Islamischer Terrorismus - Eine abartige Scharade

 

Das Thema "islamischer Terrorismus" oder "Islamismus" ist gelinde gesagt "vielschichtig". Hier fließen politische Strömungen ein, allerdings unter dem Deckmantel und dem Missbrauch von Religion und soziale Probleme bzw. der ökonomische und moralische Verfall gewisser gesellschaftlicher Schichten dient hier als idealer Nährboden. Ein blutiges Spiel wird hier gespielt. Am Beispiel der Terror-Organisation "Isis" wollen wir eine grundlegende Analyse liefern und erklären wie es zu einer Scharade namens "islamischer Terrorismus" kommen kann. Wir wollen daher uns zunächst einige grundlegenden Informationen zu diesem Thema vor Augen führen, denn ein gewisses faktisches Hintergrundwissen ist wichtig, um die Diskussion richtig zu führen und sie entsprechend zu verordnen. 

Der Name "Isis" oder auch "Is" setzt sich aus den Ländern zusammen, die diese Terror-Organisation kontrollieren will, Länder wie Irak, Syrien, Palästina und Jordanien sind hier zu nennen. Wir sprechen hier also über den nahen Osten. Das Vorhaben lautet hier, einen übergreifenden Staat zu errichten der auf der Šarīʿa und dem Khalifat fußen soll.

Isis, taucht erstmalig in den "Terrorismus Listen" von Europa und Amerika auf und wurde 2003-2004 unter den Namen "at-Tawḥīd wa-l-Ǧihād" seitens Abu Musab az-Zarqawi in Irak gegründet. Später fügte sie sich der Al-Qaida unter Usama bin Laden ein. Unter der Al-Qaida nannte sich die heutige Isis nun "al-Qaida in Mesopotamien".

2006 wurde ein Video seitens Zarqawi veröffentlicht, in der die Gründung eines "Schura-Rat der Muǧāhidīn" erklärt.

2006 wurde Zarkawi durch eine militärische Operation der amerikanischen Streitkräfte in Irak ermordet. Zarqawi wurde dann durch Abu Hamza al-Muhacir abgelöst. Zuletzt übernahm Abu Omar al-Baghdadi, der auch zur al-Qaida nahe stand die Leitung der Organisation und rief die Gründung des Staats "Isis" aus, dessen Oberhaupt er selbst ist.

2010 führten die amerikanischen und irakischen Streitkräfte eine militärische Operation auf ein Haus in dem sich al-Muhacir und al-Baghdadi aufhielten, aus. Sowohl al-Muhacir als auch al-Baghdadi wurden im Rahmen dieser Operation ermordet. Abu Bakr al-Baghdadi wurde der neue Führer der Organisation. Der eigentliche Name al-Baghdadis lautet Ibrahim Awwad Ibrahim Ali al-Badri, seinerseits geboren in Irak und wissenschaftlicher Arbeiter (Master- und Doktorgrad in Islamwissenschaften) an der Universität für Islamstudien in Baghdad

Die Gründung der Terror-Organisation Isis hat eigentlich ihren Ursprung in der amerikanischen Belagerung des Irak. Mit dem Eintreten der Amerikaner in sein Land ab 2003 schritt Dr. Ibrahim Awwad Ibrahim Ali al-Badri nach Falludscha, wo al-Badri unter Saddam Hussein, kleinere Guerilla Truppen gründete und in den Krieg führte. Innerhalb dieses Krieges wurde al-Badri seitens amerikanischer Streitkräfte gefangen genommen und ins Gefängnis deportiert, dies war ein Wendepunkt für al-Badri, der von nun an als al-Baghdadi Bekanntheit erlangt.

Al-Baghdadi nahm im Gefängnis Kontakt zu islamistisch-extremistischen Milizen auf und legte somit die Weichen für die heutige Isis. Nach dem Austritt aus dem Gefängnis nahm er im Anschluss an die Gründung der Organisation "at-Tawḥīd wa-l-Ǧihād", in den Reihen der al-Qaida und in der al-Qaida in Mesopotamien teil, welche seitens Bin Laden gegründet wurde. Nachdem al-Baghdadi zwei Jahre hier operierte nahm er seinen Platz in der neuen Struktur namens Isis ein. Zu dieser Zeit wurden viele Führungspersonen in den entsprechenden Regionen ermordet und auch die Ermordung al-Baghdadis Vorgänger trugen dazu bei, dass al-Baghdadi von nun an die Führungsposition bekleiden konnte.

