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Darf man eine Freundin haben, ist eine Liebesbeziehung erlaubt?
Liebe Leserin, lieber Leser
Der Islam verbietet uneheliche Beziehungen dieser Art. Da es muslimischen Männern generell untersagt ist (fremden) Frauen nachzuschauen, geschweige denn einer Frau, mit der man weder verschwägert noch verwandt ist, die Hand zu reichen, bedarf es keiner weiteren Debatte. Noch anstößiger ist es in wilder Ehe zu leben. Oftmals wird dieses Gebot des Islam als althergebracht, unzeitgemäß und als eine Erniedrigung der Frau betrachtet, aber dem ist nicht so. Gegenteiliger Weise beschützt der Islam dadurch die Ehre der Frau, in dem er somit den Lustgesteuerten und wirklichen Frauen verachtenden und Frauen demütigenden Männern die Möglichkeit abwehrt ihre (sexuellen) Spiele weiter zu führen. Dieses Gebot sollte als eine Präventivmaßnahme betrachtet werden, die der Belästigung der Frau durch den Mann vorbeugt. Sofern keine berufliche oder sonstige Pflicht und Notwendigkeit besteht, ist es nicht gestattet sich gegenseitig die Hand zu reichen, geschweige denn sich mit einer fremden Frau zurück zu ziehen, sei es auch nur zum Kaffe trinken. Diese Gebote gelten für beide Geschlechter. Der Prophet Muhammad (a.s.m.) verkündet:
„Wer unter euch an Allah und an den jüngsten Tag glaubt, der sollte nicht mit einer nicht verschwägerten oder verschwisterten (also fremden) Frau alleine sein, der sollte auch wissen, das im Falle dessen der dritte (nicht sichtbare) anwesende der Teufel ist.“ (Buhari, Nikah 111)
Aufgrund dieser Tatsache ist es üblich, dass bei verlobten Paaren die sich zum Zwecke des Kennen lernen treffen, immer eine dritte Begleitperson mit bei ist, die als Zeuge dient, für den Fall der üblen Nachrede. Diese dritte Person hat die Funktion eines Zeugen, der in Fällen der üblen Nachrede die Gerüchte durch seine Zeugenaussage widerlegen kann. Somit sind sowohl das Paar, als auch die Angehörigen vor jeglichen Gerüchten verschont. (Es sind leider sehr viele Menschen das Opfer von übler Nachrede, welche im schlimmsten Fall bis hin zum Tod durch die so genannte Blutrache führen kann, welche nicht islamischer Herkunft ist.)
Selam & Dua
Fragenandenislam - Team
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Ist es Haram in einer beziehung zu sein?
Liebe Leserin, lieber Leser
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Selam & Dua
Fragenandenislam - Team
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Istikhara und Istishara - Zwei Wege zur Erkenntnis und Wahrheit
An sich ist die Frage wie man zur Wahrheit oder zur Erkenntnis kommt so tiefgründig, wie sie auch alt ist. In der Philosophie spricht man hier von Erkenntnistheorie oder auch Epistemologie. Auch für den gläubigen Muslim ist dies eine wichtige und komplizierte Fragestellung, die sich durch das ganze Leben ziehen kann, vor allem bei schwerwiegenden Entscheidungen die richtungsweisend für das Leben sind wie z.B. die Ehe oder der Beruf. Wie kann man sich sicher sein, dass das was man denkt oder plant auch richtig und gut für einen ist? Wie könnte man eventuelle Zweifel hierzu beseitigen? Wie könnte man sichere Schritte begehen? Diesbezüglich hat uns der ehrenwerte Prophet Muḥammad (S.A.S.) zwei überaus wichtige Geschenke hinterlassen mit deren Hilfe wir zur Wahrheit und zum Recht gelangen können. Diese sind die "Istiḫāra" und die "Istišāra". Wir wollen hier nun diese beiden "Werkzeuge" für das Zustandekomen von Erkenntnis und Wissen vorstellen und auf sie eingehen.
Istiḫāra als Begriff könnte man folgendermaßen erläutern; Das Erbitten des Segens von Gott. Es ist eine Bitte und eine Anflehung an Gott, um zu verstehen und das Herz in dieser Hinsicht zu beruhigen, ob das was man vorhat gut oder schlecht für einen ist oder ob es das bessere Resultat hervorruft wenn man es sofort oder später in Angriff nehmen sollte.
Die Istiḫāra ist ein Bittgebet gegenüber Gott in der Form eines ritualisierten Gebets mit zwei Rakaʿāt und einem anschließenden persönlichem Gebet, um erahnen zu können, ob eine Sache die man angehen will gut oder schlecht für einen ist. Somit könnte man zwischen Ṣalāh al-Istiḫāra und Duʿāʾ al-Istiḫāra unterscheiden, da im deutschen Sprachgebrauch für beide Arten von Gebet oft einfach das Wort Gebet verwendet wird, was im Kontext vielleicht nicht deutlich wird. Die Istiḫāra gehört zur Sunna des Propheten (S.A.S.), so unterwies er auch persönlich die Gemeinde wie man die Istiḫāra vollzieht und sie zu nutzen hat. Ferner hat der Prophet (S.A.S.) die Istiḫāra als eine Form des Gebets der Gemeinde empfohlen. Diverse Überlieferungen machen dies deutlich. Wir führen hier exemplarisch zwei Überlieferungen vor;
Der Prophet (S.A.S.) hat uns für all unsere Angelegenheiten, ob groß oder klein die Istiḫāra, wie eine Sura aus dem Qurʾān beigebracht und er gebietete hierzu folgendermaßen:
Sofern einer von euch vom Herzen eine Sache beschlossen hat, soll er zwei Rakaʿāt beten. (Buharî, Küsuf: 75.)
Yā Anas, sofern du beabsichtigst etwas zu machen, vollziehe die Istiḫāra bezüglich dieser Sache von neuem 7 mal. Schau dann auf die Tendenz deines Herzens. Denn der Segen liegt in der Bedeutung die sich im Herzen ausbreitet. (Tecrid Tercemesi, 4:143.)
Die Istiḫāra besteht somit aus dem ritualisiertem Gebet und dem persönlichem Bittgebet. Man betet zunächst das Gebet der Istiḫāra wie ein normales Gebet, wäscht sich also rituell und spricht die Absicht ("Niya") zur Istiḫāra wörtlich oder gedanklich aus. Im ersten Rakaʿāt (im jeweiligen Teil wo man die Sura rezitiert) rezitiert man die Sura al-Kāfirūn, während man im zweiten Rakaʿāt die Sura al-Iḫlāṣ rezitiert. Im Anschluss öffnet man die Hände und neigt sich seinem individuellem Gebet zu. Oftmals folgen hier auch weitere Huldigungen auf den Propheten (S.A.S.). Da das Individuum hier mit seinen Wünschen/Ängsten/Hoffnungen etc. sozusagen direkt vor Gott steht und Gott an dieser Stelle anfleht hat dieser Abschnitt der Istiḫāra also eine individuelle Note. Dies ist insofern wichtig, da dies auch deutlich macht dass es sozusagen kein "falsches" oder "richtiges" Gebet für die Istiḫāra gibt oder anders ausgedrückt, es bedarf keine spezielle Ausbildung oder rhetorische Fertigkeiten, um in der Istiḫāra beten zu dürfen. Wichtiger ist vielmehr, dass man aufrichtig und reinen Herzens Gott anfleht und sich von dieser rechtleitenden Intention beim Beten leiten lässt. Dies impliziert auch dass es beim individuellem Beten ferner keine sprachlichen Barrieren herrschen. Gott anzuflehen ist also nicht den arabisch sprachigen exklusiv. Ein deutschsprachiger Muslim kann also an dieser Stelle natürlich auch auf deutsch zu Gott beten und Gott anflehen. Hier ist allerdings die "Duʿāʾ" nicht mit "Ṣalāh" zu verwechseln, da die "Ṣalāh" ein ritualisiertes Gebet, ein ritualisierter Gottesdienst ist. Dementsprechend müssen hier gewisse Bedingungen eingehalten werden. Da an dieser Stelle viele Menschen aber trotzdem unsicher werden oder hemmen, bilden wir hier beispielhaft ein Gebet des Propheten zur Istiḫāra ab. Dies könnte man an dieser Stelle rezitieren. Es ist mutmaßlich schöner dies auf arabisch zu tun, aber nicht zwingend. Das was mit "diese Sache" in diesem Gebet erwähnt wird, ist stellvertretend für das was das Individuum vorhat bzw. tun will.
اَللّهُمَّ إِنِّى أَسْتَخِيرُكَ بِعِلْمِكَ وَأَسْتَقْدِرُكَ بَقُدْرَتِكَ وَأَسْأَلُكَ مِنْ فَضْلِكَ الْعَظيمِ فَإِنَّكَ تَقْدِرُ وَلاَ أَقْدِرُ وَتَعْلَمُ وَلاَ أَعْلَمُ وَأَنْتَ عَلاَّمُ الْغُيُوبِ اَللّهُمَّ إِنْ كُنْتَ تَعْلَمُ أَنَّ هذَا اْلاَمْرَ خَيْرٌ لى فِى دينى وَمَعَاشِى وَعَاقِبَةِ أَمْرِى فَاقْدُرْهُ لى وَيَسِّرْهُ لى ثُمَّ بَارِكْ لى فيهِ وَإِنْ كُنْتَ تَعْلَمُ أَنَّ هذَا اْلأَمْرَ شَرٌّ لى فِى دينى وَمَعَاشِي وَعَاقِبَةِ أَمْرى فَاصْرِفْهُ عَنِّى وَاصْرِفْنى عَنْهُ وَاقْدُرْ لِى الْخَيْرَ حَيْثُ كَانَ ثُمَّ أَرْضِنى بِه
Die ungefähre Bedeutung; Yâ Rabb! Da du (über das Heilvolle/Segensreiche um mich) Kund bist, wünsche ich mir (von der Forte deiner Gnade) dass du mir das Gesegnete mitteilst. Und da du es bist, dessen Macht (für das Gesegnete) ausreicht, wünsche ich mir (von der Schatzkammer deiner Gnade) dass du mich stärkst. Yâ Rabb, über das Gesegnete will ich die Äußerung und Bestimmung deiner großen Tugend und deiner Darbietung. Yâ Allāh deine Macht (für alle Dinge) ist ausreichend, meine jedoch nicht. Du bist wissend, (über alle Dinge) ich bin jedoch nicht wissend. Unabdinglich weißt du bestens Bescheid über all jenes was unserem Bewusstsein fern ist. Yâ Rabb wie du weißt (und es gibt kein Zweifel darin) ist diese von mir beabsichtigte Sache im Hinblick für die Wirkung auf mein Diesseits und mein Jenseits segensreisch, so teil dies mir zu (lass mich hier erfolgreich sein) und erleichtere dies für mich. Segne diese Sache für mich, für dessen Gelingen du sie mir erleichterst und mich dazu fähig gemacht hast. Und wie du auch wieder weißt (und darin liegt kein Zweifel) ist diese von mir beabsichtigte Sache im Hinblick für die Wirkung auf meine Religion, mein Diesseits und mein Jenseits schlecht, so wende diese Sache von mir und mich (und meine Seele) davon ab. Und wo immer der Segen (von Zeit und Ort) ist, ordiniere diesen Segen für mich als bestimmt und erleichtert. Und bewirke dass meine Seele diesem bestimmten Segen einwilligt.
Das Schlafen bzw. das Träumen ist nicht die Essenz der Istiḫāra. Selbst wenn die Zeit begrenzt ist und man keine Zeit für den Schlaf hat entspricht es immernoch der Sunna die Istiḫāra zu vollziehen gegenüber einer vielversprechenden Sache. Nachdem die Gebete vollzogen wurden schläft man in die Richtung der Qibla in rituell reiner Waschung, wenn man dann im Traum weißes oder grünes sieht, kann dies positives (für die Sachlage) bedeuten, während schwarzes und rotes negatives bedeuten kann.
Sofern bei der ersten Istiḫāra keine deutlich vernehmbaren Zeichen auftreten, kann man die Istiḫāra wiederholen, in der bereits dargestellten Überlieferung zu Beginn dieses Textes wird erwähnt dass die Istiḫāra wenn nötig 7 mal vollzogen werden kann.
Wenn jemand vor der Unternehmung eines Handels, einer Eheschließung, einer Reise oder ähnliches steht und dabei in Zweifel verfällt, ob dies gut oder schlecht für ihn sein wird, würde er nach Wegen suchen wollen, diese Zweifel und sein Zögern zu beseitigen. Die Istiḫāra ist ein wichtiger Weg aber nicht gänzlich der einzige.
Das Erste was man in diesem Rahmen machen müsste, ist zu untersuchen ob das was man vorhat im Rahmen des Erlaubten steht und den religiösen Tugenden und Bestimmungen entspricht oder nicht. Wenn die Person hier nicht weiter kommt, ist der gesündeste Weg, jemand mit genügend Kompetenz zu konsultieren, ihn um seine Meinung/Rat zu bitten und wenn nötig die Sachlage intensiv zu diskutieren. Wir sprechen hier dann kurz gesagt vom Begriff "Istišāra" (übersetzt bedeutet Istišāra soviel wie Beratung oder Konsultation). Die Person die an der Istišāra teilnimmt müsste erfahren, wissend und zuverlässig sein.
Frage: Es hat sich etwas positives entwickelt (z.B. hier im Sinne einer Eheschließung) und man hat gesagt, vollziehe auch noch die Istiḫāra bevor du 'Ja' sagst. Da ich mir dies selbst nicht zutraute, habe ich eine alte Dame darum gebeten. Am darauf folgenden Morgen begegnete ich Kommentaren die besagten, dass es nicht gut aussieht und ich von meinem Weg abtreten sollte. Bei der Istišāra mit unseren Nächsten wurde jedoch gesagt, es wäre angebracht, es würde passen und es wäre ebenbürtig. So standen wir auch kurz davor 'Ja' zu sagen. Wie sollen wir uns nun verhalten? Sollen wir dem Resultat der Istiḫāra Folge leisten oder dem Resultat der Istišāra?
Zunächst sollten wir die Istiḫāra einer kleinen Analyse unterziehen. Impliziert das was man in ihr sieht ein Ja oder ist es ein Hinweis auf etwas positives, es ist nicht leicht dies zu bestimmen. Es ist in einer Beschaffung, die von der Interpretation abhängig ist.
Das Resultat der Istiḫāra ist nicht bindend. Es gibt keinen Zwang der bescheibt, dass man unbedingt dem Ergebnis der Istiḫāra Folge zu leisten hat.
Eine weitere Frage ist, ob das was man sieht einem teuflischem Einfluss entspringt oder einem göttlichem. Es ist mituner nicht leicht dies zu erahnen. Dafür müsste man über gewisse Kompetenzen verfügen.
Was die Istišāra angeht, so gibt es ein Resultat der umfangreichen Beratung der hierfür kompetenten Leute bzw. Teilnehmer der Istišāra. Dieses Resultat ist auf einer Ebene um der Rationalität, der Logik und der Wissenschaft entgegen zu treten. Somit bleibt nichts übrig als diesem Resultat Folge zu leisten.
Es gibt wichtige Faktoren deren Beibehaltung essenziell sind, für den gesunden Ablauf der Istišāra. Bereits im Qurʾān wird angesprochen, dass die Gläubigen sich bei ihren Angelegenheiten untereinander konsultieren. (vgl. Sura aš-Šūrā 38) Weiter wird dazu ermahnt sich mit entsprechend kompetenten Menschen zu konsultieren und Absprache zu halten, nicht aber etwa mit geistig sowie spirituell fremden Menschen.
O die ihr glaubt, nehmt keine Vertrauten außer von euch. Sie scheuen keine Mühe, euch zu verwirren, und möchten gern, daß ihr in Bedrängnis geratet. Schon wurde aus ihren Mündern Haß offenkundig, aber was ihre Brüste verborgen halten, ist (noch) schwerwiegender. Wir haben euch die Zeichen bereits klargemacht, wenn ihr begreifen wollt. (Sura al-Āl-i ʿimrān 118)
So sehen wir, dass der besonnene Gläubige eine persönliche Angelegenheit nicht willkürlich jedem offenbaren und jedem um Rat fragen sollte. Man muss dabei nämlich kalkulieren, dass während man auf der Suche nach einer helfenden Hand ist, oftmals und mehrmals mit solch einer Person (die einen helfen will) Absprache hält und dadurch evtl. in ein Irrtum verfällt. Denn manche Entscheidungen des Menschen können mitunter sein ganzes Leben beeinflussen und ihn binden, wie etwa die Ausbildung, die Ehe oder der Beruf.
Sofern man vor Beginn eines Projekts nicht alle Faktoren gänzlich und gründlig abwegt, könnte dieses Projekt scheitern, man könnte somit sein ganzes Kapital verlieren. Dies hat entsprechend großen Einfluss auf das materielle sowie spirituelle Leben dieses Menschen.
Um sich vor solch einer Gefahr abzusichern müssen wir den Wert der Istišāra gut verstehen, sie zur Gewohnheit machen und selbst bei kleinsten Entscheidungen erst zur Tat schreiten, nachdem wir jemand erfahrenes und kompetentes konsultiert haben.
Der ehrenwerte Prophet Muḥammad (S.A.S.) der in allen Lebensabschnitten ein perfektes Modell für die Muslime war, beratete sich im Rahmen der Istišāra bezüglich jeder Angelegenheit mit seinen Nächsten und Gefährten, er hörte ihre Ideen an, kam so zu einen Entschluss und schritt dann zur Tat. Obwohl er selbst ein Prophet ist und entsprechend der Empfänger von Überlieferungen ("Waḥiy") war und darüber hinaus scharfsinniger, intelligenter, tiefsinniger und gesünder als alle anderen Menschen denken konnte, wich er nicht von der Istišāra ab. Bei so gut wie allen Belangen (die nicht durch die göttlichen Überlieferungen bereits bestimmt wurden) beruf sich der Prophet mit seinen Gefährten auf die Istišāra. Selbiges empfiehlt der ehrenwerte Prophet auch seiner Gemeinde bzw. allen Muslimen und ermahnt dazu, ohne die Istišāra nicht die jeweilige Sache anzugehen und dass die, die die Istišāra nutzen niemals Reue oder Schaden verspüren werden. (vgl. Tecrid Tercemesi, 4:135) Selbst wenn der Prophet nachweislich Recht behalten würde, weicht er nicht von der Istišāra ab. Dies wird am deutlichsten in der Schlacht von Uḥud im Jahre 625. Zusammen mit der Schlacht von Badr, ein Jahr zuvor bilden diese beiden Geschehnisse einen wichtigen Einschnitt in der Geschichte des Islam, da hier auch viele Gläubige bzw. Gefährten gefallen sind, könnte man grob davon sprechen dass es in diesen beiden Schlachten um das Fortbestehen oder dem Ende des Islams ging. In der Schlacht von Uḥud unterwies der Prophet die Gefährten strategisch darin wie sie sich positionieren sollten und dass sie ihre Position um jeden Preis beibehalten sollten. So verlief die Schlacht zunächst zu Gunsten der Muslime durch die strategisch effektive Positionierung der Gefährten, sie wurden sich jedoch siegessicher und veließen allmählig ihre strategisch wertvolle Position. Dies führte dazu, dass die Gegner sie ausmanövrieren konnten, wodurch eine Niederlage der Muslime zu Stande kam. Letztendlich widersetzten sich die Gefährten den klaren Befehl des Propheten (S.A.S.) was zu dieser Wende führte. Doch selbst zu solch einem Moment positioniert sich der Prophet (S.A.S.) nicht etwa als diktatorischer Führer der Gemeinde und beharrt nicht auf sein Recht. Er fügt sich stattdessen dem Beschluss der Istišāra der Gemeinde und geht sanft mit den reumütigen Gefährten um. Ein überaus wichtiger Vers wird mit diesen Geschehnissen in Verbindung gesetzt;
Durch Erbarmen von Allah bist du mild zu ihnen gewesen; wärst du aber schroff und hartherzig, so würden sie wahrlich rings um dich auseinandergelaufen. So verzeihe ihnen, bitte für sie um Vergebung und ziehe sie in den Angelegenheiten zu Rate. Und wenn du dich entschlossen hast, dann verlasse dich auf Allah! Gewiß, Allah liebt die sich (auf Ihn) Verlassenden. (Sura al-Āl-i ʿImrān 159)
Es geht also weniger darum, Recht zu haben oder die genau richtigen Entscheidungen zu treffen, sondern es geht viel mehr darum, sich der Gemeinde fügen zu können. Denn der Wille Gottes liegt auf der Istišāra und auf dessen Ergebnis.
Dass die Teilnehmer der Istišāra bei der Untersuchung eines Sachverhalts mit ihren Augen sehen, ihrem Wissen beobachten und ihrem Verstand nachdenken, entspricht wohl einer stichfesten und daher erstrebenswerten Herangehensweise. Einer kann sich dabei irren, dem anderen fällt einiges vielleicht nicht. Es ist aber unwahrscheinlich dass alle genau die selben Fehler begehen.
Wichtig ist außerdem dass man bei der Istišāra die jeweilige Sachlage oder Thematik tiefgründig erörtert, d.h. dass der Gedanke jedes einzelnen Teilnehmers sehr wertvoll sein kann und daher erhört werden muss. Keiner sollte daher übergangen werden, dies könnte man sichern indem man z.B. den Beschluss via Votum abschließt somit hat auch jeder die Gelegenheit seine Stimme Kund zu tun.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass man nicht wie in einer Art "Lobbyismus" versucht die Mehrheit zu erlangen oder für sich zu gewinnen. Man sollte stets darum bemüht sein, Das Recht zu finden bzw. empor zu heben und nicht versuchen das Recht auf sich zu übertragen oder in sich selbst wiederzufinden. Wenn alle Teilnehmer neutral mit diesem Verständnis und dieser Sensibilität an die Istišāra herantreten, erwächst hieraus wahrscheinlich die richtige und eine erstrebenswerte Entscheidung.
