Gesegneter als Tausend Monate – Die heilige Nacht der Bestimmung ("Laylatu-l-Qadr")

 

die für uns glanzvollste und erleuchtestende Nacht, ist die "Laylatu-l-Qadr" (Nacht der Bestimmung). Der einzig namentlich benannte Monat im Qurʾān ist der Ramaḍān und die einzig namentlich erwähnte Nacht ist die "Laylatu-l-Qadr" also die Nacht der Bestimmung. Der Schöpfer des Kosmos setzt seinen Propheten (s.a.s.) über die Würdigkeit und den Wert dieser segenreichen Stunden in Kenntnis. Dieser tugendreichen Nacht wird eine solch große Bedeutung beigemessen, dass eine Sura zur Schilderung der Wirkung der göttlichen Barmherzigkeit und der metaphysischen Ereignisse innerhalb dieser Stunden, herabgesandt wurde. Diese Sura ist die "Sura al-Qadr".

An einer anderen Sura wird die Heiligkeit dieser Nacht erwähnt, indem der Ausdruck "Laylatu-l-Qadr" gleich dreimal, in einer Sura, bestehend aus 5 Versen auftaucht. Folgendermaßen wird der Wert dieser Nacht sehr eindringlich geschildert:
Wahrlich, wir haben den Qurʾān in der Nacht der Bestimmung ("Laylatu-l-Qadr") herabgesandt. Weißt du was die Nacht der Bestimmung bedeutet? Die Nacht der Bestimmung ist gesegneter ("Ḫayr") als Tausend Monate (Sura al-Qadr, 1-3.)
Die angesprochenen metaphysischen Ereignisse werden zum Ende der Sura geschildert.
Die Engel und der Geist ("Ǧabrāʾīl”) kommen in ihr mit der Erlaubnis ihres Herrn hinab für jede Angelegenheit. Sie ist voller Segen und Heil bis zum Anbruch der Morgenröte. (Sura al-Qadr 4-5.)

Die wichtigste Eigenschaft dieser Nacht ist, dass der Qurʾān als die zeitlose Übersetzung des kosmischen Buchs, welcher der Welt der Menschen sowie die der Ǧinn Wohlstand verleiht, erstmalig in dieser Nacht der Bestimmung auf die Erde herabgesandt wird. Und später wurden dem Propheten Muḥammad (s.a.s.) als Adressat der Überlieferung nach Bedarf Verse oder Kapitel, über der Vertretung des Erzengels "Ǧabrāʾīl” herabgesandt.
Wieder ist es diese gesegnete Nacht, an dem der Mensch eine Gelegenheit erhält, die einen ewigen Wohlstand und ein gesegnetes Leben generiert. Ein Jemand der diese Nacht mit Gebeten, Huldigungen ( "Ḏikr”) und Bittgebeten ausfüllt, wird sich über ein Lohn erfreuen, den er als solches einzig in einer langen Lebenszeit von 80 Jahren erhalten könnte.

Zu diesem "göttlichen Fest und Tafel des Qurʾān" an dieser Nacht werden Engel und allen voran Ǧabrāʾīl, der die Überlieferung an den Propheten Muḥammad (s.a.s.) als Adressat des Qurʾān ("Rasūl") überbrachte, teilnehmen. Den Gläubigen, die über ein offenes Herz und eine Besonnenheit verfügen, werden Ausblicke aus diesen metaphysischen Ebenen gewährt. Das aufeinanderfolgende Herabsenden von Engeln bewirkt eine Art Druck im Diesseits. Das Diesseits wird sie sozusagen beengen. So werden sie die Gläubigen umstellen und sie die frohe Botschaft der Vergebung und Barmherzigkeit Gottes erfahren lassen. Diese heilige Einwirkung, die bis zum Anbruch der Morgenröte andauert, haucht  in den Herzen der Gemeinde des Propheten (s.a.s.) eine sich ausdehende Seelenruhe und Wellen des seelischen Wohlstands ein.
In dieser Nacht vernehmen wir den Jahrestag solcher glanzvollen Geschehnisse. Mit dem Wissen über das Vermögen, die Erleuchtung und den Segen dieser Nacht, ziehen wir Nutzen aus dieser glanzvollen Atmosphäre, die die Welt umstellt.

