zunächst einmal ist festzustellen, dass der Ausdruck "Gott beleidigt" mit dem islamischen Anstand und der Moraltheologie unvereinbar ist. Denn das Wort Beleidigung impliziert Ungerechtigkeit und Unterdrückung, sowie einen Täter, der seinen Emotionen erliegt. Das kann nicht Gott sein. Stattdessen ist es angemessener, ein konkretes Beispiel zu nennen und darüber zu reflektieren, wie zum Beispiel: "Möge der Fluch Gottes auf den Unterdrückern liegen".
Wenn wir jedoch aufpassen, wird außer Abu Lahab kein Name einer Person genannt, die im Koran verflucht wird. Jedenfalls ist der Zweck des Korans, "nicht den Winzer zu schlagen, sondern die Trauben zu essen". Das soll also heißen, dass Flüche, Feindschaften und Hassgefühle niemals den Fokus des Glaubens darstellen und somit auch nicht weiter als irgendwie nötig erwähnt werden.
Diese Haltung des Korans ist eine Lehre für uns, dass es gegen den islamischen Anstand verstößt, Menschen zu verunglimpfen, indem man einzelne Personen identifiziert. Diese Ethik spiegelt sich auch im Leben des Propheten (Friede sei mit Ihm).
Aus diesem Grund ist es dem Islam zufolge nicht richtig, die Grausamkeit oder Blasphemie bestimmter Personen beim Namen zu nennen. Was vielleicht angegriffen werden sollte, ist der Akt der Unterdrückung und der Akt des Unglaubens. Es geht also um die Taten der Personen und nicht um Personen insgesamt.
Da eine Sache mehrere Ursachen hat, kann es sein, dass die mörderische Eigenschaft (die sich äußerlich in dieser Person widerspiegelt) nicht das Ergebnis der Verdorbenheit des Herzens ist, sondern vielleicht das Ergebnis einer äußeren Ursache. Auch dann kann man also nicht ohne Weiteres von der Eigenschaft auf den Menschen schließen und ihn so beurteilen. (Vgl. Sünuhat-Tuluat-İşarat, 28)
So wie ein barmherziger Arzt die Krankheit bekämpft und nicht den Patienten, sollten wir aus Mitgefühl und Barmherzigkeit die geistigen Krankheiten der Menschen bekämpfen und nicht ihre Persönlichkeiten.
Darüber hinaus sollten einige der Ausdrücke, die Gott gegen schlechte Handlungen, schlechte Ideen und schlechtes Verhalten verwendet, als Erklärung der Strafe verstanden werden, die ein solches Verhalten verdient, und nicht als "Fluch oder Vorwurf".
Der Ausdruck "Möge Gottes Fluch auf den Übeltätern ruhen" ist beispielsweise als Lehre zu verstehen, dass "die Eigenschaft des Übeltäters ein Verhalten ist, das die Menschen von der Barmherzigkeit Gottes abbringt".
Da der Heilige Koran in der von Menschen gesprochenen arabischen Sprache verfasst wurde, verwendet er natürlich die von seinen menschlichen Adressaten verwendete Terminologie. Die Existenz einiger dieser Ausdrücke ist ein Verweis auf die Regeln und Grundsätze der jeweiligen Sprache. Es ist also auch wichtig, sich mit solchen Fragestellungen philologisch also sprachwissenschaftlich auseinanderzusetzen. Jedenfalls sind einfache Übersetzungen von Texten in diesem Kontext manchmal irreführend.
Insgesamt kann man also sagen, dass die Ethik der Religion es verbietet, Menschen pauschal zu hassen und die jeweiligen Stellen im Koran, dienen nicht als Einladung dazu sondern verkünden die Gräueltat, die im Jenseits zur Strafe führt. Darüber hinaus liegen diese Deklarationen einzig und allein in der Verfügung Gottes. Sich in Gottes Angelegenheiten einzumischen wäre anstandslos.