FAQ Häufigsten Fragen zum Das Gebet

1 Werden im Qur`an die fünf Gebetszeiten erwähnt?

Allah der All-Gerechte gebietet im edlen Qur`an:
„Und verrichte das Gebet an den beiden Tagesenden und früh in der Nacht. Seht, die guten Werke vertreiben die bösen. Dies ist eine Ermahnung für die Nachdenkenden.“(Sure Hud:114)

Drei von fünf Gebetszeiten werden in dieser Ayet (Vers) genannt. Die „beiden Tagesenden“ verweisen auf die Zeiten des Morgengebet (fadjr/sabah namazi) und des vierten Gebets in der Abendzeit (maghrib / aksam namazi).
„Früh in der Nacht“ bezeichnet das Gebet in der Nachtzeit (i'sha/ yatsi namazi).

„Verrichte das Gebet vom Neigen der Sonne an bis zum Dunkel der Nacht“(Sure Isra:78).
Das Gebet „vom Neigen der Sonne an bis zum Dunkel der Nacht“ ist das Gebet in der Nachmittagszeit (asr/ ikindi namazi).

„lobpreise deinen Herrn vor Sonnenaufgang und vor ihrem Untergang. Und preise Ihn in den Stunden der Nacht und an den Enden des Tages, damit du deine Glückseligkeit finden mögest“ (Sure Taha:130)

Hier werden die 5 Gebetszeiten angedeutet. Die Lobpreisung in dieser Ayet (Qur`anvers) bezeichnet das Gebet (namaz/sala). Mit der Ayet „Vor Sonnenaufgang“ wird auf das Morgengebet hingewiesen, „vor ihrem Untergang“:das Gebet in der Nachmittagszeit (asr/ ikindi namazi), „in den Stunden der Nacht“: die Gebete in der Abendzeit (maghrib / aksam namazi) und in der Nachtzeit (i'sha/ yatsi namazi), „an den Enden des Tages“ drückt
das Gebet in der Mittagszeit (zuhr/ ögle namazi) aus.

Somit werden die 5 Gebetszeiten im Qur`an auf anschauliche Art und Weise erwähnt. Dabei werden die Gebetzeiten in vielseitigen Beschreibungsmöglichkeiten manchmal zu zweit, zu dritt oder zu viert dargestellt.
Sowohl die Erläuterungen des Propheten (s.a.s.) als auch sein Leben untermauern, dass das Gebet (namaz/sala) aus fünf Gebetszeiten zusammengesetzt ist und so zu verrichten sind.

2 Wo steht wie wir beten sollen? Im welchem Hadith oder welche Sure im Koran?

die Rechtsschulen haben in der Praktizierung kleine Unterschiede. Aus diesem Grund ist es nicht richtig, eine feste Aussage zu treffen. Zu Orientierungszwecken werden wir einige Punkte auflisten, die der Ehli Sunnah entsprechen:

Man muss am Anfang bemerken, dass im Quran die reinen Pflichten erwähnt werden und die Details in der Sunnah des Propheten Muhammad(s).

Tahara (Die Reinigung)

An aller erster Stelle kommt die Reinigung vor dem Gebet. Der Beweis dazu befindet sich in der fünften Surah Vers 6:

(6)  Ihr, die den Iman verinnerlicht habt! Wenn ihr zum rituellen Gebet aufstehen wollt, dann wascht (vorher) eure Gesichter, eure Hände und Arme bis zu den Ellenbogen, benetzt eure Köpfe und (wascht) eure Füße bis zu den Knöcheln. Und wenn ihr dschunub seid, dann stellt die rituelle Reinheit wieder her. Und wenn ihr krank oder auf Reisen seid, oder von der Notdurft kommt oder eure Frauen (intim) berührt und kein Wasser findet, dann sucht reine Erde auf und überstreicht (mit bestäubten Händen) eure Gesichter und eure Hände. ALLAH will euch nichts Unangenehmes gebieten, sondern euch nur reinigen und euch Seine Gabe vervollständigen, damit ihr euch dankbar erweist.

Weitere Details finden wir in den Aussprüchen des Propheten:

,,Ein Gebet, welches ohne Reinheit verrichtet wurde, wird von Gott nicht angenommen." (Buhârî, Vudû', 2; Muslim, Tahara, 1.) 

,,Von jemandem, der seine rituelle Waschung verloren hat, wird das rituelle Gebet nicht angenommen, bis er sich gewaschen hat" (Buhârî, Vudû', 2.)

Das Gebet ohne die vorherige Waschung ist also ungültig!

Die Zuwendung zur Kaaba

Die Gelehrten (fakih) sind sich einig darüber, dass es obligatorisch ist, sich beim Gebet der Kaaba (in Mekka) zuzuwenden. Im Quran steht diesbezüglich:

(150) Und wohin auch immer du gehst, wende dich mit dem Gesicht in Richtung der heiligen Moschee (in Mekka), und allerorts, wo auch immer ihr euch befindet, wendet euch mit dem Gesicht in Richtung der heiligen Moschee, damit die Menschen gegen euch kein Argument haben, außer denjenigen von ihnen, die Unrecht begehen, so habt keine Ehrfurcht vor ihnen, und habt Ehrfurcht vor Mir! Zweifelsohne werde ICH euch dann Meine Gabe vervollständigen - damit ihr Rechtleitung findet -  

Der Prophet und seine Gefährten verrichteten vorher das Gebet in Richtung der Gebetsstätte in Jerusalem. Im 17.Monat nach der Auswanderung (Beginn der islam. Zeitrechnung) wurden folgende Verse offenbart:

(144) Bereits sehen WIR das Schweifen deines Gesichts himmelwärts. So werden WIR dich gewiss eine Gebetsrichtung einnehmen lassen, an der du Wohlgefallen findest. So wende dich mit dem Gesicht in Richtung der heiligen Moschee(in Mekka) und allerorts, wo ihr seid, wendet euch mit dem Gesicht in seine Richtung! Auch sicher, diejenigen, denen die Schrift zuteil wurde, wissen zweifellos, dass es doch die Wahrheit von ihrem HERRN ist. Und ALLAH ist gewiss nicht achtlos dem gegenüber, was ihr tut.

Als dieser Vers herabgesandt wurde, verrichteten noch einige Muslime in der Moschee ihr Gebet in Richtung Jerusalem. Ein Mann überbrachte ihnen (während des Gebets) diese Nachricht, woraufhin sich alle Richtung Kaaba wandten.

Der Beginn des Gebets (Iftitah tekbiri)

Mit der Preisung Gottes (takbir) beginnt man mit dem Gebet, was auch so heißt-„Iftitah“. Im Gebet selbst sind verschiedene sonst erlaubte Handlungen wie das Essen, Trinken usw. untersagt, da man sich nun in der Gegenwart Gottes befindet. Aus diesem Grund nennt man diesen tekbir auch "tah-rîm tekbiri“. Die Gelehrten sind sich darüber einig, das dies eine Pflicht für das Gebet darstellt. Um die Wichtigkeit zu unterstreichen sagt unser Prophet folgendes:

,,Der Schlüssel des Gebets ist die rituelle Waschung, Handlungen die dem Geist des Gebets zuwiderlaufen werden mit dem Takbir verboten und mit dem Schlussgruß (Salam) am Ende des Gebets wieder erlaubt.(Ebû Davud, Taharet, 31; İbn Mâce, Taharet, 54.)

Kıyam (Das Stehen)

Das Stehen gehört ebenfalls zu den Pflichten. Beweisen tut dies der überlieferte Hadith von İmrân b. Husayn (r.a) :

"Ich litt an Hämorrhoiden, daher befragte ich den Propheten, wie ich denn mein Gebet zu verrichten habe. Er antwortete mir: "Verrichte das Gebet im Stehen. Wenn du nicht dazu im Stande bist, so bete im Sitzen. Wenn du dazu nicht in der Lage bist, so bete im Liegen" (Buhârî, Taksîrü's-Salât, 17, 18, 19; Ebû Davud, Salât, 179; Tirmizî, Salât, 274)

Die Quranlesung

Die vierte Pflicht ist das Lesen der Surah Fatiha im Gebet .
Das absichtliche Unterlassen der Lesung in einem Gebetsabschnitt macht das Gebet ungültig. Den Abschnitt, in dessen das lesen der Fatiha vergessen wurde, muss wiederholt werden.

Der Prophet (s) sagt:

,,Kein Gebet (ist gültig) ohne die Fatiha" (Ebû Davud, Salât, 136.) 

Nach der hanafitischen Rechtsschule, ist das Lesen der Fatiha hinter dem Imam nicht angebracht. Es ist nicht notwendig, es gilt als verpönt.

Begründet wird dies mit dem Hadith:

Die Lesung des Imams ist auch die Lesung derer, die sich ihm (im Gebet) angeschlossen haben" (İbn Mâce, İkâmet, 13.) 

Die Niederwerfung

Secdede farz olan miktar; alın, iki diz, iki el ve iki ayağın uçlarının yere değdirilimesi ile yerine getirilmiş olur

Was bei der Secde die Pflicht darstellt, ist das berühren des Bodens von der Stirn, zwei Knie, zwei Hände und die beiden Fußspitzen. Dazu sagt der Prophet Muhammad (s):

,,Gott befahl mir die Niederwerfung auf sieben Knochen: Die Stirn, die zwei Knie und Hände, sowie die Fußspitzen'' (Buhârî, Ezan, 133, 134, 137.) 

Von Seleme b. Ekva'dan (r.a) wird überliefert:

,,Ich sah den Gesandten Gottes beim Beten. Er verließ das Gebet mit einem Schlussgruß (Salam)“ (İbn Mâce, İkametü's-Salâl, 29.)

Die Mindestform beim Salam lautet: ,,es-Selâmu aleykum''.
Die vollständige Version ist : ,,es-Selâmu aleykum we rahmetullah''.

Nach der Hanafiya ist das zweimalige Grüßen (rechts und links) am Ende verpfichtend.

Nur „selamun-aleykum“ zu sagen, ohne den Kopf zur Seite zu drehen, reicht nicht aus. (Nevevî, el-Mecmû', 3/459.)

Der Prophet (s) hat den normalen Ablauf in kurzen Worten zusammengefasst, indem er eine Person korrigierte die das Gebet nicht ordnungsgemäß verrichtete:

"Wenn du mit dem Gebet anfängst, so mache den Takbir, dann rezitiere aus dem Quran was dir leicht fällt. (In einer anderen Überlieferung ist von der Surah al-Fatiha die Rede). Vollziehe die Verbeugung und richte dich danach wieder auf. Vollziehe nun die Niederwerfung. Richte dich danach wieder gerade auf und mache dies, bis du mit dem Gebet fertig bist" (Müslim, Salât, 45; Tirmizî, Salât, 110; Nesâî, Tatbik, 15.)

Für weitere Details, schlage man bitte in Fiqh Werken der einzelnen Rechtsschulen nach.

3 Gibt es Hadithe über die Haltung der Hände beim Dua (Bittgebet), in denen der Prophet Muhammed (a.s.m.) seine Hände nach unten gedreht hat?

 

der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) hat beim Bittgebet seine Hände nach oben gerichtet. Doch wenn er um Schutz bzw. Sicherheit vor Schlechtheit und Übel bat, seine Handfläche nach unten gewendet. (Müsned, Ahmed b. Hanbel 4/56; Mecmau’z- zevaid, 10/168; Cemu’l-fevaid, 2/618; el-Fethu’l-kebir, 2/357)

Diese Sunna des Propheten wurde vor allem von aš-Šāfiʿī praktiziert.

4 Darf man mit dem Gebet (namaz/sala) schon anfangen, während der Ezan*1 (Gebetsruf) vorgetragen wird?

selbstverständlich ist es am idealsten, wenn bis zum Ende des Adhan gewartet wird. Dennoch kann das Gebet schon angefangen werden, bevor der Adhan beendet wurde.
Das Wichtigste ist, dass die jeweilige Gebetszeit begonnen hat.
Sobald die zeitliche Bedingung erfüllt ist, kann das Gebet ohne Adhan oder während es noch vorgetragen wird, durchgeführt werden.

5 Gibt es ein Hadith, welches verdeutlicht, dass vor dem Cuma-Gebet das Sunna- Gebet vollzogen werde sollte?

nach der hanifitischen und schafiitischen Rechtsschule wird vor dem Farz (Pflicht)-Gebet am Freitag (Cuma) vier rek`at Sunna- Gebet durchgeführt.
Der Nachweis bzw. der Beweis dafür ist der Hadith „Zwischen jedem Ezan und Kamet ist ein Gebet (Namaz, Sala)“. Ein weiterer Beleg ist, dass Ibni Omar vor dem Cuma-Gebet sehr lang das Gebet vollzogen hat und auch berichtet, dass er es vom Gesandten Allahs dementsprechend gesehen hat. Quelle: Ebu Davud, Salat 238
Außerdem hat Abdullah Ibni Mes`ud vor und nach dem Cuma- Gebet das vier rek`at Sunna- Gebet durchgeführt. Quelle: Tirmizi, Cum`a 24

6 Darf man auf der Strasse beten wenn man einen gebetsteppich hat?

solange der Untergrund auf dem gebetet wird frei von rituellen Unreinheiten (Najis) ist kann dort gebetet werden. Sollte der Untergrund unrein sein kann man ohne weiteres dort auf einem Gebetsteppich beten, vorrausgesetzt dieser selbst ist sauber.

7 Manche Leute behaupten dass die nicht Verrichtung des Pflichtgebetes Gotteslästerung(shirk) gleich kommt und man somit Ungläubig wird. Inwiefern ist das richtig?

anstatt jemanden der sein Gebet nicht verrichtet der Gotteslästerung und Blasphemie zu beschuldigen, sollten man statt dessen in einem angenehmen Gespräch die Bedeutung und Bewandtnis des Gebetes erläutern. Es sollte erläutert werden, dass wenn jemand sein Gebet verrichtet, er zu der Gegenwart seines Schöpfers aufsteigt der ihn zuvor aus dem Nichts erschaffen hat, und zu seinem Gesprächspartner wird. Darüber hinaus sollte erläutert werden dass die Erlangung des Wohlwollens unseres Schöpfers ausschließlich durch die Verrichtung des Gebets erzielt werden kann. Unser Prophet, seine Gefährten und andere Große Persönlichkeiten haben die Menschen immer mit Milde, Sanftheit und Guten Taten zum Gebet ermutigt. Sie haben Abstand davor gehalten die Menschen in Panik zu versetzen und zu beängstigen.