Ab diesem Punkt, wenn also alles empfohlene getan wurde und alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, vertraut man sich (bezüglich des Ergebnisses) Gott an und fügt sich dem Ergebnis ("Tawakkul“).
Speziell für die Eheschließung wollen wir abschließend noch folgendes sagen: Eigentlich ist die sicherste Vorkehrung bei solch lebensentscheidenden Schritten, dass die Parteien sich in ihrer wahren Person kennenlernen. Man sollte nicht vorhandene Charakterzüge und Eigenschaften nicht als vorhanden darstellen und sich so später gegenseitig überraschen. Vor allem für die Eheschließung ist dies äußerst wichtig, denn in diesen Belangen sind sich sehr viele Menschen unsicher und vertrauen dann auf die Istiḫāra, die ihnen quasi diese Entscheidung abnehmen sollte. In diesem speziellem Thema ist jedoch Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit gegenüber dem möglichen Partner überaus wichtig und dient zugleich auch der Vorkehrung bzw. dem Abbau von Zweifeln.
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Ist es falsch Horoskope zu lesen und sich Horoskope zeigen und erklären zu lassen? Inwiefern stimmt was Wahrsager und ähnliches sagen?
heutzutage findet man an in diversen "Ecken und Enden" in nahezu jeder Nachbarschaft, Wahrsager die sich selbst und ihre "Berufung", auf eine vollkommen unangemessene Weise, mit Titeln wie etwa "modern" schmücken. Falls wir sagen würden dass, "nichts den menschlichen Verstand und die menschlichen Emotionen so sehr missbraucht wie die Wahrsagerei" würden wir damit nicht übertreiben.
Zu dieser Thematik hat sich unser Prophet (s.a.s.) mit nur einem Satz geäußert: "Hellseher sind nichts und nichtig." (Müslim, Selam 123) Die Worte derer, die behaupten etwas über die Zukunft zu wissen, sind nur leere Phrasen und dementsprechend bedeutungslos.
Aus der Sicht des Glaubens und der Religion, ist das Aufsuchen von Hellsehern und Horoskopen so abergläubisch und gefährlich, dass Allah bewahre, man den Glauben dadurch verlieren könnte.
Unser Prophet (a.s.m) berichtet uns, zu diesem Thema, mit vielen Hadithen bezüglich der Leute die an Wahrsagerei glauben dass: "Sie, dass was zu Muhammed gesandt wurde, abstreiten, dass sie nicht in den Himmel kommen, und dass sie, obwohl sie nicht daran glauben, es trotzdem taten und deswegen ihr Gebet für 40 Tage nicht akzeptiert wird."
Obwohl diese Hadithe, klar auf die Gefahr hindeuten, ist es dennoch gegeben und schlimm und bedauernswert dass es Menschen gibt, die trotz ihrer Religion und ihrem ständigem Gebet, auf Wahrsagerei setzen und sich an ihren Türen herumtreiben.
Hellseher versuchen über das Unbekannte und die Zukunft sowie den Charakter des Menschen und seine Erwartungen ein Urteil zu fällen. Der Qur`an sagt folgendes dazu: "Er verfugt über die Schlüssel des Verborgenen; niemand kennt sie außer Ihm." (en`am, 6:59)
" Sprich: "Niemand in den Himmeln und auf Erden kennt das Verborgene außer Allah." (Neml, 27:65)
"Sprich: 'Ich sage nicht zu euch: »Bei mir sind Allahs Schätze«, noch kenne ich das Verborgene; auch sage ich nicht zu euch: »Ich bin ein Engel«; ich folge nur dem, was mir offenbart wurde.'" (En´am, 6:50)
Auf die Frage von Cebrail, (a.s.m) "wann das jüngste Gericht stattfinden wird" antwortete unser Prophet (a.s.m) mit folgenden Worten: "Zu diesem Thema, weiß der Befragte nicht mehr als der Fragende." Über das wichtigste Ereignis der Zukunft, das jüngste Gericht, hat unser Prophet (a.s.m) sich so klar ausgedrückt. (Buhari, iman 37)
Da das Wissen über das Unbekannte und die Zukunft einzig bei Allah liegt, dass nicht einmal seine Gesandten hierüber etwas, ohne die Eingebung Allah`s wissen können und da islamische Gelehrte nicht über das Unbekannte und die Zukunft reden werden, sollte man sich die Frage stellen, wo ich einen Wahrsager positionieren kann. Kann ich seiner "Arbeit" überhaupt irgendein Maß an Glaubwürdigkeit zuschreiben?
Die Aussage, "Aber manchmal hat der Wahrsager mit seinen Aussagen Recht" wird von Zeit zu Zeit vernommen. Die selbe Aussage hat seiner Zeit ein Gefährte des Propheten (sahabe) getroffen, aber unser Prophet (a.s.m) hat ihn mit einer schönen Antwort, einen Weg aufgetan. "Dieser Satz gehört den Dschinns an. Ein Dschin schnappt eine Information auf und erzählt sie seinem Freund weiter, wie das Geckakere eines Huhns. Auf diese Weise vermischt er die Information mit hunderten von Lügen."
Ob alle Wahrsager und ähnliches eine Verbindung zu Dschinns haben, ist ein anderes Thema, aber da Wahrsagerei nicht mit der Religion und dem Glauben konform ist und unser Prophet (a.s.m) es ganz klar ablehnt, hat hat es ohne Zweifel einen teuflischen Ansatz.
Dass der Teufel auch ein Dschinn und dementsprechend das Unbekannte sehen und davon berichten kann, ist eine Aussage von Wahrsagern, die damit über das Unbekannte berichten wollen und dabei allem Anschein nach, Spielzeuge in den Händen des Teufels geworden sind.
Die Hadithe geben eine klare Richtlinie vor. Seien es Seher oder Wahrsager, Kartenleger oder selbst Leser von Horoskopen, ungeachtet dessen, welche Namen sie sich geben, reden sie über etwas, was seitens der Religion verboten ist und falls sie Urteile aussprechen, fallen sie alle in die selbe Kategorie. Selbst wenn ihre Aussagen manchmal zutreffen sollte, so geschieht dies einmal, mit hunderten Lügen, die dem zuvor kommen. Hierbei überhaupt von "richtig" zu sprechen ist, degradiert die Bedeutung des Wortes. Es gefährdet den Praktizierenden, den daran Glaubenden und den Konsumierer solcher Praktiken gleichermaßen.
Diese Praktiken, die nichts weiteres als Aberglauben und Märchen sind, haben trotz des Verbotes im Islam, geschichtlich gesehen immer wieder Anklang bei den Menschen gefunden, dabei ist egal ob Osten oder Westen, leider konnten die Menschen, sich dieser schlechten Gewohnheit nicht entledigen.
In der Zeit des Unwissens, also vor der Zeit des Islams, gab es Formen der Hellseherei. Es gab hellseherische Praktiken wie etwa das Zeichnen und Lesen von Linien auf dem Sand, dies hieß "hattü`rreml". Daneben gab es vielerlei Praktiken wie etwa astrologische Wahrsagerei, Wahrsagerei mit Tieropfern, das Lesen von Händen, Teetassen und ähnlichem und noch viele andere rituelle Praktiken.
Wissenschaftler beschreiben Wahrsagerei auch als eine Quelle der Unglücklichkeit. Speziell in interfamliären Problemen oder gar Konflikten, fungiert Wahrsagerei als Anfang diesr Probleme.
Psychologe Prof. Dr. İlhan Yargıç sag z.B.:
"Wahrsager benutzen generell die selben oder ähnliche Aussgen. Die Frau hat Probleme mit ihrem Mann, durch Kommunikation könnte man die Probleme eigentlich beseitigen. Allerdings sagt der Wahrsager dann, dass die Frau verzaubert oder verflucht wurde. Daraufhin hegt die Frau Feindseligkeit gegenüber ihrer ganzen Familie. Obwohl dies eigentlich gar nicht gegeben ist, bewahrheitet sich die Prophezeiung daraufhin und die familiären Bände reißen."
Die Bekenntnisse eines "Mediums" sind sehr interessant:
"Als Hellseheri populär wurde, haben die, die dies als Hobby taten, angefangen es als lukrative Arbeit zu verrichten. Es gibt keinen Unterschied zwischen Gut und Schlecht. Die geistliche Gesundheit des Gesellschaft ist in ernsthafter Gefahr. Denn die Personen von denen man sich Hilfe verspricht, sind oftmals selbst, mit Problemen behaftet. Viele Menschen, die sich mit Wahrsagerei beschäftigen, haben psyschiche Störungen."
Wahrsagerei hat ihren Ursprung im Aberglauben und hat daher absolut nichts mit dem Qur´an oder dem Islam zu tun.
Ein gläubiger Mensch, sollte seine Gedanken, sein Herz und seinen Glauben, mit der Hingabe zu solchen Themen nicht gefährden, sondern daran glauben dass alles in der Kontrolle Allah´s ist, er sollte seinen Schöpfer vertrauen, stets beten, ihn anflehen und seinen Glauben an das Schicksal festigen und stabil halten.
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Wenn man einen Menschen weh getan hat bzw. verletzt hat und man diese Person um Vergebung bittet kann diese Person einem überhaupt vergeben oder sollte man nur Allah um Vergebung dafür bitten ?
Liebe Leserin, lieber Leser
Es gibt sowohl das Menschenrecht (Kul Hakki) als auch das Gottesrecht. Dies bedeutet, dass wir sowohl den Menschen den wir verletzt oder gekränkt haben als auch Allah um Vergebung bitten sollten. Entschuldigen wir uns bei der Person und sie vergibt uns, so sind wir mit ihr im reinen. Das heißt, dass wir ihr gegenüber keine Gewissenbisse mehr haben müssen. Entschuldigen wir uns bei Allah für unser menschliches Versagen, so wird Er uns diesen Fehler insaAllah (so Gott will) ebenfalls verzeihen.
Es heißt dass Allah alle Sünden verzeihen könnte, aber das Unrecht was zwischen zwei Menschen stattgefunden hat muss zwischen diesen beiden Menschen ausgemacht werden. Das bedeutet, wenn ich einem Menschen Unrecht an tue (z.B.: ich beklaue ihn), dann kann Allah mir diese Tat nicht vergeben ehe dieser von mir beklaute Mensch mir nicht verziehen hat, weil es hier um das Menschenrecht geht. Einer Überlieferung nach sagt Allah zu den Gläubigen (Menschen):
" Kommt zu Mir mit allen Sünden die ihr habt (die kann Ich euch verzeihen), aber kommt Mir nicht mit Menschenrechtsverletzung (die kann ich euch nicht verzeihen)." [Buhari]
In Angesicht der Tatsache das Allah der Allgerechte ist, kann und darf Er nicht über Zwischenmenschlich begangenes Unrecht hinwegsehen und der Unrecht begehenden Person (so fromm sie auch sein mag) einfach vergeben. Das wäre Widersprüchlich und würde gegen seine Gerechtigkeit sprechen. ER wäre als erhabener Schöpfer in Seiner Vollkommenheit nicht mehr authentisch. Wir als Muslime sollten stets bemüht sein niemandem Unrecht an zu tun.
Selam & Dua
Fragenandenislam - Team
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Wie kann ich den Islam anderen Menschen / Freunden erzählen?
vorerst einmal sollte man über die Existenz Gottes sprechen. Wenn jemand nicht an einen Gott glaubt, so macht es keinen Sinn, ihnen von Engeln oder vom Schicksal zu erzählen. Man sollte dabei mit genügend Empathie versuchen, eine gemeinsame Basis zur Diskussion zu errichten und sich so auf Augenhöhe begeben. Das schließt viele Faktoren ein, wie z.B. Mimik, Gestik, Wortwahl etc. Desweiteren, kann man solch tiefgehende Diskurse kaum in größeren Runden erörten, besser wäre es mit jenen Personen privat zu sprechen oder zumindest in kleinen Kreisen. Wenn man nun sichergestellt hat, dass der Gesprächspartner ehrlich zuhört und man ihm auf Augenhöhe begegnet so kann man diese Thematik systematisch angehen. Zunächst sollte man die Notwendigkeit eines Gottesglaubens behandeln, dann die notwendige Einheit Gottes erklären und zuletzt schildern, dass wir Menschen einen Propheten und ein Buch brauchen, um den Willen Gottes zu erfahren und ein Medium zu haben, womit wir Gottes Willen erfahren und befragen können. Dies sind die wichtigsten Elemente des islamischen Glaubens, sofern man dies erklären konnte, kann man die Diskussion konkretisieren und auf spezifische Elemente bzw. den Islam im Genauerem betrachten. Anderenfalls, würden die Argumente die man in die Diskussion will unlogisch erscheinen, da diese Elemente wie eine Art Blaukötze aufeinander bauen und sich so stützen.
Hier einige Links zum Thema
http://www.fragenandenislam.com/icerik/gibt-es-beweise-f%C3%BCr-allahs-existenz
http://www.fragenandenislam.com/soru/k%C3%B6nnen-wir-das-wesen-gottes-mit-unserem-verstand-begreifen
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Was ist der Tod? Und wie ist er zu verstehen?
einer der Eigennamen Gottes ist „Imate“, was soviel wie, der Leben nehmende bzw. der Beendende, bedeutet. Gott ist der, der den Tod hervorbringt und den Menschen dieses auch widerfahren und erleben lässt. Durch den Tod wird das Zusammenspiel von Leib und Seele beendigt. Die Seele ist mit eines der vollkommensten und phantastischsten Kunstwerke Gottes, worüber wir Menschen am wenigsten Bescheid wissen. Durch die Leben spendende Wirkung Gottes gelangt die Seele zu ihrem Dasein und wird diese Ehre immer und ewig behalten dürfen. Die Seele lebt und sie wird niemals aufhören zu leben. Sowohl im Grab, dem jüngsten Tag, als auch im Himmel und der Hölle wird die Seele weiterexistieren. Sowie die Erschaffung der Seele einen Akt absoluter und höchster Intelligenz darstellt, ist es ebenfalls eine unübertreffliche Glanzleistung, voller Weisheit und Barmherzigkeit, jeder Seele einen angemessen Körper zu erbauen. Durch den Tod entkleidet sich die Seele ihres Leibes und scheidet sich dessen, um in ein eigens für die Seelen erschaffenes, anderes Reich auszuwandern. Der islamische Gelehrte Bedüizzaman Said Nursi betrachtet und beschreibt das Ableben in seinem Werk Risale-i-Nur folgendermaßen:
„…der Tod ist in der Tat ein Ortswechsel, die Befreiung der Seele, eine Entlassung aus dem Dienst. Er ist nicht eine Hinrichtung, ein Verlöschen, ein Nichts…“
„…dass Leben und Tod gleichermaßen erschaffen wurden und gleichermaßen eine Gnade sind…“
„…ist der Tod eine Dienstentlassung, das Ende der Arbeit, eine Ortsveränderung, ein Zustandswechsel, eine Einladung zu einem beständigen Leben, ein Anfang, eine Einführung in ein beständiges Leben. Sowie das Leben durch Erschaffung und Planung in die Welt kommt, so geschieht auch der Weggang aus dieser Welt durch eine Erschaffung und Planung, in Weiser und sinnvoller Leitung…“ ( Said Nursi, Briefe)
Gleich einem Soldaten, der bei der Aufnahme und bei der Entlassung aus der Armee bestimmte Verfahren über sich ergehen lassen und erdulden muss. Ähnlich ist es auch bei jedem einzelnen Menschen, der bei der Aufnahme in diese Welt, sowie bei der Verabschiedung aus dem Erdenleben ein bestimmtes Verfahren durchstehen muss. (Vergleichen wir den einzelnen Menschen mit einem Fluggast, der auf seiner Reise beim Ein- und Auschecken gewisse Prozeduren durchzumachen hat.)
Sowie das Leben sich an den Eigennamen „Muhyi“ (Der Leben Spendende) anlehnt, lehnt sich der Tod an den Eigennamen „Mümit“ (Der Leben Nehmende). Beides Sind wirkende Eigennamen Gottes. Während mit dem Akt der Lebensgebung die leblose Materie zum Leben erweckt wird, so wird durch das Leben nehmen diese Verbindung beendet.
In der Risale-i-Nur ist erwähnt, dass die Samenkörner erst durch ihren Tod in ein schöneres, duftenderes und farbenreicheres Leben übergehen. Schauen wir einmal einen Sonnenblumenkern und die durch ihren Tod entstehende Sonnenblume an. Um ein weiteres Beispiel zu nennen blicken wir auf die Hyazinthe. Aus der Zwiebel dieser winterharten Pflanze erwächst eine stark duftende Blütentraube. Dieses ist aber erst möglich durch das dahin Scheiden der Zwiebel (Samen). Diese Beispiele zeigen, dass das diesseitige, vorherige Leben eine Gnade Gottes ist, aber auch, dass das dimensionalere Leben nach dem Hinscheiden eine absolute Barmherzigkeit widerspiegelt. Der Tod gleicht einer engen Durchgangspassage zwischen dem Diesseits und dem Jenseits und ist als solches nicht weniger denkwürdig als das Leben. Wir nehmen diese frohe Botschaft auf und dehnen sie in unserer Vorstellung weiter aus und sehen, jedem Tod folgen eine Wiedererweckung und das die zweite Einheit, also das nachfolgende Leben, noch vollendeter und vollkommener ist als das vorhergegangene.
BSP:
Betrachten wir die Entwicklungsstadien einer Schwangerschaft. Wenn die Entwicklung der befruchteten Eizelle abgeschlossen ist, folgt die Embryonale Phase, welche im vergleich zu der vorherigen Phase besser, vollendeter und vollkommener ist. Nach Abschluss dieser Phase erfolgt eine erneute Steigerung durch die Fetale Phase, die wiederum im vergleich zu der Embryonalen Phase ebenfalls vollendeter, vollkommener, besser entwickelter ist.
Sowie die ausgebildeten Organe und Extremitäten eines Fötus nicht für den dauerhaften Aufenthalt im Mutterleib bestimmt sind, so ist auch die menschliche Seele nicht für einen dauerhaften Aufenthalt in dieser Welt bestimmt. Erst durch die Geburt in diese Welt erlangen die Organe und Extremitäten des Neugeborenen ihren Sinn und ihre funktionelle Bestimmung. Vergleichen wir diese Welt in die wir rein geboren sind mit der engen Fruchtblase, die uns während der ganzen neun Monate im Mutterleib umhüllt hatte. Aus der Sicht eines Babys betrachtet, ist das Ende der Schwangerschaft auch das Ende seines Lebens, weil es die Welt und das Leben außerhalb des Mutterleibes gar nicht kennt, geschweige denn es sich vorstellen kann. So ist auch der Tod gleich einer Geburt in eine größere, duft- und farbenreichere, gigantischere Welt als es das Diesseits je sein kann.
In den Entwicklungsstadien der meisten Lebewesen im Universum können wir ähnliches beobachten. Die Nachfolgenden Stadien der Entfaltung sind immer vollendeter als der vorherige Zustand.
All diese Wahrheiten, die voller Weisheit und Gnade sind, berichten uns, dass die Grabstätte (das Reich der Seelen), vollendeter, schöner und besser ist als diese Welt und das danach folgende jenseitige Leben wiederum um Dimensionen vollendeter, vollkommener, schöner, besser und gesteigerter sein wird als das Leben in der Grabstätte (Reich der Seelen).
Der Tod gleicht einem ersten Schritt zu einer neueren, vollkommeneren, vollendeteren Ebene des Seelenlebens. Dem Tod folgt das Grableben, diesem folgt die Auferstehung am jüngsten Tag, wodurch der Mensch erneut zu einer Leib und Seele Verbindung gelangen wird. Ein Mensch, der den Tod als etwas Natürliches und unumgängliches betrachtet, wird den Tod nicht fürchten und sogar gegebenenfalls ihn vertrauensvoll empfangen.
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Warum bzw. wie lassen wir Menschen uns in Glaubensangelegenheiten täuschen?
schon seit Anbeginn der Menschheit existieren zwei zueinander gegensätzliche Wege (Geisteshaltungen), die sich bis heute unvereinbar konträr weiter entwickelt haben. Es nahm seinen Anfang mit dem ersten Menschen Adam (a.s.) und wird bis zum jüngsten Tag so seinen Verlauf haben. Eines dieser Wege ist der rechtgeleitete Glaubensweg, wo hingegen der andere Weg ein Weg des Unglaubens und der Verwirrung ist. Betrachten wir diese Geisteshaltungen mal ganz Objektiv, also ehrlich und gewissenhaft, so werden wir feststellen, dass alle Schönheiten, das Gute und die Tadellosigkeit, sowie Wohlbehagen und Glückseligkeit auf dem Glaubensweg vorzufinden sind. Während hingegen Scheußlichkeit, Schlechtigkeit, Zerstörung, Unrecht und Missbrauch auf dem Pfad des Unglaubens anzutreffen sind.
Diese in der Außenwelt vorhandene Polarisierung und Gegensätzlichkeit, kommt ebenfalls auch in der Gefühlswelt der Menschen in Form emotionaler Kontroversen zum Vorschein. Während das Herz, der Verstand und das Gewissen eines Menschen ihn zum Glauben (an den Einen Gott) anspornen, wird dieser wiederum von seinem Ego, seinen Gefühlen, Begierden und Wahn zur Leugnung dessen getrieben. Die Innenwelt (Psyche, Seele) des Menschen ist somit eine immerwährende Bühne dieser Meinungsverschiedenheiten. Je nach dem, welcher dieser Sinnesrichtungen dominiert, wendet sich der Mensch dieser zu und beginnt dessen Weg zu bewandern. Nachstehend werden die relevantesten Gründe erwähnt, die einen Menschen zur mentalen Abart anhalten und im Weiteren verlauf zum Unglauben führen.
