Ist die Wahrsagerei richtig? Gibt es aus religiöser Sicht vorbehalte?

Details der Frage

In wie fern entsprechen die Aussagen von okkultistischen Mittlern, Wahrsagern u.ä. Spiritisten der Wahrheit?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

heutzutage gibt es an jeder Straßenecke solche so genannten „Wahrsager“. Mehr denn je bieten sie unter abwechslungsreichen Decknamen ihre wahrsagerischen Fähigkeiten an. Wir übertreiben nicht, wenn wir behaupten, dass es kaum eine andere Art der Ausbeutung gibt, in der die Neugier und die Gefühlslage eines Menschen derart ausgenutzt werden. Diese gesamte Thematik bringt unser ehrenwerter Prophet Muhammad (s.a.s.) in einem einzigen Satz zum Ausdruck: „Wahrsager sind ein Nichts.“ (Muslim, Salam 123) Das bedeutet, dass all ihre vorhersagenden Worte keinerlei Gewicht und Bedeutung haben, also nichts als Floskeln sind.

Aus religiöser Sicht betrachtet ist die Wahrsagerei, Hellseherei, Geisterglaube usw. als ein verbreiteter Aberglaube anzusehen, deren Anwendung und Nutzung unserer Auffassung nach nicht ungefährlich ist. Gott bewahre, aber derartige Weißsagungen können zu einem üblen Ende führen und mitunter einen Gläubigen unmerklich vom Gottglauben abbringen. Der ehrenwerte Prophet Muhammad (s.a.s.) verkündet in einer Reihe von Überlieferungen bezüglich dieser Thematik, dass diejenigen, die der Wahrsagerei glauben schenken als Leugner dessen gelten, was Ihm (s.a.s.) herab gesandt wurde. Weiterhin heißt es, dass ihnen der Einlass ins Paradies verwehrt wird. Und die Gebete derer, die zwar nicht daran glauben, aber es dennoch machen oder machen lassen, werden 40 Tage keine Akzeptanz finden. Es ist traurig, wenn Gottgläubige Menschen die regelmäßig aufrichtig zum Gebet stehen nebenher die irreführende Wahrsagerei in Anspruch nehmen, obwohl in vielen Überlieferungen auf mögliche Gefahren hingewiesen ist. Die so genannten Wahrsager schätzen die Zukunft und das Verborgene entsprechend den Erwartungen und der Charaktere ihrer Klientel ein. Allah hingegen ist der wahre und alleinige Besitzer der kommenden Zukunft.

Im Qur´an ist zu diesem Thema folgendes zu lesen:

„Und bei Ihm sind die Schlüssel des Verborgenen; Er allein kennt es. Er weiß, was zu Land und im Meer ist, und kein Blatt fällt nieder, ohne dass Er es weiß. Und kein Körnchen gibt es in den Finsternissen der Erde und nichts Grünes und nichts Dürres, das nicht in einem deutlichen Buch stünde.“ (Sure 6, Vers 59)

„Sprich: "Keiner in den Himmeln und auf Erden kennt das Verborgene, außer Allah." Sie aber kennen den Zeitpunkt nicht, zu dem sie auferweckt werden.“ (Sure 27, Vers 65)

„Sprich: "Ich sage zu euch nicht: "Bei mir sind Allahs Schätze«" und nicht: "Ich kenne das Verborgene". Auch sage ich nicht zu euch: "Ich bin ein Engel". Ich folge nur dem, was mir offenbart wurde." Sprich: "Ist etwa der Blinde dem Sehenden gleich? Wollt ihr denn nicht in euch gehen?“ (Sure 6, Vers 50)

Der Erzengel Gabriel (a.s.) fragte einst den ehrenwerten Propheten (s.a.s.) wie folgt: „Wann wird der jüngste Tag (Apokalypse) sein?“ Und der Prophet (s.a.s.) antwortete bezüglich dieser Angelegenheit: „Der Gefragte weiß nicht mehr als der Fragende.“ (Buharî, Iman 37)


