Die Antwort in Kurzfassung:
Unser Schöpfer hat das Universum in einer derart komplexen Einzigartigkeit erschaffen, womit Er (Allah) sich uns, mittels der darin befindlichen unzähligen leblosen und lebendigen Geschöpfe/Wesen, vorstellt/mitteilt. Unsere Welt, das gesamte Universum und die darin befindlichen Erschaffungen ähneln einem Buch, welches bei genauerer Betrachtung (Lesen), von Ihm (Allah) erzählt. Dieses Buch (Buch des Universums) übersetzt uns zusammen mit dem Quran, die Bedeutungen und Geheimnisse des Universums. Und mit dem Propheten Muhammad (s.a.s.) wurde uns ein Lehrer entsandt, der uns die korrekte Lesart dieses Buches erklärt.
Nehmen wir einmal die sog. „Brille der Gewohnheit“ ab und betrachten bzw. lesen das Buch des Universums mit einem klaren und unvoreingenommenen Blick, dann können wir die Weisheit und Kunstfertigkeit unseres Schöpfers hinter allem erkennen und Ihm (Allah) Gedenken (über Ihn Nachdenken) und Lobpreisen. So können wir Ihn (Allah) anhand seiner außerordentlich perfekten Werke kennenlernen und darüber hinaus Ihn (Allah) mit seinen endlosen Segnungen lieben.
Dazu die detaillierte Erläuterung:
(Eine Zusammenfassung aus dem Buch des Autors Dr. Furkan Aydin, welche Notizen einer Debatte enthält, worin er einigen atheistischen Gruppen die Existenz Allahs erklärte.)
Worin besteht der Unterschied zwischen Menschen, die einer anderen Religionsgemeinschaft angehören und an einen allmächtigen Gott glauben; und dem vom Quran beschriebenen Gott (Allah) und seiner, nach islamischer Theorie beschriebenen, außergewöhnlichen Attribute/Eigenschaften?
Der Quran antwortet auf diese Frage mit einer sehr kurzen, aber auch sehr tiefgehenden und bedeutungsvollen Sure, der Sure „Ihlas“ (Sure Nummer 112 des Quran). Mit dieser Sure nimmt Allah Bezug auf eine weit verbreitete Unwahrheit die zwischen den Christen und Gott (Allah) besteht, und korrigiert diese (durch die Menschen erschaffene) Unwahrheit. Zudem bewahrt Allah die Muslime davor, den Fehler der Christen zu begehen und setzt eine deutliche Abgrenzung zum Christentum. Diese Antwort ist dem Quran (der Sure „Ihlas“) wie folgt zu entnehmen:
im Namen Allahs des Erbarmers des barmherzigen:
Sprich: Er ist Allah, ein Einziger.
Allah; der Absolute (ewig Unabhängige, von dem alles abhängt).
Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden und Ihm ebenbürtig ist keiner.
(Sure 112)
Mit der Aussage, dass Allah ein einziger ist und es außer Ihm keine andere Gottheit gibt, lehnt Allah im ersten Vers dieser Sure jede Beigesellung (Gotteslästerung) ab. Der zweite Vers sagt aus, dass Er (Allah) nichts braucht (unabhängig ist), aber wiederum alles Ihn (Allah) und in jedem Moment braucht (also alles abhängig ist von Ihm). Der dritte Vers erklärt, dass der Glaube an die Dreifaltigkeit (Vater, Sohn und Heiliger Geist) falsch ist und dass etwas Geborenes und etwas das gebärt, keine Gottheit sein kann. Im vierten Vers beschreibt Allah, dass Er der Schöpfer ist und sich von allem Erschaffenem unterscheidet.
