiligen Worte wird das Kind ein Leben lang begleiten. Man sollte das Kind nicht durch gehaltslose Geschichten oder eigenen Erlebnissen auf falsche Gedanken bringen, eher sollte man die Ratschläge und Überlieferungen der Propheten, Gottesfreunde und Gelehrte verwenden um das Kind zu erziehen. So kann das Kind seine religiöse Frömmigkeit entfalten, da das Kind eine unbefleckte Seele ist welches früher oder später ohnehin aufgeladen wird. Wichtig ist es sicherzustellen dass diese Seele nicht mit Schlechtem aufgeladen wird sondern mit Heilvollem. Respekt und Bescheidenheit sind darüber hinaus elementare Charakterzüge eines Muslims, man sollte sich bemühen dem Kind dies auf den Weg zu geben. Später ist es nämlich viel schwerer diese Tugenden zu erlernen und sie in den Alltag zu integrieren. Das Kind sollte stets zur Produktivität angespornt werden damit Faulheit und Trägheit nicht Einlass in sein Leben finden. Für die religiöse Bildung sollte das Kind ermuntert werden den Qurʾān zu lesen und zu hören. Dem Kind sollte man die Möglichkeiten geben sich in verschiedenen religiösen Bereichen und Disziplinen auszubilden, dafür sollte das Kind zu entsprechenden Gelehrten, Kurse und ähnliches geschickt werden. Das wird mit Gottes Gnade auf das Kind abfärben und im Kind den Wunsch erwecken ein vordbildliches Mitglied der Gesellschaft zu werden.
Falsch wäre es mit einer übermäßigen Härte oder Strenge das Kind ständig zu ermahnen und keinerlei Fehler zu tolerieren. Denn so verliert das Kind allmählig die Hemmungen und die elterliche Authorität verliert mit der Zeit ihre Wirkung, wenn es das Ermahnen zur Alltäglichkeit wird. Man sollte sich darüber hinaus bemühen dem Kind Demut und Bescheidenheit nahe zu legen, vor allem so dass das Kind unter seinen Freunden nicht z.B. mit seinen Kleidern und sonstiges prahlt. Überhaupt sollte man sich mit seinem Kind näher beschäftigen, also verstehen womit das Kind sein Tag gestaltet und seine Zeit verbringt. Denn nur so kann man darauf eingehen und eventuelle schädlichen Einflüsse erkennen. Es wäre also falsch das Kind übermäßig frei zu lassen und es sich selbst zu überlassen. Denn das Kind muss bei seinem Werdegang begleitet werden damit man es auf diesem Wege vor schlechten Einflüssen in Form von z.B. schlechten Freundeskreisen oder Lokalitäten beschützen zu können.
Das Kind muss bei seinen Eltern Geborgenheit empfinden und ehrlich sein können. Der Mensch kann nämlich seine Gefühle nicht unterdrücken, dies widerspricht seiner Natur. Die Emotionen gehören zum Leben dazu und es ist nur natürlich ihnen nachzugeben oder sie auszudrücken. Für das Kind wäre es sehr traumatisch wenn es in seiner familiären Umgebung nicht so leben könnte. Daher sollten die Eltern dem Kind beibringen sich nicht vor seinen Gefühlen zu fürchten und sich artikulieren zu können. Es ist ein stärkendes und wärmendes Gedühl von jemanden verstanden worden zu sein und dies darf in der Familie nicht fehlen. Wenn zwischen den Eltern und den Kindern solch eine Kommunikation herrscht dann wird diese auch sehr innig und tiefgehend. Eine Gefahr dabei wäre das Kind nicht als eigenständiges menschliches Wesen mit einem eigenen Charakter zu sehen. Man kann nicht für ewig das Kind behüten und in Obhut nehmen, ab einem Punkt festigt sich der Charakter des Kindes und dann muss man das Kind so akzeptieren und fördern. Dabei ist es durchaus möglich, dass das Kind sich ganz anders entwickelt als man selbst. Dies ist an sich nichts schlimmes, es darf nicht als ein Problem wahrgenommen werden, wenn sich das Kind nicht unbedingt so verhält oder gibt wie man es selbst geplant hat. Als Eltern müssen wir nunmal realisieren, dass wir nicht alles im Leben unserer Kinder haargenau planen können. Dies zu akzeptieren ist ein wichtiger Schritt in der Erziehung des Kindes.
Das Akzeptieren sowie die Sprache der Akzeptanz also das positive Heranschreiten an das Kind spielt eine Schlüsselrolle. Dem Kind zu erlauben etwas zu versuchen oder seine Gedanken zu entfalten ist eine Form der Akzeptanz. Das Kind wird in den verschiedenen Stadien seiner Entwicklung mehr oder weniger seinen Freiraum haben wollen und diesen sollte es auch bekommen, denn wenn das Kind dies in einem gesunden Rahmen bekommt, vernimmt es die Akzeptanz und das Vertrauen der Eltern. Zur familiären Kommunikation gehört es also auch, dass die Eltern den Kindern zuhören können ohne sie sofort korrigieren oder kritisieren zu wollen. Durch so eine Haltung fördern wir das Kind indem wir dem Kind die Möglichkeit geben, seine Fehler eigenständig zu erkennen und sich ihnen zu stellen, so entwickelt sich das Kind am besten anstatt dass man quasi von oben herab das Kind kontrolliert bzw. dominiert ohne dass das Kind versteht warum dies überhaupt so ist. Nehmen wir an das Kind will nicht zur Schule und versucht sich davon zu drücken, so wie es seine Freunde machen. Statt nun direkt dem Kind davon abzuraten und zu erklären warum das schlecht wäre sollten wir erstmals akzeptierend zuhören. Wir würden wahrscheinlich merken, dass es eher um einen gewissen Unterricht geht, ferner geht es um einen Lehrer. Das Kind will eigentlich nicht zur Schule weil das Kind Schwierigkeiten mit dem Lehrer hat. Oberflächlich wollte das Kind also nicht zur Schule, indem wir aber zugehört haben, konnten wir herausfinden dass das Kind eigentlich ein Problem mit dem Lehrer hat.
Eine negative und verbietende Haltung der Eltern hat im Gegensatz dazu den Effekt beim Kind Missmut und Frust zu erzeugen, denn das Kind fühlt sich unzureichend und schuldig. Es schafft nicht aus seinem Schatten zu springen und ein Minderwertigkeitsgefühl breitet sich aus. Das sich schuldig fühlende Kind entwickelt tendenziell soziale Phobien und sieht die Kommunikation vor allem zu den Eltern nicht mehr als eine Lösung an. Es teilt sich nicht mehr mit. Schlimmer noch wird das Kind die Nähe zu den Eltern dann als etwas Lästiges empfinden und sich so weit wie nur möglich von ihnen distanzieren, da man nicht gerne mit jemanden Zeit verbringt, mit dem man nichts gemeinsam hat, nichts teilen kann und ohnehin nicht verstanden wird.
Eine positive Haltung und ein aufbauender Ton wirkt aber reparierend auf das Kind da es auch viel davon für die eigene Entwicklung, die Konfliktbewältigung und den angemessenen Ton entimmt. So akzeptiert das Kind die Eltern sozusagen als Lehrer oder Wegweiser und wendet sich ihnen viel eher zu, wenn es um ein Problem geht.