Nach dem Glauben ist die Verrichtung des Pflichtgebetes der aller wichtigste Grundsatz.  Aus diesem Grund wird an knapp hundert Stellen im Kuran das Gebet erwähnt. Keinem anderen Gottesdienst wird solch eine große Bedeutung beigemessen. Denn das Gebet ist zwischen dem Gläubigen und seinem Schöpfer
das aller stärkste Band, und der Moment in dem der Gläubige seinem Schöpfer am nahesten ist. Die grosse Gefahr besteht darin, dass jemand der sein Gebet nicht verrichtet dieses Band schwächt, und sich dann inmitten seiner Feinde wie der triebhaften Begierde und den Teufel wiederfindet.

In jedem Vers der vom Gebet handelt, wird der Mensch zur Verrichtung des Gebetes angespornt. Im nachfolgenden die ungefähre Bedeutung einiger Verse: "Die da glauben an das Ungesehene und das Gebet verrichten", "Nur den
wahrlich Gottesfürchtigen fällt das Gebet nicht schwer", "Und die streng auf ihre Gebete achten", "Das Gebet schützt den Menschen vor schlechten Taten und bewahrt ihn davor schlechtes zu sagen", "Sag meinen gläubigen Dienern dass sie ihr Gebet verrichten sollen".

Den selben Tenor kann man auch in den Überlieferungen des Propheten wieder erkennen. Wenn man die Überlieferungen betrachtet die vom Gebet handeln so wird man sehen, dass in diesen immer vom großen Nutzen und Segen des Gebets erzählt wird. Aber was die Drohung in solch Überlieferungen wie "Zwischen dem Menschen und dem Unglauben befindet sich die Unterlassung des Gebets", "Was uns von den Heuchlern trennt ist das Gebet." betrifft, so bezieht sich diese Aussage auf Personen die leugnen dass das Gebet zu den religiösen Pflichten gehört bzw. die Nichtverrichtung des Gebets nicht als Sünde betrachten. Doch für jemanden der anerkennt dass das Gebet zu den uns von Gott auferlegten Pflichten gehört, aber aus Faulheit diese nicht verrichtet, gilt dies nicht als Gotteslästerung bzw. Blasphemie.

In dem Werk 'Reddü'l-Muhtar' von Ibni Abidin steht in dem Kapitel über das Gebet folgendes: "Wer leugnet dass das 5-mal tägliche Gebet Pflicht ist, verlässt den Kreis der Gläubigen. Wer sie hingegen als Pflicht anerkennt, sie aber aus Faulheit nicht verrichtet ist ein Sünder.

D.h. die Nichtverrichtung der Gebete ist eine der großen Sünden. Man sollte jedoch vor Augen haben, dass wer dauerhaft seine Gebete nicht verrichtet, seinen Glauben verschiedenen Risiken aussetzt.

 

8 Warum das man nach Abu Hanafi nicht ca 45min vor abend und ca45min vor mittag nicht beten

Sonnenanbeter haben zum Zeitpunkt des Auf- und Untergang der Sonne ihren Götzendienst gehalten.

Zu dieser Zeit sollte man nicht beten. Hierbei gibt es einen Konsens unter den Gelehrten. Nur wenn das jeweilige Gebet noch nicht verrichtet wurde, darf man beten und dies ohne die dazugehörige Sunna.

9 Wann wurde das erste Gebet verpflichtend auferlegt und wie sah dessen Entwicklung aus?

(Zum Verständnis: Im Text kommt häufiger das Wort "Gebet" vor, mit Gebet und Gebetszeit ist hier generell das ritualisierte Gebet als einer der 5 Säulen im Islam gemeint. "Namaz" bzw. "ṣalā" sind diesgehörigen türkischen bzw. arabischen Wörter)

In vorherigen Gesetzesgebungen ("šarīʿa") gab es keine 5 Gebetszeiten. Jedoch gab es generell zu undefinierten Zeiten Gebete.

Das Gebet bzw. die Gebetszeiten wurde eineinhalb Jahre, vor der Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medinam ("Hiǧra") in der Nacht der Himmelfahrt des Propheten ("Mi'rāǧ") als Pflicht aufgetragen. Nach der Überlieferung vom Rechtsgelehrten und Begründer der malikitischen Rechtsschulem "Mālik ibn Anas" wird zusammengefasst folgendes besagt:
 

Dem Propheten (s.a.s.) wurde in der Nacht des Mi'rāǧ das Gebet mit 50 Gebetszeiten verpflichtend aufgetragen. Danach wurde dies verringert und auf 5 Gebetszeiten reduziert. Anschließend wurde so zugerufen; Oh Muḥammad, wahrhaftig kommt dem Wort in unserem Antlitz keine Veränderung zu, für dich sind diese 5 Gebete die Gegenleistung für 50 Gebete.   (Buhārī, ṣallāt, 76, anbiya, 5; Muslim, İmān, 263; Ahmad b. Hanbal, V, 122, 143)

 

Dass jede gute Tat zehnfach entgegnet wird, ist mit folgendem Vers verdeutlicht:

 

"Wer eine gute Tat tut, für den gibt es zehnfache Entgegnung hierfür." (Anamm 6/160; außerdem vgl. Naml, 27/89; Kasas, 28/84)

 

bevor die 5 Gebetszeiten zur Pflicht auferlegt wurden, bestand  das Gebet des Propheten (s.a.s.), aus der Reflektion über die Kreationen Gottes und die Erhabenheit Gottes. Es wird überliefert dass der Prophet morgens und abends auch in Form von jeweils zwei "Rakat" (Abschnitt des Gebets) gebetet hat.

Auch die vorherigen Völker kannten das Gebet. Als Beispiel könnte man hierfür angeben, dass im Qurʾān der Gottesfreund und nach manchen Gelehrten auch Prophet, "Lukman" seinen Sohn das Gebet befiehlt (Lukman, 31/17), dass der Prophet "Ibrāhīm” (a.s.) zum Schutze des damaligen Gebiets vom heutigen Saudi-Arabien (“al-ḥiǧāz”) vom Gebet spricht und, dass Gott vom Propheten “Mūsā” auf dem Berg “ṭūr” während der ersten Offenbarung, das Gebet verlangt (Tahā, 20/14).

Im Islām stützt sich Legitimation des Gebets, auf den Qurʾān, den Propheten und den Konsens der Rechtsgelehrten.

Wie kann man sich, wenn man mit dem Gebet neu anfängt, daran (bzw. an den Rhtymus) gewöhnen?

Hier hilft uns folgende Überlieferung weiter. Als der Prophet (s.a.s.) seinen Gefährten und engen Vertrauten "Muāz ibn Ǧabal" nach Yemen sandte, erteilte er ihm folgendes:

 

"Du gehst zu einem Volk welches eine Offenbarungsschrift erhalten hat ("ʾahlu al-kitāb"). Ruf sie zunächst dazu auf, Gott zu dienen. Wenn sie Gott anerkennen, sag ihnen, dass Gott ihnen sowohl in der Nacht als auch im Tag 5 Gebetszeiten auferlegt. Wenn sie das Gebet verrichten; sag ihnen dass Gott, unter Anbetracht dass man es von den Wohlhabenden nimmt und es den Armen gibt, ihnen die Gabe der Almosen auferlegt ("Zakāt"). Wenn sie Gehorsam leisten, so nimm dies von ihnen entgegen, nimm von ihnen nicht ihr wertvollstes Gut, hüte dich vom Fluch des Unterdrückten. Denn zwischen seinem Gebet und Gott gibt es keinen Vorhang." (Buhārī, Zakā t, 41, 63, Maǧāzī, 60, Tawhīd, 1; Nasāī, Zakāt, 1; Dārimī, Zakāt, I)


Wie in der Überlieferung hervorgeht, befehligt der Prophet (s.a.s.) Muāz ibn Ġabal damit, den Christen in Yemen die zum Islam beigetreten sind zu sagen, dass das Gebet zu den 5 Gebetszeiten verpflichtend ist. Wenn es um die verpflichtenden Gebete geht, können wir hier, auch um der Angewöhnung willen, keine Makel oder Auslassungen gutheißen. Uns obliegt die Pflicht, jener Person mitzuteilen, dass das Gebet zu den 5 Gebetszeiten verpflichtend ist und dass er diese verrichten muss. Wenn die Person zu Zwecken der Angewöhnung nicht gleich alle 5 Gebetszeiten einhaltet bzw. einhalten kann, so soll sie selbst darüber entscheiden. Wir haben nicht das Recht ihr etwas zu suggerieren bzw. vorzuschreiben.

10 Welche Bedeutungen, Weisheiten (hikmet) und Erkenntnisse verbergen sich in den fünf Gebetszeiten?

die Weisheit in der Anordnung und Festlegung der Gebetszeiten beinhaltet unendlich viele Aspekte, die miteinander in Beziehung stehen und sich gegenseitig vervollkommnen. In den nachfolgenden Textpassagen werden einige Hinweise bzw. Anmerkungen bezüglich der Weisheiten der Gebetszeiten geschildert.

So wie der Mensch von dieser *„Welt im Großen, ein Gegenstück im Kleinen ist“ und das Gebet (namaz) wie ein einzigartiges Verzeichnis „alle Arten der Anbetung (ibadet)“ beinhaltet und „alle Farben und Schattierungen der Anbetung in der gesamten belebten wie unbelebten Natur“ in sich vereinigt, sind die Gebetszeiten jedes für sich sowohl ein Hinweis als auch eine komprimierte Zusammenfassung aller Zeitdimensionen.

So wie die einzelnen Sekunden-, Minuten- und Stundenzeiger einer Uhr miteinander verbunden und voneinander abhängig eine Einheit bilden, rufen sich die Zeiger in der Maschinerie der kosmischen Uhr, wie *„der Wechsel von Tag und Nacht gleich den Sekunden, der Wechsel der Jahre gleich den Minuten“ und *„der Wechsel der Generationen gleich den Stunden“ gegenseitig in Erinnerung und ergänzen sich.

*„Zum Beispiel:

Die Zeit der Morgendämmerung (fadjr): Sie geht bis Sonnenaufgang und gleicht der Frühlingszeit, die zudem an die Zeit erinnert, da der Mensch noch im Mutterleib ruhte, und sie ruft auch die Zeit des ersten der sechs Schöpfungstage, da Himmel und Erde gemacht wurden, wieder in Erinnerung, und gemahnt so an das Wirken Gottes zu allen diesen Zeiten.

Die Mittagszeit (zuhr): Sie gleicht der Zeit der Sommersonnenwende, der Zeit der reifen Jahre und auch dem Abschnitt der Schöpfung, da der Mensch erschaffen wurde; weist darauf hin, gemahnt an die Manifestation des Erbarmens Gottes, Seinen Segen und die Gnaden, die Er zu all diesen Zeiten erwiesen hat.

Die Nachmittagszeit (asr): Sie gleicht dem Spätsommer, der Zeit der späten Jahre und auch der »Glücklichen Zeit« (asri saadet) des Propheten, mit dem Friede und Segen sei, der letzten Epoche und erinnert an das Wirken Gottes und die Gnadenerweise des Erbarmers zu allen diesen Zeiten.

Die Abendzeit (maghrib): Sie gleicht der Zeit des Spätherbstes, erinnert daran, dass so viele Geschöpfe nun Abschied nehmen müssen und auch an den Tod des Menschen und den Untergang der Welt und lässt so das Aufstrahlen der Majestät Gottes verstehen und erweckt so den Menschen aus dem geistigen Schlaf der Gottvergessenheit (gaflet)... warnt ihn...

Die Nachtzeit (i'sha): Es ist eine dunkle Welt, die alle Spuren der Welt des Tages mit einem schwarzen Leichentuch überdeckt. So deckt auch des Winters weißes Leichentuch das Antlitz der erstorbenen Erde zu. So folgen auch nach dem Tode des Menschen seine letzten Spuren ihm in den Tod nach und verschwinden unter der Decke des Vergessens. So wird auch diese Welt, die ein Ort der Prüfung ist, ganz und gar abgeschlossen werden. An all dies erinnert die Nachtzeit und verkündet so die Majestät Gottes und die Allgewalt Seiner Herrschaft in all Ihrer Majestät und Ihrem ganzen göttlichen Zorn…………….

Diese Textauszüge aus der „Risale-i Nur“ verdeutlichen das die Weisheit und Tiefe in der Erkenntnis der gedankenreichen Bedeutungen der Gebetszeiten aus unendlich viele Facetten betrachtet werden kann, die wiederum sowohl Herz als auch Verstand inspirieren und die Glaubenswahrheiten näher bringen.

Der Qur`anvers (Sure 39,Ayet 9) „Sage, können die Wissenden und Unwissenden gleich sein?( Darüber) können nur die Klugen nachdenken.“ und der Hadith „Eine Stunde „Tefekkür“ (tiefgreifende u. umfassende Erkenntnis) ist besser als 70 Jahre „Nafile Ibadet (Beten)" des Propheten Muhammed (s.a.s.) veranschaulichen, dass nicht durch blinde Nachahmung, sondern erst durch die Einsicht und die daraus folgende Hingabe das Gebet mit Aufrichtigkeit vollzogen werden kann.

* „Der Mensch ist von Natur aus sehr schwach. Darum stört ihn alles und jedes, beeindruckt ihn, schmerzt ihn. Dazu ist er auch noch äußerst unbeholfen. So sind seine Plagen und seine Feinde äußerst zahlreich. Und weiter ist er auch noch ein ganz armseliges Geschöpf. Dagegen sind seine Bedürfnisse mehr als genug. Und überdies ist er auch noch faul und völlig unbegabt. Doch die Verantwortlichkeiten des Lebens lasten schwer auf ihm. Dazu ist er auch noch durch sein Menschsein mit aller Welt verbunden. Doch alles, was ihm lieb und vertraut geworden ist, wird ihm durch Tod und Trennung ständig wieder entrissen, was ihn zutiefst schmerzt. Und weiter noch zeigt ihm sein Verstand hohe Ziele und bleibenden Gewinn. Doch sein Arm ist kurz, sein Vermögen ist wenig, seine Geduld ist gering.“

Demgemäß ist es für die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit und das Wohlbefinden der Seele(ruh) unentbehrlich sich Allah anzuvertrauen, Ihn *„um Hilfe und Erfolg zu erbitten….... sich im Bewusstsein seiner Schwäche vor der allgewaltigen Größe Seiner Majestät zu verneigen…... seine Liebe und Verehrung und zugleich auch die eigene Nichtigkeit zum Ausdruck zu bringen…“ und beim Namaz (Gebet) die Qur`anverse „Dich allein beten wir an und nur von Dir erbitten wir Hilfe! (Sure 1, 5), Führe uns den rechten Weg!(Sure 1, 6)“ zu verinnerlichen.