1. Unwissenheit
Seit der Historie bis zum heutigen Tage ist die Unwissenheit an oberster Stelle der Ursächlichkeiten die einen Menschen zum Unglauben führen. Selbst bei einem Wissenschaftler, der nicht an die Existenz seines Schöpfers glaubt, ist die Unwissenheit der Hauptgrund für seine Gottlosigkeit. Die hier gemeinte Unwissenheit bezieht sich primär auf die beschränkte und oberflächliche Denkweise, in der das tiefgründige Nachsinnen über die Entstehung der Materie ausbleibt. Eines der Gründe für die Unwissenheit ist die unüberlegte Ahnentreue und blinde Nachahmung der Stammväter. Diese unbedachte Ahnentreue samt den irrsinnigen Glaubensansichten der Vorfahren innerhalb der Volksgemeinschaften, stellten für die Gesandten Gottes nahezu unbezwingbare Hindernisse dar. Fast jeder Prophet hatte bei seiner Berufung, seine Volksgemeinschaft zum Glauben an den Einen Gott einzuladen, mit solchen mächtigen Beeinflussungen zu kämpfen. Im edlen Qur´an ist dieser Sachverhalt ausgedehnt thematisiert und deren Falschheit betont.
„Und wahrlich, dem Abraham gewährten Wir bereits zuvor Rechtleitung; denn Wir kannten ihn wohl. Als er zu seinem Vater und seinem Volke sprach: "Was sind das für Bildnisse, die ihr da verehrt?", Sagten sie: "Wir fanden, dass bereits unsere Väter sie verehrten." Er sprach: "In der Tat, ihr und euere Väter seid in offenkundigem Irrtum." (21,52-54)
„Ihre Gesandten sprachen: "Gibt es etwa einen Zweifel an Allah, dem Schöpfer der Himmel und der Erde? Er ruft euch (in der Absicht), euch eure Sünden zu vergeben und euch bis zu einem bestimmten Termin Aufschub zu gewähren." Sie aber antworteten: "Ihr seid nur Menschen wie wir. Ihr wollt uns von dem abwendig machen, was unsere Väter verehrten. Bringt uns einen deutlichen Beweis!" (14,10)
2. Selbstherrlichkeit und Stolz (Hochmut)
Der zweitwichtigste Grund dafür, dass die Menschen nicht zum Glauben finden ist die Überheblichkeit. Dieser schlechte Charakter hatte bereits den Satan zu jener Zeit vom rechten Weg in die Irre geleitet und ihn somit von der Barmherzigkeit Gottes ausgeschlossen. Stolz ist Vermessenheit und das Gefühl sich anderen gegenüber zu erhöhen. Das Gefühl von Stolz und ihr eigentlicher Platz gehören dem Gläubigen, der im Namen Gottes allen Ungläubigen und Leugnern gegenüber erhaben, stark und sicher ist. Dem Gottgläubigen, der bemüht ist die Ehre und die Achtung des Glaubens und des Gläubigen zu wahren und (außer vor Allah) sich vor niemanden beugt.
Jedoch aus Unachtsamkeit und Sorglosigkeitsgründen (Falschanwendung) kann dieses Gefühl die Menschen vom rechten Weg abbringen und zum offenkundigen Feind Gottes und Seines Propheten (sav) erklären. König Nimrod und der Pharao waren so voller Stolz und Selbstherrlichkeit, dass ihre Überheblichkeit sie dazu angehalten hatte sich als Gott verehren zu lassen, wodurch sie sich mit Allah gleichsetzten, bzw. sich Ihm gegenüber überlegen dachten. Genauso auch die Anmaßung von Ebu Cehil (Abu Djehl), dem Onkel des ehrenwerten Propheten Muhammad (sav), die ihn antrieb zu denken, dass er etwas Besseres sei als sein Neffe (sav). Die Geschichte lehrt uns abermals wozu diese schlechten Tugenden führen und wie sie letztlich enden.
3. Fehldeutung der Gefühle
Ein weiterer bedeutsamer Grund, der einen Menschen in die Irre und folglich zum Unglauben führen kann, ist die Fehleinschätzung von Emotionen. Das Interpretieren von Gefühlen ist mit der Lichtbrechung durch Wasser zu vergleichen. So, wie die Lichtstrahlen beim auftreten auf die Wasseroberfläche gebrochen und ab- und umgelenkt werden und dadurch Gegenstände im Wasser unscharf und oder versetzt wahrgenommen werden, genauso ist das auch mit den Empfindungen. Dementsprechend zu urteilen und zu handeln wäre nicht rational. Es gibt sehr viele Gründe, die einen Menschen zur Abkehr von Gott und somit zum Unglauben führen. Einige der wichtigsten sind nachfolgend aufgelistet:
a) Sich immerwährend mit materiellen (weltlichen) Angelegenheiten zu Beschäftigen entfernt einen Menschen von der Spiritualität und führt dazu, dass dieser im Verlauf gegenüber Glaubenswahrheiten kein Verständnis mehr hervorbringen kann.
b) Gott mit seinen erschaffenen Geschöpfen zu vergleichen ist ein weiterer wichtiger Grund, der zur Täuschung und somit zur Leugnung führt. Gott ist der Erschaffer des Universums. Wir alle und alles seiende sind seine Geschöpfe und sein Eigentum. So wie ein Künstler niemals seinem Kunstwerk gleicht, genauso auch entspricht keinesfalls der Allmächtige Gott als Meister dieses Universums irgendeinem seiner erschaffenen Geschöpfe.
c) Aufgrund der Komplexität und der Unbegreifbarkeit einiger Bereiche des Glaubens diesen zu verneinen. Das Wissen um die Existenz eines Objektes oder Gegenstandes besagt nicht, dass man das Objekt oder den Gegenstand und seine Beschaffenheit kennt. Im Universum gibt es sehr viele Dinge, um deren Existenz wir bescheid wissen, aber dessen Wesen und Beschaffenheit uns noch fremd sind. So wie unsere Unkenntnis keinen Grund darstellt diese existierenden Objekte zu Leugnen, genauso ist es auch für uns kein Anlass aufgrund unserer Unkenntnis die Existenz Gottes, der Seiner Engel, die des Paradieses und der Hölle zu dementieren.
d) Des Weiteren sind die Ungläubigen in der Überzahl. Obendrein sind viele Ungläubige im Geiste Verbündet, weil ihre Argumente gegen Gott und den Glauben fast identisch sind. Viele Menschen orientieren sich nach der Mehrheit (Herdenverhalten), obwohl die Richtigkeit und die Bedeutung einer Sache nicht in der Vielzahl liegt. Jeder weiß zwischen Qualität und Quantität zu unterscheiden mit Lehrsprüchen, wie z.B.: „Klasse statt Masse“. Wenn die Herrschaft nach der Mehrheit gelten würde, dann müssten die Tiere das Sagen haben weil sie im Vergleich zum Menschen in der Mehrzahl sind. Die Realität lehrt uns, dass der Mensch über allen anderen Lebewesen steht und das bestimmt nicht wegen ihrer Mehrzahl.
e) Ein weiterer Grund ist der Stolz, der einen nicht erlaubt einen Wissenden zu kontaktieren. Bei einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung bezüglich einer Thematik besitzt die Meinung von Leuten die nicht vom Fachbereich sind überhaupt keine Wertigkeit. Also ersucht man Hilfe bei einem Experten, der in der Materie sehr bewandert ist. z.B.: Ein Ingenieur und ein Naturwissenschaftler debattieren über ein medizinisches Problem. Da beide nicht vom Fach sind besitzen ihre Urteile diesbezüglich keine Wertigkeit, auch wenn sie in ihren Fachbereichen sehr professionell sind. Sie sind gezwungen einen Mediziner zu konsultieren, sei es auch nur ein Medizin Student. Die Aussage, bzw. Diagnose des Medizin Studenten hat im Hinblick auf diese Angelegenheit mehr gewicht, als die des Ingenieurs und des Naturwissenschaftlers. Dieses Beispiel gilt ebenfalls für die mentale Welt. Demgemäß ist die Aussagekraft eines permanent weltlich orientierten Gottvergessenen Menschen in Bezug auf die Existenz Gottes ungenügender als die eines spirituellen Gottgläubigen frommen Menschen. In der Regel gibt es sehr wenige Menschen, die sich ausgiebig mit dem Glauben/Religion auseinandergesetzt haben und schlussendlich nicht gläubig sind. Die Meisten Leute, die die Gegenwart Gottes dementieren, haben nie nach Gott gesucht, bzw. Ihn nie in form von Gebeten gerufen. Somit können wir sagen, dass die Leugnung Gottes seitens Ungläubiger, also Menschen ohne Glaubenspraxis, in Angesicht der Wirklichkeit überhaupt keine Gewichtung besitzt und somit keine Orientierung bietet. Laut islamischen Quellen gab es seit Anbeginn der Menschheit etwa 124 Tausend Propheten und Abermillionen glaubensgelehrte Heilige und Geistliche, die in Glaubensthemen sehr bewandert waren und noch sind. In Glaubensangelegenheiten gelten deren Erklärungen.
4. Den Sünden untertänig sein
Jede begangene Sünde lädiert das Herz und die Seele eines Menschen, wodurch diese verkrusten und das Glaubenslicht eintrübt. Beharrt ein Mensch auf seinen Sünden, so schwärzt und verhärtet sich sein Herz und seine Seele so enorm, dass gar kein Glaubenslicht mehr vom Herzen und der Seele aufgenommen, bzw. reflektiert werden kann. Aus dieser Sicht beinhaltet jede Sünde ein Pfad zur Verdammnis. Wenn die begangenen Sünden nicht umgehend durch Aussöhnung geläutert werden, wird das Herz und die Seele ganz umschwärzt und ummantelt, somit wird jeder mögliche Weg zur Rechtleitung/Gottglauben ausradiert.
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Was sagt der Islam zum Thema Ehrenmord?
es ist nicht erlaubt seiner Frau oder seinem Kind das Leben zu nehmen selbst wenn man sich sicher ist, dass diese ein unislamisches Leben führen.
Gemäß dem Islam dürfen Strafen nicht von Einzelpersonen angewendet werden, sondern nur von dem Staat. Die Gesellschaft würde im Chaos versinken und zu einer Anarchie verkommen, wenn jeder Bürger das Gesetz in seine eigene Hand nehmen würde.
Leider wird die Gräuetat, die man unter dem Titel "Ehrenmord" beschreibt häufig als eine Tradition betrachtet. Hier verschwimmen jedoch die Dinge. Der Begriff "Tradition" hat im Islam einen wissenschaftlich spezifischen Kontext. Er wird jedoch in dieser Sache entfremdet und man versucht hier eine illegitime möglicherweise völkische/kulturelle Erscheinung mit der Religion zu vermischen. Wir haben einen recht umfangreichen und detaillierten Artikel zum Thema "Tradition" auf unserer Seite:
http://www.fragenandenislam.com/icerik/zwischen-tradition-und-moderne-rechtsfindung-im-islam
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Was kann man gegen Schüchternheit tun?
Liebe Leserin, lieber Leser
Es gibt eine äußerst zutreffende Redewendung, diese lautet "der Mensch ist gegenüber dem Unbekannten feindlich gesonnen". Diese Redewendung steht primär mit dem Missvertrauen und der Begegnung des Menschen mit jenem in Zusammenhang. Daher ist es zunächst wichtig über genügend Wissen und Aufklärung zu verfügen, um mit der Gesellschaft in der man lebt interagieren zu können.
Sowie die Schüchternheit auch angeboren sein kann, so kann das Umfeld indem man aufwächst auch ein Effekt darauf haben. Zunächst würden in diesem Kontext erste Annährerungsversuche bzw. Erfahrungen in kleineren, persönlichen und vertrauten Kreisen sicher Abhilfe leisten.
Die Geschichte von Albert, der Herzog von York und zweitälteste Sohn von König Georg V, einem Mann der rednerisch unbegabt war und unter Panik litt und daher mit viel Ehrgeiz, kontinuerlichem Arbeiten und unter Anleitung von unorthodoxen Methoden wie etwa zu sprechen, ohne sich selbst dabei zu hören, somit letztendlich zu einen beachteten Redner wurde, lehrt uns dass mit dem nötigen Ehrgeiz und der Bereitschaft zum Arbeiten, so gut wie nichts unmöglich ist.
Ein Gedanken, mit einem neuen und besseren bzw. gesünderen zu ersetzen ist in jedem Falle lobenswert. Ein interessantes Zitat nimmt hierauf Bezug:
Die Medizin der Faulheit ist Fleiß, die, des Egoismus ist die Aufopferungsbereitschaft, die, des Unglaubens ist es den Geboten Gottes Folge zu leisten, die der Schüchternheit ist es die gefürchteten Dinge an der Front anzugehen.
Ein Mensch ist, wo er auch immer er sich befinden mag, stets in der Audienz Gottes. Sofern Schüchternheit eine notwendige und positive Eigenschaft ist, so wäre Gott dieser Eigenschaft am würdigsten. Der Mensch sollte also mit seinem Handeln, seinen Worten sowie mit der Gesamtheit seines Auftretens es fürchten, nicht Gott würdig zu sein und versuchen sich aus Ehrfurcht Gott gegenüber vor eventuellen Fehltritten zu schützen. Ein Mensch mit dieser Auffassung wird gegenüber anderen Geschöpfen sich freier bewegen können. Denn ein Ort oder Moment indem Gott einen nicht wahrnimmt gibt es nicht. Warum sollte man sich davor schämen eine Handlung die Gottes Wohlwollen erfährt, wieder mit Gottes Erlaubnis, auch vor den anderen Geschöpfen zu tätigen?
Das Gebet vom Propheten Moses ("Mūsā") ist in diesem Falle auch passend:
Er sprach: "Mein Herr, öffne mir meine Brust und erleichtere mir meine Aufgabe und löse den Knoten meiner Zunge, daß sie meine Rede verstehen." (Sura Taha, 20/25-28)
Selam & Dua
Fragenandenislam - Team
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Wie bereiten wir uns auf den Tod vor?
der Tod ist seit jeher für viele Menschen ein problematisches Thema und viele suchen verzweifelt nach Wegen den Tod zu überwinden. Allah (c.c.) hat in seiner Offenbarung uns Menschen dies mitgeteilt:
(Er,) Der den Tod und das Leben erschaffen hat, damit Er euch prüfe, wer von euch die besten Taten begeht. Und Er ist der Allmächtige und Allvergebende. (Sura al-mulk 2)
Wir verstehen also, dass Allah (c.c.) in seiner unendlichen Weisheit und Macht sowohl das Leben als auch den Tod erschaffen hat und dass der Tod nicht etwa sinnlos oder willkürlich zu Stande kommt. Das Diesseits ist der Ort der Möglichkeiten und der Handlungen und das Jenseits ist der Ort der Abrechnung und Belohnung. Die Religion sagt dies, der Verstand bestätigt dies und die Muslime glauben dies.
Die Weisheit hinter dem Tod ist in der Prüfung des Menschen verborgen. Der Mensch wird die Quittung für all seine Taten, ob gut oder schlecht, bekommen. Dies wird aber nicht im Diesseits, sondern im Jenseits stattfinden. Entsprechend der koranischen Aussage hat der Tod bei Allah (c.c.) einen Zweck. Der Mensch, der aber fern von diesem Bewusstsein ist, kann diesen Zweck nicht erkennen und fürchtet den Tod, ferner schürt er seine Ängste weiter mit dem Tod seiner Verwandten und Bekannten.
Der eigentliche Grund warum die Menschen sich so sehr vor dem Tod fürchten liegt in dem Unwissen über das Wesen des Todes, dass der Mensch seine Ziele nicht mehr realisieren könnte und dass er von seinen Liebsten getrennt wird. Alle Offenbarungsreligionen haben, um den Menschen von dieser Situation zu retten, von einem Leben nach dem Tod Kund getan. Selbst die Einladungen der Propheten waren Einladungen zum Glauben an einen Gott und danach auch insbesondere Einladungen zum Glauben an und Vorbereitung für das Jenseits.
Allah (c.c.) gibt und nimmt das Leben und verkündigt, dass das Leben und der Tod mit einer vorbestimmten Dauer festgelegt ist und der Tod der Lebenden an seinen Willen und seiner Erlaubnis gebunden ist. So wie nichts sinnlos und willkürlich erschaffen wurde, so wird auch niemand sich vor dem Tod verstecken können. Mit dem Tod wird der Mensch Rechenschaft leisten und mit seinen Taten konfrontiert;
Du wirst gewiß sterben, auch sie werden sterben. (Sura az-Zumar 30)
Wer nun Gutes im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen. Und wer Böses im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen. (Sura az-Zilzāl 7,8)
Laut Imam al-Ġazzālī teilen sich die Menschen im Angesicht des Todes in vier Gruppen auf:
1. Personen die noch nicht realisiert haben, dass ihr Leben vergänglich und sie sterblich sind; Sie denken das Leben bestünde nur aus den weltlichen Genüssen. Für sie ist der Tod das Ende jeglichen Vergnügens und damit das befürchtete Ende. Ihre Furcht bzw. ihre Situation wird so ausgedrückt;
Sag: Gewiß, der Tod, vor dem ihr flieht -, gewiß, er wird euch begegnen. Hierauf werdet ihr zu dem Kenner des Verborgenen und des Offenbaren zurückgebracht, und dann wird Er euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet. (Sura al-ǧumʿa 8)
2. Personen die sich über das Resultat ihrer Taten bewusst sind, Buße tun und nun auf den Pfad der Tugend und des Glaubens zurück wollen. Auch für diese Gruppe ist der Tod keine erfreuliche und wünschenswerte Angelegenheit. Denn sie sind noch nicht bereit. Es besteht die Gefahr, dass der Tod sie plötzlich ereilt. Sie ersehnen sich zwar die Nähe zu Allah (c.c.) aber auch, dass ihr Tod sich noch herauszögert.
3. Personen die um Allah (c.c.) wissen und mit Liebe im Herzen ihrem Schöpfer verbunden sind. Sie wollen tunlichst ihrem Schöpfer nahe sein und beklagen sich darüber, dass der Tod sie noch davon trennt.
4. Personen die sämtliches dem Willen Allahs (c.c.) überlassen. Ihnen zufolge ist der göttliche Wille und dessen Veräußerung liebens- und erstrebenswert.
Die Aufgabe des Dieners ist es den Tod nicht zu vergessen, sich darauf vorzubereiten und stets durch die Barmherzigkeit Allahs (c.c.) Hoffnung zu finden. Wie schwer auch immer die Ümstände zu sein scheinen, es ist nicht richtig sich den Tod herbei zu sehnen.
Der Tod ist im Wesentlichen kein Ausdruck von Bedrohung und Einschüchterung, da mit dem Tod nämlich ein ewiges und fortwährendes Leben beginnt, sollte man davor keine Angst haben. Da das Jenseits, welches für uns in jeglicher Hinsicht ein Segen und ein Glück inne hält, sich für uns erst über die Station des Todes eröffnet, ist der Tod selbst auch ein Segen. Denn die Ursache die den Segen hervorbringt ist in sich auch ein Segen.
Jeder Mensch wird in der Zeit die für ihn vorgesehen ist, von dieser vergänglichen und unbeständigen Welt abreisen und in seine eigentliche Heimat, das Jenseits reisen. Jedes Lebewesen, nicht einmal die Propheten ausgenommen, ist von dieser Regel betroffen;
Jede Seele wird den Tod kosten. Hierauf werdet ihr zu Uns zurückgebracht. (Sura al-ʿAnkabūt 57)
Wo immer ihr auch seid, wird euch der Tod erfassen, und wäret ihr in hochgebauten Türmen. (Sura an-Nisāʾ 78)
Jede Gemeinschaft hat eine (festgesetzte) Frist. Und wenn nun ihre Frist kommt, können sie (sie) weder um eine Stunde hinausschieben noch sie vorverlegen. (Sura al-Aʿrāf 34)
Obwohl dies die Wahrheit ist vergessen trotzdem viele den Tod und klammern sich an das irdische Leben, als ob sie unsterblich wären. Wobei auch schon in der prophetischen Überliferung beschrieben wird, dass die Erwähnung und das Reflektieren über den Tod das Vergnügen bzw. die Genüsse verkommen lässt und somit die Liebe zum Diesseits zu einem Wunsch nach dem Jenseits umlenkt. Jeder Muslim muss, solange er noch aktiv die Gelegenheit hat, unverzüglich seine Vorbereitungen treffen für das Jenseits, zu dem er auf jeden Fall übergehen wird. Der Muslim ist stets dazu beauftragt sich vorzubereiten, das könnte man exemplarisch auch aus diesem Vers entnehmen;
Und was ihr an Gutem tut, Allah weiß es. Und versorgt euch mit Reisevorrat, doch der beste Vorrat ist die Gottesfurcht. Und fürchtet Mich, o die ihr Verstand besitzt! (sura al-baqara 197)
Der Mensch wird im Jenseits das ernten, was er im Diesseits gesät hat. Wer im Diesseits seinen Trieben und Gelüsten folgte, seine Pflichten vergaß und entsprechend auch seine Vorkehrungen nicht traf, wird auf diese Weise beschrieben;
Wenn dann der Tod zu einem von ihnen kommt, sagt er: "Mein Herr, bringt mich zurück, auf daß ich rechtschaffen handele in dem, was ich hinterlassen habe." Keineswegs! Es ist nur ein Wort, das er (so) sagt; hinter ihnen wird ein trennendes Hindernis sein bis zu dem Tag, da sie auferweckt werden. (Sura al-Muʾminūn 99, 100)
Für keinen ist der Zeitpunkt des Todes bekannt. Daher gibt es neben denjenigen, die zu jedem Zeitpunkt des Lebens das Bewusstsein für den Tod gegenwärtig haben und vorbereitet sind, auch solche, die von Zeit zu Zeit in Achtlosigkeit verfallen. Am besten bereitet man sich vor indem man die verpflichtenden Gottesdienste erfüllt und sich von den Sünden schützend distanziert.