Müssen Eltern fehlerfreie Vorbilder sein?
Auch wenn uns das nicht bewusst sein mag, so sind doch Kinder gute Beobachter und erkennen schnell Unstimmigkeiten. Sofort beschwert sich das Kind bzw. es merkt an, wenn die Eltern das eine sagen und das andere machen. Vielleicht ist dies auch unter anderem der Grund dafür, dass Eltern sich im besonderem Maß anstrengen alles richtig zu machen und dem Kind gegenüber quasi fehlerlos zu erscheinen. Selbst wenn dem eine edle Absicht innewohnt, so ist dieses Ziel nicht realisierbar. Auch Eltern sind Menschen und damit emotional, sie haben möglichweise Makel oder Schwächen und sie haben ihren ganz eigenen Charakter. Mann kann diese Wahrheit nicht einfach ignorieren. Aber die hohe Verantwortung der Elternschaft gibt den Eltern das Gefühl dies sei nicht erlaubt und sie dürfen in dieser Hinsicht nicht frei agieren. Dies funktioniert nur mäßig. Denn Kinder wollen in ihren Eltern primär auch Menschen sehen die sich z.B. bei Fehlern entschuldigen da dies gerecht wäre, wo sie selbst sich doch bei jeden Fehler entschuldigen müssen. Sie wollen in ihren Eltern keine perfekten Roboter oder Engel sehen. Die Eltern als Menschen wahrzunehmen und sich so mit ihnen besser identifizeren zu können verringert auch nicht die Stellung der Eltern in ihren Augen. Es is somit wichtig ehrlich und transparent zu sein, so dass das Kind nachvollziehen kann warum es bestraft/belohnt/ermahnt/gelobt etc. wird. Zu dieser Ehrlichkeit gehört es dann aber auch beständig zu bleiben. Wenn richtig und falsch ständig variiert kann das Kind dies auch nicht wirklich übernehmen. Wenn man sich z.B. privat zuhause ganz anders verhält als zu Besuch bewirkt dies, dass das Kind die Eltern anders wahrnimmt. Für das Kind ist es unsinnig und ungerecht wenn man zuhause mit den Fingern essen darf aber zu Besuch dafür hart bestraft wird. Die Wirklichkeit des Lebens wird das Kind eines Tages ohnehin einholen. Wenn das Kind aber bis zu dem Zeitpunkt in einer Traumwelt oder einer Illusion aufgewachsen ist, wird diese Realität die Welt des Kindes erschüttern oder vielleicht sogar zerstören. Hier können ernste Schäden entstehen. Letztendlich müssen die Eltern dem Kind beibringen wie man lebt, damit es zum richtigen Zeitpunkt bereit ist das Leben eigenständig zu führen.
Wie sah die Pädagogik des Propheten Muḥammad (s.a.s.) aus?
Der ehrenwerte Gesandte Gottes (s.a.s) ist der vorbildlichste Mensch und sein gesamtes Leben ist ein rechtleitendes Verzeichnis für uns. So entnehmen wir unsere Lektionen bezüglich des familiären Lebens auch aus seinem Vorbild. So wird allgemein überliefert, dass der Prophet (s.a.s.) insbesondere gegenüber den Kindern sehr liebevoll und zuvorkommend war, er wendet sich bei jeder Gelegenheit den Kindern liebevoll und mit Barmherzigkeit zu. Dabei hört er ihnen zu, fragt nach ihrem Befinden und spielt mit ihnen. Er hatte eine tiefe Verbundenheit zu den Kindern;
Ich habe niemanden gesehen der gegenüber den Kindern barmherziger war als der Prophet (s.a.s.). Sein Sohn hatte eine Amme in Medina. Auch in meiner Anwesenheit besuchte er häufig seinen Sohn. Als er dort ankam umarmte er seinen Sohn, verbrachte Zeit mit ihm und kehrte zurück. (Buharî, Edeb, 18; Müslim, Fedâil, 63)
Zu seinen Enkeln Ḥasan und Ḥusain (r.a.) hatte er bekanntermaßen eine enge und starke Beziehung. Er begleitete ihren Werdegang hautnah indem er viel Zeit mit ihnen verbrachte und sehr liebevoll und spielerisch mit ihnen umging. Zu Lebzeiten des Propheten waren seine Enkel noch sehr klein, man könnte also von Kleinkidern sprechen, im Alter von 6 und 7 Jahren.
Die Führsorge gegenüber den Kindern galt beim Propheten (s.a.s.) allerdings nicht nur den eigenen Kindern sondern allgemein allen Kindern so wird folgendes überliefert:
Küsst eure Kinder häufig. Denn für jeden Kuss wird euch im Himmel ein Rang gegeben, zwischen den zwei Rängen es eine Distanz von 500 Metern gibt. Die Engel zählen eure Küsse und schreiben eure gute Taten entsprechend auf. (Müsned-i Zeyd)
Mindestens genau so sehr kümmerte sich der Prophet (s.a.s.) auch um die Hilflosen und Obdachlosen. Gerade zu seiner Zeit wo Hilflose und Obdachlose soziologisch ausgegrenzt wurden, kümmerte sich der Prophet (s.a.s.) offenkundig um diese Menschen und zeigte ihnen seine Führsorge, Respekt und Zuwendung deutlich genug, so dass ihr Status in der Gesellschaft gebessert wurde. Dieses Verhalten wird für alle Muslime tradiert:
Was nun die Waise angeht, so unterjoche (sie) nicht, und was den Bettler angeht, so fahre (ihn) nicht an (Sura aḍ-Ḍuḥā 9-10)
Neben den Errichten von Gebetsstätten war der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) auch stets engagiert darin Bildungsstätte zu errichten. In diesen wurde von Lehrern wie auch vom Propheten (s.a.s.) selbst unterrichtet. Überhaupt war der ehrenwerte prophet (s.a.s.) sehr genau wenn es um die Schrift und die Organisierung ging. So legte er neben dem Erlernen der Schrift großen Wert darauf sämtliche Verträge und ähnliches schriftlich festzuhalten, damit keinerlei Unrecht enstehen kann und alles nachvollziehbar geregelt wird. Neben den religiösen Lehren was es dem ehrenwerten Propheten (s.a.s.) wichtig die geistige Schärfe der Schüler aufzubessern, dafür lehrte er sie immer gemäß ihrer momentanen geistigen Kapazitäten, Stärken und Schwächen.
Wie sieht es mit erzieherischer Härte aus? Können wir unsere Kinder bestrafen?