Das Wissen um die Zukunft und das Verborgene (Ghayb) befindet sich in der Macht Gottes. Selbst Sein Gesandter (s.a.s.) verfügt keinerlei Kenntnis über das Verborgene und die Zukunft, wenn Allah ihm das nicht offenbart. Wenn selbst die Gesandten Gottes sowie erlesene Islamgelehrte nicht aus eigener Motivation heraus über die Zukunft und das Verborgene sprechen (aus Ehrfurcht vor Allah), welche Rangstufe und wie viel Glaubhaftigkeit haben dann die so genannten Wahrsager? Kann man denn auch nur einem Bruchteil dessen, was sie so von sich geben, überhaupt trauen und es als Worte der Wahrheit betrachten? Es gibt aber immer noch Welche die sagen, dass die Wahrsagerei doch manchmal zutrifft. Ein Gefährte des ehrenwerten Propheten (s.a.s.) äußerte sich einst genauso, worauf der Prophet (s.a.s.) ihm folgende wegweisende Antwort gab: „Diese (zutreffenden) Worte stammen von den Dschinn. Der Dschinn schnappt das Wissen auf und gackert dieses gleich einem Hühnergegacker wiederum in das Ohr seines Freundes. Auf diese Weise erfindet er mehr als Hundert Lügen dazu.“ (Muslim, Selam 123) Ob nun alle Wahrsager in direkter oder undirekter Beziehung zu den Dschinn stehen vermögen wir nicht zu urteilen. Die so genannte Wahrsagerei (Hellseherei usw.) ist zweifellos Religions- und Glaubenswidrig. Sie ist eine Art Phantasterei, die unumstrittener Weise vom ehrenwerten Propheten Muhammad (s.a.s.) absolute Ablehnung erlangt. In Angesicht dieser Tatsache ist unzweifelhaft zu verstehen, dass die so genannte Wahrsagerei letztendlich ein Werk des verfluchten Satans ist, wovon jeder vernünftige Mensch deutlich Abstand halten sollte. Es liegt nahe, dass die so genannten Wahrsager unbewusst zum Spielball des verfluchten Satans geworden sind, denn der Teufel selbst ist auch ein Dschinn. Wir wissen alle, dass der Satan permanent bemüht ist die Menschen vom Rechten Weg abzulenken und sie in die Irre zu führen. Hier eine kurze Erinnerung an das Versprechen des Satan die Menschen irre zu führen:

Und wahrlich, Wir erschufen euch und formten euch dann. Dann sprachen Wir zu den Engeln: "Werft euch vor Adam nieder!“ Und sie warfen sich nieder, außer Iblis (Satan). Er war nicht bei denen, die sich niederwarfen.
„Er (Gott) sprach: "Was hinderte dich, dich niederzuwerfen, als Ich es dir befahl?" Er (Satan) sagte: „Ich bin besser als er. Du hast mich aus Feuer erschaffen, ihn aber erschufst Du aus Ton.“
Er sprach: „Weg und hinab mit dir! Es geziemt dir nicht, hier hochmütig zu sein. Darum hinaus mit dir, siehe, du bist einer der Gedemütigten.“
Er sagte: „Gib mir eine Frist bis zum Tag der Auferstehung.“
Er sprach: „Fürwahr, die Frist ist dir gewährt.“
Er (Satan) sagte: „Wie Du mich in die Irre gehen ließest, werde ich ihnen auf Deinem geraden Weg auflauern. Dann will ich von vorn und von hinten, von ihrer Rechten und von ihrer Linken über sie kommen, und Du wirst die Mehrzahl von ihnen undankbar finden.“
Er sprach: „Weg von hier, verachtet und verstoßen! Wahrlich, wer von ihnen dir folgt, mit euch allesamt fülle ich die Hölle!“ (Sure 7, Vers 12-18)

