Wie bereiten wir uns auf den Tod vor?
Warum fürchten wir überhaupt den Tod und was bedeutet der Tod für uns?
Gespeichert von am Mo., 08/08/2016 - 05:32
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Tod ist seit jeher für viele Menschen ein problematisches Thema und viele suchen verzweifelt nach Wegen den Tod zu überwinden. Allah (c.c.) hat in seiner Offenbarung uns Menschen dies mitgeteilt:
(Er,) Der den Tod und das Leben erschaffen hat, damit Er euch prüfe, wer von euch die besten Taten begeht. Und Er ist der Allmächtige und Allvergebende. (Sura al-mulk 2)
Wir verstehen also, dass Allah (c.c.) in seiner unendlichen Weisheit und Macht sowohl das Leben als auch den Tod erschaffen hat und dass der Tod nicht etwa sinnlos oder willkürlich zu Stande kommt. Das Diesseits ist der Ort der Möglichkeiten und der Handlungen und das Jenseits ist der Ort der Abrechnung und Belohnung. Die Religion sagt dies, der Verstand bestätigt dies und die Muslime glauben dies.
Die Weisheit hinter dem Tod ist in der Prüfung des Menschen verborgen. Der Mensch wird die Quittung für all seine Taten, ob gut oder schlecht, bekommen. Dies wird aber nicht im Diesseits, sondern im Jenseits stattfinden. Entsprechend der koranischen Aussage hat der Tod bei Allah (c.c.) einen Zweck. Der Mensch, der aber fern von diesem Bewusstsein ist, kann diesen Zweck nicht erkennen und fürchtet den Tod, ferner schürt er seine Ängste weiter mit dem Tod seiner Verwandten und Bekannten.
Der eigentliche Grund warum die Menschen sich so sehr vor dem Tod fürchten liegt in dem Unwissen über das Wesen des Todes, dass der Mensch seine Ziele nicht mehr realisieren könnte und dass er von seinen Liebsten getrennt wird. Alle Offenbarungsreligionen haben, um den Menschen von dieser Situation zu retten, von einem Leben nach dem Tod Kund getan. Selbst die Einladungen der Propheten waren Einladungen zum Glauben an einen Gott und danach auch insbesondere Einladungen zum Glauben an und Vorbereitung für das Jenseits.
Allah (c.c.) gibt und nimmt das Leben und verkündigt, dass das Leben und der Tod mit einer vorbestimmten Dauer festgelegt ist und der Tod der Lebenden an seinen Willen und seiner Erlaubnis gebunden ist. So wie nichts sinnlos und willkürlich erschaffen wurde, so wird auch niemand sich vor dem Tod verstecken können. Mit dem Tod wird der Mensch Rechenschaft leisten und mit seinen Taten konfrontiert;
Du wirst gewiß sterben, auch sie werden sterben. (Sura az-Zumar 30)
Wer nun Gutes im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen. Und wer Böses im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen. (Sura az-Zilzāl 7,8)
Laut Imam al-Ġazzālī teilen sich die Menschen im Angesicht des Todes in vier Gruppen auf:
1. Personen die noch nicht realisiert haben, dass ihr Leben vergänglich und sie sterblich sind; Sie denken das Leben bestünde nur aus den weltlichen Genüssen. Für sie ist der Tod das Ende jeglichen Vergnügens und damit das befürchtete Ende. Ihre Furcht bzw. ihre Situation wird so ausgedrückt;
Sag: Gewiß, der Tod, vor dem ihr flieht -, gewiß, er wird euch begegnen. Hierauf werdet ihr zu dem Kenner des Verborgenen und des Offenbaren zurückgebracht, und dann wird Er euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet. (Sura al-ǧumʿa 8)
2. Personen die sich über das Resultat ihrer Taten bewusst sind, Buße tun und nun auf den Pfad der Tugend und des Glaubens zurück wollen. Auch für diese Gruppe ist der Tod keine erfreuliche und wünschenswerte Angelegenheit. Denn sie sind noch nicht bereit. Es besteht die Gefahr, dass der Tod sie plötzlich ereilt. Sie ersehnen sich zwar die Nähe zu Allah (c.c.) aber auch, dass ihr Tod sich noch herauszögert.
3. Personen die um Allah (c.c.) wissen und mit Liebe im Herzen ihrem Schöpfer verbunden sind. Sie wollen tunlichst ihrem Schöpfer nahe sein und beklagen sich darüber, dass der Tod sie noch davon trennt.
4. Personen die sämtliches dem Willen Allahs (c.c.) überlassen. Ihnen zufolge ist der göttliche Wille und dessen Veräußerung liebens- und erstrebenswert.
Die Aufgabe des Dieners ist es den Tod nicht zu vergessen, sich darauf vorzubereiten und stets durch die Barmherzigkeit Allahs (c.c.) Hoffnung zu finden. Wie schwer auch immer die Ümstände zu sein scheinen, es ist nicht richtig sich den Tod herbei zu sehnen.
