Wie soll ich beten, wenn ich mit dem auto am reisen bin und ich nicht religiöse Eltern habe?
Gespeichert von am Mo., 05/08/2024 - 22:17
Liebe Leserin, lieber Leser,
zunächst muss die Frage geteilt werden, da es sich um zwei verschiedene Themen handelt. Zum einen geht es um die rechtliche Frage, wie man mit dem Gebet umgeht, wenn man auf Reisen ist. Die andere Frage betrifft den Umgang mit den Eltern und den unterschiedlichen Lebensweisen.
Man versucht zunächst, immer die Waschung zu vollziehen, und sobald die Zeit gekommen ist, nimmt man sich vor, das Gebet sofort zu verrichten, egal wo man ist Wenn man nicht in der Lage bist, aus dem Auto auszusteigen, kann man das Gebet im Auto verrichten, wo man sitzt, ohne die Haltung zu verändern, mit der Absicht, zur Qibla zu schauen. In jedem Fall sollte man die Gebete immer verrichten, auch wenn man sich nur auf die Fard-Gebete konzentriert. Wenn nichts mehr funktioniert, kann man das Gebet nachholen bzw. die Gebete zusammenlegen. Diese Option nutzt man aber erst, wenn tatsächlich kein Weg daran vorbeiführt. Denn das nachgeholte Gebet erreicht im Rang niemals das pünktliche Gebet. Die Option das Gebet nachzuholen, ist also eher eine Art Notfallplan und kein "praktischer Ersatz" wenn es bequemer ist.
Der Umgang mit nichtreligiösen Eltern ist kompliziert. Denn unsere Religion gibt uns zwei Werte mit auf den Weg. Erstens sollen wir auf unsere Eltern hören, sie achten, respektieren und nicht beleidigen. Das ist das Wohlwollen Allahs. Der andere Wert ist, dass wir mit all unseren Handlungen stets das Wohlwollen Allahs suchen und nur dies als Absicht verfolgen, also Allah stets den Vorrang geben. Aus diesen beiden Werten ergibt sich, dass wir unsere Eltern immer respektieren und uns nur dann gegen sie auflehnen, wenn sie sich aktiv gegen Allah auflehnen und uns zum Unglauben zwingen wollen. Dabei muss auch klar sein, dass es einen großen Unterschied zwischen Unglauben und mangelnder Religionspraxis gibt. Die Eltern beten vielleicht nicht, aber das macht sie noch nicht zu Ungläubigen, die Allah verleugnen. Die Abkehr von den Eltern ist nur dann ein notwendiger Schritt, wenn die Eltern sich aktiv zwischen uns und Allah stellen und uns aktiv an der Ausübung unserer Religion hindern.
Solche Entscheidungen sind jedoch nicht leicht zu treffen, und es wäre auch sehr viel verlangt, wenn ein Kind einfach mit seinen Eltern brechen würde. Deshalb sollte man immer das Gespräch suchen und den Eltern genau erklären, warum einem das Gebet wichtig ist, ohne sie zu überfordern oder ihren Lebensstil in Frage zu stellen. Religion wird nicht mit geballter Faust und gerunzelter Stirn verkündet, sondern mit Sanftmut, Güte und Wärme. Man zwingt nicht, sondern lädt ein. Wenn man dann noch deutlich macht, dass das Gebet auf der Reise dank der Vorbereitung tatsächlich nur wenige Minuten pro Gebet in Anspruch nimmt, stößt man sicher nicht auf taube Ohren.
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