Als alleiniger Führer konnte al-Baghdadi sein Vorhaben, Milizen aus den Gefängnisen zu rekrutieren und für sich zu gewinnen, realisieren. Durch entsprechende militärische Ausbildung ordnete al-Baghdadi Guerilla-Angriffe auf irakische und amerikanische Streitkräfte an. Dies bestärkte sein Bekanntheitsgrad und führte dazu dass auch ausländische Milizen und Extremisten auf ihn aufmerksam wurden und in seiner Organisation teilnahmen.  

Al-Baghdadi hat den globalen Terrorismus damit auf ein neues Level empor gehoben. Al-Baghdadi ist nun mehr ein Führer einer Organisation, die den Anspruch erhebt, das Schicksal des nahen Osten zu bestimmen. 

2013 gab es kriegerische Auseinandersetzungen zwischen der Isis, der Nusra Front und der al-Qaida, in welcher sich die Isis gewaltsam durchsetzen konnte.

Die Isis ist am stärksten in ar-Raqqa vertreten, ein wichtigen Teil der Milizen bilden ausländische Unterstützer aus, eine steigende Tendenz sowohl was den Zulauf zur Organisation, als auch den gewaltsamen Vormarsch der Organisation betrifft, ist abzusehen. Die Terror-Organisation finanziert sich aus dem Handel mit Petrolien, dem illegalen Menschenhandel, Entführungen und Erpressungen sowie eigens eingeführte Steuern und ähnliches innerhalb der kontrollierten Gebiete.

Somit lässt sich im politischem Diskurs definitiv festhalten, dass diese Terror-Organisation, kein regionales Problem darstellt, sondern viel mehr den gesamten nahen Osten und von dort ausgehend die gesamte Welt bedroht. Das Maß an Irrationalität und die Verherrlichung maßloser Gewalt macht deutlich, dass Isis quasi "menschenfeindlich" ist und ein Zusammenhalt und Zusammenschluß der betroffenen Völker gegen Isis ist daher unabdinglich. Es lässt sich allerdings auch festhalten, dass diese Terror-Organisation nicht über morgen entstanden ist, sondern seit vielen Jahren eine Existenz fristet und dies nicht unbedingt geheim. Leider verstecken sich viele politische Akteure vor ihrer humanitären Verantwortung und agieren hier nur träge und uneindeutig. Die Geschehnisse lassen den Schluss zu, dass diese Thematiken auf politischer Ebene weit verworrener und komplexer sind, als es die privaten Bürger z.B. über die Medien verfolgen können. Wir können nicht genau wissen welche Akteure welche Ziele verfolgen, wir würden aber behaupten, dass Terror-Organisationen hier als Instrumente fungieren. Sie sind Apparate der Gewalt. Es ist wichtig zu wissen, wer sie bedient und lenkt.   

Unter dieser Prämisse lässt sich die Terror-Organisation Isis nicht eindeutig verordnen, wir betrachten sie allenfalls als eine degenerierte Mischform verschiedener extremistischer Ideologien.

Die Terror-Organisation Isis ist vergleichbar mit Al-Qaida und Salafismus, man könnte sie vllt. als eine Art "Neo-Ḫāriǧiten" bezeichnen, denn wie auch die ersten Extremisten in der islamischen Geschichte, die als Ḫāriǧiten bekannt wurden, wendet sich Isis größtenteils von alles und jedem ab und verfolgt eine gänzlich eigene Linie, eine Linie der Gewalt und des Terrorismus. Markant sind die Ansprüche, denn die Organisation will mit aller Macht ein islamisches Khalifat errichten und lehnt dabei jede Perspektive (außer die eigene) und jede religiöse und humanitäre Bestimmung ab, sofern sie ihr nicht zusagt. Alles und Jeder der die Organisation nicht unterstützt wird als Feind angesehen und gnadenlos gejagt, gefoltert und massakriert. 