Allgemein befiehlt der Islam die Führsorge und die Barmherzigkeit. Diesbezüglich gibt es diverse Bestimmungen, so dass Zorn und Tyrannei dem Muslim fern sind. Exemplarisch zeigen wir weitere Überlieferungen hierzu auf;
Wer (dem Volk gegenüber) nicht barmherzig ist dem wird (vom Volk) keine Barmherzigkeit zuteil. (Buhari, Edeb 18; Ebu Davud Edeb 66)
Wer unseren Kindern keine Barmherzigkeit zeigt gehört nicht zu uns. (Hakim, El-Müstedrek, I/62)
Bei der Erziehung und den pädagogischen Maßnahmen sollte man auch stets folgende Maxime beachten die aus den Überlieferungen hervorgeht;
Geht mit jedem entsprechend ihrer (geistigen) Stufe um. (Ebu Davud Edeb 22)
Ermahnt mit Rücksicht auf den geistigen Zustand. (Suyuti, Camius-Sağir, IV/299)
Das bedeutet wir dürfen eben nicht nach unserem Verständnis der Dinge handeln, loben oder strafen sondern stets dem Kind gemäß handeln, loben oder strafen.
Was das Bestrafen der Kinder angeht, so greifen wir dieses Thema wie gefolgt auf: Wie in allen weltlichen und jenseitigen Angelegenheiten hat auch in der Erziehung sowohl die Hoffnung als auch die Angst ihren Platz. Als Elternteil können wir nämlich schnell in den Fehler verfallen das Kind mit uns selbst und unseren Hintergründen zu vergleichen. Wir deuten das Verhalten des Kindes als respektlos da wir ein Verständnis von Respekt haben welches vielleicht nicht dem Zeitgeist entspricht. Die Eltern die folglich aus der vorhergehenden Generation stammen haben vielleicht eine andere Erziehung genossen und gehen mit manchen Aspekten des Lebens anders um. Es wäre allerdings unfair in einer sich ständig wandelnden Welt den exakt selben Maßstab von einer anderen Zeit auf das Kind anzuwenden. Als Elternteil müssen wir also unser Kind und seine Welt bestens kennen damit unsere Maßnahmen auch bestens fruchten können. So haben auch erzieherische Härte und Strafmaßnahmen einen großen Wert in der Erziehung, allerdings nur wenn sie transparent sind. Das heißt das Kind muss hieraus erkennen warum es eigentlich bestraft wird und wo der Fehler im eigenen Verhalten lag, wodurch die Strafe letztendlich verhängt wurde. So kann ein Lernprozess angestoßen werden. Zum Lernen muss man letztendlich vernehmen, verstehen und verinnerlichen. Wenn das Kind allerdings unverständlicherweise hart bestraft wird und leiden muss, so werden in ihm höchstens nur Aggression, Frust und Hass erweckt, eine kritische Reflexion über das eigene Verhalten wird höchstwahrscheinlich unter solchen Umständen nicht erfolgen. So betonen wir auch dass die Bestrafung des Kindes eine Maßnahme ist, die unter Ausnahmezuständen erfolgt, wenn also das Kind ein Fehler begeht und eine Grenze überschreitet. Die ersten Maßnahmen sollten auf liebevolle Barmherzigkeit gestützt werden. Falls das Kind dann weiterhin gewisse Grenzen überschreitet, so muss ihm dies deutlicher also durch eine Strafe aufgezeigt werden. Das Kind soll sich also bewusst werden, dass Handlungen Konsequenzen haben die angenehm oder unangenehm ausfallen können je nach Handlungsweise. So versteht das Kind auch besser warum es überhaupt Grenzen gibt und dass es gut ist in diesen Grenzen zu bleiben. Daher müssen Strafmaßnahmen sinnvoll und maßvoll verhängt werden. Zwischen Autorität und Freundschaft müssen sich Eltern bewegen. Ein Extrem in eine der beiden Richtungen wird der Erziehung des Kindes schaden.
Warum ist die Lehre unserer Religion für die Erziehung unserer Kinder wichtig?
Als Kind ist der Mensch noch recht unbefleckt und nicht geprägt. Allerdings besteht der Mensch nicht nur aus Fleisch und Knochen. Neben den materiellen Bedürfnissen hat der Mensch auch emotionale Bedürfnisse die gestillt werden müssen. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Entsprechend ist das Kind auch fragend nach der Suche auf Antworten und Wahrheiten. Mit unseren Glauben können wir dem Kind genau jene Antworten geben und erklären warum denn alles so ist wie es ist. Denn der Islam deckt das gesamte Leben mitsamt aller Facetten ab. Viele denken beim Religionsunterricht an inhaltliche Lehren z.B. wie das Leben der Propheten aussah, oder wie man korrekt fastet zum Ramadan. Denn für uns ist der Islam keine Uniform die man zu bestimmten Zeitpunkten anzieht und auszieht. Der Islam ist unser eigentliches Wesen. So wie die Seele sich vom Körper erst mit dem Tod verabschiedet so hält der Muslim zu jedem Moment seines Lebens bis hin zum letzten Atemzug an den Geboten Gottes fest. Unser Glauben modelliert also unser Leben und unser Verhalten. Wir berücksichtigen in jeder Tat den Willen Gottes und handeln so hoffentlich stets richtig. Diesen Blick müssen wir dem Kind nahelegen können indem wir dem Kind erklären wie und warum unser Glauben einen so zentralen Platz in unserem Leben hat. Nur so kann man vom Kind auch erwarten, dass es die Religion beherzigt und nicht auf gewisse Praktiken oder Rituale reduziert. Wir tun etwas falsch wenn unsere Kinder unsere Religion als ein Zwang oder eine Art Tradition sehen und uns dabei einfach imitieren. Wenn das Kind aber stattdessen versteht warum es glaubt und es innerlich beherzigt dann lebt es seinen Glauben auch deutlicher aus. So haben wir dann eine gute Basis um dem Kind einen Sinn von Ethik, Moral, Gerechtigkeit, Pflichtbewusstsein und Regeln zu vermitteln. Dann kann das Kind den Islam als ein Fundament für sein Handeln sehen und hat so eine Rechtleitung für das gesamte Leben. So ist es auch wahrscheinlich dass das Kind gesellschaftstauglich und tugendhaft sein wird.
Wie sollen wir unseren Kindern den Glauben nahelegen?
