Wenn die Eltern ungläubig oder fehlgeleitet sind, müssen wir ihnen trotzdem gehorchen?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

Meine Mutter die noch Götzen diente kam zu mir; ich fragte den verehrten Propheten, wie ich mich verhalten sollte: 'Meine Mutter kam zur, sie wolle mich sprechen. Soll ich ihr mit Wohlwollen begegnen?' Er antwortete: 'Ja, zeige ihr den gebührenden Respekt'. [Buharî, Hibe 28, Edeb 8; Müslim, Zekat 50 (1003); Ebu Davud, Zekat, 34 (1668)]

Es gibt viele Situationen und auch Konflikte der damaligen Gottesdiener mit ihren Eltern, die im Unglauben lebten. Für uns ist wichtig, welche Grundregel diese Überlieferung formuliert. Selbst wenn unsere Eltern Ungläubige wären, sind wir dazu ermahnt und gefordert, ihnen den gebührenden Respekt entgegenzubringen. Das ist eine Aufgabe der Menschlichkeit. Es geht auch so weit, dass wir in solch einer Situation immer noch dazu verpflichtet sind, den Unterhalt unserer Eltern zu gewährleisten;

Allah verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht gegen euch der Religion wegen gekämpft und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie gerecht zu behandeln. Gewiß, Allah liebt die Gerechten. (60/8)

Wenn sie dich bedrängen, Mir das beizugesellen, wovon du kein Wissen hast, dann gehorche ihnen nicht. Und geh mit ihnen im Diesseits in rechtlicher Weise um. Und folge dem Weg derer, die sich Mir reumütig zuwenden. Zu Mir wird dann eure Rückkehr sein, da werde Ich euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet. (31/15)

Wir werden also von unserem Schöpfer dazu ermahnt, stets mit Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu verwalten, auch wenn unser Gegenüber fehlgeleitet ist. Unsere Eltern gilt es also stets zu respektieren.

Gehorsam und Aufruhr sind zwei verschiedene Dinge. Solange es keine Aufruhr gegen Gott gibt, werden wir ermahnt stets Gehorsam unseren Eltern gegenüber zu leisten. Also hören wir unseren Eltern in allen Dingen, die sich mit den Willen Gottes vertragen. Wenn unsere Eltern etwas fordern, was nicht vereinbar mit der Religion ist, gilt dieses Gebot nicht mehr. Trotzdem bleibt der Respekt, eine Anfeindung ist also nicht erlaubt.

Gott verfügt über das Herz. Zu ihm müssen wir flüchten. Die Liebe und das Gehorsam der Kinder ihrer Eltern gegenüber, wird möglicherweise ihre Herzen erweichen und sie auf den rechten Weg führen. Das ist schließlich das oberste Ziel.

Unsere Religion sieht Onkel und Tante wie eine Art Elternsatz, also gelten für sie die gleichen Bestimmungen.

Über die anderen Verwandten lässt sich sagen: Es wäre nicht richtig den Kontakt abzubrechen und die Beziehung beenden zu wollen. Statt sie zu meiden, sollten wir ihre Sünden als offene Wunden am Herzen betrachten und uns bemühen diese Wunden mit dem Glauben zu verarzten.

Gute Beziehungen zu pflegen ist einfach, wenn es gerade einem gut geht. Die Herausforderung besteht darin, auch an schlechten Tagen ein guter Freund und Weggefährte zu sein. Das ist wahre Verbundenheit und Bruderschaft. Jemanden an schlechten Tagen seiner Selbst zu überlassen ist sicher nicht sehr ehrenhaft.

Wir haben also die Aufgabe unsere Nächsten zu ermahnen und sie zu belehren, sofern sie in essenziellen Fragen der Religion fehlgeleitet sind. Das ist vielleicht nicht direkt erfolgreich aber ein vielleicht erkaltetes Herz muss geduldig und sanft erwärmt werden. Mit Wut und Gewalt wird dies nicht gelingen.

 

Und warne die Nächsten deiner Sippe. (26/214)

 

Fragen an den islam

Verfasser:
Fragen an den islam
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