FAQ Häufigsten Fragen zum Philosophie

1 Wie ist das Urteil über Nichtmuslime? Kommen alle in die Hölle?

vorerst möchten wir einmal unterstreichen, das der Mensch, welcher für das Jenseits und die Unendlichkeit entworfen wurde, nicht dieses Irdische und Vergängliche Leben fokussieren sollte.  Das ewige Jenseits (Ahiret) kann nur durch den Glauben gewonnen werden. Aus diesem Grund kann es auf  dieser Welt für einen Menschen  nichts wertvolleres und nichts schöneres als den Glauben und das Gebet geben.

Deswegen muss man differenzieren zwischen der Belohnung die ein Gläubiger für seinen Glauben empfängt, und der Strafe die er erhält wenn es nicht seinem Glauben gemäß lebt. Jemand der den Islamischen Glauben annimmt, ist somit in der Islamischen Schule eingeschrieben. Auch wenn er schlechte Noten haben sollte, solange er die Schule nicht verläßt, ist er ein Schüler dieser Schule. Somit hat jemand der nicht in dieser Schule eingeschrieben ist, kein Recht auf Leistungen dieser Schule.

In anbetracht dessen, hat auch jeder Mensch unterschiedliche Bedingungen in seinem Leben. Je nach seiner Lage, Position und Voraussetzungen wird jede kleinste gute Tat und auch jede kleinste Fehltat in Gewichtung gestellt.

Gottes Gerechtigkeit, ob Muslim oder Nichtmuslim, ist für jeden gültig. Gott hat für jeden, egal welcher Religion er zugehört, das Ungerechte behandeln und Grausamkeiten verboten.  Kann dieser Gott, der selbst den Menschen die Ungerechtigkeit verbietet, einen Menschen Ungerecht behandeln?

„Wer das Rechte tut, der tut es zu seinem Vorteil. Und wer Böses tut, tut es zu seinem Schaden. Dein Herr tut Seinen Dienern kein Unrecht.“ (Fussilat, 41/46). Aus diesem Vers wird ersichtlich, das niemandem, ohne die Religion zu unterscheiden, eine Ungerechtigkeit angetan wird, bzw. das für jedem die Gerechtigkeit gilt.

„Und wer Gutes (auch nur) im Gewicht eines Stäubchens getan hat, wird es sehen.

Und wer Böses (auch nur) im Gewicht eines Stäubchens getan hat, wird es sehen.” (Zilzal, 99/7-8) aus der Bedeutung dieses Verses wird ersichtlich, dass jede Tat, ob groß oder klein oder gut oder böse, in jedem Fall nicht ohne Konsequenzen sein wird.

„Zerra“ bedeutet die kleinste Einheit. Hiermit ist gemeint, dass selbst die jede kleinste Tat nicht ohne Verantwortung bleibt und das selbst die kleinste Tat in Gottes Angesicht nicht verschwinden wird.

Um uns genauer auf die Frage zu beziehen, werden wir dies in unterschiedliche Antworten aufteilen:

1.Antwort:

„Denn Glaube ist eine Beziehung, die den Menschen mit seinem erhabenen Meister verbindet.” (siehe Worte, 23.Wort-1.Kapitel) In jedem Spiegel welches die Sonne wiederspiegelt, ist das Licht, die Wärme und die 7 Farben der Sonne zu sehen. Somit steht jeder dieser Spiegel, mit der Sonne in einer Beziehung bzw. in einer Verbindung mit der Sonne. Wenn einer dieser Spiegel einen Verstand hätte und sprechen könnte, würde es folgendes sagen: Ich gehöre der Sonne an und das Licht, die Wärme und die Farben, welche ihr sehen könnt, ist nicht mein Besitz, sondern das der Sonne! Diese Aussage zeigt die Bindung des Spiegels zur Sonne.

 Genau wie dieses Beispiel, ist die Rechtleitung wie die Sonne die in unser Herz dringt und uns sagen läßt: „Ich bin ein Kunstwerk des großen Künstlers(Sani), das Wesen des Erschaffers(Halik) und seine Barmherzigkeit bzw. seine Freigiebigkeit manifestieren sich in mir.“ Somit zeigt diese Persönlichkeit, seine Zugehörigkeit und Bindung zu seinem Erschaffer.

 Der Unglaube trennt jedoch diese Bindung!

Ein Gottesleugner ist wie eine Uhr. Es zeigt die Uhrzeiten, und lehrt die Vergänglichkeit des Lebens. Doch der Uhr ist das nicht bewusst. Auch beim Ungläubigen manifestieren sich Gottes Namen (Esma-ul Husna). Ihm ist Gottes Gabe unbewußt, kennt seine Taten nicht und konzentriert sich auf sein eigenes Ego und fällt somit auf die Stufe der Niedrigsten der Niedrigen (Esfeli safilin). „So ruiniert der Unglaube das Wesen des Menschen und verwandelt einen Diamanten in Kohle.“

 In einem schönem Museum zeigt ein wertvoller Künstler seine Kunstwerke und klärt die Besucher über alle Details auf. Die Beleuchtung in diesem Museum ist so eingerichtet, das die kunstvollen Verzierungen in den Gemälden schön zum Ausruck kommen. Gebe es diese Beleuchtung nicht würden sowohl die Gemälde selbst als auch die kunstvollen Pinselstriche nicht zu sehen sein. Und wenn man diese Verzierungen nicht erkennt, so werden auch die Fähigkeiten und Talente Eigenschaften des Künstlers nicht zum Vorschein kommen und somit werden zwischen dem Künstler und den Besuchern keine Sympathien entstehen.

Dieses Museum ist des Menschen Charakter und seine Eigenschaften. Der Künstler, von dem wir sprachen, ist Gott. Die Kunstwerke und ihre Verzierungen sind die Manifestationen der Gottesnamen. Die Beleuchtung durch die die feinen Kunstwerke erst zum Vorschein kommen ist das Licht des Glaubens(Iman). Die Liebe zum Künstler, welche durch die schönen Verzierungen zum Vorschein kommt, ist gleich der Liebe zum Erschaffer, die durch die Erkennung der Gottesnamen entsteht. In gewisser Hinsicht entspricht das dem Aufbau einer Verbindung zu Gott.

Wenn der Mensch sich durch den Glauben an Gott bindet, und er somit Gottesliebe empfindet, so steigt der Mensch auf in die höchste Stufe (ala-yi illiyin). Obwohl seine physische Existenz zeitlich  vergänglich, sterblich und somit eigentlich von geringem Wert ist, wird er unter künstlerischen Gesichtspunkten, gleich einem antiken Kunststück, einen immensen Wert annehmen, welches uns die göttliche Kunst und die Ornamente der Gottesnamen, durch das Licht des Glaubens beobachten lässt. Durch die Dunkelheit des Unglaubens sinkt er hinab zum Niedrigsten der Niedrigen, denn nur noch der materielle Wert steht im Vordergrund, der hingegen ist jedoch nahezu wertlos.

2.Antwort:

Im Quran wird folgende Botschaft mitgeteilt: “Allah erlegt einer Seele nichts auf, außer was sie vermag.” (Baqara, 2/286.). Der Mensch bekommt nur so viel Belastung wie er nur tragen kann. Es gibt Sachen die der Mensch finanziell oder körperlich nicht tragen kann. Genau so, gibt es auch Wahrheiten, die der Mensch durch seinen Verstand nicht verstehen kann. All dies gehört zu den Umständen, welche dieser Vers beinhaltet.

Zum besserem Verständnis werden wir einige Beispiele auflisten:

-Jemand der so krank ist dass er nicht stehen kann, verrichtet sein Gebet im sitzen

-Sollte er auch nicht sitzen und sich nicht bewegen können, so kann er es im nachhinein tun

-Jemand der durch Vergessenheit etwas im Monat Ramadan isst, kann trotzdem weiter fasten, da der Mensch durch das Vergessene nicht zur Rechenschaft gezogen wird.

-Wenn einer Person etwas Unzuläßiges aufgezwungen wird, so ist diese Person von der Sünde befreit

-Armen Menschen ist die Zekat und die Hacc(Pilgerfahrt) keine Pflicht

Nach diesem Prinzip könnten wir noch weitere Fälle aufführen. All dies beweist dass bei Gott die vollkommene Gerechtigkeit gilt und auch das er uns Menschen keine Last auferlegt, welche wir nicht tragen können.

Da Gott aufgrund seiner Gerechtigkeit den Menschen körperlich und finanziell keine untragbare Last auferlegt, wird er auch deren geistige und psychische Umstände sowie Möglichkeiten berücksichtigen. Es gibt Sachen die der Mensch finanziell oder körperlich nicht tragen kann. Genauso belastet Gott den Menschensverstand nicht mit einer Last die er nicht tragen kann. Folgendes sollte einem bewusst sein:

 Die eigentliche Aufgabe der Menschen ist es, Gotteserkenntnis zu erlangen und seinen Befehlen zu gehorchen. Aus diesem Grund ist es sogar dem kleinstem Verstand möglich, zu dieser Wahrheit zu gelangen. Diese Fähigkeit wurde jedem Menschen veranlagt. Ein beschränkter Verstand reicht zwar nicht aus um weltliche Angelegenheiten in angemessener Weise zu verrichten, doch er reicht um erkennen zu können das dieses Universum einen Schöpfer hat. Wenn jemandem eine Hand fehlen sollte, so wird dieser große Probleme bei einem Handwerk haben. Falls diese Person zusätzlich noch die andere Hand und die Beine verlieren sollte, wird ihm um Gott zu erkunden keine Fähigkeit fehlen. Nachdem er den König dieser Welten gefunden hat, wird er natürlich je nach seiner körperlichen Fähigkeit Gott dienen können.

Gott der Gerechte (Adil-i Mutlak) hat jedem Menschen einen Verstand gegeben, welcher ausreicht, um die Lebensprüfung zu bestehen. Ausgenommen von dieser Gruppe sind natürlich Kinder und geistig Behinderte. Diese sind von jeder Prüfung und Sünde befreit.

3.Antwort:

Jedem Kind was auf die Welt kommt ist der Glaube veranlagt. Das sogar ein einfacher Tisch, nicht aus dem Zufall entstehen kann, wird wohl jeder Mensch nachvollziehen können. Auch Götzenanbeter haben gewusst das es einen Erschaffer geben muss, jedoch haben sie Gott nicht richtig erkannt und sie haben ihn falsch angebetet. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach einem Gebet(Ibadet), jedoch haben die Götzenanbeter einen falschen bzw. leblose Wesen angebetet.

Nicht jeder der in einem muslimischem Umfeld oder in einer muslimischen Familie zur Welt kommt, hat die Garantie das er Muslim wird. Genau so, muss nicht jemand Ungäubig sein, der in einem Atheistischem Umfeld/Familie groß wird.

Außerdem wird uns im Quran mitgeteilt das Menschen die nie vom Islam gehört haben, obwohl sie das Verständnis bzw. die Fähigkeit  haben die Wahrheit zu erfahren, vor der Hölle verschont bleiben. (İsrâ, 15) „Wer rechtgeleitet ist, ist nur zu seinem eigenen Besten rechtgeleitet. Und wer sich irreführen lässt, geht allein zu seinem eigenen Schaden in die Irre. Und keine beladene Seele trägt die Last einer anderen. Und Wir bestrafen nicht, bevor Wir einen Gesandten geschickt haben.“ 

Imam Gazali teilt die Leute die die Botschaft unseres Propheten gehört und nicht gehört haben, in 3 Gruppen ein:

1. Menschen die die Botschaft unseres Propheten(asm) nicht gehört haben und von ihm nichts wissen. Diese Gruppe von Leuten ist definitiv befreit und werden einen Platz im Paradies einnehmen.

2.Die 2.Gruppe sind die Leute die den Propheten Muhammed(asm) gehört haben, seine guten Eigenschaften und seinen Charakter kennen und welche die von seinen Wunder gehört haben. Diese Gruppe von Menschen welche trotz des Wissens, ihn nicht als letzten Propheten akzeptieren, werden zu einer Stafe verurteilt werden.

3. Diese Gruppe hat den Namen des Propheten gehört, jedoch keine weiteren Information erhalten außer die der Propaganda welche gegen ihn ausgeübt wird. Keiner hat ihnen die Wahrheit gesagt und ihnen das Richtige gezeigt. Keiner hat ihnen das Interesse am Islam erweckt, somit hatten sie aufgrund der Propaganda nicht das Interesse am Islam. „Ich vermute das diese Gruppe ebenfalls in den Himmel eintreten werden.“ (İmam-ı Gazali, İslâm'da Müsamaha, Übersetzer: Süleyman Uludağ), s. 60-61)

4.Antwort:

 „In der heutigen Zeit (Endzeit) hat ein Vorhang der Gleichgültigkeit die Muslime erfasst, ähnlich der Menschen aus der Vorislamischen Zeit (fetret – Zeitraum zwischen der Versendung zweier Propheten, in denen den Menschen die Rechtleitung fehlt.). Des weiteren wird in der Endzeit die beherrschende Religion die wahrhaftige Lehre des Propheten Jesus (Friede sei mit ihm) sein, Schulter an Schulter mit dem Islam. Sicherlich werden dann Christen denen Gräuel wiederfahren, in der heutigen dunklen Zeit die dem der Vorislamischen Zeit (fetret) ähnelt, diese Gräuel zu einer Art Märtyrertum (sein Leben zu opfern um Gottes Wohlwollen zu erlangen) verhelfen.Insbesondere Alte, von Leiden geplagte, Arme und Schwache leiden unter der Gewaltherrschaft von tyrannischen Despoten. Mir wurde die Einsicht zuteil, dass sicherlich diese erlittenen Gräuel und Plagen, eine Buße für die unlauteren Vergnügungen und der Blasphemie der heutigen Zivilisation und Philosophien sind, und ihnen somit zum grossen Vorteil gereichen.  

Sicherlich werden die leidgeplagten Menschen und die, die diesen zur Hilfe eilen und die die sich zum Wohle der Menschheit, um den Grundfesten des Glaubens willen, der Aufrechterhaltung der Gerechtigkeit unter den Menschen willen, bemühen, im Jenseits einen gewaltigen Lohn erhalten, so dass sie die erlittenen Plagen als einen Segen warnehmen werden.“ (Aus dem Buch „Kastamonu Lahikasi“ von Bediuzzaman Said Nursi.)

Obige Ausführungen spiegeln den Kern der Meinungen der meisten Gelehrten wieder. Aus diesem Grund erachten wir obige Ausführungen für ausreichend und haben daher keine Quellen aufgeführt. Wer sich ausführlicher mit der Thematik beschäftigen will, dem seien die folgenden Bücher ans Herz gelegt: 'Mezâhib-i Erbaa' von Abdurrahman Cezerî und die beiden Bücher 'Şerhu'l-Emâli' und 'Şerh alel-Fıkhi'1-Ekber' von Aliyyü'l-Karî.

Desweiteren gibt es für jemanden der in einer islamisch dominierten Region auf die Welt kommt, keine Garantie für den Eintritt ins Paradies. Jeder der sich mit der islamischen Geschichte beschäftigt wird wissen, das die unmittelbaren Nachbarn des Propheten Muhammed (asm), den Islam nicht angenommen hatten und statt dessen jüdischen Glaubens verblieben sind.

Obwohl zu Zeiten des Propheten Muhammeds (asm) der Islam seine dynamischste Phase hatte, gab es in Mekka Ungläubige und Götzendiener. Wenn man erwarten würde das jeder Mekkaner auch zwangsläufig Muslim hätte sein müssen, so hätte dies auch bei Ebu Cehil und dem leiblichen Onkel des Propheten Muhammed (asm) Ebu Leheb sein müssen. Wie man weiss, war der Vater des Propheten Abraham (as) ein Götzendiener Nimrods. Des Propheten Lots (as) Frau, und die Frau und der Sohn des Propheten Noahs (as) waren allesamt Ungläubige. Andererseits lebte der Pharao, der Gott verleugnete und sich selbst zur Gottheit ernannte, zusammen mit Mose (as) im selben Palast und zog diesen sogar groß. Die Frau des Pharao hingegen zählten zu den Gläubigen.

D.h. dass selbst wenn jemand im Schosse des Pharaos groß wird, er das Licht des Glaubens findet, wenn er denn nach seinem Schöpfer sucht und sich ihm zuwendet. Wenn ein jemand sich der Wahrheit gegenüber als blind erweist, so erettet es ihn auch nicht wenn er der Sohn bzw. der Vater eines Propheten wäre. Gibt es denn nicht auch heute noch viele islamische Länder in denen tausende Moscheen, Minarette, Gebetsrufe, islamische Traditionen und Grabsteine den Islam verkünden, und trotzdem eine Vielzahl von Menschen von Gott ahnungslos sind und ein Leben fern vom Islam leben?

5.Antwort:

So jemand wie Darwin der der Welt als Vermächtnis Zwietracht und Anarchie gebracht hat, und so jemand wie Thomas Edison der der Welt nutzbringende technische Erfindungen gebracht hat, sind sicherlich nicht auf dem selben Stand. Des Propheten Muhammed (a.s.m.) Erzfeind, Ebu Cehil, war ein Ungläubiger, und der Onkel des Propheten, Ebu Talib, der den Propheten beschützt und auf ihn aufgepasst hat, war ebenso kein Gläubiger. Wenn jene beiden, bedingt dadurch dass sie Ungläubige sind, in die Hölle gesandt werden, so erfordert es die göttliche Weisheit und Gerechtigkeit dass der Grad ihrer Strafe nicht die selbe ist.

Anbei die Antwort die Bediüzzaman Said Nursi auf die Frage „Wie lässt sich der ewige Verbleib eines Ungläubigen in der Hölle mit der Barmherzigkeit und Gnade Gottes vereinbaren?“ gegeben hat.

Es gibt für diese Ungläubigen zweierlei Möglichkeiten. Diese Ungläubigen werden entweder in das Nichts gehen oder in einer beständigen Strafe verbleiben. Der Urteilsfindung des Gewissens entsprechend ist ein Dasein, selbst wenn es in der Hölle sein sollte, immer noch besser als überhaupt nicht zu sein. Denn so, wie das Nichtsein das absolute Böse ist, so ist es auch das, worauf alles Übel und aller Ungehorsam zurückzuführen ist. Was aber nun das Sein betrifft, so ist es, selbst wenn es die Hölle sein sollte, dennoch das absolute Gute. Darüber hinaus ist die Wohnstatt der Ungläubigen (kâfir) die Hölle (Cehennem) und dort werden sie ewig bleiben.

Auch wenn die Ungläubigen mit Recht durch ihr Verhalten in diese Lage geraten sind, werden sie doch, nachdem sie die Strafe für ihr Tun verbüßt haben, eine Art Vertrautheit mit dem Feuer erwerben und vom Grimm der Anfangszeit befreit. Es gibt Hinweise in den Überlieferungen, dass diese Ungläubigen als Belohnung für alle guten Werke, die sie auf dieser Erde verrichtet haben, eine derartige Barmherzigkeit Gottes erfahren werden.(İşârâtü'1-İcâz, s. 90)

D.h. Menschen die obwohl sie vom Islam gehört haben, trotzdem nicht den Glauben annehmen, aber dafür der Menschheit in weltlichen Dingen einen großen Dienst erwiesen haben, werden, sei es auch in der Hölle für ihre guten Taten eine Belohnung wiederfahren. Gott wird deren Bemühungen nicht folgelos lassen. Die Belohnung könnte z.B. eine Milderung der ihm verordneten Strafe sein, oder so etwas wie wenn ein Gefängnisinsasse einen angenehmen Traum erlebt.

2 Wenn Gott alles erschaffen hat, wer hat dann Gott erschaffen?

diese und ähnliche Fragen resultieren aus der Wissens- und Glaubensschwäche. Mit Gott ist auch das immerwährende, ewigbestehende, einzig und alleine existierende, unabhängige und frei von jeder Form und Vorstellung seiende Wesen verbunden. Gott ist frei von der Erschaffung, weil alles Erschaffene im Nachhinein entstanden, damit vergänglich und in seinen Fähigkeiten begrenzt ist. In dieser Fragestellung werden die Eigenschaften von Geschöpfen gegensätzlicher Weise Gott zugeschrieben. Diese Frage ist Paradox.

Es gibt einige Fragen dessen Wurzeln weit in die Geschichte gehen, und diese ist so eine Frage. Einmal kam eine Gruppe von Ungläubigen zum Propheten (s.a.s.) und fragten Ihn:“ Oh Muhammad, Allah hat alles erschaffen, aber wer hat Allah erschaffen?“ Auf diese Frage hin hat der Erzengel Gabriel (a.s.) als Antwort die Sure „Ihlas“ überbracht. In dieser Sure werden alle Varianten der Vielgötterei und Ungläubigkeit entwurzelt und verworfen. Darin werden die Ebenen der Einheit Gottes in schönster Weise erläutert und bewiesen.

Gott ist Einzig. Sein Wesen und Seine Eigenschaften sind nicht mit denen der Lebewesen zu vergleichen. ER ist frei von Raum und Zeit, sowie frei von Entwicklung und Veränderung. ER ist der Eine ohne Gleichen. Gott ist unabhängig, während alle Geschöpfe in ihrer Erschaffung, Versorgung, kurz gesagt in all ihren Sachlagen und Umständen von Ihm abhängig sind. ER wiederum ist frei von jeder Form der Abhängigkeit. Gott ist weder geboren noch hat ER geboren. Diese Eigenschaften sind den Geschöpfen zugehörig. ER hat weder Anfang noch Ende. Gott war und außer Ihm war Nichts. Der Gedanke, dass der immerwährende und ewig bestehende Gott durch das Wirken anderer entstanden sei, ist unvorstellbar. ER ist ohne Gegenstück, ohne Gleichen und ohne Gegengewicht, weder als Schöpfer, Führer, Formgeber noch als Herrscher. Es gibt nichts, was man sich als Sein Gegenüber vorstellen könnte. Wer auch nur einen Hauch an Verstand besitzt, der weiß, dass man bezüglich dem Wesen Gottes solche widersprechende und zwiespältige Fragen nicht stellen sollte und auch nicht stellen kann.

Etwas das erschaffen ist kann nicht ein Erschaffer sein. Etwas Dessen Macht und Stärke unendlich ist, kann nicht durch die Wirkung anderer entstanden sein. Etwas das keinen Anfang hat, kann nicht im Nachhinein entstanden sein oder im Nachhinein werden. Die unendlich vollkommenen Eigenschaften eines Schöpfers und die grenzenlose Bedürftigkeit und Armut eines Geschöpfes können in Ein und dem Selben Wesen keinen Einklang finden. Eine andere Betrachtung dieser Thematik bezieht sich auf die Verkettung von Ereignissen. Die aufeinander abfolgende Verkettung der Ereignisse hat definitiv ein allererstes Ereignis, woran sich alle anderen Ereignisse anknüpfen.

1. BSP:
Stellen wir uns einen Zug mit 15 Waggons vor. Hierbei wird jeder der Waggons von dem Vorherigen Waggon gezogen. Letztendlich aber werden alle Waggons von dem ersten Glied im Zug, der Lokomotive gezogen. Kann man jetzt fragen: “Und wer oder was zieht die Lokomotive?“ Damit der Zug überhaupt fahren kann bedarf es einem Mittel, welches ziehen kann, aber nicht gezogen werden braucht, dies ist eben die Lokomotive.

2.BSP:
Fragten wir, wie ein Bonbon entsteht, antwortete man uns, dass es an Werkstischen in einer Bonbonfabrik hergestellt wird. Fragten wir jetzt nach der Herstellung der Werkstische, bekämen wir zur Antwort, dass diese in einer anderen Fabrik mit anderen Werkstischen produziert werden. Jetzt könnten wir natürlich auch hinterfragen, wer die Fabrik gebaut hat in der die Werkstische entstehen, und so weiter und so fort. Wenn man die Herstellung nicht einem Schöpfer zuschreibt, dann nimmt die Fragerei kein Ende und führt somit zur Unproduktivität.

3.BSP:
Ein Soldat empfängt seine Befehle vom Gefreiten. Der Gefreite empfängt seine Befehle vom Hauptmann, welcher wiederum seine Befehle vom Oberbefehlshaber empfängt. Der Oberbefehlshaber bekommt seine Anweisungen vom Sultan. Die Frage woher der Sultan seine Anweisungen erhält ist paradox, weil er kein Befehlsempfänger sondern der Befehlsgeber ist. Wenn der Sultan (von wem auch immer) ein Befehl annehmen würde, dann wäre er degradiert und somit kein Sultan mehr.

Die Erläuterungen stellen eindeutig klar, dass das Universum samt seiner Existenz, seinem Wesen, seiner Inhalte, Namen und Eigenschaften sich an einen immerwährenden Schöpfer anlehnt. Die Frage wer Gott erschaffen habe, ist verstandesgemäß nicht sinnig.

3 Frage: Vermag Gott ein Geschöpf zu erschaffen welches größer ist als er selbst?

wir erachten es als sinnvoll diese Frage in Form von 7 Punkten zu beantworten:

1. Hinter dieser Frage steckt ein Motiv:

Die Intention der Frage ist es den Glauben zu erschüttern, gutgläubige Menschen zu verwirren und das unschuldige Gehirn zu vergiften. Gleich dem Stachel eines Skorpions wird mit dieser demagogischen Frage versucht die Menschen zu vergiften.

 Würde man die Frage Mit "Ja" beantworten, so wäre der Vorwurf das Gott schwächer ist, als das von ihm geschaffene Geschöpf.

Würde man die Frage mit "Nein" beantworten, wäre der Vorwurf dass Gott nur eine begrenzte Macht besitzt.  In beiden Szenarien würde man Gott, Gott behüte, der Schwäche bezichtigen.

Die die solch eine Frage in den Raum werfen, betreiben offensichtlich Demagogie in dem sie von Gott, der keinen Teilhaber haben kann, erwarten das er eben diesen Teilhaber erschafft und dann, obwohl sie akzeptieren dass dieser ein Geschöpf ist, die Möglichkeit sehen dass dieses Geschöpf grösser als Gott sein könnte.

Diese Menschen sind sich nicht im Klaren darüber, dass Gott in seinem erhabenen Dasein in keinster Weise seinen Geschöpfen ähnelt. So wie ein Kunstwerk seinem Künstler nicht  gleicht, genauso wenig ähnelt Gott den von ihm erschaffenen Geschöpfen.