Er (Allah) kann mit absolut nichts verglichen werden und dies zutun ist absolut falsch. Der Quran spricht von einem Schöpfer, der sich in einem ständigen Zustand des „Erschaffens“ befindet und mit der Manifestation des Namens Qayyum (kurz: Der, der alles am Leben hält und den Fortbestand des Lebens gewährleistet = al-Qayyum) das Universum von einem Moment zum nächsten, weiter existieren lässt. Als ob Er (Allah) sich mit diesem Vers auf die Deisten bezieht, die behaupten, Gott hat das Universum wie eine sich selbst überlassene und weiterlaufende Uhr erschaffen, antwortet Allah den Deisten im Quran wie folgt:
Ihn bitten alle, die in den Himmeln und auf Erden sind. Er ist tagtäglich in jeglichem Einsatz. (55/29)
Der Vers erklärt auf eine interessante Art, dass die gesamte Schöpfung zu jeder Zeit ihre Bedürfnisse bei Allah erbittet und Allah auf diese Bedürfnisse antwortet. Betrachtet man einmal diesen Vers vom Ende bis zum Anfang und ließe man außer Acht, dass es einen „immer wieder alles neu Kreierenden“ – Schöpfer gibt, dann wäre die fortwährende Anbetung aller Geschöpfe „bedeutungslos“. Dass die Existenz des Universums und allem sich darin befindlichen, zu jeder Zeit durch den Namen „al-Qayyum“ garantiert wird, wird durch folgenden Vers definiert:
„Allah kein Gott ist da außer Ihm, dem Lebendigen, dem Ewigen.“
Ihn ergreift weder Schlummer noch Schlaf. Ihm gehört, was in den Himmeln und was auf der Erde ist. Wer ist es, der bei Ihm Fürsprache einlegen könnte außer mit Seiner Erlaubnis? Er weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen liegt; sie aber begreifen nichts von Seinem Wissen, es sei denn das, was Er will. Weit reicht Sein Thron über die Himmel und die Erde, und es fällt Ihm nicht schwer, sie (beide) zu bewahren. Und Er ist der Hohe, der Erhabene. (2/255)
Und:
Allah - kein Gott ist da außer Ihm, dem Lebendigen, dem Beständigen. (3/2)
Weshalb hat Gott (Allah) das Universum erschaffen? Welche Beweise gibt es, die uns seine Existenz belegen?
In einem Hadith al-Qudsi erklärt Allah:
„Ich war ein unentdeckter Schatz. Ich wollte entdeckt und kennengelernt werden; aus diesem Grund habe ich die Schöpfung erschaffen, auf dass sie meine verborgene Schönheit und Vollkommenheit entdecken und kennenlernen.“
Dieser Aussage nach hat unser aller Gott (Allah), uns und das gesamte Universum dafür erschaffen, damit wie Ihn kennenlernen. Aus diesem Grund muss der allmächtige Gott (Allah) alles zum Zwecke des Kennenlernens erschaffen haben – also das gesamte Universum und alles sich darin Befindliche ist so erschaffen worden, dass wir die Kunstfertigkeit von Ihm (Allah) darin erkennen können.
Was wir im Universum sehen, sind Objekte, die durch das Zusammenspiel von Naturkräften gebildet werden und die wiederum nach Naturgesetzen wirken. Woher wissen wir aber, dass alles im Universum das Werk Gottes (Allahs) ist?
Um zu verstehen, dass in allem uns bekannten die Existenz Gottes (Allahs) zu erkennen ist (also das jedes Kunstwerk ein Beweis für den „Künstler“ ist), müssen wir die „Brille der Natur“ und „die Brille des Zufalls“, welche uns durch die weltliche Wissenschaft aufgesetzt wurde, abnehmen. Stattdessen müssen wir „die Brille der Wahrheit“ aufsetzen welche uns die Wahrheit von allem zeigt. Die deterministische Wissenschaft macht alles gewöhnlich, indem sie die Wunder dieser Erde und Galaxie in einer Ursache-Wirkungs-Beziehung erklärt und vereinfacht. Der Quran dagegen zeigt, dass alles ein Wunder ist, indem er den Schleier der offensichtlichen Gründe öffnet. Wie Einstein es ausdrückte:
„Es gibt nur zwei Arten zu leben. Entweder so als wäre nichts ein Wunder oder so als wäre alles ein Wunder.“ (Albert Einstein, 1879-1955)
Der Quran zeigt uns den zweiten Weg. Er sagt, dass „alles“ uns Bekannte vollkommen und ein Wunder ist. Aufgrund dessen sagt der Koran eindringlich: „denkt ihr denn nicht nach?“, „Verwendet ihr denn nicht euren Verstand?“, „denn für Geschöpfe mit Verstand gibt es sicherlich Anzeichen dafür!“ – der Quran ermutigt den Menschen dazu, die Wunder im Universum (und auf unserer Erde) zu sehen und zu begreifen.
Aber warum kann nicht ein jeder Mensch die Verse erkennen, die die Existenz des einen Gottes (Allahs) deutlich machen?