Die Sachlage ist unmissverständlich durch zahlreiche Überlieferungen des ehrenwerten Propheten Muhammad (s.a.s.) geklärt. Alles was mit Zukunftsdeutung und Vorhersagen zu tun hat, wie zum Beispiel die Hellseherei, die Wahrsagerei, die okkultistische Mittlung (Medium), das Kartenlesen, den Kaffeesatz-Lesen sowie Horoskope lesen usw. gelten als Religions- und Glaubenswidrig. Es ist ganz gleich unter welchem Aspekt und oder Namen solche Vorhersagen getätigt werden. Auch wenn gelegentlich das Eine oder Andere mal zutreffen sollte, dann ist das vielleicht nur eine Einzige Wahrheit unter hunderten von Lügen. Es ist aus religiöser Sicht nicht erlaubt so etwas auszuführen und oder in Anspruch zunehmen. Sowohl der so genannte Wahrsager als auch der Nutzer begeben sich in Gefahr vom Rechten Weg und somit vom Gottglauben abzukommen.
Die Wahrsagerei gibt es schon seit Anbeginn der Menschheit und obwohl sie islamisch verboten ist und als ein Aberglauben gilt, gibt es weltweit immer noch viele Personen die dem glauben schenken und sie regelmäßig in Anspruch nehmen. Sie haben es nicht geschafft sich diese schlechte Tugend abzugewöhnen. In der vorislamischen Zeit gab es viele unterschiedliche Arten der Wahrsagerei, hier seien nur einige Wenige erwähnt: Auf Sand wurden einige Linien gezeichnet und die Linien wurden anschließend gedeutet. Bei anderen Arten wiederum wurde mit Worten und Namen, sowie mit Würfeln die Zukunft ausgelegt. Die Sterndeutung war und ist immer noch Bestandteil der Wahrsagerei. Eine sehr skurrile Art ist die Zukunft vorhersagen aus Schafsknochen, sowie aus Schafsinnereien. Des Weiteren gibt es noch die Wasserdeutung, Teedeutung, Kaffeesatz-Lesen, Bleigießen, die Deutung von Salz und Wachs, sowie das Deuten der Handschrift und so weiter. Wie zu sehen ist, sind der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Darüber hinaus ist es sehr wichtig zu erwähnen, dass die Wahrsagerei aus wissenschaftlicher Sicht als eine Quelle der Friedlosigkeit und Unruhe zu bezeichnen ist. Insbesondere bei familiären Streitigkeiten und Verwandtschaftsreibereien gilt die Wahrsagerei mit als Ursache dessen.
Prof. Dr. Ilhan Yargic, Fachmann für Psychiatrie, sagt folgendes: „Wahrsager benutzen in der Regel ähnliche Redewendungen. Eine Frau hat ein Problem mit ihrem Ehemann. Dieses einfache Problem wäre schnell geklärt, wenn Mann und Frau sich mal über das Problem unterhalten und aussprechen würden. Die so genannte Wahrsagerin erzählt ihr hingegen, dass jemand (aus der Familie ihres Mannes) sie mit einer Beschwörungen (Zauber/Beeinflussung) manipuliert hat, worauf sie nun mehr allen Familienangehörigen ihres Gatten gegenüber feindlich und dementsprechend ablehnend gestimmt ist. In Wirklichkeit gibt es bzw. gab es bis dahin solch eine Situation gar nicht. Das Orakel nimmt folglich seinen Lauf und die familiären Beziehungen gehen zu Bruch.“

In der türkischen Zeitschrift „Aksiyon“ vom 21.02.2005 ist das Geständnis eines okkultistischen Mittlers niedergeschrieben, in dem es unter anderen wie folgt lautet:
„Als die okkultistische Mittlung (Medium/Wahrsagerei usw.) Popularität erlangt hatte wurde bei vielen Hobby-Wahrsagern auf einmal ihr Hobby zum Beruf, was ihnen sehr viel Geld einbrachte. Egal ob gut oder schlecht, es machte keinen Unterschied. Der seelische Gesundheitszustand der Gesellschaft ist ehrlich gesagt in Gefahr, denn die meisten der Beistand (Trost und Hoffnung) versprechenden Mittler (Medien) sind selbst mit Problemen überhäuft. Die meisten derer, die diese Arbeit verrichten, haben selber seelische Störungen.“ (Aksiyon Dergisi , Seite: 533)

Der Ursprung der Wahrsagerei u.ä. ist der Un- und Aberglaube, welcher in keiner Weise mit der islamischen Religion sowie dem Ein-Gott-Glauben in Zusammenhang zubringen ist. Es bestehen keinerlei Zusammenhänge und oder Verbindungen in irgendeiner Form.

Ein gottesfürchtiger Mensch sollte seine gesunde Aufmerksamkeit nicht auf Unwahrheiten richten. Er sollte nicht seinen Verstand, seine Leidenschaft (Herz) und seinen Glauben somit in Gefahr bringen vom Rechten Weg irre zu gehen. Wir sollten wissen, dass letztendlich doch alles in der Macht Gottes liegt. Wir sollten Seine Gebote einhalten und Ihm vertrauen anstelle den Wahrsagern. Wir sollten bei Ihm Beistand, Hoffnung und Zuflucht suchen und Ihn um Hilfe bitten, in dem wir fest zu Ihm beten und fest an das Schicksal glauben.
Würden wir Gott nur halb so viel Aufmerksamkeit schenken, wie wir den vergänglichen und unnützen Dingen des täglichen Lebens widmen, dann würde so vieles besser laufen als es vielleicht gegenwärtig der Fall ist.

 

Fragen an den islam

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