Was ist der Erschaffungszweck von Träumen und welche Weisheiten beherbergen sie?

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Was ist der Erschaffungszweck von Träumen und welche Weisheiten beherbergen sie?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Liebe Leserin, lieber Leser

 

Träume sind eine Art der Eingebung (Erleuchtung, Inspiration). Eingebungen und Offenbarungen sind eine Art der Bekanntmachung, mit der Sich der Allbarmherzige und Allgnädige Gott Seinen Dienern, den Menschen, mitteilt und sie dadurch beehrt. Darüber hinaus zeigt Er uns durch Träume Seine Nähe, Seine Barmherzigkeit und Aufmerksamkeit. Er gibt uns damit zuerkennen, dass wir nicht allein stehend sind. Das wir zu jeder Zeit im Lichte Seiner Barmherzigkeit und Beaufsichtigung stehen ist eine Erfordernis Seiner Allwissenheit und Seiner Allgegenwärtigkeit. Träume sind einzelne Lebenswahrheiten, die dem Menschen einzelne Schaufenster in die spirituelle Welt öffnen. Sie sind eine Art Atempause, vor allem für die Menschen, die vor ständiger materieller Beschäftigung erschöpft sind. Eine Art Erinnerung, dass neben der Materie noch etwas anderes existiert. In einer Überlieferung heißt es: „Wahre Träume sind ein Teilstück der Offenbarungen.“ (Buharî, Tabir, 5) Das bedeutet, dass Träume eine unkörperliche Fernsprechleitung zwischen Allah und uns Seinen Dienern sind.
Muhyiddin ibn Arabî, der Meister unter den islamischen Mystikern sagte einst: „Träume sind die erste Stufe zum Aufstieg in die spirituellen Dimensionen, ein erster Ausweg aus dem materiellen Weltenreich.“ Das bedeutet, dass es durch eine gottgerichtete, aufrichtige und fromme Lebensführung möglich ist wahre Träume wahrnehmen und somit Mitteilungen aus der Traumwelt erlangen zu können. Der ehrenwerte Prophet (sav) sagte: „Der, dessen Träume am wahrhaftigsten sind, ist auch der, dessen Worte am glaubhaftesten sind.“ (Müslim, Rüya, 6) In einer weiteren Überlieferung heißt es: „Aus der Prophetenschaft sind nur noch die Berichter geblieben.“ Als die Anwesenden Sahabe fragten: „Oh Resulallah! Wer oder Was sind die Berichter?“, lautete die Antwort des ehrenwerten Gesandten (sav): „Wahre Träume“. (Buharî, 6) Diese Überlieferungen (Hadithe) sind ein Hinweis darauf, dass nach Abschluss der Prophetenschaft nur noch Träume als Kommunikations- und Informationsmittel (Medium) zwischen Gott und den Menschen weiter bestehen. Nach dem der Verbindungsweg der Eingebungen und Offenbarungen eingestellt worden ist, besteht nur noch diese Art der Kommunikationsausführung zur Realisierung der Eingebungen und Offenbarung. Kommen wir nun zu den unterschiedlichen Arten von Träumen.

 

„Wer schön betrachtet, der denkt auch schön; wer schön denkt der erfährt auch schöne Tagträume.“ (Bediuzzaman Said Nursi) Aus islamsicher Sicht gibt es drei arten von Träumen.

 

1. wahre (authentische) Träume
2. dämonische (teuflische) Träume (Albträume)
3. Träume, die aus dem Alltagsleben und der Gedankenarbeit herrühren

 

Wahre Träume, wie der Name es schon vermuten lässt, sind Träume die in der Zukunft tatsächlich eintreffen und Wirklichkeit werden. Sofern man die Befähigung zu solch einer Übersinnlichkeit hat kann man das selber erfahren, bzw. deren Wahrhaftigkeit bestätigen. In solchen Fällen ist dann oft von einem „Déjà-vu“ die Rede. Der ehrenwerte Prophet Muhammad (sav) äußerte sich bezüglich dieser Thematik wie folgt: „Albträume sind nichts als Agitation des Satans, die er den Menschen während ihres Schlafes in ihre Herzen einflüstert, um sie zu ängstigen und sie von einer Unstimmung in die Nächste zu befördern.“ Weiterhin heißt es: „Wenn einer von euch einen schönen Traum erfährt, so ist dieser von Allah. Danket deswegen Allah und verkündet euren Traum. Vernehmt ihr jedoch einen Albtraum, so ist dieser vom Satan. So suchet dann Zuflucht bei Allah und offenbart es niemandem. Ansonsten wird es euch Schaden bringen:“

