Warum bzw. wie lassen wir Menschen uns in Glaubensangelegenheiten täuschen?

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Warum bzw. wie lassen wir Menschen uns in Glaubensangelegenheiten täuschen?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

schon seit Anbeginn der Menschheit existieren zwei zueinander gegensätzliche Wege (Geisteshaltungen), die sich bis heute unvereinbar konträr weiter entwickelt haben. Es nahm seinen Anfang mit dem ersten Menschen Adam (a.s.) und wird bis zum jüngsten Tag so seinen Verlauf haben. Eines dieser Wege ist der rechtgeleitete Glaubensweg, wo hingegen der andere Weg ein Weg des Unglaubens und der Verwirrung ist. Betrachten wir diese Geisteshaltungen mal ganz Objektiv, also ehrlich und gewissenhaft, so werden wir feststellen, dass alle Schönheiten, das Gute und die Tadellosigkeit, sowie Wohlbehagen und Glückseligkeit auf dem Glaubensweg vorzufinden sind. Während hingegen Scheußlichkeit, Schlechtigkeit, Zerstörung, Unrecht und Missbrauch auf dem Pfad des Unglaubens anzutreffen sind.

Diese in der Außenwelt vorhandene Polarisierung und Gegensätzlichkeit, kommt ebenfalls auch in der Gefühlswelt der Menschen in Form emotionaler Kontroversen zum Vorschein. Während das Herz, der Verstand und das Gewissen eines Menschen ihn zum Glauben (an den Einen Gott) anspornen, wird dieser wiederum von seinem Ego, seinen Gefühlen, Begierden und Wahn zur Leugnung dessen getrieben. Die Innenwelt (Psyche, Seele) des Menschen ist somit eine immerwährende Bühne dieser Meinungsverschiedenheiten. Je nach dem, welcher dieser Sinnesrichtungen dominiert, wendet sich der Mensch dieser zu und beginnt dessen Weg zu bewandern. Nachstehend werden die relevantesten Gründe erwähnt, die einen Menschen zur mentalen Abart anhalten und im Weiteren verlauf zum Unglauben führen.

1. Unwissenheit

Seit der Historie bis zum heutigen Tage ist die Unwissenheit an oberster Stelle der Ursächlichkeiten die einen Menschen zum Unglauben führen. Selbst bei einem Wissenschaftler, der nicht an die Existenz seines Schöpfers glaubt, ist die Unwissenheit der Hauptgrund für seine Gottlosigkeit. Die hier gemeinte Unwissenheit bezieht sich primär auf die beschränkte und oberflächliche Denkweise, in der das tiefgründige Nachsinnen über die Entstehung der Materie ausbleibt. Eines der Gründe für die Unwissenheit ist die unüberlegte Ahnentreue und blinde Nachahmung der Stammväter. Diese unbedachte Ahnentreue samt den irrsinnigen Glaubensansichten der Vorfahren innerhalb der Volksgemeinschaften, stellten für die Gesandten Gottes nahezu unbezwingbare Hindernisse dar. Fast jeder Prophet hatte bei seiner Berufung, seine Volksgemeinschaft zum Glauben an den Einen Gott einzuladen, mit solchen mächtigen Beeinflussungen zu kämpfen. Im edlen Qur´an ist dieser Sachverhalt ausgedehnt thematisiert und deren Falschheit betont.
„Und wahrlich, dem Abraham gewährten Wir bereits zuvor Rechtleitung; denn Wir kannten ihn wohl. Als er zu seinem Vater und seinem Volke sprach: "Was sind das für Bildnisse, die ihr da verehrt?", Sagten sie: "Wir fanden, dass bereits unsere Väter sie verehrten." Er sprach: "In der Tat, ihr und euere Väter seid in offenkundigem Irrtum." (21,52-54)
„Ihre Gesandten sprachen: "Gibt es etwa einen Zweifel an Allah, dem Schöpfer der Himmel und der Erde? Er ruft euch (in der Absicht), euch eure Sünden zu vergeben und euch bis zu einem bestimmten Termin Aufschub zu gewähren." Sie aber antworteten: "Ihr seid nur Menschen wie wir. Ihr wollt uns von dem abwendig machen, was unsere Väter verehrten. Bringt uns einen deutlichen Beweis!" (14,10)