Das vielleicht Wichtigste dabei ist es sich auf die Logik und das Verständnis des Kindes einzustellen. Kinder verstehen Lehren durch Beispiele, Schaubilder und Geschichten wie z.B. Märchen besser als wenn man ihnen versuchen würde etwas sachlich und abstrakt zu erklären. Dabei sollten wir dem Kind schrittweise die Grundlagen unsere Religion näher bringen. Bevor wir also lang und detailliert dem Kind Praktiken aus der Sunna des Propheten (s.a.s.) theologisch erklären wollen, sollte das Kind verstanden haben, dass es einen Gott gibt und Gott ist eins. Wenn das Kind dies versteht können wir ihm z.B. erklären was das Wesen Gottes ausmacht indem wir über die Eigenschaften Gottes sprechen. Im weiteren Schritt erklären wir dem Kind warum Gott den Menschen Propheten mitsamt Büchern gesandt hat. Sicherlich kann der Ablauf von Fall zu Fall anders aussehen, aber so bauen wir quasi schrittweise ein Gebäude auf indem wir mit dem Fundament anfangen und dort am sichersten arbeiten, da alles weitere darauf basiert. Weiter sollte man das Kind auch nicht mit Informationen überfluten. Kinder geben sich zumeist mit einfachen Erklärungen zufrieden und können abstrakte Zusammenhänge noch nicht gut aufarbeiten. Entsprechend sollen wir auch nicht etwa versuchen dem Kind alles auf einmal zu erklären. Eher sollten wir auf die Fragen kurz und kindgerecht eingehen. Wenn das Kind z.B. fragen würde ob denn die Welt ganz von alleine entstanden ist, könnte man dem Kind mit der Frage entgegnen, ob denn der Esstisch auf dem wir essen ganz von alleine entstanden ist, oder das Essen was wir gerade verspeisen. Schnell wird das Kind verstehen, dass nichts einfach so durch Willkür entsteht und so wird es auch den Gedanken annehmen, diese Welt hat einen Schöpfer. Wenn man stattdessen aber dem Kind die gesamte Offenbarungsgeschichte mit einem Buch kompliziert und langwierig erklärt wird das Kind wohl eher abgeneigt sein. Denn es versteht die Sachlage natürlich nicht und fragt dann deswegen auch vielleicht nicht mehr. So simpel das Kind auch denken mag, es bedeutet nicht dass es nichts begreift. Es wäre falsch wenn man üblicherweise davon ausgeht, das Kind begreift ohnehin nicht was es da sieht oder hört. Das Kind versteht durchaus, es liegt aber an uns Wege zu finden, dem Kind manches zu erklären. Das Kind saugt nämlich alles förmlich auf und verinnerlicht es in irgendeiner Form. Das Kind wird in dieser wichtigen Zeit also so oder so von den Einflüssen geprägt, man sollte daher nicht warten, bis das Kind „reif“ ist für das Internalisieren von manchen Gedanken und Werten. So wie es nicht möglich ist Wasser in ein bereits volles Glas einzuschenken, ist es auch kaum möglich ein bereits geformtes Kind später nochmal neu zu erziehen. Statt diesen schwierigen Weg zu gehen sollte man das Kind von Anfang an begleiten und erziehen. Sowohl mit Worten als auch mit Taten, denn unsere Taten sprechen meistens stärker als unsere Worte. Alles was das Kind zu Anfang erlebt und erfährt ist Teil der Erziehung und Prägung.
Wir erledigen unsere Aufgaben und mischen uns nicht in den Aufgabenbereich Gottes ein
Leider wollen Eltern warum auch immer erzwungenermaßen den Lohn ihrer Arbeit bzw. ihrer Erziehung sofort einholen. Wir erwarten dass das Kind genau unseren Vorstellungen entspricht. Man darf allerdings nicht vergessen, das Kind gehört uns nicht, als Eltern haben wir nur gewisse Aufgaben gegenüber dem Kind. Weiter können wir nicht gehen. Falls wir unsere Aufgaben gebührend gemacht haben, vertrauen wir hinsichtlich des Ergebnisses auf Gott. Gott verfügt frei über seine Schöpfung. Gewalt und Zwang in der Erziehung kann allerdings das Gegenteil bewirken und das Kind auf die falsche Fährte drängen. Dies bedrängt und stresst uns nur noch mehr, was dazu führt dass wir unter solchem Einfluss weiter Falsches tun. Vor allem wenn das Kind langsam erwachsen wird, muss man einsehen dass das Kind selbst Entscheidungen treffen kann und wird. Wir zeigen dem Kind in jedem Fall aber den Weg. All diese Maßnahmen, Ratschläge und Ansätze sind ohnehin nicht mehr als eine Form von Gebeten und Türen zum Segen. Wir bedienen uns an ihnen so gut wir können und vertrauen danach auf Gott. Denn wenn Gott will, dann kann selbst das Kind eines Propheten ein tugendloser Sprössling sein und das Kind welches im Hof eines lasterhaften Pharaos aufwächst kann zu einem großen Propheten Gottes erwachsen. Damit sagen wir zuletzt:
Wir sollten häufig und inständig für unsere Kinder beten.
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Ist man ein Moslem wenn man seine Eltern oder Kinder mehr liebt als Allah?
ein bewusster Gläubiger kann nichts mehr lieben als Allah (c.c.) und den Propheten (s.a.s.). Es ist jedoch nicht immer scheinbar möglich, das Maß richtig einzustellen. Aus diesem Grund sollte jeder Gläubige zumindest denken und beabsichtigen, dass er Allah (c.c.) und seinen Gesandten (s.a.s.) mehr als alles andere liebt.
Es ist eine Tatsache, dass das Lieben Allahs (c.c.) und seines Gesandten (s.a.s.) damit verbunden ist, sie genau kennenzulernen. Jeder, der an die ewigen Segnungen Allahs (c.c.) denkt, muss Allah (c.c.) in Ewigkeit lieben und ehren. Der Prophet (s.a.s.), der uns und der Welt Allah (c.c.), das ewige Leben im Paradies und die Auferstehung nach dem Tod vorstellt, berichtet auch von der Liebe zu Allah (c.c.) als Gewissenssache.
Beachten wir auch, dass die Menschen nicht immer an Allah (c.c.) und seinen Gesandten (s.a.s.) denken. Die Beschäftigung mit allerlei weltlichen Sachen kann dafür sorgen, dass das Bewusstsein des Menschen vernebelt ist und der Mensch nicht mehr in der Lage ist die Liebe und Ehrfurcht zu Allah (c.c.) gebührend zu zeigen. Diese Situationen schaden dem Glauben der Übeltäter zwar nicht, aber es bedeutet auch, dass das Bewusstsein des Glaubens vorübergehend deaktiviert wird.
Hier sind entsprechende Textstellen zur Thematik:
Wer mich nicht mehr liebt als seine Kinder, seinen Vater und allen Menschen, ist nicht wahrhaftig im Glauben. (siehe Kenzu'l-Umal, v. 70)
Sprich: Wenn eure Väter, eure Söhne, eure Brüder, eure Gattinnen und eure Verwandten, ein Vermögen, das ihr erworben habt, eine Handelsware, die ihr fürchtet nicht loszuwerden, und Wohnungen, die euch gefallen, euch lieber sind als Gott und sein Gesandter und der Einsatz auf seinem Weg, dann wartet ab, bis Gott mit seinem Befehl kommt. Gott leitet die frevlerischen Leute nicht recht. (9/24)
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Wenn die Eltern ungläubig oder fehlgeleitet sind, müssen wir ihnen trotzdem gehorchen?