 

Träume, die aus dem Alltagsleben und der Gedankenarbeit herrühren bestehen auch überwiegend aus den Alltagserlebnissen. Dies bedeutet nur, dass man sich im Alltag sehr intensiv (samt Körper und Geist) mit diesen Dingen befasst hat und es im Gehirn noch nicht ganz abgeschlossen ist. Der ehrenwerte Prophet (sav) sagte folgendes: „Träume sind drei. Die von Allah gesandten und gute Nachricht bekannt gebenden göttlichen Träume. Betrübnis vermittelnde teuflische Träume und die durch den Menschen selbst hervorgebrachten Träume.“ Es ist wahr, dass es unter den Träumen „wahre“ Träume gibt. Aber zu sagen, dass jeder Traum ein Wahrer ist und richtig gedeutet ist stimmt nicht. Es ist ebenfalls nicht richtig, sich auf seine Träume berufend zu handeln. In vielen Büchern der islamischen Rechtschulen ist niedergeschrieben, dass der Satan in der Regel niemals die Gestalt des ehrenwerten Propheten (sav) annehmen würde. Dennoch gilt: Selbst wenn einem am 29. Saban (der Monat vor dem Ramadan) der Prophet (sav) im Traum erscheint und befiehlt ab morgen zu fasten, da Morgen der erste Ramadan sei, darf man sich nicht auf solch einen Traum berufen und handeln. Denn Träume sind kein Wissen das man sicherstellen kann, daher darf man nicht nach Träumen (Illusionen) handeln. (Halil GÜNENÇ, Günümüz Meselelerine Fetvalar II. 300)

 

Das Handeln nach Eingebungen. Was das Handeln nach Eingebungen angeht gibt es einige Kriterien zu beachten. Träume sowie Eingebungen können einerseits göttliche Eingebungen sein. Andererseits können diese sowohl teuflischer Natur sein als aber auch vom eigenen niederen Ego herstammen. Aus diesem Grund gilt es diese Eingebungen sowie Träume sehr gut voneinander abgrenzen und differenzieren zu wissen. Die muslimischen Gelehrten stellen bezüglich dieser Thematik drei Bedingungen, die es zu beachten gilt, damit die Eingebungen sowie Träume authentisch sind. Allerdings betonen sie ebenfalls auch, dass egal wie authentisch die Eingebungen sowie Träume auch sein mögen, sie keinen Menschen zum Handeln zwingen dürfen. Das bedeutet, dass man sich nicht ausschließlich von seinen Eingebungen sowie Träumen lenken lassen darf und zu jeder Zeit vernünftig handeln sollte. Die Bedingungen für die Glaubhaftigkeit der Eingebungen sowie Träume sind:

 

1. Im Traum sowie in der Eingebung dürfen in keiner Weise eines der islamischen Richtlinien aufgehoben oder eines der Verbote für zulässig erklärt werden. Sie dürfen nicht religionsgegensätzlich (verfassungswidrig) sein und dürfen der Sunnah des ehrenwerten Propheten (sav) nicht widersprechen.

2. Im Traum oder in der Eingebung sollte die Verkündung durch eine glaub- und vertrauenswürdige Person mitgeteilt werden. Eine Person, wie Imam Azam Ebu Hanife, Imam Safii, Imam Rabbani oder Imam Gazali und ähnliche, deren Autorität bei allen Muslimen unangezweifelt ist. Eine Person, von der alle wissen und versichern, dass sie niemals Lügen würde und die Glaubensgrundsätze bestens kennt und praktiziert.

 

3. Die aus einer Eingebung oder aus einem Traum gewonnenen Informationen (Kenntnisse, Daten) sollten nicht mit einem religiösen Gesetz gleichgestellt und als solches angesehen werden. Es sollte als eine Empfehlung empfunden werden und als ein Hinweis dienen. Träume und Eingebungen sind eine Art Ansage, eine Art Erinnerung und Warnung. Sie sind unverbindlich und unautoritär. Es wird niemand gerügt werden, weil er einem seiner Träume keine folge geleistet hat.

 


Eine der schönsten Eigenschaften von Träumen ist, auch wenn es kurzweilig ist, dass sie die Abstände aufheben und Zusammenkünfte verwirklichen. Menschen, die ihre Liebsten und Nächsten verloren haben, ist es erlaubt sie in ihren Träumen wieder sehen und damit eine große Freude erlangen zu können. All diese Erklärungsversuche bezüglich der Weisheiten von Träumen sind nur ein Bruchteil vom Ganzen.

 

 

Selam & Dua 

Fragenandenislam - Team

 

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