Diese Tatsache nicht zu Wissen, ist ein Zeichen von Unwissenheit. Diese Menschen sind sich nicht bewusst darüber, dass Gott grenzenlos mächtig, die Geschöpfe hingegen unendlich schwach sind.

2. Bei der Frage wird etwas was lediglich theoretisch möglich ist, verwechselt mit etwas was auch verstandesgemäß möglich ist.

Verstandesgemäß möglich: Etwas was verstandesgemäß sein kann oder aber auch nicht. Z.B. kann jemand der verheiratet ist Kinder haben oder aber auch nicht.

Theoretisch möglich: Etwas dessen zu Stande kommen unmöglich ist, ohne jeden Anhaltspunkt und damit nur eine Einbildung (z.B. das der Atlantische Ozean in diesem Moment aus Zuckersirup bestehen würde). Dinge die lediglich theoretisch möglich sind, können nicht Basis für ein Urteil sein. Da sie sich nicht auf einen Beweis oder eine Wahrheit stützen, beschäftigt sich die Logik und Denklehre nicht mit Dingen die lediglich theoretisch möglich sind.

Der Begriff "theoretisch möglich" stützt sich lediglich auf 'könnte sein', 'möglicherweise' und derlei Wunschvorstellungen und Träume.

Bei der Frage ob Gott ein Geschöpf erschaffen kann, welches größer ist als er selbst wurden die Begriffe "theoretisch möglich" und "verstandesgemäß möglich" miteinander  verwechselt. Diese Frage ist lediglich die Frucht einer unmöglichen Phantasievorstellung, welche sich nicht auf irgendwelche Wahrheiten stützt und daher absurd ist und für den Verstand nicht gangbar ist. Kein Verstand könnte je akzeptieren das irgend ein Geschöpf größer als Gott sein könnte.

3. Mit der Fragestellung wird Demagogie betrieben

In der Logik werden Vergleiche die auf irrealen Bedingungen basieren als Demagogie betrachtet.

Ein Demagoge der z.B. auf einer Mauer das aufgemalte Abbild eines Menschen sieht sagt: "Dies Bild kann sprechen. Denn es stellt einen Menschen dar. Denn da alle Menschen sprechen können, muss auch dieses Bild sprechen können." Und begeht damit einen schweren Fehler. Sich vorzustellen das ein von Gott geschaffenes Geschöpf größer bzw. mächtiger als Gott sein könnte, ist ein noch weitaus grösserer Fehler.

Basis der Fragestellung sind folgende Stadien:

1) Das Geschöpf wessen Erschaffung man sich vorstellt, existiert zuerst nicht.

2) Die Erwartung das Gott dies Geschöpf erschafft, und somit Gott der Erschaffer das  Geschöpf das Erschaffene ist.

3) Neben der eigentlichen Erschaffung des Geschöpfes durch Gott, wird auch die Vergabe von Grösse, Kraft und Beständigkeit durch Gott erwartet.

Obwohl die Konsequenz der obigen Stadien, Gottes grenzenlose Grösse, seine Einzigartigkeit als Erschaffer, seine zeitlose Existenz (von Ewigkeit zu Ewigkeit) und seine absolute Allmacht ist, und für das Geschöpf die Bedürftigkeit der Erschaffung, Schwäche und Armseligkeit, wird gefragt ob dies Geschöpf grösser bzw. mächtiger als Gott sein könnte. D.h. die Fragestellung ist noch weitaus absurder als das weiter oben genannte Beispiel.

4. Die Fragestellung ist voll von Widersprüchen.

Der Vergleich der mit der Frage getätigt wird, beruht auf widersprüchlichen Annahmen. Deshalb hat diese Frage auch nicht die Eigenschaften einer Behauptung, und kann somit nicht Basis einer solchen sein. Z.B., basiert die Frage "Kann man eine Zahl niederschreiben die grösser ist als unendlich?" auf widersprüchlichen Annahmen. Daher hat sie auch keinen Wissenschaftlichen Wert. Denn per Definition kann es keine Zahl größer als unendlich geben, als dass so eine Frage einen Sinn ergeben würde. Wenn 'unendlich' für etwas steht was kein Ende hat und sich nicht übertreffen lässt, so findet sich keine Zahl die sich mit unendlich messen kann. Liese sich aber eine Zahl finden die grösser als unendlich wäre, so wäre es nicht 'unendlich' gewesen.

Da die Fragestellung so voller Widersprüche ist, hat sie weder in Puncto Logik noch unter wissenschaftlicher Hinsicht irgendeinen Wert.

Die Vollkommenheit eines Werkes ist eine Manifestation der Vollkommenheit desjenigen, der dieses Werk geschaffen hat. Weiterhin kann die Vollkommenheit eines Werkes dasjenige seines Meisters sicherlich nicht übersteigen. Das von einem Gelehrten verfasste Buch kann sicherlich nicht mehr Wissen beinhalten, als der Gelehrte besitzt. Und so kann auch ein Architekt kein Gebäude entwerfen, welches seine eigenen Talente und Fähigkeiten übersteigt. Ebenso ist es absurd anzunehmen die Sonne könnte einen Tropfen Wasser mit mehr Licht anstrahlen als ihr zu eigen ist.

Die Frage "Vermag Gott ein Geschöpf zu erschaffen welches größer ist als er selbst?" ist sinnlos wie die Frage ob Gott einem seiner Geschöpfe ein grösseres Maß an Vollkommenheit geben kann, als er selbst besitzt.

Die Frage beinhaltet so viele Unmöglichkeiten wie die Eigenschaften Gottes.

Anbei einige Beispiele:

Eine von Gottes Eigenschaften ist seine Macht und Stärke. Wenn wir die Fragestellung unter diesem Gesichtspunkt betrachten ergibt sich folgendes:

"Kann der Allmächtige Gott ein Geschöpf erschaffen welches Mächtiger ist als er selbst?"

Wer solch eine Frage stellt, hat den Begriff der Unendlichkeit nicht verstanden. Eine Macht größer als Unendlich kann es ja prinzipiell nicht geben, als dass die Frage einen Sinn ergeben würde. Der grenzenlose Weltraum und alles in ihm sind die Manifestationen seiner grenzenlosen Allmacht. Das Spiegelbild eines imposanten Berges hat nicht einmal das Gewicht eines Kieselsteins. Unzählbar viele Sterne und Galaxien sind allesamt Manifestationen seiner Namen. Es ist nicht vorstellbar das diese Manifestationen ihn schwächeln lassen. Selbst wenn er in jedem Augenblick Milliarden solcher Universen erschaffen würde, wäre das für seine Allmacht ein leichtes.

Betrachtet man die Frage im Hinblick auf die Eigenschaft des Willens so ergibt sich folgendes:

"Kann Gott der den absoluten Willen und Autorität besitzt eine Gottheit erschaffen die seinem Willen nicht untergeordnet ist und seiner Autorität Grenzen aufzeigt?"

Doch ist Gottes Wille absolut, unendlich. Ihm lassen sich keine Schranken aufzeigen. Es ist unmöglich das sich ein Geschöpf diesem Willen entziehen kann. Desweiteren ist etwas von Gott erschaffenes, sein Geschöpf. Ein Geschöpf unterliegt aber seines Schöpfers Willen. Mit der Fragestellung wird angenommen dass der Wille des Schöpfers begrenzt, der Wille des Geschöpfes hingegen unendlich ist, und somit den Widerspruch erzeugt dass etwas endliches etwas unendlichem Grenzen aufzeigt.

Betrachtet man die Frage im Hinblick darauf dass Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit existiert, ergibt sich folgende sinnlose Frage:

"Kann Gott ein Geschöpf erschaffen welches bereits vor ihm existiert und auch nach ihm noch existieren wird?"

Des Herrn von Ewigkeit zu Ewigkeit zweier Namen sind der 'Erste' und der 'Letzte'. Sowie es nichts vor ihm gab kann es auch nichts nach ihm geben. Ein 'zuvor' vor der Ewigkeit (in Bezug auf die Vergangenheit) kann es ebenso wenig geben, wie ein 'danach' nach der Ewigkeit (in Bezug auf die Zukunft). Daher ergibt die Frage auch keinen Sinn. Gemäß dieser Frage soll also ein Geschöpf welches von Gott, der von Ewigkeit zu Ewigkeit existiert, erschaffen wurde ebenfalls von Ewigkeit an existiert haben und auch in alle Ewigkeit existieren.

Analoges ergibt sich bei Betrachtung anderer Eigenschaften Gottes wie z.B. der Hörende bzw. der Sehende.

Es ist erstaunlich dass solche Fragen voller Widersprüche in der heutigen Zeit Menschen vom rechten Weg verführen können.

5. Mit der Fragestellung wird versucht Wahrheiten ins Gegenteil zuverkehren.

Es ist offensichtlich dass eine Wahrheit sich nicht in das Gegenteil verkehren kann. Weiterhin kann etwas sich nicht in sein Gegenteil verkehren und trotzdem sein Wesen und Charakter beibehalten. Z.B. kann die Sonne sich nicht in Wasser umwandeln und dabei den Charakter der Sonne beibehalten, oder der Mensch sich in einen Löwen verwandeln und trotzdem das Wesen eines Menschen beibehalten. Analog gibt es noch viele weitere Beispiele. Wenn doch bei Geschöpfen Gottes die Verkehrung in das Gegenteil zu solchen Unmöglichkeiten führt, so kann man sich vorstellen in welchem Grade es noch viel unsinniger wäre, würde man dies bei Gott annehmen.

Bei der Eingangsfrage wird bzgl. der grenzenlosen Eigenschaften Gottes deren Verkehrung in ihr Gegenteil angenommen. Der Fragesteller begeht die Unmöglichkeit bei dem zu erschaffenden Geschöpf welches durch Vergänglichkeit, Schwäche und Abhängkeit geprägt ist, dessen Verkehrung in ihr Gegenteil, der grenzenlosen Allmacht und Vollkommenheit, anzunehmen. Gottes absolute Vollkommenheit wird sich nicht in ihr Gegenteil der absoluten Unvollkommenheit, seine absolute Schönheit nicht in absolute Widerwärtigkeit und seine absolute Allmacht nicht in absolute Schwäche verkehren.

Der majestätische Herr ist grenzenlos geheiligt, die Geschöpfe hingegen unendlich minderwertig. Gott ist grenzenlos wissend und im Besitz der absoluten Autorität. Die Schöpfung hingegen ist unwissend und unterliegt seiner Herrschaft. Gottes Existenz ist aus sich selbst heraus zwingend erforderlich, und er existiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Die Existenz von allem was er erschaffen hat bzw. noch erschaffen wird, ist jedoch lediglich möglich nicht aber zwingend erforderlich und des weiteren vergänglich.

Gemäß der Vorstellung des Fragestellers, soll Gott, obwohl von Ewigkeit an existierend, erst ab einem Zeitpunkt existiert haben. Und das besagte Geschöpf, obwohl es erst an einem bestimmten Zeitpunkt erschaffen wurde, soll bereits von Ewigkeit an existiert haben. So dass man sich dann dies Geschöpf als 'größer' als Gott vorstellen möge.

Gott, obwohl Allmächtig, soll machtlos sein, und das Geschöpf welches darauf angewiesen ist von Gott erschaffen zu werden, soll Allmächtig sein.

Analog lassen sich weiter Beispiele finden.

6. Der Fragesteller weiß nicht um die verschiedenen Ebenen der Existenz

Um die Antwort auf die Frage zu verstehen, muss man über folgende 3 Begriffe im Bilde sein. Zwingend erforderlich, Möglich, Unmöglich. Weitere Alternativen zu diesen dreien kann es nicht geben.

An dem Beispiel einer schönen Skulptur lassen sich die 3 Begriffe wie folgt erklären:

Es ist zwingend erforderlich dass eine Skulptur einen Meister hat, der diese gefertigt hat. Denn ein Kunstwerk ist ohne einen zugehörigen Meister nicht vorstellbar.

Bevor die Skulptur gefertigt wurde, war für den Künstler die Fertigung möglich aber nicht zwingend erforderlich. D.h. er hätte sie anfertigen, oder es aber auch sein lassen können. Das die Skulptur vollkommener, geschickter und mächtiger als sein Künstler sein könnte ist hingegen unmöglich.

Analog kann man den Sachverhalt auch am Beispiel der Sonne erläutern:

Das die Sonne Licht ausstrahlt ist zwingend erforderlich. Denn die Sonne  ohne ihr Sonnenlicht ist nicht vorstellbar. Würde man sich die Sonne beseelt und lebendig vorstellen, so wäre es möglich das sie dem den sie wollte ihr Licht spendet, oder auch nicht. Das jedoch das Abbild der Sonne in einem Spiegel die Größe und Temperatur der Sonne annimmt und obendrein die Planeten um sich Kreisen lässt, ist absolut unmöglich.

Wie in den obigen Beispielen erläutert, existieren 3 verschiedene Ebenen der Existenz: Zwingend erforderlich, möglich und unmöglich.

Die Existenz Gottes, unseres Schöpfers, ist zwingend erforderlich. Die Existenz alles bereits erschaffenen und allem was noch erschaffen werden wird ist möglich. Die Existenz eines Teilhabers bzw. jemanden der ihm gleicht oder ähnelt oder aber dass eines seiner Geschöüfe größer und mächtiger ist als er, ist hingegen unmöglich.

Die Existenz Gottes ist zwingend erforderlich. Er existiert aus sich selbst heraus. Seine Existenz ist von keinerlei Ursachen oder Bedingungen abhängig. Sein Dasein ähnelt in keinster Weise dem Dasein seiner Geschöpfe. In keinster Weise gibt es etwas, was ihm gleicht oder ähnelt.

Für Dinge deren Existenz möglich (aber nicht zwingend erforderlich) ist, ist die Existenz bzw. die Nichtexistenz gleichwertig. Es könnte existieren, es könnte aber auch nicht existieren. Weder die Existenz noch die Nichtexistenz sind unmöglich. Alles was erschaffen wurde oder was erschaffen werden könnte, ist möglich.

Z.B. ist für einen Schriftsteller die Niederschrift eines Buchstabens oder deren Unterlassung gleichwertig. Er könnte den Buchstaben schreiben oder aber auch nicht, d.h. für den Buchstaben sind beide Zustände relevant. Sowohl die Existenz als auch die Nichtexistenz. Die Alternative für die sich der Schriftsteller entscheidet wird sich realisieren. Entscheidet er sich für die Niederschrift so wechselt der Buchstabe von der Nichtexistenz in die Existenz. Entscheidet er sich dagegen so verbleibt der Buchstabe in der Nichtexistenz.

Alles was möglich ist, ist im Angesicht Gottes wie dieser Buchstabe. So wie das Universum durch seine Erschaffung durch Gott zum Vorschein gekommen ist, so ist auch seine weitere Existenz von seiner Macht, Leitung und Willen abhängig. Sowohl bei seiner Erschaffung als auch für ihr Fortbestehen ist es auf Gott angewiesen.

Es gibt nichts was im Bereich des Möglichen wäre, dessen Gott nicht gewachsen wäre. Gegenüber seinem Willen und seiner absoluten Macht ist alles gleichwertig. Ob gross oder klein, es macht keinen Unterschied. Dieser Macht gegenüber macht es keinen Unterschied ob alle Galaxien oder ein einzelnes Atom. Eine einzelne Blume oder aber der gesamte Frühling, ein Teil oder das Ganze, es macht keinen Unterschied.

Bei Dingen die möglich sind, gibt es zwei Seiten die es zu betrachten gilt, nämlich das Sein und das Nichtsein. Bei unmöglichen Dingen gibt es hingegen nur eine Seite, das Nichtsein bzw. die Nichtexistenz. Die Nichtexistenz ist eine dauerhafte Eigenschaft des Unmöglichen. Sich die Existenz etwas Unmöglichen vorzustellen ruft Wiedersprüche hervor. Z.B. kann eine ganze Zahl entweder gerade oder ungerade sein. Das eine ganze Zahl hingegen sowohl gerade als auch ungerade ist, ist nicht möglich. Es ist unmöglich das ein Mensch gleichzeitig steht als auch sitzt. Es ist unmöglich das eine Zahl größer als unendlich sein könnte. Ebenso ist es unmöglich das Gott einen Teilhaber hat oder irgend jemand ihm gleicht.

Etwas, dessen Existenz lediglich möglich ist, kann niemals größer sein als derjenige dessen Existenz zwingend erforderlich ist.

Es ist unmöglich, dass ein Geschöpf seinem Schöpfer überlegen ist.

Der Fragesteller versucht mit dieser demagogischen Frage das Unmögliche als möglich erscheinen zu lassen.

7. Der Fragesteller versteht den Begriff der Größe nicht.

Die Größe Gottes ergibt sich nicht durch den Vergleich mit seinen Geschöpfen. D.h. seine Größe ist Teil seines Wesens, und lässt keinen Vergleich mit seinen Geschöpfen zu. So wie sein Wesen keinem seiner Geschöpfe ähnelt, so lässt sich auch seine Grösse nicht mit denen seiner Geschöpfe vergleichen und seine Dimension nicht begreifen. Die Grösse der Geschöpfe hingegen ergibt sich durch den Vergleich zueinander.

Diese Wahrheit soll mit nachfolgendem Beispiel veranschaulicht werden. Man kann nicht die Grösse der Sonne mit ihren Reflektionen in Schneeflocken vergleichen. Denn alle Reflektionen beziehen ihren Glanz von der Sonne. Wie könnten sie da einen Vergleich mit der Sonne eingehen.

Analog wie im obigen Beispiel lässt sich die Grösse Gottes, dessen Wissen, Macht, Majestät und Herrlichkeit keine Grenzen kennt, in keinster Weise mit denen seiner Geschöpfe vergleichen. Denn alles erschaffene sind Reflektionen seiner Attribute und Namen. Deren Dasein ist nur durch seine Erschaffung, deren Leben bedingt dadurch das er Leben geschenkt hat. Deren Grösse ist lediglich in Bezug zueinander. Wenn eines von Gottes Geschöpfen, wie des Menschen Verstand oder des Menschen Phantasie, versucht sich das größte von größtem vorzustellen, so bleibt es doch nur etwas großes in Bezug auf die Geschöpfe. Gottes tatsächliche Grösse ist jedoch erhaben über das was sich der Verstand und die Phantasie vorzustellen vermögen.

Es gibt in der Mathematik den Begriff 'unendlich'. Jedwede Zahl ist unvergleich klein im Vergleich zu unendlich. Die Größe von Zahlen, abseits unendlich, ergibt sich durch den Vergleich untereinander. Gegenüber unendlich macht es keinen Unterschied ob 1 oder eine Million. Ob gross oder klein, macht im Vergleich zum Unendlichen keinerlei Unterschied. Würde man sich alle Zahlen als beseelt vorstellen, so könnten sie allesamt den Begriff des Unendlichen nicht begreifen. Ebenso vermang niemand die grenzenlose Grösse Gottes zu begreifen. Diese absolute grenzenlose Grösse kann nicht von einem begrenzten Verstand erfasst werden.

Von dem in der Fragestellung gesprochenen Wesen, wird a priori akzeptiert das es ein Geschöpf ist. Die Größe eines Geschöpf, wie groß es auch immer sein mag, gilt aber nur in Vergleich gegenüber anderen Geschöpfen und ist auch nur gegenüber diesen Vorstellbar.

Dass ein Kunstwerk seinem Künstler nicht überlegen sein kann, ist eine Tatsache die keiner Diskussion bedarf. Z.B. all die Vollkommenheit und Schönheit die sich in der berühmten Selimiye Moschee wiederfindet, ist der Vollkommenheit und dem Wissen des Architekten entsprungen. Was diese Steine zu einem Kunstwerk zusammen gebracht hat, ist die Feinheit des Geistes des Architekten Sinan, sowie die Tiefe in seinen Überlegungen und die Meisterschaft seines Handwerks. Der Applaus gilt Sinan, und die Anerkennung gebührt ihm. Angenommen Sinan hätte ewig gelebt, so hätte er noch viele weitere Moscheen gebaut, und andere Kunstwerke zustande gebracht. All diese Werke wären Beweis für seine Größe. Doch die Größe und Vollkommenheit der Kunstwerke, ließe sich nicht vergleichen mit der Größe und Vollkommenheit des Architekten Sinan.

Diese gewaltige Schule, auch Universum genannt, mitsamt der Erde, den Sternen und den unzähligen Galaxien sind Kunstwerke Gottes, sein Werk und seine Geschöpfe. Für jegliche Schönheit und Vollkommenheit die sich in ihnen findet, zeichnen sich die Namen und Eigenschaften Gottes verantwortlich.

Alles was es da gibt, bleibt einzig und allein durch Gottes Macht, Willen und Herrschaft bestehen. Von den Atomen bis zu den Galaxien ist alles und unter jedweden Umständen und zu jeder Zeit unter der Beobachtung seiner Herrschaft. Gegenüber seiner Herrschaft ist alles Untertan und gegenüber seiner Grösse alles klein und bedeutungslos.

So ist denn die Quelle für die Eingangsfrage die Unwissenheit bzgl. des Begriffs 'Größe' und die Unkenntnis über die Bedeutung von 'Schöpfer' und 'Geschöpf'.

4 Hat Allah das Schlechte erschaffen?

dem Islam zufolge ist der Schöpfer von alles gutem und schönem Allah, sowie auch der Schöpfer von alles schlechtem und hässlichem Allah ist. Es gibt nun Menschen die fragen: „Wie schafft Allah das schlechte?“.

Da Sie, wenn man ihnen selbst nach geht, die Schöpfung des Schlechten nicht zu unserem Herren passen würde. Obgleich dies eigentlich ein Zeichen seiner Größe ist.

Wenn ein Maler fähig ist sowohl schöne, als auch hässliche Figuren zu malen ist dies nichts anderes als der Beweis seiner großen künstlerischen Fähigkeiten.

Wäre Er hingegen unfähig gewesen besagte Abscheulichkeiten darzustellen, wäre dies die Manifestation einer unvollständigen Kunst. Dies kann nun als Beispiel auf die Frage nach der Schöpfung des Bösen projiziert werden.

Hinzuzufügen ist desweiteren, die Schöpfung des schlechten ist nicht schlecht, das schlechte zu tun ist schlecht.

Denjenigen die sagen: „Allah schafft das Schlechte nicht.“ sollte die Frage gestellt werden: „Wenn Allah das Schlechte nicht schafft, wer dann?“.

Jede Antwort auf diese Frage trägt Schirk in sich. Die Schöpfung ist nur Allah vorbehalten es gibt nichts was ihm gleicht oder gar ähnelt, er ist frei von Helfern und Teilhabern [an seiner Macht, Herrschaft und seinem Wissen]. Dies ist ein Aspekt der Fragestellung.

Auf der anderen Seite muss der Aspekt der Prüfung betrachtet werden. Wenn Allah nur das Gute geschaffen hätte, und es das Schlechte nicht gäbe, dann wäre auch eine Prüfung bedeutungslos.

Die Möglichkeit gegen Allahs Befehle zu handeln, Sünden zu begehen und Allah zu verleugnen wäre hinfällig geworden. Jeder wäre gezwungenermaßen einem Engel gleich. Dies ist nicht der Wille Allahs. Er, wünscht sich, das sein Diener aus freien Stücken das Gute bevorzugt, bzw. wählt.

Aus diesem Grund erschafft Er genau das, was der Diener selbst wählt.

Beispielsweise kann man mit seinen Beinen in eine Moschee gehen aber auch an einen unerlaubten Ort. Das erste ist gut, das zweite schlecht. Das Schöpfen richtet sich nach dem Wunsch des Menschen. Wenn jedoch die Beine der Menschen auf dem Weg zum Schlechtem versteinerten, die Augen welche Dinge die haram (verboten) sind betrachten erblindeten und die jenigen die das Gebet nicht verrichten erkrankten, gäbe es keinen freien Willen der Menschen.

Schlussendlich ist zu sagen: Um die Guten von den Schlechten zu trennen ist die Schöpfung des Schlechten neben dem Guten mehr als logisch und weise.

5 Warum können wir Gott nicht (in dieser Welt) sehen?

einer der Eigennamen Gottes ist „Das Licht“. Ausgehend von Lichtgestalten wie den Engeln, dem Sonnenlicht bis hin zu den Lichtstrahlen, die das Universum füllen, reflektiert alles jeweils nur eine Wirkungsform dieser Eigentümlichkeit. Das menschliche Auge vermag in dieser Welt nur das Reich der Materie zu erfassen. Es kann weder seine eigene Seele, noch irgendwelche Engel sehen. Bis auf wenige Strahlen kann das menschliche Auge die meisten der gegenwärtigen Strahlen gar nicht erfassen, wie z.B. Röntgenstrahlen, Radiowellen, Strahlen von Funkgeräten, wie Handy, schnurloses Telefon usw. Das menschliche Auge ist in seiner Sehfähigkeit eingeschränkt und kann nur 2,5 % der im Universum tatsächlich vorhandenen Strahlenarten wahrnehmen. Die Erwartung, mit solch einem begrenzten Sehvermögen den Erschaffer aller Lichtquellen sehen zu können, ist zu mindest den physikalischen Gesetzen gegenüber respektlos. Ein anderer Grund dafür, das wir Gott nicht sehen können ist, dass wir Menschen auf dieser Welt einer Prüfung unterzogen werden, wobei die Fähigkeit Gott sehen zu können diese Prüfung für sinnlos erklären würde. Die Tatsache, das wir Menschen mit unserem Seh-Organ den Augen Gott nicht sehen können, bedeutet nicht das Er nicht existiert, sondern es spricht vielmehr dafür das es Ihn gibt und Er mit Seinem Wissen und Seiner Machtherrschaft alles umfasst.

Beispiel:
Stellen wir uns vor die Sonne würde ebenfalls, wie die Atmosphäre die Erde umfasst, den ganzen Weltraum mit ihrem Licht (Helligkeit) umgeben. Dann wäre es auch nicht möglich die allumfassende Sonne mit den bloßen Augen zu sehen. Eben weil alles vom Sonnenlicht erfasst ist, wäre die Sonne folglich unsichtbar, aber gemäß unserem Verstand dennoch gegenwärtig. Weil es somit die Nacht, als Gegensatz und zum Vergleich der immerwährenden Helligkeit nicht gäbe, könnte man die Sonne nicht sehen und ihr Wesen somit auch nicht begreifen (weil es keinen Kontrast gibt). Jedoch käme es einer Unwissenheit gleich, die mit ihrem Licht alles umfassende und allgegenwärtige Sonne zu leugnen.