2. Selbstherrlichkeit und Stolz (Hochmut)

Der zweitwichtigste Grund dafür, dass die Menschen nicht zum Glauben finden ist die Überheblichkeit. Dieser schlechte Charakter hatte bereits den Satan zu jener Zeit vom rechten Weg in die Irre geleitet und ihn somit von der Barmherzigkeit Gottes ausgeschlossen. Stolz ist Vermessenheit und das Gefühl sich anderen gegenüber zu erhöhen. Das Gefühl von Stolz und ihr eigentlicher Platz gehören dem Gläubigen, der im Namen Gottes allen Ungläubigen und Leugnern gegenüber erhaben, stark und sicher ist. Dem Gottgläubigen, der bemüht ist die Ehre und die Achtung des Glaubens und des Gläubigen zu wahren und (außer vor Allah) sich vor niemanden beugt.

Jedoch aus Unachtsamkeit und Sorglosigkeitsgründen (Falschanwendung) kann dieses Gefühl die Menschen vom rechten Weg abbringen und zum offenkundigen Feind Gottes und Seines Propheten (sav) erklären. König Nimrod und der Pharao waren so voller Stolz und Selbstherrlichkeit, dass ihre Überheblichkeit sie dazu angehalten hatte sich als Gott verehren zu lassen, wodurch sie sich mit Allah gleichsetzten, bzw. sich Ihm gegenüber überlegen dachten. Genauso auch die Anmaßung von Ebu Cehil (Abu Djehl), dem Onkel des ehrenwerten Propheten Muhammad (sav), die ihn antrieb zu denken, dass er etwas Besseres sei als sein Neffe (sav). Die Geschichte lehrt uns abermals wozu diese schlechten Tugenden führen und wie sie letztlich enden.

3. Fehldeutung der Gefühle

Ein weiterer bedeutsamer Grund, der einen Menschen in die Irre und folglich zum Unglauben führen kann, ist die Fehleinschätzung von Emotionen. Das Interpretieren von Gefühlen ist mit der Lichtbrechung durch Wasser zu vergleichen. So, wie die Lichtstrahlen beim auftreten auf die Wasseroberfläche gebrochen und ab- und umgelenkt werden und dadurch Gegenstände im Wasser unscharf und oder versetzt wahrgenommen werden, genauso ist das auch mit den Empfindungen. Dementsprechend zu urteilen und zu handeln wäre nicht rational. Es gibt sehr viele Gründe, die einen Menschen zur Abkehr von Gott und somit zum Unglauben führen. Einige der wichtigsten sind nachfolgend aufgelistet:

a) Sich immerwährend mit materiellen (weltlichen) Angelegenheiten zu Beschäftigen entfernt einen Menschen von der Spiritualität und führt dazu, dass dieser im Verlauf gegenüber Glaubenswahrheiten kein Verständnis mehr hervorbringen kann.

b) Gott mit seinen erschaffenen Geschöpfen zu vergleichen ist ein weiterer wichtiger Grund, der zur Täuschung und somit zur Leugnung führt. Gott ist der Erschaffer des Universums. Wir alle und alles seiende sind seine Geschöpfe und sein Eigentum. So wie ein Künstler niemals seinem Kunstwerk gleicht, genauso auch entspricht keinesfalls der Allmächtige Gott als Meister dieses Universums irgendeinem seiner erschaffenen Geschöpfe.

c) Aufgrund der Komplexität und der Unbegreifbarkeit einiger Bereiche des Glaubens diesen zu verneinen. Das Wissen um die Existenz eines Objektes oder Gegenstandes besagt nicht, dass man das Objekt oder den Gegenstand und seine Beschaffenheit kennt. Im Universum gibt es sehr viele Dinge, um deren Existenz wir bescheid wissen, aber dessen Wesen und Beschaffenheit uns noch fremd sind. So wie unsere Unkenntnis keinen Grund darstellt diese existierenden Objekte zu Leugnen, genauso ist es auch für uns kein Anlass aufgrund unserer Unkenntnis die Existenz Gottes, der Seiner Engel, die des Paradieses und der Hölle zu dementieren.

