Worauf sollte ich bei der Eheschließung achten? Kann man sich online im Internet kennenlernen?
Gespeichert von am Mi., 05/10/2022 - 18:28
Liebe Leserin, lieber Leser,
Worauf sollte ich bei der Eheschließung achten?
Die Wahl eines Partners ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben eines Menschen. Denn alles Glück im Leben hängt in gewisser Weise davon ab, dass man sich mit einem geeigneten Partner auf den Weg macht. Denn die Person, um die es hier geht, ist diejenige, mit der man sich auf eine lebenslange, ja ewige Reise begibt, mit der man alle möglichen Gefühle und Gedanken teilen kann, die einem Freund, Kamerad, Genosse und Mutter der eigenen Kinder sein wird. Aus diesem Grund ist die Wahl des Partners eine äußerst wichtige und lebenswichtige Frage, die ernsthaft bedacht werden sollte.
Außerdem ist es nicht so einfach, wie es scheint, denn bei der Partnerwahl wird das Unterbewusstsein aktiviert. Ehepartner, die sich für die richtige Entscheidung entschieden haben, erfüllen nicht nur die biologischen und psychologischen Bedürfnisse des anderen, sondern unterstützen sich auch gegenseitig in allen Lebensbereichen. Andernfalls können sie, wenn auch nur indirekt, in allen Lebensbereichen ein hinderlicher und störender Faktor sein. Eine solche Entscheidung, die einen Menschen ein Leben lang glücklich oder unglücklich machen wird, ist kein gewöhnliches Ereignis, das mit einfachen, plötzlichen und vorübergehenden Emotionen realisiert werden kann.
Für eine glückliche Ehe ist es natürlich sehr gut, wenn ein Mensch seinen Ehepartner-Kandidaten liebt und ihn heiratet, indem er sich in ihn verliebt. Verliebt zu sein, macht jedoch nicht immer glücklich. Tatsächlich lassen sich Tausende von Menschen, die sich lieben, nach der Heirat wegen "schwerer Unverträglichkeit" scheiden. Der Grund dafür ist, dass die Person die Negativität und die moralischen Schwächen in ihrer Familie und in ihren Genen, wie z. B. Sucht, Scheidung, Untreue und Traumata, die sie in ihrer Familie erlebt hat, in ihre neue Familie trägt, wenn sie heiratet. Sie heiratet nicht nur jemanden, der ihre Lust befriedigt, sondern auch jemanden, der ihre Traumata, Defizite, Probleme und moralischen Werte hat.
Die Tatsache, dass im Ehevertrag nicht nur die Zustimmung der Parteien, sondern auch das Wissen und die Erlaubnis der Eltern, die Anwesenheit von mindestens zwei Zeugen, die über die notwendigen Voraussetzungen verfügen, und die Ankündigung der Eheschließung vorgeschrieben sind, ist Ausdruck der Sensibilität, die dem Ehevertrag in unserer Religion entgegengebracht wird.
Ein Kennenlernen oder ein Austausch im virtuellen Raum wird also genauso und unter den selben Sensibilitäten und Bedingungen in eine Eheschließung überführt, wie bei einem Kennenlernen im nicht-virtuellen Raum.
Wie schaut man überhaupt auf solche Portale oder das Internet generell?
Es gibt populäre soziale Medien und dann spezielle Plattformen für die Partnersuche, durchaus auch für muslimisches Publikum hergestellt. Generell ist aber, dass es im Internet und besonders bei dem Thema, trügerische Maschen gibt. Das kann Lügen beinhalten, die eine Person erzählt um sich und ihre Lebensumstände attraktiver aussehen zu lassen, bis hin zu konkreten kriminellen Maschen.
Die Art und Weise, wie ein Mann mit einer Frau spricht, erfordert in mancher Hinsicht Aufmerksamkeit. Zum Beispiel Liebe, Zuneigung, Verleumdung, Lügen und alles, was lüsterne Gefühle weckt, das ist absolut nicht richtig. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine Person verheiratet oder ledig ist. Die Sünde eines verheirateten Menschen ist größer.