* „Damit ist nun gesagt, dass diese fünf Zeiten (des Tages und des Gebetes) jede einzelne für sich Zeichen einer gewaltigen Umgestaltung, Ausdruck der Großtaten des Herrn, Male all der Gnadengaben Gottes sind. Es ist unsere Schuld und Verpflichtung, diese gebotenen Gebete zu den vorgeschriebenen Zeiten zu verrichten. So liegt in dieser Anordnung dieser Gebete zu diesen Zeiten eine unendliche Weisheit...“

* Quelle: Die *gekennzeichneten Texte sind aus dem 9.Wort von Bediuzzaman Said Nursi

 

11 Wie werden die Gebetszeiten in Gegenden (wie z.B. den Polen), wo es längere Zeitabschnitte keinen Sonnenaufgänge gibt, festgelegt?

in solchen Fällen, wird die nächst gelegene Stadt oder Gebiet, wo einigermaßen gebräuchliche Zeitabschnitte existieren, als Vorlage bzw. Modell genommen.

Demnach werden dessen Gebetszeiten angewendet. In solchen Extremgebieten wie z.B. an den Polen (Nord. u. Südpol) würde man ansonsten mehre Monate auf die nächste Gebetszeit warten. Diese Methode wurden vom Propheten in dieser Weise erläutert und bestimmt.

In den Hadithen wird solch eine Vorgehensweise als „Takdir“ bezeichnet.
Quelle: (Müslim, Kitabu’l-Fiten ve Esrâtu’s-Sâat, 20)

Folgend wird der nächst gelegene Ort ausgesucht und dementsprechend die Gebetszeiten berechnet bzw. angepasst.

12 Muss man die Hände beim Dua aneinanderhalten oder etwas Abstand lassen?

beide Arten der Dua' sind akzeptabel und es steht dem Muslim frei die Hände zusammenzuhalten oder einen gewissen Abstand zu lassen. Für das Beten sind solche Fragen eher nebensächlich, solange man keine extremen bzw. ausladenden Bewegungen ausführt, ist es nicht schlimm, wenn Einer die Hände z.B. weiter ausfährt oder breiter öffnet als der Andere

13 Ab wann muss das Kind anfangen zu beten?

die Gebote und Verbote im Islam betreffen je nach Situation in erster Linie die Menschen, die über diese drei grundlegenden Eigenschaften verfügen; sie sind muslimisch, sie sind geistig zurechnungsfähig und sie haben die Pubertät bzw. Geschlechtsreife erreicht. In erster Linie ist also jeder geistig zurechnungsfähige Muslim ab dem Alter wo er eigenständig denken und handeln kann zu diversen Gottesdiensten wie etwa das Beten verpflichtet. In der Regel betrachtet man diesbezüglich bei Mädchen die Altersspanne von 9-15 Jahren als den relevanten Zeitpunkt und für Jungen gilt hier die Altersspanne von 12-15 Jahren. Es ist aber durchaus empfehlenswert dem Kind manche Gottesdienste wie das Beten schon vorher beizubringen, damit das Kind sich schneller oder einfacher daran gewöhnt. Zu der erwähnten Altersspanne gibt es verschiedene Überlieferungen. 

In einer Überlieferung wird ohne zwischen Jungen und Mädchen zu trennen, das Gebet ab dem 7. Lebensjahr verpflichtet. (Ebû Dâvud, Salat: 25)

In einer anderen Überlieferung wird das geistige Niveau und die Wahrnehmung als leitendes Kriterium angesprochen indem gesagt wird, man soll dem Kind das Gebet anordnen, wenn es zwischen rechts und links unterscheiden kann. Ausdrücke wie dass man dem Kind das Gebet anordnen soll wenn es anfängt die Milchzähne zu verlieren oder wenn das Kind bis 20 zählen kann sind auch Aussagen die dies bekräftigen. (İbni Ebî Şeybe, Musannaf, I/347)

Man unterweist ein Kind in dem Alter also im Gebet, wie man z.B. das Gebet verrichtet was die Pflichten und die Sunna ist etc. So bringt man dem Kind langsam das Gebet näher. Ab dem 10. Lebensjahr des Kindes trifft man weitere Vorkehrungen indem man dem Kind die Relevanz des Gebets erklärt und dass es für einen Muslim eine tragende Rolle spielt als Ausdruck des Glaubens und der Frömmigkeit. So erreicht man dass das Kind mit Überzeugung das Gebet verrichtet. Denn ab diesem Alter kann das Kind jederzeit in die Pubertät bzw. Geschlechtsreife eintreten. Dies gilt als Vorbereitungsphase und wenn das Kind dann das volle besagte Alter erreicht, beginnt das Kind die Gottesdienste in bester Vorbereitung und Bewusstsein.   

Da das Gebet tatsächlich erst nach dem besagten Anfang der Pubertät bzw. diesem Alter als verpflichtend gilt, werden auch erst dann etwaige versäumte Gebete nachgeholt. Denn es ist auch verpflichtend die versäumten Gebete nachzuholen.

Es ist lobenswert und tugendhaft die Gebete davor auch noch nachzuholen aber das wäre für das Kind nicht verpflichtend, denn erst ab dem tatsächlichen Eintreten der Pubertät bzw. der Geschlechtsreife fangen die religiösen Verpflichtungen und die Verantwortung für das Gebet an. 

14 Kommt ein Muslim, der das Pflichtgebet nicht regelmäßig verrichtet, jedoch Gott gegenüber dankbar ist und gut zu seinen Mitmenschen ist, aufgrund des Unterlassens seiner Gebete in die Hölle ?

das Unterlassen des Pflichtgebets („ṣalāt“) zählt zu den großen Sünden und macht einen zum Sündiger, aber nicht zum Ungläubigen. Wenn Allah (c.c.) es wünscht vergibt er, wenn er es wünscht bestraft er dies.

Das Verrichten des Pflichtgebets hat gleich nach dem Glauben („Īmān“) die höchste Priorität. Daher wird im gnadenreichen Koran an nahezu 100 Stellen das Gebet thematisiert. Keiner gottesdienstlichen Handlung wird so viel Wert beigemessen, denn das Gebet stellt die nächste Beziehung zwischen dem Gläubige und seinem Herrn dar. Wer das Gebet unterlässt, der schwächt diese Beziehung und liefert sich seinem triebgesteuertem Ego und dem Teufel aus, was eine große Gefahr darstellt.

Alle Koranverse die das Gebet thematisieren, regen die Menschen zum beten an. Im Folgenden sollen einige Koranverse in ihrer ungefähren Bedeutung exemplarisch aufgeführt werden:

„Dieses Buch, an dem es keinen Zweifel gibt, ist eine Rechtleitung für die Gottesfürchtigen, die an das Verborgene glauben, das Gebet verrichten und von dem ausgeben, womit Wir sie versorgt haben.“ (Sura al-Baqara 2:2-3)

„Und sucht Hilfe in der Standhaftigkeit und im Gebet! Es ist freilich schwer, nur nicht für die Demütigen.“ (Sura al-Baqara 2:45)

„Verlies, was dir vom Buch (als Offenbarung) eingegeben wird, und verrichte das Gebet. Gewiß, das Gebet hält davon ab, das Schändliche und das Verwerfliche zu tun. Und das Gedenken Allahs ist wahrlich größer. Und Allah weiß, was ihr macht.“ (Sure al-Ankabūt 29:45)

„(…) und denjenigen (Gläubigen), die ihre Gebete einhalten.“ (Sura al-Muʾminūn 23:9)

„Sag zu Meinen Dienern, die glauben, sie sollen das Gebet verrichten und von dem, womit Wir sie versorgt haben, heimlich und öffentlich (als Spende) ausgeben, bevor ein Tag kommt, an dem es weder Verkaufen noch Freundschaften gibt.“ (Sura Ibrahīm 14:31)

Auch in den Überlieferungen werden wir oft über die Vorzüglichkeit und den Nutzen des Gebets informiert. Andererseits gibt es auch ermahnende Überlieferungen wie:

„Wahrlich, zwischen einem Menschen und dem Unglauben liegt das Verlassen des Gebets.“ (Muslim, Īmān, 134; Abū Dāwūd, Sunna, 15)

„Der Vertrag zwischen uns und ihnen (den Heuchlern bzw. Ungläubigen) ist das Gebet.“ (Tirmiḏī, Īmān, 9; Nasāʾī, Ṣalāt, 8)

Zur Erläuterung derartiger Überlieferungen erklären die islamischen Gelehrten, dass hierbei jene gemeint sind, die die Verpflichtung zum Pflichtgebet nicht akzeptieren beziehungsweise das Unterlassen des Gebets als legitim ansehen.

So heisst es sinngemäß im Radd al-Muḥtār von Imām Ibn ʿĀbidīn, dem großen hanafitischen Gelehrten, dass „derjenige, der die Pflicht des Betens leugnet, zum Ungläubigen („kāfir“) wird, wohingegen derjenige, der aus Fauhlheit und Beachtungslosigkeit das Gebet bewusst unterlässt, als Sündiger und Frevler („fāsiq“) gilt.“

Es ist also eine große Sünde das Gebet zu unterlassen. Dass das Ausführen von großen Sünden einen zum Ungläubigen („kāfir“) macht, wird nur in falschen, irrenden Strömungen außerhalb der ahl as-sunna wal-ǧamāʿa vertreten. Dennoch kann anhand des Prinzips „In jeder Sünde steckt ein Weg, der zum Unglauben („kufr") führt.“ gesagt werden, dass das dauerhafte Unterlassen des Gebets mit der Zeit zu negativen Einflüssen auf den Īmān, also den Glauben führen kann.

Das Pflichtgebet zu verrichten ist keine Bedingung für den Īmān, es als verpflichtende Handlung zu akzeptieren hingegen, stellt eine Bedingung des Īmān dar.
„Das Gebet ist die Säule der Religion.“ heißt es in einer Überlieferung. Demnach errichtet der Betende seinen Glauben und festigt ihn gleichzeitig, während der Nicht-Betende seinen schwächt und zu Grunde richtet.

Der Prophet (s.a.s.) kritisiert diejenigen, die das gemeinschaftliche Gebet (in der Moschee) bewusst vernachlässigen, sinngemäß wie folgt:

„Bei Gott, ich wünschte ich würde gebieten, dass gebetet wird und dann zum Gebet aufgerufen wird (Iqāma), alsdann ich jemandem gebiete der Gemeinde vorzubeten. Anschließend ginge ich mit einigen Männern, die Holzbündel bei sich haben, zu denjenigen, die das gemeinschaftliche Gebet unterließen, sodass ich ihre Häuser über sie niederbrennen könnte.“ (al-Muwaṭṭaʾ, Ǧamāʿa, 3; Ibn Māǧa, Masāǧid, 17)


Normative Regelung über das Verlassen des Gebetes:

Es herrscht Konsens darüber, dass jeder Muslim, der die geistige und geschlechtliche Reife besitzt (und im Falle von Frauen auch rein von Menstruationsblutung und Wochenfluss ist), zum Verrichten der täglichen Gebete verpflichtet ist. Wer diese Pflicht verleugnet, tritt aus dem Glauben aus, denn das Gebet ist sowohl durch Koranverse als auch Überlieferungen und den Konsens („iǧmāʿ“) eindeutig und klar geboten und vorgeschrieben. Wer aus Faulheit und Ignoranz das Gebet unterlässt, gilt als Ungehorsamer und Frevler.

Das Pflichtgebet zu unterlassen ist Grund für Pein sowohl im Diesseits als auch im Jenseits. Diesbezüglich gebietet der erhabene Allah (c.c.):

„Sie werden sich in Gärten befinden, und sie werden einander fragen nach den Übeltätern:  "Was hat euch ins Saqar-Höllenfeuer geführt?“. Sie werden sagen: "Wir gehörten nicht zu denjenigen, die beteten.“ (Sura al-Mudassir, 74:40-43)

„Es folgten dann nach ihnen Nachfolger, die das Gebet vernachlässigten und den Begierden nachgingen. So werden sie den Untergang finden,  Außer denen, die umkehren und glauben und Gutes tun. Diese gehen ins Paradies ein - und ihnen wird in nichts Unrecht getan.“ (Sura Maryam 19:59-60)

„Wehe nun den Betenden, denjenigen, die auf ihre Gebete nicht achten.“ (Sura al-Mā’ūn 107:4-5)

Und vom ehrenwerten Propheten (s.a.s.) wird sinngemäß überliefert:

„Wer das Nachmittagsgebet unterlässt, dessen Taten sind erfolglos.“ (Buḫārī, Mawāqit,13, 34; Nasāʾī, Ṣalāt, 15)

„Wer bewusst das Gebet vernachlässigt, den verlässt der Beistand Gottes und seines Gesandten.“ (Aḥmad ibn Ḥanbal, IV/238; VI/461)

„Wer das Freitagsgebet drei Mal aus Nachlässigkeit verpasst, dem versiegelt Allah (c.c.) sein Herz.“ (Nasāʾī, Ǧumʿa, 2; Tirmiḏī, Ǧumʿa, 7; Ibn Māǧa, Iqāma, 93)


Solange der aus Bequemlichkeit sein Gebet unterlassende Muslim das Gebet an sich nicht leugnet und abstreitet, tritt er nicht aus dem Glauben aus, sondern gilt als Sündiger und Frevler. Allein für die seelische Gesundheit eines Gläubigen und für das Jenseits ist das Gebet also die wichtigste Säule. Daher sollte man das Gebet nicht als Last sondern als Entlastung betrachten.

15 Ist es eigentlich Bid'at, wenn man den Azan mit einem Mikrofon aufruft?

den Azan mit einem Mikrofon auszurufen ist keine Neuerung (Bid'at) im Islam, denn das Mikrofon wird nur als Werkzeug verwendet um die Stimme des Mu'ezzin zu verstärken und stellt in sich selbst keine gottesdienstliche Handlung da.