Anhand dieses Beispiels kann man Gott, der mit Seinen Namen und Eigenschaften alles umfasst, immerwährend, allgegenwärtig und mit bloßen Augen nicht sichtbar ist, jedoch mit dem Verstand sehen. Da Gott ohne Gleichen und ohne Gegenstück ist, wir aber das meiste erst durch das Gegenteil (Kontrast) zu begreifen im Stande sind, ist dies eine berechtigte Frage.

Im Jenseits ist das komplett anders. Die ins Paradies berufenen, deren Seelen werden gegenüber ihren Körpern (Trieb) triumphieren. Die im Diesseits nur als Schattenwesen bekannten Geschöpfe (Seelen), werden im Jenseits zu ihrer wahren Funktion befähigt. Der Mensch wird mit all seinen Seiten dem Paradies gebührend sein und von all den Gutheißungen genießend ins ewige Glück eintreten. Des Weiteren wird die ewige Glückseligkeit im Paradies zusätzlich mit einer so genannten, regelmäßig stattfindenden „Gottesschau“ gekrönt. Es heißt, daß die zur Gottesschau eingeladenen Paradiesbewohner, während der Gottesschau ein anderes, noch höheres Befinden erleben werden und dass dieses in einer eigens dafür bestimmten Atmosphäre (Ort) sich ereignen wird. Des Weiteren heißt es, dass die von der Gottesschau heimkommenden Paradiesbewohner von ihren Familienangehörigen nicht oder kaum wieder erkannt werden.

6 Wie kann der einzig und alleine seiende Gott alles gleichzeitig tun?

der sich selbst als Maßstab aller Dinge Sehende Mensch, der nicht zeitgleich in zwei Richtungen sehen, dessen Verstand nicht über zwei Themen zugleich (denken)sich besinnen kann, vermag einfach nicht die gesamte Leistung eines vollkommenen Gottes zu begreifen.

Diese Fähigkeit Gottes, die eigentlich der Bewunderung bedarf, wird durch das gemeinsame Bestreben des menschlichen Ego und des Teufels leider in Abrede gestellt. Folglich wird dadurch von der Wahrheit und somit von Gott irregeführt.

Ungeachtet dessen, sollte der Mensch anstelle seiner selbst, die vielen anderen Geschöpfe bedenken, welche mit Gottes Erlaubnis unzählige Arbeiten zugleich verrichten. Besinnen wir uns auf folgende Tatsachen, erkennen wir zweifellos und gewiss, dass Gott wirklich alles gleichzeitig tun kann.

Beispiele:
1. Die Sonne, dessen Licht in die Augen aller Lebewesen
zeitgleich einstrahlt, alles erhellt und alles belebt.
2. Die Luft, die ebenfalls zugleich in Abermillionen
Atemwege und Blutkreislaufbahnen gelangt, um diese mit
Sauerstoff zu versorgen.
3. Die Schwerkraft, die auf alles Seiende synchron einwirkt.
4. Das Wort, welches zur selben Zeit in den Ohren der
Zuhörer ankommt, um sich selbst zu verkünden.
5. Die Gesetzmäßigkeit in den Bäumen, die dazu führt, dass
alle Blätter und Früchte ihre Versorgung zeitgleich erhalten.
6. Die Seele, die in jeder einzelnen Zelle wirkt, die
aber wiederum parallel den ganzen Körper umfasst.

Diese Gleichnisse, die nur einen Bruchteil der Fähigkeiten Gottes erahnen lassen, weisen darauf hin, dass Gott allerdings unzählige Dinge zur selben Zeit wissen, verrichten und beherrschen kann.
Das zeigt uns, dass es keine Zweifel gegenüber Gott als allwissenden und allwirkenden geben kann.

Weitere Beispiele:
1. Eine einzelne Person, die von Tausend Spiegel umstellt ist, scheint in allen Spiegeln zeitgleich zu Sein und zu Wirken. Hebt diese Person nun ihren Arm, so heben sich tausende Arme simultan mit. Schriebe diese Person einen Brief, schrieben alle anderen ebenfalls zur selben Zeit einen Brief.
2. Stellen wir uns diese besagte Person nun als Fernsehmoderator vor. Hierbei wird diese Person sogar in Ton und Bild wiedergegeben. Diese eine Person spricht in einem Augenblick (also Zeitgleich) zu allen Zuschauern, in ihren unterschiedlichen Heimatorten.

Das ist nur eine der Gott gegebenen Gesetzmäßigkeiten, von denen der Mensch Nutzen hat.

Die in den Spiegeln abgebildeten Erscheinungen, kann man in drei Arten einteilen.

1. Die erste Art ist endgültig, körperlich und lichtlos. Am Beispiel der von Tausend Spiegel umstellten Person versteht sich, dass diese Tausend Spiegelbilder nur eine leblose Kopie des Originals sind. Diese Kopien können aber nicht das Wesen und den Charakter der besagten Person wiedergeben. Sie können weder Sehen, Hören und Sprechen, noch Essen und Trinken.
2. Die zweite Art ist materiell, lichtvoll und reflektierbar, wie die Sonne. Stellen wir uns Tausend Männer vor, die ihre Spiegel in die Sonne halten. Die Sonne wäre in allen Spiegeln gleichzeitig zu sehen. Diese Erscheinungen sind nicht identisch mit der echten Sonne. Sie verfügen lediglich über ein paar sonnentypische Eigenschaften, wie die Helligkeit, die Wärme und die Spektralfarben. Verfügte die Sonne über ein Bewusstsein, könnte Sie mittels unserer Spiegel mit uns kommunizieren. Die zeitgleiche Verrichtung unzähliger Taten wäre für die Sonne kein Problem.
3. Die dritte Art wären die Seelen und Lichtgestalten ohne Materie, wie Engel oder Geister. Diese Erscheinungen sind lebendig, sie können sehen, hören (wahrnehmen), sprechen und besitzen ein Bewusstsein. Hierbei stellt sich die Frage, in wie weit ein herkömmlicher Spiegel das alles reflektieren kann.

Einer Überlieferung von dem Kalifen Ömer (r.a.) zufolge kam einst ein Geist in Gestalt eines alten Mannes Namens „Hame“ zum Propheten (s.a.s.) und legte das Glaubensbekenntnis ab und konvertierte zum Islam. Ein weiteres Ereignis ist die Erscheinung des Engels Gabriel (s.a.s.), der als „Sahabe“(Jünger) dem Propheten erschienen ist und Ihn nach dem Glauben und den Islam fragte. Dieses Ereignis, das sich in der Gegenwart der anderen „Sahabe“ vollzog, ist nur ein Beispiel über die gleichgeschalteten Erscheinungs- und Wirkungsmöglichkeiten der Engel. Einer anderen Überlieferung zufolge gab es ein paar Heilige, die ebenfalls über diese Fähigkeit der Projektion verfügten und an mehreren Orten zugleich gegenwärtig waren.

Gott ist „Das Licht“. Alle Gesetzmäßigkeiten, Geister, Engel und Seelen samt ihren Fähigkeiten hat ER erschaffen. Alle Lichter, Lichtquellen und Lichtwesen sind nur ein Schatten im Gegensatz zu Seinem unendlichen Licht. ER ist allwissend und allwirkend und Sein heiliges Wesen ist frei von Materie.

7 Wie bereiten wir uns auf den Tod vor?

der Tod ist seit jeher für viele Menschen ein problematisches Thema und viele suchen verzweifelt nach Wegen den Tod zu überwinden. Allah (c.c.) hat in seiner Offenbarung uns Menschen dies mitgeteilt:

(Er,) Der den Tod und das Leben erschaffen hat, damit Er euch prüfe, wer von euch die besten Taten begeht. Und Er ist der Allmächtige und Allvergebende. (Sura al-mulk 2)

Wir verstehen also, dass Allah (c.c.) in seiner unendlichen Weisheit und Macht sowohl das Leben als auch den Tod erschaffen hat und dass der Tod nicht etwa sinnlos oder willkürlich zu Stande kommt. Das Diesseits ist der Ort der Möglichkeiten und der Handlungen und das Jenseits ist der Ort der Abrechnung und Belohnung. Die Religion sagt dies, der Verstand bestätigt dies und die Muslime glauben dies.

Die Weisheit hinter dem Tod ist in der Prüfung des Menschen verborgen. Der Mensch wird  die Quittung für all seine Taten, ob gut oder schlecht, bekommen. Dies wird aber nicht im Diesseits, sondern im Jenseits stattfinden. Entsprechend der koranischen Aussage hat der Tod bei Allah (c.c.) einen Zweck. Der Mensch, der aber fern von diesem Bewusstsein ist, kann diesen Zweck nicht erkennen und fürchtet den Tod, ferner schürt er seine Ängste weiter mit dem Tod seiner Verwandten und Bekannten.

Der eigentliche Grund warum die Menschen sich so sehr vor dem Tod fürchten liegt in dem Unwissen über das Wesen des Todes, dass der Mensch seine Ziele nicht mehr realisieren könnte und dass er von seinen Liebsten getrennt wird. Alle Offenbarungsreligionen haben, um den Menschen von dieser Situation zu retten, von einem Leben nach dem Tod Kund getan. Selbst die Einladungen der Propheten waren Einladungen zum Glauben an einen Gott und danach auch insbesondere Einladungen zum Glauben an und Vorbereitung für das Jenseits.

Allah (c.c.) gibt und nimmt das Leben und verkündigt, dass das Leben und der Tod mit einer vorbestimmten Dauer festgelegt ist und der Tod der Lebenden an seinen Willen und seiner Erlaubnis gebunden ist. So wie nichts sinnlos und willkürlich erschaffen wurde, so wird auch niemand sich vor dem Tod verstecken können. Mit dem Tod wird der Mensch Rechenschaft leisten und mit seinen Taten konfrontiert;

Du wirst gewiß sterben, auch sie werden sterben. (Sura az-Zumar 30)

Wer nun Gutes im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen. Und wer Böses im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen. (Sura az-Zilzāl 7,8)

Laut Imam al-Ġazzālī teilen sich die Menschen im Angesicht des Todes in vier Gruppen auf:

1. Personen die noch nicht realisiert haben, dass ihr Leben vergänglich und sie sterblich sind; Sie denken das Leben bestünde nur aus den weltlichen Genüssen. Für sie ist der Tod das Ende jeglichen Vergnügens und damit das befürchtete Ende. Ihre Furcht bzw. ihre Situation wird so ausgedrückt;

Sag: Gewiß, der Tod, vor dem ihr flieht -, gewiß, er wird euch begegnen. Hierauf werdet ihr zu dem Kenner des Verborgenen und des Offenbaren zurückgebracht, und dann wird Er euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet. (Sura al-ǧumʿa 8)

2. Personen die sich über das Resultat ihrer Taten bewusst sind, Buße tun und nun auf den Pfad der Tugend und des Glaubens zurück wollen. Auch für diese Gruppe ist der Tod keine erfreuliche und wünschenswerte Angelegenheit. Denn sie sind noch nicht bereit. Es besteht die Gefahr, dass der Tod sie plötzlich ereilt. Sie ersehnen sich zwar die Nähe zu Allah (c.c.) aber auch, dass ihr Tod sich noch herauszögert. 

3. Personen die um Allah (c.c.) wissen und mit Liebe im Herzen ihrem Schöpfer verbunden sind. Sie wollen tunlichst ihrem Schöpfer nahe sein und beklagen sich darüber, dass der Tod sie noch davon trennt.

4. Personen die sämtliches dem Willen Allahs (c.c.) überlassen. Ihnen zufolge ist der göttliche Wille und dessen Veräußerung liebens- und erstrebenswert.
Die Aufgabe des Dieners ist es den Tod nicht zu vergessen, sich darauf vorzubereiten und stets durch die Barmherzigkeit Allahs (c.c.) Hoffnung zu finden. Wie schwer auch immer die Ümstände zu sein scheinen, es ist nicht richtig sich den Tod herbei zu sehnen.

Der Tod ist im Wesentlichen kein Ausdruck von Bedrohung und Einschüchterung, da mit dem Tod nämlich ein ewiges und fortwährendes Leben beginnt, sollte man davor keine Angst haben. Da das Jenseits, welches für uns in jeglicher Hinsicht ein Segen und ein Glück inne hält, sich für uns erst über die Station des Todes eröffnet, ist der Tod selbst auch ein Segen. Denn die Ursache die den Segen hervorbringt ist in sich auch ein Segen.  

Jeder Mensch wird in der Zeit die für ihn vorgesehen ist, von dieser vergänglichen und unbeständigen Welt abreisen und in seine eigentliche Heimat, das Jenseits reisen. Jedes Lebewesen, nicht einmal die Propheten ausgenommen, ist von dieser Regel betroffen;

Jede Seele wird den Tod kosten. Hierauf werdet ihr zu Uns zurückgebracht. (Sura al-ʿAnkabūt 57)

Wo immer ihr auch seid, wird euch der Tod erfassen, und wäret ihr in hochgebauten Türmen.  (Sura an-Nisāʾ 78)

Jede Gemeinschaft hat eine (festgesetzte) Frist. Und wenn nun ihre Frist kommt, können sie (sie) weder um eine Stunde hinausschieben noch sie vorverlegen. (Sura al-Aʿrāf 34)

Obwohl dies die Wahrheit ist vergessen trotzdem viele den Tod und klammern sich an das irdische Leben, als ob sie unsterblich wären. Wobei auch schon in der prophetischen Überliferung beschrieben wird, dass die Erwähnung und das Reflektieren über den Tod das Vergnügen bzw. die Genüsse verkommen lässt und somit die Liebe zum Diesseits zu einem Wunsch nach dem Jenseits umlenkt. Jeder Muslim muss, solange er noch aktiv die Gelegenheit hat, unverzüglich seine Vorbereitungen treffen für das Jenseits, zu dem er auf jeden Fall übergehen wird. Der Muslim ist stets dazu beauftragt sich vorzubereiten, das könnte man exemplarisch auch aus diesem Vers entnehmen;

Und was ihr an Gutem tut, Allah weiß es. Und versorgt euch mit Reisevorrat, doch der beste Vorrat ist die Gottesfurcht. Und fürchtet Mich, o die ihr Verstand besitzt! (sura al-baqara 197)

Der Mensch wird im Jenseits das ernten, was er im Diesseits gesät hat. Wer im Diesseits seinen Trieben und Gelüsten folgte, seine Pflichten vergaß und entsprechend auch seine Vorkehrungen nicht traf, wird auf diese Weise beschrieben;

Wenn dann der Tod zu einem von ihnen kommt, sagt er: "Mein Herr, bringt mich zurück, auf daß ich rechtschaffen handele in dem, was ich hinterlassen habe." Keineswegs! Es ist nur ein Wort, das er (so) sagt; hinter ihnen wird ein trennendes Hindernis sein bis zu dem Tag, da sie auferweckt werden. (Sura al-Muʾminūn 99, 100)

Für keinen ist der Zeitpunkt des Todes bekannt. Daher gibt es neben denjenigen, die  zu jedem Zeitpunkt des Lebens das Bewusstsein für den Tod gegenwärtig haben und  vorbereitet sind, auch solche, die von Zeit zu Zeit in Achtlosigkeit verfallen. Am besten bereitet man sich vor indem man die verpflichtenden Gottesdienste erfüllt und sich von den Sünden schützend distanziert.

8 Ich muss ein Abiturfach waehlen: ev./kath. Religionslehre oder Philosophie. Für welches kann sich ein Muslim entscheiden? Ist es akzeptabel Religionslehre zu wählen?

Liebe Leserin, lieber Leser


Ein Muslim kann alle möglichen Wissensbereiche studieren, solange dieses Studium bei ihm keinen Zweifel an den Glaubenswahrheiten verursacht. Dies gilt auch dann wenn Inhalte gelehrt oder gelernt werden müssen die dem Islam direkt widersprechen. Insbesondere wenn der erfolgreiche Abschluss an ein entsprechendes Pflichtfach wie christliche Religionslehre oder Philosophie gekoppelt ist sollte man sich nicht davon abschrecken lassen, dass eventuell bestimmte Lehrinhalte konträr zum Islam stehen. Bezüglich der Wahl zwischen den von Ihnen beschriebenen Fächern lässt sich sagen, dass man sich für das Fach entscheiden sollte welches ihm nützlicher erscheint bzw. welches bei ihm die wenigsten Zweifel an seinem Glauben verursachen wird. Sollten Sie noch keine Entscheidung in dieser Richtung getroffen haben würden wir das Fach ev. oder kath. Religionslehre vorschlagen, denn im Gegensatz zur Philosophie handelt es sich hierbei um von Allah herabgesandte Religionen. Es gilt aber auch zu sagen, dass jede wissenschaftliche Disziplin im Prinzip im Einklang mit dem Islam steht und zu Erkenntnis dienen kann, problematischer wird es allerdings, wenn das Lehrpersonal hier ihre eigenen Vorstellungen und Prägungen einfließen lassen und so das Lehrmaterial verzerren. Man sollte stets auf das Lehrmaterial selber achten, statt auf die Lehrer, dann wird man auch das Lehrmaterial einfacher mit den islamischen Glauben in Einklang bringen können. 


Selam & Dua 

Fragenandenislam - Team

9 Was ist die eigentliche Aufgabe von uns Menschen in dieser Welt?

das Gewissen und der Verstand peitschen unablässig mit folgenden Fragen auf das Menschenhaupt ein:


• Wer bist Du?
• Woher kommst Du?
• Wohin wirst Du gehen?


Die Gedanken und das Verhalten, der mit diesen Fragen konfrontierten Menschen, sind nicht besonders konform. Einige von ihnen haben ihre individuelle Interpretation dieser Fragen. Andere wiederum verfolgen Fehldeutungen von irgendwelchen Dilettanten und beten deren Thesen und Aussprüche nach.

Sowie ein konkaver Spiegel die Tatsachen verkehrt wiedergibt, so ist auch ein ständig mit falschen Ansichten zugerichteter Verstand nicht im Stande die Wahrheit als solche zu erkennen. Durch die Angewohnheit der verkehrten Ansichten, resultiert folglich der feste Glaube daran, dass immer die anderen falsch liegen und auf dem Holzweg sind. Jedoch ist das Gewissen dieser Menschen nicht zufrieden gestellt durch derartige Besinnungen. Sie betrachten sich weiterhin als allein gelassene Waisen in der Savanne dieses Universums. Sie gelangen nicht in den Segen zu wissen, dass sie nicht herrenlos sind und erlangen auch nicht dessen Genuss. Ihr Gewissen und ihr Verstand wird sie immer unruhig stimmen. Die Schandtat und die Pein in ihren Seelen, läst irgendwie nicht nach.

Einige interessiert diese Art Fragen überhaupt nicht. Sie lassen die vom Verstand und Gewissen aufdrängenden Fragen außer Acht. Gleichwohl was die anderen sagen, diese lesen nur das was sie kennen. Sie verschwenden ihre (wertvolle) Zeit mit ausschweifenden Vergnügungen, täglichem Geschwätz (Klatsch) und ergebnislosen Streitigkeiten. Sie haben eigens einen Weg gefunden ihren geistigen Hunger zu umgehen. Der Grund ihrer mentalen Sättigung ist das Nichtgedenken ihres geistigen Hungers. Aber diese notdürftigen und hinfälligen Maßnahmen können und werden die Seele nicht im Geringsten zufrieden stellen.
Solche Menschen werden von kleinsten Unglücken schwer erschüttert und von kleinster Not schon erdrückt. Bei einer Konfrontation mit einem unheilvollen Schicksalsschlag, ist sofort ein Klageschrei von ihnen zu hören. Eigentlich fürchten diese Art Menschen nur das Nachdenken. Als könnte ihr Wohlbehagen abhanden kommen, wenn sie ein wenig ihren Kopf anstrengen und über das Leben, den Tod, das Diesseits und das Jenseits nachdenken würden. Diese Leute Sind scharf drauf sich selber zu täuschen, und wenn sie zusammenkommen gründen sie eine Gedankenschule. Sie sagen:„Sei unbekümmert; mach´ Dir keine Sorgen; ärgere Dich nicht; ach komm´ stell´ dich nicht an!“

Sie befinden sich auf einem 100.000 km/h schnellen, rasenden Planeten und sie kümmert es nicht wohin sie reisen oder gehen. Diese Sorglosigkeit wird dann „Lebensphilosophie“ genannt, daran geglaubt und sich angeeignet. Und wenn jemand ihre Lebensphilosophie anzweifelt oder kritisiert, so entgegnen sie folgendes:„Man lebt nur einmal!“ oder „In welchem Jahrhundert lebst du denn?“ Leider ist diese Weltansicht, wie ein Lauffeuer, in aller Munde. Sie versuchen mit Hohn und Spott die Wahrheit zu verdrängen und darin verbleiben sie. Sie lenken sich selbst ab und verharren in diesem Zustand. Sie überlegen nicht. Das einzige was sich ändert ist die Zeit und der darin sich befindende Mensch. Die Erde wird sich weiterdrehen und ihre Aktivität wird den gleichen Gesetzmäßigkeiten Folgeleisten, wie zuvor auch. Ein Blatt wird immer grün, der Schnee immer weis, der Löwe immer eine reißende Bestie und das Schaaf immer zahm sein. Das wissenschaftliche und industrielle Fortschreiten, lässt den heutigen Menschen leider sich selbst vergessen. Die den Menschen zum Menschen machenden Werte hätten gleichwohl bewahrt werden sollen, egal wie sehr sich die Wissenschaften entwickeln. Ethik und Moral waren zu jeder Epoche angesehene Tugenden, während schändliches Benehmen immer schon als abscheulich galt. Wieso auch immer, wird das heute nicht mehr so gebraucht.

Es existiert ein Verhältnis zwischen dem wissenschaftlichen Anstieg und dem moralischen Verfall. Je größer nämlich die wissenschaftliche Ausdehnung, desto niederträchtiger ist die moralische Ansicht und Lebensweise in der Gesellschaft.
Diese Lebensweise wird den Menschen (förmlich) hinterhältig als Richtig suggeriert und vorgelebt. Folglich resultierte daraus eine heutige Gesellschaft (Generation)von industriell Fortgeschrittenen aber moralisch Niveaulosen. Somit entstand eine Generation, die sich diese westlichen Tugenden aufgegriffen und angeeignet haben.

Eine weitere Gruppe von Menschen gibt es noch. Das sind Lesende, Nachsinnende, Fragenstellende, Lernende und am Ende auch begreifende Menschen. Weder die Menschen sind Herrenlose, noch ist diese Welt ohne Besitzer. Jedes Geschöpf ist Plan eines Schicksals und aus der Wirkung einer Kraft hervorgetreten. Das Auf – und Untergehen der Sonne, das Kommen und Gehen jedes Lebewesens, wird in einer vollkommenen Ordnung und mit unendlichem Wissen vollzogen. Die Sonne, der Mond und die Sterne sind Untertanen einer unendlichen Kraft. So ist auch der Mensch, wie die Nachtigal und die Rose untertan einer Anordnung. Es gibt Einen, der das Kommende bringt und alles Gehende versendet. Einen der die Sterne stillhält, die Planeten dreht, die Menschen führt und die Fische schwimmen lässt.
Das alles macht Er, der Wissen und Macht, Willen und Weisheit hat.

Diese letzte Gruppe von Menschen sind Diener Gottes, die aus der Seelenwelt auf die Erde herab gesandt sind, um die Prüfung zu bestehen, das Wohlwollen Gottes und das Paradies zu erlangen. Diese sind sich ihrer Aufgabe und Bestimmung bewusst, so bewegen sie sich in Richtung „Heimat des Friedens“. Diese sind glückselige Besucher.

 

10 Warum gibt es im Koran kein Humor?

A) Der Qurʾān ist mit einem anderen Namen auch der Überbringer von großen Botschaften. Der Qurʾān stützt sich auf gewisse grundlegende Themen, nämlich die Einheit Gottes, die Prophetie, Das Auferstehen im Jenseits nach dem Tod, die Gerechtigkeit und den Gottesdienst. Alle weiteren Informationen finden im Qurʾān ihren Platz, um das Verständnis für diese übergeordneten Themen zu verbessern. All diese Themen zeigen, dass der Inhalt des Qurʾān von ernsten Themen geprät ist. Ein Buch welches solch ernste Themen beinhaltet würde die rhetorische Qualität durch humorvollem Inhalt, welches diese Ernsthaftigkeit auflöst eher verlieren.

B) Für Solche die glauben, dass der Qurʾān das Wort Gottes beinhaltet, kommt dies nicht in Frage. Aus der Perspektive von Ungläubigen, könnte man solch eine Verbindung hineinterpretieren. Denn wenn man davon ausgeht, der Qurʾān sei von einem Mekkaner geschrieben, ist es auch normal zu denken, dass der Qurʾān die Mentalität der Mekkaner reflektiert. Das Thema verhält sich also je nach Blickwinkel anders, also ob man daran glaubt, der Qurʾān ist das Wort Gottes oder das Wort der Menschen. Man kann nicht über Vermutungen und Schätzungen oder ähnliches erfahren, ob der Qurʾān das Wort Gottes ist oder nicht. Durch einen objektiven wissenschaftlichen Blickwinkel kann dies gelingen. Zu diesem Thema wurden hunderte von Büchern geschrieben. Ein Werk, welches wir auch oftmals verwenden ist das Gesamtwerk der Risale-i Nur. In diesen Werken wird sehr eindrucksvoll dargelegt, dass der Qurʾān ein Wunder, ein Wegweiser für die gesamte Schöpfung, eine unerschöpfliche Quelle des Wissens und das Wort Gottes ist, folglich also nicht von Menschenhand stammen kann.