Nach unserer Meinung ist das größte Hindernis für das Sehen bzw. Verstehen der Verse die Gott (Allah) offenbaren, der deterministische Ansatz der säkularen Wissenschaft, der auf einer Ursache-Wirkungs-Beziehung basiert. Während zum Beispiel ein Apfel eine wundersame Frucht ist, die uns durch Gott (Allah) offenbart wird, macht es die weltliche Wissenschaft gewöhnlich, indem sie erklärt, dass der Apfel aus dem Apfelbaum besteht, der Baum aus dem Samen und der Samenkern das Programm der DNA beinhaltet. Die DNA wiederum aus verschiedenen Sequenzen von Molekülen besteht und Moleküle aus Atomen bestehen. Ein (unvoreingenommen denkender) Mensch aber, kann den Schleier der Gründe aufheben und verstehen, dass ein Apfel aus dem Wissen, der Kraft, der Weisheit und der Barmherzigkeit Gottes (Allahs), des Allmächtigen, stammt.
Die weltliche Wissenschaft glaubt, dass durch die Untersuchung der Ursache von allem, die Rätsel dieser Weltgelöst werden können. Dies bedeutet, dass nicht nach einem Segen hinter den Gaben dieser Welt gesucht wird (also bei Gott/Allah), sondern nach Konsequenzen, die aus der Folge einer Kette von Ursachen entstehen.
Doch den Ursprung eines Apfels bei dem Apfelbaum zu suchen wäre, als würde man sagen, dass „Verkaufsautomaten“ die Apfelsaft zum Verkauf anbieten, Apfelsaft herstellen können. Gibt man Geld in solch einen Verkaufsautomaten und tippt den Apfelsaftcode ein, so gibt die Maschine Apfelsaft aus. Wenn wir dem Apfelbaum Wasser und Dünger anstelle von Geld geben, gibt uns der Baum Äpfel. So wie intelligente Maschinen nicht über das Wissen und die Kraft verfügen, Apfelsaft herzustellen, kann der Apfelbaum keinen Apfel herstellen, zu denen selbst alle Wissenschaftler nicht in der Lage sind. So wie es jemanden gibt, der über so viel Wissen und Macht verfügt, um Fruchtsäfte in intelligente Maschinen zu lagern, gibt es auch jemanden, der über unendliches Wissen (und Macht) verfügt und Obst auf Obstbäumen lagert, welche wiederum die intelligenten „Maschinen“ Gottes sind. So trifft säkulare Wissenschaft ein gar törichtes Urteil, indem sie den Ursprung der Frucht bei einem Baum sucht und dessen Entstehung dem Baum zuschreibt.
Was sind uns Beweise, für Gottes (Allahs) Existenz?
Interessant ist, dass Gott (Allah) sowohl seine Verse im Quran, als auch seine Werke im Universum als Verse/Zeichen bezeichnet. Die im Quran, im Zusammenhang mit der Erde, am häufigsten erwähnten Verse, sind Verse welche über den Himmel (gemeint ist der Himmel über unseren Köpfen also unsere Erdatmosphäre) berichten.
Denn Gott (Allah) lenkt bewusst unsere Aufmerksamkeit oft auf den Himmel, welcher von den Menschen regelmäßig gesehen und von der Mehrheit der Menschen bewundert wird.
Schauen sie denn nicht zum Himmel über ihnen, wie Wir ihn aufgebaut und geschmückt haben, und daß er keine Spalten hat? (50/6)
In einem anderen Vers sagt Gott (Allah):
Und zu Seinen Zeichen gehört die Erschaffung der Himmel und der Erde und (auch) die Verschiedenheit eurer Sprachen und Farben. Darin sind wahrlich Zeichen für die Wissenden. (30/22)
Der erste Vers fordert uns auf, in den Himmel zu schauen und darüber nachzudenken, wie er erschaffen wurde. Der zweite Vers sagt, dass Menschen, die Wissen über die Erschaffung des Himmels und der Erde erwerben und sich über dieses Wissen zur Lobpreisung Allahs motivieren, Beweise für die Existenz Allahs sehen werden. Mehr als vierzehn Jahrhunderte sind seit der Offenbarung dieser Verse vergangen.
Seitdem hat das Wissen der Menschheit, über das Universum, enorme Fortschritte gemacht und ein eigenes Wissenschaftsgebiet namens Astronomie hat sich entwickelt. Doch all dieses Wissen hier zu beschreiben ist nicht möglich. Versuchen wir aber, anhand eines Beispiels, den aktuellen Wissensstand über das Universum richtig zu nutzen, um zu verstehen, wie die Verse Allahs richtig zu lesen sind.