 

16 Wir beten inständig doch warum werden unsere Gebete dann nicht erfüllt?

dieses Thema wird bei "Bediüzzaman" Said Nursi folgendermaßen erklärt (Worte/23. Wort):

Der Glaube erfordert das Gebet als unanfechtbares Fahrzeug, und die menschliche Natur verlangt es mit Macht. Auch erlässt Gott der Gerechte entsprechend der Frage die Verfügung: »Wenn ihr nicht betet, welchen Wert habt ihr dann noch?« und befiehlt:


»Sprich: Mein Herr würde sich nicht um dich kümmern, wäre es nicht um deines Gebetes willen.« (Sure 25, 77)

»Rufe mich an! Ich werde dir antworten.« (Sure 40, 60)
Wenn du sagst: »Wir beten oft, aber unsere Gebete werden nicht angenommen. Die Ayah gilt jedoch allgemein und besagt, dass es für jedes Gebet eine Antwort gibt.«


So lautet die Antwort: Auf das Gebet zu antworten ist das eine, es anzunehmen das andere. Es gibt für jedes Gebet eine Antwort. Aber es anzunehmen und genau das Verlangte zu geben hängt von der Weisheit Gottes des Gerechten ab. Zum Beispiel: Ein krankes Kind ruft: »Herr Doktor, schauen Sie mal her!« Der Arzt: »Ja, bitte, was möchtest du?« Das Kind: »Geben Sie mir diese Medizin!« Der Arzt wird ihm entweder geben, was es verlangt hat, oder er wird ihm in diesem Falle etwas Besseres geben, oder er wird es ihm, wenn es zur Verschlimmerung der Krankheit führen würde, nicht geben. Darum beantwortet Gott der Gerechte, der vollkommene Allweise, der Allschauende, immer Gegenwärtige, das Gebet Seiner Diener und Anbeter. Er verwandelt die Schrecken der Einöde und Menschenleere durch Seine stete Bereitschaft zu antworten in Vertrautheit. Aber Er gibt dem Menschen nicht, was dessen Lust und Laune gebietet, sondern so, wie es die Weisheit des Herrn erfordert: entweder, was er verlangt hat, oder etwas Besseres oder nichts.


In diesen Überlieferungen des Propheten (s.a.s.) wird dieses Thema auch aufgegriffen (Buhârî, Daavât, 22):

Solange man es nicht übereilt, gibt es eine Antwort auf all eure Gebete. Aber manche übereilen dies indem sie sagen: "Ich habe gebetet aber mein Schöpfer hat mein Gebet nicht erfüllt". 

Solange ein Menschenkind nicht nach der Sünde oder das Reißen der familiären Bände ("Sila-i Rahim") verlangt, wird das Antworten auf die Gebete nicht aufhören.

Gott antwortet auf die Gebete aller Menschen. Diese Gebete werden entweder sofort im Diesseits erfüllt, für das Jenseits aufbewahrt oder sie werden gemäß ihrer Summe als Milderung für die begangenen Sünden akzeptiert. Wichtig ist nur, dass er nicht für eine Sünde und das Reißen der familiären Bände betet oder dass er (das Erhalten der Antwort auf seine Gebete) nicht übereilt.

Hieraus verstehen wir, dass jedes Gebet in einer dazu passenden Form vernommen und erfüllt wird. Dies gilt aber nicht für Gebete bei denen es um Verwerfliches bzw. Verbotenes geht.

Der Gelehrte und Gottesfreund Mawlana zeichnet zu diesem Thema in seiner Weisheit ein eingängiges Sinnbild:

Die Tür öffnet sich schon, solange du nur weißt anzuklopfen. Ich weiß nicht wann, Hauptsache du weißt vor der Tür zu warten.

17 ist es schlecht, Gebete am/zum Ende des jeweiligen Gebetszeitfensters zu verrichten?

der Prophet Muhammad (s.a.s.) antwortete einem seiner Weggefährten auf die Frage hin, welches die tugendhafteste Tat sei, wie folgt:

Es ist das pünktliche oder zu Beginn seiner Zeit verrichtete Gebet. (Bukhari, Mawâkît 162)

Zu Beginn der Gebetszeiten verbirgt sich das Wohlwollen Allahs und zur letzten Gebetszeit seine Vergebung/Gnade. (Tirmizi, Mawâkît 13)

In der Tat können wir, wie aus den obigen Überlieferungen (Hadith) hervorgeht, sagen, dass die zu Beginn der Gebetszeiten verrichteten Gebete zu befürworten (mustahab) sind. In der Sunna des Gesandten Allahs (s.a.s.) beziehen sich einige Gebete jedoch auf die Jahreszeit, das Klima usw. Es wurde als tugendhafter erachtet, von einigen Zeitgebeten die Verrichtung dessen zu verzögern. Im Zusammenhang damit sind zum Beispiel einige der Überlieferungen über die zeitliche Verrichtung des Nachtgebetes (ischa) wie folgt:

Zweifellos verschob der Gesandte Allahs (s.a.s.) die Verrichtung des Nachtgebets bis zu dem Zeitpunkt, zu dem sie Atama (wenn das erste Drittel der Nacht vergeht) sagen, weder das Schlafen vor dem Nachtgebet noch das Reden (gemeinsames Unterhalten) danach betrachtete er als unerwünscht und makruh. (Bukhari, Mawakit 13-20; Muslim, Mesacid 218-225; Nasai, Mawakıyt 20)

Eines Nachts verschob er das Nachtgebet auf Mitternacht (shatru'l-layl). Dann kam er mit zu uns gewandtem Gesicht - als ob ich jetzt das Leuchten seines Rings sehe - und sagte: Die Menschen haben ihre Gebete verrichtet und sind zu Bett gegangen. Doch ihr, erhaltet die Belohnung des Nachtgebets fortwährend (der Wartezeit) bis ihr es verrichtet habt. (Bukhârî, Mawâkît 25, 40; Muslim, Masjid 223)

Wenn ich meiner Ummah keinen Ärger machen würde, würde ich ihnen befehlen, die Verrichtung des Nachtgebets bis zu einem Drittel der Nacht zu verschieben. (Tirmidhi, Mawâkît 10)

Demnach sagen Hanafis:

- es sei mustahab (zu befürworten), das Nachtgebet bis zum ersten Drittel der Nacht zu verschieben,

- es sei mubah (zulässig), es bis zur Hälfte der Nacht zu verschieben,

- es sei makruh (unerwünscht), wenn das Nachtgebet nach Mitternacht verrichtet werde.

Einige der Hanafi-Gelehrten nannten es „tahriman makruh“ (die Ausübung ist näher an Haram als an Halal), während andere es als „tanzihan makruh“ (Verhaltensweisen, welche besser ausgelassen werden sollten) betrachteten. Wichtig zu erwähnen ist, dass dieser mustahab des Nachtgebets in der Winterzeit anzuwenden ist. Da die Nächte in der Sommerzeit kurz sind, ist es für diese Jahreszeit ein Muss, das Nachtgebet zu Beginn seiner Zeit zu verrichten.

Was das andere Thema in der Frage betrifft:

Nach Eintritt einer Gebetszeit wird das verpasste Gebet als Qada-Gebet bezeichnet. Es ist somit das Gebet, das nachzuholen ist. Das verpasste nicht verrichtete Gebet wird als Qada-Gebet ausgeführt. Mit anderen Worten, mit dem Verstreichen der Gebetszeit, ist auch die Zeit für das Pflichtgebet, dass im Zeitfenster zu verrichten ist, verstrichen.


Eines der Pflichtgebote des rituellen Gebets ist das Eintreten des Gebetszeitfensters. Als Beispiel kann das Mittagsgebet nicht vor dem Eintreten der Mittagsgebetszeit verrichtet werden. Die Gebetsverrichtungen beginnen mit dem Eintreten der jeweiligen Gebetszeiten und Enden mit der darauffolgenden Gebetszeit. Das rituelle Gebet sollte zwischen diesen beiden Zeitfenstern verrichtet werden.

Nehmen wir an, Sie haben Ihr Mittagsgebet verzögert. Das Nachmittagsgebet naht. Sie haben sofort mit dem Mittagsgebet angefangen. Das Zeitfenster des Nachmittagsgebets ist gerade in der ersten Rak'ah eingetreten. Was ist zu tun? Sie fahren fort und üben das Gebet vollständig aus und beenden es. Das Mittagsgebet wird trotz dessen akzeptiert. Denn in einem Hadith wird übermittelt: "Wer ein Rak´ah eines Gebets erreicht (verrichtet) ist so, als habe er es vollständig erreicht."

Laut der hanafitischen und hanbalitischen Rechtschule wird das gesamte Gebet ausgeführt, wenn das Gebetseröffnungsruf innerhalb der vorgegebenen Zeit vollzogen wurde. (Wahbe Zuhayli, Islamic Fiqh Encyclopedia, I / 400)

Nur das Morgengebet und das Nachmittagsgebet sollten mit Sorgfalt durchgeführt werden. Es ist nicht zulässig, morgens bei Sonnenaufgang und abends bei Sonnenuntergang zu beten, um nicht denen zu ähneln, die die Sonne anbeten/verehren. Aus diesem Grund ist es notwendig, das Morgengebet ein oder zwei Minuten vor Sonnenaufgang und das Nachmittagsgebet vor Sonnenuntergang vollständig zu beenden

Hier sollte man darauf achten, das Nachmittagsgebet nicht kurz bis Sonnenuntergang zu verzögern. Aus diesem Grund ist es makruh (unerwünscht), das Nachmittagsgebet kurz vor dem Sonnenuntergang zu verrichten. Auch wenn es unerwünscht ist, ist das Gebet immer noch zulässig und wird akzeptiert.

Die Zeit des Morgengebetes beginnt mit dem Imsaq (Ende der Nacht) und endet mit dem Sonnenaufgang. Laut der hanafitischen Rechtschule ist es jedoch tugendhaft, bis kurz vor dem Aufgang der Sonne zu beten. Laut der schafiitischen Rechtschule ist tugendhafter, kurz nach dem Imsak das Gebet zu verrichten.

Geht die Sonne während des Morgengebetes auf, so ist das Morgengebet nicht gültig und muss nach der Kerahat-Zeit (45-50 Minuten nach Sonnenaufgang) erneut verrichtet werden.

Das Verrichten zwei aufeinander folgenden Gebete kann demzufolge ausschließlich bei Mittags- und Abendgebeten durchgeführt werden. Es sollte nur in schwierigen Situationen auf ein solches Mittel zurückgegriffen werden. Auf einer Reise verrichtete einst unser Prophet (s.a.s.) das Mittagsgebet sehr spät. Im Anschluss daran trat die Zeit für das Nachmittagsgebet und er verrichtete es ebenfalls.

Es ist jedoch tugendhafter, die Gebete zu Beginn des jeweiligen Zeitfensters zu verrichten. Selbst wenn es verspätet zum Ende hin der Zeit ist, sollte es ausgeübt und nicht als Qada überlassen oder nachgeholt werden.

18 Ist meine rituelle Waschung gültig, wenn ich ein Tattoo habe?

der Prophet (s.a.s.), der Veränderungen am natürlichen Aussehen des Menschen, der auf die schönste Weise erschaffen wurde, nicht begrüßte, verbot das Tätowieren sowie verschiedene Praktiken dieser Art; er erklärte, dass Allah die Frauen verflucht, die sich tätowieren und tätowieren lassen. (vgl. Buhari, Libas, 87; Müslim, Libas, 119-120)

Die Tatsache, dass derjenige, der eine Handlung begeht, von Allah verflucht wird, zeigt, dass sie verboten ist. Der Grund, warum in den Hadith-Texten zu diesem Thema nur Frauen erwähnt werden, ist, dass in der arabischen Gesellschaft, mehr Frauen tätowiert waren.

Es gibt keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, was die religiösen Vorschriften zum Tätowieren betrifft.

Al-Nawawī sagt, dass eine Tätowierung vom Körper entfernt werden sollte, wenn dies der Gesundheit nicht schadet. Wenn die Tätowierung nicht entfernt werden kann, weil die Operation den Körper schädigen oder ein entstelltes Aussehen hinterlassen würde, kann die Person Buße tun und von ihrer Sünde befreit werden. (Şerḥu Müslim, 14/106)

Wenn es für eine Person, die bereits eine Tätowierung hatte, möglich ist, diese schmerzlos entfernen zu lassen, sollte sie diese entfernen lassen; wenn dies nicht möglich ist (auch aus Geldmangel, wenn die Behandlung zu teuer ist), sollte sie die Tätowierung abdecken, sodass sie nicht sichtbar ist, um kein schlechtes Beispiel für andere zu geben, und sie sollte bereuen und um Vergebung bitten, damit sie es nicht wieder tut.

Die normale Gebetswaschung oder Ganzkörperwaschung (Ghusl), die er/sie durchführt, ist gültig, unabhängig davon, ob wir über Mann Frau sprechen. Mit dieser Waschung kann man alle Arten des Gottesdienstes verrichten.

19 Wie steht es damit das Gebet zu vernachlässigen, weil man sich auf die Barmherzigkeit Gottes verlässt?

es ist nicht richtig, das Gebet mit der Intention „Gott wird mir dies so oder so verzeihen“ zu vernachlässigen. Diesen Zustand könnte man damit gleichsetzen, dass jemand auf Essen und Trinken verzichtet und sagt: „Gott ist barmherzig, er lässt nicht zu dass ich sterbe“. Allah (c.c.) der Erhabene teilt uns im Koran mit, wie im Jenseits mit jenen verfahren wird, die das Pflichtgebet unterlassen haben:

„Sie werden sich in Gärten befinden, und sie werden einander fragen nach den Übeltätern: "Was hat euch ins Saqar-Höllenfeuer geführt?“. Sie werden sagen: "Wir gehörten nicht zu denjenigen, die beteten.“ (Sura al-Mudassir, 74:40-43)

„Es folgten dann nach ihnen Nachfolger, die das Gebet vernachlässigten und den Begierden nachgingen. So werden sie den Untergang finden, Außer denen, die umkehren und glauben und Gutes tun. Diese gehen ins Paradies ein - und ihnen wird in nichts Unrecht getan.“ (Sure Maryam 19:59-60)

„Wehe nun den Betenden, denjenigen, die auf ihre Gebete nicht achten.“ (Sura al-Mā’ūn 107:4-5)

Und vom ehrenwerten Propheten (s.a.s.) wird sinngemäß überliefert:

„Wer bewusst das Gebet vernachlässigt, den verlässt der Beistand Gottes und seines Gesandten.“ (Aḥmad ibn Ḥanbal, IV/238; VI/461)

„Wer das Nachmittagsgebet unterlässt, dessen Taten sind erfolglos.“ (Buḫārī, Mawāqit,13, 34; Nasāʾī, Ṣalāt, 15)

„Wer das Freitagsgebet drei Mal aus Nachlässigkeit verpasst, dem versiegelt Allah (c.c.) sein Herz.“ (Nasāʾī, Ǧumʿa, 2; Tirmiḏī, Ǧumʿa, 7; Ibn Māǧa, Iqāma, 93)

Das Pflichtgebet zu verrichten ist keine Bedingung für den Īmān, es als verpflichtende Handlung zu akzeptieren hingegen, stellt eine Bedingung des Īmān dar. „Das Gebet ist die Säule der Religion.“ heißt es in einer Überlieferung. Demnach errichtet der Betende seinen Glauben und festigt ihn gleichzeitig, während der Nicht-Betende seinen schwächt und zu Grunde richtet. So sagte der Prophet (s.a.s.) sinngemäß: „Das Haupt unserer Religion ist das Gebet. So wie ein Mensch ohne Haupt nicht existieren kann, so kann die Religion ohne Gebet auch nicht existieren.“ Der Prophet (s.a.s.) kritisiert diejenigen, die das gemeinschaftliche Gebet (in der Moschee) bewusst vernachlässigen, sinngemäß wie folgt: „Bei Gott, ich wünschte ich würde gebieten, dass gebetet wird und dann zum Gebet aufgerufen wird (Iqāma), alsdann ich jemandem gebiete der Gemeinde vorzubeten. Anschließend ginge ich mit einigen Männern, die Holzbündel bei sich haben, zu denjenigen, die das gemeinschaftliche Gebet unterließen, sodass ich ihre Häuser über sie niederbrennen könnte.“ (al-Muwaṭṭaʾ, Ǧamāʿa, 3; Ibn Māǧa, Masāǧid, 17)

 

20 Begeht man Apostasie wenn man absichtlich das Pflichtgebet unterlässt?

zweifelsohne gibt es im Koran und den Überlieferungen zahlreiche starke Aufforderungen und Weisungen das Gebet zu verrichten, da das Pflichtgebet die Basis der diesseitigen und jenseitigen Glückseligkeit darstellt. Ebenso gibt es Ermahnungen bezüglich der Nachteile und Gefahren, die durch das Unterlassen des Gebets auftreten können. In einer Überlieferung von Abū Buraidah (r.a.) heißt es, dass der Prophet (s.a.s.) sinngemäß sagte:

Das, was uns und die Ungläubigen voneinander unterscheidet, ist das Gebet, zu welchem wir uns verpflichtet haben. Wer auch immer das Gebet verlässt, wird zum Ungläubigen (kāfir). (Nasāʾī, Ṣalāt, 8)

Über die genauere Bedeutung des Ausdrucks „wird zum Ungläubigen (kāfir)“ gibt es Meinungsdivergenzen unter den Gelehrten, ob dies sich auf denjenigen bezieht, der einfach nur das Gebet unterlässt, denjenigen, der das Gebet nicht ernst nimmt und es daher nicht verrichtet, oder denjenigen, der das Gebet leugnet und daher nicht verrichtet.