 

C) Die Frage "Könnte Humor im Koran dazu führen, dass man den Koran nicht mehr als etwas göttliches ansieht?" macht es eher deutlich, dass der Qurʾān ein sehr ernstes Buch ist, welches von einer sehr ernsten Instanz, nämlich von Gott kommt und uns durch einen sehr ernsten Gesandten dieser Instanz erreicht. Während wir Humor in den von Menschen geschriebenen Büchern mit überaus ernsten Themen oder einem überaus ernsten Grundton nicht erwarten und auch nicht finden, wie können wir dann so etwas vom Buch Gottes erwarten? Wenn der Qurʾān humorvolle Inhalte hätte, würden Ungläubige dies sicherlich kritisieren und als eine Ausrede nutzen, um den Qurʾān anzufechten, mit solchen Aussagen wie etwa "Wie kann im Wort Gottes so etwas vorkommen?" Sie würden dies als Indiz verwenden, um den Qurʾān als ein von Menschen geschriebenes Buch zu einzuordnen.

Dadurch wird wieder deutlich, dass der Qurʾān das Wort Gottes ist, ein Wunder darstellt und nicht von einer menschlichen Feder abstammen könnte. Über den Qurʾān zu reden/diskutieren, ohne dabei dessen Stellenwert richtig verstanden zu haben, endet eher in einem eifrigen Rätseln.

11 Und wenn man noch nie vom Islam gehört hat? Kommt dann etwa auch in die Hölle?

*Wir wollen in einigen kurzen Sätzen erläutern was der Begriff „Ehli fetret“ bedeutet: Unter Ehli fetret versteht man meist die Gruppe von Menschen, die in der Zeit zwischen zwei Propheten lebten. Dies könnte man als eine Art Pause oder Unterbrechung (der Offenbarung) sehen. Somit lebten diese Menschen zu einer Zeit wo die göttliche Offenbarung nicht offenkundig und eindeutig fixiert wurde. Wir werden im Text fortwährend den Begriff „Zwischenzeit“ hierfür verwenden.

Diese Information finden sie in dem Buch „Faysalü’t-Tefrika Beyne’l-İslâm ve’z-Zendeka“ unter dem Abschnitt „Toleranz im Islam“ übersetzt von Süleyman Uludağ, auf den Seiten 60 und 61.

Was geschieht mit denen die den Islam nicht kennen bzw. noch nie etwas darüber gehört haben? Was genau versteht man unter „den Islam nicht kennen“?

Bevor wir mit dem eigentlichen Thema beginnen, halten wir es für sinnvoll an folgende Wahrheit zu erinnern. Jemanden zur Rechenschaft zu ziehen ist ganz allein Gott vorbehalten. Die Schöpfung hat kein Recht Ihn Fragen zu stellen oder Ihn zu Rechenschaft zu ziehen.

Der einzige Eigentümer und Richter des ganzen Besitzes ist Gott der Allmächtige. Der König von Ewigkeit zu Ewigkeit kann sein Reich so verwalten wie er es vorsieht. Doch da Er ja der Allweise, Gerechte und der Allbarmherzige ist, verwaltet er sein Reich mit Weisheit, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Niemand außer Ihm selbst ist zu seinen Geschöpfen Barmherziger. Die Person die von den Fragestellern oben bemitleidet, aber in Wirklichkeit als Entschuldigung für ihre eigenen Sünden vorgeführt wird, ist ein Diener Gottes. Wir beziehen uns hier nur auf den Menschen. Derjenige, der ihn in der Gebärmutter als er noch ein Tropfen war, mit seiner Barmherzigkeit und seiner Gnade zum Menschen formte, der ihm ein Verstand gab und die nötigen Utensilien um in dieser Welt seinen Nutzen zu ziehen, ist einzig und allein Gott der Allmächtige. Wenn das aber so ist, dann ist niemand gütiger zu ihm als sein barmherziger Schöpfer.

Wenn man sich mit Themen wie dem Schicksal und der Gerechtigkeit befasst, darf man diese Wahrheit nicht außer Acht lassen. Jeder Mensch auf diesem Planeten, hat seine eigene kleine Welt, in Bezug auf seine Lebensbedingungen, seinem familiären Umfeld, den Herausforderungen bei der Sicherstellung seines Lebensunterhaltes und der Gesellschaft in der er sich befindet. Die vollkommene Weisheit die da hinter steckt wissen wir nicht, doch haben wir keinerlei Zweifel dass unser Schöpfer der „Gerechte“ ist und dass die Resultate aus diesem Leben uns im Jenseits zur Schau gestellt werden. Der folgende Vers gibt uns kund davon.

Wer nun im Gewicht eines Stäubchens Gutes tut, wird es sehen. Und wer im Gewicht eines Stäubchens Böses tut, wird es sehen. (Sura az-Zilzāl 8)

Viele Umstände (Reichtum, Macht, Gesundheit usw...) die wir hier auf der Erde für nützlich halten, werden für viele, auf der anderen Seite zu Last, denn sie tragen eine große Bürde. Und viele Umstände (Armut, Krankheit usw...) die wir hier für eine Last und Bürde halten, werden ein Grund „unter der Bedingung das wir Geduldig sind“ zur Vergebung unserer Sünden.

Am Auferstehungsplatz werden alle ihr zustehendes Recht bekommen. Sogar zwischen Tier und Mensch oder aber auch die Tiere untereinander. Selbst ein Ungläubiger wird, falls ihn ein Muslim sein Recht beraubt hat, sein Recht bekommen. So ein oberster Gerichtshof wartet auf uns. Der absolut Gerechte der selbst die kleinsten Rechte zwischen den Tieren mit einer empfindlichen Waage, deren Art wir nicht kennen, wiegt, wird selbstverständlich auch über den Menschen mit seiner absoluten Gerechtigkeit urteilen.

Die Einflüsterungen in Hinsicht auf das Schicksal und die göttliche Gerechtigkeit, die einige Menschen plagen, entsteht aus der Außerachtlassung jenes Tages des Obersten Gerichtes.
Ohne Berücksichtigung dieses Tages ist es sicherlich unmöglich zu begreifen wie sich die göttliche Gerechtigkeit in dieser irdischen Prüfung offenbart.

Man sollte nicht vergessen dass an jenem Tag an dem selbst das geringste Übel berücksichtigt werden wird, auch jene die Gottes Gerechtigkeit verleugnet haben, zur Rechenschaft gezogen werden. Die Weisheit erfordert es, die Themen die man nicht versteht zu lernen und zu erforschen, anstatt gegen sie Einwände zu erheben. Außerdem sind sie eine Form des Gottesdienstes. Ein Beispiel: Das Medizinische Niveau auf dem wir uns heute befinden ist eine Folge dessen, das wir wissen, dass der ewige Verwalter den Menschen und all seine Körperteile mit vollkommener Weisheit erschaffen hat. Jedes einzelne Körperteil hat seine Funktion. Ein Arzt der behaupten würde, dass ein Körperteil bei dem er nicht weiß was für einen Zweck er erfüllt, wäre sinnlos, würde somit lediglich seine eigene Unwissenheit zur Schau stellen. Seine Unwissenheit ist kein Beweis dafür, dass der Körperteil unnütz ist. Genauso ist derjenige der Zeugnis für die absolute Gerechtigkeit Gottes abgegeben hat, zum Glauben verpflichtet, dass sich in allen Geschehnissen die göttliche Gerechtigkeit vollzieht. Man sollte die Antworten auf die sich ergebenden Fragen unter diesem Verständnis suchen. Gott der Allmächtige sagt im heiligen Qurʾān: 

Gott erlegt keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag. (Sura al-Baqara 286) 

Somit mach Gott deutlich, dass Er seinen Dienern keine Lasten auferlegen wird, die sie nicht tragen können. Sowie es Lasten gibt die der Körper nicht tragen kann, so gibt es auch Wahrheiten die der Verstand alleine nicht erreichen kann. [….]
Lassen sie uns das Thema mit einigen Beispielen erklären:

– Einer der so Krank ist, das er nicht mehr auf den Beinen stehen kann, verrichtet das Gebet sitzend.
– Jemand der nicht sitzen kann oder nicht in der Lage ist sich zu bewegen kann sein Gebet zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
– Jemand der während der Fastenzeit versehentlich was isst, muss nicht erneut fasten.
– Jemand dem man unter Zwang etwas verbotenes zu Essen gegeben hat, wird dafür nicht haftbar gemacht.
– Ein armer Muslim muss weder die Pilgerfahrt vollziehen, noch die Almosensteuer entrichten.

Es gibt noch viele weitere Beispiele die man hier aufführen könnte.
Dies sind alles Beweise dafür, dass Gott der absolut Gerechte ist und seinen Dienern keine Lasten aufträgt die sie nicht tragen können. Gott hat mit seiner absoluten Gerechtigkeit die Verantwortung des Menschen sowohl durch seine körperlichen und materiellen Gegebenheiten als auch durch seinen Grad an Verständnis der Glaubenswahrheiten und der islamischen Bestimmungen eingeschränkt. Das heißt, auch dem Verstand trägt Gott keine Lasten auf die er nicht tragen kann. Auch ist es erforderlich diese Wahrheit zu kennen:

Da des Menschen eigentliche Aufgabe in dieser Welt der Glaube an Gott und der Gehorsam ihm gegenüber ist, hat der freigiebige Schöpfer auch dem am niedrigsten entwickelten Verstand die Fähigkeit gegeben seine Existenz zu erkennen. Obwohl man mit wenig Verstand zwar die weltlichen Angelegenheiten nur schwerlich zu tun vermag, kann man trotzdem erkennen dass dieses Universum einen Schöpfer haben muss. Andererseits, wenn jemand der nur eine Hand hat und damit seine weltlichen Angelegenheiten nur zum Teil bewerkstelligen kann, auch noch die andere Hand und seine beiden Beine verliert, schränkt ihn das nicht im geringsten darin ein Gott zu erkennen und sich seiner Existenz bewusst zu sein. Nachdem sein Verstand realisiert hat, dass es einen Schöpfer für dieses Universum gibt, verrichtet er seine Gottesdienste in dem Grade in dem es sein Körper zulässt.

Gott der absolut Gerechte hat jedem genug Verstand verliehen um diese Prüfung auf der Erde zu bestehen. Psychisch Kranke oder diejenigen die die Pubertät nicht erreicht haben sind von der Prüfung befreit.

Nach diesen Erläuterungen kommen wir zu den vorhandenen Deklarationen zum Thema Zwischenzeit

Die Frage lautet: Wie wird die Gerechtigkeit bei der Prüfung zweier Personen gewahrt, wenn der eine an irgendeinem abgelegenen Ort der Welt oder in Gefangenschaft auf die Welt kommt und der andere in einem islamischen Land geboren wird und dort lebt? Dazu müssen wir erst einmal folgendes sagen: Gemäß Maturidi, einem Gelehrten der hanafitischen Rechtschule, ist eine wie oben beschriebene Person lediglich damit betraut zu erkennen und zu wissen das er selbst und diese Welt einen Erschaffer hat. Da er die anderen Glaubenswahrheiten und islamischen Bestimmungen mit seinem Verstand nicht zu erreichen vermag, ist er für diese nicht haftbar. Nach der Anschauung des Gelehrten Eschari, dem auch die meisten Anhänger der schafiitischen Rechtschule folgen, gehört so eine Person selbst wenn sie nicht an Gott glaubt zu den Erretteten. Doch folgen die meisten Gelehrten der Ansicht von Maturidi.

Der verstorbene Gelehrte Ömer Nasuhi Bilmen sagte zu diesen Thema folgendes:

Diejenigen die in der Zwischenzeit Zeit leben und die auch von Propheten nichts gehört haben, sind dennoch verpflichtet Zeugnis für Gottes Existenz abzulegen. Denn die Fähigkeit des Denkens und die Natur des Menschen führt ihn zu Gott und zur Einheit Gottes.

Jedoch sind sie befreit von anderen religiösen Verpflichtungen. Denn wenn diese nicht von einem Propheten verkündet wurden, vermag man diese nicht mit seinem Verstand zu ergründen.“

Zwischenzeit bedeutet so was wie Unterbrechung, eine Zeit zu der keine Propheten gesandt wurden und es eine Unterbrechung der göttlichen Offenbarung gab. Insbesondere wird der Ausdruck  für die Zeit zwischen den Propheten Isa (as) und dem Propheten Muhammed (s.a.s.) verwendet. Zu diesen Menschen sagt man das sie in der Epoche der Zwischenzeit gelebt haben. Diejenigen die nach unseren Propheten zur Welt kamen, auf einem Berg lebend oder an einem abgelegenen Teil der Erde und die auch nichts vom Islam gehört haben, gelten ebenfalls als Personen der Zwischenzeit.“

„Da sie in dieser Hinsicht als entschuldigt gelten sind sie nicht mit den göttlichen Geboten bzw. Beschlüssen wie das Fasten oder das rituelle Gebet verpflichtet. Lediglich in Bezug auf die Verpflichtung an die Existenz Gottes  zu glauben, gibt es Meinungsverschiedenheiten. Nach der Ansicht von dem Gelehrten Aschari reicht es nicht aus Gottes Existenz nur mit den Verstand wahrzunehmen. Er ist der Meinung, die Verpflichtung an Gott zu glauben muss mit der Religion gefestigt werden. Ungläubige aus der Zeit der Zwischenregierung würden daher nicht mit dem Feuer der Hölle bestraft werden.  Folgender Vers bestätigt das:

„Wir strafen nicht eher, bis Wir einen Gesandten geschickt haben.“ (Sura al-Isrāʾ 15)

Jedoch sagen die meisten Gelehrten und Anhänger von Maturidi, an Gott dem Allmächtigen zu glauben ist eine Notwendigkeit. Jeder kann die Einheit Gottes mit seinen Verstand begreifen…
Egal wo auf der Welt und in was für einer Zeit sich ein Mensch befindet, es kann nicht zulässig sein, dass er gemäß seiner Vernunft die Existenz Gottes nicht schlussfolgern kann, wo doch fortwährend zu tausenden immer wieder die Pracht des Erschaffenen bzw. der Geschöpfe dem Menschen ins Auge stoßen und Zeugnis ablegen für den der alles aus dem Nichts erschafft.… Die in dem obigen Vers erwähnte Strafe, die nicht verhängt wird, bezieht sich auf das Diesseits nicht auf das Jenseits. Oder aber die in dem Vers nicht verhangene Strafe bezieht sich auf religiöse Handlungen und Verpflichtungen die nicht ausgeführt wurden, weil deren Verständnis für den Verstand unmöglich war. Wissen über unseren Schöpfer welches man mit seinem Verstand hätte erwerben können, aber nicht getan hat, umfasst es jedoch nicht.“

„Deswegen ist niemand mit einen Gesunden Verstand entschuldigt Gott nicht zu finden. Einigen Gelehrten zufolge gibt es drei Arten von Menschen die in dieser Zwischenregierung gelebt haben.

1. Diejenigen die obwohl sie in der Zwischenregierung gelebt haben, Gott und seine Einheit mit ihren Verstand gefunden haben. Diese Menschen werden ins Paradies eingeladen.
2. Menschen die Gott jemand (im Sinne eines Götzen) beigesellen. Sie werden in die Hölle verbannt.
3. Diejenigen die ihr ganzes Leben in Achtlosigkeit gelebt haben und ihren Geist und Verstand nicht beschäftigt haben Gott zu finden. Bzgl. dieser Gruppe gibt es unterschiedliche Auffassungen.


„Bediüzzaman“ Said Nursi sagt über die Menschen in der Zwischenregierung folgendes:

Doch nach dem Geheimnis der Ayah sind die Menschen, die in einer Zeit zwischen den Propheten (saman-i fetret) leben, gerettet. Und es wird allgemein bestätigt, dass sie für ihre kleineren Fehler nicht bestraft werden. Nach Imam Schafi und Imam Asch’ari sind sie selbst wenn sie dem Unglauben verfallen sind und sich nicht an die Grundlagen des Glaubens halten, dennoch gerettet. Denn die Verantwortung vor Gott erfolgt aus der Sendung (eines Propheten). Aus der Sendung erfolgt die Verantwortung durch die Erkenntnis. Da Gottvergessenheit und der Ablauf der Zeit den Glauben der vorhergegangenen Propheten verdunkelt hatte, war er für diese Menschen der Zwischenzeit nicht mehr beweiskräftig genug. Wenn sie dennoch gehorchen, empfangen sie ihren Lohn, falls nicht, werden sie doch nicht bestraft. Denn da (ihnen ihr Glaube) verborgen blieb, konnte er ihnen auch nicht als Beweis dienen. (28.Brief)

Hier könnte eine Frage in denn Sinn kommen.

„Was passiert mit den Menschen die den Namen unseren Propheten (s.a.s.) zwar gehört haben, aber jedoch immer mit negativer Propaganda?“

Diese Frage beantworten wir, indem wir aufzeigen wie der Gelehrte al-Ghazālī die Menschen klassifiziert. In dieser Klassifizierung nimmt der Gelehrte die Situation der in jener Zeit lebenden Christen und zu dem Zeitpunkt noch Nichtmuslimischen Türken zu Hand. Er sagt folgendes:

Nach meiner Überzeugung, wird Gott der Allmächtige insallah viele der zu unserer Zeit lebenden Griechen, Christen und Türken seine Barmherzigkeit zuteil werden lassen. Gemeint sind hierbei die in fernen Ländern lebenden Griechen und Türken, die noch nicht zum Islam eingeladen wurden. Wir unterteilen sie in drei Gruppen:

a. Die die noch nie den Namen unseres Propheten (s.a.s.) gehört haben.

b. Die Menschen die unseren Propheten (s.a.s.) sowie von seinen Eigenschaften und Wundern gehört haben. Dies sind Menschen aus benachbarten Regionen eines islamischen Landes, oder unter Muslimen lebende Menschen. Dies waren Ungläubige.

c. Die Menschen die sich zwischen diesen zwei Gruppen befinden. Auch wenn sie von unseren Propheten (s.a.s.) gehört haben, so haben sie nichts über seine Eigenschaften und Besonderheiten gehört. Genauer gesagt haben sie von Kindheit  an nur schlechtes über unseren Propheten (s.a.s.) gehört wie z.B.: „Es ist >>Gott bewahre<< nur ein Lügner namens Muhammed der ein Anspruch auf ein Prophetentum will.“ Ganz wie in unserer Kinderzeit „el-Mukaffa“ der sich als Prophet ausgegeben hat. Nach meinen Befinden. Denn sie haben den Namen des Propheten (s.a.s.) stets im Zusammenhang mit dem Gegenteil seiner tatsächlichen Eigenschaften gehört. Dies wiederum verleitet den Menschen nicht dazu darüber nachzudenken und nach der Wahrheit zu forschen Toleranz im Islam, [übersetzt von Süleyman Uludag]

Heutzutage ist es möglich sowohl in christlichen wie auch in kommunistischen Ländern, auf Leute, wie sie der Gelehrte al-Ghazālī in der dritten Gruppe klassifiziert hat, anzutreffen. So wie es Menschen gibt, die in christlichen Ländern fern abgelegen von jeglicher Zivilisation und Möglichkeit die Wahrheit über die Religion zu finden, leben, so findet man auch Menschen die in kommunistischen Ländern in Gefangenschaft leben und fern davon sind je zu wissen was eine freie Welt bedeutet. Es ist offenkundig wie schwer es unter solchen Voraussetzungen ist den Islam, welcher die Religion der Wahrhaftigkeit ist, zu finden. Der Allweise Schöpfer in seiner endlosen Weisheit und mit seiner allumfassenden Barmherzigkeit wird diese Menschen natürlich den Bedingungen entsprechend behandeln.
Und es ist offensichtlich, dass die Verantwortung eines Komitees der Aufruhr und Defätismus, welches hinter dem Vorhang eines Regimes mit den Zweck des absoluten Unglaubens gegen die Religion, den Glauben und speziell den Islam Intrigen/Komplotte plant, nicht gleich zu setzen ist mit den vergessenden/unachtsamen und unterdrückten/leidtragenden.

In diesem Zusammenhang möchten wir „Bediüzzaman“ Said Nursi nochmal zitieren, der folgendes über unschuldige bzw. unter Tyrannei leidende Christen sagt.

Denn in dieser Endzeit hat sich ja zudem auch noch ein Vorhang der Gleichgültigkeit, eine Art Zwischenzustand (fetret) über die Religion (din) im allgemeinen und die Religion des Propheten (Din-i Mohammedi), über dem Friede und Gottes Segen sei, herabgesenkt. Doch wird in dieser Endzeit der wahre Glaube Jesu, mit dem Friede sei, wiederhergestellt werden, sodass sich mit Sicherheit sagen lässt, dass die z.Zt. noch im Dunkel dieses Zwischenzustandes (fetret) verharrenden Christen, welche unschuldig mit ins Unglück hineingezogen worden sind, Schulter an Schulter mit den Muslimen auch eine Art von Märtyrern genannt werden können. Besonders die Alten, vom Unglück geplagten, die Armen und Schwachen litten unter der Macht und Gewalt der großen Diktatoren und ihrer Grausamkeit. Sowie deren erlittenes Leid eine Sühne sein wird für die Sünden die herrühren aus ihrer der Kultur entsprungenen Wollust und dem Unglauben der fehlgeleiteten Philosophie, so wird es für sie ein hundertfacher Gewinn sein. Wenn nun aber diejenigen, welche unter dieser Katastrophe leiden, den Unterdrückten zu Hilfe eilen und sich für den Frieden der Menschheit, die Erhaltung der Grundlagen des Glaubens und all dessen, was dem Menschen hoch und heilig ist, und die Achtung der Menschenrechte einsetzen, dann ist das Ergebnis eines solchen opferbereiten Einsatzes für das innerliche Leben und im Jenseits umso größer. Das hat zur Folge, dass diese Katastrophe (musibet) für sie zu einem Grund wird, auf den sie stolz sein können (medar-ı şeref) und worüber sie sich freuen dürfen. (Bediüzzaman Said Nursi, Briefe aus Kastamonu, S.103)

Die obigen Aussagen sind eine kurze Zusammenfassung über die Ansichten der Gelehrten, der sunnitischen Gemeinde. Wir fanden die obigen Erläuterungen für ausreichend und haben nicht auf weitere Quellen zurückgegriffen. Wer zu diesen Thema mehr wissen will kann andere theologischen Bücher, insbesondere das Werk von Abdurrahman Cezerî "Mezâhib-i Erbaa" sowie das Werk von Aliyyü'l-Karî "Şerhu'l-Emâli und Şerh alel-Fıkhi'l-Ekber, lesen.

Nun möchten wir uns einen weiteren Aspekt der gestellten Frage ansehen:

Wenn jemand in einem islamischen Land zur Welt kommt, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass er auch ins Paradies eingeladen wird. Diejenigen die sich ein wenig mit der islamischen Geschichte auseinandergesetzt haben wissen, dass unser Prophet (s.a.s.) jüdische Nachbarn hatte, die den Islam nicht angenommen und ihr ganzes Leben den jüdischen Glauben ausgelebt haben. Obwohl der Islam zu Zeit unseres Propheten (s.a.s.) seine lebendigste Zeit hatte, gab es in Mekka immer noch Götzenanbeter und Heiden. Wenn jeder Mensch der in Mekka zur Welt kommt Muslim werden müsse, dann müsste es erfordern, dass sowohl Ebu Cehil als auch Ebu Leheb, der Onkel unseres Propheten (s.a.s.) Muslim werden.

Wie bekannt ist, war selbst der Vater des Propheten Abraham ein Götzenanbeter. Auch die Frau des Propheten Lot oder aber Frau und Sohn des Propheten Noah gehörten zu den Ungläubigen. Auf der anderen Seite jedoch, haben wir den Propheten Moses, der im Palast ja auf dem Schoße eines gottesleugnerischen Pharao aufgewachsen ist. Und auch die Frau vom Pharao zählte zu den Gläubigen.

Das heißt, ein jeder der seinen Schöpfer sucht und sich ihm zuwendet, der wird rechtgeleitet. Selbst wenn er auf dem Schoße eines Pharao aufwächst. Wenn ein jener aber Blind gegenüber der Wahrheit ist, wird ihn sein Vater oder Sohn nicht retten können, selbst wenn dieser ein Prophet ist. Obwohl es in den Islamischen Ländern überall Moscheen, Minaretten, Gebetsrufe, islamische Bräuche ja sogar Grabsteine gibt, die auf den Islam aufmerksam machen, gibt es nicht dennoch eine Vielzahl von Menschen die fern vom Islam und fern von Gottes Geboten leben?

12 Was argumentiert man gegen jemanden der nur an das glaubt was er sieht?

es steht fest, dass Existenz nicht auf die mit Sinnen erfahrbare Ebene beschränkt ist. Mit dem Auge kann der Mensch nur die sichtbare Welt erfassen, mit seiner Zunge nur die Welt der Geschmäcker, mit seinen Ohren nur die Welt der Töne, mit seiner Nase nichts als die Welt der Gerüche. Obgleich Dinge wie Elektrizität, Erdanziehung, Lichtwellen, radioaktive Strahlung und andere Existenzen weder mit dem Auge noch mit Ohr erfassbar sind. Trotzdem wird an diesen Existenzen nicht gezweifelt.

Jene Menschen die ihre Augen vor diesem Prinzip verschließen, und sagen Sie glaubten nur an das was Sie sähen, und den Kosmos nur als sichtbare Materie begreifen, sind in einem Trugschluss. Die Unsichtbarkeit einer Sache ist kein Beweis dafür, dass sie nicht existiert. Denn die sichtbaren Dinge werden in Unserem Kosmos von den  unsichtbaren Dingen bei weitem übertroffen. Selbst im menschlichen Körper überwiegen jene unsichtbaren Dinge wie Verstand, Fantasie, Gedächtnis die Sichtbaren.

„Ich glaube nur an das was ich sehe“, bedeutet das Auge mit der Aufgabe des Verstandes zu betrauen. Dabei öffnet ein jeder Sinn dem Menschen ein Tür zu einer anderen Welt; kein Sinn kann die Aufgabe eines anderen übernehmen. Beispielsweise kann das Auge nicht die Aufgabe von Ohr, Zunge oder der Nase erfüllen. Der Mensch kann weder mit dem Auge eine Speise kosten, noch den Klang einer Nachtigall wahrnehmen, genauso ist das Riechen an einer Rose dem Auge nicht möglich. Sowie es dem Auge nicht möglich ist die Funktionen dieser Organe zu erfüllen ist es genau sowenig in der Lage, den Verstand zu ersetzen.