Ein Argument aus der Tierwelt:
In den Himmeln und auf der Erde sind wahrlich Zeichen für die Gläubigen. Und in eurer Erschaffung und in dem, was Er an Tieren sich ausbreiten läßt, sind Zeichen für Leute, die überzeugt sind. (45/3-4)
Im Grunde ist es (für diejenigen die aufrichtig und mit ungetrübtem Blick versuchen die Wahrheit zu erkennen) nicht schwer, Zeichen Gottes (Allahs) anhand der Tierwelt zu erkennen.
Der Koran bezeichnet diejenigen (die nicht glauben) als „Blind“ und sagt, dass sie die Verse des Quran und die Zeichen des Universums nicht erkennen können, solange ihr Blick für den Glauben (für die Wahrhaftigkeit) nicht offen ist. Also versuchen wir nun einmal, mit sachlichem Verstand, die beispielhaften Zeichen Gottes (Allahs) bei den Tieren zu lesen/zu erkennen.
Nach dem, was die Wissenschaftler der Tierwelt erforscht und erklärt haben, ist selbst das kleinste Tier, in seiner Funktionsweise, um ein tausendfaches Mal komplexer und vollkommener als die durch den Menschen entstandene höchste Wissenschaftsstand. Mit anderen Worten, wenn wir „menschliche technologische Werkzeuge (z.B. Computer)“ mit dem vergleichen, was wir als „göttliche technologische Werkzeuge“ bezeichnen können (z.B. Tiere), sehen wir zwischen ihnen sehr große Unterschiede.
Gott (Allah) fordert die Menschheit, die stolz auf ihren „hohen technologischen Fortschritt“ ist, im Quran heraus, indem Er (Allah) sagt:
O ihr Menschen, ein Gleichnis wird (euch) angeführt, so hört darauf. Gewiß, diejenigen, die ihr anstatt Allahs anruft, werden nicht (einmal) eine Fliege erschaffen (können), auch wenn sie sich dafür zusammentäten. Und wenn die Fliege ihnen etwas raubte, könnten sie es ihr nicht entreißen. Schwach ist (hier) derjenige, der ersucht, und derjenige, der ersucht wird. (22/73)
Doch mal abgesehen davon, dass es der Menschheit nicht möglich ist eine Fliege herzustellen, ist es der Menschheit bisher nicht einmal möglich gewesen, auch nur die kleinste Zelle einer Fliege herzustellen. Stellen wir also eine Frage mit Hilfe eines Koranverses:
Oder sind sie etwa aus dem Nichts erschaffen worden, oder sind sie (gar) selbst die Schöpfer? (52/35)
So, wie die perfekten Körpersysteme von Millionen verschiedenen Tieren (vielleicht sogar aller Tierarten), auf die Existenz Gottes (Allahs), hinweisen, zeugen auch der durch die Tierwelt für uns entstehenden Vorteile und Fortschritte, von göttlicher (Allah’s) unendlicher Weisheit und Barmherzigkeit. Der Quran drückt diese Wahrheit wie folgt aus:
Gewiß, auch im Vieh habt ihr wahrlich eine Lehre. Wir geben euch von dem, was in ihren Leibern zwischen Kot und Blut ist, zu trinken, reine Milch, angenehm für diejenigen, die (sie) trinken. (16/66)
Aus der Geschichte heraus sind einige Fälle zu uns überliefert worden, demzufolge einige fromm wirkende Menschen von den damaligen Richtern der Scharia wegen einiger ihrer Worte hingerichtet wurden, die vordergründig nach Gotteslästerung rochen. Das heißt, dass im islamischen Recht, wie auch im Zivilrecht, nach den äußeren Aspekten von Handlungen oder Worten geurteilt wird. Unter diesem Gesichtspunkt sind unrechtmäßige Handlungen und Worte/Aussprüche, auch wenn sie aus Unwissenheit erfolgen, ein Verbrechen. So wie "Unkenntnis des Gesetzes keine Entschuldigung ist", ist auch "Unkenntnis der Grundsätze der Religion" keine Entschuldigung.