Vor allem die Methodik, die im Großteil auf das schon fast willkürliche Vergießen unschuldigen Blutes, dem Missbrauch elementarer Menschenrechte, dem Verbreiten von Terror und dem Heiligsprechen jeglicher Gewalt, macht deutlich dass diese Organisation über ein hochgradig zerrüttetes und abartiges Verständnis von Moral verfügt. Zwar nutzt bzw. missbraucht diese Terror-Organisation den Islam als ideologische und religiöse Grundlage, ihre Taten machen aber schnell deutlich, dass hier keine islamischen Glaubensgrundsätze vorhanden sind, denn der Islam lehnt die oben genannten Taten gänzlich abDiese Organisation ignoriert sowohl das internationale als auch islamische Kriegsrecht. Der Islam ist eine Religion dem vor allem Respekt, Anstand, Höflichkeit, Führsorge und Barmherzigkeit zu Grunde liegen, die Terror-Organisation Isis verfehlt dies komplett, somit wollen wir deutlich sagen, dass hier kein Bezug zum mehrheitlichen Islam (Ahlu al-Sunna) vorhanden ist und eine Repräsentanz des Islam, geschweige denn ein islamisches Khalifat seitens der Isis ist undenkbarWir lehnen jegliche moralische Bezüge dieser Terror-Organisation zum Islam schärfstens ab. Der Name der Religion wird hier als Träger und Katalysator für die Ziele einiger blutrünstiger Führer missbraucht, auf dieses Spiel darf man nicht reinfallen, man muss gut erkennen wer eigentlich an diesem Krieg interessiert ist und wer sich was genau erhofft. Das plötzliche Erstärken dieser Organisation, der große ausländische Zulauf, die erkennbaren Kontakte zu anderen  vergleichbaren und auch im Ausland lokalisierten Organisationen, das barbarische Maß an Gewalt, das sogar so weit geht, dass man eigens Moscheen zerstört, unschuldige Muslime massakriert und sogar prophetische Grabstätte zerstört, lässt den Verdacht zu, dass diese Organisation nicht aus muslimischen Reihen stammt, sondern viel mehr ein Projekt gegen die Muslime ist, mit dem Ziel Zwietracht zwischen die verschiedenen muslimischen Fraktionen zu säen und sie gegeneinander auszuspielen. So werden oft Begriffe wie "islamischer Terrorismus", "Islamismus" und ähnliches verwendet, vom Begriff ausgehend würde man denken es handelt sich dabei um gewaltbereite Muslime. Eigentlich leiden aber am stärksten die Muslime selber. Durch Tyrannei, Korruption und Gewalt wird ein Sog geschaffen, der vor allem mittellose und unschuldige Muslime hineinzieht und eine Erholung der betroffenen Gebiete unmöglich macht. So erreichen uns fast täglich Meldungen, dass in Gefechten viele (die Zahlen gehen dabei manchmal in die Hunderte)  Menschen ihr Leben lassen mussten. Bei näherer Betrachtung sehen wir, dass es sich leider oft um muslimische Familien aus dem Mittelstand und der Unterschicht handelt, Menschen die keinen Anteil an diesen Konflikten haben, Menschen die versuchen unter diesen Umständen ihr Leben zu fristen, Menschen die kein Profit an diesen Kriegen haben, aber willkürlich alles verlieren.       

Anhand einiger kurzer Beispiele aus dem Qurʾān und den prophetischen Überlieferungen ("Ḥadīṯ") wollen wir illustrieren, was die Lehre Islam zu den Taten einer Terror-Organisation wie Isis sagen würde.
Terror-Organisationen wie Isis zwingen Menschen oftmals ihre Ideologie und ihr Verständnis von Religion und Glauben auf. Die Lehre des Islam sagt hierzu;

Es gibt keinen Zwang in der Religion. (Sura al-Baqara 256)

Terror-Organisationen wie Isis sehen es als Recht an und sich selbst befugt, Menschen zu foltern und zu töten, darunter auch Muslime, also eigentlich Glaubensbrüder. Die Lehre des Islam sagt hierzu;

Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne (daß es) einen Mord (begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat), so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält. (Sura al-Māʾida 32)

Und wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, dessen Lohn ist die Hölle; darin wird er ewig weilen. Und Gott zürnt ihm und verflucht ihn und bereitet ihm eine gewaltige Pein. (Sura an-Nisāʾ 93)

Für diejenigen, die die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen foltern und danach nicht umkehren, ist die Pein der Hölle bestimmt, ja, für sie ist die Pein des Feuerbrandes bestimmt. (Sura al-Burūǧ 10)

Und du darfst nicht meinen, daß Gott das, was die Ungerechten tun, unbeachtet läßt. Er stellt sie nur zurück bis zu einem Tag, an dem die Blicke starr werden. (Sura Ibrāhim 42)

Terror-Organisationen wie Isis sehen kein Problem darin, das Kriegsrecht zu verletzen und zögern nicht auch gänzlich unschuldige Zivilisten darunter auch Frau und Kind zu massakrieren, die Lehre des Islam sagt hierzu;