Der Tod ist im Wesentlichen kein Ausdruck von Bedrohung und Einschüchterung, da mit dem Tod nämlich ein ewiges und fortwährendes Leben beginnt, sollte man davor keine Angst haben. Da das Jenseits, welches für uns in jeglicher Hinsicht ein Segen und ein Glück inne hält, sich für uns erst über die Station des Todes eröffnet, ist der Tod selbst auch ein Segen. Denn die Ursache die den Segen hervorbringt ist in sich auch ein Segen.
Jeder Mensch wird in der Zeit die für ihn vorgesehen ist, von dieser vergänglichen und unbeständigen Welt abreisen und in seine eigentliche Heimat, das Jenseits reisen. Jedes Lebewesen, nicht einmal die Propheten ausgenommen, ist von dieser Regel betroffen;
Jede Seele wird den Tod kosten. Hierauf werdet ihr zu Uns zurückgebracht. (Sura al-ʿAnkabūt 57)
Wo immer ihr auch seid, wird euch der Tod erfassen, und wäret ihr in hochgebauten Türmen. (Sura an-Nisāʾ 78)
Jede Gemeinschaft hat eine (festgesetzte) Frist. Und wenn nun ihre Frist kommt, können sie (sie) weder um eine Stunde hinausschieben noch sie vorverlegen. (Sura al-Aʿrāf 34)
Obwohl dies die Wahrheit ist vergessen trotzdem viele den Tod und klammern sich an das irdische Leben, als ob sie unsterblich wären. Wobei auch schon in der prophetischen Überliferung beschrieben wird, dass die Erwähnung und das Reflektieren über den Tod das Vergnügen bzw. die Genüsse verkommen lässt und somit die Liebe zum Diesseits zu einem Wunsch nach dem Jenseits umlenkt. Jeder Muslim muss, solange er noch aktiv die Gelegenheit hat, unverzüglich seine Vorbereitungen treffen für das Jenseits, zu dem er auf jeden Fall übergehen wird. Der Muslim ist stets dazu beauftragt sich vorzubereiten, das könnte man exemplarisch auch aus diesem Vers entnehmen;
Und was ihr an Gutem tut, Allah weiß es. Und versorgt euch mit Reisevorrat, doch der beste Vorrat ist die Gottesfurcht. Und fürchtet Mich, o die ihr Verstand besitzt! (sura al-baqara 197)
Der Mensch wird im Jenseits das ernten, was er im Diesseits gesät hat. Wer im Diesseits seinen Trieben und Gelüsten folgte, seine Pflichten vergaß und entsprechend auch seine Vorkehrungen nicht traf, wird auf diese Weise beschrieben;
Wenn dann der Tod zu einem von ihnen kommt, sagt er: "Mein Herr, bringt mich zurück, auf daß ich rechtschaffen handele in dem, was ich hinterlassen habe." Keineswegs! Es ist nur ein Wort, das er (so) sagt; hinter ihnen wird ein trennendes Hindernis sein bis zu dem Tag, da sie auferweckt werden. (Sura al-Muʾminūn 99, 100)
Für keinen ist der Zeitpunkt des Todes bekannt. Daher gibt es neben denjenigen, die zu jedem Zeitpunkt des Lebens das Bewusstsein für den Tod gegenwärtig haben und vorbereitet sind, auch solche, die von Zeit zu Zeit in Achtlosigkeit verfallen. Am besten bereitet man sich vor indem man die verpflichtenden Gottesdienste erfüllt und sich von den Sünden schützend distanziert.
Fragen an den islam
- Wie bereiten wir uns auf den Tod vor?
- Was geschieht mit Menschen die eine Behinderung oder eine chronische Krankheit haben im Jenseits?
- Wie steht es damit das Gebet zu vernachlässigen, weil man sich auf die Barmherzigkeit Gottes verlässt?
- Ist man ein Moslem wenn man seine Eltern oder Kinder mehr liebt als Allah?
- Kommt ein Muslim, der das Pflichtgebet nicht regelmäßig verrichtet, jedoch Gott gegenüber dankbar ist und gut zu seinen Mitmenschen ist, aufgrund des Unterlassens seiner Gebete in die Hölle?
- Ewiges Leben im Himmel- Ewige Freude oder ewige Langeweile?
- „Sterbt bevor der Tod Euch ereilt!“ Wie kann man diese sinngemäße Bedeutung des Hadith verstehen?
- Die Besonderheit und Relevanz der „Beraat-Nacht" (Nacht der Begnadigung)
- Was ist der Tod? Und wie ist er zu verstehen?
- Auch wenn es der Himmel ist, wäre ein ewiges Leben nicht langweilig? Was sind die Besonderheiten des Lebens im Himmel?