FAQ Häufigsten Fragen zum Gottesdienst

1 Ist meine rituelle Waschung gültig, wenn ich ein Tattoo habe?

der Prophet (s.a.s.), der Veränderungen am natürlichen Aussehen des Menschen, der auf die schönste Weise erschaffen wurde, nicht begrüßte, verbot das Tätowieren sowie verschiedene Praktiken dieser Art; er erklärte, dass Allah die Frauen verflucht, die sich tätowieren und tätowieren lassen. (vgl. Buhari, Libas, 87; Müslim, Libas, 119-120)

Die Tatsache, dass derjenige, der eine Handlung begeht, von Allah verflucht wird, zeigt, dass sie verboten ist. Der Grund, warum in den Hadith-Texten zu diesem Thema nur Frauen erwähnt werden, ist, dass in der arabischen Gesellschaft, mehr Frauen tätowiert waren.

Es gibt keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, was die religiösen Vorschriften zum Tätowieren betrifft.

Al-Nawawī sagt, dass eine Tätowierung vom Körper entfernt werden sollte, wenn dies der Gesundheit nicht schadet. Wenn die Tätowierung nicht entfernt werden kann, weil die Operation den Körper schädigen oder ein entstelltes Aussehen hinterlassen würde, kann die Person Buße tun und von ihrer Sünde befreit werden. (Şerḥu Müslim, 14/106)

Wenn es für eine Person, die bereits eine Tätowierung hatte, möglich ist, diese schmerzlos entfernen zu lassen, sollte sie diese entfernen lassen; wenn dies nicht möglich ist (auch aus Geldmangel, wenn die Behandlung zu teuer ist), sollte sie die Tätowierung abdecken, sodass sie nicht sichtbar ist, um kein schlechtes Beispiel für andere zu geben, und sie sollte bereuen und um Vergebung bitten, damit sie es nicht wieder tut.

Die normale Gebetswaschung oder Ganzkörperwaschung (Ghusl), die er/sie durchführt, ist gültig, unabhängig davon, ob wir über Mann Frau sprechen. Mit dieser Waschung kann man alle Arten des Gottesdienstes verrichten.

2 Was bedeutet I'tikaf und kann man das zuhause auch machen?

zunächst wollen wir aufklären, was sich hinter dem Begriff „I’tikaf“ überhaupt verbirgt. Generell versteht man darunter eine gängige und wertgeschätzte religiöse Praxis in der man sich für einen Zeitraum zwecks spiritueller Reinigung und Besinnung zurückzieht. In aller Regel macht man dies in einer Moschee. Man verbringt also eine gewisse Zeit abgeschieden in einer Moschee und konzentriert sich auf Gottesdienste und meidet alle möglichen weltlichen Ablenkungen. Man kann es also auch als „Verbleiben an einem Ort zur spirituellen Besinnung und Zurückgezogenheit“ definieren oder übersetzen. Man könnte auch das Wort „Klausur“ bzw. „in Klausur gehen zur Andacht Gottes“ dafür nehmen. Es muss aber auch klargestellt werden, dass mit dem I’tikaf durchaus ein spezifischer Gottesdienst gemeint ist, während die oben genutzten Beschreibungen auch allgemeiner/abstrakter gelesen oder verstanden werden könnten. Nicht jede Form von spirituellem Rückzug erfüllt also auch die Bedingungen eines I’tikaf, wo es mitunter ja auch um den Verbleib an einem Ort extra für diesen Zweck geht.

Häufig wird der I’tikaf mit dem Ramadan in Verbindung gebracht und viele Menschen nutzen gerne die letzten 10 Tage des Ramadan dafür. Dies geht auch auf die Sunna des ehrenwerten Propheten (s.a.s.) zurück. Der I’tikaf ist aber nicht mit dem Ramadan begrenzt und kann auch außerhalb des Ramadan durchgeführt werden.

Frauen können sich ebenso in eine Moschee zurückziehen, sofern sie nicht verhindert sind für Gottesdienste (z.B. durch die Periode). Es gibt aber einige hanafitische Meinungen, demnach die Frau sich eher zuhause zurückziehen sollte.