Es steht fest das der Verstand den Künstler erfasst, dessen Kunstwerk dem Auge sichtbar ist. Wer nun behauptet „Ich glaube nur an das was ich sehe“, würde den Künstler verleugnen. Genau wie in diesem Gleichnis ist jener Mensch der die grenzenlose Macht und das grenzenlose Wissen was diesem Kunstgegenstand dem wundervollen Kosmos betrachtet und dennoch seinen Schöpfer leugnet fern von Wissen und Verstand.

Wie wird so ein Mensch, Dinge wie Schöpfung Versorgung und Leben, die die Existenz Gottes wie eine Sonne zeigen erklären können?

„Der Verstand jener welche alles in der Materie zu finden glauben ist auf ihre Auge beschränkt, dem Geistigen ist das Auge allerdings Blind“ 

13 „Sterbt bevor der Tod Euch ereilt!“ Wie kann man diese sinngemäße Bedeutung des Hadith verstehen?

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

„bevor der Tod uns plötzlich findet, sollte man seine wollüstigen und maßlosen Begierden verlassen und auf diese Weise in einer Form sterben“ (el-Acluni, Kesfü`l-Hafa, 2:29; Ibn-i Hacer el-Askalani: „Es ist keine authentische Überlieferungskette vorhanden“, Ali el Kari sagt jedoch: „Der tiefe Sinn ist aber richtig“)

Der Mensch versteht die Gewissheit seiner absoluten Schwäche und Unvollkommenheit in dieser betrügerischen und vergänglichen Welt und dass das Jenseits nahe ist, nur mit dem Eintreten des Todes. Mit diesen Worten sollen wir bevor der Tod uns ereilt erwachen und unserem Leben eine dem Menschengeschlecht gerechte Lebensweise ordnen.
Bevor man stirbt zu sterben ist nur erwählten Menschen bestimmt. Unsere Aufgabe ist es, diesen Vorbildern entsprechend soweit es geht zu ähneln. Wer diese Aufforderung hört, weiß um die Vergänglichkeit dieser Welt und dem von Gott anvertrauten Gut seiner Existenz sowie seines Körpers. Sie ertränken weder Herz noch Seele darin. Mit diesem Zustand zu leben bedeutet zu sterben bevor man stirbt.

Mit dem Tod beginnt der Mensch mit der Abrechnung seines eigenen Lebens. Wenn dies aber so ist, so ist der Mensch der sich während seiner Lebenszeit schon selbst zur Rechenschaft zieht und sein Art des Lebens hinterfragt schon in dieser Welt gestorben. Mit dem diesseitigen weltlichen Ende, beginnt das jenseitige beständige Leben. So ist Derjenige der sich diesseitig auf das Jenseits vorbereitet schon in dieser Welt gestorben.
Mit dem Tod entrinnt dem Menschen neben dem Körper auch die Eigenschaften der Zunge und der Augen. Er ist dann nicht mehr mit den Fähigkeiten des Lesens und Erzählens bestückt. Wem dessen bewusst ist und sich die Dinge die einem im Jenseits von Nutzen sein werden hier hört und lernt, der ist gestorben bevor er stirbt.
Mit dem Tod des Geschöpfes endet auch seine Liebe und seine Angst. Dem Toten ist es gleich ob er seitens der Lebenden gelobt oder erniedrigt wird, so auch ist der Winter mit seiner kalten weißen Schneedecke unberührt von dem warmen, lebendigen und farbenfrohen Inhalt des Frühlings.

Wer also der Beliebtheit oder Unbeliebtheit seitens der Menschen in dieser Welt keinen Wert beimisst und sich mit seiner Existenz nicht liebt und über Nichtexistenz nicht traurig ist, ist diesseitig gestorben bevor er stirbt.
Und das Wichtigste; mit dem diesseitigen Ableben kehrt der Mensch zur Wahrheit und verneigt zu seinem Herrn zurück. Menschen die schon sterben bevor sie sterben, kehren schon diesseitig zur Wahrheit zurück und verbringen ein von Gott gewolltes und gebotenes Leben; zu Gottes Barmherzigkeit Zuflucht suchend, fürchten sie trotzdem diesseitig schon die Abgabe Ihrer Rechenschaft vor Gott.

Es sind diese glücklichen Menschen, die ebenfalls im Jenseits zur Wahrheit zurückkehren, aber diese Rückkehr zeigt sich im Erreichen des Wohlgefallen Gottes. Mit dem Tod findet der Teil der zur Verfügung gestellten Willenskraft sein Ende. So ist es also, dass die „Verstorbenen“ bevor sie sterben, ihre wollüstigen unerlaubten Begierden aufgeben und sich dem absoluten und alles umfassenden Willen Gottes beugen. Sie machen nichts um Ihrer eigenwilligen unerlaubten Gelüste zu Liebe sondern suchen die Befriedigung Ihrer Bedürfnisse im erlaubten Rahmen. So erfreuen Sie sich schon vor dem Tod das Jenseits zu erreichen.

Sterben bevor man stirbt, ist in dieser Welt wahrlich eine unermessliche Gnade und Glück. Der Mensch wie man Ihn kennt, fürchtet sich vor Donner und Blitz und flüchtet wenn Sie einschlagen. Sobald er jedoch mit dem Flugzeug die Wolkendecke durchbricht und die Sonne findet, befreit er sich von vorangegangenen Ängsten.

Wer dem Geheimnis zu sterben bevor man stirbt in diesem Leben folgt und seine Wiederauferstehung und seine Abrechnung diesseitig gottgefällig lebt, der ist schon hier zur Wahrheit zurückgekehrt. Sie kann das egoistische Denken nicht mehr erwürgen, denn der Tote kennt kein egoistisches Denken mehr. Die materielle Welt der Schöpfung kann den Toten nicht mehr locken, denn der diesseitige Handel (mit Besitz, Gut, Leben, Gesundheit, Familie, Natur, usw) ist hier beendet.

Leben und Tod ist hier also insbesondere symbolisch zu betrachten, es geht weniger um das biologische Leben sondern um das spirituelles Leben. Man lebt demnach da, wo das Herz sein Zentrum hat. Wer dies in das Jenseits verlegt, der legt auch sein Fokus nicht mehr auf die weltlichen Dinge. Damit ist wiederrum gemeint, dass er die weltlichen Dinge immer in Verknüpfung mit ihrer eigentlichen Bedeutung für das Jenseits betrachtet und bewertet. 

 

Selam & Dua 

Euer Fragenandenislam - Team

 

14 Müssen wir unbedingt geprüft werden und leiden damit wir in das Paradies kommen?

der Mensch kommt auf die Welt um geprüft zu werden. Für das Wort Prüfung wird im diesen Sinne oft das arabishe Wort „imtiḥān“ benutzt und dieses Wort kommt aus dem Wortstamm „miḥna“, was als „Leid“, „Prüfung“ oder auch als „Zerreißprobe“ übersetzt wird. Daher ist das Leid und das Erdulden des Leids in der ein oder anderen Form ein essenzieller Bestandteil jeglicher Prüfung.

Damit die Menschen in einem gerechten Umfeld geprüft werden können, werden für sie zwei gegensätzliche Elemente erschaffen.

Einer dieser Elemente ist, dass der Mensch seine Dankbarkeit gegenüber den Gnadengaben Gottes wahrnimmt. Es ist das Gewissen und die dem Gewissen beiwohnenden heiligen Gefühle welches es ermöglicht, von der Gnadengabe also auf den Geber der Gaben zu schließen und ihn zu gedenken sowie ihn zu lobpreisen. Damit der Mensch in dieser Hinsicht geprüft werden kann, muss er mit den Gnadengaben Gottes auf diese Weise konfrontiert werden.  

Das zweite Element ist die Triebseele, („nafs“) welches das Zentrum aller niederen Gefühle ist und bei Angesicht jeglicher Schwierigkeiten klagt und weint. Wenn die Geduld eine Tugend ist, dann ist die Triebseele des Menschen frei von dieser Tugend, denn in seiner niedersten und primitivsten Form - also wenn der Mensch sich komplett seinen Trieben hingibt - wird die Triebseele zu jeder Zeit immer nur nach seinem Vergnügen trachten und alles was ihn in dem Moment daran hindert wird zu einer Last. 

So wie also die Antwort auf die Prüfung mit allen Gnadengaben und Schönheiten die Dankbarkeit ist, so ist auch die Antwort auf die Prüfung mit allen Schwierigkeiten Schicksalsschlägen die Geduld. Um stets die richtigen Antworten auf diese Prüfungen zu finden, muss man an Gott glauben, mit Verstand, Wissen und Herz. Damit dies gelingen kann muss der Mensch – mit seinem ganzen Selbst – an das Jenseits glauben und sich dem Jenseits verschreiben.

Die Notwendigkeit der Prüfung des Menschen wird auch aus diesen Versen ersichtlich:

Oder meint ihr, daß ihr ins Paradies eingehen werdet, noch ehe euch das gleiche widerfahren ist wie denen, die vor euch dahingegangen sind? Not und Leid berührten sie, und sie wurden hin und her geschüttelt, so daß der Gesandte und diejenigen, die mit ihm gläubig waren, dann sagten: Wann kommt die Unterstützung Gottes? Wahrlich, die Unterstützung Gottes ist nahe. (Sura al-Baqara 214)

Meinen die Menschen, daß sie in Ruhe gelassen werden, nur weil sie sagen: »Wir glauben«, ohne daß sie der Versuchung ausgesetzt werden? Wir haben schon diejenigen, die vor ihnen lebten, der Versuchung ausgesetzt. Gott wird gewiß in Erfahrung bringen, wer die Wahrheit sagt, und Er wird gewiß in Erfahrung bringen, wer die Lügner sind. (Sura al-ʿAnkabūt 2-3)

Was der Mensch nun konkret mit „Leid“ assoziiert und wie seine Erwartungen gegenüber dem Leben aussehen, ist eine Frage, die keiner konkret beantworten kann. Von Mensch zu Mensch könnte die Antwort ganz anders aussehen. Damit der Mensch aber geprüft werden kann, muss er sich gerade in diesen schwierigen Zeiten und unter dem Druk beweisen können. Das sehen wir immer wieder im Leben, im Alltag, in der Schule oder im Beruf. Unsere Fähigkeiten und unser Charakter werden unter Stress gesetzt, damit deutlich wird, aus was wir denn tatsächlich gemacht sind. Für manche Menschen kann diese Prüfung in Armut und der damit einhergehenden Not daherkommen, für manch andere Menschen wiederrum kann die Prüfung durch Reichtum und den damit einhergehenden materiellen Versuchungen daherkommen. Jeder Mensch wird aber zu ausgewählten Zeiten seines Lebens individuell geprüft. Sein Umgang mit diesen Prüfungen wird schließlich Auskunft darüber geben, was ihm im Jenseits erwarten mag.

 

15 Woher kommt die Herleitung von Befehlen eigentlich? Wie kann es sein dass es so viele Auslegungen gibt?

viele der Gesichtspunkte in der Fragestellung drehen sich um die Auslegung des Qurʾān und dass dieser im geschichtlichen Kontext ausgelegt werden müsste, da er deutlich auf geschichtliche Ereignisse zurück zuführen sei. Das ist keine neue Meinung in der Diskussion. Denn die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Islam, hauptsächlich im Rahmen der Islamwissenschaft beschäftigt sich schon seit jeher mit diesen Fragen und es bilden sich verschiedene Unterdisziplinen heraus. Eine dieser Disziplinen die  vielleicht interessant sein könnte ist der "Asbāb an-nuzūl" also die Umstände/Gründe der Überlieferung. Hier wird überprüft und näher bestimmt, welches Ereignis etwa der Anlass für die Sendung war. Eine weitere Disziplin ist die "al-ʿĀmm wa-l-khāṣṣ" also die Generalität und die Spezialisierung. Hier wird untersucht wie weitreichend und allgemein ein Gebot im Qurʾān ist, oder ob dieser auf etwas spezifisches hinweist. Hier treten dann auch wieder historische Kontexte für die Betrachtung auf, diese haben zweifelsohne also ihren Platz im Diskurs um die Auslegung des Qurʾān. Unter diesen wissenschaftlichen Disziplinen und unter dieser Sensibilität haben wir eine wahre Füllmenge an Interpretationen und Auslegungen. Dies zeugt nur weiter davon, welch unerschöpfliche Quelle der Qurʾān eigentlich ist. Auch dies ist eine Disziplin oder ein Forschungsobjekt der Islamwissenschaft. Der "Iʿǧāz al-Qurʾān" also die Unnachahmlichkeit des Qurʾān beschreibt dogmatisch-theologisch, dass der Qurʾān sprachlich sowie inhaltlich unübertroffen ist und folglich nicht von Menschenhand abstammen kann, also in sich ein zeitloses Wunder darstellt. Hier sind auch historische Kontexte interessant, da die alten Araber vor allem in der Schrift und in der Rhetorik sehr weit waren. Die arabischen Dichter der damaligen Zeit waren hoch angesehen und folglich wurden sie vom Qurʾān herausgefordert. Sie unterlagen ihm jedoch. Es wäre wohl nicht falsch zu behaupten, das rhetorische Niveau zur damaligen Zeit war höher als zur heutigen Zeit, wodurch die Unnachahmlichkeit des Qurʾān aus dem historischem Blick nochmal ein gewisses Gewicht bekommt. Der Qurʾān und die Beschäftigung damaliger Gelehrten und Theologen war also weitaus wissenschaftlicher als man heute denken mag, wenn man sich die heutige islamische Gemeinde anschaut. Es ist in dem Sinne erwähnenswert dass die Hochkultur und die Blütezeit des Islam mit der intensiven und kritischen Auseinandersetzung mit dem Qurʾān einher geht. Als man sich allmählich mit dieser intensiven und wissenschaftlich kritischen Auseinandersetzung des Quran entfernte, kam auch die Hochkultur des Islam abhanden. Siehe heute.

Man kann den Text nun schier unendlich auslegen oder debattieren kann. Rein theoretisch ist dies auch der Fall, denn der Qurʾān ist eine Offenbarung, die an alle Menschen gerichtet ist und daher niemanden als Leser ausschließt. Jeder Leser liest letztendlich aber auch anders. Der Islam ist auch kein starres von oben aufgezwungenes Konstrukt oder eine Gesetzgebung. Der Islam bietet dem Individuum unter gewissen Rahmenbedingungen die Entfaltung, denn der Islam ist eine Offenbarungsreligion, die aber den Verstand nicht ignoriert. Vor allem ist der Islam auch keine Religion, die die Menschen zu etwas was ihnen möglich ist, zwingen würde. So spricht man in wissenschaftlichen Kreisen auch oft davon, dass es "den einen Islam" nicht gäbe, da die islamische Welt eine solch große kulturelle Vielfalt aufweist. Der Islam in Pakistan kann sich mitunter vom Islam in Istanbul unterscheiden.

Jetzt kann man sich sicher fragen, wenn dem denn so sei, woher kann man überhaupt Anleitungen zur Praxis entnehmen und wie sollte man sich auf diese verlassen können? Im Islam gibt es vier Rechtsquellen diese sind der Qurʾān und die Sunna als primäre Quellen und der Konsens (Iǧmāʿ) und der Analogieschluss (Qiyās) als sekundäre Quellen. Die damaligen Gelehrten zeichnen sich durch eine beispiellose Frömmigkeit und einen überragenden Intellekt aus. Ein Gelehrter wie "Elmalili" Muhammed Hamdi Yazir ist neben seiner intensiven theologischen Ausbildung z.B. auch in anderen Disziplinen so versiert, dass er die dortige Primärliteratur in der jeweiligen Sprache überaus gut beherrscht und sogar in der jeweiligen Sprache Kritik dazu verfassen kann. Daher haben diese in der islamischen Welt allgemein einen hohen Stellenwert und eine hohe Autorität. So sind diese Gelehrten, die sich mit kaum was anderem in ihrem Leben beschäftigen, dazu in der Lage solche Diskussionen zu führen und den Qurʾān auszulegen. Ihre Lehrmeinungen werden mehrheitlich anerkannt, da ihnen eine intensive Arbeit beiwohnt, sie eine hochgradige Kompetenz aufweisen und ihre Lehrmeinung mehrheitlich positiv rezipiert wird. Diese Mechanismen kennen wir aber auch aus unseren sozialen Gefügen. Wenn wir etwas über Quantenphysik erfahren wollen, wenden wir uns an den Professor der Physik in einem Institut und nicht dem Verkäufer am Kiosk. Falls beide was Unterschiedliches behaupten würden, würden wir tendenziell dem Professor glauben schenken, da er aus diesem Fachbereich kommt und folglich mehr weiß als der Kiosk-Verkäufer. Warum sollte sich dies in theologischen Belangen anders verhalten? So gibt es im islamischem Rechtswesen den Bereich des "Fiqh" also der Rechtslehre. Hier gibt es traditionell 4 Rechtsschulen, die aus den Offenbarungen und den Geboten Anleitungen für die Praxis entnehmen und hier Fragen klären. Welche Zustände heben z.B. den Zustand des Fastens aus? Dies wäre eine Frage für diesen Bereich. Weiter gibt es den Bereich der "ʿUṣūl al-fiqh" also den Quellen der Rechtslehre. Hier beschäftigt man sich damit, wie man überhaupt zur Rechtsfindung kommen kann und welche Quellen oder Methoden dafür in Frage kommen. Es gibt kaum eine Frage die hier noch nicht behandelt wurde, so weist der Islam ein sehr ausgeprägtes Rechtswesen vor und so gut wie alle Fragen zur Praxis wurden oder werden institutionell beantwortet.

Was passiert aber, wenn man all dies und die daraus hervorgegangene Arbeit einfach ignoriert und stattdessen auf eigener Faust etwas deklariert? Das Potenzial eine falsche Entscheidung zu treffen ist wesentlich größer. Sport ist z.B. für viele ein Hobby und sogar auch ein Lebensstil oder der Beruf. Sport ist dabei auch etwas, was man im positivem Sinne für die körperliche und mentale Gesundheit tut, somit kann der Islam dies befürworten. Der Muslim ist aber primär immer Muslim, andere soziale Rollen wie etwa "Vater", "Sohn" oder "Arbeitsgeber" sind immer Anhängsel. Der Muslim ist nämlich zu jeder Zeit in der Audienz Gottes und hat seine Pflichten zu befolgen. Der Muslim kann also wegen eines Beschlusses auf dem Arbeitsplatz nicht einfach seinen Glauben an der Tür aufhängen und seine Pflichten ignorieren. Nur Extremsituationen, die die Existenz der Menschen gefährden, wie z.B. eine Kriegssituation erlaubt es Pflichten auf ihr Minimum zu fahren. Andere Situationen aufgrund derer der Mensch schlicht nicht dazu in der Lage ist (z.B. gesundheitliche Behinderungen) haben eine ähnlichen Konsequenz. So ist es durchaus als absurd zu benennen, dass man aus dem Qurʾān heraus dafür argumentieren wollte, für ein Fußballspiel seine religiösen Pflichten zu vernachlässigen. In der Realität käummt das aber häufiger mal vor.

Wir wollen aber zum Schluss noch auf einen anderen Punkt hinweisen: Der Mensch ist fehlerhaft. Dem Menschen wurde das Potenzial zu fehlerhaftem Verhalten gegeben. Es geht nämlich nicht darum, dass man ein fehlerfreies Leben lebt und immer die exakt richtigen Entscheidungen trifft. Islam wird oft mit Hingabe übersetzt und das ist das wichtigste und zugleich einzige Element um ein Muslim zu werden. Wenn man sich wahrhaftig und reinem Herzens zum islamischen Glaubensbekenntnis bekennt, ist man ein Muslim. Wie sich dieser Muslim dann verhält und was er sagt oder tut entscheidet dann darüber, was für eine Art Muslim er sein wird. Auch der Schüler ist sobald er in der Schule formal eingeschrieben ist, ein Schüler dieser Schule. Erst sein Verhalten wird darüber Auskunft geben können was für ein Schüler er ist, den Status des Schülers hat er aber trotzdem. So kann es gute Muslime geben und auch schlechte. Man kann auf aufrichtige Muslime treffen und auf trügerische oder gar Hochstapler. Dies sind allerdings Fehler der Menschen und nicht des Islams.

Man sollte daher immer zwei Ebenen zusammen zu führen. Sie sollten sich einmal die dogmatisch-theologische Ebene vor Augen führen und einmal die faktisch vorhandene also die praktisch ausgeübte Ebene. Eine isolierte Betrachtung einer Ebene, ohne dabei die andere Ebene zu berücksichtigen kann jedoch zu Unstimmigkeiten und logischen Blockaden führen.

16 ist es nicht Gottes Schuld wenn er etwas Schlechtes erschafft? Warum soll ich dafür Verantwortung übernehmen wenn ich etwas Schlechtes tuhe?

eigentlich haben wir nicht das Recht Gott zu seinen Wirkungen und Schöpfungen in Rechenschaft zu ziehen (vgl. 21/23). Entsprechend unserer Menschlichkeit wollen wir, wie in allen anderen Angelegenheiten, auch in dieser Angelegenheit Zufriedenheit finden und das Angelegenheit für uns verständlich machen (vgl. 2/260). Daher fragt unser Verstand zwingend; Warum hat Gott dann das Böse und den Teufel erschaffen und uns damit auseinandergesetzt? Ist es denn nicht böse das Böse überhaupt erst zu erschaffen?

Wir fangen an mit dem Leitspruch; Das Übel zu erschaffen ist nicht schlecht sondern sich das Übel anzueignen ist schlecht. Gott erschafft nichts mit dem Ziel, dass es dem Übel dient. Alles von Gott erschaffene soll entsprechend seiner unendlichen Weisheit und Barmherzigkeit etwas Gutem und Schönem dienen. Wir nutzen jedoch diese Geschöpfe nicht gemäß ihrer eigentlichen Funktionalität und bewirken somit selbst, dass sie zu Übel für uns werden. Der Teufel ist aus Feuer geschaffen und überhaupt ist das Feuer ein Paradebeispiel für diese Angelegenheit. Die Erschaffung von Feuer und das somit reine Dasein von Feuer ist für uns kein Übel. Wenn wir aber blauäugig unsere Hand in das Feuer stecken, wird das Feuer zu unserem Feind. Wenn der Mensch die Beschaffenheit des Feuers versteht und es gemäß seiner eigenen Bedürfnisse und Möglichkeiten nutzt, kann er aus dem Feuer viel Nutzen für sich ziehen. Sofern er aber unüberlegt und leichtsinnig mit dem Feuer spielt, wird er sich verbrennen. Der Regen könnte auch als Beispiel dienen. Der Fall von Regen bringt viele ökologische Effekte hervor, die allesamt wichtig sind. Manch einer ist aber negativ vom Regenfall betroffen, weil er oder sie keine entsprechenden Schutzvorkehrungen getroffen haben. Sie können daher nicht behaupten, dass die Existenz von Regen schlecht ist.

Gott hat Engel erschaffen, die kein Potenzial zur Sünde haben und Tiere erschaffen, die kein ausgeprägtes Bewusstsein haben und daher auch nicht zurechnungsfähig sind. Daneben hat Gott mit den Menschen ein Geschöpf erschaffen, welches sogar die Engel in ihrer Perfektion übersteigen kann und auch das Potenzial hat, so niederträchtig zu sein, dass er selbst den Tieren untergeordnet wäre. Bezogen darauf hat Gott den Teufel als Anlass für die Entwicklung des Menschen erschaffen und ihm die Triebseele („nafs“) beigelegt, welches ihm immerzu zum Schlechten verleiten will.

Die Welt ist das Ackerfeld für das Jenseits. Die beiden Pforten des Jenseits in Form von Himmel und Hölle werden den Menschen gemessen an seinem Glauben und seinen Taten rufen. Der Mensch ist daher im Diesseits einer ständigen Prüfung unterzogen. Die Menschen, die ihr Leben im Wege des Glaubens und der rechtschaffenen Taten gestalten, werden vom Paradies gerufen. Wer die andere Richtung einschlägt wird von der Hölle gerufen.

Wenn der Mensch also alle Instrumente und Elemente im Diesseits, die ihn zum Übel verleiten können widerstehen kann, wird er spirituell empor steigen, anderenfalls fällt er sogar unter die Stufe der Tiere. Bestimmend ist also wieder die Absicht mit den man an Dinge herantritt und nicht ihre bloße Existenz. Der Mensch kann sich für seinen Willen Schlechtes und Verwerfliches zu tun, nicht entschuldigen. In jedem Gericht wird der Mensch zwar für die Konsequenzen seiner Tat zur Rechenschaft gezogen, aber insbesondere seine Absicht ist es, die hier befragt und ggbf verurteilt wird. Der Mensch kann also in gewissen Grenzen Fehler machen, er kann sich in einer Sache irren oder seinem Handeln fehlt z.B. die richtige Methodik. Aber erst die eigens gefasste und nicht fremdgelenkte Absicht des Menschen macht aus seinem Handeln eine Sünde.

Wie man weiß ähneln sich Diamanten und Kohle in der Zusammensetzung sehr. Im Grunde genommen sind beide Steine identisch aber sie befinden sich in verschiedenen Zustandsformen. So ähneln sich in etwa auch die Menschen. Alle haben materiell und spirituell in etwa die selben Anlagen und Potenziale. Die Nutzung dieser Anlagen und Potenziale macht den Unterschied. Der Teufel wird sich ganz unschuldig zeigen und den Menschen vorwerfen eben auf ihn gehört zu haben, wenn diese den Teufel im Gericht Gottes für ihr Verhalten beschuldigen wollen. Nach dem Prinzip, dass der Veranlasser dem Täter (in der Schuld) gleicht wird aber auch der Teufel seine Pein in der Hölle steigern, denn er ist ein Übeltäter und ein Tyrann. Seine Absicht ist getränkt in Hass und Verachtung. Somit wird seine Mission die Menschheit in das Verderben zu stürzen, schließlich auch sein eigenes Verderben, da er sich eine unendliche Menge an Sünden aufladet.     

In einem Gericht wo der Mensch verurteilt werden soll, können also schuldmindernde Umstände analysiert und geltend gemacht werden. Das Strafmaß wird dadurch eventuell gemindert. Was aber bleibt ist die Frage der Schuld und diese Frage hängt an der Absicht des Menschen. Hier hat er sich ganz alleine schuldig gemacht und kann diese Verantwortung auch auf niemanden abwälzen.