(...)hüte dich vom Fluch des Unterdrückten. Denn zwischen seinem Gebet und Gott gibt es keinen Vorhang." (Buhārī, Zakāt, 41, 63, Maǧāzī, 60, Tawhīd, 1; Nasāī, Zakāt, 1; Dārimī, Zakāt, I)

O Gesandter Allahs! Wer lebt den Islam am besten?“ Er antwortete: „Derjenige, vor dessen Zunge und Hand die anderen Muslime sicher sind. (Ṣaḥīḥ al-Buḫārī)

Die Klagen des Tyrannisierten lassen den Thron des all Barmherzigen erbeben. Die, die der Tyrannei helfen/dienen, werden mit den Worten des ehrwürdigen Propheten (S.A.S) den Zorn Gottes auf sich ziehen. Gott wird sich im Jenseits von den Ünterstützern der Tyrannei abwenden. Diese werden zusammen mit den Tyrannen, denen sie dienlich waren sein. Auch wird denen, die angesichts der Tyrannei stillschweigend waren und sie übersahen, keine Gnade zuteil. Denn den Gnadenlosen schenkt man keine Gnade. Die Zuneigung (sowohl im Denken als auch im Handeln) zur Tyrannei ist gleich der Tyrannei,  die Zusammenarbeit mit Betrügern ist gleich dem Betrug, das Verteidigen der Verbrecher ist gleich dem Verbechen. (Ausschnitt aus einer Ansprache, ("Hutba") bereitgestellt von Diyanet İşleri Başkanlığı)

Es gibt auch Passagen, die auf die heutigen Verhältnisse und Geschehnisse hinweisen;

(Es gibt auch) diejenigen, die sich eine (eigene) Moschee genommen haben aus Schadenslust und Unglauben, zum Anstiften von Zwietracht zwischen den Gläubigen und als Beobachtungsort für den, der zuvor gegen Gott und seinen Gesandten Krieg geführt hat. Sie werden sicher schwören: »Wir haben nur das Beste gewollt.« Aber Gott bezeugt, daß sie ja nur Lügner sind (Sura at-Tawba 107)

Zur Zeit der "Ahirzaman" (wortwörtlich: Ende der Zeit) werden, klein im Alter, beschränkt im Geiste, eine Gruppe junger Menschen auftauchen. Sie werden den ehrwürdigsten aller Geschöpfe, den Propheten Muḥammad (S.A.S) und den Qurʾān rezitieren, jedoch werden sie so, wie der Pfeil aus dem Bogen fliegt, aus der Religion austreten. Ihr Glauben verbleibt einzig in ihren Kehlköpfen. (Buhari, Menakıb, 25)

,,Wenn ihr schwarze Flaggen sieht, so bleibt fest auf euren Plätzen; bewegt eure Hände und Füße nicht. Es wird eine schwache Gruppe kommen, die sich nicht in kurzer Zeit ändern wird. Ihre Herzen sind hart wie Eisen. Sie werden Besitzer eines Staates werden. Sie werden weder den internationalen Verträgen, noch ihren Versprechungen treu sein. Sie rufen zur Gerechtigkeit, doch gehören aber nicht zu den Leuten der Gerechtigkeit. Ihre Namen werden gelegentlich mit ,,Abu'' beginnen. Sie gehören zu den Dörfern. Ihre Gesinnung ist nicht da, sodass sie sogar unter sich in Konflikt geraten werden. So wird Gott am Ende das Gerechte seinem Besitzer geben.'' (Kitab'ul-Fiten, Hafiz Ebu Abdillah Nu'aym, sh. 209, Hadis, 573)

Man könnte dies weiter ausführen, es wird aber schnell deutlich dass der Islam, der auf Frieden, Respekt, Toleranz, Führsorge und Barmherzigkeit fußt in keiner Weise jeglichen Extremismus befürwortet, sei es Faschismus, Vandalismus, Fanatismus, Terrorismus oder "Islamismus". Die Frage lautet daher, wie kann es sein, dass solche Terror-Organisationen trotz allem so viel Zulauf finden, sich immer wieder neu formieren können und so viel "Erfolg" haben können? Ihre Mission ist offensichtlich nichtig und ihr einziges treues Versprechen der Menschheit gegenüber ist Gewalt, Missbrauch, Verderben und Tod. Wie kann es also sein, dass man damit sympathisiert?