Unwissenheit wird daher auch nur sehr begrenzt als Entschuldigung akzeptiert, und zwar in dem Fall, wo eine Person neu erst den Islam angenommen hat und die Gebote und Verbote mangels Zeit noch nicht erlernen konnte (vgl. Nevevî, el-Mecmu’, 3/14, 80)
Wer ein Wort/Satz sagt oder eine Handlung begeht, die Unglauben voraussetzt, ist ein Ungläubiger. Ob er dieses gotteslästerliche Wort/Satz sagt, weil er daran glaubt, oder ob er es aus Spott sagt, oder ob er es aus Unglauben sagt, oder ob er es aus Verbohrtheit sagt, er ist ein Ungläubiger (vgl. İbn Hacer el-Heytemi, ez-Zevacir, 1/47 und 9/64-65). Wichtig ist hier aber die Voraussetzung, also der Unglaube selbst. Man nehme z.B. eine Person, die einen Koranvers verleugnet oder das Gebet als überflüssig ansieht. Wenn diese Person das macht, weil aus ihrer Sicht es in Ordnung ist, einen Teil der Scharia einfach zu löschen, dann wäre diese Person vermutlich basierend auf dieser Tat, als ungläubig anzusehen. Denn die Leugnung der Scharia löst Unglauben aus, auch wenn es nur Teile davon sind. Es ist aber anders, wenn in einer etwas weniger bekannten Angelegenheit oder einer tiefergehenden theologischen Frage, eine Person etwas Irrtümliches oder Falsches sagt. Denn anders als die bekannten und gängigen islamischen Glaubenswahrheiten handelt es sich hier möglicherweise um kompliziertere Themen, die weniger bekannt sind. Hier kann der Mensch sich vielleicht irren, ohne deswegen direkt in den Unglauben zu verfallen. Wiederum sollte man als nicht wissender Laie ohnehin keine Urteile fällen über Angelegenheiten, zu denen man nicht informiert ist.
Zusammengefasst: Wenn eine Person erst kürzlich zum Islam konvertiert ist oder in einem Umfeld lebt, in dem es für sie nicht leicht ist, religiöses Wissen zu erlernen, ist es zulässig, dass sie sagt: "Ich wusste nicht, dass dies Unglauben ist". Wenn er diese beiden Bedingungen nicht erfüllt, ist seine Unwissenheit keine Entschuldigung. (vgl. Nevevî, 12/143; 20/19)
Wir möchten ausdrücklich auf Folgendes hinweisen:
Diese Aussagen sollen die Menschen warnen und sie zur Vorsicht mahnen. Sonst wäre es nicht richtig, diejenigen, die diese Aussagen machen, als Ungläubige zu bezeichnen. Die Grundregel in dieser Angelegenheit lautet wie folgt: Eine Person, die sagt, dass sie ein Muslim ist, kann niemals als Ungläubiger bezeichnet werden.
Unsere Gelehrten haben gesagt, dass es zum Unglauben führen würde, einige Worte/Sätze zu sagen, die wir "alfaz al-kufr" nennen. Diejenigen, die diese Worte/Sätze sagten, wurden jedoch auch nicht als Ungläubige bezeichnet bzw. öffentlich gebrandmarkt. Die Gelehrten warnten sie, um sie zur Vorsicht zu mahnen. Schließlich ist der Glauben eine Sache des Herzens und des Inneren, nur Gott allein verfügt über diese Einsicht und das Wissen um unsere Herzen.
Um diesen Aspekt zu vertiefen, empfehlen wir; https://fragenandenislam.com/question/was-fuhrt-zu-kufr-also-unglaube
grundsätzlich wird das Licht des Glaubens immer von Allah ins Herz gepflanzt. Wir Menschen können diese Prozesse nicht steuern. Wir haben lediglich die Pflicht, den Menschen, der zu uns kommt, nach bestem Wissen und Gewissen zu behandeln. In diesem Sinne stellt sich also eher die Frage nach dem richtigen Umgang mit einem solchen Menschen und nicht die Frage, wie man ihn zur Bekehrung bringen kann, denn dieses Ergebnis liegt immer im Ermessen Allahs. Folgend sollen ein paar prinzipielle Aspekte thematisiert werden.
Wichtig erscheinen hier zwei Dinge, die wir spenden können; Wissen und Nähe
Wissen: Der suchende Mensch schaut sich um und erwartet Antworten auf seine Fragen. Die wichtigsten Fragen die zuerst kommen sind immer Fragen nach der Schöpfung und nach dem Sinn aller Dinge. Das ist das Fundament auf dem das Gebäude steht. Dafür haben wir einen Text: https://fragenandenislam.com/article/basics-fur-nichtmuslime-was-muss-man-vermitteln-0
Zum Wissen gehört auch zu verstehen, wie man sich eigentlich mäßigt und die vorhandenen Wissensquellen nutzt. Dazu gehören zweifelsfrei Koran und Sunna. Aber der Mensch verfügt auch über Herz und Verstand, sowie über Wissensquellen in Form von weiteren Büchern und Meinungen. Nicht zuletzt hat der Mensch auch seine eigenen Erfahrungswerte und Lehren, die er aus alledem für sein bisheriges Leben gezogen hat. All dies muss nun in Einklang gebracht werden.