Welche Weisheit steckt hinter der Aussage "gesegneter als tausend Monate"?

Tausend Monate kommen etwa 83 Jahren, also einer Lebensdauer gleich. Es bietet sich hier die Gelegenheit, die spirituellen Ränge, die jene rechtgeleitete Menschen früher in einem ganzen Leben erreichten, nun in einer Nacht zu erreichen. Der Prophet (s.a.s.) berichtete seinen Gefährten über Jemanden der im Namen Gottes tausend Monate den bewaffneten Ǧihād betrieb, daraufhin wunderten sich die Gefährten und fühlten sich in ihren Glauben minderwertig. Hierauf wurde die Sura al-Qadr herabgesandt.
In einer anderen Überlieferung berichtete der Prophet (s.a.s.) seinen Gefährten über 4 Personen, die 80 Jahre lang ihre Gebete, ohne auch nur einmal zu sündigen, verrichteten. Die Gefährten, wunderten sich darüber. Ǧabrāʾīl (s.a.s.) wandte sich dem Propheten zu und sagte: "Oh Muḥammad, deine Gemeinde hat sich über das 80 jährige fromme Leben dieser einigen Leute gewundert. Allah hat zu dir etwas gesegnetereres herabgesandt". Dann rezitierte Ǧabrāʾīl (s.a.s.) die Sura al-Qadr und sagte: "Dies ist gesegneter als das worüber du und deine Gemeinde euch wundertet. (1)

Eine andere Überlieferung beschreibt, dass man den Propheten (s.a.s.) die Lebensdauer aller Gemeinden offenbarte. Als er sah, dass die Lebensdauer seiner Gemeinde kurz ist, dachte er über die Taten der Gemeinden, deren Lebensdauer länger ausfällt nach. Er fiel in Trauer, da seine Gemeinde mit ihren Taten bei solch einer kurzen Lebensdauer, sie (die anderen Gemeinden) nicht erreichen könnte. Daraufhin entsandte Gott entgegen der Trauer seines geliebten Propheten die Nacht der Bestimmung , die gesegneter ist als tausend Jahre der anderen Gemeinden. (2) Die Sura al-Qadr wurde auf diese Geschehnisse hin herabgesandt. Diese Sura ist eine Sura die die Trauer der Gefährten milderte.

Wie lässt sich der immense Nutzen dieser Nacht der Bestimmung erklären?

In der Tat, kann ein einzelner Ramaḍān, den Lohn einer ganzen Lebensdauer generieren. Dass die Nacht der Bestimmung, gemäß der Erwähnung im Qurʾān gesegneter ist als tausend Monate, ist hierfür ein einschneidender Beweis. Ein Sultan z.B. deklariert jährlich vielleicht beim Antreten seines Throns oder aufgrund einer anderen imposanten Darstellung seines Sultanats einen Feiertag. Er entgegnet zu diesem Anlass das Volk nicht mit den üblichen Gesetzen, eher würde er dem Volk auf persönlicher Ebene, seine besondere Zuneigung, Würde, Gesellschaft und Audienz gewähren. Der Sultan dieses Kosmos, allen anderen Kosmen und jeden erdenklichen Dimensionen, hat den Qurʾān al-Karīm als königlichen Erlass und Rechtleitung all dieser Dimensionen und Kosmen, am ehrwürdigen Ramaḍān herabgesandt. Sicherlich ergibt es sich aus der Weisheit Gottes, dass jenem Ramaḍān insbesondere ein göttliches Fest, eine himmlische Audienz, ein vielseits heiliger Monat zukommt. Sofern dieser Ramaḍān ein heiliges Fest ist, so ist es naheliegend den Menschen, um ihn von alltäglichen, instinktiven oder gar tierischen Beschäftigungen zu entreißen, das Fasten aufzuerlegen.

Warum ist es die Nacht der "Bestimmung"?