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Ist es eigentlich in Ordnung Nichtmuslimen zu ihren Festen oder Traditionen wie Weinachten/Neujahr zu gratulieren und somit Anteil zu nehmen?
die Erklärung der DITIB (türkisch islamische Union der Anstalt für Religion) sagt hierzu kurz und prägnant folgendes;
Es gibt kein Bedenken, wenn Muslime im Rahmen der sozialen Beziehungen ihren nichtmuslimischen Nachbarn oder Bekannten zu ihren Festen, Neujahr oder ähnlichem gratulieren und somit Anteilnahme zeigen. Es ist allerdings nicht erlaubt diesen Traditionen und Sitten nachzuahmen.
Als Muslim darf man diese nichtmuslimischen Feste oder Zeremonien und die davon ausgehenden Traditionen nicht imitieren. Denn zum einem wirkt dies wie eine Bestätigung für die Richtigkeit dieser Traditionen und Sitten und zum anderem verkommt man allmählig zu dem was man imitiert bzw. man fängt an es innerlich zu akzeptieren. Das geht auch aus folgender Überlieferung hervor;
Wer sich einer jeglichen Gruppe angleicht, gehört zu dieser Gruppe. (Ebu Davud, Libas 4; Müsned V/50)
Wir haben aber auch nicht das Recht Andersgläubigen den Raum zum Leben und zur Entfaltung zu entziehen. Dass man sie als Nichtmuslime bezeichnet bedeutet auch nicht dass man sie erniedrigen darf, oder sie keinerlei Menschenrechte oder ähnliches hätten. Mithin können wir im Rahmen der Verkündigung lediglich Leute zur Religion einladen, sie aber nicht dazu zwingen. In jedem Falle sind wir aber zu Respekt verpflichtet und müssen ihnen ihre Grundrechte einräumen. Wenn Grundrechte, Entfaltung und Respekt nur mit dem Glauben einhergehen würden, dann wären alle Muslime auf der Welt erfolgreich sowie überlegen und die restliche Menschheit würde vor Elend verkommen. Wie wir aber realistischerweise sehen, schenkt Gott allen Menschen das Leben, sie werden dabei versorgt und bereichtert, ob sie glauben oder nicht. Gott ist der Besitzer des Throns der Erhabenheit. Aus diesem Thron waltet er aber mit Barmherzigkeit und Darbietung. Wenn Gott dies so handhabt, dann können wir nicht darüber hinausgehen. Es wäre eine Maßlosigkeit und eine insgeheime Auflehnung über Gottes Willen hinausgehen zu wollen.
Ein anderer Aspekt ist, dass der Islam manche positive Traditionen aufgenommen, teilweise mangelhafte Traditionen vervollständigt und bei Bedarf neue Traditionen eingeführt hat. So gehören Propheten wie Moses und Jesus auch Islam zu den wichtigsten Propheten, obwohl sie doch typischerweise immer dem Judentum bzw. dem Christentum verschrieben werden. Wenn alles vor dem Islam falsch wäre, müssten man sie auch ablehnen. Damit würde man aber ein Fehltritt im Glauben tätigen, denn man würde gegen diesen Vers handeln;
Sprecht: Wir glauben an Gott und an das, was zu uns herabgesandt wurde, und an das, was herabgesandt wurde zu Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen, und an das, was Mose und Jesus zugekommen ist, und an das, was den (anderen) Propheten von ihrem Herrn zugekommen ist. Wir machen bei keinem von ihnen einen Unterschied. Und wir sind Ihm ergeben. (Sura al-Baqara 136)
Auch der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) hat dies so gehandhabt. Er hat auf die gegenwärtigen Traditionen reagiert. Das Fasten im Islam welches der Prophet einführte, hat viele Ähnlichkeiten zum jüdischem Fasten. Wenn das Fasten eine exklusiv jüdische Tradition und deswegen falsch wäre, könnten Muslime auch nicht fasten. Das Fasten ist aber eine tugendhafte und positive Praktik, somit hat sie ihren gebührenden Platz im Islam und der Prophet (s.a.s.) hat diese Praktik in manchen Aspekten bereichert/verbessert und ihr so ihre heutige Form verliehen. In den arabischen Ländern der Zeit gab es eine fälschliche Praktik der Adoption. Adoptierte Kinder bzw. Stiefkinder wurden wie leibliche Kinder behandelt und von der Gesellschaft so wahrgenommen. Dies kann unter Umständen zur Zwietracht und zu einer fälschlichen Vermischung der Genealogie führen. Der Prophet hat dies am eigenen Exempel aufgehoben und darauf wurde dieser Vers herabgesandt;
Nennt sie nach ihren Vätern. Das ist gerechter in den Augen Gottes. Wenn ihr ihre Väter nicht kennt, dann gelten sie als eure Brüder in der Religion und eure Schützlinge. Und es wird euch nicht als Vergehen angerechnet, was ihr hier gefehlt habt, sondern was eure Herzen vorsätzlich anstreben. Und Gott ist voller Vergebung und barmherzig. (Sura al- Aḥzāb 5)
Wir sehen also, dass die Absicht und der Umgang wichtig ist, für die Bewertung einer Tradition. So kann man als Gläubiger solche Traditionen auch als Gelegenheit nutzen, um etwas positives zu bewirken. Man könnte z.B. durch Lesezirkel versuchen seine Verwändten und Freunde von dieser sündhaften Atmosphäre fern zu halten, in dem man ihnen einige Glaubenswahrheiten näher bringt. Man kann z.B. auch durch ein tugendhaftes Programm gefüllt mit Rezitationen und Gebeten versuchen, diese sündhafte Atmosphäre ein wenig einzudämmen. Dies wäre zumindest ein aktiver Ansatz der etwas bewirken könnte. Ein einfaches Ablehnen und ein untätiges Abstempeln wird aber keine wirkliche Entwicklung herbei führen. Um Irrtümer aufzuklären, muss man ihnen (bzw. ihren Trägern) zunächst begegnen und ihnen aktiv das Richtige bzw. das Wahre veranschaulichen, man muss also etwas tun. Letztendlich ist die Verkündigung ("Tablīġ") mit die größte Sunna des Propheten und der Kern der prophetischen Berufslaufbahn. Ob man ihr aktiv/passiv folgt, welche Methode man bevorzugt oder sie gar nicht befolgt, ist einem selbst überlassen. In jedem Falle sind wir aber zu einem gemäßigtem und respektvollem Umgang mit anders Gläubigen verpflichtet. Dies geht aus folgendem Vers hervor;
Und schmäht nicht diejenigen, die sie anstelle Gottes anrufen, damit sie nicht in Übertretung ohne (richtiges) Wissen Gott schmähen. So haben Wir jeder Gemeinschaft ihr Tun verlockend gemacht. Alsdann wird ihre Rückkehr zu ihrem Herrn sein, und Er wird ihnen kundtun, was sie zu tun pflegten. (Sura al-Anʿām 108)
Es ist uns also nicht erlaubt, Andersgläubige zu beschimpfen, denn sie werden wahrscheinlich gleicherweise auf uns reagieren und somit wird die eigentliche Wahrheit verschleiert. Durch so ein Verhalten wären wir also Schuld, dass die Wahrheit verschleiert bleibt. Bei der Verkündigung muss man also gewisse pädagogische und didaktische Sensibilitäten beachten.
Das Gratulieren und die Anteilnahme muss in diesem Kontext gelesen werden, es geht also nicht darum, mit ihnen zu feiern. Es geht eher darum respektvoll mit ihnen umzugehen und ihnen ihre Rechte zu zusprechen. Dabei kann man innerhalb der sozialen Beziehungen ihnen formell gratulieren, wie es bereits in der Erklärung besagt wurde.
Darüber hinaus denken wir, dass Respekt, Toleranz, Sensibilität und Führsorge in der Gesellschaft nur dann fruchtbaren Nährboden finden können, wenn dies auf Gegenseitigkeit beruht. Wenn man diese Werte nun einfordert, halten wir es für wichtig, die gute Absicht deutlich zu machen, indem man hier den Vortritt macht und die Hand ausstreckt. Als Muslime sollten wir also dem Dialog offen sein und auf unsere Mitmenschen eingehen, ehe wir dies für uns einfach einfordern. Somit würden wir dann auch für eine interkulturelle Begegnung sorgen, wodurch die Stereotypen sich auflösen, Missverständnisse aufgeklärt werden und Zweifel beseitigt werden. Dies entspricht auch am ehesten der didaktischen oder pädagogischen Vorgehensweise des Propheten Muḥammad (s.a.s.). Denn der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) hat seine Predigten und seine Gebote immer zuerst selbst befolgt und sie makellos ausgelebt. Als ein Beispiel für die Gesellschaft, trat er immer an vorderster Stelle auf und machte seine gute Absicht damit immer deutlich. Niemals forderte er einfach blind und agressiv etwas ein, was den Menschen nicht möglich wäre, statdessen ging er auf sie ein und erhörte sie. Dies ist die prophetische Vorgehensweise, die ihn über jeglichen religiösen Ansichten hinaus als Mensch auszeichnete. Man kann nicht freundlich lächeln und zugleich zornig schauen. Man kann niemanden die Hand ausstrecken und zugleich die Hand zur Faust ballen.
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Islam und Pädagogik - Einige Grundgedanken
Es ist allgemein bekannt, dass die Eltern gleichzeitig auch Pädagogen, Lehrer und Vorbilder für die Kinder sind, ob sie dies wollen oder nicht. Denn der erste Bezug zur Welt sind die Eltern für das Kind. Alles was das Kind an den Eltern beobachtet wird dann als Information verarbeitet und da das Kind bis zu einem gewissen Alter hauptsächlich Zeit mit den Eltern verbringt, könnte man sagen die Eltern formen das Kind stark. Aber auch bei der Geburt des Kindes gilt dies in einer anderen Art. Biologisch gesehen ähnelt das Kind seinen Eltern bzw. Vorfahren und trägt deren biologische Signatur wenn man so will. Aus dieser Perspektive könnte man sicher erwarten, dass Leute die konstant in Sünde leben sich allmählich dahingehend entwickeln und ihr Körper passt sich diesem Zustand an. Das Kind so eines Menschen weist dann sicher erhöhtes Potenzial für eine ähnliche Entwicklung auf. Dies ist auch bei Krankheiten wie z.B. Diabetes der Fall.
Zwar kennt nur Gott die gesamte Wahrheit und die Zukunft und am Ende trägt jeder die Verantwortung für sein Handeln selbst, daher kann man nicht alles haargenau "planen" oder "berechnen", aber als Gläubige sind wir dazu verpflichtet unsere Vorkehrungen zu treffen und alle Wege die zum Schlechten führen möglichst von Anfang an zu verriegeln. Daher ist es für uns äußerst wichtig, sich gar nicht erst der Sünde zu nähern. Denn jede Sünde könnte den Anfang eines Weges bilden, der im Unglauben endet. Der Erziehung kommt aber trotzdem eine große Rolle hinzu. Vor dieser Verantwortung können die Eltern nicht flüchten. Es kann nämlich schnell zu einer bequemen Ausrede ausarten zu sagen, "mein Kind ist weniger talentiert" oder "mein Kind ist nun mal so veranlagt". Daher ist es wichtig sich mit unseren Kindern intensiv zu beschäftigen und unsere Erziehungsmethoden zu hinterfragen.
Sind es die Gene oder die Ausbildung die den Menschen formen?
Es wäre unangemessen zu denken, die genetische Kodifizierung und die davon hervorgehenden Charakterzüge eines Menschen verriegeln jegliche Türen für etwaige Ausbildungen. Etliche Menschen aus Arbeiterfamilien haben einen brillanten Werdegang vorzuweisen und viele Menschen aus erfolgreichen Familien schaffen es nicht diesen familiären Erfolg gerecht zu werden. Den Menschen als ein Wesen was sich durch seine genetische Kodifizierung ausmacht zu definieren, wäre unvereinbar mit der Barmherzigkeit Gottes. Man würde den Menschen mit den Engeln gleichstellen, dahingehend dass der Mensch nach so einer Auffassung weder im positiven Sinne aufsteigen noch im negativen Sinne absteigen kann. Zwar kann man nicht leugnen, dass die Genetik einen Effekt auf den Menschen hat, es macht ihn aber auch nicht zu einen vorprogrammierten Roboter. Es gibt diverse Überlieferungen des Propheten (s.a.s.) und Verse im Qurʾān, die die Individualität des Menschen darlegen. Wenn es in der Religion keinen Zwang gibt, dann kann man den Genen der Menschen auch nicht solch eine Macht beimessen. Anderenfalls könnten wir nicht erklären, wie der Sohn einer Einwandererfamilie aus der Unterschicht zum Professor wird.
Wie wichtig ist die Erziehung?
Der ehrenwerte Prophet Muḥammad legte einen großen Wert auf die Erziehung und die Bildung. Wir finden eine Vielzahl an Überlieferungen des Propheten (s.a.s.) in denen zur Bildung und zum lernen ermuntert wird. So lautet auch der erste Befehl, den der Prophet (s.a.s.) erhält "Lies". Wir können auch Verse im Qurʾān finden, in denen Gelehrte und das Lernen sowie das Lehren gelobt wird.
Gott hat mich als ein Lehrer zu euch gesandt. (İbn Hanbel, III, 328; İbn Mâce, I, 17.)
Die Erziehung der Gesellschaft zu einer gottesfürchtigen, intelligenten und ausgebildeten Gesellschaft gehört also zu den Pflichten des Propheten (s.a.s.) als Gesandter Gottes. So hat er das Lesen, Niederschreiben und Verteilen der Verse des Qurʾāns zu pflegen gewusst. Es gab diverse "Zentren" an denen es üblich war zu studieren und sich fortzubilden. Der Prophet (s.a.s.) hat hier persönlich gelehrt und auch Lehrer auserkoren, die diese Aufgabe verrichten. Die Gefährten ʿUbāda ibn Muāssamāʾ und Zayd ibn Ṯābit sind hier exemplarisch zu nennen. Solche Zentren wurden auch von vielen Schülern besucht, so wuchs eine gut ausgebildete islamische Gesellschaft heran. Bei der Bildung gab es auch keine Trennung der Geschlechter, Frauen wurde also hierbei nicht vernachlässigt. Frauen wurden an ihnen eingeteilten Tagen ebenso belehrt und in dieser Hinsicht beachtet. Ummu Sulayman ibn Ḫayṯama sowie die Gattinen des Propheten (s.a.s.) Ḥafṣa und Āʾiša waren neben anderen weiblichen Lehrern hierfür zuständig. Auch aus sozialer Perspektive gab es keine Trennung, es gab also eine "Chancengleichheit" unter der Lehre des Propheten (s.a.s.) insofern, dass man nicht zwischen Sklaven oder freien Menschen oder ähnliches unterschieden hat.
Wer eine Magd gut ausbildet, gut erzieht, sie danach freispricht und verheiratet, für den gibt es zweifachen Lohn/Segen (Buhârî, I, 33; İbn Hanbel, IV, 395, 402, 414.)
Der Gesandte Gottes (s.a.s) hat somit durch die Gnade Gottes in kurzer Zeit das Niveau des menschlichen Lebens in der arabischen Halbinsel dramatisch gehoben und teilweise aus unkultivierten, ungebildeten und grobschlächtigen Menschen solch sensible, gebildete und kultivierte Gelehrte sowie Gottesfreunde gemacht, wie sie die Menschheit kaum gesehen hat. Dass der Prophet (s.a.s.) großen Wert auf die Erziehung und Bildung des Menschen gelegt hat, ist eine wichtige Bedingung für diesen Erfolg.
Welche Verpflichtungen haben wir gegenüber unseren Kindern?
Auch wenn dieses Thema oft ein wenig untergeht ist es der ehrenwerte Prophet Muḥammad (s.a.s) der sich um die Kinder gekümmert hat und ihre Rechte einforderte. Dass dem Kind ein sinnvoller Name gegeben wird, ihm das Lesen und Schreiben beigebracht wird, seine Gesundheit gepflegt wird und ihm nur Erlaubtes ("Ḥalāl") gegeben wird sind einige unter weiteren Rechten die das Kind hat bzw. einfordern kann. Dabei bringt jeder Abschnitt des Lebens verschiedene Besonderheiten und Pflichten mit sich. Bei einem kleinen Kind hat insbesondere die Mutter die Pflicht das Kind gesund zu ernähren und in den Schlaf zu wiegen. Weiter haben die Eltern auch die Pflicht das Kind zu verheiraten wenn es soweit ist und sich allgemein für die finanzielle Absicherung zu kümmern. Hier ist möglicherweise der Vater eher gefragt. Am vielleichst wichtigsten ist die Pflicht das Kind tugendhaft zu erziehen. Dabei gilt es dem Kind das nötige Grundwissen über das Leben und seine religiösen Pflichten dem Kind beizubringen, so dass es selbständig das Leben bewältigen kann, wenn es soweit ist. Es ist somit die Pflicht der Eltern dem Kind das nötige Grundwissen und die Fertigkeiten mitzugeben, die es braucht um die Aufgaben im Diesseits und im Jenseits zu bewältigen. Auch wenn die Eltern dies vielleicht nicht aus eigener Hand erledigen können ist es dennoch ihre Pflicht dies für das Kind sicherzustellen es gibt nämlich genügend Institutionen und Anlaufstellen wo das Kind lernen und entfalten kann. Darüber hinaus ist es auch eine Pflicht der Eltern ihr Kind von schädlichen Einflüssen fern zu halten insbesondere wenn diese das Kind von den eben erwähnten Entwicklungen abhält. Somit bleibt zu sagen als Pädagogen haben die Eltern nicht nur einen starken Effekt auf den Werdegang des Kindes, sie tragen auch Verantwortung für den Werdegang des Kindes. Diese exemplarische Überlieferung macht dies sehr deutlich:
Ihr seid wie die Hirten einer Herde. So wie ein Hirte seine Herde behütet müsst ihr auch die aus eurem Haus und die, die unter eurem Befehl stehen vor dem Höllenfeuer bewahren! Ihr müsst ihnen den Weg des Islams beibringen. Falls ihr dies nicht tut macht ihr euch verantwortlich! (Buhârî, Vesâyâ 9; Müslim, İmâre 20)
Wie soll die Erziehung grundlegend aussehen?
Unsere Kommunikation mit unseren Kindern sollte ein Zusammenspiel aus verbaler und nonverbaler bzw. praktischer Kommunikation sein. Denn unsere Handlungen werden intensiver wahrgenommen als unsere Worte, wenn sie also nicht deckungsgleich sind entstehen Probleme. Unsere Handlungen wirken wie Signaturen für unsere Worte. Es ist in dieser Hinsicht sogar möglich zu plädieren, dass unsere Taten wichtiger sind als unsere Worte. Somit sollten wir uns bemühen gegenüber unseren Kindern immer ein gutes Beispiel zu liefern. Mit großer Sicherheit wird das Kind davon positiv beeinflusst. Bei der Erziehung müssen wir auch beachten, dass wir als Eltern ganz verschieden auf unsere Kinder in ihren jeweiligen Lebensabschnitten wirken. Das Kind muss aber zu jeder Zeit in der Mutter auch eine tatsächliche Mutter und in dem Vater einen tatsächlichen Vater sehen können. Mit dem Kind muss man also entsprechend seines Zustands umgehen, einem kleinen Kind kann man keine Aufgaben auftragen. Hier sollte man liebevoll mit dem Kind umgehen und es entfalten lassen. Wenn das Kind älter wird sollte man wiederum das Kind langsam als Mann oder Frau welches eigenständig sein will wahrnehmen und einen entsprechenden Umgang pflegen. Einen langsam heranwachsenden jungen Mann so zu behandeln als wäre es ein Kleinkind oder auf ein Kind so viel Leistungsdruck aufzubauen als ob es ein voll belastbarer Erwachsener wäre ist ungerecht. Als Eltern ist dies eine Gratwanderung zwischen Barmherzigkeit und erzieherischer Strenge. Wir müssen manchmal mit dem Kind lachen können und manchmal ihm autoritär die Grenzen aufzeigen. Als Erzieher sollten wir also stets im Sinne der Kinder handeln und sie ihnen gerecht behandeln. Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind die Grundbausteine dabei. Wir sollten uns empathisch in unsere Kinder hineinversetzen um auf sie eingehen zu können denn so können wir viel besser mit ihnen kommunizieren und zu ihnen durchzudringen. Das Niveau des Redners muss sich immer dem Zuhörer anpassen ansonsten wird die Ansprache des Redners nicht verstanden. So müssen wir auch Wahrheiten den Kindern entsprechend ihrer geistigen Befassung beibringen. Das sind Grundprinzipien die wir für jedes Kind anwenden sollten, man muss also auch unter den eigenen Kindern gerecht bleiben und sie als Geschwister gleich behandeln.
Als einst ein Mann mit den ehrenwerten Propheten (s.a.s.) zusammensaß kam eines seiner Kinder zu ihn. Er küsste das Kind uns setzte es auf sein Schoß. Kurz darauf kam die Tochter des Mannes zu ihm. Er küsste sie nicht und setzte sie vor sich. Daraufhin kritisierte der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) den Mann indem er sagte: Bist du gerecht zu ihnen indem du sie so behandelst? (Canan Peygamberimizin Sünnetinde Terbiye, Tuğra Neş. İst. trs s.175.)
Was ist falsch und was ist richtig bei der Erziehung?