Wir sehen hier (neben politischen Gründen) vor allem auch soziale und wirtschaftliche Faktoren als maßgebend. Es gibt einen kohärenten Zusammenhang zwischen dem Mangel an Bildung, existenzieller Armut, eines schwachen und korrupierten Sozialwesen und der Neigung zum Extremismus und zur Gewalt. In Nationen wo diese Faktoren stabil sind, hat der private Bürger genügend Möglichkeiten seiner Ideologie und seiner Vorstellungen Gehör zu verschaffen, er kennt seine Rechte und weiß wie er sie legal beanspruchen kann, er kann an kommunalen, regionalen und überregionalen Wahlen teilnehmen um an der Politik seines Staats teilzunehmen, er kann ggbf. legal demonstrieren um seinen Missmut Kund zu tun oder auf etwas aufmerksam zu machen und allgemein seinen Lebensstil frei entfalten ohne dass er dafür angegriffen wird. Ein Sozialstaat fängt darüber hinaus die Bürger auf, die ihre Orientierung und ihre Stabilität in der Gesellschaft mehr oder weniger verlieren. Unter diesen Umständen geht des den Menschen allgemein gut, sie verfügen über eine stabile Psychologie und Lebensorientierung. Dies ist der gewünschte Idealfall, allerdings trifft dies vielerorts auf der Welt und vor allem im nahen Osten nicht zu. Sowohl was die individuelle Entfaltung des Menschen als auch seine politische Ausrichtung angeht, haben viele Menschen die unter einem diktatorischem Regime leben einfach nicht die Möglichkeit sich zu veräußern. Falls doch, werden sie politisch verfolgt, gesellschaftlich ausgestoßen und auch exekutiert. Sie werden in dieser Hinsicht also massiv unterdrückt. Der Mangel an Bildung verhindert darüber hinaus das kritische Hinterfragen der jeweiligen Führer und die differenzierte Analyse ihres angepriesenen Programmes und ihrer Ideologie. Dies vereinfacht natürlich auch das Dirigieren der Massen seitens dieser Führer. Die finanzielle Armut der Menschen sorgt weiter für eine Instabilität, da es ihnen nicht möglich ist auch abseits der Geschehnisse sich irgendwie abzusichern, somit werden sie von den Schwankungen und Unruhen im Land stark beansprucht. Vor allem in diesen Momenten, also Momenten der Unruhe und der kriegerischen Handlungen, verlassen viele Menschen morgends ihr Zuhause und finden es abends als Ruine wieder, ihre Existenz wird gefährdet und wegen einem schwachen Sozialstaat und dem Mangel an Hilfeleistungen, stehen diese Menschen dann quasi alleine vor diesen Problemen. Summiert beudetet dies, dass ein Mensch unter solchen Umständen keinen festen Sockel in der Gesellschaft hat, kaum eine Orientierung und eine Perspektive hat und wie jemand der kurz vor dem Ertrinken steht, verzweifelt um Luft ringt und sich dafür überall festhalten würde. Wenn nun in dieser Atmosphäre, die durch Missmut, Frust und Hass geprägt ist, eine Organisation mit einem charismatischen Führer und begabtem Sprecher auftaucht und verspricht, das alles besser wird und dabei ein Feindbild abzeichnet, welches die Ursache für allen Übels sein soll und dessen Beseitigung alle Probleme lösen würde, dann kann man davon ausgehen, dass diese Organisation in den oben beschriebenen Menschen durchaus eine ideale Zuhörerschaft und Mitglieder wiederfindet. Solche Organisationen strahlen auf den ersten Blick Macht und Stabilität aus, sie versprechen die miserablen Umstände zu bessern, sie bieten eine Zugehörigkeit und eine Ausrichtung. Zwar haben wir besprochen, dass ihre Mission nichtig ist, sie setzen ihre reizenden Impulse allerdings taktisch perfekt und zur richtigen Zeit ein, somit schaffen sie es eine gewisse Gruppe an Menschen zu ködern, denn sie machen sich ihr Leid und ihre Schwächen zu Nutze. So sehen wir dass es in stabilen und wohlhabenden Staaten mit zufriedenen Bürgern, generell kaum eine keine Tendenz zum Extremismus bzw. religiös motiviertem Terrorismus gibt. Dies ist also vor allem auch ein soziales und gesellschaftliches Problem. Eine zerrüttete und instabile Gesellschaft bietet also ein dankbaren Humus zum Pflanzen von extremistischem Gedankengut.