Meine Mutter die noch Götzen diente kam zu mir; ich fragte den verehrten Propheten, wie ich mich verhalten sollte: 'Meine Mutter kam zur, sie wolle mich sprechen. Soll ich ihr mit Wohlwollen begegnen?' Er antwortete: 'Ja, zeige ihr den gebührenden Respekt'. [Buharî, Hibe 28, Edeb 8; Müslim, Zekat 50 (1003); Ebu Davud, Zekat, 34 (1668)]
Es gibt viele Situationen und auch Konflikte der damaligen Gottesdiener mit ihren Eltern, die im Unglauben lebten. Für uns ist wichtig, welche Grundregel diese Überlieferung formuliert. Selbst wenn unsere Eltern Ungläubige wären, sind wir dazu ermahnt und gefordert, ihnen den gebührenden Respekt entgegenzubringen. Das ist eine Aufgabe der Menschlichkeit. Es geht auch so weit, dass wir in solch einer Situation immer noch dazu verpflichtet sind, den Unterhalt unserer Eltern zu gewährleisten;
Allah verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht gegen euch der Religion wegen gekämpft und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie gerecht zu behandeln. Gewiß, Allah liebt die Gerechten. (60/8)
Wenn sie dich bedrängen, Mir das beizugesellen, wovon du kein Wissen hast, dann gehorche ihnen nicht. Und geh mit ihnen im Diesseits in rechtlicher Weise um. Und folge dem Weg derer, die sich Mir reumütig zuwenden. Zu Mir wird dann eure Rückkehr sein, da werde Ich euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet. (31/15)
Wir werden also von unserem Schöpfer dazu ermahnt, stets mit Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu verwalten, auch wenn unser Gegenüber fehlgeleitet ist. Unsere Eltern gilt es also stets zu respektieren.
Gehorsam und Aufruhr sind zwei verschiedene Dinge. Solange es keine Aufruhr gegen Gott gibt, werden wir ermahnt stets Gehorsam unseren Eltern gegenüber zu leisten. Also hören wir unseren Eltern in allen Dingen, die sich mit den Willen Gottes vertragen. Wenn unsere Eltern etwas fordern, was nicht vereinbar mit der Religion ist, gilt dieses Gebot nicht mehr. Trotzdem bleibt der Respekt, eine Anfeindung ist also nicht erlaubt.
Gott verfügt über das Herz. Zu ihm müssen wir flüchten. Die Liebe und das Gehorsam der Kinder ihrer Eltern gegenüber, wird möglicherweise ihre Herzen erweichen und sie auf den rechten Weg führen. Das ist schließlich das oberste Ziel.
Unsere Religion sieht Onkel und Tante wie eine Art Elternsatz, also gelten für sie die gleichen Bestimmungen.
Über die anderen Verwandten lässt sich sagen: Es wäre nicht richtig den Kontakt abzubrechen und die Beziehung beenden zu wollen. Statt sie zu meiden, sollten wir ihre Sünden als offene Wunden am Herzen betrachten und uns bemühen diese Wunden mit dem Glauben zu verarzten.
Gute Beziehungen zu pflegen ist einfach, wenn es gerade einem gut geht. Die Herausforderung besteht darin, auch an schlechten Tagen ein guter Freund und Weggefährte zu sein. Das ist wahre Verbundenheit und Bruderschaft. Jemanden an schlechten Tagen seiner Selbst zu überlassen ist sicher nicht sehr ehrenhaft.
Wir haben also die Aufgabe unsere Nächsten zu ermahnen und sie zu belehren, sofern sie in essenziellen Fragen der Religion fehlgeleitet sind. Das ist vielleicht nicht direkt erfolgreich aber ein vielleicht erkaltetes Herz muss geduldig und sanft erwärmt werden. Mit Wut und Gewalt wird dies nicht gelingen.
Und warne die Nächsten deiner Sippe. (26/214)
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Tu ich das Richtige, wenn ich jemanden immer zum Gebet ermahne?
zunächst muss zweifelsfrei bestimmt werden, dass diese Ermahnungen richtig sind:
Und befiehl deinen Angehörigen, das Gebet (zu verrichten), und sei beharrlich darin. (20/132)
Sein Umfeld und speziell seine Familie auf den Gottesdienst hinzuweisen ist also eine Pflicht für uns und ist damit eine gottesdienliche Handlung. Das Wohlwollen Gottes wird mit unermesslichen Gnadengaben dem entgegenkommen.
Der Ehemann erliegt vielleicht den teuflischen Versuchungen und Einflüsterungen im Umfeld. Vielleicht wiegt er sich auch in Vergesslichkeit und lebt nicht mit dem Bewusstsein, dass das Diesseits eine Prüfung für das Jenseits ist.
Andererseits muss man auch betonen, dass man schließlich auch keinen Ungläubigen zum Gebet befragt und ermahnt.
Zur Blütephase des Islams waren es lediglich die Ungläubigen, die ihren Gottesdienst nicht verrichtet haben. Nun gibt es auch viele Muslime, die in diesem Sinne fahrlässig handeln. Wir müssen also zunächst das Fundament erbauen, stärken oder reparieren, ehe wir von der Praxis sprechen.
Wenn wir in die Geschichte des Islams und speziell der Muslime schauen fällt eines schnell auf: Die Hochphasen der Muslime war immer auch mit einer Frömmigkeit und einer Gottesnähe verbunden. Wann immer sich Muslime im Herzen von Gott entfernten und ihren niederen Gelüsten verfielen, fielen sie auch als Gesellschaft.
Wir wollen diese Analyse an der Stelle nicht weiter vertiefen aber sie steht ganz im Einklang mit den ermahnenden Worten Gottes:
Es folgten dann nach ihnen Nachfolger, die das Gebet vernachlässigten und den Begierden nachgingen. So werden sie den Untergang finden, Außer denen, die umkehren und glauben und Gutes tun. Diese gehen ins Paradies ein - und ihnen wird in nichts Unrecht getan (19/58-59)
Vielleicht hilft dieses Beispiel: Damit ein Mensch ein „Schüler“ genannt werden kann, muss er sich in eine Schule einschreiben lassen. Dann ist er der Schüler der jeweiligen Einrichtung. Würde das aber reichen damit er auch Erfolg als Schüler hat? Kann er also als Schüler einfach machen was er will und positive Rückmeldung erwarten? Nein. Der Schüler muss alle Pflichten der Einrichtungen erfüllen und im Unterricht sowie in den Klausuren gut abschneiden und dafür muss er lernen. Das muss er kontinuierlich machen.
Für Muslime gilt dasselbe Prinzip. Es reicht nicht allein sich Muslim zu nennen. Mit Herz und Verstand muss man auch dahinter stehen und danach leben. Das ist der Punkt, wo der Mensch öfter mal schwächeln kann. Hier muss man ansetzen.
Wir müssen also kontinuierlich und beharrlich an uns selbst und unserem Umfeld arbeiten. Dabei müssen wir aber beachten, mit welcher Sprache und mit welchem Ton wir agieren. Wir müssen aber gut abwiegen, ob unsere wörtlichen Ermahnungen positiv oder vielleicht auch negativ aufgefasst werden. Wenn unsere Ansprechpartner auf wörtliche Ermahnungen negativ oder allergisch reagieren, sollten wir dies zunächst unterlassen. Wir sollten dann mit positivem Beispiel vorantreten und als Vorbild dienen. So ermahnt und motiviert man Menschen auch sehr gut.
Was man auch nicht vergessen darf ist das Gebet. Wir sollten stets für das Heil und den Glauben unserer Mitmenschen beten. Diese Sensibilität zu empfinden und Barmherzigkeit gegenüber den Mitmenschen zu empfinden ist zweifelsohne ein tugendhaftes und gottesdienliches Verhalten.