17 Weshalb ist Jerusalem auch für Juden und Christen von Bedeutung?

die heilige Stadt Jerusalem besitzt in allen drei monotheistischen Religionen eine wichtige Stellung.

Jerusalem im Judentum

In der Thora wird Jerusalem ein einziges mal unter dem Namen „Salem“ erwähnt (1. Buch Mose 14, 18). Es ist umstritten, ob es sich bei dem Berg Moriah, auf welchem Ishaq geopfert werden sollte, um den Ort handelt, auf dem der Tempel Salomos errichtet wurde. Zur Zeit von David wird die Stadt zum religiösen und politischen Zentrum des Königreiches. ( vgl. 2 Sam 6-7; 2 Sam 24, 18-25; 1.Chr 21, 18-22)

Zur Zeit des ersten Tempels wurde der Tempelberg auch Zion gennant, während der Begriff Zion auch für Jerusalem insgesamt verwendet wurde. Dass David eine ewige Herrschaft zugesprochen wurde, wird auch als Indiz für die Ewigkeit Jerusalems aufgefasst. (vgl. 2 Sam 7,13-16) Die Errichtung des Tempels zur Zeit von Salomo sowie die Annahme, dass der Tempel jederzeit Gott untersteht, trug ebenfalls zur Heiligkeit Jerusalems bei.

In den Psalmen (Psalm 132) wird die Stadt Davids (Zion), zu welcher die sogenannte Bundeslade gebracht wurde, nicht nur als die von Gott auserwählte, sondern auch als die von ihm bewohnte Stadt bezeichnet. Für den Propheten Jeremia ist Jerusalem „des Herrn Thron, das Land der Gerechtigkeit, der Berg der Heiligkeit“. (vgl. Jer 31, 23; vgl. Jer 33, 14) Außerdem wird Jerusalem als empor ragende „Freude der ganzen Erde“ (vgl. Psalm 48, 2) sowie als „Vollendung der Schönheit“ (vgl. Psalm 50, 2) bezeichnet.

„Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem, dann soll mir die rechte Hand verdorren.
Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein.“ (Psalm 137, 5-6) Auch im jüdischen Recht wurde Jerusalem aufgrund seiner Heiligkeit und Besonderheit anders als andere Städte betrachtet. So wird in der Tora vorgeschrieben, dreimal im Jahr - an Pessach,
Schawuot und Sukkot - nach Jerusalem zu pilgern: „Dreimal im Jahr sollen erscheinen all deine Männlichen vor dem Angesicht des Ewigen, deines Gottes, an dem Ort, den er erwählen wird, am Fest der ungesäuerten Brote, am Fest der Wochen und am Fest der Hütten. Man erscheine nicht leer vor dem Angesicht des Ewigen“. (5. Buch Mose 16,16)

Der Aufenthalt der Pilger, welche sich zur Zeit des Jerusalemer Tempels in Jerusalem aufhielten, prägte damals stark die kulturelle Lebenswelt der jüdischen Bevölkerung.

Als die von Gott erwählte Stadt hat sich Jerusalem als Symbol der größten Werte und Hoffnungen des Judentums etabliert. Bereits Propheten sprachen mit Lob von ihr. Jesaja spricht von „Stadt der Gerechtigkeit“ (Jes 1, 26) und gibt an: „von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem“ (vgl. Jes 2, 3). Ferner prophezeit Jeremia, dass man Jerusalem als „des Herrn Thron“ bezeichnen wird und sich dort alle Menschen versammeln werden. (vgl. Jer 3, 17) Im Talmud heißt es, dass man ohne Jerusalem gesehen zu haben nicht wissen kann, wie eine schöne Stadt aussieht. (vgl. Sukkot, 51b)

Dem Midrasch nach wurde Adam aus der Erde des Jerusalemer Tempels erschaffen und einer Überlieferung zufolge, begann die Erschaffung der Erde mit der Erschaffung Zions.(vgl. Genesis Rabbah, 14, 8)

In der Halacha (jüdische Normgebung) gilt das ganze Land als heilig, Jerusalem jedoch am heiligsten. In der jüdischen Normgebung sind Bestimmungen aufgelistet, die durch die sakrale Bedeutung Jerusalems bedingt sind. (vgl. J. Neusner: The Halakhah: An Encyclopaedia of the Law of Judaism, Leiden 2000, Bd. V, S. 15-16.)

Auch wenn es so scheint, als würde Jerusalem mit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 70 n. Chr. im Leben der jüdischen Bevölkerung an Bedeutung verloren haben, so bleibt Jerusalem der heiligste Ort für Juden und stellt für sie ein spirituelles und normatives Symbol dar. So richten sich Juden während ihrer Gebete - unabhängig davon wo sie sich befinden und wann sie beten - in Richtung Jerusalem.

In täglichen Bittgebeten und Gottesdiensten wie dem Tischgebet oder dem Amidah-Gebet wird der Wunsch über die Rückkehr nach Jerusalems sowie die Neuerrichtung der Stadt zu Wort gebracht. Außerdem trauert man in Erinnerung an die Zerstörung Jerusalems bzw. des Tempels. Jerusalems sakrale Bedeutung wird unter anderem auf die Messias-Erwartung zurückgeführt, wonach ein jüdischer Staat in Jerusalem durch einen Messias errichtet werden wird. Die Neuerrichtung Jerusalems und des Tempels sind ebenfalls Aspekte dieser Überzeugung. Der jüdischen Tradition zufolge gibt es ein Jerusalem am Erdboden und ein Jerusalem im Himmel („Neues Jerusalem“ oder auch „Himmlisches Jerusalem“). So heißt es im Talmud, dass die Menschen nicht ins himmlische Jerusalem eintreten werden, bevor nicht Gott in das irdische Jerusalem eintritt. Das „Neue Jerusalem“ soll demnach nach der Apokalypse, also nach dem
Vergehen der Erde herabkommen und das irdische Jerusalem ersetzen.

Um bei der Neuerrichtung Jerusalems und der Auferstehung der Toten dem Tempel nah zu sein, sich Leid und Zeit zu ersparen, wünscht man sich auf dem Ölberg begraben zu werden. Die Aussage “Nächstes Jahr in Jerusalem“ ist der traditionelle Wunsch am Schluss des jüdischen Sederabends (Vorabend des Pessach). (vgl. Dictionnaire Encyclopedique du Judaisme, S. 573)

Jerusalem im Christentum

Auch im Neuen Testament wird Jerusalem eine wichtige Bedeutung zugesprochen. So beginnt Jesus Christus dem Markus Evangelium zufolge im Gebiet Galiläa mit der Verkündung der Offenbarung, zieht sich jedoch aufgrund ablehnender und feindseliger Reaktionen des Volkes zurück nach Jerusalem. Nach Konfrontationen mit jüdischen Autoritäten prophezeit er die Bestrafung der Stadt und die Verunreinigung des Tempels. Als der christlichen Auffassung nach Jesus außerhalb der Stadt schließlich gekreuzigt wird, reißt unmittelbar danach tatsächlich der heilige Vorhang des Jerusalemer Tempels und es kommt später zur Zerstörung der Stadt durch die Römer.

In den anderen Evangelien sind noch weitere Angaben zu finden. Im Johannes Evangelium beispielsweise wird festgehalten, dass Jesus viele Male nach Jerusalem kam.
Den Evangelien nach hat Jesus Christus sein irdisches Leben in Jerusalem beendet und seine Jünger haben dort den „Heiligen Geist“ empfangen.

Jerusalem im Islam

Auch wenn Jerusalem im Koran nicht explizit genannt wird, gibt es Koranverse, die indirekt Bezug zu dieser Stadt nehmen. So wird beispielsweise die al-Aqsa-Moschee am Tempelberg erwähnt und ihre Umgebung als gesegnet bezeichnet (vgl. Sure 17:1), das Gebiet Jerusalems wird als heiliger Boden (vgl. Sure 5:21) und schöner, guter Ort beschrieben (vgl. Sure 10:93).

In den Hadithen wird die al-Aqsa-Moschee in Jerusalem als die zweite Moschee, welche nach der al-Haram-Moschee in Mekka erbaut wurde beschrieben. Ferner gehört die al-Aqsa-Moschee neben der Prophetenmoschee in Medina und der al-Ḥaram-Moschee zu den drei Gebetsstätten, welche im Islam eine hohe Bedeutung haben und von Muslimen besucht werden können. (vgl. Buḫārī, Faḍlu ṣ-ṣalāt fī masǧidi makka wa-l madīna, 6, Ḥaǧ, 26, Anbiyā, 8, 40; Muslim, Ḥaǧ, 288, Masāǧid, 2; Nasāʾī, Masāǧid, 3)

In manchen Hadithen des Propheten (s.a.s.) wird das Beten in dieser Gebetsstätte empfohlen. (vgl. Abū Dāwūd, Ṣalāt, 14)

In einigen Überlieferungen (außerhalb der kutub as-sitta) wird prophezeit, dass Jesus nach seinem Herabkommen und Wirken als Messias in Medina neben dem Propheten Muhammad (s.a.s.) oder in Jerusalem begraben werden wird.

Während der letzten zwei bis drei Jahre vor der Hiǧra (Auswanderung) soll der Prophet Muhammad (s.a.s.) sich bei seinen Gebeten in Richtung Jerusalem gerichtet haben. (vgl. Ibn Saʿd, I, 243; Qurṭubī, II, 150; Faḫr ad-Dīn ar-Rāzī, IV, 110)

Dies soll nach der Ankunft in Medina 16-17 Monate - es sind unterschiedliche Überlieferungen vorhanden - angedauert haben, bis schließlich die Kaaba als Gebetsrichtung vorgeschrieben wurde. (vgl. Buḫārī, Ṣalāt, 31, Tafsīr, 18; Muslim, Masāǧid, 11-12)

Dieses Vorgehen des Propheten Muhammad (s.a.s.) stellt einen der Gründe dar, weshalb Muslime Jerusalem als ein religiöses Zentrum betrachten und es ehren.

Hinzu kommt die Rolle Jerusalems bei der wundersamen Nacht- und Himmelsreise des Propheten (s.a.s.), bei der er von der al-Ḥaram-Moschee in Mekka zur al-Aqsa-Moschee in Jerusalem gereist ist und von dort aus in den Himmel aufgestiegen ist. (vgl. Sure 17:1)

Ferner ist Jerusalem insofern für alle monotheistischen Religionen von Bedeutung, als dass nach Abraham viele Propheten in Jerusalem gelebt und gewirkt haben, dort Salomo den Tempel erbaut hat und die Kinder Israels und die zu ihnen gesandten Propheten dort vieles durchleben mussten. (vgl. Abū l- Faraǧ ibn al-Ǧauzī: Faḍāʾilu l-Quds, S. 63-147; Harman: Kudüs, in TDV İslam
Ansiklopedisi, Bd. 26, S. 323-327)

18 Warum hat Allah den Menschen erst nach 13,7 Milliarden Jahren erschaffen?

Allah ist al-Ḥakīm, also der Weise und macht daher nichts Sinnloses oder Zweckloses. So wie in allem was er erschaffen hat zahllose Weisheiten, Nutzen und Zweckmäßigkeiten zu finden sind, sind auch mit Blick auf die Umstände der erschaffenen Dinge wie Zeit, Ort, Zustand und Entstehungsart vielerlei Bedeutsamkeiten, Nützlichkeiten und Relevanz zu finden. Was für uns zu tun bleibt, ist diese Weisheiten hinter dem Wirken Gottes zu erforschen und besser zu verstehen. Wir sollten dankbar für jede Weisheit und jeden Nutzen sein, den wir in Dingen zu erkennen vermögen.

Beispielsweise heißt es im Koran, dass Allah die Erde und die Himmel in sechs Tagen (gemeint sind sechs unterschiedliche Etappen) erschaffen hat. Die Entwicklung des Menschen als Embryo im Bauch der Mutter kann auch in sechs Stufen eingeteilt werden. Auch das Leben des Menschen auf der Welt, sein Leben im Grab (qabr), der Verlauf eines Tageszyklus, sogar die Existenzsequenzen von allen Dingen angefangen bei der Entstehung, der Vervollkommnung bis hin zum Alter, dem Sterben, dem Verwesen und dem Vergessenwerden, in all diesen Dingen sind sechs markante Stufen und Etappen zu erkennen. Dies lässt uns an Weisheiten und Zweckmäßigkeiten denken, die in derartigen Aufteilungen stecken könnten.

Gott hat mit seinem urewigen (schon immer da gewesenen) Wissen die Erschaffung von Lebewesen zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten als Schicksalsbestimmung (qadar) festgelegt. Da er erhaben über Raum und Zeit ist, also keinen zeitlichen und räumlichen Gegebenheiten unterliegt wie im Falle der Menschen beziehungsweise aller Lebewesen im Universum, ist bei ihm an keine zeitliche Entwicklung zu denken. Bei ihm ist nicht an zeitliche Begrifflichkeiten wie früher, gegenwärtig und zukünftig zu denken. Dennoch lässt er mit Blick auf zahllose Weisheiten und Zwecke die Menschen und Geschöpfe innerhalb einer Raum-Zeit-Sphäre leben, und wirkt von „außerhalb“ in dieser Sphäre. So sind 13,7 Milliarden Jahre viel Zeit aus unserer Sicht, aber aus einer Perspektive der Zeitlosigkeit kommt es einem Nichts gleich. Somit kann bei Gott nicht von einem „Warten“ die Rede sein. Diese zeitlichen Entwicklungen gelten nur für Geschöpfe, nicht aber für den Schöpfer. Nichtsdestotrotz stecken in der Milliarden Jahre alten Geschichte der Erde viel Sinn und Weisheit, auf welche die Menschen durch ihre wissenschaftlichen Forschungen immer stärker Bezug nehmen können.

Wir können niemals erfassen was das urewige Wissen (ʿilm azalī) und die urewige Weisheit (ḥikma azalī) Allahs beinhaltet. So zeigt der Vers:

„Sie sagten: »Gepriesen seist du! Wir haben kein Wissen außer dem, was Du uns gelehrt hast. Du bist der, der alles weiß und weise ist.« “ (2/32) 

dass selbst die Engel begrenzt in ihrem Wissen begrenzt sind und dass Gottes Wissen und Weisheit niemals ergründet werden kann. Auch der Vers:

„Euch aber ist vom Wissen gewiss nur wenig gegeben.“ (17/85)

zeigt, dass der Bereich den wir mit unserem menschlichen Verstand und Wissen erfassen können, sehr eng und beschränkt ist.

Fragestellungen bezüglich derartiger Angelegenheiten, die für den Menschen aufgrund seines begrenzten Verstandes einerseits schwierig zu erfassen und zu verstehen sind, weil ihre Hintergründe lediglich Gott umfassend und tiefgründig vorenthalten sind, können häufig schädliche Verwirrungen und Zweifel hervorrufen, weshalb man oft von Einflüsterungen (waswasa) des Šaiṭān spricht. Andererseits haben derartige Angelegenheiten keinen Einfluss und keinen Nutzen, weder für unser irdisches noch für unser jenseitiges Leben. Vor diesem Hintergrund scheint es reine Zeitverschwendung zu sein ohne entsprechende Quellen und Referenzen zu spekulieren und zu grübeln. So ermahnt Allah uns wie folgt:

„Und verfolge nicht das, wovon du kein Wissen hast. Gewiss, Gehör, Augenlicht und Herz, - all diese -, danach wird gefragt werden.“ (17/36)

An dieser Stelle sei auch noch erwähnt, dass zeitliche Entwicklungen und die dahinter verborgenen Weisheiten (welche oft nur begrenzt vom Menschen erfasst und verstanden werden können) ein Charakteristikum des irdischen Lebens sind. All die Veränderungen, Entwicklungen und Vervollkommnungen auf der Erde und im gesamten Universum sind prägend und nehmen Einfluss auf uns als Lebewesen und Geschöpf. So durchlebt auch der Mensch eine Entwicklung von seiner Geburt bis zu seinem Ableben, welche essenziell für seine Lebensweise ist. Man stelle sich nur einmal vor wie es wäre, wenn alle Menschen im Reifealter von 40 Jahren auf einmal ein Leben auf der Erde beginnen würden. Viele Entdeckungen und Errungenschaften blieben verborgen, viele Entwicklungen unvollständig und in vielen Bereichen würden die uns nun vorhandenen Notwendigkeiten fehlen.

Hingegen wird im Jenseits die Belohnung des Menschen, seine Stufe und sein Lohn, ihm in einem Zuge zugeteilt, sodass der Mensch dort als vollkommen sein Leben beginnen wird und stets in Vollkommenheit leben wird. So wie einem Arbeiter die Entlohnung eines Monats als eine Gesamtzahlung ausgezahlt wird, wird dem Menschen sein Lohn im Paradies sofort als Ganzes zustehen. Der Mensch wird also befreit sein von zeitlichen Hindernissen, sodass das was er sich wünscht just in diesem Moment erschaffen wird. So wird er zur selben Zeit an mehreren Orten sein, verschiedenartige Dinge tun und Gaben speisen können. So wie eine Frucht eine gewisse Zeit braucht und Entwicklungen durchlebt bis sie aus einem Baum hervorgeht, so durchlebt der Mensch auch zeitbedingte Entwicklungen und wird letztendlich irgendwann ausreifen. Daran erkennen wir, dass Gott gewisse Dinge einer Intention folgend plant und erschafft. Gleichzeitig zeigen all diese Dinge jedoch auch, dass Allah erhaben ist und seinem Willen entsprechend tun und lassen kann was er will, wann er will und wie er will. Somit ist er an keine Zweckmäßigkeiten gebunden. Bemerkenswert ist es dennoch, dass vor diesem Hintergrund Gott kein Detail sinnlos und zwecklos erschafft, sondern seiner grenzenlosen Weisheit entsprechend handelt.

19 Könnten Sie bitte folgenden Vers erklären: „Denken sie denn nicht sorgfältig über den Qur´an nach? Wenn er von jemand anderem wäre als von Allah, würden sie in ihm wahrlich viel Widerspruch finden.“ (Sura an-Nisa 4:82)

 


Denken sie denn nicht sorgfältig über den Qur´an nach? Wenn er von jemand anderem wäre als von Allah, würden sie in ihm wahrlich viel Widerspruch finden. (Sura an-Nisa 4:82)

Der gnadenreiche Qurʾān wurde innerhalb von 23 Jahren in verschiedensten Situationen und Umständen nach und nach offenbart. Inhaltlich ist der Qurʾān außerordentlich reich und vielfältig. Er behandelt eine Fülle von Angelegenheiten die den Menschen bzw. die Menschheit betreffen, wie z.B. moralische Wertvorstellungen und Normen, den Anfang und das Ende der Schöpfung, individuelle und soziale Aspekte des menschlichen Lebens, historische Ereignisse und auch pädagogisch motivierte Anregungen und Ratschläge. Erstaunlicherweise ist dieses breite Spektrum an Themengebieten kein Hindernis dafür, dass der Qurʾān auch auf literarischer, normativer und wissenschaftlicher Ebene einzigartig ist, sodass all diese Komponenten frei von jeglichen Widersprüchen und aufeinander abgestimmt sind. Dies führt bei einer Untersuchung des Qurʾān - ob durch einen Gläubigen oder Nicht-Gläubigen - zu dem Schluss dass der Qurʾān göttlichen Ursprungs sein muss.

Einige Aspekte des Qurʾāns die das menschliche Denkvermögen übersteigen und somit zunächst als Widerspruch wirken:

1) Während beim Menschen die Wiedergabe seiner Vorstellungen, Beschreibungen und Projektionen von Wirklichkeiten sich stets unzureichend, widersprüchlich oder verzerrt zur tatsächlichen Wirklichkeit verhalten, ist eine solche Problematik beim Qurʾān an keiner Stelle zu finden, was auf seine übermenschliche Herkunft hinweist.

2) Der Qurʾān überliefert Geschehnisse die der Prophet Muḥammad (s.a.s.) (als Vermittler des Qurʾāns) nicht gesehen oder erlebt hat und beschreibt historische Ereignisse die weit vor seiner Lebenszeit stattgefunden haben. Ebenso prophezeit der Qurʾān Dinge, die hunderte und tausende Jahre nach seinem Ableben stattfinden werden. Ferner werden im Qurʾān Sachverhalte, die während der Lebenszeit des Propheten geschahen aus einer Perspektive verkündet, wie sie als solche keinem Individuum möglich wäre, wie etwa die klare Offenlegung von Gedanken und Gefühlen der damaligen Menschen.

3) Es ist niemandem außer Gott möglich, eine widerspruchsfreie und systematische Darbietung von Glaubensgrundsätzen, soziologischen und ethischen Prinzipien sowie Völkerschaften samt ihrer Historie und Kultur so vorzunehmen, wie der Qurʾān es tut.

4) Die detaillierte Beschreibung von der Schöpfung und ihrer Eigenschaften wie etwa über die Erde, die Meere, die Himmel, die Gestirne und ihre systematische Ordnung, die Winde sowie über die Tier- und Pflanzenwelt liegt weit über dem Intellekt und den Fähigkeiten sowohl der Menschen zur Zeit der Offenbarung des Qurʾān, als auch der Menschen in der Gegenwart. Die zahlreichen Verse die sich auf die oben genannten Aspekte beziehen sind trotz ihrer hohen Anzahl widerspruchsfrei und einander ergänzend.

5) Der Qurʾān gibt Informationen über das Verborgene, über das Leben nach dem Tod und die jenseitige Belohnung bzw. Bestrafung der Taten des Menschen und auch über den Einfluss menschlichen Handelns auf seine eigene Seele.   

Diese Art von Informationen sowohl auf inhaltlicher als auch sprachlicher Ebene zu analysieren und sie zu verstehen, ist seit der Offenbarung des Qurʾān bis heute eines der höchsten Ziele der Religionsgelehrten.

Des Weiteren ist es wichtig zu beachten, dass der Qurʾān unter anderem gewissen Situationen und Anlässen entsprechend sukzessiv offenbart wurde, sodass der Prophet (s.a.s.) seinen Gefährten (insbesondere denen, die den Qurʾān auch schriftlich festhielten) mitteilte, in welcher Sure der entsprechende Vers zu platzieren ist und welche Stelle er innerhalb der jeweiligen Sure einnimmt. Sowohl er selbst als auch die Prophetengefährten lernten auf diese Weise den Qurʾān Vers für Vers auswendig. Diese schrittweise Offenbarung war nicht nur vorteilhaft in der Hinsicht, dass die Menschen in entsprechenden Situationen eine Leitung erhielten, sondern auch dahingehend, dass die Menschen sich regelmäßig in ihrem Glauben bestätigt sahen. Der Qurʾān stellte also eine Beziehung zwischen dem Glauben, dem Wissen und der Realität der Menschen her, was vor allem bei der sozialen Organisation der Gesellschaft anhand von Qurʾānischen Prinzipien in der medinensischen Phase der Offenbarung deutlich wird.

Schließlich kann festgehalten werden, dass der Qurʾān durch seinen widerspruchslosen Einklang mit Wissenschaft, Realität und Transzendenz zur Rechtleitung des Menschen verhilft, sein Ego läutert, das Allgemeinwohl gewährleistet und sowohl im Diesseits als auch im Jenseits auf seine Glückseligkeit abzielt.

Wenn man nun aber dem Qurʾān seinen göttlichen Ursprung absprechen will und ihn als ein von Menschenhand geschriebenes Buch verstehen will, wird man in der Tat Probleme mit den diversen Versen des Qurʾāns haben. Denn kein Mensch kann eine Offenbarung auf diese Weise verfassen. In der Tat haben die damaligen Araber die in der Dicht- und Redekunst sehr geschickt waren, versucht etwas Ebenbürtiges zu verfassen um den Qurʾān und den Propheten (s.a.s.) zu entkräften. Ihnen gelang dies aber nicht. Auch das ist ein wichtiges Indiz für den göttlichen Ursprung des Qurʾāns.

20 Warum sollen wir Gott dafür dankbar sein dass wir existieren?

die Frage nach dem „warum?“ veräußert sich nicht im Tierreich und auch nicht im Pflanzenreich. Diese Geschöpfe gehen ganz routiniert ihrem alltäglichen Geschäft nach. Mit dem Menschen verhält es sich ein wenig anders, denn das Denken und das Vermögen zur Reflexion des Menschen geht wesentlich weiter. Alle Lebewesen sind von Gott erschaffen, darin gleichen sie sich. Der Mensch unterscheidet sich aber offensichtlich von anderen Lebewesen. Dieser Unterschied liegt vor allem in den Anlagen die den Menschen mitgegeben werden. Alle Lebewesen sollen Gott dienen. Während Tiere und Pflanzen damit scheinbar kein Problem haben, ist dieser Anspruch für den Menschen nicht immer so einfach nachvollziehbar. Das zeigt uns dass es noch Besonderheiten in der Beziehung zwischen Schöpfer und Mensch gibt.

In der Tat braucht Gott seine Schöpfung nicht, der Schöpfer hat also von uns keinen Nutzen. Das würde seiner Perfektion und Vollkommenheit widersprechen. Das Verhältnis zwischen Schöpfer und Schöpfung ist also nicht vergleichbar mit einer nutzenorientierten Partnerschaft zweier Geschäftspartner. Eine Beziehung zwischen Meister und Diener würde eher passen. Der Meister hat die Befehlsgewalt und der Diener beugt sich dieser Befehlsgewalt. Dies zu verstehen ist wichtig, denn auf eine törichte Weise denkt der Mensch oftmals, dass sich alles seinem Verstand und seinem Vorstellungsvermögen anschmiegen muss, damit er es auch akzeptiert. Tatsächlich passieren aber tagtäglich und zu jeder Sekunde außergewöhnliche Dinge, die sich unserer sinnlichen Wahrnehmung gänzlich entziehen und unser beschränktes Gehirn kann die Spektakel, die sich im Universum ereignen nicht erfassen. Je tiefer die Physiker in das Universum blicken, desto hypothetischer werden ihre Aussagen. Den Menschen gelingt es also nicht einmal diverse Facetten der Schöpfung gänzlich zu begreifen, woher kommt also der Anspruch den Schöpfer selbst in all seinen Facetten begreifen zu wollen?