Wir sollten dem Kind früh gesunde Gewohnheiten beibringen, z.B. dass das Kind sich daran gewöhnt entsprechend der Sunna mit der rechten Hand zu essen und das Essen mit dem Wort Gottes ("Basmala") anfängt. Früh sollte man dem Kind kurze Suren und Bittgebete beibringen. Der Segen dieser heiligen Worte wird das Kind ein Leben lang begleiten. Man sollte das Kind nicht durch gehaltslose Geschichten oder eigenen Erlebnissen auf falsche Gedanken bringen, eher sollte man die Ratschläge und Überlieferungen der Propheten, Gottesfreunde und Gelehrte verwenden um das Kind zu erziehen. So kann das Kind seine religiöse Frömmigkeit entfalten, da das Kind eine unbefleckte Seele ist welches früher oder später ohnehin aufgeladen wird. Wichtig ist es sicherzustellen dass diese Seele nicht mit Schlechtem aufgeladen wird sondern mit Heilvollem. Respekt und Bescheidenheit sind darüber hinaus elementare Charakterzüge eines Muslims, man sollte sich bemühen dem Kind dies auf den Weg zu geben. Später ist es nämlich viel schwerer diese Tugenden zu erlernen und sie in den Alltag zu integrieren. Das Kind sollte stets zur Produktivität angespornt werden damit Faulheit und Trägheit nicht Einlass in sein Leben finden. Für die religiöse Bildung sollte das Kind ermuntert werden den Qurʾān zu lesen und zu hören. Dem Kind sollte man die Möglichkeiten geben sich in verschiedenen religiösen Bereichen und Disziplinen auszubilden, dafür sollte das Kind zu entsprechenden Gelehrten, Kurse und ähnliches geschickt werden. Das wird mit Gottes Gnade auf das Kind abfärben und im Kind den Wunsch erwecken ein vordbildliches Mitglied der Gesellschaft zu werden.
Falsch wäre es mit einer übermäßigen Härte oder Strenge das Kind ständig zu ermahnen und keinerlei Fehler zu tolerieren. Denn so verliert das Kind allmählig die Hemmungen und die elterliche Authorität verliert mit der Zeit ihre Wirkung, wenn es das Ermahnen zur Alltäglichkeit wird. Man sollte sich darüber hinaus bemühen dem Kind Demut und Bescheidenheit nahe zu legen, vor allem so dass das Kind unter seinen Freunden nicht z.B. mit seinen Kleidern und sonstiges prahlt. Überhaupt sollte man sich mit seinem Kind näher beschäftigen, also verstehen womit das Kind sein Tag gestaltet und seine Zeit verbringt. Denn nur so kann man darauf eingehen und eventuelle schädlichen Einflüsse erkennen. Es wäre also falsch das Kind übermäßig frei zu lassen und es sich selbst zu überlassen. Denn das Kind muss bei seinem Werdegang begleitet werden damit man es auf diesem Wege vor schlechten Einflüssen in Form von z.B. schlechten Freundeskreisen oder Lokalitäten beschützen zu können.
Das Kind muss bei seinen Eltern Geborgenheit empfinden und ehrlich sein können. Der Mensch kann nämlich seine Gefühle nicht unterdrücken, dies widerspricht seiner Natur. Die Emotionen gehören zum Leben dazu und es ist nur natürlich ihnen nachzugeben oder sie auszudrücken. Für das Kind wäre es sehr traumatisch wenn es in seiner familiären Umgebung nicht so leben könnte. Daher sollten die Eltern dem Kind beibringen sich nicht vor seinen Gefühlen zu fürchten und sich artikulieren zu können. Es ist ein stärkendes und wärmendes Gedühl von jemanden verstanden worden zu sein und dies darf in der Familie nicht fehlen. Wenn zwischen den Eltern und den Kindern solch eine Kommunikation herrscht dann wird diese auch sehr innig und tiefgehend. Eine Gefahr dabei wäre das Kind nicht als eigenständiges menschliches Wesen mit einem eigenen Charakter zu sehen. Man kann nicht für ewig das Kind behüten und in Obhut nehmen, ab einem Punkt festigt sich der Charakter des Kindes und dann muss man das Kind so akzeptieren und fördern. Dabei ist es durchaus möglich, dass das Kind sich ganz anders entwickelt als man selbst. Dies ist an sich nichts schlimmes, es darf nicht als ein Problem wahrgenommen werden, wenn sich das Kind nicht unbedingt so verhält oder gibt wie man es selbst geplant hat. Als Eltern müssen wir nunmal realisieren, dass wir nicht alles im Leben unserer Kinder haargenau planen können. Dies zu akzeptieren ist ein wichtiger Schritt in der Erziehung des Kindes.
Das Akzeptieren sowie die Sprache der Akzeptanz also das positive Heranschreiten an das Kind spielt eine Schlüsselrolle. Dem Kind zu erlauben etwas zu versuchen oder seine Gedanken zu entfalten ist eine Form der Akzeptanz. Das Kind wird in den verschiedenen Stadien seiner Entwicklung mehr oder weniger seinen Freiraum haben wollen und diesen sollte es auch bekommen, denn wenn das Kind dies in einem gesunden Rahmen bekommt, vernimmt es die Akzeptanz und das Vertrauen der Eltern. Zur familiären Kommunikation gehört es also auch, dass die Eltern den Kindern zuhören können ohne sie sofort korrigieren oder kritisieren zu wollen. Durch so eine Haltung fördern wir das Kind indem wir dem Kind die Möglichkeit geben, seine Fehler eigenständig zu erkennen und sich ihnen zu stellen, so entwickelt sich das Kind am besten anstatt dass man quasi von oben herab das Kind kontrolliert bzw. dominiert ohne dass das Kind versteht warum dies überhaupt so ist. Nehmen wir an das Kind will nicht zur Schule und versucht sich davon zu drücken, so wie es seine Freunde machen. Statt nun direkt dem Kind davon abzuraten und zu erklären warum das schlecht wäre sollten wir erstmals akzeptierend zuhören. Wir würden wahrscheinlich merken, dass es eher um einen gewissen Unterricht geht, ferner geht es um einen Lehrer. Das Kind will eigentlich nicht zur Schule weil das Kind Schwierigkeiten mit dem Lehrer hat. Oberflächlich wollte das Kind also nicht zur Schule, indem wir aber zugehört haben, konnten wir herausfinden dass das Kind eigentlich ein Problem mit dem Lehrer hat.
Eine negative und verbietende Haltung der Eltern hat im Gegensatz dazu den Effekt beim Kind Missmut und Frust zu erzeugen, denn das Kind fühlt sich unzureichend und schuldig. Es schafft nicht aus seinem Schatten zu springen und ein Minderwertigkeitsgefühl breitet sich aus. Das sich schuldig fühlende Kind entwickelt tendenziell soziale Phobien und sieht die Kommunikation vor allem zu den Eltern nicht mehr als eine Lösung an. Es teilt sich nicht mehr mit. Schlimmer noch wird das Kind die Nähe zu den Eltern dann als etwas Lästiges empfinden und sich so weit wie nur möglich von ihnen distanzieren, da man nicht gerne mit jemanden Zeit verbringt, mit dem man nichts gemeinsam hat, nichts teilen kann und ohnehin nicht verstanden wird.
Eine positive Haltung und ein aufbauender Ton wirkt aber reparierend auf das Kind da es auch viel davon für die eigene Entwicklung, die Konfliktbewältigung und den angemessenen Ton entimmt. So akzeptiert das Kind die Eltern sozusagen als Lehrer oder Wegweiser und wendet sich ihnen viel eher zu, wenn es um ein Problem geht.
Müssen Eltern fehlerfreie Vorbilder sein?
Auch wenn uns das nicht bewusst sein mag, so sind doch Kinder gute Beobachter und erkennen schnell Unstimmigkeiten. Sofort beschwert sich das Kind bzw. es merkt an, wenn die Eltern das eine sagen und das andere machen. Vielleicht ist dies auch unter anderem der Grund dafür, dass Eltern sich im besonderem Maß anstrengen alles richtig zu machen und dem Kind gegenüber quasi fehlerlos zu erscheinen. Selbst wenn dem eine edle Absicht innewohnt, so ist dieses Ziel nicht realisierbar. Auch Eltern sind Menschen und damit emotional, sie haben möglichweise Makel oder Schwächen und sie haben ihren ganz eigenen Charakter. Mann kann diese Wahrheit nicht einfach ignorieren. Aber die hohe Verantwortung der Elternschaft gibt den Eltern das Gefühl dies sei nicht erlaubt und sie dürfen in dieser Hinsicht nicht frei agieren. Dies funktioniert nur mäßig. Denn Kinder wollen in ihren Eltern primär auch Menschen sehen die sich z.B. bei Fehlern entschuldigen da dies gerecht wäre, wo sie selbst sich doch bei jeden Fehler entschuldigen müssen. Sie wollen in ihren Eltern keine perfekten Roboter oder Engel sehen. Die Eltern als Menschen wahrzunehmen und sich so mit ihnen besser identifizeren zu können verringert auch nicht die Stellung der Eltern in ihren Augen. Es is somit wichtig ehrlich und transparent zu sein, so dass das Kind nachvollziehen kann warum es bestraft/belohnt/ermahnt/gelobt etc. wird. Zu dieser Ehrlichkeit gehört es dann aber auch beständig zu bleiben. Wenn richtig und falsch ständig variiert kann das Kind dies auch nicht wirklich übernehmen. Wenn man sich z.B. privat zuhause ganz anders verhält als zu Besuch bewirkt dies, dass das Kind die Eltern anders wahrnimmt. Für das Kind ist es unsinnig und ungerecht wenn man zuhause mit den Fingern essen darf aber zu Besuch dafür hart bestraft wird. Die Wirklichkeit des Lebens wird das Kind eines Tages ohnehin einholen. Wenn das Kind aber bis zu dem Zeitpunkt in einer Traumwelt oder einer Illusion aufgewachsen ist, wird diese Realität die Welt des Kindes erschüttern oder vielleicht sogar zerstören. Hier können ernste Schäden entstehen. Letztendlich müssen die Eltern dem Kind beibringen wie man lebt, damit es zum richtigen Zeitpunkt bereit ist das Leben eigenständig zu führen.
Wie sah die Pädagogik des Propheten Muḥammad (s.a.s.) aus?
Der ehrenwerte Gesandte Gottes (s.a.s) ist der vorbildlichste Mensch und sein gesamtes Leben ist ein rechtleitendes Verzeichnis für uns. So entnehmen wir unsere Lektionen bezüglich des familiären Lebens auch aus seinem Vorbild. So wird allgemein überliefert, dass der Prophet (s.a.s.) insbesondere gegenüber den Kindern sehr liebevoll und zuvorkommend war, er wendet sich bei jeder Gelegenheit den Kindern liebevoll und mit Barmherzigkeit zu. Dabei hört er ihnen zu, fragt nach ihrem Befinden und spielt mit ihnen. Er hatte eine tiefe Verbundenheit zu den Kindern;
Ich habe niemanden gesehen der gegenüber den Kindern barmherziger war als der Prophet (s.a.s.). Sein Sohn hatte eine Amme in Medina. Auch in meiner Anwesenheit besuchte er häufig seinen Sohn. Als er dort ankam umarmte er seinen Sohn, verbrachte Zeit mit ihm und kehrte zurück. (Buharî, Edeb, 18; Müslim, Fedâil, 63)
Zu seinen Enkeln Ḥasan und Ḥusain (r.a.) hatte er bekanntermaßen eine enge und starke Beziehung. Er begleitete ihren Werdegang hautnah indem er viel Zeit mit ihnen verbrachte und sehr liebevoll und spielerisch mit ihnen umging. Zu Lebzeiten des Propheten waren seine Enkel noch sehr klein, man könnte also von Kleinkidern sprechen, im Alter von 6 und 7 Jahren.
Die Führsorge gegenüber den Kindern galt beim Propheten (s.a.s.) allerdings nicht nur den eigenen Kindern sondern allgemein allen Kindern so wird folgendes überliefert:
Küsst eure Kinder häufig. Denn für jeden Kuss wird euch im Himmel ein Rang gegeben, zwischen den zwei Rängen es eine Distanz von 500 Metern gibt. Die Engel zählen eure Küsse und schreiben eure gute Taten entsprechend auf. (Müsned-i Zeyd)
Mindestens genau so sehr kümmerte sich der Prophet (s.a.s.) auch um die Hilflosen und Obdachlosen. Gerade zu seiner Zeit wo Hilflose und Obdachlose soziologisch ausgegrenzt wurden, kümmerte sich der Prophet (s.a.s.) offenkundig um diese Menschen und zeigte ihnen seine Führsorge, Respekt und Zuwendung deutlich genug, so dass ihr Status in der Gesellschaft gebessert wurde. Dieses Verhalten wird für alle Muslime tradiert:
Was nun die Waise angeht, so unterjoche (sie) nicht, und was den Bettler angeht, so fahre (ihn) nicht an (Sura aḍ-Ḍuḥā 9-10)
Neben den Errichten von Gebetsstätten war der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) auch stets engagiert darin Bildungsstätte zu errichten. In diesen wurde von Lehrern wie auch vom Propheten (s.a.s.) selbst unterrichtet. Überhaupt war der ehrenwerte prophet (s.a.s.) sehr genau wenn es um die Schrift und die Organisierung ging. So legte er neben dem Erlernen der Schrift großen Wert darauf sämtliche Verträge und ähnliches schriftlich festzuhalten, damit keinerlei Unrecht enstehen kann und alles nachvollziehbar geregelt wird. Neben den religiösen Lehren was es dem ehrenwerten Propheten (s.a.s.) wichtig die geistige Schärfe der Schüler aufzubessern, dafür lehrte er sie immer gemäß ihrer momentanen geistigen Kapazitäten, Stärken und Schwächen.
Wie sieht es mit erzieherischer Härte aus? Können wir unsere Kinder bestrafen?
Allgemein befiehlt der Islam die Führsorge und die Barmherzigkeit. Diesbezüglich gibt es diverse Bestimmungen, so dass Zorn und Tyrannei dem Muslim fern sind. Exemplarisch zeigen wir weitere Überlieferungen hierzu auf;
Wer (dem Volk gegenüber) nicht barmherzig ist dem wird (vom Volk) keine Barmherzigkeit zuteil. (Buhari, Edeb 18; Ebu Davud Edeb 66)
Wer unseren Kindern keine Barmherzigkeit zeigt gehört nicht zu uns. (Hakim, El-Müstedrek, I/62)
Bei der Erziehung und den pädagogischen Maßnahmen sollte man auch stets folgende Maxime beachten die aus den Überlieferungen hervorgeht;
Geht mit jedem entsprechend ihrer (geistigen) Stufe um. (Ebu Davud Edeb 22)
Ermahnt mit Rücksicht auf den geistigen Zustand. (Suyuti, Camius-Sağir, IV/299)
Das bedeutet wir dürfen eben nicht nach unserem Verständnis der Dinge handeln, loben oder strafen sondern stets dem Kind gemäß handeln, loben oder strafen.
Was das Bestrafen der Kinder angeht, so greifen wir dieses Thema wie gefolgt auf: Wie in allen weltlichen und jenseitigen Angelegenheiten hat auch in der Erziehung sowohl die Hoffnung als auch die Angst ihren Platz. Als Elternteil können wir nämlich schnell in den Fehler verfallen das Kind mit uns selbst und unseren Hintergründen zu vergleichen. Wir deuten das Verhalten des Kindes als respektlos da wir ein Verständnis von Respekt haben welches vielleicht nicht dem Zeitgeist entspricht. Die Eltern die folglich aus der vorhergehenden Generation stammen haben vielleicht eine andere Erziehung genossen und gehen mit manchen Aspekten des Lebens anders um. Es wäre allerdings unfair in einer sich ständig wandelnden Welt den exakt selben Maßstab von einer anderen Zeit auf das Kind anzuwenden. Als Elternteil müssen wir also unser Kind und seine Welt bestens kennen damit unsere Maßnahmen auch bestens fruchten können. So haben auch erzieherische Härte und Strafmaßnahmen einen großen Wert in der Erziehung, allerdings nur wenn sie transparent sind. Das heißt das Kind muss hieraus erkennen warum es eigentlich bestraft wird und wo der Fehler im eigenen Verhalten lag, wodurch die Strafe letztendlich verhängt wurde. So kann ein Lernprozess angestoßen werden. Zum Lernen muss man letztendlich vernehmen, verstehen und verinnerlichen. Wenn das Kind allerdings unverständlicherweise hart bestraft wird und leiden muss, so werden in ihm höchstens nur Aggression, Frust und Hass erweckt, eine kritische Reflexion über das eigene Verhalten wird höchstwahrscheinlich unter solchen Umständen nicht erfolgen. So betonen wir auch dass die Bestrafung des Kindes eine Maßnahme ist, die unter Ausnahmezuständen erfolgt, wenn also das Kind ein Fehler begeht und eine Grenze überschreitet. Die ersten Maßnahmen sollten auf liebevolle Barmherzigkeit gestützt werden. Falls das Kind dann weiterhin gewisse Grenzen überschreitet, so muss ihm dies deutlicher also durch eine Strafe aufgezeigt werden. Das Kind soll sich also bewusst werden, dass Handlungen Konsequenzen haben die angenehm oder unangenehm ausfallen können je nach Handlungsweise. So versteht das Kind auch besser warum es überhaupt Grenzen gibt und dass es gut ist in diesen Grenzen zu bleiben. Daher müssen Strafmaßnahmen sinnvoll und maßvoll verhängt werden. Zwischen Autorität und Freundschaft müssen sich Eltern bewegen. Ein Extrem in eine der beiden Richtungen wird der Erziehung des Kindes schaden.
Warum ist die Lehre unserer Religion für die Erziehung unserer Kinder wichtig?
Als Kind ist der Mensch noch recht unbefleckt und nicht geprägt. Allerdings besteht der Mensch nicht nur aus Fleisch und Knochen. Neben den materiellen Bedürfnissen hat der Mensch auch emotionale Bedürfnisse die gestillt werden müssen. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Entsprechend ist das Kind auch fragend nach der Suche auf Antworten und Wahrheiten. Mit unseren Glauben können wir dem Kind genau jene Antworten geben und erklären warum denn alles so ist wie es ist. Denn der Islam deckt das gesamte Leben mitsamt aller Facetten ab. Viele denken beim Religionsunterricht an inhaltliche Lehren z.B. wie das Leben der Propheten aussah, oder wie man korrekt fastet zum Ramadan. Denn für uns ist der Islam keine Uniform die man zu bestimmten Zeitpunkten anzieht und auszieht. Der Islam ist unser eigentliches Wesen. So wie die Seele sich vom Körper erst mit dem Tod verabschiedet so hält der Muslim zu jedem Moment seines Lebens bis hin zum letzten Atemzug an den Geboten Gottes fest. Unser Glauben modelliert also unser Leben und unser Verhalten. Wir berücksichtigen in jeder Tat den Willen Gottes und handeln so hoffentlich stets richtig. Diesen Blick müssen wir dem Kind nahelegen können indem wir dem Kind erklären wie und warum unser Glauben einen so zentralen Platz in unserem Leben hat. Nur so kann man vom Kind auch erwarten, dass es die Religion beherzigt und nicht auf gewisse Praktiken oder Rituale reduziert. Wir tun etwas falsch wenn unsere Kinder unsere Religion als ein Zwang oder eine Art Tradition sehen und uns dabei einfach imitieren. Wenn das Kind aber stattdessen versteht warum es glaubt und es innerlich beherzigt dann lebt es seinen Glauben auch deutlicher aus. So haben wir dann eine gute Basis um dem Kind einen Sinn von Ethik, Moral, Gerechtigkeit, Pflichtbewusstsein und Regeln zu vermitteln. Dann kann das Kind den Islam als ein Fundament für sein Handeln sehen und hat so eine Rechtleitung für das gesamte Leben. So ist es auch wahrscheinlich dass das Kind gesellschaftstauglich und tugendhaft sein wird.
Wie sollen wir unseren Kindern den Glauben nahelegen?
Das vielleicht Wichtigste dabei ist es sich auf die Logik und das Verständnis des Kindes einzustellen. Kinder verstehen Lehren durch Beispiele, Schaubilder und Geschichten wie z.B. Märchen besser als wenn man ihnen versuchen würde etwas sachlich und abstrakt zu erklären. Dabei sollten wir dem Kind schrittweise die Grundlagen unsere Religion näher bringen. Bevor wir also lang und detailliert dem Kind Praktiken aus der Sunna des Propheten (s.a.s.) theologisch erklären wollen, sollte das Kind verstanden haben, dass es einen Gott gibt und Gott ist eins. Wenn das Kind dies versteht können wir ihm z.B. erklären was das Wesen Gottes ausmacht indem wir über die Eigenschaften Gottes sprechen. Im weiteren Schritt erklären wir dem Kind warum Gott den Menschen Propheten mitsamt Büchern gesandt hat. Sicherlich kann der Ablauf von Fall zu Fall anders aussehen, aber so bauen wir quasi schrittweise ein Gebäude auf indem wir mit dem Fundament anfangen und dort am sichersten arbeiten, da alles weitere darauf basiert. Weiter sollte man das Kind auch nicht mit Informationen überfluten. Kinder geben sich zumeist mit einfachen Erklärungen zufrieden und können abstrakte Zusammenhänge noch nicht gut aufarbeiten. Entsprechend sollen wir auch nicht etwa versuchen dem Kind alles auf einmal zu erklären. Eher sollten wir auf die Fragen kurz und kindgerecht eingehen. Wenn das Kind z.B. fragen würde ob denn die Welt ganz von alleine entstanden ist, könnte man dem Kind mit der Frage entgegnen, ob denn der Esstisch auf dem wir essen ganz von alleine entstanden ist, oder das Essen was wir gerade verspeisen. Schnell wird das Kind verstehen, dass nichts einfach so durch Willkür entsteht und so wird es auch den Gedanken annehmen, diese Welt hat einen Schöpfer. Wenn man stattdessen aber dem Kind die gesamte Offenbarungsgeschichte mit einem Buch kompliziert und langwierig erklärt wird das Kind wohl eher abgeneigt sein. Denn es versteht die Sachlage natürlich nicht und fragt dann deswegen auch vielleicht nicht mehr. So simpel das Kind auch denken mag, es bedeutet nicht dass es nichts begreift. Es wäre falsch wenn man üblicherweise davon ausgeht, das Kind begreift ohnehin nicht was es da sieht oder hört. Das Kind versteht durchaus, es liegt aber an uns Wege zu finden, dem Kind manches zu erklären. Das Kind saugt nämlich alles förmlich auf und verinnerlicht es in irgendeiner Form. Das Kind wird in dieser wichtigen Zeit also so oder so von den Einflüssen geprägt, man sollte daher nicht warten, bis das Kind „reif“ ist für das Internalisieren von manchen Gedanken und Werten. So wie es nicht möglich ist Wasser in ein bereits volles Glas einzuschenken, ist es auch kaum möglich ein bereits geformtes Kind später nochmal neu zu erziehen. Statt diesen schwierigen Weg zu gehen sollte man das Kind von Anfang an begleiten und erziehen. Sowohl mit Worten als auch mit Taten, denn unsere Taten sprechen meistens stärker als unsere Worte. Alles was das Kind zu Anfang erlebt und erfährt ist Teil der Erziehung und Prägung.
