zunächst muss gesagt sein, dass Gott die Trennung von Diamant und Kohle will. Es entspringt dem göttlichen und nicht menschlichen Willen, dass die Seelen im Jenseits nicht gleichgeschaltet und unterschiedlich bewertet werden. Das hat nichts damit zu tun, dass Gott nicht weiß, was passieren wird. Das Wissen Gottes ist ohne Anfang und ohne Ende und ist allumfänglich. Wie sich dies aber in der materiellen Welt zeigt ist eine andere Sache und wir sprechen als Menschen schließlich über das uns Zugängliche, also über die materielle Welt.
Meinen die Menschen, daß sie in Ruhe gelassen werden, (nur) weil sie sagen: „Wir glauben“, ohne daß sie geprüft werden? Wir haben bereits diejenigen vor ihnen geprüft. Allah wird ganz gewiß diejenigen kennen, die die Wahrheit sprechen, und Er wird ganz gewiß die Lügner kennen. (29/2-3)
Wie sich in den Versen zeigt, eröffnet Gott die Prüfung als Anlass und Gelegenheit um darzulegen, welche Seelen die Qualität eines Diamanten haben und welche die, eines Kohlesteins. Somit wird Gut und Schlecht auf eine offenkundige und messbare Weise in die materielle Welt getragen.
Das Wichtigste bei einer Prüfung ist das Ergebnis. Am Ergebnis werden Unterschiede klar, die es dann zu bewerten gilt. Diese Bewertung findet im Jenseits statt, wo die allumfängliche Gerechtigkeit Gottes zum Ausdruck kommt. Denn die materielle Welt ist aufgrund ihrer begrenzten Beschaffenheit nicht ausreichend für den Ausdruck von umfänglicher und endgültiger Gerechtigkeit. Damit die allumfängliche Gerechtigkeit Gottes auf eine ihm gebührende Weise im Jenseits zur Geltung kommt, gibt es die Prüfung im materiellen Diesseits.
Die unendliche Barmherzigkeit und Gnade Gottes wird nur im Jenseits vollstens zur Geltung kommen können. Daher wird auch das Jenseits benötigt und das vergängliche und makelhafte Diesseits kann kein Ort sein für dessen Ausdruck.
Es wäre den Unschuldigen und den Wohltätern gegenüber unbarmherzig, Übeltäter und Schuldige mit ihnen in den selben Raum zu schmeißen. Ungerecht wäre das ebenso. Auch kein Gericht dieser Welt würde einen Unschuldigen und einen Schuldigen gleich bewerten oder in gleicher Position sehen.
Zwei wesentliche Eigenschaften Gottes sind die Schönheit (jamal) und die Größe oder Großartigkeit (jalal). So wie Gott sich uns in seiner Barmherzigkeit zeigt, so drückt er sich auch in seiner Schönheit und mit seiner Größe aus.
So wie die Schönheit Gottes, die Gottesfürchtigen und Rechtgeleiteten belohnen und umarmen will, so bedingt es die Größe Gottes auch, dass Grenzübertreter von Gott gemaßregelt und strafend ermahnt werden.
So finden auch das Paradies und die Hölle ihre Bedeutung. Es braucht die Prüfung im Diesseits für Paradies und Hölle im Jenseits. In Paradies und Hölle drückt sich die Schönheit bzw. Die Größe Gottes aus. Daher muss man diese Dinge stets in Verbindung zueinander denken.
Gott entscheidet frei nach seinem endlosen Willen. Die Entscheidungen Gottes sind somit frei von Bedingungen oder Bedürfnissen. Uns Menschen ist es im Rahmen unserer geistigen Kapazität möglich darin gewisse Weisheiten zu entdecken. Aber schließlich liegt jede Entscheidungsgewalt allein bei Gott und Gott gibt keine Rechenschaft ab. In diesem Sinne könnte man auch sagen, es gibt die Prüfung, weil Gott sie haben will.
Wenn wir gewollt hätten, hätten wir einem jeden seine Rechtleitung gegeben. Aber das Wort von mir ist in Erfüllung gegangen (das besagt): ""Ich werde wahrlich die Hölle mit lauter Dschinn (dschinna) und Menschen anfüllen." (32/13)