Imam Ghazali schrieb genau hierzu ein Werk mit dem Namen "al-iktisad fi'l İtikad", "Der mittlere Weg (Mäßigkeit) im Glauben". Heute zeichnet sich die Notwendigkeit solcher Werke dadurch ab, dass viele (Gelehrte, Akademiker) die eigentlich in der Lage sind über den Islam reichlich Wissen zu haben ebenso in den Grundfragen des Glaubens wackeln bzw. zerstreut handeln.
Der mittlere, besonnene Weg im Glauben sollte sich in erster Linie nach den heiligen Worten Gottes und den Überlieferungen seiner Gesandten richten. Im Islam richtet es sich erstens nach den Grundlagen und Vorgaben Allahs, welche im Koran verkündet wurden. Die Auslegung und die Praktizierung (Sunna) dessen wurde durch den Propheten Mohammed (s.a.s.) an die Muslime mit Worten erklärt, in Taten umgesetzt und/oder mit Handlungen und Haltungen vorgelebt.
Nach dem Tod des Propheten Muhammad (s.a.s.) und mit der Zeit traten neue Ereignisse in der Lebenswelt der Muslime auf. Hierzu wurden zwei weitere Beweisführungen zur Ausübung des Glaubens, die Analogie (Vergleich) und Ijma (Konsens) eingeführt. Die Erneuerung der Zeit und die Differenzierung der Ereignisse machten dies notwendig. Ist ein Dekret eindeutig im Koran vorhanden wird dies in der Tat entsprechend ausgeführt. Wird es nicht eindeutig im Koran erwähnt, so wird auf die Sunna verwiesen. Wenn sie dort nicht gefunden werden, werden Analogie und Ijma angewendet.
Um den mittleren, besonnenen Weg im Glauben zu gehen sollte ein Gläubiger sein Glaubensbekenntnis, welches eine verfestigte, tiefe „Herzensangelegenheit“ und ein starker Gewissenszustand ist, nicht nach eigenem Ermessen und Verständnis bewerten, sondern mit soliden Beweisen untermauern und ablegen.
Man sollte Mäßigkeit eher als eine Sache der Haltung und als Sensibilität betrachten, vielleicht ist es auch eine Leitfrage für das Leben. Der mittlere Weg bedeutet daher auch nicht, dass man niemals Fehltritte macht. Wer aber in der Mitte eines Raumes steht, hat einen guten Blick in alle Richtungen. Wer aber nur auf einer Seite der Waage steht und schlimmer noch, das Recht nur bei sich sieht, der läuft Gefahr nur einen Bruchteil der Wahrheit sehen zu können. Außerdem verleitet ein parteiisches Denken jemanden dazu, Andersdenkende pauschal als Feinde zu betrachten, selbst wenn sie Recht haben und im Umkehrschluss Leute als Freunde zu sehen, nur weil sie einem Recht geben obwohl man falsch liegt. Daher sollte Mäßigkeit für uns immer die Erinnerung sein, zu fragen; Was würde mein Schöpfer von mir erwarten? Gibt es eine andere Sichtweise auf dieses Thema? Habe ich zu vorschnell geurteilt?
Nähe: Der suchende Mensch kann sich schnell verirren in der Vielfalt an Möglichkeiten. Wir fahren in ungewisse Reiseziele auch nur mit Navigationsgeräten. Wenn man den Weg nicht kennt, wird man kaum ankommen. Für diesen Kontext bedeutet das, dass der Mensch bei so einer wichtigen Entscheidung oder Prozess auch Stabilität braucht und jemanden an der Seite, der aufbaut und auffängt. Gerade nach der Konversion aber auch vorher ist es wichtig, den Menschen das Gefühl von Familie und Gemeinde zu vermitteln und ihn nicht alleine zu lassen. Denn in dieser unsicheren Phase, wird der Teufel besonders aktiv werden. Zwar kennt nur Gott die gesamte Wahrheit und die Zukunft und am Ende trägt jeder die Verantwortung für sein Handeln selbst, daher kann man nicht alles haargenau "planen" oder "berechnen", aber als Gläubige sind wir dazu verpflichtet unsere Vorkehrungen zu treffen und alle Wege die zum Schlechten führen möglichst von Anfang an zu verriegeln. Daher ist es für uns äußerst wichtig, sich gar nicht erst der Sünde zu nähern. Denn jede Sünde könnte den Anfang eines Weges bilden, der im Unglauben endet. Unter diesem Aspekt ist die Gemeinde und die Bruderschaft im Glauben wie ein Bollwerk und wirkt schützend.