Als Ort wird gemeinhin eine Moschee empfohlen und spezifischer auch eine Mosche, die eine Gemeinde zum Freitagsgebet hat. Wenn aber aus bestimmten Gründen (wie durch die derzeitige Pandemie) es nicht möglich ist, in eine Moschee zu gehen, kann man auch zuhause in einem entsprechenden Zimmer den I’tikaf vollziehen. 

Die Person, die sich in eine Moschee zurückzieht, lebt für diesen Zeitraum auch dort. Das heißt, sie isst, trinkt und schläft an diesem Ort. Es empfiehlt sich, an einem passenden Ort der Moschee so etwas wie ein kleines Zelt oder Vergleichbares aufzuschlagen. Man geht nur gezwungenermaßen (z.B. für die Körperhygiene) raus, aber sonst bleibt man in der Moschee. Man geht also für keine anderen Zwecke raus.  

Man kann auf verschiedene Art die Zeit im I’tikaf nutzen. Neben den üblichen Gottesdiensten, Rezitationen und der Huldigung Gottes („Dhikr“) kann man auch bildende religiöse Werke lesen zur geistigen Entfaltung. Es braucht keinen strengen und durchgeplanten Ablauf der einzelnen Tage, solange man die verbrachte Zeit dem ursprünglichen Ziel gemäß für die spirituelle Reinigung und Entwicklung nutzt.

3 Stimmt es dass Schlechter Adhan und Rezitation des Korans Grausamkeiten sind?

wir konnten keine Hadith-Quelle finden, die besagt: "Schlechter Adhan und Rezitation des Korans sind Grausamkeiten."

Einige der im Internet kursierenden Sprüche, die diese Bedeutung haben, sind keine Hadithe, sondern die Worte anderer Leute.

Generell stellt sich die Frage, was „schlecht“ in diesem Zusammenhang eigentlich bedeutet. Grundsätzlich muss es möglich sein, etwas nach bestimmten Kriterien und in Relation zu bewerten. Man muss also wissen, was „gut“ ist, um bestimmen zu können, was davon abweichend als „schlecht“ angesehen werden kann. Dies zeigt uns schließlich, dass der Adhan und die Rezitation des Korans grundsätzlich nur in einem Kontext bewertet werden können, und das ist der Gottesdienst in der Gemeinde. Denn zu Hause hat man keine Gemeindepflicht und kann letztlich nur so gut rezitieren, wie man kann. Es gibt keine Möglichkeit zum Vergleich und zum ersetzen. In der Gemeinde aber hat man die Pflicht, den Gottesdienst so gut wie möglich zu gestalten. Hier spielt es also durchaus eine Rolle, wie gut man vortragen kann bzw. wer in der Gemeinde am besten vortragen kann. Generell kann man also sagen, dass die fähigsten Personen im Gottesdienst in der Gemeinde vortragen sollten.

Seit der Zeit des Propheten (Friede sei mit ihm) wurden die Muezzine unter Leuten ausgewählt, die eine schöne und laute Stimme hatten, die den Heiligen Koran gut rezitieren konnten und die sich mit Musik auskannten. Es wird berichtet, dass der Prophet (Friede sei mit ihm) etwa zwanzig Personen den Gebetsruf lesen und hören ließ, und dass er die Stimme von Abu Mahzure unter ihnen mochte und ihn die Worte des Gebetsrufs lehrte.  (Vgl.  Darimi, Salat, 7)

In den Hadithen wird auch empfohlen, den Koran mit einer schönen Stimme zu rezitieren. Der Prophet (Friede sei mit ihm) schätzte diejenigen, die den Koran mit einer schönen Stimme rezitierten, und ernannte Bilâl-i Habeshi zum Muezzin, besonders wegen seiner schönen Stimme. Der Prophet (Friede sei mit ihm) sagte: "Schmückt und verschönert den Koran mit euren Stimmen." (Vgl. Buhari, Tevhid, 53)

der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) wies mit verschiedenen Worten und Praktiken auf die Bedeutung des Muezzinismus hin und forderte die Muezzine auf, ihre Aufgaben ordnungsgemäß zu erfüllen, die Menschen nicht zu stören und ihre Stimme nicht unnötig zu erheben. (Vgl. Tecrid Tercemesi, 2/567)