Die Nacht der Bestimmung ist eine Nacht der Vollmacht Gottes. Wie in der Sura al-Duḫān erklärt wird, werden die Gesetzesmäßigkeiten gemäß der göttlichen Bestimmung des Schicksals in dieser Nacht ausgesondert. In diesem Sinne nennen manche die Nacht der Bestimmung auch die Nacht des Schicksals. Da der Zustand jeglicher Materie im zeitlosen Schicksal bereits bestimmt ist, ist das Schicksal welches hier gemeint ist, das effektive Erfüllen des Schicksals und dessen Bestimmungen (3)

Das Wort "Qadr" beinhaltet hier auch die Bedeutung des Wortes "Tazyīq". Hier ist gemeint, dass in der Nacht der Bestimmung so viele Engel auf die Erde herabgesandt werden, dass die Erde kaum noch Platz für sie bietet. In einer Überlieferung wird hierauf hingewiesen und besagt, dass "die Anzahl der Engel die auf die Erde herabgesandt werden, höher ist als die Anzahl der Kieselsteine auf der Welt." (4)

So wie es viele verschiedene Überlieferungen dazu gibt, wann genau man der Nacht der Bestimmung innerhalb des Ramaḍān begegnet, so wird empfohlen, diese in den letzten 10 Tagen des Ramaḍān zu suchen. In manchen prophetischen Überlieferungen wird besagt, dass die Nacht der Bestimmung in der 27. Nacht des Ramaḍān aufzufinden ist. Diese Überlieferung z.B. deutet darauf hin, "Sucht sie in der 27. Nacht", lautet es dort. (5)
Im Lichte dieser Überlieferungen haben islamische Gelehrten in der Annahme, die Nacht der Bestimmung ist in der 27. Nacht des Ramaḍān zu finden, den Konsens erreicht, somit erleben die Muslime die 27. Nacht des Ramaḍān als Nacht der Bestimmung.
Daher versuchen die Gläubigen gemäß ihrer Möglichkeiten und Zeit die Nacht der Bestimmung bestmöglich zu verwerten. Sie sind bemüht diese Nacht nicht etwa mit Schlaf und Erholung zu verbringen denn in dieser Nacht wir das Rezitieren jedes Buchstaben des Qurʾān 30.000 fach entlohnt. Die Entlohnung anderer Bittgebete weist auch eine verhältnismäßig deutlich höhere Entlohnung auf.

Um die Nacht der Bestimmung bestens zu verwerten und von ihrem Segen zu profitieren, kann man Bittgebete verrichten, den Qurʾān rezitieren und Qurʾān-Kommentare bzw. Interpretationen ("Tafsīr") in Gebetsrunden vernehmen und darüber reflektieren. Man sollte Gott und den Propheten (s.a.s.) huldigen, Gebete verrichten und Gott demütig anflehen. Man kann die Armen speisen und Almosen ("Ṣadaqa") vergeben. Diese edlen Taten werden zwar zu jeder Zeit reichlich von Gott entlohnt, die Überlieferungen die beschreiben, wie dies zur Nacht der Bestimmung sogar noch weiter ansteigt, stellt nochmal eine besonders schöne Motivation dar.

"Wer gläubig ist, die Belohnung einzig von Gott erwartet und so in der Nacht der Bestimmung wach bleibt und die Nacht (mit Gebeten und Glaubenspraktiken) belebt, dessen vergangene Sünden werden vergeben." (6)

Wie sollte man in dieser Nacht beten?

Konkret kann man hier sicherlich ein schönes Gebet des Propheten Muḥammad (s.a.s.), welches wir durch die Frau des Propheten ʿĀʾiša (r.a.) erfahren, erwähnen:
"Allah (c.c.), du bist der Vergeber der Sünden, mit Freuden zeigst du Vergebung, so vergib auch mir"

Quellen (aus dem türkischen Raum):
1) Hak Dini Kur an Dili. 6:4592
2) Muvatta. ıtikâf:6
3) Duhan Suresi, 3.
4) Hak Dîni Kur'ân Dili, 9:5970.
5) Müsned, 2:27.
6) Buhari, Siyam: 71, Ibni Mâce, Dua

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