Der ehrenwerte Prophet Muḥammad legte einen großen Wert auf die Erziehung und die Bildung. Wir finden eine Vielzahl an Überlieferungen des Propheten (s.a.s.) in denen zur Bildung und zum lernen ermuntert wird. Die Erziehung der Gesellschaft zu einer gottesfürchtigen, intelligenten und ausgebildeten Gesellschaft gehört also zu den Pflichten des Propheten (s.a.s.) als Gesandter Gottes. So hat er das Lesen, Niederschreiben und Verteilen der Verse des Qurʾāns zu pflegen gewusst. Es gab diverse "Zentren" an denen es üblich war zu studieren und sich fortzubilden. Der Prophet (s.a.s.) hat hier persönlich gelehrt und auch Lehrer auserkoren, die diese Aufgabe verrichten. Die Gefährten ʿUbāda ibn Muāssamāʾ und Zayd ibn Ṯābit sind hier exemplarisch zu nennen. Solche Zentren wurden auch von vielen Schülern besucht, so wuchs eine gut ausgebildete islamische Gesellschaft heran. Bei der Bildung gab es auch keine Trennung der Geschlechter, Frauen wurde also hierbei nicht vernachlässigt. Frauen wurden an ihnen eingeteilten Tagen ebenso belehrt und in dieser Hinsicht beachtet. Ummu Sulayman ibn Ḫayṯama sowie die Gattinen des Propheten (s.a.s.) Ḥafṣa und Āʾiša waren neben anderen weiblichen Lehrern hierfür zuständig. Auch aus sozialer Perspektive gab es keine Trennung, es gab also eine "Chancengleichheit" unter der Lehre des Propheten (s.a.s.) insofern, dass man nicht zwischen Sklaven oder freien Menschen oder ähnliches unterschieden hat.
Wir dürfen nicht den Fehler machen, den Menschen zu überfordern. Mit der Konversion startet das islamische Leben des Menschen. Es wäre doch völlig unrealistisch zu erwarten, dass jemand direkt alle Traditionen, Pflichten und Sonstiges in der Religion, quasi auf einen Schlag kennt. Als Muslime dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass viele von uns vielleicht von Kindheit an schon diese Dinge lernen. Und der konvertierende Mensch fängt praktisch bei Null an. Daher muss man also mit Geduld den Menschen zur Seite stehen und nach Aufnahmekapazität und Tempo mit dem Menschen arbeiten und ihn nicht zur Scham bringen, indem man auf falsches Verhalten aufmerksam macht. Das sind möglicherweise über viele Jahre erlernte Automatismen und Reflexe, die nicht von heute auf morgen verändert werden. Der ehrenwerte Gesandte Gottes (s.a.s) ist der vorbildlichste Mensch und sein gesamtes Leben ist ein rechtleitendes Verzeichnis für uns. So entnehmen wir unsere Lektionen bezüglich des familiären Lebens auch aus seinem Vorbild. So wird allgemein überliefert, dass der Prophet (s.a.s.) insbesondere gegenüber den Kindern sehr liebevoll und zuvorkommend war, er wendet sich bei jeder Gelegenheit den Kindern liebevoll und mit Barmherzigkeit zu. Dabei hört er ihnen zu, fragt nach ihrem Befinden und spielt mit ihnen.
Es ist möglich, dass der suchende Mensch - auch durch die Einflüsterungen des Teufels - sich nun schuldig fühlt für sein vergangenes Leben und insbesondere nach der Konversion eine Art Scham und Schuld für vergangene Sünden und Lebensweisen verspürt. Auch hier ist die Gemeinde gefragt, die stets aufbauend einwirkt und die unendliche Barmherzigkeit Allahs in den Vordergrund zieht. Wie Imam Ghazali auch sagte, wird eine Buße deren Bedingungen (1. Aufrichtigkeit, 2. Schadensersatz wenn gegeben) erfüllt ist definitiv von Allah akzeptiert. Eine akzeptierte Buße bedeutet die Vergebung der Sünden. Manchmal verfallen die Menschen in solch extreme Selbstzweifel und hegen große Ängste gegenüber den Gedanken, die sie selbst produzieren. Ein Gedanke der definitiv falsch ist, ist es zu denken, dass man solch große Sünden begangen hat, die selbst Allah nicht vergeben kann. Es ist dem Muslim nämlich verboten, gegenüber der unendlichen Barmherzigkeit Allahs Zweifel zu hegen. Das ist eine Einflüsterung des Teufels. Es ist des Teufels größte Freude zu sehen, wie Menschen in Missmut und Verzweiflung verfallen, denn das ist der Sog, der einen in den tiefen Abgrund des Unglaubens stürzen kann. Prinzipiell steht jedem Menschen die Tür zur Buße und zur spiritueller Neufindung offen. Einige der größten Persönlichkeiten im Islam und wichtige Prophetengefährten haben vor dem Islam in Sünde und Barbarei gelebt. Ihre Herzen wurden aber mit dem Islam beehrt und sie haben mit großem Eifer nach dem Wohlwollen Gottes gelebt. Ihre früheren Fehltritte gehörten von nun an der Vergangenheit an, da sie fortwährend ein Leben in Gerechtigkeit und Anstand lebten. Dies soll auch uns ein Beispiel sein. Statt also dem Teufel eine Freude zu bereiten, indem wir in Missmut und Depression verfallen, sollten wir die Barmherzigkeit Gottes aufsuchen und aktiv Buße tun.
