„Sterbt bevor der Tod Euch ereilt!“ Wie kann man diese sinngemäße Bedeutung des Hadith verstehen?
Wie hat man das zu verstehen?
Gespeichert von am Mo., 04/04/2016 - 21:55
Liebe Leserin, lieber Leser,
Liebe Leserin, lieber Leser,
„bevor der Tod uns plötzlich findet, sollte man seine wollüstigen und maßlosen Begierden verlassen und auf diese Weise in einer Form sterben“ (el-Acluni, Kesfü`l-Hafa, 2:29; Ibn-i Hacer el-Askalani: „Es ist keine authentische Überlieferungskette vorhanden“, Ali el Kari sagt jedoch: „Der tiefe Sinn ist aber richtig“)
Der Mensch versteht die Gewissheit seiner absoluten Schwäche und Unvollkommenheit in dieser betrügerischen und vergänglichen Welt und dass das Jenseits nahe ist, nur mit dem Eintreten des Todes. Mit diesen Worten sollen wir bevor der Tod uns ereilt erwachen und unserem Leben eine dem Menschengeschlecht gerechte Lebensweise ordnen.
Bevor man stirbt zu sterben ist nur erwählten Menschen bestimmt. Unsere Aufgabe ist es, diesen Vorbildern entsprechend soweit es geht zu ähneln. Wer diese Aufforderung hört, weiß um die Vergänglichkeit dieser Welt und dem von Gott anvertrauten Gut seiner Existenz sowie seines Körpers. Sie ertränken weder Herz noch Seele darin. Mit diesem Zustand zu leben bedeutet zu sterben bevor man stirbt.
Mit dem Tod beginnt der Mensch mit der Abrechnung seines eigenen Lebens. Wenn dies aber so ist, so ist der Mensch der sich während seiner Lebenszeit schon selbst zur Rechenschaft zieht und sein Art des Lebens hinterfragt schon in dieser Welt gestorben. Mit dem diesseitigen weltlichen Ende, beginnt das jenseitige beständige Leben. So ist Derjenige der sich diesseitig auf das Jenseits vorbereitet schon in dieser Welt gestorben.
Mit dem Tod entrinnt dem Menschen neben dem Körper auch die Eigenschaften der Zunge und der Augen. Er ist dann nicht mehr mit den Fähigkeiten des Lesens und Erzählens bestückt. Wem dessen bewusst ist und sich die Dinge die einem im Jenseits von Nutzen sein werden hier hört und lernt, der ist gestorben bevor er stirbt.
Mit dem Tod des Geschöpfes endet auch seine Liebe und seine Angst. Dem Toten ist es gleich ob er seitens der Lebenden gelobt oder erniedrigt wird, so auch ist der Winter mit seiner kalten weißen Schneedecke unberührt von dem warmen, lebendigen und farbenfrohen Inhalt des Frühlings.
Wer also der Beliebtheit oder Unbeliebtheit seitens der Menschen in dieser Welt keinen Wert beimisst und sich mit seiner Existenz nicht liebt und über Nichtexistenz nicht traurig ist, ist diesseitig gestorben bevor er stirbt.
Und das Wichtigste; mit dem diesseitigen Ableben kehrt der Mensch zur Wahrheit und verneigt zu seinem Herrn zurück. Menschen die schon sterben bevor sie sterben, kehren schon diesseitig zur Wahrheit zurück und verbringen ein von Gott gewolltes und gebotenes Leben; zu Gottes Barmherzigkeit Zuflucht suchend, fürchten sie trotzdem diesseitig schon die Abgabe Ihrer Rechenschaft vor Gott.
Es sind diese glücklichen Menschen, die ebenfalls im Jenseits zur Wahrheit zurückkehren, aber diese Rückkehr zeigt sich im Erreichen des Wohlgefallen Gottes. Mit dem Tod findet der Teil der zur Verfügung gestellten Willenskraft sein Ende. So ist es also, dass die „Verstorbenen“ bevor sie sterben, ihre wollüstigen unerlaubten Begierden aufgeben und sich dem absoluten und alles umfassenden Willen Gottes beugen. Sie machen nichts um Ihrer eigenwilligen unerlaubten Gelüste zu Liebe sondern suchen die Befriedigung Ihrer Bedürfnisse im erlaubten Rahmen. So erfreuen Sie sich schon vor dem Tod das Jenseits zu erreichen.
Sterben bevor man stirbt, ist in dieser Welt wahrlich eine unermessliche Gnade und Glück. Der Mensch wie man Ihn kennt, fürchtet sich vor Donner und Blitz und flüchtet wenn Sie einschlagen. Sobald er jedoch mit dem Flugzeug die Wolkendecke durchbricht und die Sonne findet, befreit er sich von vorangegangenen Ängsten.
Wer dem Geheimnis zu sterben bevor man stirbt in diesem Leben folgt und seine Wiederauferstehung und seine Abrechnung diesseitig gottgefällig lebt, der ist schon hier zur Wahrheit zurückgekehrt. Sie kann das egoistische Denken nicht mehr erwürgen, denn der Tote kennt kein egoistisches Denken mehr. Die materielle Welt der Schöpfung kann den Toten nicht mehr locken, denn der diesseitige Handel (mit Besitz, Gut, Leben, Gesundheit, Familie, Natur, usw) ist hier beendet.
Leben und Tod ist hier also insbesondere symbolisch zu betrachten, es geht weniger um das biologische Leben sondern um das spirituelles Leben. Man lebt demnach da, wo das Herz sein Zentrum hat. Wer dies in das Jenseits verlegt, der legt auch sein Fokus nicht mehr auf die weltlichen Dinge. Damit ist wiederrum gemeint, dass er die weltlichen Dinge immer in Verknüpfung mit ihrer eigentlichen Bedeutung für das Jenseits betrachtet und bewertet.
Selam & Dua
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