Wir erledigen unsere Aufgaben und mischen uns nicht in den Aufgabenbereich Gottes ein
Leider wollen Eltern warum auch immer erzwungenermaßen den Lohn ihrer Arbeit bzw. ihrer Erziehung sofort einholen. Wir erwarten dass das Kind genau unseren Vorstellungen entspricht. Man darf allerdings nicht vergessen, das Kind gehört uns nicht, als Eltern haben wir nur gewisse Aufgaben gegenüber dem Kind. Weiter können wir nicht gehen. Falls wir unsere Aufgaben gebührend gemacht haben, vertrauen wir hinsichtlich des Ergebnisses auf Gott. Gott verfügt frei über seine Schöpfung. Gewalt und Zwang in der Erziehung kann allerdings das Gegenteil bewirken und das Kind auf die falsche Fährte drängen. Dies bedrängt und stresst uns nur noch mehr, was dazu führt dass wir unter solchem Einfluss weiter Falsches tun. Vor allem wenn das Kind langsam erwachsen wird, muss man einsehen dass das Kind selbst Entscheidungen treffen kann und wird. Wir zeigen dem Kind in jedem Fall aber den Weg. All diese Maßnahmen, Ratschläge und Ansätze sind ohnehin nicht mehr als eine Form von Gebeten und Türen zum Segen. Wir bedienen uns an ihnen so gut wir können und vertrauen danach auf Gott. Denn wenn Gott will, dann kann selbst das Kind eines Propheten ein tugendloser Sprössling sein und das Kind welches im Hof eines lasterhaften Pharaos aufwächst kann zu einem großen Propheten Gottes erwachsen. Damit sagen wir zuletzt:
Wir sollten häufig und inständig für unsere Kinder beten.
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Wie steht unsere Religion zur Homosexualität?
durch die Neigung selbst hat man noch nicht gesündigt. Diese Neigung soll aber nicht in Taten umgesetzt werden. Durch eine psychologische Betreuung und eine Eheschließung kann man versuchen dem entgegenzuwirken.
Vor allem durch die populäre Inszenierung dieser Thematik kommen wir gesellschaftlich immer häufiger auf dieses Thema zu sprechen. Das bedeutet aber nicht dass es solche Diskussionen oder Neigungen erst seit heute gibt. Eigentlich gibt es solche Neigungen schon seit jeher. So sehen wir an der geschichtlichen Analyse der Religion dass seit Sodom und Gomorra solches Verhalten dem Menschen bekannt ist und ihn in dem Fall auch ins Verderben gestürzt hat. Interessanterweise adressiert die Religion recht offen diese Thematik, wobei wir oft eher beschämt und verlegen darüber reden. An diversen Versen können wir dies sehen (Vgl. 7/80-84). Wenn in der göttlichen Offenbarung diese Thematik explizit angesprochen und offengelegt wird, so wäre es töricht zu denken, dies sei ein eher nebensächliches Thema und man könnte es auch totschweigen.
Über die Verbreitung der Homosexualität wird indes verschieden gesprochen. Statistiken scheinen relativ unterschiedliche Zahlen herauszugeben. Daraufhin könnte man sagen, die Gesellschaft spricht gar nicht so offen über dieses Thema, wie mitunter angenommen wird.
Jeder Mensch hat gewisse Neigungen, die ihn zur Sünde treiben können, denn sie sind mitunter die Prüfung des Menschen. Die Neigung der Homosexualität ist in dem Sinne nicht anders zu verstehen. Jeder Mensch hat Neigungen, daher kann es auch sein, dass z.B. ein Mann solche homosexuelle Neigungen empfindet. So wie die Nähe zum anderen Geschlecht, ohne den Bund der Ehe untersagt wird, wird auch die Nähe zum gleichen Geschlecht untersagt. Manche Empfehlungen werden ausgesprochen um solchen Neigungen entgegen zu wirken:
1. Fasten
2. Häufiges Rezitieren des Qurʾāns und das Gedenken Gottes
3. Bücher zur Auslegung und Vertiefung des Islams lesen
4. Häufig über Gott reflektieren
5. Den Tod und die Bedeutung des Tods gedenken
Wie kommt es allerdings zu solchen Neigungen? Auf genetisch-biologischer Ebene können wir erstmal darauf zu sprechen kommen:
Eigentlich haben wir in unserem Körper Hormone des anderen Geschlechts, allerdings in sehr geringem Maße. Wenn dem nicht so wäre, wären auch alle Männer sehr rau und chauvinistisch und alle Frauen wären sehr empfindsam und sensibel. Die Geschlechter könnten sich kaum noch verstehen geschweige denn verständigen. Diese normalerweise minimalen Ausprägungen können aber durch genetische und hormonelle Störungen oder Ungleichgewichten in Form von gewissen Neigungen verstärkt auftreten. Jemand der unter solchen Umständen geboren wird, kann schon ab der Geburt an gewisse Neigungen noch stärker entwickeln bzw. erleben. Ferner können solche Neigungen auch innerhalb des sozialen Lebens gefördert werden. Dazu wollen wir einige Memoiren eines Psychiaters in Übersetzung darstellen:
In den letzten Tagen hatte mich ein Kollege aus der Psychiatrie angerufen. Nach einem kleinen Gespräch kam er auf den Punkt und sagte: Du weißt, die letzten Forschungen haben ergeben, dass in manchen Situationen die Homosexualität fast unausweichlich ist. Man hat auch festgestellt, dass es einen genetischen Faktor seit Geburt gibt bei diesen Dingen. Das hast du bestimmt auch gelesen. Also aufgrund der, seit der Geburt vorhandenen Neigung dieser Leute, zumindest ein Teil von ihnen, entwickeln sie sich in diese Richtung. Das ist mittlerweile offen. Aber aus islamischer Sicht ist diese Neigung nicht akzeptabel und wir können sogar nachlesen, dass es bestraft werden muss. Wie löst du diese Paradoxie?
Ich sagte zu ihm: Es ist vielleicht ein komisches Beispiel aber du weißt, dass die vielfache Ehe für Männer mit mehreren Frauen schon fast eine genetische und natürliche Neigung ist. Bist du denn vielfach verheiratet? Da sagte er: Natürlich nicht. Ich beharrte darauf und fragte: Warum nicht? Hast du so eine Neigung nicht? Sei bitte ehrlich. Da sagte er: Eigentlich schon. Aber so wie meine Frau das nicht erlauben würde, gibt es vielerlei Hindernisse durch gesellschaftliche Regeln, Gesetzen etc. Und nicht zuletzt würde ich mich in die Sünde begeben. Daher denke ich nicht einmal daran.
Ich entgegnete ihm: Du hast eben deine eigene Frage beantwortet. Es mag sein, dass für manche Personen solche Neigungen intensiv vorhanden sind und aus genetischen Gründen diese weiterhin intensiviert werden, wodurch die Homosexualität unausweichlich wirkt. Aber man erwartet, dass sie ihre Neigungen in Kontrolle halten, das können sie durchaus bewerkstelligen.
Er sagte: So habe ich darüber nicht nachgedacht. Er zögerte kurz und redete weiter: Aber du weißt ja z.B. manche Störungen im Gehirn, wie z.B. die temporale Epilepsie, können zu aggressiven und schwer kontrollierbaren Verhaltensweisen führen. Wird jemand dann aufgrund der Wirkung solch einer Krankheit, sagen wir ohne ein Bewusstsein dafür zu haben, für einen Mord strafmündig? Laut dem 46. Oder 47. Punkt des türkischen Strafrechts wird seine Strafe entweder erleichtert oder aber komplett erlassen. Was wirst du mir dazu sagen?
Ich sagte: okay. Wenn seine Strafe erlassen wird und er danach wieder jemanden ermordet, wird er dann wieder einfach frei gelassen? Oder wird er in Gewahrsam genommen damit er therapiert werden kann und dann lange zur Kontrolle beobachtet?
Er gab mir nochmal Recht.
In der Pubertät und im Übergangsalter kann es vorgekommen sein, dass ein Jugendlicher aus Neugier solche Erfahrungen gemacht hat. Man könnte vielleicht sogar fast von einem kindischen Fehler sprechen. Die eigentlichen Vorbeugungsmaßnahmen müssen aber danach getroffen werden. Oftmals denkt man sich später, man habe einen großen Fehler begangen und so bereut man die Tat in der Vergangenheit zutiefst. Dabei kann es das genaue Gegenteil bewirken, wenn man sich zu intensiv beschuldigt und hinterfragt, wer oder was man wirklich ist. Zunehmend redet man sich vielleicht ein man sei ja doch homosexuell und so übernimmt man das auch, obwohl alles z.B. durch einen Fehltritt im jungen Alter und eine darauf folgende Depression beruht.
In jedem Fall ist das Verschweigen von Gedanken, Neigungen und Fehltritten kontraproduktiv, wenn man stattdessen das innere Zerwürfnis auswählt. So gibt es Fälle, wo z.B. Männer durch einen Parasiten einen intensiven Juckreiz am Anus verspüren. In einem Fall beschreibt ein Psychiater, dass sein Patient auf diese Weise homosexuell wurde. Der zunehmende Juckreiz hat ihn nämlich immer öfter in Zweifel gebracht, ob er nicht doch homosexuell sei. Verschämt das Problem oder die Sachlage zu verschweigen und aus Stolz nicht nach Hilfe zu fragen, bringt einen oftmals genau dahin, wo man eigentlich eben nicht hinwollte.
Es lassen sich im therapeutischen Sinne einige Punkte markieren:
1. Man darf solch sensible Themen und Fälle weder totschweigen noch überstrapazieren. Ein kontrolliertes Eingreifen und ein stillschweigende jedoch wachsame Beobachtung sind von Nöten.
2. Man sollte bereits ab dem Kindesalter das geschlechtsspezifische Profil des Kindes prägen indem man ihn/sie z.B. entsprechend kleidet und passendes Spielzeug kauft.
3. Das Kind hat beim Heranwachsen, insbesondere zu manchen Phasen ein gesteigertes Interesse an der Sexualität. Man muss das Kind vernünftig aufklären. Damit ist nicht gemeint, die Homosexualität detailliert auszuführen. Es ist aber gesund wenn man über natürliche Neigungen, die ein Mensch unter Umständen empfinden kann zu sprechen und sie nicht direkt zu stigmatisieren. Sich zu schämen wird indes nur kontraproduktiv sein. Man darf dabei nie vergessen, dass Kinder ohnehin nicht nach Sachen fragen, für deren Aufnahme sie sowieso nicht die Kapazitäten haben. Wenn ein Kind nach etwas fragt, hat es also ein Anrecht auf eine zufriedenstellende Antwort, vorausgesetzt man hat auch die richtigen pädagogischen und didaktischen Mittel, diese darzulegen.
4. Insbesondere in der Pubertät muss das Kind mit seinem gleichgeschlechtlichen Elternteil viel Zeit verbringen und viel teilen können. Insbesondere jene Väter sind hier angesprochen, die nur zum Schlafen nach Hause kommen und mit der Ehefrau nur kommunizieren, wenn es um die Wäsche oder das Essen geht.
5. In der Familie muss der Vater eine gewisse Souveränität ausstrahlen können. Wenn – wie mittlerweile häufig der Fall ist – die Frau aktiv und souverän ist, während der Mann passiv und stillschweigend ist, werden die Rollen in den Augen des Kindes vertauscht und die Rolle der Mutter bzw. der Frau wird möglicherweise beneidenswert.
6. Übermäßig harte Reaktionen und Verbote werden in solchen Fällen die Neugier nur noch steigern. Wenn ihr nicht redet und nicht reden lässt, werden die Fragezeichen im Kopf des Jugendlichen nicht verschwinden. Sie werden im Gegenteil ihn stillschweigend immer mehr beschäftigen.
7. Die Hilfe eines professionellen Psychiaters sollte aufgesucht werden, wenn man nicht mehr weiter weiß.
Die Homosexualität ist darüber hinaus nicht nur unter Männern bekannt. Auch unter Frauen gibt es die Homosexualität. Bei Männern scheint dies aber intensiver erlebt zu werden. In der Regel schafft es eine gesunde und erfüllende Ehe und ein zufriedenstellendes Sexualleben, viele Probleme zu lösen. Trotzdem sollte man seine Vorkehrungen treffen.
Leider vernachlässigen wir die Schamzone und das sittliche Verhalten unter dem gleichen Geschlecht immer öfter, während selbiges beim Umgang mit dem anderen Geschlecht penibel beachtet wird. Das ist auch mitunter Teil des Problems. In der Hinsicht empfiehlt es sich ein wenig in die Bücher zu schauen und zu lernen inwiefern ich mich gegenüber meinem selbigen Geschlecht zu verhalten habe und was Sitte und Anstand hier ausbilden. So hat ja z.B. die Frau auch gegenüber anderen Frauen unter Umständen die Pflicht zum Kopftuch.
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Wie steht der Islam zum Masochismus?
Liebe Leserin, lieber Leser
Der Islam ist eine Religion, die das gesamte Leben und alle Lebenslagen des Menschen behandelt. Daher wird die Sexualität als ein wichtiges Thema des menschlichen Lebens nicht vernachlässigt. In gewissen Maßen und so, dass das Erlaubte dem Vergüngen und dem Versorgen ausreicht, wurde die Sexualität ausgestattet. Aus dem entsprechendem Vers sehen wir dass es den Ehepartnern erlaubt ist, ausgehend von den Geschlechtsteilen seines Partners, in jeglicher Sicht sexuell zu nähern, dies ist nicht verboten (vgl. Sura al-Baqara 223).
Die Ehepartner haben mithin auch die Pflicht einander sexuell zu befriedigen. Der Prophet (s.a.s.) hat die Männer die sofort ihre Angelegenheiten erledigen, ohne dabei an ihre Frau zu denken, mit einem Tier verglichen und empfohlen, man solle sich liebkosen und zärtlich/sinnlich mit einander umgehen, ehe man den sexuellen Akt vollzieht (vgl. Suyutî, el Camiu's-Sağîr, VI/323).
Es gibt jedoch einige Grenzen die der Mensch sowohl für seine körperliche als auch für seine geistige Gesundheit einhalten sollte. Sich selbst Schaden zuzufügen ist solch eine Grenze. Dies wäre auch aus sexuellen Gründen nicht erlaubt;
Durch die Verse im Quran "Begibt euch nicht mit eigenem Willen in Gefahr" (in ungefährer Bedeutung der Sura al-Baqara 2/195) und die Verse :" Begeht kein Selbstmord". (in ungefährer Bedeutung der Sura an-Nisāʾ 4/29), kommen die Gelehrten meistens zu dem Beschluss, dass es verboten ist, seinem Körper zu schaden.
In einer Überlieferung, wird gesagt: "Allah befiehlt, immer und in jeder Situation, die Güte und die positive Umgangsform."
Jemand der sich Schaden zufügt, hat den Befehl Gottes, der Güte und der positiven Umgangsform missachtet. (aus dem Müntedeyatu mevkii'l - Ezher entnommen).
In einer anderen Überlieferung wird gesagt: " Der Mensch darf weder sich selbst, noch einem anderen Schaden zufügen. (Ibn Mace, Ahkam, 17)
Die Schlussfolgerung hierbei ist, dass man Unrecht nicht mit Unrecht entgegnen kann. (Mecelle md. 19)
So wie dass es ist nicht erlaubt ist, weder sich selbst, noch jemandem anderen Schaden zuzufügen, so ist es auch nicht zulässig, Unrecht mit Unrecht zu erwiedern.
Man nimmt das Rechtswesen (z.B. die Juristen) in Anspruch, um die Ungerechtigkeit zu entschädigen.
Daraus lässt sich schlussfolgern, dass so etwas wie Masochismus nicht mit dem Islam und dem Moralverständnis eines Muslims vereinbar sein könnte. Wir sehen im Masochismus eine Perversion und ein vor allem auf lange Sicht gesehen destruktives und verstörendes Verhalten für die geistige und seelische Gesundheit des Menschen.
Der Islam erlaubt dem Menschen somit sich innerhalb der Grenzen der Ethik und des Erlaubten frei zu entfalten. Die Grenzen die der Islam setzt sind zum Schutz dieser Werte und zur Wahrung des Menschen gedacht. Die Einhaltung der göttlichen Gebote und Verbote schützt somit den Menschen hinsichtlich der geistigen, körperlichen und seelischen Gesundheit. Sie stellen in dem Sinne keinen Verlust dar, auch wenn sie im Volksmund manchmal als strenge Reglementierung wahrgenommen werden. Während der Mensch sich manchmal ungeduldig, impulsiv und unwissend nach etwas sehnt, nimmt er alles was ihn scheinbar davon abbringt als schlecht wahr. Dabei erahnt er nicht welch langfristige Schäden er durch sein eigenes Verhalten verursacht. Mit seiner unendlichen Weisheit und Barmherzigkeit stellt Gott uns Gebote und Verbote die uns davor schützen, sofern wir uns entscheiden ihnen Folge zu leisten. Diese Thematik sowie ähnliche Fragestellungen sollte man mit dieser Perspektive analysieren.
Selam & Dua
Fragenandenislam - Team
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Wie steht unsere Religion zur Neujahrsfeier? Aussagen zur Neujahrsfeier in Koran und Sunna
Wie zu allen Aspekten des Lebens ist es in solchen Belangen auch wichtig zu wissen, was unsere Religion gelobt und verbietet. Es gibt hierzu diverse Textstellen, die uns anleiten können. Hier sehen wir exemplarisch drei Auszüge:
Helft einander zur Frömmigkeit und Gottesfurcht, und helft einander nicht zur Sünde und Übertretung. Und fürchtet Gott. Gott verhängt eine harte Strafe. (Sura al-Māʾida 2)
Und sucht nicht eine Stütze bei denen, die Unrecht tun, sonst erfaßt euch das Feuer. Dann werdet ihr keine Freunde haben außer Gott, und dann werdet ihr keine Unterstützung erfahren. (Sura Hūd 113)
Er hat auf euch im Buch herabgesandt, ihr sollt, wenn ihr hört, daß Leute die Zeichen Gottes verleugnen und über sie spotten, euch nicht zu ihnen setzen, bis sie auf ein anderes Gespräch eingehen. Sonst seid ihr ihnen gleich. Gott wird die Heuchler und die Ungläubigen allesamt in der Hölle versammeln. (Sura an-Nisāʾ 140)
Wir sehen hier recht deutlich, dass Gott uns verbietet anderen in ihrem Verhalten zu ähneln, sofern dieses Verhalten sündhaft ist. Es obliegt uns, uns davon zu distanzieren und als Diener Gottes Abstand dazu zu halten. Mit anderen Worten könnte man vielleicht auch sagen, wir müssen durch unser Verhalten positiv auffallen und den Islam ausleben. Wenn also in diversen Kreisen die Sünde gefeiert wird, darf es nicht vorkommen, dass wir als Muslime und als Diener Gottes in solchen Kreisen untergehen und uns ebenso verhalten, so dass man uns schon gar nicht mehr als Muslime, sondern als Nichtmuslime wahrnimmt. Dieser Punkt wird in einer Überlieferung unterstrichen:
Wer sich einer jeglichen Gruppe angleicht, gehört zu dieser Gruppe. (Ebu Davud, Libas 4; Müsned V/50)
Die Überlieferung beschreibt wie, sozusagen auf sozialer und psychologischer Ebene, man sich zunehmend ähnelt, sofern man gemeinsam intensiv Zeit verbringt. Wie auch im Vers oben angesprochen, ist dies sogar wünschenswert, sofern diese Angleichung unsere Frömmigkeit fördert und zu Verhaltensweisen führt, die Gottes Fürsprache erregen. Wenn solche Angleichungen aber uns von Gott entfernen und unserer Seele schaden, sollten wir jene Kreise und Personen meiden. Denn ein Muslim denkt nicht nur an die diesseitigen Aspekte des Lebens. Für den Muslim ist die Ewigkeit und das Jenseits das eigentlich relevante bei der Entscheidungsfindung, daher denkt der Muslim auch immer an die diesseitigen und jenseitigen Konsequenzen. Dem Jenseits kommt dabei natürlich der Vorrang zu Gute. Mit dieser Maxime handelt der Muslim immer und bewahrt so seine Sittlichkeit und seinen Anstand. Das erlaubt ihm aber zu keiner Sekunde ein aggressives und herablassendes Verhalten an den Tag zu legen. Wenn der Islam Frieden ist, können wir dies nicht im selben Atemzug mit Wut, Hass und Argwohn proklamieren:
Und schmäht nicht diejenigen, die sie anstelle Gottes anrufen, damit sie nicht in Übertretung ohne (richtiges) Wissen Gott schmähen. So haben Wir jeder Gemeinschaft ihr Tun verlockend gemacht. Alsdann wird ihre Rückkehr zu ihrem Herrn sein, und Er wird ihnen kundtun, was sie zu tun pflegten. (Sura al-Anʿām 108)
Ferner muss man auch erwähnen und sich daran erinnern, dass mit dem Islam diverse Zeremonien, Symbole und Praktiken früherer Religionen enthoben wurden, während lobenswerte Sitten, Bräuche und Praktiken im Islam in einem neuen und schönerem Gewand einverleibt worden sind. Gewisse Praktiken und Symbole sind nämlich auch Identitätsmarker, das heißt sie machen eine Zugehörigkeit deutlich, wie z.B. der Gebetsruf in der Moschee. Eine Neujahrsfeier, ein Weihnachtsbaum oder ein Truthahn ist in der Hinsicht auch ein Symbol von nichtislamischen Kreisen und dahingehend ist es dem Muslim nicht gestattet an solchen Zeremonien oder Praktiken teilzunehmen. So würden wir anderenfalls den Kreis des Islams zunehmend verlassen und die nichtigen Religionen bestätigt haben bzw. sie angenommen haben. Der Gelehrte Ibn Haldun spricht dies auch an, indem er besagt dass im geschichtlichen Verlauf oftmals die Unterlegenen oder sich unterlegen Fühlenden, schleichend die Überlegenen nachahmen und ihnen nacheifern (İbn Haldun, Mukaddime, I/374-375).