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Wie sieht Respekt zwischen Eheleuten aus? Was soll mit „gehorchen“ gemeint sein?
zunächst muss man sagen, dass diese Frage zwei Kontexte hat. Einerseits geht es um die rechtlichen Aspekte, was genau sagt also das islamische Recht dazu. Andererseits geht es um der Frage auch vielleicht eher um moralische Vorstellungen und die Praxis im Alltag der Menschen. Wir wollen auf den zweiten Kontext eingehen und dahingehend die Frage im Sinne einer Moralvorstellung erörtern.
Wenn man sich auf den Islam berufen will und dabei ein Vorbild, sozusagen ein Praxisbeispiel sucht, dann muss man auf den ehrenwerten Propheten (s.a.s.) schauen. Wie sah also das Eheleben des Propheten (s.a.s.) aus?
Man findet in den Quellen heraus, dass der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) stets mit Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gehandelt hat, er hat aber als Ehemann auch Zuneigung und Zärtlichkeit gezeigt. Wenn man auf das Eheleben sowie die Ehefrauen des Propheten (s.a.s.) genauer schaut wird man auch merken, dass diese Frauen intelligent, mutig, zuverlässig und aktiv waren. Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) nahm sie und ihre Anliegen stets ernst und betraute sie auch mit Aufgaben.
Wenn also ein Mann denkt seine Frau wie ein Nutzgegenstand behandeln zu können, indem er sie emotional wie auch körperlich misshandelt und sich dabei auf den Islam berufen will, dann kann das nicht der Islam des Propheten (s.a.s.) sein. Aus den Quellen geht so ein Verständnis nicht hervor.
Der Islam geht von Gleichwürdigkeit und nicht von Gleichschaltung aus. Männer und Frauen sind unterschiedlich und werden folglich im islamischen Recht in gewissen Situationen und Kontexten anders behandelt. Das macht aber keinen der beiden Geschlechter überlegen. Kein Mann ist in Gottes Rängen höher gestellt, nur weil er ein Mann ist. Die Frömmigkeit und der Glauben sind es die über den Rang des Dieners entscheiden. Alle Menschen sind jedoch Diener Gottes. Wir alle sind somit beauftragt nach Gottes Willen zu handeln. Gehorsam gilt also nur dem Schöpfer. Wenn der Schöpfer allerdings sagt, wir sollen unseren Eltern gegenüber nicht aufmüpfig sein, dann ist dies auch eine gottesdienstliche Handlung. Auch in zwischenmenschlichen Handlungen gelten also stets die Gebote und Verbote Gottes.
Wenn also die Frau dem Mann „gehorchen“ soll, dann ist das nicht so, weil der Mann Meister und die Frau Untertan ist. Vielmehr kennzeichnet das islamische Recht Rechte und Pflichten für beide Eheleute aus. Der Mann hat also der Frau gegenüber ebenso Rechte und Pflichten wie anders herum. Die Wahrnehmung dieser Rechte und Pflichten ist eine gottesdienstliche Handlung für beide Eheleute. Der Kern der Ehe ist also das Wohlwollen und der Willen Gottes.
Im islamischen Sinne ist die Ehe eine heilige Einheit. Aus ihr geht die Familie hervor. Die Familie ist die Wirbelsäule einer Gesellschaft. Hier werden die Gebote und Verbote der Religion am meisten und am intensivsten ausgelebt. Daher kommt es auch, dass die Bücher zur Rechtslehre das Eheleben sehr genau beschreiben. Daraus jedoch eine banale Liste zu machen und diese dann abzuarbeiten macht sicher keine gute Ehe aus und wird dieser heiligen Institution auch nicht würdig.
Eheleute haben einander mit Respekt und Würde zu behandeln. Es ist ihre Pflicht einander gut zu tun und für das Wohlbefinden des jeweils anderen zu sorgen. Sie müssen einander ernst nehmen und wie ein Team arbeiten. Sie müssen gemeinsam in diesseitigen und jenseitigen Angelegenheiten aufsteigen damit dann auch ihren Nachkommen ein Vorbild zu sein. Die Ehefrauen des Propheten (s.a.s.) wurden nie wie ein Stück Fleisch behandelt. Sie mussten auch nie in ihrer Persönlichkeitsentwicklungen zurückstecken. Im Gegenteil; In ihrer Ehe mit dem Propheten (s.a.s.) wurden sie zu aktiven und immens wertvollen Mitgliedern ihrer Gesellschaft. Sie haben sich entfaltet und ihre Verdienste für das Jenseits wurden unermesslich.
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Wo dürfen sich Geschwister hinschauen oder anfassen?
eine muslimische Frau darf neben ihren Sohn, Vater, Großvater, Bruder, Neffen, Onkel, Schwiegervater und Schwiegersohn mit dernen die Ehe ihr für immer verboten ist, ihre Haare, Kopf, Hals,Nacken, Armen am Ellbogen, ihren Füßen und Beinen unter den Kniescheiben offen lassen. Dafür gibt es Islam eine Erlaubnis. Der Koran sagt dazu:
Sprich zu den gläubigen Männern, daß sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen. Das ist reiner für sie. Wahrlich, Allah ist dessen, was sie tun, recht wohl kundig. Und sprich zu den gläubigen Frauen, daß sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren und ihren Schmuck nicht zur Schau tragen sollen - bis auf das, was davon sichtbar sein darf, und daß sie ihren Schal um ihre Kleidungsausschnitte schlagen und ihren Schmuck vor niemand (anderem) enthüllen sollen als vor ihren Gatten oder Vätern oder den Vätern ihrer Gatten oder ihren Söhnen oder den Söhnen ihrer Gatten oder ihren Brüdern oder den Söhnen ihrer Brüder oder Söhnen ihrer Schwestern oder ihren Frauen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen, oder solchen von ihren männlichen Dienern, die keinen Geschlechtstrieb mehr haben, und den Kindern, die der Blöße der Frauen keine Beachtung schenken. Und sie sollen ihre Füße nicht so (auf den Boden) stampfen, daß bekannt wird, was sie von ihrem Schmuck verbergen. Und wendet euch allesamt reumütig Allah zu, o ihr Gläubigen, auf daß ihr erfolgreich sein möget. (24/30-31)
Dementsprechend gilt folgendes zwischen Geschwister: Der Mann darf bei seiner Schwester bis auf den Bereich zwischen Kniescheiben und Brust sowie den ganzen Rücken, überall hinsehen. Bei den Bruder sind es die Kniescheiben bis zum Bauchnabel, die für die Frau nicht erlaubt ist.
Da zwischen den Geschwistern die Ehe auf ewig verboten ist, ist es zulässig falls nötig, nicht aus Lust, die stellen zu berühren die man sehen darf.
20
Ist der Name "Noel" im Islam verboten?
Weihnachten ist die französische Entsprechung von dies "natalis" (noël), was im Lateinischen „Geburtstag Gottes“ bedeutet und sich auf die Feier der Geburt Jesu Christi bezieht. In anderen westlichen Sprachen wurde der Begriff mit "Il natale" (Italienisch), "cristes-maesse" (Altenglisch), "kerst-misse" (Dänisch) und im modernen Englisch mit "christmas" übersetzt.