Die göttlichen Offenbarungen und die Propheten helfen uns dabei Gott besser kennenzulernen. Wir verstehen das Wesen Gottes insbesondere durch seine schöpferischen Eigenschaften. Im Islam sprechen wir auch gerne an der Stelle von den „Namen/Titel Gottes“. Wie in jeder Disziplin ist es auch hier so, dass das Leistungsvermögen der Menschen variiert. Die einen verstehen mehr und die einen weniger. Die Gebote und Verbote Gottes sind aber so offen und zugänglich, dass die Religion niemals etwa ein Zirkel der Experten, Eliten oder Gelehrten ist. Gott adressiert alle Geschöpfe auf eine Weise, die ihren Kapazitäten entspricht. In diesem Sinne ist kein Mensch durch seine Veranlagung dazu disqualifiziert, Gott und seinen Willen zu verstehen.

Dankbarkeit verstehen wir zweierlei. Wir verstehen Dankbarkeit als ein Akt, in dem man seinem Gegenüber für eine Geste eine Form von Zuneigung und Anerkennung darbietet. Es existiert also ein Bedürfnis sich dem erkenntlich zu zeigen, der einem etwas zum Wohl getan hat.

Was hat Gott uns getan, was eine Form der Zuneigung und Anerkennung wert wäre? Es fängt sicher damit an, dass Gott uns das Leben geschenkt hat. Für manch einen liegt das Argument nun nahe zu sagen, man habe sich das Leben doch gar nicht gewünscht. Trotzdem lieben wir scheinbar das Leben. Tagtäglich stehen wir aus dem Bett auf und greifen den Tag an, mit allem was wir haben. Für jemanden der das Leben vermeintlicherweise sowieso nicht wollte und dem das Leben nichts wert ist, ist dieses Verhalten nicht ganz angemessen. Selbst Menschen die Selbstmord begehen und denen es dann doch nicht gelingt, versuchen danach wieder Fuß im Leben zu fassen. Konsequent wäre es ja, wenn sie es solange versuchen bis es geschafft wäre. Selbst Menschen die sich als unglücklich beschreiben würden, halten also instinktiv am Leben fest und wollen sich nicht davon trennen. Was wäre jedoch die Alternative zum menschlichen Leben? Entweder eine andere Lebensform oder die komplette Nichtexistenz. Nun stellt sich die Frage, ob der Mensch denn sich bei einer Neuwahl für etwas anderes entscheiden würde, nachdem er die Vorzüge der Menschlichkeit gekostet hat. Wenn wir quasi eine zweite Chance erhalten würden und man uns anhand eines Katalogs fragen würde, welche Existenz wir im zweiten Anlauf haben wollen würden, wofür würden wir uns da entscheiden? Hund, Katze, Maus, Ameise, Bandwurm, Kleeblatt, Stein? Unser menschliches Dasein erscheint gegenüber diesen Alternativen irgendwie attraktiver, nicht zuletzt spricht man ja auch gerne vom Menschen als die Krone der Schöpfung, dem Ebenbild Gottes, oder die Spitze der Nahrungskette. Mit dem Leben alleine endet die Zuwendung Gottes aber lange nicht. Gott hat uns auch mit unserer Erde einen äußerst fruchtbaren und schönen Planeten geschenkt. Die Dinge hätten sich auch so zutragen können, dass unsere Erde äußerst lebensfeindlich und bedrohlich sein könnte. Nur weil wir tagtäglich etwas erleben, heißt das noch lange nicht, dass es der simple Standard ist. Nichts ist selbstverständlich und alles ist vergänglich. Unser Planet ist voller Leben und unerschöpfter Schätze. Nach Jahren des intensiven Suchens finden Menschen immer noch gänzlich unentdeckte Dinge in unserem Planeten die für Faszination sorgen. Gott hat uns Sinne und einen Körper gegeben, der sich nahezu perfekt an alle Zwecke anpasst und unsere Sinne nehmen angenehmerweise immer genau das wahr, was der Körper ertragen kann. Stelle man sich vor, man könnte jedes Atom sehen und die Interaktion aller möglichen Wellen und Frequenzen in der Luft, so stünde unser Gehirn quasi täglich vor einer Zerreißprobe. Gott schenkt uns auch Emotionen wie Liebe, Hoffnung und Glück. Gott erlaubt es auch dass wir dies mit Freunden und Familie teilen. Es sollte klar geworden sein, dass Gott uns viel gegeben hat, wodurch ein Akt der Demonstration von Dankbarkeit angemessen erscheinen sollte. Jeder findet in seiner Biographie sicher Dinge oder Erinnerungen, die ihn mit Glück erfüllen und die irgendwie unverdient erscheinen. Wir behaupten nicht dass jeder ein perfekt idyllisches und harmonisches Leben lebt, aber wir sind uns sicher, dass jeder etwas im Leben hat, was einen Ausdruck der Dankbarkeit nahelegt. Was wäre eine angemessene Art Dankbarkeit zu zeigen? Das Befolgen von Geboten und Verboten ist an der Stelle auch eine klare Handlungsanweisung. Das heißt z.B. das Befolgen des Gebets wäre gleichzeitig die Erfüllung der Pflicht und Ausdruck von Dankbarkeit in diesem Sinne. Sicher könnte man noch viel schreiben, zu den Weisheiten und dem Nutzen der Gebote und Verbote für das menschliche Leben. Zum Ramadan gibt es z.B. viele Artikel die vom Nutzen des Fastens sprechen. Es geht hier aber lediglich das Verhältnis von Danksagung zu Geschenkt darzustellen. Das Gebet ist bei voller Ausführung und (großzügig) zusammengerechnet ungefähr des Äquivalent einer Zeitstunde im jeweiligen Tag. Vergleichbar mit 5 Raucherpausen, 5 etwas längeren Youtube-Videos oder 5 mal kurz Gassi-Gehen. In Relation zu dem was Gott uns tagtäglich schenkt ist dieser „Aufwand“, wenn man das überhaupt Aufwand nennen darf, verschwindend gering. Sich darüber zu beschweren, wäre vergleichbar mit jemanden der sich in Wut und Rage auflöst, weil jemand ihm ein Kaffee spendiert und dafür ein kurzes „Danke“ hören wollte. Selbst die kleinsten sozialen Interaktionen erzeugen beim Gebenden die Erwartung, dass der Genießende sich irgendwie erkenntlich zeigt, wenn es auch nur ein kurzes „Danke“ ist. Im Hinblick darauf erscheint es für uns einfach wunderlich, wenn jemand diskutieren will, warum man sich Gott gegenüber erkenntlich zeigen muss.          

Der zweite Aspekt unseres Verständnisses von Dankbarkeit hat viel mit Haltung zu tun. Wir verstehen Dankbarkeit auch als eine Form der Haltung. Damit der Mensch sich überhaupt erkenntlich zeigen kann und will, müssen gewisse Grundwerte verinnerlicht sein und gelebt werden. Wenn der Mensch sich selbst im Mittelpunkt des Universums sieht und denkt, dass sich alles um ihn herum dreht, dann wird er selbstverständlich auch gar nicht daran denken, dass jemand ihm in irgendeiner Weise helfen könnte. Wie ein Pharao wird er sich quasi zum Gott deklarieren und völlig realitätsfremd gegenüber dem Leben sein. Im Alltag haben wir zwar weniger Pharaonen unter uns aber Ähnliches können wir im kleineren Rahmen beobachten, wenn es um Jugendliche geht, die plötzlich gewisse Regeln und Werte nicht mehr nachvollziehen können, weil sie ihnen ja nichts bringen und keinen Spaß machen. Regeln funktionieren nur mit einem Grad an Unterwerfung. Man fügt sich den Regeln ohne jedes Mal diese zu hinterfragen oder in Diskussion zu stellen. Das heißt sicher nicht, dass der Mensch sich einfach blind unterwerfen muss oder soll. Innerhalb Momenten sozialer Interaktion wird es aber dazu kommen, dass gewisse Regeln in Kraft treten, die befolgt werden müssen, damit die soziale Interaktion gewahrt werden kann. Wenn der Verkehr eine soziale Interaktion ist, dann dient die Regel, bei der roten Ampel zu halten, der Wahrung der Sicherheit des Verkehrs. Die Regel hat nicht den Zweck mich auf persönlicher Ebene anzugreifen oder mich zu reizen. Sie gilt für uns alle und sorgt für ein Miteinander. In dem Beispiel würde ich mich und auch andere gefährden, wenn ich die Regel einfach ignorieren und losfahren würde. Es geht aber an der Stelle mehr darum, sich im sozialen Gefüge einzufinden. Wenn man dies nicht tut und so handelt wie man gerade Lust hat, folgen in der Regel Konsequenzen. Beim Beispiel mit der roten Ampel, müsste man mit einer polizeilichen Verwarnung und einer Geldstrafe rechnen. Am Anfang des Artikels sprachen wir über das Beziehungsmuster zwischen Gott und Mensch und haben dies mit der Beziehung von Meister und Diener gleichgesetzt. Der Meister setzt also die Regeln und der Diener fügt sich. Wir haben nämlich keine schöpferischen Qualitäten und wir sind auch nicht in der Positionen, Forderungen zu stellen. Unser Gegenüber ist nicht unser Geschäftspartner, der einen Grad von Abhängigkeit zu uns hat. Wenn dem so wäre, könnte man die Bedingungen mitgestalten. Wir sind aber vollends abhängig von unserem Schöpfer und können die Dinge, die unser Leben ausmachen bzw. erst ermöglichen wie Luft und Wasser, nicht selber in die Welt holen. Wir sind also grundlegend ohnmächtig und bedürftig. Im Grunde genommen ist jeder Moment unseres Lebens von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes durchtränkt. Warum fällt es uns als Menschen aber manchmal oder öfter schwer, so zu fühlen und zu denken? Die Antwort liegt in der hedonistischen Triebhaftigkeit des Menschen, dem „inneren Schweinehund“. Dem inneren Schweinehund die Hand zu geben gleicht in einen Güterzug einzusteigen, der bei voller Geschwindigkeit fährt und das ohne Bremsen oder Fahrer. Dieser Zug wird von alleine nicht halten, sicher nicht mit sich reden lassen und solange rasen, bis er entweder an ein unbewegliches Hindernis prallt oder entgleist und fahrunfähig wird. In beiden Fällen hat es eine fatale Kollision zum Ergebnis. Der innere Schweinehund kennt keine Kompromisse, Moderation oder Rationalität. Wenn man dem inneren Schweinehund fragen würde, jetzt 1000€ zu kriegen oder sich eine Woche zu gedulden um dann aber 10.000€ zu bekommen, wird der innere Schweinehund die sofortige Belohnung wählen. Ähnlich wie der Teufel kennt der triebgesteuerte Mensch nur eine Richtung: Konsum und Lust. Auch der Teufel würde niemals Einsicht zeigen und von seinem Irrweg abkommen, egal wie überzeugend man gegen ihn argumentieren würde. Gefühle und Triebe wirken meistens intensiver als rationale Argumente. Eine Triebhaftigkeit in diesem Sinne erdrückt eben auch alles an Werten und Normen die eine tiefe Dankbarkeit im religiösen Kontext ermöglichen. Denn der Teufel bildet die Opposition zu Gott. Die lasterhaften Triebe des Menschen folgen eher den teuflischen Einflüsterungen als der Stimme der Vernunft und der Tugend. Wenn man es also schafft, sich davon zu lösen oder Distanz zu diesen lasterhaften Zügen seines Daseins zu wahren, gelingt es uns auch besser unseren Platz im Universum zu sehen und zu sehen welche Bezüge und welche Beziehung wir zu unserem Schöpfer haben. Das erlaubt es uns auch erst zu sehen, wofür wir alles dankbar sein können.    

 

21 In welcher Sprache wurde die Bibel geschrieben? Griechisch oder Aramäisch?

frühchristliche Schriftsteller berichten von der Präsenz der hebräisch-aramäischen Bibel, der sogenannten "Logia“, welches soviel wie Sprache, Aussprüche oder antike Textsprache bedeutet. Außerdem haben einige westliche Forscher, die ab dem 18. Jahrhundert begonnen haben, die Bibel zu studieren davon berichtet, dass es ein einzelnes Buch gab, bevor die gegenwärtigen vier Bücher erschienen. Die derzeitigen 4 Bücher basieren auf dieser früheren Bibel.

Der Forscher Lessing formulierte ab dem 18. Jahrhundert die These, dass es vor den vier Evangelien eine grundlegende Bibel gab, dass dessen Sprache aramäisch war und dass Matthäus, Markus und Lukas aus den Evangelien schrieben.

J. G. Eichon berichtet ebenfalls von der Existenz dieses ersten Originals. Laut J. Wellhausen gehört dieses erste Original zu Markus. Markus schrieb diese erste Kopie auf Aramäisch und er weitete sie aus, um sie folglich ins Griechische zu übersetzen. Ihm zufolge wurden die Bibeln von Matthäus und Lukas unter Vorlage dieser Texte verfasst. Laut Zahn ist diese Originalkopie nicht von Markus, sondern sie gehöre zu Matthäus.

L. Waganay sagt, dass das Originalmanuskript Marcus gehört und dass Marcus sich an den Predigten von Petrus orientierte. Seiner Meinung nach wurden spätere Editionen auf Basis von Marcus verfasst.

Nach einigen Bibelforschern, gab es vor den heute üblichen Bibeln bereits vereinzelte Texte, die von den Worten und Wundern des Propheten Jesus (Friede sei mit ihm) enthielten. Diese vereinzelten Texte dienten späteren Editoren als Vorlage.

Die Edition der Bibel, die den Originalmanuskripten am nächsten kommt ist die Barnabas-Bibel.

Es gab es auch in der Türkei Studien zu diesem Thema.

Das unveröffentlichte Buch von Abdurrahman Aygün mit dem Titel "İncil-i Barnaba ve Hz. Peygamber Efendimiz Hakkındaki Tebşîrâtı" wurde 1942 geschrieben. (Siehe Osman Cilacı, "Barnaba İncili Üzerine Bir Türkçe Yazma ", Diyanet Dergisi, Ekim-Kasım-Aralık,1983, cilt:19, sayı: 4, s. 25-35)

1984 wurde in einer Höhle in der Nähe Hakkaris, ein Buch in aramäischer Schrift und mit assyrischem Alphabet gefunden. Es handelte sich um die Barnabas-Bibel. Dieses Werk wurde von Behörden eingezogen nachdem Schmuggler den Versuch unternommen haben, das Werk aus dem Land zu schmuggeln. (vgl. İlim ve Sanat, Mart-Nisan 1986, sayı: 6, s. 91-94).

Darüber hinaus wurde unter dem Namen „Barnaba incili“ von Mehmet Yildiz ein Werk vom Englischen ins Türkische übersetzt. Diese Arbeit wurde 1988 vom Verlag "Kültür Basın Yayın Birliği" veröffentlicht.

22 Soll man Gott lieben oder ihn fürchten?

in der islamischen Religion ist die Gottesfurcht proportional zur Gottesliebe.

Ein Gläubiger, der sich vor der Qual Allahs fürchtet, wird Zuflucht in seiner Barmherzigkeit suchen. Genau wie ein Kind, das vor der Ohrfeige  seiner Mutter Angst hat und Zuflucht in ihrer Barmherzigkeit findet. Gott drückt aus, dass er in einigen Angelegenheiten die entsprechenden Menschen bestrafen wird. Das dient dem Zweck dass, sie einen höheren Rang im Paradies erhalten sollen indem sie vor den verbotenen Handlungen zurückschrecken. Dies ist vergleichbar mit einem sorgevollen Vater, der sein Kind diszipliniert, damit es in Zukunft bessere Bildungschancen erhält. Entgegen dem Wunsch des Kindes, welches nur spielen will, aber nicht versteht, wie wichtig seine Bildung und seine Noten später mal werden, leitet der Vater Nachhilfestunden ein oder droht mit Konsequenzen bei versäumten schulischen Pflichten. Augenscheinlich wird das Kind drangsaliert aber in Wahrheit fördert der gewissenhafte Vater das Kind und wappnet es für eine bessere Zukunft.

Gott deklariert auch, dass er sehr vergebend und barmherzig ist nach seiner Strafe für seine Diener, damit seine Diener nicht in Verzweifelung verfallen und dass diejenigen, die umkehren und Buße tun, von dieser Bedrohung befreit sind.

Einige Verse zu diesem Thema:

Damit Allah den Wahrhaftigen ihre Wahrhaftigkeit vergelte und die Heuchler strafe, wenn Er will, oder sich ihnen Reue-Annehmend zuwende. Gewiß, Allah ist Allvergebend und Barmherzig. (33/24)

(Das ist so,) damit Allah die Heuchler, Männer und Frauen, und die Götzendiener, Männer und Frauen, straft und sich den Gläubigen, Männern und Frauen, ReueAnnehmend zuwendet. Allah ist Allvergebend und Barmherzig. (33/73)

Allah wird euch nicht für etwas Unbedachtes in euren Eiden belangen. Jedoch wird Er euch für das belangen, was eure Herzen erworben haben. Allah ist Allvergebend und Nachsichtig. (2/225)

ewig darin zu bleiben. Die Strafe soll ihnen nicht erleichtert noch soll ihnen Aufschub gewährt werden, außer denjenigen, die nach alledem bereuen und verbessern, so ist Allah Allvergebend und Barmherzig. (3/88-89)

die Strafe wird ihm am Tag der Auferstehung vervielfacht´, und ewig wird er darin in Schmach bleiben, außer demjenigen, der bereut, glaubt und rechtschaffene Werke tut; jenen wird Allah ihre bösen Taten gegen gute eintauschen; und Allah ist stets Allvergebend und Barmherzig. (25/69-70)

 

23 Warum ist Ehebruch bzw Unzucht verboten?

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

wenn eine Sache im religiösen Sinne als verboten deklariert ist, dann geschieht das durch den Willen Gottes. Es gibt keine anderen Gründe. Gott verfügt mit seiner Allmacht über Gebot und Verbot. Es kann darüber hinaus allerdings Gründe geben, warum etwas Verbotenes für uns schlecht sein kann. Gerne wird zum Verbot von Schweinefleisch erwähnt, dass besagtes Fleisch recht ungesund ist. Schweinefleisch wäre aber auch verboten, selbst wenn es gesund sein sollte. Die Beseitigung des möglichen Schadens einer Sache macht diese Sache also nicht erlaubt für uns. Als Menschen ist unser Verstand und unser Sehvermögen begrenzt, wir begreifen schlichtweg nicht welche weiteren Begleiterscheinungen einer Sache innewohnen. Wir würden auch nicht begreifen, welche Weisheiten einem Verbot und einem Gebot innewohnen.

Jedes Verbot schützt uns oder dient zur Vorbeugung. Wir können allerdings nicht immer erkennen, worum es sich dabei handelt. So hat man die gesundheitsschädlichen Eigenschaften von Schweinefleisch erst mit der Zeit ermitteln können, das Verbot durch den Islam existierte aber schon vorher. Demnach hätten ja Muslime bereits vorher gegen dieses Verbot rebellieren müssen. Sie hätten damit aber einen Irrtum begangen. Wir haben die Aufgabe Gottes Willen zu folgen. Mit den Entwicklungen der Zeit zeigt sich allerdings mehr und mehr, wie wertvoll und schützend die Verbote der Religion sind.

So kann man über den Ehebruch sagen, dass dieser Akt sehr schädlich ist für das gesellschaftliche System und das Miteinander. Wenn man von der Familie als Herzstück einer Gesellschaft ausgeht dann zerreißt der Ehebruch dieses Herzstück und zeichnet die einzelnen Mitglieder dieser Familie nachhaltig. Pädagogen und Psychologen sind sich darüber eins, dass eine Scheidung oder Ehebruch ein einschneidendes Erlebnis ist und mitunter eine Biographie intensiv prägen kann.

 

Und nähert euch nicht der Unzucht. Gewiß, sie ist etwas Abscheuliches - und wie böse ist der Weg (17/32)

 

Und die, die neben Gott keinen anderen Gott anrufen und den Menschen nicht töten, den Gott für unantastbar erklärt hat, es sei denn bei vorliegender Berechtigung, und die keine Unzucht begehen. - Wer das tut, hat die Folge der Sünde zu erleiden (25/68)

 

Selam & Dua

Fragenandenislam - Team

 

24 Welche Weisheit kann hinter dem Unglück eines Kindes stecken?

das Unglück von Kindern ist für das Gewissen besonders verstörend, da doch Kinder die reinste Unschuld darstellen und die Barmherzigkeit eines jeden Menschen in der Regel erregen. Doch gibt es überall viele leidende Kinder und die Frage lautet nun; wie kann man das erklären?

Zunächst müssen wir das Problem lösen, indem wir es in zwei Teile aufteilen. Das Prinzip der Schöpfung wonach das Schicksal diejenigen peinigt, die dem Erbarmen der Natur der Schöpfung zuwider handeln: Dies gilt für die erste Frage und Vergleichbares. Die Bewertung des Kindes von alkoholabhängigen Eltern, welches regelmäßig körperlicher Gewalt ausgesetzt ist kann auch mit diesem Prinzip zusammen hängen, hängt aber tendenziell mit anderen Prinzipien der göttlichen Gerechtigkeit zusammen.

Nun wollen wir zuerst den ersten Teil des Problems erklären, das Prinzip der "Bestrafung durch Zuwiderhandeln gegenüber der Barmherzigkeit innerhalb der göttlichen Schöpfung", die auch Erwähnung findet im Werk „Harmonie des Lichts“ von „Bediüzzaman“ Said Nursi.

Die Aufmüpfigkeit des Kindes kann als ein Verhalten betrachtet werden, welches die Grenzen des natürlichen Fehlverhaltens und die Grenzen des elterlichen Mitgefühls überschreitet. In diesem Fall kann eine gemäßigte Reaktion sogar dazu beitragen, dass sich die innere Lebenswelt des Kindes entwickelt. Wichtig ist nur, dass die Reaktion der Eltern angemessen bleibt. Es gilt dabei auch zu erwähnen, dass das Kind letztendlich sich trotzdem nach der barmherzigen Umarmung seiner Eltern sehnt, obwohl es gerade von diesen bestraft wurde. Das Wichtigste für das Kind ist es nach der Strafe wieder auf den geborgenen Schoß der Eltern springen zu dürfen.

Andererseits sehen wir an anderen Beispielen der Schöpfung wie sich dieses universale Prinzip durchgehend manifestiert. Ein Tier, das sich seinem eigenen Kind erbarmt, attackiert die Nachkommen eines anderen Tieres um sich zu

ernähren. Diese Verletzung des Prinzips des Mitgefühls; die angegriffenen Tiere werden sich zu Wehr setzen. Natürlich gilt dieses Prinzip für Tiere, obwohl sie sich nach ihren instinktiven Codes verhalten; Damit das ökologische System bestehen kann muss es also immer eine entsprechende und angemessene Reaktion auf eine Aktion geben.

Da der Mensch gegenüber den Tieren vernunftbegabt ist, hat er auch eine etwas andere Beziehung zu diesem universalem Prinzip.

z.B. Das Kind, das seine Mutter übermäßig reizt, kann vielleicht auf einen kleinen Klaps des Mitgefühls stoßen. Oder; ein menschliches Wesen, das die Reinheit eines Kindes in seinem Herzen gefangen hat; kann von Gott aus vielleicht mit einer Sanktion rechnen aus Barmherzigkeit damit er gewarnt ist, wenn er eine Haltung hat, die andere lebende Kreaturen peinigt. Aber das sind nicht die ewigen und unumstößlichen Gesetze der Umsetzung dieses Prinzips für den Menschen.

der Schöpfer, der das irdische Leben der Menschen mit Weisheit und inbrünstigem Willen ausgestattet hat und sie so mit der Neigung zum Guten wie zum Schlechten ausstattet um die göttliche Prüfung zu erfüllen; entsprechend dieser Prüfungssituation wird nicht jeder Fehler sofort und offenkundig korrigiert und nicht jede Strafe wird sofort und offenkundig bestraft.

auf der Erde sind daher mörderische und grausame Menschen manchmal in der Lage, unschuldige Menschen zu quälen, sogar unschuldige Kinder und sie können äußerst Boshaftes tun.

In diesem Fall verletzen diejenigen, die dieses Böse begehen, nicht nur das Mitgefühlsprinzip des Schöpfers; eine sehr große Grausamkeit wird auch begangen. Aber manchmal können sie der Strafe im weltlichen Leben scheinbar entfliehen und der Gerechtigkeit der irdischen Gerichte entkommen.

Warum erteilt Gott dann nicht die Strafe für dieses Böse und was für Sünden haben die Unschuldigen, die verfolgt und getötet wird?

Hier ist die Antwort auf diese Frage; während wir versuchen, göttliche Gerechtigkeit zu verstehen; das Konzept von Zeit, Endlichkeit und Ewigkeit und inwiefern es uns gelingt diese zu verstehen. Weil eine Person, die glaubt, weiß; ein Prozent der Gerechtigkeit Gottes regiert im Irdischen und neunundneunzig Prozent Gerechtigkeit wartet darauf, im Jenseits veräußert zu werden. Die schlimmen und grausamen Verbrechen der Menschen werden ihre angemessene Sanktion im jenseitigen Gericht erhalten. viele Berichte im islamischen Kulturraum vermitteln; äußerst grausame Menschen kriegen ihre Strafe nicht im Diesseits weil Gott sich von ihnen abwendet. Eine kurze diesseitige Strafe wäre milde im Vergleich zu einer unendlichen Strafe im Jenseits. Daher wird ihr Urteil im Jenseits ausgesprochen mit viel größerem Ausmaß.

Es ist für den Menschen befriedigender eine kurzfristige Reaktion auszuschlagen wenn man dafür die Gelegenheit hat auf eine spätere jedoch viel länger wirkende Reaktion.

Angesichts der Verfolgung und des Leidens dieses kurzen, sterblichen weltlichen Lebens zum Beispiel wird Gott das unschuldige Kind im Jenseits begrüßen und entlohnen. Mutmaßlich wird das Kind welches solch ein schweres irdisches Leben hatte die Barmherzigkeit und Gnade Gottes im Jenseits so erregen, dass es unermessliche Gnadengaben erhält, die es sonst niemals durch Gottesdienste und Darbietungen des Glaubens hätte erreichen können.

