Gibt es einen Hadith, der besagt, dass Türken und Araber kämpfen werden und alle Türken sterben werden?

Details der Frage

Das macht doch keinen Sinn also Türken sind doch auch Muslime?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

es gibt in der Tat Überlieferungen mit so einem Wortlaut

Die Apokalypse wird erst enden, wenn die Muslime die Türken töten. (Vgl. Müslim, e’s-Sahih, Kitabu’l-Fiten/62-65, hadis no: 2912; Ebu Davud, Sünen, Kitabu’l-Melahim/9 Babun fi Kıtali’t Türk, hadis no: 4303; Nesei, Sünen, Kitabu’l-Cihad/ Babu Gazveti’t-Türk)

Wenn die Muslime die Türken nicht töten, wird die Apokalypse nicht enden. Ihre Gesichter sind wie Schilde, mit überlappender (dicker) Haut.... tragen sie Haare. (Vgl. Müslim, e"s-Sahih, Kitabu"l-Fiten/62-65, hadis no:2912; Ebu Davud, Sünen, Kitabu"l-Melahim/9 Babun fi Kıtali"t Türk, hadis no: 4303; Nesei, Sünen, Kitabu"l-Cihad/ Babu Gazveti"t-Türk...) 

Die Türken, das Volk mit den kleinen (schiefen) Augen, werden gegen euch (die Muslime) kämpfen. Ihr werdet sie dreimal vor euch her treiben. Schließlich werdet ihr auf der arabischen Halbinsel auf sie treffen. Beim ersten Mal werden diejenigen, die vor ihnen fliehen, gerettet werden. Beim zweiten Mal werden einige entkommen und einige vernichtet werden. Und beim dritten Mal werden sie alle vernichtet werden. (Ebu Davud, sünen, hadis no: 4305.)

Bei solchen Fragestellungen, die sich auf Primärquellen beziehen, muss immer auch der Kontext der Entstehungsgeschichte reflektiert werden. Es ist also immer zu fragen, wie die jeweilige Textstelle im historischen Kontext zu sehen ist und welche Bedeutung sich daraus für die heutige Zeit ergibt.  

Diese Erzählungen beziehen sich auf die Türken, die noch nicht Muslime geworden sind. Die Tatsache, dass einige Überlieferungen die Aussage enthalten: „Die Apokalypse wird erst ausbrechen, wenn die Muslime gegen die Türken kämpfen“ (Ebu Davud, Melahim,9/h.no:4303), ist ein unbestreitbarer Beweis für diese Tatsache.

Obwohl wir nicht ins Detail gehen können, sollten wir darauf hinweisen, dass die letzte Hadith-Erzählung in der Frage, die den Eindruck erweckt, dass sie unter Muslimen stattfinden wird, nicht authentisch ist. Nämlich

a) Die Erklärung des Ausdrucks „ein kleinäugiger Stamm“ in dem Hadith, „d.h. Türken“, ist kein Hadith, sondern die Erklärung der Überlieferer. Allerdings haben auch andere Stämme als die Türken zentralasiatischer Herkunft kleine Augen. Dieser Hadith könnte sich auch auf einen von ihnen beziehen.

b) Diese Hadith-Erzählung wird bei Ibn Hanbal anders behandelt. Nach der dortigen Erzählung werden die Muslime in der Schlacht vernichtet werden. Anstelle von „Ihr werdet sie dreimal vor euch her treiben...“ heißt es „Sie werden euch dreimal vor euch her treiben...“. (siehe Avnu-l-Mabud, 11/278)

Mit anderen Worten, es wird gesagt, dass die Türken die Muslime auf die arabische Halbinsel treiben werden, und bei der ersten Expedition werden diejenigen, die entkommen sind, gerettet, bei der zweiten Expedition werden einige von ihnen gerettet und einige vernichtet, und bei der dritten Expedition werden alle mit dem Schwert erschlagen. Mit anderen Worten, es ist das Gegenteil von Abu Dawuds Erzählung. Die Überlieferung von Ahmad b. Hanbal lautet wie folgt:

„Abdulah b. Buraydah erzählte, dass sein Vater sagte: Ich saß mit dem Gesandten Allahs (Friede sei mit ihm) zusammen, als ich ihn sagen hörte:

„Wahrlich, ein Volk mit großen Gesichtern und kleinen Augen, als ob ihre Gesichter Schilde aus Leder wären, wird dreimal bestehen, bis sie meine Umma auf die arabische Halbinsel bringen; in der ersten Zeit werden diejenigen, die vor ihnen fliehen, gerettet werden, in der zweiten Zeit werden einige von ihnen umkommen und einige gerettet werden, und in der dritten Zeit werden alle übrigen von ihnen dem Schwert zum Opfer fallen.“

Sie fragten den Gesandten Allahs: „Wer sind sie, o Gesandter Allahs?

Er sagte: „Es sind Türken, und ich schwöre bei Allah, in dessen Hand meine Seele ist, dass sie ihre Pferde an die Pfähle der Moscheen der Muslime binden werden.“

Der Erzähler sagt: „Danach behielt Buraydah immer zwei oder drei Kamele, Proviant für die Reise und Wasser.

Wie man sieht, stehen sich die Überlieferung von Abu Dawud und die von Ahmad ibn Hanbal diametral gegenüber. Ihre Zusammenstellung und Interpretation ist nicht möglich. Einer der beiden Hadithe muss dem anderen vorgezogen werden. Wenn man die Ereignisse vor und nach den Hadithen betrachtet, überwiegt die Vorstellung, dass Ahmad b. Hanbals Überlieferung genauer ist. Der Grund dafür ist:

Erstens wird das vertriebene Volk auf die arabische Halbinsel gejagt werden. Und die arabische Halbinsel ist die Heimat der Muslime, nicht der nicht-muslimischen Tataren. Die im Krieg Besiegten fliehen in ihre eigene Heimat, nicht in die Heimat des Feindes. Folglich treibt der siegreiche Staat den verfolgten Feind in sein Heimatland.

Zweitens rechnete Buraydah (r.a.), nachdem er den Hadith vom Gesandten Allahs gehört hatte, jederzeit mit einem Angriff der Türken und hielt seine Kamele und Vorräte bereit, um fliehen zu können. Außerdem verrät die Formulierung „oder wie er sagte“ am Ende von Abu Dawuds Überlieferung die Skepsis des Erzählers. Darüber hinaus bestätigen die Ereignisse auch die Erzählung von Ahmad ibn Hanbal.

Es ist klar, dass die Überlieferer der Überlieferung von Abu Dawud getäuscht und falsch zitiert wurden.

Der Autor von 'Awn al-Ma'bud sagt, nachdem er die oben genannten Punkte erklärt hat, dass al-Qurtubi beide Überlieferungen in seine Abhandlung aufgenommen hat und er den Grund dafür nicht verstehen konnte. (vgl. Avnu’l-Mabud, 11/278 vd.)

Wir sehen also, es geht hier nicht um die Türken im Allgemeinen und das gilt für alle Zeiten, sondern im Besonderen um die damaligen Türken, die Feinde des Islam waren. Mit den heutigen Türken, die mehrheitlich Muslime sind, hat das also nichts zu tun. Die Feindschaft gilt allenfalls denjenigen, die sich aktiv für die Vernichtung des Islam einsetzen.

Fragen an den islam

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