Während einige Gelehrte diesen Ausdruck als Bestimmung für denjenigen interpretieren, der das Gebet aus Ignoranz nicht verrichtet, findet sich bei anderen Gelehrten die Auffassung, dass erst die konkrete Leugnung des Pflichtgebets an sich zum Unglauben (kufr) führt.

Imam Aḥmad ibn Ḥanbal beispielsweise, schaut auf den äußeren Wortlaut und ist der Ansicht, dass die anhaltende Unterlassung des Gebets zum Unglauben (kufr) führt. Die Schāfiiten, Mālikiten und Hanafiten hingegen sind der Ansicht, dass nicht vom Unglauben einer Person die Rede sein kann, solange diese das Pflichtgebet an sich nicht leugnet.

In vielen islamischen Werken ist zu beobachten, dass entsprechend der Überlieferung:

Macht die Dinge leicht und nicht schwer. Und erfreut die Leute (mit froher Botschaft) und schreckt sie nicht ab. (Riyāḍ aṣ-Ṣāliḥīn, 637)

dazu aufgerufen wird, das Gebet mit informierenden, motivierenden, erfreuenden Ratschlägen und Weisungen den Menschen näherzubringen, sodass sie Gefallen am Gebet finden. Jemanden zum Gebet zu nötigen, ihn zu diskreditieren oder ihm gar mit Unglaube (kufr) zu drohen, wäre somit unproduktiv und würde zu mehr und mehr Distanzierungen und Abkehr vom Gebet und von der Religion insgesamt führen. Hierbei ist vor allem zu bedenken, dass das Gebet die innigste und stärkste Beziehung zwischen Mensch und Gott symbolisiert, welche von Liebe und Frömmigkeit geprägt ist.

So behandelt beispielsweise Bediüzzaman Said Nursi diese Thematik und antwortet auf typische Aussagen wie: „Das Gebet ist ja gut. Doch es Tag für Tag fünfmal täglich zu verrichten scheint viel. Da es somit nie aufhört, ist es ermüdend!“ mit Ratschlägen, die das Ego überzeugen, das Herz zufriedenstellen, der Seele Hoffnung geben, dem Verstand einleuchten, Zweifel aufheben und wegweisend sind, womit er eine produktive Methode verfolgt und zwingende und strafende Maßnahmen außen vor lässt. (Vgl. Sözler, S.243)

 

21 Was bedeuten diese Zahlen bei den Gebeten?

der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) spricht von Gebeten, Huldigungen und Rezitationen die in bestimmten Abfolge und Zahl abgehalten werden sollen. Dies entsprechend sich zu verhalten entspricht demnach der Sunna.

So wie materielle Schlösser für sie speziell angefertigte und genau darauf passende Schlüssel haben, so haben auch manche spirituelle Wahrheiten wie eben jene Schlösser ein für sie passenden Schlüssel.

Damit manche spirituelle Wahrheiten sich entfalten, ist es angemessen, dass einige Gebetsformeln in bestimmter Abfolge und Zahl ausgesprochen werden. Wenn man etwas anderes beabsichtigt, kann die Entfaltung jener spiritueller Wahrheiten nicht stattfinden. Falls beim Rezitieren aber ein Fehler durch Vergesslichkeit vorkommt, erhoffen wir, dass die Barmherzigkeit Gottes dies verzeiht.

Außer bei speziellen Anweisungen wie z.B. 4444 Tafridjiyya, 41 Yasin oder die 33 Tasbih nach dem Gebet, gibt es keine festen Anweisungen oder Empfehlungen bezüglich der Bittgebete oder ähnlichem. Der Glaubende kann so viel beten und rezitieren wie er vermag. Wenn der Glaubende ohne entsprechende Textbelege etwas anderes von sich aus behauptet und etwa sagt, „dieses Gebet muss so und so oft verrichtet werden“, begeht er damit einen Fehler, da er etwas von sich der Religion beifügt. Sofern jemand nicht diese Absicht pflegt und auf eigene oder Erfahrungen anderer bezogen etwas sagt wie, „Die Verrichtung des Gebets in dieser Menge hat geholfen“, lässt er sich diese Schuld nicht zukommen.

Die Pflicht eines Gläubigen ist es dem Beispiel des Propheten (s.a.s.) zu folgen und unser Leben durch seine Sunna zu beehren. Der Gläubige wird mit vielen Textstellen dazu angehalten zu beten und zu huldigen. Gebetsformeln und Segenssprüche die auf unseren Propheten gesprochen werden oder im Gebet rezitiert werden sind einige von ihnen. Bei der Verrichtung dieser göttlichen Pflichten darf man niemals eine Gegenleistung oder Vergütung verlangen.

Leider kommt es aber oft vor, dass die Gläubigen sich in dieser Angelegenheit verirren und anfangen zu beten, mit der Erwartung, dass sie dafür im Diesseits eine Art Gegenleistung erfahren würden. Dann kommt folgende Frage auf:

Gibt es eine Möglichkeit durch unsere Gebete eine direkte Gegenleistung im Diesseits zu erwirken? Gibt es einen Ausspruch oder Beschluss in der Religion diesbezüglich?

Damit man dieser Frage gebührend entgegnen kann ist es wichtig und notwendig, sich daran zu erinnern, dass es sich nach wie vor um Gebete handelt und ihre Entlohnung ist primär im Jenseits zu erwarten.

Die verschiedensten Gebete die wir verrichten, stellen einen Akt des Gottesdienstes dar. Die Erfüllung und Belohnung der Gottesdienste wird im Jenseits ihre Vollendung finden, selbst wenn wir manchmal bereits im Diesseits vergleichsweise kleine Gnadengaben dafür erfahren. Daher kann man auch nicht sagen oder in Unmut darüber verfallen, dass die eigenen Gebete nicht erhört oder erfüllt würden, nur weil es im Diesseits keine umgehende Quittierung gab. Man lenkt seinen Blick auf das Jenseits und die dortige Erfüllung aller Hoffnungen und Erwartungen, so verrichtet der Glaubende weiterhin seinen Dienst.

Es gibt also keinen religiösen Beschluss, der einem Gläubigen verspricht, dass mit welcher Intention auch immer, die Verrichtung von Gottesdiensten auch genau und sofort zur Erfüllung dieser Intentionen führen wird. Der Gläubige kann also im Angesicht einer Schwierigkeit, Krankheit etc. nicht seine Gebete als ein sofort wirkendes Wundermittel betrachten. Genauer gesagt sind es gerade die Momente der Schwierigkeit und der Krankheit, die dem Gläubigen daran erinnern sollen, dass die Zeit der Gebete gekommen ist. Der Gelehrte „Bediüzzaman“ Said Nursi sagt dazu folgende wichtige Worte: „Das Gebet ist ein Gottesdienst! Der Diener ruft mit seinen Gebeten seine Ohnmacht und Hilflosigkeit aus. Die äußeren Umstände sind eben die Zeiten für diese Gebete! Sie sind nicht der tatsächliche Nutzen dieser Gebete. Die Nutzen der Gebete liegen im Jenseits. Man kann nicht sagen, dass die Gebete nicht erfüllt worden sind, wenn die diesseitigen Nutzen nicht eintrafen. Wenn überhaupt zeigt dies, dass die Zeit der Gebete noch nicht vollendet ist und man weiterhin beten soll."

Es darf uns daher nicht passieren, dass wir unsere Gebete zweckentfremden und zu einer Art Vehikel umwandeln, mit denen es uns nur darum geht, die eigenen Ziele und Nutzen zu erwirken. Auch sollten wir uns davor hüten, das diesseitige Geschehen als Beweismittel für die Erfüllung unserer Gebete und Gottesdienste zu sehen. Da sie das eindeutig nicht sind und niemals sein können, laufen wir in die Falle Missmut und Hoffnungslosigkeit aufzubauen, denn wir würden an der falschen Stelle suchen.

Trotzdem gibt es Überlieferungen von wichtigen Gelehrten zu Gebeten und deren Zahlen. Man spricht hier aber von Hoffnungen und nicht von Garantien. Es handelt sich aber dennoch um Gebete, also einen Gottesdienst, deren Zweck es ist und sein sollte, unabdinglich Gott zu verehren. Wenn man die vorgegeben Anzahl nicht erreicht, heißt dies noch nicht, dass der Gläubige schwach im Herzen und im Glauben ist und etwas falsch gemacht hat. Wer mit reinem Herzen und ohne Erwartung sich an Gott wendet, der wird im Jenseits mit Gottes Gnade gesegnet sein. Dies ermöglicht dem Gläubigen auch in jeder Situation Hoffnung zu schöpfen und sich Gott anzuvertrauen. In diesem Herzen findet Missmut keinen Platz und das ist das Wichtigste denn Missmut befleckt und zerreißt dieses Band. Der Gläubige muss in seinen Gebeten also immer bemüht und unabdinglich sein, unabhängig davon was in seinem Umfeld und in der materiellen Welt geschieht.

 

22 Muss man die Sunnah Gebete vor dem Adhan beten, zum Beispiel 10 min bevor das Pflichtgebet stattfindet oder nachdem Adhan?

selbstverständlich ist es am idealsten, wenn bis zum Ende des Gebetsrufs gewartet wird. Dennoch kann das Gebet schon angefangen werden, bevor der Gebetsruf beendet wurde.

Das Wichtigste ist, dass die jeweilige Gebetszeit begonnen hat. Sobald die zeitliche Bedingung erfüllt ist, kann das Gebet auch ohne Gebetsruf oder während es noch vorgetragen wird, durchgeführt werden. 

Für die Frage bedeutet das also, dass wir ohne das Erreichen des Zeitfenster auch nicht beten können. Dabei spielt es keine Rolle ob wir über Sunna oder Pflichtgebet reden. Denn die Sunna des jeweiligen Gebets bildet mit dem Pflichtgebet eine Einheit. Man kann sie also nicht getrennt von einander behandeln. Der Begriff dafür in der islamischen Literatur ist "rawâtib". 

Dementsprechend sind Gebete, die vor dem Eintreffen der Gebetszeit verrichtet sind, nicht gültig. 

Die versäumten Pflichtgebete müssten nachgeholt werden. Die Sunna kann nicht nachgeholt werden bis auf Ausnahme des Morgengebets. Da wird die Sunna auch nachgeholt, sofern das Gebet noch am selben Tag bis zur Mittagstunde verrichtet wird. Wenn es an einem anderen Tag nachgeholt wird, wird die Sunna nicht mehr nachgeholt.   

23 Reicht es wenn man beim tasbihat den muezzin zuhört?

es ist möglich den tasbīḥ in der Gruppe aufzusagen, wie auch alleine für sich.

Beim Gebet mit der Gemeinde schließt man sich generell den muʾaḏḏin bei der Aufsagung der Gebete an. Dies ist besser hinsichtlich der Tugend und Vollkommenheit des Gottesdienstes. 

Sofern der muʾaḏḏin die Rezitationen laut aufsagt, reicht es auch folgend zuzuhören. Es wäre jedoch empfehlenswert, die Reziationen aktiv zu verfolgen und innerlich mitsprechen. 

24 Kann man mit bedruckter Kleidung beten wo Markenzeichen oder Symbole drauf sind?

es ist erlaubt Symbole und Abbildungen anzufertigen, aufzuhänger oder zu tragen, sofern sie nichts Unsittliches oder Heiligies darstellen.

Man kann also mit entsprechender Kleidung beten, sofern diese Smybole oder Abbildungen nicht in die Richtung der Qibla zeigen. 

Es ist durchaus möglich, dass solche Situationen und Umstände zu unnötigen Diskussionen und zu Streit zwischen den Glaubensbrüdern führen können. Im Sinne der Frömmigkeit ("Taqwa") kann es sinnvoll sein, diesbezüglich achtsam zu sein. Wir dürfen nicht vergessen welch immense Rolle das Gebet in unserem Ausleben des Glaubens hat, daher ist es schön im Gebet sensibel zu sein. 