Gerade im Internet spielt das aber eine zunehmend größere Rolle. Man verzerrt und manipuliert Lebensrealitäten und äußere Erscheinungsbilder, so dass sie immer möglichst attraktiv auf Andere wirken sollen. Man präsentiert entsprechende Videos und Bilder von sich und „enthüllt“ sich sozusagen. Dadurch, dass damit auch Geld verdient werden kann, wird somit eine Art Kultur und Kommunikation anerzogen, die durch verzerrte Schönheitsideale und Erwartungen geprägt ist. Wenn dann noch Algorithmen hinzukommen und das eigene Verhalten im Internet sowie die Präferenzen eingespeichert werden, kommt man in eine Art unendliche Schleife, wo man mit entsprechenden Inhalten förmlich überladen wird und nur noch klickt. Das Problem ist aber, dass diese Inhalte sich nicht daran richten, was gut für einen wäre, sondern danach, was für Gelüste dieser Mensch hat. Gerade bei dem Thema der Sexualität und den Konsum dessen kann dies schnell aus islamischer Sicht problematisch werden und sogar Krankheitsbilder generieren.
Das ist bestimmt keine gute Basis, für den Weg der Eheschließung. Zumindest kann man sagen, dass das Internet seine Fallen und Tücken mitbringt.
Ist Kennenlernen und Heiraten im Internet überhaupt zulässig?
Unsere Religion lässt nicht zu, dass sich fremde Männer und Frauen ungehemmt miteinander verkehren, und hat angeordnet, dass die Beziehungen zwischen ihnen im praktischen Leben ein bestimmtes Maß und eine bestimmte Disziplin einhalten müssen. Denn im Islam ist Ehebruch für alle verboten, ob verheiratet oder unverheiratet, und Worte, Taten und Verhaltensweisen, die den Nährboden für Ehebruch bereiten, sind ebenfalls untersagt.
In dieser Hinsicht sind Flirten, Händchenhalten, miteinander allein sein in einer Weise, die zu übler Nachrede führen kann, usw. Verhaltensweisen, die der Islam nicht gutheißt und die vermieden werden sollten.
Darüber hinaus ist es absolut unzulässig, dass sich die Geschlechter in der virtuellen Umgebung entgegen den Geboten und Verboten des Islam, den Grundsätzen von Sitte und Moral verhalten und diese Grundsätze verletzen, selbst wenn sie beabsichtigen zu heiraten. Im Internet müsste man sogar noch vorsichtiger sein, da das Internet eher ein „geheimer“ Raum ist. Freunde und Familie sehen einen nicht und können folglich auch kaum einschreiten bzw. warnen oder beraten. Im virtuellen Raum ist man also mit sich und seinen Trieben und Gelüsten weitgehend alleine.
Wenn die Voraussetzungen für die Eheschließung jedoch ausgereift sind und ein wirklicher Heiratswille besteht, ist es möglich, sich unter legitimen Bedingungen mit Zustimmung der Familien im Rahmen der oben genannten Grundsätze zu treffen.
Wonach soll ich aus religiöser Sicht suchen beim Partner?
Zunächst einmal besteht der Hauptzweck der Ehe darin, gute Nachkommen zu zeugen; sie ist auch wichtig, um Menschen davon abzuhalten, mögliche Sünden zu begehen, und um ein geregeltes Leben zu führen. Andernfalls wird ein Unternehmen, das allein auf dem Wunsch des Egos und dem Gedanken an die Befriedigung einiger vorübergehender Vergnügungen beruht, zweifellos eine dauerhafte Störung für die Zukunft darstellen. Man kann also aus islamischer Sicht sagen, dass die Familie mehr ist als die Summe seiner Teile. Die Eheschließung muss also ganzheitlich gedacht werden und somit spielen neben materiellen Aspekten eben auch Benehmen, Tugend und Frömmigkeit zentrale Rollen. Imam al-Ghazali hat bei der Auflistung der Grundsätze unserer Religion in dieser Hinsicht "Frömmigkeit und gute Sitten" an die ersten beiden Stellen gesetzt (Vgl. ihya, 2: 38).