Dementsprechend kann einem muslimischen Kind dieser Name nicht gegeben werden. In einem seiner Hadithe sagt der Prophet (Friede sei mit ihm): „Ihr werdet am Tag des Jüngsten Gerichts mit euren Namen und den Namen eurer Väter gerufen werden, also wählt schöne Namen“ (Ebû Dâvûd, “Edeb”, 70).
Die Tatsache, dass der Prophet (Friede sei mit ihm) die Namen von Kindern oder Erwachsenen änderte, deren Namen in verschiedener Hinsicht nicht mit dem Verständnis des Islam übereinstimmten, und ihnen neue Namen gab, die er für angemessen hielt, zeigt die Bedeutung dieses Themas (Buhârî, Edeb, 108).
In Anbetracht dieser Haltung des Gesandten Allahs argumentieren einige Gelehrte, dass der Name eine psychologische Wirkung auf den Träger haben kann (İbn Kayyim el-Cevziyye, s. 101-102).
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Muss man unbedingt auf die Eltern hören? Sie haben teilweise völlig andere Pläne (z.B. in der Berufswahl) für mich und mein Leben
es ist nichts verwerflich daran, dass sie z.B. in der Berufswahl eine andere Linie verfolgen als die Eltern. Insbesondere dann, wenn ihre Eltern in diesen Sachen wenig Kenntnis haben und sie sich mit Experten ausgetauscht haben.
Die Eltern wollen im Normalfall niemals etwas Schlechtes für das eigene Kind. Sie glauben immer das Gute für das Kind zu tun. Daher sind die Kinder auch bei schwierigen Situationen verpflichtet mit Respekt und Zuneigung auf die Eltern zu reagieren.
Es ist wichtig, diese und ähnliche Angelegenheiten in Ruhe und im Dialog zu klären. Der Islam verbietet und verurteil es, gegenüber den Eltern ungehorsam und aufmüpfig zu sein. Solche Situationen können demnach nicht Anlass für Zwist und Streit sein.
Allah verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht gegen euch der Religion wegen gekämpft und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie gerecht zu behandeln. Gewiß, Allah liebt die Gerechten. (60/8)
Wenn sie dich bedrängen, Mir das beizugesellen, wovon du kein Wissen hast, dann gehorche ihnen nicht. Und geh mit ihnen im Diesseits in rechtlicher Weise um. Und folge dem Weg derer, die sich Mir reumütig zuwenden. Zu Mir wird dann eure Rückkehr sein, da werde Ich euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet. (31/15)
Wir werden also von unserem Schöpfer dazu ermahnt, stets mit Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu verwalten, auch wenn unser Gegenüber fehlgeleitet ist. Unsere Eltern gilt es also stets zu respektieren.
Gehorsam und Aufruhr sind zwei verschiedene Dinge. Solange es keinen Aufruhr gegen Gott gibt, werden wir ermahnt stets Gehorsam unseren Eltern gegenüber zu leisten. Also hören wir unseren Eltern in allen Dingen, die sich mit den Willen Gottes vertragen. Wenn unsere Eltern etwas fordern, was nicht vereinbar mit der Religion ist, gilt dieses Gebot nicht mehr. Trotzdem bleibt der Respekt, eine Anfeindung ist also nicht erlaubt.
Gott verfügt über das Herz. Zu ihm müssen wir flüchten. Die Liebe und das Gehorsam der Kinder ihrer Eltern gegenüber, wird möglicherweise ihre Herzen erweichen und sie auf den rechten Weg führen. Das ist schließlich das oberste Ziel.
Um es kurz zu machen: Wir sind die Meister für unseren Lebensweg und unsere Entscheidungen und nicht unsere Eltern. Respekt und Liebe gegenüber den Eltern ist aber eine religiöse Tugend und Pflicht und darf niemals weniger werden.
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Meine Halbschwester konvertierte zum Islam und trägt nun Kopftuch aber umarmt mich immer noch. Ist das ok?
diejenigen, die sich den selben Vater oder die selbe Mutter teilen, sind gleichzusetzen mit vollen Geschwistern. Für sie gelten also die gleichen Regeln der Intimität wie für normale Geschwister. (Halb-)Brüder und (Halb-)Schwestern dürfen sich umarmen.
Wenn es aber keinerlei geschwisterlichen Bände gibt, also weder Vater noch Mutter geteilt werden, können wir auch nicht von Geschwistern reden. Wenn also zwei Personen in einem Haushalt leben und weder einen gemeinsamen Vater, noch eine gemeinsame Mutter haben, sind sie faktisch wie Fremde zu betrachten. Sie müssen die Privatsphäre wahren; sie dürfen sich nicht berühren, sie dürfen sich nicht allein in einem geschlossenen Raum aufhalten und sie müssen sich gemäß den muslimischen Vorschriften zur Verhüllung verhalten.
Im Koran wird das Prinzip entsprechend dargestellt:
Und sprich zu den gläubigen Frauen, daß sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren und ihren Schmuck nicht zur Schau tragen sollen - bis auf das, was davon sichtbar sein darf, und daß sie ihre Tücher um ihre Kleidungsausschnitte schlagen und ihren Schmuck vor niemand (anderem) enthüllen sollen als vor ihren Gatten oder Vätern oder den Vätern ihrer Gatten oder ihren Söhnen oder den Söhnen ihrer Gatten oder ihren Brüdern oder den Söhnen ihrer Brüder oder Söhnen ihrer Schwestern oder ihren Frauen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen, oder solchen von ihren männlichen Dienern, die keinen Geschlechtstrieb mehr haben, und den Kindern, die der Blöße der Frauen keine Beachtung schenken. Und sie sollen ihre Füße nicht so (auf den Boden) stampfen, daß bekannt wird, was sie von ihrem Schmuck verbergen. Und wendet euch allesamt reumütig Allah zu, o ihr Gläubigen, auf daß ihr erfolgreich sein möget. (31/24)
Der Vers zeichnet also die klaren Grenzen für die Fragestellung. Das Verhüllungsgebot und die damit verbundenen Regeln für beide Geschlechter heben sich nur in den Verhältnissen auf, die im Vers benannt werden. Alle Menschen außerhalb dieses Kreises sind als Fremde anzusehen.
23
Werden die Wohltaten oder guten Taten der Kinder gutgeschrieben?
gemäß des Islam ist eine der Bedingungen für die Übernahme der Verantwortung über seine jeweiligen Taten, das Erreichen der Pubertät.
Unser geliebter Prophet (s.a.s.) sagte einmal:
“Drei Personen wurden von der Verantwortung entbunden: vom Kind bis zur Pubertät, vom Schlafenden bis zum Aufwachen und von den psychisch Kranken bis zur Heilung.” (Buhari, Hudud 22)
Eine Person die als Kind Fehler begangen hat, wie z.B Diebstahl oder Beschädigung von Eigentums einer anderen Person, ist aus religiöser Sicht kein Sünder. Das heißt, er wird aus diesem Grund im Jenseits nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Jedoch muss der vom Kind verursachte Sachschaden seitens der Eltern beglichen werden. Anderenfalls würde man den Geschädigten in seinem Recht verletzten. Die Verpflichtung zu religiösen Praktiken wie dem Gebet beginnt mit dem Erreichen der Pubertät.