25 Wenn es tugendhafter ist, die Sunna zu Hause zu verrichten, warum verrichten wir sie dann in der Moschee?

zu dieser Sache gibt es einige Hadith, die wir hier abbilden:

Mit Ausnahme der Pflichtgebete sind die Gebete, die man zu Hause verrichtet, tugendhafter als die Gebete in der Moschee. (Buhari, Salat, 52, Ezan, 81; Müslim, Müsâfirîn, 26)

In mehreren Hadithen ermutigte der Prophet (Friede sei mit ihm) dazu, die Sunna-Gebete zu Hause zu verrichten. In einem seiner Hadithe verglich der Prophet (Friede sei mit ihm) das Verrichten der Sunna-Gebete zu Hause mit Licht und riet, die Häuser zu erleuchten, indem man die Sunna-Gebete zu Hause verrichtet, und in einem anderen Hadith riet er, die Häuser nicht in Gräber zu verwandeln, indem man alle Gebete in der Moschee verrichtet, sondern die Sunna-Gebete zu Hause verrichtet. (vgl. Ebû Dâvud, Salât,198; Buhari, Salât, 5; Müslim, Müsâfîrin, 208)

Mit anderen Worten, der Prophet (Friede sei mit ihm) empfiehlt, die Sunna-Gebete zu Hause zu verrichten, nachdem er die Pflichtgebete in der Moschee verrichtet hat, und zwar auf der Grundlage der Weisheit, dass ein Gläubiger sein Heim nicht in ein Grab verwandeln und es erhellen sollte. Der Prophet (Friede sei mit ihm) selbst verrichtete die Sunna-Gebete zu Hause. (Vgl. Müslim, Musâfirîn, 105; Tirmizî, Salât, 158)

Zur Zeit des Propheten (Friede sei mit ihm) verrichteten die meisten Gefährten alle ihre Gebete gemeinsam in der Moschee. Der Prophet (Friede sei mit ihm) bat sie, einige der Sunna-Gebete in ihren Häusern zu verrichten. So begannen die Gefährten, die Pflichtgebete gemeinsam in der Moschee zu verrichten und die Sunna-Gebete, die den Pflichtgebeten untergeordnet waren, in ihren Häusern.

Es liegt jedoch auf der Hand, dass dies heute nicht mehr in großem Umfang möglich ist. Das liegt daran, dass die Menschen an Orten beten, die weit von ihren Häusern entfernt sind, und oft nicht nach Hause zurückkehren können, nachdem sie während der Gebetszeit gebetet haben. Wenn man dann noch arbeitet, ist es sehr schwer, für das Gebet gleich zweimal den Ort zu wechseln.

Ein weiterer Aspekt ist, dass sich die Verhältnisse gewandelt haben. Zu Zeiten des Propheten (Friede sei mit ihm) war der Glaube unter den Prophetengefährten sehr stark und die Bindung an die Gemeinde ebenso. Heutzutage sind die Gebetsräume eher leer und erfüllen viel weniger als zuvor ihre gemeindebildende Funktion und sind daher auch viel weniger sozialer Dreh- und Angelpunkt der Muslime. Die damaligen Prophetengefährten mussten eher ermahnt werden, auch etwas für den Segen des eigenen Zuhause zu tun, weil sie so engagiert für die Gemeinde waren. Die heutigen Muslime brauchen eher die Ermahnung, die Gemeinde zu stärken und Brüderlichkeit zu wahren, daher also öfter mal zur Moschee zu gehen.

Aus diesem Grund ist es heutzutage sehr wertvoll und empfohlen, auch die Sunna in der Moschee zu verrichten.

Doch selbst wenn jemand die Sunna-Gebete in der Moschee verrichtet, sollte er seine Wohnung nicht des Segens des Gebets berauben. Sie sollten sie nicht in "Gräber" verwandeln, wie es der Hadith ausdrückt. In ihren Häusern verrichten sie zusätzliche Gebete oder holen verpasste Gebete nach. Der beste Ort dafür ist natürlich unser Zuhause.

26 Was ist das Maß des Gebets in der Sajdah/Secde? Ist es zulässig, in der Sajdah/Secde für weltliche Dinge zu beten oder etwas anderes als "subhana rabbiyal a'la" zu sagen, und wenn ja, wird das Gebet dadurch nicht ungültig?

in der hanafitischen Rechtschule wird für üblich auf Basis der Überlieferung von Hudhayfa (r.a.) "subhana rabbiyal a'laa" während der Sajdah (Niederwerfung) gesagt.

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) sagte während der Ruku (gebeugte Haltung) subhana rabbiyal azim und während der Sajdah subhana rabbiyal a'laa. (Ebu Davud, II/30)

Eine weitere Überlieferung wird gerne herangezogen, um zu bestimmen, wie oft man "subhana rabbiyal a'la" sagen soll:

Wenn einer von euch in der Ruku ist, sagt dreimal 'subhanaka rabbiyal azim. Drei ist die Mindestmenge an Lobpreisung. Und wenn er sich in der Sajdah befindet, sollte er dreimal sagen: 'Subhanaka Rabbiyal a'laa'; das ist die geringste Menge an Lobpreisung. (Ebu Davud, II/40)

Es wird auch überliefert, dass der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) neben diesen Lobpreisungen auch andere Lobpreisungen in der Sajdah aufsagte (vgl. Ebu Davud, II/28-35).

Nach hanafitischer Rechtschule ist es nicht angemessen, etwas Anderes als die Lobpreisungen, die man in den Überlieferungen findet, aufzusagen.

Es entspricht der Sunna, während der Sajdah "subhana rabbiyal a'laa" aufzusagen. Das nicht zu tun, macht das Gebet zwar nicht ungültig, man würde aber den Segen dieser Praxis aus der Sunna verstreichen lassen.

Insbesondere in den Pflichtgebeten sollte man von dieser Regel nicht abweichen, da man die Verantwortung für seine Glaubenspflichten trägt. Bei den Gebeten darüber hinaus (z.B. freiwillige Gebete) könnte man schließlich weitere Lobpreisungen einbauen, wenn man so wünscht.

27 Darf man Bittgebete und Dhikr machen während der Zeiten wo man nicht beten darf (Karahaat, Kerahet)?

wir sprechen über die "Karahât" (türkisch: kerahet) Zeiten also die Zeiten in denen man nicht beten darf. Das Gebet wird nicht verrichtet, wenn die Sonne aufgeht, auf dem Höhepunkt ist oder untergeht. Man könnte es sich so merken:

Sonnenaufgang und bis zu 45 Minuten danach 

45 Minuten vor dem Gebetsruf zum Mittagsgebet

45 Minuten vor dem Gebetsruf zur Abendgebet

Dazu gibt es eine recht klare Überlieferung:

"Der Gesandte Allahs (s.a.s.) hat uns verboten, zu drei Zeiten zu beten und unsere Toten zu begraben. Vom Aufgang der Sonne bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie eine oder zwei Speerlängen aufgeht, von dem Zeitpunkt, an dem die Sonne ganz aufrecht am Himmel steht, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich nach Westen wendet, und von dem Zeitpunkt, an dem die Sonne gelb wird, bis zu ihrem Untergang" (Müslim, Müsâfîrîn, 293; Ebû Dâvud, Cenâiz 51; Tirmizî, Cenâiz, 41; Nesaî, Mevâkît, 31, 34, Cenâiz, 89; İbn Mâce, Cenâiz, 30; Dârimî, Salât, 142).

All das bezieht sich aber auf das Zeitgebet, nicht aber auf generelle Bittgebete oder Huldigungen (Dhikr). Zu diesen drei Zeiten wird also lediglich das Zeitgebet untersagt, alle anderen gottesdienstlichen Handlungen sind davon nicht betroffen. Man dürfte also problemlos seine Bittgebete sprechen oder den Koran rezitieren. Es gibt lediglich Meinungsverschiedenheiten ob zu diesen Zeitpunkten es besser wäre den Koran zu rezitieren, oder Bittgebete und Gebetsformeln wie das Salawât zu sprechen (vgl. Celal Yıldırım, İslam Fıkhı, 4/151)

28 Wie viele sunnah sind vor und nach dem Jummah gebet vorgesehen?

das Freitagsgebet besteht eigentlich aus zwei Rak'at. Es wird in der Gemeinde zur Zeit des Mittagsgebets verrichtet. Es wird nicht allein verrichtet.

Wenn eine Person nicht zum Freitagsgebet kommen kann, sollte sie stattdessen das Mittagsgebet verrichten. Abgesehen von diesen beiden Rak'at des Freitagsgebets gibt es 8 Rak'at der Sunna, 4 vor dem Pflichtgebet und 4 nach dem Pflichtgebet.

Nach dem Eintritt in die Zeit wird die erste Sunna des Jum'ah mit 4 Rak'at zuerst verrichtet. Danach wird der interne Adhan innerhalb der Moschee ausgerufen. Nach dem Adhan steigt der Khatib auf die Kanzel und hält eine Predigt. Nach der Predigt begibt er sich zum Mihrab, wird zum Imam und verrichtet zwei Rak'at des Freitagsgebets mit der Gemeinde. Nach diesen zwei Rak'ats verrichtet die Gemeinde die letzte Sunna des Freitags für 4 Rak'ats.

"Der Prophet pflegte vier Rak'at vor dem Freitagsgebet und vier Rak'at nach dem Freitagsgebet zu beten, ohne die Rak'at mit dem Salaam zu trennen." (Zeylaî, Nasbur-Râve, II/206)

Nach shafiitischer Sicht ist es auch zulässig diese vier Rak'at vor und nach dem Freitagsgebet auf zwei Rak'at zu reduzieren (Nevevi, Mecmu, 3/457; Mehmet Keskin, Şafi İlmihali, s, 204). 

Damit ist das Freitagsgebet beendet. Danach gibt es zwei weitere Gebete, eines mit 4 Rak'at und das andere mit 2 Rak'at, die nicht mit der Jum'ah verbunden sind. Das Gebet mit vier Rak'at wird von der Form her wie die erste Sunna der Jum'ah verrichtet. Falls gewünscht, können die letzten beiden Rak'at ohne Rezitation der Suren verrichtet werden (wie das Fard des Mittags). Der Name dieses Gebets ist Zuhr-i âhir.

Der Vorsatz wird wie folgt gefasst: "Ich beabsichtige, das letzte Mittagsgebet zu verrichten, dessen Zeit gekommen, aber noch nicht verstrichen ist." Dieses Gebet ist eine Vorsichtsmaßnahme, die von den Rechtsgelehrten als Ersatz für das Mittagsgebet an diesem Tag angesehen wurde, falls das Freitagsgebet nicht gültig ist. Wenn das Jum'ah-Gebet gültig ist, dann ersetzt dieses Gebet das obligatorische Mittagsgebet. Für diejenigen, die keinen Ausfall schulden, ist es ein Nafila-Gebet. Dies ist auch der Grund, warum es ehrenvoller ist, es wie die Sunna des Jum'ah zu verrichten. Nach Zuhr al-'âhir wird ein Gebet von zwei Rak'at als Sunna der Zeit verrichtet. Diese zwei Rak'ah können auch als Qadâ des Fajr-Gebets verrichtet werden.

In den Katechismusbüchern (Ilmihâl) werden diese zwei Gebeteerwähnt. Der Grund für die Hinzufügung dieser beiden Gebete, die zur Zeit des Propheten (Friede sei mit ihm) nicht verrichtet wurden, liegt darin, dass zur Zeit des Propheten (Friede sei mit ihm) das Freitagsgebet in der größten Moschee jeder Siedlung gemeinsam verrichtet wurde, aber als sich der islamische Staat ausbreitete und die Städte wuchsen, war es nicht mehr möglich, diese Praxis fortzusetzen. Aus diesem Grund haben die islamischen Gelehrten versucht, zumindest das Mittagsgebet zu gewährleisten, falls das Freitagsgebet nicht angenommen wird, indem sie die obligatorische und die letzte Sunna des Mittagsgebets hinzufügten.

Vorzugsweise wird das erste dieser beiden Gebete als "Nachholen des letzten Fajr-Gebetes, das ich nicht rechtzeitig beten konnte" und als Nachholen des versäumten Fajr-Gebetes und das zweite Gebet als "Nachholen des letzten Fajr-Gebetes, das ich nicht rechtzeitig beten konnte" und als Nachholen des versäumten Fajr-Gebetes verrichtet, um so der ijma zu entsprechen und zwei Unfallgebete gleichzeitig zu erfüllen.

29 Moschee betreten mit Socken, mit denen man zu Hause auf dem Toilettenboden lief?

ein Bad ist nicht unrein, nur weil es Bad genannt wird. Man kann sogar in einem sauberen Bad beten. Wenn die Stelle, auf die die Socken getreten werden, sauber ist, gibt es kein Problem.

Es ist jedoch verpönt ("makruh"), in fettiger, schmutziger Arbeitskleidung oder in Kleidung, die nicht zum Ausgehen mit Älteren geeignet ist oder in stinkender Kleidung und mit stinkenden, dreckigen Socken zu beten. Wenn man keine andere Kleidung hat und mittellos, ist es jedoch nicht veroönt.

Wenn eine Person unwissentlich in einem Kleidungsstück betet, das so unrein ist, dass es die Gültigkeit des Gebets verhindert, sollte sie das Gebet zurückgeben, nachdem sie davon erfahren hat. Die Religio gibt vor, welche Art von Unreinheit in dem Kleidungsstück das Gebet ungültig werden lässt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Fleisch von Landtieren mit fließendem Blut, unabhängig davon, ob ihr Fleisch gegessen werden darf oder nicht, und das Fleisch von Tieren, die sterben oder getötet werden, ohne nach der religiösen Methode geschlachtet worden zu sein, unrein (najis) ist. Blut, Schweinefleisch, berauschende Getränke, menschlicher Urin, Fäkalien und Erbrochenes sowie das Fleisch, der Urin und die Fäkalien von Tieren, deren Fleisch nicht gegessen werden darf, sind die Substanzen, die in der Religion als najis (unrein) gelten. Die Mehrheit der Rechtsgelehrten hat auch Wein als najis in materieller Hinsicht betrachtet.

Im Detail gibt es Unterschiede innerhalb der verschiedenen Rechtschulen. Diese genannten Punkte sind daher als grundsätzliche Punkte zu verstehen, während es in Teilfragen unterschiedliche Ergebnisse geben kann, je nach Rechtschule.

Auf der anderen Seite, um Schwierigkeiten zu beseitigen und die Religion zu erleichtern, liegen Gegenstände wie kleinste Reste auf der Kleidung aus dem Gang zum WC, Schlammspritzer beim Gehen auf der Straße, Schmutz von Fliegen und ähnlichen Insekten, Dämpfe und Staub von unreinen Substanzen innerhalb einer gewissen Toleranzgrenze, da sie schwer zu vermeiden sind. Dennoch sollte man von solchen Zugeständnissen nur dann Gebrauch machen, wenn es notwendig ist, und man sollte bei der Reinigung des Körpers, der Kleidung und der Umgebung sowohl während als auch außerhalb des Gebets so sorgfältig wie möglich sein. Da das Gebet den Aufstieg der Seele zu Allah und das Stehen in Seiner Gegenwart symbolisiert, wird empfohlen, dass der Muslim zum Gebet in der saubersten und schönsten Kleidung steht.