Ein anderes Phänomen bilden dabei die Jugendlichen aus, die sich oft freiwillig von solchen Organisationen rekrutieren lassen. Die bereits genannten Faktoren treten bei Jugendlichen noch intensiver auf, da sie deutlich emotionaler auftreten, in ihrem Handeln sehr aktiv und energisch sein können und einen vllt. surrealen bzw. einseitigen Blick auf das Leben und die Geschehnisse haben. Diese Art der Unreife und ein hitziges Temperament führen zu unüberlegten Handlungen und das Erblinden der Vernunft. Wenn gewisse Organisationen und Fraktionen sich dies dann zu Nutze machen und bewusst die Emotionalität der Jugendlichen reizen und sie mit Propaganda aufladen, mutieren diese Jugendlichen zu höchst agressiven und willenlosen Marionetten. Dies setzt aber auch vorraus, dass jene Jugendliche auch über eine instabile Psyche verfügen, die eine Manipulation in dem Sinne zulässt. Bei näherer Betrachtung der Milizen solcher Terror-Organisationen fällt auf, dass diese z.B. arbeitslos und ungebildet sind, vllt. über keinerlei Perspektive verfügen, aus einem zerrütteten Elternhaus mit wenig Bindung zur Familie stammen, sich von der Gesellschaft nicht verstanden und ausgestoßen fühlen. Wir sprechen hier also über soziale Problemfälle. Aus psychologischer Sicht ist es durchaus verständlich dass sich solche Menschen in eine Terror-Organisation flüchten, denn sie bieten ein Zugehörigkeitsgefühl, eine gewisse Kameradschaft wird angepriesen, man wird Teil einer Macht, man kriegt die Gelegenheit sich zu rächen und seiner unterdrückten Wut Ausdruck zu verleihen und man dient damit auch gleichzeitig einer "heiligen Mission". Somit können solche extremistische Gruppierungen sinnbildlich wie ein Fangnetz dienen und somit Fische die vom Strom abgekommen sind einfangen.
Wir vermerken also, dass Terror-Organisationen drei Grundzüge aufweisen;

Sie sind Träger und Instrumente eines politischen Interesse, einer politischen Fraktion oder einzelner Führer

Sie benutzen vorzüglich Religion und/oder religiöse Symbolik, um ihr Vorhaben zu bekleiden, zu heiligen und zu legitimieren

Sie laben sich an den offenen Wunden der Gesellschaft und nutzen diese gekonnt für sich aus.

Man muss also davon ausgehen, dass es immer extremistisches Gedankengut in dieser Form geben wird, vor allem auch da einige Akteure und Fraktionen an den Kriegen großen Profit schlagen, "Kriegswirtschaft" ist hier ein wichtiges Stichwort. Dies ist nicht neu oder dem nahen Osten exklusiv. Die Geschichte der Menschheit hat oft mit ansehen müssen wie sich Tyrannen wie z.B. Adolf Hitler oder etwa Kim Jong-Un die beschriebenen sozialen Mechanismen und Apparaten der Gewalt zu Nutze machen. Die Gesellschaft kann sich allerdings bemühren den Nährboden für diese Art von Gedankengut zu beseitigen, vor allem der materielle Aufschwung, Aufklärung (auch im religiösen Sinne) und die Bildung sind hier zu nennen. Die Wirtschaft muss sich langfristig bessern, somit wird auch das Errichten einer sozialen Infrastruktur ermöglicht und durch entsprechende Bildung wird es den Hass-Predigern nicht mehr so leicht fallen, die Gesellschaft zu manipulieren und zu dirigieren. Erst wenn die Wunden der Gesellschaft gänzlich verheilt sind, wird es den Terror-Organisationen kaum mehr möglich sein sich daran zu laben und wenn die Bildung bzw. auch die religiöse Bildung zunimmt, wird es diesen Organisationen sehr schwer fallen, Religion und religiöse Symbolik für ihre abstrusen Zwecke zu instrumentalisieren, man wird ihr Spiel dann viel deutlicher durchschauen.

Zum Abschluss wollen wir noch einige kurze Zeilen im Bezug auf Thema "Ǧihād" von "Bediüzzaman" Said Nursi abbilden, die erklären wie man seiner Mission Kund tun sollte und wie nicht:

Denn ein Triumpf über die Zivilisationen führt über das Unstimmen, nicht über das Erwzingen wie wilde Barbaren. Wir sind Hüter der Pietät, wir haben keine Zeit für Feindschaften. Denn auch eine Republik wurde auf Gerechtigkeit und Demokratie hin gegründet. (Hutbe-i Şamiye)

 

Selam & Dua 

Fragenandenislam - Team

 
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