Jedoch beginnen die guten Taten des Kindes schon vor der Pubertät.
Wie bei allen anderen schönen Gewohnheiten empfiehlt es sich auch beim Gebet, Kinder bereits in jungen Jahren dahingehend zu unterrichten und sie an dieses heranzuführen. Dadurch kann gewährleistet werden dass diese zu einer positiven Gewohnheit gedeiht und fest verwurzelt.
Im Koran wird darauf hingewiesen, dass Kinder an das Gebet gewöhnt werden sollten und dass das Familienoberhaupt in dieser Hinsicht als ein Vorbild dienen muss. (20/132)
Da das Erlernen des Gebetes sich nicht in kurzer Zeit realisieren lässt und um es zur Gewohnheit werden zu lassen es wichtig ist, sich von klein an daran zu gewöhnen, empfahl der Prophet (s.a.s.), dass man Kindern im Alter von sieben Jahren, das Gebet beibringt. (Ebu Davud, Salat 26)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kinder, die die Pubertät noch nicht erreicht haben, an den Gottesdienst gewöhnt werden sollten. Diejenigen, die diesen Gottesdienst nicht nachgehen, werden dafür jedoch nicht zur Rechenschaft gezogen, weil es für sie noch nicht verpflichtend ist. Aber diejenigen, die dem Dienst nachgehen werden dafür auch den Lohn erhalten. Die Belohnungen werden sowohl in ihrem eigenen Buch der Taten als auch in dem ihrer Eltern niedergeschrieben.
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Müssen wir Verwandte besuchen die wir nicht gut finden oder nicht mögen weil sie andere Werte haben?
die familiären Bände sollten nicht durchschnitten werden. Das als richtig zu deklarieren, fällt schwer. Auch wenn wir über unliebsame oder gar sündige Menschen reden, so sollten wir sie versuchen zu heilen, statt sie einfach ihren Fehlern zu überlassen.
Das islamische Konzept von Verwandschaftsbeziehungen (auch bekannt als "Sila-i-Rahim") befehligt uns im Grunde genommen gute Beziehungen mit der Verwandschaft zu haben (vgl. 16/90 u. 17/23-24). Auch in Überlieferungen wird man zu guten Beziehungen ohne Erwartung an Gegenleistung ermahnt, ob allgemein oder in Verwandschaftsbeziehungen (Vgl. Buhari, Adab 12, 15).
Beziehungen und Freundschaften lassen sich an guten Tagen leicht aufrecht halten. Man lacht und hat Spaß. Aber gerade in schweren Zeiten oder in Zeiten der Not sollte doch eine Beziehung in Kraft treten und einem Halt oder Stärke geben. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn eine Person mit langsamen Schritten sich in ihr Verderben bewegt, ohne es zu merken. Das kann sowohl ein materielles als auch ein spirituelles Verderben sein.
Die islamische Ethik würde also mit Zuversicht und Barmherzigkeit auf diese Menschen schauen und uns dazu ermutigen, ihnen zu helfen. Die Hilfe würde darin bestehen, sie von ihrem Fehlverhalten abzuhalten oder sie es sehen zu lassen, weil sie es selber nicht erkennen können. Das kann man auch als "tabligh" (Mission bzw. Einladung) verstehen und somit als Gottesdienst betrachten:
Und warne die Nächsten deiner Sippe (26/214)
Nun muss man auch sagen, dass wir hier über allgemeine Wertvorstellungen reden. Es ist zu schauen, was praktisch umsetzbar ist. Es ist und muss klar sein, dass niemand zum Glauben oder zur Rechtleitung gezwungen werden kann. Ebenso kann auch unser Gegenüber uns den Rücken zukehren und wir können nichts daran ändern. Außerdem kann ein jeder Mensch auch nur so viel aushalten. In manchen Fällen hilft sogar ein gewisses Maß an Distanz, damit der Konflikt abkühlen kann und man sich begegnen kann, ohne das gleich eine Eskalation folgt.
Was kann man also konkret umsetzen? Als Muslime geben wir keine Geschwister auf und sehen Rechtleitung sowie Urteil stets bei Gott. Wir maßen uns also nicht an, zu sagen wer schon verloren ist oder nicht und um wen man sich noch bemühen braucht oder nicht. Als empathische und einfühlsame Menschen gehen wir allerdings immer behutsam mit Mitmenschen um und wahren sowie respektieren Grenzen. Wenn unser Gegenüber unsere ausgestreckte Hand im ersten Moment nicht annimmt, so bleibt unsere Hand trotzdem immer ausgestreckt, falls die Person einmal abkehren sollte und dann nach eben dieser Hand sucht. Als verzeihende Menschen achten wir immer darauf, niemanden ein schlechtes Gefühl zu machen und niemanden an seine Fehler zu erinnern. Als Menschen aus Fleisch und Blut müssen wir auch achten, wo eigene Grenzen sind und wo man selbst verletzlich ist. Es ist wenig ratsam, jemanden heilen zu wollen, wenn man selbst krank ist. Und man kann auch mit niemanden vernünftig reden, wenn man selbst gerade unvernünftig ist.
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Können Sie Informationen über die Rezitation von Ezan/Adhan und Kamat im Ohr eines neugeborenen Kindes/Kleinkindes geben?
dieser Brauch stammt vom Propheten (Friede sei mit ihm) selbst. Es wird im Sunan al-Tirmidhi berichtet, dass der Prophet (Friede sei mit ihm) bei der Geburt von Hasan (ra) den Adhan in sein rechtes Ohr rezitierte (Tirmizi, Edaha:15).
Nach der Überlieferung von Husayn (ra) sagte der Prophet (Friede sei mit ihm) Folgendes über die Weisheit dieses Brauchs:
„Wer ein Kind bekommt und den Adhan in seinem rechten Ohr und den Kamat in seinem linken Ohr rezitiert, den werden die Djinn nicht belästigen.“ (Feyzü'l-Kadir, VI/237)
Adhan und Kamat sind die erste Vermittlung des Glaubens an ein Kind. Denn die Bedeutung und der Inhalt des Gebetsrufs umfasst die Grundlagen der Religion wie Takbir, Tawhid, Prophetentum und das Gebet.
Bei der Namensgebung für ein Kind sollte darauf geachtet werden, dem Kind schöne, islamische Namen zu geben. Unser Prophet (Friede sei mit ihm) hat viele Empfehlungen, Warnungen und Praktiken in dieser Hinsicht. Die Bedeutung eines dieser Hadithe lautet wie folgt:
„Am Tag der Auferstehung werdet ihr bei euren Namen und den Namen eurer Väter gerufen werden. So wählt eure Namen schön.“ (Buhari, Edeb:108)
Es wird empfohlen, dem Kind am Abend des Geburtstages einen Namen zu geben, aber es kann auch bis zum siebten Tag verschoben werden.
Jeder kann den Adhan und das Kamat verrichten. Man braucht dafür also keine speziellen Menschen einzuladen, die diese Worte in das Ohr des Kindes sprechen (vgl. Mehmed PAKSU, Çağın Getirdiği Sorunlar)