Die Ausgeglichenheit zwischen den Ehegatten ist von großer Bedeutung, um das Familiennest in Zukunft nicht zu zerstören. Es ist sicher, dass ein frommes Mädchen und ein lüsterner Mann nicht ebenbürtig sein werden. Eine solche Ehe wird in Zukunft wahrscheinlich scheitern. Denn oft ist es nicht möglich, Harmonie zwischen zwei Menschen mit unterschiedlichen Welten herzustellen. Wenn ein frommer Mann eine Frau heiratet, die nicht fromm ist und deren Verhalten und Handlungen nicht mit den göttlichen Geboten übereinstimmen, und mit ihr eine Lebensgemeinschaft eingeht, wird dies viele Probleme mit sich bringen, und der Fortbestand einer solchen Gemeinschaft wird schwierig sein.
Eine bekannte Hadith sagt dazu Folgendes: Frauen werden wegen vier Eigenschaften geheiratet: Reichtum, Adel, Schönheit und Religion. Wähle die Religiöse und du wirst glücklich sein. (Vgl. İbni Mâce, Nikâh: 6.)
So wie es für eine Frau eine Pflicht ist, religiös zu sein, ist es auch für die Eltern eines Mädchens eine Pflicht, auf die religiöse Seite eines Mannes zu achten. Diejenigen, die bei dem Mann, dem sie ihre Töchter geben, nur nach Vorzügen wie Schönheit, Reichtum und Stellung suchen und nicht auf den religiösen Aspekt des Mannes achten, werden Verderben und Unheil anrichten.
Ein Mann, der Freier für seine Tochter hatte, kam zu Hasan al-Basrî und fragte ihn nach seiner Meinung: "Welcher Art von Person soll ich meine Tochter übergeben?" Hasan al-Basrî sagte: "Gib sie einem Mann, der Allah fürchtet. Denn wenn ein solcher Mensch deine Tochter liebt, wird er sie gut behandeln, und wenn er sie einmal hassen oder sich über sie ärgern sollte, wird er sie nicht unterdrücken." (Vgl. İhya, 2: 43.)
Die Meinung und die Vorlieben der beiden Ehekandidaten sollten nicht vergessen oder vernachlässigt werden. Denn es wird eine lebenslange Beziehung sein, die im ewigen Leben fortbestehen wird. Man muss also mit der Person ein Leben lang gut auskommen können. Hier spielen zweifelsohne solche Dinge wie Attraktivität, Humor, Freizeitgestaltung etc. eine Rolle.
Ein weiterer Aspekt, der berücksichtigt werden sollte, ist die Tatsache, dass die Mahr (Mitgift) der Frau klein sein sollte. Mit anderen Worten: Es sollte aus einem Verständnis resultieren, welches keine großen Kosten verursacht. Heutzutage führt der "Brautpreis", der in einigen unserer Regionen immer noch ein unwissentlicher Brauch ist, dazu, dass der Weg zur Ehe versperrt ist. Islamische Gelehrte erklären, dass die Armut eines guten und tugendhaften Kandidaten kein Hindernis für die Gleichheit zwischen Mann und Frau darstellt und der Ehe nicht schadet. Solange ein gegenseitiges Einverständnis zwischen den Eheleuten besteht, stellt ein Ungleichgewicht zwischen Reichtum und Armut daher kein ernsthaftes Hindernis für die Ehe dar. Basierend darauf sollten also durch überzogene oder gar unrealistische materielle Erwartungen, die Ehekandidaten nicht in Bedrängnis gebracht werden. Sowas kann bereits frühzeitig Zweifel und Zwietracht in die Zusammenkunft der beiden Familien säen. Schließlich soll die Ehe, die beiden jungen Menschen doch zu tugendhaften Verhalten anstiften und sie vor schlechten Neigungen schützen. Welchen Sinn macht es dann, diese heilige Institution durch eine Vielzahl an materiellen Forderungen zu entweihen und vom ursprünglichen Zweck abzubringen.
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