Wenn ich von jemandem verflucht oder verwünscht (beddua) worden bin und diese Verwünschung eintrifft, was kann ich tun, um davon loszukommen?
Gespeichert von am Mi., 18/05/2011 - 18:58
Liebe Leserin, lieber Leser,
Liebe Leserin, lieber Leser
Wenn jemand der Verwünschung eines anderen ausgesetzt ist, dann sollte der vom Fluch Betroffene einmal überlegen ob und wem er eventuell Unrecht angetan haben könnte. Ist die Ursache für diese Misslage geklärt, so sollte der Verwunschene, wenn er denn im Unrecht ist, zunächst Buße tun und den Geschädigten, der diese Verwünschung ausgesprochen hat, zu erst um Vergebung bitten. Danach sollte der Verwunschene (Verfluchte) für den Verwünschenden (Verfluchenden) beten und in seinem Namen Almosen (Sadaqa) geben. Es ist zu erhoffen, dass auf diese Weise der Verfluchte von der Verwünschung loskommt.
Zu Unrecht geschädigte Menschen (Ausgebeutete) begehen keine Sünde, wenn sie die Unrecht begehenden Unterdrücker verwünschen. Es ist allerdings nicht richtig sinnlos und ohne Gründe Fluchworte auszusprechen. Der ehrenwerte Prophet Muhammad (sav) sagt: „Ich bin nicht zum Verdammen/Verfluchen gesandt.“ (Muslim, Birr, 87) Weiterhin verkündete der Prophet (sav), das dass verdammen eines Mu´min seiner Ermordung gleich kommt. (Buhari, Edep, 44) In einer anderen Überlieferung heißt es, dass grundlos ausgesprochene Flüche zu dem, der sie ausgesprochen hat zurückkommen. (Tirmizi, Birr 48, Ebu Davud, Edep 45) Wir empfehlen grundsätzlich keine Verwünschung auszusprechen, auch wenn man sich im Recht befindet.
Was bedeutet eigentlich Beddua (Verwünschung)?
Beddua ist das Verwünschen oder auch Verfluchen einer Person. Aus welchen Beweggründen auch immer dieser Wunsch einem Menschen innewohnt, stellt die Verwünschung das Gegenteil zur Fürbitte dar, das zu Gunsten anderer gemacht wird. Während man mit einer Fürbitte anderen das Gute ersehnt, verlangt man mit einer Verwünschung außerordentlich das Schlimmste für Jemanden.
Das Wort Beddua ist eine Zusammensetzung und besteht zu einem Teil aus dem persischen Wort „bed“, was soviel wie schlecht, scheußlich, böse und nutzlos bedeutet und zum anderen aus dem arabischen Wort „dua“, was zu deutsch Fürbitte, beten, Gebet bedeutet. Beddua ist der Oberbegriff für jegliche Verwünschungen, die man von anderen hört oder gar selbst ausspricht, wie zum Beispiel: „…Geh zur Hölle…“ oder „…der Teufel soll ihn holen…“. Es besteht hierbei tatsächlich die Gefahr, dass das Böse in Form von Unheil, Unfall, Pechsträhne usw. kommt, wenn diese Verwünschung aus tiefstem Herzen stammt.
Der Islam verbietet es allen Muslimen gegen sich selbst und oder sogar gegenüber anderen Muslimen solche Verwünschungen zu äußern. Unser ehrenwerte Prophet Muhammad (sav) sagt bezüglich Verwünschungen folgendes: „Gegen euch selbst, gegenüber euren Kindern und gegenüber eurem Hab & Gut spricht keine Verwünschungen aus! Wenn ihr das tut und es ist eine Zeit (Zeitfenster) in der Gebete (Wünsche) in Erfüllung gehen, so würden sich eure Verwünschungen erfüllen.“ (Riyazü's-Sâlihin Tercümesi, III, 82) Unser Prophet (sav) war stets bemüht sich vor der Aussprache einer Verwünschung zu hüten, trotz dessen was ihm an Unrecht widerfahren ist. Er sagte, dass er als ein Prophet der Barmherzigkeit gesandt wurde und nicht als Verfluchender.
Zu Zeiten in Mekka war er einst nach Taif gegangen, um den dortigen Menschen den Islam zu unterweisen. Er wurde dort sehr bösartig und feindselig behandelt und auf seinem Rückweg mit Steinen beschmissen, so dass seine gesegneten Beine Blut unterlaufen waren. Währenddessen wurde er verständigt, dass Gott ihm nun jede Art Verwünschung erfüllen würde und Er auf sein Wollen hin sie sogar vernichten würde. Doch der ehrenwerte Prophet (sav) erwiderte: „ Nein oh Gott, vielleicht entstehen aus ihren Nachkommenschaften Dich anbetende Welche.“ Und für seine Widersacher, die ihm in der Schlacht von Uhud einen Zahn brachen und sein Gesicht verwundeten betete er wie folgt: „Mein Gott, führe mein Volk zur Rechtleitung, denn sie wissen nicht was sie tun.“ (Tecrîd-i Sarih Tercümesi, IV, 314) Als die Devs, ein Volksstamm in Arabien, nach unzähligen Bekehrungsbemühungen sich immer noch nicht zum Islam bekannt hatten, forderte man vom ehrenwerten Propheten (sav) diesen Stamm zu verwünschen. Er (sav) erwiderte mit folgendem Bittgebet: „Oh Herr, führe das Volk der Devs zur Rechtleitung und mache dass sie sich zu unseren Reihen begeben.“ (Tecrîd-i Sarih Tercümesi, VIII, 344)
Es gibt aber auch Fälle, wo der Prophet (sav) von Zeit zu Zeit die Feinde Gottes verwünscht hat, allerdings immer als Reaktion auf die seitens der Ungläubigen betriebene Tyrannei und Barbarei. Eine Verwünschung sprach der ehrenwerte Prophet (sav) auf den Stamm der Kilab aus, nach dem sie 40 (70) ehrenhafte Gefährten des Propheten Muhammad (sav) zu unrecht und aus niederen Beweggründen im Blutrausch hintereinander auf unmenschliche Weise ermordet hatten. Ebenso verdammte er (sav) auch die Gottesleugner, welche ihn (sav) während seines Gottesdienstes bei der Kaaba verpönten und verspotteten. All jene sah er (sav) zu Boden gehen in der Schlacht von Bedir. (Tecrîd-i Sarih Tercümesi, X; 43-45) Während der Grabenschlacht erflehte der Prophet (sav) die Zerstreuung und Auflösung der Gottesgegner, welche sich vor den Toren Medinas zusammenscharrten und die Stadt somit belagerten. Daraufhin kam in derselben Nacht noch plötzlich ein Sturm von Osten auf und wühlte die Meute auf. (Tecrîd-i Sarih Tercümesi, VIII, 342-343)
Grundsätzlich sollte ein Muslim es vermeiden einen anderen Muslim, sei er auch ein Sünder, zu verwünschen und zu verdammen. Jedoch sollte die Verwünschung und Verdammung offensichtlicher Religionsfeinde und angriffslustiger Gottesleugner in einer Zwangslage als eine religiöse Pflicht angesehen werden.
Selam & Dua
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