Sind Frauen laut Überlieferung des Propheten Mohammed von Natur aus weniger intelligent als Männer?
In einer Überlieferung soll von so etwas die Rede sein und dass Frauen z.B. den Großteil der Höllenbewohner ausmachen. Gibt es so eine Überlieferung und falls ja wie hat man diese Überlieferung zu verstehen?
Gespeichert von am So., 22/02/2015 - 23:48
Liebe Leserin, lieber Leser,
in der Tat gibt es eine Überlieferung hierzu, diese sieht wie gefolgt aus:
Von den ehrenwerten Prophetengefährten überliefert Abū Saʿīd al-Ḫudrī. Es war ein Ramadan oder ein Opferfest. Der Gesandte Gottes (s.a.s.) kam zu dem Ort, wo wir unser Gebet für das Fest verrichteten. Auf einer Seite befanden sich auch Frauen. Er lief an ihnen vorbei und hielt dabei folgende Ansprache: Oh ihr Frauen, gibt Almosen und tut häufig Buße. Denn man hat mir die Höllenbewohner gezeigt. Ihr bildetet die Mehrheit. Daraufhin fragten die Frauen: Oh Gesandter Gottes, was haben wir denn getan, dass wir die Mehrheit der Höllenbewohner bilden? Der Gesandte Gottes (s.a.s.) antwortete: Denn ihr verflucht oft andere und seit euren Ehemännern gegenüber undankbar. Wie merkwürdig es doch ist, ich habe noch keine anderen gesehen, die so wie euresgleichen schwach in der Religion sind und den Verstand jener die sich selbst beherrschen und vernünftig sind, beeinflussen können. Die Frauen fragten wieder: Was ist die Schwäche unseres Verstands und unserer Religiosität oh Gesandter? Der Gesandte Gottes (s.a.s.) fragte: Ist das Zeugnis der Frau nicht das halbe Zeugnis des Mannes? Die Frauen antworteten mit ja. Der Gesandte Gottes (s.a.s.) erklärte und fragte wieder: Eben aus dem Mangel an Verstand, wenn sie ihre Menstruation hat wartet sie doch tagelang und betet nicht und sie fastet für eine gewisse Zeit am Ramadan nicht oder? Die Frauen antworteten mit ja. (vgl. Buhârî, Hayz 6, Zekat 44, İman 21, Küsûf 9, Nikah 88; Müslim, Küsûf 17, (907), İman 132, (79); Nesâî, Küsuf 17, (3, 147); Muvatta, Küsuf 2, (1, 187)
Diese Überlieferung ist aufgrund der Quelle authentisch und ist hinsichtlich des Belegs in ihrer Existenz kaum anzufechten. Aber über den Wortlaut hinaus muss sie hinsichtlich der Bedeutung gegenüber anderen authentischen Beweisen/Hinweisen ausgelegt werden. Denn in der Praxis ist es unabstreitbar, dass Frauen intelligenter als Männer sein können.
1. Diese Überlieferung wurde nicht tradiert um über den Verstand und die Religiosität der Frau zu informieren, dies ist nicht der Zweck. Zweck ist hier:
a) Dass die Frauen sich von manchen Sünden die sie in die Hölle führen könnten, sie aber zu mancher Zeit und mancher Ort sich zur Gewohnheit gemacht haben, hüten sollten.
b) Dass sie durch das Ausnutzen der Schwächen der Männer nicht in die Sünde verfallen sollen und diesbezüglich durch die Überlieferung ermahnt werden sollen.
"Dass die Frauen die Mehrheit der Höllenbewohner ausmachen" bedeutet nicht etwa, dass dies auch so real so sein wird bzw. muss. Es ist eher eine Prognose die eintreffen würde, sofern die in diesem Sinne sündigen Frauen sich nicht reformieren und Buße tun. Anderenfalls wäre es auch sinnlos überhaupt erst Ratschläge zu erteilen, wenn denn bereits so eine Entscheidung über das weibliche Geschlecht gefällt wäre. Wir haben hier also eine Ermahnung und eine Rechtleitung vorliegen und nicht etwa eine generalisierende Aussage über das Geschlecht der Frau.
Die Schwäche im Verstand und in der Religiosität der Frau schildert der Prophet (s.a.s) basierend auf den jeweiligen Versen. Auf die Rückmeldung hin wird durch die Erklärung deutlich was er dabei meint. Entsprechend der Ausführung kann man nämlich nicht für eine Art "psychologische oder biologische Minderwertigkeit der Frau" plädieren.
Die Unvollständigkeit in der Religiosität basiert hier auf das Fehlen mancher Gottesdienste durch den Zustand der Menstruation. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Frau sündhaft, fehlerhaft, ungehorsam oder anderes ist, ganz im Gegenteil stellt dies ihr Gehorsam und ihre Dienerschaft gegenüber Gott dar. Denn die Frau verrichtet diese Gottesdienste in dem Zustand nicht oder später, weil Gott dies so will. Die Frauen können diese Gottesdienste auch nachholen.
Die Überlieferung erweckt auf den ersten Blick vielleicht den Eindruck, dass die Frau wie vielerorts und vielerzeits nicht ernst genommen bzw. gleichberechtigt wird. Damit würde man aber die eigentliche Feinheit der Überlieferung nicht verstanden haben. Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) zeigt den Frauen ihre Schwächen oder Neigungen auf, die sie aufgrund ihrer Natur besitzen, sie so aber zunächst nicht bemerken und so weist er auf die Größe des Schadens hin der daraus resultieren würde, wenn man nicht bewusst auf diese Schwächen oder Neigungen eingeht.
Weil Frauen teilweise auch hinsichtlich mancher Verantwortungen die Barmherzigkeit und Emotionalität erfordern wie z.B. die Mutterschaft geschaffen sind, ist die Emotionalität der Frau in diesen Belangen stärker ausgeprägt als beim Mann. Mit dieser starken Emotionalität gehen nebenbei einige Neigungen bzw. Schwächen einher. Wenn man sich dieser Neigungen oder Schwächen nicht bewusst ist, auf sie nicht entschlossen eingeht und sie unbelassen ihrer Natürlichkeit überlässt, könnten sie schädliche Folgen für die Person herbeiführen. Die zahlenmäßige Überlegenheit in der Hölle, wie sie in der Überlieferung erwähnt wird, würde auf diese Schwächen zurückgehen.
Das Bezeugen zweier Frauen kommt der Bezeugung eines Mannes gleich, weil das Zeugnis eine riskante Sache ist, die Potenzial für Androhungen gegenüber dem Zeugen aufweist. Daher wird diese Bürde dem Mann aufgetragen, welcher belastbarer bzw. strapazierfähiger ist. In dieser Hinsicht wird die Frau unter besonderem Schutz gestellt. Obwohl es für viele eine Art Erniedrigung der Frau darstellen würde, dass das Zeugnis zweier Frauen dem Zeugnis eines Mannes gleichkommt, können wir sagen dies stellt eigentlich eine positive Trennung dar, weil so die Verantwortung der Frau in dem Moment erleichtert wird.
Schließlich muss man auch betonen, dass man hier von einem allgemeinem Model oder einem Prinzip ausgeht. In der Ausführung gibt es nach der Rechtslage eben auch unterschiedliche Umgangsarten, basierend auf konkreten Fällen. Bezüglich der Zeugenschaft der Frau haben wir einen weiteren ausführlichen Text, der sich auf die rechtliche Umsetzung in diesen Fällen fokussiert.
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