d) Des Weiteren sind die Ungläubigen in der Überzahl. Obendrein sind viele Ungläubige im Geiste Verbündet, weil ihre Argumente gegen Gott und den Glauben fast identisch sind. Viele Menschen orientieren sich nach der Mehrheit (Herdenverhalten), obwohl die Richtigkeit und die Bedeutung einer Sache nicht in der Vielzahl liegt. Jeder weiß zwischen Qualität und Quantität zu unterscheiden mit Lehrsprüchen, wie z.B.: „Klasse statt Masse“. Wenn die Herrschaft nach der Mehrheit gelten würde, dann müssten die Tiere das Sagen haben weil sie im Vergleich zum Menschen in der Mehrzahl sind. Die Realität lehrt uns, dass der Mensch über allen anderen Lebewesen steht und das bestimmt nicht wegen ihrer Mehrzahl.

e) Ein weiterer Grund ist der Stolz, der einen nicht erlaubt einen Wissenden zu kontaktieren. Bei einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung bezüglich einer Thematik besitzt die Meinung von Leuten die nicht vom Fachbereich sind überhaupt keine Wertigkeit. Also ersucht man Hilfe bei einem Experten, der in der Materie sehr bewandert ist. z.B.: Ein Ingenieur und ein Naturwissenschaftler debattieren über ein medizinisches Problem. Da beide nicht vom Fach sind besitzen ihre Urteile diesbezüglich keine Wertigkeit, auch wenn sie in ihren Fachbereichen sehr professionell sind. Sie sind gezwungen einen Mediziner zu konsultieren, sei es auch nur ein Medizin Student. Die Aussage, bzw. Diagnose des Medizin Studenten hat im Hinblick auf diese Angelegenheit mehr gewicht, als die des Ingenieurs und des Naturwissenschaftlers. Dieses Beispiel gilt ebenfalls für die mentale Welt. Demgemäß ist die Aussagekraft eines permanent weltlich orientierten Gottvergessenen Menschen in Bezug auf die Existenz Gottes ungenügender als die eines spirituellen Gottgläubigen frommen Menschen. In der Regel gibt es sehr wenige Menschen, die sich ausgiebig mit dem Glauben/Religion auseinandergesetzt haben und schlussendlich nicht gläubig sind. Die Meisten Leute, die die Gegenwart Gottes dementieren, haben nie nach Gott gesucht, bzw. Ihn nie in form von Gebeten gerufen. Somit können wir sagen, dass die Leugnung Gottes seitens Ungläubiger, also Menschen ohne Glaubenspraxis, in Angesicht der Wirklichkeit überhaupt keine Gewichtung besitzt und somit keine Orientierung bietet. Laut islamischen Quellen gab es seit Anbeginn der Menschheit etwa 124 Tausend Propheten und Abermillionen glaubensgelehrte Heilige und Geistliche, die in Glaubensthemen sehr bewandert waren und noch sind. In Glaubensangelegenheiten gelten deren Erklärungen.

4. Den Sünden untertänig sein

Jede begangene Sünde lädiert das Herz und die Seele eines Menschen, wodurch diese verkrusten und das Glaubenslicht eintrübt. Beharrt ein Mensch auf seinen Sünden, so schwärzt und verhärtet sich sein Herz und seine Seele so enorm, dass gar kein Glaubenslicht mehr vom Herzen und der Seele aufgenommen, bzw. reflektiert werden kann. Aus dieser Sicht beinhaltet jede Sünde ein Pfad zur Verdammnis. Wenn die begangenen Sünden nicht umgehend durch Aussöhnung geläutert werden, wird das Herz und die Seele ganz umschwärzt und ummantelt, somit wird jeder mögliche Weg zur Rechtleitung/Gottglauben ausradiert.

Fragen an den islam

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