Die Wahrheit ist, dass Gott keine von seinen Kreaturen vergisst oder vernachlässigt, die Er erschaffen hat. Gott verkündigt dass er als Hüter seiner Schöpfung auftreten wird und jede Gerechtigkeit wie auch Ungerechtigkeit, sei sie noch so klein wird im Jenseits entsprechend bewertet.

Wenn wir zusammenfassen; Folgende Situationen können wir im Fall eines Kindes erkennen, das von einem betrunkenen Vater willkürlich geschlagen wird:

Weil die Welt das Feld der Prüfungen ist; Gott erlaubt Menschen, im Unrecht zu sein und Unrecht zu tun. Kriege, Übergriffe, Morde etc. Dies sind Situationen in denen der Mensch zunächst frei handelt. Selbst die Propheten Gottes waren davor nicht gehütet und begegneten Übergriffen seitens boshafter Menschen. Es wäre ein Leichtes für Gott hier unmittelbar zu intervenieren, dann würde auch jeder, ob gläubig oder ungläubig sich aus Angst in die Huldigung flüchten. Das kann kein wahrer Glauben sein. Die Taten des Menschen werden daher ihre gebührende Sanktion im Jenseits erhalten und dann auch nicht mehr die Gelegenheit haben Einsicht zu heucheln.

Der Vater, der diese Übeltat begangen hat; entweder im irdischen Leben; wenn er die Strafe in der Welt nicht bezahlt hat und nicht würdig genug ist, im Jenseits errettet zu werden; im Jenseits wird er in einer gewaltigen Weise bezahlen und diejenigen die unter ihm gelitten haben werden sich nun im Jenseits unter der Gnade Gottes sonnen dürfen.

Die erlebten Übeltaten eines Menschen oder eines Kindes könnten die Bußen für spätere Übergriffe und Fehler sein. Während der kurzsichtige Mensch sich denkt warum er so sehr leiden musste wird er späte dafür so sehr entlohnt, dass er sich nun denkt womit er solch große Gnade von Gott verdient haben könnte. Vielleicht hätte dieser Mensch in einem anderen Szenario ein Leben voller Sünde gelebt und hätte Gott den Rücken zugekehrt. Somit ist er durch eine Art invasiven Eingriff vor größeren Schäden bewahrt worden und wird dabei gleichzeitig auch vielfach im Jenseits entschädigt.

Es ist wichtig sich stets daran zu erinnern dass die göttlichen und universalen Prinzipien nicht wie eine unumstößliche mathematische Formel funktionieren, nach der A und B immer C ergeben. So wie in einem juristischen Gericht jeder Fall für sich individuell wahrgenommen und bewertet wird, so geschieht dies auch in der Verwirklichung dieser göttlichen Prinzipien. Das Gesetz eines Staates ist auch in einem Buch abgebildet und eigentlich müsste auf dieser einheitlichen Basis doch jedes Gericht jedem Straftäter gegenüber das selbe Urteil aussprechen. Tatsächlich kriegen jedoch diverse Straftäter für die selbe Straftat unterschiedliche Sanktionen basierend auf z.B. diversen Faktoren die das Urteil in einem Fall beeinflussen. So wird auch Gottes Urteil in jedem Fall individuell ausgesprochen. Wir können also nicht für jeden Fall ein und die selbe Reaktion erwarten.

Das Ergebnis ist: Gott verwaltet mit unendlicher Gerechtigkeit. Dieses Wirken kann der kurzsichtige Mensch nicht vollends verstehen, da er kein Einblick in das Verborgene hat. Am Ende wird jedoch jede Tat, sei sie noch so klein im Jenseits geprüft und mit entsprechenden Konsequenzen versehen.

 

25 Wird die Frau durch den hinteren Platz im Gebet nicht herabgestuft?

die Gelehrten sind sich allgemein einig darüber, dass Frauen in der Gebetsordnung die Reihen hinten einnehmen, während die Männer vor ihnen beten.

Man kann daraus nicht den Schluss ziehen, dass Frauen minderwertig oder zweitrangig sind, denn dafür gibt es keinerlei theologische Grundlage.

Wer betet ist im Moment des Gebets mit Gott verbunden. Frauen werden durch diese Praxis nicht etwa von Gott abgestoßen. Die Gebetsordnung hat also keinen Effekt auf die theologische Bedeutung des Gebets. Diese Praxis entwickelte sich lediglich aufgrund gewisser natürlichen und nachvollziehbaren Umstände.

Auf diese Weise können Mann und Frau ohne Ablenkung beten. Damit das Gebet verinnerlicht werden kann, darf der Betende nämlich nicht abgelenkt werden. Wenn sich eine Frau während des Gebets vor einem Mann verbeugt ist es denkbar, dass dieser abgelenkt wird und seinen Blicken für den Moment nicht Herr werden kann. Die Gebote und Verbote im Islam haben auch stets einen präventiven Charakter. Es geht also darum, diese mögliche Situation zu vermeiden. Durch diese Praxis gelingt das.

Da die Frauen damit ein wichtiges Gebot verinnerlichen und zu dessen Erhalt beitragen, kriegen sie im Jenseits dieselbe Vergütung, wie die Männer in den vordersten Reihen. Die Frau wird also nicht herabgestuft oder benachteiligt.

Nach der hanafitischen Lehre ist das Gebet des Mannes nicht gesichert, wenn er auf selber Höhe mit einer Frau beten würde. Wenn eine Frau zwischen Männern beten würde, dann wäre das Gebet der Männer direkt an ihrer Seite sowie das Gebet des Mannes hinter ihr nicht gesichert. Die anderen Männer wären nicht betroffen.

Da das Gebet zur Bestattung einer Person kein verpflichtender Gottesdienst ist, ist es hier gestattet, dass Mann und Frau auf einer Linie beten.

Es gibt zwar Überlieferungen zu diesem Thema (vgl. Zeylaî, 2/36, Müsned, 2/336) aber der Beleg der Überlieferungen ist nicht vollends sicher und auch inhaltlich, klären diese Überlieferungen das Thema nicht genügend auf.

Nach der hanafitischen Ansicht sind lediglich gut belegbare Quellen beachtenswert, um den Pflichtgehalt einer Angelegenheit bezüglich des Gebets zu evaluieren. Bei der Gebetsordnung bezieht man sich aber auch auf die Sunna und die Praxis, da die Gebetsordnung an sich verpflichtend ist und schließlich das Gebet selbst durch die Sunna verpflichtend verankert wurde. Somit resultiert aus der Sunna und der Praxis die Tatsache, dass die Gebetsordnung verpflichtend ist.

Nach shafiitischer Ansicht ist es keine Verletzung der Gebetspflicht, wenn Mann und Frau auf einer Linie beten. Denn allenfalls könnte man laut shafiitischer Ansicht sagen, dass die Gebetsordnung verletzt wird durch diesen Umstand, nicht aber das Gebet selbst. Wenn man nun bedenkt, dass das Einhalten der Gebetsordnung der Sunna entspricht, aber nicht verpflichtend ist um das Gebet überhaupt abzuhalten, kann man schlussfolgern, dass das Verletzen einer Gebetsordnung das Gebet selbst nicht verletzt.  

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass insbesondere nach hanafitischer Sicht der Umstand, dass Mann und Frau auf einer Linie in der Gebetsordnung beten würden, problematisch ist. Die Gebetspflicht ist somit nicht erfüllt.

Laut anderen Gelehrten ist die Gebetspflicht zwar noch erfüllt, wenn man aber bedenkt, dass die Gebetsordnung zur Sunna gehört, ist dieser Umstand nicht erstrebenswert. Es ist stets zu empfehlen, das Gebet in höchstmöglicher Perfektion abzuhalten. Demnach ist es nicht wünschenswert, dass die Gebetsordnung verletzt wird und somit ergibt sich, dass die Frau sich anders bzw. hinter dem Mann einordnet.

 

26 Warum zerstört Gott nicht einfach alles Schlechte?

so wie Gott allmächtig ist, so ist er auch allwissend und allbarmherzig. Die Wirkung der Eigenschaften Gottes ist stets in Verbindung miteinander zu betrachten. Wenn man also eine Eigenschaft Gottes isoliert und unabhängig von den anderen Eigenschaften betrachten will, macht man einen Fehler. Das ist auch die Hauptproblematik an der Fragestellung.  

Nachfolgend bilden wir den Großteil des Werkes von „Bediüzzaman“ Said Nursi ab, denn hier wird genau diese Thematik aufgegriffen;

Ein König trägt in den Ämtern seiner Regierung verschiedene Titel, unterschiedliche Bezeichnungen und Eigenschaften bei den Schichten seiner Untertanen und besondere Namen und Orden in den Stufen seiner Königsherrschaft. Zum Beispiel: Bei dem Amt für Justiz heißt er der gerechte Richter, am Katasteramt der König, bei dem Militär der Marschall, im Ministerium für geistliche Angelegenheiten der Kalif und so weiter... Wenn du nun auch noch mehr von seinen Namen und Titeln kennst, dann verstehst du, dass ein einziger König in den Ämtern seines Königreiches und auf der Stufenleiter seiner Regierung tausend Namen und Titel besitzen kann. Dieser König ist in jedem Amt dank der Ausstrahlung seiner Persönlichkeit, kraft seiner Anordnungen und durch seine Nachrichtenverbindungen anwesend und gewissermaßen gegenwärtig. Er befindet sich dort und erfährt (alles). Und auf jeder Sprosse (seiner Beamtenleiter) wird er durch sein Gesetz, durch seine Anordnungen, in seinem Stellvertreter gleichsam sichtlich zum Zeugen. Auf diese Weise sieht er alles und wird selbst sichtbar. Auf jeder Stufe sieht er durch seine Verwalter, durch seine Erlasse, durch seine Macht, durch sein Wissen, Kenntnisse, Kunde. Er lenkt und leitet und beobachtet.

Ebenso hat der König aller Ewigkeiten, welcher der Herr aller Welten ist, in den Ämtern Seiner Herrschaft unterschiedliche aber zueinander in Beziehung stehende Eigenschaften und Titel. In den Bereichen, in denen Seine Gottheit erkennbar ist, hat Er verschiedene aber ineinander erscheinende Namen und Orden, bei der Durchführung (der Anordnungen) Seiner Majestät verschiedene aber einander ähnelnde Erscheinungen, in Anwendung und Gebrauch Seiner Macht unterschiedliche aber aufeinander hinweisende Titel. Wenn Seine Eigenschaften aufstrahlen, tritt seine Heiligkeit auf verschiedene, jedoch gemeinsam auf sie hin deutende Weise hervor. In den Spuren Seiner Taten erkennt man Seine weisheitsvolle Lenkung und Leitung auf verschiedene, einander ergänzende Weise.In Seinen vielfarbigen, vielfältigen Kunstwerken erscheint Seine majestätische Herrschaft auf ganz unterschiedliche, doch zu einander geordnete Weise.

Darüber hinaus treten die verschiedenen Schattierungen eines Seiner schönen Namen (Esma-i Husna) in jeder Art und Gattung und in allen Universen des Kosmos in Erscheinung. Dieser Name ist in diesem Bereich vorherrschend. Seine übrigen Namen stehen dem untergeordnet, finden sich vielmehr in dessen Schatten.

Außerdem tritt Er bei allen Arten Seiner Geschöpfe unter dem Blickwinkel eines bestimmten Namens und einem bestimmten Aspekt Seiner Herrschaft, in einer beschränkten oder reichlichen Anzahl, in kleinem oder großen Umfang, im individuellen oder allgemeinen Rahmen in Erscheinung. Das heißt: obwohl dieser Name alles umfasst und allgemein gültig ist, erkennt man, dass er sich einem Ding mit einer solchen Absicht und Wichtigkeit zuwendet, als wäre dieser Name nur diesem einen Ding bestimmt. Darüber hinaus verbirgt sich der majestätische Schöpfer, obwohl Er allen Dingen nah ist, hinter siebzigtausend Lichtschleiern. Zum Beispiel: Mit Seinem Namen »der Schöpfer«, der dir gegenüber in Erscheinung tritt, kannst du vergleichen, wie viele Schleier vorhanden sind, angefangen von der kleinen Stufe deiner Erschaffung bis zu der großen Stufe und dem gewaltigen Titel als Schöpfer des ganzen Kosmos.

Das heißt, du kannst erst dann durch das Tor deiner Erschaffung zu den unendlichen Grenzen des Namens »der Schöpfer« schreiten und dich dem Bereich dieser Eigenschaft nähern, wenn du den ganzen Kosmos hinter dir lassen kannst. Da sich aber in den einzelnen Schleiern Öffnungen befinden, die hintereinander liegen und die Namen ineinander erscheinen und die Eigenschaften in Beziehung zueinander stehen und deren Schattierungen ineinander verwoben sind und die einzelnen Abstufungen miteinander assoziiert sind und einander wach rufen und die Manifestationen einander gleichen und die Ausführungen einander helfen und ergänzen und die verschiedensten Arten der Aufzucht und Ausbildung in Seiner Herrschaft sich einander helfen und unterstützen, ist es doch notwendig, während man Gott den Gerechten mit einem Seiner Namen oder Seiner Titel und Würden oder Seiner Herrschaftsbereiche kennt, dass man Seine übrigen Titel, Herrschaftsbereiche oder Eigenschaften dabei nicht leugnet. Vielmehr kommt der zu Schaden, welcher von der Erscheinung eines Namens nicht zu den anderen Namen hinüber gelangen kann. Zum Beispiel: Sieht man die Werke der Namen »der Allmächtige und der Schöpfer« und kennt aber den Namen »der Allwissende« nicht, kann man in den Irrtum der Gottvergessenheit und des Naturalismus verfallen. (24. Wort, erster Ast)

Die einfache Zerstörung einer Sache, mit Gewalt zu herrschen und zu unterjochen ist kein Verhalten, welches einem edlen Herrscher gut stehen würde. Wenn selbst Menschen solch ein Verhalten als Tyrannei verstehen, kann man von Gott doch nicht erwarten, so zu handeln. Dieses Verhalten kommt eher unter Menschen vor und ist ihrer Makel geschuldet. Gott ist makellos und agiert daher nicht wie die Menschen.

Zusammengefasst: Wenn wir über das Wirken und die Wesenseigenschaften Gottes denken, dann müssen wir das immer im Kontext und im Zusammenspiel betrachten. Anderenfalls kommen wir zu logischen Irrtümern.

27 Wie unterscheidet sich göttlicher Wille von dem menschlichen Willen?

der allumfassende Wille ist die göttliche Eigenschaft, unendlich viele Dinge gleichzeitig zu wollen und zu erwirken. 

Im Vergleich zum allumfassenden Willen Gottes, besitzt der Mensch nur ein teilhabendes/begrenztes Willensvermögen, nur eine begrenzte Anzahl an Dingen zu wollen, die er aber nicht selber erwirken oder leiten kann. Der Mensch kann also nicht wie Gott direkt nach eigenem Willen auf die Dinge wirken und auch nicht wie Gott alles gleichzeitig kontrollieren.

Der menschliche Körper besteht aus unzähligen Zellen, Organen, Gelenken und Knochen. All diese Elemente haben eigene Funktionen und funktionieren hochgradig komplex, ununterbrochen und gleichzeitig. Während der Mensch nicht mal der Herr/ Leiter über eine Funktion seines eigenen Körpers ist, wie sollte es möglich sein, dass derselbe Mensch eine vollständige Kontrolle über alle Vorgänge in seinem Körper hat? Demgemäß kann der Mensch also nicht Herr und Leiter über sich, sein Körper, sein Leben und seiner Existenz sein. 

Sondern derjenige, 

der über die Sachen und Ursachen, 

der über die Natur und den natürlichen Geschehnissen, 

der über all den Gesetzen 

der über jede Existenz, beginnend vom kleinsten Teilchen im Mikrodimension bis hin zum gesamten Kosmos auf der Makrodimension,

einen allumfassenden Willen besitzt, kann nur der Herr (Rabb), Meister (San'i), Leiter (Müdebbir) und Einwirkende (Kadir) sein.

In diesem Fall ist und kann der Mensch nur der Diener Allahs (der Inhaber des allumfassenden Willens) sein.

 

Glückselige Menschen, die den Glauben finden denken folgendermaßen: 

„Wenn also alles in meinem Körper nicht eigenwillig handeln kann, dann kann ich mit meiner Entscheidungskraft es auch nicht! Alle Dinge, die in meinem Körper passieren sind sinnvoll und wichtig. Also muss ich es gleichtun und Dingen aus dem Weg gehen, die weder für mein Diesseits, noch für mein Jenseits Sinn und Zweck tragen. So wie alle Zellen in meinem Körper gleich den Sternen in der Galaxie unter der Schirmherrschaft eines allumfassenden Willens stehen, so werde ich mich mit meinem teilhabenden Willen diesem unterordnen. Ich muss meine Pflichten im Gottesdienst makellos erfüllen.“

Wenn wir weiterdenken, sehen wir überall dieses Prinzip. Der Kosmos und die darin lebende Schöpfung wird ständig und gleichzeitig versorgt und verwaltet. Während der Baum von der Sonne versorgt wird, versorgt der Baum selbst die Tierwelt bis hin zu kleinsten Tierchen, die kaum erkennbar sind. Von der Mikroebene bis hin zur Makroebene wird alles im Kosmos perfekt versorgt. Leben und Tod finden gleichzeitig statt und das ökologische System wird ständig erneuert, erschaffen und gereinigt.

All dies weist darauf hin, dass es einen allumfassenden Gott geben muss, der über diesen Prozessen steht und über sie waltet.

Der Mensch ist das genaue Gegenteil. Er selbst steht in diesen Prozessen und nicht über ihnen. Er ist also von seinem Umfeld abhängig und kann ohne dieses nicht überleben. Hier kann man also nicht von Kontrolle sprechen. Der Mensch hat aber auch keine Wirkung auf alle Dinge, die in seinem Umfeld passieren. Er kann sich dazu entscheiden gesund zu leben, aber trotzdem kann er krank werden. Er kann sich dazu entscheiden eine Flasche auf dem Tisch anzuheben und wieder zu platzieren, aber nur wenn alle Bedingungen dafür bereits vorab existieren, wie z.B. Gesundheit, Willen, Intelligenz, Schwerkraft etc.

 

28 Warum lässt Allah auch Unschuldige leiden?

ein Unglück oder ein Schicksalsschlag ist für die Gläubigen die Antwort für ihre Fehltritte im Diesseits. Allerdings können in solchen Momenten und Ereignissen auch Unschuldige und Leute ohne solche Fehltritte Schaden nehmen und ihr Hab und Gut kann verloren gehen.

Und hütet euch vor einer Versuchung, die nicht nur besonders diejenigen von euch treffen wird, die Unrecht taten. Und wisset, daß Allah streng im Bestrafen ist! (8/25)

Die Frage im Raum ist dann warum auch diese Menschen betroffen sind. Warum wird der, der sozusagen „nur daneben stand“ ebenso von der Strafe getroffen.

Die Frage berücksichtigt einen ganz wesentlichen Aspekt des Lebens im Diesseits nicht. Diese Welt und unser Leben darin ist eine Prüfung. Das Jenseits liegt solange man noch atmet im Verborgenen. Wenn also ein Unheil immer nur die Übeltäter treffen würde und es den Unschuldigen immer gut gehen würde, dann könnte man auch nicht mehr von einer Prüfung sprechen. Dann wäre für alle nämlich – völlig unabhängig vom Glauben – die Prüfung und das Ergebnis aufgelöst. Das wäre vergleichbar mit einem Lehrer, der seinen Schülern eine Klausur und die richtigen Lösungen zu den einzelnen Fragen zusammen aushändigt. So kann man nicht herausfinden, welcher Schüler gelernt hat und welcher nicht.

Zu diesem Thema hat „Bediüzzaman“ Said Nursi in seinem Werk eine Abhandlung. Wir bilden hier einen Teil ab (Anhang zum 14.Wort):

„»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. wenn die Erde erschüttert wird und ihre Lasten von sich gibt, und der Mensch sagt: Was ist los mit ihr? An jenem Tage wird sie aussagen, was sie zu berichten hat, weil dein Herr es ihr so eingegeben hat...« (Sure 99, 1-5)

Diese Sure bringt mit Sicherheit zum Ausdruck, dass die Erde in ihrer Bewegung und wenn sie bebt, Offenbarungen und Eingebungen erhält, und dass sie durch einen Befehl erschüttert wird. Manchmal erzittert sie unter ihm.

Bezüglich des letzten Erdbebens sind mir von einer geistigen und wichtigen Seite sechs, sieben Fragen gestellt worden und die Antworten darauf mir gleichfalls innerlich in Form einer Ermahnung gekommen. Ich hatte oftmals die Absicht gefasst, ausführlich darüber zu schreiben. Doch wurde mir dazu nicht die Erlaubnis gegeben. Deshalb sei hier nur eine kurze und bündige Zusammenfassung wiedergegeben.

Erste Frage: Woher kommt es, dass bei diesen großen Beben zu dem materiellen Unglück noch der Schmerz, als ein inneres Unglück in Form einer Furcht vor einem erneuten Beben und die Verzweiflung, die den meisten Leuten in diesen Ländern die Nachtruhe raubt, als eine fürchterliche Qual hinzugegeben wird?

Dazu wiederum die innere Antwort, die folgendermaßen spricht: Wenn im heiligen Monat Ramadan, während des Teravih-Gebetes * im Rausch der Freude und Ausgelassenheit Gesänge voller Leidenschaft und manchmal die Stimmen der Mädchen in diesem gesegneten Zentrum des Islam in jeder Ecke aus dem Radio locken und überall zu Gehör gebracht werden, so hat dies die Strafe der Furcht zur Folge.

Zweite Frage: Warum kommen in den Ländern der Ungläubigen diese Schläge von oben nicht auf deren Häupter herunter? Warum kommen sie über die bedauernswerten Muslime?

Antwort: Während man schwere Vergehen und Verbrechen einer späteren Verhandlung überlässt in den großen Kreisstädten, die kleinen Vergehen aber in den kleinen Städten sofort verhandelt, so liegt auch eine bedeutende Weisheit darin, dass der größte Teil der Verbrechen der Leute des Unglaubens dem großen Gericht bei der Wiederversammlung überlassen wird, die Fehler der Leute des Glaubens aber zum Teil schon in dieser Welt bestraft werden. *

Dritte Frage: Was ist der Grund dafür, dass sich dieses Unglück bis zu einem gewissen Grade über ein ganzes, großes Gebiet verbreitet hat, während es doch die Schuld nur einiger weniger war?

Antwort: In Anbetracht dessen, dass ein allgemeines Unglück aus den Fehlern der Mehrheit erwächst, weil die meisten Menschen an den Handlungen der Übeltäter entweder durch Mittun oder durch Begünstigung oder durch Stillschweigen Anteil genommen haben, verursachen sie ein allgemeines Unglück.

Vierte Frage: Betrachtet man diese Katastrophe als eine Folge der begangenen Fehler und eine Buße für die Sünden, aus welchem Grund sind dann die Unschuldigen nicht verschont worden? Wie kann die Gerechtigkeit Gottes so etwas zulassen?

Dazu wiederum die innere Antwort: Da dieses Problem sich auf das Geheimnis der Vorausschau Gottes bezieht, verweisen wir auf die Abhandlung über die Vorausschau Gottes. Hier soll dazu nur so viel gesagt sein: »Und hütet euch vor einem Übel, das nicht ausschließlich die Frevler unter euch trifft.« (Sure 8, 25)

Das heißt: »Nehmt euch in Acht vor einer Katastrophe, die nicht auf die Frevler beschränkt bleiben wird, sobald das Unglück einmal da ist, sondern auch die Unschuldigen nicht verschont.« Das Geheimnis dieses Qur´an-verses ist folgendes:

Diese Welt ist ein Ort der Erfahrung und Prüfung, ein Haus der gesellschaftlichen Forderungen und der sozialen Bemühungen. Prüfungen und Erfordernisse aber machen es notwendig, dass die Realität verschleiert bleibt, sodass Persönlichkeiten wie Abu Baqr durch Wettbewerb und Anstrengung zur höchsten Höhe emporsteigen und solche von der Art eines Abu Djehil in die tiefste Erniedrigung hinabsinken. Blieben die Unschuldigen in solchen Katastrophen unversehrt, so würden sich Leute wie Abu Djehil denen wie Abu Baqr gleich auf Gott verlassen, das Tor der Bemühungen und des geistigen Fortschritts bliebe verschlossen und der Sinn der Prüfung wäre verfehlt.

So erfordert es denn die Weisheit Gottes, dass die Unschuldigen zusammen mit den Frevlern ins Unglück stürzen. Was aber ist dann in Anbetracht Seiner Barmherzigkeit und Gerechtigkeit der Anteil dieser armen Unschuldigen?

Auf diese Frage wurde mir folgende Antwort gegeben: Diejenigen, die unter den Zorn und die Wut dieses Übels geraten sind, empfangen auch ein Aufscheinen der Barmherzigkeit. Denn so wie die vergänglichen Güter dieser Unschuldigen für sie zu einer Spende und so zu einem ewigen Gut werden, so gewinnen sie auch durch eine Art Märtyrertum anstelle ihres vergänglichen Lebens ein ewiges Leben. Dieses Erdbeben, dessen Zorn nur vorübergehend und verhältnismäßig klein ist, sie aber dabei einen großen und immerwährenden Gewinn erwerben lässt, ist für sie zugleich mit dem Zorn auch eine Barmherzigkeit. (…)“

Ein Unheil vereinnahmt als Teil der Prüfung im Diesseits also alle ein, ob gut oder schlecht. Somit bleibt auch die Prüfung echt. Ansonsten würden die Menschen den Glauben nur vorheucheln um sozusagen auf der Seite der Gewinner zu sein. Sie würden also aus Profit heraus handeln.

Die Unschuldigen, die von einem Unheil getroffen werden, erhalten damit jedoch große Belohnungen. Ihre kleineren Fehltritte und Sünden werden getilgt, sie steigen im Rang auf und erlangen somit Gnadengaben, die sie sonst niemals erlangen würden. Wir sehen also, dass Allah stets mit Barmherzigkeit und Weisheit entscheidet.