Nicht zuletzt haben wir sowohl auf kultureller als auch auf religiöser Ebene teilweise große Defizite, wenn es um unsere Bräuche, Sitten und Zeremonien geht. So haben wir doch viele Gelegenheiten und Anlässe um uns gegenseitig zu beschenken (Ramadan, Opferfest etc.) und gemeinsam uns am Leben in einer sittlichen Art und Weise zu erfreuen. Daher sollten wir unsere eigenen Werte nicht vernachlässigen indem wir uns auf die andersartigen Werte und Sitten, die im Islam keinen Platz haben, versteifen und ihnen nacheifern. Denn Kultur und Religion sind insbesondere in unserem Fall eng mit einander verschweißt und kaum zu trennen. Eine Verzerrung von einen der beiden Aspekte des Lebens beeinflusst auch den anderen Aspekt und führt mehr oder weniger zu dessen Veränderung. Gewisse Symbole und Praktiken sind Veräußerungen jener Prägung, wie z.B. das Fasten am Ramadan. Wenn wir nun anfangen von dieser Linie abzuweichen öffnen wir Tür und Tor für kulturelle wie religiöse Erosionen.
Im islamischen Denken ist die Zeit das wertvollste Kapital des Menschen und dessen sinnvolle Nutzung ist sozusagen der Schlüssel zum Paradies. Wir sollten uns fragen, ob wir als Muslime unser Kapital sinnvoll genutzt haben werden, wenn wir auf den Straßen zur Nacht lauthals Feuerwerkskörper zünden.
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Wie kann man seine natürlichen Begabungen, oder die seines Kindes ermitteln?
Liebe Leserin, lieber Leser
zunächst ist dies ein Thema der jeweiligen Experten. Man sollte sich die Expertise der hierfür im Besonderem ausgebildeten Leute, zu Nutze machen. Die Eltern können nach ihrem Ermessen sich auf ein Gutdünken einigen und ihr Kind dementsprechend rechtleiten. Die Neigung eines Grundschülers zu Fächern wie Sozialwissenschaften oder Naturwissenschaften, kann z.B. mit gewissen Tests ermittelt bzw. beobachtet werden. Außerdem kann es im Bereich der Kapazitäten und Fähigkeiten eines Menschen viele wissenschaftliche Disziplinen geben. Es ist möglich sich für eine dieser, oder mehrerer Disziplinen zu entscheiden und das Kind in diesem Wege anleiten. Da die Personen, die das Kind am nähesten beobachten und betreuen die Eltern sind, ist es angemessen, dass sie ihre Beobachtungen mit den jeweiligen Experten teilen.
Ohne Zweifel, sollte man bei diesen Anleitungen die Nachwelt vor Augen halten. Das heißt, dass nicht nur die Entwicklung der weltlichen Kapazitäten, sondern auch die der nachweltlichen Kapazitäten stellenweise in der Hand des Menschen liegt. Der Mensch ist nicht etwa ein Roboter. Wir halten die unten folgenden Worte des Gelehrten Bediüzzaman Said Nursi an dieser Stelle für hilfreich:
"Dafür ist ein kleines, unter hundert Beispielen das folgende: Eine Mutter in ihrer selbstlosen Liebe wagt in ihrer Opferbereitschaft alles, damit ihr Kind im weltlichen Leben in keine Gefahr gerät und erzieht ihr Kind dementsprechend. »Mein Kind soll einmal General werden.«, sagt sie und opfert dafür ihr ganzes Eigentum, nimmt es von der Qur’an-Schule, schickt es nach Europa. Aber sie denkt nicht daran, dass das ewige Leben dieses Kindes in Gefahr gerät und bemüht sich statt dessen, es vor dem Gefängnis dieser Welt zu retten. Dabei zieht sie nicht in Betracht, dass es ins Gefängnis der Hölle fällt. So bewirkt sie, dass ganz im Gegensatz zu der Liebe, die ihrem Wesen entspricht, ihr unschuldiges Kind, später im Jenseits zu ihrem Ankläger statt zu ihrem Fürbitter wird. »Warum hast du mich nicht in meinem Glauben bestärkt?« sagt es dann, »und so den Grund zu meiner Verdammnis gelegt.« und es wird sie anklagen. Da es eine islamische Erziehung, in ihrer ganzen Bedeutung, nicht genossen hat, kann es auch der wunderbaren Liebe seiner Mutter nicht mit gebührender Pflichterfüllung entgegnen, sondern verstößt vielmehr häufig dagegen."
("Risale-i Nur. Kommentare zum Qur'an / Blitze: vierundzwangzigster Blitz, erste Anmerkung ff.")
Selam & Dua
Fragenandenislam - Team
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Obwohl wir manchmal genau wissen was wir tun und lassen sollen oder erahnen dass es falsch ist was wir machen, folgen wir trotzdem unseren Trieben und Gelüsten. Haben wir als Diener Gottes dann versagt?
um diese Frage zu erörtern müssen wir zunächst verstehen was den Menschen grundlegend ausmacht und wie seine Beziehung zu Gott aussieht. Dazu schauen wir uns entsprechende Verse an:
Wir haben den Menschen ja in schönster Gestaltung erschaffen, hierauf haben Wir ihn zu den Niedrigsten der Niedrigen werden lassen, außer denjenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun; für sie wird es einen Lohn geben, der nicht aufhört. (Sura at-tīn 3-6)
Der Mensch ist sozusagen die Krone der Schöpfung Gottes und daraufhin wird er immens herabgestuft, er kann jedoch seinen ursprünglichen Status sozusagen wahren indem er das Richtige und von Gott gewollte tut. Dieser Vers beschreibt die Schöpfungsgeschichte des Menschen und seinen Weg zu Gott. Es ist eine Prüfung die der Mensch zu Lebzeiten ablegt und hierbei geht es um Auf- oder Abstieg. Denn der Mensch ist ursprünglich bei Gott und der Himmel ist seine eigentliche Heimat. Er ist zunächst ohne Sünde. Somit ist er zu Beginn seiner Schöpfung auf der höchsten Stufe. Er wird aber in der Erde leiblich geboren und so beginnt seine Reise mit seinem irdischen Leben. Die Welt und das Diesseits ist im Vergleich zum Jenseits und zum Himmel unrein, sündhaft und mit Makeln übersehen. Wenn der Mensch die Krone ist, dann ist die Welt eine verregnete und dreckige Schlammpfütze in der er sich wiederfindet. Klar ist dass er zu Höherem bestimmt ist. Entweder findet er sich aber damit ab und begibt bzw. bleibt auf diesem Niveau oder er bestrebt den Willen Gottes und findet somit zu seinem ursprünglichen Glanz und seiner Heimat zurück. Der Mensch weist somit das Potenzial auf empor zu steigen oder aber auch ins Bodenlose zu fallen. Es ist vor allem die Beziehung zu Gott die diesen Werdegang des Menschen ausmacht:
Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem. (Sura al-Ḥuǧurāt 13)
Die Beziehung zu Gott wird vor allem durch die Frömmigkeit und Gottesfurcht des Menschen ausgemacht. Dabei zählt es nicht welche Farbe oder Form der Mensch hat, welchem Geschlecht er angehört, ob er reich oder arm ist. Das sind alles weltliche Etiketten, bei Gott zählt aber nur der Glauben und die Taten des Menschen, die er durch seine Frömmigkeit zum Ausdruck bringt:
An dem Tag, da weder Besitz noch Söhne (jemandem) nützen, außer, wer zu Allah mit heilem Herzen kommt. (Sura aš-Šuʿarāʿ 88-89)
Der Glauben und die Frömmigkeit sind also die bestimmenden Faktoren, die die Beziehung zwischen Gott und Mensch ausmachen, an der dann der Auf- oder Abstieg des Menschen bestimmt wird. Der Zweck des Menschen ist es letztendlich Gott zu dienen:
Und Ich habe die Djinn und die Menschen nur dazu erschaffen, daß sie Mir dienen. (Sura aḏ-Ḏāriyāt 56)
Die Beziehung zwischen Gott und Mensch ist gewissermaßen intim und privat denn jeder Mensch hat eine ganz eigene unverwechselbare Geschichte zu erzählen mit ganz unterschiedlichen Schwierigkeiten, Hoffnungen, Ängsten und Neigungen. Daher lässt es sich nicht generalisieren wer die Gunst Gottes erlangt und ob man Angst haben müsste weil man selber nicht so fromm ist wie ein anderer:
Gott erlegt keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag. (Sura al-Baqara 286)
Die Prüfungen die der Mensch also in seinen Lebzeiten zu Gesicht bekommt, sind auf ihn zugeschnitten und quasi so konzipiert dass er sie auch bestehen kann. Wir sind also mit dem befehligt was wir auch schaffen können und was wir eindeutig nicht erreichen können ist auch nicht Teil unseres Aufgabenbereichs. Für das was wir dann auch tun können aber bewusst unterlassen, gibt es keine Ausreden. Doch trotzdem erscheint der Mensch oftmals schwach und sündigt. Obwohl er solch eine ehrenvolle und große Aufgabe als Gottes Schöpfung und Diener hat, scheint er schon fast ignorant sein Leben zu führen und begeht quasi regelmäßig Fehltritte. Auch dies gehört zur Natur des Menschen:
Wir haben das anvertraute Gut den Himmeln und der Erde und den Bergen angeboten, aber sie weigerten sich, es zu tragen, sie scheuten sich davor. Der Mensch trug es - gewiß, er ist sehr oft ungerecht und sehr oft töricht. (Sura al-Aḥzāb 72)
Das Verkünden Gottes und die Aufgabe Gott zu dienen ist solch eine ehrenvolle und große Aufgabe dass nur der Mensch bereit ist sich dieser anzunehmen. Kein anderes Lebewesen ist so "qualifiziert" dazu Gott zu dienen und Gottes Willen zu vekündigen. Doch er ist sich der Gewalt dieser Aufgabe kaum bewusst und begreift dies nur mäßig, weswegen er immernoch in den Alltag hineinlebt und routiniert sein Leben lebt. Er ist vergesslich und abgelenkt. Gerade diese Natur ist es aber auch die es ihm überhaupt ermöglicht sich sozusagen an diese Aufgabe heranzuwagen, anders als der Rest der Schöpfung. Während der Rest der Schöpfung sich vor der anvertrauten Aufgabe scheut ist es der törichte und vergessliche Mensch der dies tut. Für den Menschen beginnt damit eine Art Kampf. Die Aufgabe, so wie auch die Konsequenzen von Recht und Unrecht sind groß. Der Mensch muss fotwährend sich seiner Aufgabe bewusst werden und gegen seine Triebe und Anlagen ankämpfen, die ihn von seiner eigentlichen Aufgaben als Diener Gottes wegführen können. Es geht dabei gar nicht darum keine Fehler zu machen, denn mit Fehltritten des Menschen ist zu rechnen, wie die Verse es andeuten. Denn die Anlagen und die Triebseele des Menschen verleiten ihn stets dazu bzw. er steht immer in dieser Versuchung:
Und ich spreche mich nicht selbst frei. Die Seele gebietet fürwahr mit Nachdruck das Böse, außer daß mein Herr Sich erbarmt. Mein Herr ist Allvergebend und Barmherzig. (Sura Yūsuf 53)
Jeder Mensch ist in dieser Hinsicht gleich und hat mit Gelüsten oder Versuchungen zu kämpfen, so spricht sich selbst der Prophet Hz. Yūsuf nicht frei davon. Der Frömmigkeit des Menschen stehen also die Versuchung seiner innersten Triebe und die Versuchung der Welt entgegen. Doch wie noch im selben Vers besagt wird, ist Gott allvergebend und barmherzig. Der Mensch darf also trotz vieler Fehler stets auf die Barmherzigkeit Gottes hoffen. Diese Eigenschaft Gottes ist stets präsent und absolut somit kann jeder Fehltritt des Menschen außer dem Unglauben vergeben werden:
Sag: O Meine Diener, die ihr gegen euch selbst maßlos gewesen seid, verliert nicht die Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit. Gewiß, Gott vergibt die Sünden alle. Er ist ja der Allvergebende und Barmherzige. (Sura az-Zumar 53)
Damit verspricht Gott den Menschen zu jedem Moment und gegenüber allerlei Fehlern Vergebung. Es herrscht sozusagen gar nicht die Erwartungshaltung dass der Mensch als Gläubiger ein fehlerfreies Leben führt. Wie in der Schule will der Lehrer schon fast dass die Schüler Fehler machen, damit daraufhin diskutiert werden kann und der Lehrer die Schüler anleiten kann. Es gehört zum Dasein des Schülers Fehler zu machen aus eben denen er lernen kann und darf. Durch Fleiß, Aufmerksamkeit und kontinuierliches Arbeiten erreicht der Schüler letztendlich aber das Ziel eine gute Note zu erzielen. Für den Lehrer ändert sich somit eigentlich nichts, er ist nicht auf den Schüler und seine Leistung angewiesen. Es ist aber das idealistische Interesse des guten Lehrers am positiven Werdegang der Schüler weswegen er sie fast unermüdlich begleitet und über die meisten ihrer Fehler hinwegsieht, wenn sie am Ende das Richtige tun und es auch zeigen. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch lässt sich in dieser Hinsicht recht gut mit der Beziehung des Lehrers zum Schüler vergleichen. Es ist keine zweckorientierte Beziehung und es ist auch kein Tauschgeschäft zwischen zwei Handelspartnern. Es ist die Gnade und Barmherzigkeit Gottes, die das menschliche Leben überhaupt erst ermöglichen entgegen aller Fehler. Der Mensch muss sich lediglich bemühen das Richtige zu tun und das beizubehalten und bei Fehlern muss er Buße tun und von seinen Fehlern lernen, damit er sie künftig nicht mehr begeht.
Dass der Mensch Fehler macht und sündigt kommt somit vor und ist gewissermaßen natürlich. Damit kann dies zwar nicht einfach schön oder weg geredet werden, es ist aber der größere Fehler zu denken, man sei frei von Fehlern und der unwürdige Abgrund der Menschheit weil man etwas getan hat was nach eigenem Ermessen ein großer Fehler war. Damit hat man die Barmherzigkeit Gottes missverstanden und begeht somit einen Fehler im Glauben, nämlich dass Gott die Tat nicht vergeben kann und die Sünde größer ist als die Barmherzigkeit. Der Aufruf zur Hoffnung seitens Gott ist nämlich oftmals als Imperativ geschrieben, es ist also ein Befehl Gottes nicht die Hoffnung zu verlieren und auf die Barmherzigkeit Gottes zu vertrauen. Unsere Fehltritte entfernen uns also nicht von Gott sondern bringen uns noch näher zu Gott:
Außer denjenigen, die nach alledem bereuen und verbessern, so ist Allah Allvergebend und Barmherzig. (Sura al-Āl-i ʿImrān 89)
Allah liebt die Reumütigen, und Er liebt die, die sich rein halten. (Sura al-Baqara 222)
Gottes Zuneigung gilt letztendlich nicht etwa denen die „perfekt“ sind sondern denen die um Buße und Reue flehen. Nicht zuletzt ist es das Ziel des Teufels den Menschen in Hoffnungslosigkeit und Missmut zu stoßen. Wenn der Mensch sich wegen solcher negativen Gefühle in die er sich ständig hereinsteigert von Gott abwendet, hat der Teufel sein Ziel erreicht.
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Was kann ich tun um einen früheren Fehler zu korrigieren und wieder Gottes Wohlwollen zu erreichen?
wenn man das Recht einer Person verletzt und Buße tun will, gibt es zwei Bedingungen:
Man muss auf eine Weise den Schaden wieder gut machen. Beim Diebstahl geht es dann darum, das Gestohlene zu erstatten. Die zweite Bedingung ist eine aufrichtige und inständige Reue der Tat. Beide Bedingungen müssen erfüllt werden. Wie Imam Ghazali auch sagte, wird eine Buße deren Bedingungen erfüllt ist definitiv von Gott akzeptiert. Eine akzeptierte Buße bedeutet die Vergebung der Sünden.
Manchmal verfallen die Menschen in solch extreme Selbstzweifel und hegen große Ängste gegenüber den Gedanken, die sie selbst produzieren. Ein Gedanke der definitiv falsch ist, ist es zu denken, dass man solch große Sünden begangen hat, die selbst Gott nicht vergeben kann. Es ist dem Muslim nämlich verboten, gegenüber der unendlichen Barmherzigkeit Gottes Zweifel zu hegen. Das ist eine Einflüsterung des Teufels. Es ist des Teufels größte Freude zu sehen, wie Menschen in Missmut und Verzweiflung verfallen, denn das ist der Sog, der einen in den tiefen Abgrund des Unglaubens stürzen kann.
In der Tat sollte jeder Mensch bei jeder Angelegenheit tief darüber nachdenken, dass bewusste Sünden einer Auflehnung gegen Gott gleichkommen und jeder Mensch soll die Tat bereuen und mit der notwendigen Buße sich fortwährend wie ein aufrichtiger Reisender in das Jenseits verhalten. Er sollte jeden Weg erkundigen und nutzen, der ihn näher zum Wohlwollen Gottes führt.
Prinzipiell steht jedem Menschen die Tür zur Buße und zur spiritueller Neufindung offen. Einige der größten Persönlichkeiten im Islam und wichtige Prophetengefährten haben vor dem Islam in Sünde und Barbarei gelebt. Ihre Herzen wurden aber mit dem Islam beehrt und sie haben mit großem Eifer nach dem Wohlwollen Gottes gelebt. Ihre früheren Fehltritte gehörten von nun an der Vergangenheit an, da sie fortwährend ein Leben in Gerechtigkeit und Anstand lebten. Dies soll auch uns ein Beispiel sein. Statt also dem Teufel eine Freude zu bereiten, indem wir in Missmut und Depression verfallen, sollten wir die Barmherzigkeit Gottes aufsuchen und aktiv Buße tun. Dabei sollten wir uns immer an diesen Vers erinnern und uns in dessen Obhut begeben:
Sag: O Meine Diener, die ihr gegen euch selbst maßlos gewesen seid, verliert nicht die Hoffnung auf Allahs Barmherzigkeit. Gewiß, Allah vergibt die Sünden alle. Er ist ja der Allvergebende und Barmherzige. (Sura az-Zumar 59)
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Zwischen Ehrfurcht und Hoffnung - Zwei essenzielle Kräfte im Glauben
Der Mensch, so wie er im Qurʾān angesprochen wird, hat sowohl Grund zur Freude als auch Grund zur Angst. An mancher Stelle wird ihm Entlohnung versprochen, während er an anderer Stelle bedroht wird. Angst und Hoffnung sind also zwei starke Triebfedern, die das Verhalten des Menschen formen. Angst und Hoffnung sind auch alltäglich. Menschen haben Angst vor Dunkelheit, verlassen zu werden oder vor Spinnen. Hoffnung kann auch viele Gesichter haben. Die Hoffnung auf einen neuen Job, Hoffnung dass die Liebe erwidert wird oder aber dass ein guter Film im Fernseher läuft. Angst und Hoffnung können also verschiedenste Formen annehmen doch lautet die Frage nun wie man Angst und Hoffnung im religiösen Sinne verstehen muss. Wie sieht Angst und Hoffnung bezüglich Gott aus?
Ḫauf und raǧāʾ sind die beiden Begriffe die man in religiösen Texten diesbezüglichen finden kann.
Ḫauf bedeutet "Angst, erschrecken, Ehrfurcht" und raǧāʾ bedeutet "Ambitionen, Hoffnung, Bitte, Wunsch".
Das ruhige Wasser ist nicht so schön wie das gewellte Meer. Die nach links und rechts schwingenden Äste zeigen mit dem Wehen des Windes eine schönere Aussicht als die ruhigen Bäume. Wir können den Wind nicht sehen, wenn wir ihn sehen könnten, könnten wir ihn wie ein welliges Meer beobachten.
Die harmonischen Schwingungen der Äste sind das Ergebnis der Winde die wie Wellen toben. Hier ist der menschliche Geist gleich dem welligen See, gleich dem Baum, dessen Äste schwingen. Engel sind wie ruhiges Wasser, stille Pflanzen. Der menschliche Geist ist den Wind ausgesetzt, welches eine Analogie zu seiner Prüfung im Diesseits ist. Das menschliche Herz ist unentschlossen, stets im Wandel.