30 Stimmt es dass im Koran nicht über das Nachholen von Gebeten gesprochen wird?

obwohl nicht alle islamischen Vorschriften ausdrücklich im Koran zu finden sind, zeigen uns die Praktiken des Propheten (Friede sei mit ihm), dass es eine Verpflichtung gibt, das versäumte Gebet nachzuholen. Das Nachholen eines versäumten Pflichtgebets wird „qadha“ genannt. Der Prophet (Friede sei mit ihm) hat selbst Gebete nachgeholt.

In der Grabenschlacht hinderten die Polytheisten den Gesandten Allahs (Friede sei mit ihm) daran, vier Pflichtgebete zu beten, und sogar ein Teil der Nacht war vergangen. Schließlich befahl der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) Bilâl-i Habeshi, zum Gebet aufzurufen. Bilâl sagte den Adhan auf und sie beteten das Mittagsgebet. Dann beteten sie das Mittagsgebet, dann beteten sie das Mittagsgebet, dann beteten sie das Mittagsgebet, dann beteten sie das Mittagsgebet, dann beteten sie das Mittagsgebet, dann beteten sie das Mittagsgebet. Abu Sa'id al-Khudri (r.a.) berichtet, dass der folgende Vers zu dieser Zeit herabgesandt wurde:

Und Allah schlug die Ungläubigen in ihrem Grimm zurück; sie erlangten keinen Vorteil. Und Allah ersparte den Gläubigen den Kampf. Und Allah ist Allmächtig, Erhaben. (33/25)

Der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) sagte, dass ein Gläubiger nur in zwei Fällen als verhindert angesehen wird, so dass er dann das Gebet nachholen mag:

„Wer auch immer (unbeabsichtigt) einschläft oder vergisst und das Gebet nicht zur rechten Zeit verrichtet, soll es verrichten, sobald er sich daran erinnert.“ (Tirmizî, Salât, 16, Mevâkit, 53; İbn Mâce, Salât, 10)

Nach Ansicht der meisten islamischen Rechtsgelehrten ist es auch obligatorisch, die Pflichtgebete nachzuholen, die nicht rechtzeitig verrichtet wurden. Denn selbst im Falle einer Entschuldigung wie Schlaf oder Vergesslichkeit ist es obligatorisch, die Pflichtgebete nachzuholen, und diejenigen, die sie ohne Entschuldigung nicht rechtzeitig verrichten, sollten dies zuerst tun. Außerdem sollte man bei Allah für die Verspätung des Gebets Reue und Vergebung zeigen. Eine Reue ohne Nachholen der Gebete ist nicht gültig. (İbnü'l-Hümâm, Fethu'l-Kadîr, Mısır 1389/1970, I, 485 vd.; İbn Âbidin, Reddu'l-Muhtâr ale'd-Dürri'l-Muhtâr, İstanbul 1984, II, 62-67)

Nach Abu Bakr ibn al-'Arabi schlief der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) dreimal während seiner Reisen und verrichtete das Fajr-Gebet mit seinen Gefährten. Eines davon war die Rückkehr von der Schlacht von Khaybar. Es wird von Abu Hurairah überliefert, dass der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) in seiner Unterkunft ruhte, als er einschlief und Bilâl aufforderte, sie für das Fajr-Gebet zu wecken. Bilâl verrichtete das Pflichtgebet, und als der Morgen anbrach, schlief er auf sein Tier gestützt ein. Weder der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) noch einer seiner Gefährten wachte vor lauter Müdigkeit auf, bis die Sonne auf ihr Gesicht schien. Der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) war der erste, der aufwachte und Bilâl warnte. Nach einer Weile wurde den Gefährten befohlen, die Waschung zu verrichten, der Prophet (Friede sei mit ihm) betete zwei Rak'ah, dann rief Bilâl den Iqâma und das Fajr-Gebet wurde in der Gemeinde verrichtet. Dann sagte der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm):

„Wer sein Gebet vergisst, soll es sofort verrichten, wenn er sich daran erinnert. Denn Allah hat gesagt: 'Betet im Gedenken an Mich' (20/14).“ (Müslim, Mesâcid, 309; Ebu Dâvud, Salât, 11; Tirmizi, Tefsîru Sûre, 20; İbn Mâce, Salât, 10; Ahmed b. Hanbel, Müsned, IV, 47)

Bei einer anderen Reise, die von Abu Qatadah und Imran b. Husayn getrennt überliefert wurde, verrichtete der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) das Fajr-Gebet aus Versehen, nachdem die Sonne aufgegangen und durch den Schlaf weiß geworden war. Da die Überlieferer des Vorfalls nicht spezifizierten, um welche Reise es sich handelte, haben die Hadith-Gelehrten erklärt, dass es sich um Khaybar, Tabuk, Hudaybiyybiyyah oder Dschaisch al-Umarah gehandelt haben könnte. (Vgl. Buhârî, Teyemmüm, 6; Menâkıb, 25; Müslim, Mesâcid, 311, 312; Sahîh-i Müslim Terceme ve Şerhi, IV, 1955-1963)

Die Rechtsprechung zur Verrichtung der Qadha-Gebete lässt sich wie folgt zusammenfassen:

Die fünf Pflichtgebete, die nicht pünktlich verrichtet wurden, sind nachzuholen. Andere Pflichtgebete, wie z.B. die Wajib-Gebete, sind ebenfalls nachzuholen. Die Situation der Sunnah der Gebete ist wie folgt: Wenn die Sunna des Fajr-Gebetes nicht rechtzeitig verrichtet wurde, muss sie zusammen mit dem Fajr-Gebet nach Sonnenaufgang bis zur Zeit der „Tagesmitte“ (die Mitte der Mittagszeit) nachgeholt werden. Es darf nicht vor Sonnenaufgang oder nach der Tagesmitte nachgeholt werden.

Wenn die erste Sunna des Mittagsgebets versäumt wird, um das Fard noch rechtzeitig mit der Gemeinde beten zu können, kann sie nach dem Fard und vor oder nach den letzten beiden Rak'ahs der Sunna nachgeholt werden. (vgl. İbn Abidin, Reddu'l-Muhtâr ale'd-Dürri'l-Muhtâr, İstanbul 1984, II, 65)
Eine nicht verrichtete Sunnah muss nicht nachgeholt werden. Wird eine Sunnah oder ein anderes Gebet nach Beginn aus irgendeinem Grund unterbrochen, ist es nachzuholen.

Frauen holen die Pflichtgebete, die sie innerhalb ihrer Periode nicht verrichten können, nicht nach. Sie holen jedoch die Tage am Ramadan in denen sie durch die Periode nicht fasten können nach.

31 Wie soll ich beten, wenn ich mit dem auto am reisen bin und ich nicht religiöse Eltern habe?

zunächst muss die Frage geteilt werden, da es sich um zwei verschiedene Themen handelt. Zum einen geht es um die rechtliche Frage, wie man mit dem Gebet umgeht, wenn man auf Reisen ist. Die andere Frage betrifft den Umgang mit den Eltern und den unterschiedlichen Lebensweisen.

Man versucht zunächst, immer die Waschung zu vollziehen, und sobald die Zeit gekommen ist, nimmt man sich vor, das Gebet sofort zu verrichten, egal wo man ist Wenn man nicht in der Lage bist, aus dem Auto auszusteigen, kann man das Gebet im Auto verrichten, wo man sitzt, ohne die Haltung zu verändern, mit der Absicht, zur Qibla zu schauen. In jedem Fall sollte man die Gebete immer verrichten, auch wenn man sich nur auf die Fard-Gebete konzentriert. Wenn nichts mehr funktioniert, kann man das Gebet nachholen bzw. die Gebete zusammenlegen. Diese Option nutzt man aber erst, wenn tatsächlich kein Weg daran vorbeiführt. Denn das nachgeholte Gebet erreicht im Rang niemals das pünktliche Gebet. Die Option das Gebet nachzuholen, ist also eher eine Art Notfallplan und kein "praktischer Ersatz" wenn es bequemer ist. 

Der Umgang mit nichtreligiösen Eltern ist kompliziert. Denn unsere Religion gibt uns zwei Werte mit auf den Weg. Erstens sollen wir auf unsere Eltern hören, sie achten, respektieren und nicht beleidigen. Das ist das Wohlwollen Allahs. Der andere Wert ist, dass wir mit all unseren Handlungen stets das Wohlwollen Allahs suchen und nur dies als Absicht verfolgen, also Allah stets den Vorrang geben. Aus diesen beiden Werten ergibt sich, dass wir unsere Eltern immer respektieren und uns nur dann gegen sie auflehnen, wenn sie sich aktiv gegen Allah auflehnen und uns zum Unglauben zwingen wollen. Dabei muss auch klar sein, dass es einen großen Unterschied zwischen Unglauben und mangelnder Religionspraxis gibt. Die Eltern beten vielleicht nicht, aber das macht sie noch nicht zu Ungläubigen, die Allah verleugnen. Die Abkehr von den Eltern ist nur dann ein notwendiger Schritt, wenn die Eltern sich aktiv zwischen uns und Allah stellen und uns aktiv an der Ausübung unserer Religion hindern. 

Solche Entscheidungen sind jedoch nicht leicht zu treffen, und es wäre auch sehr viel verlangt, wenn ein Kind einfach mit seinen Eltern brechen würde. Deshalb sollte man immer das Gespräch suchen und den Eltern genau erklären, warum einem das Gebet wichtig ist, ohne sie zu überfordern oder ihren Lebensstil in Frage zu stellen. Religion wird nicht mit geballter Faust und gerunzelter Stirn verkündet, sondern mit Sanftmut, Güte und Wärme. Man zwingt nicht, sondern lädt ein. Wenn man dann noch deutlich macht, dass das Gebet auf der Reise dank der Vorbereitung tatsächlich nur wenige Minuten pro Gebet in Anspruch nimmt, stößt man sicher nicht auf taube Ohren. 

32 Stimmt es dass das Gebet die Sünden reinigt?

eine Überlieferung diesbezüglich sieht so aus:

"Die fünf täglichen Gebete sind wie ein Fluss, der vor der Tür eines jeden von euch fließt und in dem er fünfmal am Tag badet." (Müslim, Mesâcid 284)

So wie Schmutz und Dreck auf dem Körper oder der Kleidung eines Menschen durch Waschen und Waschen gereinigt werden, ist die Reinigung von geistigem Schmutz durch die fünf täglichen Gebete möglich. Die Überlieferung gibt darauf klare Hinweise.

Die Analogie der fünf täglichen Gebete zu einem Fluss, der an der Haustür vorbeifließt und in dem man fünfmal am Tag badet, weist darauf hin, dass es sowohl ein leicht zugängliches Mittel zur Reinigung gibt, als auch dass es möglich ist, sich auf bestmögliche Weise zu reinigen.

Jeder Muslim hat die Möglichkeit und Chance, die Fehler und Sünden, die er in einem Zeitraum von vierundzwanzig Stunden, d.h. einem Tag und einer Nacht, absichtlich oder unabsichtlich begangen hat, zu sühnen, indem er in diesem Zeitraum die fünf täglichen Gebete verrichtet. Dies zeigt, dass jedes Gebet eine Sühne für die Sünden ist, die seit dem vorangegangenen Gebet begangen wurden.

In dieser Überlieferung wird nicht zwischen großen und kleinen Sünden unterschieden. In einer anderen Überlieferung heißt es jedoch: "Wenn die großen Sünden vermieden werden, werden die fünf Gebete die Sünden zwischen diesen Gebeten sühnen." (Vgl. Müslim, Tahâret 16)

Die fünf täglichen Gebete sind eine Gelegenheit, die Sünden fünfmal am Tag abzuwaschen.

Fünfmal am Tag zu beten bedeutet, materiell und geistig ein "reiner Muslim" zu sein. (Vgl. Riyazü's Salihin)

 

33 Stimmt es dass Schlechter Adhan und Rezitation des Korans Grausamkeiten sind?

wir konnten keine Hadith-Quelle finden, die besagt: "Schlechter Adhan und Rezitation des Korans sind Grausamkeiten."

Einige der im Internet kursierenden Sprüche, die diese Bedeutung haben, sind keine Hadithe, sondern die Worte anderer Leute.

Generell stellt sich die Frage, was „schlecht“ in diesem Zusammenhang eigentlich bedeutet. Grundsätzlich muss es möglich sein, etwas nach bestimmten Kriterien und in Relation zu bewerten. Man muss also wissen, was „gut“ ist, um bestimmen zu können, was davon abweichend als „schlecht“ angesehen werden kann. Dies zeigt uns schließlich, dass der Adhan und die Rezitation des Korans grundsätzlich nur in einem Kontext bewertet werden können, und das ist der Gottesdienst in der Gemeinde. Denn zu Hause hat man keine Gemeindepflicht und kann letztlich nur so gut rezitieren, wie man kann. Es gibt keine Möglichkeit zum Vergleich und zum ersetzen. In der Gemeinde aber hat man die Pflicht, den Gottesdienst so gut wie möglich zu gestalten. Hier spielt es also durchaus eine Rolle, wie gut man vortragen kann bzw. wer in der Gemeinde am besten vortragen kann. Generell kann man also sagen, dass die fähigsten Personen im Gottesdienst in der Gemeinde vortragen sollten.

Seit der Zeit des Propheten (Friede sei mit ihm) wurden die Muezzine unter Leuten ausgewählt, die eine schöne und laute Stimme hatten, die den Heiligen Koran gut rezitieren konnten und die sich mit Musik auskannten. Es wird berichtet, dass der Prophet (Friede sei mit ihm) etwa zwanzig Personen den Gebetsruf lesen und hören ließ, und dass er die Stimme von Abu Mahzure unter ihnen mochte und ihn die Worte des Gebetsrufs lehrte.  (Vgl.  Darimi, Salat, 7)

In den Hadithen wird auch empfohlen, den Koran mit einer schönen Stimme zu rezitieren. Der Prophet (Friede sei mit ihm) schätzte diejenigen, die den Koran mit einer schönen Stimme rezitierten, und ernannte Bilâl-i Habeshi zum Muezzin, besonders wegen seiner schönen Stimme. Der Prophet (Friede sei mit ihm) sagte: "Schmückt und verschönert den Koran mit euren Stimmen." (Vgl. Buhari, Tevhid, 53)

der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) wies mit verschiedenen Worten und Praktiken auf die Bedeutung des Muezzinismus hin und forderte die Muezzine auf, ihre Aufgaben ordnungsgemäß zu erfüllen, die Menschen nicht zu stören und ihre Stimme nicht unnötig zu erheben. (Vgl. Tecrid Tercemesi, 2/567)

Insgesamt kann man also sagen, dass niemand davon abgehalten werden kann oder traurig darüber sein muss und ganz sicher keine Gräueltat begeht, wenn man nicht gut in der Rezitation ist. In der Gemeinde sollten aber diejenigen das Gebet leiten, die innerhalb der Gemeinde am besten oder zumindest gut genug rezitieren können.