Für eine gesunde und dauerhafte zwischenmenschliche Beziehung ist eine offene und ehrliche Kommunikation einer der wichtigsten Grundbedingungen. Menschen müssen in der Lage sein, sich über Informationen, Gefühle, Ansichten und Gedanken zu verständigen, ohne sich zu zieren, im vertraulichem Umgang mit dem Gesprächspartner und sich selbst umgehend sprechen zu können und dem Zuhörer vertrauen zu können. Eine sehr wichtige Ursache für Probleme im gesellschaftlichem Leben und im Arbeitsleben ist der Mangel an offener und ehrlicher Kommunikation, bedingt durch den Mangel an Vertrauen. Auf Menschen die die Wahrheit aussprechen reagiert man oftmals unangenehm und agressiv, wodurch sie bereuen etwas gesagt zu haben oder noch weiteres zu sagen. Durch die Sorgen hiervor, meiden Menschen dann eine offene und ehrliche Kommunikation und zieren sich, das Wahre auszusprechen. Zweifelsohne gibt es verschiedene Formen, Arten und Maße der Kritik, die verschieden wirken. Eine destruktive also verletzende Kritik die auf die Eigenarten einer Person abzielt, sie in Gegenwart anderer verletzt, sie plötzlich vor anderen zum Erstarren bringt, sie ihrer Hoffnungen, Motivation und Eifer beraubt und erschöpft, ist im Grunde genommen eine Art böswilliger Angriff. Eine Kritik mit der Absicht zu verletzen, zu zerstören und zu erschöpfen, wandelt sich zu einem aggressivem Verhalten und startet mutmaßlich Streitigkeiten, die sich immer weiter hochschaukeln. Das Verständnis von einer zwischenmenschlichen Beziehung, die Raum für solch eine Kommunikation ermöglicht, hängt mit einer gesunden Diskussionskultur zusammen. Genau das brauchen auch Menschen, die kurz vor einer Konversion stehen, damit sie in einem geschützten Raum ihre Fragen loswerden können, aber auch auf Irrtümer aufmerksam gemacht werden können.
Zuletzt muss gesagt werden, dass die Konversion für viele auch eine Art Neustart ist und dementsprechend verspüren viele den Impuls auch ihre Biographie anzupassen mit einem neuen Namen. Grundsätzlich gibt es Hinweise in der Religion, einen sinnvollen Namen zu verleihen, der eine schöne Bedeutung trägt und im Umkehrschluss, sollte man keine Namen vergeben, die bedeutungsfrei sind oder eher eine negative Konnotation haben. Der Name wirkt auf den Menschen. Ein Konvertit muss aber den Namen nicht zwingend ändern. Davon ausgehend ist es wichtig, dass ein Muslim seinen Namen ändert, sofern dieser Name in dem geschildertem Sinne unpassend ist. Dies muss allerdings nicht sofort geschehen. Wenn so eine Änderung einen großen Umbruch für die Person darstellt und die Situation somit eine Schwierigkeit oder einen Druck auslöst, kann dieser Schritt auch zu einem späteren Zeitpunkt bzw. zu einem passender erscheinenden Moment unternommen werden. Es wäre unfair der Person gegenüber, wenn man von ihr erwartet, sie soll alle Gebote und Verbote sofort und perfekt verrichten bzw. einhalten. Wenn diese Entwicklung gemäß der eigenen Kapazitäten kontinuierlich Schritt für Schritt verfolgt wird, geht sie viel eher und harmonischer in Fleisch und Blut ein.