Diese unaufhörliche Veränderung in der menschlichen Seele, diese intermittierende Fluktuation verleiht ihr eine gewisse Schönheit. Er bringt ihn zu einer Position über den Engeln. Die einzelnen Stoffe mit kontrastierenden Farben werden im Herzen zu einem einzigen Stoff zusammengenäht. Die Attribute des Schöpfers, Majestät und Schönheit zeigen sich im Herzen des Menschen und bringen das Herz und die Seele zur Vollkommenheit. Gewalt und Segen vereinen sich in ihm als Zustimmung.
Dieser Kontrast im Herzen führt zwei getrennte Schlüsse im Herzen hervor: Ehrfurcht und Hoffnung.
Eine art süße Angst: Das man vor Gottes Majestät, Gewalt und Größe Ehrfurcht empfindet... eine angenehme Hoffnung: Das man in Gottes Gnade, Segen und Darbietung stets hoffnungsvoll verbleibt...
Die Menschen, die die Weltliche Prüfung gewinnen, glauben an Gott mitsamt all seiner Eigenschaften, Handlungen und Namen. Während allgewaltige Namen Angst und Ehrfurcht in ihren Herzen erzeugen, erfüllen die wunderschönen Namen ihre Herzen mit Hoffnungen, Glückseligkeit und Zufriedenheit ...
Sie unterliegen einem doppelten Test, der als Gebote und Verbote bezeichnet wird. Gebot und Verbot kreuzen den Weg des Menschen und oft bleiben sie dabei zwischen Recht und Unrecht verunsichert. Gutes für Gott zu tun bildet eine rechtschaffene Tat, dem Bösen zu widerstehen bildet Frömmigkeit in Gottesfurcht. Wenn man rechtschaffene Taten vollbring öffnet sich das Tor zur Hoffnung, und wenn die Frömmigkeit in Gottesfurcht erlangt wird, öffnet sich das Tor zur Ehrfurcht. Beide Türen münden im selben Raum: im Paradies.
Ein Illustration aus der Schöpfung Gottes bringt uns diese Glaubenswahrheit näher:
In dem Mittelpunkt der Erde brennt das Magma wie ein Ofen. Oben wirft die Sonne meilenweit ihre Flammen. Und schließlich halten Menschen und Tiere, Meere und Wälder ihre Existenz zwischen diesen beiden Feuern aufrecht.
Der spirituelle Geist des Menschen verläuft auch zwischen den beiden Feuern: Triebseele („nafs“) und Satan. Angesichts dieses Bildes sollten die Menschen folgendermaßen nachdenken: Da mein Körper sein Leben zwischen Sonne und Magma fortsetzt; ist meine Seele immer noch gläubig, angesichts des Teufels und meiner Bösartigkeit. In diesem Fall gibt es keinen Grund, sich von Allahs Gnade die Hoffnung abzuwenden. Und da ich mich nichtmal für einen Moment von diesen beiden Feuern beruhigen kann, ist es unsinnig zu glauben, ich bin vor Gottes Pein immer sicher.
Ehrfurcht und Hoffnung sind die Eigenschaften der Gläubigen. Wenn es dem Geist entzogen wird, zeigt sich die Gefahr des Unglaubens. Eine Person, die keinen Angst hat, betritt einen Weg der Rebellion und das Ende dieses Weges ist die Gefahr, dem Unglauben ausgesetzt zu sein. Verminderte Hoffnung führt zur Verzweiflung. Und das ist eine anderer Weg, der letztendlich im Unglauben münden wird.
Einige der Verse im Qurʾān, sprechen von froher Botschaft und vom Paradies für die Gläubigen, während einige Verse die Ungläubigen mit der Hölle drohen und sie warnen. Wie das Herz im Rhythmus schlägt und still bleibt, erlangt der Mensch durch die Balance zwischen Ehrfurcht und Hoffnung Glückseligkeit.
Die Sure al-fātiḥa ist wie ein Index des Qurʾān, quasi eine Zusammenfassung oder Quintessenz des Qurʾān. Dort wird von Ehrfurcht und Hoffnung folgendermaßen gesprochen:
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. (Alles) Lob gehört Allah, dem Herrn der Welten, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tag des Gerichts. Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe. Leite uns den geraden Weg, den Weg derjenigen, denen Du Gunst erwiesen hast, nicht derjenigen, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht der Irregehenden!
Der Geist eines Gläubigen, der diese Sure liest, wandert zwischen Ehrfurcht und Hoffnung, auch wenn er es nicht bewusst fühlt.
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Ist man ein Moslem wenn man seine Eltern oder Kinder mehr liebt als Allah?
ein bewusster Gläubiger kann nichts mehr lieben als Allah (c.c.) und den Propheten (s.a.s.). Es ist jedoch nicht immer scheinbar möglich, das Maß richtig einzustellen. Aus diesem Grund sollte jeder Gläubige zumindest denken und beabsichtigen, dass er Allah (c.c.) und seinen Gesandten (s.a.s.) mehr als alles andere liebt.
Es ist eine Tatsache, dass das Lieben Allahs (c.c.) und seines Gesandten (s.a.s.) damit verbunden ist, sie genau kennenzulernen. Jeder, der an die ewigen Segnungen Allahs (c.c.) denkt, muss Allah (c.c.) in Ewigkeit lieben und ehren. Der Prophet (s.a.s.), der uns und der Welt Allah (c.c.), das ewige Leben im Paradies und die Auferstehung nach dem Tod vorstellt, berichtet auch von der Liebe zu Allah (c.c.) als Gewissenssache.
Beachten wir auch, dass die Menschen nicht immer an Allah (c.c.) und seinen Gesandten (s.a.s.) denken. Die Beschäftigung mit allerlei weltlichen Sachen kann dafür sorgen, dass das Bewusstsein des Menschen vernebelt ist und der Mensch nicht mehr in der Lage ist die Liebe und Ehrfurcht zu Allah (c.c.) gebührend zu zeigen. Diese Situationen schaden dem Glauben der Übeltäter zwar nicht, aber es bedeutet auch, dass das Bewusstsein des Glaubens vorübergehend deaktiviert wird.
Hier sind entsprechende Textstellen zur Thematik:
Wer mich nicht mehr liebt als seine Kinder, seinen Vater und allen Menschen, ist nicht wahrhaftig im Glauben. (siehe Kenzu'l-Umal, v. 70)
Sprich: Wenn eure Väter, eure Söhne, eure Brüder, eure Gattinnen und eure Verwandten, ein Vermögen, das ihr erworben habt, eine Handelsware, die ihr fürchtet nicht loszuwerden, und Wohnungen, die euch gefallen, euch lieber sind als Gott und sein Gesandter und der Einsatz auf seinem Weg, dann wartet ab, bis Gott mit seinem Befehl kommt. Gott leitet die frevlerischen Leute nicht recht. (9/24)
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Tu ich das Richtige, wenn ich jemanden immer zum Gebet ermahne?
zunächst muss zweifelsfrei bestimmt werden, dass diese Ermahnungen richtig sind:
Und befiehl deinen Angehörigen, das Gebet (zu verrichten), und sei beharrlich darin. (20/132)
Sein Umfeld und speziell seine Familie auf den Gottesdienst hinzuweisen ist also eine Pflicht für uns und ist damit eine gottesdienliche Handlung. Das Wohlwollen Gottes wird mit unermesslichen Gnadengaben dem entgegenkommen.
Der Ehemann erliegt vielleicht den teuflischen Versuchungen und Einflüsterungen im Umfeld. Vielleicht wiegt er sich auch in Vergesslichkeit und lebt nicht mit dem Bewusstsein, dass das Diesseits eine Prüfung für das Jenseits ist.
Andererseits muss man auch betonen, dass man schließlich auch keinen Ungläubigen zum Gebet befragt und ermahnt.
Zur Blütephase des Islams waren es lediglich die Ungläubigen, die ihren Gottesdienst nicht verrichtet haben. Nun gibt es auch viele Muslime, die in diesem Sinne fahrlässig handeln. Wir müssen also zunächst das Fundament erbauen, stärken oder reparieren, ehe wir von der Praxis sprechen.
Wenn wir in die Geschichte des Islams und speziell der Muslime schauen fällt eines schnell auf: Die Hochphasen der Muslime war immer auch mit einer Frömmigkeit und einer Gottesnähe verbunden. Wann immer sich Muslime im Herzen von Gott entfernten und ihren niederen Gelüsten verfielen, fielen sie auch als Gesellschaft.
Wir wollen diese Analyse an der Stelle nicht weiter vertiefen aber sie steht ganz im Einklang mit den ermahnenden Worten Gottes:
Es folgten dann nach ihnen Nachfolger, die das Gebet vernachlässigten und den Begierden nachgingen. So werden sie den Untergang finden, Außer denen, die umkehren und glauben und Gutes tun. Diese gehen ins Paradies ein - und ihnen wird in nichts Unrecht getan (19/58-59)
Vielleicht hilft dieses Beispiel: Damit ein Mensch ein „Schüler“ genannt werden kann, muss er sich in eine Schule einschreiben lassen. Dann ist er der Schüler der jeweiligen Einrichtung. Würde das aber reichen damit er auch Erfolg als Schüler hat? Kann er also als Schüler einfach machen was er will und positive Rückmeldung erwarten? Nein. Der Schüler muss alle Pflichten der Einrichtungen erfüllen und im Unterricht sowie in den Klausuren gut abschneiden und dafür muss er lernen. Das muss er kontinuierlich machen.
Für Muslime gilt dasselbe Prinzip. Es reicht nicht allein sich Muslim zu nennen. Mit Herz und Verstand muss man auch dahinter stehen und danach leben. Das ist der Punkt, wo der Mensch öfter mal schwächeln kann. Hier muss man ansetzen.
Wir müssen also kontinuierlich und beharrlich an uns selbst und unserem Umfeld arbeiten. Dabei müssen wir aber beachten, mit welcher Sprache und mit welchem Ton wir agieren. Wir müssen aber gut abwiegen, ob unsere wörtlichen Ermahnungen positiv oder vielleicht auch negativ aufgefasst werden. Wenn unsere Ansprechpartner auf wörtliche Ermahnungen negativ oder allergisch reagieren, sollten wir dies zunächst unterlassen. Wir sollten dann mit positivem Beispiel vorantreten und als Vorbild dienen. So ermahnt und motiviert man Menschen auch sehr gut.
Was man auch nicht vergessen darf ist das Gebet. Wir sollten stets für das Heil und den Glauben unserer Mitmenschen beten. Diese Sensibilität zu empfinden und Barmherzigkeit gegenüber den Mitmenschen zu empfinden ist zweifelsohne ein tugendhaftes und gottesdienliches Verhalten.
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Wo dürfen sich Geschwister hinschauen oder anfassen?
eine muslimische Frau darf neben ihren Sohn, Vater, Großvater, Bruder, Neffen, Onkel, Schwiegervater und Schwiegersohn mit dernen die Ehe ihr für immer verboten ist, ihre Haare, Kopf, Hals,Nacken, Armen am Ellbogen, ihren Füßen und Beinen unter den Kniescheiben offen lassen. Dafür gibt es Islam eine Erlaubnis. Der Koran sagt dazu:
Sprich zu den gläubigen Männern, daß sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen. Das ist reiner für sie. Wahrlich, Allah ist dessen, was sie tun, recht wohl kundig. Und sprich zu den gläubigen Frauen, daß sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren und ihren Schmuck nicht zur Schau tragen sollen - bis auf das, was davon sichtbar sein darf, und daß sie ihren Schal um ihre Kleidungsausschnitte schlagen und ihren Schmuck vor niemand (anderem) enthüllen sollen als vor ihren Gatten oder Vätern oder den Vätern ihrer Gatten oder ihren Söhnen oder den Söhnen ihrer Gatten oder ihren Brüdern oder den Söhnen ihrer Brüder oder Söhnen ihrer Schwestern oder ihren Frauen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen, oder solchen von ihren männlichen Dienern, die keinen Geschlechtstrieb mehr haben, und den Kindern, die der Blöße der Frauen keine Beachtung schenken. Und sie sollen ihre Füße nicht so (auf den Boden) stampfen, daß bekannt wird, was sie von ihrem Schmuck verbergen. Und wendet euch allesamt reumütig Allah zu, o ihr Gläubigen, auf daß ihr erfolgreich sein möget. (24/30-31)
Dementsprechend gilt folgendes zwischen Geschwister: Der Mann darf bei seiner Schwester bis auf den Bereich zwischen Kniescheiben und Brust sowie den ganzen Rücken, überall hinsehen. Bei den Bruder sind es die Kniescheiben bis zum Bauchnabel, die für die Frau nicht erlaubt ist.
Da zwischen den Geschwistern die Ehe auf ewig verboten ist, ist es zulässig falls nötig, nicht aus Lust, die stellen zu berühren die man sehen darf.
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Muss man unbedingt auf die Eltern hören? Sie haben teilweise völlig andere Pläne (z.B. in der Berufswahl) für mich und mein Leben
es ist nichts verwerflich daran, dass sie z.B. in der Berufswahl eine andere Linie verfolgen als die Eltern. Insbesondere dann, wenn ihre Eltern in diesen Sachen wenig Kenntnis haben und sie sich mit Experten ausgetauscht haben.
Die Eltern wollen im Normalfall niemals etwas Schlechtes für das eigene Kind. Sie glauben immer das Gute für das Kind zu tun. Daher sind die Kinder auch bei schwierigen Situationen verpflichtet mit Respekt und Zuneigung auf die Eltern zu reagieren.
Es ist wichtig, diese und ähnliche Angelegenheiten in Ruhe und im Dialog zu klären. Der Islam verbietet und verurteil es, gegenüber den Eltern ungehorsam und aufmüpfig zu sein. Solche Situationen können demnach nicht Anlass für Zwist und Streit sein.
Allah verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht gegen euch der Religion wegen gekämpft und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie gerecht zu behandeln. Gewiß, Allah liebt die Gerechten. (60/8)
Wenn sie dich bedrängen, Mir das beizugesellen, wovon du kein Wissen hast, dann gehorche ihnen nicht. Und geh mit ihnen im Diesseits in rechtlicher Weise um. Und folge dem Weg derer, die sich Mir reumütig zuwenden. Zu Mir wird dann eure Rückkehr sein, da werde Ich euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet. (31/15)
Wir werden also von unserem Schöpfer dazu ermahnt, stets mit Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu verwalten, auch wenn unser Gegenüber fehlgeleitet ist. Unsere Eltern gilt es also stets zu respektieren.
Gehorsam und Aufruhr sind zwei verschiedene Dinge. Solange es keinen Aufruhr gegen Gott gibt, werden wir ermahnt stets Gehorsam unseren Eltern gegenüber zu leisten. Also hören wir unseren Eltern in allen Dingen, die sich mit den Willen Gottes vertragen. Wenn unsere Eltern etwas fordern, was nicht vereinbar mit der Religion ist, gilt dieses Gebot nicht mehr. Trotzdem bleibt der Respekt, eine Anfeindung ist also nicht erlaubt.
Gott verfügt über das Herz. Zu ihm müssen wir flüchten. Die Liebe und das Gehorsam der Kinder ihrer Eltern gegenüber, wird möglicherweise ihre Herzen erweichen und sie auf den rechten Weg führen. Das ist schließlich das oberste Ziel.
Um es kurz zu machen: Wir sind die Meister für unseren Lebensweg und unsere Entscheidungen und nicht unsere Eltern. Respekt und Liebe gegenüber den Eltern ist aber eine religiöse Tugend und Pflicht und darf niemals weniger werden.
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Ist es angemessen, jemand anderen vor einer Sünde zu warnen, die ich selber begangen habe?
grundsätzlich ist es nicht erforderlich, dass derjenige, der andere auf den rechten Weg führt, keine Sünde begangen hat. Denn es gibt niemanden, der unschuldig ist, außer den Propheten. Es ist jedoch sinnvoll, die Einzelheiten dieser Angelegenheit in einigen Punkten kurz zu erläutern.
Es ist die Pflicht eines jeden, der gläubig und bei klarem Verstand ist, das Gute zu gebieten und das Böse zu verbieten.
Damit diese Pflicht für eine Person verpflichtend ist, muss sie jedoch positiv nützlich sein. Wenn es keinen Nutzen bringt, dann ist es nicht verpflichtend.
Dementsprechend ist es für eine Person, die nicht offen sündigt, zulässig, einer anderen Person einen Rat in einer Angelegenheit zu geben.
Eine Person, die keine Angst davor hat, eine Sünde öffentlich zu begehen, ist jedoch nicht verpflichtet, einer anderen Person einen Rat zu geben. Es wäre zum Beispiel lächerlich und nutzlos, wenn jemand, der ein Getränk in der Hand hält, zu einer Person, die trinkt, sagen würde: "Trink nicht, das ist haram".
Wenn er jedoch eine befugte Person ist, ist er verpflichtet, seine Durchsetzungskraft zu nutzen, um anderen das Trinken zu verbieten, weil es seine Pflicht ist und das Ergebnis der Durchsetzungskraft etwas Gutes hervorbringt.
Je nach den Gepflogenheiten der Gesellschaft kann es jedoch für den Ausübenden einer sehr leichten Sünde zulässig oder verpflichtend sein, eine andere Person auf eine schwere Sünde hinzuweisen.
So wäre es zum Beispiel nicht unpassend, wenn eine Person, die mal gelogen hat, eine Person abbringen wollen würde, zu stehlen. Ebenso sollte eine Person, die einen Mann mal geschlagen hat, verpflichtet sein, eine Person zu warnen und abzuschrecken, die versucht, einen Mann zu töten. (Vgl. Gazalî, İhyau Ulumiddin, 2/312-314)
Zusammengefasst bedeutet das: Nur weil man gesündigt hat, ist man noch lange kein gänzlich verdorbener und vollkommen vom Weg abgekommener Mensch. Wenn man aber Ratschläge erteilen will, sollte man ein gewisses Taktgefühl haben. Es ist nicht vielversprechend, Leute auf ein Thema anzusprechen, wo man selber ganz offenkundig anders handelt. So etwas kann auch das Gegenteil bewirken, nämlich dass die Person gegenüber einen nicht mehr ernst nimmt.
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Kann man wirklich seine Seele an den Teufel verkaufen?
der Ausdruck "seine Seele an den Teufel verkaufen“ bedeutet, dass eine solche Person keine Grenzen kennt und alles für ihren persönlichen Vorteil tun würde, wie Geld, Besitz, Ruhm usw. und dabei primär von seinen Trieben und Gelüsten gesteuert wird, ohne Rücksicht auf das Umfeld oder Verluste.
In der Tat ist der Verkauf der Seele an den Teufel nicht wie der Verkauf einer Ware an jemanden, sondern ein bildlicher Ausdruck. Er bezieht sich auf seelisch und moralisch korrupierte Menschen, die sich in den Dienst des Teufels stellen.
Es geht auch nicht darum, ob sie das bewusst tun und etwa "Satanisten" sind. Vielmehr geht es darum, was das Lebenswerk des Menschen ist und was er hinterlässt. Wenn der Mensch in seinem Leben nur Übel kennt, anderen Leid zufügt, das Leben auf dem Planeten zur Hölle macht und sein Umfeld vergiftet, dann wird der Teufel zweifelsohne auf ihn sehr stolz sein, weil das sind ja jene Dinge, die auch der Teufel begehrt. Ob dieser Mensch nun vom Teufel weiß oder nicht, spielt für diese Ergebnisse dann keine Rolle mehr.
Es sollte nicht vergessen werden, dass es sowohl dämonische Dschinn als auch dämonische Menschen gibt. Wenn also ein Mensch seine Seele an den Teufel verkauft, kann das bedeuten, dass seine Seele und Moral so weit korrupiert ist, dass er in seinem Handeln und Wirken praktisch keinen Unterschied mehr zu dämonischen Wesen darstellt. So ein Mensch braucht keine Hörner oder sonstige übernatürliche Erscheinungsformen. Solche Bilder kennt man eher aus Horrorfilmen und Volkserzählungen. Sie haben in aller Regel wenig bis gar nichts mit der Religion zu tun.
Rein faktisch im Hinblick auf die Lebensweise ist er jedoch nicht nur auf der Seite des Teufels, sondern ist darin auch so vertieft, dass er nicht mehr umkehren kann. So könnte man den Begriff "verkaufen" hier vielleicht verstehen, es könnte also so gemeint sein, dass jemand die Tür zur Buße endgültig für sich zugeschlagen hat und seinem Schöpfer endgültig den Rücken zugekehrt hat und daher vor sich nur noch den Teufel als Ratgeber, Freund und Mentor findet.
Und so hatten Wir für jeden Propheten Feinde bestimmt: die Satane (aus den Reihen) der Menschen und der Dschinn. Sie geben einander zum Trug prunkende Rede ein - und hätte es dein Herr gewollt, hätten sie es nicht getan; so überlaß sie sich selbst mit dem, was sie erdichten. (6/112)
Der Prophet (Friede sei mit ihm) sagte auch, dass „menschliche Teufel schädlicher sind als die Teufel aus den Reihen der Dschinn“ (vgl. Müsned, 5/165)
Diese Quellen zeigen uns ebenfalls, dass es durchaus möglich ist, dass der Mensch soweit in die Dunkelheit absteigt, dass man ihn mit einem Teufel vergleichen und so betrachten kann. Der Mensch hat also gleichermaßen die Kapazität in das Paradies aufzusteigen oder in die tiefsten Tiefen der Hölle abzusteigen.
Wahrlich, Wir haben den Menschen in bester Form erschaffen. Alsdann haben Wir ihn in die niedrigste Tiefe zurückgebracht, ausgenommen (davon) sind diejenigen, die glauben und Gutes tun; ihnen wird ein unverkürzter Lohn zuteil sein. (95/4-5)