Insgesamt kann man also sagen, dass niemand davon abgehalten werden kann oder traurig darüber sein muss und ganz sicher keine Gräueltat begeht, wenn man nicht gut in der Rezitation ist. In der Gemeinde sollten aber diejenigen das Gebet leiten, die innerhalb der Gemeinde am besten oder zumindest gut genug rezitieren können.

4 ist mein Gebet ungültig wenn ich zu schnell die sajda mache?

diese Frage bezieht sich auf das, was wir als "Ta'dīl-i arkân" bezeichnen. 

Der Begriff, der sich aus dem Wort ta'dîl, das „begradigen, gerade machen, verbessern“ bedeutet, und dem Plural von rukn/arkân, der „der stärkste und stärkste Aspekt von etwas“ bedeutet, bezieht sich als rechtswissenschaftlicher Begriff auf die Verrichtung des Gebets und den Übergängen zwischen den einzelnen Phasen (stehend, gebeugt, sitzend) ohne Eile und in Ruhe.

Der ehrenwerte Prophet (Friede sei mit Ihm), der sagte: „Verrichtet das Gebet so, wie ihr es von mir gelernt habt“ (vgl. (Buhârî, “Eẕân”, 18), gab ein Beispiel dafür, das Gebet in Frieden und Ehrfurcht zu verrichten und seine Rituale ordnungsgemäß zu erfüllen, und wies auf die Bedeutung des Ta'dīl-i arkân hin (vgl. Buhârî, “Eẕân”, 122, 127; Müslim, “Ṣalât”, 193, 196; Ebû Dâvûd, “Ṣalât”, 154), indem er sagte: „Verrichte die Ruku und die Niederwerfungen vollständig“ (vgl. Buhârî, “Eymân”, 3), „Verrichte die Ruku und die Niederwerfungen schön“ (Vgl. Müsned, II, 234, 319, 505), „Wenn einer von euch beim Aufstehen von der Ruku und den Niederwerfungen seinen Rücken nicht vollständig aufrichtet, ist sein Gebet nicht gültig“ (vgl.Ebû Dâvûd, “Ṣalât”, 143), und er warnte diejenigen, die sich nicht daran halten.

Eine gute Faustregel zur Selbstkontrolle ist, dass man jede Phase des Gebets voneinander unterscheiden kann und sich zwischen den Positionswechseln genügend Zeit lässt, um mindestens einmal "Subhanallah" sagen zu können. Das garantiert, dass man nicht gehetzt und unruhig betet.

Wenn man jedoch bei der Verrichtung des Gebets in diesen Fragen nachlässig ist, muss das Gebet nicht nachgeholt werden. Sicher ist das Vernachlässigen der Form des Gebets einer gewissen Kritik würdig, aber die verrichteten Gebete sind gültig.

Man soll nie aufhören zu beten, weil man meint, man bete nicht schön genug. Das sind teuflische Einflüsterungen. Stattdessen sollten wir analysieren, warum wir vielleicht auf eine Weise beten, die nicht ideal ist. Vielleicht sind wir mit unseren Gedanken woanders? Vielleicht haben wir kein gutes Zeitmanagement und zu wenig Zeit für das Gebet? Vielleicht vergessen wir, welch großer Segen im Augenblick des Gebets auf uns herabkommt, und deshalb ist uns das Gebet gleichgültig geworden?

Solche Fragen kann man sich stellen, um über sich selbst nachzudenken, mit dem Ziel, im Gottesdienst besser zu werden. In solchen Fragen ist es grundsätzlich erlaubt, mit sich und anderen zu wetteifern. Aber das darf nicht vor dem Hintergrund geschehen, dass man sich selbst als hoffnungslosen Fall sieht und seine Gebete für sinnlos hält. Das freut am Ende nur den Teufel.