34 Wenn Gott weiß, was wir wollen, warum sollen wir dann beten?

Allah weiß alles, was gewesen ist, ist und sein wird. Er weiß dies mit seinem unendlichen Wissen. Sein Wissen zwingt den Menschen nicht zu etwas, denn das Wissen unterliegt einzig dem Wissenden. Mit anderen Worten: Wir tun nicht, was wir tun, weil er es weiß, sondern er weiß mit seinem ewigen Wissen, was wir tun werden, noch lange bevor wir das wissen.

Wenn du zum Beispiel jetzt betest, weiß Allah, dass du betest, und wenn du nicht betest, weiß Allah, dass du nicht betest. Mit anderen Worten: Allah weiß, was geschehen ist, was geschieht und was geschehen wird.

Das heißt, wir tun es nicht, weil Allah es sagt, sondern weil Allah weiß, dass wir es tun werden.

Man mag diese Frage mit einer Frage beantworten: Wenn wir nicht beten würden, würde Allah uns dann als Beter erkennen, oder würde er uns als Nichtbeter erkennen? Er würde uns selbstverständlich als Nichtbetender kennen.

Wir können uns also nicht auf dem Wissen Allah’s über uns „ausruhen“ und sagen, dass wir nicht beten brauchen, weil Allah ja sowieso wusste, dass ich beten würde. Wir beten nehmen und nehmen damit aktiv an einer gottesdienstlichen Handlung teil und zeigen damit zugleich auch unsere Absicht als Diener.

Deshalb weiß Allah nach unserem Willen. Wenn wir unseren Willen im Gebet einsetzen, weiß er, dass er beten wird, und wenn wir unseren Willen nicht im Gebet einsetzen, weiß er, dass er nicht beten wird. Wenn wir die Frage unter diesem Gesichtspunkt betrachten, werden wir das Problem besser verstehen.

Allah hat uns befreit und uns befohlen, zu beten und Ihn um unsere Bitten zu bitten, um uns an unsere Dienerschaft zu erinnern.

Wer betet,  hat gehorcht, und wer nicht betet, hat nicht gehorcht.

Sprich: "Was kümmert Sich mein Herr um euch, wenn ihr nicht (zu Ihm) betet? Ihr habt (Ihn) ja geleugnet, und das wird (euch) nun anhaften." (25/77)

 

35 Wenn ein Mädchen im Alter von 8 ihre Regel bekommt und 15 wird muss sie die 6 Jahre nach beten?

grundsätzlich gibt es klare Perspektiven, ab wann ein Kind anfangen muss zu beten. https://fragenandenislam.com/content/ab-wann-muss-mein-kind-anfangen-zu-beten

Demnach fängt die Pflicht zum Gebet mit der Pubertät bzw. Geschlechtsreife an. Für Mädchen geht man tendenziell von 9 Jahren als frühster Zeitpunkt aus. Wenn die Geschlechtsreife tatsächlich ein Jahr zuvor bereits einsetzt, müsste man sich womöglich daran orientieren und schon früher anfangen. Allerdings spielt das für die konkrete Frage eine nachgelagerte Rolle. Denn wenn das Kind erst mit 15 Jahren betet, obwohl die Geschlechtsreife weit vorher anfing, müssten die Jahre dazwischen ohnehin nachgeholt werden. 

 

36 Hebt sich die Verpflichtung des rituellen Gebets einer betrunkenen Person auf?

die Gebetsverpflichtung hebt sich bei einer „betrunkenen“ Person nicht auf. Im Gegenteil begeht die Person zwei Sünden; sowohl des Alkoholtrinkens als auch des nicht Verrichtens des Pflichtgebetes, sollte dieses vor dem Konsum oder im Zeitfenster nicht ausgeführt werden.

Im Vorfeld ist dringlich anzumerken, dass der Konsum von alkoholischen Getränken unerlaubt ist. Aus diesem Grund ist es für ein Muslim undenkbar, alkoholische Getränke zu verzehren.

Eine Person, die einen Fehler macht und es nicht leugnet, ist und bleibt ein Muslim. Diese Person wird nicht aus dem Islam ausgestoßen oder zum Ungläubigen erklärt. Folglich ist diese Person verpflichtet, die Gebete zu verrichten.

Da die Trunkenheit das Bewusstsein und die Sinne einer Person beeinflusst/betäubt, wird das in diesem Zustand verrichtete Gebet nicht anerkannt. Allah übermittelt im Koran:

„Ihr Gläubige! Nähert euch nicht dem rituellen Gebet (sondern wartet), wenn ihr betrunken seid – damit (bis) ihr wisst, was ihr sprecht (…)“ (4/43)

Zweifelsohne ist die Anbetung Allahs das Bittgebet sowie alle rituellen Gebete im Zustand eines vollkommenen seelischen und geistlichen Bewusstseins auszuführen. Aus diesem Grund sind Verpflichtungen mit Bedingungen verknüpft. In diesem Zusammenhang sollte die Person das Glaubensbekenntnis abgelegt haben, im Pubertätsalter und beim Bewusstsein und Verstand sein. Damit Gebete seitens Allahs akzeptiert werden, müssen diese mit der Absicht und im Bewusstsein voller Aufrichtigkeit ausgeübt werden. Aus diesem Anlass muss die Person, die das rituelle Gebet verrichten, fasten und ein Bittgebet aussprechen möchte, nüchtern und gesund sein, um zu wissen, was sie sagt und was sie tut.

Konsumiert eine Person Alkohol im Wissen, das es verboten ist, dennoch ansprechbar und im Bewusstsein seiner Handlungen sein, sollte diese Person trotz dessen seiner Verpflichtungen als Muslim nachgehen und die rituellen Gebete verrichten. Die Verpflichtungen sollten in dem dafür vorgegebenen Zeitfenster ausgeführt werden.

37 Stimmt es dass im Koran nicht über das Nachholen von Gebeten gesprochen wird?

obwohl nicht alle islamischen Vorschriften ausdrücklich im Koran zu finden sind, zeigen uns die Praktiken des Propheten (Friede sei mit ihm), dass es eine Verpflichtung gibt, das Qadha-Gebet zu beten. Der Prophet (Friede sei mit ihm) hat selbst das Qadha-Gebet verrichtet.

In der Grabenschlacht hinderten die Polytheisten den Propheten (Friede sei mit ihm) daran, viermal am Tag zu beten, und sogar ein Teil der Nacht war vergangen. Schließlich befahl der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) Bilâl-i Habeshi, zum Gebet aufzurufen. Bilâl sagte den Adhan auf, brachte dann die Qamaat und sie beteten das Mittagsgebet. In gleicher Weise beteten sie danach das Asr-Gebet, das Maghrib-Gebet und schließlich das Ischaa-Gebet. Abu Sa'id al-Khudri (r.a.) berichtet, dass der folgende Vers zu dieser Zeit herabgesandt wurde:

Und Allah schlug die Ungläubigen in ihrem Grimm zurück; sie erlangten keinen Vorteil. Und Allah ersparte den Gläubigen den Kampf. Und Allah ist Allmächtig, Erhaben. (33/25)

Der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) sagte, dass ein Gläubiger nur in zwei Fällen entschuldigt ist, wenn er ein Gebet versäumt:

„Wer auch immer einschläft oder ein Gebet vergisst und es nicht rechtzeitig verrichtet, soll es verrichten, wenn er sich daran erinnert.“ (Tirmizî, Salât, 16, Mevâkit, 53; İbn Mâce, Salât, 10)

Nach Ansicht der meisten islamischen Rechtsgelehrten ist es auch obligatorisch, die nicht rechtzeitig verrichteten Pflichtgebete nachzuholen. Denn auch im Falle einer Entschuldigung, wie Schlaf oder Vergesslichkeit, ist es Pflicht, die Pflichtgebete nachzuholen, und diejenigen, die ohne Entschuldigung nicht rechtzeitig beten, sollten die Pflichtgebete zuerst nachholen. Außerdem sollte man bei Allah für die Verspätung des Gebets Reue und Vergebung zeigen. Eine Reue ohne Nachholen der Gebete ist nicht gültig (vgl. İbnü'l-Hümâm, Fethu'l-Kadîr, Mısır 1389/1970, I, 485 vd.; İbn Âbidin, Reddu'l-Muhtâr ale'd-Dürri'l-Muhtâr, İstanbul 1984, II, 62-67).

Nach Abu Bakr ibn al-Arabi schlief der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) dreimal während seiner Reisen und verrichtete das Fajr-Gebet mit seinen Gefährten. Eines davon war die Rückkehr von der Schlacht von Khaybar. Es wird von Abu Hurairah überliefert, daß der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) in seiner Unterkunft ruhte, als er einschlief, und Bilal (r.a.) anwies, sie zum Fajr-Gebet zu wecken. Bilâl holte ein Gebet nach, und als der Morgen anbrach, schlief er an sein Tier gelehnt ein. Weder der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) noch einer der Gefährten wachte vor lauter Müdigkeit auf, bis die Sonne auf ihr Gesicht schien. Rasulullah (Friede sei mit ihm) wachte als erster auf und warnte Bilâl. Nach einer Weile wurde den Gefährten befohlen, die Waschung zu verrichten, der Prophet (s.) betete zwei Rak'ah, dann brachte Bilâl das Qamaat und das Fajr-Gebet wurde in der Gemeinde verrichtet. Dann sagte der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm):

„Wer sein Gebet vergisst, soll es sofort verrichten, wenn er sich daran erinnert. Denn Allah hat gesagt: 'Betet im Gedenken an Mich' (20/14).“ (Müslim, Mesâcid, 309; Ebu Dâvud, Salât, 11; Tirmizi, Tefsîru Sûre, 20; İbn Mâce, Salât, 10; Ahmed b. Hanbel, Müsned, IV, 47).

Sunnah-Gebete, die noch nicht angefangen wurden, müssen nicht nachgeholt werden. Wenn jedoch ein Sunnah- oder Nafila-Gebet aus irgendeinem Grund in der Mitte abgebrochen wird, ist es obligatorisch, es nachzuholen.

Frauen müssen die Pflichtgebete während ihrer Regel nicht nachholen.

38 ist mein Gebet ungültig wenn ich zu schnell die sajda mache?

diese Frage bezieht sich auf das, was wir als "Ta'dīl-i arkân" bezeichnen. 

Der Begriff, der sich aus dem Wort ta'dîl, das „begradigen, gerade machen, verbessern“ bedeutet, und dem Plural von rukn/arkân, der „der stärkste und stärkste Aspekt von etwas“ bedeutet, bezieht sich als rechtswissenschaftlicher Begriff auf die Verrichtung des Gebets und den Übergängen zwischen den einzelnen Phasen (stehend, gebeugt, sitzend) ohne Eile und in Ruhe.

Der ehrenwerte Prophet (Friede sei mit Ihm), der sagte: „Verrichtet das Gebet so, wie ihr es von mir gelernt habt“ (vgl. (Buhârî, “Eẕân”, 18), gab ein Beispiel dafür, das Gebet in Frieden und Ehrfurcht zu verrichten und seine Rituale ordnungsgemäß zu erfüllen, und wies auf die Bedeutung des Ta'dīl-i arkân hin (vgl. Buhârî, “Eẕân”, 122, 127; Müslim, “Ṣalât”, 193, 196; Ebû Dâvûd, “Ṣalât”, 154), indem er sagte: „Verrichte die Ruku und die Niederwerfungen vollständig“ (vgl. Buhârî, “Eymân”, 3), „Verrichte die Ruku und die Niederwerfungen schön“ (Vgl. Müsned, II, 234, 319, 505), „Wenn einer von euch beim Aufstehen von der Ruku und den Niederwerfungen seinen Rücken nicht vollständig aufrichtet, ist sein Gebet nicht gültig“ (vgl.Ebû Dâvûd, “Ṣalât”, 143), und er warnte diejenigen, die sich nicht daran halten.

Eine gute Faustregel zur Selbstkontrolle ist, dass man jede Phase des Gebets voneinander unterscheiden kann und sich zwischen den Positionswechseln genügend Zeit lässt, um mindestens einmal "Subhanallah" sagen zu können. Das garantiert, dass man nicht gehetzt und unruhig betet.

Wenn man jedoch bei der Verrichtung des Gebets in diesen Fragen nachlässig ist, muss das Gebet nicht nachgeholt werden. Sicher ist das Vernachlässigen der Form des Gebets einer gewissen Kritik würdig, aber die verrichteten Gebete sind gültig.

Man soll nie aufhören zu beten, weil man meint, man bete nicht schön genug. Das sind teuflische Einflüsterungen. Stattdessen sollten wir analysieren, warum wir vielleicht auf eine Weise beten, die nicht ideal ist. Vielleicht sind wir mit unseren Gedanken woanders? Vielleicht haben wir kein gutes Zeitmanagement und zu wenig Zeit für das Gebet? Vielleicht vergessen wir, welch großer Segen im Augenblick des Gebets auf uns herabkommt, und deshalb ist uns das Gebet gleichgültig geworden?

Solche Fragen kann man sich stellen, um über sich selbst nachzudenken, mit dem Ziel, im Gottesdienst besser zu werden. In solchen Fragen ist es grundsätzlich erlaubt, mit sich und anderen zu wetteifern. Aber das darf nicht vor dem Hintergrund geschehen, dass man sich selbst als hoffnungslosen Fall sieht und seine Gebete für sinnlos hält. Das freut am Ende nur den Teufel.

39 Gibt es eine Dua für Autofahrten?

 nach Imam Maalik pflegte der Prophet (Friede sei mit ihm) das folgende Gebet zu sprechen, wenn er seinen Fuß auf sein Reittier setzte, um zu reisen:

„Bismillah! O Allah! Du bist mein Gefährte auf der Reise und mein Beistand in meiner Familie. O Allah, lass die Erde uns dienen und mach unsere Reise leicht. O Allah, ich suche Zuflucht bei Dir vor den Schwierigkeiten der Reise, vor einer Heimkehr mit Trauer und vor dem Übel, das unserem Besitz und unserer Familie widerfahren kann.“ (Muvatta, İsti'zân 34, (2, 977))

Ein anderes Gebet laut wie folgt:

„Wir preisen Allah, der uns dieses Reittier zur Verfügung gestellt hat. Wäre es nicht so, hätten wir es uns nicht erlauben können. Sicherlich wir kehren sicher zu unserem Herrn zurück.“ (Zuhrûf, 43/13'den iktibas)